Das Ende des 11-monatigen Bärenmarktes - US-Inflationsrückgang zündet Feuerwerk - Seite 2
Abbildung 1: Erwartetes US-Leitzinsniveau
Und wenn das Zinsniveau nicht erst bei 6%, sondern schon bei 5% ausreichen sollte, die Inflation einzufangen, dann schwindet auch die Angst vor einer scharfen Rezession. Vielleicht gelingt der Spagat und die US-Wirtschaft kommt mit einem Konjunkturabschwung, schlimmstenfalls einer leichten Rezession davon.
Aufgrund dieser einen Ziffer, 7,7% Inflation statt erwarteter 8,0%, schossen die Aktienmärkte weltweit nach oben. Der Dow Jones legte allein letzten Donnerstag um 3,7% zu, der Nasdaq sogar um 7,3%. Der DAX schoss um 3,4% nach oben und konnte dieses Niveau am Freitag halten, obwohl der Freitag veröffentlichte VPI für Deutschland eine Inflationsrate von 10,4% für Oktober anzeigt (nach 10,0% für September).
Die Renditen vor Staatsanleihen sind in den USA am Donnerstag stark gefallen. Bei der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe brach die Rendite binnen weniger Minuten von 4,16% auf 3,82% ein.
Seither sprang der US-Dollar Wechselkurs um 3% auf 1,025 USD/EUR. Wenn die Zinsen in den USA künftig langsamer steigen, wird der Zinsvorteil der USA gegenüber dem Euro nicht mehr so stark ausgeweitet. Die Wende am Devisenmarkt hin zu einem stärkeren Euro für die kommenden Monate, die ich Ende Oktober im Heibel-Ticker punktgenau unter "US-Dollar am Wendepunkt" angekündigt hatte, nimmt Form an.
Und, ebenfalls wie von mir angekündigt, der Goldpreis ist gestern um 3,4% angesprungen. Wenn Jay Powell sein Tempo der Zinserhöhungen drosselt, wächst wiederum die Gefahr, dass sein Vorhaben, die Inflation einzudämmen, scheitert. Entsprechend ist der sichere Hafen des Goldes als Alternative zu unserem Papiergeld am Donnerstag wieder angesprungen.
Am Aktienmarkt können insbesondere Industrieaktien (+12%) zulegen, angeführt von Pfeiffer Vakuum mit +26% und Heidelberger Druck mit +30%. Die Industrie gilt als besonders konjunkturanfällig und profitiert von den gesunkenen Rezessionsängsten.
Fast genauso stark, wenn auch aus anderem Grund, profitieren die Technologieaktien mit +11,8%. Hier sticht Delivery Hero mit +27% hervor. Wachstumsunternehmen werden aufgrund der in der fernen Zukunft erwarteten Gewinne bewertet. Diese werden stärker abgewertet, je höher das Zinsniveau liegt. Wenn die Zinsen nun nicht mehr so stark ansteigen, profitieren Wachstumsunternehmen.
Mit einem Plus von "nur" 4,7% bildet die Chemiebranche das Schlusslicht letzter Woche. Offensichtlich ließen sich die Preise für Grundstoffe besonders leicht erhöhen, während die Produktionskosten erst mittelbar die Inflation zu spüren bekommt.
Dies war ein Teil aus unserem wöchentlichen Börsenrückblick. Die komplette Ausgabe mit den folgenden Themen gibt es unter https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/2034#ch01
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Neun Updates habe ich letzte Woche zu unseren Portfoliotiteln geschrieben. Wir haben einen Biotech-Titel verkauft, einen Ölkonzern ins Portfolio geholt, Quartalszahlen einer Versicherung, eines
Bauunternehmens sowie eines Pharmaunternehmens kommentiert, die Vorgänge im Kryptomarkt ausführlich erläutert und vieles mehr. Bitte versäumen Sie daher die Updates nicht.
Die Leserfragen drehen sich um einen Vergleich zwischen Stanley Black & Decker mit Snap-On, um den Schweizer Franken als Absicherung und um eine Einschätzung zu Big Tech.
Ich wünsche eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
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