"Fat Finger"
Citi-Händler löst Flash-Crash in Europa aus, ignoriert Hunderte Warnungen
Die US-Großbank Citigroup hat eine Millionenstrafe zahlen müssen, weil ihre Sicherheitssysteme nicht ausgereicht haben, um einen massiven Handelsfehler zu verhindern. Was ist geschehen?
- Citigroup zahlt Millionenstrafe wegen Handelsfehler
- Händler gab versehentlich 444 Mrd. $ Auftrag
- Kontrollmängel bei Citigroup trotz Warnungen
Die britischen Regulierungsbehörden haben die US-Großbank Citigroup mit einer Geldstrafe von insgesamt 78 Millionen US-Dollar (72 Millionen Euro) belegt, nachdem ein gravierender Fehler eines Londoner Händlers am 2. Mai 2022 zu einem kurzzeitigen Markteinbruch geführt hatte.
An jenem Tag, einem Feiertag im Vereinigten Königreich, verursachte ein Fehler in der Eingabe eines Händlers massive unbeabsichtigte Aktienverkäufe, die einen Crash am europäischen Aktienmarkt auslösten. In dem Flash-Crash wurden zeitweise 300 Milliarden Euro an Marktwert ausgelöscht. Der Vorfall ereignete sich, als der Händler in der Delta One Abteilung von Citigroup, die institutionelle Investoren, Unternehmen und Hedgefonds betreut, den Wert eines Aktienkorbs versehentlich in das Feld für die Stückzahl eingab.
Eigentlich hatte der Händler einen Aktienkorb im Wert von 58 Millionen US-Dollar erstellen wollen, gab aber stattdessen versehentlich diese 58 Millionen in das Mengenfeld ein und erstellte so einen gigantischen Korb im Wert von 444 Milliarden US-Dollar, der 349 Aktien aus 13 verschiedenen Ländern enthielt. Solche durch menschliches Versagen oder sogar durch Algorithmen getätigte Transaktionen werden auch als "Fat Finger" bezeichnet.
Die Systeme des Wall-Street-Giganten lösten sofort Hunderte von Warnungen aus – nach Informationen von Bloomberg sage und schreibe 711 davon – und verhinderten schließlich, dass einige, aber nicht alle, Transaktionen durchgeführt werden konnten. Dennoch wurden Aktien im Wert von etwa 1,4 Milliarden US-Dollar an den europäischen Börsen – von Deutschland über Frankreich bis hin zur Schweiz – verkauft.
Kontrollmängel
Die Bank of England und die Financial Conduct Authority (FCA) stellten in einer Untersuchung fest, dass der primäre Auslöser für die Talfahrt ein Eingabefehler des Händlers war. Aufgrund von Kontrollmängeln bei der Bank wurden die fehlerhaften Aufträge jedoch dann ausgeführt, und nicht vollständig storniert.
Die Regulierungsbehörden wiesen darauf hin, dass Citigroup wiederholt Feedback zur mangelhaften Qualität seiner Handelskontrollen erhalten hatte. Trotz der Sofortmaßnahmen, die daraufhin ergriffen wurden, wie die Anpassung der Schwellenwerte für Handelsblockaden und die Einführung robusterer Systeme, blieben schwerwiegende Lücken bestehen.
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Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion