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Willkommen bei uns Scharlatanen! - Seite 3
Dazu ein Beispiel: Wenn sich ein oder mehrere große institutionellen Anleger dazu entschließen, ihre meist sehr großen Positionen an einer Aktie nach einem starken Aufwärtstrend in den Markt zu drücken, so wird dies nicht auf einmal geschehen. Sonst würde es zu einem starken Kurseinbruch kommen. Die Verkäufe werden daher langsam und vorsichtig erfolgen. Das führt dazu, dass die Umsätze ansteigen, während gleichzeitig die Trendbewegung abgewürgt wird. Und genau so entstehen typische Umkehrformation in den Charts, die immer wiederkehren (wie z.B. eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation, SKS). Das gleiche gilt für viele andere Fälle – z.B., wenn eine Aktie auf die Einkaufsliste der institutionellen Anleger gerät oder von der Masse der Anleger entdeckt wird.
Also nicht Gottes Plan ist es, der die Kurse bewegt, sondern menschliches Handeln. Die Kursmuster haben somit einen ganz praktischen Hintergrund. Aber wie schon Mark Twain feststellte: „Geschichte wiederholt sich nicht. Sie reimt sich nur.“ Und so ist der weitere Kursverlauf nach bestimmten Chartmustern nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit vorherzusagen. Und genau mit diesen Wahrscheinlichkeiten beschäftigt sich die Charttechnik – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Kennen Sie die beiden Haupttreiber für die Börsenkurse?
Die menschlichen Handlungen an der Börse entspringen jedoch nur selten rein rationalem Denken. Sie haben stets psychologische Triebfedern. Und dahinter steckt eine Gesetzmäßigkeit. Womit ich schon beim zweiten Punkt bin – der Frage nach den theoretischen Hintergründen der Charttechnik. Denn der Charttechniker hat zweifellos – anders als es der Autor suggeriert – eine theoretische Basis für seine Muster.
Diese Chartmuster sind keineswegs einfach nur irgendwelche Datenpunkte, die mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit auftreten und die der Chartist dadurch herausgefiltert hat. Entscheidend ist, dass diese Muster entstehen, weil sich die Erwartungen der Marktteilnehmer ändern. Es ist eine Binsenweisheit, dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird. Aber da diese Zukunft niemand kennt (auch der Chartanalytiker nicht!), werden sich die Anleger nur aufgrund ihrer entsprechenden Erwartungen an der Börse engagieren.
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Die wichtigsten psychologischen Treiber für unsere Erwartungen sind Gier und Angst. Beides sind Urinstinkte – nicht nur des Menschen, sondern aller höheren Lebewesen. Daher wirken diese Triebkräfte völlig unabhängig von unserem rationalen Bewusstsein. Und eben weil das so ist, sind auch die psychologischen Prozesse, von denen wir im Zustand der Euphorie oder der Angst gesteuert werden, sehr einfach strukturiert und vor allem reproduzierbar und damit faktisch konstant.