Notizen zum Aktienmarkt
VOLATILITÄT, VIX UND MONSTERWELLEN - Seite 3
Das Mantra lautet in der Sprache des Immobilienmarktes etwa so: „Kaufen Sie den Markt. Das sind im Falle des DAX-Index die dreißig teuersten Immobilien, die am häufigsten ge- und verkauft werden.“ Ich habe noch keinen Immobilieninvestor getroffen, der so eine Vorgehensweise ernsthaft empfiehlt. Der Ratschlag: „Kaufen Sie einfach den Index“ ist aber genau das.
Nur wenige Investoren machen sich klar, dass die in den letzten Jahren beobachtbaren Vorteile passiven Investierens möglicherweise nur ein weiterer Nebeneffekt der durch die Notenbanken herbeigeführten Geldschwemme sind. Als unangenehme Begleiterscheinung kommt das Verlernen des aktiven Anlegens gerade dann besonders teuer zu stehen, wenn die Schiffskapellen in FED und EZB – aus welchen Gründen auch immer – aufhören zu spielen, was die Investoren mögen.
Fragen Sie doch mal Anleiheinvestoren, was für Effekte es 2008 hatte, dass vor dem Crash die meisten Investoren einfach nur an die Fähigkeit der Ratingagenturen geglaubt haben, Risiken richtig einzuschätzen. Für die Interessenkonflikte der Ratingagenturen in diesem brutalen Spiel interessierten sich die meisten vorher nicht – es war ja so bequem – und nur wenige können heute erklären, was genau die Probleme waren. Menschliche Gier spielte eine große Rolle – bei den Ratingagenturen und den Investoren. Wir glauben nicht daran, dass Indexanbieter Portfolios zusammenstellen können (nichts anderes sind Indizes), die gut geeignet sind, Kapital zu erhalten, wenn die Schiffskapelle ihre letzten Lieder spielt.
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Die Anhänger der Effizienzmarkthypothese behaupten, dieses Mal sei alles anders. Moderne Technik (Robo), überlegene Mathematik und Kostenvorteile hätten alles verändert und deshalb sei es das Beste, die Wettervorhersage zu ignorieren und sich darauf zu konzentrieren, das „Blaue Band“ (Trophäe für die schnellste Überquerung des Nordatlantiks) zu erhalten. Was können Eisberge dem besten Schiff der Welt schon anhaben? Hauptsache, die Anleger halten lange genug an der Anlage fest, dann kann nichts passieren. Was frühere Inhaber nicht mehr existierender Nemax50-Zertifikate oder Aktionäre der von Manfred Krug empfohlenen Telekom-Aktie dazu sagen, fragen Sie besser nicht.