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    Der ordinäre Kapitalismus kehrt zurück - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 28.12.05 17:58:51 von
    neuester Beitrag 02.01.06 14:24:52 von
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      schrieb am 28.12.05 17:58:51
      Beitrag Nr. 1 ()
      Verbrechen Weltmarkt, Quelle: Junge Welt

      Marx reloaded. Die Wiederkehr des ordinären Kapitalismus. Serie / Teil I: Die Globalisierung der Ungleichheit

      Als das ZDF 2004 eine Umfrage nach den »größten Deutschen« durchführte, waren die ersten zwei Plätze mit Konrad Adenauer und Martin Luther keine großen Überraschungen. Doch auf Platz drei landete – zur Verblüffung vieler und zum Ärger einiger – Karl Marx. Ein Ausrutscher? 2005 führte der Spiegel eine Umfrage zur Bedeutung von Karl Marx durch. Danach sind – mit nur geringen Unterschieden zwischen Ost und West – 50 Prozent der Deutschen der Ansicht, daß »die Kritik von Karl Marx am Kapitalismus heute noch ihren Sinn« hat. 56 Prozent finden gar, daß der Sozialismus »eine gute Idee (ist), die bislang schlecht ausgeführt wurde.« Ansichten einer aussterbenden Spezies von Ostalgikern? Der Spiegel ergänzte entsetzt: »Hier fiel die Zustimmung bei den Jüngeren sogar noch höher aus.«

      Der Ökonom und Nobelpreisträger Milton Friedman betonte jüngst in einem ausführlichen Interview in der Welt, daß sich diese 56 Prozent der deutschen Bevölkerung gründlich irren. Friedman: »Sozialismus im traditionellen Sinne bedeutete, daß eine Regierung und ein Staat über die Produktionsmittel, auch den Boden, verfügen. Außer in Nordkorea würde heute niemand mehr Sozialismus so definieren. Das wird auch nie wieder geschehen. Der Fall der Berliner Mauer hat mehr für den Siegeszug der Freiheit getan als all die Bücher, die von mir, Hayek oder anderen geschrieben wurden. Sozialismus heute bedeutet nur noch, daß eine Regierung Einkommen von den Wohlhabenden nimmt und denen, die nichts haben, etwas gibt. Dabei handelt es sich um einen Transfer von Einkommen, nicht von Eigentum. Diese Form des Sozialismus gibt es natürlich immer noch.«

      Milton Friedman, der das marktradikale britische Wirtschaftsmodell unter der Premierministerin Margaret Thatcher als Vorbild für die zukünftige weltweite Entwicklung sieht, hob in dem Gespräch vor allem die angebliche zivilisatorische Tendenz des modernen Kapitalismus hervor. Auf die Frage »Prophezeien Sie, daß es mit der Freiheit und mit den freien Märkten weiter vorangeht im 21. Jahrhundert?« antwortete Friedman: »Ja. Die Welt hat als Ganzes mehr oder weniger den Freiheitsbegriff angenommen. (...) Die Welt ist freier geworden durch den Kollaps der Sowjetunion und durch die Wandlung Chinas. Alle Satellitenstaaten, die in Folge dieser beiden Transformationen befreit wurden, haben demokratische Regierungen (...) Das Fundament des freien Marktes wird sich erweitern auf andere Länder, die noch nicht so frei sind. Jeder weiß heute, daß der Weg zum Erfolg für unterentwickelte Länder nur in freieren Märkten und in der Globalisierung liegt.«


      Marx’ Prophezeiung

      Tatsächlich erleben wir seit 1990 einen doppelten Prozeß: Weltweit setzt sich die moderne kapitalistische Produktionsweise durch – alles wird dem Verwertungszwang des Kapitals und dem Diktat der Profitmaximierung unterworfen. Dieser Prozeß wird unscharf als Globalisierung bezeichnet. Gleichzeitig mit dem Siegeszug der kapitalistischen Produktionsweise kommt es jedoch zur Wiederkehr des ordinären Kapitalismus: eines Kapitalismus, der in den westlichen Wirtschaftslehrbüchern längst als überholt galt, der gewalttätig ist, der Konkurrenz, Krisen, Finanzkrachs, Zerstörung und Kriege produziert. Und ein Kapitalismus, der vor allem weltweit Verarmung, Massenarbeitslosigkeit und krasse soziale Ungleichheit schafft.

      Karl Marx und Friedrich Engels beschrieben diese sehr spezifische Art von Globalisierung im »Kommunistischen Manifest« von 1848 wie folgt: »Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie (die kapitalistische Klasse; W.W.) über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten (...) Die Bourgeoisie hat durch die Exploitation (Ausbeutung) des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch gestaltet. (...) Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet. Sie werden verdrängt durch neue Industrien, deren Einführung eine Lebensfrage für alle zivilisierten Nationen wird, durch Industrien, die nicht mehr einheimische Rohstoffe, sondern den entlegensten Zonen angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im Land selbst, sondern in allen Weltteilen zugleich verbraucht werden. (...) An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen voneinander. Und wie in der materiellen, so auch in der geistigen Produktion. Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut. (...) Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießt (...) Sie zwingt alle Nationen, die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen; sie zwingt sie, die sogenannte Zivilisation bei sich selbst einzuführen, d.h. Bourgeois zu werden. Mit einem Wort, sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde.« (MEW 4, S. 465f.)

      Im gleichen Atemzug liest man in diesem Text den Verweis: »Die Bourgeoisie hebt mehr und mehr die Zersplitterung der Produktionsmittel, des Besitzes und der Bevölkerung auf. Sie hat die Bevölkerung agglomeriert (konzentriert), die Produktionsmittel zentralisiert und das Eigentum in wenigen Händen konzentriert. Die notwendige Folge hiervon war die politische Zentralisation. Unabhängige, fast nur verbündete Provinzen mit verschiedenen Interessen, Gesetzen, Regierungen und Zöllen wurden zusammengedrängt in (...) eine Regierung, ein Gesetz, ein nationales Klasseninteresse (...)« (a.a.O., S. 466 f.)

      Ohne Zweifel hat sich die kapitalistische Produktionsweise seit 1990 nicht nur kontinuierlich ausgeweitet. Sie hat sich vor allem verdichtet: Im Zeitraum 1987 bis 2005 lag das Wachstum von Exporten und Importen (= Welthandel) bei jahresdurchschnittlich 6,6 Prozent. Das weltweite Bruttoinlandsprodukt (World Real Gross Domestic Product) wuchs dagegen mit 3,4 Prozent im Jahresdurchschnitt nur rund halb so stark. Das heißt, die weltwirtschaftliche Verflechtung hat stark zugenommen. Auch wurden »unabhängige, fast nur verbündete Provinzen mit verschiedenen Interessen, Gesetzen, Regierungen und Zöllen (...) zusammengedrängt«, etwa in den Wirtschaftsblöcken der Europäischen Union (EU) und in der NAFTA (USA, Kanada und Mexiko). Es kam auch zur Verstärkung internationaler Institutionen wie dem Weltwährungsfonds und der Weltbank und zur Bildung der Organisation WTO, die weltweit die Marktwirtschaft und die Freiheit des Waren- und Kapitalverkehrs fördern soll. Auch werden zunehmend – so mit dem TRIPS-Abkommen (Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights) – »die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen (...) Gemeingut«. Und der Verweis auf die »wohlfeilen Preise (von) Waren« als »schwere Artillerie, mit der alle chinesischen Mauern in den Grund« geschossen werden, wirkt angesichts der Eingliederung der chinesischen Ökonomie in den Weltkapitalismus heute wie ein prophetischer Satz.

      Doch dieser Prozeß führte nicht zu dem, was mit dem Wort Globalisierung eigentlich ausgedrückt wird – zu einer weltweit gleichmäßigen Entwicklung. Vielmehr wurde die regionale Ungleichheit verstärkt. Die Konzentration des gesellschaftlichen Reichtums auf wenige kapitalistische und imperialistische Zentren hat sich erhalten und teilweise verfestigt. Die Zahlen (in Tabelle 1 – siehe auch Printausgabe) zur Struktur des weltweiten Bruttosozialprodukts sprechen eine deutliche Sprache.

      Danach entfielen im Jahr 2003 auf die westlichen imperialistischen Länder in Nordamerika und Europa, auf Japan und Australien, in denen nur knapp 14 Prozent der Weltbevölkerung leben, 76 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts. Im Jahr 1993 lag dieser Anteil nur leicht höher, bei 80 Prozent. Die USA, deren Bevölkerung nur 4,6 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, konnten aufgrund ihrer relativ hohen Wachstumsraten ihren Anteil am Welt-BIP noch steigern – von 27 Prozent 1993 auf knapp 32 Prozent 2003. Westeuropa (die EU mit 15 Mitgliedstaaten, ergänzt um die Schweiz, Norwegen und Island) verzeichnete einen leichten Rückgang – von einem 32,5-Prozent-Anteil auf 27,9 Prozent im Jahr 2000. Doch die zwischenzeitliche Erweiterung der EU um zehn neue Mitgliedstaaten – die in der Tabelle nicht berücksichtigt wird – hat diesen Bodenverlust mehr als wettgemacht. Der deutliche Rückgang des japanischen Anteils am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (von 16,7 auf 12,7 Prozent) ist Ergebnis der tiefen Krise, in die der japanische Kapitalismus im Zeitraum 1992 bis 2002 geriet.


      Reiche Regionen legen zu

      Den überproportionalen Anteilen am Welt-BIP und damit am weltweiten gesellschaftlichen Reichtum der industrialisierten westlichen Staaten stehen die unterproportionalen Anteile der »übrigen Welt« gegenüber. Besonders kraß ist dies im Fall des afrikanischen Kontinents, dessen 820 Millionen Menschen 13,4 Prozent der Weltbevölkerung ausmachten, die jedoch 2003 nur über ein Bruttoinlandsprodukt verfügen, das 1,6 Prozent des weltweiten entspricht.

      Dieses Beispiel für eine Entwicklung kontinuierlicher absoluter Einkommensverluste steht in offenem Gegensatz zu den Behauptungen der Globalisierungsbefürworter. Doch die relativen Ungleichgewichte sind nicht nur regional vorhanden, sie sind global bestimmend. So kann selbst die Gruppe der 13 aufgeführten Schwellenländer – unter ihnen die sogenannten asiatischen Tigerstaaten –, in denen 18,1 Prozent der Weltbevölkerung lebt (also deutlich mehr als in den aufgeführten westlichen Industriestaaten), nur knapp zehn Prozent des weltweiten BIP auf sich vereinen.

      Das einzige Land, das nicht zum traditionellen imperialistischen Sektor zählt und dessen Teilhabe am weltweiten gesellschaftlichen Reichtum deutlich wuchs, ist die Volksrepublik China. Diese konnte ihren Anteil von knapp drei Prozent 1993 auf 4,6 Prozent 2003 steigern. Berücksichtigt man eine massive Korrektur der Statistik vom Dezember 2005, wonach laut Angaben von Peking das chinesische BIP um 17 Prozent höher ausfällt, so kommt China inzwischen auf einen Anteil am Welt-BIP von fünf Prozent. Allerdings entspricht die chinesische Bevölkerung mehr als einem Fünftel (oder 21 Prozent) der Weltbevölkerung. Damit verglichen sind die fünf Prozent Anteil am weltweiten BIP ebenfalls erheblich unterproportional.

      Ein vergleichbares Bild wie im Fall der Verteilung des weltweiten Bruttoinlandsproduktes ergibt sich, wenn wir einen Blick auf die zweite Tabelle, die Entwicklung der Weltmarktanteile – auf die Anteile am weltweiten Warenexport – werfen.

      Hier kommt im Jahr 2004 allein die Gruppe der fünf klassischen imperialistischen Länder USA, BRD, Japan, Frankreich und Großbritannien auf einen Anteil von rund 35 Prozent aller Warenexporte. Dieser Anteil reduzierte sich zwar in den letzten eineinhalb Jahrzehnten. Doch andere Industriestaaten holten auf oder stießen zu dieser führenden Gruppe hinzu. Allein die Exporte der zwölf Staaten der Eurozone entsprechen im Jahr 2004 31,3 Prozent aller Exporte. Der Internationale Währungsfonds benutzt in seinen Statistiken den Begriff der »Advanced Economies« und faßt darunter die folgenden 29 Staaten zusammen: USA, Kanada, Japan, Australien, Neuseeland, die »alte« EU mit 15 Mitgliedstaaten, Schweiz, Norwegen, Island und Zypern, aus Asien Hongkong, Südkorea, Singapur und Taiwan und Israel. Die Bevölkerung in diesen 29 Staaten entspricht nur 15,4 Prozent der Weltbevölkerung. Doch ihr Anteil an den Weltexporten liegt bei 71,6 Prozent (2004).

      Beim Welthandel erscheint der Aufstieg Chinas noch deutlicher. Der Weltmarktanteil Chinas liegt 2004 erstmals über demjenigen Japans. China wurde 2004 zum drittgrößten Warenexporteur der Welt. Inwieweit sich daraus ableiten läßt, daß sich das Gravitationszentrum des Weltkapitalismus nach China verschiebt – so wie es sich nach dem Ersten Weltkrieg von Großbritannien nach den USA verschoben hat –, müßte gesondert debattiert werden.


      Ungleiche Konzernmacht

      Eine Untersuchung der Unternehmen, die den Weltmarkt bestimmen, verstärkt den Eindruck eines geschlossenen Clubs weniger Staaten, der die Konzentration von Kapital und Marktmacht bestimmt. In der Gruppe der 200 umsatzstärksten Unternehmen der Welt hatten im Jahr 2003 187 ihre Firmensitze in 13 klassisch-imperialistischen Ländern: 77 in den USA, 28 in Japan, je 20 in der BRD und in Frankreich, 16 in Großbritannien (einschließlich zweier britisch-niederländischer Firmen), sieben in den Niederlanden, sechs in der Schweiz, fünf in Italien, drei in Spanien, zwei in Norwegen und jeweils eines in Finnland, Luxemburg und Belgien. Weitere sieben Länder der Dritten Welt und der Schwellenstaat Südkorea beheimaten die restlichen 13 Unternehmen. Dabei kann in dieser Gruppe nur Südkorea mit vier Unternehmen als ernstzunehmender Mitspieler bezeichnet werden. Bei den übrigen Firmen handelt es sich bis auf eine Ausnahme um staatliche Ölunternehmen, denen ein Sonderstatus zukommt (so Pemex in Mexiko, PDVSA in Venezuela und Petronas in Malaysia).

      In dieser Top-200-Gruppe sind zwei chinesische Mineralölkonzerne gelistet: Sinopec (Rang 53) und China National Petroleum (Rang 73). Während die westlichen Ölkonzerne bei weit größeren Umsätzen nur 100000 und weniger Beschäftigte zählen, weisen Sinopec 854000 und China National Petroleum mehr als eine Million Beschäftigte aus. Die Produktivität der westlichen Konzerne – und damit deren Wettbewerbsfähigkeit – liegt also deutlich höher.

      Doch in der kapitalistischen Gesellschaft sind auch Umsätze oder Arbeitsplätze nur ein sekundärer Indikator für Macht und Größe. Als entscheidend gilt immer und überall: Was kostet das? Also hier: Was ist der Kaufpreis der Konzerne oder deren »Börsenwert«, die Summe aus Aktienkurswert multipliziert mit der Zahl der ausgegebenen Aktien? Hier sind die Machtverhältnisse nochmals deutlicher – und Ausdruck der extremen Ungleichheit innerhalb der »globalisierten« Weltwirtschaft (siehe Tabelle 3 / Printausgabe).

      Danach entspricht selbst in der doch recht großen Gruppe der 1200 teuersten Konzerne der Welt die Marktmacht allein der US-amerikanischen Unternehmen knapp 50 Prozent. Diejenige der in den drei NAFTA-Staaten angesiedelten Unternehmen kommt auf 52,5 Prozent. Nimmt man die Marktmacht der anderen zwei imperialistischen Blöcke EU (rund 30 Prozent) und Japan (knapp zehn Prozent) hinzu, dann entspricht die Kapitalmarktmacht der nordamerikanischen, japanischen und westeuropäischen Konzerne mehr als 90 Prozent des Börsenwerts der 1 200 größten Unternehmen in der Welt. Allein die schweizerischen Unternehmen in dieser Gruppe sind (mit drei Prozent Anteil) doppelt so marktmächtig wie die chinesischen (mit 1,5 Prozent Marktanteil). Die zum Teil erheblichen Wachstumssprünge 2004 gegenüber dem Vorjahr (etwa im Fall Mexiko um 53 und im Fall Norwegen um 78 Prozent) sind Ergebnis des rasanten Anstiegs der Energiepreise und der Tatsache, daß bei diesen Ländern und auf dieser Liste der 1200 Konzerne die Öl- bzw. Gas-Öl-Konzerne bestimmend sind.

      Karl Marx fragt in den »Theorien über den Mehrwert«: »Ohne nationale Verbrechen – wäre je der Weltmarkt entstanden?« (MEW 26.1, S. 364) Vor dem Hintergrund der konkreten Auswirkungen der sogenannten Globalisierung erscheint diese Feststellung als Untertreibung. Der Weltmarkt als solcher – und die damit verfestigte Ungleichheit – ist ein Verbrechen. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara (»Sub-Saharan Africa«) sank seit 1980 sogar das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt absolut. In der Folge sinkt dort seit 1990 auch die Lebenserwartung: Sie lag 1990 bei 50 Jahren. 15 Jahre nach Beginn der Globalisierung liegt sie bei 46,5 Jahren.

      Doch das ist erst der Anfang. Diese Art Globalisierung soll fortgesetzt werden. In dem zitierten Interview wurde Milton Friedman gefragt: »Erleben wir heute die freieste Weltwirtschaft aller Zeiten?« Friedmans Antwort: »Oh nein! Im 19. Jahrhundert hatten wir eine weit freiere Wirtschaft. Heute haben wir weniger Globalisierung als damals.«

      Friedman hat im doppelten Sinne recht. Erstens sind die gegenwärtigen Staaten und Blöcke trotz all des Freihandels und dem Abbau des Sozialstaats bisher noch weit stärker von Schutzmechanismen (»Protektionismus«) und sozialstaatlichen Elementen geprägt als die Ökonomien des 19. Jahrhunderts. Zweitens hat die sogenannte Globalisierung erst vor zwanzig oder fünfzehn Jahren begonnen. Vor dem Hintergrund des 300 Jahre alten Kapitalismus ist dies eine eher kurze Periode. Das, was an neuer Ungleichheit bisher erreicht wurde, ist beträchtlich. Doch es ist noch deutlich steigerbar – indem das Gewaltverhältnis, das sich im Kapital ausdrückt, noch deutlicher zutage tritt – und gleichzeitig immer mehr Mechanismen, die Schwache teilweise schützten, hinweggefegt werden.

      Milton Friedman weiß, wovon er redet, wenn er auf das 19. Jahrhundert verweist, also auf den Manchesterkapitalismus, in dem der »Normalarbeitstag« bei zwölf und mehr Stunden lag und Dutzende Millionen Kinder für den Profit der Konzerne schuften mußten. Just darauf läuft es hinaus. Der Nobelpreisträger Friedman war in den siebziger Jahren wirtschaftspolitischer Berater des chilenischen Diktators Augusto Pinochet. Friedman sieht auch heute noch das damals durch Putsch, Terror und Folter aufgezwungene »freie Wirtschaftsmodell« in Chile als Vorbild für die Zukunft des Kapitalismus. Das heißt, Gewalt, Folter und Verneinung von Zivilisation, die vor drei Jahrzehnten die Pinochet-Diktatur in Chile bestimmten, waren kein Sonderfall. Sie waren konstitutiv für den ordinären Kapitalismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Und sie müssen als Vorspiel für den ordinären Kapitalismus verstanden werden, den wir heute wieder erleben. Die Ähnlichkeit zwischen den Pinochet-Folterkellern in der Deutschensiedlung »Colonia Dignidad« von 1973 bis in die achtziger Jahre und den aktuellen Ereignissen in Abu Ghraib und Guantánamo ist keine zufällige. Sie hat einen ökonomischen Unterbau. Die Wiederkehr des ordinären Kapitalismus in Chile 1973ff droht sich als Vorspiel zu erweisen für die Wiederkehr des ordinären Kapitalismus im globalen Maßstab.


      * Einige Quellen:

      – Angaben zu Marx-Umfragen nach: Der Spiegel 34/2005;

      – Interview mit Milton Friedman in: Die Welt v. 2.12.2005;

      – Statistische Angaben zur aktuellen Weltwirtschaft u.a. nach: World Economic Outlook, November 2005, IMF/ International Monetary Fonds und Statistisches Jahrbuch 2005, herausgegeben vom Statistischen Bundesamt, Band Ausland;

      – Angaben zur Sahel-Zone nach: Financial Times (London) v. 16.3.2005;

      – Angaben zu den weltweit größten Konzernen nach: Fortune, New York, »Global 500«, Ausgabe v. 26.7.2004;

      – Angaben zu den Börsenwerten der 1 200 teuersten Unternehmen in der Welt nach: Business Week v. 26.12.2005.
      Avatar
      schrieb am 28.12.05 18:01:59
      Beitrag Nr. 2 ()
      Kein Betriebsunfall, Quelle: Junge Welt

      Marx reloaded. Die Wiederkehr des ordinären Kapitalismus. Serie / Teil II: Der kapitalistische Krisenzyklus – entzaubertes BRD-Wirtschaftswunder

      * Im gestern erschienenen ersten Teil der Serie wurde im Rückgriff auf das »Kommunistische Manifest« von 1848 die historische Genese der sogenannten Globalisierung dargestellt und anhand von wirtschaftsbezogenen Daten der letzten zehn Jahre aufgezeigt, wie der Welthandel unter dem Diktat weniger Staaten zunehmend strukturelle Ungleichheiten und Armut verfestigt.


      Die kapitalistische Wirtschaftsweise ist eine gesellschaftliche Produktion, die von Individuen und isolierten Unternehmen ohne Plan organisiert wird. Erst auf dem Markt erweist sich, ob die Werte, die in den produzierten Waren stecken, auch realisiert werden können – ob sich kaufkräftige Kunden einfinden. Im Fall eines direkten Austausches Ware gegen Ware (W – W) gibt es keine Krisen. Oder in den Worten von Karl Marx: »In Zuständen, wo Männer für sich selber produzieren, gibt es in der Tat keine Krisen, aber auch keine kapitalistische Produktion.« (»Theorien über den Mehrwert«, MEW 26.2, S. 503) Es dürfe nie vergessen werden, »daß es sich bei der kapitalistischen Produktion nicht direkt um Gebrauchswert, sondern um Tauschwert handelt und speziell um Vermehrung des Surpluswerts« (a.a.O., S. 495). Es gibt die Produktion um des Profites und um der Profitmaximierung willen.

      Damit gilt G – W – G´: Geld wird für Waren ausgegeben – für den Kauf von Rohstoffen, Maschinen und von Arbeitskraft, um nach dem Produktionsprozeß wieder in Geld, nun jedoch in einen größeren Betrag von Geld, eben G´, verwandelt zu werden. Das veranlaßte Georg Fülberth, seine »Kleine Geschichte des Kapitalismus« (Köln 2005) auf den Punkt und den kürzest denkbaren Buchtitel, eben »G Strich«, zu bringen.

      Karl Marx betonte, daß die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus bereits in der Warenproduktion und in einer Produktion für einen Markt selbst angelegt ist. »Bei der Warenproduktion ist das Verwandeln des Produkts in Geld, der Verkauf, conditio sine qua non (unerläßliche Bedingung). Die unmittelbare Produktion für das eigne Bedürfnis fällt fort. Mit dem Nichtverkauf ist hier Krise da. Die Schwierigkeit, die Ware – das besondre Produkt individueller Arbeit – in Geld, ihr Gegenteil, abstrakt allgemeine, gesellschaftliche Arbeit zu verwandeln, liegt darin, daß Geld nicht als besondres Produkt individueller Arbeit erscheint, daß der, der verkauft hat, also die Ware in der Form des Geldes besitzt, nicht gezwungen ist, sofort wieder zu kaufen (...) Die Schwierigkeit, die Ware in Geld zu verwandeln, zu verkaufen, stammt bloß daher, daß die Ware in Geld, das Geld aber nicht unmittelbar in Ware verwandelt werden muß, also Verkauf und Kauf auseinanderfallen können. (...) Man kann also sagen: Die Krise in ihrer ersten Form ist die Metamorphose der Ware selbst, das Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf.« (MEW 26.2, S. 509f.)


      Von den spezifischen Krisen ...

      In der Geschichte des Kapitals gibt es seit mehr als 350 Jahren Wirtschaftskrisen und Finanzkrisen. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts hatten diese vielfach politische Ursachen. So brach in England 1667 eine Krise im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Niederlande aus. Der holländische Admiral Ruyter fuhr in die Themse ein und bombardierte das Fort Tilbury, das die Themsemündung beschützt. In London entstand eine Panik. Die Banken wurden gestürmt. 1775 bis 1783 führte Großbritannien einen Krieg mit den amerikanischen Kolonien; die hohen britischen Verluste mündeten 1778 in einer Wirtschaftskrise.

      Oft hatten diese frühen Krisen auch einen spezifischen Charakter. Anfang der dreißiger Jahre des 17. Jahrhundert kam es etwa in Holland, dem damals führenden kapitalistischen Land, zu einem Spekulationsfieber, in dessen Verlauf der Wert einer Tulpenzwiebel auf bis zu 2500 Gulden anstieg. Man handelte mit Tulpenzwiebeln, die gar nicht vorhanden waren – so wie man heute an den Terminbörsen mit Waren und Dienstleistungen handelt, die es irgendwann – vielleicht – geben wird. Ein großer Teil des holländischen produktiven Kapitals und des Finanzsektors engagierte sich in diesem Geschäft – bis die Spekulationsblase 1637 platzte. Die Wirtschaft und das Geld- und Kreditwesen der Niederlande wurden nachhaltig erschüttert. In dem bürgerlichen Standardwerk von Max Wirth »Die Geschichte der Handelskrisen« (1858) wurde die »Tulpenmanie« wie folgt bilanziert: »Viele Jahre vergingen, bis das Land sich von diesem Schlage wieder erholte und bis der Handel von den Wunden wieder genas, welche die Tulpenmanie ihm geschlagen hatte, eine Manie, die sich nicht bloß auf Holland beschränkte, sondern bis nach London und Paris sich erstreckte und in den zwei größten Hauptstädten der Welt der Tulpe einen erdichteten Wert beigelegt hatte, den sie in Wirklichkeit nie besaß.«

      Was uns heute absurd vorkommt, war im Wesen nichts anderes als die Spekulationsprozesse, die wir heute erleben: Wenn sich der Wert von Immobilien in Spanien und in den USA in der Periode 2002 bis 2005 teilweise mehr als verdoppelte, so ist dies durch keine realen Werte gedeckt, sondern allein Resultat des spekulativen Fiebers. Wenn das US-Unternehmen General Electric (GE) 2005 einen Börsenwert von 377 Milliarden US-Dollar aufweist, so drückt dieser Wert nur spekulative Hoffnungen auf weiter gesteigerte GE-Profite bzw. auf einen weiter steigenden GE-Börsenwert aus. Es gibt keinen materiellen Grund dafür, daß der ähnlich starke Konkurrent Siemens mit 67,6 Milliarden US-Dollar nur auf ein Fünftel des Börsenwerts von GE kommt.


      ... zum Krisenzylus

      Mit dem Jahr 1825 begann eine neue Etappe, die bis heute andauert und die bis zum Exitus dieser Wirtschaftsform für den Kapitalismus bestimmend sein wird. Anstelle der zufälligen und nicht periodisierbaren Krisen kommt es nun zu periodischen Wirtschaftskrisen, zu einem kapitalistischen Krisenzyklus. Wie es Karl Marx im Vorwort des ersten Bandes des »Kapital« formuliert: Nun trat »die große Industrie selbst (...) aus ihrem Kindheitsalter heraus«; mit der »Krise von 1825 (wurde) der periodische Kreislauf ihres modernen Lebens eröffnet« (MEW 23, S. 20).

      Mit der industriellen Revolution hat das Kapital – Resultat vorausgegangener, verausgabter Arbeit; »geronnene«, »tote Arbeit« – gegenüber der eingesetzten lebendigen Arbeit ein überwiegendes Gewicht erhalten. Ein großer Teil dieses »konstanten Kapitals« ist in Produktionsmitteln festgelegt, die erst im Verlauf einer relativ festen Periode, eines Zyklus verschleißen (»abgeschrieben« sind) und ihren Wert auf die erstellten Produkte im Verlauf dieser Umschlagszeit übertragen. Dieser Teil des konstanten Kapitals, das in Gebäuden, in Maschinen, in Computern, in Software usw. angelegt ist, wird als »fixes Kapital« bezeichnet. Das fixe Kapital wird zu einem großen Teil am Ende der Krisen erneuert. Seine Umschlagszeit – die Spanne zwischen Erneuerung und seinem Verschleiß – bestimmt wesentlich die Länge der Zyklen. Wobei der Verschleiß ein materieller sein kann – die Maschinerie ist dann am Ende der Umschlagszeit nicht mehr funktionstüchtig. In der Regel geht es jedoch gerade heute um einen »moralischen Verschleiß«: Das eingesetzte fixe Kapital ist zum Zeitpunkt seines Ersatzes nicht mehr ausreichend produktiv im Vergleich mit neuer, moderner Technologie; es muß frühzeitig durch neues fixes Kapital ersetzt werden, um die Konkurrenzfähigkeit zu erhalten. Marx ging selbst von kürzer werdenden Zyklen aus. In einer Ergänzung zur französischen Ausgabe des »Kapitals«, die 1872, fünf Jahre nach Veröffentlichung der deutschen Erstausgabe erschien und bei der er auf neue Erfahrungen über die Krisenzyklen zurückblicken konnte, heißt es: »Bis jetzt ist die periodische Dauer solcher Zyklen zehn oder elf Jahre, aber es gibt keinerlei Grund, diese Zahl als konstant zu betrachten. Im Gegenteil, aus den Gesetzen der kapitalistischen Produktion (...) muß man schließen, daß sie variabel ist und daß die Periode der Zyklen sich stufenweise verkürzen wird.« (MEW 23, S. 662)


      Phasen des Zyklus

      Seit 180 Jahren ist ein spezifischer Krisenzyklus der kapitalistischen Produktion zu verzeichnen, eine Wiederkehr von Aufschwung, Boom, Abschwung und Krise. Die bürgerliche Wirtschaftstheorie weigert sich weitgehend, dieser Tatsache Rechnung zu tragen. Auch im Programm der neuen Großen Koalition wird eine »Verstetigung« der »Aufschwungtendenzen« gefordert. Tatsächlich ist eine solche »Verstetigung« nicht möglich, sondern es gibt immer den folgenden Verlauf: Den Ausgangspunkt des Zyklus bildet die Krise oder Rezession. Wenn die Krise ausreichend »reinigend« – und zerstörend – gewirkt hat und ein gewisses Gleichgewicht auf nationaler und internationaler Ebene hergestellt wurde, beginnt die Belebung der Wirtschaft – die »Konjunkturerholung«, wie es im bürgerlichen Jargon heißt. In großem Umfang wird neues fixes Kapital angelegt, was meist zu einem ersten Aufschwung der Produktionsmittel herstellenden Industrien – etwa des Werkzeugmaschinenbaus – führt. Es kommt zu Neugründungen; die Nachfrage nach Arbeitskräften und Rohstoffen steigt wieder. Exporte und Importe wachsen. Und es steigen die Profite und die Gewinnerwartungen. Schließlich nehmen auch der Massenverbrauch und die Luxusnachfrage zu; die Industrien, die kurzlebige Konsumtionsmittel herstellen (die Nahrungs- und Genußmittelindustrie) und die Industrien, die langlebige Konsumgüter fertigen (etwa die Auto- und die Elektrogüterindustrie), florieren. Auf diesem Höhepunkt der Konjunktur wachsen erneut die Spekulation und das Gründungsfieber. Das Busineß rund um Aufkauf, Zerschlagung und Fusionierung von Unternehmen (»Merger & Acquisition«) gedeiht. Es steigen die Zinssätze. Die Aufnahmefähigkeit des Marktes wird zunehmend strapaziert; die Disparität zwischen kaum beschränkter Produktionskraft und beschränkter Massennachfrage tritt zutage. Sie wird aber nun verstärkt überbrückt durch eine Ausweitung des Kredits und durch Rabattschlachten. Die Rohstoffpreise steigen – siehe aktuell der Anstieg des Rohölpreises. Die Verschuldung von privaten und öffentlichen Haushalten wächst und stößt an ihre Grenzen. Nun kommt es zur Rolle rückwärts: Es entstehen Überkapazitäten. Die Profite sinken. Aktienkurse fallen. Die Zahl der Konkurse wächst. Spekulationsblasen platzen. Die Krise tritt ein – und beginnt ihr zerstörerisches Werk: Kapital liegt brach und wird – ebenso wie nicht absetzbare Waren – entwertet. Die Arbeitslosigkeit steigt erneut. Die Reallöhne sinken; die Arbeitszeiten werden verlängert. Die Rohstoffpreise fallen. Bis zu dem Punkt, an dem erneut ein sogenanntes Gleichgewicht hergestellt wurde und ein neuer Zyklus beginnt.

      Im 1848 veröffentlichten »Kommunistischen Manifest« von Karl Marx und Friedrich Engels werden die Krisen als konzentrierter Ausdruck der Widersprüchlichkeit und Irrationalität der kapitalistischen Produktionsweise wie folgt beschrieben: »Seit Dezennien ist die Geschichte der Industrie und des Handels nur noch die Geschichte der Empörung der modernen Produktivkräfte gegen die (...) Eigentumsverhältnisse, welche die Lebensbedingungen der Bourgeoisie und ihrer Herrschaft sind. Es genügt, die Handelskrisen zu nennen, welche in ihrer periodischen Wiederkehr immer drohender die Existenz der ganzen bürgerlichen Gesellschaft in Frage stellen. In den Handelskrisen wird ein großer Teil nicht nur der erzeugten Produkte, sondern sogar der bereits geschaffenen Produktivkräfte regelmäßig vernichtet. In den Krisen bricht eine gesellschaftliche Epidemie aus, welche allen früheren Epochen als ein Widersinn erschienen wäre – die Epidemie der Überproduktion. Die Gesellschaft findet sich plötzlich in den Zustand momentaner Barbarei zurückversetzt; eine Hungersnot, ein allgemeiner Vernichtungskrieg scheinen ihr alle Lebensmittel abgeschnitten zu haben; die Industrie, der Handel scheinen vernichtet, und warum? Weil sie zuviel Zivilisation, zuviel Lebensmittel, zuviel Industrie, zuviel Handel besitzt (...) Die bürgerlichen Verhältnisse sind zu eng geworden, um den von ihnen erzeugten Reichtum zu fassen.« (MEW 4, S. 467f.)


      Die »Sonderperiode« 1955–1975

      Nun konnte gerade diese Passage des »Kommunistischen Manifests« jahrzehntelang als überholt abgetan werden. Auch westdeutsche Gewerkschaftsvertreter glaubten vielfach, es gäbe einen geläuterten, einen sozialen und weitgehend krisenfreien Kapitalismus. Der DGB-Vorsitzende Heinz Vetter ließ sich 1977 in einem Streitgespräch mit dem Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer wie folgt vernehmen: »Wissen Sie, wir sind gerade – und darin liegt ja die Tragik! –, wir sind gerade in der Transformation der Maloche in die Selbstdarstellung durch Arbeit. Und da bricht dann diese katastrophale Arbeitslosigkeit herein.«

      Natürlich gab es im Kapitalismus nie eine »Selbstdarstellung durch Arbeit«. Es handelte sich immer um entfremdete Arbeit, um Lohnarbeit. Richtig aber war, daß der ordinäre Kapitalismus in Westeuropa jahrzehntelang nicht in all seinen Erscheinungsweisen offen zutage trat. Doch dabei handelte es sich nicht um ein »Wirtschaftswunder«. Vielmehr gab es drei handfeste Faktoren, die diese besondere Periode im Zeitraum 1955 bis 1975 prägten – ein Zeitraum, der wie folgt abgegrenzt ist: 1955 sank die Zahl der BRD-Arbeitslosen erstmals unter eine Million; 1975 wurde erstmals die Zahl von einer Million Erwerbsloser wieder überschritten.

      Erstens gründete diese »Sonderperiode« auf den Ergebnissen von Weltwirtschaftskrise, Faschismus und Zweitem Weltkrieg: In der Periode 1929 bis 1945 waren die Reallöhne massiv gesenkt und die Arbeitszeiten erheblich (von einer 43- auf eine 49-Stunden-Woche) verlängert worden. Erst 1970 wurde in der BRD wieder die Wochenarbeitszeit von Ende der zwanziger Jahren erreicht. Hinzu kam, daß sich die Zahl der abhängig Beschäftigten in Westdeutschland nach 1950 von 17 Millionen auf 21 Millionen erhöhte, vor allem weil ein Millionenheer von Flüchtlingen und »Vertriebenen« integriert wurde – und zu extrem günstigen Bedingungen ausgebeutet werden konnte.

      Zum zweiten gab es in dieser Zeit der weitgehenden Vollbeschäftigung relativ starke Gewerkschaften, die eine größere Zahl sozialer Fortschritte – wie Arbeitszeitverkürzungen, verlängerten Urlaub, Fünftagewoche, steigende Löhne und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall – u.a. mit Streiks erkämpften.

      Drittens gab es – in Westdeutschland mehr als anderswo in der westlichen Welt – die Systemkonkurrenz West-Ost, einen Wettbewerb um das überzeugendere Gesellschaftsmodell. In den Augen der Bourgeoisie und der bürgerlichen Regierungen schien es lange Zeit wenig ratsam, einen allzu radikalen Abbau des Sozialstaats zu betreiben.

      Ähnliche Sonderbedingungen existierten – in abgeschwächter Form – auch in anderen westlichen kapitalistischen Staaten. In der Summe führten sie dazu, daß es in dieser Periode kaum Krisen mit einem absoluten Rückgang der Produktion, sondern »nur« Rezessionen mit abgeschwächten Wachstumsraten gab. Daß es sich um eine »Sonderperiode« handelte, konnte man bei dem Wetterleuchten der westdeutschen Rezession 1966/67 erahnen, als kurzzeitig die Arbeitslosenzahl auf 700000 hochschnellte. Diese »Sonderperiode« wurde definitiv 1974/75 beendet, als es erstmals wieder zu einer internationalen Wirtschaftskrise kam und als in der BRD die Arbeitslosenzahl kurzzeitig auf 1,4 Millionen anstieg. Georg Fülberth sieht dabei hier bereits den Beginn einer neuen Etappe. Er schreibt in »G Strich«: »Das Jahr 1973 bildet ein Schlüsseldatum für den Übergang zweier Perioden der kapitalistischen Entwicklung: vom wohlfahrtsstaatlichen zum neoliberalen Kapitalismus.«

      Seither gibt es erneut einen weltweiten – weitgehend synchronen – Krisenzyklus, und nicht nur Rezessionen, die sich mal mehr, mal weniger in einer gleichlaufenden internationalen zyklischen Bewegung ausdrücken. Allerdings wurde immer wieder versucht, die innere Logik des Krisenzyklus abzustreiten und Krisen als Ausnahmen zu deklarieren. Im Fall der weltweiten Rezession 1974/75 hieß es, diese sei Resultat einer »Ölkrise«, des Anstiegs der Rohölpreise, die wiederum Resultat des Nahostkriegs 1973 und eines gegen den Westen gerichteten Ölboykotts der erdölexportierenden Länder (OPEC-Staaten) war. 1980–82 gab es die nächste internationale Wirtschaftskrise. Dieses Mal konnte als »Sonderfaktor« nur noch auf einen allgemeinen Anstieg der Rohstoffpreise 1979/80 verwiesen werden. Als es 1990/91 zu einer weiteren internationalen Krise kam, hieß es hierzulande, diese habe mit den »Lasten der deutschen Einheit« zu tun. Die jüngste weltweite Krise, diejenige der Jahre 2001/2002, wurde dann weitgehend als typischer, zyklischer Betriebsunfall der kapitalistischen Produktion hingenommen.

      Tatsächlich hat sich damit die kapitalistische Normalität – der ordinäre Kapitalismus – eingestellt. Oder in den Worten von Karl Marx: »Die Weltmarktkrisen müssen als die reale Zusammenfassung und gewaltsame Ausgleichung aller Widersprüche der bürgerlichen Ökonomie gefaßt werden.« (MEW 26.2, S. 510) Die BRD-Ökonomie war spätestens Mitte der siebziger Jahre Teil des internationalen Krisenzyklus (siehe Tabelle in der Printausgabe).

      Bei der Darstellung der längerfristigen Entwicklung des deutschen Kapitalismus und den Zahlen in der Tabelle sticht ins Auge: Wir erleben nicht nur eine Wiederkehr der Zyklizität von Krisen. Es gibt vor allem eine spezifische »negative Dynamik«: Die wirtschaftlichen Wachstumsraten nahmen von Zyklus zu Zyklus ab. Seit dem fünften Zyklus – seit 1967 – steigen die Arbeitslosenquoten erneut an.

      Dies deckt sich mit einer weiteren Erkenntnis über die Bewegungsform des modernen Kapitalismus: mit der Theorie der »langen Wellen«. Danach gibt es ergänzend zur klassischen Bewegung von Fünf- bis Zehnjahreszyklen eine diese überlagernde Bewegungsform: die von »langen Wellen der Konjunktur«. Als ihre theoretischen Väter gelten die Ökonomen Parvus (Alexander Helphand), Nikolai D. Kondratieff und Joseph Schumpeter. In jüngerer Zeit war es Ernest Mandel, der diese Theorie aktualisierte. Danach kann im Kapitalismus auch eine längerfristige, rund ein halbes Jahrhundert währende Bewegungsform der Konjunktur belegt werden. Diese sieht wie folgt aus: Am Beginn der »langen Welle« gibt es die klassischen Rezessionszyklen von relativ hohen Wachstumsraten und niedrigerer Arbeitslosigkeit. In dieser Phase äußern sich Krisen »nur« in reduzierten Wachstumsraten. Im zweiten Verlauf der »langen Welle« kommt es am Ende der Zyklen zu offenen Krisen. Die Arbeitslosigkeit steigt stark an und erweist sich als strukturelle. Die Wirtschaftskrisen werden ergänzt durch Finanz- und Börsenkrachs. Vergleichbar dem fixen Kapital, das in den normalen Zyklen bestimmend wirkt, spielt die Einführung grundlegender neuer Technologien, die am Beginn einer »langen Welle« erfolgt, eine wichtige Rolle. So war die vorausgegangene »lange Welle«, die Ernest Mandel auf den Zeitraum 1894 bis 1939 datiert, von den Technologien des Benzinmotors und der Elektrizität bestimmt. Es gab in ihr im Zeitraum 1894 bis 1913 eine aufsteigende Tendenz: Zyklen mit hohen Wachstumsraten. Und im Zeitraum 1914 bis 1939 eine rückläufige Phase: Zyklen mit niedriger Wachstumsrate und schweren Wirtschaftskrisen. Die jüngste lange Welle, die nach dieser Definition 1940 (USA) bzw. 1945 (Westeuropa) einsetzte, ist geprägt von den Technologien der Elektronik, der Atomkraft und der »Ölwirtschaft«, letztere mit dem Schwerpunkt Autoindustrie. Hier gab es bis Ende der sechziger Jahre eine aufsteigende Phase mit relativ hohen Wachstumsraten. Seither erleben wir eine absteigende Phase, mit der beschriebenen Wiederkehr internationaler Krisen.

      Es gab auch wieder Börsenkräche – so in den Jahren 1987 und 2001. Und vor allem gibt es eine massiv ansteigende Massenerwerbslosigkeit und immer schärfere soziale Gegensätze. All dies findet weltweit statt. Mit der sogenannten Globalisierung wird auch auf dem Gebiet des kapitalistischen Zyklus die Wiederkehr des ordinären Kapitalismus dokumentiert.


      Einige Quellen:

      – Max Wirth, Die Geschichte der Handelskrisen, Frankfurt/M. 21874, S.8; zitiert nach: Fred Oelßner, die Wirtschaftskrisen – die Krisen im vormonopolistischen Kapitalismus, Berlin/DDR 1949, S.177;

      – Börsenwerte 2005 von General Electric und Siemens nach: Business Week, The Business Week Global 1200, December 26, 2005;

      – Oskar Vetter-Zitat nach: ARD-Fernsehen vom 7.6.1977, wiedergegeben in: Ernest Mandel/Winfried Wolf, Ende der Krise oder Krise ohne Ende?, Berlin/W. (Wagenbach) 1977, S.231;

      – Georg Fülberth, G Strich. Kleine Geschichte des Kapitalismus, Köln 2005 (PapyRossa), S. 261;

      – Theorie der langen Wellen u.a. nach: Ernest Mandel, Der Spätkapitalismus, Frankfurt/M. 1972, S.124ff.
      Avatar
      schrieb am 28.12.05 18:30:10
      Beitrag Nr. 3 ()
      Deshalb haben die Kommunisten nach der Revolution in Russland erst eine "bürgerliche Revolution" nachholen müssen. Und Stalin hat sämtliche Betriebsleiter, die keine Gewinne erwirtschafteten, erschiessen lassen. Von solchen Kapitalisten träumen die Amis (oder auch nicht). Die Kommunisten in China gaben, nachdem ihre Planwirtschsschaft wieder mal brach lag, die Doktrin aus "bereichert euch"! Wieder eine wahrlich "kommunistische" Politik.
      Den ganzen Mist, den der "Reale Sozialismus" fabriziert hatte, dürfen wir jetzt ausbaden. Billige, würdelose Arbeitskräfte aus dem Osten, die das Lohnniveau im Westen erodierten und die Arbeitnehmerrechte unterliefen, die Verlagerung von Produktionsstätten nach Osteuropa bishin zur Hervorbringung nationalist. Massen in den ehem. "sozialist. Staaten" usw. usf.! Deshalb haben viele Menschen heute den Eindruck, als wären sie ins 19. Jahrhundert "zurückgeworfen" worden. Lenin, Stalin und seinen Genossen sei Dank!
      Avatar
      schrieb am 28.12.05 18:32:38
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ich :mad: Kommunisten.
      Avatar
      schrieb am 28.12.05 19:01:43
      Beitrag Nr. 5 ()
      Also, das ist bis auf die Zitate von Marx und Friedmann so ziemlich alles ziemlicher Unsinn.

      Nur zum ersten Artikel:

      Die Lebenserwartung im südlichen Afrika sinkt wegen AIDS, nicht wegen des Kapitalismus. Afrika holt deshalb nicht auf, weil es dort korrupte, totalitäre Regime gibt (die sich meistens als sozial(istisch) sehen;)). Weltweit gesehen hat die Globalisierung überall große Verbesserungen des Wohlstandes, der Lebenserwartung etc. gebracht

      Bei China taucht plötzlich die Bezeichnung "nicht imperialistisch" auf. Jedem ist klar, dass gerade die wirtschaftliche Freiheit dieses Land reicher und reicher macht.

      Wovon die sogenannten Krisen im Kapitalismus ausgelöst werden, sagt der Autor nichts. Die werden einfach als systemimmanent hingestellt. Meine These: staatliche Eingriffe, Geldmengenpolitik etc.

      Wirklich erstaunlich, dass nach allen den offensichtlichen Tatsachen, die die Überlegenheit einer freien Marktwirtschaft gezeigt haben, noch solche Artikel erscheinen. Aber D ist sowieso dabei, zu einem Dritte- Welt-Land zu werden.

      Das Kapital wurde ja schon vertrieben, jetzt heissts hackeln + exportieren, die Gewinne fließen wo anders hin. Die deutschen Politiker bekommen dafür dann einen Aufsichtsratposten mit Spitzengehalt:laugh:

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      schrieb am 28.12.05 19:08:00
      Beitrag Nr. 6 ()
      Hallo Feuerblume,

      ich hab nicht alles gelesen, dazu ist es einfach zu viel. Im wesentlichen teile ich aber auch die Meinung von Milton Friedman. Nicht Liberalismus/Kapitalismus macht uns arm, das ist vielmehr der Grund für unsren Wohlstand sondern sozialistische/kommunistische Denk-/ und Handlungsweisen generieren Armut.

      Mir ist kein sozialistisch/kommunistisches System bekannt was auch nur annähernd so viel Wohlstand wie die westlichen Marktwirtschaften geschaffen hat. Vielmehr werden alle Staaten die wie Deutschland zu viel regulieren und zentral bestimmen die Konsequenzen über einen sinkenden Lebensstandard zahlen.

      Ich denke ebenfalls, dass ein Staat die Wirtschaft überwachen sollte und zumindest dafür sorgen sollte, dass Recht und Ordnung, Moral und Anstand aufrechterhalten werden.
      Allerdings sehe ich keine nachaltige Alternative zum Kapitalismus. Menschen sind nunmal dumm, faul und gierig, mit diesen Grundeigenschaften des Menschen lässt sich halt eine liberale Wirtschaftsordnung am besten vereinbaren, da dabei die geringsten Ineffizienzen und Fehlentwicklungen auftreten.

      Gruß grigri
      Avatar
      schrieb am 28.12.05 19:11:52
      Beitrag Nr. 7 ()
      Marx ist die Theorie, Murx die Praxis!
      Avatar
      schrieb am 28.12.05 19:22:31
      Beitrag Nr. 8 ()
      "Allerdings sehe ich keine nachaltige Alternative zum Kapitalismus. Menschen sind nunmal dumm, faul und gierig, mit diesen Grundeigenschaften des Menschen lässt sich halt eine liberale Wirtschaftsordnung am besten vereinbaren":laugh::laugh::laugh:

      In einem liberalen Staat sind die Faulen und Dummen leider arm dran.(Das wolltest du ohnehin zum Ausdruck bringen, glaube ich). Zum Glück haben wir in D nicht einen solchen.;)






      Hier sind die Fleißigen und Klugen arm dran.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 28.12.05 19:53:03
      Beitrag Nr. 9 ()
      Glücklichsein

      Es gibt keine Pflicht des Lebens,
      es gibt nur eine Pflicht des Glücklichseins.
      Dazu allein sind wir auf der Welt,
      und mit aller Pflicht
      und mit aller Moral
      und allen Geboten
      macht man einander selten glücklich,
      weil man sich selber damit nicht glücklich macht.
      Wenn der Mensch gut sein kann,
      so kann er es nur,
      wenn er glücklich ist,
      wenn er Harmonie in sich hat,
      also wenn er liebt.
      Dies war die Lehre,
      die einzige Lehre in der Welt;
      Dies sagte Jesus,
      dies sagte Buddha,
      dies sagte Hegel.
      Für jeden ist das einzig Wichtige auf der Welt
      sein eigenes Innerstes,
      seine Seele,
      seine Liebesfähigkeit.
      Ist die in Ordnung,
      so mag man Hirse oder Kuchen essen,
      Lumpen oder Juwelen tragen,
      dann klang die Welt mit der Seele rein zusammen,
      war gut,
      war in Ordnung.

      (Hermann Hesse




      lg
      Astralblue
      Avatar
      schrieb am 28.12.05 20:15:29
      Beitrag Nr. 10 ()
      [posting]19.436.310 von Astralblue am 28.12.05 19:53:03[/posting]
      Avatar
      schrieb am 28.12.05 20:52:56
      Beitrag Nr. 11 ()
      50 Prozent der Deutschen der Ansicht, daß »die Kritik von Karl Marx am Kapitalismus heute noch ihren Sinn«

      das sind dann die Microsoft-Verweigerer und Applezüchter:D
      Avatar
      schrieb am 28.12.05 21:11:32
      Beitrag Nr. 12 ()
      [posting]19.436.841 von goodbuy2003 am 28.12.05 20:52:56[/posting]karl marx therorie ist eine beste philosophie mit! die es gibt
      aber er vergass das ,das ego auf polaritäten aufgebaut ist und den kosmischen gesetzen unterworfen ist!
      Avatar
      schrieb am 28.12.05 22:31:21
      Beitrag Nr. 13 ()
      (Antwort auf Beitrag Nr. 19.436.046 - erstellt von minister.grasser am 28.12.05 19:22:31)

      Hallo minister.grasser,

      ich bin mir wohl bewusst dass dein Beitrag ironisch gemeint war, für den mitlesenden Dritten will ich allerdings nocheinmal auf ein par Zusammenhänge hinweisen.

      Wohlstand basiert immer noch auch Arbeit und Anstrengung, sowohl körperlicher als auch geistiger Art.
      Die Osteuropäer und Asiaten sind wesentlich ärmer als wir und ermöglichen uns unseren Wohlstand über ihre Arbeit unter "konkurrenzlos günstigen Bedingungen". Könnten wir nur einheimische Erzeugnisse kaufen hätte unsere Währung bei weitem nicht die Kaufkraft die sie hat. Es hätten zwar alle Menschen arbeit, das sähe aber so aus wie es in der DDR war. Man könnte kaum oder keine Waren für sein Geld kaufen.

      So weit so schön. Leben wir also im Paradies?

      Dem ist mitnichten so, denn aus dem gleichen Grund aus dem wir heute so einen hohen Lebensstandard haben wird er morgen oder übermorgen schon deutlich niedriger sein.
      Unsere sozialistisch geprägten Politiker neigen dazu die Globalisierung für ihre Fehler verantwortlich zu machen.
      Am Ende werden die Leistungsträger der deutschen Bevölkerung, womit ich ausdrücklich nicht das Führungspersonal, sei es in der Wirtschaft oder den Abschaum (Entschuldigung) in der Politik meine, sondern den Facharbeiter, den Ingenieur und alle anderen hart arbeitenden mehrwertschaffenden Deutschen die Zeche zahlen. Unser Lebensstandard ist übernatürlich hoch und wir haben vergessen die Gründe dafür zu schätzen. Deutschland investiert nur 2,5% seines Bundeshaushaltes in Bildung und 1,8% in die Kinder.

      Die Asiaten und Osteuropäer sind hungrig und arbeitswillig. In Deutschland regieren fette und satte Gesellschaftsschichten, Anwälte etc. haben einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Die Jugendlichen träumen davon Superstars zu werden.
      Dabei gibt es immer weniger von ihnen. Die wenigen werden nichteinmal richtig gefördert und ausgebildet. Unternehmertum, Profitstreben und harte Arbeit werden verächtlich belächelt.
      Vielmehr verteilen die alten satten Eliten den Wohlstand unter sich und machen sich keine Gedanken darüber wo der Wohlstand herkommt.
      Der Sozialismus ist quasi das Feigenblatt. Man gibt sich einen "gerechten, sozialen" Anstrich, gibt allen irgendwelche kleinen Pfründe und belastet die wenigen verbliebenen Leistungsträger immer mehr. Jawohl, der Arbeiter sollte sich nicht über Entfernungspauschale, Eigenheimzulage etc. freuen, denn am Ende ist es er der das alles bezahlt und die negativen Konsequenzen zahlen wird. Die "Eliten" bedienen sich schamlos und machen Globalisierung und Marktwirtschaft für ihr Versagen und die daraus resultierenden negativen Folgen verantwortlich. Der Einzelne wird lethargisch und niemand wird am Ende eine Zukunft in solch einem untergehenden System haben.

      Irgendwie ist es schon frustrierend wie diese Gutmenschen-Halligalli-Partymentalität das Land zerstört, das noch vor 40 Jahren in wirtschaftlicher Hinsicht an Erster Stelle in Europa stand.
      Ich bin davon überzeugt dass ein hart arbeitender Mensch in einem gerechten System, das eine Perspektive hat auch mit den schlechtesten wirtschaftlichen Bedingungen zufriedener sein kann als jemand der in unserem System lebt, in dem es ihm materiell an nichts mangelt, in dem er im Gegenzug allerdings keine Perspektive für die Zukunft haben kann.

      Gruß grigri
      Avatar
      schrieb am 29.12.05 15:47:09
      Beitrag Nr. 14 ()
      [posting]19.436.949 von Astralblue am 28.12.05 21:11:32[/posting]
      Avatar
      schrieb am 29.12.05 16:32:27
      Beitrag Nr. 15 ()
      [posting]19.444.012 von CaptainFutures am 29.12.05 15:47:09[/posting]Manche Leute halten den Unternehmer für einen räudigen Wolf,
      den man totschlagen müsse.
      Andere sehen in ihm eine Kuh,
      die man ununterbrochen melken müsse.
      Nur wenige erkennen in ihm das Pferd,
      das den Karren zieht.
      (Winston Churchill)
      Avatar
      schrieb am 29.12.05 18:12:58
      Beitrag Nr. 16 ()
      Zivilisationen früherer Zeitalter wurden von außen durch den Einfall von barbarischen Horden zerstört. Unsere Zivilisation hat sich ihren Zerfall im Hirn der selbst ernannten Intellektuellen herbeigeträumt.

      Wie unglücklich muss man eigentlich sein, um mit so viel Mühe diesen sozialistischen Müll eines verlogenen Mitessers der arbeitenden Zunft hier in`s Internet zu stellen?
      Avatar
      schrieb am 29.12.05 18:17:27
      Beitrag Nr. 17 ()
      [posting]19.444.644 von detektivrockford am 29.12.05 16:32:27[/posting]Meinst du diesen überzüchteten Deckhengst, der nur noch gegen Bares abspritzt ? (webmaxx, Frontberichterstatter)
      Avatar
      schrieb am 29.12.05 18:21:48
      Beitrag Nr. 18 ()
      [posting]19.444.644 von detektivrockford am 29.12.05 16:32:27[/posting]Da hatte Churchill mal durch und durch Recht!
      Avatar
      schrieb am 29.12.05 18:26:30
      Beitrag Nr. 19 ()
      [posting]19.446.499 von webmaxx am 29.12.05 18:17:27[/posting]Ich glaube er meint eher den klapprigen Gaul, der vor Blutarmut und Überanstrengung den überladenen Karren nur noch mühsam und ächzend ziehen kann.
      Avatar
      schrieb am 29.12.05 19:13:19
      Beitrag Nr. 20 ()
      Offenbar halten einige user jedes Zugtier für ein Pferd. Dabei wird verkannt, dass vor einem Großteil der Wagen Esel ihren Dienst verrichten. Daher noch Teil 3. Weil es nichts schaden kann, seine Sinne zu schärfen.

      Schatzbildung durch Lohnraub

      Marx reloaded. Die Wiederkehr des ordinären Kapitalismus. Serie / Teil III: Die politische Ökonomie von Reich und Arm

      * Anstelle des 1990 verkündeten »Endes der Geschichte« erleben wir gegenwärtig die Renaissance eines zunehmend ungezügelten Kapitalismus, wie es ihn zuletzt in der Zeit zwischen den Weltkriegen gab. Mit dem unscharfen Begriff der »Globalisierung« wird heute eine Wirtschaftsordnung bezeichnet, die von einer zunehmenden Konzentration des Reichtums auf die Zentren (Teil I von Winfried Wolfs Analyse) und immer häufiger auftretenden zyklischen Konjunkturkrisen geprägt ist (Teil II). Der heutige Teil beschäftigt sich mit den sozialen Folgen dieser Entwicklung: der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich.


      Vorhersagen von Krisen im Kapitalismus sind kaum möglich. Der Grund ist in den vielfältigen antagonistischen Widersprüchen zu suchen, die der kapitalistischen Produktion selbst zugrunde liegen. Es war weder Karl Marx, noch wäre es einem modernen Computermodell möglich, die exakten Wechselwirkungen dieser Widersprüche zu berechnen. Diese sind zu komplex – sie schließen sich einerseits aus, andererseits bedingen sie einander.

      Karl Marx irrte oft in der konkreten Vorhersage von Krisen, betonte aber, daß dies in der Natur der Sache liege. In einem Brief an Friedrich Engels vom 8. Dezember 1857 schrieb er: »Dear Frederick, (...) da Lupus (d.i. Wilhelm Wolff) beständig Buch über unsere Krisenvorhersagen führte, so erzähle ihm, daß der Economist von letztem Sonnabend erklärt, die Endmonate von 1853, durch ganz 1854, Herbst 1855 und ›the sudden changes of 1856‹ (die plötzlichen Veränderungen des Jahres 1856, W.W.) habe Europa immer nur hair breadth escape vom impending crash (die Rettung um Haaresbreite vom drohenden Krach) gehabt.« (MEW 29, S. 225)

      So macht es Sinn, sich bei konkreten Krisenvorhersagen zurückzuhalten. Die Tatsache, daß sich die Konjunktur in einem Zyklus bewegt und daß auf jeden Aufschwung ein Abschwung und – in der aktuellen Phase der kapitalistischen Produktion – eine Krise mit absolut rückläufiger Produktion – folgt, ist jedoch unbestreitbar.

      Da das Zugeständnis, daß Krisen etwas mit dem Kapitalverhältnis selbst zu tun haben, diese Wirtschaftsweise disqualifiziert, versuchen bürgerliche Ökonomen, die Krisenanfälligkeit im Bereich von Naturgewalten und bei der Meteorologie anzusiedeln. Am 26. August 1932, auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise, schrieb der Leiter des Deutschen Institutes für Konjunkturforschung, Professor Ernst Wagemann, über den Charakter der Krise: »Solche von außen her auf die Wirtschaft einwirkenden Ereignisse sind ebensowenig wie Erdbeben, Brandkatastrophen usw. mit den Methoden der Konjunkturforschung vorauszusehen, auch ihre Folgen entziehen sich jeder quantitativen Voraussicht.«


      Verortung im neuen Zyklus

      Auch wenn eine exakte Vorhersage der nächsten Krise spekulativ ist, so ist es doch sinnvoll, den aktuellen Stand im Krisenzyklus zu bestimmen. Die nebenstehende Tabelle gibt die Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Triade (Nordamerika, Japan und Europa) und in China an. Da beim BIP alle Einkommen, auch die der Dienstleistungssektoren, zusammengefaßt sind, wird die Zyklizität abgeschwächt wiedergegeben. Im Fall einer Wiedergabe der industriellen Produktion wären die Ausschläge nach oben und unten stärker. So sank in den Krisenjahren 2001 und 2002 in allen drei imperialistischen Zentren die Produktion auch absolut. Dennoch erkennt man auch bei diesen BIP-Zahlen:

      – Es gibt einen weitgehend synchronen Verlauf des Konjunkturzyklus in den zwei imperialistischen Zentren Nordamerika und Europa. Japan spielt die bekannte Sonderrolle mit seiner langen Stagnationsphase 1992 bis 2002.

      – Der Aufschwung des vorangegangenen Zyklus endete 2000 und mündete 2001 und 2002 in zwei Krisenjahre.

      – In der BRD und in weiteren Teilen der Eurozone gab es eine leichte zeitliche Verschiebung des zyklischen Verlaufs, wie er von der US-Ökonomie vorgegeben wurde: Hier waren vor allem 2002 und 2003 die entscheidenden Krisenjahre.

      – 2003 begann in den USA der neue Aufschwung. Die Eurozone setzte 2004 zu einem Aufschwung an, der jedoch 2005 bereits wieder abebbte.

      – Die chinesische Ökonomie erlebte in all diesen Jahren keine größeren Einbrüche des BIP. Allerdings äußerte sich die internationale Krise in den Jahren 2001 und 2002 auch hier in reduzierten Wachstumsraten.

      2005 gab es einen deutlichen Rückgang des Wachstums in den USA. In der Eurozone hat sich das Wachstum gegenüber dem Vorjahr fast halbiert; es liegt mit 1,2 Prozent (BRD: 0,8 Prozent) nahe an der Stagnation. Zum Jahreswechsel 2005/2006 ist der Zyklus bereits durch Elemente der Überproduktion gekennzeichnet. In der internationalen Autoindustrie – der für den weltweiten Zyklus wichtigsten Branche – gab es 2005 Kapazitäten zur Fertigung von rund 65 Millionen Autos; die reale Produktion lag jedoch bei 53 Millionen. Trotz unausgelasteter Kapazitäten von gut einem Fünftel wurde vielfach auf Halde produziert bzw. die zuviel produzierten Autos können nur durch massive Rabatte verkauft werden. Da es allerorten – auch aufgrund der noch niedrigen Zinsen – zu einer Ausweitung der Kredite kommt, kann die Nachfrage noch künstlich gesteigert und verlängert werden. Seit Frühjahr 2005 begann die Fed, die US-Zentralbank, die Zinsen wieder deutlich anzuheben, im November 2005 folgte die Europäische Zentralbank (EZB).

      Bei einem oberflächlichen Blick könnte man sagen: Die nächste internationale Krise wird voraussichtlich 2007 oder 2008 eintreten. Und darüber könnte zwischenzeitlich unter dem Motto »business as usual« zur Tagesordnung übergegangen werden.


      Beschränkter Massenkonsum

      Nun gibt es jedoch eine Reihe von Faktoren, die eine besondere Unsicherheit für den weiteren Gang des Zyklus darstellen und die eine Krise früher auslösen bzw. deren Tiefe vergrößern könnten. Dazu zählen vor allem die Ungleichgewichte im Weltfinanzsektor. Doch auch ohne diese Besonderheiten gibt es einen klassischen Widerspruch innerhalb des kapitalistischen Krisenzyklus, der die kommende Krise vertiefen muß. Es handelt sich um den Widerspruch zwischen der kaum begrenzten Steigerung von Produktivkraft und Produktion und der beschränkten Massenkaufkraft. Dieser Widerspruch spielt im modernen, neoliberalen Kapitalismus eine weit größere Rolle als in der vorausgegangenen Phase. Er wurde von Karl Marx in Band III des »Kapital« als entscheidend für die kapitalistische Krise bezeichnet und wie folgt charakterisiert: »Die Bedingungen der unmittelbaren Exploitation und die ihrer Realisierung sind jedoch nicht identisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch begrifflich auseinander. Die einen sind nur beschränkt durch die Produktivkraft der Gesellschaft, die anderen (...) durch die Konsumtionskraft der Gesellschaft. Dies letztere ist aber bestimmt (...) durch die Konsumtionskraft auf Basis antagonistischer Distributionsverhältnisse, welche die Konsumtion der großen Masse der Gesellschaft auf ein nur innerhalb mehr oder weniger engen Grenzen veränderliches Minimum reduziert.« (MEW 25, S. 254) Mit anderen Worten desselben Autors: »Es werden zuviel Waren produziert, um den in ihnen enthaltenen Wert und darin eingeschlossenen Mehrwert unter den durch die kapitalistische Produktion gegebenen Verteilungsbedingungen und Konsumtionsverhältnissen zu realisieren und in neues Kapital rückverwandeln zu können.« (a. a. O., S. 268)

      In der aktuellen volkswirtschaftlichen Debatte ist oft die Rede von einer »zu hohen Sparquote«, von einer »(falschen) Zurückhaltung der Konsumenten« aufgrund von »typisch deutscher Zukunftsangst«. Demgegenüber seien die USA ein wahres Konsumentenparadies. Auch wirke der Slogan »Geiz ist geil« – und seine Folgen – kontraproduktiv. Im Spiegel war zu lesen: »Während die US-Verbraucher trotz Terrorhysterie und Rezession shoppen wie selten zuvor, verweigern sich die Deutschen einfach. Der Unterschied: Die Amerikaner treibt ein unerschütterlicher Glaube in die Geschäfte (...), an Gegenwart und Zukunft des Landes. Das Vertrauen in die Politik ist bei den Deutschen nicht besonders ausgeprägt (...) Nirgendwo ist die ›gefühlte Lage‹ so schlecht. Und um Gefühle geht es dauernd (...) Es fehlt an Glauben in die Wirtschaft und in ihre Elite.« (Der Spiegel, Nr. 51/2004)

      Hiermit werden die Verhältnisse auf den Kopf gestellt. Nicht das »Sparverhalten« und nicht der »Geiz« beschränken den Konsum. Es sind die seit langem stagnierenden individuellen Einkommen und die rückläufige Zahl der Erwerbstätigen und der abhängig Beschäftigten – gepaart mit der wachsenden Massenerwerbslosigkeit –, die die privaten Konsumausgaben reduzieren. Diese Masseneinkommen – und damit die Nachfrage – stagnieren wiederum, weil zugleich die Gewinne steigen. Die Armut wächst, weil parallel die Anhäufung des Reichtums bis dahin kaum vorstellbare Ausmaße annahm.


      Produktion von Reich und Arm

      Die Nettogewinne der deutschen Kapitalgesellschaften – nur Aktiengesellschaften und GmbH – lagen 2004 um 113 Prozent über dem Niveau von 1991. Die Reallöhne in der BRD gingen im Zeitraum 1991 bis 2004 zurück (um rund 3,5 Prozent). Sie liegen heute ungefähr auf dem Niveau, das Mitte der achtziger Jahre in Westdeutschland erreicht war. Gleichzeitig haben sich die Bezüge der Vorstände der deutschen Aktiengesellschaften allein im Zeitraum 1997 bis 2003 verdoppelt – bereits preisbereinigt, also in realen Werten.

      Die Lohnquote – der Anteil der Löhne und Gehälter am gesamten Volkseinkommen – sank seit 1980 fast kontinuierlich. Sie lag vor 25 Jahren bei 75 Prozent, war bis zum Wendejahr 1990 auf 68 Prozent gesunken. Danach stieg sie bis 1994 leicht an und sank bis 2003 auf 67 Prozent. Der zitierte Anstieg der Gewinne im gleichen Zeitraum korreliert mit dieser Entwicklung.

      Selbst der Verweis auf die »zu hohe Sparquote« ist Unsinn. Die Financial Times Deutschland (FTD) konstatierte dazu Mitte 2005: »In den vergangenen Jahren ist die Sparquote zwar gestiegen, aber vor allem deshalb, weil sie zuvor im Börsenboom stark zurückgegangen war. Diese Korrektur ist jetzt abgeschlossen. Ende 2003 sank (!) die Sparquote sogar wieder, auf eben jene 10,6 Prozent. Sie liegt jetzt um 0,4 Prozentpunkte unter – und nicht über – dem Durchschnitt seit der Wiedervereinigung.«

      In den USA ist die reale Entwicklung nicht völlig entgegengesetzt. 1991 kam es hier erstmals zu Reallohnverlusten. Danach gab es bei den realen Einkommen weitgehend Stagnation. Erst 2001 wurde wieder das Niveau von 1991 erreicht. Im Zeitraum 2001 bis 2004 stiegen die Reallöhne wieder leicht an. Allerdings wuchs die Produktivität dreimal schneller. Doch 2005 gab es erneut einen Reallohnabbau. Die FTD geht davon aus, daß der Grund für diese Kluft darin liegt, daß es »zu einer langfristigen Verschiebung des Kräfteverhältnisses zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern« kam. So lag der gewerkschaftliche Organisationsgrad 1983 noch bei 20 Prozent. Er liegt inzwischen bei 12,5 Prozent.

      Wenn dennoch immer wieder auf das hohe Wachstum des Konsums in den USA verwiesen wird, so gibt es dafür eine Reihe spezifischer Erklärungen. Dazu zählen das stetige Wachstum der Bevölkerung und der Zahl der Erwerbstätigen (in der BRD stagniert die Bevölkerung; die Zahl der Erwerbstätigen ist deutlich rückläufig). Es gibt einen rasanten Anstieg der Immobilienpreise, was zu Einkommenssteigerungen und zu besseren Möglichkeiten der Kreditaufnahme führt. Letzteres wird zusätzlich durch ein US-Zinsniveau begünstigt, das seit Jahren deutlich unter demjenigen in der Eurozone liegt.

      Ein entscheidender Grund ist auch die unterschiedlich hohe Kreditaufnahme. In der BRD stiegen die Konsumentenkredite im Zeitraum 1998 bis 2004 um 35 Prozent, in den USA um 65 Prozent. Das heißt: Auch in der BRD diente der Anstieg der Kreditaufnahme zur Überbrückung der Absatzschwierigeiten. In den USA liegt das Niveau dieser künstlichen Nachfrage allerdings nochmals deutlich höher. Inzwischen übersteigt in den USA die Verschuldung der privaten Haushalte neun Billionen US-Dollar. Das bedeutet, daß der Durchschnittshaushalt mehr Schulden hat, als er im Jahr netto verdient. In beiden Fällen – USA und BRD – ist offenkundig, daß diese Art Nachfrage nicht unendlich fortgesetzt werden kann. In der BRD waren 1994 zwei Millionen Haushalte überschuldet. 2004 waren es 3,3 Millionen.

      Die obengenannten Einkommensdifferenzen münden – wesentlich unterstützt von den gegensätzlichen Eigentumsverhältnissen, die für Klassengesellschaften charakteristisch sind – in krassen Prozessen der Reichtumsanhäufung und der Verbreitung von Armut. In der BRD hat sich das private Geldvermögen – ohne Immobilien und Produktivvermögen – im Zeitraum 1991 bis 2004 mehr als verdoppelt – von 2020 Milliarden Euro auf 4076 Milliarden Euro. Die Zahl der Millionäre – Menschen mit mehr als einer Million Euro als flüssigem Geldvermögen auf dem Konto (erneut: ohne Immobilienbesitz) stieg von 510000 im Jahr 1997 auf 760300 im Jahr 2004. Wobei im Jahr eins nach Hartz IV mit großem Bedauern festgestellt wurde, daß die Zahl der Euromillionäre 2004 »nur« um 4400 anstieg. Dabei verfügen allein diese neuen 4 400 Euromillionäre über ein Geldvermögen von 4,4 Milliarden Euro. Insgesamt entspricht das auf Konten gehortete Geldvermögen der BRD-Millionäre von vier Billionen dem Doppelten des Bruttoinlandsproduktes des Landes.

      Es handelt sich um einen internationalen Prozeß. Weltweit wuchs das flüssige Geldvermögen der Dollarmillionäre auf 30800 Milliarden US-Dollar im Jahr 2004. Das war allein gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 8,2 Prozent. Dieses Geldvermögen befindet sich in den Händen von 8,3 Millionen Millionären. Gegenüber dem Jahr 2003 waren das 600000 Dollar-Millionäre mehr; einen so großen absoluten Anstieg hat es nie zuvor gegeben. Das Geldvermögen dieser Geldelite liegt ziemlich genau auf der Höhe des Welt-Bruttonationaleinkommens (wobei das letztere die Summe der jährlichen Einnahmen ist und das erstere die Anhäufung von Vermögen darstellt, das über einen längeren Zeitraum akkumuliert – aus fremder Arbeit angeeignet – wurde). Interessanterweise wuchs die Zahl der Dollarmillionäre am schnellsten in Afrika (2004: + 13,7 Prozent), in Nordamerika (+ 9,7 Prozent), im Mittleren Osten (9,5 Prozent) und in der Region Asien/Pazifik (+ 8,2 Prozent).

      Bei der genannten Gesamtzahl von 30800 Milliarden Dollar flüssigem Geldkapital handelt es sich nur um jenen Betrag, den die Dollarmillionäre auf sich konzentrieren. Insgesamt – die nicht ganz so vermögenden Privaten und die Unternehmen mitberücksichtigt – gibt es weltweit ein flüssiges Geldvermögen von rund 60 Billionen (60000 Milliarden) Euro.

      Nun wird die Debatte über Gewinnmaximierung und Reallohnabbau und über Reich und Arm in der Regel moralisch geführt. Christliche und humanistische Kreise betonen das »schreiende Unrecht« angesichts eines obszön zur Schau gestellten Luxus, während sich die Armut auch in den imperialistischen Zentren – ganz zu schweigen von der sogenannten Dritten Welt – rasant ausweitet. Im Gegensatz zu dem Argument, dies sei eine »falsche Neiddebatte«, ist die Argumentation, die Anhäufung dieses Reichtums sei »ungerecht«, völlig berechtigt.

      Doch es handelt sich bei dieser wachsenden Kluft von Reich und Arm auch um einen äußerst bedeutenden Vorgang in der politischen Ökonomie, der stark negative Folgen für die Menschen hat. Es geht nicht darum, daß die reichen Privatpersonen und die großen Unternehmen mit Milliarden US-Dollar auf dem Konto Schatzbildung für das private Vergnügen betreiben oder wie Dagobert Duck gelegentlich zum puren Vergnügen in ihre Geldberge eintauchen. Karl Marx: »Mit der Ausdehnung der Warenzirkulation wächst die Macht des Geldes, der stets schlagfertigen, absolut gesellschaftlichen Form des Reichtums. (...) Das Geld ist aber selbst Ware, ein äußerlich Ding, das Privateigentum eines jeden werden kann. Die gesellschaftliche Macht wird so zur Privatmacht der Privatperson.« (MEW 23, S. 145f.) Vor allem aber gilt nun, was Marx im Zusammenhang mit dem zitierten Widerspruch Produktion/Konsumtion hervorhob: »Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde.« (MEW 25, S. 501)

      Hinter der wachsenden Kluft von Arm und Reich, hohen Gewinnen und Reallohnsenkungen steht ein vierfacher Prozeß:

      1. Das zugunsten von Unternehmern und Reichen veränderte gesellschaftliche Kräfteverhältnis und die damit verbundenen Damm- und Tabubrüche unterschiedlicher Art (Tarifflucht, Aushöhlung des Flächentarifvertrags, Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe/Hartz IV usw.) führen zu fortgesetzten Lohnabsenkungen. Diese lassen die Gewinne und den Reichtum explodieren.

      2. Im Inland stagnieren oder sinken die Masseneinkommen. Die Binnenkonjunktur lahmt. Der Widerspruch zwischen immer mehr beschränkter Konsumtionskraft und hohem Produktionsoutput wiederum führt zu verschärften Wirtschaftskrisen.

      3. Damit erhöht sich zugleich der Druck auf die Löhne und der Drang auf den Weltmarkt. Letzteres wiederum verschärft die Konkurrenz und die Tendenz, diese Weltmarktkonkurrenz militärisch abzusichern und gegebenenfalls »auszutragen«.

      4. Die gewaltigen Profite und die aufgehäuften privaten Geldvermögen finden kaum Anlage im Inland und suchen solche global.

      Conrad Schuhler vom Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung (isw) in München: »Was machen die Reichen mit ihren Billionen? Sie schicken das Geld rund um den Globus, um die Anlage mit der höchsten Rendite ausfindig zu machen. Weltweit kreisen 60 Billionen Euro privates Geldvermögen – das ist das Dreißigfache des deutschen Sozialproduktes – um sich dort niederzulassen, wo der höchste Profit herausspringt. Dies ist der springende Punkt der Globalisierung des Finanzmarktes.« Karl Marx beschrieb den unbegrenzten Trieb der Schatzbildung im »Kapital«, Band I, wie folgt: »Der Trieb der Schatzbildung ist von Natur maßlos. Qualitativ oder seiner Form nach ist das Geld schrankenlos, d.h. allgemeiner Repräsentant des stofflichen Reichtums, weil in jede Ware unmittelbar umsetzbar. Aber zugleich ist jede Geldsumme quantitativ beschränkt, daher auch nur Kaufmittel von beschränkter Wirkung. Dieser Widerspruch zwischen der quantitativen Schranke und der qualitativen Schrankenlosigkeit des Geldes treibt den Schatzbildner stets zurück zur Sisyphusarbeit der Akkumulation. Es geht ihm wie dem Welteroberer, der mit jedem neuen Land nur eine neue Grenze erobert.« (MEW 23, S. 147)

      Auch wenn für diese Entwicklung letzten Endes die allgemeinen Rahmenbedingungen und die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse entscheidend sind, so sind es doch immer auch konkrete Maßnahmen der Politik, die zur Entwicklung eines »Turbokapitalismus« – tatsächlich des ordinären Kapitalismus – beitragen. Die Steuerreform des Jahres 2000 befreite die Kapitalgesellschaften von jährlich 15 Milliarden Euro Steuerzahlungen. Sie erhöhte entsprechend die Profite und ließ den Staat verarmen bzw. produzierte den Druck zum Abbau des Sozialstaats. Die US-Steuergesetzgebung war in dieser Hinsicht Vorbild.

      Die von der Bundesregierung 2002 beschlossene Abschaffung der Versteuerung von Gewinnen aus dem Verkauf von Unternehmensbeteiligungen trug massiv zur Zerschlagung von Unternehmen und zum Aufstieg der »Heuschrecken-Gesellschaften« bei.

      Die Bildung der Freihandelszone NAFTA zwischen Kanada, den USA und Mexiko beschleunigte die Standortkonkurrenz in Nordamerika. Die EU-Osterweiterung wirkte in der gleichen Richtung in Europa. Die Weigerung, Kerosin zu besteuern, und die gezielte – von der EU-Kommission explizit gedeckte – staatliche Förderung von regionalen Airports hat den Aufstieg der Billigflieger zur Folge. Die Abschaffung des Sterbegeldes führt zum Aufstieg der Sargdiscounter und zu Billigbestattungen in Osteuropa.

      Die Anhebung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte zum 1. Januar 2007 reduziert ein weiteres Mal die Binnennachfrage der privaten Haushalte und verschärft die Krisentendenzen. Der Chef des Institutes für Wirtschaftsforschung Halle, Udo Ludwig, äußerte mit Blick auf diese Steuererhöhungen zum Jahresende 2005: »2007 kommt ein gehöriger Dämpfer. Wir erwarten zwar keine Rezession, aber die Gefahr ist da.« Ein großes Risiko sei dabei »vor allem die mögliche Abschwächung der Weltwirtschaft.« (FAZ, 20.12.2005)


      Quellen (Auswahl):

      – Zitat Ernst Wagemann 1932: wiedergegeben in: Fred Oelßner, Die Wirtschaftskrise – Die Krisen im vormonopolistischen Kapitalismus, Berlin/DDR 1949, S.9;

      – Konsumverhalten USA/BRD nach: Der Spiegel Nr. 51/2004;

      – Kluft, Gewinne und Nominallöhne nach: Conrad Schuhler (isw) in: UZ vom 4.11.2005;

      – Vorstandsbezüge und Reallöhne 1997-2003 nach: Der Spiegel Nr. 17/2005;

      – BRD-Sparquote: FTD vom 14.5.2005;

      – Reallöhne in den USA: FTD vom 11.5.2005;

      – Verschuldung in den USA nach: Der Spiegel Nr. 51/2004;

      – Reichtum in Deutschland nach Süddeutsche Zeitung vom 24.10.2003 und vom 24.12.2004; FTD vom 10.6.2005 und 21.6.2005;

      – Weltweiter Reichtum der Dollarmillionäre nach World Wealth Report 2005, zusammengefaßt u.a. in: FTD vom 10.6.2005; jW vom 11.6.2005.
      Avatar
      schrieb am 29.12.05 19:29:29
      Beitrag Nr. 21 ()
      [posting]19.446.447 von Kartoffelpürree am 29.12.05 18:12:58[/posting]Zivilisationen früherer Zeitalter wurden von außen durch den Einfall von barbarischen Horden zerstört. Unsere Zivilisation hat sich ihren Zerfall im Hirn der selbst ernannten Intellektuellen herbeigeträumt.

      Liebe und Frieden auf dieser Welt wird es nur geben, wenn diesem kommunistischen Dreck endgültig das Handwerk gelegt ist.

      Das intelligente Menschen immer wieder auf das sozialistische Gift hereinfallen, ist eine Art Sadomasochismus. Die eigene Unfähigkeit das Leben zu meistern, glücklich zu sein, die Welt zu vestehen verlangt immer neue und höhere Dosen dieses kommunistischen Giftes.

      Leider auch in diesem Forum. Mindestens 2/3 der Beiträge gehen in diese Richtung.

      Am besten Dichtmachen.
      Avatar
      schrieb am 29.12.05 21:47:56
      Beitrag Nr. 22 ()
      [posting]19.434.562 von Feuerblume am 28.12.05 17:58:51[/posting]Gibt es einen Link für den Artikel?
      Avatar
      schrieb am 30.12.05 12:52:49
      Beitrag Nr. 23 ()
      Nachdem die kommunistische Agitation an der Uni erfolglos war, vielleicht ist sie es in einem kapital. Wirtschaftsforum. ;)
      Kommunismus ist töricht. Warum sollten die Menschen ihre Waren nicht mehr (gegen Geld) tauschen dürfen? Wie will man das verbieten? Auch der Tausch der Ware Arbeitskraft gegen Lohn ist ein gerechter Tausch, nach Marx. Geld ist das Äquivalent zum Tauschwert der Waren. Die Vorstellung einer Wirtschaft ohne das Tauschprinzip ist absurd.
      (Man stelle sich vor, Einstein hätte nach der Formulierung der Theorie über die Schwerkraft, der Relativitätstheorie, die Abschaffung der Schwerkraft gefordert.)
      Avatar
      schrieb am 30.12.05 14:39:07
      Beitrag Nr. 24 ()
      Marx’ Prophezeiung

      Tatsächlich erleben wir seit 1990 einen doppelten Prozeß: Weltweit setzt sich die moderne kapitalistische Produktionsweise durch – alles wird dem Verwertungszwang des Kapitals und dem Diktat der Profitmaximierung unterworfen. Dieser Prozeß wird unscharf als Globalisierung bezeichnet. Gleichzeitig mit dem Siegeszug der kapitalistischen Produktionsweise kommt es jedoch zur Wiederkehr des ordinären Kapitalismus: eines Kapitalismus, der in den westlichen Wirtschaftslehrbüchern längst als überholt galt, der gewalttätig ist, der Konkurrenz, Krisen, Finanzkrachs, Zerstörung und Kriege produziert. Und ein Kapitalismus, der vor allem weltweit Verarmung, Massenarbeitslosigkeit und krasse soziale Ungleichheit schafft.



      -----> genaus dies ist das Problem, es gibt kein Gegenwicht mehr zum Kapitalismus (und dessen Auswüchsen!)
      Avatar
      schrieb am 30.12.05 14:54:01
      Beitrag Nr. 25 ()
      [posting]19.458.174 von Yussuf_Islam am 30.12.05 14:39:07[/posting]Und mit dem "Gegengewicht Sozialismus" gab es keinen I. und II. Weltkrieg? Keinen "stalinistischen Terror" und "faschistischen Eroberungskrieg" durch Hitler? Für den "heiligen Krieg" der Islamisten gegenüber Ungläubigen ist natürlich der Kapitalismus schuld!
      Avatar
      schrieb am 30.12.05 17:13:58
      Beitrag Nr. 26 ()
      Die eigene Unfähigkeit das Leben zu meistern......

      Genau das ist des Pudels Kern! Man fragt sich immer wieder, wieso die irrwitzige und durch die Geschichte längst widerlegte Ideologie einer persönlich gescheiterten Existenz wie Karl Marx, eines längst verwesten, parasitären Schnorrers, selbst heute noch bei so vielen Blindgängern auf fruchtbaren Boden fallen kann. Die Antwort ist nicht schwer, denn dahinter stecken Gesetzmäßigkeiten und psychologische Muster, die dem Denken und Fühlen vieler intellektueller Versager milieuspezifisch zuzuordnen sind. Mit anderen Worten: Es handelt sich immer und grundsätzlich um Leute, die im täglichen Lebenskampf versagen, faul und träge, nichts anpackend, nichts bewirkend, bewegend und riskierend. Da ihnen ihre Neidkomplexe aber vorgaukeln, dass sie anderen Menschen intellektuell überlegen seien, während ihre tatsächlichen Lebensumstände eine ganz andere Sprache sprechen, greifen sie in ihrer Not zur einzigen Waffe, die ihnen vermeintlich bleibt - zu ihrer großen Phrasendrescher-Schnauze.

      Vorhersagen von Krisen im Kapitalismus sind kaum möglich.

      Richtig, nur sind mir Krisen im Kapitalismus tausendmal lieber als die Dauerarmutskrise sozialistischer und kommunistischer Verbrecherstaaten, die ihre Bürger entmündigen und entrechten, kujonieren und drangsalieren, foltern und töten. Ich kann nur hoffen, dass diese Pestilenz für alle Zeiten von der Erde verschwindet und niemals mehr einen Nährboden findet, denn die Geschichte beweist, dass es niemals zuvor eine grausamere und menschenverachtendere Ideologie gegeben hat und hoffentlich nie mehr geben wird.

      Inhaltlich auf das zusammengeklaubte Sammelsurium dieses Hetzpropagandisten Wolf einzugehen, verbietet der gesunde Menschenverstand, denn ganz normale Wirtschaftszyklen auch noch mit der Kommunisten-Mumie Marx in Verbindung zu bringen, ist so lächerlich, dass es keines weiteren Kommentars bedarf. Dieses Pamphlet der Hetzpostille `Junge Welt` ist nur verlogen und widerlich.


      Beste Grüße KP
      Avatar
      schrieb am 30.12.05 19:24:30
      Beitrag Nr. 27 ()
      Der Kommunismus basiert auf der Gleichheit der Menschen und da Menschen nicht gleich sind, bleibt er eine Utopie.

      Man könnte sagen der Kommunismus ist wider der Natur .

      Wären alle Menschen völlig gleich, hätten die gleichen geistigen und körperlichen Fähigkeiten, die gleichen Talente und Ziele, dann hätte sich der Kommunismus schon vor vielen tausend Jahren durchgesetzt.
      Avatar
      schrieb am 30.12.05 22:15:02
      !
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      Avatar
      schrieb am 30.12.05 22:21:40
      Beitrag Nr. 29 ()
      [posting]19.465.350 von Roman5 am 30.12.05 22:15:02[/posting]Kleiner Scherzbold! Du bist lustig!:laugh::laugh::laugh:

      Immer so gut aufgelegt???????
      Avatar
      schrieb am 30.12.05 22:59:15
      Beitrag Nr. 30 ()
      [posting]19.465.350 von Roman5 am 30.12.05 22:15:02[/posting]Bis zum Zusammenbruch des "Warschauer Paktes" hatten wir dauernd Krieg - Kalten Krieg!
      Leider gibt es immer Typen die schüren, wie vor 70 Jahren Hitler, oder vor 15 Jahren Hussein oder der heutige Präsident des Iran. Diese Leute verstehen nur eine einzige Sprache! Traurig aber wahr.
      Avatar
      schrieb am 30.12.05 23:10:59
      Beitrag Nr. 31 ()
      [posting]19.465.835 von DeutscherAdler am 30.12.05 22:59:15[/posting]Paß auf, jetzt erzählt er Dir gleich, daß die USA alle Kriege angefangen und provoziert haben und das der Kapitalismus an allem Schuld ist, der alles erst möglich gemacht hat und das es mit Sozialismus/Kommunismus nur Friede Freude und Eierkuchen gegeben hätte.
      Avatar
      schrieb am 30.12.05 23:12:47
      Beitrag Nr. 32 ()
      [posting]19.465.350 von Roman5 am 30.12.05 22:15:02[/posting]Glaubst Du diesen Unsinn eigentlich wirklich selbst ?

      Die USA führen in schöner Regelmäßigkeit alle paar Jahre einen Krieg. Das haben sie auch schon gemacht , als es noch den Warschauer Pakt gab.

      Da wäre zum Beispiel der Korea Krieg oder der Vietnam Krieg, die Engländer haben einen Falkland Krieg geführt. Es gab Grananda, die Schweinebucht und einen Angriff auf Libyen. Zahlreiche Bürgerkriege in Lateinamerika z.b. in El Salvador und Nicaragua, an denen die Amerikaner zumindest passiv durch Waffenlieferungen beteiligt waren, ebenso am Krieg zwischen Iran und Irak.

      Die Kommunisten selbst waren auch nicht friedlich, da gab es den blutigen Afghanistan Feldzug der Russen. Die Chinesen haben in Tibet gewütet und später Panzer gegen die eigene Bevölkerung rollen lassen. Haben die Russen übrigens auch gemacht in der CSSR beim Prager Frühling. Außerdem gab es noch Pol Pot und seine Roten Khmer in Kambotscha.

      Es gab noch viele weitere militärische Konflikte z.b. den Algerienkrieg der Franzosen, den Indisch Chinesischen Grenzkrieg, den Zypernkrieg, einen Krieg zwischen Libyen und Ägypten und mehrere Kriege zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn.

      Wahrscheibnlich gab es noch einige Kriege mehr, die fallen mir jetzt nur nicht ein.

      Und Du willst mir erzählen, daß die Welt friedlicher war, als es noch Kommunisten gab ?

      Die Kommunisten haben nur dafür gesorgt, daß Westeuropa und ganz besonders Deutschland im Zustand einer dauerhaften Bedrohung durch Nuklearwaffen gelebt hat.

      Seit dem Zusammenbruh des Kommunismus ist das niht mehr der Fall. Ich fühle mich ohne Kommunisten sicherer.
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 02:16:39
      Beitrag Nr. 33 ()
      Susi Cute, das Posting ist schon naeherer Betrachtung wuerdig:

      Glaubst Du diesen Unsinn eigentlich wirklich selbst ?


      Das glaubt der. der ist in seinem Glauben an den Unsinn absolut humorlos!


      Die USA führen in schöner Regelmäßigkeit alle paar Jahre einen Krieg. Das haben sie auch schon gemacht , als es noch den Warschauer Pakt gab.


      Du musst sagen: "Seit es die USA gab", alles andere waere echt wahnsinnig incorrect! Du kannst aber auch versuchen, ernsthft darauf einzugehen und stoesst dabei auf die isolationistische Tradition. Aber davor kann ich nur warnen, schaerft auf ganz gefaehrliche Weise das Verstaendnis fuer den Feind!

      Da wäre zum Beispiel der Korea Krieg oder der Vietnam Krieg, die Engländer haben einen Falkland Krieg geführt. Es gab Grananda, die Schweinebucht und einen Angriff auf Libyen. Zahlreiche Bürgerkriege in Lateinamerika z.b. in El Salvador und Nicaragua, an denen die Amerikaner zumindest passiv durch Waffenlieferungen beteiligt waren, ebenso am Krieg zwischen Iran und Irak.


      Also Susi Q jetzt gehen Dir die Gaeule durch! Grananda??? Wo liegt das denn? Und Englaender sind schliesslich immer noch Englaender und keine Kolonisten!! In Mittelamerika passiv durch Waffenlieferungen beteiligt? Wie geht das denn? Bestellung von Amazon und man stellt die Adresse ??? :confused: :laugh:


      Die Kommunisten selbst waren auch nicht friedlich, da gab es den blutigen Afghanistan Feldzug der Russen.


      Ach so, war nur ein Feldzug :kiss: ... fuer den haben sie 10 Jahre gebraucht ... :D Aber in einer Hinsicht hast du recht: die Hanf- und Mohnfelder haben sie in der Zeit gruendlich abgeraeumt ... :laugh:

      Die Chinesen haben in Tibet gewütet und später Panzer gegen die eigene Bevölkerung rollen lassen. Haben die Russen übrigens auch gemacht in der CSSR beim Prager Frühling.

      So, so, gegen die eigene Bevoelkerung in der CSSR ... ist ja spannend!

      Außerdem gab es noch Pol Pot und seine Roten Khmer in Kambotscha.

      Ach ja? peanuts? Nur noch mal eben 3 Mio. Tote draufaddiert?


      Es gab noch viele weitere militärische Konflikte z.b. den Algerienkrieg der Franzosen, den Indisch Chinesischen Grenzkrieg, den Zypernkrieg, einen Krieg zwischen Libyen und Ägypten und mehrere Kriege zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn.

      Wahrscheibnlich gab es noch einige Kriege mehr, die fallen mir jetzt nur nicht ein.

      Und Du willst mir erzählen, daß die Welt friedlicher war, als es noch Kommunisten gab ?

      Die Kommunisten haben nur dafür gesorgt, daß Westeuropa und ganz besonders Deutschland im Zustand einer dauerhaften Bedrohung durch Nuklearwaffen gelebt hat.

      Seit dem Zusammenbruh des Kommunismus ist das niht mehr der Fall. Ich fühle mich ohne Kommunisten sicherer.


      Nicht eingefallen sind Dir: Ungarn 1956, Kuba (mehrmals), Angola, Polen unter Gomulka bzw. spaeter mit Walesa, der 10jaehrige Buergerkrieg in Tadschikistan, Tschetschenien (mehrmals), der Krieg zwiscehn Russland und China am Ussuri in den fruehen 70ern, Jemen, Tansania, Uganda, die Guerilla-Kriege in Bolivien und Equador.

      Aus all dem wird klar: natuerlich war es mit den Sowjets netter und friedlicher ... besonders fuer roman5 :laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 02:26:08
      Beitrag Nr. 34 ()
      [posting]19.465.350 von Roman5 am 30.12.05 22:15:02[/posting]Komischerweise meinen alle zwischen Oder und weissrussischer Grenze, es gehee ihnen wesentlin besser. Nur in Minsk und Goerlitz ueben sie nostalgisch, von Weinkraempfen geschuettelt, den Stechschritt! Woran das wohl liegen mag? :confused:
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 11:16:13
      Beitrag Nr. 35 ()
      [posting]19.466.767 von PresAbeL am 31.12.05 02:16:39[/posting]Seit es die USA gab" , alles andere waere echt wahnsinnig incorrect. Du kannst aber auch versuchen, ernsthft darauf einzugehen und stoesst dabei auf die isolationistische Tradition. Aber davor kann ich nur warnen, schaerft auf ganz gefaehrliche Weise das Verstaendnis fuer den Feind!

      Welchen Feind ? Meinen Feind ? Von der isolationistischen Tradition war in den USA in den letzten 100 Jahren nicht viel zu merken , deshalb habe ich sie nicht erwähnt. Es gab sie vielleicht und gibt sie vielleicht immer noch, aber der politische Einfluß war und ist begrenzt mindestens seit der Zeit von Woodrow Wilson und seiner New World Order. Außerdem ging es nicht um den Zeitraum " seit es die USA gab" , sondern um den Zeitraum "seit es Kommunisten gab". Ob etwas politisch incorrect ist oder nicht, hat mich noch nie interessiert.

      Grenada ist eine Insel in der Karibik, die meinte ich und das weißt Du auch.

      So, so, gegen die eigene Bevoelkerung in der CSSR ... ist ja spannend!

      Habe ich nicht geschrieben, Ich bezog mich drauf, dass dort auch Panzer gerollt sind, aber wenn man will kann man natürlich alles missverstehen.
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      schrieb am 31.12.05 14:51:51
      Beitrag Nr. 36 ()
      Krise des Profits – Antwort des Kapitals, Quelle_ Junge Welt

      Marx reloaded. Die Wiederkehr des ordinären Kapitalismus. Serie / Teil IV: Innerkapitalistische Ansätze zur Krisenlösung

      * Anstelle des 1990 verkündeten »Endes der Geschichte« erleben wir gegenwärtig die Renaissance eines zunehmend ungezügelten Kapitalismus, wie es ihn zuletzt in der Zeit zwischen den Weltkriegen gab. Mit dem unscharfen Begriff der »Globalisierung« wird heute eine Wirtschaftsordnung bezeichnet, die von einer steigenden Konzentration des Reichtums auf die Zentren (Teil I von Winfried Wolfs Analyse), immer häufiger auftretenden zyklischen Konjunkturkrisen (Teil II) und einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich (Teil III) geprägt ist. Die heutige Folge beschäftigt sich mit kapitalismusimmanenten Lösungsversuchen.

      Die entscheidende Führungsgröße in der kapitalistischen Produktionsweise sind weder der industrielle Zyklus noch der Widerspruch zwischen kaum begrenzter Produktionsausweitung und begrenzter Konsumtionskraft. Dies ist vielmehr die Profitrate – die Profitmasse eines Unternehmens oder Landes – oder zunehmend auch der Weltwirtschaft –, bezogen auf das gesamte angelegte Kapital der jeweiligen Einheit. Wenn Karl Marx davon sprach, daß die Profitrate »das wirkliche Triebwerk des Kapitals« sei (MEW 25, S. 836), so hat der Ökonomie-Nobelpreisträger Milton Friedman diese Aussage um seine soziale – respektive asoziale – Komponente ergänzt und formuliert: »Die einzige soziale Verantwortung eines Unternehmers besteht darin, seinen Profit zu erhöhen.« Und als der DaimlerChrysler-Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp 1998 nach den Zielen seiner Politik gefragt wurde, antwortete er schlicht: »Profit, Profit, Profit.«


      Auf- und Abschwung

      Da die kapitalistische Produktionsweise allein den Maßstab der Profitorientierung kennt, reagiert diese Wirtschaftsordnung auch hochsensibel (»scheu wie ein Reh«) auf die Bewegung der Profite und insbesondere auf den Profit, der auf eine Einheit Kapital, das für Löhne, Rohstoffe und Kapitalanlagen eingesetzt wird, bezogen wird.

      Die Bewegung der Profitrate bildet die letztliche Ursache für den zyklischen Verlauf derselben und für die langen Wellen der Konjunktur einschließlich der periodisch wiederkehrenden schweren Erschütterungen der Weltwirtschaft. Dies sei am Beispiel von drei Krisen belegt.

      In der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 brachen die Profite im führenden kapitalistischen Land, in den USA, ab dem Jahr 1930 massiv ein (um rund 40 Prozent gegenüber 1929). Dies setzte sich in ähnlicher Größenordnung 1931 und 1932 fort. Danach erholten sich die Profite, was zu einer langsamen Konjunkturerholung führte. In Deutschland lag 1929 die ausgewiesene Gewinnsumme in der Industrie bei 315 Millionen Reichsmark, 1931 waren es nur noch 116 Millionen Reichsmark. 1932 gab es einen addierten Verlust von 73 Millionen Reichsmark.

      In der ersten großen internationalen Krise nach dem Zweiten Weltkrieg, der Weltwirtschaftskrise 1974/75, brachen die Profite erneut weltweit ein. In der BRD reduzierten sich die Bruttoerträge der deutschen Aktiengesellschaften erstmals in der Nachkriegszeit über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg – insgesamt um 15 Prozent. 1976 schnellten die Gewinne erneut nach oben – um 64 Prozent, was die Basis für den neuerlichen Aufschwung abgab. Max Kruk schrieb damals im Rahmen der »FAZ-Gewinnstatistik«: »Die große Talfahrt der Gewinne hat (1975) angehalten. Sie hatte 1974 im Zeichen der Erdölkrise, Rohstoffhausse und Lohnexplosion mit bisher nie gekannter Vehemenz eingesetzt (...) Der Schrumpfungsprozeß der Gewinne hat 1975 (...) zwar nicht mehr die Rasanz des Jahres 1974 erreicht. Die Talfahrt ist langsamer geworden. Aber sie hat zu einem Tiefststand ohnegleichen geführt. Rückblickend will das Jahr 1969 (...) wie eine Erinnerung an gute, alte Zeiten erscheinen. Welchen Maßstab man immer anlegt: Die Gewinnmargen haben sich in diesen sechs Jahren halbiert.« Bis heute wurden die Margen der sechziger Jahre nicht mehr erreicht.

      Die Wende, die es Ende der 1990er Jahre, am Ende des letzten Konjunkturzyklus, bei den Profiten, dann in der neuen weltweiten Rezession und schließlich beim neuen Aufschwung 2003 gab, wird anschaulich mit den ersten Sätzen wiedergegeben, mit denen das US-Wirtschaftsblatt Fortune seine jährliche Statistik »The World’s Largest 500 Corporations – Die 500 größten Unternehmen der Welt« in den Jahren 2000, 2002 und 2004 einleitet. Die 2000er Bilanz wurde wie folgt eröffnet: »Stellen Sie sich die Hitliste von Fortune’s Global 500 als ein Familienfoto, als eine Art Statistikschnappschuß vor, bei dem die Zeit eingefroren wird. Dann ergibt sich, daß in diesem Jahr unser Klassentreffenfoto im schwindenden Licht des ausgehenden 20. Jahrhunderts eine optimistische Szene festhält: eine rosafarbene Geschäftsweltlandschaft, bevölkert von lebenslustigen Unternehmensgiganten – gesund, glücklich und fett.«

      Die einleitenden Sätze der 2002er Analyse lasen sich dann wie ein Kontrastprogramm: »Das Jahr 2001 war ein Rekordjahr – für Verluste. Unter den 500 größten Konzernen der Welt befanden sich 297 mit fallenden Profiten. Die gesamten ausgewiesenen Profite lagen im Jahr 2001 bei weniger als der Hälfte des vergangenen Jahres. Dies war bei weitem der größte Einbruch bei den Profiten, seit Fortune erstmals die Statistik Global 500 veröffentlichte.«

      Wieder zwei Jahre später, im 2004er Bericht über die »Global 500«, lauteten die einleitenden Sätze wie folgt: »Sie sind zurück. Nach drei Jahren mit schlechten Nachrichten haben die größten Unternehmen der Welt im vergangenen Jahr einen gewaltigen Umschwung geschafft, indem sie die höchsten Profite und die größten Umsätze aller Zeiten hatten.« Die Tabelle (siehe Printausgabe) dokumentiert diese Entwicklung für die letzte Phase des Aufschwung Ende der neunziger Jahre, die Krisenjahre 2001/2002 und die erste Phase des neuen Aufschwungs, der vor allem ein Aufschwung der Profite war.

      Die Profite stiegen 1999 nochmals deutlich an (um 25,6 Prozent), um dann 2001 gegenüber 1999 massiv (um 44,8 Prozent) reduziert zu werden. Der Anstieg im neuen Aufschwung war nochmals eindrucksvoller als der vorausgegangene Abstieg: 2003 lagen die Profite um 139 Prozent über dem Niveau von 2001. Die Krise verursachte zwar eine Delle, doch im längerfristigen Vergleich 2003 gegenüber 1998 ergab sich dennoch ein erheblicher Anstieg um fast zwei Drittel (65,8 Prozent).

      Vergleicht man die Entwicklungen von Umsatz, Beschäftigtenzahl und Profiten, so weist die Profitbewegung die dynamischsten Ausschläge aus. Der addierte Umsatz der 500 größten Konzerne wuchs weitgehend kontinuierlich; im gesamten Zeitraum 2003 gegenüber 1998 stieg er um fast ein Drittel an (29,6 Prozent). Die Beschäftigtenzahl ging in den Krisenjahren sogar absolut zurück – 2003 gegenüber 2001 um vier Prozent. Mit 15,6 Prozent wies sie über den gesamten Zeitraum 2003 gegenüber 1998 das geringste Wachstum auf. Das heißt, die massiv (um rund 66 Prozent) angestiegene Profitmasse wurde von einer nur leicht gesteigerten Beschäftigtenzahl erwirtschaftet. Sie bezieht sich auf einen bedeutend gesteigerten Kapitaleinsatz, weswegen der Anstieg der Profitmasse von einem weit geringeren Anstieg der Profitrate begleitet ist.

      Die jähe Wende an der Profitfront, die es im Zeitraum 1999 bis 2001 gab, wiederholte sich in allen großen kapitalistischen Industriestaaten. So brachen 2001 die ausgewiesenen Gewinne der 100 größten bundesdeutschen Unternehmen um 60 Prozent ein.


      Fallende Profitrate

      In der Tendenz gibt es eine langfristig sinkende Profitrate: Mehrwert und Profit sind letzten Endes allein das Ergebnis menschlicher Arbeit, Resultat der Differenz zwischen demjenigen Wert, der den Beschäftigten in Form von Löhnen und Gehältern als Gegenleistung für die Verausgabung von Arbeitskraft bezahlt wird, und dem darüber hinausgehenden Wert, dem Mehrwert, den der Einsatz (die Ausbeutung) der Lohnarbeit schafft. Für Unternehmen ist dabei die absolute Höhe des Mehrwerts und Profits nicht die entscheidende Größe. Wichtig sind vielmehr die unterschiedlich berechneten »Gewinnmargen«. Diese werden im bürgerlichen Geschäftsleben auf verschiedene Weise zum Ausdruck gebracht – beispielsweise als Umsatzrendite (bei der die Gewinne in Prozent des Umsatzes ausgewiesen werden) oder als Ertrag in Prozent der Bilanzsumme.

      Am klarsten wird dieses Verhältnis mit der Profitrate (p´) ausgedrückt. In dieser wird der Profit bzw. Mehrwert (m) bezogen auf das gesamte eingesetzte Kapital, auf die Summe des für Löhne und Gehälter eingesetzten »variablen Kapitals« (v) und des »konstanten Kapitals« (c), das für Rohstoffe und die Abnutzung eingesetzter Maschinen, Computer und Gebäude ausgegeben wird.

      Nun zwingt die Konkurrenz die Unternehmen dazu, ständig die Menge an bezahlter Arbeitszeit einzusparen und zugleich die Höhe der Löhne und Gehälter zu senken. Gleichzeitig findet auf der technischen Ebene eine Produktivkraftentwicklung statt, bei der für die Herstellung ein- und desselben Produkts immer weniger menschliche Arbeit verausgabt und dasselbe unter Einsatz eines ständig größeren Anteils konstanten Kapitals produziert wird. Damit besteht ein relativ immer größerer Bestandteil des Gesamtkapitals aus konstantem Kapital (Gebäude, Maschinen, Computer, Rohstoffe), ein immer kleinerer Teil aus variablem Kapital (Löhne und Gehälter). Das Verhältnis von konstantem zu variablem Kapital wird in der Marx’schen Analyse als organische Zusammensetzung des Kapitals (q) bezeichnet. Einen Indikator dafür bildet in der bürgerlichen Terminologie der Begriff der »Kapitalintensität«.

      Der kapitalistische Produktionsprozeß ist von einer seit mehr als 200 Jahren währenden wachsenden organischen Zusammensetzung des Kapitals gekennzeichnet. Letzten Endes besteht theoretisch die Möglichkeit, daß Produkte ohne Verausgabung menschlicher Arbeitszeit – in menschenleeren Fabriken – hergestellt werden. Diese potentielle Entwicklung zeichnete sich in den vergangenen Jahren im internationalen Fahrzeugbau und in der Chipherstellung ab. Da jedoch nur die menschliche Arbeit Werte und Mehrwert schafft, kommt es zum Prozeß einer tendenziell fallenden Profitrate: Die Profitmasse bezieht sich auf ein relativ immer größeres vorgeschossenes Kapital, insbesondere auf ein immer größeres eingesetztes konstantes Kapital, angelegt in eingesetzter Maschinerie.


      Gegentendenzen

      Krisen, diese »gewaltsamen Lösungen der vorhandenen Widersprüche, (diese) gewaltsamen Eruptionen, die das gestörte Gleichgewicht für einen Augenblick wiederherstellen« (Marx, MEW 25, S.259), haben damit die objektive Funktion, die Profitrate erneut anzuheben. Dies erfolgt auf zumindest drei Ebenen:

      Erstens kommt es in den Krisen zu einer großangelegten Kapitalvernichtung – durch massenhafte Pleiten und flächendeckende Vernichtung vorhandener Kapazitäten. 2002 gab es weltweit einen Pleitenrekord. Die Arbeit der Kapitalvernichtung ist in jüngerer Zeit ein regelrechter Geschäftszweig im modernen, ordinären Kapitalismus geworden: das Busineß »Merger and Acquisition (M&A)«, in jüngerer Zeit auch »Heuschrecken-Unternehmen« genannt.

      Als Folge der Kapitalvernichtung bezieht sich die Profitmasse auf ein geringeres eingesetztes Kapital. Da mit dieser Kapitalvernichtung auch der Wert des eingesetzten Kapitals sinkt, reduziert sich nicht nur das gesamte eingesetzte Kapital hinsichtlich seines technischen Umfangs (seines Gebrauchswerts), sondern auch der – letzten Endes entscheidende – Wert des Kapitals, der Marktpreis einer jeweiligen eingesetzten Kapitaleinheit. Parallel dazu findet ein allgemeiner Preisverfall vor allem bei Waren statt, die in das konstante Kapital eingehen; bei vielen Produkten werden die Preise noch unter die Gestehungskosten gesenkt. So gab es mit der Krise 2001/2002 im IT-Sektor und im Telekommunikationsbereich Preiskriege, die in einen enormen Preisverfall mündeten. In der Wirkung wird hierdurch erneut das vorgeschossene Kapital, auf das sich die Profite beziehen, reduziert, indem sich zum Beispiel Fertigwaren (Computer und Chips) und Dienstleistungen (Software), die für den Produktionsprozeß erforderlich sind, verbilligen. Des weiteren werden in Krisenzeiten die Rohstoffpreise gesenkt, womit sich erneut das eingesetzte konstante Kapital reduziert.

      Zweitens wird in der Krise der Angriff auf die Beschäftigten verstärkt, um auf diese Weise die Mehrwertrate (Ausbeutungsrate) anzuheben. Die steigende Ausbeutung der Arbeitskraft, der ständig ansteigende Teil von Arbeitszeit, die Mehrwert schafft, und den sich die Unternehmen aneignen, verglichen mit demjenigen Teil der Arbeit, die in Form von Arbeitslohn entgolten wird, ist die entscheidende Gegentendenz gegen die fallende Profitrate. Karl Marx betonte diesen nur scheinbar sich widersprechenden inneren Zusammenhang wie folgt: »Das tendenzielle Sinken der Profitrate ist verbunden mit einem tendenziellen Ansteigen der Rate des Mehrwerts, also im Exploitationsgrad der Arbeit (...) Die Profitrate fällt nicht, weil die Arbeit unproduktiver wird, sondern weil sie produktiver wird. Beides, Steigen der Rate des Mehrwerts und Fallen der Rate des Profits, sind nur besondere Formen, worin sich die wachsende Produktivität der Arbeit kapitalistisch ausdrückt.« (MEW 25, S.250). Die Profitrate sinkt trotz weiter steigender Ausbeutungsrate, weil mit diesem Prozeß die organische Zusammensetzung des Kapitals – die Kapitalintensität – schneller wächst, als die Mehrwertrate steigt.*)

      Die »Agenda 2010«, die just im März 2003, am Ende der internationalen Krise – und, wie aus der Tabelle in Teil III der Serie ersichtlich, inmitten der BRD-Krise –, verkündet wurde, war demnach nicht primär dem »Verrat« der Sozialdemokraten geschuldet. Es handelte sich schlicht um den Versuch, über entsprechend niedrigere »Belastungen« der Unternehmen (Steuersenkungen; Reduktion der Arbeitgeberanteile bei den Sozialversicherungssystemen) deren Profite direkt zu erhöhen beziehungsweise über niedrigere Löhne, längere Arbeitszeiten und mehr Auspressung von Arbeit aus den einzelnen Beschäftigten das eingesetzte variable Kapital, auf das diese Profite bezogen werden, zu senken. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das Arbeitslosenheer, das in der Regel am Ende der Krise seinen Höhepunkt erreicht und damit in besonderem Maß zur Verschlechterung der Löhne, Gehälter und Arbeitszeiten beiträgt. In der BRD wurde im Frühjahr 2005 erstmals seit 1932 die Zahl von mehr als fünf Millionen offiziell registrierten Erwerbslosen erreicht. In der Gesamttendenz wurde auf diese Weise die Profitrate wieder angehoben und der Tendenz ihres langfristigen Sinkens entgegengewirkt.

      Drittens schließlich wird in Krisen – und in Zeiten sinkender Profitrate – versucht, die Möglichkeiten zur Anlage von privatem Kapital deutlich auszuweiten. Dadurch wird teilweise der zuvor (in Teil III) entwickelte Widerspruch zwischen kaum begrenzter Produktion und begrenzter Konsumtionskraft gemindert. Solche neuen Anlagesphären für das Kapital gibt es durch Privatisierungen – den Abbau des öffentlichen Sektors und der Daseinsvorsorge. Dieser Prozeß wird hierzulande vor allem seit 2000 vorangetrieben. Die Große Koalition will ihn noch beschleunigen und allein 2006 und 2007 Staatsbeteiligungen im Wert von mehr als 30 Milliarden Euro verkaufen, was einen neuen Rekord – und Ausverkauf – darstellt.

      Neue Anlagesphären werden sodann durch die Intensivierung des Welthandels und die Ausweitung der Exporte erreicht. Dies erfolgte im Fall des westeuropäischen Kapitals vor allem mit der EU-Osterweiterung, die einen großen neuen Raum für Exporte erschloß. Die deutschen Exporte haben sich im Zeitraum 1998 bis 2005 von 550 Milliarden auf 900 Milliarden Euro fast verdoppelt. Sie wuchsen um ein Vielfaches schneller als das Bruttoinlandsprodukt, womit die »Exportquote« und die Abhängigkeit vom Weltmarkt deutlich anstiegen. Bezeichnenderweise stiegen die Ausfuhren am stärksten in Richtung der mittel- und osteuropäischen Staaten, der neuen EU-Mitgliedsländer. Gleichzeitig hat sich der »Außenbeitrag« – das Mehr an Exporten von Waren und Dienstleistungen gegenüber den entsprechenden Importen (das Resultat der positiven Leistungsbilanz) – allein zwischen 2001 und 2005 mehr als verdreifacht (auf 120 Milliarden Euro). Doch diese Art Wachstum ist ein Wachstum auf Kosten anderer und ruft mittelfristig Bumerangeffekte hervor. Der »positive Außenbeitrag« der BRD muß durch einen »negativen Außenbeitrag« in anderen Regionen (die mehr importieren als exportieren) »ausgeglichen« werden. Das heißt, diese Regionen verschulden sich im gleichen Umfang.

      Auch Karl Marx sah diese zeitweiligen Auswege aus der Krise und schrieb im »Kapital«: »Der Markt muß daher beständig ausgedehnt werden (...) Der innere Widerspruch sucht sich auszugleichen durch Ausdehnung des äußern Feldes der Produktion (...) Es wird damit weiter verlangt, daß Länder, wo die kapitalistische Produktionsweise nicht entwickelt, in einem Grad konsumieren und produzieren sollen, wie er den Ländern der kapitalistischen Produktionsweise paßt.« (MEW 25, S.255 u. 267) Marx und Engels verwiesen zuvor schon an anderer Stelle, im »Kommunistischen Manifest«, darauf, daß auf diese Weise die anscheinend reinigende Wirkung der Krise neue Krisen auf höherem Niveau vorbereitet. Dort heißt es: »Wodurch überwindet die Bourgeoisie die Krisen? Einerseits durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von Produktivkräften; andererseits durch die Eroberung neuer Märkte und die gründlichere Ausbeutung der alten Märkte. Wodurch also? Dadurch, daß sie allseitigere und gewaltigere Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert.« (MEW 4, 468)

      Diese Feststellung findet in der Realität des neuen – in der BRD: zehnten – Zyklus einige Bestätigung. Der neue Zyklus ist von einer fortgesetzten Pleitewelle und von stagnativen Tendenzen geprägt. Der private Konsum ist rückläufig. Vor allem aber sinkt erstmals die Erwerbslosenzahl im Aufschwung nicht mehr – ja, sie erreichte im Frühjahr 2005 mit – offiziell – 5,4 Millionen einen neuen Rekord und sie wird im Frühjahr 2006 erneut bei mehr als fünf Millionen liegen.


      Quellen (Auswahl):

      – Milton Friedman nach: Die Welt vom 2.12.2005. Das Originalzitat stammt aus der Zeit Ende der siebziger Jahre, als Friedman, wie in Teil 1 erwähnt, u.a. Berater von Augusto Pinochet war;

      – Tabelle nach verschiedenen Ausgaben des US-Magazins Fortune vom 26.7.2004, vom 22.7.2002, vom 24.7.2000 und vom 20.7.1999;

      – Profitentwicklung 1929-1932 nach: Eugen Varga, Die Krise des Kapitalismus und ihre politischen Folgen, Frankfurt/M. 1969 (Neuauflage), S.248;

      – Gewinne 1974-76 nach: Max Kruk, jährliche FAZ-Gewinnstatistik, veröffentlicht in Blick durch die Wirtschaft (herausgegeben von der FAZ), hier nach den Ausgaben vom 3.3.1977 und vom 30.3.1978;

      – Fortune-Zitate nach: Fortune vom 24.7.2000 und vom 22.7.2002 und vom 26.7.2004;

      – BRD-Profite 2001 nach: »Deutschlands Top 100«, in: Handelsblatt vom 16.7.2002;

      – Exportentwicklung: Wochenberichte des DIW, Berlin 28-29/2004; Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, 12/2005.


      *) Die Debatte zur tendenziell sinkenden Profitrate und den ihr entgegenwirkenden Tendenzen wird überzeugend referiert bei Roman Rosdolsky, Die Entstehungsgeschichte des Marxschen Kapital – Der Rohentwurf des Kapital 1857-1858, Frankfurt/M. 1968, (Europäische Verlagsanstalt), Band II, S. 467ff.
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 14:55:09
      Beitrag Nr. 37 ()
      [posting]19.474.841 von Feuerblume am 31.12.05 14:51:51[/posting]Quelle_ Junge Welt

      :laugh:
      Weiter braucht man nun wirklich nicht zu lesen!
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 14:57:57
      Beitrag Nr. 38 ()
      Ich :mad: Kommunisten.
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 15:09:26
      !
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      Avatar
      schrieb am 31.12.05 15:13:53
      Beitrag Nr. 40 ()
      [posting]19.434.562 von Feuerblume am 28.12.05 17:58:51[/posting]Danach sind – mit nur geringen Unterschieden zwischen Ost und West – 50 Prozent der Deutschen der Ansicht, daß »die Kritik von Karl Marx am Kapitalismus heute noch ihren Sinn« hat. 56 Prozent finden gar, daß der Sozialismus »eine gute Idee (ist) , die bislang schlecht ausgeführt wurde.«
      Ansichten einer aussterbenden Spezies von Ostalgikern? Der Spiegel ergänzte entsetzt: »Hier fiel die Zustimmung bei den Jüngeren sogar noch höher aus

      Quelle: Junge Welt



      >Exklusive Umfrage zeigt: Jeder zweite Bundesbürger glaubt an Hexerei

      Hamburg (ots) - Spätestens seit Harry Potter ist die Hexerei wieder in aller Munde. Tatsächlich glaubt jeder Zweite (46 Prozent) an Hexenzauber. Unter den Frauen sind ganze 53 Prozent dieser Überzeugung, bei den Männern glauben hingegen nur 39 Prozent daran.
      Das sind die Ergebnisse einer repäsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gewis im Auftrag der Zeitschrift DAS NEUE BLATT aus der Bauer Verlagsgruppe.

      Mit zunehmendem Alter nimmt der Glaube an die Zauberei ab: Während 49 Prozent der 16- bis 39-Jährigen von der Existenz von Hexen überzeugt sind, sind es unter den 40- bis 59-Jährigen nur 43 Prozent. <

      Quelle: DAS NEUE BLATT
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 15:18:51
      Beitrag Nr. 41 ()
      [posting]19.466.767 von PresAbeL am 31.12.05 02:16:39[/posting]Presabel, einfach wirres Zeug! Schöner Gullasch! Schmeckt er dir! nur soviel! Du musst ersteinmal lernen, was ein Krieg ist!
      Aber geschenkt! Guten Rutsch ! Sei fleißig im neuen Jahr!
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 15:42:03
      Beitrag Nr. 42 ()
      Die User, die hier angesichts der historischen Fakten dem Kommunismus das Wort reden, haben in einem seriösen Wirtschaftsforum keine Existenzberechtigung, um dies einmal deutlich zu sagen! :mad:
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 15:48:08
      Beitrag Nr. 43 ()
      [posting]19.475.345 von detektivrockford am 31.12.05 15:13:53[/posting]»Hier fiel die Zustimmung bei den Jüngeren sogar noch höher aus .«

      Kein Wunder wenn sich die heutige Jugend immer öfter ihr "Wissen" und ihre "Bildung" ausschließlich von diversen linksradikalen Internetseiten abliest! :mad:
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 15:57:43
      Beitrag Nr. 44 ()
      [posting]19.475.749 von CaptainFutures am 31.12.05 15:42:03[/posting]Captain,
      dann wird es hier aber uniteressant, wenn Kommunisten und ganz Linke hier nicht mehr posten sollen.
      Wir brauchen hier User, dem d e r Gulasch gut schmeckt.
      Aber an einem können Sozialisten und Kommunisten nichts ändern: "Geld regiert die Welt" Und wer es hat, kann sich damit ein besseres Leben machen. Dann können noch so viel Sozies bessere Lebensarten vorgaukeln. Ohne Kapital läuft nichts und das hat jetzt fast die ganze Welt begriffen, sogar die ehemaligen Bilderbuchkommunisten, die Chinesen.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 15:58:37
      Beitrag Nr. 45 ()
      [posting]19.475.749 von CaptainFutures am 31.12.05 15:42:03[/posting]User, die uns weißmachen wollen, dass die "reine Marktwirtschaft" in der Praxis funktioniert, haben in einem seriösen Wirtschaftsforum keine Existenzberechtigung, um dies einmal deutlich zu sagen! :mad:
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 16:08:04
      Beitrag Nr. 46 ()
      [posting]19.475.907 von LastHope am 31.12.05 15:58:37[/posting]User, die uns weißmachen wollen, dass der russische Staatskonzern Gasprom eine marktwirtschaftliche Preispolitik nach Angebot und Nachfrage betreibt, haben in einem seriösen Wirtschaftsforum keine Existenzberechtigung, um dies einmal deutlich zu sagen! :mad:
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 21:20:00
      Beitrag Nr. 47 ()
      Krisen, Krach und Krieg, Quelle: Junge Welt - Teil 5

      Marx reloaded. Die Wiederkehr des ordinären Kapitalismus. Die aktuelle Phase des Kapitalismus – eine Bilanz

      * Anstelle des 1990 verkündeten »Endes der Geschichte« erleben wir gegenwärtig die Renaissance eines zunehmend ungezügelten Kapitalismus, wie es ihn zuletzt in der Zeit zwischen den Weltkriegen gab. Mit dem unscharfen Begriff der »Globalisierung« wird heute eine Wirtschaftsordnung bezeichnet, die von einer steigenden Konzentration des Reichtums auf die Zentren (Teil I von Winfried Wolfs Analyse) und immer häufiger auftretenden zyklischen Konjunkturkrisen geprägt ist (Teil II). In unserer Serie folgte eine Untersuchung zu den sozialen Folgen dieser Entwicklung, der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich (Teil III), sowie eine Analyse der Versuche, kapitalismusimmanente Lösungen zur Bewältigung der Wirtschaftskrisen zu finden (Teil IV).


      Der 1915 geborene Nobelpreisträger Paul A. Samuelson gilt als Amerikas, wenn nicht der Welt berühmtester Ökonom. Ende 2005 äußerte er in einem Interview: »Der Markt hat kein Herz, der Markt hat kein Gehirn. Er tut, was er tut. Jedes Mal, wenn ich eine Zeitung aufschlage, lese ich von einem neuen Unternehmen, das seine Pensionsverpflichtungen nicht einhält. So etwas hätte es früher nicht gegeben. (...) Wir sind eine Gesellschaft des Ich, Ich, Ich – und des Jetzt geworden. Wir denken nicht an andere und nicht an morgen.« (zitiert nach Der Spiegel, Nr. 38/2005)

      All das und noch viel mehr hat es jedoch »früher« durchaus gegeben. Der über neunzigjährige Samuelson hat es erlebt und darüber Bücher verfaßt. Doch diese Tatsache wird verdrängt und vergessen, womit die Wiederkehr des ordinären Kapitalismus erneut als etwas »Besonderes« – als geheimnisvolle »Globalisierung« – präsentiert werden kann. Richtig ist Samuelsons Bilanz, daß es sich um eine »Gesellschaft des Ich« handelt, daß die kapitalistische Wirtschaftsweise »nicht an morgen« denkt. Mit anderen Worten: »Das Primat des Marktes schließt das Primat des Denkens aus.« (Daniela Dahn)
      Die aktuelle Phase des Kapitalismus ist geprägt von beschleunigter Zerstörung, tiefgreifender Entsolidarisierung und völliger Rücksichtslosigkeit gegenüber elementaren menschlichen Bedürfnissen und den Zukunftserwartungen späterer Generationen. Dies soll in dem letzten Teil der Serie in Form einer Bilanz auf fünf Ebenen konkretisiert werden.


      Ebene 1: Arbeit und Arbeitslosigkeit

      Die Produktivkräfte sind heute so hoch entwickelt wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Im Fall eines sinnvollen Einsatzes der menschlichen Arbeit könnten in allen Ländern die Arbeitszeiten deutlich gesenkt und gleichzeitig alle elementaren menschlichen Bedürfnisse (die kulturellen natürlich eingeschlossen) befriedigt werden. Doch die gesellschaftliche Wirklichkeit sieht völlig anders aus.

      Seit Jahrzehnten gibt es in den hochindustrialisierten Ländern steigende Erwerbslosenzahlen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) registrierte Mitte der neunziger Jahre weltweit 150 Millionen Erwerbslose – 2004 waren es 190 Millionen. Die offizielle Arbeitslosigkeit in der BRD wird Anfang 2006 erneut die Fünf-Millionen-Marke übersteigen. In Japan liegt die offizielle Erwerbslosenzahl mit 3,2 Millionen nahe am Nachkriegsrekord. In den USA, die vielfach wegen ihres »Jobwunders« gepriesen werden, gibt es laut ILO-Statistik ein Arbeitslosenheer von 8,15 Millionen (2004).

      Trotz – oder auch: wegen – dieser Massenarbeitslosigkeit auf Rekordhöhe werden die Arbeitszeiten derjenigen, die noch Normalarbeitsplätze haben, verlängert, meist bei real sinkenden Löhnen. Eine der ersten Maßnahmen, die die Große Koalition im November 2005 ankündigte, ist die Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf ein Renteneintrittsalter von 67 Jahren. Arbeitszeitverlängerungen aber müssen die Erwerbslosigkeit weiter steigern.

      Während Hunderte Millionen Erwachsene keine bezahlte Arbeit oder nur Minijobs haben, mußten laut ILO 2005 weltweit 350 Millionen Kinder und Minderjährige für ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familien schuften.

      Die Gebiete, auf denen gesellschaftlich sinnvolle Arbeit geleistet werden müßte, sind vielfältig: im Kampf gegen Armut, gegen Umweltzerstörung, zur Gestaltung lebenswerter Städte, im öffentlichen Verkehrssektor, für die Gewinnung alternativer Energien, im Engagement gegen Analphabetismus, im Gesundheitssektor, insbesondere zur Bekämpfung von AIDS. Doch in all diesen lebensnotwendigen Bereichen gibt es viel zu wenige Arbeitsplätze. Oft werden die bestehenden noch abgebaut. Gleichzeitig aber wächst bei dem Heer der Noch-Beschäftigten der Anteil derjenigen, die unsinnige, nutzlose, zerstörerische und entfremdete Arbeit verrichten.

      Die Zahl der Steuerzahlenden nimmt ab, aber die Zahl der Steuerberater hat sich hierzulande in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Rechtlosigkeit und Willkür nehmen zu – aber die Zahl der deutschen Rechtsanwälte stieg in nur 15 Jahren von 60000 im Jahr 1990 auf 127000 im Jahr 2004 (vgl. FAZ v. 21.8.2004). In den USA wächst die Zahl derjenigen, die keinerlei Krankenversicherung haben. Gleichzeitig schnellte dort die Zahl der Schönheitsoperationen von 900000 im Jahr 1998 auf 3,3 Millionen 2005 hoch. Das Gewicht der materiellen Produktion, also Industrie und Landwirtschaft, reduziert sich ständig, aber das Geschäft mit der Zerstörung noch vorhandener Firmen blüht. Die Vielfalt der Lebensmittel und Genüsse sinkt – Stichwort Fastfood –, doch es werden immer mehr Transportkilometer zur Herstellung einer Ware von ein- und derselben Qualität verausgabt. In Europa erzeugte Walnüsse haben keinen Marktwert; die Walnüsse im Mövenpick-Eis werden aus China importiert. Die Zahl der Fernsehsender wächst proportional zum Abbau von vermittelten seriösen Informationen und kulturell anspruchsvollen Sendungen.

      Bilanz: Der Kapitalismus ist immer weniger in der Lage, die vorhandene gesellschaftliche Arbeit im Interesse der menschlichen Bedürfnisse sinnvoll einzusetzen.

      Das ist so neu nicht – und durchaus noch steigerungsfähig. Eugen Varga beschrieb den Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise von 1929 ff. folgendermaßen: »Schließlich blieb nichts anderes übrig, als zur systematischen massenhaften Vernichtung von landwirtschaftlichen Produktionen überzugehen. In den USA wurden im Jahre 1933 zehn Millionen Hektar, ungefähr ein Viertel der gesamten Fläche Baumwolle, in die Erde gepflügt. In Brasilien werden jährlich zehn Millionen Sack Kaffee, fast der jährliche Weltbedarf, ins Meer geworfen oder zum Straßenbau verwendet. Tee wird nicht mehr geerntet, ganze Schiffsladungen Orangen werden in London ins Meer geworfen. Fünf Millionen Schweine wurden von der Regierung der Vereinigten Staaten im Herbst 1931 aufgekauft und vernichtet. In Dänemark wurden wöchentlich 1500 Kühe geschlachtet und ihr Fleisch zu Kunstdünger verarbeitet. In Argentinien wurden Hunderttausende Schafe einfach niedergestochen, um der jüngeren Generation Platz zu machen. Ihr Transport in die Schlachthäuser hätte mehr gekostet als der Erlös.« Die Tageszeitung Tribune in Minneapolis, USA, brachte dies 1934 wie folgt auf den Punkt: »Wir, die wir gelernt haben, für unser tägliches Brot zu beten, beten nunmehr, daß es uns weggenommen werde: eine ebenso gigantische Abweichung auf dem Gebiet der Theologie wie auf dem Gebiet der Ökonomie.«


      Ebene 2: Globalisierung und wachsende Privatmacht

      Während Produktion und Dienstleistungen zunehmend weltweit vernetzt stattfinden und ihr Charakter sich im Weltmaßstab als wahrhaft gesellschaftlicher erweist, wächst die Macht einzelner Individuen und weniger Konzerne.

      Die 500 größten Konzerne der Welt, die seit 40 Jahren in der Zeitung Fortune veröffentlicht werden, hatten in den 60er Jahren einen Umsatz, der rund 17 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes entsprach – heute sind es 30 Prozent. Die Großaktionäre und Vorstandsvorsitzenden dieser 500 Unternehmen, die allein und direkt ein Arbeitskräfteheer von 46 Millionen Menschen kommandieren, bestimmen über das Leben von Hunderten Millionen Menschen. Sie treffen sich auf exklusiven Veranstaltungen – etwa jeweils zum Jahresanfang auf dem World Economic Forum (WEF) in Davos. Und sie sind organisiert in exklusiven Clubs. In der EU gibt es beispielsweise den »European Round Table« (ERT), wo die Bosse der 49 größten Konzerne versammelt sind. Mit Vorbedacht sitzen hier die Topleute (und nicht ihre Stellvertreter), weil diese Herren in ihren jeweiligen Ländern direkten Zugang zu den Regierenden haben und sich mit ihnen auf dem Tennisplatz oder Golfparcours treffen. Der ERT rühmt sich offen, die maßgeblichen Entscheidungen auf EU-Ebene beeinflußt und oft – wie im Fall des Maastrichter Vertrags – vorformuliert zu haben.

      Auch das ist so neu nicht. 1909 formulierte Walter Rathenau, der Mitbegründer von AEG: »300 Männer, von denen jeder jeden kennt, leiten die wirtschaftlichen Geschicke des Kontinents.« Was damals für Europa galt, gilt heute global.

      Karl Marx beschrieb im »Kapital« den Widerspruch von gesellschaftlicher Weltproduktion und konzentrierter ökonomischer Privatmacht und sah darin gleichzeitig eine Entwicklung, die über die bestehende kapitalistische Gesellschaft hinausweist. Er schrieb: »Je ein Kapitalist schlägt viele tot. Hand in Hand mit dieser (...) Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter (...), die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes. Mit der ständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Empörung (...) Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise (...) Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateure werden enteignet.« (MEW 23, S. 790f.).


      Ebene 3: Umweltzerstörung und Ölwirtschaft

      Seit 2004 ist es amtlich: Auch George W. Bush gesteht inzwischen ein, daß »von Menschen zu verantwortende Emissionen« entscheidend sind für die bedrohlichen Klimaveränderungen. Diese wiederum sind in starkem Maß Resultat eines Kapitalismus, der stofflich gesehen in erheblichem Maß von Öl bestimmt wird. Das hat handfeste materielle Gründe.

      Vom addierten Umsatz der 100 größten Industriekonzerne der Welt entfallen rund 60 Prozent auf diejenigen Unternehmen, die Ölkonzerne, Autokonzerne oder Flugzeugbau-Unternehmen sind. Die Abhängigkeit der Weltwirtschaft von dieser Öl-Auto-Flugzeuggruppe und damit von Rohöl und seinen Derivaten Diesel, Benzin, Kerosin und Raketentreibstoff ist in den letzten 15 Jahren trotz Ölpreisschocks, trotz Ölknappheit und in offenem Widerspruch zu den vielfältigen Debatten über Klimazerstörung und ihre Ursachen immer größer geworden.

      Das Rohöl wird voraussichtlich innerhalb einer Generation zur Neige gehen. Es konzentriert sich auf immer weniger Regionen. Jeder, der einigermaßen rechnen kann, würde langfristig eine Politik der Energiewende einleiten. Im ölbasierten Kapitalismus findet jedoch – aus strukturellen Gründen – das Gegenteil statt. Diese Ölobsession ist so neu nicht:

      Ohne Einladung
      Sind wir gekommen
      Siebenhundert (und viele sind noch unterwegs)
      (...)
      Und haben Dich gesehen
      Plötzlich über Nacht
      Öltank.
      (...)
      Eilet herbei, alle
      Die ihr absägt den Ast, auf dem ihr sitzet
      Werktätige!
      Gott ist wiedergekommen
      in Gestalt eines Öltanks.
      (...)
      Was ist für Dich ein Gras?
      Du sitzest darauf.
      Wo ehedem ein Gras war
      Da sitzest jetzt Du, Öltank!
      Und vor Dir ist ein Gefühl
      Nichts.
      Darum erhöre uns
      Und erlöse uns von dem Übel des Geistes.
      Im Namen der Elektrifizierung
      Der Ratio und der Statistik!

      Bertolt Brecht schrieb das Gedicht »Siebenhundert Intellektuelle beten einen Öltank an« Ende der 1920er Jahre.


      Ebene 4: Reden vom Frieden und Rüsten zum Krieg

      Das Völkerrecht – u.a. die UN-Charta – verbietet grundsätzlich Kriege, es sei denn, eine unmittelbare Gefahr für den Weltfrieden müsse – mit Zustimmung der Vereinten Nationen – abgewendet werden. Gegenüber früheren Perioden der Menschheitsgeschichte, in denen Kriege auch offiziell als »Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln« definiert wurden, ist dies ein Fortschritt. Doch parallel mit der Globalisierung kam es zur »Enttabuisierung des Militärischen« (Gerhard Schröder). In der politischen Praxis werden Kriege – mit oder ohne UN-Mandat – erneut als konkretes Mittel der Politik, vor allem aber als Instrumente der Ökonomie eingesetzt.

      Erneut ist es in erster Linie die innere Logik des Kapitals, die die Bekenntnisse zum Frieden als hohles Geschwätz erscheinen lassen. Der Kapitalismus kennt eine innere Dynamik zur Militarisierung, zu Rüstung und Krieg. Es gibt einen Zusammenhang von Weltmarkt, Kapitalexpansion, Weltmarktkonkurrenz, militärischer Absicherung der Expansionen, neuen Kriege und Ölknappheit. Im Rahmen der Suche nach neuen Anlagesphären – und als Resultat der Beschränkung des inneren Marktes und des Konsums – gibt es darüber hinaus einen spezifischen Drang von Kapital in den Rüstungssektor, da hier die Regierungen langfristig hohe Profitmargen garantieren. In der Konsequenz hat sich der Umsatz der 100 größten Rüstungskonzerne im Zeitraum 2001 bis 2005 von 160 auf 300 Milliarden US-Dollar knapp verdoppelt. Es ist kein Zufall, daß der Zyklus der neuen Kriege sich in erheblichem Maß auf Regionen konzentriert, die Ölregionen oder Regionen der Öltransportwege sind.

      Die US-Regierung ist unbestreitbar führend bei Aufrüstung und neuen Kriegen. Doch die EU ist im Begriff, auf dem Gebiet der Militarisierung aufzuholen. Weltweit haben sich die Rüstungsausgaben 1998 bis 2005 von 765 Milliarden US-Dollar auf 1 050 Milliarden US-Dollar erhöht. Sie stiegen in den USA von 200 auf 400 Milliarden US-Dollar. Sie stiegen in Westeuropa (NATO-Staaten) von 150 auf 230 Milliarden US-Dollar.

      2000 wurde mit der EADS der erste länderübergreifende militärisch-industrielle Komplex in Europa geschaffen. Interessanterweise handelt es sich um den ersten »echten« europäischen Konzern. Beschlossen ist weiterhin eine EU-Armee mit 60000 Mann/Frau, die in drei bis vier Jahren kriegsfähig sein soll. Derzeit werden eine Reihe spezieller Angriffswaffen hergestellt wie der Eurofighter, der A 400M-Militärtransporter oder das Satellitensystem Galileo. All dies zielt unzweideutig auf Angriffskriege. Die genannten Waffensysteme bzw. die EU-Eingreiftruppe wird Ende dieses Jahrzehnts einsatzbereit sein.

      Auch das ist nicht neu. Und es droht, weit schlimmer zu kommen. Es war Rosa Luxemburg, die den engen Zusammenhang zwischen kapitalistischer Akkumulation und Aufrüstung bzw. Kriegen analytisch herausarbeitete und am Beispiel des Ersten Weltkriegs unterstrich, daß der Kapitalismus in offenem Widerspruch zu allen zivilisatorischen Errungenschaften steht: »Geschändet, entehrt, im Blute watend, von Schmutz triefend – so steht die bürgerliche Gesellschaft da, so ist sie. Nicht, wenn sie, geleckt und sittsam, Kultur, Philosophie und Ethik, Ordnung, Frieden und Rechtsstaat mimt – als reißende Bestie, als Hexensabbat der Anarchie, als Pesthauch für Kultur und Menschheit, so zeigt sie sich in ihrer wahren, nackten Gestalt.« (Rosa Luxemburg Werke, Bd. 4, S. 53)


      Ebene 5: Möglichkeiten für eine rationale Weltpolitik

      Die Möglichkeiten einer rationalen und demokratisch geplanten Produktion sind so groß wie nie zuvor. Gleichzeitig ist die Irrationalität, welche die vorherrschende Produktionsweise bestimmt, so groß wie kaum je zuvor. Es besteht heute die Gefahr eines Kollapses des Weltfinanzsystems und einer neuen Weltwirtschaftskrise.

      Im Rahmen dieser Serie wurden die klassischen ökonomischen und sozialen Widersprüche und deren Verschärfung beschrieben. Hinzu gesellt sich eine neue Finanz- und Spekulationskrise, für die die Stichworte »Immobilienblase« (in Spanien, Großbritannien und USA), »neue Börsenblase« und »ständig steigende öffentliche und private Schulden« stehen mögen.

      Besonders dramatisch kann sich die Krise der Weltleitwährung US-Dollar entwickeln. Erstmals seit 75 Jahren gibt es die Situation, daß die führende kapitalistische Macht, die USA, ökonomisch ausgezehrt und ausgehöhlt, gleichzeitig Militärmacht Nummer eins ist. Eine vergleichbare Situation gab es nach dem Ersten Weltkrieg, als Großbritannien noch die führende Militärmacht war, ökonomisch aber bereits am Boden lag und bald darauf von den USA abgelöst wurde.

      Die gewaltigen Defizite von Haushalt und Leistungsbilanz der USA werden in großem Umfang von den asiatischen Ländern Japan, Südkorea, Taiwan, Malaysia und vor allem von China, also in erheblichem Umfang von Entwicklungsländern, finanziert. Diese kauften bisher in ausreichendem Umfang US-Staatsanleihen, um erstens ihre eigenen Währungen niedrig zu halten und ausreichend exportieren zu können, und zweitens, um den Konsum in den USA, und damit auch ihre eigenen Exporte zu stützen.

      Das wird nicht ewig so weitergehen. Die Gefahr eines Kollapses des Finanzsystems ist real, und er würde zwangsläufig in eine neue Weltwirtschaftskrise münden. Diese neue Krise würde das Arbeitslosenheer von weltweit rund 200 Millionen und in der BRD von fünf Millionen Erwerblosen nochmals drastisch anwachsen lassen. Der soziale und politische Sprengstoff würde nochmals vergrößert. Mehrere Kommentatoren haben jüngst auf die Parallelen zur Weltwirtschaftskrise 1929–34 verwiesen – auch konkretisiert für die große Koalition. In der Financial Times Deutschland schrieb Wolfgang Münchau unter der Überschrift »Wie damals, 1930« unter Verweis auf die Folgen der neuen »Sparmaßnahmen« und der Mehrwertsteuererhöhung der Regierung Merkel: »Was sich in den Koalitionsverhandlungen momentan abspielt, ist die Anbahnung einer Katastrophe. Unweigerlich werden viele bald die Schlußfolgerung ziehen, daß demokratische Politiker nicht in der Lage sind, für Wachstum und Vollbeschäftigung zu sorgen.« (FTD v. 26.10.2005)


      * * *

      Die fünffache Bilanz lautet: Der allein übriggebliebene Kapitalismus ist in keiner Weise in der Lage, die elementaren Bedürfnisse der jetzt lebenden Menschen und der nächsten Generation zu befriedigen. Im Gegenteil: Auf allen hier behandelten Ebenen zeichnet sich eine weitere dramatische Verschärfung der Widersprüche ab. Karl Marx: »Die kapitalistische Produktion entwickelt (...) nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen allen Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.« (MEW 23, S.529 f.) Daher, so Marx an anderer Stelle, wird dem Kapital »der Rat gegeben, abzutreten und einer höheren Stufe der Produktion Platz zu machen.« (Grundrisse, S.636)

      Diese Schlußfolgerung läßt sich auch in folgende Worte fassen: »Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den sozialen Lebensinteressen (...) nicht gerecht geworden. (...) Nach dem furchtbaren Zusammenbruch (...) kann nur eine Neuordnung von Grund auf erfolgen. Inhalt und Ziel dieser Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben sein. (...) Durch eine gemeinwirtschaftliche Ordnung wird das (...) Volk eine Wirtschafts- und Sozialordnung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht.«

      Dieses Zitat stammt aus dem CDU-Parteiprogramm des Jahres 1949, dem »Ahlener Programm«. Es wurde geschrieben vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise, des Faschismus, des Holocaust und von fünfzig Millionen Toten. Es ist notwendig, offen auszusprechen, daß wir vor vergleichbaren Perspektiven stehen, wenn der Dynamik der kapitalistischen Produktionsweise weiter Raum gegeben wird. Daher ist es logisch zu konstatieren: »Eine andere Welt ist möglich!« Das meint natürlich: eine andere Gesellschaftsordnung und somit vor allem: »Eine andere Ökonomie ist nötig!«

      Quellen (Auswahl):

      – Arbeitslosenzahlen weltweit nach: International Labour Organization, Dezember 2005;

      – Kinderarbeit nach: junge Welt vom 13.6.2005 (nach ILO-Angaben);

      – Rechtsanwälte in der BRD: Nach FAZ vom 21.8.2004;

      – Schönheitsoperationen in USA nach: American Society of Plastic Surgeons, November 2005;

      – Eugen Varga, Die Krise des Kapitalismus und ihre Folgen, Frankfurt/M. 1969, S. 287;

      – Tribune-Zitat (USA) bei E. Varga, a.a.O., S.286;

      – Ölabhängigkeit im Kapitalismus: Vgl. Winfried Wolf, Fusionsfieber. Das große Fressen, Köln 2001 (PapyRossa), S. 87ff.;

      – Angaben zur Aufrüstung nach: SIPRI-Jahrbuch 2005; IISS – Military balance 2004/2005 (www.iiss.org) und Guernica. Antikriegszeitung, Linz, 6/2005;

      – Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (Rohentwurf 1857–58), Berlin/DDR 1953.
      Avatar
      schrieb am 31.12.05 23:29:43
      Beitrag Nr. 48 ()
      #Feuerblume
      Danke für alle inhaltlich stimmigen Beiträge.

      Die Akzeptanz derartiger Thesen , benötigt allerdings noch min. 5 bis 10 Jahre , speziell bei der westdt. Userschaft.
      Hier , speziell bei der Nachkriegsgeneration , ist der Glaube an den stetigen Aufschwung , bzw. der Verbesserung der pesönlichen Lebensumstände unter heutigen Bedingungen , ungebrochen.

      Aus meiner Sicht wird hier allerdings sehr oft Systempolemik betrieben . Kapitalismus wird oft mit Freiheit verklärt , Sozialismus mit Totalitärismus ala Stalin , Honnecker und Mao.

      Das Konzept der Zukunft dürfte wohl irgendwo in der Mitte liegen. Eine wettbewerbsorientierte Wirtschaftsordnung , welche gewissen Regularien unterliegt , und einer nationalen und internationalen Wertegemeinschaft Rechnung trägt.
      Die Umsetzbarkeit meiner These dürfte allerdings schwierig werden. Das Monopolkapital ist mittlerweile so mächtig und global aufgestellt, dass jene sich derart fundamentale Konzessionen kaum abringen lassen werden.

      Ausblick :
      In Deutschland werden wir einen weiteren , dramatischen Lohnverfall erleben , speziell im produzierenden Gewerbe.
      Arbeitsplätze werden primär im Dienstleistungssektor geschaffen , mit Stundenlöhnen von 3 bis 7€ / brutto.

      Der Ölpreis wird bis 2010 auf min. 120$/Barrel steigen , der Benzinpreis auf min. 2,50€ / Liter ( ohne Steuererhöhungen )

      Es wird eine Dekade der Kriege um Öl werden , später um Wasser im Nahen Osten. Israel wird u.U. eine vorgeschobene Rolle spielen.

      Die US - Wirschaft wird kollabieren , der Dollar weitere 50% an Wert verlieren. Gold wird auf min. 2000$ /oz steigen.

      Ich wünsche Euch ein segensreiches Jahr 2006
      zierbart
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 02:34:02
      Beitrag Nr. 49 ()
      (Antwort auf Beitrag Nr. 19.480.229 - erstellt von zierbart am 31.12.05 23:29:43)

      Hallo zierbart,

      was die von dir so angepriesene linke Ideologie betrifft so wirst du den Niedergang Deutschlands in etw. 15-30 Jahren erleben. Der Grund dafür wird nicht ein zu viel an Marktwirtschaft sondern ein zu wenig der selbigen bei zu viel an sozialistischen Elementen sein. Sozialismus führt zu Gleichheit in Armut und das wird die Perspektive Deutschlands sein.

      Jobs zu solch niedrigen Löhnen hätten wir schon seit dreißig Jahren gebraucht, praktisch seit es Arbeitslosigkeit gibt. So arbeiten die Menschen nicht und werden vom noch produktiven Teil mitversorgt. Das geht alles zu Lasten der Zukunftsinvestitionen. Die dadurch erwirtschaftete Wertschöpfung hätte man dann besser in Kinder und deren Ausbildung investiert.
      Deutschland wird das Armenhaus Europas werden.

      Die US-Wirtschaft wird nicht kollabieren, vielmehr wird sie in 20 Jahren stärker denn je sein, da es dann keine ernst zu nehmende Konkurrenz mehr gibt.
      Der Dollar wird in 20 Jahren eine der härtesten Währungen und der EUR eine der schwächsten sein.
      Die Eurozone wird in 20-30 Jahren wieder hohe Inflationsraten sehen und schließlich den Offenbarungseid (eine Währungsreform).

      Sozialismus bzw. Kommunismus ist wieder die menschliche Natur. Das einzige System das langfristig funktioniert kann nur ein kapitalistisches, liberales System mit einem starken Staat sein, der sich einzig auf die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung, Anstand und Moral und die wenigen Aufgaben beschränkt die nur durch den Staat sinnvoll erledigt werden.

      Deutschland ist heute bereits ein kommunistisches System (per Definition, da die Staatsquote über 50% liegt). Die heutigen Probleme und die die sich schon seit rund dreißig Jahren aufbauen, deren Auswirkungen erst in etw. 15-20 Jahren beginnen werden ans Tageslicht zu treten sind diesem Umstand verschuldet und könnten nur durch einen radikalen Schwenk Richtung Liberalismus beseitigt werden. Freilich nicht ohne viel Leid, aber die Fehler wurden wie gesagt schon begangen, je früher sie korrigiert werden desto besser.

      Da ich ehrlich gesagt nicht mehr daran glaube dass das geschieht sehe ich meine Zukunft nicht mehr in Deutschland, hoffentlich auch nicht mehr in Europa.

      Ach und Gold war die letzten 200 Jahre die schlechteste Form der Geldanlage, aus diversen Gründen, deshalb wird es auch in den nächsten 200 Jahren keine besonderen Erträge erwirtschaften (Jeremy Siegel, "Stocks for the long run")

      Einzig was das Öl und petrochemische Erzeugnisse betrifft denke ich dass du Recht haben könntest.

      Gruß grigri

      "Wer mit 20 Sozialist ist ist ein Idealist, wer mit 50 immer noch Sozialist ist ist dumm" so ähnlich stammt das von Whinston Churchill
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 09:50:48
      Beitrag Nr. 50 ()
      [posting]19.482.963 von grigri4 am 01.01.06 02:34:02[/posting]Die Amateurhaftigkeit deines gesamten ordowirtschaftlichen Denkens wird deutlich in der Aussage:

      "Ach und Gold war die letzten 200 Jahre die schlechteste Form der Geldanlage, aus diversen Gründen"

      Das Zitieren von Sinnsprüchen allein macht es eben nicht, wenn man den Hintergrund nicht verstanden hat... Ich wünsche dir ein erkenntnisreiches Neues Jahr.

      Möge der Gott der falschen Schlussfolgerungen von dir ablassen :D
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 10:15:30
      Beitrag Nr. 51 ()
      [posting]19.482.963 von grigri4 am 01.01.06 02:34:02[/posting]Sozialismus bzw. Kommunismus ist wieder die menschliche Natur.

      So ist es. Im Kommunismus / Sozialismus wird die Natur des Menschen vergewaltigt und sein Geist ermordet.
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 10:39:15
      Beitrag Nr. 52 ()
      Hallo webmaxx,

      diese Aussage war sehr durchdacht und keineswegs oberflächlich. Ich empfehle dir wirklich dieses Buch zu lesen, solltest du in größerem Ausmaß in Gold investieren oder es vorhaben.
      Es ist niemandem bewusst, dass Gold tatsächlich die schlechteste Anlagekategorie der letzten 200 Jahre war, das übrigens relativ kontinuierlich. Ich glaube Gold hat nichteinmal die Inflationsraten geschlagen.

      Aufgrund der Charakteristika von Rohstoffen im allgemeinen und Gold im speziellen wird das denke ich auch in Zukunft so aussehen. Ich sehe zumindest keinen Grund warum sich das ändern sollte.

      Das bedeutet freilich nicht, dass der Goldpreis zwischendurch nicht auch mal steigen kann, wie er es gegenwärtig ja auch zeigt.

      Was das Buch betrifft, das wurde von einem sehr seriösen und angesehenen Fachmann geschrieben. Es ist tatsächlich erstaunlich, dass so vielen Menschen nicht bewusst ist was sie tun.
      Ich weiß, dass Gold und Rohstoffe im allgemeinen gerade in Mode sind. Das ändert jedoch nichts daran, dass sie bestimmte Charakteristika aufweisen die sie als Mittel zu langfristig erfolgreicher Geldanlage zumindest in Frage stellen lassen.
      Was Banken und moderne Investmenttheorie so von sich geben muss nicht richtig sein. Meiner Erfahrung nach ist es sogar oft falsch. Banken haben das primäre Interesse hohe Umsätze zu erzielen, was durchaus nachvollziehbar ist, das muss aber nicht zwangsläufig auch im Interesse der Anleger sein. Oft läuft es dem tatsächlichen Interesse der Anleger, Geldmehrung und Vermögenserhaltung sogar entgegen.

      Gruß grigri

      P.S. Auch die anderen Aussagen waren sehr durchdacht und die Resultate vieler Jahre in denen ich mich mit solchen Themen beschäftigt habe. Ich habe bewusst alles provokativ formuliert, auch erhebe ich keinen Anspruch darauf dass alle Schätzungen für Zeitangaben genau richtig sind. Die Situation ist aber zweifellos so.
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 10:40:59
      Beitrag Nr. 53 ()
      Hallo webmaxx,

      wünsche dir auch ein frohes neues Jahr. Ich warte übrigens immer noch auf deine stichhaltigen Argumente zu der These, dass unser System ohne Kapital besser funktionieren würde.

      Gruß grigri
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 10:56:48
      Beitrag Nr. 54 ()
      [posting]19.485.927 von grigri4 am 01.01.06 10:40:59[/posting]:laugh:da wirst du wohl weiter warten müssen bis zum St. Nimmerleinstag.:D

      So einen Quatsch habe ich noch nie behauptet. Das Kapital ist das Blut in den Adern der Wirtschaft - also unverzichtbar !
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 11:07:25
      Beitrag Nr. 55 ()
      [posting]19.485.894 von grigri4 am 01.01.06 10:39:15[/posting]grigrid4

      Dein Bemühen um Aufklärung hier ehrt dich sehr.

      Ich gebe aber gern zu, daß mir die Geduld für Widerspruch betr. deine unhaltbaren Ansichten fehlt und beschränke mich deshalb nur auf ein Beispiel.

      Du schreibst beispielsweise
      !Deutschland ist heute bereits ein kommunistisches System (per Definition, da die Staatsquote über 50% liegt)."

      Nun, das wesentlich unverdächtigere wikipedia-Öexikon sieht das so:
      "Kommunismus

      Kommunismus (vom lateinischen communis = "gemeinsam") bezeichnet nach allgemeinem Verständnis das Ideal einer klassenlosen Gesellschaft, in der die sozialen Unterschiede zwischen den Menschen aufgehoben sind und das erwirtschaftete Sozialprodukt allen gehört. Dieses Ziel setzt nach der von Karl Marx (1848) geprägten Auffassung die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln und dessen Überführung in Gemeinbesitz (Vergesellschaftung) voraus."

      capiche?

      Was davon trifft auf die BRD zu ? Nichts.
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 12:00:35
      Beitrag Nr. 56 ()
      Hallo webmaxx,

      das muss man wesentlich differenzierter sehen. Im Kommunismus hat nicht alles dem Staat, also der Allgemeinheit gehört und im Kapitalismus gehört nicht alles irgend welchen Individuen. Vielmehr bedeutet Kommunismus/Sozialismus, dass tendenziell mehr als 50% der Wertschöpfung vom Staat beansprucht wird, bzw. dass der Staat ständig massiv lenkend und beeinflussend eingreift.
      In allen Kommunistischen Systemen war das bisher immer so, die Menschen hatten durchaus z.B. ein eigenes Auto, eine eigene Parzelle Land auf der sie für den Eigenbedarf Obst und Gemüse angebaut haben, vielleicht eine eigene Wohnung. Aber sie haben eben in Staatsbetrieben gearbeitet und hatten keinen Einfluss auf den Wert ihrer Arbeit. Beim Einkaufen haben sie Güter zu staatlich festgelegten, bzw. beeinflussten Preisen etc. gekauft.
      Im Kapitalismus, bzw. einem eigenverantwortlichen liberalen System mischt sich der Staat so gut wie nirgends in die primäre Preisbildung ein, die Menschen verhalten sich primär eigenverantwortlich (und daher maximal effizient bzw. ressourcenoptimal).

      Das Deutsche System, das sich offiziell soziale Marktwirtschaft nennt war bei seiner Gründung eher eine Maktwirtschaft. Der Aufschwung nach dem Krieg hat primär darauf beruht. Als der Wohlstand stieg und die Menschen fauler und träger wurden begann der Staat seinen Einfluss auszuweiten über Subventionen, staatliche Transferzahlungen etc. Heute leben bereits fast 50% der Bevölkerung von staatlichen Transferzahlungen, in wenigen Jahren werden es mehr als 50% sein. Heute beansprucht der Staat bereits etw. 55% der Wertschöpfung gemessen am Volkseinkommen (dem korrekten Maßstab) für sich. Der Staat greift allenortes in die Preisbildung, Lohnbildung etc. ein.

      Der Begriff soziale Marktwirtschaft ist eigentlich ein Unwort, da ein System nur tendenziell eher kommunistisch (zur Erinnerung auch ein kommunistisches System bedeutet nicht 100% Staatsquote) oder tendenziell eher Marktwirtschaftlich (Was wiederum keine Staatsquote von 0% bedeutet) geprägt sein kann. Die Grenze ist hier genau bei 50% zu ziehen.

      Als Volkswirt lernt man um Ecken zu denken, wenn es sein muss auch mehrfach. Nur weil wir unser System als Marktwirtschaft bezeichnen (das Wort ist schließlich in unserem Selbstverständnis unserer Wirtschaftsordnung enthalten) bedeutet das noch nicht, dass wir auch eine sind. Ich kann auch behaupten die Orange sei blau, dabei ist sie trotzdem orange. Vielmehr sollte man sich die Charakteristika der beiden Zustände ansehen und dann darüber nachdenken welchem man eher entspricht. Unser System weist nunmal deutlich mehr kommunistische/sozialistische Elemente auf wie es kapitalistische/liberale Elemente aufweist. Freilich haben/bzw hatten wir ursprünglich deutlich mehr kapitalistische Elemente als die kommunistischen Systeme in Osteuropa, deshalb geht es uns auch noch besser, da wir jedoch Jahr für Jahr dem Kommunismus immer ähnlicher werden steuern wir auf das gleiche Schicksal zu.

      Die Definition in Wikipedia wird dem bei genauerer Betrachtung auch nicht wiedersprechen. Das sind die wirtschaftlichen Definitionen der beiden Zustände und daher ist die Aussage per Definition korrekt.

      Gruß grigri

      P.S. Was das Geld betrifft habe ich dich vielleicht verwechselt.
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 18:14:11
      Beitrag Nr. 57 ()
      Sagen wir es doch ganz ordnär:

      Kommunismus ist Staatskapitalismus!

      Natürlich ist der Raubtierkapitalismus (Globalisierung) schlecht. Allerdings ist der Kommunismus mit seinem totalitären Anspruch keinen Deut besser.

      Es ist schon faszinierend wie diese Bauernfängerei der Kommunisten immer wieder funktioniert! Man bekämpft ein Extrem wie Kapitalismus, Nationalsozialismus,... mit einem anderen Extrem: Dem Kommunismus.

      Stalin hat alles ermordet was Bildung, Besitz, Glauben, etc. hatte. Fast alle Gutsbesitzer, Bürgerliche, Geistliche, Offiziere, die Zarenfamilie,...alle totgemacht von Kommunisten. Mao-Tse-Tung, Pol-Pot mit 2 Mio Toten für die Agrarrevolution.

      Was ist mit der DDR? Die Leute lebten im Gefängnis und wurden bei der Flucht erschossen. Ich habe damals immer über die Deutsche Bucht geschaut, auf die Wachtürme. Wenn wir mit unserem Boot im Sommer auf See ware, war es den DDR-Bürgern verboten. Jedes Schlauchboot wurde abgeknallt. Nachts störte den Frieden und den Mondschein nur das permanente grelle Leuchten der Suchscheinwerfer der Kommunisten in der DDR. Das muss man sich nochmal vergegenwärtigen...Während wir friedlich den Abend genießen und grillen, haben die Kommunisten nur eins im Sinn: Leute abknallen die ein besseres Leben als im Kommunismus wollen.

      Was glauben die Gescheiterten und Hartz IV Empfänger denn von Gysi und Lafontaine zu erwarten? Das gibt Zwangsarbeit auf dem Feld wie im Gulag mit drastischen Strafen bis zum Knast bei Nichtbefolgung.
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 18:27:44
      Beitrag Nr. 58 ()
      [posting]19.491.820 von spoekenkieker_1 am 01.01.06 18:14:11[/posting]Sag mal, hat dir die Seeluft die Sinne benebelt?

      Erst schreibst du lauter richtige Sachen, - und dann reißt du im letzten Absatz mit dem Hintern alles wieder ein?

      Merke: Wenn erfahrene Politiker die Auswüchse des Kapitalismus beklagen und bekämpfen, heißt das doch nicht, daß sie komplett ins andere Lager wollen. Das ist doch einfach irre , Mann !
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 18:38:16
      Beitrag Nr. 59 ()
      [posting]19.491.946 von webmaxx am 01.01.06 18:27:44[/posting]Frohes Neues.. webmaxx!

      Also die Seeluft hat meine Sinne eher angeheitert :D

      Frage: Was ist ein erfahrener Politker? Antwort: Derjenige der die Leute am besten verarscht! :confused:

      Die Deutschen neigen zu Extremen, weil sie alles so perfekt machen wollen. Also geistig und moralisch korrekt, eben als typischer deutscher Gutmensch.

      Deshalb werden sie nach der jüngsten deutschen Geschichte ( WW2) genauso radikal ins linke Lager wechseln.

      Gelle!? Guck dir doch die Mehrheitsverhältnisse aktuell an: Grüne 8%, Linke(SED Nachfolger) 8%, SPD 34% - Das ist praktisch die absolute Mehrheit. Und wenn die jetzige Koalition aus Globalsisierungs-Befürwortern und Bilderbergern platzt, dann ist die BRD reif für Gysi und die Kommunisten. Dann wird es hier wirklich Tote geben.
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 18:47:02
      Beitrag Nr. 60 ()
      [posting]19.492.054 von spoekenkieker_1 am 01.01.06 18:38:16[/posting]Als warnung kann ich deinen Beitrag gerade noch gelten lassen:look:
      Aber nicht als Tatsachenbehauptung#1

      ##und: Was bringt dich zur Auffassung, Gysi sei Kommunist?

      Nur weil er sich in einem totalitären System behaupten konnte? Ich finde, der Mann ist einer der intelligetesten und unkorrumpierbarsten Politiker überhaupt hier in unserer Bestechungswüste...

      In diesem Sinne... selbst der große Klare aus dem Norden(Stolti) war nicht der Sauberste, du erinnerst dich vielleicht...
      Avatar
      schrieb am 01.01.06 20:56:27
      Beitrag Nr. 61 ()
      [posting]19.492.100 von webmaxx am 01.01.06 18:47:02[/posting]Das Stasi-Gefängnis Bautzen II – Sondergewahrsam für "Staatsfeinde" der DDR

      http://www.cocoa.de/news/2004_06/25/gefaengnis1.htm

      Wer will ja mal googlen..DDR Gefängnisse Bautzen..jeder Ossi den ich kenne hatte Bammel vor Bautzen.

      webmaxx..du magst ja ein guter Mensch sein..frustriert von der herrschenden Politiker Klasse. Das waren 1933 die Deutschen auch und haben ihren Erlöser A.H. gewählt.

      Ich glaube die Deutschen werden in ein paar Jahren ihren Erlösen Gregor Gysi oder Lafo oder eine Sarah Waagenknecht zu ihrem Erlöser wählen. Mit den bekannten Folgen.

      Ich will dir deine Illusion nicht nehmen, aber mit den Kommunisten und ex SED-Kadern wählst du deinen Henker selbst auch wenn du vielleicht glaubst gedanklich dazu zu gehören.
      Avatar
      schrieb am 02.01.06 14:24:52
      Beitrag Nr. 62 ()
      [posting]19.493.105 von spoekenkieker_1 am 01.01.06 20:56:27[/posting]So schwarz kann ich wirklich nicht sehen, spökenkieker.

      Berufst du dich auf eine Eingebung (2.Gesicht?)
      Fakten zum "Kommunismus-Gysi" sehe ich jedenfalls keine....


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