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    Die IAEO lügt - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 05.04.06 16:00:03 von
    neuester Beitrag 08.04.06 00:06:16 von
    Beiträge: 17
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      schrieb am 05.04.06 16:00:03
      Beitrag Nr. 1 ()
      Mittwoch, 5. April 2006
      Die Folgen von Tschernobyl
      "Die IAEO lügt"

      Die Ärztevereinigung IPPNW hat der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEO) vorgeworfen, die Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl massiv zu verharmlosen. Die IAEO war in einer Studie zu dem Ergebnis gekommen, weniger als 50 Menschen seien an den unmittelbaren Folgen der Katastrophe gestorben. Die Zahlen der IAEO seien "falsch und wissenschaftlich nicht zu halten", so die IPPNW.

      "Die IAEO und die von ihr vertretene Atomindustrie hoffen offenbar auf das Vergessen der Menschen", sagt die IPPNW-Vorsitzende Angelika Claußen im Gespräch mit n-tv.de. "Hier wird so massiv verharmlost, dass wir sagen: Die IAEO lügt."



      An diesem Donnerstag wollen die IPPNW und die Gesellschaft für Strahlenschutz eine eigene Studie vorlegen. Anlass ist der zwanzigste Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe am 26. April. "Wir können der völlig falschen Zahl der IAEO keine absolut richtige, unangreifbare Zahl entgegensetzen", betont Claußen, "eine solche Zahl gibt es nicht." Die Untersuchung der IPPNW und der Gesellschaft für Strahlenschutz geht allein bei den Bergungskräften – den so genannten Liquidatoren - von einer Größenordnung von 50.000 bis 100.000 Toten aus.

      Zudem seien die Langzeitfolgen von Tschernobyl noch gar nicht abzuschätzen. "Viele Krankheiten treten erst nach 20 Jahren auf. Bei den genetischen Schäden sehen wir nur zehn Prozent in der ersten Folgegeneration, die weiteren 90 Prozent kommen in den sechs Generationen danach", so Claußen.

      Die IAEO dagegen behaupte, Armut und Stress seien eine viel größere Bedrohung als die Verstrahlung. Claußen wirft der UN-Behörde vor, die Folgen der Katastrophe bewusst herunterzuspielen. "Erklärtes Ziel der IAEO ist die weltweite Förderung der friedlichen Nutzung der Atomenergie." Aus Sicht der UN-Behörde seien Atomwaffen "böse" und Atomenergie "gut", tatsächlich seien es jedoch "siamesische Zwillinge".

      "Fünf Atomkraftwerke extrem veraltet"

      Mit Blick auf den neuerlichen Streit um Atomenergie in Deutschland fordert Claußen, den Ausstieg nicht zu verschieben, sondern vorzuziehen. Fünf der 17 laufenden Atomkraftwerke müssten sofort abgeschaltet werden - Brunsbüttel, Isar I, Philippsburg I, Biblis A und B -, "da sie sicherheitstechnisch extrem veraltet sind".

      Beim Streit zwischen Atomkraftgegnern und den Betreibern der Atomanlagen gehe es um die Deutungshoheit, meint Claußen. Dies habe auch der Streit um die Häufung von Leukämie-Fällen bei Kindern in der Elbmarsch gezeigt. Hier sei die Zahl der Erkrankungen unstrittig. "Folglich werden in diesem Fall die Ursachen geleugnet." IPPNW geht davon aus, dass die bislang 16 Leukämie-Fälle die Folge eines Unfalls im Forschungszentrum GKSS in Geesthacht sind, der Augenzeugen zufolge im September 1986 passiert sei.

      http://www.n-tv.de/652679.html
      Avatar
      schrieb am 05.04.06 16:02:59
      Beitrag Nr. 2 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.088.237 von InvestigativTrader am 05.04.06 16:00:0320 Jahre nach Tschernobyl
      "Es geht um die Deutungshoheit"

      Vor 20 Jahren, am 26. April 1986, ereignete sich im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl eine der größten Umweltkatastrophen aller Zeiten. Der Begriff "Super-GAU" fand Eingang in die Sprache, Atomkraft wurde unpopulär in Deutschland. Bis zum "Atomkonsens" zwischen der rot-grünen Bundesregierung und den Betreibergesellschaften dauerte es dennoch 14 Jahre. Fragen an Dr. Angelika Claußen, die Vorsitzende der deutschen Sektion von IPPNW, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges.

      n-tv.de: Tschernobyl ist für viele heute nicht mehr ein Symbol des Horrors, sondern Teil der Achtziger, wie Zauberwürfel, Friedensbewegung oder "Modern Talking". Ärgert Sie das?

      Angelika Claußen: Das sehe ich durch die Brille der Psychotherapeutin. Nach Tschernobyl gab es viele andere Ereignisse, Kriege, Katastrophen. Da ist es ganz menschlich, dass der Schrecken von Tschernobyl in der Erinnerung ein wenig verblasst. Trotzdem teile ich Ihre Einschätzung nicht. Tschernobyl ist mehr als eine Erinnerung an die achtziger Jahre. Noch immer lehnen zwei Drittel der Menschen in Deutschland Atomenergie ab, das ist als Haltung seit 1986 geblieben.

      IPPNW wirft der Internationalen Atomenergie-Behörde vor, die Folgen von Tschernobyl zu verharmlosen. Die IAEO ist immerhin eine UN-Behörde und hoch angesehen.

      Hans Blix, damals Direktor der IAEO, sagte 1986, die Atomindustrie könne jedes Jahr eine Katastrophe wie Tschernobyl verkraften.

      Das klingt reichlich zynisch.

      Blix meinte es ernst. Erklärtes Ziel der IAEO ist die weltweite Förderung der friedlichen Nutzung der Atomenergie. So steht es in ihrem Statut. Das zweite Ziel der IAEO ist, die Weiterverbreitung von Atomwaffen einzuschränken. Aus Sicht der IAEO sind Atomwaffen böse und Atomenergie gut, tatsächlich sind sie jedoch siamesische Zwillinge. Die Idee der "guten" Atomkraft stammt noch aus der Gründungszeit der IAEO. Im Dezember 1953 hielt US-Präsident Eisenhower vor den Vereinten Nationen seine "Atoms for Peace"-Rede, in der er die Gründung einer solchen Behörde vorschlug. Darin sprach er davon, die "größte der zerstörerischen Waffen" könne "in einen großen Segen" verwandelt werden. Schon Eisenhowers Vorgänger Truman hatte nur 18 Stunden nach dem Atombombenabwurf über Hiroshima gesagt, jetzt müsse man die friedliche Nutzung der Atomenergie fördern – aus meiner Sicht eine Reaktion auf den Entsetzen, das der Bombenabwurf auslöste.

      Laut IAEO starben nicht einmal 50 Menschen an den unmittelbaren Folgen von Tschernobyl.

      Die Zahl stammt aus einer Studie, die die IAEO im vergangenen Jahr veröffentlicht hat. In der Presseerklärung der IAEO zu ihrer Studie hieß es, bis Mitte 2005 konnten "weniger als 50 Tote direkt auf die Strahlung durch den Unfall zurückgeführt werden". Insgesamt könnten "bis zu 4.000 Personen an der Strahlung sterben". Das ist absurd, die IAEO und die von ihr vertretene Atomindustrie hoffen offenbar auf das Vergessen der Menschen. Die in Tschernobyl freigesetzte Radioaktivität entspricht mindestens dem 100-Fachen der Hiroshima-Bombe. Sebastian Pflugbeil, der Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz, hat sich die Zahlen der IAEO-Studie genau angeschaut. Seltsamerweise spricht die Studie im Gegensatz zur Presseerklärung nicht von 4.000, sondern von 9.000 möglichen Toten. Aber es wird noch seltsamer: In der Originalquelle, auf die sich diese Ziffer stützt, wird gar keine konkrete Zahl genannt. Dort ist von ungefähr 9.000 bis 22.000 Toten die Rede. Hier wird so massiv verharmlost, dass wir sagen: Die IAEO lügt.

      Wie kommt die IAEO zu ihren Zahlen?

      Das sind Berechnungen und Schätzungen, die auf viel zu niedrigen Ausgangszahlen basieren. Die IAEO-Studie geht etwa davon aus, dass es nur 200.000 registrierte Rettungs- und Bergungsarbeiter gab, die so genannten Liquidatoren. Tatsächlich sind in Weißrussland, der Ukraine und Russland aber 350.000 Liquidatoren registriert, real waren es sogar 600.000 bis eine Million! Die IAEO sagt, von den 200.000 Liquidatoren werden "geschätzte 2.200 an der Strahlung sterben". Viel schlimmer als die Strahlung seien Armut und Stress. Noch ein Zitat aus der Presseerklärung der IAEO: "Armut, Lifestyle-Krankheiten, die sich jetzt in der früheren Sowjetunion ausbreiten, und psychische Probleme stellen eine viel größere Bedrohung für die lokale Gemeinden als die Verstrahlung dar."

      Die IPPNW und die Gesellschaft für Strahlenschutz haben nun eine eigene Studie vorgelegt.

      Wir können der völlig falschen Zahl der IAEO keine absolut richtige, unangreifbare Zahl entgegensetzen, eine solche Zahl gibt es nicht. Wir haben andere Rechnungen aufgemacht, die sich auf andere Studien stützen. Professor Edmund Lengfelder von der Gesellschaft für Strahlenschutz geht von 50.000 bis 100.000 gestorbenen Liquidatoren aus. Von den registrierten Liquidatoren sind nach übereinstimmenden Untersuchungen aus Weißrussland, der Ukraine und Russland etwa 90 Prozent erkrankt. Von den Erkrankten spricht die IAEO gar nicht. Dabei sind die Langzeitfolgen noch gar nicht abzuschätzen. Viele Krankheiten treten erst nach 20 Jahren auf. Bei den genetischen Schäden sehen wir nur zehn Prozent in der ersten Folgegeneration, die weiteren 90 Prozent kommen in den sechs Generationen danach.

      Was für Krankheiten sind bislang aufgetreten?

      Vor allem Darmkrebs, hirnorganische Erkrankungen, Gedächtnisstörungen, Schizophrenien, chronisches Müdigkeitssyndrom, Atemwegserkrankungen. Aus Weißrussland und der Ukraine gibt es Statistiken, die besagen, dass vor 1986 rund 80 Prozent der Kinder gesund waren und 20 Prozent krank. Jetzt ist das Verhältnis umgekehrt.

      Aus Hiroshima kennt man die Bilder von missgebildeten Kindern. Gab es das nach Tschernobyl auch?

      Ja, allerdings wurden nach Tschernobyl von der Politik Abtreibungen sehr stark propagiert, wenn Ultraschall-Untersuchungen Hinweise auf Missbildungen ergaben.

      Hatte Tschernobyl auch gesundheitliche Folgen in Deutschland?

      Ja. Es ist nachweisbar, dass in bestimmten Regionen in Deutschland die Zahl der Krebserkrankungen zunahm. Das Mainzer Kinderkrebsregister hat allein in Bayern 1.000 bis 3.000 zusätzliche Fehlbildungen gezählt, in ganz Deutschland sind es rund 5.000, in Europa etwa 10.000.

      Der Streit um die gesundheitlichen Folgen von radioaktiver Strahlung wirkt oft wie ein regelrechter Glaubenskrieg.

      Weil es um die Deutungshoheit geht, und weil die meisten Strahlenforscher leider nicht unabhängig von der Atomindustrie sind. Nehmen Sie die Leukämie-Fälle in der Elbmarsch. Die Zahl der Erkrankungen selbst kann nicht bestritten werden: Seit 1990 ist dort durchschnittlich ein Kind pro Jahr an Leukämie erkrankt! Folglich werden in diesem Fall die Ursachen geleugnet.

      Was sind denn die Ursachen?

      Die Bremer Physikerin Inge Schmitz-Feuerhake hat Chromosomenabberationen (Erbgutveränderungen) bei Kindern und Erwachsenen in der Elbmarsch nachgewiesen, außerdem künstliche Radioaktivität in Baumrinden aus der Region sowie im Staub von Dachböden. Dabei wurden Plutonium und Americium nachgewiesen, die man nicht auf den Tschernobyl-Fallout zurückführen kann. Lange war unklar, wo diese künstliche Radioaktivität herkommt: aus dem Kernkraftwerk in Krümmel oder aus dem Forschungszentrum GKSS in Geesthacht. Augenzeugen hatten jedoch im September 1986 ein Feuer in der GKSS beobachtet. In einer neuen Untersuchung entdeckte die Internationale Sacharov-Umweltuniversität in Minsk zudem in Bodenproben aus der Region Thoriumisotope. Thorium gilt als Auslöser für Leukämie. Aufgrund dieser Indizienkette gehen wir davon aus, dass es in der GKSS bei Experimenten mit Kernbrennstoffen einen Unfall gab.

      Offiziell bestätigt ist der Unfall bislang nicht?

      Nein, weder vom Forschungszentrum selbst noch von der schleswig-holsteinischen Landesregierung, übrigens auch nicht in den Jahren der rot-grünen Koalition in Kiel. Der Unfall in der GKSS passierte ein knappes halbes Jahr nach Tschernobyl. Stellen Sie sich vor, die Öffentlichkeit hätte damals davon erfahren. Es wäre das Ende der Atomenergie in Deutschland gewesen.

      http://www.n-tv.de/651944.html
      Avatar
      schrieb am 05.04.06 16:45:15
      Beitrag Nr. 3 ()
      Prima da macht die Angstindustrie wieder ihren Reibach.
      Avatar
      schrieb am 05.04.06 17:02:33
      Beitrag Nr. 4 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.089.225 von puhvogel am 05.04.06 16:45:15Womit macht eigentlich die Angstindutrie ihre Kohle ? :confused:
      Avatar
      schrieb am 05.04.06 17:07:10
      Beitrag Nr. 5 ()
      Die Leukämiekinder von Krümmel
      Die vergebliche Suche nach einer Antwort
      Von Dagmar Röhrlich
      1990/91 erkrankten in unmittelbarer Nähe des Kernkraftwerks Krümmel fünf Kinder an Leukämie. Zunächst normalisierte sich die Situation wieder, doch dann erkrankten in zwei weiteren Schüben erneut mehrere Kinder. Bald kam der Verdacht auf, dass es einen Zusammenhang zwischen den Nuklearanlagen und dem Blutkrebs geben könnte. Vier wissenschaftliche Kommissionen haben seit 1991 heftig und kontrovers über die Ursache dieses "Leukämieclusters" diskutiert. Die Spurensuche in der Elbmarsch ist ein Musterbeispiel dafür, dass die Wissenschaft beileibe nicht leidenschaftslos nach der puren Erkenntnis strebt.

      Hoffmann:
      In der Umgebung des KKW Krümmel ist eine ungewöhnliche Häufung von Leukämiefällen bei Kindern aufgefallen, insbesondere bei kleinen Kindern, die sich seit dieser Zeit, eigentlich bis heute, fortgesetzt hat.

      Kaatsch:
      Das ist bei dem Krümmelcluster besonders auffallend, daß es nach der ersten Häufung, die es nach dem Anfang der 90er Jahre gibt, zwei, drei Jahre Ruhe gab, dann gab es/ etwa vier Erkrankungsfälle, wieder einige Jahre Ruhe, und jetzt sind zum dritten Mal einige Erkrankungsfälle aufgetreten.

      Wichmann:
      Die Lage dieses Clusters war, naja, wirklich frappierend, nämlich mehr oder weniger direkt gegenüber dem KKW Krümmel, was natürlich sozusagen einiges suggerierte.

      Kaatsch:
      Dieses persistierende Auftreten von Krebserkrankungszahlen, das ist sehr eigenartig.

      1990/91 erkrankten in unmittelbarer Nähe von Krümmel fünf Kinder an Leukämie - neunmal mehr, als statistisch zu erwarten. Bis heute ist die lebensbedrohliche Erkrankung bei 14 Kindern diagnostiziert worden: Sie alle wohnen im Umkreis von wenigen Kilometern um das Kernkraftwerk Krümmel und das Forschungszentrum GKSS in Geesthacht, das einen eigenen Kernreaktor hat.

      Es war ja auffällig, dass die ersten Leukämiefälle und die meisten direkt im Vorgarten dieser Anlagen aufgetreten sind, und natürlich war es nahe liegend, auf die Ursächlichkeit zu schließen.

      Ingrid Schmitz-Feuerhake, emeritierte Physikprofessorin von der Universität Bremen. Beweise gab es nicht. Aber der Verdacht brannte in den Köpfen von Eltern, Anwohnern und Politikern.

      Nachdem die Behörden es zunächst abgestritten haben, musste dann aber doch eine offizielle Untersuchung eingeleitet werden, weil inzwischen die Öffentlichkeit alarmiert war und natürlich die einheimische Bevölkerung.

      Vier Expertenkommissionen haben sich mit dem Leukämiecluster, der Häufung von Leukämiefällen, beschäftigt - mit zum Teil identischen Mitgliedern. Niedersachsen, wo die Kinder erkrankten, berief die erste Kommission. Weil das Kernkraftwerk in Schleswig-Holstein liegt, beauftragte Kiel die zweite. Hannover gründete die "Arbeitsgruppe Belastungsindikatoren". Dann zog Schleswig-Holstein noch einmal nach. Bei der Besetzung scheint die persönliche Überzeugung der Forscher eine gewichtige Rolle gespielt zu haben. Eine Entscheidung der Regierungen, die sich rächen sollte.

      Mein Vorwurf geht eigentlich an die Politik: Nämlich nicht am Anfang klar die Kompetenz, die man in einer solchen Kommission braucht, auch dort zusammengebracht zu haben, das Sachverstand überwiegt und nicht Überzeugung überwiegt. Wenn die Politik hier zu feige ist, hier den richtigen Weg am Anfang zu gehen, dann ist der Karren im Dreck.

      Erich Wichmann, Leiter des Instituts für Epidemiologie am Münchener Forschungszentrum GSF, Vorsitzender der niedersächsischen und Mitglied der schleswig-holsteinischen Kommission. In den Kommissionen stießen zwei Welten unversöhnlich aufeinander. Was das bedeutet, zeigt eine einfache Frage:

      Gibt es anderswo auf der Welt vergleichbare Häufungen von kindlichen Leukämien?

      Antwort 1 gibt Erich Wichmann. 14 Fälle in 15 Jahren - das sei dreimal mehr als zu erwarten wäre:

      Das ist also gerade so statistisch signifikant. Wenn man berücksichtigt, wie klein die Zahlen sind, mit denen man hier statistisch arbeitet, dann gibt es eben auch zufällige Häufungen dieser Größenordnung.

      Antwort 2 kommt von dem Physiker Sebastian Pflugbeil, Präsident des Vereins "Gesellschaft für Strahlenschutz", Minister in der DDR-Übergangsregierung unter Hans Modrow und "unterstützender Experte" der schleswig-holsteinischen Kommission. Für ihn steht die Ursache fest: eine Strahlenbelastung.

      Unstrittig ist, dass in der Elbmarsch, einen Steinwurf weit von einem großen KKW und einer Kernforschungsanlage, die welthöchste Leukämierate bei Kindern vorliegt. Das bestreitet niemand.

      Antwort 3 kommt von neutraler Seite, vom Leiter des Deutschen Kinderkrebsregisters an der Universität Mainz, Peter Kaatsch:

      Ich denke, das kann man gar nicht sagen, was ist weltweit das größte Cluster. Das würde ja voraussetzen, dass man weltweit alle Erkrankungshäufungen bei Kindern registriert. Das ist keineswegs der Fall.

      Zwölf Jahre lang tobte in den Kommissionen, die sich mit dem Leukämiecluster von Krümmel beschäftigten, ein erbitterter, oft persönlicher Kampf. Das Ganze gipfelte am 2. November 2004 in einem Eklat, über den der NDR berichtete.

      Sechs von neun Mitgliedern der schleswig-holsteinischen Kommission legen die Arbeit aus Protest gegen eine angebliche Verschleierungspolitik der rot-grünen Landesregierung nieder. Die Forscher werfen der Koalition vor, die Arbeit der Kommission zu behindern, weil ihr die Erkenntnisse nicht gefallen. Sie erklären, dass das Kernkraftwerk Krümmel zwar als Mitverursacher der Leukämien in Frage kommt. Leukämierelevante Umgebungskontaminationen sollen jedoch von geheim gehaltenen und illegalen kerntechnischen Experimenten an der nahe gelegenen Forschungseinrichtung GKSS stammen.

      Eine rot-grüne Regierung, die ein Komplott der Atomindustrie deckt. Die Gescholtene reagierte heftig: Die Demissionierten "schürten Ängste aufgrund bloßer Spekulation", es ist die Rede von "aggressiver Rechthaberei" und "ausgeprägter Geltungssucht". Es entbehrt nicht der Ironie: Da gehen Kernkraftgegner aufeinander los, streiten unversöhnlich.

      Betrachten wir die Vorgeschichte. Die beiden Expertenkommissionen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein vereinbarten Arbeitsteilung. Die niedersächsische verfolgte zahllose Spuren abseits der Strahlung. Im Abschlußbericht dieser Kommission sind sie aufgelistet:

      Krebserregende Substanzen im Elbwasser, belastetes Trinkwasser, Altlasten auf Spielplätzen, Wegebaumaterial, Toxine in der Muttermilch oder der Kuhmilch, Elektrosmog durch Hochspannungsleitungen.

      Allesamt negativ.

      Waren Viren Schuld an der Leukämie? Verseuchungen durch die Rüstungsindustrie des Zweiten Weltkriegs? Lag es an der Innenraumbelastung durch Lösemittel, Insektizide, Radon? Pflanzenschutzmittel? Eine Mäuseplage?

      Negativ. Obwohl in der Samtgemeinde Elbmarsch jeder Stein umgedreht wurde, fanden die Experten nichts. Darin sind sich alle einig.

      Die schleswig-holsteinische Kommission verfolgte die Idee, dass die Erkrankungen strahlenbedingt sind. Zu Beginn ihrer Arbeit einigten sich die Kommissionsmitglieder auf die Arbeitshypothese, dass ein Kernkraftwerk im Normalbetrieb nicht genügend Radioaktivität zur Verursachung von Leukämien freisetzt.

      Wir haben gesagt, wenn diese Anlagen, oder eine davon, ursächlich ist, von nix kommt nix, dann muss da auch ´ne außergewöhnliche radioaktive Belastung vorgelegen haben. Und deshalb haben wir nach dieser außergewöhnlichen Belastung gesucht.

      Inge Schmitz-Feuerhake war Mitglied der Kommission von Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

      Die Kommission prüfte die Umgebungsüberwachung des KKW. Röntgenfilme wurden zur Untersuchung von erhöhten Strahlungswerten in Baumscheiben eingesetzt, das Erbgut von Familienangehörigen erkrankter Kinder auf strahlenverursachte Veränderungen überprüft. Ein weiterer Punkt war die Suche nach radioaktivem Fall-out im Staub von Dachböden.

      Bei ihren verschiedenen Befunden kamen die sechs kernkraftkritischen Mitglieder der Kommission, zu denen Inge Schmitz-Feuerhake gehört, immer zum Schluss: "Damit haben wir bewiesen, dass die Leukämien strahlungsbedingt sind". Ihre drei Kollegen sahen das nicht so, bezweifelten die Stichhaltigkeit der Ergebnisse.

      Krümmel ist ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn Erfahrungen, Glauben und Gefühle zu Triebfedern einer wissenschaftlichen Untersuchung werden. Es ging um ideologische Debatten, um Pro oder Contra Kernenergie, aufgehängt am Schicksal der Kinder. Anstatt ihre Meinung so weit wie möglich außen vor zu lassen und mit anerkannten Methoden die Lösung zu suchen, gab es Vorwürfe, Misstrauen, Streit. Am Ende konnten sich die Forscher nicht einmal mehr auf gemeinsame Fragen verständigen. In den Kommissionen prallten zwei Realitäten aufeinander.

      Interviews lassen ahnen, was da abgelaufen sein muss. Ein Beispiel: Wenn die Ursache der kindlichen Leukämien ein Störfall im Kernkraftwerk war, müssten sich in den Überwachungsprotokollen Hinweise darauf finden lassen.

      Schmitz-Feuerhake:
      Wir merkten sehr bald, dass es ein offizielles Interesse, die Sachen wirklich aufzuklären, nicht gab. Wir hatten das Problem, dass unser Gesprächspartner die Aufsichtsbehörde selbst war, also die Behörde, die im Zweifel den Unfall übersehen hätte und die sich keinen Fehler nachweisen lassen wollte. Wir merkten bald, dass der größte Vorteil dieser Kommission eigentlich nur darin bestand, dass wir Unterlagen zur Verfügung gestellt bekamen. Inwieweit die Unterlagen allerdings, wir mussten später auch einige Manipulationen feststellen, selektiert waren, das können wir natürlich nicht sagen.

      Auf den Sitzungen wurden die Protokolle auseinander genommen: Mit großem Nachdruck, wie sich Erich Wichmann erinnert:

      Das ging zunächst so, dass die Qualität der Umgebungsüberwachung hinterfragt wurde, das ist die vornehme Ausdrucksweise. Die Leute wurden also massiv zur Brust genommen und angegriffen bis hin zur Unterstellung von Unterschlagung von Daten und Datenfälschung. Nach dem Motto: Sie haben uns doch letztens eine Folie gezeigt, da war dieser Peak noch nicht drauf. Haben sie den jetzt wegretuschiert, und so weiter. Also eine sehr unangenehme Situation, wie überhaupt die Stimmung jetzt sehr schlecht wurde, sowohl fachlich als auch menschlich.

      Der Druck wurde so groß, dass das Kernkraftwerk das Ökoinstitut Darmstadt als Gutachter zuließ. Das Institut steht nicht in dem Ruf, atomfreundlich zu sein. Konnte aus Krümmel so viel Radioaktivität entweichen, dass Leukämien entstehen? Michael Sailer, Koordinator des Bereichs Nukleartechnik und Anlagensicherheit am Ökoinstitut und Mitglied der Strahlenschutzkommission.

      Vom Arbeitsprinzip haben wir uns zunächst einmal überlegt, wo kann was herauskommen an den vorgesehenen Stellen, und wo kann was herauskommen an den Stellen, wo möglicherweise unbeabsichtigt oder beabsichtigt übliche Messstellen umgangen werden.

      Man analysierte die Originalaufzeichnungen aller Messgeräte: Kilometer von Papierschreiberstreifen mit farbigen Kurven der unterschiedlichsten Messstellen wurden abgewickelt, ausgewertet und verglichen. Die mühselige "Handarbeit" war notwendig, weil auf dem Papier Fälschungen auffallen: Jeder Punkt einer jeden Kurve muss mit den anderen stimmig sein - bei den Datenmengen wäre ein Betrug also äußerst schwierig.

      Sailer:
      Wir haben das alles ausgewertet, haben gleichzeitig parallel gerechnet, wie viel Radioaktivität hätte rauskommen müssen, damit es für die Leukämie relevant wird. Wir haben dabei die vorsichtigsten Werte genommen, also unterstellt, dass schon sehr wenig Radioaktivität zu Leukämie führt.

      In kilometerlangen Messprotokollen gibt es immer ungewöhnliche Stellen. Um die zu prüfen, hätten sie dann die vielen andere Messungen herangezogen, erklärt Michael Sailer. Eine Sisyphusarbeit. Und obwohl sie es selbst nicht geglaubt hätten: Die Experten vom Ökoinstitut sprachen den Siedewasserreaktor Krümmel frei. Christian Küppers:

      Also Störfälle in dem Sinne, dass radioaktive Stoffe gegenüber dem normalen Betrieb deutlich erhöht freigesetzt worden sind, haben wir nicht festgestellt.

      Für Kümmel, für das KKW, haben wir herausbekommen, dass der Nachweis zu führen ist, dass zu keiner Zeit Radioaktivitätsmengen herausgekommen sind oder sein können, die für die Leukämie relevant sind.

      Statt dessen werfen die Darmstädter Forscher den Kernkraftkritikern in den Krümmel-Kommissionen selektive Wahrnehmung vor. Küppers:

      Wenn man jetzt davon ausgeht, dass in der Elbmarsch ein Unfall mit einer größerflächigen Niedergang von Radioaktivität stattgefunden hat, dann kann man nicht hingehen und sagen, ich habe da jetzt in diesen vielen Jahren einen Messwert, der mir nicht so ganz erklärlich ist und deshalb ist der ein Indiz dafür, dass da zu diesem Zeitpunkt irgend etwas stattgefunden hat, was die Leukämie erklären soll.

      Die Kernkraftkritiker hätten überlegen müssen, wie sich ein Unfall insgesamt in der Umgebung zeige, und sie hätten eine Belegkette dafür finden müssen. Und die gebe es einfach nicht.

      Die Forscher des Darmstädter Ökoinstituts finden sich unvermittelt am Pranger wieder. Sie hätten sich hereinlegen lassen, werfen ihnen die Kritiker vor, und jetzt heulten sie mit den Wölfen, um ihr Gesicht zu wahren. Mitstreiter, die sich früher schätzten, sind nun tief voneinander enttäuscht. Auf beiden Seiten. Wird die Ursachensuche so persönlich, weil sie von Anfang an mit übergeordneten Fragestellungen überfrachtet war, wie etwa dem Ausstieg aus der Kernenergie? In der Welt der Atomkritiker in den Kommissionen bilden Behörden, Betreiber und Politiker eine Front, die die Wahrheit verbirgt. Sie führen einen harten Kampf mit diesem Gegner: Denn die Kinder sind krank, weil sie verstrahlt worden sind. Schmitz-Feuerhake:

      Weil wir nicht wussten, wonach wir suchen sollten in dieser Lage, haben wir Chromosomenuntersuchungen an der Bevölkerung gemacht, stichprobenartig, um festzustellen, ob eine Strahlenbelastung vorliegt, und da sind wir fündig geworden. Wir haben 93 gewusst, dass es eine außergewöhnliche Strahlenbelastung passiert ist, durch eben diese Methode.

      21 Erwachsene hat das Labor der Physikprofessorin untersucht - und drei- bis zehnmal soviel Chromosomenveränderungen im Blut gefunden wie normal:

      Das hat uns die Sicherheit gegeben, dass wir tatsächlich mit einer Radioaktivität zu rechnen haben.

      Aber die Ergebnisse sind umstritten. Wichmann:
      Gut, dann haben wir in der Kommission gesagt: müssen wir überprüfen. Dann haben wir ein Studiendesign gemacht, um hier eine unabhängige Überprüfung dieses Sachverhaltes zu machen.

      Kinder reagieren empfindlicher auf Strahlung als Erwachsene - also wurden 30 Kinder aus der Elbmarsch und 30 aus dem gemeinsam festgelegten Kontrollort Plön untersucht. Das genaue Verfahren wurde gemeinsam verabschiedet:

      Dann waren hier Labors der beiden verfeindeten Lager, im Einsatz. Dann musste sichergestellt werden, dass das alles anonymisiert ist, also das wurde dann mit hinterlegten Probandennummern und Zuordnungsadressen beim Notar, mit allem Komfort und zurück wurde das gemacht. Damit da also auch kein Verdacht aufkommen könnte, dass da irgend etwas schief gelaufen war. Dann wurden die Analysen durchgeführt: Es kam erstens heraus, kein Unterschied zwischen Plön und Elbmarsch, zweitens kein Unterschied zwischen Kindern mit und ohne häusliche Ernährung, also aus dem eigenen Garten.

      Die Laboratorien der verfeindeten Lager kamen zum gleichen Ergebnis! Bei den Kindern gab es keine auffälligen Chromosomenveränderungen. Im Gegenteil, die Kinder in Plön zeigten mehr Veränderungen als die aus der Elbmarsch. Es folgte eine Fälschungsdebatte. Proben sollten vertauscht worden sein. Die Ärzte wurden angegriffen, die die Blutabnahme gemacht hatten, dann das Labor, das die Proben anonymisiert hatte. Der Streit schlug hohe Wellen: Also klärte ein genetischer Fingerabdruck, was an den Vorwürfen dran ist. Ergebnis: Keine Manipulation.

      Der Glaubenskrieg ging weiter. Jahr für Jahr wuchs die Zahl der Studien: Studien der inzwischen zurückgetretenen Kritiker, es gab Studien im Auftrag der Landesregierungen, Studien über die Studien. Aber es findet sich kein gemeinsamer Nenner. Vielmehr werfen sich die Parteien Fehler und falsche Interpretationen vor. Und immer gibt es eine neue Runde. Sind auch Erwachsene betroffen? Weil sie in keinem Krebsregister erfasst werden, ist die Frage schwer zu beantworten. Es kam, wie es kommen musste:

      Die erste Studie führte das Bremer Institut für Präventionsforschung unter Leitung von Eberhard Greiser durch: Haben Erwachsene in der Nähe von Krümmel ein höheres Risiko an Leukämien oder Lymphomen zu erkranken als anderswo? Wolfgang Hoffmann, früher Mitarbeiter von Eberhard Greiser und jetzt Leiter der Abteilung Versorgungsepidemiologie an der Universität Greifswald:

      Wir haben die aufgetretenen Fälle zwischen den Jahren 1984 und dem Zeitpunkt, 1993, zusammengestellt und haben dann festgestellt, dass auch bei Erwachsenen in der unmittelbaren Umgebung des KKW eine erhöhte Rate von Leukämien vorhanden war.

      Ein Erfolg für die Kritiker. Als die Studie dann bewertet wurde, erklärte die Gegenseite: Manche Ergebnisse sind nicht stimmig, und es ist gibt keinen zweifelsfreien Nachweis über einen Zusammenhang mit der Strahlung. Erich Wichmann:

      Aber es war eben der Verdacht im Raume, es könnte ja vielleicht doch was sein, so dass dann der zweite Vorschlag von Herrn Greiser zum Zuge kam, nämlich eine Fallkontrollstudie zu machen. Das war dann die berühmte Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie.

      Hoffmann:
      Da geht es jetzt ganz gezielt um die Frage, nicht nur, gibt es eine Erhöhung der Häufigkeit, sondern was sind die Risikofaktoren, die zu dieser Erhöhung geführt haben:/ dazu gehören Pestizide, dazu gehört die Strahlung, dazu gehören manche Medikamente, dazu gehören die elektromagnetischen Felder.

      Die Studie umfasste 1500 Patienten und 3000 Vergleichspersonen in Norddeutschland. Wichmann:

      Der Vorteil dieser Studie war aber der - und das war aber schon eine kluge Lehre aus dem Ganzen -, dass man gesagt hat, die Studie, die wird nicht vergeben und dann durchgeführt, sondern hier gibt es ein wissenschaftliches Begleitgremium, was jeden Schritt von der Planung über die Durchführung bis zur Auswertung begleitet und auch sicherstellt, dass man die Hypothesen am Anfang so klar formuliert, dass hinterher auch klar ist, dass man diese Hypothesen getestet hat.




      Alle Betroffenen wohnen im Umkreis von wenigen Kilometern um das Kernkraftwerk Krümmel und das Forschungszentrum GKSS in Geesthacht, das einen eigenen Versuchsreaktor hat. (Bild: AP Archiv)
      Und so wurde es auch gemacht. Die Fragestellung: Bringt das Wohnen in der Nähe von norddeutschen Atomanlagen beim Normalbetrieb ein erhöhtes Krebsrisiko für Erwachsene mit sich? Das Ergebnis überraschte ihre Initiatoren, so Hoffmann:

      Diese Frage kann man verneinen. Das ist nicht der Fall. Wir haben in unserer Studie für den Normalbetrieb aller norddeutscher Atomanlagen kein erhöhtes Risiko, weder für Leukämien bei Erwachsenen, noch für Lymphomen bei Erwachsenen, festgestellt.

      Mit den Kinderleukämien habe sich die Studie nicht befasst, erklärt Wolfgang Hoffmann: Ansonsten ergab die Studie, dass Pestizide im Innenraum das größte Leukämierisiko bilden, gefolgt von Wohnen neben Baumschulen - wegen der Pflanzenschutzmittel. Auf Platz 3 liegen abgeschlagen die Hochspannungsleitungen.

      Eberhard Greiser, damals Leiter des Bremer Instituts für Präventionsforschung, verkündete das Ergebnis der Norddeutschen Leukämie- und Lymphom-Studie:

      Das Kernkraftwerk Krümmel scheidet als Verursacher der Leukämie-Häufung in der Elbmarsch aus!

      Dieser weitgehende Schluss machte den Freund zum Feind: Eberhard Greiser, der zuvor von den kernkraftkritischen Kommissionsmitgliedern gelobt worden war, erntete jetzt Schelte. Erst recht, als er im Dezember 2004 gemeinsam mit dem Widersacher der Kritiker, mit Erich Wichmann, den Abschlussbericht der Expertenkommission Niedersachen vorlegte:

      Die Ursachen für die Leukämiehäufung in der Elbmarsch sind unbekannt.

      Wirklichkeit ist nicht gleich Wirklichkeit. Etwa bei dem Störfall vom 12. September 1986: Damals berichtete die Lokalpresse von Personen in Strahlenschutzanzügen, die auf dem Gelände des Kernkraftwerks gemessen hätten. War damals wirklich nur das natürlich vorkommende Radon von außen ins Kraftwerk eingedrungen und dann von den Sensoren erfasst worden? Das Radon soll sich bei einer Inversionswetterlage angestaut haben und dann vom Wind hochgewirbelt worden sein. Oder ist das ein Lügenmärchen, weil Radon bodennah bleibt, und nicht in die 44 Meter hohe Zuluftversorgung gelangen kann? War der 12. September der Tag X?

      Christian Küppers vom Ökoinstitut Darmstadt widerspricht. Radon dringe reichlich aus den Böden der Elbmarsch, und der Wind könne es durchaus aufwirbeln:

      Man hat damals nur die Zuluft nicht überwacht. Heute macht man es, und man sieht dieses Phänomen immer wieder. Man sieht es dann auch in der Zuluft, dass von außen her also schon diese kurzlebigen Aerosole in die Anlage kommen.

      Immer sei die Belastung minimal, scheide als Ursache für Leukämie aus. Aber da gibt es ja auch noch die GKSS, eine Großforschungseinrichtung am Elbufer, die früher das nukleargetriebene Handelsschiff Otto-Hahn entwickelt und betrieben hat. Auch die hatte das Öko-Institut Darmstadt unter die Lupe genommen. Zwar war dort die Überwachung nicht so scharf wie bei Krümmel, und es gab durchaus ein paar Stellen, an denen etwas Radioaktivität hätte entweichen können - aber es gibt keinen Beweis, dass etwas passiert ist, so die Ingenieure. Und wenn etwas passiert wäre, dann war das kein großer Störfall, sondern allenfalls ein Problem mit einem einzelnen Abfallgebinde. Der Rest lässt sich ausschließen. Der Ingenieur bilanziert die Bemühungen der Kernkraftgegner, die Leukämiefälle von Krümmel aufzuklären:

      Ich denke, historisch gesehen war es ein Fehler, dass man in den Leukämiekommissionen nicht gesagt hat, wir machen ein Messprogramm, das wir uns genau ausdenken und uns genau überlegen, was wir da mit welchen Methoden messen, und das wird dann nach üblichen wissenschaftlichen Standards durchgeführt, sondern es waren da eher Eigeninitiativen. Da wurde dann mit relativ einfachen Verfahren etwas gemessen, aber dann wurde sich die Frage gestellt, ist das denn ein Verfahren, das für den Messzweck taugt? Da ist doch häufig sehr hemdsärmelig an die Dinge herangegangen worden und man hat dann daraus aber nachher große Schlussfolgerungen gezogen.

      Die Darmstädter zucken mit den Achseln und fragen, ob man nicht besser woanders nach den Ursachen sucht als bei der Strahlung. Das sei nun wirklich erschöpfend erforscht und widerlegt worden. Das ist die eine Wirklichkeit. In der anderen, der der Kritiker, fügt sich ein Verdacht zum nächsten. Dann sind da die Mikrokügelchen, die von kerntechnischen Experimenten auf dem Gelände der GKSS erzählen sollen - die Zutaten für einen Thriller. 1986, das Jahr der Tschernobyl-Katastrophe.

      Damals - in Bonn regierte Helmut Kohl, in Schleswig Holstein Uwe Barschel - wurde die Idee einer "Atombombe in der Aktentasche" diskutiert: Eine millimetergroße Perle aus Plutonium 239 genügt. Im Brennpunkt [...] einer Eiform aus Keramik angebracht, kann die Perle mittels eines Laserimpulses so hoch verdichtet werden, dass es zu einer Mini-Atombombenexplosion kommt. [....] Solche Experimente, so das Münchner Kommissionsmitglied, der Strahlenmediziner Edmund Lengfelder, sind damals - vermutlich mit Wissen der Amerikaner - in der GKSS gemacht worden.

      fabuliert die Süddeutsche Zeitung. Nun ist es an der Zeit, über PAC zu reden. Normalerweise ist das eine Art von Brennstoff für Atomreaktoren: winzige Kügelchen aus Uran- und Thorium-Oxiden. Für die Kritiker sind sie ein Hinweis auf illegale Atomversuche.

      Eine Forschergruppe namens Arge PhAM hatte bei Stichproben rund um Krümmel diese PAC im Boden gefunden. In den Mikrokügelchen, erklärt Arge PhAM, fänden sich Radionuklide wie Plutonium, Americium oder Curium, aber auch leichte Elemente wie Lithium oder Bor. Sebastian Pflugbeil, Berater der schleswig-holsteinischen Kommission:

      Das ist kerntechnisches Experimentiermaterial, mit dem man Vorgänge aus dem Bereich der Kernspaltung und Vorgänge aus dem Bereich der Kernfusion sinnvoll miteinander spielen lässt. Man kann damit in Richtung auf neue Energiequellen arbeiten, man kann damit Atomwaffenforschung betreiben. Und das macht die ganze Sache brisant und hat die Diskussion stark behindert.

      Arbeitete man in der GKSS an der Mini-Atombombe?

      Das ist ein Verdacht, der im übrigen nicht nur von uns geäußert wurde aufgrund dieses ambivalenten Spielmaterials. Es gab zum Beispiel im Bereich des Ministeriums der Staatssicherheit eine Gruppe, die ein Gutachten geschrieben hat, über die Norddeutsche Kernphysik und die Stasi artikuliert ausdrücklich den Verdacht, dass in Norddeutschland möglicherweise an Atomwaffen gespielt wird.

      Im Bericht geht es um "Fusion-Fission-Kügelchen", einer "militärisch nutzbaren Hybridtechnik aus Kernfusion und Kernspaltung zum Einsatz in kleinen Atomwaffen". Diese PAC sollen in Krümmel überall im Boden liegen. Allerdings haben sie eine hervorstechende Eigenschaft: Die eine Seite findet sie in jeder Schaufel. Die andere nie. Sebastian Pflugbeil:

      Stellen Sie sich vor, Sie haben zwei Kinder und schicken die Kinder in den Wald zum Pilze suchen. Und das Mädel kommt mit einem Korb voller Pilze zurück, und der Junge kommt mit einem leeren Korb zurück. Das Mädchen sagt, der Wald ist voller Pilze und der Junge sagt, im Wald sind keine Pilze. Natürlich ist jeder Mutter klar, dass es in dem Wald Pilze gibt, da gibt es gar keine Debatte. Aber bei den Kügelchen debattiert man jahrelang darüber, ob es jetzt Kügelchen gibt oder nicht.

      Die andere Seite hält die PAC für blanken Unsinn. Als der Verdacht erstmals aufgekommen war, hatten die Internationalen Ärzte gegen den Atomkrieg IPPNW Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte die Proben der ARGE PhAM. Die Analysen waren - negativ. Fünf Forschungsinstitute fahndeten nach den strahlenden Kügelchen. Nichts. Beziehungsweise - Kügelchen gibt es reichlich, wie in jedem Boden. Aber keine PAC. :mad: Und so lautet der Schluss der Strahlenschutzkommission:

      Tatsächlich sind im Boden der Umgebung von GKSS und Kernkraftwerk Krümmel in unterschiedlichen Konzentrationen Kügelchen vorhanden, die zum Teil anthropogenen Ursprungs sind, z.B. Flugasche. Die ... Untersuchungen an Partikeln und Kügelchen ... haben keine Hinweise für eine Bestätigung der These, dass es sich um Kernbrennstoffpartikel handelt, erbracht.

      Seit 15 Jahren erkranken in der Elbmarsch immer wieder Kinder an Leukämie. Niemand weiß, warum. So ist das nun einmal bei Leukämiehäufungen, erklärt der Leiter des Deutschen Kinderkrebsregisters Peter Kaatsch, oft wird die Ursache nie gefunden:

      Das ist unbefriedigend für die Bevölkerung dort, aber man hat so viel Zeit und so viel Geld hinein investiert, auch in sehr solide Arbeit, und man hat keine Ursache gefunden, so dass aus meiner Sicht wirklich die Wahrscheinlichkeit deutlich höher ist zu sagen, das scheint Zufall zu sein, oder es sind wirklich Ursachen, an die man weltweit noch gar nicht gedacht hat, weil die Ursachen, die weltweit diskutiert werden, sind dort vor Ort alle untersucht worden.

      Vielleicht sollte man die Forschungsmillionen künftig nicht auf Krümmel konzentrieren, sondern lieber generell in die Ursachenforschung für Krebs im Kindesalter, erklärt der Wissenschaftler. Allerdings - im Fall Krümmel wird bereits über neue Studien nachgedacht.


      :mad: :mad: :mad:
      http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/406152/

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      Avatar
      schrieb am 05.04.06 19:01:28
      Beitrag Nr. 6 ()


      Luftaufnahme des Kraftwerks Tschernobyl am 26. April 1986, 14 Stunden nach dem Reaktorunfall - das erste und einzige Foto, das vom Unglückstag existiert. Die Grobkörnigkeit ist auf die extrem hohe Strahlung zurückzuführen.




      Um Shitomir, einer besonders stark von der Strahlung betroffenen Gegend, erreichte die Zahl von Tiermissgeburten zwischen 1988 und 1990 einen Höhepunkt. Kostin sendete Fotos der Mutanten an Präsident Gorbatschow, erhielt aber nie eine Antwort.



      "Menschliche Roboter", September 1986. Das Bild zeigt so genannte Liquidatoren, Menschen, die vom 17. bis 29. September 1986 170 Tonnen nuklearen Brennstoffs, Grafit und andere Trümmer des Reaktors von den Kraftwerksdächern räumten. Die Strahlung war dort 30 mal höher als die offizielle tödliche Dosis.



      1988 entdeckte Kostin diesen Jungen in einem weißrussischen Waisenhaus. Nach der Veröffentlichung im "Stern" wurde er von einer englischen Familie adoptiert, die ihn operieren und behandeln ließ. Er ist heute 18 Jahre alt.















      Nahaufnahme des Leids

      Von Daniel Haas

      Krebs, Verkrüppelungen, geistige Behinderungen: Die Katastrophe von Tschernobyl hat bis heute schreckliche Auswirkungen. 20 Jahre nach dem GAU zeigt eine Berliner Fotoausstellung erschütternde Szenen des Leidens. Eine bildgewordene Mahnung zur Hilfe für die Opfer.


      Was Wowa wohl gesagt hätte zum Uno-Bericht über die Folgen von Tschernobyl? In dem 2005 herausgegebenen Dossier heißt es: "Im Großen und Ganzen konnten wir aber keine tiefgreifenden negativen Gesundheitsfolgen bei der übrigen Bevölkerung in den umgebenden Gebieten feststellen." Hätte Wowa, die das Jahr 2000 in einer Kinderkrebsklinik verbrachte, die Diagnose der an dem Papier beteiligten WHO bestätigt? "Alles in allem ist das Ergebnis des Tschernobyl-Berichts eine beruhigende Nachricht", ist dort zu lesen. Auf Paul Fuscos Bild schaut die 15-Jährige tapfer in die Kamera, auch wenn ihr bereits ein Bein abgenommen wurde und das andere in grotesker Überdrehung aus dem Körper ragt. Titel des Bildes: "Wowa stirbt".

      Als am Morgen des 26. April 1986 um 1.23 Uhr der Reaktorblock des Atomkraftwerks im sowjetischen Tschernobyl durch eine Explosion zerrissen wurde, begann die größte Umweltkatastrophe der industrialisierten Welt. 2000 Tonnen radioaktives Material wurden in die Atmosphäre geschleudert, eine Fläche von 200.000 Quadratkilometern wurde verseucht. 240.000 Kinder lebten damals allein in der Region um Kiew. Rund 4000 von ihnen erkrankten an Schilddrüsenkrebs. In der Folgegeneration stiegen Krebserkrankungen und Schädigungen des Immunsystems sprunghaft an.

      Auch in Weißrussland mit einer Bevölkerung von zehn Millionen Menschen brachte die Strahlung Krankheit und Tod.

      Der Amerikaner hat sich fotografisch jener Kinder angenommen, die oft schon nach der Geburt dem Staat überlassen werden, weil die Eltern ihren Anblick nicht ertragen. Babys mit Tumoren so groß wie Wassermelonen; Kleinkinder mit abflussrohrdicken Beinen und Zehen vom Umfang einer Männerfaust

      Während andere den Unglücksort flohen, kehrte der Fotoreporter immer wieder zurück. Er dokumentierte die Arbeit der sogenannten Liquidatoren, jener Soldaten aus der Ukraine und Weißrussland, die zu Hunderttausenden den hochverstrahlten Schutt in den Schlund des Reaktors schoben - und zu Tausenden starben.

      Kostin begleitete sie auf das Dach des Reaktorblocks, wo sie mit improvisierten Anzügen aus Bleiplatten ihre Arbeit machten, und in die Krankenhäuser, als sich ihr Fleisch verfärbte und von den Knochen fiel, die Lippen von der Strahlung weggefressen, der Mund eine einzige klaffende Wunde. Er nahm den Bau des Sarkophags, der den radioaktiven Müll ummanteln soll, ebenso ins Visier wie die Folgen des Desasters: Gerichtsprozesse, Beerdigungen, Demonstrationen und immer wieder die verödenden Landstriche, die die Katastrophe entvölkert hat.

      (Auszüge http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,409404,00.h…

      Ich habe es nicht vergessen!
      Avatar
      schrieb am 05.04.06 19:03:42
      Beitrag Nr. 7 ()
      Der damalige Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow beteuerte unlängst im Interview mit der "Nowaja Gaseta", dass in den ersten 24 Stunden nach dem Gau niemand das Ausmaß der Katastrophe erkannt habe. Er selbst sei von der absoluten Sicherheit des Kernkraftwerks überzeugt gewesen:

      "Die Wissenschaftler hatten uns versichert, dass man den Reaktor auch auf den Roten Platz stellen könne, weil von ihm keine größere Gefahr ausgehe, als von einem Samowar."

      Selbst die Mitglieder der von ihm entsandten Regierungskommission hätten noch am 27. April "ohne Schutzkleidung und Atemmasken" in einem Hotel bei Tschernobyl übernachtet und zu Abend gegessen, erzählt Gorbatschow.
      Avatar
      schrieb am 05.04.06 19:05:04
      Beitrag Nr. 8 ()
      Avatar
      schrieb am 05.04.06 19:14:14
      Beitrag Nr. 9 ()
      Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann (CSU) beeilte sich, seine Landsleute zu beruhigen: Weil eine Gefährdung "nur im Umkreis von 30 bis 50 Kilometer um den Reaktor herum" bestehe, solle sich niemand Sorgen machen. Kritische Wissenschaftler bezeichneten die voreiligen Unbedenklichkeitserklärungen der Bundesregierung als kriminell.
      Avatar
      schrieb am 05.04.06 19:17:24
      Beitrag Nr. 10 ()
      Heute wird - im Westen wie im Osten - die Atomenergie wieder als sauber und sicher gepriesen. Die hässliche Fratze der Strahlung, wie sie sich dem US-Mediziner Richard Champlin bei seinem Aufenthalt in Tschernobyl im Mai 1986 zeigte, wird dabei allzuoft vergessen. Champlin berichtete damals der "Los Angeles Times":

      "Ein Patient, den ich nicht vergessen kann, war ein etwa 30-jähriger sowjetischer Arzt.
      In seiner Mundhöhle und auf seinem Gesicht bildeten sich große schwarze Herpes-Blasen, häufig die ersten Anzeichen einer Strahlenvergiftung.

      Seine Haut löste sich buchstäblich vor unseren Augen auf.

      Als erstes rötete sich die empfindliche Haut in der Leistenbeuge und unter den Achselhöhlen, dann bildeten sich dort Geschwüre, die sich bald über seinen ganzen Körper ausbreiteten.
      Nach wenigen Tagen war er mit roten, nässenden Hautverbrennungen übersät.
      Die Schleimhäute in den Därmen waren zerfallen, und er litt unter schwerem, blutigem Durchfall.
      Er starb zwölf Tage nach der Explosion, eine Woche nach einer Knochenmarkstransplantation."

      (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,409013,00.html)
      Avatar
      schrieb am 05.04.06 19:25:36
      Beitrag Nr. 11 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.088.237 von InvestigativTrader am 05.04.06 16:00:03
      http://www.albinoblacksheep.com/flash/starwarz.php

      http://www.castor.de/presse/sonst/2005/gpm/gpm2.html
      GIVE ATOME für den Frieden FUCKUP
      Down
      Avatar
      schrieb am 06.04.06 10:19:23
      Beitrag Nr. 12 ()
      Womit macht eigentlich die Angstindutrie ihre Kohle ?

      Auflage für Zeitungen, und mit Spendengeldern für Umweltschutzverbände, primär aber mit teuer bezahlten Gutachten, die natürlich nicht notwendig wären, wenn alle derselben Meinung wären. Davon lebt eine komplette Industrie.
      Avatar
      schrieb am 06.04.06 10:29:52
      Beitrag Nr. 13 ()
      @Adhick:
      Auch ein wenig Angst machen, ein wenig optisch auf der Elendsschiene alles platt machen, zugunsten der auch so guten und selbstlosen Angstindustrie?

      Ich habe auch ein paar schöne moderne Bilder:



      Avatar
      schrieb am 06.04.06 11:06:43
      Beitrag Nr. 14 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.098.625 von puhvogel am 06.04.06 10:29:52Die Anti-Atom-Bewegung ist hier in Deutschland eine mächtige Lobby, die auch Dank ihrer fanatisierten Anhänger
      Käme man auf den Gedanken sich über Vor- und Nachteile der Atomenergie informierne zu wollen, dann wird man schnell bei Google abgefangen.
      http://www.google.de/search?hl=de&q=atomenergie&meta=

      Schweizerischen Vereinigung für AtomenergieBietet Wissen und Information zur atomaren Stromerzeugung in der Schweiz. Links zu den einzelnen Kraftwerken.
      www.atomenergie.ch/ - 19k - 4. Apr. 2006 - Im Cache - Ähnliche Seiten


      Umweltlexikon: Informationen zum Stichwort AtomenergieUmgangssprachliche Bezeichnung für die Energie, die aus der Spaltung von Atomkernen hervorgeht.
      www.sonnenseite.oekoserve.net/ fp/archiv/RUBradioaktivitaet/Atomenergie.php - 57k - Im Cache - Ähnliche Seiten


      BMU - Atomenergie - AktuellBundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
      www.bmu.de/atomkraft/ - 44k - Im Cache - Ähnliche Seiten


      Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit2: Klima und Energie · 3: Atomenergie, Strahlenschutz · 4: Abfall, Boden, Wasser · 5: Chemikalien, Luft, Lärm · 6: Natur und Arten · 7: Verkehr ...
      www.bmu.de/allgemein/nav/content/7126.php - 49k - 4. Apr. 2006 - Im Cache - Ähnliche Seiten
      [ Weitere Ergebnisse von www.bmu.de ]

      Dies ist eine Satire Seite, in der eine Atomlobby simuliert wird

      ATOMENERGIE ONLINE - Die deutsche Atomenergie ist weltweit führend ...Atomenergie ist mega-in! Atomenergie-Informationen und Berichte zu Castor, Zwischenlager, Atomkraft, Atomkraftwerke, Endlager, Nutzung der Atomenergie in ...
      www.atomenergie-online.de/ - Ähnliche Seiten


      AtomenergieUm zu verstehen, warum die Atomenergie so gefährlich ist und weshalb wir so viel Angst vor ... Für die Atomenergie ist vor allem das Uran wichtiges Element. ...
      www.rainbowkids.de/interessantes/ Wissenschaft/Physik/IMDiedrich/atomenergie.htm - 26k - Im Cache - Ähnliche Seiten


      Atomenergie-und-SicherheitInformationen für einen unverzüglichen Ausstieg aus der Atomenergie.
      www.atomenergie-und-sicherheit.de/ - 23k - Im Cache - Ähnliche Seiten


      AtomenergieWie funktioniert ein Atomkraftwerk? internationale Störfälle · Störfälle in Deutschland · Risiken und Nebenwirkungen · die einzige Lösung: abschalten ...
      www.saskia-online.de/Home/ Umweltschutz/Atomenergie/atomenergie.html - 20k - Im Cache - Ähnliche Seiten


      IPPNW onlineDie weitere Nutzung der Atomenergie ist nach Auffassung der IPPNW nicht ... Hyperlink Zur Internationalen Plakatkampagne "Fakten zur Atomenergie" ...
      www.ippnw.de/index.php?/s,1,2/ - 43k - Im Cache - Ähnliche Seiten


      Atomenergie & GesundheitGesundheitliche Folgen der Nutzung der Atomenergie.
      www.atomenergie-und-gesundheit.de/ - 1k - Im Cache - Ähnliche Seiten


      Atomenergie | Yahoo! NachrichtenNachrichten, Fotos und Videos zur Atomenergie aus verschiedenen Quellen finden Sie jederzeit aktuell auf Yahoo! Nachrichten.
      de.news.yahoo.com/panorama/atomenergie.html - 36k - 4. Apr. 2006 - Im Cache - Ähnliche Seiten


      UmweltSuche!: Energie/AtomenergieUmwelt-Suche: Die wichtigen Adressen zum Thema Natur und Umwelt.
      www.umwelt-suche.de/pages/Energie/Atomenergie/ - 15k - 4. Apr. 2006 - Im Cache - Ähnliche Seiten


      BUND Info: Atomenergie, AKW, KKW, Atommüll, Fessenheim, Leibstadt ...BUND-Infos zu: AKW,KKW,Atomkraftwaffen,Atomkraftwerk,Kernkraftwerk,Atommüll,Atom, Info,Europäischer,Beznau, Druckwasserreaktor,Atomenergie,EPR,Würenlingen ...
      vorort.bund.net/ suedlicher-oberrhein/projekte/atom_idx.htm - 12k - Im Cache - Ähnliche Seiten


      Greenpeace - Themen - AtomkraftDie Erzeugung von Atomenergie birgt gewaltige Risiken für Mensch und Umwelt, zudem gibt es nach wie vor keine Lösung für das Atommüllproblem.
      www.greenpeace.de/themen/atomkraft/ - 44k - 4. Apr. 2006 - Im Cache - Ähnliche Seiten


      IPPNW onlineEuropäische Petition gegen Atomenergie. Unterschreiben auch Sie die Liste! Plakatkampagne zur Atomenergie. Hier finden Sie Plakate zum Downloaden in ...
      www.ippnw.de/index.php?/s,1,2,9/ - 40k - Im Cache - Ähnliche Seiten


      AtomenergieAtomenergie. Sie ist entdeckt, die Technologien entwickelt, aber NICHT beherrscht. Zu sprechen von "Restrisiken" ist Lüge, weil Risiken dieser Dimension ...
      www.inidia.de/atomenergie.htm - 7k - Im Cache - Ähnliche Seiten


      Kernenergie - WikipediaGleichzeitig mit der zunehmenden Benutzung der Begriffe Atomenergie und ... Der Anteil der Atomenergie an der weltweiten Energieerzeugung betrug 1998 6,5% ...
      de.wikipedia.org/wiki/Atomenergie - 66k - Im Cache - Ähnliche Seiten


      If you weren't forwarded automatically please chose your screen ...If you weren't forwarded automatically please chose your screen dissolution Wenn Sie nicht automatisch weitergeleitet wurden, ...
      www.facts-on-nuclear-energy.info/ - 3k - Im Cache - Ähnliche Seiten
      Zitat Yet again the nuclear industry is fighting for a come-back of nuclear energy.


      .ausgestrahlt - Kampagne gegen die Renaissance der Atomenergie Jetzt gilt es ein Comeback der Atomenergie zu verhindern und mehr Tempo ... Gemeinsam mit RobinWood haben wir die Broschüre "Atomenergie dient nicht dem ...
      www.campact.de/atom/home - 18k - 4. Apr. 2006 - Im Cache - Ähnliche Seiten


      n-tv.deFrühling im Südwesten Flirt mit Grünen, Ehe mit FDP. Trotz ihrer Annäherung an die Grünen wird die CDU in Baden-Württemberg voraussichtlich doch die ...
      www.n-tv.de/651815.html - 34k - 4. Apr. 2006 - Im Cache - Ähnliche Seiten


      ---------------------------------------------------
      Wollen wir zuerst mal feststellen: Von den ersten 20 Google Einträgen zum Thema gehören ...

      10 fanatischen Anti-Atom-Lobbyisten
      3 gehören zu Umweltverbänden
      6 sind neutrale Nachrichtenseiten, Linklisten oder Wikipediaeinträge
      und sage und schreibe 1 Seite gehört zu der angeblich mächtigen Pro-Atomlobby. In den nächsten 100 google Einträgen finde ich dann keinen echten deutschsprachigen Pro-Atomenergie Beitrag mehr!

      Ich vermute, dass die schweizer Seite bald durch DoS-Angriffe zusammenbrechen wird.


      Das ist Gehirnwäsche....!!!


      Je länger ich mich mit der fanatisierten Anti-Atom-Lobby befasse, sehe, was die behaupten, was die wirklich belegen können, was die effektiv durch ihre Panikmache anrichten, was die vertuschen, um so fanatisierter werde umgekehrt ich. Eigentlich bedauere ich das, aber irgendwann ist Schluss, denn es handelt sich eben nicht mehr um Bagatellen, um einen essentiellen Bereich des menschlichen Überlebens. Was mich beruhigt ist, dass das Ausland nicht so einfach indoktriniert werden kann, und dass dort die Kernenergie in den nächsten Jahren massiv ausgebaut wird. Da können die Rainbowkids noch so viel die Pamphlete ihrer Eltern veröffentlichen.

      So, nun kann der Solarenergiesubventionsempfänger wieder den Thread mit knallbunten Bildern vollmüllen.
      Avatar
      schrieb am 07.04.06 21:33:29
      Beitrag Nr. 15 ()
      Hier das mp3- des Features des Deutschlandfunks über den Tchernobyl-Unfall, der heute vor 20:00 Uhr gesendet wurde.

      http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2006/04/07/dlf_200…

      Es wird geschätzt, dass 100000 Embryos wegen dieser beschissenen Panikmache abgetrieben wurden!

      :mad: :mad: :mad: :mad: :mad: :mad: :mad: :mad: :mad: :mad:

      Ein ukrainischer Minister hat zum Flüssigmachen von Hilfsgeldern, alle Toten der Region als Strahlentote eingeordnet.
      Der wahre Gau dauert noch an!
      Avatar
      schrieb am 07.04.06 22:48:56
      Beitrag Nr. 16 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.127.177 von puhvogel am 07.04.06 21:33:29Die große Zahlenlüge

      Eine neue Studie deutscher Ärzte und Strahlenschutzexperten stellt die von der Internationalen Atomenergiebehörde veröffentlichten Tschernobyl-Opferzahlen als "absurd" niedrig infrage.
      Es sei zu "gravierenden Unstimmigkeiten" bei der Bewertung des GAUs gekommen, so die Kritiker.

      Berlin - Kurz vor dem 20. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl werfen Vertreter der Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) vor, bei der Beurteilung des Atomunfalls Zahlen manipuliert zu haben.



      Heimliche Tränen: Großvater mit krebskrankem dreijährigen Enkel im Krankenhaus von Gomel, Weißrussland

      Die Aussage der IAEA, bis Mitte 2005 seien weniger als 50 Personen an der unmittelbaren Strahlung des Reaktors gestorben, sei "absurd", erklärten IPPNW und die Gesellschaft für Strahlenschutz (GfS) gestern in Berlin.
      Bei den Zahlen, die die IAEO im September vergangenen Jahres vorgestellt habe, ließen sich "gravierende Unstimmigkeiten" nachweisen, sagte GfS-Präsident Sebastian Pflugbeil.
      Eine Studie von GfS und IPPNW belege, dass bis zum Jahr 2006 allein "50.000 bis 100.000" der Aufräumarbeiter an den Folgen des Reaktorunfalls gestorben sein - 540.000 bis 900.000 weitere seien heute Invaliden.

      Allein in der Region um Tschernobyl seien Zehntausende Kinder mit genetischen Schäden geboren worden. Wegen Erbgutveränderungen seien die Folgen für die kommenden Generationen noch gar nicht absehbar, erklärten die Kritiker.

      http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,grossbild-605373-41026…
      Avatar
      schrieb am 08.04.06 00:06:16
      Beitrag Nr. 17 ()
      [urlSie mussten ihr Leben der Atomenergie opfern]http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/dokumentation/?cnt=841339[/url]

      Junge Männer schaufelten radioaktiven Müll zurück in den Katastrophenreaktor von Tschernobyl und damit ihr eigenes Grab

      Von Angelika Claußen

      Die Explosion im Kernkraftwerk von Tschernobyl vor 20 Jahren hätte das Ende der Atomenergie sein können. Doch so ist es nicht gekommen, klagt die Autorin. Neue Gefahren bedrohen die Menschen.

      Samstag, 26. April 1986, 1 Uhr, 23 Minuten, 40 Sekunden. Im Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl explodieren 180 000 Kilogramm hochradioaktives Material aus dem Inneren des Reaktors. Das entspricht der Menge von 1000 Hiroshima-Bomben. Mindestens 200 verschiedene radioaktive Stoffe werden in die Atmosphäre katapultiert.

      In den Morgenstunden: Der Hubschrauber, in dem der Fotojournalist der Novosti-Nachrichtenagentur Igor Kostin sitzt, schwebt über Block 4. Das Dach, die 3000 Tonnen schwere Stahlbetonplatte, ist weggerissen von der Explosion, umgeklappt wie ein Pfannkuchen. Auf dem Grund der Ruine erkennt Kostin nur schwach den rötlichen Schein des schmelzenden Reaktorkerns. An seinem Unterarm laufen heiße Schweißtropfen herab. Die Temperaturen sind hoch, dabei kann er nirgends eine Flamme sehen. Er öffnet das Seitenfenster, spannt seinen Fotoapparat und drückt ab. Ein Schwall heißer Luft dringt in die Kabine. Es kratzt sofort in seiner Kehle, er muss sich räuspern und kann kaum schlucken.

      Als er das Objektiv in Richtung Boden hält und die ersten Aufnahmen machen will, blockiert die Kamera. Er drückt mit aller Kraft auf den Auslöser, aber Fehlanzeige, der Mechanismus klemmt. Als er, zurück in Kiew, die Fotos entwickelt, sind fast alle Bilder schwarz, so als wäre die Kamera bei hellem Licht geöffnet und der Film belichtet worden. Marie Curie hatte beim Isolieren des Radiums die gleiche Erfahrung gemacht: Strahlung belichtet Filme und fotografische Platten. Nur das erste Bild, das Igor Kostin gemacht hatte, war weniger beschädigt. Es ist das einzige existierende Foto vom Unfall selbst.

      Am dritten Tag nach der Katastrophe meldet die Prawda, das offizielle Organ der sowjetischen Regierung, lapidar: "Im Kernkraftwerk Tschernobyl ist es zu einem Unfall gekommen. Einer der Reaktoren ist beschädigt… Es werden Maßnahmen getroffen, eine Regierungskommission ermittelt." Die Sowjetunion lehnte damals jegliche Hilfe zur Behebung des Unglücks aus dem Westen ab.

      In den ersten Tagen spielten die Piloten in den Militärhubschraubern eine entscheidende Rolle im Kampf gegen das atomare Ungeheuer. Sie warfen Blei und Sand sowie dekontaminierende Flüssigkeiten ab. Sie schafften die Baumaterialien für den Sarkophag heran. 300 Meter über dem Reaktor erreichte die Radioaktivität 1800 Röntgen oder Rem /Stunde. Die Piloten bekamen mitten im Flug Schwindelanfälle. Um ihre Sandsäcke in den brennenden Schlund des Kraftwerks zu werfen, streckten sie den Kopf aus der Kabine und arbeiteten auf Sicht.

      Als die ferngesteuerten Maschinenroboter, die u. a. das Dach von den Graphitblöcken reinigen sollten, "streikten", also wegen der hohen Radioaktivität nicht funktionierten, wurde eine riesige Armee menschlicher Roboter eingesetzt, die Liquidatoren. Da waren z. B. die so genannten "Dachkatzen", das sind die Liquidatoren, die in 40 Sekunden mit einer Schaufel bewaffnet radioaktiven Schutt in das Loch von Block 4 des Reaktors werfen mussten. Es war ein total aussichtsloser Kampf gegen die Radioaktivität. Viele Liquidatoren, schätzungsweise zwischen 50 000 bis 100 000, sind gestorben, und 90 Prozent von ihnen sind schwer erkrankt. In absoluten Zahlen ausgedrückt bedeutet das: 540 000 bis 900 000 junge Männer sind infolge von Tschernobyl schwer erkrankt. Sie haben ihr Leben, ihre Gesundheit geopfert. Sehr wahrscheinlich wäre das Ausmaß der radioaktiven Kontamination ohne ihre Arbeit auch in Europa viel größer gewesen. Wir sind ihnen, meine ich, zu tiefstem Dank verpflichtet.

      Jetzt, 20 Jahre später, erleben wir eine zweite Katastrophe: Die Folgen der zweiten großen atomaren Katastrophe des 20. Jahrhunderts werden vertuscht und verleugnet. Wie die Hibaksha, die Opfer von Hiroshima, so werden auch die Opfer von Tschernobyl alleine gelassen und aus dem Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gestrichen. "Kein Grund zur Beunruhigung", so lautete die zentrale Botschaft des Tschernobyl-Forums, das unter der Federführung der IAEO, der internationalen Atomenergiebehörde, im September 2005 in Wien tagte.

      Verhöhnung der Kranken

      Doch die Sprache, die von den Pressesprechern und Wissenschaftlern des Tschernobyl-Forums und der IAEO benutzt wird, ist verräterisch: Nur 4000, jedoch gut behandelbare Fälle von Schilddrüsenkrebs bei Kindern und Jugendlichen seien aufgetreten. Und das bei insgesamt 18 Millionen Menschen, die radioaktiven Strahlen ausgesetzt waren. Zu den Liquidatoren heißt es in der Presseerklärung der IAEO vom August 2005: "Die Studien, die zu Krebs- und Todesraten unter den Liquidatoren durchgeführt wurden, zeigten keine direkte Korrelation zwischen einer Strahlenexposition und erhöhten Krebs- oder Todesraten. Eher kann eine Korrelation zwischen den psychologischen Problemen und deren Status als Liquidatoren gezogen werden, obwohl der Kollaps der Sowjetunion und die ökonomischen Probleme in Russland, Ukraine und Belarus auch Faktoren für psychologischen Stress sein können."

      Statt Anteilnahme und Verbundenheit mit den Opfern, eine wissenschaftlich verbrämte Verhöhnung der Opfer. Nicht die Radioaktivität, die als radioaktive Wolke die Menschen von außen kontaminierte und die radioaktive verseuchte Nahrung stellen die Ursachen der vielfältigen Krankheiten dar, sondern psychische Probleme und Armut. Wie kann es sein, dass die IAEO, die 2005 den Friedensnobelpreis erhielt, (…) bei einer atomaren Explosion entsprechend der Stärke von 1000 Hiroshima-Bomben von nur 50 Todesopfern und 4000 zu erwartenden Toten sprechen? (…)

      Vor 20 Jahren hatten viele (…) gehofft, dass nach dieser großen Katastrophe sowohl die Energiekonzerne und als auch die Politik umsteigen würden. Atomausstieg und Energiewende waren die Schlagworte, in welchen sich diese Hoffnungen kristallisierten. Bis heute waren jedoch weder Politik noch die Energiekonzerne bereit, diese Hoffnungen der Bevölkerung einzulösen. Und das obwohl seit 1986 in Umfragen beständig zwei Drittel der Bevölkerung den Atomausstieg befürworten. Auch der Atomkonsens, der im Jahr 2000 zwischen der rot-grünen Bundesregierung und den Energiekonzernen vereinbart wurde, ist entgegen den damaligen Regierungsverlautbarungen kein Ausstieg. Das geht aus den Äußerungen der Atomindustrie klar hervor: Im Umweltbericht 2000 des Atomkraftwerksbetreibers RWE wird zum Ergebnis der so genannten Konsensverhandlungen treffend vermerkt: "Mit dem erzielten Konsens zwischen Bundesregierung und den Energieversorgungsunternehmen sind Rahmenbedingungen geschaffen worden, die den Betrieb der Kernkraftwerke zukünftig ohne politisch motivierte Störungen ermöglichen." Otto Majewski, Spitzenmanager der Atomindustrie, merkte süffisant an, die Grünen seien dem "drolligen Missverständnis" erlegen, dass der Atomkonsens eine Ausstiegsvereinbarung sei. Geregelt werde in dem Abkommen indes der "reibungslose Betrieb der bestehenden Atomkraftwerke".

      Gewinner sind die Energiekonzerne

      Ein Blick auf die Bilanzen zweier ausgewählter Energiekonzerne zeigt, wer die Gewinner sind: 2005 stieg der Nettogewinn des Atomkonzerns RWE um 4,4 Prozent auf 2,23 Milliarden Euro. RWE-Chef Harry Roels kündigte an, alle "gesetzlich abgesicherten" Möglichkeiten zur Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerksblöcke Biblis A und B in Anspruch nehmen zu wollen. Und Deutschlands größter Energieversorger und Atomkraftwerksbetreiber Eon fuhr 7,3 Milliarden Euro Gewinn ein. Etwa 71 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Verlierer sind Bürgerinnen und Bürger, sie bezahlen die Rechnung an die großen Energiekonzerne.

      Diese haben mittlerweile die so genannte "Renaissance der Atomenergie" eingeläutet, obwohl die Uhr für unser überkommenes Energiesystem, das Bündnis aus fossilen und atomaren Energien, immer hörbarer tickt. Sie reden vom Klimaschutz, wenn es um die Durchsetzung neuer Atomkraftwerke in Finnland, Frankreich oder anderswo geht, nicht jedoch, wenn sie in Deutschland 24 neue fossile Großkraftwerke planen.

      Wer auf diese Weise beliebig mit den Maßstäben der Energiepolitik spielt und die Öffentlichkeit über seine tatsächlichen Motive täuscht, kann kein ernsthafter Diskussionspartner sein.

      Und eine andere Entwicklung, die mit der Energie und Energiesicherheit zu tun hat, macht vielen Menschen zunehmend Angst: die beiden Kriege gegen Irak, die das Ziel hatten, die Ressource Öl für die westliche Führungsmacht USA zu sichern.

      Das Rocky Mountain Institut errechnete für das Jahr 2000, also vor dem Krieg gegen Afghanistan und gegen Irak eine interessante Zahl bezüglich der militärischen Präsenz der USA zur Sicherung des Öls. Schon damals wurde pro Fass Öl 67 Dollar an Schutzgeld, also an militärischen Kosten, ausgegeben. Welche Zukunft entwerfen hier Energie- und Ölkonzerne und die ihnen wohl gesonnenen Regierungen bezüglich der Zukunft der Menschheit? Deregulierung, spekulative Gewinne, Ressourcenkriege um immer knapper werdendes Öl und Gas, nicht zuletzt auch Uran?

      An dieser Stelle möchte ich auf Robert Jungk verweisen, den großen Friedensforscher und Publizisten. Sein erstes Buch, das er 1952 über das nukleare Wettrüsten schrieb, hatte den Titel: "Die Zukunft hat schon begonnen". Es hat bis heute und gerade jetzt nichts von seiner Aktualität eingebüßt.

      Unsere Zukunft hat schon begonnen! Denn die Alternativen zu Atomenergie und fossiler Energie sind längst erfunden und erfolgreich verwirklicht. Unabhängige Organisationen für Solar- und regenerative Energien rüttelten die Öffentlichkeit zunächst auf und bekamen hohe Sympathiewerte. Städte und Gemeinden starteten hier zu Lande Solarprogramme. Die Bewegung der "Erneuerbaren Energien" hat sich auch global ausgebreitet. (…) Aber die Renaissance der Atomenergie ist nötig, so flüstern es uns die weltweit operierende Energiekonzerne ein. Ihre Kampagne ist in höchstem Maße irrational, sie gleicht einer "politischen Neurose".

      Manchmal, so fürchte ich, dass uns heute fast noch mehr als ein erneuter Supergau im Atomkraftwerk, als ein erneuter Ressourcenkrieg, unsere eigene Resignation gefährdet. Eine Resignation, die uns kraftlos und kleinlaut werden lässt. Die uns vergessen lässt, wie viel des Weges wir an Aufklärung und Widerstand schon gegangen sind. Eine Resignation, die vergessen lässt, dass wir, die Bürger, die Menschen, die Lösungen für Energie- und Ressourcenkriege schon längst in der Hand haben. (…)

      Die Autorin

      Angelika Claußen ist Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Seit 1987 ist sie Mitglied der Organisation "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung" (IPPNW). Seit 2005 ist sie Vorsitzende der deutschen IPPNW-Sektion.

      Der dokumentierte Text ist ein Auszug aus der Rede, die Claußen auf dem IPPNW-Tschernobyl-Kongress (7. bis 9. April) in Bonn halten wird. Der gesamte Vortrag und Informationen zum Kongress sind im Internet zu finden unter: www.tschernobylkongress.de ber


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