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    Nordkorea übt Kapitalismus - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 24.04.06 19:44:39 von
    neuester Beitrag 25.04.06 09:08:31 von
    Beiträge: 5
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      schrieb am 24.04.06 19:44:39
      Beitrag Nr. 1 ()
      Diktator Kim verleiht in der Industriezone Kaesong Billigst-Arbeiter an Konzerne aus Japan und Südkorea.

      Es mag der reinen marxistischen Lehre bei Strafe des eigenen Untergangs widersprechen, was Nordkoreas "Lieber Führer" Kim Jong Il an seiner südlichen Grenze versucht: Er verleiht Arbeiter aus dem "Paradies der Werktätigen" an Erzkapitalisten aus Südkorea und Japan.


      "Mit Kaesong werden wir Frieden und Wohlstand auf die koreanische Halbinsel bringen", fabuliert Kim Hyo Jeong in reinster Funktionärsprosa. Der "kleine Kim", wie er sich im Scherz nennen lässt, ist Nordkoreas Chef der Sonderwirtschaftszone Kaesong, der ersten kapitalistischen Enklave, die der "Weise Führer" Kim Jong Il in seinem Reich des Steinzeit-Sozialismus zulässt.


      Unmittelbar nördlich der letzten schwer bewachten Demarkationslinie des Kalten Krieges, rund eine Autostunde von der südkoreanischen Metropole Seoul entfernt, nähen hinter zwei Meter hohen Zäunen rund 6000 Parteigenossen Blusen und Hemden, stanzen Sohlen für Sportschuhe, montieren Benzinpumpen oder formen Kochtöpfe. Je nach Bedarf bestellen südkoreanische Firmen die kommunistischen Tagelöhner.

      Das Material wird an sechs Arbeitstagen der Woche mit rund 200 Fahrzeugen aus dem Süden heran gekarrt, die auf dem Rückweg die Fertigware mit der Aufschrift "Made in Korea" durch den Eisernen Vorhang Richtung Süden transportieren. Diese Produkte werden in Seoul vertrieben und nach Europa und Japan exportiert.


      Das stört vor allem die Amerikaner, die Waren aus dem "Schurkenstaat" Nordkorea nicht zulassen wollen und mit dieser Begründung die Verhandlungen mit Südkorea über ein Freihandelsabkommen unterbrachen. Für Washington spielt es keine Rolle, dass der gesamte Energiebedarf, alle Rohstoffe und Geräte, selbst die Büroklammern nach Kaesong eingeführt werden. Das Kim-Regime stellt ausschließlich das Land und die Arbeitskraft.

      Nordkorea verdient aber kräftig daran. Die 50 US-Dollar Monatslohn plus 7,50 Dollar Sozialversicherung müssen bei einer Pjöngjanger Staatsagentur eingezahlt werden. Wie viel Lohn die Leihkräfte ausgezahlt bekommen, wird wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Aus anderen Auslandsprojekten in der Slowakei, Sibirien und Dubai weiß man, dass die nordkoreanische Führung in der Regel mehr als die Hälfte der Löhne einkassiert. Auch die derzeit bis zu 400 Südkoreaner, die in diesem staubigen Ghetto in Wohn-Containern - allerdings mit Dollar-Läden und Karaoke-Box - hausen, greift Kim ab. Sie müssen an Nordkorea Einkommenssteuer bezahlen.


      Dafür bleiben die südkoreanischen Firmen für die ersten fünf Jahre fiskalisch ungeschoren, nicht einmal Importzölle werden erhoben. Erst danach sind 14 Prozent Gewinnsteuer fällig - natürlich an Pjöngjang zu überweisen. "Das ist sogar günstiger als in Vietnam", schwärmt Kim Dongkeun, Vorsitzender des gemeinsamen zivilen Verwaltungskomitees, das die Nordkoreaner kapitalistische Produktionsweise lehren soll. Zwar werden nur arbeitsintensive Low-tech Jobs verrichtet, aber Kims Elite-Proletarier sind hoch qualifiziert und extrem motiviert, wie südkoreanische Manager versichern. Bei der Textilfirma Shin Won haben 40 Prozent der nordkoreanischen Belegschaft einen Universitätsabschluss.


      Die 50-Dollar-Löhne sind dennoch die niedrigsten der Welt. Sie liegen derzeit pro Monat 20 Dollar unter Vietnam, 50 bis 150 Dollar unter China und mindestens 1000 Dollar unter dem Durchschnittsniveau von Südkorea. Die Arbeitszeit beträgt wöchentlich 48 Stunden, Streiks sind ausgeschlossen.

      "Solche guten Bedingungen gibt es in China längst nicht mehr", begründet Hwang Woo Seung die Auslagerung von Teilen seiner Seouler Textilfirma Shinwon nach Nordkorea. Ist das nicht reinste Ausbeutung? "Wir sind nur Geschäftsleute", rechtfertigt sich Byun Ha Jung, Entwicklungsmanager bei Hyundai Asan.


      Die vorläufige Steuerfreiheit und vor allem die Niedriglöhne haben bisher 16 Gesellschaften aus Südkorea und Japan nach Kaesong gelockt. In der Pilot-Phase, die Ende 2007 abgeschlossen sein wird, sollen sich fast 1800 Firmen beworben haben.


      Die Hyundai-Tochter Asan, die insgesamt schon mehr als eine Mrd. Dollar im Norden investiert hat und dort auch mehrere Tourismus-Projekte betreibt, will diese kapitalistische Exklave im staubigen Grenzgebirge bis 2012 mit weiteren 220 Mill. Dollar auf 67 Quadratkilometer ausbauen.


      Dann sollen bis zu 730.000 Nordkoreaner im Kapitalismus arbeiten. Die derzeit 340 Telefonleitungen in den Süden werden laut Plan auf 10.000 erweitert, die Energieversorgung sukzessive ausgebaut.


      Kim Jong Il muss dennoch einkalkulieren, dass er sich auf ein gefährliches Spiel einlässt. Die Dialektik wird derzeit vom Klassenfeind aus dem Süden diktiert. Zwar reden Arbeiter aus dem Norden und Manager aus dem Süden kaum miteinander und essen in getrennten Kantinen, aber die Systemunterschiede bei Technik, Hygiene und Arbeitsorganisation fallen auch dem überzeugtesten Genossen auf. Wer in Kaesong arbeitet, hat das Elend Koreas schon halb überwunden.

      http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=e&ressort=eo&i…

      Der Siegeszug des weltweiten Kapitalismus ist nicht mehr aufzuhalten! :eek:
      Avatar
      schrieb am 24.04.06 21:48:35
      Beitrag Nr. 2 ()
      Habe vor einigen Tagen auch so einen Bericht in der WiWo gelesen.

      Interessant finde ich dass die früheren komunistischen bzw. sozialistischen Länder sich um 180 Grad gedreht haben.

      Russland, China, ... jetzt auch teilweise Nordkorea. Dort wird knallharter Kapitalismus umgesetzt. Hier in Deutschland haben wir wenigstens eine soziale Marktwirtschaft.

      Die armen Nordkoreaner werden (in der Sonderwirtschaftszone) ausgebeutet - weniger als 50 Euro Monatsverdienst :confused:
      Avatar
      schrieb am 25.04.06 08:49:20
      Beitrag Nr. 3 ()
      Vom Paradies zum Klassenfeind


      Nordkoreanische Arbeiterinnen fertigen Textilprodukte in Kaesong.

      Es mag der reinen marxistischen Lehre bei Strafe des eigenen Untergangs widersprechen, was Nordkoreas „lieber Führer“ Kim Jong Il an seiner Staatsgrenze zum Süden versucht: Er verleiht Arbeiter aus dem „Paradies der Werktätigen“ an Erzkapitalisten aus Südkorea und Japan. Dieses Paradies der Werktätigen ist überall - wenn es sein muss selbst beim Klassenfeind. „Mit Kaesong werden wir Frieden und Wohlstand auf die koreanische Halbinsel bringen“, fabuliert Kim Hyo Jeong in reinster Funktionärsprosa. Er ist Nordkoreas Chef der Sonderwirtschaftszone Kaesong, der ersten kapitalistischen Enklave, die Kim Jong Il in seinem Reich des Steinzeitsozialismus zulässt. Unmittelbar nördlich der letzten schwer bewachten Demarkationslinie des Kalten Krieges, rund eine Autostunde von der südkoreanischen Metropole Seoul entfernt, nähen hinter zwei Meter hohen Zäunen rund 6000 Parteigenossen Blusen und Hemden, stanzen Sohlen für Sportschuhe, montieren Benzinpumpen oder formen Kochtöpfe.

      Je nach Bedarf bestellen südkoreanische Unternehmen die kommunistischen Tagelöhner. Das Material wird an sechs Arbeitstagen der Woche mit rund 200 Fahrzeugen aus dem Süden herangekarrt, die auf dem Rückweg die Fertigware mit der Aufschrift „Made in Korea“ durch den Eisernen Vorhang Richtung Süden transportieren.

      „Diese Produkte werden in Seoul vertrieben, teilweise sogar nach Europa und Japan exportiert“, räumt Akiyoshi Lida ein. Das stört vor allem die Amerikaner, die Waren aus dem „Schurkenstaat“ Nordkorea nicht zulassen wollen und mit dieser Begründung die Verhandlungen mit Südkorea über ein Freihandelsabkommen unterbrachen. Für Washington spielt es keine Rolle, dass alle Elektrizität, Rohstoffe und Geräte, selbst die Büroklammern nach Kaesong eingeführt werden. Das Kim-Regime stellt lediglich das Land und natürlich die Arbeitskraft. Die 50 Dollar Monatslohn plus 7,50 Dollar Sozialversicherung müssen bei einer Pjöngjanger Staatsagentur eingezahlt werden. Wie viel Lohn davon die Leihkräfte und vor allem in welcher Währung ausgezahlt bekommen, wird wie ein Staatsgeheimnis behandelt. Von anderen Auslandsprojekten in der Slowakei, Sibirien und Dubai weiß man, dass die nordkoreanische Führung in der Regel mehr als die Hälfte der Löhne einkassiert.

      Auch die derzeit bis zu 400 Südkoreaner, die in diesem staubigen Ghetto in Wohncontainern hausen, greift Kim ab. Sie müssen an Nordkorea Einkommenssteuer bezahlen. Dafür bleiben die südkoreanischen Firmen für die ersten fünf Jahre fiskalisch ungeschoren, nicht einmal Importzölle werden erhoben. Erst danach sind 14 Prozent Gewinnsteuer fällig. „Das ist sogar günstiger als in Vietnam“, schwärmt Kim Dongkeun, Vorsitzender des gemeinsamen zivilen Verwaltungskomitees, der die Nordkoreaner kapitalistische Produktionsweise lehren soll. Zwar werden nur arbeitsintensive Lowtech-Jobs verrichtet, aber Kims Elite-Proletarier sind hoch qualifiziert und extrem motiviert, wie südkoreanische Manager versichern.

      Bei der Textilfirma Shin Won haben 40 Prozent der nordkoreanischen Belegschaft einen Universitätsabschluss. Die 50-Dollar-Löhne sind dennoch die niedrigsten der Welt. Sie liegen pro Monat 20 Dollar unter Vietnam, 50 bis 150 Dollar unter China und mindestens 1000 Dollar unter dem Durchschnittsniveau von Südkorea. Die Arbeitszeit beträgt wöchentlich 48 Stunden, Streiks sind ausgeschlossen.

      „Solche guten Bedingungen gibt es in China längst nicht mehr“, begründet Hwang Woo Seung die Auslagerung von Teilen seiner Seouler Textilfirma Shinwon. Die vorläufige Steuerfreiheit und vor allem die Niedriglöhne haben bisher 16 Gesellschaften aus Südkorea und Japan nach Kaesong gelockt, ein Dutzend weitere hat einen Vertrag geschlossen. In der Pilotphase, die Ende 2007 abgeschlossen sein wird, sollen sich fast 1800 Firmen beworben haben.

      Die Hyundai-Tochterfirma Asan, die insgesamt schon mehr als eine Milliarde Dollar im Norden investiert hat und dort auch mehrere Tourismus-Projekte betreibt, will diese kapitalistische Exklave im staubigen Grenzgebirge bis 2012 mit weiteren 220 Millionen Dollar auf 67 Quadratkilometer ausbauen. Dann sollen bis zu 730 000 Nordkoreaner im Kapitalismus arbeiten. Die derzeit 340 Telefonleitungen in den Süden werden laut Plan auf 10 000 erweitert, die Energieversorgung auf fast 155 000 Kilowatt ausgebaut. Nicht nur südkoreanische Unternehmen seien willkommen, versichert Pjöngjang. Für ausländische Investoren bleibt ein Engagement dennoch riskant. Zwar werden die Pachtverträge für 50 Jahre geschlossen, aber Kim Jong Il oder jeder mögliche Nachfolger kann wie ein Diktator jederzeit die Gesetze ändern. „Kaesong“, so warnen Experten in Seoul, „ist für Nordkoreas Steinzeitkommunisten nur eine ökonomische Quarantänezone, kein Experimentierfeld für reale Wirtschaftsreformen“. Kim Jong Il muss dennoch einkalkulieren, dass er sich auf ein gefährliches Spiel einlässt. Die Dialektik wird derzeit vom Klassenfeind diktiert.

      http://www.ksta.de/html/artikel/1144673371336.shtml
      Avatar
      schrieb am 25.04.06 09:00:52
      Beitrag Nr. 4 ()
      :laugh: Da fällt mir noch so ein blöder Spruch ein :

      "Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf"

      War auch nicht von langer Dauer.
      Avatar
      schrieb am 25.04.06 09:08:31
      Beitrag Nr. 5 ()
      CF interessantes Thema:)

      @firmenrecherche

      "Die armen Nordkoreaner werden (in der Sonderwirtschaftszone) ausgebeutet - weniger als 50 Euro Monatsverdienst"

      Ist dir wohl selber aufgefallen, dass jeder den Satz ohne die Klammer so verstehen würde, wie es nämlich ist:

      Dass die armen Nordkoreaner natürlich von ihrem eigenen Regime ausgebeutet werden, und zwar außerhalb der Wirtschaftszone und auch noch in der Wirtschaftszone:mad:

      Für die armen Nordkoreaner ist sogar diese Wirtschaftszone ein Vorteil.

      Man kann nicht oft genug vor den verheerenden Folgen des Totalitarismus warnen:
      "Hier in Deutschland haben wir wenigstens eine soziale Marktwirtschaft."- na hoffentlich brauchen wir nicht bald ne Wirtschaftszone:rolleyes:- oder ist ganz D schon bald so ein Gebilde?
      Die Leute schuften - der Staat kassiert ab??


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