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    Tagebuch eines Kleinaktionärs - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 24.12.06 23:57:09 von
    neuester Beitrag 25.12.06 11:32:37 von
    Beiträge: 10
    ID: 1.102.232
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      schrieb am 24.12.06 23:57:09
      Beitrag Nr. 1 ()
      Leider schon historisch aber immer noch schön: Thread: Tagebuch eines Kleinaktionärs
      Avatar
      schrieb am 25.12.06 00:35:33
      Beitrag Nr. 2 ()
      Tagebuch eines Kleinaktionärs
      Ein Rückblick
      Von Matthias Iken

      2. Januar: Vorbei, endlich ist dieses Horrorjahr 2001 vorbei. Der Dax von 6300 auf 5150 Punkte gefallen, der Neue Markt sogar von 2500 auf 1100 Punkte. Aber alles halb so schlimm! Seit Ende September sind die Börsen in einer anhaltenden Aufwärtsbewegung. Man darf sich eben nicht beirren lassen. Gut, dass ich durchgehalten habe. Von Ferne grüßt schon die Gewinnzone. Ich denke, es wird ein gutes Jahr.

      4. Januar: Na, das lässt sich doch gut an: Von 5160 auf 5320 Punkten in drei Handelstagen. Genau der Januar-Effekt, auf den ich gesetzt habe. – ich schätze, die 6000 Punkte schaffen wir mit links.

      10. Januar: Das neue Jahr macht wirklich da weiter, wo das letzte aufgehört hatte. Erst gestern habe ich meinen Freunden Neue-Markt-Titel ans Herz gelegt. Super Wachstumsunternehmen zu Aldi-Preisen. Allein seit Jahresanfang schon zehn Prozent Plus. Hurra, die Techs sind wieder da!

      16. Januar: Der Dax ist unter die 5000 Punkte-Marke gefallen. Jetzt heißt es Ruhe bewahren. Das sind nur Gewinnmitnahmen, das kenn ich schon. Wer clever ist, kauft jetzt nach.

      24. Januar: Der US-Notenbankchef ist optimistisch. „Es gibt Anzeichen dafür, dass die Wirtschaftsaktivität allmählich wieder anzieht“, sagt Greenspan. Wenn einer weiß, wo’s langgeht, dann er. Ich habe ein verdammt gutes Gefühl. Vielleicht sind sogar 7000 Punkte drin.

      5. Februar: Verdammt. Geht das schon wieder los? Der Dax schon deutlich unter 5000 Punkten – und dass nur, weil die Amis faule Bilanztricks machen. Was haben wir damit zu tun? Gar nichts! Aber die ängstlichen Deutschen verkaufen natürlich. Wie gut, dass ich nicht so ein Warmduscher und Sofortverkäufer bin. Sollen die Leute doch ihr Geld wieder aufs Sparbuch tragen.

      1. März: Hatte ich es nicht gesagt? Der Dax zurück im Höhenrausch – er steigt wie in der guten alten Zeit. Vor einer Woche hatten wir noch kümmerlich 4745 Punkte, heute sind wir durch die Marke von 5100 Zähler gebrochen. Der Aufschwung kommt. Und endlich begreifen die Anleger, warum Aktien jetzt alles schlagen werden.

      5. März: Heute kommen auch die Experten drauf, was ich schon lange wusste: „Der Bär ist erlegt“, zitiert meine Lieblingszeitung. Der Bärenmarkt ist vorbei, ich greife den Bullen an die Hörner. Und los geht’s.

      10. März: Der Neue Markt hat Geburtstag. Komisch, dass es hier noch nicht so recht brummen mag. Aber wer ausharrt, wird gekrönt. Und wir haben endlich wieder einen Börsengang. Repower kommt – dann dreht auch der Wind bei den Technikwerten. Immerhin sagen Experten bis Jahresende ein Plus von 35 Prozent voraus.

      19. März: Der Dax geht durch die Decke: 5462 Punkte. Mal eben locker 15 Prozent binnen vier Wochen gemacht. Und Freunde, das war erst der Anfang. Sogar die Charttechniker haben erkannt, dass der Bärenmarkt vorbei ist. Wer jetzt nicht einsteigt, bleibt noch lange arm. Ich bin klüger: Habe von meiner Direktbank einen hübschen Wertpapierkredit zu tollen Konditionen gekriegt. Erst gestern habe ich wieder einen verheißungsvollen Tipp im Internet-Chat aufgetan.

      16. April: Schade, an der Börse ist etwas Ruhe eingekehrt. Aber wir stabilisieren uns auf hohem Niveau. Und die Seitwärtsbewegung ist durchaus gesund, das weiß man doch. Wir sammeln neue Kraft – und von da an kann es kräftig aufwärts gehen.

      30. April: Das verstehe, wer will! Die US-Wirtschaft wächst um 5,8 Prozent im Quartal, die Unternehmenszahlen lagen im erwarteten Bereich – und trotzdem rutschen Dow und Dax. Was soll das? Angeblich sind die Bilanzierungsskandale schuld. Aber ich investiere ja nicht in die Enrons dieser Welt, sondern in Substanzwerte wie Allianz.

      11. Mai: Verkehrte Welt. Die Konjunktur erholt sich. Und eben hat ein Analyst gesagt, der Dax steigt noch dieses Jahr auf 5500 Punkte. Und was machen die Hasenfüße? Sie verkaufen. Bange machen lassen gilt nicht. Ich habe keinen Kredit aufgenommen, um ein Minus zu machen

      5. Juni: Der Dax ist nur noch bei 4600 Punkten Die Amis machen unsere schöne Hausse kaputt!. Schon wieder Bilanzskandale. Findet das denn gar kein Ende? Und gerade jetzt, wo der Juni kommt. War doch eigentlich immer ein guter Börsenmonat. Vielleicht sollte ich mir ein paar Stücke dazukaufen.

      21. Juni: Jetzt drehen die Börsianer endgültig durch: 4200 Punkte sind es gerade noch, SAP unter 100, Allianz unter 200 Euro. Verrückt. Das ist völlig übertrieben! So ein rascher Absturz schreit geradezu nach einer Gegenbewegung. Wer bei diesen Kursen nicht einsteigt, hat selber Schuld. Vielleicht sollte ich mir Optionsscheine ins Depot legen. So habe ich das Minus schnell ausgeglichen.

      1. Juli: Na, bitte. Der Dax legt wieder zu – und meinen Optionsscheinen kann man beim Steigen geradezu zuschauen! Hallo ihr da, immer hübsch weiter wandern. Und linkszwodrei... Entschuldigung, ich werde albern. Aber es sieht einfach toll aus: Die Analysten sind sich auch sicher. 5000 Punkte zum Jahresende sind locker drin. Wie gut, dass meine Optionsscheine eine lange Laufzeit haben. Man sollte ja nicht leichtsinnig werden.

      17. Juli: Endlich kommt die Sommerrallye. Allein die Telekom hat heute 13 Prozent zugelegt.

      22. Juli: Hoffentlich habe ich mich nicht zu früh gefreut. Worldcom ist pleite, und mir geht es bald auch nicht mehr anders. Gott sei Dank sind das nur Buchverluste – bald muss es einfach aufwärts gehen. Der Dax ist inzwischen mit 3500 Punkten so tief gefallen wie nach dem 11. September 2001. Sind denn alle wahnsinnig geworden? Das sind Kaufkurse. Ich krame das letzte Geld zusammen.

      6. August: Was für ein Tag. Heute morgen wollte ich noch hinschmeißen. 3235 Punkte am Vormittag. Mein Depot: Alles rot! Und jetzt der fulminante Dreher. Mal eben locker 400 Punkte zugelegt. Das ist die Trendwende.

      21. August: Der Sommer wird zum Börsensommer. 3800 Punkte haben wir schon. Dieses Jahr müssen wir uns vor dem Herbst nicht fürchten. Wie gut, dass ich voll investiert bin.

      2. September: Irak, Irak, Irak. Man hört gar nichts anderes mehr. Ich habe Unternehmenspapiere und keine Politdossiers gekauft. Aber die Börsianer gucken nicht mehr in Bilanzen, sondern nach Bagdad, nicht über den Tellerrand, sondern nach Texas. Ich hätte gut Lust, diesem Cowboy dort drüben meinen Depotauszug samt Rechnung zu schicken. Jetzt sind wir unter 3400 Punkten.

      20. September: Na, toll. Und immer feste druff. Warum auch nicht? 2900 Punkte reichen doch völlig aus... Das einzige, was von meinem Depot bleibt, ist Zynismus pur. Tolle Idee, einen Optionsschein zu kaufen und auf einen steigenden Dax zu setzen. Die ganzen Papiere sind wertlos ausgebucht worden. Was soll ich jetzt noch den Rest verkaufen – ich bin doch sowieso ruiniert.

      9. Oktober: Der Dax fällt wie ein Stein. Noch 2597 Zähler – ich kann mich gar nicht erinnern, ob er schon jemals so niedrig war. Ich weiß nur eins: Ich bin ruiniert. Eben habe ich im Büro einen Weinkrampf bekommen – die Kollegen mit den Bundesschatzbriefen gucken ganz komisch – und versuchen mich zu trösten. Es gibt keinen Trost. Es gibt nur noch eins: Verkaufen. Von den paar Euro kann ich mich besaufen. Und dann ist für mich das Thema durch – ein für alle mal.

      12. Oktober: Ich habe es geschafft. Alle Aktien sind weg, die Auszüge habe ich gleich weggeworfen, und die Börse ist mir nun völlig egal. Die Nachrichten zappe ich gleich weg.

      16. Oktober: Prima, seit einer Woche clean – das ist ja leichter, als mit dem Rauchen aufzuhören. Und Geld macht sowieso nicht glücklich. Ich bin frei.

      2. November: Bin heute zufällig in der U-Bahn in der Zeitung meines Nachbarn hängen geblieben. Der Dax ist schon wieder auf 3200 Punkte gestiegen. Aber mich bekommt ihr nicht mehr.

      4. November: Jetzt sind es schon 3400 Punkte. Sollte ich nicht vielleicht ein bisschen, nur ein Paar Stücke, ganz solide Werte, langfristig investieren? Nein, jetzt muss ich stark bleiben.

      22. November: Ich habe ein Geständnis zu machen. Ich habe es wieder getan. Aber nicht viel und nur eine. Ich investiere jetzt ganz anders. Überlegt, ausgeruht, und mit kleinen Beträgen. Der Dax sieht gut aus – es dürfte die gleiche Jahresendrallye geben wie im letzten Jahr.

      19. Dezember: Weihnachten fällt aus – der Dax wieder unter 3000 Punkten. Die Wachstumsprognose schon wieder gesenkt, die Industrieproduktion geht zurück. Ich gebe es auf.. Aus mir wird nie ein Aktienprofi. Ach wäre ich doch beim Sparbuch geblieben...

      23. Dezember: Wird noch mal alles gut? Die Analysten meinen, im nächsten Jahr laufen wir bis 4200 Punkte. Allein mir fehlt der Glaube. „Eine Krise ist auch eine Chance“, hat eben ein Händler erzählt. Der Absturz der Märkte habe Investoren sensibilisiert. Vermutlich hat er sich versprochen – und meinte ruiniert.

      Aber wer weiß. Vielleicht wird 2003 ja doch ein gutes Jahr...

      Artikel erschienen am 27.12.2002

      Thread: Kein Titel für Thread 20021227280291
      Avatar
      schrieb am 25.12.06 00:37:54
      Beitrag Nr. 3 ()
      Nur nicht wieder die Finger verbrennen
      Fünf Jahre nach dem Höhepunkt des Börsenbooms leidet die Aktienkultur in Deutschland noch immer
      von Nikos Späth

      Als auch die Hausfrauen den Schritt aufs Parkett wagten, war der Spaß bald vorbei. Zwischen Wäschekorb und Waschmaschine mal eben den Makler angerufen und die nächste Neuemission gezeichnet - das konnte nicht gutgehen, sagen Börsenexperten heute im Rückblick. Von der sogenannten Hausfrauen-Hausse aber wurde erst gesprochen, als die Aktienkurse dramatisch abschmierten, damals, im Frühjahr 2000.


      Fünf Jahre liegen die wilden Zeiten schon zurück. Am 7. März 2000 erreichte der Dax mit 8136,16 Punkten sein Allzeithoch. Der Nemax All Share hob sich den historischen Höchststand von 8546,19 Punkten für seinen dritten Geburtstag am 10. März 2000 auf. Am selben Tag, einem Freitag, schloß auch die US-Technologiebörse Nasdaq auf Rekordniveau.


      In jeder U-Bahn, an jeder Supermarktkasse, in jeder Kantine waren Aktien das dominierende Thema: Welches Papier hast Du zuletzt gekauft, wie ist die Performance deines Depots? Wann kommt die nächste Emission?


      Ein ganzes Volk war elektrisiert vom Traum des schnellen Reichtums und Erfolgs.


      Freitags abends wurde kollektiv die " 3 Sat Börse" eingeschaltet. Am Montag dann, noch vor der Arbeit oder der Uni, gab man seine Orders ab. Kurssprünge von 25 Prozent für die empfohlenen Aktien waren die Regel, aber das nahm man in Kauf, sie stiegen ja weiter. Nur wenige wollten die Gefahr sehen und warnten in Internet-Foren mit Beiträgen wie " Rettet Eure Gewinne" . Gefragt waren Mutmacher wie " Immos" , der am 13. März 2000, als die Kurse um fünf Prozent einknickten, bei Wallstreet-Online die Zeilen schrieb: " Ruhig Blut, die zittrigen Hände werden in den nächsten Tagen wieder ruhiger. Aussitzen und abwarten!"


      Genutzt hat die Politik der ruhigen Hand nichts. Wer im technologielastigen Neuen Markt investiert war, hatte bis März 2003 95 Prozent seines Kapitals verloren. Am 21. desselben Monats wurde der Zockerindex beim Stand von 403 Punkten zu Grabe getragen - ebenso wie zuvor einstige Highflyer wie Kabel New Media, Gigabell oder Sunburst.


      Geblieben ist bei vielen Anlegern Katzenjammer. Laut Deutschem Aktieninstitut (DAI) sank die Zahl der Aktionäre seit 2001 um 2,3 auf 10,5 Millionen. Mehr als die Hälfte hat nur Fonds im Depot, keine Einzelaktien. Mit einer Quote von 16,1 Prozent an der Bevölkerung über 14 Jahre sind börsenbasierte Investments in Deutschland weit im Hintertreffen gegenüber Sparbuch, Immobilien und festverzinslichen Papieren. In Schweden und den USA besitzen mehr als 50 Prozent der Bürger Aktien, in der Schweiz, Großbritannien und Italien ist es jeder dritte Einwohner.


      Dabei gibt zumindest die Marktentwicklung der vergangenen zwei Jahre für Aktienabstinenz keinen Anlaß. Seit März 2003 stieg der Dax um gut 80 Prozent, der Nebenwerte-Index MDax verdoppelte sich sogar. " Mit soliden Aktien konnte man eine Menge Geld verdienen" , sagt Jens Ehrhardt, Vorstand des gleichnamigen Vermögensverwalters.


      Allerdings sei der Boom relativ verborgen geblieben und an vielen Kleinanlegern vorbeigegangen. " Erst wollten alle rein, dann alle raus, jetzt sind wir irgendwo im Niemandsland, und das Geschäft ist ziemlich ruhig" , sagt Dirk Müller von der ICF Kursmakler AG, einer der wenigen verbliebenen Parketthändler in Frankfurt. Müller hat als viel fotografierter " Mr. Dax" unter der Kurstafel alle Höhen und Tiefen mitgemacht.

      Der Crash wirkt noch nach" , sagt Rüdiger von Rosen, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DAI. Viele Anleger haben sich die Finger verbrannt und Wertpapiere seitdem nicht mehr angefaßt. Dies sei bedenklich, sagt von Rosen, schließlich hätten die Bürger bei der privaten Altersvorsorge einen riesigen Nachholbedarf. " Es herrscht unverständlicherweise eine extreme Scheu, sich über Anlagemöglichkeiten zur Sicherung der Rente zu informieren " , konstatiert er. " Über Fußball wissen die Deutschen besser Bescheid." Deshalb plädiert von Rosen im Sinne der heranwachsenden Generationen dafür, ein Schulfach Wirtschaft einzuführen.


      " Bis wieder eine breite Begeisterung für Aktien entsteht, ist es ein weiter Weg" , sagt Christoph Schlienkamp, Analyst des Bankhauses Lampe in Düsseldorf. Frischen Schwung könnten Neuemissionen bringen. Am Mittwoch geht der Pay-TV-Anbieter Premiere an die Börse, das Interesse ist beachtlich. Seit der Postbank im Juni vergangenen Jahres ist Premiere das erste größere IPO (Initial Public Offering). " Die deutschen Unternehmen müssen ihre extreme Zurückhaltung gegenüber den Aktienmärkten aufgeben, schließlich haben sie das Kapital dringend nötig" , sagt von Rosen und verweist auf den Alternative Investment Market (AIM) in London mit mehr als 30 IPOs im vergangenen Jahr.


      Nachdem 1999 und 2000 weit über 100 Unternehmen neu an der deutschen Börse plaziert wurden, ist die Zahl der Börsengänge mit der Baisse zusammengeschmolzen. 2001 wagten 26 Unternehmen diesen Schritt, 2002 nur noch sieben, ein Jahr darauf herrschte komplette Flaute. " 2004 sind vor allem Wincor Nixdorf und Postbank im Rückblick recht gut gelaufen" , sagt Analyst Schlienkamp. " Das macht Mut für 2005."


      Doch selbst ein Dutzend Neuemissionen wird allein kaum reichen, um Kleinanlegern Lust auf die Börse zu machen. Erst wenn diese wieder an das Credo des Börsengurus André Kostolany glauben, daß Aktien langfristig die beste Anlageform sind, werden sie allmählich zurückkehren.


      Artikel erschienen am 6. März 2005
      http://www.wams.de/data/2005/03/06/605853.html
      Avatar
      schrieb am 25.12.06 00:42:50
      Beitrag Nr. 4 ()
      Tagebuch eines Klein- Aktionärs
      Von Matthias Iken

      Auch in diesem Jahr wurde unser Kleinanleger wieder auf dem falschen Fuß erwischt. Schon seit 2001 legt der leidgeprüfte Aktionär vor dem Jahreswechsel in der WELT regelmäßig Zeugnis ab über die zahllosen Fallstricke auf dem Parkett.

      1. Januar: Von guten Vorsätzen halte ich ja eigentlich nichts. Und doch wird in diesem Jahr einiges anders - dieses Jahr werde ich reich. Ich habe die Tage zwischen den Jahren gewinnbringend investiert und gelesen. Mein Schatz hat mir ein wunderbares Sachbuch geschenkt - wie man reich wird. Ist gar nicht so schwer, Strategie ist alles. In den vergangenen Jahren habe ich Lehrgeld bezahlt, 2004 werde ich zum Börsenmeister.

      2. Januar: Meine goldene strategische Regel habe ich neben meinen Rechner gehängt: "Ruhig Blut", steht drauf. Schluß mit blinden Kaufattacken, jetzt mache ich fundiertes Stock-Picking - nur das Beste ist gut genug für mein Depot. Conti etwa ist 2003 gut gelaufen, da heißt es Pferde wechseln! Allianz, Infineon und die Telekom sind schwer im Kommen, meinen auch die Analysten. Den Dax sehen viele Banken bei 4600 Punkten zum Jahresende. Selbst Schuld, wer da nicht mit dabei ist.

      4. Januar: So darf's ruhig weitergehen. Locker über die 4000 gehüpft. Die nächste Latte liegt bei 5000. Und ich mittenmang dabei.

      20. Januar: Ich will mich ja nicht selber loben - aber es läuft, läuft, läuft. Infineon hat seit Jahresbeginn schon 14 Prozent zugelegt, der Dax marschiert munter aufwärts. Gewinnen ist gar nicht so schwer.

      2. Februar: Na, die letzte Woche ist ja nicht ganz so üppig ausgefallen. Normale Konsolidierung. Ruhig Blut. In der kommenden Woche beginnt die heiße Phase der Berichtssaison. Das dürfte den Kursen Feuer geben.

      19. Februar: Tja, die Banken sollten mich auf ihre Beraterliste setzen. Die Gewinne prima, die Stimmung prächtig, der Dax schwingt sich Richtung 4150 Punkte - ich swinge mit.

      27. Februar: Mist - heute sind wir unter 4000 Punkten gerutscht. Völlig übertrieben. Schuld sind diese Schreibtischtäter, die mal wieder den Markt kräftig runter schreiben. "Die Luft ist raus", "Gewinnerwartungen übertrieben", "Konsolidierung droht". Die zittrigen Hände sollen verkaufen, ich halte die Hand auf.

      8. März: Hatte ich es nicht gesagt? Ja, ich habe es gesagt. Die Mieseprime sollen weiter mosern, so lange ich die Gewinne einstreiche. Meiner Maus habe ich einen kleinen Brillanten gekauft. Immerhin habe ich ihr die Gewinne zu verdanken.

      11. März: Oh Gott, Al Qaida zerbombt mein Depot. Ich kann meinen Aktien beim Fallen zuschauen, der Dax auf Jahrestief, nur noch 3900 Punkte. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen! Ruhig Blut, weiß mein Buch: politische Börsen haben kurze Beine.

      20. März: Auch mit kurzen Beinen kommt man in den Keller. Die ersten Analysten sprechen schon von 3000 Punkten. Oh Gott, vielleicht sollte ich doch auf Nummer sicher gehen und die letzten Gewinne absichern...

      22. März: Verflixt: Geschichte wiederholt sich doch. Ölscheichs, Analysten, Terroristen - alle haben es auf mein Depot abgesehen. 3700 Punkte sind es noch - da bringe ich doch lieber mein Geld in Sicherheit. Die Anfangsverluste sind noch die leichtesten Verluste.

      4. April: Toll! Kaum sichere ich meine Positionen ab, schon dreht der Wind und wir haben die 4000 Zähler wieder. Meine neue Strategie der ruhigen Hand muß ich noch konsequenter leben.

      27. April: Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist heiß wie lange nicht mehr, das Börsenbarometer mit 4153 Punkten auf Sommerhoch. Das Leben ist schön. Eben habe ich mir noch einige unterbewertete Stücke zusätzlich ins Depot genommen. Eine Karstadt für 14 Euro muß man einfach haben.

      2. Mai: Die Schlauberger dichten wieder "Sell in May and go away." Sollen die doch tun. Wer jetzt aussteigt, wird von der Sommerrallye nur noch Staubwolken sehen.

      13. Mai: Hallo - wo bleibt denn der Frühling? Kein Aufschwung, nirgends. Ganz im Gegenteil, die Börse schaukelt sich langsam abwärts. Und schuld daran sind die durchgeknallten Scheichs, die den Ölhahn nicht aufdrehen! Wollen die mich ruinieren?

      6. Juni: Was für ein komisches Jahr - hin und her, kreuz und quer, auf und nieder. Nur "Ruhig-Blut" ist die Strategie der Sieger

      22. Juni: Die Börse erinnert mich an die deutsche Nationalelf: Man mag das Gegurke nicht mehr sehen. Und die Tore machen immer die Ausländer. Auch der Dax hinkt den anderen europäischen Indizes hinterher. Wenn das so weiter geht, muß bald ein Ruck durch mein Depot gehen.

      30. Juni: Tolles Börsenhalbjahr! Nix passiert, nix gewonnen - da fressen allein die Depotgebühren den Nullkommaschlagmichtot-Gewinn auf. Nur, weil die Amis und Chinesen das Öl verschwenden, habe ich bald keine Kohle mehr. Aber das zweite Halbjahr wird besser. Die Analysten tippen auf eine deutsche Aufholjagd, die den Dax bis Jahresende auf 4600 Punkte treiben. Ich tippe mit.

      18. Juli: Vielleicht sollte ich doch lieber Lotto spielen. Von wegen 4600 Punkte!

      19. Juli: Jetzt ist was passiert - wir sind durch die charttechnische Marke von 3800 Punkte gebrochen. Experten warnen, es könnte noch mal richtig nach unten gehen. Und das zu Urlaubsbeginn! Wein und Eis werden gestrichen. Meine Maus ist eh dick genug.

      20. Juli: Infineon sei Dank. Dax über 3800 Punkten, Urlaub gerettet.

      3. August: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben - seit letzter Woche sitzen wir in unserer Ferienwohnung, und sehen Dax wie Regen beim Fallen zu. Mein Depot steht auch schon unter Wasser. Es wird Zeit, mit Würde auszusteigen.

      6. August: Was für ein Urlaub! Wir hangeln uns von Jahrestief zu Jahrestief - und meine Aktien stürzen ab. Wenn ich clever gewesen wäre, hätte ich den Keller mit Öl gefüllt, statt mein Depot mit Karstadt-Quelle. Die taumeln nun in Keller, ich taumel mit. Alles rot - wohin das Auge blickt. Wie soll man ruhig Blut bewahren, wenn an der Börse Blut fließt?

      13. August: Auch die 3700-Zähler waren eine Knäckebrot-Unterstützung. Durchgebröselt, jetzt haben wir nur noch 3640 Punkte. Und was sagen die Strategen in den Bankhäusern? Wahrscheinlich sitzen die auf Hawaii in der Sonne und halten deshalb an ihren Prognosen fest. Schluß mit Halten. Mich hält nichts mehr. Mir reicht's - ich realisiere jetzt ein paar Verluste. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

      14. August: Ich bin durch damit - mit Aktien und mit meiner Maus. Was schenkt mir die blöde Kuh auch ein Aktienbuch? Ich hab doch schon im vergangenen Jahr Schluß gemacht - mit der Börse und ihr...

      26. August: Was muß ich nun wieder in meiner Lieblingszeitung lesen? "Investoren kehren an die Aktienmärkte zurück." Können die Investoren ja machen, ich kehre weder zu meiner Ex-Maus noch an die Börse zurück. Erst recht nicht so kurz vor den Horrormonaten September und Oktober.

      10. September: Ein untypischer September. Der Dax steigt. Aber alles was tief fallen soll, muß erst hoch steigen. Ich habe genug verloren.

      22. September: Die US-Notenbank gibt sich optimistisch. Das sind doch Durchhalteparolen! Ihr könnt euch einen anderen Dummen suchen.

      1. Oktober: Ich glaub, ich spinne: Schon wieder eine Hausse ohne mich. 4000 Punkte haben wir heute locker genommen, und ich bin kaum investiert.

      2. Oktober: Und weiter geht's, der Dax reist in den hohen Norden und nimmt mich nicht mit.

      25. Oktober: Hatte ich Sie nicht gewarnt? Heute ist der Ölpreis ex- und der Dax implodiert. Noch sind es zwar 3850 Punkte. Aber der Euro steigt weiter. Weh dem, der jetzt investiert ist. Wer sich in Gefahr begibt, kommt eben darin um.

      2. November: Ups, der Dax hat sich wieder gefangen und über die 4000 Punkte gerettet.

      11. November: Die Hausse nimmt gar kein Ende. Mit meiner Maus habe ich mich versöhnt, vielleicht sollte ich gleiches mit der Börse tun. Immerhin haben wir die 4100 mit viel Momentum genommen. "Das könnte ein Startsignal sein, die alten Hochs zu knacken", meinen Händler. Finde ich auch - vielleicht können ein paar langfristig erworbene Qualitätsaktien ja nicht schaden, Mit dem Sparbuch ist noch niemand reich geworden.

      20. November: Schon wieder ein neues Jahreshoch. Nun sind es 4200 Zähler - ein Zweijahreshoch.

      2. Dezember: Nicht einmal der Euro-Rekord kann den Dax bremsen. Gut, daß ich nicht dogmatisch bin.

      19. Dezember: Das nächste Jahr wird ein gutes Jahr: Experten trauen dem Dax locker 4600 Punkte zu. Und mit meiner neuen Strategie werde ich endlich zu den Gewinnern zählen. Wetten, daß?

      Artikel erschienen am 29.12.2004
      Avatar
      schrieb am 25.12.06 00:44:41
      Beitrag Nr. 5 ()
      "Alles verkaufen, ohne Limit - raus mit dem Schrott"
      Tagebuch eines Kleinanlegers: Vom Aktionär zum Sparbuchbesitzer und zurück - Über die Schwierigkeiten eines gewinnbringenden Timings auf dem Parkett
      Von Matthias Iken


      Ein geschröpfter Kleinanleger schreibt sich den Frust von der Seele
      Ein leidgeprüfter Kleinanleger legt auch dieses Jahr wieder in einem Tagebuch Zeugnis ab über die zahllosen Fallstricke auf dem Börsenparkett. Er machte ähnliche Erfahrungen wie der US-Börsianer David Dreman: "Es gibt viele Wege, sich selbst kennen zu lernen. Derjenige über die Börse ist jedoch mit Abstand der teuerste."

      1. Januar Mir dröhnt der Schädel - und ich weiß nicht, warum. War ein Glas der Silvesterbowle schlecht oder wirkt das schlechte Börsenjahr 2002 nach? Irgendwie hängt ohnehin alles zusammen - nach dem Desaster in den vergangenen Monaten ist kein Schampus mehr drin, jetzt gibt es Schnäppchen-Sekt. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. 2003 muss einfach ein gutes Jahr an den Börsen werden, vier Jahre hintereinander sind Aktien noch nie gefallen. Experten sagen mindestens 3800 Zähler im Dax voraus - 30 Prozent sind locker drin. Da gebe ich doch nicht auf! Nein, ich zeige Mut und werde reich. 2004 wird mein Börsenjahr.

      4. Januar Hatte ich es nicht gesagt? Es wird mein Börsenjahr. Der Dax springt um 7,3 Prozent, und ich vor Freude. Sollen sich die Experten doch über eine angebliche Liquiditätshausse und die Eindeckung von Short-Positionen ereifern. Berufspessimisten. Ich bin mir sicher: Bald gibt's wieder Schampus.

      9. Januar Na ja, die Bilanzsaison beginnt ja alles andere als berauschend. Aber ich bin Langfristanleger. Ein Sturm mag mich nicht schrecken. Nur wer wagt, gewinnt.

      14. Januar Ich sagte doch, dieses Jahr wird ein gutes Jahr. Zwar hat der Dax noch Anlaufprobleme, aber meine T-Aktie läuft prima. Heute ist sie wieder über den Ausgabekurs von 1996 gestiegen. 20 Euro werden es mindestens noch werden.

      23. Januar Alles könnte so schön sein - nur die Panzer am Golf zerquetschen meine Performance. Die ganzen Gewinne schon wieder dahin. Ruhe bewahren.

      30. Januar

      Nimmt das denn gar kein Ende mehr? Der Dax im freien Fall, wir liegen nur noch bei 2700 Punkten. Gut, dass ich kein Anfänger mehr bin: Verluste gilt es zu begrenzen - bei 2500 ziehe ich die Reißleine. Da kenne ich nichts.

      8. Februar Ich fasse es nicht, es geht noch tiefer: Verrückte 2600 Zähler im Dax. Die Börse ist ja noch hysterischer als die Friedensbewegung. Und ausgerechnet amerikanische Investoren und Pensionsfonds leeren ihre Depots.

      17. Februar Geht doch - Beharrlichkeit zahlt sich aus: Der Dax hat gedreht und klettert beschwingt auf 2750 Punkte. Gut, dass ich gelernt habe, dass Angst ein verdammt schlechter Berater ist.

      25. Februar Nur nicht nervös werden, das Börsenbarometer ist kurz unter die 2500-Punkte-Marke getaucht. Aber ich werde doch nicht auf dem Tief verkaufen. Ich nicht.

      1. März Meiner Lieblingszeitung schreibt von einem "übertriebenen Kursverlust" und einer "Überhöhung der Krise". Recht hat sie, jetzt sind Steherqualitäten gefragt.

      3. März Abwärts, ungebremst. Nimmt das denn gar kein Ende mehr. Langsam wird's eng.

      5. März

      Und weiter runter, immer weiter runter. Jetzt reicht es mir aber. Wenn's morgen noch mal südwärts geht, war's das. Aber endgültig! Dann bin ich die längste Zeit Aktionär gewesen.

      6. März

      Börsenbeginn. Es geht..., es geht - oh Gott, es geht nicht mehr. Schon wieder abwärts. Aber, ich bin konsequent. Wo ist die Nummer dieser vermaledeiten Bank? ... "Ja, gute Frau, Sie haben richtig verstanden, alles verkaufen. A-l-l-e-s. Nein, kein Limit setzen. Ich möchte verkaufen, und zwar sofort. Raus mit dem Schrott!"

      7. März Ich bin frei, endlich frei! War zwar nicht ganz billig die Aktion, aber sei's drum. Mich bekommt ihr nie wieder - ich bin endgültig ausgestiegen. Aus! Aus! Das Spiel ist aus!

      10. März Heute hätte der Neue Markt Geburtstag gehabt, hätte ihn die Deutsche Börse nicht rechtzeitig begraben. Eine gute Entscheidung. Nur, warum haben die den Rest nicht auch gleich dichtgemacht? Dem Dax würde ich keine Träne nachweinen, am besten räumen sie den ganzen Laden in Frankfurt leer und richten in der Börse eine Schuldnerberatung ein. Mir kann nichts mehr passieren - ich bin raus und endlich frei!!!! Soll der Dax doch auf 1000 fallen, dahin, wo er herkommt, dahin wo er hingehört.

      12. März Haha, das geschieht ihnen recht: 2200 lächerliche Dax-Pünktchen sind übrig geblieben. Dem Index kann man ja beim Fallen zuschauen. Wie gut, dass ich den Mut hatte, rechtzeitig auszusteigen. Zum ersten Mal seit Jahren lese ich den Kursteil wieder mit Wohlgefallen. Ätsch.

      21. März

      Jetzt kommen wieder die Schlauberger aus ihren Löchern und verkünden: "Kaufen, wenn die Kanonen donnern." Geschmacklos. Ja, aussichtslos. Aber allzu viele Trottel fallen darauf herein. Die 2700 Punkte sind die reinste Trottelhausse. Wie kann man heute überhaupt noch deutsche Aktien kaufen? Lesen die keine Zeitung? Wir sind doch das Schlusslicht in Europa...

      28. März Hatte ich es nicht gesagt? Der Dax fällt wie ein Stein. Wer auf mich gehört hat, konnte eine Menge Geld sparen. Und vor allem Nerven. Ein befreiendes Gefühl, nicht mehr ängstlich auf sein Depot starren zu müssen. Meine letzten paar Euro arbeiten inzwischen krisensicher auf einem Sparbuch. 1,5 Prozent, und zwar garantiert! Das soll mir die Börse erst einmal nach machen.

      16. April "Drei Dinge treiben den Menschen zum Wahnsinn. Die Liebe, die Eifersucht und das Studium der Börsenkurse", hat John Maynard Keynes gesagt. Recht hat er. Und glauben Sie mir: Ohne Börse lebt sich's besser. Das Anlegermagazin habe ich gekündigt, der Wirtschaftsteil wandert ungelesen ins Altpapier und bei den Börsennachrichten im Fernsehen schalte ich einfach um. Entzug, der auch ohne die Anonymen Aktionäre funktioniert.

      8. Mai

      Ich glaube, mich laust der Affe. Aus Versehen fiel mein Blick auf den Börsenaufmacher: "Dax springt über 3000er-Marke" - und ich im Karree. Bevor ich die Kinder schlage, gehe ich lieber sofort laufen. Aggressionsabbau. Seit dem Abschied von der Börse, trainiere ich für den Marathon. Ist sowieso gesünder.

      4. Juni Verlieren jetzt alle Anleger den Verstand? In meiner Laufgruppe fing ein Sportskamerad plötzlich von Aktien an zu plappern. Ob ich auch schon eingestiegen sei... Der Aufwärtstrend sei intakt - Ich hätte ihn daraufhin am liebsten abwärts in die Alster geschubst.

      5. Juli

      Vermutlich will man mir nun auch noch den Urlaub vermiesen. Die Nachbarn im Strandkorb haben ohne Vorwarnung das hässliche H-Wort benutzt. "Ich hasse die Hausse", habe ich heiser gerufen - und heimlich seine Strandburg planiert.

      30. Juli Eine Zahl brennt in meinen Augen. Der Dax bei 3500 Punkten - und ich stehe am Rand und schaue den Kursen beim Steigen hinterher. Halb Deutschland verdient sein Extra-Urlaubsgeld an der Börse und ich bin die Lachnummer mit meinen 1,5 Prozent Sparbuch.

      3. August Ich gestehe: Ich habe es wieder getan. Nur ein paar Stück, und natürlich ganz solide, ganz langfristig, einfach nur, um Mitreden zu können. Ein paar nette Allianz-Aktien. Für 84 Euro - ist doch fast geschenkt.

      26. August

      Der Dax schwächelt und fällt unter 3500 Zähler. Was geht mich das an, ich habe nur ein paar solide Papiere, da tut ein kleiner Kurssturz nicht weh.

      23. September Ich hasse den September. Nicht, dass ich groß investiert wäre. Aber der Kursverfall schmerzt schon ein wenig. Der Dax trudelt in Richtung 3300 Punkte und meine Allianz-Aktien sind schon im Minus.

      27. Oktober Die Warnungen werden immer lauter. "Die Höhenluft ist aus fundamentaler Sicht sehr dünn geworden", sagen Aktienstrategen. Und die müssen es ja wissen. Vielleicht sollte ich mit einem minimalen Gewinn aussteigen. An Gewinnmitnahmen ist noch keiner arm geworden.

      3. November

      Tolle Warnungen. Von wegen dünne Luft. Bei mir ist dicke Luft. Der Dax sprintet über 3700 Punkte und die Allianz ist locker auf 93 Euro geklettert. Jetzt werden die Gewinne aber nicht länger ohne mich gemacht. Ich kaufe hinzu. Der Aufwärtstrend ist intakt, das sieht man mit geschlossenen Augen.

      3. Dezember

      Endlich findet die Party mit mir statt. Der Dax schwingt sich athletisch in Richtung 3900 Punkte. Die nächste Latte liegt bei 4000 Punkten. Kein Problem - denn die Jahresendrallye ist noch nicht einmal in den Kursen drin.

      11. Dezember Was machen eigentlich diese faulen "institutionellen Anleger"? Sie sollen gefälligst kaufen. In den USA klappt das doch auch - der Dow ist nur noch 15 Prozent von seinem Allzeithoch entfernt. Und wir sind noch über 50 Prozent davon weg. Oder stoppt etwa der starke Euro die versprochene Jahresendrallye. Wozu geben wir uns denn so viel Mühe, den Stabilitätspakt zu brechen, wenn nicht einmal das den Euro zu stoppen vermag? Vielleicht muss Hans Eichel einfach noch mehr Geld auf den Kopf hauen, damit die Aktien wieder steigen.

      16. Dezember

      Hey, und wo bleibt bitte schön die versprochene Saddam-Rallye? In Freiheit hat der Despot die Kurse gedrückt - und in Gefangenschaft bleibt alles beim Alten. Mein Depot ist schon wieder rot. Aber ich hole das Geld schon wieder rein. Zwei von drei Finanzexperten rechnen laut einer Finanzmarktumfrage bis zur Jahresmitte 2004 mit weiter steigenden Aktienkursen. Da gebe ich doch nicht auf. Nein, ich zeige Mut und werde reich.

      Artikel erschienen am 27.12.2003

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      schrieb am 25.12.06 00:49:55
      Beitrag Nr. 6 ()
      Es ist ja nur Geld"
      Viele Aktienclubs stehen vor den Trümmern ihrer Investment-Ideen. Eine Achterbahnfahrt aus dem Blickwinkel vereinter Kleinaktionäre
      von Nikos Späth

      Thread: Kein Titel für Thread 20030309497741:cool:
      Avatar
      schrieb am 25.12.06 00:57:00
      Beitrag Nr. 7 ()
      „Es gibt nur eine Richtung!"


      Aus dem Chat von „Wallstreet-online", Neuer-Markt-Forum:


      „chefkoch2000", 13.3.2000 (Nemax-Stand: 8137):


      Sagt mal, habt ihr einen Schuss? Nur weil der Neue Markt einen kleinen Einbruch hat, glaubt ihr gleich, dass das der Anfang vom Crash sei. Das hat nach dem enormen Kursanstieg in den letzten Tagen sein müssen. Bis zum Wochenschluss sind wir wieder im Plus. Also, lasst euch nicht zum Verkauf eurer Aktien überreden. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede. Ich bin schon lange genug in diesem Geschäft tätig, dass ich sagen kann: Hier braucht keiner Angst zu haben!!!! Es gibt nur eine Richtung: NORDEN



      * * *



      „Perfekte Einstiegskurse"


      Aus dem Chat von „Wallstreet-online", Neuer-Markt-Forum:


      „sweif", 13.3.2000 (Nemax-Stand: 8137 Punkte):


      DAS NERVT, Basher, Angsthasen! Ich denke, es ist eine kleine Verschnaufpause, bevor jetzt die Frühlingsrally kommt! Sie kommt!! Also cool down. Peace.


      „kju", 15.3.2000 (Nemax-Stand: 7450 Punkte):


      Bloß nichts verkaufen! Die großen Investoren wetzen schon die Messer. Die beste Gelegenheit, Geld zu vernichten, wäre jetzt ein Panikverkauf. In Kürze haben wir perfekte Einstiegskurse, und dann geht's wieder los.

      :laugh:

      :laugh:

      Groovy trades, kju



      * * *



      „Über den Q-Wert abhedgen"


      Aus dem Chat von „Wallstreet-online", Dax-Forum:


      „Dr. Schulz", 29.3.00 (Dax-Stand 7865 Punkte):


      Sehr geehrtes Auditorium, das 437er-Fibonacci-Retracement deutet auf eine infinitesimale Lokation der 200er-Tageslinie. Shorttrader sollten über Reserve-Stockings deutlich über den Q-Wert abgehedged sein. Für morgen sehe ich eine Allokation der indizierten Störsignale bei anziehenden Umsätzen. Gegen 14.30 Uhr wird der Trend trotz verschiedener Imponderabilien stark verstärkt. Ab 15.00 Uhr werden von institutioneller Seite wieder Long-Positionen eingegangen. Hieraus ergibt sich, dass der Dax Freitag bei 8169 Punkten schließen wird.



      * * *



      „Bei Spitzenwerten zuschlagen"


      Aus dem Chat von „Wallstreet-online", Neuer-Markt-Forum:


      „Fredz", 30.3.2000 (Nemax-Stand: 6736 Punkte):


      Langfristig agierende Anleger sollten jetzt Liquidität abbauen und bei Spitzenwerten am Neuen Markt zuschlagen, denn der nächste Aufschwung kommt garantiert. In einem Jahr dürften wir weitaus höher stehen. Allein das zählt! Meines Erachtens dürfte es spätestens morgen Nachmittag wieder aufwärts gehen.


      Gruß + Kopf hoch, Fredz


      Antwort „boewer": Genau so sieht es aus! Alle lassen sich bekloppt machen, anstatt locker zu bleiben.


      Artikel erschienen am 9. Mär 2003
      Avatar
      schrieb am 25.12.06 11:16:02
      Beitrag Nr. 8 ()
      :look:
      Avatar
      schrieb am 25.12.06 11:24:02
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.460.180 von nocherts am 25.12.06 11:16:02
      Avatar
      schrieb am 25.12.06 11:32:37
      Beitrag Nr. 10 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.456.165 von Tamakoschy am 25.12.06 00:37:54Am 7. März 2000 erreichte der Dax mit 8136,16 Punkten sein Allzeithoch. Der Nemax All Share hob sich den historischen Höchststand von 8546,19 Punkten für seinen dritten Geburtstag am 10. März 2000 auf. Am selben Tag, einem Freitag, schloß auch die US-Technologiebörse Nasdaq auf Rekordniveau.

      BILD Schlagzeile am 15. März 2000:

      Kommt das Finanzamt dahinter, dass ich gestern 10000 Mark verdient habe?
      ...und sieben weitere Fragen zum Aktienrausch in Deutschland.


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