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    Finanzmarktkrise - wenn jeder für jeden garantiert ... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 12.10.08 14:01:43 von
    neuester Beitrag 14.07.09 00:58:55 von
    Beiträge: 32
    ID: 1.145.095
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      schrieb am 12.10.08 14:01:43
      Beitrag Nr. 1 ()
      Bis Morgen früh wird die Bundesregierung neue Maßnahmen zur Stabilisierung des Finanzsystem bekannt geben. Es ist zu vermuten, dass die Staats-"Garantien" für Teile des Finanzsystems (nach den Konten der Privatanleger nun auch andere Verbindlichkeiten von Kredtitinstituten usw.) erheblich ausgeweitet werden. Außerdem könnte die Regierung versuchen, mit Hilfe von Änderung der Bilanzierungsvorschriften kurzfristig Druck von den Banken zu nehmen.

      Alles in Allem muss man sich in diesem Zusammenhang natürlich fragen, womit die Bundesregierung überhaupt bürgen kann.
      Eine aus meiner Sicht ausgezeichnete und zutreffende Antwort auf diese Frage gibt nachfolgender Kommentar, den ich in der Financial Times Deutschland gefunden habe:




      Wenn jeder für jeden garantiert

      Juchu, der Staat bürgt für unsere Einlagen bei den Banken. Aber bürgen damit nicht die Bürger für sich selbst?

      Na, da kann ja nichts mehr schiefgehen. Der Staat garantiert für die Bankeinlagen der Bürger und für die Schulden von Staatsfinanzierern. Die Notenbanken garantieren für die Verluste von Brokern und Versicherungen, für die Liquidität der Geschäftsbanken und gar für die Refinanzierung nichtfinanzieller Firmen. Und natürlich für die Preisstabilität.
      Aber mit was bürgt der Staat überhaupt für die Spareinlagen? Richtig. Mit dem Staatshaushalt. Aber wer steht dafür eigentlich gerade? Richtig. Der Steuerzahler. Aber garantiert der Steuerzahler dann nicht für sich selbst, wenn der Staat die Einlagen garantiert? Richtig. Ist die Einlagengarantie dann nicht etwas albern? Richtig. Aber so ist das nun einmal in modernen Geldsystemen. Sie sind auf Vertrauen aufgebaut, und um das zu gewährleisten, darf man schon einmal etwas tricksen.

      Und wahrscheinlich wird diese Art Versicherung sogar funktionieren, weil so zumindest ein Ansturm auf die Banken verhindert werden kann. Wenn der Staat allerdings mit dem Budget und damit dem Steueraufkommen dafür garantiert, dass Staatsfinanzierer wie HRE oder Dexia den Staat weiter finanzieren können, könnten die Bürger schon stutzig werden.

      Und wenn die Garantien der Fed dazu führen, dass ihre Bilanzsumme binnen vier Wochen von 906 auf 1499 Mrd. $ springt, ist auch die Nachfrage nach Gold irgendwie verständlich (physisch ist es kaum lieferbar). Denn entgegen allen Beteuerungen "moderner" Ökonomen kann man ja schon einen Zusammenhang zwischen Geldmenge und -wert stricken. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht garantiert was schiefgeht, wenn jeder für jeden garantiert."



      Wird der Markt diese Placebos schlucken? Und auf welchem Weg lassen sich die Probleme tatsächlich nachhaltig lösen?

      Aus meiner Sicht wird es letztlich darauf hinauslaufen, dass man die Geldruckmaschinen in Betrieb nehmen und die historisch einmalige Schuldenlast weginflationieren wird.

      Die Alternative (Massenpleiten und Deflation) wird man mit allen Mitteln zu verhindern suchen.


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      schrieb am 12.10.08 14:26:50
      Beitrag Nr. 2 ()
      Bei derart umfangreichen "Garantien" können auch Staaten - wie die jüngste Vergangenheit (Argentinien, bald möglicherweise auch Island) gezeigt hat - ohne weiteres Bankrott gehen, wenn auch nur ein Bruchteil der von panischen Politikern ausgesprochenen Garantien fällig wird.

      Auch Deutschland war im 20en Jahrhundert bereits zweimal pleite: 1923 und 1948.

      Insoweit erscheint es für vorsichtige Investoren sinnvoll, einen Teil des Vermögens in Gold angelegt zu haben. Wird zwar nicht verzinst und ist als Produktionsmittel ungeeignet, aber seit mehr als zweitausend Jahren als krisenfestes (!) Zahlungsmittel anerkannt.
      Avatar
      schrieb am 12.10.08 14:32:17
      Beitrag Nr. 3 ()
      Natürlich sind diese Garantien faktisch nicht viel Wert, weil der Bürger als Steuerzahler seine eigenen Einlagen garantiert.

      Wenn alle Banken zusammenbrechen, kann dem auch der Staat nichts entgegensetzen.

      Für sinnvoll halte ich solche Garantien trotzdem. Sinn dieser Aktion ist es nämlich, verlorenes Vertrauen in die Finanzmärkte und in die Banken zurückzugewinnen. Das ganze System beruht letztlich nur auf Vertrauen und derzeit haben wir in erster Linie eine Vertrauenskrise.
      Avatar
      schrieb am 12.10.08 14:38:21
      Beitrag Nr. 4 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.538.386 von Joschka Schröder am 12.10.08 14:26:50Wofür will der Staat tatsächlich garantieren? Da kursieren Summen von 400 Mrd. Euro im Raum.

      > Milliarden sollen den Banken geliehen werden um die kurzfristigen Finanzierungen sicher zu stellen.
      > Milliarden sollen bereitstehen um die Mittelabflüsse aufzufangen damit die Banken liquide bleiben.
      > Dann wird davon gesprochen, die Bilanzierungsregeln zu locken, damit nicht so viele zweifelhafte Kredite abgeschrieben werden müssen.
      > natürlich auch zweifelhafte und wertlose Beteiligungen.
      > was ist mit den Versicherungen und Garantien zwischen den Banken? Das ist eine Summe, die in den Bilanzen nicht zu finden ist. (Eventualverpflichtung) Wird ja erst dann zur Schuld, wenn der Garantiefall eintritt.
      > Zertifikate, CDF
      Wer hat den Überblick noch? Und vor allem wie will der Staat es schaffen den Bürgern das Vertrauen in die Banken zurückzugeben, wenn sich die Summen fast täglich erhöhen?
      Avatar
      schrieb am 12.10.08 14:40:50
      Beitrag Nr. 5 ()
      Ich denke, dass Finanzmarktakteure, Ökonomen etc. momentan nichts mehr eint, als die gemeinsame Ratlosigkeit bzgl. weiterer Verläufe. Ich schließe mich ihnen an und gestehe, dass auch ich momentan ziemlich ratlos bin, ob und wie ein totaler Kollaps verhindert werden kann.

      Meine Erfahrung, dass zu Höhepunkten bisheriger Börsen- und Finanzkrisen immer ein beträchtliches Maß an Ratlosigkeit herrschte, beruhigt mich nur wenig.

      Während gerade in Europa im Finanzsektor (hauptsächlich noch) nur ein Liquiditäts- und Vertrauensproblem besteht, dürfte insbesondere in den USA bald ein erhebliches Solvabilitätsproblem hinzukommen. Die im Zuge einer Depression in den USA anfallenden Kreditausfälle dürften schlussendlich zum Zusammenbruch des Staates führen. Ich weis nicht wie man dort jetzt noch eine Depression abwenden kann bzw. wie sich die USA retten könnten. Ein Weginflationieren der Finanzschulden der USA und seiner Bürger würde m.E. ebenfalls zum Zusammenbruch führen, weil eine stabile Währung und Kapitalzuflüsse überlebensnotwendig sind.

      Und wie sich Europa von dieser Entwicklung abkoppeln kann - ich weis es nicht. Ich hoffe, dass alles irgendwie wieder gut werden wird.

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      schrieb am 12.10.08 14:49:25
      Beitrag Nr. 6 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.538.414 von KurtWarner am 12.10.08 14:32:17Solche Garantien machen nur dann Sinn, wenn man davon ausgehen kann, dass sich allenfalls eine begrenzte Zahl von Finanzinstitutionen in Schieflage befinden. Dann ließe sich eine grundsätzliche Vertrauenskrise zwischen Banken, die sich wechselseitig nicht mehr über den Weg trauen, weil sie davon ausgehen, das die jeweilige Gegenseite ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann, auf diesem Weg lösen.

      Wenn man allerdings davon ausgeht (und den Anschein hat es), dass sich ein Großteil der Banken in erheblichen Schwierigkeiten befindet, sind solche Garantien eher albern, weil nichts anderes als uneinlösbare Versprechungen.

      Na ja, wie die Lage auch ist, der Regierung bleibt eh keine andere Wahl, als gigantische Garantien auszusprechen und darauf zu hoffen, dass es zumindest gelingen wird, die Probleme weiter in die Zukunft zu verlagern.

      Und da es sich bei den meisten Finanzmarktakteuren um eher schlichte bzw. weniger kritische Gemüter handelt, wird man die Garantieversprechen vermutlich sogar dankbar annehmen und das ganze mit einer Aktienrally belohnen.
      Avatar
      schrieb am 12.10.08 14:59:20
      Beitrag Nr. 7 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.538.470 von Joschka Schröder am 12.10.08 14:49:25sollte heißen "Aktienkursrally"


      PS: Wer davon ausgeht, dass die von der Regierung ausgesprochenen Garantien von den Finanzmärkten ernst genommen werden, sollte ungesicherte, nachrangige Ramschanleihen künstlich am Leben gehaltener Banken (wie z.B. der IKB) kaufen. Laufzeit sollte etwas kürzer sein als der von der Regierung "garantierte" Zeitrahmen. Wenn die Regierung via Gesetz für die Verbindlichkeiten aller Kreditinstitute bürgen wird, sind solche Ramschanleihen ja genauso sicher wie Bundesanleihen, notieren derzeit jedoch soweit unter Nominalwert, dass ihre Renditen (bei garantierter vollständiger Rückzahlung) diejenigen von Bundesanleihen um ein Vielfaches übertreffen.
      Avatar
      schrieb am 12.10.08 15:11:45
      Beitrag Nr. 8 ()
      Über was reden die Staatschefs? Über Garantien! Also über eine Art Versicherung gegen die Pleite. Und Versicherungen kosten Geld.

      Die Garantie, die die Menscheit bislang gekannt hat, war Gold. Und insoweit ist Gold seit jeher noch nie ein Investment, sondern immer nur eine Versicherung gewesen.

      Eine Versicherung kostet Geld. Auch beim Gold. Das ist beim Gold die fehlende Verzinsung und die fehlenden Chancen. Sieht man Gold als Investment an, geht die Sache baden, wie z.B. bei der Tulpenzwiebelhausse vor ein paar Jahrhunderten.

      Wer meint, bei einem Kollaps des Finanzsystems mit Gold sein Vermögen zu vermehren, wird falsch liegen. Er wird allenfalls mit Gold sein Vermögen erhalten, aber nicht vermehren. Nur wer gar kein Gold hat, wird vielleicht alles verlieren, wenn das Fiat-Geld nach einer Phase der Depresion dann sprunghaft inflationiert.

      Allein die Staatsschulden machen es notwendig, dass die Inflation die "Rückzahlung" erleichert. Das ist die soganannte Inflationssteuer, die jetzt bald kommt. Aber vorher erleben wir noch einmal Preisrückgänge in vielen Bereichen, z.B. Häuser und langlebige Wirtschaftsgüter. Dass wir aber längst in einer Phase leben, die in einer masiven Inflation endet, kann man an den Preisen unbebauter Grundstücke (Waldflächen, Ackerland, Wiesen, usw.) sehen. Die steigen seit 4 Jahren.
      Avatar
      schrieb am 12.10.08 15:16:37
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.538.498 von Joschka Schröder am 12.10.08 14:59:20mit dem p.s. hast du den entscheidenden punkt ja erfaßt.

      die frage ist nur - ob hier wirklich alle anleihen abgesichert werden - oder ob man hier eine refi durchführt mit entsprechenden "neuen" anleihen - die dann auch für den geber bessere konditionen bieten ...

      bei all dem geschrei, was ja hier und anderswo stattfindet, kann man doch eine gewisse logik hinter einer solchen maßnahme nicht verhehlen als klar denkernder mensch ...

      daß es bei banken auch weiterhin einen gewissen abschreibungsbedarf gibt mag auch sein - und damit einen gewissen kapitalbedarf - aber wenn man die marketcap der banken in D sieht und dem mal ek-maßnahmen im bereich bis 100mrd entgegensetzt - dann kann man doch hier von einer deutlichen kompensationsmaßnahme sprechen ...

      daß bei dem spread ziwschen euribor und leitzins - den ich persönlich in den nächsten monaten durchaus noch tiefer sehe ( inflation ist wohl nicht das derzeitige problem ) dürften zudem das operative geschäft mancher banken durchaus gewisse abschreibungen erlauben - die sie ja nebenbei in der vergangenheit auch vorgenommen haben ...

      der meinung, daß man hier von den 400mrd und bis zu 100mrd staatsgarantien nun >50% abschreiben muß, kann ich jedenfalls nicht teilen.
      und selbst wenn es zu einer abschreibung von 100mrd käme - was würde das mit blick auf den bundeshaushalt bedeuten - wir hätten wohl 2-3 jahre wieder eine neuverschuldung wie noch vor jahren ...
      (süffisant könnte man an der stelle formulieren - bei dem was derzeit in bundesschatzbreife und co fließt sollte das auch vor diesem hintergrund darstellbar sein ... )

      die frage der sicherung der bankeinlagen ist ein anderer schnack - nur mal ernsthaft - wo liegen diese einlagen denn - und wie schief liegen denn insititute wie die sparkassen derzeit ...
      (und eine rezession wird diese banken wohl nur in dem maße treffen wie in anderen abschwüngen im letzten jahrzehnt auch ...)

      vn mir aus könnt ihr ja alle gold kaufen - völlig antizyklisch ;) - aber ich tendiere doch lieber dazu in bereichen zuzukaufen, die kaum konjunkturabhängig sind - und ggf. von niedrigen input-kosten profitieren könnten (und auch ggf. sinkenden fremdkapitalkosten -> leitzinsen) - windkraft ist so ein bereich ...
      Avatar
      schrieb am 12.10.08 15:27:51
      Beitrag Nr. 10 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.538.539 von sleupendriewer am 12.10.08 15:16:37Die Staatsverschuldung hat eine Dimension erreicht, die nicht mehr weiter steigerbar ist, ohne dass der Kollaps kommt. Zum Beispiel die Kommunen, also die Einheit des Staates, die durch die Finanzkriese keine Garantien abgibt:

      Oberhausen, eine ganz normale Kleinstadt mit um die 200.000 Einwohner im Ruhrgebiet hat z.B. 1,6 Mrd. Euro Schulden (siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Oberhausen. Lfd. Sizialhilfe und Gehälter werden auf Kredit bezahlt.

      Und nicht anders sieht es in den anderen Kommunen aus (z.B. die Großstadt Berlin). Der Staat hat die letzten 10 Jahre nur deshalb überlebt, weil er seine Werte verkauft/privatisiert hat (siehe Bahn, Telekom, Post, usw.) Man hat also sein Tafelsilber angezündet und vom Rauch gelebt.

      Wer wissen will, was jetzt kommt, schaue hier:
      http://www.wertewirtschaft.org/analysen/Inflation.pdf
      Avatar
      schrieb am 12.10.08 15:38:30
      Beitrag Nr. 11 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.538.562 von ChristianWode am 12.10.08 15:27:51ach, du meine güte - da hinkt ja soviel - da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll ...
      Avatar
      schrieb am 12.10.08 15:53:35
      Beitrag Nr. 12 ()
      nebenbei möchte ich bei der ganzen aufregung - und dem "wissen" um al die abschreibungen auf gezogene bürgschaften - auch mal vorsichtig darauf hinweisen, daß in schweden derartige maßnahmen 1990 auch schon mal durchexerziert worden sind - am ende - 1998 - ist der schwedische staat nicht defizitär - sondern mit einem "leichten" plus aus der veranstaltung gegangen ...
      Avatar
      schrieb am 12.10.08 16:02:55
      Beitrag Nr. 13 ()
      zu #11:
      Lass Dir ruhig zeit. Wäre aber nett, wenn Du Argumente nachreichen könntest. Mit undifferenzierten Pauschalisierungen wie in #11 kann man wenig anfangen.

      zu #12:
      Der Fall Schweden lässt sich mit der derzeitigen Situation kaum vergleichen. In den USA haben wir es mit einer historischen Extremverschuldung sämtlicher Wirtschaftssegmente (Staat, Konsumenten, Unternehmen usw.) zu tun, während es sich im Fall Schwedens um eine (regionale) Bankenkrise handelte.
      Avatar
      schrieb am 12.10.08 16:42:46
      Beitrag Nr. 14 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.538.600 von sleupendriewer am 12.10.08 15:38:30WestLB, IKB, Bay.LB ...

      Banken mit Staatsbeteiligung waren bisher ja schon der Renner! :rolleyes:

      Als Aktionär einer Bank bei der der Staat Teilhaber wird würde ich bei nächster Gelegenheit aussteigen.

      In GB hat ein ähnliches Rettungspaket zu weiterer Unsicherheit geführt ( Welche Banken wird es treffen? ).

      Leider gibt es zur Zeit wohl kaum Alternativen so solchen Maßnahmen, da alles andere noch verheerendere Auswirkungen haben dürfte.

      :keks:
      Avatar
      schrieb am 12.10.08 18:41:17
      Beitrag Nr. 15 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.538.562 von ChristianWode am 12.10.08 15:27:51Interessante Gedankengänge. Vielleicht bist Du nett und fasst die Wiener Schule und den Transfer der Theorie auf aktuelle Situation für uns zusammen?

      Danke!
      Avatar
      schrieb am 13.10.08 00:26:38
      Beitrag Nr. 16 ()
      Physisches Gold sollte man bereits haben und nicht unbedingt gerade jetzt noch kaufen müssen. Es sollte dabei aus meiner Sicht auch nie um einen Profit im klassischen Sinn gehen, sondern um eine grundsätzliche Absicherung für den Fall, daß wirklich viel schiefgeht (und auf die man hoffentlich nie zurückgreifen muß).

      Ansonsten spricht derzeit alles dafür, daß die Wiederherstellung von Vertrauen und Liquidität gelingt und es in Europa, vom Finanzsektor abgesehen, bei einer Delle bleibt.

      Im Finanzsektor ist die Lage im Moment noch viel zu verworren (neue Kernkapitalvorschriften, Lockerung der Bilanzierungsvorschriften, diverse Teilverstaatlichungsszenarien etc.), um eine Stellungnahme abgeben zu können. Vielen ist nicht klar, daß bereits die Änderung der Bilanzierungsvorschriften den stetigen Fluß schlechter Nachrichten aus der Branche vermutlich stoppen wird. Für Aktionäre im Finanzsektor sehe ich anders als in früheren Krisen diesmal aber eher schwarz, u.a. deshalb, weil es mit großer Sicherheit in einigen Fällen zu einer erheblichen Anteilsverwässerung kommen wird bzw. dies schon geschehen ist (UBS etc.).

      Eine sehr gefährliche zweite Welle könnten faule Auto- und Konsumentenkredite sein.

      Viele Grüße,

      LeoF
      Avatar
      schrieb am 13.10.08 17:15:47
      Beitrag Nr. 17 ()
      Die Amis kennen keinen Wucherzins! Obama wird ihn hoffentlich verbieten.

      http://www.wiwo.de/handelsblatt/letzte-station-vor-dem-absti…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.wiwo.de/handelsblatt/letzte-station-vor-dem-absti…
      Avatar
      schrieb am 13.10.08 19:31:08
      Beitrag Nr. 18 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.551.046 von Lassemann am 13.10.08 17:15:47Der von Dir angegebene Link funktioniert nicht!
      Avatar
      schrieb am 13.10.08 19:42:30
      Beitrag Nr. 19 ()
      In jedem Fall ist es amüsant bis beängstigend zu sehen, wie einfach die entscheidenden Finanzmarktteilnehmer gestrickt sind.

      Am Freitag panischer Ausverkauf.

      Heute, also am nächsten Tag, panische Kaufaktionen.

      Und was ist zwischen diesen Handelstagen passiert: Jeder hat mal schnell in atemberaubendem Umfang für jeden gebürgt. Das reicht, um die Herde in die entgegengesetzte Richtung zu treiben.
      Avatar
      schrieb am 13.10.08 19:45:56
      Beitrag Nr. 20 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.553.041 von Joschka Schröder am 13.10.08 19:31:08Strange! Habe gesucht, aber nicht mehr gefunden. Vielleicht hat WiWo den Artikel wieder runtergenommen:confused:
      Avatar
      schrieb am 14.10.08 21:33:17
      Beitrag Nr. 21 ()
      Ein passender Kommentar aus der FTD:


      Kolumne

      Banken gerettet, Staat pleite

      von Wolfgang Münchau

      Mit dem europäischen Rettungspaket haben wir ein privates Kreditproblem womöglich in ein weltweites Solvenzproblem transformiert - wenn schließlich der globale Bondmarkt einbricht.


      Das mit heißer Nadel gestrickte Rettungspaket der Bundesregierung und anderer europäischer Regierungen hat zwar am Montag die Märkte begeistert, das Problem aber nicht gelöst. Eine Garantie des gesamten Finanzmarkts, wie wir sie jetzt ausgesprochen haben, kann genau so ein Problem darstellen wie die Totalverweigerung zuvor. Europas Regierungen haben hier im Digitalmodus von null auf eins umgeschaltet. Wir fahren jetzt nicht mehr mit Vollgas auf eine Wand zu, sondern auf einen Abgrund. Unser Optimierungsproblem besteht darin, den Finanzsektor zu stabilisieren, ohne dabei den öffentlichen Sektor zu destabilisieren.

      Den neuesten Zahlen der Bundesbank zufolge gibt es in Deutschland 2003 Banken, mit Aktiva von knapp 8000 Mrd. Euro. Das ist etwas mehr als das Dreifache des jährlichen Bruttoinlandsprodukts des Staates. Nicht all diese Aktiva sind schlecht, aber viele sind möglicherweise zu optimistisch bewertet. Ob ein Paket im Gesamtvolumen von 500 Mrd. Euro ausreicht oder nicht, weiß auch die Bundesregierung nicht. Dazu kommt noch, dass wir jetzt vor einem sehr starken globalen Abschwung stehen und dass wir trotz der Weigerung der Kanzlerin und ihres Finanzministers um ein großes Konjunkturpaket wahrscheinlich nicht herumkommen werden, ohne in einer Depression zu versinken.

      Wenn wir jetzt das gesamte Bankwesen garantieren und danach womöglich noch die Versicherungen und die so mächtig überschätzte Autoindustrie mit staatlichen Hilfen abfedern wollen, dann wird die Luft für ein Konjunkturpaket dünn. Das Problem ist nicht einmal der europäische Stabilitätspakt - hier werden diesmal alle nur denkbaren Ausnahmen zugelassen. Das Problem liegt in der langfristigen Solvenz unseres Staates.
      Banken ohne Wert

      Die von der Bundesregierung in Aussicht gestellten 500 Mrd. Euro entsprechen ungefähr 20 Prozent unseres Bruttoinlandprodukts. Das heißt, zumindest zeitweilig könnte die Schuldenquote von derzeit 63 Prozent auf rund 83 Prozent hochschnellen. Natürlich würde man später die teilverstaatlichten Banken wieder privatisieren, doch da wir uns jetzt einem ganz anderen Zeitalter für das globale Finanzsystem nähern, ist überhaupt nicht klar, ob wir uns da nicht etwas schönrechnen. Die meisten unserer 2003 Banken sind kaum etwas wert. Und selbst die wenigen soliden Banken werden weniger Gewinne einfahren und weniger Dividenden ausschütten als früher. Dass der Staat ein günstiges Geschäft machen wird, ist unwahrscheinlich. Ich würde hier jede sogenannten Investition als eine Ausgabe betrachten.

      Eine weitere interessante Zahl: Die EU-Kommission schätzt, dass es in der Europäischen Union nur 44 systemisch wichtige Banken gibt. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass sich von diesen 44 Banken die meisten in Deutschland befinden, eher sind es vier oder fünf. Der britische Premier Gordon Brown hat schließlich auch nicht das gesamte britische Finanzsystem gerettet, sondern zunächst eine kleine Auswahl von acht Kandidaten getroffen, die der Staat zu rekapitalisieren bereit ist. So eine Auswahl hätten wir auch treffen müssen - die Zahl wäre größer als null, aber viel kleiner als 2003.

      Als am Sonntagabend das Paket verabschiedet wurde, war ich zunächst verwirrt. Ich hatte erwartet, dass es eine explizite Garantie für den Geldmarkt geben würde, schließlich ist der in der vergangenen Woche vollkommen implodiert. Die Geldmarktsätze, an denen viele Hypotheken- und Unternehmenskredite hängen, sind viel zu hoch. Der Grund, warum es jetzt keine explizite Geldmarktversicherung gibt, wie viele Ökonomen sie zuvor gefordert haben liegt darin, dass man den gesamten Bankensektor total versichert. Sie ist also implizit da.

      Ich hatte mir in meiner Naivität einfach nicht vorstellen können, dass die Regierungen so wahnsinnig sind, den gesamten Finanzmarkt zu garantieren. Ich hätte gedacht, die Versicherung würde sich auf Transaktionen im Geldmarkt beschränken, weil das viel billiger ist.

      Eine derartige Versicherung hätte man auf europäischer Ebene ansiedeln oder ein sehr ausgeklügeltes System gegenseitiger Versicherungen wählen müssen. Aus der Tatsache, dass man mit einer Totalgarantie das gesamte Problem angeht, schließe ich, dass entweder die Solvenzsituation deutscher und anderer europäischer Banken weitaus schlimmer ist, als selbst ich mir das vorgestellt habe, oder dass die Mitgliedsstaaten der Euro-Zone auf Biegen und Brechen eine europäische Lösung vermeiden wollten. Letzteres würde bedeuten, dass Politiker aus reinem Machtinteresse die Lösung des Problems behindern.

      Politische Machtinteressen zu hohem Preis

      Die Belgier hatten recht auf dem Europagipfel: Die nationalen Rettungspläne werden nicht funktionieren. Anstatt alle zusammen etwas über 1800 Mrd. Euro auszugeben, wie die Financial Times akribisch nachgerechnet hat, wäre ein gesamteuropäisches Rettungspaket gleichzeitig billiger und effektiver. Selbst die USA, die schließlich noch ein größeres Problem haben als wir, geben weniger als die Hälfte aus. Das ist ein sehr hoher Preis für die Bewahrung politischer Machtinteressen.

      Unsere Regierenden haben Angst, dass sie die Kontrolle über das Bankensystem verlieren, durch das sie eine Menge Macht ausüben. Für die Bewahrung dieser Interessen sind sie bereit, ein Vabanquespiel mit der staatlichen Solvenz und der Zukunft der gesamten Währungsunion zu wagen.

      Die Gefahr würde akut, wenn der globale Bondmarkt crasht, womit ich fest rechne. Der Auslöser dafür wird ein von der US-Notenbank tolerierter Anstieg der US-Inflation nach Ende der Rezession sein. Selbst wenn wir Europäer da nicht mitmachen, würde der globale Bondmarkt von allein einbrechen. In diesem Fall würden wir teure Rettungsaktionen wie die von dieser Woche anders beurteilen. Dann hätten wir mit großem Erfolg ein privates Kreditproblem in ein globales Solvenzproblem transformiert. Wir wären dann an diesem Wochenende an einer Katastrophe vorbeigeschlittert, indem wir uns einer anderen Katastrophe genähert haben.

      Wolfgang Münchau ist FTD- und FT-Kolumnist. Er leitet den Informationsdienst Eurointelligence.com.
      Avatar
      schrieb am 15.10.08 12:37:28
      Beitrag Nr. 22 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.567.439 von Joschka Schröder am 14.10.08 21:33:17Kann dem Artikel sehr gut folgen!

      Eine wichtige Rolle spielen ja die Libor-Raten. Sie sind dramtisch gestiegen und gelten als Spigel des - berechtigten - Vertrauensverlustes zwischen den Banken. Berechtigt, weil die Banken voneinander nicht wissen, wieviel der toxischen OTC-Derivate der Kounterpart hält.

      Aus den USA hörte ich aus höchstem Munde (über Bloomberg TV), daß man Libor ausschalten oder umgehen möchte. Die Libor Raten werden täglich aktualisiert ( http://www.primerate.net/libor_rate.html ). Zuletzt gestern, s. Link. Aber heute (noch?) nicht. Weiß jemand mehr darüber?

      gruß, confi
      Avatar
      schrieb am 15.10.08 16:41:07
      Beitrag Nr. 23 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.576.194 von confidential am 15.10.08 12:37:28@ all

      sorry, meine Frage hat sich erledigt. Hatte übersehen, daß es die New Yorker Zeit ist (ET), zu der die tgl. Daten morgens reingestellt werden.
      Avatar
      schrieb am 16.10.08 19:45:54
      Beitrag Nr. 24 ()
      FTD aktuell:

      Staatsbankrott
      Island zahlt nicht mehr

      Die verstaatlichte Glitnir-Bank kann eine fällige Millionenanleihe nicht zurückzahlen. Die Bemühungen des kleinen Inselstaates um frisches Geld waren bislang vergebens - das Land ist de facto zahlungsunfähig.

      Die von Island verstaatlichte Glitnir-Bank hat eine am Mittwoch fällige Anleihe in Höhe von 750 Mio. $ nicht zurückgezahlt. Das teilte die Regierung am Donnerstag mit. Damit ist der Inselstaat de facto zahlungsunfähig.

      Ein Sprecher der Finanzaufsichtsbehörde sagte, es sei nicht bezahlt worden. Bei der Anleihe handelt es sich um ein Papier mit variablem Zinssatz. Die Glitnir-Bank hat Schuldtitel im Wert von 23,4 Mrd. $ ausgegeben. Island hat wegen der Finanzkrise bereits seine Banken Kaupthing, Landsbanki Island und Glitnir-Bank verstaatlicht.

      Das Land musste zuletzt den Internationalen Währungsfonds (IWF) um Unterstützung bitten. Die isländische Notenbank stemmt sich derzeit mit Macht gegen einen Kollaps der Wirtschaft des Inselstaates. Die Zentralbank teilte am Mittwoch in Reykjavik mit, der Leitzins werde um 3,5 Prozentpunkte auf zwölf Prozent gekappt.

      Ihre Gespräche über einen dringend benötigten Milliardenkredit für den isländischen Staat haben Island und Russland vertagt. Island hatte um einen Kredit von 4 Mrd. Euro gebeten, was rund einem Prozent der russischen Gold- und Fremdwährungsreserven entsprechen würde. Russische Regierungsvertreter sagten, es seien keine Details vereinbart worden, aber sie schauten sich die Darlehensanfrage wohlwollend an.
      Avatar
      schrieb am 19.10.08 21:15:47
      Beitrag Nr. 25 ()
      Mal wieder aus der lesenswerten FTD:




      "Nur" ein Steuerungsproblem

      Bei allem hektischen Börsentreiben sollte man nicht vergessen, dass unsere Produktionsanlagen noch stehen. Das Problem ist, sie auszunutzen – und wieder zu einem stabilen Gleichgewicht zu gelangen.


      Die Angst geht um, nicht nur an den Börsen. Aber lassen wir die Kirche im Dorf. Ja, die Banken straucheln, Aktien- und Immobilienpreise sinken, die Arbeitslosigkeit nimmt in vielen Ländern zu. Aber unter dem Strich haben wir es mit einem makroökonomischen Steuerungsproblem zu tun. Denn unsere Städte sind ja nicht in Schutt und Asche gelegt worden. Die Produktionsmittel, die uns einen beispiellosen Wohlstand beschert haben, sind weiter vorhanden.

      Wir haben ein Dach über dem Kopf, eine stabile landwirtschaftliche Produktion, ein ausgeklügeltes Handelsnetz, medizinische Versorgung, Textil-, Fahrzeug- und Elektrofabriken, öffentliche Güter wie Sicherheit. Laut den Vereinten Nationen belief sich das Bruttonationaleinkommen in Deutschland 2007 auf 40.537 $ je Kopf, in Afrika auf 1101 $. Derweil entlasten die sinkenden Rohstoff- und Energiepreise (in Euro gerechnet ist der CRB-Index seit Juli um ein Drittel gefallen) unser Portemonnaie wieder etwas, und die Firmen können sich zudem über die jüngste Abwertung des Euro um rund ein Zehntel freuen.

      Das Problem ist "nur", dass in Amerika oder Spanien zu viele Häuser gebaut wurden, in London, New York oder Frankfurt zu viel Bürofläche für Banken/Hedge-Fonds/Private Equity/Finanzkanzleien
      hochgezogen wurde und in China wohl zu viel Industriekapazität errichtet wurde.

      Diagnose

      So was nennt man Fehlallokation von Kapital und führt nun unter anderem dazu, dass Bauarbeiter, Finanzangestellte und Industriefachleute ihre Stellen einbüßen - und dass Firmen und Kapitalgeber viel Geld verlieren. Der Anpassungsprozess - Arbeiter müssen neue Stellen in anderen Zweigen finden, Bürogebäude neu vermietet werden - wird schmerzlich sein. Aber gefährlich wird das Ganze erst, wenn sich ein Strudel entwickelt - die Konjunktur immer schwächer wird, die Pleiten zunehmen, die Mittel für Reinvestitionen schwinden (der Kapitalstock also verfällt), das politische System ins Wanken gerät.

      Und hier kommt die makroökonomische Steuerung wieder ins Spiel
      , die dabei helfen kann, den Anpassungsprozess zu erleichtern. Dazu bedarf es allerdings einer ehrlichen Diagnose der Krisenursachen. Und die ist leider kaum zu sehen. Fast könnte man meinen, wir bräuchten nur die Banken zu rekapitalisieren, und alles werde gut. Das Problem liegt aber nicht auf der Passivseite der Bankbilanzen, sondern auf deren Aktivseite, da, wo die Kredite an die Kunden gebucht werden. Damit wiederum liegt das eigentliche Problem auf der Passivseite der Kunden, namentlich der Firmen und Verbraucher. Hätten die keine Schwierigkeiten, ihre Schulden zu bedienen, dann hätten die Banken nämlich auch keine Sorgen wegen ihrer Bilanzen.

      Die unbequeme Wahrheit ist, dass sich jene Länder, die die Weltwirtschaft lange mit kreditfinanzierter Nachfrage beglückt haben, mäßigen werden müssen. Und dass es den exportorientierten Überschussländern schwerfallen wird, sich darauf einzustellen.

      So ist das Leistungsbilanzdefizit im Mittelmeerraum und in den angelsächsischen Ländern auf 1200 Mrd. $ gestiegen, vier Prozent des BIP im Rest der Welt. Nur würden auch gesunde Banken diese Fehlbeträge kaum noch finanzieren, sofern sie auf die Privatwirtschaft zurückgehen. Denn in den USA und im Euro-Raum haben nichtfinanzielle Firmen sowie Verbraucher ja schon Schulden von 24.920 Mrd. $ und von 13.789 Mrd. Euro angehäuft. Da dürften viele schlicht nicht mehr kreditwürdig sein. Und da die Kreditverknappung vor allem die defizitären Firmen und Verbraucher treffen dürfte, droht insofern ein spürbarer Rückgang der Nachfrage nach Gütern und Diensten.

      Darauf wird die Fiskalpolitik in aller Herren Länder mit steigenden Staatsausgaben antworten. Aber selbst wenn die nicht immer zu spät kommen sollten, wird damit ja das Grundproblem nicht gelöst: dass etliche Länder über ihre Verhältnisse leben - Schuldenberge auftürmen. Ohne eine hochinflationäre Geldpolitik, die Schulden, Vermögen und Löhne entwertet und dafür sorgt, dass die Menschen zwar in Brot und Arbeit bleiben, aber eben kleinere Brötchen backen, wird es daher kaum gehen. Wenn aber Schulden, Vermögen, Löhne und Ausgabengebaren in ein paar Jahren in einem neuen Gleichgewicht sein werden, muss die Gesellschaft sich die Zentralbanker vorknöpfen, die ihr den Schlamassel mit der Politik des billigen Geldes schließlich eingebrockt haben.
      Avatar
      schrieb am 20.10.08 21:18:17
      Beitrag Nr. 26 ()
      Nochmals FTD, weil´s einfach gut ist:


      Das Kapital
      Der Dax unterbewertet?

      Vor drei Jahren expandierten in Deutschland Umsätze und Margen, die Welt quillte über vor Liquidität, die Amerikaner konsumierten, die Asiaten investierten und der Dax stand da, wo er heute steht. Wann hätten Sie ihn lieber gehabt?

      Erinnern Sie sich? An die Zeit, als die Talsohle in Deutschland bereits durchschritten war und es allmählich, wenn auch holprig, wieder aufwärtsging? Als die Aufträge aus dem Ausland wieder an Fahrt gewannen, die Firmen neben Umsatzsteigerungen auch imposante Margenausweitungen dank Restrukturierungen und, wie man heute feststellt, auch übertriebener Lohnzurückhaltung ausweisen konnten? Als der Dax trotz Aussicht auf steigende Gewinne dennoch mit einem KGV von unter 15 notierte und der Volatilitätsindex bei einem Viertel des heutigen Niveaus stand? So etwa sah das Bild Ende 2005 aus. Damals stand der Dax bei rund 4800 Punkten. Und heute?

      Heute steht das globale Finanzsystem auf der Kippe, werden Banken verstaatlicht, ist Hedge-Fonds und Finanzinvestoren ihr Pulver ausgegangen, hat die Welt mit einer der schlimmsten Kreditklemmen der Geschichte zu kämpfen. Heute schlittern die USA und Europa in eine Rezession, werden die Amerikaner bei einer Sparquote von nahe null Prozent und existenziellen Sorgen über ihre Gesundheits- und Altersvorsorge wohl so schnell nicht in ihre alten, absurden, aber die Weltwirtschaft auf Trab haltenden Konsumgewohnheiten zurückfallen.

      Heute geht auch den Schwellenländern - für einige überraschend - die Puste schnell aus. Im OECD-Raum sind die Lebenshaltungskosten seit 2005 um rund zehn Prozent gestiegen, während die Löhne bloß um neun Prozent zugelegt haben; in den USA sinken die realen Wochenlöhne derzeit um 2,5 Prozent zum Vorjahr. Und der Dax steht ebenfalls bei 4800 Punkten. Wann hätten Sie ihn lieber gehabt?

      Dax-Verzerrungen

      Doch hat der Dax auch versteckte Qualitäten: Eigentlich ist er etwas billiger, als er aussieht. Nicht etwa aufgrund des für 2009 geschätzten Konsens-KGV von 7,6. Das kann man aufgrund der immer noch absurd hohen 2009er-Gewinnschätzungen - 650 Punkte gegenüber 530 in diesem Jahr - getrost vergessen. Nein, sondern weil der Dax, um Sondereinflüsse bereinigt, bereits um einiges niedriger sein würde. Welche Sondereinflüsse? Hypo Real Estate, Continental und natürlich Volkswagen. Fangen wir klein an: Hypo, da sie ohne Staatshilfe vermutlich bei einigen Cent handeln würden.

      Continental, da nur noch die Hälfte der Aktien in die Gewichtung einfließt, die Aktie aber seit Jahresanfang stärker gefallen ist als der Dax. Und Volkswagen! VW hat dieses Jahr dem Dax fast 200 Punkte geschenkt, obschon der Kurs zuletzt von 399 auf 277 Euro gesunken ist. Dabei kann man selbst den Jahresanfangskurs von 153 Euro als 50 Prozent überteuert bezeichnen. Ohne Porsche-Angebot stünde der Dax also erheblich niedriger. Klingt erst mal nicht so toll. Ist es aber insofern, als die Kurse der meisten Firmen niedriger sind, als es der Dax vermuten lassen würde.

      Charme hat allerdings, dass die Investmentlegende Warren Buffett langsam gierig (auf Aktien) wird, weil er meint, die Anleger hätten die Hosen inzwischen gestrichen voll. Tatsächlich? Das erklärt dann wohl auch, dass allein den - dem Indexgewicht nach - zehn größten Firmen im S&P 500 für 2009 ein Gewinn nach Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Minoritäten von 191 Mrd. $ zugetraut wird? Und dass auch den zehn Indexschwergewichten im europäischen Stoxx 600 für 2009 ein Nettogewinn von 155 Mrd. $ unterstellt wird. Da scheint ja eine echt große Depression eingepreist worden zu sein, vor lauter Vergleichen mit den 30ern müssen den Anlegern regelrecht die Knie schlottern. Und jene Ökonomen, die das gesamtstaatliche US-Budgetdefizit auf japanische Verhältnisse zusteuern sehen (was auf mehr als 1000 Mrd. $ hinausliefe), müssen auf einem anderen Stern leben.

      Wie groß die Furcht ist, sieht man auch schön an den Finanzwerten. An den wichtigsten Börsen der Welt bringen die es laut SocGen gerade noch auf eine Marktkapitalisierung von etwas mehr als 6000 Mrd. $. Für ein KGV von 10 bedarf es daher gerade mal eines Gewinns nach Steuern von 600 Mrd. $ (den nur die börsennotierten Institute erzielen müssen, von den grundsoliden Caisse d'Epargne dieser Welt also ganz zu schweigen).

      Warum auch nicht, denn von den noch anstehenden Wertberichtigungen in Billionenhöhe abgesehen, die man im Notfall bekanntlich auf den Steuerzahler abwälzen kann, läuft das operative Geschäft schließlich wie geschmiert: ob Kredite, Wertpapierhandel, Emission (hier vor allem die Begleitung von Kapitalerhöhungen von Rivalen), Beratung oder Vermögensverwaltung, die Aussichten könnten kaum besser sein. Deshalb hat die Fed ihre Bilanzsumme über die vergangenen sechs Wochen auch lediglich von 906 auf 1772 Mrd. $ verdoppeln müssen, um den Kollaps zu vermeiden. Vielleicht sollte die US-Notenbank ihren Hedge-Fonds demnächst an die Börse bringen. Da würde Buffett vermutlich regelrecht von Gier übermannt.
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      schrieb am 28.05.09 13:01:34
      Beitrag Nr. 27 ()
      ...
      Avatar
      schrieb am 28.05.09 17:10:05
      Beitrag Nr. 28 ()
      Die FTD bringt es in ihrem aktuellen Leitartikel wieder einmal auf den Punkt:

      Leitartikel
      Staatshilfen - Und wer rettet uns?
      Hätten doch die Steuerzahler auch ein Gesicht und eine herzergreifende Geschichte. Vielleicht würden sich Politiker im Wahlkampf dann auch für die Interessen der Allgemeinheit interessieren.
      Er ist also wahr geworden, der Albtraum aller Steuerzahler. Was sich im November andeutete, als die Bundesregierung sich erstmals in ihr Heldenkostüm und vor Opel warf und versprach, die Traditionsmarke nicht einfach dem Schicksal GMs zu überlassen, ist nun Realität: Rüsselsheims Rettung gehört zum Wahlkampf wie der Popel zum Opel, derweil quasi jedes einbeinige oder blinde Unternehmen der Republik in Berlin die Hand aufhält und um eine kleine Spende bittet - mit guten Erfolgschancen.
      Es ist zum Verzweifeln.
      Zum Verzweifeln ist diese Entwicklung nicht nur, weil sie für das Gemeinwesen so verheerend ist. Sondern auch, weil sie im Wahljahr ebenso vorhersehbar wie unaufhaltsam erscheint.
      Es ist eine bittere Ironie, dass gerade im Vorfeld demokratischer Wahlen, bei denen jede Stimme gleich viel zählt, das Wohl der Mehrheit so viel weniger Gewicht hat als das kurzfristige Wohl ein paar Einzelner. Logisch ist es dennoch.
      Menschen, die bei der Pleite eines Unternehmens um ihren Job fürchten, schlagen (legitimerweise) Alarm. Sie haben Namen und Gesichter, Kinder, eine herzergreifende Geschichte. Und sie sind zu gut organisiert, als dass ein Politiker, der im Wahlkampf nicht als kalt und gefühllos dastehen will, sie einfach ignorieren könnte.
      Diejenigen dagegen, die dafür bluten, dass Opel (oder Arcandor oder andere) gerettet wird, sind entweder noch nicht geboren oder für Politiker nicht mehr als eine Steuernummer. Schlimmer noch: Sie selbst scheinen entweder kaum wahrzunehmen, dass sie es sind, die für die Wohltaten der Wahlkämpfer bezahlen. Oder sie nehmen es achselzuckend zur Kenntnis - die kleine Spende für Opel geht ja noch nicht an die Existenz. Oder sie verzichten aus purem Kalkül darauf, den Aufstand zu proben: Wer weiß, wann das eigene Unternehmen mal ein bisschen Hilfe vom Fiskus braucht.
      Die vielen kleinen Spenden sind aber in der Summe nicht weniger als das, was der französische Ökonom Frédéric Bastiat einmal die "gegenseitige Plünderung" nannte.
      Es gibt im Wahlkampf nur einen schwierigen Weg, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Ein Politiker müsste es schaffen, der Allgemeinheit die eigene Ausbeutung in aller Klarheit vor Augen zu führen. Nur so könnte auch er sich als eine Art Robin Hood verkaufen. Als einer, der lieber allen ein bisschen gibt als ein paar wenigen viel.
      Avatar
      schrieb am 30.05.09 10:12:48
      Beitrag Nr. 29 ()
      Der helle Wahnsinn ... der Wahlkampf treibt immer buntere Blüten ... die SPD versucht, auf Kosten der Allgemeinheit marode Firmen zu sanieren ... und die Union gibt per Saldo leider auch kein besseres Bild ab ... ein Depp überbietet den anderen mit populistischen, ökonomisch irrwitzigen Konzepten ... es ist zum heulen !!


      [/i]
      30. Mai 2009, 00:59 Uhr
      WARENHAUSKONZERN
      Müntefering fordert Bürgschaft für Arcandor

      Kaum gibt es für Opel eine Lösung, prescht die SPD beim nächsten Problemfall vor: Parteichef Müntefering will unbedingt eine Insolvenz von Arcandor verhindern. Der Handelskonzern mit Zehntausenden Beschäftigten soll eine Staatsbürgschaft bekommen - obwohl Prüfer davor warnen.

      Berlin - SPD-Chef Franz Müntefering hat sich für staatliche Hilfen bei der Rettung des Kaufhauskonzerns Arcandor ausgesprochen. "Wir müssen da helfen. Die Bürgschaft, um die es da geht, scheint mir notwendig und zukunftsträchtig zu sein", sagte er der "Bild"-Zeitung.

      SPD-Chef Müntefering: "Die Mitarbeiter können nichts dafür"
      AP

      Es gehe bei Arcandor um viele tausend Arbeitsplätze, vor allem von Frauen. Im Management des Unternehmens seien zwar große Fehler gemacht worden, doch das dürfe kein Argument für eine Ablehnung von Bürgschaften sein, sagte Müntefering: "Sollen dafür jetzt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestraft werden? Die können nichts dafür."

      Deshalb sage er jedem, der Karstadt und andere "einfach pleitegehen" lassen wolle: "Geht ins Kaufhaus und sagt es der Kassiererin ins Gesicht - und denkt an die Verantwortung, die die Politik gerade in diesen Zeiten der Krise hat."

      "Wenn wir die Bürgschaft nicht erhalten, stünde Arcandor vor der Insolvenz", hatte Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick schon vor Wochen zugegeben. Bis zum 12. Juni muss das Unternehmen Kredite in Höhe von 650 Millionen Euro bei seinen drei großen Gläubigerbanken BayernLB, Dresdner Bank und der Royal Bank of Scotland refinanzieren - das scheint ohne staatliche Hilfen derzeit unmöglich.

      Erst am Freitag war ein Papier bekanntgeworden, das die dramatische Lage des Konzerns deutlich macht. Nach Informationen von manager-magazin.de warnen Gutachter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), eine Bürgschaft wäre mit erheblichen Risiken verbunden: Arcandor verfüge mittlerweile praktisch über keine freie Substanz mehr, künftige Beteiligungsverkäufe könnten zu erheblichen Verlusten führen.

      Zudem widersprachen die PwC-Prüfer demnach der Behauptung, Arcandor sei erst durch die Wirtschaftskrise ins Taumeln geraten - was als Voraussetzung für staatlichen Hilfen gilt. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums ist PwC eine der Gesellschaften, die für die Bundesregierung prüfen soll, ob Unternehmen den Kriterien für staatliche Hilfen überhaupt genügen.

      Der Konzern teilte dazu offiziell mit, die zitierten Aussagen würden "nicht die Diskussionsgrundlage im Bürgschaftsausschuss" widerspiegeln, wie sie am Donnerstag erkennbar waren; Aussagen würden "aus dem Zusammenhang gerissen". Die Sanierungsfähigkeit von Arcandor sei durch ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG vom 20. Mai gerade erst festgestellt worden.

      Im Falle einer Insolvenz sollen nach Angaben von Arcandor bis zu 50.000 Stellen in Deutschland bedroht sein. Außer der Bitte um Staatshilfen hat der Konzern daher ein Darlehen in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro bei der staatseigenen Förderbank KfW beantragt - auch dieser Kredit sei für das Unternehmen lebensnotwendig, heißt es bei Arcandor.[/i]
      Avatar
      schrieb am 30.05.09 17:18:37
      Beitrag Nr. 30 ()
      Kommentar
      Guttenberg und Merkel - Ein Armutszeugnis
      von Timo Pache (Berlin)

      Die vermeintliche Rettung von Opel ist ökonomisch und politisch falsch. Der Wirtschaftsminister sollte zurücktreten. Sonst macht er sich zum Handlanger in einem unwürdigen Machtpoker - in dem die Kanzlerin das letzte Quäntchen Glaubwürdigkeit ihrer Partei verspielt.

      Es war einmal ein Bundeswirtschaftsminister, der sich eine eigene Meinung leistete. Egal, ob zur Reform der Unternehmenssteuern, zur Einführung von Mindestlöhnen oder zum Erhalt des VW-Gesetzes, stets gab Michael Glos mit guten Gründen seine Bedenken zu Protokoll. Gebracht hat es nichts, jedes Mal wurde er vom Rest der Regierung übergangen. Bis zum 7. Februar dieses Jahres, da bat Glos um seine Entlassung.

      Sein Nachfolger, der bisher ach so eloquent und souverän auftretende Karl-Theodor zu Guttenberg, hat in kaum mehr als drei Monaten geschafft, wofür Glos immerhin drei Jahre gebraucht hat: Machtlos muss er zusehen, wie ihm andere in seinen ureigensten Kompetenzen die Entscheidungen abnehmen und sich über seine Überzeugungen hinwegsetzen. Die vermeintliche Rettung des Autobauers Opel ist aus vielen Gründen falsch - ökonomisch und politisch.

      Doch der zuständige Wirtschaftsminister hat sich, indem er seine Kritik zwar öffentlich kund tut und dennoch im Amt bleiben will, selbst zum Handlanger in einem unwürdigen und skrupellosen Machtpoker degradiert. Wie glaubwürdig ist er jetzt noch, wenn er die nächsten maroden Firmen abweisen will: Arcandor, Infineon, Qimonda?

      Wer immer in Deutschland Hilfe braucht, er wird sich künftig gleich mit viel Bohai an den SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier wenden. Der wird's schon richten, allen Widerständen zum Trotz. Guttenberg sollte besser aus seinen Überzeugungen Konsequenzen ziehen und zurücktreten.

      Zugegeben, sein Rücktritt wäre zwar ein Verlust für die Regierung, denn tatsächlich hat Guttenberg bis zuletzt alles in allem einen guten Job gemacht. Aber es wäre ein klarer, konsequenter Schritt, der ihm und seiner politischen Heimat, der Union, langfristig sogar eher nützen könnte.

      Denn den eigentlichen Verlust des letzten Quäntchens Glaubwürdigkeit muss sich die CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel ankreiden lassen. Noch wenige Stunden vor der nächtlichen Einigung im Kanzleramt hatte sie erklärt, eine Rettung Opels um jeden Preis sei mit ihr nicht zu machen.

      Nun gibt die Bundesregierung unter ihrer Führung milliardenschwere Kredite und Bürgschaften für einen Investor, der sich praktisch ohne jedes eigene Risiko die nächsten Monate überlegen kann, ob er Opel übernehmen möchte oder lieber doch nicht. Ausgang völlig offen. Falls das Geschäft doch noch platzt, muss der Steuerzahler einstehen.

      Und wozu das alles? Die Kanzlerin ist entwaffnend ehrlich. Mit Blick auf die von ihrem Wirtschaftsminister favorisierte Insolvenz des Autobauers sagt sie: "Für mich war entscheidend - auch bei dem, was ich beschlossen habe -, dass die Risiken einer Alternative für mich politisch absolut nicht verantwortbar sind."

      Lieber rettet die Kanzlerin also mit 1,5 Mrd. Euro Kredit und 4,5 Mrd. Euro Bürgschaften, die alle ebenfalls fällig werden können, bald nur noch 20.000 und ein bisschen Arbeitsplätze, als mit ihrem Noch-Koalitionspartner SPD eine handfeste Auseinandersetzung über die sinnvolle Verwendung von Steuergeldern zu suchen.

      Zum Vergleich: Eine Insolvenz von Opel mit dem angenommenen Verlust von 50.000 Arbeitsplätzen auch bei Zulieferern hätte den Staat nach Berechnungen derselben Bundesregierung im ersten Jahr etwas über 1 Mrd. Euro gekostet. Aber das war der Kanzlerin ja politisch zu riskant. Ein Armutszeugnis.

      Natürlich kann man über die zur Rettung wild entschlossenen CDU-Ministerpräsidenten lamentieren und darüber, dass die böse SPD so wahnsinnig großen Druck aufgebaut hat - die arme Kanzlerin, eingemauert und im Stich gelassen von ihren eigenen Leuten. Natürlich ist auch das Verhalten der Sozialdemokraten unverantwortlich - aber es ist angesichts des Programms und den desolaten Umfragewerten der Partei wenigstens konsistent.

      Für CDU/CSU gilt dies alles nicht. Hessens Ministerpräsident Roland Koch, sein Amtskollege aus Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, und allen voran Merkel haben die Glaubwürdigkeit der Partei schwer beschädigt, und zu Guttenberg macht dabei mit. Es bleibt allein die Hoffnung, dass die Anhänger von CDU und CSU der Union am 27. September die Quittung präsentieren.

      FTD.de, 15:40 Uhr
      Avatar
      schrieb am 08.06.09 00:58:34
      Beitrag Nr. 31 ()
      Die Kommentierung in "Das Kapital" in der FTD ist das Beste, was es in der Welt des Journalismus gibt. Begeistert mich jedes Mal von neuem und spricht mir aus der Seele. Heute:

      Das Kapital
      Zeit für eine richtige Krise

      Man mag bedauern, dass aus dieser Krise nichts gelernt wird. Andererseits wird der Rückfall entsprechend heftig, so dass die Welt dann um einen Wandel nicht mehr herumkommt.


      Eine nicht richtig auskurierte Grippe ist keine feine Sache. Der oft nur kurz nach der vermeintlichen Genesung auftretende Rückschlag erweist sich meist als hartnäckiger und schmerzhafter als der erste Anfall. So wie es aussieht, versucht die Weltgemeinschaft schon wieder so schnell aus dem Krankenbett zu springen, dass mit einem Rückschlag gerechnet werden muss. Denn vielen Äußerungen und Kommentaren zum Trotz ist bisher kaum festzustellen, dass Lehren aus dieser Krise gezogen würden, sich das Verhalten nachhaltig ändern würde. Mit einem Verweis auf das fehlende Lernpotenzial der Menschen - Stichwort Tulpen- oder Eisenbahnspekulationsblase - ist es nicht getan, dagegen spricht allein schon der 60. Geburtstag der Bundesrepublik oder die anstehenden Europawahlen, wenn man mal die politische Ebene bemüht. Doch dafür, dass wir derzeit trotz Krise auf der Stelle treten, spricht einiges.

      Seien es Politiker wie Steinmeier, Koch und Konsorten, die in der Hoffnung auf dummes Stimmvieh in unverantwortlicher Art und Weise Steuergelder, Arbeitsplätze und notwendige Marktmechanismen aufs Spiel setzen. Seien es die Anleger, deren fiebrig-zitternden Hände und Angst, etwas zu verpassen, die aktuelle Bärenmarktrally beflügeln. Seien es die Banken, die, wenn sie ihren Oberleuchten schon keine Boni mehr zahlen dürfen, jetzt deren Fixgehälter hochschrauben. Oder, falls sie wie die japanische Bank Nomura nicht am staatlichen Tropf hängen, die Boni zulasten des Fixgehalts kräftig aufstocken, um international besser mitspielen zu können. Seien es aber auch die Regulatoren und Regierungen, die mithilfe von Staatsgeldern, Bad Banks und aufgeweichten Bilanzregeln dafür sorgen, dass die Banken auf dem Papier schon wieder Gewinne schreiben können, nachdem man vielen von ihnen erlaubt hat, ihre Marktanteile im Zuge der Krise weiter auszubauen. Sei es, wie schon oft beklagt, dass die schmerzlichen Folgen von quasi freiwilligem kreditfinanzierten Überkonsum nun per gesetzlich verordnetem kredit- und steuerfinanzierten Überkonsum kuriert werden sollen.

      Die Liste lässt sich mühelos fortsetzen. So schnell kriegt man es halt aus den Köpfen der Menschen nicht raus, was sie über die vergangenen Jahrzehnte gelernt haben: den Wert von allem, wirklich allem, nur noch in Geld auszudrücken. Sei es Kunst, Sport oder Bildung, aber selbst Gleichberechtigung, Umweltschutz oder soziales Verhalten kann Firmenbossen und Politikern nur noch mit Verweis auf die pekuniären Vorteile schmackhaft gemacht werden. Auch wird man den Menschen den Irrglauben, dass Gesellschaften nur bei wirtschaftlichem Wachstum prosperieren können, so schnell nicht austreiben können. Es scheint alles in allem der Welt, vor allem dem Westen, halt noch nicht schlecht genug zu gehen, damit ein nachhaltiges Umdenken einsetzt.

      Muss man jetzt als vernünftiger Mensch sich in Zynismus flüchten oder verzweifeln? Nein. Man muss nur einsehen, dass die Welt für den richtigen Wandel noch nicht bereit ist. Es muss erst noch eine größere Krise her. Ein Alkoholiker wird schließlich auch nicht nach einem üblen Kater, sondern erst nach einem veritablen Absturz über seine Trinkgewohnheiten nachdenken.

      Nicht nur unserer selbst willen

      Dass eine Mäßigung alleine im Sinne der Ressourcenschonung erforderlich ist, zeigen die Dimensionen: So wie wir hier in Deutschland leben rund eine Milliarde Menschen auf der Erde, vornehmlich in Westeuropa, Nordamerika, Japan und Australien. Laut Uno wird jedoch allein die Bevölkerung Asiens bis 2050 um 1,1 Milliarden zunehmen - auf 5,3 Milliarden Menschen. Insgesamt soll die Weltbevölkerung bis 2050 von 6,8 auf 9,2 Milliarden steigen. Wenn etwa Indien so haushalten würde wie Amerika, verbrauchte dieses Land aber jetzt schon das 22-Fache an Energie.

      Selbst im Fall revolutionärer Fortschritte in der Energie- und Umwelttechnik scheint die Hoffnung auf ein ungehemmtes Wachstum der Weltwirtschaft da verwegen - zumal die Rohstoffe generell begrenzt sind. Fast noch schlimmer ist allerdings ein geistiger Aspekt: Vielen ist die Steigerung der Produktivität der wichtigste Lebensinhalt geworden, auf dass morgen noch mehr Güter gekauft werden können, die kein Mensch braucht. Fast scheint es so, als ob Muße aus unserem Wortschatz verschwunden wäre. Das schreit förmlich nach einer Revolution - in Bildung, Kunst und Kultur.
      Avatar
      schrieb am 14.07.09 00:58:55
      Beitrag Nr. 32 ()
      Ein meiner Meinung nach durchaus lesenswerter Aufsatz:

      "Wirtschaftskrise - Währungskrise? - Sozialismus!"

      Link zur pdf-Datei: http://www.mack-weise.de/download/studien/2009/Wirtschaftskr…


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