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    Verkommene Sitten - primitive ideologie und politische Korruption in Deutschland - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.05.06 10:51:03 von
    neuester Beitrag 05.05.06 23:21:26 von
    Beiträge: 48
    ID: 1.057.805
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      schrieb am 04.05.06 10:51:03
      Beitrag Nr. 1 ()
      Verkommene Sitten

      Reinhard Jellen 04.05.2006, - Quelle: Telepolis

      Albrecht Müller über primitive Ideologie und politische Korruption in Deutschland

      In seinem neuen Buch "Machtwahn" zeigt der Nationalökonom Albrecht Müller auf, dass Deutschland nicht erst mit der Regierung Schröder, sondern schon seit den Zeiten Kohls in das Fahrwasser neoliberaler Politik geraten ist. Im zweiten Teil des Interviews ( vgl. Teil 1 Gehirnwäsche der Sonderklasse) spricht er darüber, warum diese Politik nicht hält, was sie verspricht, warum man sie trotzdem verfolgt, welche Konsequenzen sie wirklich hat, und wie man sich dagegen wehren kann.

      Wie war es möglich, dass die Basis der deutschen Sozialdemokratie den neoliberalen Paradigmenwechsel unter Schröder vor seiner Wahl zum Bundeskanzler massiv unterschätzte? Immerhin war z. B. mit dem Schröder-Blair-Papier ein Dokument hinlänglich bekannt, in welchem die neoliberale Ausrichtung klar und deutlich formuliert wurde

      Albrecht Müller: Das Schröder-Blair-Papier erschien nach der Wahl Schröders zum Bundeskanzler im Jahre 1998. Aber dies tut nicht viel zur Sache. Im Prinzip haben sie Recht damit festzustellen, dass sich die SPD schon vor der Wahl 1998 in weitem Maße an konservative Strömungen angepasst hat, immer in dem Versuch, damit die lange Regierungszeit Helmut Kohls und der CDU/CSU zu beenden. Dass man sich, um Wahlen zu gewinnen, bei einzelnen Sachfragen auch einmal konservativen Glaubenssätzen nähern kann, kann ich ja gerade noch verstehen, wenn es auch nicht zwangsläufig ist. Willy Brandt hat Wahlen auch mit deutlichen Profil gewonnen. Aber darüber will ich jetzt nicht rechten.

      Wichtig scheint mir die Frage zu sein, warum dann, als Schröder gewählt war, dieser und die SPD mit ihm nicht versucht haben, den ideologischen Spielraum für eine einigermaßen sozial gerechte und fortschrittliche Politik zu erweitern. Das habe ich als Wahlkampfplaner bei Willy Brandt vorbildlich erlebt. Er hat die 1969 gewonnene Macht zumindest in Teilbereichen benutzt, um den politischen Aktionsraum zu erweitern. Schröder hat dies überhaupt nicht versucht, im Gegenteil, nach jeder Wahl ist er noch weiter ins konservative Lager gerutscht. Das erklärt zu einem großen Teil den Niedergang der SPD als große politische Kraft im Bund.

      Was hätte die SPD in der großen Koalition tun sollen und was hat die Bundesregierung wirklich gemacht?

      Albrecht Müller: Die SPD hatte einmal bei einer anderen großen Koalition eine wichtige konzeptionelle Leistung in die Regierungsarbeit eingebracht: den Willen und die Fähigkeit, eine pragmatische Makropolitik zu betreiben, also eine Steuerung der Binnennachfrage mithilfe der Geldpolitik und der Fiskalpolitik und vor allem auch der Stimmungsmache zu versuchen. So ist die erste Rezession von 1967 bis 1969 mit Bravour überwunden worden. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass eine solche Politik heute nicht mehr möglich wäre.

      Unsere Einbindung in die Globalisierung ist zwar quantitativ gewachsen, es gibt aber keinen qualitativen Bruch, wie immer wieder behauptet wird. Auch die große Koalition, bei der ich bei aller Skepsis still und leise die Hoffnung hatte, sie könnte so schlau sein, in der Makropolitik zu tun, was die Schweden und die Briten, die USA und Österreich ganz selbstverständlich tun: Wenn man in einer wirtschaftlichen tiefen Rezession verharrt wie wir, dann muss man seine ganze politische Kapazität darauf konzentrieren, aus diesem "Loch" herauszukommen.

      Dann muss man eine massive Wachstums- und Beschäftigungspolitik betreiben und man darf die Leute nicht verunsichern, weder mit der Debatte um die Renten noch mit der Debatte um das angeblich sterbende Volk noch mit der Dauerbeschimpfung der Gewerkschaften und der Arbeitnehmer. Die Bundesregierung müsste über längere Zeit Mut machen und mehrere Jahre auf kräftiges Wachstum setzen. Und wie sieht die Realität aus?

      Das zarte Pflänzchen eines Aufschwungs wird brutal zertreten

      Die Bundesregierung plant für das Jahr 2006 ein Wachstum von 1,4 %. Lächerliche 1,4 % für nur ein Jahr und dann werden uns zusätzlich 3 % Mehrwertsteuer in 2007 aufgebrummt. Das zarte Pflänzchen eines Aufschwungs wird brutal zertreten. In den Ländern, die ihre Wirtschaft wirklich saniert haben, wurden über vier bis fünf Jahre oder noch länger Wachstumsraten um die 4 % real erreicht. Weniger hilft nicht. Wenn die Kapazitäten wie bei uns nur zu 82 bis 83 % ausgelastet sind, dann sind 1,4 % Wachstum nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

      Nicht nur ich raufe mir angesichts dieser erkennbaren Unfähigkeit zu einer sachgerechten und undogmatischen Konjunkturpolitik die Haare. Ich befinde mich in guter Gesellschaft: der amerikanische Nobelpreisträger Robert Solow wie auch der Chefökonom von Goldman Sachs, Jim O'Neill, wundern sich über die Unfähigkeit und den Dogmatismus der deutschen Wissenschaft und der deutschen Politik.

      Ist der Weg des Neoliberalismus, den die lohnabhängige Bevölkerung in Deutschland seit der Regierung Kohl zu beschreiten hat, Ihrer Einschätzung nach eher Produkt des Zufalls oder zeichnet sich eine längerfristige Strategie ab, die über mehrere Regierungswechsel hinweg durchgezogen und radikalisiert wurde?

      Albrecht Müller: Ich glaube nicht, dass es die Strategiegruppe im Hintergrund gibt, die alles das geplant hat. Es gibt einzelne Netzwerke, es gibt einzelne Personen, die sogar den wirtschaftlichen Niedergang wollten und wollen, um Mehrheiten für radikale Strukturreformen zu gewinnen, um den Menschen Angst zu machen und sie weich zu klopfen. Dass dies zentral gesteuert sei, weiß ich nicht und möchte es auch nicht unterstellen. Aber mit Sicherheit ist es hilfreich, auch solche Hypothesen immer wieder zu prüfen. Man sollte nicht blauäugig sein. Man sollte wieder lernen, kritisch zu hinterfragen.

      Hat der neoliberale Wahnsinn nicht doch Methode, insofern aufgrund der Konkurrenzsituation die einzelnen Konzerne gezwungen sind, fortwährend menschliche Arbeitskraft durch Technologie zu ersetzen und sich dies vermittels der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit in einem Kaufkraftmangel niederschlägt und dementsprechend Großunternehmen gezwungen sind, sich Anlagemöglichkeiten außerhalb des produktiven Bereichs zu suchen, weil eben die Produktivität schneller wächst als sich die Investitionen realisieren?

      Albrecht Müller: Die von Ihnen skizzierte Vermutungen über die Strategie der Großunternehmen und Konzerne kann ich nicht bestätigen. Auch ein Konzern wie die BASF oder Siemens, Daimler Chrysler oder Eon lebt davon, dass produziert wird und Werte geschaffen werden. Ihr Wirken auf Finanzspekulation zu reduzieren, wird der Realität nicht gerecht. Gerade wenn man das Verhalten mancher Manager kritisieren will, sollte man sich vor unsachlichen Übertreibungen hüten. Im übrigen haben die meisten Unternehmen in Deutschland immer rationalisiert; das ist keine neue Erscheinung.

      Es hat heute nur eine so schreckliche Wirkung, weil die dabei entlassenen Menschen keine Alternativen haben, weil sie in der Regel nicht zwischen verschiedenen anderen Arbeitsplatzangeboten auswählen können und stattdessen in so genannte prekäre Arbeitsverhältnisse oder in Arbeitslosigkeit verfallen, ihre Familien in Not geraten und sie persönlich in Stress. Wenn man diese Folgen in ihrer ganzen Breite bilanziert, dann merkt man, welch ein Wahnsinn die neoliberale Politik ist.

      Sie stellen in ihrem Buch einen wirtschaftlichen Nutzen für den Mittelstand in Abrede: Wieso propagieren dann so viele mittelständische Unternehmen diese Politik, anstatt sich zu wehren? Gerade der Mittelstand müsste doch den Unterschied zwischen wirtschaftlicher Propaganda und seinen Bilanzen am eigenen Leib verspüren.

      Albrecht Müller: Dass der Mittelstand dies alles mit trägt, hat viel damit zu tun, dass die mittelständischen Unternehmer in ihrer Kommunikation und Meinungsbildung an den Medien dran hängen, deren Linie wiederum stark von den großen Verbänden und Unternehmen bestimmt wird. Sie erkennen leider häufig ihre wirklichen Interessen nicht.

      Wenn sie das täten, dann hätten sie z.B. Sturm laufen müssen gegen die Absicht, im Jahr 2007 die Mehrwertsteuer um 3 % zu erhöhen. Sie müssen sich einmal vergegenwärtigen, was das bedeutet: eine weitere Entlastung der Exportwirtschaft und tendenzielle Mehrbelastung der auf den Binnenmarkt orientierten Wirtschaft. Denn die Exportwirtschaft bekommt auch die zusätzliche Erhöhung der Mehrwertsteuer beim Export der Waren rückerstattet.

      Sie wird also nicht belastet, obwohl sie die Leistungen des Staates, des Bundes, der Länder und der Gemeinden genauso in Anspruch nimmt wie der gewerbliche Mittelstand, der Einzelhandel und das Handwerk. Wenn man die Rolle des Mittelstands als eines "nützlichen Idioten" für die großen Unternehmen genauer untersuchen will, dann sollte man auch mal fragen, wie sich die Führungskräfte und Gremien der Mittelstandverbände rekrutieren. Vermutlich häufig nicht aus den Reihen des Mittelstands.

      "Politische Korruption"

      In Ihrem Buch zählen Sie von Gerhard Schröder über Helmut Kohl und Friedrich Merz bis Annette Fugmann-Heesing an die vierzig Politikerpersönlichkeiten auf, die über Beraterverträge, Vorstandsposten, hohe Vortragshonorare personell in Unternehmen involviert sind, denen sie zu Zeiten ihrer politischen Laufbahn offenkundig tatkräftig unter die Arme gegriffen haben. Sie sprechen in diesem Zusammenhang sogar von "politischer Korruption". Ist dies eine weitere deutsche Eigenheit oder ist der Verfilzungsgrad von Parlamentsmitgliedern europäischer Durchschnitt?

      Albrecht Müller: Ich nehme an, dass diese Art von Interessenverflechtung nicht auf Deutschland begrenzt ist. Wir haben erlebt, wie gerade bei den Ländern Mittel- und Osteuropas im Zuge ihrer Integration in die westliche Marktwirtschaft Korruption an der Tagesordnung war, zum Beispiel bei der Privatisierung und auch bei uns. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel betrifft unser Land: Die Übernahme der ostdeutschen Banken durch die westdeutschen Banken ist ein Skandalstück erster Ordnung. Ich dokumentiere dazu in meinem Buch einen Beitrag des Berliner Tagesspiegels.

      Er hat sich wirklich verdient gemacht um Aufklärung. Allerdings sind die Informationen partout nicht weiter getragen worden. Über Korruption spricht man nicht gerne. Leider sehen auch die meisten Medien nicht mehr ihre Aufgabe darin, die Interessenverflechtungen aufzudecken. Die zuvor zitierten Professoren Miegel und Sinn, Raffelhüschen und Rürup ( vgl. Gehirnwäsche der Sonderklasse) werden immer noch in Talkshows eingeladen und als "Wissenschaftler" und "Experten" vorgestellt.

      Wie lassen sich solche Zustände ändern?

      Albrecht Müller: Angesichts dieser Erfahrung kann die Antwort doch nur sein: Stellen wir endlich Öffentlichkeit her. Und beschränken wir uns bitte nicht auf den gängigen Begriff von Korruption: Ein Unternehmen erhält einen Auftrag und bezahlt dafür Geld an einen Beamten oder einen Politiker. Das ist eine geradezu harmlose Form der Korruption, wenn man diesen Vorgang mit dem zuvor geschilderten Vorgang der Zerstörung des Vertrauens in die gesetzliche Rente oder die Privatisierung von öffentlichen Unternehmen und Einrichtungen denkt.

      Ich will noch einen Fall nennen: Die Regierung Schröder hat ohne Widerstand durch die damalige Opposition die Gewinne beim Verkauf von Unternehmen und Unternehmensteilen von der Besteuerung befreit. Das geschah zum 1.1.2002. Die ab April 2005 dann von Franz Müntefering beklagten Heuschrecken konnten ihr Unwesen besonders erfolgreich betreiben, weil die Gewinne der Verkäufer und auch die Gewinne beim Wiederverkauf steuerfrei sind.

      Auch als diese Debatte um die Heuschrecken munter lief, waren die verantwortlichen Politiker absolut taub gegen Vorschläge, die Steuerbefreiung wieder zu streichen. Jetzt möchte ich die Leser dieses Interviews ermuntern zu beobachten, welche Politiker künftig in der Finanzindustrie, also bei Banken und Investmentbankern und den entsprechenden Beratungsunternehmen und Rechtsanwaltskanzleien unterschlupfen. Ich denke mir dann meinen Teil.

      Die neoliberale Ideologie ist eine primitive Ideologie

      Im eingespielten Kanon zwischen Wirtschaft, Medien und Politik hört man stets die Botschaft: "Sozial ist, was Arbeit schafft." Spielt Moral gegenwärtig in unserer ökonomisierten Gesellschaft überhaupt noch eine Rolle?

      Albrecht Müller: Gerechtigkeit gegen Beschäftigung auszuspielen halte ich geradezu für ein Musterbeispiel von Mittelmäßigkeit. Alle Erfahrung lehrt, dass Gesellschaften mit einem großen öffentlichen Sektor und den damit verbundenen Maßnahmen zu mehr Gerechtigkeit nicht schlechter abschneiden als die anderen. Herausragendes Beispiel ist Schweden mit seinem hohen Staats- und Sozialanteil.

      Schweden hat eine Gesamtabgabenquote von 50,5%. Wenn man die Gelegenheit hat, eine Rede des schwedischen Botschafters in Deutschland zu hören, dann weiß man auch, mit welchem Selbstbewusstsein die Schweden betonen, dass Sozialstaatlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit in der so genannten globalisierten Welt sich nicht ausschließen, sondern eher stützen.

      Auch der Blick auf die Menschen, ihre Natur und ihre Fähigkeiten zeigt, dass die neoliberale Ideologie eine primitive Ideologie ist. Menschen, die sozial abgesichert sind, Menschen die einen sicheren Arbeitsplatz haben, sind doch nicht weniger kreativ als die anderen. Im Gegenteil: Wer Sorgen hat und unsicher ist, schläft schlecht. Damit fängt es schon an. Dass es Missbräuche gibt und dass eine Gesellschaft gut daran tut, dies nicht ausarten zu lassen, verstehe ich sehr wohl. Aber man sollte nicht, wie die Neoliberalen es gemeinhin tun, allen Menschen den Missbrauch ihrer sozialen Sicherheit unterstellen.

      Der gegenwärtige gesellschaftlichen Wandel ist dadurch gekennzeichnet, dass die Politik einen direkten Austausch politischer Entscheidungsfindung (die bislang im Rahmen der repräsentativen Demokratie nationalstaatlich koordiniert war) durch wirtschaftliche Prozesse vornimmt, die - von "Expertenkommissionen" ausgeklügelt - eindeutig transnationalen Unternehmen nutzen und zu Lasten der Arbeitnehmer gehen. Wie schätzen Sie diese Situation verfassungsrechtlich ein?

      Albrecht Müller: Die Auslagerung der Arbeiten, die normalerweise von den Beamten und Angestellten der Bundesregierung erledigt werden, in so genannte Kommissionen, halte ich für eine problematische Entwicklung. Ich habe selbst im Bundeskanzleramt und im Wirtschaftsministerium gearbeitet. Für uns in der Planungsabteilung des Bundeskanzleramtes wäre es unvorstellbar gewesen, die inhaltliche Arbeit der Bundesregierung, insbesondere die Vorbereitung von Entscheidungen, so sehr auszulagern, wie dies heute geschieht. Da wird die politische Verantwortung in weitem Maße verschoben.

      Es gibt Extremfälle, bei denen ich nur den Kopf schütteln kann. Wie sich das Bundeskanzleramt in einer so genannten Benchmarking Gruppe von Professoren eines Max-Planck-Instituts hat vertreten lassen und das Ganze wurde maßgeblich von der Bertelsmann-Stiftung gesteuert. Diese Entwicklung ist auch verfassungspolitisch problematisch. Aber, so könnte ich bitter anmerken, die Sitten sind wohl schon so verkommen, dass niemand mehr Anstoß daran nimmt.

      Viele Menschen haben den Eindruck, dass Wahlen noch nie so wertlos waren wie heute. Man kann sich fragen, ob die repräsentative Demokratie überhaupt noch in der Lage ist, den Willen des Wählers in einem gewählten Parlament angemessen zu repräsentieren. Warum hat sich das neoliberale Kartell mit seiner Entdemokratisierungskampagne so massiv durchgesetzt?

      Albrecht Müller: Die neoliberalen Kräfte haben ihr Netzwerk gut organisiert, sie verfügen über viel Geld, weil große Interessen dahinter stehen. Man kann angesichts dieser Entwicklung mit Recht die Frage stellen, ob unsere politische Ordnung dann noch eine Demokratie ist, die diesen ehrenwerten Namen verdient. Wer viel Geld hat und sich mit Gleichgelagerten zusammentut, kann offenbar über die Beeinflussung der öffentlichen Meinung auch die politischen Entscheidungen eines Landes maßgeblich beeinflussen.

      Berlusconi ist ein Musterbeispiel für diese Entwicklung. Viele Menschen empfinden dies ähnlich. Sie fühlen sich ohnmächtig. Bei den letzten Landtagswahlen haben wir gesehen, was ihre Konsequenz ist. Sie gehen nicht mehr wählen, sie treten aus Parteien aus, sie beteiligen sich nicht mehr an der politischen Willensbildung, sie leben ihr privates Leben, so gut es geht. Unsere mittelmäßigen Eliten freuen sich darüber, weil sie dann mit einer zahlenmäßig geringen Zahl von Wählern ihre Mehrheiten sichern können. Gegen diese Entwicklung würde ich immer noch gerne angehen.

      Sehen Sie für die Zukunft eine politische Kraft, die diese Entwicklung zurückzunehmen imstande ist?

      Albrecht Müller: Der einzige Weg, den ich sehe, ist der Aufbau einer Gegenöffentlichkeit gegen die herrschende Meinung. Das ist nur im Zusammenwirken vieler Kräfte zu schaffen, mit den Gewerkschaften, mit der Linkspartei, mit anderen Parteien wie der SPD, wenn sie sich ihrer aufklärerischen Tradition wieder besinnen würde, mit einem Medium wie dem Ihren, mit dem von Wolfgang Lieb und mir herausgegebenen NachDenkSeiten und vielen anderen.
      Avatar
      schrieb am 04.05.06 11:27:41
      Beitrag Nr. 2 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.426.935 von Feuerblume am 04.05.06 10:51:03Albrecht Müller beweist hier mehrfach, dass er völlig jenseits der Realität ist:

      1.Das habe ich als Wahlkampfplaner bei Willy Brandt vorbildlich erlebt. Er hat die 1969 gewonnene Macht zumindest in Teilbereichen benutzt, um den politischen Aktionsraum zu erweitern

      Stimmt, er hat seinen Freiraum mehr als ausgenutzt, der gute Willi, und unter der Last der seinerzeit explodierenden Verschuldung wie auch der ungezügelten Inflation litten vor allem die kleinen Leute. Gewinner waren Konzerne und Immoibilienhaie...

      2.Die SPD hatte einmal bei einer anderen großen Koalition eine wichtige konzeptionelle Leistung in die Regierungsarbeit eingebracht: den Willen und die Fähigkeit, eine pragmatische Makropolitik zu betreiben, also eine Steuerung der Binnennachfrage mithilfe der Geldpolitik und der Fiskalpolitik und vor allem auch der Stimmungsmache zu versuchen. So ist die erste Rezession von 1967 bis 1969 mit Bravour überwunden worden.

      Realitätsferner kann man es nicht darstellen. Unter Karl Schiller feiert das keynesianische Deficit Spending fröhliche Urstände und legte die Grundlage für die unter Brandt fortgesetzte Fehlleitung (s.1) staatlicher Verschuldung. An den Folgen tragen wir noch heute.

      3. Dass der Mittelstand dies alles mit trägt, hat viel damit zu tun, dass die mittelständischen Unternehmer in ihrer Kommunikation und Meinungsbildung an den Medien dran hängen, deren Linie wiederum stark von den großen Verbänden und Unternehmen bestimmt wird. Sie erkennen leider häufig ihre wirklichen Interessen nicht.


      Aber sicher doch, Unternehmer sehen vor allem RTL Nachrichten und Talkshows, das ist nämlich ihre Fortbildung. Der kleine Sch... weiß es natürlich besser als der Mittelstand, was der braucht. Unternehmer sind einfach zu dumm, ihre eigenen Interessen zu verfolgen.....:laugh:

      4. Denn die Exportwirtschaft bekommt auch die zusätzliche Erhöhung der Mehrwertsteuer beim Export der Waren rückerstattet.

      Was für ein selten großer Blödsinn. Die Wirtschaft bekommt immer die MwSt erstattet, denn sie soll den Verbraucher treffen. Die Exportwirtschaft blühte in den letztern Jahren, obwohl die in den Zielländern vorhandene MwSt höher war als in D.

      5. Die zuvor zitierten Professoren Miegel und Sinn, Raffelhüschen und Rürup ( vgl. Gehirnwäsche der Sonderklasse) werden immer noch in Talkshows eingeladen und als "Wissenschaftler" und "Experten" vorgestellt.


      Natürlich, alle keine Ahnung...
      Was für ein Glück ist es doch, dass ein gewisser A.M. solch ein toller Experte ist:laugh:
      Ärgert sich wohl, dass ihn niemand mehr zu Wort kommen lässt.;)
      So entgehen ihm vor allem die Honorare dort.;)

      KD
      Avatar
      schrieb am 04.05.06 11:30:14
      Beitrag Nr. 3 ()
      Wahnsinn, was da für eine unverschämte, bzw. dumme Verunglimpfung des Liberalismus vollzogen wird.

      Es reicht aber, sich einige einfache Fragen zu stellen:

      Was ist Korruption?
      Der Mißbrauch staatlicher Macht, mit Geld abgegolten!

      Wo ist korruption also möglich?
      Wo es staatliche Macht gibt!

      Was will der Liberalismus!
      u.and. Weniger staatliche Macht:eek:



      Die miesen Big Player, die die deutsche staatliche Macht korrumpieren (von Kohl bis zum unübertroffenen Spitzenbeispiel Schröder:laugh: , übrigens alle überzeugte Liberale:laugh: ), agieren also nicht auf Basis des Liberalismus, sondern viel eher des Sozialismus, der in jeder seiner geschichtlichen Formen schwerstens an Korruption gelitten hat. Die "Wirtschaft" paßt sich nämlichan die herrschenden Zustände an, gibt es Nationalsozialismus, so wird die "Wirtschaft" mit den Nationalsozialisten Geschäfte machen. Mit liberal hat das nicht zu tun.


      Müller, der gute Mann will mit Steinen werfen und merkt nicht, dass er im Glashaus sitzt:laugh: Wenn er statt jedem Mal, wo er Neoliberalismus sagt, Sozialismus sagen würde, käme er der Wahrheit näher.

      Das einzige, was in diesem Artikel stimmt, ist, dass die Masse und der Mittelstand darunter leidet. Die erkennen aber zum Glück auch noch zu einem gewissen Grad, wo ihre Totengräber sitzen.

      Würde mich freuen, wenn von dir, die du den Artikel ja immerhin reingestellt hast, oder von anderen "Sozialisten" ne Antwort käme.
      Avatar
      schrieb am 04.05.06 11:31:04
      Beitrag Nr. 4 ()
      Die neoliberalen Kräfte haben ihr Netzwerk gut organisiert, sie verfügen über viel Geld, weil große Interessen dahinter stehen. Man kann angesichts dieser Entwicklung mit Recht die Frage stellen, ob unsere politische Ordnung dann noch eine Demokratie ist, die diesen ehrenwerten Namen verdient. Wer viel Geld hat und sich mit Gleichgelagerten zusammentut, kann offenbar über die Beeinflussung der öffentlichen Meinung auch die politischen Entscheidungen eines Landes maßgeblich beeinflussen.

      Berlusconi ist ein Musterbeispiel für diese Entwicklung. Viele Menschen empfinden dies ähnlich. Sie fühlen sich ohnmächtig. Bei den letzten Landtagswahlen haben wir gesehen, was ihre Konsequenz ist. Sie gehen nicht mehr wählen, sie treten aus Parteien aus, sie beteiligen sich nicht mehr an der politischen Willensbildung, sie leben ihr privates Leben, so gut es geht. Unsere mittelmäßigen Eliten freuen sich darüber, weil sie dann mit einer zahlenmäßig geringen Zahl von Wählern ihre Mehrheiten sichern können




      In dieser Entwicklung sehe ich einen Teufelskreis, und kann momentan auch nicht erkennen, wie sich eine Kursänderung ergeben soll.
      Avatar
      schrieb am 04.05.06 11:32:11
      Beitrag Nr. 5 ()
      #3

      Korruption ist zb wenn einer als Minister oder Bundeskanzler politische Entscheidungen zugunsten der Energieindustrie trifft und anschliessend selber für diese Industrie arbeitet...

      :mad:

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      schrieb am 04.05.06 11:50:02
      Beitrag Nr. 6 ()
      #5 Genau:mad:

      Am besten funktioniert das allerdings im Sozialismus. Ich helfe Dir, die Freiheit weiter zu unterdrücken, dafür bekomme ich das Monopol....sagen wir, nur um ein Beispiel zu nehmen, am Erdgassektor. Etwaige Hindernisse werden einfach inhaftiert oder sonstwie "beseitigt".
      Frage mich, wieso die reichsten Männer Europas aus einem fast kommuistischen Land kommen:laugh::laugh:

      (auf das berechtigte Interesse Ru, sich vor den US-Neocons zu verteidigen, will ich hier nicht eingehen)

      Ganz gut auch bei den Neocons. Ich unterstütze Dich, Kriege zu führen, dafür darf ich dann die Armeen beliefern.
      Die Staatsausgaben müssen wir, ähm. allerdings ein wenig erhöhen, und die Meinungsfreiheit einschränken,...und,.... naja.....Terrorismus!!!

      Wo gibts am wenigsten Korruption? Skandinavien, Kanada, Australien...zufällig:confused: alles Länder, die für ihren Liberalismus bekannt sind.
      http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/…
      Avatar
      schrieb am 04.05.06 12:30:58
      Beitrag Nr. 7 ()
      #6 Da liegt Deutschland auf Platz 16 doch gar nicht sooo schlecht. Immerhin noch vor den USA oder Frankreich zum Beispiel.
      Avatar
      schrieb am 04.05.06 12:37:20
      Beitrag Nr. 8 ()
      #1

      Und eine zutiefst primitive Ideologie ist es den Leuten einzureden, dasss man fürs Nichtstuen vom Staat Geld bekommen muss. Oder das schlechte Arbeit genau so gut bezahlt werden muss wie hervorragende Arbeit.

      Noch primitiver ist den Leuten einzureden, dass man nur die "Reichen" zu beklauen braucht und es dann automatisch allen Menschen gut geht.

      :mad:

      So eine primitive Ideologie basiert nur auf Neid, Missgunst und niederen Instinkten !
      Avatar
      schrieb am 04.05.06 12:47:44
      Beitrag Nr. 9 ()
      Danke, Atti, dass du Dir die Mühe gemacht hast, nachzuschauen.:)

      Naja, D könnte besser sein.
      Frankreich ist sowieso stolz auf seinen ärgstens illiberalen "eigenen Weg" mit verstaatlichter Industrie usw:rolleyes:.

      Über die USA habe ich ja selbst geschrieben, traurig, was sich dort zur Zeit anbahnt. Die waren 2001 auch noch vor D.

      Was sagst du als mir bekannter Sozialist;) zu dem Zusammenhang zwischen ausufernder Staatsgewalt und Korruption.
      Avatar
      schrieb am 04.05.06 12:56:06
      Beitrag Nr. 10 ()
      So eine primitive Ideologie basiert nur auf Neid, Missgunst und niederen Instinkten

      einem schöngeist wie dir natürlich vollkommen wesensfremd. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 04.05.06 14:16:46
      Beitrag Nr. 11 ()
      #10

      Ja natürlich. ;)
      Avatar
      schrieb am 04.05.06 14:26:01
      !
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      Avatar
      schrieb am 04.05.06 14:34:29
      !
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      Avatar
      schrieb am 04.05.06 15:48:36
      !
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      Avatar
      schrieb am 05.05.06 03:12:11
      Beitrag Nr. 15 ()
      Ich finde die Rolle Schröders als einem der wirklich großen Totengräber der SPD (und vielleicht schlimmer) treffend beschrieben.

      Ebenso die des Mittelstandes, der sich aufgrund seiner Inhomogenität schlecht formieren kann.

      Die genannten Herren Sachverständigen sind für ihren nutzlos vertreiteten Unfug auch klar erkannt.

      Und die Fehlleistungen dieser "Koalition der Billigen" in Hinsicht auf die Binnenkonjunktur nur zu treffend beschrieben.
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 07:21:01
      Beitrag Nr. 16 ()
      Und dass die Macht nicht mehr (demokratisch) wirklich vom Volke ausgeht, sondern Entscheidungten in Hinterzimmern zwischen sog. Politikern und Interessenvertretern der Wirtschaft ausgekungelt werden, trifft auch den Nagel auf dem Kopf. Noch hält das Volk still, setzt allenfalls durch Wahlverweigerung Signale. Bei einer Wahlbeteiligung von 50 % kann aber nicht mehr wirklich von einer demokratischen Legitimation gesprochen werden.

      Selbst mit seinen Schwächen also insgesamt ein lesenswerter Artikel. Zumal die Mainstream-Presse noch die Interessen der Politik stützt, dem Volk Sand in die Augen zu streuen, z.B. indem sie z.B. akzeptiert, dass 1-Euro-Zwangs-Jobs (nichts anderes als ein Reichsarbeitsdienst moderner Prägung) nicht in der Arbeitslosenstatistik erscheinen und sogar der völlig talentfreien Angela Merkel gute Noten austeilt.
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 07:30:03
      Beitrag Nr. 17 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.438.957 von Feuerblume am 05.05.06 07:21:01Und hier noch Teil 1 des Artikels, gleiche Quelle: Telepolis

      Gehirnwäsche der Sonderklasse

      Reinhard Jellen 24.04.2006

      Albrecht Müller über die Riesterrente, die Große Koalition und neoliberale Netzwerke
      Albrecht Müller, ehemaliges MdB der SPD, Redenschreiber von Wirtschaftsminister Karl Schiller, Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt und Helmut Schmidt und Initiator des neoliberalismuskritischen Internetforums NachDenkSeiten hat vor zwei Jahren mit dem Buch "Die Reformlüge" einen Bestseller gelandet, in dem er allgemeinverständlich die zentralen Thesen für einen neoliberalen Umbau des Sozialstaats einer empirischen Untersuchung unterzog und auf schlagende Weise relativierte.

      Auch seine neueste Publikation "Machtwahn. Wie eine mittelmäßige Elite uns zugrunde richtet" ist bereits nach kürzester Zeit in den Bestsellerlisten , ohne dass der Autor die übliche Tour durch großen Talkshows machte. Müller untersucht in "Machtwahn" den Wahrheitsgehalt der bekannten neoliberalen Dogmen und nimmt sich verschiedene Netzwerke vor, wie etwa die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), die diese Leitbilder in Deutschland erst gesellschaftlich wirkungsmächtig haben werden lassen.

      Etliche "unabhängige" Autoritäten, die in den Medien als prominente Meinungsführer fungieren, werden auf ihre Verstrickungen mit den Wirtschaftslobbies und neoliberalen Netzwerken hin untersucht, was ein zwiespältiges Licht auf die Wirtschaftswissenschaftler, Politiker und Intellektuellen wirft, die scheinbar selbstlos für mehr Eigenverantwortung und Reformen plädieren und sich dies mit Beraterverträgen, lukrativen Aufsichtsratsposten und dergleichen vergelten lassen.

      Das Loch in den Rentenkassen wird ausschließlich mit der Bevölkerungsentwicklung in Zusammenhang gebracht. Dabei wird einiges verschwiegen, wie etwa dass die Rentenkasse seit der Einheit in hohem Maße mit versicherungsfremden Leistungen belastet wurden. Oder dass durch die Fortschritte in der Produktivität die Abnahme der Einzahler kompensiert wird und zudem das Umlageverfahren relativ krisenfest ist und weniger Betriebskosten verursacht als die kapitalgedeckte Rente. Wie steht es mit unserem Rentensystem und seinen Alternativen?

      Albrecht Müller: Das Umlageverfahren müsste man erfinden, wenn wir es nicht schon über 100 Jahre hätten. Denn es arbeitet preiswert und sicher. Nach meinen Erkundigungen werden gerade mal 4 % der Einnahmen, also der Beiträge für die Verwaltung aufgewandt. Norbert Blüm spricht von 1,5 %. In jedem Fall verursacht das Einnehmen der Beiträge und das Auszahlen der Renten um vieles weniger Kosten als die privaten Vorsorgesysteme.
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      Verwaltung und Vertrieb der Riester-Rente nehmen etwa 10 % in Anspruch; das chilenische Modell der Privatvorsorge, das ich in meinem Buch erwähne, weil es eine Art Vorreiterrolle für die Kommerzialisierung der Altersvorsorge spielte, verbraucht 18 % der eingenommenen Versicherungsprämien, andere Systeme 25 %, in Großbritannien bis zu 40%. Diese Kosten fallen an für den Betrieb, für Vertrieb, für Werbung, für Kapitalanlage und Spekulation, für Provisionen und Beratungshonorare und dann auch noch für den Gewinn der Lebensversicherungsunternehmen. Diese Kosten müssen erst einmal verdient werden.

      Da muss die Rendite schon sehr hoch sein. Das ist sie aber nicht. Manche der Versicherer spekulieren auf den Aktienmärkten, um auf bessere Renditen zu kommen. Viele haben dabei viel verloren. Das ist der zweite Aspekt: Das Risiko der privaten Vorsorge ist um vieles höher als beim Umlageverfahren. Und dennoch wird die Zerstörung des Vertrauens in die gesetzliche Rente und das Umlageverfahren bei uns massiv weiter betrieben - ohne Rücksicht darauf, was das für die Masse der Menschen bedeutet. Diese waren bisher nämlich auf das Funktionieren der gesetzlichen Rente angewiesen. Wer das Vertrauen zerstört, macht das Funktionieren in Zukunft unmöglich und wird Altersarmut produzieren.

      Aber dann sind die Kräfte, die heute die Zerstörung betreiben, nicht mehr im Amt oder es interessiert sie nicht, weil sie von der Politik auf üppig bezahlte Jobs in der Wirtschaft gewechselt sind. Obwohl also alles für die Erhaltung und Stabilisierung der gesetzlichen Rente spräche, wird der massive Umstieg, beziehungsweise die Ergänzung durch private Vorsorge - wie man verharmlosend sagt - betrieben. Der Hintergrund ist einfach zu verstehen. Es geht um viel Geld: wenn es den privaten Lebensversicherern gelingt, nur 10 % des Umsatzes der gesetzlichen Rente, also der eingezahlten Beiträge, auf ihre Mühlen umzulenken, dann erreichen die Versicherungsunternehmen einen Zuwachs von 15 Milliarden pro Jahr.

      Bei einem solchen Anstieg lassen sich locker größere Beträge abzweigen: für Werbung - also für Anzeigen, Fernsehspots und Public-Relations Aktionen bei den Medien, für die Einfluss-Arbeit bei Politikern, für Gutachten, Institute und Vortragshonorare für Wissenschaftler. Das alles ist keine graue Theorie, sondern inzwischen gängige und teilweise schamlose Praxis in der Bundesrepublik Deutschland.

      BILD, Allianz und T-Online pro Riesterrente

      So arbeitet etwa die Bild-Zeitung mit der Allianz AG und T-Online zu Gunsten ihrer Riester-Rente, der so genannten Volksrente der Allianz, zusammen, nicht nur im erlaubten Bereich der Werbung. Auch redaktionelle Beiträge der Bild-Zeitung werden auf die Marketing-Strategie des Kooperationspartner Allianz AG abgestimmt. Monitor hat letzthin diese Absicht, wie sie in einer Schulungsunterlage der Allianz AG für ihre Vertreter formuliert ist, dokumentiert.

      Hier wird also das publizistische Prinzip, Werbung und redaktionelle Arbeit zu trennen, bewusst und willentlich gebrochen. Wir alle sind dann Zeugen dieses Bruchs, wenn in der Bildzeitung Schlagzeilen wie "Schrumpfrente" auftauchen und in Variationen wiederholt werden.

      Wer will, kann auch die Interessenverflechtung von wichtigen Teilen unserer Wissenschaft ohne Schwierigkeiten nachprüfen. Ich habe in meinem Buch u.a. dokumentiert, wie zum Beispiel der Heidelberger Finanzdienstleister MLP mit den Professoren Raffelhüschen und Rürup wirbt. Auch die Herren Miegel und Sinn sind als Vortragreisende mit dabei .

      Immer wenn ich in den Talkshows erlebe, dass solche Personen als Wissenschaftler vorgestellt werden, muss ich deshalb laut lachen. Die Versicherungswirtschaft beteiligt sich auch an der Finanzierung von Instituten unserer angeblichen Wissenschaftler. So gibt es in Mannheim das Institut mea, das von der Versicherungswirtschaft und dem Land Baden-Württemberg finanziert ist. Im Vorstand sitzen gleich zwei Vertreter des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV. Den Vorsitz hat der Vorsitzende des angeblich unabhängigen Sachverständigenrates, Bert Rürup. Das ist ein gutes Beispiel für die Verflechtung.

      Strategie der Zerstörung des Vertrauens

      Weil ich in früheren Funktionen als Wahlkampfplaner und als Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt immer wieder an der Entwicklung und Formulierung von Strategien der Politik und Öffentlichkeitsarbeit beteiligt war, kann ich mich sehr gut in die Lage jener Personen und Planungsstäbe versetzen, die für die Versicherungswirtschaft und die Banken die Strategie der Störung und Zerstörung des Vertrauens in die gesetzliche Rente und der Werbung für die private Vorsorge formuliert haben.

      Ich bewundere sogar ihre Professionalität, nicht ihr Ziel und nicht ihre Methoden. Aber ihre Professionalität ist Spitze. Wer meint, es gäbe solche Strategien nicht, den muss ich leider naiv nennen In meinem neuen Buch habe ich zur Veranschaulichung und zum besseren Verständnis der Leser eine solche Strategie der Finanzwirtschaft formuliert, ich habe mich dazu einfach in die Lage meiner Kolleginnen und Kollegen Strategieplaner der Versicherungswirtschaft und der Banken versetzt.

      Man kann davon ausgehen, dass es eine Doppelstrategie gibt: zum einen den Versuch, politische Entscheidungen anzuregen und auf sie einzuwirken zum anderen die Propaganda in allen ihren Facetten. Die Strategen haben klar erkannt, dass es einiger politischer Entscheidungen bedurfte und bedarf, um die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung zu mindern und damit das Vertrauen zu zerstören. Ich zähle einige dieser politischen Entscheidungen auf:

      Den Rentenkassen wurden die von Ihnen erwähnten versicherungsfremden Leistungen aufgedrückt. Man hat in den neunziger Jahren sehr viele Menschen in den Vorruhestand entlassen, einvernehmlich zwischen Wirtschaft und Politik. Man hat gleichzeitig irrationaler Weise die Beitragsgrenzen fixiert, so als sei die Zahl "19,9" die von Gott vorgegebene Beitrags-Höchstgrenze. Dies zusammen hat dazu geführt, dass die Leistungsfähigkeit gesunken ist. Es gibt vorerst keine Rentenerhöhungen mehr, real sinken sie.

      Ebenfalls eine politische Tat zur Zerstörung des Vertrauens war die kürzlich erfolgte Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre. Rational ist diese Entscheidung nicht zu begreifen. Bei heute und in absehbarer Zeit über 5 Millionen Arbeitslosen jetzt eine Entscheidung zur treffen, dass ab dem Jahr 2012 stufenweise länger gearbeitet werden soll, ist bar jeder Vernunft.

      Dieser Vorgang bekommt nur dann den Anstrich von Vernunft, wenn man mit einbezieht, dass diese jetzt gefällte Entscheidung das Vertrauen in die gesetzliche Rente weiter schwächen soll und damit den privaten Versicherungskonzernen die Hasen in die Küche treibt. Das ist dann aber keine gesamtgesellschaftliche Vernunft, sondern nur vernünftig aus der Sicht privater Konzerne.

      Die Politik macht sich zu ihrem Büttel. Dafür haben wir unsere Politiker allerdings nicht gewählt. Es ist interessant, dass sich unsere Politiker auch direkt in die Propaganda der Versicherungswirtschaft haben einspannen lassen. Sie werben offen und ohne Scham für private Vorsorge. Die Bundeskanzlerin tut es, der Sozialminister Müntefering und die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt tun es. Die erwähnten Wissenschaftler tun es. Ich erschrecke jedes Mal, wenn ich das höre, von neuem. Und ich merke: Die Schamlosigkeit hat inzwischen so um sich gegriffen, dass die meisten Menschen schon gar nichts mehr dabei finden, wenn die von ihnen gewählten Politiker und Politikerinnen offen für private Interessen eintreten.

      Können Sie noch andere Reformen aufzählen, an denen sich ähnliche Verlaufsformen feststellen lassen?

      Albrecht Müller: Ich nenne Hartz IV. Diese Reform hatte aus meiner Sicht in jedem Fall auch das Ziel, das Vertrauen in die Arbeitslosenversicherung zu zerstören. Das ist umfassend gelungen. Bisher sind viele Menschen, auch wenn die Arbeitslosenversicherung zeitlich begrenzt war, davon ausgegangen, dass bei einer einigermaßen vernünftigen wirtschaftlichen Entwicklung ihre eingezahlten Beiträge wirklich wie Versicherungsbeiträge wirken und sie für den Fall der Arbeitslosigkeit wenigstens finanziell abgesichert sind und so die Phase der Arbeitslosigkeit ohne sozialen Abstieg durchstehen können. Mit Hartz IV ist ihnen klargemacht worden - übrigens auch in der Propaganda der Politiker - dass die Arbeitslosenversicherung keine Versicherung ist. Und schon ist das Tor auf für ein neues Geschäftsfeld. Ähnlich wird es bei der Pflegeversicherung laufen, eventuell auch bei der Krankenversicherung.

      Als letztes Beispiel in dieser Reihe nenne ich das noch vor der Wahl verabschiedete ÖPP-Gesetz. Es erleichtert die Privatisierung von öffentlichen – meist kommunalen - Einrichtungen und Unternehmen. Das ist ein weiteres lukratives Geschäftsfeld für eine Reihe von privaten Personen und Einrichtungen: für Beratungsunternehmen, für Wirtschaftsprüfer, für Rechtsanwälte, für eine Reihe von Spezialisten des Privatisierungsgewerbes. Hier kommt es offensichtlich nicht auf den Privatisierungserfolg an sondern auf den Privatisierungsvorgang an. Daran wird verdient.

      Ich mache auf diesen Vorgang deshalb aufmerksam, weil wir erleben werden, wie die bisher einigermaßen vernünftige Mischung von privater Wirtschaft einerseits und öffentlichen, meist kommunalen, Unternehmen zur Daseinsvorsorge der Erosion preisgegeben wird.

      Nicht weil das Sinn macht. Es geschieht, weil einzelne Personen, Gruppen und Unternehmen wie private Versorgungsunternehmen und Banken daran kräftig verdienen.

      Unter Helmut Kohl wurde seinerzeit z. B. mit der Privatisierung von Rundfunk und Fernsehen eine ideale Plattform installiert, auf der heutzutage die neoliberalen Netzwerke ihre Heilsbotschaften unter das Volk bringen. Die Regierung Schröder hat dieses neoliberale Credo in einem bisher ungekannten Maß umgesetzt und ist genau dann abgetreten, als sie mit ihrer Politik an die Grenzen ihrer politischen Leistungsfähigkeit gelangt war und eine Diskussion über den tatsächlichen Nutzen der Reformen unausweichlich schien. Mit Schwarz-Rot wird nun wieder nicht über eine Rückkehr zur Nachfragepolitik nachgedacht, sondern es werden im Gegenteil weitere sozialstaatliche Errungenschaften zur Disposition gestellt.

      Albrecht Müller: Ich habe in meinem neuen Buch ausführlich dokumentiert, dass insbesondere im Jahr 2005 eine Bilanz des Scheiterns der Reformen nach der andern erschienen. Auch Medien, die bis dahin den Reformkurs Schröders unterstützten, mussten zugeben, dass Hartz I bis III und Hartz IV und all die andern Reformen wenig gebracht und viel gekostet haben. Was viele, auch professionelle Beobachter in Deutschland nicht gesehen haben: Das Neuwahlbegehren von Gerhard Schröder und Franz Müntefering und die Unterstützung dieses seltsamen Begehrens durch Bundespräsident Köhler und das Bundesverfassungsgericht wirkte wie ein Befreiungsschlag für die neoliberale Bewegung.

      Ab der Ankündigung von Neuwahlen wurde das Scheitern der Reformen nicht mehr durchschlagend thematisiert. Statt dessen wurde über die nächste Reform geredet. Das war eine Gehirnwäsche der Sonderklasse. Ich spreche auch von Konkursverschleppung.
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 14:16:35
      Beitrag Nr. 18 ()
      Es ist geradezu erschütternd, was in diesem Land abläuft und wie wir verar...t werden !

      Bedauerlich auch, daß ein großer Teil der User hier wohl auch von solchen Interessen geprägt scheint (mangelndes Begreifen will ich hier nicht unterstellen) - es würde doch wohl sonst eine energischere Reaktion geben...
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 14:23:24
      Beitrag Nr. 19 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.444.561 von webmaxx am 05.05.06 14:16:35Die Glaubwürdigkeit des Polemikers Müller, trotzdem er von unserer geliebten Feuerblume so geschätzt wird - verbietet eine weitere Diskussion.

      KD;)
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 14:29:27
      Beitrag Nr. 20 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.444.653 von Kwerdenker am 05.05.06 14:23:24Genau.
      Darin besteht meine energische Reaktion...ich ignoriere die publizierte linke Polenik. :D
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 14:41:13
      Beitrag Nr. 21 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.444.739 von Sealion am 05.05.06 14:29:27Sealion, kwerdenker - auch polemische Aussagen haben einen Wahrheitsgehalt und lassen sich daraufhin überprüfen.

      Es ist imho zu billig, nicht genehme Aussagen zu leugnen mit Verweis auf die Person des Autors. Macht es euch nicht so einfach - die eigene Glaubwürdigkeit leidet auch darunter, finde ich.

      Und: Vielleicht (!) fehlgeleitete, aber ehrliche Polemik ist allemal besser als miese Interessenpolitik zu Lasten einer ganzen Volkswirtschaft.
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 14:55:01
      Beitrag Nr. 22 ()
      Gestern war bspw. in der Presse eine offizielle Verlautbarung zu lesen, dass man künftig die Arbeitsbereitschaft bei Neuanträgen auf ALG2 mit einem Stellenangebot testen wolle. Wer es nicht annimmt, wird gesperrt.

      Selbstredend handelte es sich bei diesem Stellenangebot um einen sog. 1-Euro-Job.

      Was hat die Nichtannahme dieser Sklavenarbeit mit der Arbeitsbereitschaft eines Arbeitslosen zu tun?

      Ein Exemplarischer Fall, wie die Öffenlichkeit in Deutschland von den Politikern verdummt wird.

      Ähnlich heute: Da forderte Beckstein, dass es bei den künftigen Einbürgerungsschulungen der Erfolg geprüft werden muss und ein "Sitznachweis" nicht ausreicht.

      Bei viel wichtigeren Positionen, nämlich denjenigen, die Politiker im allgemeinen innehaben, ist nicht einmal ein Sitznachweis erforderlich. Von Kompetenznachweis will ich gar nicht erst reden. So ist das halt in der deutschen Republik. An wichtigster Stelle leistet man sich Amateure, Stümper und Hassadeure. An anderer Stelle wird man das Deutschlandlied summen müssen.
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 14:56:59
      Beitrag Nr. 23 ()
      Albrecht Müller: Das Umlageverfahren müsste man erfinden, wenn wir es nicht schon über 100 Jahre hätten. Denn es arbeitet preiswert und sicher. Nach meinen Erkundigungen werden gerade mal 4 % der Einnahmen, also der Beiträge für die Verwaltung aufgewandt. Norbert Blüm spricht von 1,5 %. In jedem Fall verursacht das Einnehmen der Beiträge und das Auszahlen der Renten um vieles weniger Kosten als die privaten Vorsorgesysteme.

      Diese Aussage hat wohl nichts mit linker Polemik zu tun, sondern sind Fakten!

      Weitere Fakten sind:

      Verwaltung und Vertrieb der Riester-Rente nehmen etwa 10 % in Anspruch; das chilenische Modell der Privatvorsorge, das ich in meinem Buch erwähne, weil es eine Art Vorreiterrolle für die Kommerzialisierung der Altersvorsorge spielte, verbraucht 18 % der eingenommenen Versicherungsprämien, andere Systeme 25 %, in Großbritannien bis zu 40%. Diese Kosten fallen an für den Betrieb, für Vertrieb, für Werbung, für Kapitalanlage und Spekulation, für Provisionen und Beratungshonorare und dann auch noch für den Gewinn der Lebensversicherungsunternehmen. Diese Kosten müssen erst einmal verdient werden.

      Jetzt kann man auf diese Fakten so reagieren:

      Die Glaubwürdigkeit des Polemikers Müller, trotzdem er von unserer geliebten Feuerblume so geschätzt wird - verbietet eine weitere Diskussion.

      Also Augen zu und die Realität ignorieren anstelle mal kritsch nachzudenken!
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 15:02:55
      Beitrag Nr. 24 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.428.332 von Blue Max am 04.05.06 12:37:20Und unserer sehr verehrter Blue weiß es genau!!!!!!!!!!!!!!!!!!
      Er schreibt:
      Noch primitiver ist den Leuten einzureden, dass man nur die "Reichen" zu beklauen braucht und es dann automatisch allen Menschen gut geht.

      Wer diskutiert denn auf deinem Niveau Blue Max!
      Wer hat denn schon einmal behauptwet, die "Reichen" zu beklauen???????
      So naiv kannst nur einer sein. der verantwortlich für die Maßeinheit der D.... ist!
      Oder hast du es heute Nacht geträumt!
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 15:15:53
      Beitrag Nr. 25 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.444.921 von webmaxx am 05.05.06 14:41:13Sollte meine Glaubwürdigkeit darunter leiden, weil ich mich von linkslastiger Polemik, verkleidet als Gesellschafts- und Sozialkritik, distanziere oder mich nicht mit ihr auseinandersetze...dann scheiß ich drauf. Ich kenne die Ecke aus der sie kommt nur zu gut...denn auch für diese Ecke gilt:

      Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem DAS kroch...
      :(
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 15:25:32
      Beitrag Nr. 26 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.445.440 von Sealion am 05.05.06 15:15:53Hätte mich ja auch getäuscht, wenn du was anderes geschrieben hättest! Ist typisch für Menschen, die die Wirklichkeit leugnen! Wenn sie die Wahrheit sehen, machen sie schnell die Augen zu!!!

      Übrigens, mir ist völlig unklar, wieso diese Zahlen links sind???? Gibt es jetzt schon in deiner Welt linke und rechte Zahlen???

      Wenn du mir diesen unterschied erläutern kannst, wäre ich dir dankbar!
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 15:28:52
      Beitrag Nr. 27 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.445.440 von Sealion am 05.05.06 15:15:53Übrigens, kann ich dich nur bestaunen!
      Wie vornehm du dich ausdrücken kannst:

      dann scheiß ich drauf.

      Spricht wirklich für dich!!!!!!!:laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 15:32:45
      Beitrag Nr. 28 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.445.440 von Sealion am 05.05.06 15:15:53Falls du dieses Statement auf den #14, indem Müller zum Rentensystem Stellung nimmt, beziehen solltest, kann ich dir nicht zustimmen. Ich sehe darin weder etwas Linkslastiges noch etwas Polemisches.

      Es ist eine Frage von nationaler Bedeutung, wie eine künftige Rentensystematik gehandhabt werden soll.

      Wenn du Müller ebenfalls ein lobbyistischers Interesse, welcher Couleur auch immer, unterstellst, dann nenne doch bitte Roß und Reiter.

      Jeden Falls ist es auch eine von mir mehr und mehr erlebte Einstellung vieler junger Menschen, in ein System, daß ihnen scheinbar später nichts oder nur wenig gibt, möglichst nichts mehr einzuzahlen . Dieses Vertrauen wird, wenn überhaupt, nur schwer wieder zu gewinnen sein.

      Die Auswirkungen dessen werden wir beide mit Sicherheit noch zuspüren bekommen.
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 15:34:53
      Beitrag Nr. 29 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.445.160 von Roman5 am 05.05.06 14:56:59Folgende Antwort bezieht sich auf Beitrag Nr.: 21445160 von Roman5 am 05.05.06 14:56:59

      Du redest von Fakten, hast aber augenscheinlich keinen angemessenen Hintergrund um eben diese Behauptung aufzustellen.

      Fakt ist zum Beispiel wenn jeder seine private Rentenversicherung selbst organisiert, indem er schlicht in einen repräsentativen Korb von erstklassigen Unternehmen investiert liegt der Anteil der Verwaltungskosten bei nahe 0%. Ansonsten gilt natürlich, dass es nichts umsonst gibt, will ich Arbeiten an andere delegieren muss ich dafür zahlen. Somit liegen die Kosten einer privaten Rentenversicherung irgendwo zwischen 0 und 40% (um zumindest deine Zahl als Obergrenze zu verwenden). Dabei hat jeder die Wahl wo er sich wiederfinden will.
      Aber du hast schon Recht, inzwischen glaube ich auch, dass viele Menschen überhaupt keine Eigenverantwortung tragen wollen, vielen ist ein Zustand ähnlich der Sklaverei, indem man zwar arm und bevormundet ist aber sich um nichts kümmern muss lieber als ein Zustand der Freiheit indem man tatsächlich Verantwortung tragen muss.

      Hat man allerdings eine staatliche Rentenversicherung, dann führt das zu den negativen Folgeerscheinungen, die jede Versicherung mitsichbringt. Versicherungen ändern das Verhalten der Menschen und führen zu ineffizientem Verhalten. Alleine damit beschäftigt sich ein Großteil aller Vorlesungen zum Thema Versicherungswirtschaft.

      Sprich hat man eine staatliche Rentenversicherung hat am Ende niemand eine angemessene Rentenversicherung, sofern sie wie unsere vollkommen falsch konstruiert ist. Denn die Menschen vermeiden die Einzahlungen zu leisten, sofern es möglich ist, was in unserem Fall bedeutet keine Kinder zu bekommen, einer der Hauptgründe der Demographie.

      Überlässt man den Menschen die Rentenversicherung selbst, mal von einer staatlichen Grundversicherung abgesehen, die man aus Steuern finanzieren könnte, die aber keinesfalls zum Leben reichen dürfte, allenfalls zum Überleben, dann ist das nicht nur billiger, sondern auch effizienter, gerechter und mit weniger Armut verbunden.

      Wenn du wissen willst warum dann setze dich mal in entsprechende Vorlesungen der Volkswirtschaftslehre, die gegenwärtig noch für jeden umsonst sind, statt hier Halbwahrheiten zu verbreiten.

      @19

      Gestern war bspw. in der Presse eine offizielle Verlautbarung zu lesen, dass man künftig die Arbeitsbereitschaft bei Neuanträgen auf ALG2 mit einem Stellenangebot testen wolle. Wer es nicht annimmt, wird gesperrt.

      Auch unter einem sozialistischen oder kommunistischen Wirtschaftssystem gelten Naturgesetze. Sozialismus bedeutet Armut für alle und nicht wie hier wohl oft angenommen wird ein auskömmliches Einkommen für alle. Denn genau das kann die sozialistische Politik nicht garantieren, das kann nur eine marktwirtschaftlich liberale Politik zumindest annähernd erreichen.

      Je sozialistischer die Politik, desto ärmer das Land.

      Das was du hier beschreibst ist die Folge sozialistischer Politik im Endstadium und der Ignoranz sich der Realität zu stellen.

      Gruß grigri
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 15:58:49
      Beitrag Nr. 30 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.445.598 von Roman5 am 05.05.06 15:25:32Bitte zitiere mich genau...in welchem posting schrieb ich etwas von linken oder rechten Zahlen?
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 16:00:22
      Beitrag Nr. 31 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.444.921 von webmaxx am 05.05.06 14:41:13webmaxx

      Ich hatte den Unsinn hier längst an Beispielen entlarvt.

      Dazu hat dann keiner seiner Fans mehr Worte gefunden...;)

      Dann sollte man besser schweigen...

      KD
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 16:00:28
      Beitrag Nr. 32 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.445.648 von Roman5 am 05.05.06 15:28:52Ja...auch kacken muss Mann können.
      Leider beherrsche ich nicht deine verbalerotischen Verklausulierungen, die du verwendest, um andere User zu beleidigen.
      :D
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 16:02:49
      Beitrag Nr. 33 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.446.223 von Kwerdenker am 05.05.06 16:00:22Sorry, das wußte ich nicht.

      Würde ich, wenns denn noch geht, gern nachlesen.
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 16:04:26
      Beitrag Nr. 34 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.446.266 von webmaxx am 05.05.06 16:02:49siehe #2

      Ich hätte glatt doppelt so viel schreiben können, war es mir aber nicht wert....

      KD
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 16:05:40
      Beitrag Nr. 35 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.445.160 von Roman5 am 05.05.06 14:56:59...mit deinem Auftauchen hier kam ein weiterer Grund hinzu, zu schweigen.;)

      KD
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 16:12:33
      Beitrag Nr. 36 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.445.762 von grigri4 am 05.05.06 15:34:53Hauptnachteil einer staatlichen Rentenversicherung, vorausgesetzt sie ist richtig konstruiert ist, dass man keinen Einfluss auf seine Rentenplanung hat, alles vorgeschrieben bekommt und in allem von Entscheidungen anderer abhängig ist.

      Hauptnachteil wenn sie falsch konstruiert ist (wie unsere und aus egoistischen Nutzenerwägungen der Politiker wahrscheinlich jede staatliche Rentenversicherung) ist, dass sie praktisch nicht funktioniert, da sie mehr oder weniger die gleichen Eigenschaften wie ein Schneeballsystem aufweist. Hier sind die "Vorteile" dann nur noch eher theoretischer Natur, da fundamentale menschliche Verhaltensmuster ausgeblendet bzw. ignoriert werden.

      Hauptvorteil einer staatlichen Rentenversicherung ist, dass sie Jedem eine Rentenversicherung ermöglicht, die in der Praxis allerdings zu niedrig zum Überleben sein wird. Im Prinzip begränzt sich das Ganze auf den Versicherungseffekt als einzigen Vorteil.

      Hauptnachteil einer privaten Rentenversicherung ist, dass man ein höheres individuelles Risiko trägt.

      Hauptvorteil, aufgrund des höheren individuellen Risikos und der notwendigen eigenverantwortlichen Organisation ist man maximal flexibel, die Ergebnisse hängen von dem eigenen Engagemnt bei der Planung und Organisation ab, dürften also in der Regel besser sein.

      Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Vorteile einer staatlichen Rentenversicherung hauptsächlich theoretischer Natur sind und diese gerade daran krankt, dass sie fundamentale menschliche Verhaltensweisen ignoriert.
      Eine private Rentenversicherung erbringt eine bessere Verzinsung und birgt ein höheres individuelles Risiko, aber sie funktioniert nicht nur in der Theorie sondern auch in der Praxis recht gut, bzw. gerade in der Praxis funktioniert sie besser.

      Das Optimum ist wohl erreicht wenn man eine staatliche Grundversicherung hat die für jeden ein Überleben, aber keinesfalls ein Leben sichert und den Rest privat organisiert.

      Gruß grigri
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 16:13:55
      Beitrag Nr. 37 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.445.725 von webmaxx am 05.05.06 15:32:45Daran mache ich linke Polemik fest, weil es eben gern verwendete Totschläger dieser Klientel ist:

      sondern schon seit den Zeiten Kohls in das Fahrwasser neoliberaler Politik geraten ist.

      Sozialdemokratie den neoliberalen Paradigmenwechsel unter

      welchem die neoliberale Ausrichtung klar und deutlich

      Ist der Weg des Neoliberalismus, den die lohnabhängige Bevölkerung in Deutschland

      Hat der neoliberale Wahnsinn nicht doch Methode

      dann merkt man, welch ein Wahnsinn die neoliberale Politik ist.

      Die neoliberale Ideologie ist eine primitive Ideologie

      Aber man sollte nicht, wie die Neoliberalen es gemeinhin

      Warum hat sich das neoliberale Kartell mit seiner Entdemokratisierungskampagne

      Die neoliberalen Kräfte haben ihr Netzwerk gut organisiert

      Der einzige Weg, den ich sehe, ist der Aufbau einer Gegenöffentlichkeit gegen die herrschende Meinung. Das ist nur im Zusammenwirken vieler Kräfte zu schaffen, mit den Gewerkschaften, mit der Linkspartei, mit anderen Parteien wie der SPD, wenn sie sich ihrer aufklärerischen Tradition wieder besinnen würde, mit einem Medium wie dem Ihren, mit dem von Wolfgang Lieb und mir herausgegebenen NachDenkSeiten und vielen anderen.

      Reicht dir das? Verstehst du, was ich meine?
      Gewerkschaften und Linkspartei = Roß und Reiter. :mad:
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 16:40:07
      Beitrag Nr. 38 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.446.437 von grigri4 am 05.05.06 16:12:33Ich gehe auf die Thesen von dir in #33 etwas näher ein.
      Richtig ist deine Aussage im ersten Satz!
      Leider hat die Polituik in der RV! Kohl hat die RV mißbraucht, um die deutsche Einheit zu finanzieren! Dabei hat er Beamte Rechtsanwälte Privatärzte, Steuerberaten Manager usw von den Kosten der Einheit " befreit"!
      Sie beruht auf dem Solidarprinzip! Dieses Prinzip gestattet auch die Sozialschwachen im Alter ein einigermaßen Auskommen!

      Satz zwei muss energisch widersprechen!
      dass sie praktisch nicht funktioniert

      Sie hat 120 Jahre funktioniert! Besser als jede andere Versicherung! Sie hat die Weltwirtscghaftskrise 1929 überlebt, sie hat den Zusammenbruch 1945 überlebt und viele andere Klippen! Sie hat sogar den Zusammenbruch der Börse im Jahre 2000 gut überlebt! Gäbe es die RV nicht, müßte man sie neu erfinden! Sie ist das sicherste Versicherungssystem, auch wenn ständig was falsches behauptet wird!

      drittes Satz:
      die in der Praxis allerdings zu niedrig zum Überleben sein wird.
      Wer garantiert dir, dass du überhaupt in 30 oder 40 Jahren aus einer Privatversicherung etwas ausgezahlt bekommst? Seit 2000 sind in den USA 100 000 Alterssicherungsfonds zusammengebrochen! Wo sind diese Renten nun! Wo sind die Privatversicherungen von vor 1945 oder 1929??? Wo sind die Milliarden Summen, die viele im Atienboom investiert haben und für das Alter dienen sollten?

      usw. usf. Die Rv hat das alles übertsanden!


      5.notwendigen eigenverantwortlichen Organisation ist
      Dazu sind aber viele Menschen nicht in der Lage! Ihnen fehlt einfach das notwendige Wissen! Sie sind immer auf andere angewiesen! Und über die Ergebnisse des " Vertrauen" auf andere haben gerade vor 6 Jahren viele einfache menschen mit ihren letzten gesparten Groschen bezahlt!

      Und ich könnte noch vieles anfügen!

      Kwwerdenker, was hast du schon geschrieben???? In# "?????
      Da haste nur unterstellungen formuliert ! Deshalb ist dein Vorwurf geschenkt!
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 16:44:51
      Beitrag Nr. 39 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.446.437 von grigri4 am 05.05.06 16:12:33grigri, hier ein Interwiev von Norbeert Blüm bei Beckman! Lese es einmal objektiv und hinterfrage einiges.

      http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1&…
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 16:59:44
      Beitrag Nr. 40 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.446.461 von Sealion am 05.05.06 16:13:55Ja, verstehe.

      Hauptsächlich stört dich der Vorwurf "neoliberal".

      Und daß der Müller SPD-Mann ist, also in der Wolle gefärbt. Aber der ist wohl weiter als du, weil er ja sogar parteiübergreifende Zusammenarbeit vorschlägt.

      Ich muß für meinen Teil aber auch sagen: Wenn es darauf hinausläuft:

      Rechts= ausschließlich private Vorsorge,
      Links=Sozialversicherung;

      Dann bin ich in diesem Fall für Links! Ohne Wenn und Aber, ohne Ausnahme, Pflichtversicherung für wirklich Jeden - und freiwillige private Vorsorge dazu.

      Romans Argumente sind nicht von der Hand zu weisen.
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 17:15:36
      Beitrag Nr. 41 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.446.971 von Roman5 am 05.05.06 16:44:51Folgende Antwort bezieht sich auf Beitrag Nr.: 21446971 von Roman5 am 05.05.06 16:44:51

      Sie hat 120 Jahre funktioniert! Besser als jede andere Versicherung! Sie hat die Weltwirtscghaftskrise 1929 überlebt, sie hat den Zusammenbruch 1945 überlebt und viele andere Klippen! Sie hat sogar den Zusammenbruch der Börse im Jahre 2000 gut überlebt! Gäbe es die RV nicht, müßte man sie neu erfinden! Sie ist das sicherste Versicherungssystem, auch wenn ständig was falsches behauptet wird!

      In ihrer idealen Form ist sie sicherlich keine schlechte Lösung. Hier muss nun aber berücksichtigt werden, dass die Realität nicht ideal ist und dass sich Menschen in der Realität grundsätzlich eigennützig verhalten wie auch viele andere Verhaltensweisen die Menschen aufweisen vor dem Hintergrund verschiedenster Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel Versicherungen.

      Sie hat die letzten 120 Jahre überlebt, sie wird aber keine weiteren 50 Jahre überleben, da sie in letzter Konsequenz eben en den menschlichen Verhaltensmustern, die sie ignoriert zusammenbrechen wird. Menschen sind keine Idealisten, sondern Egoisten, zumindest in überwiegender Zahl. Das bedeutet, dass sie nicht dauerhaft funktionieren kann, im Gegensatz zu einer privaten Rentenversicherung, die explizit diese Tatsache berücksichtigt.

      Wer garantiert dir, dass du überhaupt in 30 oder 40 Jahren aus einer Privatversicherung etwas ausgezahlt bekommst? Seit 2000 sind in den USA 100 000 Alterssicherungsfonds zusammengebrochen! Wo sind diese Renten nun! Wo sind die Privatversicherungen von vor 1945 oder 1929??? Wo sind die Milliarden Summen, die viele im Atienboom investiert haben und für das Alter dienen sollten?

      Garantien kann man über diesen Zeitraum nicht geben, das kann auch eine staatliche Rentenversicherung nicht. Hier ist es sogar so, dass ich dir garantieren kann, dass die staatliche Rentenversicherung nicht in der Lage sein wird eine auskömmliche Rente zu finanzieren, da sie das Verhalten bei den Menschen fördert, das verhindert die Leistung zu erbringen von der jede Rentenversicherung abhängig ist.
      Das ist genau der negative Einfluss des Versicherungseffektes.

      Gerade weil eine private Rentenversicherung diese Garantie nicht geben kann wird sie am Ende ein besseres Ergebnis liefern.

      Dazu sind aber viele Menschen nicht in der Lage! Ihnen fehlt einfach das notwendige Wissen! Sie sind immer auf andere angewiesen! Und über die Ergebnisse des " Vertrauen" auf andere haben gerade vor 6 Jahren viele einfache menschen mit ihren letzten gesparten Groschen bezahlt!

      Hier müsste der Staat sicherlich beratend eingreifen, er müsste kostenlose staatliche unabhängige Beratungsstellen einrichten, in denen sich die Menschen informieren können. Die Entscheidungen müssen sie danach aber selbst treffen, denn erst bei Eigenverantwortung ist ein effizienter und nachhaltiger Zustand erreicht.
      Wer im Laufe seines Lebens 2 Kinder bekommt, eine selbstgenutzte Immobilie erwirbt und vielleicht noch in geringem Umfang Aktien und Anleihen erwirbt, der hat im Prinzip schon eine recht zuverlässige und risikoarme Rentenversicherung erworben.

      Norbert Blüm ist für mich Paradebeispiel für die Inkompetenz deutscher Politiker, er hatte die höchste Verantwortung im Staat was die Rentenversicherung betrifft inne und war bzw. ist heute immer noch absolut inkompetent und fehl am Platz. Jeder VWL-Professor, selbst wenn er einen anderen Schwerpunkt hat, ja sogar jeder Student im 1.Semester wäre kompetenter gewesen, ganz zu schweigen von Menschen die einfach nur über genug gesunden Menschenverstand verfügen. Denn mehr braucht es eigentlich nicht. Aber nicht einmal das hatte er.
      Ansonsten gilt, Politiker die sogar offen zugeben die Ratschläge der Wirtschaftsweisen zu ignorieren haben in ihrer Position nichts zu suchen.
      Es ist schon schlimm, wenn die inkompetentesten Menschen die größte Verantwortung tragen. Zum Schaden aller.

      Gruß grigri
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 17:21:59
      Beitrag Nr. 42 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.446.971 von Roman5 am 05.05.06 16:44:51Das ist nur noch peinlich, dieses Gestammel von Blüm... So einem hat man die Rentenversicherung anvertraut, nicht zu fassen.


      Es bleibt festzuhalten: Der grundlegende Fehler No. 1 ist das monetäre System, daß durch die exponentielle Zinseszinsdynamik

      a) den Staat mit den Jahren in die Verschuldung treibt

      b) Geldmittel dem Umlauf zu entziehen lohnend macht und dadurch eine Vermögensumverteilung von den scbhwachen in die starken Hände ermöglicht.


      Natürlich gehörtauch eine vernünftige Ausgabenpolitk dazu und vor allem kluge Leute, die ihr Handwerk verstehen. Keine bestechlichen, machtgeilen Lobbyisten und in die Tasche-Ve.rdiener
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 17:26:37
      Beitrag Nr. 43 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.447.519 von grigri4 am 05.05.06 17:15:36Grigri, sorry - aber entweder bist du ein Träumer von der Sorte heillos oder ein Theorieschwätzer...

      Es wird immer die Mehrheit eines Volkes sein, die mit Pflicht(abgaben) gelenkt werden muß. Beratung schafft da gar nichts. Geh mal abends in einschlägige Pommesbuden statt in die von Papi vollfinanzierte Nobeldisco, dann weißt du, was ich meine.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 19:51:01
      Beitrag Nr. 44 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.446.223 von Kwerdenker am 05.05.06 16:00:22Kwerdenker, meintest du deine Argumentation in #2?


      Punkte 1, 2 : Das ist m.E. müßig zu diskutieren.

      Punkt 3 : Hier will Müller ja nur sagen, daß die Großunternehmen die Lobbypolitik wie die PR_Maßnahmen nach außen im Verband festlegen, ohne die Belange der Mittelstandsmitglieder zu berücksichtigen.


      In Punkt 4 schreibst du, die von Müller angeführte Wirkungsweise der MwSt._Erhöhung sei "der größte Blödsinn überhaupt".

      Ich denke, du irrst. Ein deutsches Unternehmen bekommt bei Warenausfuhr die MwSt rückerstattet. Es bietet also quasi netto an.

      Ein Unternehmen, daß im Inland an Endverbraucher liefert, hat selbstverständlich und unbstritten mit einem Nachfragerückgang zu rechnen - die Frage ist nur, wie stark.

      So einfach ist es, wenn man nicht um Ecken denkt.
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 20:26:55
      Beitrag Nr. 45 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.447.519 von grigri4 am 05.05.06 17:15:36Garantien kann man über diesen Zeitraum nicht geben, das kann auch eine staatliche Rentenversicherung nicht.

      Doch grigri, das deutsche Umlagesystem kann es! Sicher hängt es ab von der Anzahl der Einzahler , aber es ist liquide!

      Gerade weil eine private Rentenversicherung diese Garantie nicht geben kann wird sie am Ende ein besseres Ergebnis liefern.

      Welche Logik ist den das?? Ist es die Negation der Negation??
      Oder gar ein Perpetuum mobile?
      Die
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 20:34:00
      Beitrag Nr. 46 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.450.264 von Roman5 am 05.05.06 20:26:55Die bisherigen Erfahrungen und die Praxis beweisen genau das Gegenteil! Sicherlich kann eine private Zusatzversicherung wertvoll sein!
      Aber was sollen die vielen Menschen machen, die garnicht in der Lage sind, privat vorzusorgen???????

      Hier müsste der Staat sicherlich beratend eingreifen,
      Wie stellst du dir denn das vor! Der Staat soll sagen, die bei der Al.... ist schlecht und die bei der Vi..... ist gut?
      Ertens darf er es nicht und zweitens wer übernimmt bei einem Faehlberatung die Verantwortung?
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 23:01:21
      Beitrag Nr. 47 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.450.348 von Roman5 am 05.05.06 20:34:00Folgende Antwort bezieht sich auf Beitrag Nr.: 21450348 von Roman5 am 05.05.06 20:34:00

      Doch grigri, das deutsche Umlagesystem kann es! Sicher hängt es ab von der Anzahl der Einzahler , aber es ist liquide!

      Nein, das kann es nicht, das wirst du in Zukunft merken wenn du noch lange genug lebst. Liquide zu sein alleine reicht nicht. Sicher, der Staat kann jederzeit Geld ausgeben, Menschen leben jedoch nicht von Geld sondern von realen Größen. Ein System das die Entstehung von realen Größen verhindert bzw. bestraft muss über kurz oder lang kaputtgehen. Oder anders ausgedrückt das System geht nicht von heute auf morgen kaputt, aber es geht kaputt. Und das ist genau genommen der einzige Wirkungsmechanismus der deutschen Rentenversicherung der langfristig funktioniert. Sie verhindert dass die Menschen eine sichere Altersvorsorge haben, weil sie ihnen suggeriert eine zu haben. In dem Moment aber wo die Menschen glauben eine sichere Altersvorsorge zu haben verhalten sie sich genau so dass genau diese sichere Altersvorsorge nicht erreicht werden kann.

      Genau deshalb führt eine private Altersvorsorge, aufgrund ihrer Unsicherheit dazu, dass ein Großteil der Bevölkerung eine sichere Altersvorsorge haben wird, da sie das richtige Verhalten, sprich Kinder zu bekommen und Sparsamkeit fördert.

      Oder anders ausgedrückt ein Sozialstaat zerstört die ursprüngliche Bedeutung der Familie weshalb ein elementarer Grund Kinder zu bekommen wegfällt. In letzter Konsequenz hängt aber auch die staatliche Rentenversicherung wieder von den nicht vorhandenen Kindern ab.

      Genau deshalb ist die Rentenversicherungssituation in Europa verglichen mit den USA so miserabel. Viele Amerikaner die sich Zeit ihres Lebens nicht vorrausschauend verhalten haben wissen, dass sie bis 75 arbeiten müssen. Aber noch viel mehr Europäer, nämlich fast alle werden bis 75 oder noch länger arbeiten, eben weil sie es bisher nicht wussten und sich nicht durch effizientes Verhalten darauf vorbereiten konnten.

      Welche Logik ist den das?? Ist es die Negation der Negation??

      Erklärung siehe oben

      Die bisherigen Erfahrungen und die Praxis beweisen genau das Gegenteil! Sicherlich kann eine private Zusatzversicherung wertvoll sein!
      Aber was sollen die vielen Menschen machen, die garnicht in der Lage sind, privat vorzusorgen???????


      Die bisherigen Erfahrungen beweisen garnichts, denn der vollständige Prozess, der vollständige Zyklus ist noch nicht abgeschlossen. Die letzten Jahrzehnte wurde das ineffiziente falsche Verhalten und unser unnatürlich hoher Lebensstandard überwiegend vom demographischen Bonus finanziert, der ab 2015 auslaufen wird und sich Schritt für Schritt zum demographischen Malus für viele Jahrzehnte verwandeln wird. Erst in einigen Jahren werden die Kosten dieser Entwicklung offen zu Tage treten. Erst dann wirst du die Konsequenzen der gegenwärtigen Politik auch in Natur sehen können.

      Jeder kann privat vorsorgen, denn Kinder sind ebenfalls eine Art privater Vorsorge. Ich sage ja nicht, dass der Staat die Menschen nicht unterstützen sollte. Wenn er ihnen jedoch dieses individuelle Lebensrisiko abnimmt wird er im Endeffekt wie in allen dieser Situation ähnlichen Situationen nur das Gegenteil dessen erreichen, das er ursprünglich erreichen wollte.

      Wie gesagt, gerade das Risiko bei falschem Verhalten keine Rentenversicherung zu haben führt dazu, dass am Ende jeder eine hat. eliminiert man dieses Risiko verhindert man dass irgendjemand eine ausreichende Rentenversicherung haben wird.

      Wie gesagt, Menschen passen sich ihrer Umgebung an.
      Wozu noch Kinder bekommen, wozu sparen wenn es keine Auswirkung auf die eigene Rentenversicherung hat?

      Wie stellst du dir denn das vor! Der Staat soll sagen, die bei der Al.... ist schlecht und die bei der Vi..... ist gut?
      Ertens darf er es nicht und zweitens wer übernimmt bei einem Faehlberatung die Verantwortung?


      Der Staat könnte ein Pflichtfach Wirtschaft in der Schule einführen in dem den Menschen elementare Zusammenhänge erklärt werden. Es gibt viele Formen der Alterssicherung, Kinder sind die Sicherste, Älteste und Wichtigste, dann Immobilien, Wertpapiere, Versicherungen und betriebliche Altersvorsorge. Kein Mensch braucht alles, diversifizierung ist allerdings durchaus sinnvoll.

      Der Ursprungszustand ist, dass die Menschen sich selbst darum kümmern. Seit Bismarck die Rentenversicherung eingeführt hat haben die Menschen verlernt wie es geht. Früher oder später werden sie es wieder lernen. Früher wäre besser, denn der demographische Bonus ist einmalig und zeitlich begrenzt, größtenteils ist er bereits aufgebraucht.
      Weil Menschen jedoch Ignoranten sind und in gewisser Weise Parasiten wird es auf letzteres hinauslaufen, der Grund weshalb so viele der teuer ausgebildeten "Bildungselite" dieses Land verlassen. Mich eingeschlossen.

      Gruß grigri
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 23:21:26
      Beitrag Nr. 48 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.451.794 von grigri4 am 05.05.06 23:01:21Nur zur Info:

      http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/special/734/49685/

      Interessant ist insbesondere die Graphik,
      der Knick ist hauptsächlich auf die Demographie zurückzuführen.

      In 2004 sind so viele Deutsche ausgewandert wie das letzte Mal in den 50er Jahren, hauptsächlich diejenigen mit besserer Ausbildung, also gerade die an denen es hierzulande ohnehin mangelt bzw. mangeln wird.

      So lange die Regierung die nötigen Reformen nicht angeht wird dieser Trend anhalten und die Geburtenraten werden weiter sinken, bzw. stagnieren.

      D bräuchte theoretisch 3-3,8 Millionen Einwanderer pro Jahr um die Demographie zu stabilisieren. Dass das absolut illusorisch aus vielen Gründen ist brauche ich wohl nicht erwähnen. Es ist genauso ein Irrglaube wie der Glaube an die Produktivität oder andere "Scheinlösungen".

      Im Gegenteil könnte es aber in naher Zukunft sogar zu einem negativen Wanderungssaldo kommen. Das ist in gewisser Weise ein Teufelskreis.

      Daran ist aber die deutsche Politik schuld. Als deutscher Patriot kann man nur das Weite suchen um den Niedergang inklusive des darauffolgenden Neuanfangs zu beschleunigen.
      Denn je länger der Niedergang dauert desto schmerzhafter wird er für D letztendlich werden.

      Gruß grigri


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