checkAd

    Berliner Stadtschloß = Luftschloß??? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 08.06.10 17:09:55 von
    neuester Beitrag 03.04.12 09:47:27 von
    Beiträge: 80
    ID: 1.158.222
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 2.156
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 08.06.10 17:09:55
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallihallo,

      was sagt man denn dazu???
      Die Pläne für das Berliner Stadtschloß werden vorerst aufgeschoben.
      Grund dafür ist natürlich der aktuelle Sparkurs.
      Darüber kann man geteilter Meinung sein: Zum Einen ist der finanzielle Aufwand für den Bau des Stadtschloß natürlich enorm. Zum Anderen könnte Berlin damit ein kulturelles Highlight verloren gehen.

      Was denkt Ihr dazu? Braucht Berlin ein Stadtschloß? Ist der finanzielle Aufwand gerechtfertigt? Ist der Planungsstopp die richtige Maßnahme?
      Avatar
      schrieb am 08.06.10 18:07:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.649.925 von RasenderReporter am 08.06.10 17:09:55Man spart immerhin 0,44 Milliarden,

      aber:

      spart man Überhaupt,
      wenn man später baut ? :confused:

      WK:cool:
      Avatar
      schrieb am 08.06.10 18:19:07
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.649.925 von RasenderReporter am 08.06.10 17:09:55Wir brauchen kein Schloss, wir brauchen Geld, billigere Arbeit und geringere gesamtkosten

      oder hast du schon mal einen Bürger gesehen der zur Insolvenzverhinderung sich erst mal ein haus baut. Damit es " schöner" ist
      Avatar
      schrieb am 08.06.10 19:23:11
      Beitrag Nr. 4 ()
      das ist doch total behindert so viel geld für ein gebäude auszugeben :rolleyes: mit dem geld sollen die lieber in berlin platten platt machen und neuebaugebiet bauen. so wird wenigstens berlin schöner und moderner. also so einen schloss mit dem man keine mieteinahmen generieren kann. was für dummfug. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 08.06.10 19:35:16
      Beitrag Nr. 5 ()
      Möchte mal von der anderen Seite anfangen.

      Nichtstuerei ist die schlechteste Lösung und die wird es geben.

      In Deutschland organisiert sich keine Beschäftigung mit keiner Zukunft und dafür steht Rasen. Ob man da dieses Denkmal baut oder eine Uni oder Wohnungen oder den deutschen Super-Aldi:D ist letztlich Geschmacksfrage.

      Wichtig ist nur überhaupt was zu machen;)

      Und das verhindern unsere Politiker. Für das Monsterschlößchen fehlen die Taler, für eine andere Lösung steht die Angst vor den Linken, die ihren Palast der Republik seit ewig dem Kapital:laugh: geopfert sehen.

      Und in zweiter Linie finde ich einen Abschied von der Museumszukunft richtig. Da muß Leben in die Bude, Meuseen gibts reichlich und denen fehlts mehr an Inhalt und Dynamik als an Raum.

      Bei der Gelegenheit darf das unausgegorene Zentrum der Vertrieblinge auch gleich gestrichen werden.

      Trading Spotlight

      Anzeige
      InnoCan Pharma
      0,1975EUR +3,95 %
      Wirksames Medikament für Milliarden Patienten?mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 08.06.10 22:22:27
      Beitrag Nr. 6 ()
      Die Dresdner Frauenkirche wurde ohne öffentliche Mittel - ausschließlich mit Spenden !! wieder aufgebaut.

      Jeder Baubetrieb war stolz dort auch nur einen Stein zu bewegen und haben teilweise kostenlos bzw. extrem verbilligt gebaut.

      Ein Foto oder ein Hinweis an der Mitwirkung auf deren heutigen Hompage davon ist die beste Werbung.

      Jeder der über z. B. ca. tausend Stühle /Bänke in der Kirche hat ein kleines Schild mit dem Spender - gigantisch zig Amis, Engländer (die Täter) usw....

      Doch dazu muss man zu seiner Stadt/Heimat stehen - wird wohl bei den Berlinern mit Zuzug und Multikulti nicht klappen....

      sausebraus2000
      Avatar
      schrieb am 08.06.10 22:59:39
      Beitrag Nr. 7 ()
      Es gilt für öffentliche Bauvorhaben mit der Finanzierung aus öffentlichen Mitteln stets eine ganz besondere Feststellung als ungeschriebenes Gesetz zu beobachten, und die trifft immer zu, immer, selbst dann, wenn gesetzliche Ausschreibungskriterien eingehalten wurden:

      Kostenkalkulation und Endpreis sind nie deckungsgleich. Nie! Und stets beschreibt die Fertigstellung eines Bauprojektes das Sprengen der ursprünglichen Kalkulation, oft sogar um ein Vielfaches.

      Und weil das so ist und noch nie anders war, kann man an diesem Stadtschloß momentan eine Riesensumme sparen. :laugh:

      Berlin ist ohnehin Pleite. :D
      Avatar
      schrieb am 09.06.10 13:52:21
      Beitrag Nr. 8 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.652.554 von TimeTunnel am 08.06.10 22:59:39Stimmt:laugh: Berlin hat also überspart und könnte mal wieder Geschenke verteilen:laugh:
      Avatar
      schrieb am 09.06.10 14:09:52
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.651.034 von Friseuse am 08.06.10 19:35:16Mal abgesehen vom finanziellen, exorbitanten Aufwand kann ich mich nicht so ganz an den Gedanken gewöhnen, dass das Stadtschloss ja nicht restauriert, sondern komplett wieder neu aufgebaut wird.
      Und das, obwohl wir doch normalerweise immer so viel Wert auf Denkmalschutz etc. legen und es verpönen, wenn die Chinesen zum Beispiel Ihre Kulturdenkmäler abreißen, um sie dann neu wieder aufzubauen.
      Ich weiß nicht, ob mich persönlich ein neugebautes Schloß (zugegeben nach altem Muster) interessieren würde. Da fehlt mir irgendwie dieser alte, morbide Charme.
      Avatar
      schrieb am 10.06.10 11:04:12
      Beitrag Nr. 10 ()
      Also als patriotischer Berliner muss ich doch meinen Senf dazugeben:

      Gespart wird durch die Verschiebung natürlich nichts bzw. allenfalls die Zinsen. Korrekterweise muss man dazu sagen, dass die Summe von 440 M€ nicht die Fassade (soll aus Spendenmitteln kommen) und die Kuppel beinhaltet (die Kuppel ist gerade der Witz als Gegenstück zum monströsen Berliner Dom). Davon abgesehen stimmt es nicht, dass öffentliche Bauten immer über dem Kostenrahmen liegen, das Neue Museum auf der Museumsinsel wurde bei sehr überzeugender Ausführung und obwohl (!!!) ein internationaler Star-Architekt am Werke war, einiges unter dem Kostenrahmen fertiggestellt. Beim Humboldt-Forum muss man natürlich beachten, dass es die Preise von 2006 sind, das heißt sich allein auf Grund von Inflation eine Abweichung ergeben wird. Ein Vergleich mit der Elbphilharmonie verbietet sich, weil es nicht um etwas einzigartiges, nie dagewesenes handelt, sonder um einen schlichten Betonbau mit angeklatschter Barockfassade. Wenn dank Bombenangriffen und DDR-Abrißwahn (so kulturbolschewistisch war man nicht mal in der Sowjetunion, man stelle sich vor, man hätte die Eremitage in Leningrad abgerissen!), nix mehr da ist, kann man auch nix mehr restaurieren, von ein paar Grundmauern unter dem Asphalt abgesehen.

      Natürlich handelt es sich auch nicht um eine mehrwertschaffende Investition, dennoch ist der Bau des Humboldt-Forums für Berlin in mancherlei Hinsicht wichtig, um irgendwann (vielleicht 2077 oder so) mal ohne Subventionen auszukommen. Es ist schließlich die historische Mitte Berlins, in der ein mittlerweile sichtbares Loch klafft. Der Plan ist ja, die Weltruhm (Indianer aus USA sollen zum Studium ihrer Vorfahren hierherkommen, da es vergleichbare Sammlungen in USA nicht gibt) genießende ethnologische Sammlung aus dem weit entfernt liegenden Dahlem in die Mitte Berlins zu verlegen und damit Berlins Alleinstellungsmerkmal (Kultur) im Zusammenhang mit der Museumsinsel so zur Weltgeltung aufzuwerten, dass Berlin ein Pflichtbesuch für jeden chinesischen Provinzlertouristen wird, so wie Eremitage, Louvre oder British Museum für Petersburg, Paris und London.

      Die Museen in Dahlem werden seit etlichen Jahren nicht mehr richtig in Stand gehalten, wird der Bau des Humboldt-Forums jetzt auf Sankt-Nimmerlein vertagt, muss dort wieder investiert werden. Die Flächen in Dahlem liegen in bester Lage (nur halt nicht fürs Touristenvolk), ich meine, mal gelesen zu haben, dass die benachbarte Freie Universität händeringend darauf wartet, sie nutzen zu können.

      Fazit: So einfach ist es alles nicht, es steckt schon eine gewisse umfassendere Planung dahinter, die Raum für Möglichkeiten geschaffen hätte, die nun aber leider ausgesetzt werden muss.
      Avatar
      schrieb am 10.06.10 11:33:21
      Beitrag Nr. 11 ()
      Natürlich braucht Berlin so ein teures Schloß! Sofort!!!
      Da verzichten wir gerne darauf unsere maroden Schulen zu renovieren oder unsere Jugendlichen von der Straße zu holen.
      Scheiß drauf,die werden doch eh nicht gebraucht,und so ein prächtiger Schloßnachbau füllt schließlich die Hotelbetten.
      Funktioniert doch in Disneyland auch.
      Avatar
      schrieb am 10.06.10 11:57:54
      Beitrag Nr. 12 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.661.383 von Beefcake_the_mighty am 10.06.10 11:33:21Da Berlin wohl keine boomende Industriestadt oder Weltfinanzzentrum werden wird, ist Tourismus in der Tat eine der wenigen Chancen. Abgesehen davon, weiß ich natürlich, was Du meinst (Luxus in Zeiten der Krise), ich bitte aber doch, nicht Äpfeln mit Birnen zu vergleichen: Bauherr des Schlosses ist der Bund, marode Schulen und rumhängende Jugendliche sind Länder oder Kommunensache.
      Avatar
      schrieb am 10.06.10 17:57:17
      Beitrag Nr. 13 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.661.604 von AristideSaccard am 10.06.10 11:57:54Bauherr des Schlosses ist der Bund,

      Ungefähr fünf km Luftlinie entfernt gehen gehen meine Kinder zur Schule.Dieses Gymnasium wird jetzt seit 15 (!!!) Jahren saniert-ist also eine Baustelle.Das ganze kommt nicht voran weil kein Geld da ist in Berlin.Schon klar.
      Wenn der Bund aber jetzt so einen Nachbau baut,anstatt die Bauarbeiter erstmal in die deutschlandweit verfallenden Schulen zu schicken dann gibt's langfristig gesehen weniger Touristen weil sich kaum noch einer die Reise leisten kann mit seiner Scheißausbildung...

      Berlin hat genug echtes zu bieten und braucht Tourismustechnisch keine Kopien.
      Und der Bund hat dringenderes mit unserem Geld anzustellen.
      Avatar
      schrieb am 11.06.10 06:47:08
      Beitrag Nr. 14 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.664.433 von Beefcake_the_mighty am 10.06.10 17:57:17Ich verbitte mir nochmals den Zusammenhang zwischen Schloß und verfallenen Schulen. Selbst wenn das Schloß komplett gestrichen werden sollte, wird die Schule Deiner Kinder nicht schneller saniert werden!

      Und ob der Bund mit dem Geld Besseres oder Schlechteres vorhat (Herr Ramsauer rechnet ja so schön das Schloß mit Autobahnkilometern auf) ist persönliche Ansichtssache.
      Avatar
      schrieb am 11.06.10 07:23:59
      Beitrag Nr. 15 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.666.733 von AristideSaccard am 11.06.10 06:47:08Gut,ich formuliere es anders:

      Es ist egal von wem das Geld nicht kommt.Hauptsache es kommt nicht.
      Bei den schwächsten zu sparen und dann eine Nobeldatsche zu bauen entspricht der Denkweise unserer Leistungsträger.Weltfremd,asozial und gleichgültig.
      Avatar
      schrieb am 11.06.10 08:35:50
      Beitrag Nr. 16 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.666.776 von Beefcake_the_mighty am 11.06.10 07:23:59Und genau das ist eben eine vereinfachende Sichtweise! Wenn nicht bei „Sozial Schwachen“ gekürzt werden würde, dann wäre der Bau OK?

      Wir werden sehen, ob das Geld tatsächlich nie kommt oder das Projekt nur verschoben wird.

      Es lohnt sich nicht, in die Dahlemer Museen noch zu investieren, das wäre wirklich rausgeworfenes Geld! Wäre das ethnologische Museum an prominentem Ort wiedereröffnet, würde das Defizit der Staatlichen Museen zu Berlin kleiner werden! Für den Bau der U 5, deren Tunnel genau unter dem Schlossplatz verlaufen soll, war vorgesehen, den Schloßneubau zeitgleich zu errichten und so Kosten in Millionenhöhe zu reduzieren und jahrelange Baustellen in der Mitte Berlins zu vermeiden. Von der weltweiten Aufmerksamkeit und erhöhtem Touristenaufkommen sprach ich bereits. Wenn der Bund 440 M€ in Berlin ausgibt, fällt Mehrwertsteuer von 19 %, das wären 80 M€, von denen die Hälfte wieder beim Land Berlin landet. Das sollte man bei der Diskussion alles Bedenken!
      Avatar
      schrieb am 11.06.10 14:24:12
      Beitrag Nr. 17 ()
      In der BILD habe ich heute vom Stilexperten und Modemacher Reimer Claussens (der Mann hat also Gott sei Dank ahnung vom Fach ;) ) Folgendes Kommentar zum Stadtschloss gelesen:

      "Obwohl das Stadtschloß nur eine winzige Einsparung im Verhältnis ist, die Gesamtkosten von 552 Millionen Euro gibt Berlin in wenigen Wochen für seine Hartz-IV-Empfänger aus. [...]" (BILD vom 11.06.2010)
      Avatar
      schrieb am 11.06.10 17:52:29
      Beitrag Nr. 18 ()
      Es stehen noch so viele Burgruinen in der Landschaft rum. Die könnte man doch auch alle wieder aufbauen.
      Avatar
      schrieb am 22.06.10 09:22:33
      Beitrag Nr. 19 ()
      Interwview mit Kuturstaatsminister Neumann in der heutigen Berliner Zeitung:

      Die Kulturpolitiker des Bundestages sind sich einig, dass der Bau des Humboldt-Forums nicht verschoben werden darf. Aber genau das ist der Kabinettsbeschluss.
      Und der ist leider eine eher populäre Entscheidung. Es ja offenbar noch nicht gelungen, eine große Mehrheit für den Wiederaufbau des Schlosses zu gewinnen, geschweige denn für das Humboldt-Forum. Trotzdem kämpfe ich für das Schloss. Wir konnten im Kabinett eine Verschiebung auf unbestimmte Zeit verhindern. Die Regierung will ab 2014 verbindlich 100 Millionen für den Bau bereitstellen. Peter Ramsauer und ich sind dafür, einen Teil der Mittel vorzuziehen und den Baubeginn nur bis 2013 zu verschieben. Wir sollten die Zeit nutzen, den faszinierenden Gedanken, im wiederaufgebauten Schloss das Humboldt-Forum einzurichten, populär zu machen. Das ist bisher nicht ausreichend gelungen.
      Die Verschiebung des Schloss-Baus ist damit kein Spar-Beitrag, sondern das Gegenteil.
      Eine Verschiebung ist selten günstiger. Hier ging es den Befürwortern eher um ein Symbol nach dem Motto: Wenn man überall sparen muss, kann man nicht gleichzeitig ein Schloss bauen.
      Avatar
      schrieb am 22.07.10 07:24:03
      Beitrag Nr. 20 ()
      Das Schloss kommt doch schneller als erwartet

      Foto: Gerd Engelsmann

      Der preisgekrönte Entwurf des italienischen Architekten Franco Stella. von Ulrich Paul

      Berlin - Vor sechs Wochen hat die Bundesregierung bei ihrer Sparklausur den Bau des schlossähnlichen Humboldt-Forums auf das Jahr 2014 verschoben, doch so lange will das Bundesbauministerium nicht warten. Bau-Staatssekretär Rainer Bomba erklärte gestern bei einer Ausstellungseröffnung zum Humboldt-Forum: „Wir wollen noch in dieser Legislaturperiode mit dem Bau beginnen“, also spätestens bis zum Jahr 2013.

      Erste Arbeiten auf dem Schlossplatz sollen wegen der geplanten Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 sogar schon 2012 erfolgen. Notwendig ist, den Boden über der künftigen U-Bahn-Röhre zu verdichten, so dass dieser später nicht unter der Last des Humboldt-Forums einbricht. Die U-Bahn soll den Schlossplatz komplett unterqueren.

      Im Jahr 2013 könnte der Grundstein für das Schloss gelegt werden, sagte Manfred Rettig, Geschäftsführer der Stiftung Berliner Schloss Humboldt-Forum, die als Bauherr des 552 Millionen Euro teuren Projekts fungiert. Rettig geht davon aus, dass der Zeitverzug durch die Verschiebung des Baubeginns von 2011 auf 2013 „äußerst gering“ sein wird. Die längere Zeit bis zum Baustart könne nun für eine bessere Planung genutzt werden, sagte er.
      Dadurch lasse sich der Bau schneller abwickeln. Er erwarte, dass die Eröffnung des Humboldt-Forums 2018 möglich sei, so Rettig. Vor der Verschiebung des Baubeginns war das Jahr 2017 dafür genannt worden. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, künftiger Hauptnutzer des Humboldt-Forums, bezeichnete den angekündigten neuen Bautermin gestern als „eine gute Nachricht“.

      Selbst wenn der Bundestag erst für 2013 weitere Mittel für das Humboldt-Forum bewilligen sollte, geht der Stiftung Berliner Schloss Humboldt-Forum nicht das Geld aus. Sie kann zunächst auch ohne weitere Mittel des Bundes arbeiten. Die Stiftung stützt sich dabei vor allem auf den Anteil des Landes Berlin in Höhe von 32 Millionen Euro, der 2012/13 gezahlt werden soll. Dieser Anteil des finanzschwachen Landes Berlin war vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ausgehandelt worden und galt eigentlich nur als symbolischer Betrag für die Nutzung eines Teils der Flächen im Humboldt-Forum. Nun dient er als wichtiges Überbrückungsgeld, bis der Bund seinen Verpflichtungen nachkommt. Der Bund hat 440 Millionen Euro für das Humboldt-Forum zugesagt. 80 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Barockfassade will der Förderverein Berliner Schloss aus Spenden aufbringen.

      Das Team um den Architekten Franco Stella soll die Planung für das Humboldt-Forum bis zum Baubeginn fortführen und nicht unterbrechen, wie es zunächst hieß. So soll verhindert werden, dass wichtiges Planer-Wissen verloren geht. Auch die übrigen Planungen sollen fortgesetzt werden, sagte gestern der zweite Geschäftsführer der Stiftung Berliner Schloss Humboldt-Forum, Frank Nägele. Noch vor dem Winter werde in einer ehemaligen britischen Kaserne in Spandau eine Schlossbauhütte eingerichtet. Dort sollen die vorhandenen Teile für die Rekonstruktion der Schlossfassade gesammelt werden. Noch in diesem Jahr will die Stiftung zudem das 38 000 Quadratmeter große Areal auf dem Schlossplatz erwerben, so Nägele. Dafür stehen 35,6 Millionen Euro zur Verfügung. Bau-Staatssekretär Bomba versprach: „Wir bauen ein schönes Schloss mit barocken Fassaden und natürlich mit einer Kuppel.“ Die Mehrkosten von rund 16 Millionen Euro für die Kuppel sollen ebenfalls aus Spenden aufgebracht werden.

      ----------------------------------------------

      Dialog der Weltkulturen als Ziel

      Das Humboldt-Forum soll mit den Barockfassaden des Schlosses aufgebaut werden und als Museum, Bibliothek und kulturelle Veranstaltungsbühne dienen.

      Hauptnutzer wird die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Sie will ihre außereuropäischen Sammlungen präsentieren im Sinne des Dialogs der Weltkulturen.

      Über die Idee des Humboldt-Forums informiert bis 30. September eine Ausstellung im Kronprinzenpalais, Unter den Linden 3. Täglich von 10 bis 18 Uhr.



      Berliner Zeitung, 22.7.2010
      Avatar
      schrieb am 22.07.10 15:47:27
      Beitrag Nr. 21 ()
      Soso, die Pläne für den Bau des Berliner Schloß' liegen scheinbar doch nicht auf Glatteis.
      Das neue Konzept baut auf Spenden.
      Je nach Höhe der Spende will sich die Stiftung erkenntlich zeigen und mit Werbung oder einer Führung über die Baustelle danken. Wenn sogar große Bauteile mit den Spenden finanziert werden können, dann wird das Bauteil sogar nach dem Sponsoren benannt werden. Für die Kuppel und die große Treppe gibt es sogar schon Interessenten.

      Bin schon sehr auf den Namen der Kuppel gespannt.
      Avatar
      schrieb am 30.08.10 07:17:34
      Beitrag Nr. 22 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.861.820 von RasenderReporter am 22.07.10 15:47:27In der Vitrinenschwebebahn um die Kunstwelt
      Neues vom Humboldt-Forum: der Wettbewerb um die Austellungsgestaltung
      Sebastian Preuss
      Wie viel von diesen preisgekrönten Entwürfen am Ende realisiert wird, ist fraglich; aber trotzdem werden sie ihre Wirkung als Zeichen für den Fortgang der Schlossplanung nicht verfehlen. Allen Unkenrufern, die seit der sparbedingten Verschiebung des Humboldt-Forums das ganze Unternehmen gescheitert wähnen, soll das Gegenteil bewiesen werden. "Es geht weiter", betonte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Hauptmotor des Projekts, am Sonnabend im Kronprinzenpalais bei der Eröffnung der neuesten Ausstellung zu seiner Lieblingsvision . Erstmals ist dort zu sehen, wie die außereuropäische Kunst in der Kulturarche konkret in Szene gesetzt werden kann.

      Der Wettbewerb für die Gestaltung der Ausstellungsbereiche - also die Inneneinrichtung und Objektpräsentation des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst - wurde noch vor dem Sparbeschluss der Bundesregierung ausgelobt. Als dann aber die Jury unter der Leitung der Schweizer Architektin Barbara Holzer im Juli ihr Votum aussprach, war bereits klar, dass es viel mehr Zeit als beabsichtigt (mindestens zwei bis drei Jahre) geben würde, um die Entwürfe zu präzisieren und zu einer gültigen Planung zu kommen.

      Ohnehin war von vornherein keine endgültige Berufung durch die Jury-Entscheidung vorgesehen. So konnten die Preisrichter auch Ideen folgen, die "etwas verrückt" sind, wie Parzinger mit sichtlicher Befriedigung einräumte. "Das Ganze ist ein Prozess", erklärte er. Architekt Franco Stella führt ohnehin schon ständig neue Veränderungen nach den Wünschen der Bauherren aus, für die Inszenierung der Ausstellung wird das erst recht gelten: Gute Museumsszenografie funktioniert nur im engen Dialog zwischen Gestaltern und Kustoden.

      Drei bis fünf Büros sollten gemäß Ausschreibung für eine Endrunde und zum konkreten Austausch mit den Museumsspezialisten ausgewählt werden. Insgesamt beteiligten sich 16 Büros, vier davon hielt die Jury für preiswürdig. In den kommenden Monaten können nun die übrig gebliebenen Bewerber zeigen, wie sie ihre Visionen in praktikable Lösungen überführen und dass die "Chemie stimmt" im Verhältnis zu den Museen, wie Jurypräsidentin Holzer zu Recht forderte. Wann genau im nächsten Jahr die endgültige Entscheidung fällt, steht noch nicht fest. Wie gesagt, es eilt ja auch nicht, ohnehin tut dem Humboldt-Forum jede weitere Denkpause nur gut. So weit zum Verfahren, doch was erwartet uns nun in den Museen, die ja die Hauptattraktion des Humboldt-Forums bilden?

      Klaas Ruitenbeek, dem Direktor des Museums für Asiatische Kunst, war anzumerken, dass ihn keiner der Vorschläge über die Maßen begeisterte. Und in der Tat lassen die kalten Computeranimationen, meist umnebelt von raunenden Slogans, Humboldt-Zitaten, witzigen, aber sinnfreien Piktogrammen und sonstigem planerischen Tingeltangel noch keine rechte Museumsstimmung aufkommen. Zu sehr sieht da vieles noch nach Messehalle, Bahnhofsfoyer oder Weltausstellungsdesign aus.

      Ein Hauptgrund dafür ist sicher Stellas erschreckend gesichtslose Architektur: belanglose Fensterreihen, störende Pfeilerwälder, endlose ungestaltete Decken, kaum irgendwo eine Ambition, den Artefakten kostbare Raumhüllen zu schaffen. Kein Wunder, dass Jens Wendland vom Düsseldorfer Raumkontor eine zweite Schicht aus "starken Wänden" hineinstellt, in die er die Vitrinen versenkt. Es ist der konventionellste Beitrag mit schummrig ausgeleuchteten Sälen und einer "unaufgeregten Ästhetik", wie die Preisträger lobten. Wie alle anderen Wettbewerber musste sich auch Wendland mit unsinnigen Vorgaben auseinandersetzen. Warum um Himmels Willens etwa sollen die nachgebauten Höhlen mit den berühmten Turfan-Malereien aus Zentralasien ausgerechnet im hohen Saal unter der Stüler-Kuppel im Westflügel stehen? Hier stören sie nur einen der wenigen spektakulären Räume.

      Auch Ralph Appelbaum aus London verstellt mit seinen flexiblen Wandsystemen fast vollständig die Fensterfronten. Schonungslos offenbart sich dadurch das Hauptdilemma der Schlossrekonstruktion: Die barocke Schlüterfassade ist mit den Anforderungen der Museen dahinter kaum in Einklang zu bringen. Durch Informationstische und Einsatz von neuen Medien will Appelbaum die ethnologischen Objekte wie die asiatischen Kunstwerke in ihrem Kontext erklären. Auf dieser Vorgabe beharren die Bauherren, denn schließlich träumen sie von einem ganz neuen Museum. Es soll - so der Ausschreibungstext - "die Bewegung der Welt" darstellen, die Auswirkungen der Globalisierung, der Migrationen und Megastädte in die Mitte Berlins bringen.

      "Uns ging es um Multiperspektivität und Mehrstimmigkeit", betont die Jurypräsidentin. Auch das Innovative liegt dem Preisgericht mehr am Herzen als die klassische Gediegenheit, wie sie in den sanierten Häusern der Museumsinsel bereits Hunderttausende von Besuchern begeistert hat. Die Berliner Ausstellungsgestalter Iglhaut + von Grote haben das alles in einem kühnen Entwurf wörtlich genommen. Sie belassen Stellas Räume weitgehend so, wie sie sind, mit allen Ausblicken in die Stadt. Ihnen schwebt ein modulares Vitrinensystem vor, das größtmögliche Flexibilität erlaubt. Der Clou jedoch ist ihr "Traveller", eine Beförderungsschiene an der Decke, an der hängende Vitrinen unempfindliche Exponate auf die Reise durch die ausgestellten Welten schicken können. Die Jury war fasziniert, auch wenn sie Zweifel an der Machbarkeit dieser Erfindung hat. Doch wer je eine ihre originell und klug gestalteten Inszenierungen oder das von ihnen zum edlen Kunstschrein umgebaute Landesmuseum in Emden gesehen hat, der weiß, das Stefan Iglhaut und Gesa von Grote alles andere als weltfremden Tüftler sind. Vielleicht gelingt ihnen der Kompromiss zwischen futuristischer Vision und den konkreten Forderungen der Museen.

      Am abgefahrensten ist der Entwurf von Merz Sauter Zimmermann. Hier gibt es keine konkreten Raumansichten, sondern nur Diagramme, Kommunikationsstrukturen und überspannte Texte. Schnell merkt man den Witz und die Ironie, mit dem sich das Stuttgarter Büro nähert. Es schlägt "Think-Balls" vor, kugelige Medien-Container, zudem ein Think-Tank-Wohnhaus, wo Wissenschaftler und Künstler die "Weltformel" ergründen können, ja sie träumen von einem "Künstlerdorf" im Schlüterhof - die Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts mit ihren ausgestellten Afrikanern lassen grüßen. Gewollt oder nicht, dieser Beitrag liest sich wie eine Parodie auf die überspannten Thesen und Inhaltsbeschreibungen des Humboldt-Forums.

      Alles soll neu und zukunftsweisend werden, und dies ausgerechnet hinter einer nostalgischen Barockfassade. Glaubt man den preisgekrönten Entwürfen, dann bleibt im Schloss vom klassischen Museum nicht mehr viel übrig. Ist der multimediale Erlebnisraum tatsächlich die seligmachende Zukunft? Die Verschiebung des Baubeginns bietet jetzt ausreichend Zeit, darüber zu streiten.

      -----------------------

      Kronprinzenpalais, Unter den Linden 2. Bis 19. September, täglich 10-18 Uhr
      Avatar
      schrieb am 30.08.10 08:23:44
      Beitrag Nr. 23 ()
      Aldi würde den gesamten Bau bezahlen, wenn es ein Aldi wird:laugh:

      Und vielleicht auch noch was fürs Grundstück geben;)
      5 Antworten
      Avatar
      schrieb am 31.08.10 07:12:37
      Beitrag Nr. 24 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 40.064.719 von Friseuse am 30.08.10 08:23:44Liebe Friseuse,

      auch wenn Dein Beitrag nur polemisch gemeint ist: Zutreffend ist, dass man im Infocenter des Fördervereins am Hausvogteiplatz Fassadenelemente spenden kann, ich glaube ein Steinadler kostet im Supersonderangebot 30.000 € und dann irgendwo (ich glaub bei einer virtuellen Ansicht im Internet) seinen Namen mit dem gespendetem Teil versehen (oder umgekehrt?) wiederfindet. Ich glaube deshalb nicht, dass Aldi wegen der Werbewirkung was spendet, ist ja vielleicht auch nicht ganz so die Zielgruppe (vom Champagner, Olivenöl und Grünen Tee natürlich abgesehen :laugh: )

      Bei meinem zuvor eingestellten Beitrag gings auch nicht ums Spendensammeln, sondern um die spätere Nutzung der Innenräume. Ich werde mir die Ausstellung jedenfalls ansehen.
      4 Antworten
      Avatar
      schrieb am 31.08.10 09:16:30
      Beitrag Nr. 25 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 40.071.455 von AristideSaccard am 31.08.10 07:12:37Es gibt in Berlin noch was was nicht Museum, Schauspiel oder sonstiger Defizitbetrieb ist.

      Halt nur wenig, warum baut man dann Defizite zu und verklatscht auch noch ein Filetgrundstück:confused:

      Da könnten immerhin Schweine gehalten werden, wegen der verkäuflichen Filets:laugh:

      Oder ein Aldi, der trägt sich selbst. Was soll diese permanente staatliche Insolvenzwirtschaft:confused: Für der Kohl'schen Fotozoo etwa:confused:
      3 Antworten
      Avatar
      schrieb am 31.08.10 10:10:55
      Beitrag Nr. 26 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 40.071.909 von Friseuse am 31.08.10 09:16:30Das darf man doch nicht auf die Einnahme/Ausgabe-Rechnung des einzelnen Theaters oder Museums reduzieren! Warum hat Berlin mehr Touristen als sagen wir mal Buxtehude? In Berlin hängen zehnmal mehr Arbeitsplätze am Tourismus als Buxtehude Einwohner hat!

      Außerdem wäre ich mir da so pauschal gar nicht sicher, ich wohne an der Museumsinsel, es ist schier unglaublich, was sich täglich für eine Schlange vor dem Neuen Museum bildet, und der Eintritt liegt so weit ich weiß bei 10 € pro Nase.
      2 Antworten
      Avatar
      schrieb am 02.09.10 09:44:37
      Beitrag Nr. 27 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 40.072.293 von AristideSaccard am 31.08.10 10:10:55Berliner Kalkulatoren kalkulieren sich das sicher hübsch und wissen seit ewig um die Spendenbereitschaft aus irgendwelchen Quellen. Früher die Berlinstütze der BRD, heute EU und Länderfinanzausgleich.

      Das Schloß bezahlt die Bundesrepublik und zu einem geringen zweistelligen Prozentsatz private Spender, dafür feiern die sich dann ganz fest. Bleiben die Unterhaltsdefizite, die rechnen sich über angenommene Multiplikatoreffekte hübsch. Das verbaute Bauland wird selbstverständlich nicht gerechnet. Das ist wie Softwareklitsche am Neuen Markt, was sind jetzige Zahlen bei all der sonnigen Zukunft:laugh:

      Dann noch die Wachstumsimpulse in der Bauzeit, auch wenn Kontrollen mal wieder von der Politik vermieden werden.

      Ist doch schön, Deutsche Bank hat was für ihre Werbung für billig Geld und die bezahlen Kunden auch noch mehr direkt als indirekt. Warum soll es auch keine Subprimestrukturen geben, immer noch besser als Kapital gleich in die USA schenken.

      Glück auf:cool:
      1 Antwort
      Avatar
      schrieb am 04.09.10 19:30:36
      Beitrag Nr. 28 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 40.086.777 von Friseuse am 02.09.10 09:44:37OK, Friseuse, was Du kannst, kann ich auch: Es gibt nur eines, was eine noch größere Geldverschwendung als das Schloss wäre - wenn man nämlich gar nichts baute. Die jetzige Brache spottet jeder Beschreibung: Meterhohe Betonspundwände, dazwischen eine Wiese, von der man nicht mal die Spree sehen kann. Und das in der Mitte der Mitte Berlins. Im Sozialismus nannte man diese Menschen- und Häuserleere glaube ich "die Innenstädte dem kapitalistischen Verwertungsdruck entziehen", ein später Sieg der DDR, würdig den heutigen "Mediaspreeversenkern", es könnten ja Arbeitsplätze entstehen, igittigitt.

      Und damit da wirklich nicht ein Aldi-Markt entsteht, wird es sich wohl um ein öffentliches Gebäude handeln müssen. Ich weiß nicht, ob Dir die räumlichen Dimensionen klar sind, selbst wenn man ein 08/15 Betongebäude für Verwaltung der Verwaltung der Bundesregierungsverwaltung hochziehen würde, würde das angesichts der Fläche und des Baugrundes (das Schloß und die Museumsinsel stehen auf tausenden von Holzpfählen, die man in den Sumpfboden des Berlin-Wahrschauer-Urstromtals gerammt hat) eine Stange Geld kosten.

      Also mit einem Wort: Irgendwas muss dahin, kosten wird es in jedem Falle eine Menge Geld, aber alles ist besser als der jetzige Zustand.
      Avatar
      schrieb am 07.09.10 13:19:36
      Beitrag Nr. 29 ()
      Morgenpost Online: Herr von Boddien, vor genau 60 Jahren wurde mit der Sprengung des Berliner Stadtschlosses begonnen. Man könnte auch sagen: Ihr Lebenswerk wurde geboren.

      Wilhelm von Boddien: Darauf hätte ich gern verzichtet!

      Morgenpost Online: Warum das?

      von Boddien: Weil das Berliner Schloss ein Ausnahmegebäude war. Einmalig in seiner Art. Wir können jetzt nur mit Demut versuchen, das verlorene Original so genau wie möglich wieder herzustellen. So überwiegt bei mir die Trauer um seinen Verlust die Freude darüber, an seiner Rekonstruktion mitwirken zu können.

      Morgenpost Online: Dann lassen wir es doch. Kostet eh ein Vermögen. 552 Millionen Euro laut Planungen.

      Umfrage
      Was meinen Sie zum Bau des Berliner Stadtschlosses?
      Es sollte gebaut werden, auch in der Krise.
      Es sollte gebaut werden, aber nicht in der Krise.
      Es sollte grundsätzlich nicht gebaut werden.
      Keine Meinung.
      Detailansicht
      Weitere Umfragen
      Umfrage-Ergebnis
      Was meinen Sie zum Bau des Berliner Stadtschlosses?

      59% Es sollte gebaut werden, auch in der Krise.

      12% Es sollte gebaut werden, aber nicht in der Krise.

      26% Es sollte grundsätzlich nicht gebaut werden.

      3% Keine Meinung.
      Detailansicht
      Gesamt: 1802 Stimmen
      Weitere Umfragen
      von Boddien: Sie verkennen die Bedeutung des Schlosses. Mit seinem äußeren Wiederaufbau rehabilitieren wir den alten Stadtkern. Schließlich standen alle bedeutenden Bauten der Mitte in einer engen Verbindung mit dem Gebäude. Das Schloss war zwar nicht alles in der Mitte Berlins, aber ohne es ist hier alles nichts! Die unvollkommene historische Mitte kann so geheilt werden.

      Morgenpost Online: Geheilt werden? Wovon?

      von Boddien: Von dem Phantomschmerz des verlorenen Schlosses. Darunter leidet die Stadt seit 1950. Das ist wie bei einem Beinamputierten, der im Kopf immer noch das verlorene Bein spürt. So ist es auch in Berlin. Die große Leere, die Einöde in der Stadtmitte ist für jeden schmerzhaft sichtbar, gleich, ob er nun für den Wiederaufbau des Schlosses ist oder nicht.

      Morgenpost Online: 19 Jahre kämpfen Sie nun schon für das Schloss. Seit 19 Jahren hagelt es Kritik. Wurmt das?

      von Boddien: Nein. Kritik macht mich wach. Sie hilft mir, meine eigene Position zu überprüfen.

      Mehr zum Thema
      Morgenpost Online

      * Wie Ulbricht Wilhelm Pieck ins Schloss abschob
      * Virtueller Einblick ins Humboldt-Forum
      * Stella will Genehmigung noch in diesem Jahr

      Morgenpost Online: Man hat Sie Schlossgespenst geschimpft…

      von Boddien: Stimmt. Das war gleich am Anfang unserer Arbeit. Damals hat man mich überhaupt nicht ernst genommen…

      Morgenpost Online: …das Stadtmagazin Tip hat Sie sogar zu einem der peinlichsten Berliner gekürt.

      von Boddien: In der Umfrage der Berliner Morgenpost nach dem „wichtigsten Berliner des Jahres“ kam ich zeitgleich auf Platz acht, noch vor dem Regierenden Bürgermeister. Daran sehen Sie, wie wenig ernst man solche Befragungen nehmen sollte.

      Morgenpost Online: Wie meinen Sie das?

      von Boddien: Sage mir, wer wie welche Klientel gefragt hat, dann kenne ich das Ergebnis. In Sachen Schloss wird von bestimmten Medien Anti-Stimmung gemacht. Tip gehörte von Anfang an dazu.

      Morgenpost Online: Die Medien sind Schuld – war ja klar. Sie wohnen in Hamburg. Da sagt man: „Nun mal Butter bei die Fische.“

      von Boddien: Ich werde hier keine allgemeine Medienschelte machen. Das, was in einigen Zeitungen steht, ist Meinung einzelner Journalisten, nicht der Mehrheit der Berliner. Es sind immer dieselben 20 Journalisten, die zum Teil schon seit 1993 gegen das Schloss geschrieben haben. Und es noch immer tun. Hinter ihnen stehen hohe Auflagen. Sie berichten mit einer solchen Überzeugungskraft, als würden ihre Artikel die allgemeine Meinung wiedergeben. Diese sieht in Sachen Schloss aber durchaus anders aus.

      Morgenpost Online: 80 Prozent der Berliner sind gegen den Bau.

      von Boddien: Ein Beispiel für die Manipulation einer Meinungsumfrage! Die Berliner Zeitung hatte im Mai fragen lassen: Auf welche Projekte könne man verzichten, bevor es an die Sozialhilfe geht? Da hat eine Mehrheit geantwortet: Auf den Bau der Autobahn A100 durch Treptow, die Berliner Verwaltung müsse schlanker werden und auf die jetzige Verwirklichung des Schlossprojekts könne man auch verzichten.

      Morgenpost Online: Sag ich doch: dagegen.

      von Boddien: Sie hören nicht zu. Die Berliner sind nicht gefragt worden, ob sie dafür oder dagegen sind. Das beweist eine Umfrage 15 Tage später. Nun wurde gefragt: Sind Sie dafür, dass im Zentrum Berlin das Humboldt-Forum in Gestalt des Berliner Stadtschlosses gebaut wird? Ja oder Nein. Und auf einmal votierten 50 Prozent der Berliner dafür. Wegen der vorherigen Umfrage wurde bei den Ablehnern nachgefragt: Ist Ihr Nein grundsätzlich oder hat es mit den geplanten Sparmaßnahmen zu tun? Da haben weitere 20 Prozent gesagt: Nicht grundsätzlich Nein, sondern wegen der gebotenen Sparsamkeit. Daraus kann man schließen, dass 70 Prozent der Berliner grundsätzlich für den Wiederaufbau des Schlosses sind. Also genau anders herum!

      Morgenpost Online: Na, das ist eine Logik. Nach dem Motto: Wenn Sie jemanden auf dem Kudamm fragen, ob er einen Porsche fahren will, wird der sagen: grundsätzlich ja, immer her damit. Wenn Sie dann aber fragen: Wann soll die erste Rate von seinem Konto herunter, wird er Ihnen sagen: Stopp, vielleicht doch ein wenig teuer.

      von Boddien: Sie vergessen etwas ganz Wichtiges dabei: Die Rekonstruktion der Schlossfassaden wird überhaupt nicht vom Staat finanziert, sondern ausschließlich das wichtigste Kulturprojekt Deutschlands, das Humboldt-Forum. Die 80 Millionen für die Schlossfassaden werden privat gespendet. Wir, der Förderverein Berliner Schloss, sammeln das Geld dafür ein. Ein Viertel haben wir schon. Und den Rest bekommen wir auch noch zusammen.

      Morgenpost Online: Nun sieht es so aus, dass der Bau mit einiger Verzögerung tatsächlich im Jahr 2014 beginnt.

      von Boddien: Eigentlich schon früher. 2012 fangen die Erdarbeiten für den U-Bahntunnel an, dabei wird der Boden auch gleich für die Fundamente des Humboldtforums ertüchtigt. 2013 wird die Grundsteinlegung stattfinden. Und 2017 wird das Schloss fertig sein. Da die Planungen, Genehmigungsverfahren und Ausschreibungen sowieso bis in das Jahr 2012 reichen, wird es möglicherweise überhaupt keinen Zeitverzug geben.
      Avatar
      schrieb am 17.09.10 07:05:05
      Beitrag Nr. 30 ()
      Schlossplaner bekommen Überbrückungsgeld
      Die Vorbereitungen für den Bau laufen weiter
      Ulrich Paul
      Für die weitere Planung zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses ist trotz der Verschiebung des Baubeginns vorerst genügend Geld da. "Der Projektfortschritt" sei durch Restmittel des Bundes sowie durch den Finanzanteil des Landes Berlin gesichert, teilte die Bundesregierung jetzt auf eine Anfrage der Grünen mit.

      Von den 45 Millionen Euro, die für dieses Jahr für das schlossähnliche Humboldt-Forum veranschlagt waren, werden laut Bundesregierung zunächst nur 14 Millionen benötigt. Rund 31 Millionen Euro bleiben demnach übrig, um weitere Aufträge bis zum Baubeginn zu bezahlen. Da das Land Berlin 32 Millionen Euro zum Humboldt-Forum beisteuert, stehen insgesamt 63 Millionen Euro für das Projekt bereit, bis erneut Bundesmittel benötigt werden.

      Die Bundesregierung hatte, wie berichtet, den Bau des Humboldt-Forums auf 2014 verschoben, um den Haushalt zu entlasten. "Neue Finanzmittel des Bundes werden von 2011 bis 2013 nicht eingesetzt", kündigte die Regierung nun an. Nach dem aktuellen Zeitplan sollen in den Jahren 2012 und 2013 "sämtliche bauvorbereitenden Maßnahmen abgeschlossen werden". Ab 2014 soll der "Bau in vollem Umfang" erfolgen. Im Zusammenhang mit der Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 sollen bereits 2012 erste Arbeiten zur Verdichtung des Baugrundes auf dem Schlossplatz erfolgen. Würden die Arbeiten später in Angriff genommen, entstünden laut Regierung Mehrkosten von bis zu 30 Millionen Euro. Der gesamte Bau des Humboldt-Forums kostet nach bisherigen Angaben 552 Millionen Euro. Eine aktuelle Baukostenschätzung soll im Zuge der weiteren Entwurfsplanung Anfang 2011 vorgelegt werden.

      Durch den verschobenen Baustart des Humboldt-Forums spart die Regierung zwar zunächst Mittel für den Schlossbau. In den maroden Dahlemer Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die in das Humboldt-Forum einziehen sollten, fallen jedoch höhere Ausgaben für die Instandhaltung ein. Wie hoch die Kosten sind, soll noch ermittelt werden.

      Die Grünen-Abgeordnete Agnes Krumwiede sagte gestern: "Wir befürchten, dass die Einsparungen durch den verschobenen Baubeginn des Berliner Schlosses den Handlungsspielraum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beschneiden." Denn durch den aufgeschobenen Baubeginn werde eine Sanierung der Dahlemer Museen notwendig. Krumwiede und der Grünen Abgeordnete Stephan Kühn forderten, die Bürger stärker als bisher in die Ausgestaltung des Nutzungskonzeptes mit einzubeziehen. Sonst werde eine Mehrheit der Bevölkerung nur schwer für das Projekt zu begeistern sein.
      Avatar
      schrieb am 19.09.10 20:12:19
      Beitrag Nr. 31 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.649.925 von RasenderReporter am 08.06.10 17:09:55Das Geld fliesst in die HRE, denn die hat wieder einmal große Finanzierungsprobleme :cry:
      Avatar
      schrieb am 19.09.10 20:14:16
      Beitrag Nr. 32 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.652.359 von sausebraus2000 am 08.06.10 22:22:27Sehr schöner Beitrag, sehe ich auch so. Von unseren muslimischen Freunden, brauchen wir da auf keine Hilfe hoffen
      Avatar
      schrieb am 23.11.10 13:55:39
      Beitrag Nr. 33 ()
      Avatar
      schrieb am 23.11.10 17:53:30
      Beitrag Nr. 34 ()
      Nehmen wir das Prachtbauwerk als Ausdruck der heutigen Eigentlichpolitik. Eigentlich wollen RotRot in Berlinstadt und Schwarzdoof in Berlindeutschland schon, soll nur nichts kosten in der Zeit bis zu Wahlen. Finanzierung für einen zügigen Bau müßte von irgendwo kommen, das geht bei gewünschten Daueralimenten für die Jetztversorgten ohne neue Verschuldung nicht.

      So erspart sich diesem Land laufend Zukunft.
      Avatar
      schrieb am 25.11.10 13:43:26
      Beitrag Nr. 35 ()
      Mäzen zahlt 4,3 Millionen für ein Schlossportal
      Größte Einzelspende für die Barockfassade des Humboldtforums/Weitere Interessenten für die Kuppel
      Ulrich Paul
      Obwohl der Bau des Berliner Schlosses verschoben worden ist, gehen weiterhin Spenden für die Rekonstruktion der Barockfassade ein. Ein Mäzen aus Deutschland, der namentlich nicht genannt werden will, hat jetzt rund 4,3 Millionen Euro zugesagt. Das berichtete gestern der Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss, Wilhelm von Boddien. Das Geld ist für die Rekonstruktion des Portals V an der Seite zum Lustgarten gedacht. Die Spende ist die bislang größte, die der Förderverein erhalten hat. Eine Million Euro gab der Mäzen sofort, der Rest soll später folgen.

      Von Boddien reichte den Betrag gestern an die Stiftung Berlin Schloss - Humboldtforum weiter, die das Bauprojekt realisieren soll. Weil die Baupreise seit der ersten Kalkulation im Jahr 2007 gestiegen sind, rechnet die Stiftung für das Projekt aktuell mit Kosten von rund 582 Millionen Euro. Bisher waren 552 Millionen Euro geplant. 80 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Barockfassade sollen aus Spenden finanziert werden. Für rund 24 Millionen Euro liegen nach Auskunft von Boddiens nun Zusagen vor. Tatsächlich eingenommen hat der Verein 14,5 Millionen Euro.

      Bau-Staatssekretär Rainer Bomba sagte, er sei überzeugt davon, dass das Ziel von 80 Millionen Euro an Spenden nicht nur erreicht, sondern sogar noch übertroffen werde. Er erwarte den Hauptteil an Spenden, wenn auf der Baustelle etwas zu sehen sei. Bauvorbereitende Arbeiten sollen schon 2012 erfolgen, 2013 ist der erste Spatenstich geplant, und 2014 soll es richtig losgehen. Bis 2018/19 soll das Humboldt-Forum fertig gestellt werden.

      Schon jetzt gibt es angeblich Anfragen von potenziellen Spendern, die die Rekonstruktion eines bestimmten Bauteils mit ihrem Namen verbinden wollen. Ein Unternehmen und ein Verband haben laut Bomba Interesse daran bekundet, die Rekonstruktion der Kuppel zu bezahlen. Diese kostet rund 15 Millionen Euro. Zwar könnte der Spender damit werben, dass er die Kuppel bezahlt habe, er dürfte auf ihr jedoch keine Reklame machen. "Auf der Kuppel wird sich kein Stern drehen", sagte der Geschäftsführer der Stiftung Berliner Schloss, Frank Nägele. Die Stiftung und der Förderverein teilen sich künftig das Spendensammeln. Während der Förderverein für Spenden bis zu fünf Millionen Euro zuständig ist, soll die Stiftung die Großspender betreuen- mit Hilfe des Vorstandschefs der Deutschen Bank, Josef Ackermann, der im Kuratorium der Stiftung aktiv ist. "Für mich ist er der wichtigste Türöffner", sagt Nägele.

      Der Förderverein Berliner Schloss übergab gestern nicht nur einen Scheck über eine Million an die Stiftung, er überließ ihr zudem Modelle, Gipsabdrücke und die ersten Steinbildhauerarbeiten für die Rekonstruktion der Barockfassade. Die Teile lagern zurzeit in einer Halle in Mariendorf. Demnächst sollen sie in die Schlossbauhütte umziehen, die vor kurzem in einer ehemaligen Kaserne in Spandau eröffnet worden ist. In der Schlossbauhütte werden die Steinbildhauer die Teile für die Rekonstruktion der Barockfassade fertigen. Von dort werden sie später zum Bauplatz nach Mitte transportiert. Nach Angaben des Fördervereins Berliner Schloss wurden bereits 35 Prozent der Schlossfassaden im Original-Maßstab als Modell rekonstruiert.

      Ob die erhaltenen Originalteile der Schlossfassade beim Wiederaufbau verwendet werden, ist noch unklar. Fest steht indes, dass die freigelegten Schlosskeller über ein archäologisches Fenster zugänglich gemacht werden. Erhalten bleiben zudem die Sprenglöcher, die den Abriss des Schlosses im Jahr 1950 dokumentieren.

      Die Stiftung Berliner Schloss will auch an den Palast der Republik erinnern. "Ich würde mir wünschen, dass man die Glasblume wieder erlebbar macht", sagte Stiftungs-Geschäftsführer Manfred Rettig. Die fünf Meter hohe gläserne Blume stand früher im Foyer des Palastes und war ein beliebter Treffpunkt für alle, die sich in dem Haus verabredet hatten. Vor dem Abriss des Palastes war die Blume mit Teilen der Inneneinrichtung ausgelagert worden. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man die gläserne Blume in einer Kammer verschwinden lässt", sagte Rettig. Vielleicht werde auch eine Sitzreihe aus dem Plenarsaal der DDR-Volkskammer im Humboldtforum präsentiert.
      Quelle : Berliner Zeitung


      4,3 Mio von einem Einzelspender! Zwei Bewerber für die Kuppel! Keine Angst, Friseuse, es soll sich "um einen Unternehmer und einen Verband" handeln, Aldi scheint sich nicht beworben zu haben. Sichtbare Werbung ist ohnehin nicht erlaubt.
      Avatar
      schrieb am 05.12.10 16:39:04
      Beitrag Nr. 36 ()
      Eisbär Knut feiert im Berliner Zoo seinen vierten Geburtstag.

      http://www.focus.de/panorama/vermischtes/berlin-eisbaer-knut…

      Wowereit als politische Vertagungsinstanz überlebt der auch noch, erlebt er noch das Schloß:confused:

      Vermutlich nicht, so ein Eisbär macht mit 30 zu Manitu
      Avatar
      schrieb am 21.12.10 08:00:42
      Beitrag Nr. 37 ()
      Berlin - Was das Humboldtforum einmal sein soll und was es tun kann, klingt bisweilen ganz einfach. „Es muss einen Ansatz formulieren“ schrieb unlängst Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, „der ein kritisches und fantasievolles Gespräch in und mit der Welt ermöglicht.“

      Ähnlich luftig und elegant hat Lehmann die Idee des Humboldtforums bereits vor einigen Jahren in die Welt hinausgerufen, nachdem lange rat- und fantasielos über mögliche Zweckbestimmungen des wieder zu errichtenden Berliner Schlosses debattiert worden war. Sehr viel präziser benannt hat Lehmann seine als Vision gefeierte Idee später allerdings auch nicht.

      Und auch als drei Partner für die inneren Angelegenheiten des Schlosses gefunden waren, wollte die Vorstellung, was einmal hinter den Fassaden vor sich gehen wird, nur mühsam reifen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Berliner Zentral- und Landesbibliothek und die Humboldt-Universität sind doch eher sperrige Institutionen, als dass man sich deren Zusammenspiel als Windmaschine des Geistes und der Weltkulturen vorstellen mochte.

      Das muss auch der Herr des Verfahrens, Kulturstaatsminister Bernd Neumann, so gesehen haben, der am Montag in der zugigen Rotunde des Alten Museums ein achtköpfiges Projektteam vorstellte. Dieses soll künftig unter der Leitung des Schweizer Kulturmanagers Martin Heller das inhaltliche Konzept der Agora im geplanten Humboldtforum erarbeiten. Zeit genug ist für die anspruchsvolle Aufgabe vorgesehen. Ein Grundstein für den Bau des Schlosses soll 2013 gelegt werden. In der Zwischenzeit sollen Ideen zirkulieren, Theorien abgeglichen und attraktive Schauwerte erprobt werden.

      Kolonialismus überwinden

      Die Zusammensetzung des Projektteams garantiert kulturwissenschaftliche Kompetenz, hinreichendes administratives Know How, ausstellungsmacherische Leidenschaft und jede Menge egozentrische Energie. Der 58-jährige Martin Heller ist in der europäischen Kunstwelt kein Unbekannter. Von 2005 bis 2010 war er Intendant der europäischen Kulturhauptstadt Linz, davor künstlerischer Direktor der Schweizer Landesausstellung Expo.02.

      Wurde letztere in der Schweiz durchaus kritisch betrachtet, so genießt Heller in der europäischen Kunstszene einen guten Ruf. Dass er in Basel Ethnologie, Kunstgeschichte und europäische Volkskunde studiert hat, prädestiniert ihn für das Berliner Vorhaben. Er wird allerdings auch die Fähigkeiten eines guten Moderators mitbringen müssen, wenn die illustre Runde internationaler Kulturmanager konkrete Ergebnisse zustande bringen soll.

      Mit von der Partie ist der Soziologe und frühere Direktor des Berliner Wissenschaftskollegs Wolf Lepenies, der seine Vorstellungen zum Humboldtforum bereits klar artikuliert hat. Für Lepenies kommt es darauf an, „nach dem territorialen auch den intellektuellen Kolonialismus zu überwinden, der immer noch einzig von Europa aus den Blick auf die nicht-westlichen Kulturen richtet.“

      Der Satz dürfte die Zustimmung des in New York lebenden Kulturmanagers und des Leiters der Documenta 11 in Kassel, Okwui Enwezor, finden, der als Weltreisender der Kunstszene beharrlich auf postkoloniale Sackgassen hingewiesen hat.

      Konnte man bislang den Eindruck gewinnen, dass das Humboldtforum eine Art ethnologisch inspirierte Wundertüte ist, in der zunächst einmal die Sammlungen der Dahlemer Museen untergebracht werden müssen, so verspricht die Einbeziehung Enwezors eine anspruchsvolle, gewiss auch anstrengende Diskussion über außereuropäische Kunst, museumsdidaktische Konstruktionen und den ethnozentrischen Blick. Für kulturpolitische Erdung sollen wohl Hortensia Völckers von der Kulturstiftung des Bundes und Burkhard M. Scherer vom Haus der Kulturen der Welt sorgen.

      Agora als innovatives, öffentliches Projekt<7b>

      Martin Heller war es wichtig, keiner Weisungsbefugnis durch Dritte zu unterliegen. Für ihn stellt das Projektteam, dessen Zusammensetzung einen Hauch von Argonautensage wehen lässt, eine neue Form des kulturellen Arbeitens dar, sagte er.

      Heller betrachtet die Agora als innovatives, öffentliches Projekt. Als elder statesmen stehen ihm dafür Klaus-Dieter Lehmann und der erfahrene Theaterregisseur und -Intendant Jürgen Flimm zur Verfügung, deren Bekanntheit und natürliche Autorität auch für eine konsensfähige Außenwirkung sorgen dürften. Ergänzt wird die Runde durch den indischen Medienwissenschaftler Arjun Appadurai und die Kopenhagener Museumsleiterin Jette Sandahl, die ferner Mitbegründerin des National Museums of World Cultures in Göteborg war.

      Alles gut also bei der inhaltlichen Auspolsterung des Berliner Humboldtforums? Das nun vorgestellte Projektteam hat vor allem die Aufgabe, die mangelnde Akzeptanz des Schlossprojektes und des Humboldtforums zu beheben. Selbst Insidern war bislang nicht ganz deutlich geworden, wohin die Reise gehen könnte.

      Ob die Fahrgemeinschaft Projektteam die Antwort auf alle Fragen hat, darf aber bezweifelt werden. Die meisten Mitreisenden kommen aus aufwändigen Jobs. Was nun zu tun ist, verlangt aber wohl mehr Konzentration als bloß die Aufmerksamkeit für eine weitere Aufsichtsratssitzung.

      Berliner Zeitung, 21.12.2010
      Avatar
      schrieb am 22.12.10 06:46:48
      Beitrag Nr. 38 ()
      Das Humboldtforum in Gestalt des Berliner Stadtschlosses soll bis 2018/19 erstehen
      Für den Nachbau des Berliner Stadtschlosses ist ein weiterer wichtiger Schritt unternommen worden. Die "Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum" erwarb vom Bund für 34 Millionen Euro das entsprechende Baugrundstück, teilte ein Stiftungssprecher am Dienstag mit. Auf dem Gelände stand früher der Palast der Republik.

      Das Geld kommt aus dem Bundeshaushalt und fließt über die bundeseigene Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) wieder dorthin zurück. Ein weiteres Grundstück für das Gebäude wird vom Land Berlin zur Verfügung gestellt.

      Das Humboldtforum in Gestalt des Stadtschlosses soll nach bisherigen Plänen bis 2018/19 erstehen. Bauvorbereitende Maßnahmen beginnen 2012, der erste Spatenstich soll 2013 gesetzt werden. Der eigentliche Baustart ist laut Bundesbauministerium für 2014 vorgesehen. Als Gesamtkosten für das Bauprojekt wurden zunächst 552 Millionen Euro veranschlagt, wegen der Erhöhung der Baupreise könnte das Vorhaben allerdings mindestens 30 Millionen Euro teurer werden.

      Die Kosten für die Rekonstruktion der historischen Barockfassade und für drei Barockfassaden des Schlüterhofs liegen bei 80 Millionen Euro, die größtenteils ein Förderverein Berliner Schloss aufbringen will. Rund 13 Millionen Euro davon sind Verwaltungs- und Werbungskosten. Weitere 40 bis 45 Millionen Euro würde der Nachbau der historischen Schlosskuppel kosten. Der östliche Teil des Humboldtforums entsteht nach modernen Entwürfen des Architekten Franco Stella.

      Die Ruinen des alten Schlosses wurden 1950 gesprengt.

      © dapd
      Avatar
      schrieb am 28.04.11 11:49:10
      Beitrag Nr. 39 ()
      Berlin - Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat den geplanten Wiederaufbau des Berliner Schlosses für mehr als eine halbe Milliarde Euro nachdrücklich verteidigt.

      «Natürlich ist das viel Geld», sagte der CDU-Politiker in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. «Aber bei einem Haushalt von einigen Hundert Milliarden muss eine Kulturnation wie Deutschland in der Lage sein, ein solches Projekt über mehrere Jahre zu stemmen. Ich halte das für vertretbar.»

      Neumann warb für mehr private Spendenbereitschaft. Zugleich räumte er ein, dass die Rekonstruktion der Hohenzollern-Residenz die Menschen nicht so emotional berührt wie der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Für das 2005 abgeschlossene Projekt in der Sachsen-Metropole waren weltweit rund 115 Millionen Euro an Spendengeldern zusammengekommen.

      «Das ist nicht vergleichbar, weil die Frauenkirche als Symbol gegen Krieg und Zerstörung eine ganz andere emotionale Bedeutung hatte», sagte der Staatsminister. «Dieses Gefühl wird man nur schwer erreichen können. Aber ich glaube, wenn das Schloss einmal steht - und es wird stehen - dann wird es auch eine große Faszination ausüben und ein weiterer architektonischer und kultureller Höhepunkt der Hauptstadt sein.»

      Die Bundesregierung hatte den eigentlich für dieses Jahr geplanten Baubeginn im vergangenen Sommer aus Spargründen um drei Jahre verschoben. Erster Spatenstich soll nun 2013 sein, ehe 2014 die eigentlichen Arbeiten beginnen. Bis 2018/2019 ist die Eröffnung geplant. Unter dem Namen Humboldtforum soll hinter den rekonstruierten Schlossfassaden ein modernes Kommunikations- und Museumszentrum entstehen.

      Der Bundestag hatte sich 2002 nach jahrelanger Diskussion für diese Lösung ausgesprochen. Er stehe nach wie vor voll hinter dem Beschluss, so Neumann. «Natürlich hätte man auch sagen können, wir setzen da etwas ganz Spektakuläres hin mit futuristischer Architektur», sagte er. «Ich neige bei Neubauten auch eher zu moderner Architektur. Aber in dieser Lücke im Herzen Berlins, gegenüber dem Dom und der Museumsinsel, da sollte der Wiederaufbau des Schlosses mit seinen historischen Fassaden erfolgen, so, wie es der Bundestag beschlossen hat.»

      Für das Mammutprojekt sind Baukosten von 552 Millionen Euro veranschlagt. 440 Millionen trägt der Bund, 32 Millionen die Stadt. Die restlichen 80 Millionen sollen durch Spenden hereinkommen. Mögliche Kostensteigerungen - so Neumann - dürften nicht zu Lasten anderer Kultureinrichtungen gehen. «Das ist sichergestellt, denn die Mittel für den Wiederaufbau des Stadtschlosses sind nicht im Kulturhaushalt, sondern im Haushalt des Bauministeriums angesiedelt.»

      Gespräch: Nada Weigelt, dpa

      Informationen Schlossprojekt
      1 Antwort
      Avatar
      schrieb am 28.04.11 22:39:47
      Beitrag Nr. 40 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 41.422.257 von AristideSaccard am 28.04.11 11:49:10Der Neumann ist nun wahrlich kein Aushängeschild, solche Leistungsträger:rolleyes: wünscht man sich als Feind.

      Fehlt nur noch Gesülze über PPP und er wird Ehrenmitglied der FDP.
      Avatar
      schrieb am 23.05.11 08:36:06
      Beitrag Nr. 41 ()
      Stadtschloss mit Dachrestaurant
      Am Mittwoch stellt Architekt Franco Stella die Pläne für das Humboldt-Forum vor. Noch fehlt viel Geld
      Ulrich Paul
      Wenn das Berliner Schloss wieder aufgebaut ist, soll es nicht nur von außen und innen, sondern auch von oben zu besichtigen sein: ähnlich wie das Reichstagsgebäude soll es ein Dachrestaurant erhalten. Das schlägt der Geschäftsführer der Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum, Manfred Rettig, vor. Ein Dachrestaurant böte den Besuchern "einen fantastischen Blick" auf die Museumsinsel und die Straße Unter den Linden, sagte Rettig der Berliner Zeitung. 200 Personen könnten dort Platz finden.

      Rettigs Stiftung fungiert als Bauherr für das Schloss (Humboldt-Forum). Die Kosten des Dachrestaurants in Höhe von 3,3 Millionen Euro ließen sich durch Einnahmen aus dem Betrieb der Gaststätte refinanzieren, sagt der Schloss-Manager. Ob das Dachrestaurant gebaut wird, steht jedoch noch nicht fest. Darüber müsse erst noch im Stiftungsrat entschieden werden. Anders als beim Reichstag wird die Kuppel des Schlosses jedoch nicht zu betreten sein. Am kommenden Mittwoch will Rettig die Idee für das Dachrestaurant bei der Vorstellung der überarbeiteten Pläne für das Humboldt-Forum mit dem Schloss-Architekten Franco Stella öffentlich präsentieren.


      Besuch im Keller

      Fest steht, dass ein großer Teil der freigelegten Kellerreste des ehemaligen Schlosses beim Wiederaufbau des Gebäudes erhalten bleiben. Etwa 40 Prozent der denkmalgeschützten Kellerflächen könnten in das Humboldt-Forum integriert werden, sagte Rettig. Einige der Keller sollen für die Besucher begehbar sein. In andere soll man zumindest hineinschauen können. Erhalten bleiben in jedem Fall die Sprenglöcher, die eindrucksvoll an den Abriss des Schlosses im Jahr 1950 erinnern. Die Besucher sollen die Löcher durch eine Glasscheibe betrachten können.

      Von dem einstigen Fassadenschmuck des Schlosses sind nach Rettigs Angaben zwar nur wenige Teile erhalten, doch sollen diese nach Möglichkeit wieder eingebaut werden - vorausgesetzt sie haben eine gewisse Größe. Die Bauteile, die nicht eingearbeitet werden, sollen ausgestellt werden. Die Kosten für das Schlossprojekt bleiben laut Rettig innerhalb des gesteckten Rahmens von 552 Millionen Euro - allerdings berechnet aufs Jahr 2007, als der Haushaltsausschuss des Bundestags dem Vorhaben zustimmte. Die seitdem angefallenen Baupreissteigerungen müssen dazu gerechnet werden. Nachdem die Kosten bis zum zweiten Quartal 2010 laut einem internen Papier der Stiftung bereits auf rund 582 Millionen Euro gestiegen waren, dürften sie nun auf fast 600 Millionen Euro geklettert sein.


      Kuppel als Light-Version

      In diesen Kosten sind die Ausgaben für die originalgetreue Rekonstruktion der Kuppel sowie der Innenportale II, III und IV noch nicht enthalten. Die Kuppel ist bislang nur als Light-Version ohne Fassadenschmuck vorgesehen. Eine Rekonstruktion nach historischem Vorbild würde weitere 15 Millionen Euro kosten. Der Wiederaufbau der Innenportale schlüge zusätzlich mit elf Millionen Euro zu Buche.

      Die öffentliche Hand soll für die zusätzlichen Rekonstruktionen nichts bezahlen. Die Stiftung will das Geld aus Spenden aufbringen. Mit den 80 Millionen Euro, die der Förderverein Berliner Schloss für die Rekonstruktion der Barockfassaden zugesagt hat, steigt das benötigte Spendenvolumen damit auf mehr als 100 Millionen Euro. Der Förderverein Berliner Schloss hat nach Angaben seines Geschäftsführers Wilhelm von Boddien bislang rund 15 Millionen Euro an Spenden eingenommen. Für weitere acht Millionen Euro liegen Zusagen vor. Er rechne mit einem Spendenschub, wenn der Bau beginne, sagte Boddien. Bauvorbereitende Arbeiten sollen 2012 erfolgen, der erste Spatenstich ist für 2013 geplant. Im Jahr 2014 sollen die Arbeiten richtig losgehen. Bis 2018/19 soll das Gebäude fertiggestellt sein. Das Humboldt-Forum soll als Bibliothek, Museum und Veranstaltungsort genutzt werden. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt-Uni sowie die Zentral- und Landesbibliothek wollen es zu einem Zentrum der Weltkulturen machen.

      -----------------------

      Mehr zum Humboldt-Forum steht in einer neuen Broschüre der Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum. Es gibt sie in den Buchläden der Staatlichen Museen zu Berlin. Preis: 1 Euro
      Avatar
      schrieb am 25.05.11 09:30:52
      Beitrag Nr. 42 ()
      Aus der Berliner Zeitung

      Auch Europa und der Islam gehören ins Schloss
      Dem Projekt Humboldt-Forum mangelt es an Bürgernähe und Esprit. Beides könnte erreicht werden und die Preußen-Stiftung würde viel Geld sparen
      Nikolaus Bernau
      Kürzlich kam die internationale Ratgebergruppe für das Humboldt-Forum in Berlin zusammen. Es ging um die erstklassigen Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, die hier neben Bibliotheken und der Agora unterkommen sollen. An sich waren die vierzig Museumsfachleute aus Nordamerika, Afrika, Asien und Europa begeistert von der Idee, die Schätze aus dem 50-jährigen Dahlemer Exil wieder in die Innenstadt zu bringen. Eine große Chance - so der Tenor. Doch dann kam die Kritik. Und die war so fundamental wie selten an Berliner Planungen seit dem "Museumsstreit" der frühen 1990er-Jahre, als um den Bau der Neuen Gemäldegalerie am Kulturforum gestritten wurde.


      Kritik in drei Punkten

      Vor allem drei Punkte fielen den Ratgebern auf: Erstens, dass das Museum für Europäische Volkskunde immer noch einen eigenen Neubau am Kulturforum erhalten soll. Zweitens, dass zwei Institutionen, wenige Schritte voneinander entfernt, ähnliche Geschichten erzählen sollen: Nämlich das Museum für Islamische Kunst im Pergamonmuseum und die Abteilung des Ethnologischen Museums für islamisch geprägte Kulturen Asiens und Afrikas im Humboldt-Forum. Wozu braucht es diese Doppelung - um den Begriff der "Kunst" vor kulturhistorischer Vereinnahmung zu schützen, wie mancher Kritiker vermutet?

      Und drittens wurde heftig moniert, dass die künftigen Nutzer des Humboldt-Forums viel zu wenig in dessen Planung involviert sind. Die Fachwissenschaftler würden nicht ausreichend beachtet, geschweige die Besucher. Selbst für Museumsleute aus Kenia war die Abneigung der Berliner Museen, deren Interessen zu erfragen, gar die in der Stadt ansässigen Einwanderergruppen aus aller Welt in ihre Planungen zu integrieren, schlichtweg unverständlich.

      Immerhin, diese Mahnung hat offenbar erste Früchte getragen: Heute Abend werden die neuesten Pläne für das Humboldt-Forum einem breiteren Publikum vorgestellt. Wie groß das Interesse ist, zeigt, dass die Veranstaltung sehr kurzfristig von den kleinen Sälen des Kronprinzenpalais in das Audimax der Humboldt-Universität verlegt werden musste. Wollen die Berliner also wirklich die museale Trennung zwischen den als europäisch betrachteten Kulturen auf der Museumsinsel und am Kulturforum und jenen der restlichen Welt im Humboldt-Forum?

      Die Ergebnisse einer solchen Trennung sind teilweise absurd. Im Ethnologischen Museum in Dahlem etwa hört die Geschichte Mittel- und Südamerikas mit der Eroberung durch Spanier und Portugiesen auf. Die sechshundert Jahre kultureller Entwicklung, die seit der "Entdeckung" durch Kolumbus 1492 kulturell stattfanden, werden weitgehend ausgeblendet, um bloß nicht die Konstruktion einer in sich geschlossenen, ethnisch getrennten Kulturentwicklung in Gefahr zu bringen. Brasiliens Barock, Mexikos Klassische Moderne, der Tango oder die Salsa und ihre europäischen Töchter - Fehlanzeige.

      Aber auch der inzwischen oft geforderte Ausweg in die Ästhetisierung der Objekte überzeugt nicht: Im Pariser Musee Quai Branly werden Masken, Federmäntel, mächtige Totempfähle und kostbarer Schmuck in magisch dunkler Umgebung gezeigt. Mühsam findet man einige Erklärungen. Die Objekte sind hier nur Beutestücke, die dem gerade geltenden europäischen Geschmack entsprechen.

      Auch die Flucht in den Kulturvergleich ist, wenn er Europa ausschließt, kaum überzeugend: In einer Ausstellung im Berliner Alten Museum, die das Humboldt-Forum vorbereiten sollte, wurde allen Ernstes die Verhüllung des Kopfes als Teil von islamisch geprägten Kulturen gezeigt - als wenn unsere Großmütter je ohne Hut aus dem Haus gegangen wären.

      Eher einen gangbaren Weg zeigt da das National Museum for American Indian in Washington, das in Teilen von einigen Indianerstämmen selbst gestaltet wurde: Hier lernt man, dass der Walzer von einigen Ostküsten-Stämmen als Volksmusik adaptiert wurde, "indianische" Schmuckmotive sich hingegen schon um 1900 an Chicagoer Hochhäusern finden. Solch changierende, unsere Selbstgewissheit verunsichernde Geschichten gehören ins Humboldt-Forum, nicht der erstaunte Blick auf das Exotisch-Fremde.

      Vor allem aber dürfte ein neuer, auch von den Ratgebern leidenschaftlich umstrittener Vorschlag die Debatte um das Humboldt-Forum in den kommenden Monaten beleben: Warum soll nicht einfach das Museums für Islamische Kunst aus dem Pergamonmuseum auch in den Neubau verlegt werden? Platz wäre genug. In der Verwaltung der Staatlichen Museen herrscht, kaum verwunderlich, eisiges Schweigen: Sind doch die Pläne für den nicht nur von Denkmalpflegern und Heimatschützern heftig kritisierten Radikalumbau des Pergamonmuseums genehmigt. Und keine Verwaltung plant gerne neu.

      Doch die Idee der Vereinigung der islamischen Sammlungen im Humboldt-Forum hat viel für sich. Hier kann ohne denkmalpflegerische Widerstände ein großer, von Naturlicht durchfluteter Saal für die einzigartige frühislamische Mschatta-Fassade entstehen. Im Pergamonmuseum hingegen müssen aus statischen Gründen massige Pfeilerreihen in den Weg und die Sicht der Besucher gestellt werden. Auch soll die Mschatta-Fassade nur unter Kunstlicht gezeigt werden, das niemals an den Farbreichtum der Natur heranreicht. Wie wenig die Museen selbst von ihren Planungen überzeugt sind, zeigt, dass sie die neuesten Pläne zum Mschatta-Saal trotz mehrmaliger Nachfrage nicht veröffentlichen wollen.

      Im New Yorker Metropolitan Museum soll das neue Zentrum der dortigen islamischen Abteilung ein maurischer Hof sein. Was spräche dagegen, in Berlin die zart gemalten Wände des Aleppo-Zimmers mit einem Nachbau jenes intimen Gartenhofes zu verbinden, auf den es einst blickte? Nur im Humboldt-Forum wäre das möglich.


      Mschatta als Dynamo

      Bisher hat es keine Ikone gefunden, wie sie die Nofretete-Büste für die Museumsinsel ist. Mschatta könnte ohne Weiteres diese Ikone werden, seiner Größe, seiner Schönheit wegen. Und nur das Museum für islamische Kunst hat Sammlungen, die physische und geistige Brücke schlagen können zu allen anderen Museen im Humboldt-Forum - auch in China, Europa und Südamerika gibt es Muslime - und zugleich zur Museumsinsel mit den Antikensammlungen und jenen der christlich geprägten Kunst.

      Mit der von den Ratgebern angeregten Verlagerung des Museums für Europäische Kulturen und des Museums für Islamische Kunst ins Humboldt-Forum würden der Neubau am Kulturforum und der teure Umbau des Pergamonmuseums obsolet. Auch der Neubau einer Gemäldegalerie neben dem Bode-Museum könnte eingespart werden. Denn die bisher für das Museum für Islamische Kunst vorgesehenen Räume im Pergamonmuseum sind einst für die Ausstellung von Gemälden und Skulpturen gebaut worden.

      Vor allem aber wäre endlich der Geburtsfehler des Humboldt-Forums aufgehoben: Die kulturhistorisch widersinnige Idee, es gäbe eine "europäische" und eine "außereuropäische" Kultur.
      Avatar
      schrieb am 26.05.11 09:52:02
      Beitrag Nr. 43 ()
      Das Schloß soll jetzt noch ein bisschen teurer als ursprünglich geplant werden...aber nur 44 Millionen.

      :eek:

      Quelle: http://www.morgenpost.de/berlin/article1652006/Berliner-Schl…

      Heute morgen im Radio habe ich einen interessanten Beitrag gehört. Dort hatte sich eine Frau aufgeregt, weil Ihre Kinder in der Schule kein Toilettenpapier haben. Ihrer Meinung nach werden mit dem Schloß vollkommen falsche Prioritäten gesetzt.
      Avatar
      schrieb am 09.06.11 10:19:22
      Beitrag Nr. 44 ()
      Humboldtforum
      Am liebsten mit historischer Kuppel

      Foto: dpa

      Während die Stiftung Berliner Schloss Humboldtforum über die Planungen für den Prunkbau berät, ist das Lego-Modell fast fertig. Wenn die zwei mal drei Meter große Miniatur im November ausgestellt wird, werden rund 400.000 Steine verbaut sein. von Ulrich Paul

      Berlin - Die Planung für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses kommt voran. Der Stiftungsrat der Stiftung „Berliner Schloss Humboldtforum“ hat gestern das überarbeitete Konzept des Architekten Franco Stella offiziell zur Kenntnis genommen und ihm damit zugestimmt.

      Das geht aus einer Mitteilung der Stiftung hervor, die gestern Abend verbreitet wurde. Die Stiftung fungiert als Bauherr des Schlosses.

      Noch vor der Sommerpause soll die Entwurfsplanung nun an den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags weitergeleitet werden, der das Geld für den Bau bewilligen muss.


      Lesen Sie auch:
      Der nächste hässliche Klops

      Das Schloss (offizieller Name: Humboldt-Forum) soll als Museum, Bibliothek und kultureller Veranstaltungsort genutzt werden. Hauptnutzer sind die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Zentral- und Landesbibliothek sowie die Humboldt-Uni. Die Nord-, West- und Südfassade des 1950 gesprengten Schlosses soll ebenso wie die Barockfassade des Schlüterhofs nach historischem Vorbild rekonstruiert werden. Die Ostfassade des Humboldt-Forums will Franco Stella modern gestalten.

      Kosten sollen durch Spenden gedeckt werden

      Laut Stiftungs-Geschäftsführer Manfred Rettig bleiben die Kosten für das Projekt innerhalb des Rahmens von 552 Millionen Euro allerdings berechnet im Jahr 2007, als der Haushaltsausschuss dem Projekt zustimmte. Die seitdem angefallenen Baukostensteigerungen kommen laut Rettig noch hinzu. Dadurch dürften die Kosten mittlerweile auf fast 600 Millionen Euro gestiegen sein.

      In diesen Ausgaben sind die Kosten für die originalgetreue Rekonstruktion der Kuppel sowie der Innenportale II, III und IV noch nicht enthalten. Die Kuppel ist bislang nur als Light-Version ohne Fassadenschmuck geplant. Ihre vollständige Rekonstruktion würde weitere 15 Millionen Euro kosten.

      Der Wiederaufbau der drei Innenportale schlüge mit zusätzlichen elf Millionen Euro zu Buche. Der Stiftungsrat nahm gestern die Liste für weitere mögliche Rekonstruktionen zustimmend zur Kenntnis. Dabei geht es vor allem um den Bau der Kuppel nach historischem Vorbild.

      Die öffentliche Hand soll für die zusätzlichen Rekonstruktionen nichts bezahlen. Die Stiftung will das Geld aus Spenden aufbringen. Ein ehrgeiziges Ziel. Mit den 80 Millionen Euro, die der Förderverein Berliner Schloss für die Rekonstruktion der Barockfassaden zugesagt hat, steigt das benötigte Spendenvolumen damit bereits auf mehr als 100 Millionen Euro. Der Förderverein hat bislang rund 15 Millionen Euro gesammelt.

      Grundsteinlegung im Jahr 2013

      Der Staatssekretär im Bauministerium, Rainer Bomba, der zugleich Stiftungsratsvorsitzender ist, erklärte, am Terminplan für das Bauprojekt festzuhalten: „In zwei Jahren wollen wir den Grundstein legen, 2014 geht es mit den Baumaßnahmen im vollen Umfang los. Noch vor Ende dieses Jahrzehnts wollen wir der Mitte unserer Hauptstadt ihr Gesicht wiedergeben und das Humboldt-Forum im Berliner Schloss eröffnen.“

      Ein Teil der historischen Keller des Schlosses, die freigelegt wurden, bleibt erhalten. Etwa 40 Prozent der denkmalgeschützten Flächen können in den Neubau integriert werden. Einige der Keller sollen für die Besucher begehbar sein. In andere soll man durch große Fensterscheiben hineinschauen können.
      Unweit der Kellerreste ist eine Ausstellung über die Geschichte des Ortes geplant, in der auch an den Palast der Republik erinnert werden soll.

      Stiftungs-Chef Rettig kann sich vorstellen, dass die Skulptur der gläsernen Blume dort aufgestellt wird. Sie stand einst im Foyer des Palastes und war ein beliebter Treffpunkt. Vor dem Abriss des Palastes der Republik war sie mit anderem Mobiliar ausgelagert worden. Die Stiftung rechnet damit, dass das Humboldt-Forum jedes Jahr mehr als drei Millionen Gäste haben wird.

      Berliner Zeitung, 09.06.2011
      Avatar
      schrieb am 10.06.11 12:22:29
      Beitrag Nr. 45 ()
      Braucht Berlin ein Mausoleum für Wowereit und Westerwelle:confused: und kommen dann 3 Mio. Besucher:laugh:
      Avatar
      schrieb am 23.06.11 15:56:49
      Beitrag Nr. 46 ()
      Berliner Stadtschloss feiert Richtfest
      In Rekordzeit erbaut und das auch noch kostengünstig – das LEGOLAND® Discovery Centre Berlin macht es vor

      Berlin, 11. Juni 2011 – Die Hauptstadt spricht noch über das Berliner Stadtschloss, wir bauen es einfach! Im LEGOLAND Discovery Centre am Potsdamer Platz rekonstruiert Berlins einziger LEGO® Modellbauer Pascal Lenhard aus bisher 250.000 LEGO Steinen, 250 Sorten und vier verschiedenen Farben das Modell im Maßstab 1:60. Während der Grundsteinlegung für das Original am Humboldtforum wahrscheinlich erst 2013 sein wird, gibt es die zwei mal drei Meter große "Miniatur" bereits im November 2011 im MINILAND der Kinderattraktion in Berlin zu bewundern
      Avatar
      schrieb am 30.06.11 11:13:01
      Beitrag Nr. 47 ()
      AUSSTELLUNG
      Tortenbodenprinzip mit Fehlern
      Nikolaus Bernau

      Die Humboldt-Box auf dem Schlossplatz ist eröffnet, und man darf konstatieren: Das von den Berliner Architekten Krüger, Schuberth und Vandreike entworfene Objekt ist nicht ganz so fürchterlich geworden, wie angesichts des Rohbaus und der Werbeplakate vermutet werden musste. Zwar steht der Bau an der falschen Stelle, mitten in der Hauptachse Berlins hin zum Brandenburger Tor. Er ist auch viel zu groß geraten, überragt deutlich die Hauptgesimslinie des 1950 gesprengten Schlosses, statt dessen Proportionen aufzunehmen. Ihm fehlt jene Leichtigkeit, die einst die Rote Box vom Potsdamer Platz zur Legende machte - für Veranstaltungsräume dort waren Fluchtreppenhäuser und massige Konstruktionen notwendig.

      Versteckte Infos zum Neubau

      Und doch: Mit den vielen Fugen, der silbernen Haut, den schiefwinkligen Fensterluken und steifen Beinen hat dieser Bau tatsächlich etwas von einer geknifften und gefalteten Box. Ein Verbrauchsprodukt, bis hin zum Abbruch: Statt den Bau auf eine Nachnutzung hin zu planen, wird er entgegen allen Versprechen, einen auch ökologisch verantwortbaren Zukunftsbau zu errichten, irgendwann als schnöder Baumüll enden.

      Bis dahin wird die Humboldt-Box sicherlich wegen ihrer Außengestalt, wohl aber auch wegen der Ausstellungen darin heftig debattiert werden. Wenigstens hoffen das die künftigen Nutzer des Humboldt-Forums, die Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt-Universität und die Zentral- und Landesbibliothek. Der erste Stolperstein ist allerdings schon die Präsentation des Schlossvereins von Wilhelm von Boddien im ersten Geschoss. Da steht das bekannte quietschbunte Stadtmodell neben einigen Skulpturennachbauten und Tafeln zur Geschichte des Ortes. Die Informationen zum Neubauprojekt hingegen sind versteckt. Winzige, hoch an der Wand angebrachte Pläne und Animationszeichnungen werden da überstrahlt von einem Videobildschirm, die Erläuterungen sind kaum zu lesen.

      Von Boddien verkündet nonchalant, irgendwann werde es eine Mappe mit den Plänen des Neubaus geben, die könne man sich ja dann kaufen. Doch gut zu lesende und erklärte Zeichnungen und Modelle (das dort ausgestellte ist bestenfalls ein netter Appetizer) sind bei einem so wichtigen öffentlichen Bau keine freundliche Zutat, sondern die Grundlage für jede und schon gar eine kritisch reflektierte Debatte. Diese nur auf die Beschwörung der alten Zeit setzende Präsentation der Fassadenfreunde ist Negativwerbung für das offiziell auf wenigstens 600 Millionen Euro kalkulierte Museums- und Bibliotheksprojekt. Nicht nur außerhalb Berlins hat es den Ruf, preußensüchtige Geldverschwendung zu sein. Um diesem Vorwurf zu begegnen, ist weniger Werbung für Fassadenspenden nötig als vielmehr Aufklärung, warum das Schloss kulturell, sozial- und bildungspolitisch Sinn macht.

      Die Staatlichen Museen bespielen dafür das zweite Obergeschoss. Man erfährt in aktuell gerade modischem, weißen Softedge-Design, wie moderne Ethnologische Museen weltweit arbeiten: Mit Schaudepots, in denen das sonst magazinierte Material gezeigt wird, Präsentationen, die aus der Zusammenarbeit mit den Völkern entstanden, von denen einst die Objekte nach Europa kamen, mit kritischer Aufarbeitung der Kolonialzeit. Es entstehen Fragen: Gehört ein einst von Herrscher zu Herrscher geschenkter Thron heute nach Berlin oder nach Kamerun? Manches ist Spielerei, etwa eine Medienstation, die erzählt, dass es einen Forschungsverbund zu den Kulturen der nordwestamerikanischen Küste gibt. Wer aber wissen will, welche Institutionen beteiligt sind, welche Sammlungen, welche Völker, der sollte sich auf sein Handy mit Internetzugang verlassen. Amüsant zeigt sich die Musikabteilung als Tanzplatz mit fußausgelöster Toneinspielung. Videos der Installation von Porzellan-Sonnenblumen von Ai Weiwei erinnern an den chinesichen Künstler und Bürgerrechtler: Er war verhaftet worden, unmittelbar nachdem die Staatlichen Museen eine Ausstellung zur Kunst der Aufklärung in Peking eröffnet hatten.

      Zitrusfrüchte und Volksmedizin

      Im dritten Obergeschoss entdeckt man die indochinesischen Fresken aus Turfan und die Folgen der Jagd auf Frösche, die Modernität der chinesischen Volksmedizin, die kulturell bedingte Verbreitung der Zitrusfrüchte als Teil einer Forschungslandschaft, sowie eine hinreißende Leselounge der Zentral- und Landesbibliothek. Doch gerade hier wird deutlich: Die Betreiber des Humboldt-Forums scheinen bisher kaum zusammen zu arbeiten. Scharf sind die Reviere abgegrenzt, selbst gegenseitige Leihgaben rar. Hier zeigt sich, welcher Fehler das Tortenbodenprinzip der aktuellen Planung ist, in der jedem Nutzer ein Geschoss zugeschrieben wird, in das man sich einkapseln kann.
      Avatar
      schrieb am 30.06.11 11:15:34
      Beitrag Nr. 48 ()
      Werbung für das Schloss
      Die Humboldt-Box ist eröffnet: Sie soll Appetit auf das Humboldt-Forum machen/Haushaltsexperten beraten über die Finanzierung des Neubauprojekts
      Ulrich Paul

      Berliner und Besucher der Stadt können sich von heute an vor Ort über den geplanten Wiederaufbau des Berliner Schlosses informieren. Am Rande des künftigen Bauplatzes auf dem Schlossplatz in Mitte ist gestern die Humboldt-Box eröffnet worden, die einen Vorgeschmack auf das Projekt mit dem offiziellen Namen Humboldt-Forum liefern soll. Sie ist ab heute für das Publikum geöffnet.

      Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Zentral- und Landesbibliothek sowie die Humboldt-Uni präsentieren in der Box ihre Ideen für das Humboldt-Forum als Zentrum der Weltkulturen. In der Anfangsphase bis zum 15. August zahlen alle Besucher einen reduzierten Eintrittspreis von zwei Euro. Danach müssen Erwachsene vier Euro berappen, der ermäßigte Preis beträgt 2,50 Euro. Kinder unter zwölf Jahren müssen nichts bezahlen.

      Die Einnahmen fließen den privaten Bauherrn der Humboldt-Box um den Unternehmer Gerd Henrich zu. Der Chef der Werbefirma Megaposter aus Neuss hat die Box für rund 6,5 Millionen Euro mit seinen Geschwistern privat finanziert - Co-Investor ist der Chef der Werbefirma Ströer, Udo Müller. Müller war nach der Entscheidung der Bundesregierung, den Baubeginn des Schlosses auf das Jahr 2014 zu verschieben, eingestiegen und hatte die Verwirklichung des Projekts damit sichergestellt. Denn mehrere Banken hatten nach der Entscheidung der Bundesregierung ihre Kreditzusagen zurückgezogen. Henrich sagte gestern, seine Kalkulation beruhe darauf, dass jedes Jahr mindestens 300000 Besucher in die Box kommen. Die Kosten für den Bau der Box finanziert er zum einen aus den Erlösen der Eintrittsgelder, zum anderen durch Werbung am Baugerüst und am Bauzaun des Schlossprojekts. Anderthalb Jahre darf Henrich am Baugerüst werben. Erlaubt sind zwei Flächen mit einer Größe von jeweils 1000 Quadratmetern. Am Bauzaun darf sogar fünf Jahre lang geworben werden. Von den Eintrittsgeldern müssen die privaten Bauherrn der Box erst dann etwas abführen, wenn mehr als 400000 Besucher jährlich kommen. Zehn Prozent fließen dann an die öffentliche Hand.

      Während auf dem Schlossplatz gestern Vormittag die Eröffnung der Humboldt-Box gefeiert wurde, kamen im Parlamentsviertel die Haushaltsexperten der Bundestagsfraktionen zusammen, um über die Finanzierung des Humboldt-Forums zu sprechen. Im Ergebnis waren sich die Beteiligten nach Angaben aus Teilnehmerkreisen mehrheitlich einig, dass das Vorhaben so realisiert werden soll, wie es vom Bauministerium vorgeschlagen wurde. Danach bleiben die Baukosten auf das Jahr 2007 berechnet zwar im Kostenrahmen von 552 Millionen Euro, steigen aber durch die Erhöhung der Baupreise zum jetzigen Zeitpunkt auf 590 Millionen Euro. Davon will der Förderverein Berliner Schloss, wie berichtet, 80 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Barockfassaden aus Spenden aufbringen. Falls die Summe nicht zusammenkommt, wäre es "unabwendbar" die fehlenden Mittel aus "öffentlichen Haushalten" zu nehmen, heißt es in dem jetzt vorgelegten Bericht des Bauministeriums. Was die Haushälter mit Sorge sehen: Die Rekonstruktion der Kuppel, der Wiederaufbau dreier Innenportale nach historischem Vorbild sowie der Bau eines Dachcafés würden mit weiteren 28,5 Millionen Euro zu Buche schlagen. "Unsere Aufgabe ist es, darüber zu wachen, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen", sagte gestern ein Abgeordneter der Koalition. Nur unter der Maßgabe, dass die zusätzlichen Rekonstruktionen und das Dachcafé privat finanziert werden, wie es das Bauministerium anstrebt, sei eine Zustimmung vorstellbar.

      In der kommenden Woche soll darüber im Bundestags-Haushaltsausschuss entschieden werden. Das Land Berlin wird durch die Kostensteigerungen nicht belastet. Es bleibt bei seinem Anteil von 32 Millionen Euro. Im Mai 2012 sollen die bauvorbereitenden Maßnahmen für das Schloss beginnen, die Grundsteinlegung ist für April 2013 geplant, im Mai 2019 soll das neue Gebäude eröffnet werden.

      ------------------------------

      Foto: Blick aus der Box: Die Besucher schauen durch die großen Fenster auf Lustgarten, Altes Museum und Berliner Dom. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr (donnerstags bis 22 Uhr) geöffnet. Das Dachrestaurant lädt bis 23 Uhr ein. Tipp: ab 18 Uhr ist der Eintritt auf die Dachterrasse frei.
      1 Antwort
      Avatar
      schrieb am 06.07.11 18:57:18
      Beitrag Nr. 49 ()
      Avatar
      schrieb am 06.07.11 23:05:26
      Beitrag Nr. 50 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 41.722.037 von AristideSaccard am 30.06.11 11:15:34Für Griechnland sind Milliarden da, aber beim Stadtschloss muss man aufpassen, dass ich zitiere: " die Kosten nicht aus dem Ruder laufen" :laugh::laugh::laugh::laugh::laugh:

      Was für ein deppenland, andere kommen immer first :laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 11.07.11 12:30:30
      Beitrag Nr. 51 ()
      @ Procera

      Was willst Du uns damit sagen? Was hat Griechenland mit dem Humboldtforum zu tun?

      Ich bin kein Buchhalter, aber die Garantien und Kredite für Griechenland haben dem Deutschen Steuerzahler bis dato Gewinn gebracht: Wir verschulden uns zu 3 % für zehn Jahre und reichen das Geld an Griechenland für (schlagmichtot) 4,5 % weiter. Es wird Kapital von einer Seite auf die andere verschoben bei 50 % Gewinn. Soll man von der Zinsdifferenz die Baukosten des Stadtschlosses bestreiten? War das gemeint?

      Dass man bei einer größeren Baumaßnahme aufpassen muss, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen, ist doch wohl auch in Deinem Interesse als Steuerzahler. Und weißt Du, was man da noch alles entdeckt? Blindgänger? Riesenfindlinge? Interessante archäologische Funde, die den Bau fünf Jahre nach hinten verschieben? Probleme beim U-banhnbau?

      Und dieses Deppenland ist immerhin wieder auf dem BIP-Stand von vor der Krise, haben das die vielfach bewunderten USA und GB schon geschafft?
      5 Antworten
      Avatar
      schrieb am 11.07.11 12:55:40
      Beitrag Nr. 52 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 41.769.464 von AristideSaccard am 11.07.11 12:30:30Die Oberschule meiner Kinder ist ca. 5-6 Km vom Baugelände entfernt.
      Bei der Einschulungsveranstaltung des Älteren wurde sich für die seit fünf Jahren bestehende Baustelle und die sich daraus ergebenden Unannehmlichkeiten wie Dreck,nicht benutzbare Räume oder Toiletten und den als Lager genutzten Schulhof entschuldigt.("Ist bald alles fertig").Vier Jahre später bei unserer jüngsten dieselben Erklärungen.

      Der Ältere hat jetzt sein Abi gemacht.
      Er hat tatsächlich seine ganze Oberschullaufbahn in einer Baustelle auf der aus finanziellen Gründen kaum gearbeitet wurde absolviert.

      Wenn man dann liest daß das Land Berlin 32 Mio's zuschießt.......
      Ehrlich,ich finde es zum kotzen.
      4 Antworten
      Avatar
      schrieb am 11.07.11 13:35:23
      Beitrag Nr. 53 ()
      @ beefcake: Hatten wir das Thema Stadtschloss versus Schulen nicht schon vor einem Jahr ausreichend diskutiert?

      Also nochmal: Bauherr und größter Geldgeber ist der Bund. Berlin schießt 32 Mio zu. Der Bau wird so wie der Flughafen BER in Schönefeld zu 70-80 % von in Berlin/Brandenburg ansässigen Firmen erstellt werden (Mehrwertsteuer! Gewinnsteuer! Lohnsteuer der Arbeitnehmer! Bauarbeiter in Lohn und Brot statt als Transferleistungsempfänger auf Kosten des Landes Berlin!). Der Betrag, der dabei zusammenkommt, wird höher sein als die 32 Mio.

      Und dann die Nebeneffekte: Eine weltweit übertragene Zeremonie der Einweihung des Humboldtforums. Eine angemessene Unterkunft für die ethnologischen Sammlungen in der Mitte Berlins. Eine riesige städtebauliche Leere in Berlins Mitte geschossen.

      PS: Und Du hast Insiderkenntnisse aus dem Landesschulamt, dass die Arbeiten solange gedauert haben, weil kein Geld da ist? Oder ist vielleicht der Bauträger zwischendurch pleite gegangen? Oder wurde vielleicht nur jeweils in den Ferien massiv gearbeitet um den Unterricht nicht zu stören? Oder wurden zwischendurch dreimal die Planungen geändert? Oder wollte man die Entwicklung (die Schule ist wohl in Berlin Mitte) abwarten? Ich wohne auch in Mitte, die letzten zwanzig Jahre sind die Menschen mit schulpflichtigen werdenden Kindern stetig an den Stadtrand gezogen, erst seit ein paar Jahren bleiben sie in der Innenstadt wohnen. Der örtliche Schulstadtrat sagte mir, dass er immer nur Schulen geschlossen habe, nun müsste man eigentlich jährlich welche eröffnen, man müsse aber abwarten, ob dieser Trend sich bestätige, da man Schulen nicht einfach an- und ausschalten könne. Es kann also auch eine Menge anderer Gründe haben, die man kaschiert, indem der "böse Senat" kein Geld rausrückt.
      1 Antwort
      Avatar
      schrieb am 17.07.11 11:56:37
      Beitrag Nr. 54 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 41.769.607 von Beefcake_the_mighty am 11.07.11 12:55:40das wird Dir gefallen :)

      Runterscrollen zum Alles Kacke Song der Berliner Feuerwehr :laugh: :(


      http://www.tagesspiegel.de/berlin/feuerwehrleute-veroeffentl…
      Avatar
      schrieb am 17.07.11 14:00:56
      Beitrag Nr. 55 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 41.769.820 von AristideSaccard am 11.07.11 13:35:23 Berlin schießt 32 Mio zu. Der Bau wird so wie der Flughafen BER in Schönefeld zu 70-80 % von in Berlin/Brandenburg ansässigen Firmen erstellt werden (Mehrwertsteuer! Gewinnsteuer! Lohnsteuer der Arbeitnehmer! Bauarbeiter in Lohn und Brot statt als Transferleistungsempfänger auf Kosten des Landes Berlin!).

      Du tust so,als ob ich das Geld einsparen will....
      Mir gehts aber um eine sinvollere Verwendung.
      Niemand verlangt,daß Firmen/Arbeiter umsonst arbeiten.Dies gilt auch für diejenigen die Schulen/Straßen sanieren,in der Jugendarbeit arbeiten etc....
      Dem Fliesenleger ist es gleich ob er Fliesen in einem Schulklo verlegt oder auf einem Schloßklo.
      Offensichtlich sind aber Schlossklos wichtiger.Denn dafür werden vom Land Berlin 32 Mios locker gemacht.Für sanierungsbedürftige Schulen nicht.

      Eine weltweit übertragene Zeremonie der Einweihung des Humboldtforums.

      Das ist nicht dein Ernst,oder? Weltweit?Kleiner gehts nicht?


      Eine angemessene Unterkunft für die ethnologischen Sammlungen in der Mitte Berlins.

      Ist wohl eine Frage der Prioritäten.Übrigens wurde das jetzige Ethnologische Museum vor kurzem (2 oder 3 Jahre ) renoviert.


      Eine riesige städtebauliche Leere in Berlins Mitte geschossen.


      Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn es nicht wie jetzt zuz lasten von wirklich dringlicherem geht.
      Wenn aber Geld für notwendiges fehlt,dann kan man sich nicht von geliehendem Geld irgendwelche Luxusartikel leisten....


      Und Du hast Insiderkenntnisse aus dem Landesschulamt, dass die Arbeiten solange gedauert haben, weil kein Geld da ist?

      Nur die Rektorin....


      Oder ist vielleicht der Bauträger zwischendurch pleite gegangen? Oder wurde vielleicht nur jeweils in den Ferien massiv gearbeitet um den Unterricht nicht zu stören?

      Weder - Noch


      Oder wurden zwischendurch dreimal die Planungen geändert?

      Jep-Turnhalle und Mensa wurden gestrichen


      Oder wollte man die Entwicklung (die Schule ist wohl in Berlin Mitte) abwarten?

      Nö-Norden Schönebergs.


      Ich wohne auch in Mitte, die letzten zwanzig Jahre sind die Menschen mit schulpflichtigen werdenden Kindern stetig an den Stadtrand gezogen, erst seit ein paar Jahren bleiben sie in der Innenstadt wohnen. Der örtliche Schulstadtrat sagte mir, dass er immer nur Schulen geschlossen habe, nun müsste man eigentlich jährlich welche eröffnen, man müsse aber abwarten, ob dieser Trend sich bestätige, da man Schulen nicht einfach an- und ausschalten könne.

      Hab ich auch so gemacht.Von S-Berg erst nach Südwest und zum Wechsel in die Oberschule zurrück in die Stadt.Aber das ist egal,da die Schule meiner Kids ja nicht unter irgendwelchen Trends wie Schülerrückgang oder Städtebaulicher Entwicklung bei der man erstmal gucken müßte zu leiden hat.


      Es kann also auch eine Menge anderer Gründe haben, die man kaschiert, indem der "böse Senat" kein Geld rausrückt.

      Stimmt-Die kann es geben.
      Fakt ist:Berlin ist pleite.Und wenn Berlin sich schon Geld leihen muß,dann sollte das gefälligst für Projekte ausgegeben werden,von denen alle etwas haben.




      @ Stelle


      Kenn ich doch schon längst :D
      Avatar
      schrieb am 17.07.11 17:32:22
      Beitrag Nr. 56 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 41.769.607 von Beefcake_the_mighty am 11.07.11 12:55:40Du hättest aber auch mal einige Subbotnikeinsätze fahren können, hast gleich mehrere Kinder und konntest Steine bewegen, Tapeten kleben, Grünanlagen pflegen oder gar als Saatbeete profitabel gestalten.

      In Waldorfschulen wird das noch perfektioniert, da machen Eltern auch noch Essen und zahlen auch noch dafür. So ist das doch keine Ehrenamtkultur:laugh:

      Wenn ihr den roten Fürsten schon behalten wollt:laugh: dann könnt ihr die praktische DDR-Überlebensstrategie doch nicht vergessen:laugh:

      So geht das ja nicht:rolleyes: Bundesknete verplempern und rum kommt zerfallende Infrastruktur und ein Mietenhype, wo keine Feuerwehr und ein abgebranntes Berlin für die Republik günstiger wäre. Ihr fackelt eure Häuser und Autos schon selbst ab, ein sehr besonderes Völkchen.
      2 Antworten
      Avatar
      schrieb am 17.07.11 17:50:21
      Beitrag Nr. 57 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 41.800.600 von Friseuse am 17.07.11 17:32:22Du hättest aber auch mal einige Subbotnikeinsätze fahren können, hast gleich mehrere Kinder und konntest Steine bewegen, Tapeten kleben, Grünanlagen pflegen oder gar als Saatbeete profitabel gestalten.

      In Waldorfschulen wird das noch perfektioniert, da machen Eltern auch noch Essen und zahlen auch noch dafür. So ist das doch keine Ehrenamtkultur


      Wurde von den Eltern sogar angeboten.
      Abgelehnt wurde es richtigerweise mit der Begründung daß die Eltern ja nicht die Kabel usw. unter Putz legen dürften,die Materialien evtl nicht irgendeiner Din. Norm entsprechen und noch was,das ich aber vergessen habe. :laugh:


      Wenn ihr den roten Fürsten schon behalten wollt

      Die Schulen sind aber unterm dunkelroten Eberhard Diebgen verkommen.


      Bundesknete verplempern und rum kommt zerfallende Infrastruktur und ein Mietenhype, wo keine Feuerwehr und ein abgebranntes Berlin für die Republik günstiger wäre. Ihr fackelt eure Häuser und Autos schon selbst ab, ein sehr besonderes Völkchen.

      Meine Rede.
      Warum also für irgendwelche Touristen noch so ein albernes Schlß errichten?
      Die Meisten von euch sind ja eh schon mit dem Bild vom röhrendem Hirschen auf der Waldlichtung und dem alljährlichem Schützenfest in ihren Dörfern kulturell überfordert.
      :D
      1 Antwort
      Avatar
      schrieb am 18.07.11 13:54:30
      Beitrag Nr. 58 ()
      @ beefcake: ok, stellen wir uns vor, wir geben 32 Mio für bessere Schulen aus. Jetzt mal abgesehen davon, dass es natürlich schöner ist, in einem neu gestrichenen Zimmer zu lernen bringt es Berlin Mehrwert? Werden die Kinder schlauer? Die Leistungen besser? Sinkt der Krankenstand der Lehrer? Braucht man weniger Lehrmaterial? Können mehr Kinder in eine Klasse?

      Die Eröffnung des Humboldtforums wird auf der ganzen Welt kommentiert werden! Das ist kostenlose Werbung für Berlin! Als das Bodemuseum 2006 und das Neue Museum 2009 wiedereröffnet wurden, gab es riesige Artikel in der FAZ, der Zeit, der Berliner Presse. Das hat wahrscheinlich mehr Wirkung als teuer bezahlte Werbe- oder Imagekampagnen. Und um diese Wirkung geht es, wenn Touristen sich ihr Reiseziel aussuchen.
      Und die fahren nicht nach Nordschöneberg, weil da so schöne Schulen sind!

      Wenn ein Durchschnittstourist aus USA oder China (also ohne gesteigerte Kenntnisse von Europa) seinen Trip plant, welche Städte kommen auf seine Liste? London - klar, ein Muss, Paris - l´amour, Rom - Gladiator und so, Wien- Sachertorte und Prater. Und Berlin muss auf diesen Listen ganz selbstverständlich auftauchen. Und das tut es eher, wenn das Humboldtforum steht als wenn es dort wie heute nur eine fußballfeldgroße Fläche ausgelegt mit Rollrasen gibt!

      Natürlich ist es schön, wenn man Geld für alles hat, was ansteht und was sinnvoll und schön ist und nicht erst investiert wird, wenn die Verkehrssicherheit gefährdet ist. Eines der wenigen Wachstumsfelder Berlins ist der Tourismus, deshalb ist es absolut richtig, dort zu investieren. Bei jeder Schule muss im Einzelnen gesehen werden, was unbedingt getan werden muss und was wirkliche Verbesserungen bringt. Dass eine Rektorin (für die eigene Schule!!!) da eine etwas andere Sichtweise hat, ist klar.

      In meiner Jugend Maienblüte hatten wir noch eine Schiefertafel, geschrieben wurde mit Kreide, Kopien wurden auf seltsam stinkenden Rollen gefertigt (Hießen die Dinger Matritzen?), ein Overheadprojektor war eine unfassbare Neuerung. Ich kann mich wie Du an meinen Postings merkst - über meinen Bildungstand nicht beklagen („Einbildung ist ooch ne Bildung“, sagt der Volksmund :-)))))

      Saccard

      P.S.: Die Museen in Dahlem wurden soweit ich mich erinnere vor ein paar Jahren notrenoviert, um den Betrieb am Laufen zu halten. Man müsste eigentlich viel mehr instand setzen. Wenn allerdings sicher ist, dass die Museen 201x ausziehen werden, wäre es hirnrissig, jetzt noch viel Geld reinzustecken. Nachnutzer wird die FU Berlin sein, dann werden die Gebäude ohnehin umgebaut werden.
      Avatar
      schrieb am 20.07.11 09:14:16
      Beitrag Nr. 59 ()
      Ziehen wir die Notbremse!
      Das Humboldt-Forum droht zu einem Shop-in-Shop-Center seiner Nutzer zu werden
      Klaus Brake
      Das Berliner Schloss soll wieder auferstehen, als Hülle für das Humboldt-Forum. Das "wichtigste Kulturprojekt in Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts" nennt es der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Hermann Parzinger. Es könnte uns am Ende vielleicht eine Milliarde Euro kosten, sicher sind schon jetzt 600 Millionen. Was aber haben wir hinter den Fassaden zu erwarten? Das ist noch immer reichlich nebulös. Dabei ist zwischen dem politischen Beschluss von 2002 und der für 2019 avisierten Eröffnung des Humboldt-Forums die meiste Zeit bereits verstrichen.

      Einziehen sollen ins Humboldt-Forum nach derzeitigem Stand die Sammlungen des Ethnologischen Museums, des Museums für Asiatische Kunst, der Humboldt-Universität sowie die Medien der Zentral- und Landesbibliothek. Es geht laut Parzinger um einen Ort der Weltkulturen, "auch zur Selbstvergewisserung in einer global vernetzten Welt". Als dramaturgisches Konzept soll dabei eine "Agora" das "Herz des Humboldt-Forums und sein Puls-Schläger" sein. Sie soll die Museen, Bibliotheken, Ausstellungsräume und Freiflächen "mit einem dichten Netz gemeinsamer Aktionsfelder durchziehen", und eine "Brücke von den historischen Sammlungen zu den Fragen der Gegenwart und umgekehrt" schlagen.

      Die Architektur dafür müsste sich also auszeichnen durch Möglichkeiten, damit die Nutzer und Besucher schnell in offene Diskussionen kommen und sich in neue Themen vertiefen können.

      Bisher aber haben die künftigen Nutzer nicht gezeigt, wie aus ihrer Verbindung in einem Haus ein Mehrwert entstehen kann, der über die Bedeutung der einzelnen Sammlungen hinausgeht. Das neue, von Franco Stella entworfene Gebäude soll in Anlehnung an das Berliner Schloss aus 20 Meter breiten Flügeln bestehen, welche die vier Außenfronten bilden.

      Quer dazu stehen im Inneren dieses Rechtecks der rekonstruierte Schlüterhof, die große, als "Agora" bezeichnete Eingangshalle anstelle des einstigen Eosanderhofs und das straßenartige, von schmalen Räumen begleitete Schlossforum zwischen beiden. Das gesamte Erdgeschoss um beide Höfe soll für Sonderausstellungen, Restaurants, Shops und Cafés, sowie einer Dokumentation zur Geschichte des Ortes dienen. Darüber sind die Räume der Bibliotheken und in zwei Geschossen die Schauräume der Museen angeordnet.

      Interaktion soll das wichtigste Kriterium des Humboldt-Forums sein. Doch bisher ist es nicht möglich, Ausstellungs-, Bibliotheks- und Veranstaltungsräume flexibel zu vernetzen. Es fehlt eine Bühne, die wenigstens kleinere Kulissenaufbauten ermöglicht. Die Zentralbibliothek erhält ihre Räume genauso wie die Museen nur jeweils auf einer Ebene, so dass extrem lange Wege entstehen. Die sukzessive Abfolge der Präsentationen und ein lang sich hinziehender Besucherlauf bleiben das die Architektur bestimmte Muster: Der Parcour in jedem der Etagen-Museen ist 600 Meter lang, der Weg vom Eingang der Zentralbibliothek zum weitest entfernten Buch und zurück 300 Meter. Würden die Museen und Bibliotheken jeweils wenigstens zweigeschossig organsiert, könnte es zwischen den Geschossen eine gewisse Nutzungs-Tiefe geben für komplexere Präsentationen. So aber hat jeder Nutzer sein Geschoss, seine Fläche und seinen eigenen Eingang.

      Das Haus namens Humboldt-Forum ist damit auf dem besten Wege zu einem additiven Kultur-Zentrum, einem Shop-in-Shop-Center autonomer Anbieter, die so auch in verschiedenen Häusern auftreten könnten. Wo bleiben die Vernetzungen? Sind die "Werkstätten des Wissens" nur ein weiterer Nutzer im Raumprogramm, sollte man sie nicht überall finden können? Wo gibt es transitorische Räume, in denen die Neugierde auf kulturelle Selbstvergewisserung und auch Verunsicherung geweckt wird? Der Zufall des Entdeckens ist nicht vorgesehen. Die "Agora", das innovative Element des Humboldt-Forums, ist inzwischen sogar als Begriff aus den Bauplänen getilgt. Die tragende Idee für das Humboldt-Forum, die Interaktion zwischen Nutzern, Veranstaltungen und Objekten ist auf dem Weg zur Makulatur.

      Kurz: Es mangelt am leitenden Konzept, das alle Institutionen auf den Kerngedanken verpflichtet und die Diskussion strukturiert: Sollten nicht doch die Sammlungen zur islamischen Kunst und Kultur hier vereinigt werden, wie kürzlich angeregt wurde? Braucht es die Zentralbibliothek eigentlich noch? Wie steht es mit den Europa-Sammlungen - sollen sie weiterhin ausgeschlossen bleiben? Oder mit einem Raum für szenische Aktionen? Es fehlt sogar der klare Auftraggeber: Besteller ist der Bundestag, Auftragnehmer die Bundesregierung, Bauherr die Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum, Gewährleistungsträger für Inhalte aber der Kulturstaatsminister. Die Planung wiederum hat faktisch die Preußen-Stiftung übernommen, ohne dafür Projektmittel zu haben. Die einzelnen Institutionen verteidigen ihre Autonomie bis hin zur Abteilungsebene, jeder Nutzer hat seine Stiftung, Beiräte, Kuratoren, Ausstellungsarchitekten. Und der Projektleiter für die inhaltliche Gestaltung der Agora ist lediglich bis zur Grundsteinlegung berufen - was aber geschieht dann mit der Veranstaltungsplanung?

      Es fehlt der integrierende Dompteur der Einzelinteressen, ein Intendant für ein Humboldt-Forum. Denn die drei Hauptnutzer sind offenbar - in der Humboldt-Box kann man das sehen - in ihren Einzelinteressen befangen und überfordert. Alles steuert auf einen Schrecken ohne Ende hin, auf eine vertane Chance, die Blamage einer "Kultur"-Nation. Notwendig ist eine befreiende Ent-Täuschung.

      Ziehen wir die Notbremse. Mit den Problemen des Entwurfes von Franco Stella wird man nun leben müssen. Gestaltbar aber sind immer noch die Nutzungs- und Bespielungskonzepte für Bibliotheken, Ausstellungen und die "Agora". Es braucht einen autonomen, von außen kommenden, international erfahrenden Experten als Gründungs-Kurator anstelle der vielen nach Parteiproporz oder Gruppen-Repräsentanz besetzten Aufsichts-Gremien. Damit endlich auch öffentlich eine Idee vom Humboldt-Forum entstehen kann.

      -----------------------

      Klaus Brake ist Professor für Stadt- und Regionalentwicklung, Fellow am Center for Metropolitan Studies der TU Berlin.

      Er war verantwortlich für die "BerlinStudie: Strategien für die Stadt" und ist als Zuarbeiter der Internationalen Expertenkommission Schlossplatz einer der Miterfinder der "Agora" im Humboldt-Forum.
      Avatar
      schrieb am 21.07.11 20:02:50
      Beitrag Nr. 60 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 41.800.637 von Beefcake_the_mighty am 17.07.11 17:50:21Ob Künast eine Investitionsperspektive ziehen kann:rolleyes: wo nicht laufend Untätigkeit gegen Zerfall abgewogen wird und allein die roten Fürsten für sich und ihre Schleppschaft sorgen:rolleyes:

      Dieser Wowereit mag als Entertainer oder Schauspieler gehen, seine Linkenbrüder können selbst das nicht.

      Warum wollen Politiker nicht wie ein normaler Mensch wirtschaften:confused: der pflegt laufend das was sein soll und macht nicht laufend Transferzoos auf.

      Ich würde in das Prestigeobjekt einen Aldi integrieren, so als Zeichen für Bodenhaftung:laugh: Deutschland sucht den Superaldi:D und Berlin hätte dann mal Hauptstadtqualität.
      Avatar
      schrieb am 30.07.11 10:18:56
      Beitrag Nr. 61 ()
      Die Berliner haben nun Colibakterien im Trinkwasser, kommt für das sich für toll haltende Volk unter ihrem dauerlächelnden Stammespräsidenten nicht gut. Verkürzt kacken die politisch länger in ihre eigenen Teiche, privatisieren Gewinne und frieren sich genügsam mit ihrem öffentlichen Standverkehr was ab.
      Avatar
      schrieb am 01.08.11 13:23:53
      Beitrag Nr. 62 ()
      @ Friseuse: Was hat das Trinkwasser mit dem Schloss zu tun? Das Berliner Trinkwasser hat (trotz diverser Zahlungen an die Investoren, dazu Konzessionsabgabe) bessere Qualität als in den allermeisten anderen Ländern (ich erinnere mich ungern an mit Chlor versetztes Leitungswasser, dass nicht mal zum Zähneputzen taugt). Und überhaupt (Achtung Berliner Insiderwitz!), frag mal einen aufrechten Spandauer, ob er überhaupt zu Berlin gehört???
      1 Antwort
      Avatar
      schrieb am 02.08.11 19:30:26
      Beitrag Nr. 63 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 41.873.227 von AristideSaccard am 01.08.11 13:23:53Berliner Backfähigkeit ist grenzwertig, die werden auch dieses Museum nicht gebacken bekommen. Jahre und Millionen später sehen wir uns wieder:(
      Avatar
      schrieb am 16.08.11 14:24:37
      Beitrag Nr. 64 ()
      Täglich 1500 Euro für das Schloss

      Freitag, 5. August 2011 02:50 - Von Andrea Kolpatzik

      Oft ist es nur eine Frage der Perspektive. Extraterrestrisches Objekt, futuristische Mülltonne oder Schandfleck. Unstrittig ist: Die Humboldt-Box mitten auf dem Schlossplatz provoziert und polarisiert. Dennoch sind seit der Eröffnung am 30. Juni 60 000 Besucher in den grauen Würfel geströmt.

      Das macht 1500 pro Tag.

      Dorothea Vogel gefällt das, schließlich geht es ihrer Firma um den Wut-Bürger. Gemeinsam mit Gerd Henrich führt sie die Geschäfte von Megaposter. Für rund sieben Millionen Euro ließ die Firma die Box errichten, bis 2019 werden sich die Kosten wohl auf 15 Millionen Euro belaufen. “An der Box geht keiner vorbei, ohne sich zu positionieren”, freut sich Dorothea Vogel. Ihre Erfahrung: Wer sich empört oder an der Box stört, der schaut sie sich auch von innen an. Zwei Euro kostet der Eintritt, ab dem 15. August erhöht er sich auf vier Euro. Das Konzept von Megaposter ist aufgegangen.

      Die Humboldt-Box setzt auf den Dialog mit den Bürgern. Mit Erfolg. Nutznießer ist der Förderverein Berliner Schloss, der ebenso wie das Ethnologische Museum, das Museum für Asiatische Künste, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt-Universität und die Zentral- und Landesbibliothek Berlin kostenlos auf einer der drei Etagen der Humboldt-Box logiert. Die Aussteller sollen auch das künftige Humboldtforum im Schloss gemeinsam nutzen. Rund 1000 bis 1500 Euro pro Tag nimmt der Förderverein nach eigenen Angaben ein. “Wir sind sehr, sehr zufrieden”, sagt Förderverein-Mitarbeiter Marc Schnurbus.
      80 Millionen Euro müssen her

      80 Millionen Euro benötigt der Verein, um den Mehraufwand wie Steinmetzarbeiten und die Kuppel des Schlosses finanzieren zu können. 22 Millionen Euro haben sie schon – also gut ein Viertel der erforderlichen Summe. 15 Millionen Euro kommen dabei aus direkten Spenden. Die übrigen sieben Millionen Euro sind an vertragliche Bedingungen gebunden und werden etwa bei der Grundsteinlegung des Schlosses fällig. Diese ist für 2013 geplant. Den Kernbau des Schlosses finanziert der Bund mit 478 Millionen Euro, das Land die geplante Zentral- und Landesbibliothek im Humboldtforum mit 32 Millionen Euro.

      “Mein Mann ist geborener Berliner. Er sagt immer: Auf den Schlossplatz gehört das Schloss”, sagt Christtraud Krappweiß. Die 75-Jährige hat gerade 50 Euro gespendet und einen roten Ziegelstein erhalten. Den bekommt nun ihr 80 Jahre alter Ehemann. Ab zehn Euro gibt es ein Spendenzertifikat, ab 50 Euro einen Ziegelstein. Mit dem Geld hat der Spender nicht nur symbolisch einen Stein des künftigen Schlosses gekauft. Im Internet, auf der Homepage des Fördervereins, kann sich der Käufer seine Steine anzeigen lassen.

      Auch Stifterbriefe bietet der Förderverein an: Bronze gibt es für eine Spende von 1000 Euro, Platin für eine Summe von 50 000 Euro. Neulich hat Fördervereins-Mitarbeiter Schnurbus Bronze erworben, der Wiederaufbau des Schlosses ist ihm wichtig: “In 50 Jahren zwinkere ich vielleicht meinen Enkeln durch die Steine zu. Diesen Gedanken finde ich schön”.

      Und der Palast der Republik?

      Nein, nein, sagt Marc Schnurbus schnell. Der Palast der Republik, in der DDR anstelle des Preußen-Schlosses errichtet, sei in der Box kein Thema mehr. “Er ist abgerissen. Wir müssen jetzt in die Zukunft blicken”, sagt er. Schnurbus redet viel von Ideen, Kommunikation und Informationen. Man müsse auf die Bürger zu gehen, sie über die Baumaßnahmen informieren und über deren Spezifikation aufklären. Es klingt ein bisschen so, als ob der Bau eines Hauptbahnhofs beworben wird. Stuttgart 21 ist auf der ersten Etage der Box, dem Sitz des Fördervereins Berliner Schloss, angekommen.

      Kurzer Stoppelhaarschnitt, kariertes Hemd und blaue Hose: Marc Schnurbus sitzt an einem provisorischen Schreibtisch in einem kleinen Raum. Nur ein paar Meter trennen ihn von der großen Plastiknachbildung des Schlosses, das Herzstück der Ausstellungsfläche. Eine Glastür trennt Schnurbus von den Besuchern. Zwischen Modell und Glastür gut sichtbar ist der gelbe Spendenautomat.

      Davor steht Thomas Feuz und steckt einen 20-Euro-Schein in den Schlitz. “Ich finde es gut, was der Förderverein hier macht”, sagt der Schweizer.

      Krystyna Greis hat aber auch andere Erfahrungen gemacht, nicht nur Zustimmung kennen gelernt. Sie ist eine der drei ehrenamtlichen Helfer, die an diesem Donnerstagvormittag die Besucher über die Absicht des Fördervereins informieren: Warum soll das Schloss wieder aufgebaut werden? Wie läuft die Rekonstruktion ab? Wie können sich die Besucher beteiligen?

      Seit sechs Jahren engagiert sie sich in ihrer Freizeit für den Förderverein. Die Helfer arbeiten im Schichtsystem, von zehn bis 15 Uhr und von 15 bis zum Feierabend. Auch bei Krystyna Greis geht es viel um Kommunikation, Dialog und Information, allerdings sagt sie: “Der Palast der Republik ist noch immer ein Thema”. Es ist noch keine zwölf Uhr, doch schon haben sich fünf Leute bei Greis über den Abriss des Palast der Republik beklagt.

      Viele ältere Menschen haben den Gang in die Box gemacht, auch einige wenige Eltern und Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln. Die neun Jahre alte Melina Amboß spendet zehn Euro – das Geld steckte ihr vorher Oma Renate Amboß (62) zu. Ein paar Meter weiter beugt sich Marie-Agnes von Stechow über das Modell des Schlosses. Die Großmutter erklärt ihrem sieben Jahre alten Enkel Corvin: “Die Idee ist immer da, aber manchmal muss man sie reanimieren”. Die von der Firma Megaposter beschworenen Wut-Bürger sucht man hier vergebens.
      Auf der Suche nach den Wut-Bürgern

      In der dritten Etage, da sitzen sie. Lümmeln auf dem blauen Ledersofa, lassen ihre Beine entspannt über dem Boden baumeln. Eine eigenwillige Form des Protests. “Eigentlich finde ich den Wiederaufbau des Schlosses gar nicht mehr verkehrt”, sagt Ursula Smettan.

      Die 57-Jährige wohnt in Pankow – im Ost-Teil der Stadt. Gemeinsam mit ihrer Freundin Inge Peter ist sie in die Humboldt-Box gekommen, um sich ein eigenes Bild von den Wiederaufbauarbeiten zu machen. Früher sei sie eine Gegnerin des geplanten Wiederaufbaus des Schlosses gewesen, denn: “Das viele Geld hätte man doch wesentlich sinnvoller verwenden können.” Doch mit der zunehmenden Spendenbereitschaft der Besucher der Humboldt-Box bröckelt auch der Protest: Seit klar ist, dass der Förderverein den Mehraufwand der Restauration des Schlosses wohl durch Spenden wird tragen können und Bund und Land nicht zusätzlich belastet werden, freut sich die Buchliebhaberin auf die geplante Bibliothek im Humboldtforum. Zu einer eigenen Spende sind die beiden Freundinnen dann aber doch noch nicht bereit: “Nein, wir müssen ja auch nicht alles mitmachen”, sagt Inge Peter. So weit geht die neu gewonnene Sympathie für den Wiederaufbau des Schlosses dann doch nicht.

      Berliner Morgenpost am 5. August 2011
      Avatar
      schrieb am 16.08.11 19:47:46
      Beitrag Nr. 65 ()
      Dieses Berlin sollte bei seinen Museen und Unis und wesweißich doch voll schlau sein.

      Nur führen sie nach INSM-Studie die Bildungshitliste von hinten an und fackeln selbst Berliner Autos ab, tun die nur zur Show auf schlau;) locken Gäste und noch mehr verbleibende Gasteuros an und das machen die mit Absicht:cry:

      Die schummeln doch irgendwie und konnten noch nie anders:laugh:
      1 Antwort
      Avatar
      schrieb am 17.08.11 09:19:04
      Beitrag Nr. 66 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 41.960.395 von Friseuse am 16.08.11 19:47:46Also ich glaube nicht, dass die Berliner Unterschicht Zielgruppe der Museenlandschaft ist. Und bei den Autoabfacklern habe ich eher "Zugereiste" aus der schwäbischen Provinz in Verdacht (Achtung, Insiderwitz, "Schwaben" gilt in den "Szenebezirken" als Synonym für Zuwanderer aus süd- und westdeutschen Bundesländern).
      Avatar
      schrieb am 17.08.11 14:15:25
      Beitrag Nr. 67 ()
      Aus dem heutigen Berliner "Tagesspiegel":

      Mit dem Berliner Schloss soll ein Traumbild preußischer Traditionen errichtet werden

      Wir bauen uns ein Schloss. Die Berliner Republik sucht ihre Mitte und plant sie in historischer Aufführungspraxis. Die urbane Utopie heißt Tradition; der Zeitgeist erwartet seine Zukunft in der Vergangenheit; das 21. Jahrhundert verschafft sich ein architektonisches Refugium in barocker Manier. Die Trauerarbeit am Verlorenen und Verwirkten soll sich als maßstabgerechte, weitgehend detailgetreue Rekonstruktion des alten Berliner Stadtschlosses von Andreas Schlüter und Johann Fr. Eosander vollziehen.

      Das wiedervereinigte Deutschland bekommt seine programmatische Großbaustelle, und die Residenz der Hohenzollern an der Spree soll in neualter Gestalt als Humboldt-Forum ein Katastrophenjahrhundert vergessen machen.

      Avantgardistische Ansprüche kommender Nutzung werden sich hinter historisierendem Blendwerk verschanzen. Und der Mitinitiator des Schlossprojekts und Gründer eines Fördervereins, Wilhelm von Boddien, fordert uns unermüdlich auf, der Muse Klio mit Schlossbausteinen unter die Arme zu greifen, etwa mit einem „Widderkopf mit Girlande“ für 9000 Euro oder einem „Kolossalsäulenkapitell“ für 159 000. Sein Ruf an uns alle heißt: „Machen Sie Geschichte!“

      Die Propagierung der Schloss-Idee hatte fast zeitgleich mit der Feier der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 eingesetzt. Es war der konservative Publizist Joachim Fest, der sich an die Spitze der Rekonstruktionsbewegung setzte. Am 30. November 1990 legte er in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ den Wiederaufbau nahe: „Die Stadtplanung für das innere Berlin sollte die Überlegung nicht ausschließen, das Schloss wieder aufzubauen. Das Stadtbild verlangt an dieser Stelle einen Raumkörper, der die beziehungslosen Bauteile um den Lustgarten wieder verklammert.“ Und wie ein Echo ließ sich wenig später der hochgebildete Antimodernist Wolf Jobst Siedler in einem seither epochemachenden Essay mit dem Titel „Das Schloss lag nicht in Berlin – das Schloss war Berlin“ vernehmen. Obwohl Hüter historischer Authentizität, war er in diesem Fall kompromissbereit: „Das Original lässt sich niemals wiedergewinnen, und wenn man tausend Einzelteile findet, die man in den Neubau einfügt. Aber es gibt keine andere Möglichkeit, die Stadt als Stadt zu retten.“

      Schon zwei Jahre danach, 1993, ließ Wilhelm von Boddien auf Polyesterbahnen einen Teil der Nordwestfassade des Schlosses nachmalen und hängte die plakativen Planen an einem Stahlgerüst ortsgetreu auf, so dass man, aus der Perspektive Unter den Linden, die Illusion einer traumhaften Auferstehung aus Ruinen haben mochte. In Wahrheit aber sollte die für ein gutes Vierteljahr gedachte Attrappe das sein, was die französische Bezeichnung eigentlich besagt: eine Falle, in der momentane Faszination dauerhaft gefesselt und umstrickt wurde.

      Denn kaum war der Vorhang gelüftet, begann eine Art Nationaldrama, ein Debattenturnier um das Für und Wider von Neubau oder Nachbau, von Moderne oder Tradition; um die Jahrhundertchance für eine exemplarische Architektur des 21. Jahrhunderts oder die urbane Pflicht, einen genialen Baumeister des Barock, Andreas Schlüter, heimzuholen an seine alte Wirkungsstätte. Die sogenannte Schlossdebatte war so lebhaft und allgemein, so kontrovers und elementar, dass der kluge Satyr Robert Gernhardt sagen konnte, sie sei doch schon Rekonstruktion genug. Auf der einen Seite wurde der Wiederaufbauplan als „ein republikanisches Versprechen“ gepriesen („FAZ“), auf der anderen als ein „Denkmal der Geschichtslosigkeit“ abgetan („Die Zeit“); die barocke Replik wurde als „Bankrotterklärung der Moderne“ bezeichnet.

      Die Frage „Schloss oder Nicht- Schloss?“ war nicht allein entscheidend. Die Debatte ging vor allem um ein weites Feld, das keine Metapher war, sondern mitten in der Hauptstadt lag. Um eine Brache, über die der scharfe Wind eines mehrfach verhunzten deutschen Schicksals, einer katastrophalen Selbstzerstörung der Nation, wehte. Der Mythos der Mitte, das hatten die Appelle von Fest und Siedler erkennen lassen, war der (un)heimliche Impetus der zur Bewegung sich formierenden traditionstreuen Emotionen. Dabei war der Platz zwischen den beiden Spreearmen zunächst ja nicht leer, sondern mit dem Glaskasten des „Palastes der Republik“ besetzt und dem Namen nach ziemlich genau das, was sich das vereinte Land an dieser Stelle bestenfalls wünschen konnte: einen Bau als Monument der Demokratie, begehbares Einheitsdenkmal, Gravitationszentrum fürs republikanische Bewusstsein.

      Doch je länger sich der rasch beschlossene, mit Asbest-Verseuchung gern motivierte Abriss des DDR-Kulturerbes hinzog, umso drängender machte sich das Traumbild des alten Berliner Stadtschlosses in Publizistik und Politik und Stadtplanung geltend, ähnlich, wie es die Fassadenplanen Boddiens angeregt hatten. Nach einem Jahrzehnt hatte die Debatte Gremien gezeugt und zu Beschlüssen geführt. Noch vor dem Aus für den Palast wurde im Jahr 2001 vom Bund und der Stadt Berlin eine Internationale Kommission „Historische Stadtmitte Berlins“ einberufen, die im Dezember mit einer Stimme Mehrheit eine Rekonstruktion in der „Stereometrie“ des alten Schlosses empfahl, in dessen Ausmaßen von 200 mal 120 Metern, in der Höhe von 31 und möglicherweise mit der Kuppel von 74 Metern.

      Die Entscheidung wurde aber ein halbes Jahr später, am 4. Juli 2002, durch einen Bundestagsbeschluss mit der Mehrheit von 380 gegen 133 Stimmen gutgeheißen und in den Folgejahren mehrfach bestätigt. 2006 wurde dann ein internationaler Architektenwettbewerb in Gang gesetzt, der zwei Jahre später mit der höchst umstrittenen Krönung des unbekannten italienischen Architekten Franco Stella abgeschlossen wurde: Sein Entwurf war (und ist) ein Meisterwerk der Mimikry.

      Dem Bombast war ein Gegenentwurf eingeschrieben, von der Expertenkommission griffig als Humboldt-Forum benannt, aber wolkig als „Ort des Dialogs, der bürgerlichen Teilhabe und der gleichrangigen Zeitgenossenschaft der Weltkulturen“ angepriesen. Konkret laufen die Planungen (derzeit) auf eine Mischnutzung durch die Humboldt-Universität, auf eine neue, angeblich revolutionäre Präsentation der Dahlemer ethnologischen Sammlungen und auf die Unterbringung der Berliner Stadt- und Landesbibliothek hinaus, mit zunehmenden Reibereien unter den Aspiranten und der erwartbaren Reibung an der funktionsuntauglichen Architekturt.

      Während also weiter über Schlossprojekt und Humboldt-Forum gestritten wird, eröffnet sich mit der Verschiebung des Baubeginns auf Jahre (2013/14), in denen ursprünglich schon die Fertigstellung hätte gefeiert werden sollen, eine neue Bedenkzeit, Gelegenheit für Skrupel, Nachfragen, Geschichtsarchäologie. Das Schloss war für viele Generationen eine ungeliebte Festung, ein erdrückendes Ambiente aus Verlorenheit und Zwang. Das Schloss, auf einen Nenner gebracht: tausend Zimmer und keine Seele.

      Und so steht dem Pathos der Heimins-Schloss-Bewegung der Berliner Republik die Schloss-Flucht der meisten früheren Bewohner geradezu sarkastisch entgegen. Das Gemäuer, das sich unsere Zeitgenossenschaft so höflingshaft zurückwünscht, war vielen von denen, die darin hatten hausen oder herrschen sollen, ein Ärgernis, dem sie in andere Quartiere, in neuerbaute oder -erworbene Schlösser zu entkommen suchten.

      Ob Friedrich Wilhelm I., ob Friedrich der Große, ob Friedrich Wilhelm III. oder gar König und Kaiser Wilhelm I. – sie alle suchten früh, manche zeitlebens, das Weite, ob in Charlottenburg oder Potsdam, in Köpenick oder Königswusterhausen oder auch nur nebenan, auf der Straße Unter den Linden. Fast alle diese Fluchten der preußischen Kurfürsten und Könige und Kaiser waren nicht nur Distanzierungen von der labyrinthischen Monumentalität der Schlossgemächer, nicht allein Befreiungen von der Endlosigkeit dieser Gänge und Korridore und hochschraubenden Treppen, nicht idyllische Sehnsuchtswege aus diesem festgemauerten Steinbruch brandenburgisch-brutaler Tradition, nicht auch nur Abschiede von der Stadtluft Berlins, die einen umso heftiger umwehte und umstank, je näher die Architektur ihr auf den Volksleib gerückt war: Sie waren vor allem ideologiekritische Akte, dynastische Kehrtwendungen, sublimierte Vatermorde, wenn sie nicht überhaupt nur Rettungsversuche waren, Lebensbehauptungen, Verzweiflungstaten.

      Die berühmteste, berüchtigtste, unseligste Flucht aus der erdrückenden Wucht dieses Schlosses hat Europa skandalisiert und erschüttert; sie hat, als vereitelte, dem Flüchtling später zur Größe verholfen, aber den Menschen in ihm zerstört. Das war, wie Heinrich Mann es genannt hat, „die traurige Geschichte von Friedrich dem Großen“.

      Die preußischen Herrscher haben im Schloss also kaum je gewohnt und selten regiert. Sie haben es als markantes Machtmonument geschätzt und hauptsächlich als Mehrzweckhalle für Feste, Empfänge, Karnevalsfeiern, Thronreden und Empore für Ansprachen ans Volk genutzt. Es war über Jahrhunderte im Wesentlichen ein Leergebäude. Erst der letzte Kaiser, Wilhelm II., hatte sich dort wieder herrscherlich und herrlich einzurichten versucht; die Dimensionen entsprachen seinen Allmachtsphantasien. Dazu nahm er sich übrigens auch das Recht heraus, das bis heute immer wieder Walter Ulbricht als Unrecht angekreidet wird: das der Zerstörung. Ehe er im November 1918 abdankte, drohte er mit Konsequenzen: „Und wenn ich mir mein eigenes Schloss zerschieße!“

      Kafkas Landvermesser scheint auf die deutsche Situation im zweiten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends zu verweisen: „Was mag das für eine große Verbindung mit dem Schloss sein, wirst du dir denken. Und du hast recht; eine große Verbindung ist es nicht. Ich kenne jetzt zwar viele Diener, die Diener aller der Herren fast, die in den letzten Tagen ins Dorf kamen, und wenn ich einmal ins Schloss kommen sollte, so werde ich dort nicht fremd sein. Freilich, es sind nur Diener im Dorf, im Schloss sind sie ganz anders und erkennen dort wahrscheinlich niemanden mehr, und jemanden, mit dem sie im Dorf verkehrt haben, ganz besonders nicht.“ Der „Landvermesser“ K. kam nie hinein. Sollte es einem vermessenen Land gelingen?

      Dieter Hildebrandt, 1932 in Berlin geboren, lebt als Romancier („Die Leute vom Kurfürstendamm“) und Sachbuchautor im Spessart. Der Text ist ein Vorabdruck aus seinem Buch „Das Berliner Schloss. Deutschlands leere Mitte“ (296 S., geb., 19,90 €), das am 26. September erscheint. © Carl Hanser Verlag München 2011

      Der Tagesspiegel am 16.8.2011, Dieter Hildebrandt
      Avatar
      schrieb am 17.08.11 14:16:04
      Beitrag Nr. 68 ()
      Aus dem heutigen Berliner "Tagesspiegel"

      Mit dem Berliner Schloss soll ein Traumbild preußischer Traditionen errichtet werden

      Wir bauen uns ein Schloss. Die Berliner Republik sucht ihre Mitte und plant sie in historischer Aufführungspraxis. Die urbane Utopie heißt Tradition; der Zeitgeist erwartet seine Zukunft in der Vergangenheit; das 21. Jahrhundert verschafft sich ein architektonisches Refugium in barocker Manier. Die Trauerarbeit am Verlorenen und Verwirkten soll sich als maßstabgerechte, weitgehend detailgetreue Rekonstruktion des alten Berliner Stadtschlosses von Andreas Schlüter und Johann Fr. Eosander vollziehen.

      Das wiedervereinigte Deutschland bekommt seine programmatische Großbaustelle, und die Residenz der Hohenzollern an der Spree soll in neualter Gestalt als Humboldt-Forum ein Katastrophenjahrhundert vergessen machen.

      Avantgardistische Ansprüche kommender Nutzung werden sich hinter historisierendem Blendwerk verschanzen. Und der Mitinitiator des Schlossprojekts und Gründer eines Fördervereins, Wilhelm von Boddien, fordert uns unermüdlich auf, der Muse Klio mit Schlossbausteinen unter die Arme zu greifen, etwa mit einem „Widderkopf mit Girlande“ für 9000 Euro oder einem „Kolossalsäulenkapitell“ für 159 000. Sein Ruf an uns alle heißt: „Machen Sie Geschichte!“

      Die Propagierung der Schloss-Idee hatte fast zeitgleich mit der Feier der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 eingesetzt. Es war der konservative Publizist Joachim Fest, der sich an die Spitze der Rekonstruktionsbewegung setzte. Am 30. November 1990 legte er in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ den Wiederaufbau nahe: „Die Stadtplanung für das innere Berlin sollte die Überlegung nicht ausschließen, das Schloss wieder aufzubauen. Das Stadtbild verlangt an dieser Stelle einen Raumkörper, der die beziehungslosen Bauteile um den Lustgarten wieder verklammert.“ Und wie ein Echo ließ sich wenig später der hochgebildete Antimodernist Wolf Jobst Siedler in einem seither epochemachenden Essay mit dem Titel „Das Schloss lag nicht in Berlin – das Schloss war Berlin“ vernehmen. Obwohl Hüter historischer Authentizität, war er in diesem Fall kompromissbereit: „Das Original lässt sich niemals wiedergewinnen, und wenn man tausend Einzelteile findet, die man in den Neubau einfügt. Aber es gibt keine andere Möglichkeit, die Stadt als Stadt zu retten.“

      Schon zwei Jahre danach, 1993, ließ Wilhelm von Boddien auf Polyesterbahnen einen Teil der Nordwestfassade des Schlosses nachmalen und hängte die plakativen Planen an einem Stahlgerüst ortsgetreu auf, so dass man, aus der Perspektive Unter den Linden, die Illusion einer traumhaften Auferstehung aus Ruinen haben mochte. In Wahrheit aber sollte die für ein gutes Vierteljahr gedachte Attrappe das sein, was die französische Bezeichnung eigentlich besagt: eine Falle, in der momentane Faszination dauerhaft gefesselt und umstrickt wurde.

      Denn kaum war der Vorhang gelüftet, begann eine Art Nationaldrama, ein Debattenturnier um das Für und Wider von Neubau oder Nachbau, von Moderne oder Tradition; um die Jahrhundertchance für eine exemplarische Architektur des 21. Jahrhunderts oder die urbane Pflicht, einen genialen Baumeister des Barock, Andreas Schlüter, heimzuholen an seine alte Wirkungsstätte. Die sogenannte Schlossdebatte war so lebhaft und allgemein, so kontrovers und elementar, dass der kluge Satyr Robert Gernhardt sagen konnte, sie sei doch schon Rekonstruktion genug. Auf der einen Seite wurde der Wiederaufbauplan als „ein republikanisches Versprechen“ gepriesen („FAZ“), auf der anderen als ein „Denkmal der Geschichtslosigkeit“ abgetan („Die Zeit“); die barocke Replik wurde als „Bankrotterklärung der Moderne“ bezeichnet.

      Die Frage „Schloss oder Nicht- Schloss?“ war nicht allein entscheidend. Die Debatte ging vor allem um ein weites Feld, das keine Metapher war, sondern mitten in der Hauptstadt lag. Um eine Brache, über die der scharfe Wind eines mehrfach verhunzten deutschen Schicksals, einer katastrophalen Selbstzerstörung der Nation, wehte. Der Mythos der Mitte, das hatten die Appelle von Fest und Siedler erkennen lassen, war der (un)heimliche Impetus der zur Bewegung sich formierenden traditionstreuen Emotionen. Dabei war der Platz zwischen den beiden Spreearmen zunächst ja nicht leer, sondern mit dem Glaskasten des „Palastes der Republik“ besetzt und dem Namen nach ziemlich genau das, was sich das vereinte Land an dieser Stelle bestenfalls wünschen konnte: einen Bau als Monument der Demokratie, begehbares Einheitsdenkmal, Gravitationszentrum fürs republikanische Bewusstsein.

      Doch je länger sich der rasch beschlossene, mit Asbest-Verseuchung gern motivierte Abriss des DDR-Kulturerbes hinzog, umso drängender machte sich das Traumbild des alten Berliner Stadtschlosses in Publizistik und Politik und Stadtplanung geltend, ähnlich, wie es die Fassadenplanen Boddiens angeregt hatten. Nach einem Jahrzehnt hatte die Debatte Gremien gezeugt und zu Beschlüssen geführt. Noch vor dem Aus für den Palast wurde im Jahr 2001 vom Bund und der Stadt Berlin eine Internationale Kommission „Historische Stadtmitte Berlins“ einberufen, die im Dezember mit einer Stimme Mehrheit eine Rekonstruktion in der „Stereometrie“ des alten Schlosses empfahl, in dessen Ausmaßen von 200 mal 120 Metern, in der Höhe von 31 und möglicherweise mit der Kuppel von 74 Metern.

      Die Entscheidung wurde aber ein halbes Jahr später, am 4. Juli 2002, durch einen Bundestagsbeschluss mit der Mehrheit von 380 gegen 133 Stimmen gutgeheißen und in den Folgejahren mehrfach bestätigt. 2006 wurde dann ein internationaler Architektenwettbewerb in Gang gesetzt, der zwei Jahre später mit der höchst umstrittenen Krönung des unbekannten italienischen Architekten Franco Stella abgeschlossen wurde: Sein Entwurf war (und ist) ein Meisterwerk der Mimikry.

      Dem Bombast war ein Gegenentwurf eingeschrieben, von der Expertenkommission griffig als Humboldt-Forum benannt, aber wolkig als „Ort des Dialogs, der bürgerlichen Teilhabe und der gleichrangigen Zeitgenossenschaft der Weltkulturen“ angepriesen. Konkret laufen die Planungen (derzeit) auf eine Mischnutzung durch die Humboldt-Universität, auf eine neue, angeblich revolutionäre Präsentation der Dahlemer ethnologischen Sammlungen und auf die Unterbringung der Berliner Stadt- und Landesbibliothek hinaus, mit zunehmenden Reibereien unter den Aspiranten und der erwartbaren Reibung an der funktionsuntauglichen Architekturt.

      Während also weiter über Schlossprojekt und Humboldt-Forum gestritten wird, eröffnet sich mit der Verschiebung des Baubeginns auf Jahre (2013/14), in denen ursprünglich schon die Fertigstellung hätte gefeiert werden sollen, eine neue Bedenkzeit, Gelegenheit für Skrupel, Nachfragen, Geschichtsarchäologie. Das Schloss war für viele Generationen eine ungeliebte Festung, ein erdrückendes Ambiente aus Verlorenheit und Zwang. Das Schloss, auf einen Nenner gebracht: tausend Zimmer und keine Seele.

      Und so steht dem Pathos der Heimins-Schloss-Bewegung der Berliner Republik die Schloss-Flucht der meisten früheren Bewohner geradezu sarkastisch entgegen. Das Gemäuer, das sich unsere Zeitgenossenschaft so höflingshaft zurückwünscht, war vielen von denen, die darin hatten hausen oder herrschen sollen, ein Ärgernis, dem sie in andere Quartiere, in neuerbaute oder -erworbene Schlösser zu entkommen suchten.

      Ob Friedrich Wilhelm I., ob Friedrich der Große, ob Friedrich Wilhelm III. oder gar König und Kaiser Wilhelm I. – sie alle suchten früh, manche zeitlebens, das Weite, ob in Charlottenburg oder Potsdam, in Köpenick oder Königswusterhausen oder auch nur nebenan, auf der Straße Unter den Linden. Fast alle diese Fluchten der preußischen Kurfürsten und Könige und Kaiser waren nicht nur Distanzierungen von der labyrinthischen Monumentalität der Schlossgemächer, nicht allein Befreiungen von der Endlosigkeit dieser Gänge und Korridore und hochschraubenden Treppen, nicht idyllische Sehnsuchtswege aus diesem festgemauerten Steinbruch brandenburgisch-brutaler Tradition, nicht auch nur Abschiede von der Stadtluft Berlins, die einen umso heftiger umwehte und umstank, je näher die Architektur ihr auf den Volksleib gerückt war: Sie waren vor allem ideologiekritische Akte, dynastische Kehrtwendungen, sublimierte Vatermorde, wenn sie nicht überhaupt nur Rettungsversuche waren, Lebensbehauptungen, Verzweiflungstaten.

      Die berühmteste, berüchtigtste, unseligste Flucht aus der erdrückenden Wucht dieses Schlosses hat Europa skandalisiert und erschüttert; sie hat, als vereitelte, dem Flüchtling später zur Größe verholfen, aber den Menschen in ihm zerstört. Das war, wie Heinrich Mann es genannt hat, „die traurige Geschichte von Friedrich dem Großen“.

      Die preußischen Herrscher haben im Schloss also kaum je gewohnt und selten regiert. Sie haben es als markantes Machtmonument geschätzt und hauptsächlich als Mehrzweckhalle für Feste, Empfänge, Karnevalsfeiern, Thronreden und Empore für Ansprachen ans Volk genutzt. Es war über Jahrhunderte im Wesentlichen ein Leergebäude. Erst der letzte Kaiser, Wilhelm II., hatte sich dort wieder herrscherlich und herrlich einzurichten versucht; die Dimensionen entsprachen seinen Allmachtsphantasien. Dazu nahm er sich übrigens auch das Recht heraus, das bis heute immer wieder Walter Ulbricht als Unrecht angekreidet wird: das der Zerstörung. Ehe er im November 1918 abdankte, drohte er mit Konsequenzen: „Und wenn ich mir mein eigenes Schloss zerschieße!“

      Kafkas Landvermesser scheint auf die deutsche Situation im zweiten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends zu verweisen: „Was mag das für eine große Verbindung mit dem Schloss sein, wirst du dir denken. Und du hast recht; eine große Verbindung ist es nicht. Ich kenne jetzt zwar viele Diener, die Diener aller der Herren fast, die in den letzten Tagen ins Dorf kamen, und wenn ich einmal ins Schloss kommen sollte, so werde ich dort nicht fremd sein. Freilich, es sind nur Diener im Dorf, im Schloss sind sie ganz anders und erkennen dort wahrscheinlich niemanden mehr, und jemanden, mit dem sie im Dorf verkehrt haben, ganz besonders nicht.“ Der „Landvermesser“ K. kam nie hinein. Sollte es einem vermessenen Land gelingen?

      Dieter Hildebrandt, 1932 in Berlin geboren, lebt als Romancier („Die Leute vom Kurfürstendamm“) und Sachbuchautor im Spessart. Der Text ist ein Vorabdruck aus seinem Buch „Das Berliner Schloss. Deutschlands leere Mitte“ (296 S., geb., 19,90 €), das am 26. September erscheint. © Carl Hanser Verlag München 2011

      Der Tagesspiegel am 16.8.2011, Dieter Hildebrandt
      Avatar
      schrieb am 17.08.11 14:16:31
      Beitrag Nr. 69 ()
      Doppelposting, Dummkopf!
      Avatar
      schrieb am 19.08.11 23:52:35
      Beitrag Nr. 70 ()
      Würden Polen dieses Berlin geschenkt haben wollen:laugh:
      Avatar
      schrieb am 29.08.11 14:06:28
      Beitrag Nr. 71 ()
      100.000ste Besucherin der Humboldt-Box

      Die Humboldt-Box, das neue Informations-Zentrum für das Berliner Schloss – Humboldtforum, begrüßt schon nach 50 Tagen die 100.000ste Besucherin. Diese Rekordzahl zeigt den überwältigenden Erfolg des neuen temporären Wahrzeichens in der Mitte Berlins und das große Interesse der Berliner Bevölkerung und der Besucher der Stadt an dem großen Kulturbauvorhaben.

      In der Humboldt-Box am Schlossplatz in Berlin haben heute Dory Vogel, die Geschäftsführerin der Firma Megaposter, Manfred Rettig, der Sprecher des Vorstands der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, und Klaas Ruitenbeek, der Direktor des Museums für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die 100.000ste Besucherin begrüßt.

      Maxi Dreke kommt aus Alt-Hohenschönhausen und ist sehr daran interessiert, in der Humboldt- Box mehr darüber zu erfahren, was hier entstehen soll: „Ich bin begeistert von der Idee, das Berliner Schloss wiederaufzubauen und die Kulturen der Welt auf die Museumsinsel zu holen.“ sagte Maxi Dreke. Klaas Ruitenbeek beglückwünschte Maxi Dreke und betonte: „Jeder begeisterte Besucher der Humboldt-Box ist ein überzeugender Botschafter für unser großartiges Projekt, das Humboldtforum im Berliner Schloss.“ Mit den Worten „Damit Sie noch oft den herrlichen Blick von der Dachterrasse der Box genießen können!“ übergab Dory Vogel Maxi Dreke einen Gutschein für eine Humboldt-Box-Card für ein Jahr kostenfreien Eintritt.

      „Ich würde mich freuen, wenn Sie das Projekt auch über die kommenden Jahre weiter begleiten würden“ sagte Manfred Rettig zu Maxi Dreke und wies auf die Grundsteinlegung für das Berliner Schloss – Humboldtforum in 2013 hin. Mit den Hochbaumaßnahmen gehe es dann in 2014 in vollem Umfang los. Manfred Rettig unterstrich in diesem Zusammenhang noch einmal die enorme Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements für das Gelingen des Projekts.
      Avatar
      schrieb am 28.09.11 07:48:45
      Beitrag Nr. 72 ()
      Berlin (dapd-bln). Die sogenannte Schlossbauhütte hat am Dienstag in Berlin-Spandau ihren Betrieb aufgenommen. In der Werkstatt werden während der kommenden Jahre alle Bildhauerarbeiten für die barocken Fassadenteile des Humboldt-Forums in Mitte koordiniert.
      Das Humboldt-Forum soll bis 2018 in der äußeren Form des Berliner Stadtschlosses erstehen. Noch unklar ist, wann die historische Ansicht fertiggestellt wird. Bislang wird mit Gesamtkosten von 590 Millionen Euro gerechnet. Die Ruinen des Berliner Stadtschlosses waren 1950 gesprengt worden.
      Die Pläne für den Schloss-Neubau stammen vom italienischen Architekten Franco Stella. Seine Entwürfe sehen vor, dass drei Fassaden nach historischem Vorbild entstehen, die vierte, nach Osten gerichtete, ist modern gehalten. Auch ein Wiederaufbau der Kuppel ist geplant.
      Avatar
      schrieb am 28.09.11 08:03:42
      Beitrag Nr. 73 ()
      Die CDU sammelt für einen Widderkopf
      In Spandau fertigen Steinmetze Fassadenschmuck für das Schloss. Wer Geld spendet, darf sie bei ihrer Arbeit beobachten
      Ulrich Paul
      Der Grundstein für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses wird zwar erst im Jahr 2013 gelegt, die ersten Arbeiten finden jedoch schon jetzt statt. In einer ehemaligen Kaserne der Briten am Askanierring in Spandau wurde am Dienstag die sogenannte Schloss-Bauhütte eröffnet. Dort werden die Schmuckelemente für die Barockfassade erarbeitet.

      "Es ist ein gutes Gefühl, hier zu arbeiten", sagt der 63-jährige Diplom-Restaurator Carlo Wloch. Er ist einer der Steinmetze und Bildhauer, die in der Schlossbauhütte tätig sind. Wloch arbeitet derzeit an einem kurfürstlichen Wappen für die Schlossfassade. Auf der einen Seite vor ihm steht ein Gipsmodell des Wappens, auf der anderen steht ein heller Sandstein-Rohling. Mit Hilfe eines Kopiergerätes überträgt Wloch einzelne Punkte des Modells auf den Stein-Rohling und bearbeitet diesen mit dem Meißel, bis er die Form des Modells annimmt. "Ich habe immer an das Projekt geglaubt", sagt Wloch. Seit zehn Jahren schon hat er Modelle für die Fassade des Schlosses vorgefertigt.

      Insgesamt rund 3000 einzelne Schmuckelemente müssen für die Rekonstruktion der Barockfassade des Schlosses angefertigt werden. Dazu gehören große Einzelstücke wie die Figuren an den Portalen, zahlreiche Adler, die Fensterdächer schmücken, aber auch kleinere Elemente in Form von Widderköpfen und Blumen. Ein Teil von ihnen ist schon fertig. Wloch zeigt auf 30längliche "Blattgehänge". Sie sollen rechts und links neben den Fenstern im Dachgeschoss angebracht werden.

      Sechs Firmen wurden für die Steinmetzarbeiten ausgewählt, berichtet Manfred Rettig. Er ist der Geschäftsführer der Stiftung Berliner Schloss-Humboldtforum, die als Bauherr für das 590-Millionen Euro-Projekt fungiert. Die Schloss-Bauhütte sei im fernen Spandau eingerichtet worden, weil dies wegen des Lärms und der Staubbelastung in Mitte nicht möglich gewesen wäre, sagt Rettig. In den Regalen der Halle liegen mehrere hundert Überreste des 1950 gesprengten Schlosses und die bereits fertiggestellten Gipsmodelle. 40 Prozent der Modelle seien bereits vorhanden, sagt Rettig. Sämtliche Überreste des Schlosses, die an verschiedenen Stellen in Berlin gelagert werden, sollen in der Bauhütte zusammengezogen werden. In einem Nebenraum stehen vier mehr als zwei Meter große Figuren aus dem Schlüterhof des Schlosses. "Nach dem Restaurieren werden wir sehen, ob wir sie einbauen können", sagt Rettig. Ist das nicht zu machen, werden Kopien der Figuren im Schlüterhof aufgestellt, die Originale sollen im Schloss ausgestellt werden.

      Das Schloss soll nach dem aktuellen Zeitplan im Jahr 2019 als Humboldt-Forum eröffnet werden. Genutzt werden soll es als Museum, Bibliothek und Veranstaltungsort. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte im Juli die Kostenobergrenze auf 590Millionen Euro erhöht. 80Millionen Euro für die Rekonstruktion der historischen Fassaden sollen aus Spenden aufgebracht werden. 16Millionen sind bislang eingegangen, für weitere 7Millionen Euro lägen Zusagen vor, sagt Wilhelm von Boddien, der Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss. Andreas Scheuer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbauministerium, ruft zu Spenden auf. "Wir müssen schauen, dass wir möglichst viele Menschen für das Projekt begeistern", sagt er. Die Unionsfraktion im Bundestag geht mit gutem Beispiel voran. Sie hat in ihren Reihen Geld für einen Widderkopf gesammelt. Der Betrag soll am heutigen Mittwoch bei einem Besuch der Bauhütte übergeben werden. Für normale Besucher ist die Bauhütte offiziell nicht zu besichtigen, weil sie eine Werkstatt ist. Wer in der Humboldt-Box am Schlossplatz aber mindestens zehn Euro für die Rekonstruktion der Fassade spendet, wird von einem Shuttlebus als "Fachbesucher" nach Spandau transportiert. Anmeldungen unter der Telefonnummer 20673093.
      Avatar
      schrieb am 07.11.11 11:07:41
      Beitrag Nr. 74 ()
      Musterfassade des Schlosses wird gebaut
      pf icon small Musterfassade des Schlosses wird gebautDrucken

      Lange lag das Gelände brach, jetzt gibt es bald etwas zu sehen: Auf der Schlossplatzwiese, gegenüber dem Berliner Dom, wird seit Anfang der Woche an der Musterfassade für das Humboldtforum im künftigen Berliner Schloss gebaut. Schon bald soll zu sehen sein, wie die historische Fassade des Berliner Schlosses aussehen wird. Das teilte die Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum mit.

      Die Musterfassade ist ein Test für den endgültigen Bau: Es wird geprüft, welche Materialien besonders geeignet sind. Dafür bauen Bildhauer schon jetzt sämtlichen Bauschmuck der historischen Fassade nach. Im Frühjahr 2012 soll die Test-Fassade fertiggestellt sein – bevor die eigentlichen Bauarbeiten beginnen, wird sie wieder abgerissen. Schmuckelemente, die sich bewährt haben, werden dann aber wiederverwendet.

      Welt Online v. 12.10.2011
      Avatar
      schrieb am 07.11.11 11:08:03
      Beitrag Nr. 75 ()
      Das Schloss ist das Herz von Berlin gewesen
      pf icon small Das Schloss ist das Herz von Berlin gewesenDrucken

      Warum Privatleute Geld für den Wiederaufbau der ehemaligen Hohenzollernresidenz spenden.

      Sie ist gerne in den Palast der Republik gegangen. Zu Auftritten von Schlagerstar Karel Gott oder Entertainerin Helga Hahnemann. Und als der Palast abgerissen wurde, hat sie „mehr als eine Träne vergossen“, sagt Verena Stegmann aus Köpenick. Doch mittlerweile ist die Wehmut verflogen. Jetzt hofft die 66-Jährige, dass an der Stelle des Palastes so schnell wie möglich das 1950 gesprengte Berliner Schloss wieder aufgebaut wird. 50 Euro hat Verena Stegmann dafür gespendet, dass die Barockfassade rekonstruiert wird. „Ich bin ein Schlösserfan“, sagt sie.

      Jetzt sitzt die ehemalige Bibliothekarin in einem neunsitzigen Kleintransporter des Fördervereins Berliner Schloss. Er bringt die Rentnerin mit drei anderen Spendern von der Humboldt-Box am Schlossplatz zur gerade eröffneten Schloss-Bauhütte nach Spandau. Dort können sich die Spender ein Bild von der Arbeit der Steinmetze und Restauratoren machen, die bereits jetzt Adler, Wappen und Widderköpfe für die Schlossfassade herstellen. Zwei Jahre vor der geplanten Grundsteinlegung für das Schloss.

      Überzeugende Attrappe

      Neben Verena Stegmann sitzt der 79-jährige Joachim Eckert aus Mitte, ein gebürtiger Chemnitzer. Der ehemalige Diplom-Ingenieur hat 20 Euro gespendet. Als er 1993/94 die aufgebaute Attrappe des Schlosses in Mitte gesehen habe, mit der der Förderverein Berliner Schloss für den Wiederaufbau warb, sei er zum Unterstützer der Rekonstruktion geworden, sagt er. „Die Attrappe war einfach überzeugend.“

      Christa und Reiner Aebel, 74 und 73 Jahre alt, kommen aus Dahlem. Sie sind pensionierte Lehrer. „Wir sind schon ganz lange für das Schloss“, sagen sie. Vor fünf Jahren haben sie 250 Euro gespendet. „Wir sind verlacht worden, das wird nie was“, hätten Freunde und Bekannte gesagt. Doch sie haben immer daran geglaubt. „Das Schloss ist das Herz von Berlin gewesen“, sagt Reiner Aebel. Deswegen ist es für ihn so wichtig, dass es wieder aufgebaut wird. Nach 45 Minuten rollt der Bus des Fördervereins vor eine große Werkshalle am Askanierring in Spandau. Früher wurden hier Lastwagen der britischen Streitkräfte repariert, jetzt dient die Halle als Schloss-Bauhütte. Gunther Kämmerer vom Förderverein Berliner Schloss schildert, wie der Verein bei der Rekonstruktion der Fassade vorgegangen ist: „Der erste Schritt war die Recherche“, sagt er, die Suche nach Bildern vom Schloss. Dann seien nach den Bildern Zeichnungen angefertigt worden. Anschließend seien die Modelle für die Barockfassade erstellt worden. Vor der Halle arbeitet Restaurator Carlo Wloch unter einem Holzvorbau.

      Bisher 16 Millionen Euro gespendet

      Mit einem Messgerät überträgt er die Form eines Modells Punkt für Punkt auf einen Sandstein-Rohling. Anschließend bearbeitet er den Stein so mit einem Meißel, dass er die Form des Modells erhält. Die Schlossfans sind beeindruckt. „Wir werden den nächsten Stein spenden“, sagt Reiner Aebel auf der Heimfahrt. Diesmal für 50 Euro. Nach Angaben des Fördervereins sind bisher 16 Millionen Euro gespendet worden. Zusagen für sieben Millionen liegen vor. Der Verein hat versprochen, 80 Millionen Euro für die Schlossfassade aus Spenden aufzubringen. Um die Kuppel und die Portale II, III und IV vollständig zu rekonstruieren, sind allerdings weitere 25 Millionen Euro nötig.

      Verena Stegmann kann es kaum mehr abwarten, bis die Bauarbeiten fürs Schloss beginnen. Achtmal war sie schon in der Humboldt-Box, die über das Projekt informiert. Wahrscheinlich werde sie dort einziehen, wenn der Bau beginne, sagt sie lachend. Eines hoffe sie jedoch: dass im neuen Schloss die Skulptur der Gläsernen Blume aufgestellt wird, die früher im Foyer des Palastes der Republik stand – „als Erinnerung “.

      Wer mindestens 10 Euro spendet, darf per Bus-Shuttle zur Schloss-Bauhütte fahren. Anmeldung unter Telefon 030 / 20 67 30 93.

      Berliner Zeitung v. 06.10.2011
      Avatar
      schrieb am 07.11.11 11:09:48
      Beitrag Nr. 76 ()
      Zwei First Ladies und die Unabhängigkeit
      pf icon small Zwei First Ladies und die UnabhängigkeitDrucken

      Nicht erst, seit Aserbaidschan, der reiche Ölstaat am Kaspischen Meer, mit Eldar Qasimov und Nigar Camalund dem Duo “Ell & Nikki” den Eurovision Song Contest 2011 gewonnen hat, bemüht sich das Land um ein positives Image in Europa.

      Eldar Qasimov Am Donnerstagabend nun lud die First Lady Mehriban Aliyeva rund 700 Gäste ein, um auf einer Gala im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums den 20. Unabhängigkeitstag von Aserbaidschan zu feiern, darunter auch die Frau des deutschen Bundespräsidenten, Bettina Wulff , Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher , Modedesignerin Jette Joop , und Ex-Wirtschaftsminister Michael Glos . Doch so glamourös die Gästeliste war, (Designerin Anna von Griesheim , Moderatorin Tamara von Nayhauss, Schauspielerin Mia Florentine Weiss ), zunächst mal hieß es warten. Und zwar in einer ungwöhnlich langen Schlange. Der frühere ZDF-Chefredakteur Klaus Bresser nahm es mit Humor: “Hier sind ja mehr Leute, als Aserbaidschan Einwohner hat.” Naja, nicht ganz.

      Während sich Bettina Wulff längst in die Rolle der gelösten Präsidentengattin eingefunden hat, wirkte Mehriban Aliyeva leicht angespannt. Als Schirmherrin des Abends hatte sie aber auch noch etwas vor: Sie überreichte einen Scheck in Höhe von 50 000 Euro :) für die Wiederherstellung des Stadtschlosses in Berlin und den Aufbau des Humboldt-Forums.

      Berliner Morgenpost v. Freitag, 30. September 2011
      Avatar
      schrieb am 21.12.11 14:25:07
      Beitrag Nr. 77 ()
      Aus berlinonline.de

      Berlin (dapd-bln). Die Montage des ersten Schmuckstückes an einer Musterfassade für das künftige Berliner Humboldt-Forum ist überraschend verschoben worden. Das in Sandstein gehauene Wappen wurde am Dienstag zwar planmäßig aus der Schlossbauhütte in Spandau angeliefert, konnte aber wegen Frostgefahr nicht eingebaut werden, sagte ein Sprecher der Stiftung Berliner Schloss - Humboldt-Forum. Er ging davon aus, dass die Montage "in wenigen Tagen" nachgeholt werden kann. Einem mit den Arbeiten beauftragten Unternehmen zufolge wird das Schmuckelement voraussichtlich Anfang Januar angebracht.
      Das Schmuckelement stellt ein preußisches Wappen mit einer symbolisierten Muschel und den Initialen KF 3 von Kurfürst Friedrich III. dar, dem späteren König Friedrich I. Es wiegt fast 600 Kilogramm. Gefertigt wurde das Kunstwerk von dem Bildhauer Carlo Wloch.
      Das Humboldt-Forum in Gestalt des 1950 gesprengten Stadtschlosses soll 2019 eröffnet werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 552 Millionen Euro. Für den reinen Bau sind bislang 480 Millionen Euro angesetzt, weitere Kosten von 72 Millionen wurden für die Ersteinrichtung und den Umzug der Museen veranschlagt.
      Die mehr als 15 Meter hohe Musterfront dient der technischen Erprobung von Detaillösungen für die geplante Schlossfassade am Humboldt-Forum, sagte Manfred Rettig, Vorstand der Stiftung. Zugleich erwarte sich die Stiftung als Bauherr Aussagen über die Dimensionen des Neubaus und über die Wirkung der Sonneneinstrahlung auf Fenster und Ausstellungsstücke. Sie vermittle eine Ahnung, wie die Außenhaut des Schlosses werde. Es soll eine Höhe von durchschnittlich 30 Metern haben. Der Baubeginn ist für Sommer 2013 geplant.
      Rettig lobte bei der Gelegenheit die Arbeit des Fördervereins Berliner Schloss. Die Engagierten rund um Geschäftsführer Wilhelm von Boddien hätten nicht nur wertvolle Vorarbeit für das Schmuckelement geleistet, wozu vor allem die Modelle des Bildhauers Matthias Körner zählten, der auch eine Vorlage des Schmuckelements schuf. Der Verein habe zudem dafür gesorgt, dass das Spendenvolumen für die historischen Fassaden innerhalb der vergangenen Monate "gewaltig" gewachsen sei.
      Für die Nachbildung der drei Außenfassaden des Stadtschlosses wie auch für die Nachbildung dreier alter Fassaden des Schlüterhofes werden 80 Millionen Euro Spendengelder benötigt. 65 Millionen Euro davon fließen in die Bauarbeiten, den Rest benötigt der Verein von Boddien zufolge für die eigene Verwaltung. Bislang wurden rund 19 Millionen Euro gespendet, sagte von Boddien.
      Zusätzliche 28,5 Millionen Euro an Spenden sind laut Rettig für die historische Verkleidung der Kuppel und für mehrere wieder zu errichtende Portale nach historischem Vorbild vonnöten. Zunächst müssten die 80 Millionen Euro gesammelt werden. Daran sei auch die Stiftung selbst beteiligt.
      Zu den Unterstützern zählt auch die Gesellschaft Berliner Schloss. Der Verein sammelte nach Angaben ihres Vorsitzenden Klaus Jürgen Velke bislang 250.000 Euro an Spenden.
      Avatar
      schrieb am 23.12.11 10:13:59
      Beitrag Nr. 78 ()
      Es geht voran!

      Aus der heutigen Berliner Zeitung

      Berlin –

      Bund und Land machen Tempo: Am Donnerstag unterzeichneten Bundesbauminister Peter Ramsauer und der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz den Vertrag zum zügigen Bau des Schlosses. 2019 soll es eröffnet werden.

      Die Bundesregierung und das Land Berlin drücken beim Wiederaufbau des Stadtschlosses jetzt aufs Tempo: Der Baustart soll schon im Jahr 2012 erfolgen. So ist es in einer siebenseitigen Vereinbarung festgelegt, die Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) und Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz am Donnerstag unterzeichnet haben. Darin verpflichten sie sich zugleich, das Jahrhundertprojekt zügig zu realisieren.

      Für die ersten Bauarbeiten stellt der Bund der Stiftung Berliner Schloss–Humboldtforum für das kommende Jahr 21 Millionen Euro zur Verfügung. Die Stiftung ist bereits Eigentümerin der Grundstücke und fungiert als Bauherr. „Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses kommt in großen Schritten voran“, sagt Ramsauer. So sollen ab Mai 2012 die vorbereitenden Arbeiten beginnen, dazu zählen auch erste Gründungsarbeiten. Die Ausgrabungen der alten Schlosskeller werden mit einem Betondeckel geschützt. Zudem wird der Boden verdichtet, weil unter dem Schloss der neue Tunnel für die Verlängerung der U-Bahnlinie 5 gebohrt wird.

      Festgeschrieben sind im Vertrag auch die Baukosten von 590 Millionen Euro. Das Land zahlt davon 32 Millionen Euro. Zusätzlich will der Förderverein Berliner Schloss 80 Millionen Euro Spenden für die Rekonstruktion der historischen Fassaden sammeln. Der Grundstein soll im April 2013 gelegt werden. Ab 2018 können dann die neuen Nutzer wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt-Universität sowie die Zentral- und Landesbibliothek das Haus beziehen. Termin für die Eröffnung des Humboldt-Forums: Mai 2019
      Avatar
      schrieb am 22.02.12 09:28:20
      Beitrag Nr. 79 ()
      Aus der heutigen Berliner Zeitung


      Neptun zieht nicht vor das Schloss
      Von Ulrich Paul


      Der Senat beschließt den Bebauungsplan für das Humboldt-Forum: Für 590 Millionen Euro soll das ehemalige Stadtschloss bis 2019 wiederaufgebaut werden. Der Neptunbrunnen soll jedoch nicht wieder an den alten Standort zurückkehren.

      Berlins Historische Mitte wird nun voraussichtlich doch noch ein bisschen moderner. Während die Fassaden des Humboldt-Forums auf dem Schlossplatz an drei Seiten nach dem Vorbild des 1950 gesprengten Schlosses rekonstruiert werden, wird sich die Freiraum-Gestaltung wahrscheinlich deutlich davon abheben.

      „Ich erwarte, dass das Umfeld des Humboldt-Forums eher zeitgenössisch gestaltet wird“, sagte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher am Dienstag. Eine historische Rekonstruktion sei nicht vorgesehen. Der Neptunbrunnen, der einst vor dem Schloss stand, soll nach Lüschers Worten nicht wieder an den alten Standort zurückkehren, sondern auf dem Platz vor dem Roten Rathaus bleiben. Wie genau die Freiflächen rund um das Humboldt-Forum künftig aussehen sollen, wird bei einem Wettbewerb geklärt. Er soll bis Mitte dieses Jahres beginnen, Ende 2012 sollen die Ergebnisse vorliegen. Für die Freiraumgestaltung zahlt das Land Berlin fünf Millionen Euro.

      Wiederaufbau beginnt noch 2012

      Der geplante Wiederaufbau des Berliner Schlosses als Humboldt-Forum ist unterdessen einen weiteren Schritt voran gekommen. Der Senat hat am Dienstag den Bebauungsplan beschlossen, nach dem auf dem Schlossplatz in Mitte das Humboldt-Forum in der Größe der einstigen Hohenzollernresidenz errichtet werden soll. An der Nord-, West- und Südseite des Gebäudes sowie im Schlüterhof sollen die Barockfassaden rekonstruiert werden, außerdem ist der Wiederaufbau der Kuppel geplant. Die Ostseite an der Spree soll nach dem preisgekrönten Entwurf des italienischen Architekten Franco Stella modern gestaltet werden.
      Viel Verkehr wird erwartet
      des Humboldt-Forums wird der Verkehr auf dem Schlossplatz erheblich zunehmen. In Spitzenzeiten werden bis zu 17.000 Besucher am Tag erwartet. Geschätzt wird, dass jeden Tag 110 Reisebusse zum Humboldt-Forum rollen und dort ihre Fahrgäste aussteigen lassen. Die Busse sollen dann woanders parken und ihre Fahrgäste später wieder abholen. Kalkuliert werden ferner 150 Fahrten mit Taxen, zirka 30 Pkw-Fahrten von Behinderten und etwa 500 Fahrten des Ver- und Entsorgungsverkehrs.
      Dem Verkehrskonzept...

      ...zufolge wird die weitaus größte Zahl der Besucher das Humboldt-Forum zu Fuß erreichen. Schließlich liegt der Schlossplatz in der Nähe der Bahnhöfe Friedrichstraße und Alexanderplatz. Durch die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 vom Alexanderplatz über den Schlossplatz bis zum Brandenburger Tor erwartet der Senat eine weitere Verbesserung der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Im Sommer 2019 soll die neue U-Bahn-Strecke ans Netz gehen.
      Oberirdische Parkplätze...

      ...für Autos wird es am Humboldt-Forum aus städtebaulichen Gründen nicht geben. Nur für Reisebusse und Taxen sollen Haltebereiche ausgewiesen werden. Stellplätze für Behinderte sollen in einer Tiefgarage untergebracht werden. Dort sollen auch Parkplätze für Handwerkerautos entstehen.
      Die freigelegten Keller...

      ...des 1950 gesprengten Schlosses sollen weitgehend erhalten bleiben und für die Besucher des Humboldt-Forums zugänglich gemacht werden. In den Mauerresten sind an einigen Stellen Löcher zu sehen, die bei der Sprengung gerissen wurden.

      Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) hofft, dass das Abgeordnetenhaus noch Ende März dem Bebauungsplan seine Zustimmung gibt. Die ersten Arbeiten für den Wiederaufbau sollen noch in diesem Jahr beginnen, die Fertigstellung ist 2018, die Eröffnung im Jahr 2019 vorgesehen. Geplant ist, dass das Humboldt-Forum zu einem „Zentrum der kulturellen Begegnung“ wird. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz will dort ihre außereuropäischen Sammlungen ausstellen, die Zentral- und Landesbibliothek möchte passende Medien dazu präsentieren und die Humboldt-Universität Teile ihrer wissenschaftsgeschichtlichen Bestände zeigen. Die Kosten für das Projekt wurden im Juli vergangenen Jahres vom Haushaltsausschuss des Bundestags auf 590 Millionen Euro festgeschrieben. Davon übernimmt das Land Berlin 32 Millionen Euro, der Bund bezahlt 478 Millionen Euro, 80 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Barockfassaden will der Förderverein Berliner Schloss aus Spenden aufbringen. Bislang hat der Verein nach eigenen Angaben Spenden in Höhe von 19 Millionen Euro gesammelt oder zugesagt bekommen.

      Gegen den Bebauungsplan wurden nach Angaben der Senatsbaudirektorin 83 Einwendungen von Bürgern vorgebracht. Jeder Dritte kritisierte die Entscheidung für die Rekonstruktion der Barockfassaden, wobei die einen den Wiederaufbau ablehnten, andere wiederum bemängelten, es werde zu wenig von der historischen Substanz rekonstruiert. Ein weiteres Drittel übte Kritik an der Gestaltung des Umfeldes.

      Gespräche mit ThyssenKrupp

      Der umstrittene Bau der Hauptstadtrepräsentanz von ThyssenKrupp auf dem Schlossplatz ist laut Stadtentwicklungssenator Müller Gegenstand von Gesprächen mit dem Konzern. Der preisgekrönte Entwurf, nach dem ein gläserner Kubus vor dem ehemaligen Staatsratsgebäude gebaut werden soll, habe zu Recht eine Debatte ausgelöst. „An diesem Ort ist Sorgfalt gefragt“, sagte Müller. Der Vorschlag, dass ThyssenKrupp doch besser die Bauakademie aufbauen solle, um dort seine Hauptstadtrepräsentanz zu errichten, sei „interessant“, aber nicht neu. Die Frage sei, inwiefern die Bauakademie bei einer Nutzung durch ThyssenKrupp öffentlich genutzt werden könne.
      Avatar
      schrieb am 03.04.12 09:47:27
      Beitrag Nr. 80 ()
      Aus der heutigen Berliner Zeitung

      Bauarbeiten am Schlossplatz haben begonnen


      Ein Bauarbeiter sitzt am Montag (02.04.12) in Berlin auf dem Schlossplatz vor einer überdachten Ausgrabungsstätte. Die Überdachung soll in den nächsten Wochen entfernt und die Ausgrabung mit Sand verschüttet werden.
      Foto: dapd
      Berlin –

      Seit Jahren wird um die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses gestritten. Nun wird in Mitte tatsächlich gebuddelt: Die Vorarbeiten für das mehr als eine halbe Milliarde Euro teure Mammutprojekt laufen.

      In der historischen Mitte Berlins rollen seit diesem Dienstag die Bagger: Am Schlossplatz wird derzeit eine Musterfassade gebaut, die einen Eindruck von der Fassade des zu rekonstruierenden Stadtschlosses vermitteln soll.

      Die archäologischen Ausgrabungen auf dem Berliner Schlossplatz werden in den nächsten Tagen mit Sand verfüllt. Das soll die Reste der Schlosskeller schützen, wenn 2013 die Bauarbeiten für das Humboldtforum beginnen, wie der Sprecher der Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum, Bernhard Wolter, erklärte. Zunächst werde das Behelfsdach über den Ausgrabungen abgenommen. Später werden diese in das Humboldtforum integriert.

      Nach den Plänen des italienischen Architekten Franco Stella werden drei barocke Fassaden des 1950 gesprengten Stadtschlosses rekonstruiert. Die vierte, zur Spree gerichtete Fassade soll modern sein. Die Grundsteinlegung für Deutschlands größtes Kulturbauvorhaben ist für 2013, die Eröffnung des Humboldt-Forums für Mitte 2019 geplant.


      Weil die Bundesregierung den offiziellen Baubeginn aus Spargründen verschoben hatte, dürfen zunächst nur die Arbeiten gemacht werden, die wegen des parallel laufenden U-Bahn-Baus nötig sind. „Wir müssen den Boden rechtzeitig so verdichten, dass er später die Last des Schlosses tragen kann“, so Wolter. „Andernfalls müssten wir nach dem U-Bahn-Bau eine vielfach teurere unterirdische Brückenkonstruktion schaffen.“

      Schon diese ersten Arbeiten erlauben einen Einblick in die wechselvolle Geschichte des Geländes südlich der Museumsinsel. Seit drei Jahren haben Archäologen in der südwestlichen Ecke des Areals Fundamente des historischen Berlins seit dem 13. Jahrhundert freigelegt. Diese Ausgrabungen sollen für die künftigen Besucher auf einer Fläche von 1800 Quadratmetern durch ein „archäologisches Fenster“ erlebbar werden.

      Der geplante Rundgang durch das Untergeschoss führt durch die ehemalige Wachstube des Schlosskommandanten und durch barocke Kellergewölbe, erlaubt aber auch einen Blick auf die Fundamente des um 1300 erbauten Cöllner Dominikanerklosters, das König Friedrich I. Anfang des 18. Jahrhunderts für den Schlossbau abreißen ließ.

      In unmittelbarer Nachbarschaft erwartete die Bauherren eine Überraschung, die an die größte Niederlage des einstigen Stararchitekten Andreas Schlüter erinnert. Der damalige königliche Baudirektor hatte dort im Auftrag seines Herrn einen für seine Zeit gigantisch hohen „Münzturm“ errichten wollen. Wegen des sumpfigen Untergrunds ließ er zur Befestigung Tausende Eichenpfähle in den Boden rammen - vergebens, wie sich bald herausstellte.

      Der mehr als 100 Meter hohe Turm neigte sich noch vor seiner Vollendung zur Seite und musste schließlich wieder abgetragen werden. Schlüter wurde schmachvoll entlassen, Eosander von Göthe übernahm seine Aufgaben. Jetzt müssen die Pfähle aus dem Grund gezogen werden, um den Boden - wie es im Fachjargon heißt - mit Sand und Kies zu verdichten und eine tragfähige Bodenplatte einzuziehen. Wie das Holz die Jahrhunderte überdauert hat, ist unklar. „Wenn kein Sauerstoff darangekommen ist, haben wir jede Menge schöne, alte Eichenstämme“, sagte Wolter.

      Die benachbarte Schlosswiese, 2008 als Grünfläche freigegeben, bleibt den Berlinern dagegen noch bis zum Jahresende erhalten. Auf diesem Teil des insgesamt rund 35.000 Quadratmeter großen Grundstücks hatte die DDR nach der Sprengung des historischen Schlosses 1950 ihren Palast der Republik erbaut. Auch dieses Gebäude ist wegen seiner Asbestverseuchung längst Schutt und Asche. Die Bodenplatte jedoch ist erhalten und soll - Ironie der Geschichte - auch das neu erbaute Schloss wieder tragen. (BLZ/dpa)


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Berliner Stadtschloß = Luftschloß???