Schach! - 500 Beiträge pro Seite (Seite 2)
eröffnet am 18.11.01 13:47:10 von
neuester Beitrag 29.09.02 22:58:26 von
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5. | 6. | 10,700 | +1,71 | 66 | |||
6. | 10. | 16,750 | +4,69 | 47 | |||
7. | 5. | 177,46 | +1,50 | 47 | |||
8. | 3. | 4,4000 | -5,17 | 42 |
...nach reiflicher Überlegung und nach Abwägung aller möglichen Alternativen entscheide ich mich für den Zug:
a8-b7
a8-b7
h4
bist du auch sicher ...?
bist du auch sicher ...?
War vielleicht doch zu voreilig...?
e7-e6
e7-e6
Kd2
ich verlaß mich auf dich ...
ich verlaß mich auf dich ...
e6-g6
nachdem die Damen uns verlassen haben, wird das wohl noch ein gemütlicher Männer-Abend!?
nachdem die Damen uns verlassen haben, wird das wohl noch ein gemütlicher Männer-Abend!?
Kd3
gute Idee - ich hol mir mal was gemixtes ...
gute Idee - ich hol mir mal was gemixtes ...
g6-g2 Geht Dein Könich jetzt joggen?
Ke4
näää, nur bissel Reitunterricht nehmen ...
näää, nur bissel Reitunterricht nehmen ...
Pass bloss auf, das Viech schlägt aus!
f5-g3 Schach!
(bin mir meiner altruistischen Spielweise bewusst! )
f5-g3 Schach!
(bin mir meiner altruistischen Spielweise bewusst! )
Kf3
Soso ...
Soso ...
g2-c2 (pass bloss auf, der olle Klepper bricht unter Deinem Gewicht gleich zusammen )
Kxg3
Ja, dein Hotte-Hü-Fohlen hat ausjezappelt - keen Wunda,
wennste hier Mindajährige in `nen Guerilla-Krieg schickst ...
Guerilla (auf Preßpatroulle fürs GKTCThread: Meditations-Thread für Einzelkämpfer ... !)
Ja, dein Hotte-Hü-Fohlen hat ausjezappelt - keen Wunda,
wennste hier Mindajährige in `nen Guerilla-Krieg schickst ...
Guerilla (auf Preßpatroulle fürs GKTCThread: Meditations-Thread für Einzelkämpfer ... !)
c6-c5
Jetzt gibt´s einen Bauernaufstand!
Jetzt gibt´s einen Bauernaufstand!
h5
... na klar, dat proletarische Kanonenfutter wird ooch noch vaheizt
... aba et sind ja nur Neger und keene richtjen Menschen ...
... na klar, dat proletarische Kanonenfutter wird ooch noch vaheizt
... aba et sind ja nur Neger und keene richtjen Menschen ...
b7-c6
Nenne meine schwarzen Brüder nicht "Neger", das mögen die garnich!
Nenne meine schwarzen Brüder nicht "Neger", das mögen die garnich!
h6
Najut - also "Deine proletarischen Schuhputzer" ...
Najut - also "Deine proletarischen Schuhputzer" ...
c2-c1
Wieso "Schuhputzer"? Rechtschaffende Hanfbauern sind das!
Wieso "Schuhputzer"? Rechtschaffende Hanfbauern sind das!
h7
Deine Sandlatscher aus der Wüste Gobi legen wohl `ne Pause ein ...?
Deine Sandlatscher aus der Wüste Gobi legen wohl `ne Pause ein ...?
c1-h1
Es wird gleich weitergewandert! Mein Turm muss nur noch vorher die Konkurrenz beseitigen!
Es wird gleich weitergewandert! Mein Turm muss nur noch vorher die Konkurrenz beseitigen!
Tc8+ Schach
Wat popelst du denn dauernd in meinem Hinterland rum, da hab ick als "Gier"illa det Patent druff ...
Wat popelst du denn dauernd in meinem Hinterland rum, da hab ick als "Gier"illa det Patent druff ...
Gierilla, ich gloobe, ich schwenk jetzt mal kurz mit meinem weissen Fähnchen!
Schlage sozusagen Waffenstillstand vor!
Die Bauern sind nicht weiterhin bereit, sich aufzuopfern und verweigern ihren Dienst, der Tower schämt sich derweil und meent, er müsse in seiner Ecke stehen bleiben.
Was hälst Du von Remis!
c6-b6
Schlage sozusagen Waffenstillstand vor!
Die Bauern sind nicht weiterhin bereit, sich aufzuopfern und verweigern ihren Dienst, der Tower schämt sich derweil und meent, er müsse in seiner Ecke stehen bleiben.
Was hälst Du von Remis!
c6-b6
h8D
ick jloobe, ick werde mir dein großherzijet Anjebot
noch`n paar Züje lang durch `n Kopp jehen lassen -
jefolcht von `nem Guerilla-Cocktail ...
erstmal will ick davon nüscht
ick jloobe, ick werde mir dein großherzijet Anjebot
noch`n paar Züje lang durch `n Kopp jehen lassen -
jefolcht von `nem Guerilla-Cocktail ...
erstmal will ick davon nüscht
h1-h8
lass es Dir durch den Kopf gehen! Lange besteht das Angebot sicher nicht mehr!
lass es Dir durch den Kopf gehen! Lange besteht das Angebot sicher nicht mehr!
Lxh8
Menschenskind - quäl mir doch nich so ...
Ick jeh erstma feste Nahrung holn ...
Menschenskind - quäl mir doch nich so ...
Ick jeh erstma feste Nahrung holn ...
b6-a5
Txc5
Na, hör ick da schon det kleenlaute Jewimmer deines "Farbigen"-Häuptlings ...
Na, hör ick da schon det kleenlaute Jewimmer deines "Farbigen"-Häuptlings ...
a7-a6
Der schwarze Ritter gibt nicht auf!
Der schwarze Ritter gibt nicht auf!
f5
Dann werd ich mir noch ein Pferdchen holen,
und ihn niederreiten ... Sein Krönchen isser
sowieso los ...
Gibs zu, du willst ja nur weiterspieln, um noch
reichlich Sprüche und Smilies abzustauben ...
Dann werd ich mir noch ein Pferdchen holen,
und ihn niederreiten ... Sein Krönchen isser
sowieso los ...
Gibs zu, du willst ja nur weiterspieln, um noch
reichlich Sprüche und Smilies abzustauben ...
a5-a4
f6
Aha, Kamikaze-Unterricht für unberittene Bimbos ...
Aha, Kamikaze-Unterricht für unberittene Bimbos ...
b5-b4
Ich gebe ja zu, dass sie suicidal veranlagt sind
Ich gebe ja zu, dass sie suicidal veranlagt sind
ab
Nun, dann wollen wir sie von der schweren Last
des Lebens gütigerweise befreien ...
Nun, dann wollen wir sie von der schweren Last
des Lebens gütigerweise befreien ...
war das wirklich nötig? Willst Du unsereins jetzt kompett ausrotten?
a6-a5
a6-a5
ba
das nennt man ethnische Säuberung ...
das nennt man ethnische Säuberung ...
a4-b4
Nachher isses aber auch blitzeblank!
Nachher isses aber auch blitzeblank!
Tf5
Blitzblank jeleckt ...
Blitzblank jeleckt ...
b4-b3
Attacke!
Attacke!
f7
mein Fußvolk hält wenichstens still, wenn ihm Prügel angeboten wird,
daraus erklärt sich ooch dir Überlejenheit der weißen Hautfa ... äääh ... Lackierung ...
Verstärkung im Anmarsch ...
mein Fußvolk hält wenichstens still, wenn ihm Prügel angeboten wird,
daraus erklärt sich ooch dir Überlejenheit der weißen Hautfa ... äääh ... Lackierung ...
Verstärkung im Anmarsch ...
Gibst Du immernoch nicht auf?
b3-a4
b3-a4
f8D
Jetz willste wirklich ohne faire Verhandlung hinjerichtet
werden ...?
Wat is dir lieber:
oder oder oder
oder oder ?
Jetz willste wirklich ohne faire Verhandlung hinjerichtet
werden ...?
Wat is dir lieber:
oder oder oder
oder oder ?
Deine allerletzte Chance: Remis?
a4-b3
Falls Du unerwarteter Weise nicht auf mein Angebot eingehen solltest: Ich entscheide mich für das Kettensägen-Massaker!
a4-b3
Falls Du unerwarteter Weise nicht auf mein Angebot eingehen solltest: Ich entscheide mich für das Kettensägen-Massaker!
Dc5
Du hattest deine Chance gehabt - hättest du dir als
letzten Wunsch die Guilloutine erbeten, hätte ich nochmal
Gnade walten lassen (ich hab keine gefunden) - so also
das allseits beliebte Chicagoer Kettensägenmassaker
Du hattest deine Chance gehabt - hättest du dir als
letzten Wunsch die Guilloutine erbeten, hätte ich nochmal
Gnade walten lassen (ich hab keine gefunden) - so also
das allseits beliebte Chicagoer Kettensägenmassaker
b3-a2
Da es anscheinend doch noch nicht so weit ist, entscheide ich mich doch noch anders
Hättest Du vielleicht eine THC-Rauchkammer im Angebot?
Da es anscheinend doch noch nicht so weit ist, entscheide ich mich doch noch anders
Hättest Du vielleicht eine THC-Rauchkammer im Angebot?
Dc2
Zu spät - die Kettensäge ist schon angeworfen ...
Zu spät - die Kettensäge ist schon angeworfen ...
ok, ich gehe ja schon in mein Eckchen. Niergends hat man hier seine Ruhe!
b4 + Schach und Matt
Guerilla darf jetzt seine erste Kerbe in die neue Tastatur schnitzen ...
Guerilla darf jetzt seine erste Kerbe in die neue Tastatur schnitzen ...
Die Variante mit dem Abzugs-Schachmatt gefällt mir! Auf diese Weise bekommt das einfache Fussvolk wenigstens auch mal die Möglichkeit, Exekutive spielen zu dürfen
Gratulation! Nach meiner Wiederauferstehung hätte ich gerne Revanche!
Gratulation! Nach meiner Wiederauferstehung hätte ich gerne Revanche!
Komisch, nach so ´ner Schachpartie fühle ich mich immer ganz schön matt! Ob das wohl am Wetter liegt?
von Guerilla Investor 26.11.01 23:08:49
exe ...
Jetzt bitte nicht sauer sein - eine Revanche kann ich dir nicht geben ...
ich mußte ein Gelübde leisten, mit niemandem mehr als eine Partie zu spielen
und nach der ersten verlorenen Partie das Spielen komplett zu lassen ...
aber wenn du möchtest, werde ich diese Partie nachbearbeitet und kommentiert
in den @bareda-Abwehrthread stellen ...
Du kannst allerdings jemanden bestimmen, der dich rächen soll ...
(bitte nicht gleich den härtesten Spieler *aufknienfleh)
Guerilla
exe ...
Jetzt bitte nicht sauer sein - eine Revanche kann ich dir nicht geben ...
ich mußte ein Gelübde leisten, mit niemandem mehr als eine Partie zu spielen
und nach der ersten verlorenen Partie das Spielen komplett zu lassen ...
aber wenn du möchtest, werde ich diese Partie nachbearbeitet und kommentiert
in den @bareda-Abwehrthread stellen ...
Du kannst allerdings jemanden bestimmen, der dich rächen soll ...
(bitte nicht gleich den härtesten Spieler *aufknienfleh)
Guerilla
@Guerilla: Schade!
Würde gerne mal sehen, was Prof19 drauf hat! Vielleicht macht er Dich ja mal platt?
Würde gerne mal sehen, was Prof19 drauf hat! Vielleicht macht er Dich ja mal platt?
OK - ...
hallo ihr helden
wer spielt gegen mich eine Blitzpartie
Bedingung ist: bitte sofort ziehen
Schachbrett daneben legen ist erlaubt, andere Mittel nicht
OK?
wer spielt gegen mich eine Blitzpartie
Bedingung ist: bitte sofort ziehen
Schachbrett daneben legen ist erlaubt, andere Mittel nicht
OK?
Sorry - Blitz war noch nie mein Ding
@Prof19: ein anderes mal äußerst gerne! Aber für heute habe ich mir vorgenommen, mal früh ins Bettchen zu gehen.
Grüsse, ER
Grüsse, ER
ist okay
ciao
ciao
+++ Schachturnier in Kollektors Spielwiese im Neuen Jahr +++
Meldungen werden sofort entgegengenommen, bei nicht zu vielen Teilnehmern spielt jeder gegen jeden eine Fernschachpartie. Besonders eilige können auch sofort beginnen wenn sich eine Paarung ergibt. Weihnachtspause ist zugelassen.
Auf nette Schachpartien freut sich nicht nur der Kollektor
Meldungen werden sofort entgegengenommen, bei nicht zu vielen Teilnehmern spielt jeder gegen jeden eine Fernschachpartie. Besonders eilige können auch sofort beginnen wenn sich eine Paarung ergibt. Weihnachtspause ist zugelassen.
Auf nette Schachpartien freut sich nicht nur der Kollektor
30. September 2002
SCHACH
Deep Fritz
wurde von der Hamburger Schach-Software-Firma Chessbase entwickelt. Die zum siebenten Mal überarbeitete Version einer handelsüblichen Software kann selbst auf einem Discount-Computer eingesetzt werden. Die Spielstärke des Programms, das der Niederländer Frans Morsch und der Deutsche Mathias Feist geschrieben haben, erreicht mit 2741 Elo-Punkten großmeisterliches Niveau. Deep Fritz führt die Weltrangliste für Schachcomputer an.
"Ein Weg in die Dunkelheit"
Schachweltmeister Wladimir Kramnik über seinen Kampf gegen den stärksten Computer, kontrollierte Gefühle am Brett und die gestalterische Ästhetik seiner Spielzüge
SPIEGEL: Herr Kramnik, Sie spielen ab Freitag in Bahrein acht Partien gegen das Schachprogramm Deep Fritz und verteidigen im Frühjahr gegen den Ungarn Peter Leko Ihren Weltmeistertitel. Welches Match wird das härtere?
Wladimir Kramnik
wurde im russischen Tuapse geboren und begann mit sechs Jahren, Schach zu spielen. Mit elf ging er auf die Moskauer Schachschule von Michail Botwinnik. 1991 gewann Kramnik die Jugendweltmeisterschaft, ein Jahr später siegte er mit der russischen Nationalmannschaft bei der Schach-Olympiade in Manila. Der Profi erfüllte die Großmeisternorm mit 16 und errang vor zwei Jahren in London im Duell mit Garri Kasparow den Weltmeistertitel. Kramnik, 27, liegt mit 2809 Elo-Punkten auf Platz zwei der Weltrangliste.
Kramnik: Schwer zu sagen. Gegen eine Maschine zu spielen ist etwas völlig anderes als gegen einen Menschen. Deshalb muss ich meinen Spielstil im Vergleich zum normalen Schach ändern. Es kommt darauf an, eine möglichst ausgefallene Taktik zu entwickeln.
SPIEGEL: Mit welcher Strategie wollen Sie den Computer denn besiegen?
Kramnik: Deep Fritz ist in der Lage, pro Sekunde mehr als drei Millionen Züge zu berechnen - da kann kein Mensch mithalten. Ich muss also verhindern, dass der Computer seine Rechenkraft entfaltet. Und das werde ich tun, indem ich Stellungen provoziere, die er nicht kapiert. Die Maschine muss sich unwohl fühlen - wenn man das so sagen kann.
SPIEGEL: Sie setzen der enormen Rechenkapazität Ihre Kreativität entgegen?
Kramnik: Exakt. Der Computer ist ein dreister Straßenräuber: Er grabscht gern Figuren, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet. In einem schnellen Gefecht hätte ich nicht den Hauch einer Chance. Aber die Kiste ist nicht in dem gleichen Maße wie der Mensch fähig, Wissen in einen Kontext zu stellen. Das will ich ausnutzen.
SPIEGEL: Gibt es noch mehr Vorteile, die der Mensch gegenüber dem Programm besitzt?
Kramnik: Intuitives Handeln ist eine Begabung, die einer Maschine fremd ist und sie darum vor Probleme stellen kann. Ich weiß manchmal aus dem Bauch heraus, wie ich ziehen muss. Ich kann es nicht erklären, auch nicht mathematisch beweisen, ich fühle es einfach - und mein Gefühl hat mich selten getäuscht.
SPIEGEL: Vor fünf Jahren hat Garri Kasparow gegen den IBM-Superrechner Deep Blue gespielt und verloren. Treten Sie nun an, um die Ehre der Menschheit zu retten?
Kramnik: Ich betrachte das Duell nicht als Revanche. Für mich ist es einfach ein Spiel gegen einen sehr starken, ungewöhnlichen Gegner, den ich schlagen möchte.
SPIEGEL: 1997 verzeichneten die Veranstalter stundenweise über 22 Millionen Zugriffe auf die Homepage des Turniers. Was ist so faszinierend am Kampf Mensch gegen Maschine?
Kramnik: Es hat zum einen mit der Angst zu tun, eines Tages von Maschinen kontrolliert zu werden. Ein schreckliches Szenario, vor dem man die Augen nicht verschließen sollte - der Zeitpunkt ist nicht mehr fern, an dem kein Mensch mehr eine Schachpartie gegen einen Computer gewinnen wird. Zum anderen: Warum, denken Sie, wollen die Deutschen, dass ihre Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister wird?
SPIEGEL: Weil sie sich mit dem Team identifizieren.
Kramnik: Genau. Und so ist es auch in diesem Fall: Menschen haben keine emotionale Bindung zu einer Blechschachtel, deshalb wollen sie, dass ihr Vertreter gewinnt. Ich gehe davon aus, dass ein Computer zu seinesgleichen hielte.
SPIEGEL: Wie haben Sie sich auf die Begegnung mit Deep Fritz vorbereitet?
Kramnik: Ich habe versucht zu analysieren, wie er in bestimmten Situationen reagiert. Wie er verteidigt, wie er angreift. Ich habe in den vergangenen zwei Wochen täglich mindestens acht Stunden mit dem Programm trainiert und eine Ahnung bekommen, wie es tickt.
SPIEGEL: Können Sie jetzt nicht einfach jene Partien wiederholen, die Sie in der Vorbereitung bereits gewonnen haben, um erneut über den Rechner zu triumphieren?
Kramnik: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Partie absolut identisch verläuft, tendiert gegen null. Die Vorbereitung gegen einen Menschen ist wesentlich konkreter, weil man die Lieblingseröffnungen seines Gegners kennt. Deep Fritz ist da flexibel. Außerdem ist die Software dynamisch, das heißt, sie spielt nach dem Trial-and-Error-Prinzip.
SPIEGEL: Sie lernt aus Niederlagen?
Kramnik: Der Computer merkt sich, wenn ein bestimmter Zug nicht zum Erfolg führt und wendet in einer vergleichbaren Situation einen anderen an. Ich weiß also nie, was in seinem Programm vorgeht, manchmal verblüfft mich die Maschine mit Ansätzen menschlichen Genies.
SPIEGEL: Ihre Bedingungen sind deutlich besser als seinerzeit Kasparows. Von Deep Fritz sind gut 4000 Partien dokumentiert, von Deep Blue war keine öffentlich.
Kramnik: Deep Fritz wurde mit meinen Partien gefüttert, da ist es nur fair, wenn ich seine kenne. Und Kasparow hat nicht verloren, weil er zu wenig über Deep Blue wusste. Er ist unter dem gewaltigen psychischen Druck zusammengebrochen. Er war eine Legende, nahezu unschlagbar, kalt wie ein Stück Eisen - dachte er. Und wurde vernichtet.
SPIEGEL: Wie wollen Sie verhindern, dass Ihnen dasselbe passiert?
Kramnik: Deep Fritz ist stärker als Deep Blue - psychologisch spricht alles gegen mich. Ich muss mental stark sein und bin zuversichtlich, dass mir der Sieg gelingen wird.
SPIEGEL: Warum?
Kramnik: Weil ich mich von niemandem unter Druck setzen lasse. Nur mit dieser Einstellung gelingt es mir, kreativ zu sein. Und zweitens, weil ich anders als Kasparow oder Bobby Fischer nicht die Attitüde habe, das Ego meines Gegenübers zerstören zu müssen - selbst wenn es eine Maschine ist.
SPIEGEL: Wenn Schach für Sie kein Psychokrieg ist, was dann?
Kramnik: Eine Mischung aus Kunst und Wissenschaft. Schach ist ein sehr komplexes Spiel, für eine Partie mit 40 Zügen gibt es mehr verschiedene Verläufe als Atome im Universum. Mein Vater ist Kunstmaler; wie er jeden Pinselstrich auf der Leinwand kreiert, so kreiere ich jeden Zug auf dem Brett. Viele Menschen glauben, Schach werde nur aus der Erinnerung heraus gespielt: dass man alle Züge auswendig lerne und später abrufe. Das ist Unsinn. Es gibt eine gestalterische Ästhetik im Schach.
SCHACH
"Ein Weg in die Dunkelheit" (2)
Zurück zum 1. Teil
SPIEGEL: Ihnen wird oft vorgeworfen, ein eher vorsichtiges, konventionelles Schach zu spielen.
Kramnik: Na und? Nicht jeder mag Pablo Picasso.
SPIEGEL: Sie zeigen während einer Partie fast nie Emotionen. Sind Sie ein gefühlsarmer Mensch?
Kramnik: Dass ich meine Gefühle nicht zeige, heißt ja nicht, dass ich keine habe. Ich kontrolliere sie. Ich will dem Gegner nicht verraten, ob ich mit einer Position zufrieden bin oder nicht. Im normalen Leben ist es ähnlich: Warum soll ich andere Leute belasten, wenn es mir schlecht geht? Mein Vater hat mir eingebläut, dass ein Mann seine Emotionen kontrollieren müsse. Das hat sich tief in mein Gedächtnis gebrannt.
SPIEGEL: Kasparow gilt als Ihr Entdecker und Förderer. Vor zwei Jahren haben Sie ihm den Titel weggeschnappt. Eine Art Vatermord am Brett?
Kramnik: Man darf das nicht überbewerten. Garri hat mein Spiel natürlich stark beeinflusst, aber ich hatte Dutzende Lehrmeister. Es ist nicht so wichtig, einen guten Lehrer zu haben - es ist wichtig, ein guter Schüler zu sein.
SPIEGEL: Es heißt, Kasparow hasse Sie jetzt.
Kramnik: Kasparow hat eine strikte Rollenverteilung im Schach: Einer ist der Killer, der andere das Opfer. Er kann unmöglich mit einem Konkurrenten befreundet sein. Weil ich ihn besiegt habe, bin ich sein Feind - egal, was ich tue oder sage. Außer ich verliere eines Tages wieder gegen ihn.
SPIEGEL: Kasparow gilt als das brillanteste Hirn der Schachgeschichte. Glauben Sie, er wird noch einmal Weltmeister?
Kramnik: Viel Zeit hat er dazu jedenfalls nicht mehr. Er wird bald 40, und das ist für einen Top-Spieler ein kritisches Alter. Er wird den letzten Tropfen Energie aus seinem Körper quetschen, um es noch einmal zu schaffen, aber er wird bestimmt nicht mehr so stark spielen wie früher.
SPIEGEL: Welchen Spieler fürchten Sie zurzeit am meisten?
Kramnik: Es findet gerade eine kleine Revolution statt. Früher war es so, dass ein Spieler das Schach jahrelang dominiert hat. Die Machtverhältnisse wechseln inzwischen erstaunlich schnell, man kann nicht einmal genau sagen, was in einem Jahr sein wird.
SPIEGEL: Welches ist der Grund für diese Entwicklung?
Kramnik: Heutzutage erleichtern es Schachcomputer, das Spiel zu lernen. Wer talentiert ist, kann sehr schnell sehr gut werden: Der Ukrainer Sergej Karjakin ist kürzlich im Alter von zwölf Jahren und sieben Monaten Großmeister geworden. Ich glaube nicht, dass der Junge talentierter ist als ich, aber ich hatte erst mit 19 Gelegenheit, ernsthaft mit einem Computer zu arbeiten.
SPIEGEL: Sie sind zwar Weltmeister, aber hinter Kasparow nur die Nummer zwei der Weltrangliste. Ärgert Sie das?
Kramnik: Ranglisten sind doch nur wichtig für Turnierorganisatoren. Wenn Platz eins der Weltrangliste ein rostiges Fahrrad ist, dann ist der Weltmeistertitel ein Siebener-BMW. Wichtiger als alle Erfolge ist, dass ich mich stetig verbessere. Ich habe mein Limit noch nicht erreicht.
SPIEGEL: Sind Sie auf der Suche nach Perfektion?
Kramnik: Kein Mensch wird jemals perfekt Schach spielen, das ist unmöglich. Aber ich möchte der Perfektion so nahe kommen wie möglich. Ich bin ein Getriebener.
SPIEGEL: Dann muss es ein Alptraum für Sie sein, nicht zu wissen, welcher Zug in einer gewissen Stellung der beste ist, und die Zeit läuft Ihnen davon.
Kramnik: Das ist definitiv nicht die angenehmste Situation. Aber Schach ist derart kompliziert, dass man sich im Grunde nie sicher sein kann, welcher Zug der beste ist. Man hat bestimmte Vorstellungen und Ideen, aber es bleibt doch immer Spekulation: ein Weg in die Dunkelheit.
SPIEGEL: Fällt es Ihnen schwer, einmal nicht an Schach zu denken?
Kramnik: Das ist das größte Problem eines jeden Schachspielers: sein Gehirn auszuschalten. Schon seltsam, denn in der Regel haben Menschen eher mit dem Gegenteil Schwierigkeiten. Schachspieler können pausenlos Varianten durchrechnen, sie brauchen dazu kein Brett. Ich kann blind spielen, und genau das macht es mir so schwer abzuschalten. Unter der Dusche, beim Essen - man hört nicht auf nachzudenken. Ich liege im Bett, versuche zu schlafen, und dann bahnen sich wieder all die Züge ihren Weg in meinen Kopf: Der Zwang zur Analyse ist stärker als ich. Während eines Turniers schlafe ich oft erst im Morgengrauen ein.
SPIEGEL: Wie schaffen Sie es, sich abzulenken?
Kramnik: Es gibt Kollegen, die spielen Karten, um ihr Gehirn zu entspannen. Ich spiele gern Tennis. Da habe ich einen Schläger in der Hand und muss mich permanent auf den Ball konzentrieren. Laufen oder Schwimmen wären nichts für mich, da könnte ich nebenher Probleme wälzen.
SPIEGEL: Leben Schachspieler in einem Paralleluniversum?
Kramnik: Ich würde mich mulmig fühlen, wenn ich nicht meinen eigenen kleinen Planeten hätte. Schachspieler sind schon irgendwie wahnsinnig.
SPIEGEL: Sie haben bis Mitte der neunziger Jahre nach Herzenslust fettige Pizza gegessen, geraucht und Wodka getrunken. Warum heute nicht mehr?
Kramnik: Eines Tages war mein Kopf völlig leer, als ich vor dem Brett saß. Da dachte ich, dass ich doch etwas vernünftiger werden sollte. Ich habe dann angefangen, mich langsam zu verändern.
SPIEGEL: Spielen Sie jetzt besser?
Kramnik: Ja, aber man sollte daraus keine Gesetzmäßigkeit ableiten. Michail Botwinnik etwa lebte nach einem strengen Ernährungsplan, Fitnesstraining wechselte ab mit Atemübungen. Aber Botwinnik verlor seinen Weltmeistertitel an Michail Tal - einen Bohemien, der sein ganzes Leben lang getrunken und geraucht hat.
SPIEGEL: Haben Sie Interessen abseits des Schachs?
Kramnik: Ich habe wenig Zeit für anderes, aber Musik und Literatur faszinieren mich. Ich lese ganz unterschiedliche Sachen: Historisches, Philosophisches. Nicht, um zu entspannen - ich lese, um zu lernen, im Sinne von Erkenntnisgewinn.
SPIEGEL: Welches Werk hat Sie am meisten beeindruckt?
Kramnik: "Der Meister und Magarita" von Michail Bulgakow. Viele Menschen mögen das merkwürdig finden, weil es ein sehr abstraktes Buch ist, aber ich mag abstrakte Bücher. Sie handeln von der Nähe zu Gott. Und das entspricht dem Wesen eines Schachspielers.
SPIEGEL: Wilhelm Steinitz, Weltmeister von 1886 bis 1894, wollte am Ende seiner Karriere gegen Gott antreten. Wenn Sie gegen den Computer und den menschlichen Kontrahenten gewinnen sollten ...
Kramnik: ... hätte es trotzdem keinen Zweck, Gott herauszufordern. Er ist viel zu stark.
SPIEGEL: Herr Kramnik, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Quelle:http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,216103-2,00.html
SCHACH
Deep Fritz
wurde von der Hamburger Schach-Software-Firma Chessbase entwickelt. Die zum siebenten Mal überarbeitete Version einer handelsüblichen Software kann selbst auf einem Discount-Computer eingesetzt werden. Die Spielstärke des Programms, das der Niederländer Frans Morsch und der Deutsche Mathias Feist geschrieben haben, erreicht mit 2741 Elo-Punkten großmeisterliches Niveau. Deep Fritz führt die Weltrangliste für Schachcomputer an.
"Ein Weg in die Dunkelheit"
Schachweltmeister Wladimir Kramnik über seinen Kampf gegen den stärksten Computer, kontrollierte Gefühle am Brett und die gestalterische Ästhetik seiner Spielzüge
SPIEGEL: Herr Kramnik, Sie spielen ab Freitag in Bahrein acht Partien gegen das Schachprogramm Deep Fritz und verteidigen im Frühjahr gegen den Ungarn Peter Leko Ihren Weltmeistertitel. Welches Match wird das härtere?
Wladimir Kramnik
wurde im russischen Tuapse geboren und begann mit sechs Jahren, Schach zu spielen. Mit elf ging er auf die Moskauer Schachschule von Michail Botwinnik. 1991 gewann Kramnik die Jugendweltmeisterschaft, ein Jahr später siegte er mit der russischen Nationalmannschaft bei der Schach-Olympiade in Manila. Der Profi erfüllte die Großmeisternorm mit 16 und errang vor zwei Jahren in London im Duell mit Garri Kasparow den Weltmeistertitel. Kramnik, 27, liegt mit 2809 Elo-Punkten auf Platz zwei der Weltrangliste.
Kramnik: Schwer zu sagen. Gegen eine Maschine zu spielen ist etwas völlig anderes als gegen einen Menschen. Deshalb muss ich meinen Spielstil im Vergleich zum normalen Schach ändern. Es kommt darauf an, eine möglichst ausgefallene Taktik zu entwickeln.
SPIEGEL: Mit welcher Strategie wollen Sie den Computer denn besiegen?
Kramnik: Deep Fritz ist in der Lage, pro Sekunde mehr als drei Millionen Züge zu berechnen - da kann kein Mensch mithalten. Ich muss also verhindern, dass der Computer seine Rechenkraft entfaltet. Und das werde ich tun, indem ich Stellungen provoziere, die er nicht kapiert. Die Maschine muss sich unwohl fühlen - wenn man das so sagen kann.
SPIEGEL: Sie setzen der enormen Rechenkapazität Ihre Kreativität entgegen?
Kramnik: Exakt. Der Computer ist ein dreister Straßenräuber: Er grabscht gern Figuren, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet. In einem schnellen Gefecht hätte ich nicht den Hauch einer Chance. Aber die Kiste ist nicht in dem gleichen Maße wie der Mensch fähig, Wissen in einen Kontext zu stellen. Das will ich ausnutzen.
SPIEGEL: Gibt es noch mehr Vorteile, die der Mensch gegenüber dem Programm besitzt?
Kramnik: Intuitives Handeln ist eine Begabung, die einer Maschine fremd ist und sie darum vor Probleme stellen kann. Ich weiß manchmal aus dem Bauch heraus, wie ich ziehen muss. Ich kann es nicht erklären, auch nicht mathematisch beweisen, ich fühle es einfach - und mein Gefühl hat mich selten getäuscht.
SPIEGEL: Vor fünf Jahren hat Garri Kasparow gegen den IBM-Superrechner Deep Blue gespielt und verloren. Treten Sie nun an, um die Ehre der Menschheit zu retten?
Kramnik: Ich betrachte das Duell nicht als Revanche. Für mich ist es einfach ein Spiel gegen einen sehr starken, ungewöhnlichen Gegner, den ich schlagen möchte.
SPIEGEL: 1997 verzeichneten die Veranstalter stundenweise über 22 Millionen Zugriffe auf die Homepage des Turniers. Was ist so faszinierend am Kampf Mensch gegen Maschine?
Kramnik: Es hat zum einen mit der Angst zu tun, eines Tages von Maschinen kontrolliert zu werden. Ein schreckliches Szenario, vor dem man die Augen nicht verschließen sollte - der Zeitpunkt ist nicht mehr fern, an dem kein Mensch mehr eine Schachpartie gegen einen Computer gewinnen wird. Zum anderen: Warum, denken Sie, wollen die Deutschen, dass ihre Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister wird?
SPIEGEL: Weil sie sich mit dem Team identifizieren.
Kramnik: Genau. Und so ist es auch in diesem Fall: Menschen haben keine emotionale Bindung zu einer Blechschachtel, deshalb wollen sie, dass ihr Vertreter gewinnt. Ich gehe davon aus, dass ein Computer zu seinesgleichen hielte.
SPIEGEL: Wie haben Sie sich auf die Begegnung mit Deep Fritz vorbereitet?
Kramnik: Ich habe versucht zu analysieren, wie er in bestimmten Situationen reagiert. Wie er verteidigt, wie er angreift. Ich habe in den vergangenen zwei Wochen täglich mindestens acht Stunden mit dem Programm trainiert und eine Ahnung bekommen, wie es tickt.
SPIEGEL: Können Sie jetzt nicht einfach jene Partien wiederholen, die Sie in der Vorbereitung bereits gewonnen haben, um erneut über den Rechner zu triumphieren?
Kramnik: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Partie absolut identisch verläuft, tendiert gegen null. Die Vorbereitung gegen einen Menschen ist wesentlich konkreter, weil man die Lieblingseröffnungen seines Gegners kennt. Deep Fritz ist da flexibel. Außerdem ist die Software dynamisch, das heißt, sie spielt nach dem Trial-and-Error-Prinzip.
SPIEGEL: Sie lernt aus Niederlagen?
Kramnik: Der Computer merkt sich, wenn ein bestimmter Zug nicht zum Erfolg führt und wendet in einer vergleichbaren Situation einen anderen an. Ich weiß also nie, was in seinem Programm vorgeht, manchmal verblüfft mich die Maschine mit Ansätzen menschlichen Genies.
SPIEGEL: Ihre Bedingungen sind deutlich besser als seinerzeit Kasparows. Von Deep Fritz sind gut 4000 Partien dokumentiert, von Deep Blue war keine öffentlich.
Kramnik: Deep Fritz wurde mit meinen Partien gefüttert, da ist es nur fair, wenn ich seine kenne. Und Kasparow hat nicht verloren, weil er zu wenig über Deep Blue wusste. Er ist unter dem gewaltigen psychischen Druck zusammengebrochen. Er war eine Legende, nahezu unschlagbar, kalt wie ein Stück Eisen - dachte er. Und wurde vernichtet.
SPIEGEL: Wie wollen Sie verhindern, dass Ihnen dasselbe passiert?
Kramnik: Deep Fritz ist stärker als Deep Blue - psychologisch spricht alles gegen mich. Ich muss mental stark sein und bin zuversichtlich, dass mir der Sieg gelingen wird.
SPIEGEL: Warum?
Kramnik: Weil ich mich von niemandem unter Druck setzen lasse. Nur mit dieser Einstellung gelingt es mir, kreativ zu sein. Und zweitens, weil ich anders als Kasparow oder Bobby Fischer nicht die Attitüde habe, das Ego meines Gegenübers zerstören zu müssen - selbst wenn es eine Maschine ist.
SPIEGEL: Wenn Schach für Sie kein Psychokrieg ist, was dann?
Kramnik: Eine Mischung aus Kunst und Wissenschaft. Schach ist ein sehr komplexes Spiel, für eine Partie mit 40 Zügen gibt es mehr verschiedene Verläufe als Atome im Universum. Mein Vater ist Kunstmaler; wie er jeden Pinselstrich auf der Leinwand kreiert, so kreiere ich jeden Zug auf dem Brett. Viele Menschen glauben, Schach werde nur aus der Erinnerung heraus gespielt: dass man alle Züge auswendig lerne und später abrufe. Das ist Unsinn. Es gibt eine gestalterische Ästhetik im Schach.
SCHACH
"Ein Weg in die Dunkelheit" (2)
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SPIEGEL: Ihnen wird oft vorgeworfen, ein eher vorsichtiges, konventionelles Schach zu spielen.
Kramnik: Na und? Nicht jeder mag Pablo Picasso.
SPIEGEL: Sie zeigen während einer Partie fast nie Emotionen. Sind Sie ein gefühlsarmer Mensch?
Kramnik: Dass ich meine Gefühle nicht zeige, heißt ja nicht, dass ich keine habe. Ich kontrolliere sie. Ich will dem Gegner nicht verraten, ob ich mit einer Position zufrieden bin oder nicht. Im normalen Leben ist es ähnlich: Warum soll ich andere Leute belasten, wenn es mir schlecht geht? Mein Vater hat mir eingebläut, dass ein Mann seine Emotionen kontrollieren müsse. Das hat sich tief in mein Gedächtnis gebrannt.
SPIEGEL: Kasparow gilt als Ihr Entdecker und Förderer. Vor zwei Jahren haben Sie ihm den Titel weggeschnappt. Eine Art Vatermord am Brett?
Kramnik: Man darf das nicht überbewerten. Garri hat mein Spiel natürlich stark beeinflusst, aber ich hatte Dutzende Lehrmeister. Es ist nicht so wichtig, einen guten Lehrer zu haben - es ist wichtig, ein guter Schüler zu sein.
SPIEGEL: Es heißt, Kasparow hasse Sie jetzt.
Kramnik: Kasparow hat eine strikte Rollenverteilung im Schach: Einer ist der Killer, der andere das Opfer. Er kann unmöglich mit einem Konkurrenten befreundet sein. Weil ich ihn besiegt habe, bin ich sein Feind - egal, was ich tue oder sage. Außer ich verliere eines Tages wieder gegen ihn.
SPIEGEL: Kasparow gilt als das brillanteste Hirn der Schachgeschichte. Glauben Sie, er wird noch einmal Weltmeister?
Kramnik: Viel Zeit hat er dazu jedenfalls nicht mehr. Er wird bald 40, und das ist für einen Top-Spieler ein kritisches Alter. Er wird den letzten Tropfen Energie aus seinem Körper quetschen, um es noch einmal zu schaffen, aber er wird bestimmt nicht mehr so stark spielen wie früher.
SPIEGEL: Welchen Spieler fürchten Sie zurzeit am meisten?
Kramnik: Es findet gerade eine kleine Revolution statt. Früher war es so, dass ein Spieler das Schach jahrelang dominiert hat. Die Machtverhältnisse wechseln inzwischen erstaunlich schnell, man kann nicht einmal genau sagen, was in einem Jahr sein wird.
SPIEGEL: Welches ist der Grund für diese Entwicklung?
Kramnik: Heutzutage erleichtern es Schachcomputer, das Spiel zu lernen. Wer talentiert ist, kann sehr schnell sehr gut werden: Der Ukrainer Sergej Karjakin ist kürzlich im Alter von zwölf Jahren und sieben Monaten Großmeister geworden. Ich glaube nicht, dass der Junge talentierter ist als ich, aber ich hatte erst mit 19 Gelegenheit, ernsthaft mit einem Computer zu arbeiten.
SPIEGEL: Sie sind zwar Weltmeister, aber hinter Kasparow nur die Nummer zwei der Weltrangliste. Ärgert Sie das?
Kramnik: Ranglisten sind doch nur wichtig für Turnierorganisatoren. Wenn Platz eins der Weltrangliste ein rostiges Fahrrad ist, dann ist der Weltmeistertitel ein Siebener-BMW. Wichtiger als alle Erfolge ist, dass ich mich stetig verbessere. Ich habe mein Limit noch nicht erreicht.
SPIEGEL: Sind Sie auf der Suche nach Perfektion?
Kramnik: Kein Mensch wird jemals perfekt Schach spielen, das ist unmöglich. Aber ich möchte der Perfektion so nahe kommen wie möglich. Ich bin ein Getriebener.
SPIEGEL: Dann muss es ein Alptraum für Sie sein, nicht zu wissen, welcher Zug in einer gewissen Stellung der beste ist, und die Zeit läuft Ihnen davon.
Kramnik: Das ist definitiv nicht die angenehmste Situation. Aber Schach ist derart kompliziert, dass man sich im Grunde nie sicher sein kann, welcher Zug der beste ist. Man hat bestimmte Vorstellungen und Ideen, aber es bleibt doch immer Spekulation: ein Weg in die Dunkelheit.
SPIEGEL: Fällt es Ihnen schwer, einmal nicht an Schach zu denken?
Kramnik: Das ist das größte Problem eines jeden Schachspielers: sein Gehirn auszuschalten. Schon seltsam, denn in der Regel haben Menschen eher mit dem Gegenteil Schwierigkeiten. Schachspieler können pausenlos Varianten durchrechnen, sie brauchen dazu kein Brett. Ich kann blind spielen, und genau das macht es mir so schwer abzuschalten. Unter der Dusche, beim Essen - man hört nicht auf nachzudenken. Ich liege im Bett, versuche zu schlafen, und dann bahnen sich wieder all die Züge ihren Weg in meinen Kopf: Der Zwang zur Analyse ist stärker als ich. Während eines Turniers schlafe ich oft erst im Morgengrauen ein.
SPIEGEL: Wie schaffen Sie es, sich abzulenken?
Kramnik: Es gibt Kollegen, die spielen Karten, um ihr Gehirn zu entspannen. Ich spiele gern Tennis. Da habe ich einen Schläger in der Hand und muss mich permanent auf den Ball konzentrieren. Laufen oder Schwimmen wären nichts für mich, da könnte ich nebenher Probleme wälzen.
SPIEGEL: Leben Schachspieler in einem Paralleluniversum?
Kramnik: Ich würde mich mulmig fühlen, wenn ich nicht meinen eigenen kleinen Planeten hätte. Schachspieler sind schon irgendwie wahnsinnig.
SPIEGEL: Sie haben bis Mitte der neunziger Jahre nach Herzenslust fettige Pizza gegessen, geraucht und Wodka getrunken. Warum heute nicht mehr?
Kramnik: Eines Tages war mein Kopf völlig leer, als ich vor dem Brett saß. Da dachte ich, dass ich doch etwas vernünftiger werden sollte. Ich habe dann angefangen, mich langsam zu verändern.
SPIEGEL: Spielen Sie jetzt besser?
Kramnik: Ja, aber man sollte daraus keine Gesetzmäßigkeit ableiten. Michail Botwinnik etwa lebte nach einem strengen Ernährungsplan, Fitnesstraining wechselte ab mit Atemübungen. Aber Botwinnik verlor seinen Weltmeistertitel an Michail Tal - einen Bohemien, der sein ganzes Leben lang getrunken und geraucht hat.
SPIEGEL: Haben Sie Interessen abseits des Schachs?
Kramnik: Ich habe wenig Zeit für anderes, aber Musik und Literatur faszinieren mich. Ich lese ganz unterschiedliche Sachen: Historisches, Philosophisches. Nicht, um zu entspannen - ich lese, um zu lernen, im Sinne von Erkenntnisgewinn.
SPIEGEL: Welches Werk hat Sie am meisten beeindruckt?
Kramnik: "Der Meister und Magarita" von Michail Bulgakow. Viele Menschen mögen das merkwürdig finden, weil es ein sehr abstraktes Buch ist, aber ich mag abstrakte Bücher. Sie handeln von der Nähe zu Gott. Und das entspricht dem Wesen eines Schachspielers.
SPIEGEL: Wilhelm Steinitz, Weltmeister von 1886 bis 1894, wollte am Ende seiner Karriere gegen Gott antreten. Wenn Sie gegen den Computer und den menschlichen Kontrahenten gewinnen sollten ...
Kramnik: ... hätte es trotzdem keinen Zweck, Gott herauszufordern. Er ist viel zu stark.
SPIEGEL: Herr Kramnik, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Quelle:http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,216103-2,00.html
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