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    Merkel : " Beim Wettpissen verloren " - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.01.02 19:21:41 von
    neuester Beitrag 11.01.02 19:33:15 von
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      schrieb am 11.01.02 19:21:41
      Beitrag Nr. 1 ()
      Welch scharfer Titel für einen Kommentar - ich kugel mich !!


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      KOMMENTAR

      Beim Wettpissen verloren

      Von Markus Deggerich

      Stoiber strahlt. Die CDU atmet auf. Aber mit dem Weg des geringsten Widerstandes unterwirft sich die Partei der CSU. Und Merkel behält alle Optionen.



      Politik ist Theater. Und die Union hat ihr Drama "Kabale und K-Frage" nach dem Vorbild Schröder/Lafontaine erfolgreich auf der Medienbühne platziert. Die Inszenierung hatte alles zu bieten: von retardierenden Momenten über heitere Zwischenspiele bis zum vermeintlich dramatischen Höhepunkt, einem Vier-Augen-Gespräch, dem High Noon beim Kandidaten-Kandidaten-Frühstück. Stoiber darf nun den Rauch über seinem Colt fortblasen und dem Duell mit Schröder entgegenreiten.
      Nur das "Mädchen Merkel" wird nicht blutend im Staub liegen und unter vielen Krokodilstränen mit Fanfaren beerdigt werden. Das Opfer ist die CDU. Rat- und rückgratlos hat sie sich vom kleinen bayerischen Bruder das Heft des Handelns aus der Hand nehmen lassen. Durch die freundliche Übernahme rückt die CDU in der Wahrnehmung nach rechts. Sie hofft damit das Richtige zu tun angesichts der Wahlkampfthemen Einwanderung, Innere Sicherheit, Wirtschaft und Arbeitsmarkt.



      Doch Wahlen werden in der Mitte gewonnen. Übereinstimmend sagen alle Demoskopen voraus, dass das Potenzial der unentschlossenen, nicht mehr parteigebundenen Wechselwähler noch nie so groß war wie in diesem Jahr. Und auch zwei Millionen mehr Frauen als Männer dürfen im September zur Urne, bei denen Merkel leichteres Spiel gehabt hätte.

      Aber Politik bleibt ein Männertheater. Als die CDU vor zwei Jahren im tiefsten Spendensumpf am Boden lag, durfte Merkel als Vorsitzende ran, weil kein anderer sich bei den Aufräumarbeiten verschleißen wollte. Doch von Anfang an war Merkel bei den intriganten Provinzfürsten im Herrenclub CDU und der mächtigen Bundestagsfraktion eher geduldet als gewollt. Alice Schwarzer formulierte das krass: "Die Männer denken nicht im Traum daran, eine Schwanzlose in ihre Wettpissrunden aufzunehmen."

      Das Mädchen im Männerclub

      Merkel focht das nicht an. Sie wollte die Krise nutzen, um die Partei programmatisch zu modernisieren und einen neuen Politikstil zu etablieren, eher moderierend und diskutierend statt autokratisch führend wie ihr Ziehvater Kohl. Sie wollte ein Partei von unten. Doch schon bald musste sie erkennen, dass sie sich auf Funktionärsebene auf kaum jemanden verlassen konnte. Nachdem CDU-Länderchefs sie bei der Steuerreform im Bundesrat ins Messer liefen ließen, wurde sie immer misstrauischer, kapselte sich ab. Sie setzte auf die Sympathie der Basis, statt im Präsidium, in der Fraktion und bei den Ministerpräsidenten und Ländervorsitzenden um Vertrauen zu werben und eigene Truppen aufzubauen. Ihr Politikstil wurde als Führungsschwäche ausgelegt - ein Kardinalfehler in einer Partei, die nie laufen gelernt hat, weil sie immer nur ihrem Führungspersonal hinterher trottete.

      Also schielte die CDU zur CSU, wo alles geblieben ist, wie es mal war in der CDU: ein starker erster Mann, der Erfolg verkörpert und verspricht, wenn sich das Parteifußvolk kritiklos hinter ihm versammelt. Das System Kohl überwinterte in der CSU, und die CDU holt es sich dort nun wieder ab. Sie machte mit Merkel einen Schritt vorwärts und nun zwei zurück. In der eigenen Verunsicherung scheut sie das mutige Experiment Kanzlerkandidatin und zieht sich auf Altbekanntes zurück.

      Die CDU unterwift sich der CSU

      Das wird die CDU verändern, programmatisch und ihre Position im Parteienspektrum. Kohl hatte seinerzeit den Bayern Strauß aus dem Rennen gekickt, indem er sich absprachewidrig vom CDU-Bundesvorstand zum Kandidaten ausrufen ließ. Strauß war damals sauer und machtlos, die CSU gedemütigt. Damit war die Machtfrage und die Dominanz der CDU innerhalb der Union dauerhaft entschieden. Heute läuft es andersrum. Die CSU rief ihren Kandidaten absprachewidrig vorzeitig aus, weil sie spürte, dass die zaudernde CDU sich nicht durchringen konnte, Merkel geschlossen auf den Schild zu heben. Die Vorsitzende musste zusehen, wie die meisten CDU-Granden beifällig nickten, als Stoiber in Kreuth vorpreschte. Merkels ehemaliger, gescheiterter Generalsekretär, der CDU-Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz, hat die damit verbundene Gefahr erkannt: "Es empfiehlt sich, alles zu vermeiden, was aussehen könnte, als würde die CDU von der CSU übernommen." Denn inhaltlich sind sich die Schwesterparteien keineswegs so nah, wie sie immer glauben machen.


      Merkel hat mit ihrem Rückzug noch rechtzeitig erkannt, dass sie zwar die Sympathie der Menschen und Wähler erreicht, aber ohne ausreichenden Rückhalt in der eigenen Partei und Geschlossenheit keinen erfolgreichen Wahlkampf führen kann. Dass sie das Rennen in der K-Frage dennoch lange offen hielt, diente nur noch dazu, den Preis hochzutreiben.

      Merkel hat alle Optionen

      Stoiber wird Merkel nun mehr brauchen als umgekehrt. Durch ihren "generösen" Verzicht zum Wohle der Unions-Siegeschancen macht sie der CDU ein schlechtes Gewissen. Sie opfert sich für die Partei und darf von selbiger nun alles verlangen. Gewinnt Stoiber, darf sie ihre selbstlose Tat als entscheidenden Beitrag zum Sieg feiern und fast jedes Amt für sich reklamieren.

      Verliert Stoiber, wäre sie die bessere Alternative gewesen. Nebenbei würden dann auch viele Stoiber-Anhänger unter den CDU-Abgeordneten den Einzug in den Bundestag nicht mehr schaffen. Das Lager ihrer Gegner dort würde reduziert, und sie könnte nach dem Fraktionsvorsitz greifen und das sie permanent schwächende Machtspiel mit Friedrich Merz beenden. Merkel ist auch noch jung genug, um über den Umweg, eventuell als Nachfolgerin von Kurt Biedenkopf in Sachsen, als Ministerpräsidentin Regierungserfahrung zu sammeln, Hausmächte aufzubauen und einen erneuten Anlauf als Kanzlerkandidatin zu nehmen.

      Merkels größte Stärke ist ihre Standhaftigkeit und schnelle Lernfähigkeit. Sie geht einigermaßen unbeschädigt aus dem K-Rennen, weil sie den Verzicht als souveräne und selbstlose Entscheidung verkauft. Sie ist durch eine harte Schule gegangen und wird auch Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Merkel mag das Opfer sein, aber wahre Verliererin ist die CDU. Und Schröder freut sich auf einen berechenbaren Gegner, der seine Stammwähler mobilisiert.






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      So werden in der Union also Rivalitäten entschieden - geil !


      B.
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 19:33:15
      Beitrag Nr. 2 ()
      Aber bitte nicht Sachsen als Übungsplatz, gebt ihr das Saarland! Mit dem haben wir noch eine Rechnung offen (E.H.)


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