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    Kochs gewagte Zahlenakrobatik - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.01.03 15:27:44 von
    neuester Beitrag 17.01.03 19:27:46 von
    Beiträge: 11
    ID: 684.311
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      schrieb am 17.01.03 15:27:44
      Beitrag Nr. 1 ()
      HESSENS LANDESHAUSHALT

      Kochs gewagte Zahlenakrobatik

      Hessens Ministerpräsident Roland Koch wirft der Bundesregierung vor, die Finanzmisere vor der Wahl wissentlich vertuscht zu haben. Er setzte einen "Lügenausschuss" durch, der den Verdacht klären soll. Dabei ist Kochs eigener Haushalt 2003 selbst ein Meisterwerk der Budget-Kosmetik.

      Berlin - Kurz nach der Bundestagswahl erlitt Hessens Ministerpräsident einen seiner wohl kalkulierten Wutausbrüche: "Das war Betrug", tobte Roland Koch mit hochrotem Gesicht. Sein Verdacht: Finanzminister Hans Eichel habe vor der Wahl das Ausmaß der staatlichen Finanzmisere vertuscht und damit die Öffentlichkeit bewusst getäuscht. So lange schimpfte und haderte er, bis ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss "Wahlbetrug" eingesetzt wurde, der diese Woche seine Arbeit aufnahm.
      Nun also müsste Roland Koch zufrieden sein - doch ausgerechnet jetzt steckt der Chefankläger selbst in der heißen Phase seines Landeswahlkampfes. Und hat allen Grund, von den hessischen Finanzen abzulenken. Im vergangenen Jahr endete der Etat mit der Rekordneuverschuldung von knapp zwei Milliarden Euro - die verfassungsrechtlich erlaubte Grenze liegt bei weniger als der Hälfte dieser Summe. Nach Artikel 115 Grundgesetz darf kein Finanzminister mehr Neu-Schulden aufnehmen, als er an Ausgaben für Investitionen einplant.

      Im bereits verabschiedeten Haushalt 2003 scheint die Finanzkrise in Hessen wie durch ein Wunder überwunden zu sein - zumindest auf dem Papier. Die geplanten Netto-Investitionen von 1.068 Millionen Euro liegen 21 Millionen Euro Millionen über der vorgesehenen Neuverschuldung von 1.047 Millionen Euro. Rein rechnerisch ist den Beamten ein verfassungsmäßiger Haushalt (Gesamtvolumen rund 22 Milliarden Euro) gelungen - Doch wer genau nachrechnet, entdeckt die Tricks, mit denen die Regierung Koch ihr wackeliges Rechenergebnis auf die Beine gestellt hat.

      So wurden etwa bei den Personalausgaben für den Öffentlichen Dienst, abgesehen von den Mitarbeitern an den Hochschulen, keine Tariferhöhung eingeplant - obwohl die Tarifverhandlungen schon in vollem Gange waren, als die Haushaltsplanung im Dezember abgeschlossen wurde. Reinhard Kahl, finanzpolitischer Sprecher der hessischen SPD-Fraktion, schätzt das der nun vereinbarte Abschluss Hessen 150 Millionen Euro kosten wird - sieben Mal so viel wie der 21-Millionen-Puffer, der die Verfassungsmäßigkeit sichern sollte. Finanzminister Karlheinz Weimar (CDU) bleibt nur die Hoffnung: "Die gesteigerten Ausgaben müssen in den jeweiligen Ressorts schlicht und einfach erwirtschaftet werden." SPD-Politiker Kahl hält das für nicht möglich: "Der Haushalt ist nicht nur auf Kante genäht, sondern schon weit darüber hinaus."


      Ähnlich plump kommt der Griff in den kommunalen Investitionsfonds daher. Das Geld in diesem Fonds ist eigentlich für günstige Kredite an die hessischen Gemeinden gedacht und wird zu knapp 80 Prozent mit Mitteln finanziert, die den Gemeinden aus dem Steueraufkommen zustehen. 100 Millionen Euro griff sich die Koch-Regierung nun aus diesem Topf, 200 Millionen Euro überwies er an die Gemeinden. Die Kommunen hätten diesen Schritt "ausdrücklich gewünscht", sagte der Finanzminister gegenüber SPIEGEL ONLINE.

      Weit gefehlt: "Politisch unzulässig und rechtlich bedenklich", nennt der Präsident des Hessischen Städtetags und Oberbürgermeister Darmstadts, Peter Benz, die Umleitung der 100 Millionen Euro in die Landeskasse. Der Steuerfachmann des Städtetags, Wilfried Merzbach, nennt die Entscheidung sogar "rechtswidrig". Da aber die Landesregierung über den Fonds bestimmen kann, bleibt ihm nur die Resignation: "Wir können schreien wie wir wollen, letztlich entscheidet der Landtag." Zugestimmt hat der Hessische Städtetag nur den ihnen zugeschlagenen 200 Millionen Euro, die die Stadt- und Gemeindekassen dringend benötigen.

      Doch Kochs Rechenmaschinerie ist noch erheblich raffinierter. So staunten Haushaltsexperten kurz vor Jahresende über eine überraschende Korrektur am Etat 2003. Da wurden mit einem Mal die erwarteten Einnahmen aus den Zahlungsaufforderungen der hessischen Justiz um 70 Millionen Euro hoch gesetzt. Dabei war nur wenige Tage zuvor die haargenau gleiche Position im Nachtragshaushalt 2002 gesenkt worden. Was also solle die Einnahmen 2003 plötzlich steigen lassen? Das Finanzministerium begründet die Anhebung mit "Kenntnis bereits erstellter Bußgeldbescheide in außergewöhnlichen Fällen". Was für ungewöhnlich gewinnbringende Fälle das sind, konnte das Ministerium jedoch nicht sagen. Eine potentielle Luftbuchung also - dreimal so groß wie der rechnerische Abstand von 21 Millionen zur Verfassungswidrigkeit.


      Sehr viel komplizierter, aber zur Wahrung der Haushaltskosmetik ebenso wirksam, sind An- und Verkäufe des Finanzministeriums. So veräußerte das Land der Landesbank Hessen-Thüringen seine 20 Prozent an der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Hessen und kauft im Gegenzug von derselben Bank Anteile an zwei anderen Wohnungsbaugesellschaften. Bei 73 Millionen Euro Einnahmen gegen 66 Millionen Ausgaben ergibt das einen kleinen Kapitalgewinn von sieben Millionen Euro. Der Handel scheint auf den ersten Blick keine weitere Bedeutung zu haben - letztlich hat sich für das Landesvermögen nicht viel geändert, Wohnungsbaugesellschaft bleibt Wohnungsbaugesellschaft.

      Haushaltstechnisch allerdings ist der Vorgang aber durchaus beachtenswert, denn Hessen kann durch die Kauf-Verkauf-Aktion erst einmal 66 Millionen Euro mehr ausgeben. Die Verkaufs-Millionen erscheinen als Einnahme im Haushalt, die aber nicht für den Neukauf verwendet werden. Das Finanzministerium bestätigt, dass die neuen Anteile an der Nassauschen Heimstätte und der Wohnstadt Kassel kreditfinanziert werden. Da der Kauf von Unternehmensanteilen als Investition zählt, steigt auf der anderen Seite das Limit für die Neuverschuldung.

      "Da wird eindeutig Vermögen gegen Schulden getauscht und nicht wie versprochen Vermögen gegen Vermögen", urteilt der haushaltspolitische Sprecher der Grünen im Hessischen Landtag, Frank Kaufmann, und wirft Roland Koch Wortbruch vor. Die Union hatte immer wieder angekündigt, die Einnahmen aus dem Verkauf von Landeseigentum nach dem Motto "Vermögen gegen Vermögen" für Investitionen einzusetzen. Wenn die Regierung die Verkaufserlöse konsumiert, warnt der Grüne Kaufmann, seien hinterher Vermögen und Geld weg. "Das ist zwar haushaltsrechtlich machbar, betriebswirtschaftlich aber eine Katastrophe."


      Ebenfalls aus dem Bereich Wohnungsbau kommen weitere 100 Millionen Euro, die als frei verwendbare Einnahme im Haushalt 2003 eingeplant sind. Das Geld stammt aus dem Sondervermögen Wohnungswesen und Zukunftsinvestitionen. An sich sind die Mittel aus diesem Sondervermögen zweckgebunden. Sie dürfen nur für Wohnungsbau und Wirtschaftsförderung ausgegeben werden. Das Finanzministerium hat die Anlagen in dem Sondervermögen jetzt neu bewerten lassen. Ergebnis: eine Wertsteigerung des Kapitals. Die 100 Millionen Euro stammen aus dem Plus dieser Neubewertung - ausgegeben will Koch sie allerdings ohne festgelegte Verwendung. Finanzminister Weimar gegenüber SPIEGEL ONLINE: "Für den abgeschöpften Wertzuwachs des Sondervermögens bestand von Anfang an keine Zweckbindung." Oppositionspolitiker Kahl sieht das anders. Seiner Meinung nach hat die Regierungskoalition die Zweckbindung aufgehoben, um sich frei aus diesem Topf bedienen zu können.

      Ähnlich gelagert ist der Fall der 130 Millionen Euro, die aus dem Ersparten der so genannten Zukunftsoffensive abgezogen wurden - ein Budget, das eigentlich zur Wirtschaftsförderung gedacht war. Blumig erklärt der Finanzminister: "Die Landesregierung wird dafür Sorge tragen, dass die im Rahmen der Zukunftsoffensive getroffenen politischen Festlegungen ungeschmälert umgesetzt und die hierfür erforderlichen Finanzmittel im Bedarfszeitpunkt zur Verfügung stehen." Woher das Geld angesichts leerer Kassen "im Bedarfszeitpunkt" genommen werden soll, bleibt unklar. SPD-Sprecher Kahl hält das für eine Ausflucht: "Offen zu sagen, sie wollen das Geld zum Stopfen von Haushaltslöchern einsetzen, ist ein Offenbarungseid."


      Zu guter letzt findet sich auch im Etat 2003 eine weit verbreitete Kuriosität: eine globale Minderausgabe, in diesem Fall von 130 Millionen Euro. Die Minderausgabe beziffert Hessens Hoffnung auf weitere Einsparungen in den Behörden im Laufe des Jahres. Mit dieser zusätzlichen Sparpflicht, wird es immer unwahrscheinlicher, dass auch die Mehrausgaben für die Tariferhöhung im Öffentlichen Dienst allein durch Sparen bewältigt werden können.

      Kochs Hoffnung wird es nun sein, dass bis zur Wahl am 2. Februar keiner an seinem zerbrechlichen Zahlengebilde rüttelt. "Wir werden den Weg der qualitativen Konsolidierung des Haushaltes fortsetzen", verspricht Kochs Wahlprogramm. Schließlich sei "in der laufenden Legislaturperiode bereits eine Konsolidierung erfolgreich durchgeführt worden". Erfolgreiche Konsolidierung - trotz Rekordverschuldung im letzten Regierungsjahr von knapp 2 Milliarden Euro?

      Wirklich helfen kann Koch nur ein Wirtschaftsaufschwung mit den dazugehörigen Steuermehreinnahmen, um diesen Haushalt über das Jahr retten zu können. Doch gerade erst haben die Wirtschaftsforschungsinstitute die Wachstumsprognosen wieder gesenkt. Behalten sie Recht, wird Koch vielleicht schon bald das Schicksal seines politischen Lieblingsgegners Hans Eichel teilen - und eine höhere Neuverschuldung eingestehen müssen.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 15:36:49
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ja,

      Herrn Koch zu fassen ist schwierig,

      denn er ist schmierig :laugh:

      wie ein Stück Seife :laugh:

      das einem beim Duschen herunter gefallen ist.:laugh:

      lemsche
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 15:40:23
      Beitrag Nr. 3 ()
      @stimmt34,

      da keine Quelle angegeben wurde, gehe ich davon aus, dass dieser Text in der SPD-Kampa verfasst wurde.

      Ab er der Schlusssatz hat mit dennoch gut gefallen.

      "Behalten sie Recht, wird Koch vielleicht schon bald das Schicksal seines politischen Lieblingsgegners Hans Eichel teilen - und eine höhere Neuverschuldung eingestehen müssen."

      Deutet diese Passage doch unmissverständlich an, dass zumindest die Funktion des Hessischen Ministerpräsidenten offenbar bereits jetzt über den 02.02.03 hinaus auch weiterhin dem derzeitigen Amtsinhaber zugesprochen wird. :D
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 15:45:10
      Beitrag Nr. 4 ()
      egal, so einen langen text liest in einem forum eh kaum einer... ich auch nicht.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 15:54:59
      Beitrag Nr. 5 ()

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      schrieb am 17.01.03 16:09:24
      Beitrag Nr. 6 ()
      Macht der Spiegel jetzt plumpe SPD-Wahlwerbung? :confused:

      Wenn man Koch vorhält, dass er nur mit Tricks einen verfassungsgemässen Haushalt zustande bringt, dann sollte man bei seriöser Berichterstattung dann doch auch erwähnen, wer überhaupt in der Lage ist, einen verfassungsgemässen Haushalt aufzustellen!

      Für 2003 kenne ich keine Zahlen, aber ich weiss, dass die Haushalte 2002 in allen Bundesländern ausser Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz auch verfassungswidrig waren, ebenso wie ganz eindeutig des des Bundes.

      Der Bundeshaushalt für 2003 wird sich aller Voraussicht nach auch als Verfassungswidrig herausstellen. Die Investitionsquote des Bundeshaushaltes ist jedenfalls auf einen historischen Tiefststand von unter 10 % gefallen.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 16:27:42
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hallo flitztass,

      es ist Wahlwerbung vom Spiegel für die SPD!;)


      Ich könnte jetzt die Liste noch verlängern wer vom Blätterwald und vom Fernsehen (ARD und ZDF) alles unternimmt um die SPD zu unterstützen!

      Bedenklich ist nur das gerade die ARD mit Ihre Staatanachrichten "Tagesthemen" gerade zu mißbrauch mit den Zwangs-GEZ Geld betreibt anstatt ein ausgewogenes Programm und Nachrichten zu bieten!

      Halt DDR - Light!:mad: Statt Frau und Herr Honecker gibt es halt Frau und Herr Schröder!:(

      Gruß Albatossa:
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 17:05:19
      Beitrag Nr. 8 ()
      Albatossa.

      Bild macht sie alle fertig.Egal ob Spiegel oder Fernsehen.
      Heute z.B. Schlazeile Nr.1
      Auwaia das tut weh. Die ersten Lohnzettel sind da!.
      Man braucht die Zeitung gar nicht kaufen und schon hat man die Schnautze voll. Bei uns in der Firma an jedem Hauptor
      ein ``Bild``Automat.Tauesende strömten vorbei.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 17:21:38
      Beitrag Nr. 9 ()
      Hallo Hellwig1,

      eigentlich lese ich nur sehr selten die Bild, aber es gibt nur noch die Bild die auch sagt was wirklich los ist! Und wer liebt schon von der SPD-Grünen Regierung die Wahrheit!

      Warum wollte Schröder gerade diese wahlen nicht haben und beschwert sich auch noch lauthals über diese ungerechte Landeswahlen!:laugh:

      Gruß Albatossa



      http://www.bild.t-online.de

      Bis zu 100 Euro weniger - so viel zahlt jeder drauf
      Januar-Löhne:
      Jetzt kommt der Gehalts-Schock!


      Das erste Gehalt des neuen Jahres. Für alle Arbeitnehmer kommt mit der Überweisung die Schock-Nachricht: Der Netto-Lohn sinkt – je nach Einkommen um bis zu 100 Euro!

      Höhere Rentenbeiträge: Anstieg um 0,4 Prozent auf 19,5 Prozent. Besonders geschröpft werden Besserverdiener. Sie zahlen jetzt für bis zu 5100 Euro Gehalt in die Rentenkassen ein (bisherige Beitragsbemessungsgrenze: 4500 Euro). Gleiches gilt für die Arbeitslosenversicherung.


      Höhere Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge: Der Beitrag für die Krankenversicherung steigt von durchschnittlich 14,0 auf 14,4 Prozent. Die Beitragsbemessungsgrenze wurde von 3375 auf 3450 Euro heraufgesetzt.


      Doch der Staat langt auch längst indirekt stärker zu. Seit 1. Januar teurer sind unter anderem: Zigaretten (1 Cent pro Glimmstängel), Benzin (3,56 Cent Ökosteuer pro Liter), Strom (0,3 Cent pro Kilowattstunde).


      Ein teurer Start ins neue Jahr!

      Dank der SPD-Grünen Regierung
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 19:24:36
      Beitrag Nr. 10 ()
      BILD lügt, meine Krankenkassenbeiträge wurden um 0,8 % auf 12,2 % reduziert!
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 19:27:46
      Beitrag Nr. 11 ()
      #10
      Pfui,

      SPD Mitglieder sollten grundsätzlich zur AOK gezwungen werden!:p


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