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    Marktversagen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 08.05.03 18:33:36 von
    neuester Beitrag 09.05.03 08:03:26 von
    Beiträge: 49
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      schrieb am 08.05.03 18:33:36
      Beitrag Nr. 1 ()
      Systemimmanentes Marktversagen im kapitalistischen Geldsystem

      von Maximilian Polling

      Auf eine lange Vorrede wird an dieser Stelle verzichtet.

      Wie funktioniert ein Markt?

      Zuerst muß geklärt sein, wie ein Markt funktioniert, damit man im Anschluß zeigen kann, wie unser Geldsystem zu einem strukturellen Marktversagen auf dem Geldmarkt führt. Der folgende Abschnitt soll die Funktionsweise eines Marktes erklären:

      Entgegen einer in einem bestimmten politischen Spektrum sich hartnäckig haltenden Auffassung ist allerdings der Markt nicht gerecht. Eine Marktwirtschaft entlohnt nicht Leistung, sondern Knappheit; der Markt bepreist also nicht die leistungsstärksten, sondern die knappsten Faktoren am höchsten. Auf diese Weise gibt er einen Anreiz zur Allokation der Faktoren in die betreffenden Verwendungen, um so die Knappheit möglichst rasch zu beseitigen.

      Mit der Beseitigung der Knappheit sinken die Renditen in den betreffenden Sektoren auf das "normale", marktübliche Niveau, und der Anreiz zur Allokation von Faktoren in den betreffenden Sektor geht zurück. Der Markt nimmt also Verteilungsungerechtigkeiten vorübergehend in Kauf, um die Produktivität des Gesamtsystems nachhaltig zu stärken (indem die sektoralen Knappheiten beseitigt werden). Der Marktwirtschaft sind negative Rückkopplungsprozesse immanent; Ungleichgewichte werden selbsttätig beseitigt.

      Mit anderen Worten: Wenn das Angebot (von was auch immer, z.B.Bananen) kleiner ist als die Nachfrage, dann steigt der Preis und belohnt das knappe Angebot mit einem zusätzlichen Gewinn. Daraus ergibt sich der Anreiz, mehr in den betreffenden Bereich zu investieren und die Knappheit zu beseitigen.

      Dies nebenbei: Wenn das Angebot künstlich knapp gehalten wird, weil z.B. nur für einen einzigen Marktteilnehmer die Möglichkeit der Herstellung einer Ware besteht und dieser seinen Sondergewinn nicht aufgeben will, dann spricht man von einem Monopol. Hier ist buchstäblich die "unsichtbare Hand" des Marktes ausgehebelt, denn die Knappheit kann nicht beseitigt werden, daher gibt es zum Schutz des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs vor Monopolen (und auch vor Preisabsprachen) das Bundeskartellamt und auf europäischer Ebene eine Kommission mit vergleichbarer Aufgabe.

      Marktversagen auf dem Geldmarkt
      Auch auf dem Geld- oder Kapitalmarkt treffen sich Kreditangebot und Kreditnachfrage, um dann im Gleichgewichtspunkt einen Preis, also einen Zinssatz zu ermitteln. Idealerweise sieht die Preisbildung auf einem funktionierenden (Geld-) Markt so aus:




      Nur leider haben wir keinen funktionsfähigen Geldmarkt. Das freie Spiel der Marktkräfte Angebot und Nachfrage ist empfindlich gestört. Das Problem ist gar nicht schwer zu beschreiben:



      Wenn die Zinsen niedrig sind und zwar so niedrig sind, daß sich eine Geldanlage nicht mehr lohnt, dann legen die Menschen es auch nicht mehr an. Sie ziehen es vor, liquide zu sein und etwas Geld in der Kasse zu halten, um damit möglicherweise zu spekulieren. Sie haben dann den Vorteil, jederzeit auf dem Markt agieren zu können, sie sind liqide, denn Geld ist wie ein "Joker" auf dem Markt, der gegen alles getauscht werden kann. Verliehen wird Geld nur dann, wenn die Verzinsung den Vorteil der Liquidität aufwiegt. Daher spricht man in manchen Kreisen beim Zins auch von einer ‘Liquiditätsverzichtsprämie’, also einer Belohnung dafür, die Liquidität bzw. die Möglichkeit zu kaufen vorübergehend aufzugeben.

      Liquidität ist etwas wert, und wenn der Zins so niedrig ist, daß er diesen Wert nicht aufwiegt, dann zieht sich das Geldangebot vom Geldmarkt zurück. Das verknappte Angebot bedeutet nach den Marktgesetzen ein Steigen der Preise; der Zins steigt also wieder an bis zu der Grenze, wo er den Liquiditätsvorteil aufwiegt. Das bedeutet, daß der Geldzins niemals unter eine bestimmte Grenze fallen kann. Daher wird dieser Zinssatz an anderer Stelle als ‘Urzins’ bezeichnet, der Mindestzins, der immer da war und der nicht unterschritten werden kann in unserem Geldsystem.


      Auch die andere Seite, die Nachfrage nach Geld und Kredit, weiß von dem Vorteil der Liquidität. Bei sehr niedrigen Leihzinsen fangen einige Wirtschaftsteilnehmer also an, Kredite nachzufragen, nicht etwa, um damit ein Unternehmen aufzubauen, sondern um der Liquidität wegen, um mit geliehenem Geld zu spekulieren oder um aus anderen Gründen liquide zu sein.

      Somit explodiert bei niedrigen Zinsen geradezu die Nachfrage nach Geld, was wiederum nach den elementaren Marktgesetzen von Angebot und Nachfrage den Zins auf ein höheres Niveau hebt und ein Absinken unter diese Grenze verhindert. Die Knappheit, die der Zins ausdrückt, ist institutionalisiert, der ‘Urzins’ ist die untere Grenze, unter die der Zins nie fallen kann.




      In der nächsten Grafik sind zwei Fälle einer Marktsituation auf dem Kapitalmarkt skizziert.

      Der erste Fall zeigt die Situation z.B. in einer jungen Industrienation wie der deutschen Wirtschaft nach dem Krieg. Die Kapitalknappheit sorgt für sehr hohe Zinsen, es gibt kein Marktversagen, weil der nominale Zinssatz sich weit über dem Urzins befindet, es gibt also keine Probleme mit der Liquiditätsschwelle. In diese Zeit fällt das sogenannte "Wirtschaftswunder".

      Wenn allerdings die Qualität von Kreditangebot und -nachfrage langsam nachlassen, d.h. wenn aufgrund sinkender Gewinnerwartungen die Investoren nicht mehr soviel Zins zahlen wollen und die Kreditgeber nicht mehr soviel verlangen; - dann sinken die Zinsen ganz naturgemäß ab und nähern sich der Liquiditätsschwelle, dem ‘Urzins’. Die Nachfrage nach Krediten nehmen aufgrund der Liquidität zu, das Angebot zieht sich zurück und der Zins kann nicht weiter absinken.




      Wenn eine Volkswirtschaft spart
      Man kann den Zinssatz als einen Anreiz für die Menschen einer Volkswirtschaft betrachten, auf einen unmittelbaren Konsum zu verzichten, damit stattdessen mit ihrem Geld Investitionen getätigt werden können und die Ausstattung der Volkswirtschaft mit Realkapital verbessert wird. Ein positiver Zinssatz bedeutet, daß eine Knappheit an Produktionsmitteln existiert.

      Im ersten Teil wurde beschrieben, wie die "unsichtbare Hand" des Marktes funktioniert. Gibt es eine Knappheit, hier die mangelhafte volkswirtschaftliche Ausstattung mit Realkapital, so sendet der Markt ein Signal, um diese Knappheit zu eliminieren. Der Zins verleitet die Wirtschaftsteilnehmer zum Sparen, das führt idealerweise zu Investitionen in Realkapital und die Knappheit wird beseitigt.

      Jetzt haben wir eben gesehen, daß der Zins nicht auf Null absinken kann, daß die Knappheit niemals beseitigt werden kann. Die "unsichtbare Hand" ist ausgehebelt, vollkommen machtlos, die Signale des Marktes haben keinerlei Wirkung. Dies ist ein glasklarer Fall von Marktversagen. Es gibt eindeutige Parallelen zu einem Monopol, wo die Preise künstlich hochgehalten werden, weil (ein in dem Fall einziger) Anbieter das Angebot rationiert.

      Nur leider gibt es in diesem Fall bisher kein Kartellamt, das die Verbraucher, den Wettbewerb und dem Markt schützt. Hier wäre eine brauchbare Wirtschaftspolitik gefragt, die die Rahmenbedingungen in der Art verändert, daß der Markt seine Funktionsfähigkeit zurückerhält. Wie eine solche Wirtschaftspolitik aussehen könnte, das wird weiter unten in diesem Dokument beschrieben.

      Auswirkung des monetären Marktversagens auf die reale Wirtschaft
      An dieser Stelle soll unterschieden werden zwischen dem reinen Geldzins und dem Realkapitalzins, also dem Zinssatz, der in der realen Sphäre der Güterproduktion durchschnittlich das eingesetzte Kapital in Form von Unternehmensgewinnen verzinst. Der Realkapitalzins beeinflußt auch die Gewinnerwartungen für die Zukunft. Diese beiden Größen bewegen sich auf demselben Niveau bzw. tendieren bei einem Unterschied zum selben Niveau, da der Geldzins idealerweise vom Realkapitalzins abhängt, was im Folgenden gezeigt werden soll:

      Ist der Realkapitalzins höher als der Geldzins, so sind die Gewinnerwartungen der neuen, potentiellen Investoren entsprechend höher (es bleibt ihnen nach der Zinstilgung ein Unternehmergewinn), und in dem Maße wird auch der Geldzins in die Höhe getrieben, denn die Investoren(Geldleiher) sind bereit, mehr Zins zu zahlen und damit bewirkt der Wettbewerb am Kapitalmarkt eben ein Angleichen der beiden Größen.

      Genauso verhält es sich in der anderen Richtung. Wenn die Geldinstitute Wucherzinsen verlangen, aber keiner das Geld mangels ebenso hoher Gewinnerwartung haben will, dann müssen die Geldzinsen eben sinken. (Sofern dies möglich ist! Siehe oben...)

      Punkt 2 gilt wegen dem Marktversagen bei niedrigen Zinsen nicht mehr, der Geldzins kann sich nicht mehr dem niedrigeren Realkapitalzins anpassen. Was dann? Klare Sache: Der Realkapitalzins paßt sich dem Geldzins an in der folgenden Weise:

      Ein Teil des Kreditvolumens wird trotz der hohen Zinsen investiert (der andere Teil wird liquide gehalten) und damit wird die Ausstattung der Volkswirtschaft mit Realkapital verbessert, was den Realkapitalzins aufgrund größerer Konkurrenz unter den Unternehmen weiter senkt.

      Sämtliches Realkapital steht aber weiterhin unter dem Druck, das Kapital zu verzinsen und zwar zu dem Geldmarktzins! Erklärung: Wenn das Kapital bei der Bank mehr Zins einbringt als eine Fabrik an Gewinn abwirft, dann wird die Fabrik entweder nicht gebaut oder es wird bei einer bestehenden Fabrik rationalisiert, bis das eingesetzte Kapital wieder angemessen verzinst wird..

      Um dies zu verdeutlichen, sei hier noch ein Zitat der sog. ‘Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände’ angefügt - Prof. Dr. Siegfried Balke, Fritz Berg, Dr. Hanns Martin Schleyer - aus dem Jahre des Herrn 1965:

      "Jedes Kapital - sei es Eigenkapital oder Fremdkapital - muß ‘bedient’ werden, weil es andernfalls nicht bereitgestellt wird. Das zwingt die Unternehmen zu einer Wahrnehmung der Kapitalinteressen, insbesondere zur angemessenen Kapitalverzinsung."
      Da die meisten Unternehmen mit Fremdkapital arbeiten, also die Kapitalverzinsung wichtigster Ausgabeposten ist und in jedem Fall erwirtschaftet werden muß, reißt eine nicht ausreichende Verzinsung ein Loch in die Kasse, das Unternehmen macht also Verluste. Bei einer negativen Differenz zwischen Realkapitalzins und Geldzins müssen verschuldete Unternehmen also ins Minus geraten und ein Teil von ihnen könnte zahlungsunfähig werden. Hieraus ergibt sich weniger Konkurrenz für die übrigen Unternehmen und der Zins des Realkapitals steigt wieder und paßt sich dem Geldzins an.

      Die fehlenden Investitionen in neues Realkapital und die Insolvenzen bestehender Unternehmen, sowie der natürliche Verfall der Produktionsmittel (z.B. Abnutzung, Überalterung von Computern etc.) entschärfen den marktwirtschaftlichen Wettbewerb und lassen die Realkapitalzinsen auf ein höheres Niveau wachsen.

      Folglich kann man aus diesem Gedankengang ableiten, daß auch die Realkapitalknappheit einer Volkswirtschaft aufgrund des Marktversagens bei niedrigen Geldzinsen NIEMALS beseitigt werden kann, sofern das Geldsystem nicht durch geeignete Maßnahmen funktionsfähig gemacht wird. Das gegenwärtige Geldsystem verhindert durch das monetäre Marktversagen eine Verbesserung und Optimierung der Ausstattung der Volkswirtschaft mit Realkapitalien.

      Möglichkeiten zur Lösung des Problems
      Wenn man das Problem erkannt hat, dann sollte es auch Möglichkeiten geben, den Markt wieder funktionsfähig zu machen, sofern der politische Gestaltungswille vorhanden ist. Die Lösung ist einfach: Wenn bei niedrigen Zinsen aus Gründen der Liquidität Geld nicht mehr verliehen wird, dann muß man dafür sorgen, daß es trotzdem verliehen wird. Auf der anderen Seite muß man dafür Sorge tragen, daß die Geldnachfrage nach Liquidität zurückgedrängt wird. Das erreicht man ganz einfach damit, daß man Liquidität mit einer Lenkungsgebühr belastet, also daß man die Liquidität teuer macht.

      Wenn dann ein Marktteilnehmer liquide bleiben möchte, anstatt sein Geld für wenig Zinsen zu verleihen, dann muß die Person die Kosten der Lenkungsgebühr tragen und dieser Umstand wird das Kreditangebot auf den Markt treiben. Auf der anderen Seite wird niemand billige Kredite nachfragen, denn zusätzlich zu den (immerhin günstigen) Zinsen müßte die Person auch noch die Gebühr tragen. Das Resultat dieser wirtschaftspolitisch sinnvollen Maßnahme wäre, daß es bei niedrigen Zinsen kein Marktversagen mehr gibt und der Zins auch unter die zuvor beschriebene Liquiditätsschwelle absinken kann.

      Letztendlich sieht die Sache dann so aus, daß man dem Geld eine Gebühr anheftet, daß also einhundert Einheiten der Währung (z.B. D-Mark) nach einem Jahr auf fünfundneunzig Einheiten zusammengeschrumpfen, sodaß der Geldbesitzer liebend gern niedrige Zinsen beim Kreditgeschäft akzeptiert, um der Gebühr zu entgehen. Die Gebühr fließt zum Staat als zusätzliche Steuereinnahme, mit der dann im Gegenzug andere Steuern gesenkt werden könnten, es gibt also keine Mehrbelastung der Wirtschaft.

      Umsetzung des funktionsfähigen Geldes
      Soviel zum Prinzip. Es gibt nun verschiedene Ideen, wie dieses neue Geld aussehen soll. Da die Idee schon seit einigen Jahrzehnten existiert, waren die Umsetzungsvorschläge in der Vergangenheit nicht auf die heutigen technischen Möglichkeiten ausgerichtet und daher heute nur noch sehr begrenzt brauchbar für eine Volkswirtschaft.


      So gab es den Vorschlag, die Banknoten mit kostenpflichtigen Klebemarken regelmäßig bekleben zu lassen und den Geldhaltern in der Art und Weise z.B. monatlich eine Liquiditätsgebühr abzuverlangen, sogenanntes Klebegeld. Das Markenkleben hat offensichtlich einen zu hohen technischen Aufwand.

      Dann gab es den Vorschlag, den Wert eines Geldscheins abhängig vom Ausgabedatum einfach auf eine Tabelle auf der Rückseite zu drucken (Tabellengeld), wobei der Geldschein monatlich z.B. ein halbes Prozent an Wert verliert. Der Hunderter ist nach 1,2,3 Monaten also nur noch 99,50 / 99,01 / 98,52 wert, was zu sehr krummen Werten führt.

      Dritter Vorschlag: Es wird Geld in Serien ausgegeben, die dann entweder nach einer bestimmten Lebensdauer oder plötzlich (z.B. nach dem Zufallsprinzip) zum kostenpflichtigen Umtausch gegen neue Scheine ausgerufen werden (Seriengeld). Probleme ergeben sich zwangsläufig, weil verschiedene Geldserien zu Verwirrung führen (das Geld ist nicht mehr einheitlich) und der plötzliche Verruf einer Serie Planungsunsicherheit bei Unternehmen verursacht.

      Heute kann man die Abwertung eigentlich problemlos durchführen, z.B. mit Chipkarten, von denen jede Woche 0,1 % abgebucht werden (entspricht 5,2% im Jahr). Diese Idee ist ohnehin brauchbar, weil lästiges verrechnen mit Wechselgeld (bei heutigem Bargeld) wegfällt. Es ist auch denkbar, die Geldscheine mit einem Code zu versehen (wie ein Strichcode im Supermarkt), mit dem in Abhängigkeit von dem hierin gespeicherten Ausgabedatum des Scheins der augenblickliche Wert ermittelt wird (quasi verbessertes Tabellengeld). Dieser kurze Abriß über die technische Umsetzung soll nicht den Anspruch haben, er sei zuende gedacht, es soll lediglich gezeigt werden, daß durchaus Möglichkeiten existieren.

      Prinzipiell ist es auch möglich, das Geld mit einer dosierten Inflation unter den "Wertschwund" zu stellen, indem das Geld nominell an Wert verliert und der Geldbesitzer so unter einen gesunden Druck gerät. Man muß beachten, daß die Inflation zunächst die Zinsen nominell in die Höhe treibt, weil sich die Geldverleiher den Wertverlust mitbezahlen lassen. Das Ziel dieser Maßnahme wäre, daß die Zinsen zwar nominell immer noch überhalb der Liquiditätsprämie liegen, preisbereinigt aber problemlos unter die Schwelle sinken können (Realzins 0%).

      Vermeidung möglicher Umsetzungsprobleme
      Das Prinzip ist sonnenklar, aber es ist nicht ausgeschlossen, daß die erwähnten Maßnahmen nicht zum Ziel führen, daß sie nicht ausreichen, um das monetäre Marktversagen aufzubrechen, weil einige Gedanken vernachlässigt wurden oder unerwartete Probleme auftauchen. Dies Thema wird hier nicht abschließend behandelt, dennoch ein paar wenige Gedanken dazu:

      Bei einer reinen Anwendung der Liquiditätsgebühr auf Bargeld ist es möglich, daß die Menschen sich in andere relativ liquide Vermögenstitel flüchten. Als erstes wären da die Giralgeldkonten oder allgemein die Depositen bei Geschäftsbanken zu nennen. Für das eingezahlte Geld müßte die Geschäftsbank die Gebühr tragen und somit als negativen Zins auf die Girokonten übertragen. Wenn sie allerdings einen (großen) Teil des Geldes wieder verleiht, weil sie aus Erfahrung weiß, daß nur wenige Kunden die Möglichkeit der Auszahlung in Anspruch nehmen, dann hat sie weniger Bargeld vorrätig, als auf den Konten Giralgeld existiert. Sie muß von den Girokonten also nur einen Bruchteil der auf Bargeld anfallenden Gebühr als Negativzins anrechnen. Dadurch ist es möglich, viel Liquidität bei wenig Kosten zu halten (das ursprüngliche Problem!) und somit verschiebt sich die sogenannte "Zinstreppe" nicht so magisch nach unten, wie man es sich erhofft. Um diese Schwierigkeit zu vermeiden, wäre es denkbar, für die Geschäftsbanken einen Mindestreservesatz von 100% zu fordern und die Liquiditätsgebühr auf sämtliches Zentralbankgeld zu erheben.

      Die angesprochene "dosierte Inflation" kann nur dann funktionieren, wenn die Notenbank vorher klar aussagt, daß sie ihre Geldpolitik auf einen Preisanstieg von z.B. 5% anlegt und dies auch in absehbarer Zukunft tun wird. Wenn in den Folgejahren wieder absolute Preisstabilität erwartet würde, dann würden die aus inflationären Gründen sehr hohen Zinsen zukünftig nicht tragbar. Unternehmen könnten sich die teuren Kredite nicht leisten, wenn sie nicht die Sicherheit haben, daß die Kreditsumme zukünftig teilweise inflationär entwertet wird. Aus dem Grund führt eine nur zeitweilig hohe Inflation und parralel hohe Zinssätze heutzutage zu Unternehmenspleiten. Ist die Preisentwicklung dagegen absehbar steigend, so können die betreffenden Wirtschaftssubjekte guten Gewissens nominal aufschulden, sie können auch zukünftig die Zinskosten tragen. Aber: Die Variante "dosierte Inflation" ist mit Vorsicht zu genießen. Auch wenn sie einige Vorteile bezüglich der Erhebung der Gebühr besitzt, so bleibt festzustellen: Geld ist kein stabiler Wertmaßstab, die Kaufkraft sinkt laufend (Ein Problem bei jährlich ausgehandelten Lohnverträgen) und auch sonst ist es sehr ungenau vorherzusagen, wie sich der Preisstand denn letztendlich entwickeln wird.

      Nächster Punkt: Die Liquiditätsgebühr kann nicht so einfach auf die momentan existierende Währung "draufgesetzt" werden. In dieser Währung gibt es viel von der Notenbank ausgegebenes (Bar-)geld, welches liquide gehalten wird und nicht umläuft. Von den Leitwährungen der Welt ist ein nicht zu vernachlässigender Teil als Bargeld im Ausland zu finden, wo es als Währungsreserve oder als Ersatzwährung verwendet wird. Wenn dieses Geld durch die angedrohte Gebühr auf den Markt zurückströmt und als Nachfrage wirksam wird, dann ist ein extremer Preisrutsch zu befürchten. Daher müßte bei einer Einführung der beschriebenen Gebühr peinlich darauf geachtet werden, daß die Geldmenge angemessen verkleinert wird. Alternativ kann die Gebühr auf eine Zweitwährung erhoben werden, die dann nach und nach die alte Währung ersetzt.

      Bei einer Einführung der Liquiditätsgebühr ist es denkbar, daß die liquide gehaltenen Geldmengen in ausländische Währungen getauscht werden bzw. daß allgemein Kapital aus dem Inland in Fremdwährungen getauscht wird, um der Gebühr und den niedrigen Zinsen zu entgehen. Dies wird bei flexiblen Wechselkursen allgemein zu einem Sinken des Austauschverhältnisses zwischen den Währungen führen. Vorteil: Exportgüter werden spottbillig, die Industrie wird angekurbelt. Nachteil: Importgüter werden teurer. Es muß überprüft werden, ob diese Veränderung des Wechselkurses zu Problemen führt.

      Auch weitere mögliche Schwierigkeiten sollten durch geeignete Maßnahmen aus dem Weg geräumt werden können, sodaß die Gebühr auf Liquidität ihre Wirkung entfalten kann.

      Fazit
      Es gibt ein strukturelles Marktversagen, das unsere Wirtschaft belastet und behindert. Es ist die Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen so zu setzen, daß sich die wirtschaftliche Entwicklung optimal entfalten kann. Streng genommen ist sogar ein Marktversagen die einzig stichhaltige und überzeugende Begründung für wirtschaftspolitische Maßnahmen. Es gibt also etwas zu tun.



      Anmerkungen:
      Die oben abgebildeten Angebots- und Nachfragekurven sind rein prinzipiell gemeint. Es ist selbstverständlich auch denkbar, daß vereinzelte Wirtschaftsteilnehmer auch bei Zinssätzen unter der Liquiditätsprämie ihr Geld verleihen. Dies ändert aber nichts wesentliches an den Feststellungen.
      Auf eine geschlechtsspezifisch ausgewogene Schreibweise wurde aus ästhetischen Gründen verzichtet.
      Die Analysen lehnen sich an an die Argumentation der sogenannten "Freiwirtschaftslehre" nach Silvio Gesell sowie an die Aussagen des britischen Ökonomen John Maynard Keynes. Die Begriffe `Urzins` und `Liqiuditätsverzichtsprämie` sind auch von diesen Personen übernommen.
      Die Erklärung der Funktion einer Marktwirtschaft, also die Absätze zwei und drei ganz am Anfang, sind wörtlich übernommen aus einem Aufsatz von Friedrich Guse: "Die Kapital-Epigonen und ihr intellektueller Schatten".
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 18:37:38
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ich denke, dass es unbestritten ebenso ein strukturelles Politikversagen gibt, und dass Volkswirtschaften und die Menschen die darin leben unter dem strukturellen Politikversagen mehr leiden, als unter dem vergleichsweise geringen strukturellen Marktversagen.
      :(
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 18:40:35
      Beitrag Nr. 3 ()
      # 2
      jetzt sag blos, du hast dir inner halb von 4 Minuten den
      ganzen Text durchgelesen und dann noch ein Posting verfasst?!

      Avatar
      schrieb am 08.05.03 18:45:03
      Beitrag Nr. 4 ()
      gering???? :eek:


      Jungejunge- auch die Politiker tanzen nach der Pfeife des Marktversagens!

      ******************************************************
      Auszüge aus:

      Helmut Creutz:
      Wirtschaftliche Triebkräfte von Rüstung
      und Krieg



      Ungerechtigkeit und Unfrieden in der Geschichte [Übersicht]

      So weit wir wissen, war das Auf und Ab der Kulturen und Epochen immer wieder von Kriegen begleitet. Liest man manche Geschichtsbücher, dann scheint die Entwicklung der Menschheit oft nur aus einer Kette von Kriegen zu bestehen, von Kriegen, bei denen es vor allem um die Eroberung von Land und Bodenschätzen ging, um die Beherrschung wichtiger Handelswege und ganzer Völker. Verständlich, dass die Humanisten und Aufklärer der beginnenden Neuzeit immer wieder die große Hoffnung formulierten, dass fortan alle Menschen durch den technischen Fortschritt zu Wohlstand gelangen und im "ewigen Frieden" (Kant) miteinander leben könnten. Und die Klassiker des Liberalismus entwickelten die dazu passende Vorstellung von einem ökonomischen Interessenausgleich zwischen den Individuen auf freien Märkten. Bei ihrem Modell einer Marktwirtschaft versäumten Adam Smith und die anderen liberalen Klassiker aber darauf zu achten, dass allen Menschen der Boden und seine Schätze zu gleichen Bedingungen zugänglich werden. Und indem sie das Geld als ein bloß neutrales Tauschmittel betrachteten, übersahen sie, dass mit dem Geld auch eine strukturelle Macht verbunden ist, die auf den Märkten die Menschen immer wieder in Ärmere und Reichere spaltet.

      Während sich aufgrund dieser Gegebenheiten in wenigen Händen große Geld- und Sachkapitalvermögen akkumulierten, vor allem durch die Wirkungen von Zins und Zinseszins, entstand im 19. Jahrhundert auf der anderen Seite ein armes Industrieproletariat. Trotz vielfältiger technischer Arbeitserleichterungen, die hundert Jahre vorher kaum vorstellbar waren, kam es zu keiner allgemeinen Ausbreitung des neuzeitlichen Wohlstands. Neben der wachsenden Kluft zwischen Reichtum und Armut wiederholten sich immer wieder Krisen und Konjunktureinbrüche, deren Folgen überwiegend von der Mehrheit der abhängig Beschäftigten zu tragen waren.

      Zu solchen Einbrüchen kam es vor allem dann, wenn sich während der Hochkonjunkturphasen so viel Kapital gebildet hatte, dass sich infolge sinkender Zinsen seine Verwertungsmöglichkeiten verschlechterten. Die Folge waren sogenannte Reinigungs- oder Gesundschrumpfungskrisen, die zu einer partiellen oder breiteren Vernichtung von Kapital bzw. zumindest einer deutlichen Unterbrechung der Kapitalbildung führten. Damit konnten die Zinsen wieder steigen und die Konjunkturzyklen von neuem beginnen – bis zur nächsten Krise. Doch nicht nur durch die allgemeinen Wirtschaftskrisen und zivilen Kapitalvernichtungen wurde immer wieder Raum für neue Investitionen und Geldanlagen geschaffen, sondern auch durch marktfremde Güterproduktionen wie vor allem die Rüstung und noch mehr natürlich durch kriegerische Zerstörungen.

      Eine andere Möglichkeit, Raum für neue Investitionen zu schaffen, war die Herrschaftsausweitung der europäischen Länder auf die übrige Welt, vor allem im Zuge kolonialer Eroberungen in Übersee, die gleichzeitig mit der Ausnutzung billiger Rohstoffquellen und Arbeitskräfte sowie der Ausweitung der Absatz- und Wachstumsmärkte verbunden war.

      3. Konjunkturen – Krisen – Kriege
      Kapitalbildung und Kapitalvernichtung [Übersicht ]

      Für diese vorbeschriebene Kette zinsbedingter Krisenzeiten mag ein Artikel Zeugnis geben, der im Dezember 1988 von der deutschen Kundenzeitschrift "Sparkasse" veröffentlicht wurde, und zwar als Nachdruck eines Beitrags aus der gleichnamigen Zeitschrift des Sparkassenverbandes aus dem Jahre 1891(!) Dieser also vor mehr als einhundert Jahren geschriebene Artikel befasste sich mit dem Trend sinkender Zinsen gegen Ende des 19. Jahrhunderts und seinen Hintergründen, die er wie folgt erklärte:

      "Die Ursache für das Sinken des Zinsfußes wird vorzüglich darin gefunden, daß die besonders rentablen Kapitalanlagen großen Maßstabes heute erschöpft sind und nur Unternehmungen von geringer Ergiebigkeit übrig bleiben." Und um den damals auf drei Prozent gesunkenen Zinssatz vor einem weiteren Fall zu bewahren, müßten – so hieß es weiter – "... die neuen Länder, beispielsweise Afrika, sehr rasch durch europäische Kapitalien erschlossen werden, damit einem solchen Sinken begegnet werde." Doch da auch das die sinkende Zinsentwicklung nicht umkehren könne, schließt der Artikel aus der Sparkassenzeitung mit folgender inhaltsschwerer Aussage: "Nur ein allgemeiner europäischer Krieg könnte dieser Entwicklung Halt gebieten durch die ungeheure Kapitalzerstörung, welche er bedeutet."

      Dieser Schluß scheint ungeheuerlich! Aber er ist – wie wir wissen – seit 1891 zweimal in Erfüllung gegangen: Zwei "allgemeine europäische Kriege", die man sogar weltweit ausdehnen konnte, haben dem Sinken des Zinsfußes nicht nur jeweils Halt geboten, sondern den Zinsfuß auch erneut auf lukrative Höhen angehoben!




      In welchem Maße bei diesen beiden großen Kriegen und den ihnen nachfolgenden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allein für die direkten Kriegskosten Kapital vernichtet wurde, geht aus der neben- stehenden Tabelle hervor. [2]



      Dabei sind in diesen Milliardenbeträgen, angeführt in Werten von 1995, die Ausgaben für den anschließenden Wiederaufbau noch nicht einmal einbezogen. Diese Wiederaufbaukosten schlagen sich dann über Jahre hinweg als positive Größen in den Sozialprodukten der Länder nieder, wobei man die zwangsläufig großen Wachstumsraten des Wiederaufbaus dann stolz als ‘Wirtschaftswunder` feiert.



      Auf die Zusammenhänge zwischen Krieg und Zinshöhe hat auch der große englische Dichter George Bernhard Shaw während des Zweiten Weltkriegs aufmerksam gemacht: "Ich verabscheue den Krieg und sehe keinen Unterschied an Grauenhaftigkeit zwischen den Bombardierungen Londons, Neapels und Kölns. Sie alle sind abscheulich für mich. Damit stehe ich nicht allein. Alle Kapitalisten, die ich kenne, hassen den Krieg genau so wie ich. Anzunehmen, dass einer von uns wohlüberlegt ein angezündetes Streichholz in ein Pulvermagazin schleudern würde, damit der Zinssatz um zwei oder drei Prozent steigt, ständen in krassestem Widerspruch zur Natur des Menschen und zu den nackten Tatsachen ... Und trotzdem folgt auf zweieinhalb Prozent mit der gleichen Gewißheit Krieg, wie die Nacht dem Tag folgt." [3]

      Und der schweizerische Theologe Karl Barth hat diese Beziehungen zwischen Zins, Kapital und Gewalt auf folgenden Nenner gebracht: "Wo nicht der Mensch, sondern das zinstragende Kapital der Gegenstand ist, dessen Erhaltung und Mehrung der Sinn und das Ziel der politischen Ordnung ist, da ist der Automatismus schon im Gang, der eines Tages die Menschen zum Töten und Getötetwerden auf die Jagd schicken wird." [4]

      Doch trotz all dieser Erfahrungen und Warnungen blieb das zinstragende Kapital auch nach dem zweiten Weltkrieg weiterhin das `goldene Kalb`, um das sich alles Wirtschaften drehte, auch wenn man manche Rüstung durch andere letztlich fragwürdige Investitionen und Produktionen ersetzen konnte und manche kriegerischen Auseinandersetzungen alten Stils durch ein ständiges Wirtschaftswachstum, das in vielen Fällen zu einen Krieg gegen die Natur ausartete.

      4. Kalter Krieg im Norden und heiße Kriege im Süden [Übersicht]

      Nach den beiden großen Weltkriegen verlagerte sich das Kriegsgeschehen aus dem industrialisierten Norden vor allem in die Länder des `unterentwickelten` Südens. Das heisst, man folgte dem Rat aus dem Jahr 1891 gleich auf doppelte Weise, indem man diese Länder nicht nur über hohe Verschuldungen mit Industriegütern versorgte, sondern auch noch mit den Rüstungsgütern zur Durchführung von Stellvertreterkriegen, bei denen man gleichzeitig die Qualität neuer Waffen erproben konnte. Doch obwohl man auf diese Weise Europa und die USA kriegsfrei halten konnte, betrieb man während des sogenannten Kalten Krieges zwischen West und Ost eine Aufrüstung, deren Größenordnung alles bislang Dagewesene in den Schatten stellte. Allein ein einzelnes U-Boot der US-Trident-Klasse wurde bereits mit einer Atomraketen-Bestückung ausgerüstet, deren Sprengkraft die der gesamten im letzten Krieg in Europa und Asien eingesetzten weit überstieg. Mit diesem immer wahnsinnigeren und immer teureren Wettrüsten sorgte man nicht nur für lukrative Kapitalanlagen, sondern zwang schließlich auch den Ostblock in die Knie, der – neben der Versorgung seiner Bevölkerung – das Tempo dieser Aufrüstung nicht mithalten konnte.

      Dennoch trafen der westliche Kapitalismus und der östliche Kommunismus nicht nur bei diesem `Rüstungskrieg` und indirekt bei den Stellvertreterkriegen im Süden aufeinander, sondern auch direkt bereits im Korea-Krieg und in einer bisher kaum bekannten grausamen Realität und Brutalität zum zweiten Mal in Vietnam. Das Ausmaß der dabei angerichteten Schäden an Mensch und Natur, auch an den seelischen der Überlebenden, ist kaum zu ermessen.

      Neben den militärischen Formen der Kapitalvernichtung, zu denen auch der ständige Austausch der Waffengenerationen gegen neue und immer kostspieligere zu zählen ist, wurden in den Jahr-zehnten nach dem Zweiten Weltkrieg auch verschiedene zivile Formen entwickelt, die Kapitalmärkte tendentiell vom Druck der überschüssigen Geldvermögen auf die Zinsen zu entlasten.

      Dies geschah einmal durch eine ständig steigende Verschuldung der Südhalbkugel, mit der gewissermaßen die frühere Ausbeutung durch offene Sklaverei in eine versteckte umgewandelt wurde. Der brasilianische Arbeiterführer Luis Ignacio Silva bezeichnete darum die Auswirkungen der Auslandsschulden einmal als "Dritten Weltkrieg", als "geräuschlosen, aber deshalb nicht weniger unheilvollen Krieg ... gegen die gesamte Dritte Welt, ein Krieg um die Auslandsschulden. Seine schärfste Waffe ist der Zinssatz, und sie ist tödlicher als die Atombombe." [5]

      Mit diesen Kreditgewährungen an den Süden entlastete der Norden außerdem die Kapitalmärkte in den Industrienationen und trug auf diese Weise – auf Kosten der Schuldnerländer – zu einem Hochbleiben der Zinsen bei. Dass die Schuldnerländer zur Bedienung ihrer Schulden zum Export um jeden Preis und zu entsprechenden Dumpingangeboten gezwungen waren, kam dem Norden über billige Rohstoff- und Agrarpreise nochmals zugute. Die US-Publizistin Susan George hat nicht zu Unrecht eines ihrer Bücher mit dem Titel "Sie sterben an unserem Geld" versehen5. Und auf dem Völkertribunal anlässlich der Tagung des IWF in Berlin 1988 fand man noch stärkere Worte: "Der Terrorismus der heutigen Welt ist der Terrorismus des Geldes".

      Zum zweiten erreichte man in den Industriegesellschaften die zur Zinshochhaltung erforderliche Kapitalknappheit (und damit die Vermeidung größerer kriegerischer Kapitalvernichtungen) bislang mit einer ressourcenverschwendenden Produktion von Verschleiß- und Wegwerfgütern, also mit einem gigantischen Krieg gegen die Vernunft und die Natur. Da sich aber die Bürger trotz einer immer übermächtiger werdenden Werbeflut nicht genügend an dieser Verschwendungswirtschaft beteiligten, sprangen die Staaten mit der Förderung von immer neuen Großtechnologien in die Bresche.

      Doch gemessen an der Alternative, die Zinsen mit Kriegen hoch zu halten, sind diese zivilen Methoden der Kapitalvernichtung noch als human zu bezeichnen, wenngleich es vielmals humaner wäre, unsere Volkswirtschaften aus dieser Zwickmühle zwischen noch mehr Wachstum oder Krieg zu befreien.

      Die sogenannte Nachkriegszeit nach 1945 (die allzuoft schon zu einer neuen Vorkriegszeit zu entarten drohte!) war also keine wirkliche Friedenszeit, sondern eine Zeit, in der sich einerseits gigantische Geldvermögen und Realvermögen durch Zins und Zinseszins anhäuften und in der andererseits zur Sicherung der Rentabilität dieser Vermögen ungeheure Mengen davon auf unfriedliche Weise vernichtet werden mussten. So kam es nach 1945 zu mehr als 200 Kriegen in aller Welt. Doch auch schon der Krieg gegen die Natur und den Süden und die vielfältigen damit verbundenen sozialen und ökologischen Zerstörungsprozesse lassen daran zweifeln, dass unser Zeitalter der modernen Zivilisa-tion nur im Zeichen menschlicher Vernunft gesehen werden kann. Denn Vernunft, Menschenrecht und Fortschritt gehen immer noch einher mit Menschenrechtsverletzungen und Zerstörungen von Leben. Weder in der zivilen Arbeitswelt noch im militärischen Bereich geht es rational – also vernünftig – zu, sondern im gerade- zu irrationalen Streben nach maximalen Kapitalrenditen wird inzwischen schon die angeblich `zu teure` menschliche Arbeitskraft aus der Arbeitswelt wegrationalisiert und durch Kapital ersetzt.






      Der sich völlig überschlagende Börsenboom und das heutige Bemühen, den Einsatz und die Bedienung des Kapitals durch seine globale Ausweitung sicherzustellen, sind möglicherweise der letzte Versuch, dieses System noch einmal auf friedlichem Wege über die Runden zu bringen. Es sei denn, wir versuchen es auch noch über die Erde hinaus in den Weltraum oder gar auf andere Gestirne auszuweiten. Da alle diese Auswege letztlich aber immer an den irdischen Möglichkeiten scheitern müssen, droht uns – wie in dem Fluss-Schema dargestellt – am Ende immer noch jene große zerstörerische Auseinandersetzung zur `Vernichtung der Überproduktionen`, die aufgrund des atomaren Vernichtungspotenzials allzuleicht auch zu einem Ende unserer Zivilisation oder gar des menschlichen Lebens führen könnte.

      5. Der Missbrauch der Entwicklungsländer [Übersicht]

      Im Frühjahr 1995 konnte man in der Nr.14 der Zeitschrift "Focus" lesen, dass die Kriege unserer Tage nicht so sehr die großen Konflikte zwischen verfeindeten Staaten seien, sondern überwiegend grausame Bürgerkriege, deren Ursachen vor allem ethnische, religiöse und soziale Spannungen wären. "Schauplatz dieser blutigen Kriege sind zu 90 Prozent die Länder der Dritten Welt. Opfer sind vor allem unschuldige Zivilisten – Frauen, Kinder und Alte. Auf einen getöteten Soldaten kommen zehn tote Zivilisten."

      Die hier genannte Ursachenreihung wäre allerdings besser umzukehren, denn die ethnischen und religiösen Ursachen treten meist erst dann zu Tage, wenn die sozialen Bedingungen unerträglich werden. Satte und zufriedene Menschen haben wenig Lust zu Revolten und Revolutionen, noch weniger, ihren Besitz oder gar ihr Leben dabei aufs Spiel zu setzen. Schon der Generalsekretär der Uno, Boutros-Ghali, hatte am 6. März 1995 in Kopenhagen darauf hingewiesen, dass die Staatengemeinschaft ihren Blick allzusehr auf die Friedensoperationen der UN gerichtet und dabei übersehen habe, dass soziale Entwicklung eine Grundvoraussetzung für Frieden sei. Denn "79 der 82 Konflikte in den vergangenen Jahren hätten soziale Ursachen". Boutros-Ghali rief deshalb zu einem Sozialpakt auf. Auch der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm warnte vor den Folgen sozialer Ungleichheit: "Die Welt wird in einem Chaos von Völkerwanderungen versinken, wenn die Kluft zwischen Arm und Reich so bleibt, wie sie ist, oder sogar noch größer wird."

      Doch all diesen schönen Worten auf internationalen Tagungen steht eine andere Wirklichkeit gegenüber: Die reichen Industrienationen schaffen es noch nicht einmal, jene 0,7 Prozent des Sozialprodukts für die armen Länder abzuzweigen, zu deren Zahlung sie sich schon vor Jahrzehnten verpflichtet haben. Inzwischen sind diese Leistungen – mit abnehmender Tendenz – bei 0,3 Prozent des BSP gelandet. Und was noch schlimmer ist: Ihre Hilfe für die Dritte Welt ist nicht nur von Schulden überwuchert und mit Auflagen zum Vorteil unserer eigenen Industrien verknüpft, sondern in einer unverantwortlichen Weise mit Rüstungslieferungen. Man braucht sich nur einmal die beiden Abbildungen in der Darstellung 2 anzusehen, die im Dezember 1990 in der Zeitschrift "Finanzierung und Entwicklung" veröffentlicht wurden, herausgegeben von IWF und Weltbank.




      Aus der oberen Abbildung geht hervor, dass die Militärausgaben der Entwicklungsländer von 1960 bis 1987 zweieinhalbmal rascher zugenommen haben als das Sozialprodukt und damit das Einkommen der Bevölkerung. Noch erschreckender ist in der zweiten Abbildung die Parallelität der Waffenimportentwicklung mit jener der sogenannten Wirtschaftshilfe: Während die Länder 1960 erst rund 20 Prozent der erhaltenen Hilfsgelder für Waffenimporte ausgaben, waren es in den 80er Jahren etwa 80 Prozent!
      Die aus den Abbildungen hervorgehenden absurden Tatbestände wurden am 7.11.92 durch eine dpa-Meldung noch einmal übertroffen: "Die größten Militärmächte der Dritten Welt erhalten nach einer Studie von Weltbank-Experten mehr westliche Entwicklungshilfe als arme Staaten, die kaum Geld in die Rüstung stecken", hieß es in der Meldung, und dann noch konkreter, dass "zehn der 34 Staaten mit den höchsten Verteidigungsausgaben gleichzeitig unter den 20 führenden Empfängerländern für westliche Finanzhilfe" zu finden waren.



      Das aber heißt nicht nur, dass die Länder bzw. deren oft korrupte Herrscher mit unserer Hilfe zu kriegerischen Auseinandersetzungen befähigt werden, nicht zuletzt zum Waffeneinsatz gegen ihre eigene Bevölkerung, sondern es heißt auch, dass durch diese mißbräuchliche Verwendung der Finanzhilfe die Bürger ärmer und damit anfälliger für gewaltsame Aktionen werden. Dass diese unverantwortlichen Waffenlieferungen und -finanzierungen in erster Linie von reichen und sich christlich nennenden Ländern durchgeführt werden, ist vielleicht der größte Skandal.

      6. Rüstungsindustrie als Konjunkturstütze [Übersicht]

      Etwa ein bis zwei Jahrzehnte waren die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg in den zerstörten Ländern mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Wer heute Bilder oder Filme über die Trümmerstädte sieht, kann sich kaum vorstellen, dass diese Arbeit überhaupt zu schaffen war. Etwa die Hälfte des Sozialprodukts dieser Jahrzehnte müsste man in etwa auf das Folgekostenkonto des vorausgegangenen Krieges verbuchen. Angesichts dieser Nachhol- und Aufbauinvestition war das Kapital entsprechend knapp und durchweg hoch verzinst. An Rüstungs- oder gar Kriegsgeschäfte dachte darum damals kaum jemand. Im Gegenteil: Viele Unternehmer hatten nach Kriegsende geschworen, niemals mehr in die Rüstungsproduktion einzusteigen. Als Folge dieses allgemeinen Desinteresses dauerte der erste Indisch-Pakistanische-Krieg Ende der 40er Jahre nur acht Tage. Beide Seiten hatten ihre Munition verschossen, die Panzer waren zerstört und niemand in der Welt war anscheinend bereit, ausreichend für Nachschub zu sorgen: Man (bzw. das Kapital!) hatte mit der Behebung der Zerstörungen des großen Krieges noch genug zu tun.

      Mit dem Auslaufen des Wiederaufbaus, den ersten Sättigungserscheinungen auf den Konsummärkten und einer wachsenden Geldvermögensbildung kam der Zins jedoch langsam unter Druck. Schon in den 60er Jahren fiel der Realzins am Kapitalmarkt in der BRD im Durchschnitt auf 4 Prozent zurück.

      Wenngleich bereits 1956 der damalige Bundeskanzler Adenauer über die Köpfe des Parlamentes hinweg wieder eine Bundeswehr entstehen ließ, kam das Gros der benötigten Ausrüstung noch weitgehend aus fremden Produktionen. In Deutschland setzte man immer noch auf friedliche Methoden zur Garantie der Kapitalrentabilität. Und das notwendige Wirtschaftswachstum forcierte man durch ständige Exportausweitung und Bedürfnisweckung im Konsumbereich. Doch hinter den Kulissen entstand auch bei uns wieder eine Rüstungsindustrie, die sogar nach und nach das Ausland mit ihren `Qualitätsprodukten` beglückte. So gewann die Bundesrepublik Deutschland in den 70er und 80er Jahren immer mehr den Anschluß an die Siegermächte, die bereits in den 50er Jahren ihre Rüstungsindustrie erneut auf Hochtouren brachten. Selbst der damalige US-Präsident und frühere Weltkriegsgeneral Eisenhower warnte mehrfach öffentlich vor dieser gefährlichen Verselbständigung des militärisch-industriellen Komplexes. Aber das Kapital hatte im wahrsten Wortsinn `Blut gerochen`, zuerst im Koreakrieg und dann an vielen anderen Kriegsschauplätzen in der Welt bis hin zum Krieg in Vietnam, sodass es kein Halten mehr gab.

      Wie sich diese Kriege im Laufe des Jahrhunderts auf die Konjunktur in den USA ausgewirkt haben, zeigt die Darstellung 3, die dem Buch des amerikanischen Ökonomen Ravi Batra "Die Rezession von 1990", entnommen ist.




      Obwohl man jeden potenziellen Gegner nur einmal töten kann, reichten die Waffenarsenale und Vernichtungskapazitäten bereits in den 80er Jahren aus, um jeden Menschen auf der Erde 15-20mal umzubringen. Der Irrsinn dieses ständig wachsenden Overkills ist mit keiner Logik erklärbar. Denn selbst wenn man sich als Militärstratege das Ziel setzt, alle potenziellen Feinde töten zu können, welchen Sinn kann es haben, die bereits Toten noch ein Dutzendmal umzubringen? Doch dieser Wahnsinn hatte – wie bereits dargelegt – Methode. Er garantierte nicht nur Tausenden von Waffenschmieden und -händlern lukrative und staatlich abgesicherte Gewinne, sondern sorgte vor allem dafür, dass die Zinsen in aller Welt auf einer ausreichenden Höhe blieben, was den Rückzug des Kapitals vom Markt und damit das Zuschnappen der von Keynes so genannten Liquiditätsfalle verhinderte.

      Die Kapitalrenditen blieben auf diese Weise zwar lange Zeit gesichert, nicht aber der Wohlstandsanstieg der Menschen. Denn mit den Waffen und Militäranlagen mußten sie Produkte schaffen, von denen sie keinerlei Nutzen hatten. Ja, diese Rüstungsgüter wurden sogar zu einer immer größeren konkreten Bedrohung für ihr Leben. Außerdem wurden sie für diesen Milliarden-Wahnsinn auch noch als Steuerzahler zur Kasse gebeten.

      Mit der Rüstung wird jedoch nicht nur Kapital bedient, sondern auch gebunden, richtiger: vom Markt genommen. Würde man das in die Rüstung, die Raketensilos, Kasernen usw. investierte Kapital im zivilen Sektor einsetzen, dann wäre das dort gegebene Angebot deutlich größer. Ein größeres Angebot an Wohnungen, Konsumgütern usw. aber würde auf die Kapitalrendite einen entsprechenden Druck ausüben. Aufgrund dieses Drucks müßte – wenn das Kapital nicht streiken könnte – der Zins schließlich gegen Null heruntergehen. Da aber das Kapital streiken, das heißt, sich vom Markt zurückziehen kann, sind die Staaten an ständiger Knappheit und ausreichend hohen Zinsen interessiert, notfalls sogar unter Duldung oder Förderung von Kriegen.

      Statt das Geld mit geldpolitischen Mitteln zu veranlassen, sich ggfs. auch bei niedrigeren oder ohne Zinsen der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen, sorgen die Staaten auf diese Weise also für die geldstreikvermeidende Knappheit von Kapital. Vergleichbar ist das mit der Praxis der EG-Agrarmarktpolitik. Auch hier sorgt man bei allzuguten Ernten durch künstliche Verknappung des Angebotes (sprich Vernichtung) für weiter hochbleibende Preise, um Streiks der Bauern aus dem Weg zu gehen.

      7. Kapitalvernichtung in sogenannten Reinigungskrisen [Übersicht]

      In der wissenschaftlichen Literatur gibt es für den Vorgang der Kapitalvernichtung den Begriff "Reinigungskrise zur Beseitigung von Überinvestitionen". Gemeint ist der Zustand, bei dem der Investitionsumfang so groß geworden ist, dass er den Zins unter jene Grenze drückt, bei der es zu Geldzurückhaltungen und damit deflationären Rezessionen kommt. Auch ohne Krieg und ohne Rüstung werden in solchen Rezessionen durch Unternehmens- und Privatbankrotte, durch Verschleudern oder Verderben von "Überproduktionen" bereits Vermögenswerte aus dem Verkehr gezogen. Mit dieser "Reinigung" – sprich Kapitalvernichtung – wird dann wieder eine ausreichende Knappheit erzeugt, die über höhere Zinsen das Kapital wieder aktiv werden läßt.

      Durch ständige Ausweitung marktferner Investitionen – von der Raumfahrt bis zur Rüstung – kann man die Notwendigkeit solcher "Reinigungskrisen" zwar eine Zeitlang hinausschieben, aber kaum auf Dauer. Irgendwann wird eine große "Reinigung" unausweichlich. Und dazu ist ein Krieg nicht nur durch den erhöhten Waffenverbrauch und die angerichteten Schäden unübertreffbar wirkungsvoll. Auch durch die Vernichtung der Geldvermögen, die meist mit dem anschließenden Staatsbankrott verbunden sind, verschwinden riesige Kapitalpolster aus der Welt. Die Gewinner solch großer "Reinigungen" sind diejenigen, die rechtzeitig in Sachvermögen umgestiegen sind, möglichst außerhalb der Kriegsgebiete. Noch besser ist natürlich die Anlage in das unzerstörbare Bodenkapital. Den so "Überlebenden" der Kapitalvernichtung wird jedenfalls ein ganz enormer Reichtumsanstieg beschert.

      John Maynard Keynes, als Zeuge über alle Zweifel erhaben, hat die Zusammenhänge in etwas komplizierterer Sprache beschrieben: "Jedesmal, wenn wir das heutige Gleichgewicht durch vermehrte Investitionen sichern, verschärfen wir die Schwierigkeit der Sicherung des Gleichgewichtes von morgen." Und als Notausgänge aus diesem Dilemma zählt Keynes auf "das Bauen von Pyramiden und Kathedralen, Erdbeben, selbst Kriege", denn, so schreibt er weiter, "zwei Pyramiden, zwei Steinhaufen für Tote sind doppelt so gut wie einer, aber nicht zwei Eisenbahnen von London nach York." [6]

      Mit dieser etwas schwer verständlichen Darlegung bestätigt Keynes, dass ständig vermehrte Investitionen im zivilen Bereich das `Gleichgewicht` gefährden, sinnlose Bauten, Erdbeben und Kriege es dagegen auf Dauer sichern können.


      »Rüstung bedeutet ökonomisch den Abzug zinsdrückenden Kapitals vom Markt. Und da die Rüstungsindustrie nicht für den Markt produziert, bedeutet Rüstung die Trockenlegung zinsbedrohender Kapitalüberschüsse auf Kosten der Steuerzahler.«

      Hans Fabricius, Auf des Messers Schneide, in: Telos, Nr. 12/1966, S. 409

      »Der Krieg ist die großzügigste und wirkungsvollste `Reinigungskrise zur Beseitigung der Überinvestition`, die es gibt. Er eröffnet gewaltige Möglichkeiten neuer zusätzlicher Kapitalinvestitionen und sorgt für gründlichen Verbrauch und Verschleiß der angesammelten Vorräte an Waren und Kapitalien, wesentlich rascher und durchgreifender, als es in den gewöhnlichen Depressionsperioden auch bei stärkster künstlicher Nachhilfe möglich ist. So ist ... der Krieg das beste Mittel, um die endgültige Katastrophe des ganzen kapitalistischen Wirtschaftssystems immer wieder hinauszuschieben.«

      Ernst Winkler, Theorie der natürlichen Wirtschaftordnung, Heidelberg 1952, S. 125

      »Ich glaube, daß wir in unserem Geldsystem eine Art karzinombildendes Element haben, was unsere Wirtschaft fortwährend krank macht ... Meiner Meinung nach kann dieses Geldsystem nur dadurch funktionieren, daß es immer wieder zusammenbricht und dann immer wieder von vorn begonnen wird. Diese Zusammenbrüche nennt man dann Kriege oder Wirtschaftskatastrophen oder Inflationen, je nachdem, aber das bedeutet eigentlich nur, daß dieses System in sich selbst kein Regulativ hat, was zu einer vernünftigen Eindämmung führen würde ... «

      Michael Ende, Autor, Interview mit Helmar v. Hanstein, 1992

      »Es kann keinen Frieden auf Erden geben, ehe wir nicht die Forderung unserer Zeit erfüllen und jedem Arbeiter den vollen Verdienst seiner Arbeit verschaffen.«

      Abraham Lincoln, ehemaliger Präsident der USA



      Auch die im vorstehenden Kasten hervorgehobenen Aussagen unterstreichen dies. Und vielleicht ist es auch angebracht, sich die ”Pyramiden” unserer Tage vor Augen zu führen: Vom "Schnellen Brüter" bis zum Hochtemperaturreaktor, von der halbfertig gebauten WAA in Wackersdorf bis zu dem "Raketenfriedhof", der im Orbit kreist. Von den Milliardengräbern der x-mal verschrotteten und erneuerten Rüstung nicht zu reden. Und alle diese Projekte haben nicht nur bei ihrer Entstehung Milliarden neutralisiert. Sie benötigen oft nicht minder große Summen für ihre ordnungsmäßige Beseitigung. Und das letztlich immer nur auf Kosten der arbeitenden Menschen und allein zugunsten des eingesetzten Kapitals. Und wenn alle Stricke reißen, hat man ja immer noch die SDI-Pläne in der Schublade, die – vor dem Hintergrund eines evtl. Crashs oder einer Flaute in den USA – bereits wieder ins Gespräch gebracht worden sind.

      8. Die Kriege am Golf [Übersicht]

      Seit fast 50 Jahren hat es in Europa keinen Krieg mehr gegeben und darauf sind die meis-ten Politiker bei uns stolz. In Wirklichkeit ist es uns nur gelungen, die "ungeheure Capitalzerstörung" durch Kriege, die zum Erhalt der Kapitalrendite früher nötig war, bislang durch eine ungeheure Naturzerstörung und Überrüstung überflüssig zu machen. Doch wenn sich irgendwo in der Welt die Möglichkeit zur kriegerischen Kapitalzerstörung bot, waren Europa und die USA immer dabei, als Lieferant der Todeswaffen ebenso wie hinterher beim kapitalverschlingenden Wiederaufbau. Diese "Stellvertreterkriege" waren außerdem die beste Möglichkeit, neue Waffen in der Praxis vorzuführen und weitere Kunden zu gewinnen.

      Wenn man bedenkt, dass "die fünf ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates der UNO (Großbritannien, UdSSR, USA, Frankreich, China), die den Weltfrieden sichern sollen, die größten Waffenlieferanten der Entwicklungsländer sind", (terre des hommes, Dez. 1991), braucht man sich über nichts mehr zu wundern.

      Die ganze Skala aller "Nachkriegskriege" daraufhin noch einmal durchzugehen, würde zu weit führen. Auch wäre es ein fruchtloses Unterfangen, für einen dieser "Stellvertreterkriege" – sieht man von den Kapitalprofiten ab – nachträglich einen Sinn zu konstruieren. Hier soll darum nur noch einmal an die beiden Golfkriege erinnert werden, die uns, trotz schnelllebiger Zeit und täglich neuer Kriegsschauplätze, wohl noch gegenwärtig sind.

      Der erste, acht Jahre lange Golfkrieg zwischen Irak und Iran war das bisher größte "Nachkriegsgeschäft" für die waffenliefernden Länder. Dabei lagen die westlichen Industrienationen immer an der Spitze. Vor allem verstanden sie es vorzüglich, gleich beide kriegführenden Seiten zu beliefern. Und da es sich bei beiden Ländern aufgrund der reichen Bodenschätze in Form von Öl um zahlungskräftige Kunden handelte, war der Dauer dieses Krieges fast kein Ende gesetzt. Doch aufgrund der großen Zerstörungen in den Ländern und des allgemeinen Leistungsrückgangs kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem man wieder aufbauen muß, wenn die Zahlungsfähigkeit erhalten bleiben soll. Außerdem verspricht sich das Kapital bei einem bestimmten Ausmaß der Zerstörung vom Wiederaufbau noch lukrativere Geschäfte. So schrieb "Die Zeit" am 18.10.1987, noch vor Beendigung der Kämpfe: "Eine größere Zahl deutscher und japanischer Finanzvertreter harrt in Teheran aus. Sie setzen auf die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Ende des Krieges. Wirtschaftsschäden von über 300 Milliarden habe der Krieg verursacht. Da winkt, so hoffen die Geschäftsleute, mancher dicke Investitionsauftrag." Doch nicht nur die Lieferung ziviler Ausrüstungen zum Wiederaufbau hilft die Kapitalrendite zu sichern, sondern ebenfalls die dazu gewährten Kredite.

      Auch beim zweiten Golfkrieg, bei dem es vordergründig um die Befreiung Kuweits ging, spielten Geld und Geschäft eine entscheidende Rolle. Denn der Irak war unter Saddam Hussein jahrelang – vor und im ersten Golfkrieg – einer der Spitzenkunden für die westlichen und östlichen Waffenlieferanten. Dass es sich bei Hussein um einen der übelsten Diktatoren handelt, hat dabei keinen Politiker gestört. Sie finanzierten seine Käufe auch gern mit gut verzinsten Krediten im voraus.

      Auch das Nachbarland Kuweit, dem iranischen Fundamentalismus wenig zugeneigt, hatte im ersten Golfkrieg Hussein mit respektablen Krediten bei der Bändigung des Irans geholfen. So war es für den überschuldeten Hussein schließlich eine doppelte Versuchung, dieses Land einzukassieren. Einmal wurde er auf diese Weise einen lästigen Gläubiger los, gleichzeitig wurden ihm sprudelnde Ölquellen beschert, mit deren Hilfe er die hohen Schulden in den Industrienationen leichter bedienen oder sogar tilgen konnte.

      Was danach kam, ist uns noch allen geläufig. Während sich die gut betuchten Söhne der Kuweitis in Ägypten und an der Riviera vergnügten, wurde das besetzte Land von den USA und einigen Helfern mit einem ungeheuren Materialaufwand (bei nicht minder großer Behinderung der Berichterstattung) befreit und der Irak in die Knie gezwungen. Allerdings nicht so weit, dass Saddam Hussein abdanken mußte.

      Die USA hat dieser Krieg so gut wie nichts gekostet, außer ein `paar Menschenleben`. Wie ein Söldnerheer kassierte die führende Weltmacht bei allen Bündnisstaaten ab. Natürlich auch bei den reichen Scheichs. Deren von der Zeit längst überholte feudalistische Herrschaftssysteme erhielten noch einmal eine Überlebenschance.

      In welcher Größenordnung in dieser Materialschlacht Kapital vernichtet wurde, geht aus einer Stellungnahme des Hilfswerkes "Misereor" hervor. "Golfkrieg auf Kosten der Armen", war der Bericht überschrieben, der bereits am 26.1.1992 durch die Presse ging. Die Vergleichszahlen zwischen Kriegskosten und Entwicklungshilfe muten "fast unvorstellbar" an, hieß es darin, und weiter: Mit bis zu einer Milliarde Dollar seien "in der ersten Woche allein auf Seiten der multinationalen Truppen täglich mehr Mittel verbraucht worden, als Misereor in den 32 Jahren seines Bestehens für die Entwicklungs- und Friedensarbeit in der gesamten Dritten Welt einsetzen konnte".

      Aber auch beim zweiten Golfkrieg war die große Materialvernichtung und -zerstörung nur die eine Seite der Profitmedaille, der anschließende Wiederaufbau wiederum die zweite. Dank der größten Leistung im Krieg haben sich die USA auch dabei den Löwenanteil gesichert. Aber auch die Helferstaaten meldeten rechtzeitig ihre Ansprüche an, wie der folgende Kasten mit den Auszügen aus dem Berliner "Tagesspiegel" vom 12.2.1991 zeigt.


      Bombenerfolge für britische Industrie erhofft
      London kämpft bereits mit den USA um Aufträge
      für den Wiederaufbau Kuwaits
      Von unserem Korrespondenten

      London, 11. Februar

      Die Londoner Regierung fordert mit größerem Nachdruck die Beteiligung britischer Unternehmen an dem Wiederaufbau in Kuwait, wenn der Krieg gegen Irak einmal vorüber ist. Die Briten erwarten eine bevorzugte Behandlung bei der Vergabe der Aufträge, welche den eigenen militärischen Beitrag zur Befreiung des Landes in Rechnung stellt.

      Der Korrespondent der Financial Times berichtet aus Riad über das Treffen: »Peinlichkeit bei den Diskussionen war nicht zu erkennen, obwohl Kuwait erst noch befreit werden muß und ein großer Teil der Infrastruktur, welche britische Unternehmen wiederaufbauen wollen, noch nicht zerstört ist.« Jede erfolgreiche britische Bombe ist daher kommerziell und finanziell auch ein möglicher Erfolg für die britischen Firmen, die gerade in einer Zeit der Rezession dankbar für Aufträge sind. Das gleiche gilt prinzipiell genauso für die anderen Mitglieder der Allianz gegen Saddam Hussein, voran die USA..



      "Bombenerfolge" im doppelten Wortsinn sind also mit solchen Kriegen für die Lieferanten verbunden. Und es ist gleichermaßen entlarvend wie bezeichnend, dass es bei dem Wiederaufbau-Geschacher sogar schon um Objekte ging, die noch gar nicht zerstört waren!

      Geht man diesen Zusammenhängen weiter nach, dann kommt noch mehr ans Tageslicht. So berichtet die schweizerische Zeitschrift "Der Zeit.Punkt" von einem geheimgehaltenen Regierungsbericht, nach dem die britischen Steuerzahler für Waffenlieferungen im Wert von rund 500 Mio Schweizer Franken geradestehen mussten, mit denen hinterher die eigenen Truppen beschossen wurden. Die Rechnung ging dem Bericht zufolge zurück auf eine Exportgarantie, die die britische Regierung Firmen gewährt hat, die in den Irak ausführten, hieß es in dem Bericht. Und weiter: "Unter dem Strich müssen die Briten also zweimal bezahlen. Einmal für die irakischen Waffen und einmal für die eigenen, die irakischen zu zerstören. Der Kreislauf ähnelt in gewisser Hinsicht demjenigen, der vor allem die EG-Länder zwingt, Lebensmittel zu vernichten, deren Produktion subventioniert wurde."

      In welchem Umfang auch heute noch der Westen – trotz Überwindung des Kalten Krieges bzw. Niedergang des Ostblocks – in Rüstung und Rüstungsexporten investiert, zeigen die Zahlen in der Darstellung 4.






      Die hier mit 600 Mrd Dollar von SIPRI angeführten Gesamtausgaben für Rüstung (die von anderen Instituten mit 700 oder sogar 800 Mrd Dollar angesetzt werden) sind zwar seit 1990 um rund ein Drittel zurückgegangen, auch in Deutschland. Erschreckend aber ist, dass sich das Gros dieser Ausgaben bei den sieben westlichen Industrienationen bzw. der Nato konzentriert und davon wieder mehr als die Hälfte bei den USA. Noch größer ist diese Konzentration bei den Rüstungsexporten, wie aus der Tabelle hervorgeht, obwohl "... das rentabel-blutige Geschäft mit dem internationalen Waffenhandel ... von 88 auf 46 Milliarden US-Dollar" zurückging, wie der Friedensforscher Professor Dieter S. Lutz am 28. September 1999 in der Berliner Zeitung zitiert wird. "Dies geht jedoch vor allem auf eine drastische Senkung der Militärhaushalte Russlands bzw. der früheren Sowjetunion zurück ... Die größten Waffenexporteure sind nicht etwa Russland, China oder gar die sogenannten ‘Schurkenstaaten’, wie dies gemeinhin angenommen wird".

      Aber auch die deutschen Ausgaben für den Sektor Rüstung liegen, trotz des überwundenen Kalten Krieges, immer noch bei zehn Prozent des Bundeshaushalts und sind damit rund dreimal so hoch wie die Ausgaben für Bildung und Forschung, viermal so hoch wie die für Familie und Jugend und mehr als zehnmal so hoch wie das, was wir für die Entwicklungsländer übrig haben.

      9. Die Balkankriege der 90er Jahre [Übersicht]

      Erinnern wir uns: In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nahmen in allen früheren Ostblockstaaten die wirtschaftlichen und in der Folge auch die gesellschaftlichen Schwierigkeiten rapide zu. Ursache war letztlich das wenig effektive Wirtschaftssystem dieser Länder, die sich zur Hebung des Lebensstandards ihrer Bürger schließlich immer mehr im Westen verschulden mussten. Auslandsschulden aber, die rascher zunehmen als die eigene Wirtschaftsleistung und die daraus möglichen Exporte, führen irgendwann zur Zahlungsunfähigkeit und damit zur Gefährdung der politischen Stabilität.

      Obwohl Jugoslawien sich bereits sehr früh von der Bindung an den Ostblock gelöst und in wirtschaftlicher Hinsicht mehr nach Westen orientiert hatte, ging es diesem Land in Bezug auf die Verschuldungsentwicklung nicht viel anders als den übrigen Ostblockstaaten. Mitte der 80er Jahre, also schon zu Titos Zeiten, war die Westverschuldung des Landes bereits so hoch, dass jeder Jugoslawe rechnerisch fast einen Tag in der Woche für die Bedienung der Verschuldung arbeiten musste. Dieser Zustand hätte im Grunde durch radikale Einsparmaßnahmen innerhalb des Landes ausgeglichen werden müssen, also letztlich durch Steuererhöhungen, Reduzierungen öffentlicher Leistungen oder Absenkungen der Löhne. Da es jedoch in Jugoslawien – ähnlich wie in Polen – massive Widerstände der Arbeiterschaft gegen solche Maßnahmen gab, blieb dem Staat, wenn die Auslandsschulden nicht noch mehr anwachsen sollten, nur der Weg über die verdeckte Enteignung der Bevölkerung, nämlich über eine inflationäre Verwässerung der Währung.

      Während dieser Rückgriff auf die Notenpresse in der Mehrzahl der Ostblockstaaten aufgrund der Preisfestschreibungen jedoch nur zu vorerst verdeckten Inflationen führte, schlug er in Jugoslawien von Anfang an als Verteuerung der Lebenshaltungskosten durch. Dieser zunehmende Kaufkraftverlust des Dinar hatte jedoch kritische Folgen: Die Jugoslawen, durch vielfältige Kontakte über Gastarbeiter und Touristen mit dem D-Mark-Raum verbunden, stiegen zur Umgehung der Inflation bei ihren Ersparnisbildungen immer mehr in die deutsche Währung um, und zwar überwiegend durch die Ansammlung von Bargeld. Diese Ersparnisbildung in deutscher Mark wiederum führte einmal zu einem Mangel an Devisen und damit zu noch höheren Kreditaufnahmen im Westen, zum anderen musste man aufgrund der verringerten Ersparnisse in Dinar den Kreditbedarf der eigenen Wirtschaft mit zusätzlichen Geldmengenvermehrungen decken, was die Inflation noch mehr in die Höhe schießen ließ und mit ihr die Firmenpleiten, Streiks und Arbeitslosenzahlen.

      Als Folge der schließlich trabenden und galoppierenden Inflation ließ außerdem das Interesse der Bürger nach, überhaupt noch für ihre eigene Währung zu arbeiten. Noch stärker als in der ehemaligen DDR, wo die DM vor allem zu einer `Feierabendwährung` geworden war, übernahm sie in Jugoslawien auch im normalen Wirtschaftsgeschehen eine immer größere Rolle. Der jugoslawische Staat musste also auf seinem eigenen Gebiet zunehmend mit einem Geld leben, auf dessen Steuerung er keinen Einfluss hatte, während die eigene Währung immer mehr zerfiel und die Preise schließlich explodierten. All diese Probleme, die in den übrigen Ostblockländern erst mit dem Durchbruch der aufgestauten Inflationen um 1990 zu Tage traten, haben die Jugoslawen bereits in den 80er Jahren verkraften müssen.

      10. Die Auswirkungen der Währungszerrüttung [Übersicht]

      "Wer eine Gesellschaft zerstören will, muss ihre Währung ruinieren", soll Lenin – bezogen auf die bürgerlichen Gesellschaften – einmal gesagt haben. Dass dieser Satz jedoch auch für die sozialistischen Länder gilt, hat die Geschichte der letzten 20 Jahre zur Genüge bewiesen. Bricht aber eine Währung zusammen, ob plötzlich oder schleichend, brechen mit den sozialen Spannungen auch die alten ethnischen, kulturellen, religions- und sprachbedingten Spannungen wieder auf, ganz besonders in einem Vielvölkerstaat wie jenem auf dem Balkan. Hinzu kommt noch das dann deutlicher werdende Reichtumsgefälle von Nord nach Süd, das umso größer wurde, wie die wirtschaftliche und politische Fähigkeit des Staates abnahm, diese Diskrepanzen auszugleichen.

      Die aus solchen Umständen resultierenden Entwicklungen hat der deutsch-argentinische Sozial- und Geldreformer Silvio Gesell bereits in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts treffend formuliert: "Die Währung hält den Staat zusammen oder sie sprengt ihn – je nachdem. Wird hier gepfuscht, so löst es sich in kleine Teile auf, in Atome, die sich gegenseitig abstoßen: Stadt gegen Land, Beruf gegen Beruf, Volksstamm gegen Volksstamm, Norden gegen Süden, Festbesoldete gegen Lohnarbeiter, bis schließlich Arbeiterbataillone gegen Arbeiterbataillone marschieren. Der Krieg ist kein biologisches Element, sondern ein eheliches Kind der sozialen Zustände. Diese Mörderhöhle haben alle Völker sich in ihren wirtschaftlichen Einrichtungen selbst geschaffen" [7]

      In welchem Ausmaß sich solche Spannungen zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen aufbauen können und aufgebaut haben, konnten wir nicht erst im Kosovo, sondern schon seit Anfang der 90er Jahre in dem zerbrechenden Vielvölkerstaat auf dem Balkan Schritt für Schritt verfolgen. Zuerst versuchten sich die wohlhabenderen nördlichen Teilrepubliken Slowenien und Kroatien von Rest des Staates abzukoppeln. Das wiederum motivierte die von Serben beherrschte Zentralregierung zu dem Versuch, diese Abspaltungen gewaltsam zu verhindern bzw. die abtrünnigen Gebiete wieder unter ihre Gewalt zu bringen.

      Bei diesem Versuch der Rückeroberung ging es nicht nur um den relativen Reichtum dieser nördlichen Gebiete und deren industrielle Einrichtungen, sondern nebenbei auch noch um die DM-Devisen, die sich gerade bei den Bürgern dieser grenznahen Landesteile angesammelt hatten. Da sich aber die Menschen in den Teilrepubliken längst ethnisch durchmischt hatten, kam es im Zuge dieser Separationsbewegungen zu Vertreibungen und Verfolgungen in beiden Richtungen mit zunehmender Gewaltanwendung. Dies führte damals schon zu einem ersten Eingreifen ausländischer Militäreinheiten, das jedoch – im Gegensatz zu den Ereignissen im Kosovo – damals noch durch einen UN-Beschluss gedeckt und vor allem mit keinen Luftangriffen verbunden war.

      Noch dramatischer als in Bosnien und anderswo ging es im weit abgelegenen und fast schon isolierten Landesteil der Kosovaren zu. Als dort die Spannungen zwischen der islamisch-albanischen Mehrheit und der serbischen Minderheit zu gegenseitigen Vertreibungen und Massakrierungen führten, versuchte die Zentralregierung in Belgrad ihrerseits die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kosovaren mit brachialer Gewalt zu unterdrücken und vor allem die serbische Minderheit zu schützen und zu stärken. Diese Gewaltmaßnahmen eskalierten dann noch durch das Auftreten der aus serbischer Sicht illegalen UCK. In welchem Maße sich diese Eskalation der Gewalt zur Zeit des Eingreifens der Nato zu einer ethischen `Säuberung` und Massenvertreibung entwickelt hatte, dürfte allen noch genügend in Erinnerung sein. Ebenso, dass dieser von der UN nicht sanktionierte Eingriff sowohl gegen die Statuten des Völkerrechts verstieß als auch gegen jene der Nato selbst.

      11. Die Hintergründe der westlichen Einmischung [Übersicht]

      Zweifellos boten die Vorgänge in Jugoslawien, vor allem auch die im Kosovo, genügend Anlass verhindernd einzugreifen. Warum dies aber ohne einen legitimierenden UN-Bschluss erfolgte und mit solch einer radikalen Zerstörung der Infrastruktur in ganz Serbien, ist nicht ohne weiteres nachzuvollziehen. Vor allem ist es unverständlich, warum man nicht auf andere Art und Weise schon lange vorher versucht hat, die Reaktionen Belgrads zu beeinflussen. So hätte beispielsweise ein rechtzeitig durchgesetztes konsequentes Embargo von Rüstungsgütern und Mineralöl-Lieferungen genauso wirksam sein können, wie die nachherige Zerbombung der entsprechenden Anlagen. Das gleiche gilt für eine finanzielle Unterstützung der Opposition in Jugoslawien, die in Belgrad schon Anfang der 90er Jahre möglich und notwendig gewesen wäre. Ausserdem wären diese Maßnahmen, auch wenn man die angrenzenden Länder für ihre wirtschaftlichen Verluste entschädigt hätte, vielmals billiger gewesen als die Zerstörungen mit Waffengewalt, von den Kosten des Wiederaufbaus gar nicht zu reden.

      Dass die der Gewalt vorausgegangenen wirtschaftlichen und sozialen Zerrüttungen Jugoslawiens entscheidend mit der schuldenbedingten Verarmung des Landes und der Inflation zusammenhingen, wurde bereits dargelegt. Diese Verschuldungen haben jedoch nicht nur die westlichen Kapitalgebergruppen reicher gemacht, sondern auch diejenigen, die von den bis ins Ende der 90er Jahren reichenden Rüstungslieferungen auf den Balkan profitiert haben. Warum hat man uns über Jahre hinweg im Fernsehen immer nur die Kisten und Transporte der Hilfslieferungen in die von den Kämpfen und Zerstörungen betroffenen Länder gezeigt, nie aber die der Rüstungsgüter, die – nicht anders als am Golf – in vielen Fällen sogar an beide Seiten gingen? Hat man im Westen dem gewaltsamen Weg vielleicht deshalb den Vorzug gegeben, weil der Einsatz und Verschleiß der Waffen, die Zerstörungen und der Wiederaufbau wirtschaftlich interessanter waren als alle anderen Alternativen?

      Wenn man sich noch einmal an den Bericht des "Berliner Tagesspiegel" über die "Bombenerfolge für die britische Industrie" und die Auseinandersetzungen über den Wiederaufbau Kuweits erinnert, erhalten jedenfalls manche Vorgänge in Jugoslawien einen anderen Hintergrund. Das gilt auch für solche Details wie die `irrtümliche` Bombardierung der chinesischen Botschaft, ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als sich mit Hilfe Russlands ein erster Waffenstillstand anzubahnen schien. Ebenso fragwürdig ist, dass man noch während der Kämpfe die Anklage Milosevics vor dem Tribunal in Den Haag verkündete, was zweifellos den Widerstand des Belgrader Regimes verstärkte und den Waffen- stillstand verzögerte.

      Auch die von den ersten Bombenangriffen an veröffentlichten und ständig wiederholten Beteuerungen, dass man nur Sachanlagen zerstören und diese hinterher wieder aufbauen würde, waren bezeichnend. Obwohl die Leere der öffentlichen Kassen der Natoländer überall beklagt wird, war schon von einem "Marschallplan II" die Rede, an den die westdeutschen Unternehmen schon eine angemessene Beteiligung anmahnten. Selbst der deutsche Finanzminister Hans Eichel versuchte – wie der SPIEGEL in der Ausgabe 19/ 1999 berichtete – während der Nato-Bombardierungen die Öffentlichkeit zu beruhigen: "Ich weise darauf hin, dass von der Hilfe für die Menschen im Kosovo letzten Endes ganz Europa profitieren wird, denn der Wiederaufbau ist auch ein Beschäftigungsprogramm."

      Bedenkt man, dass allein die Schäden durch die Luftangriffe auf 120 Mrd Dollar geschätzt werden und die gesamten Zerstörungen in allen Teilen des Vielvölkerstaates auf bis zu 400 Mrd Dollar, dann stellen die zu erwartenden Wiederaufbau-Aufträge tatsächlich eine interessante Größe dar. Eine Größe, hinter der das Schicksal der Vertriebenen und Ermordeten oder die Umweltzerstörungen und -vergiftungen durch die Angriffe der Nato fast in Vergessenheit geraten. Die Frage bleibt allerdings, wie dieses arme Land, dessen Sozialprodukt inzwischen auf 20 Mrd Dollar gesunken ist, diesen Wiederaufbau finanzieren soll.

      12. Hindernisse für Abrüstung und Konversion [Übersicht]

      Durch den Einsatz vergleichsweise bescheidener Dollar-Milliardenbeträge, zum Beispiel zur Finanzierung wirksamer Embargo-Maßnahmen oder humanitäter und politischer Hilfsprogramme, hätte man möglicherweise in Jugoslawien und auch anderswo manche Eskalation der Gewalt vermeiden können. Würden solche Maßnahmen noch von einem konsequenten Exportverbot aller Rüstungsgüter aus den Industrienationen begleitet, würden die heutigen Eskalationen von Gewalt in vielen Fällen zumindest eingegrenzt. Noch positiver und wirkungsvoller wäre es, die armen Länder vor überhöhten Verschuldungen zu schützen bzw. diese – oder zumindest die Zinszahlungen – in bestimmten Fällen zu erlassen. Schon mit wenigen Milliarden Dollar wären auf diese Weise der soziale Niedergang in Jugoslawien und damit alle daraus resultierenden Folgen zu vermeiden gewesen.

      Noch wirkungsvoller wäre ein allgemeines Verbot jeglicher Rüstungsproduktion in aller Welt, dessen Übertretung grundsätzlich genauso geahndet wird wie ansonsten Beihilfe zum Mord bzw. Massenmord.

      Doch so lange die bisherigen Strukturen unserer Weltwirtschaft unverändert bleiben, sind alle Chancen für eine solche Vermeidung problematischer Entwicklungen ebenso eingeschränkt wie der Abbau oder die Konversion der Rüstungsproduktionen. Das gilt vor allem für den Tatbestand, dass der globale Kapitalismus nicht nur auf eine ständige Ausweitung des wirtschaftlichen Wachstums angewiesen ist, sondern – weil das nicht ausreicht um ihn dauerhaft zu stabilisieren – zu zwischenzeitlichen, möglichst kostspieligen Zerstörungen, die über Rüstung und Kriege am wirkungsvollsten umzusetzen sind.

      Weil das so ist, sind auch die Ergebnisse aller bisherigen Abrüstungsverhandlungen nichts als Augenwischerei. Man entledigt sich im Ergebnis dabei meist eines Teils der zum Ballast gewordenen Überrüstung bei weiter laufender Neuproduktion und Modernisierung. Und diese beschleunigte Verschrottung, die wieder Milliarden verschlingt, ist – ähnlich wie die Produktion – ein Mordsgeschäft für die beteiligten Unternehmen. So wurden allein in der Bundesrepublik Deutschland in den 90er Jahren rund 10.000 konventionelle Waffensysteme zerstört, überwiegend – soweit sie nicht auf den Gebrauchtwaffenmärkten abgesetzt werden konnten – aus Beständen der Nationalen Volksarmee. Insgesamt kostete uns diese Aktion 190 Millionen Mark. In ganz Europa will man insgesamt viermal soviel in Rüstungsgütern eingefrorenes Kapital endgültig aus der Welt schaffen. Und dieser ganze Irrsinn wird sich kaum überwinden lassen, solange wir diese Rüstungsproduktion und deren friedliche oder kriegerische Vernichtung als Garanten unserer Wirtschaftswachstums ebenso benötigen wie zur Vermeidung fallender Zinsen.

      Das gilt selbst für die zwischen den USA und Russland abgesprochene Verringerung der strategischen Atomwaffen auf ein Drittel des früheren Potenzials. Denn auch nach dieser geplanten Reduzierung wird es immer noch 6.000 dieser Waffen geben, immer noch genug, um die Erde vielmals zu zerstören.

      Aus all diesen Gründen ist auch der Ruf nach einer Rüstungskonversion – also der Umstellung der Rüstungsbetriebe auf zivile Produktionen – keine Frage des Wünschens oder Wollens. Sie scheitert ganz einfach daran, dass eine solche Umstellung das Angebot auf den zivilen Märkten vergrößern würde, auf denen bereits heute eine weitgehende Überversorgung besteht. Diese Überversorgung, die den Zins in der zweiten Hälfte der 90er Jahre bereits weltweit auf ein kritisches Niveau sinken ließ, war und ist ja einer der Gründe, warum das Kapital in Bereiche drängte, die – wie die Rüstung – nicht renditedrückend sind.

      So wie die soziale und die ökologische Frage ist also auch das Problem der Rüstung und des Friedens solange nicht zu lösen, wie die Fehlstrukturen unserer Geldordnung unangetastet bleiben.

      13. Durch Gerechtigkeit zum Frieden [Übersicht]

      Angesichts der bislang ungelösten Strukturprobleme des globalen Kapitalismus ist zu befürchten, dass die fortschreitende Polarisierung von Reichtum und Armut und damit die zunehmende Verschuldung in aller Welt weiterhin Zündstoff für soziale Konflikte bleiben wird. Schulden und Inflationen dürften vor allem die Volkswirtschaften des Südens weiterhin ruinieren und Flüchtlingsströme auslösen, die wir erst dann registrieren, wenn sie unsere eigenen Grenzen erreichen. Außerdem treibt der geld- und zinsbedingte Zwang zum Wirtschaftswachstum die Industrienationen weiter in den Teufelskreis der "schöpferischen Zerstörung" (Schumpeter), zu dem Rüstung und Waffenexporte und – was noch schlimmer weil wirkungsvoller – auch der Einsatz derselben gehören.

      Zu den sozialen Konflikten unseres kapitalistisch verfälschten marktwirtschaftlichen Systems, bedingt durch die weiter wachsenden Polarisierungen zwischen Reich und Arm, dürften in zunehmendem Maße ökologische Konflikte kommen, vor allem um die knapper werdenden Vorräte an Trinkwasser, Erdöl und anderen Ressourcen. Dabei ist zu befürchten, dass dieses explosive Gemisch aus sozialen und ökologischen Konflikten auch weiterhin an wechselnden Orten der Welt militärisch explodiert, wie bereits in der Vergangenheit am Golf oder in Ländern wie Armenien, Tschetschenien und anderswo. Umso dringender wird der weitere Aufbau von zivilen Friedensdiensten zur Vorbeugung weiterer `humanitärer Katastrophen` und darüber hinaus ein Nachdenken über grundlegende Auswege aus dem Teufelskreis der Gewalt in eine gerechtere und friedlichere Welt, die eine Welt ohne Rüstung und Krieg sein könnte. Ziel eines solchen Nachdenkens sollte es sein zu klären,

      1. wie allen Menschen ein gleichberechtigter und naturverträglicher Zutritt zum Boden und seinen Schätzen verschafft werden kann, und

      2. wie das Geld so umgestaltet werden kann, dass es für alle Menschen ein produktions-, wachstums- und verteilungsneutrales, also ein gerechtes Tauschmittel wird.

      Kein geringerer als der britische Ökonom John Maynard Keynes hat in seinem Hauptwerk "Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes" nicht nur die drei entscheidenden Problemfelder unserer Tage im Buchtitel zusammengefasst. Er hat darüber hinaus gleich mehrfach dargelegt, dass eine Korrektur der Geldordnung soziale Gegensätze entschärfen und damit den Frieden in der Welt fördern würde. So schrieb er zum Beispiel, dass es möglich sein müsste, "innerhalb einer Generation die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals im Gleichgewicht auf ungefähr Null herunterzubringen." Und das damit einhergehende Sinken des Zinsniveaus gegen Null würde – so meint Keynes weiter – "der vernünftigste Weg sein, um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen des Kapitalismus loszuwerden." (S.185) Keynes sprach in diesem Zusammenhang von einem großen "Gezeitenwechsel": die bisherige kapitalistische Marktwirtschaft mit all ihrer Ungerechtigeit und Friedlosigkeit würde dann in eine "Marktwirtschaft ohne Kapitalismus" übergehen, in der sowohl auf nationalstaatlicher als auch auf internationaler Ebene der Umgang des Menschen mit dem Boden und mit dem Geld neu geregelt wird.

      Der Boden, die Ressourcen und die Atmosphäre werden als Gemeingüter behandelt, deren private Nutzung gegen Gebühren möglich ist, die wiederum an alle Menschen gleichermaßen zurückfließen.
      Das Geld wandelt sich von einem zerstörerischen Beherrscher der Märkte zu ihrem Diener. Es wird nicht mehr durch den Antrieb von Zinsen und Zinseszinsen in Bewegung gehalten, auch nicht durch Währungen zerstörende Inflationen, sondern durch "künstliche Durchhaltekosten" (Keynes), die seine besondere Machtposition auf den Märkten neutralisieren.
      Die Entscheidungen über Investition und Produktion würden sich dann nicht mehr nach irrationalen Rentabilitätskriterien richten, sondern allein nach rationalen eines wirtschaftlichen Einsatzes von menschlichen und natürlichen Ressourcen. Bei einem Absinken des Zinssatzes auf einen Gleichgewichtssatz in der Nähe von Null gehen die zinsbedingten Einkommensumschichtungen von der Arbeit zum Besitz, also von Arm zu Reich, zurück. Damit verringert sich die Ungerechtigkeit unseres heutigen monetären Systems, die immer mehr zur Hauptursache der sozialen und politischen Spannungen wird.

      Mit den sinkenden Zinsen geht aber auch die übermäßige Zunahme der Geldvermögen und damit der Investitions-, Verschuldungs- und Wachstumszwang zurück. Damit wiederum die Notwendigkeit jener "Überproduktions- und Reinigungskrisen", mit denen heute – ob in Rezessionen, Crashs oder Kriegen – die zinsdrückenden Sachkapitalanhäufungen periodisch reduziert werden müssen, vor allem um dem weiter wuchernden Geldvermögen renditesichernd Platz zu machen. Als Folge davon bauen sich auch die Ursachen ab, die die Staaten heute dazu zwingen, das Spiel der Überrüstung mitzumachen oder gar bewusst zu betreiben, inzwischen sogar schon, um sich gegen die zunehmenden Flüchtlingsströme abzusichern. Kurz: Der Systemzwang zur zivilen und militärischen Kapitalvernichtung käme zum Erliegen.

      Alles, wofür sich heute die Menschen in der Friedensbewegung engagieren (Friedenspädagogik, Abrüstung, Konversion und zivile Friedensdienste), ist notwendig und sinnvoll. Darüber hinaus ist es aber unverzichtbar, sich auch mit den wirtschaftlichen Triebkräften von Rüstung und Krieg zu befassen, die in einem entscheidenden Maße in der bislang geltenden Geld- und Bodenordnung angelegt sind. Denn nur wenn es uns gelingt, diese Triebkräfte zu überwinden, öffnet sich der Weg zu einer gewaltlosen und friedlicheren Welt.

      Anmerkungen:

      [1] Präsident der Hifa-Austria, "Die Zukunft beginnt jetzt", in: Der Dritte Weg 7/92

      [2] Süddeutsche Zeitung von 14.4.99

      [3] George Bernhard Shaw, Politik für jedermann, Zürich 1948, S. 218-219

      [4] Karl Barth, Die kirchliche Dogmatik Band III/4, Zürich 1951, S. 525

      [5] Luis Ignacio Silva, zitiert in: Susan George, Sie sterben an unserem Geld, Reinbek 1988, Buchrückseite

      [6] John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, Berlin 936/96, S. 90, 110 u. 322

      [7] Silvio Gesell, Gesammelte Werke, Lütjenburg 1988-1999, Band 12, S. 28 und 290-292.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 18:49:09
      Beitrag Nr. 5 ()
      #1
      Das wird ja immer toller, :eek: :eek:
      der Indianer gibt Leerstunden in neoklassischer ceteris paribus- Theorie. :laugh:

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      Avatar
      schrieb am 08.05.03 18:52:34
      Beitrag Nr. 6 ()
      :D


      Komme `se rin, hier gibbs was zu sehn, hier gehts runnd!


      :D
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 18:57:43
      Beitrag Nr. 7 ()
      Wer soll das lesen? Mehr als 20-30 Zeilen sind zeitlich nicht drin!
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 18:58:30
      Beitrag Nr. 8 ()
      Danke, :laugh:
      das hab ich schon zur genüge rauf und runter hinter mir.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:01:22
      Beitrag Nr. 9 ()
      #5 kva
      keine leerstunde, es ist nachhilfe für verblendete.

      einfach runterladen und in ruhe lesen.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:03:16
      Beitrag Nr. 10 ()
      #7

      1. Thread drucken...oder
      2. Thread markieren, kopieren und unter word oder sonstwo abspeichern und anschließend
      3. in einer ruhigen Stunde lesen :D

      so mache ich das jedenfalls immer mit den monstermäßg langen Texten von SBI ;)

      Und ich sage dir, es lohnt sich :D
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:06:42
      Beitrag Nr. 11 ()
      @stocktrain
      Ich verweiße hier auf #8

      ein paar Semmester weiter darfst Du dann lernen, daß die mikro- und markroökonmischen c. p. Modelle alle fürn Müll sind, darfst sie aber immer noch auswendig rauf und runter herleiten in allen Nuancen, um sie dann fachgerecht wissenschaftstheoretisch zu zerlegen. Frag mal so en frisch exminierter WiWi der hat dies sicher noch alles drauf.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:21:15
      Beitrag Nr. 12 ()
      @punk #10
      Und wie löst Du damit eigentlich das entscheidende Problem des Verstehens?

      Welche Grundlagenbücher in Mikro und Makroökonomie hast Du vorher gelesen?
      Welche empfliehst Du für einem Einsteiger?
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:28:38
      Beitrag Nr. 13 ()
      @KvA: Dich werde ich nie verstehen, egal wie viele und welche Bücher ich lese :laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:34:04
      Beitrag Nr. 14 ()
      Ja, punk, (#13) verstehe, mit Baumschul-Abschluß und Diplom der Karl-Marx-Uni in Leizpig ist dies für Dich ein unlösbares Unterfangen. :laugh:

      Aber Tip:
      Für Deine nächsten Postings in wiwi Materie. Es gibt auch einfach verstehbare Wirtschafts-Lexika, da kann man die in seinen Postings verwendeten, von anderen abgeschrieben Begriffe schnell vorher durchchecken, ob sie denn überhaupt gerade passend sind. ;)
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:38:12
      Beitrag Nr. 15 ()
      Dass die WiWis immer so auf elitär machen.:rolleyes:

      Dieses Schmalspurstudium schafft jeder Hansel. selbst mit zweistelligem IQ ist das kein Problem. Also bild dir nichts drauf ein.

      Ist ja schlimmer als bei den Medizinern, die ihren Doktortitel hinterhergeschmissen bekommen, aber wie keine andere Akademikergruppe Wert darauf legen auch mit titel angeredet zu werden :laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:39:25
      Beitrag Nr. 16 ()
      Puh, ich habe es nun wiederholt gelesen, und bei aller Diffamierung seitens KvA`s, es ist eine schier unmenschliche Logik dahinter!

      :mad:


      Und noch was, für alle promovierten Wi`wis

      *******************************************************

      Ein ignoriertes Problem
      Bei den Beträgen, die in einem Zusammenhang mit der Verzinsung von Geldvermögen stehen, handelt es sich nicht um Peanuts. Es wird daher sinnvoll sein, mit einigen schlichten Fakten zu beginnen, um einen Überblick über die Größenordnungen und deren Relevanz zu bekommen.
      So betrug die Summe der Geldvermögen in der Bundesrepublik im Jahr 1995 satte 7703 Mrd. DM1, welche mit 365 Mrd. DM2 verzinst wurden. Demgegenüber standen 7694 Mrd. DM Schulden, die sich zu ungefähr zwei Drittel auf die Wirtschaft und zu einem knappen Drittel auf den Staat aufteilten. Die Konsumentenkredite betrugen lediglich 5% der Gesamtsumme. Die Zinslasten, die für die gesamten Schulden zu erbringen waren, beliefen sich auf 499 Mrd. DM.

      Diese Zinslasten waren 1995 vom Betrag her etwas mehr, als der gesamte Bundeshaushalt (493 Mrd.3) oder fast doppelt soviel, wie alle in der Bundesrepublik im gleichen Zeitraum gezahlten Krankenkassenbeiträge inklusive Arbeitgeberanteile (256 Mrd.4) oder auch 35 mal soviel (!), wie sämtliche in 1995 veranlagten Einkommenssteuern (14 Mrd.5). Die Zinslasten vergrößern sich dabei ständig; alleine die Zunahme seit 1990 betrug 164 Mrd. DM, wobei aber auch die Zunahme gewöhnlich ständig zunimmt6.

      Die Zinsen, die der eine oder die andere auf ihrem Sparbuch gutgeschrieben bekommt, kommen also genau genommen ebenso wenig von der Bank, wie der Kredit für die Eigentumswohnung. Die Geschäftsbanken sollten besser als eine Art von Vermittlungsagenturen verstanden werden, die für die Einlagen ihrer Gläubiger neue Schuldner suchen und den Gläubiger dabei die Risiken abnehmen. Die Risiken werden den Schuldnern als Zinsaufschlag in Rechnung gestellt. In der Bank verbleibt von dem Geld nur eine Barreserve und von den Zinsen nur die sogenannte Bankmarge, also die Differenz zwischen Schuld- und Guthabenzinsen.

      Angesichts dieser gewaltigen Finanzströme müßte man meinen, daß sich davon ganze Horden von Wirtschaftswissenschaftlern in einen Bann ziehen lassen und nun eifrig Analysen und Statistiken erstellen, um uns über die Ursachen dieser sonderbaren Entwicklung aufzuklären. Leider ist das nicht der Fall. Die Gründe für das Ausblenden dieser Angelegenheit bleiben weitgehend im Dunkeln und können nur zu Mutmaßungen veranlassen. Ein Grund könnte z.B. darin liegen, daß es sich bei den Zinsen "nur" um eine Umverteilung handelt, die keinen (direkten) Einfluß auf das Bruttosozialprodukt (BSP) oder das Volkseinkommen hat. Es wird sogar immer wieder von Volkswirten argumentiert, daß die oben angeführten Größen völlig absurd sein müssen, da sie in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) nicht zu finden sind7. Dort dürfen sie freilich auch nicht zu finden sein, da die VGR nur das BSP aufgliedert und die Zinsen deshalb bei der Erstellung der VGR heraus gerechnet werden



      Auszüge aus:Jürgen Probst

      Fehlentwicklungen einer Zinswirtschaft
      Ein Ausflug durch das Ausgeblendete
      Selbstverlag, Hannover, Erste Auflage Mai 1998


      ***************************************************


      ich behaupte zusätzlich: es ist die Angst vor der eigenen Courage, gepaart mit einer perfiden Vogel-Strauß-Mentalität, die uns dieses Problem immer wieder entschwinden läßt...

      dabei wurde schon im Alten Testament von Hall- und Erlaßjahr gesprochen, warum wohl?
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:41:35
      Beitrag Nr. 17 ()
      @ sittin


      bist du arbeitslos?
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:42:42
      Beitrag Nr. 18 ()
      #17 willst du ihm einen job anbieten :D
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:45:42
      Beitrag Nr. 19 ()
      Ich beantworte wie immer lästige Fragen mit Gegenfragen:

      :D

      Warum willst du das wissen?

      Was ändert sich in deiner Meinung, wenn du es wüßtest?
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:51:50
      Beitrag Nr. 20 ()
      Dass wir in einer Liquiditätsfalle stecken kann schon sein. Die Japaner sind es aber schon seit ca 10 Jahren. Den Menschen scheint es dabei nicht besonders schlecht zu gehen. Der japanische Staat macht auch keine Versuche mehr da rauszukommen, da er bei steigenden Zinsen diese nicht mehr bedienen könnte (riesige Staatsverschuldung). Der Vorteil für einen Schuldner liegt darin, dass er bei Zinsen nahe null seinen Kredit kaum bedienen muss.

      Wir werden übrigens noch lange Jahre keine hohen Zinsen kriegen, da ansonsten einige Unternehmen ihre Schulden nicht mehr bedienen könnten. Wie die Sache letztendlich ausgeht weiss nur der liebe Gott.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:52:42
      Beitrag Nr. 21 ()
      Blicken wir doch der Wahrheit ins Auge:
      1) Keynes ist tod. Auch durch das ständige Ausgraben wird er nimmer lebendig.
      2) Milton F ist auch schon tattrig. Und wirds nimmer lang dermachen.

      Es muss also was Neues her. Da aber nicht jeder die cerebrale Potenz besitzt, sich durch sittingbulls strukurelle Postingschwäche zu kämpfen, könnte man zB bei der Jugend in der Ausbildung ansetzen. Politiker sollte nur mehr werden dürfen, wer den Abschluss folgenden 8semestrigen Ausbildungszyklus` nachweisen kann:
      a) 5 Jahre ATTAC
      b) 2 Jahre Feldforschung in Kuba & Nordkorea
      c) 1 Jahr Teilnahme an SED-Veteranentreffen
      Dazu ein Sozialpraktikum mit den Trillerpfeifen im nächsten Tarifstreit.

      Es müssen aber bereits heute Gegenstrategien von der Politik gesetzt werden. Der Monetarismus, Kapitalismus, Neoliberalismus und alle anderen Ismen (auch der im Orient) werden dem Capillarismus weichen (Wirtschaftsstandortsicherung durch Haarfärbung). Außerdem muß sich das Primat der Politik gegenüber dem Kapital wieder durchsetzen. Wenn also zum Wohle der Bürger staatliche Investitionsprogramme die Wirtschaft ankurbeln müssen, darf sich das Kapital in den Staatskassen nicht durch Absenz dagegen wehren, es hat vielmehr ohne Steuererhöhungen zu entstehen. Schließlich irrt die richtige Politik nie. Nur so kann es gehen.

      P.S:
      Und der Umstand, dass hübsch genau 50% aller VWL-Schinken den anderen 50% inhaltlich widersprechen und in semantizistischer Masturbation gleichen bestätigt nur wiederum die richtigen 50%, newa?
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:54:03
      Beitrag Nr. 22 ()
      @Punk,#15
      also soo kannst das jetzt auch nicht abtun, zu meiner Zeit fingen ca. 300 pro Semester an und mit bestandenen Abschluß waren es ca. 90 p. S. (120 traten an)

      Ist aber denke ich für heute in vielen anderen Studiengängen immer noch repräsentativ.

      Ich denke jedes Studium ist für jeden zu schaffen, unabhängig vom IQ, der eine muß halt etwas mehr strampeln und büffeln, der andere weniger. Ein beleg für einen IQ ist ein akdemischer Grad nicht, wohl aber für die Fähigkeit sich in einigermaßen abtsrakter Thematik erfolgreich durchgebissen zu haben und gewisse Grundlagen zu beherrschen.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:55:26
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 19:56:28
      Beitrag Nr. 24 ()
      Kosa,die Vermutung habe ich auch,ne gewollte Deflation!:confused:
      Ne Inflation kriegen die zumindest die nächsten Jahre gar nicht hin



      :D
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 20:00:47
      Beitrag Nr. 25 ()
      uludag: Komm`, laß dir ein wenig mehr einfallen, wenn du mich reizen willst! ;)


      Wie wäre es mit der üblichen Als-Kommunisten-Diffamierungsmethode?

      Die hatten wir heute ja noch gar nicht so richtig!


      :laugh:

      Oder versuch irgendwo noch eine intelligente Gehirnzelle auszugraben, die wirklich toll schlagfertig ist! :p

      Oder laß es gleich! :D
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 20:01:05
      Beitrag Nr. 26 ()
      @uludag #23
      Mach mir ja den Indianer net an, der ist Kult,

      und geniest in seinem Reservat meine königliiche Protektion.
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 20:04:28
      Beitrag Nr. 27 ()
      @opti, #24
      Daß Du Dich da mal nicht irrst.
      "gewollt" ist bei denen absolut nichts. Um etwas zu "Wollen", müßten die erst aml wissen wissen, wie etwas "geht".
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 20:16:37
      Beitrag Nr. 28 ()
      Opti

      ich würde es mal so ausdrücken. Einige Schuldner (Staat) wären nicht unglücklich darüber.

      #sittin bull

      Was die VWLer betrifft so habe ich auch das Gefühl, dass sie wild Thesen aufstellen. Und nach dem Zufallsprinzip gibt es eine gewisse Trefferquote. Wieso sollte gerade diese Theorie richtig sein? Besonders wenn sie sich teilweise(#4) auf Keynes beruft. Dessen Theorien sind doch heute das Paradebeispiel für falsche Theorien.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 20:32:45
      Beitrag Nr. 29 ()
      @kosa, #28
      Zum einen werden die Theorien meist von Leuten in der politischen Auseinarsetzung bruchstückhaft verwendet, die die Theorien, ihr sie bedingendes Annahmengefüge unbd weitere modellbedingte Reduktionen etc. überhaupt nicht kennen, oder je auch nur ansatzweise das eigentliche (meist von den Verfassern der zititerten Theorie viel bescheidener formulierte Erklärungsziel) derselben begreifen, Hauptsache es paßt in deren poltisches Konzept. Zum anderen wird in der wissenschaftlichen Auseindersetzung (da wo wirklich die Volkswirte) sind, auch nicht gesagt, eine Theorie ist falsch oder richtig, sondern höchstens darüber diskutiert, ob sie für das jeweilige Problem der richtige Ansatz ist oder nicht und ob daraus dann etwaige Prognosen abgeleitet werden können oder nicht.

      Kein einigermaßen gebildeter Volkswirt würde sich je anmaßen mit einer auf meist wenige Parameter gekürzten Theoriegebäude und meist auf Konstanz aller anderen Parameter basierend, die tatsächlichen wirtschaftlichen Auswirkungen einzelner Maßßnahmen in einer von 80 Millionen Einzelwesen bestimmten komplexen und sich ständig ändernden Wirtschaftssysteme erklären zu können.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 20:36:10
      Beitrag Nr. 30 ()
      Es folgt der Originaltext der damaligen Übertragung.


      HÖRBILD/FEATURE Sendung: Samstag, 26. April 2003
      8.30 - 9.00 Uhr
      Bayern2Radio

      Aufnahme: Montag, 24. März 2003
      16.30 ? 24.00 Uhr
      Studio 8

      GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
      Das Geldwunder von Wörgl
      Wie eine kleine Stadt in Tirol die Weltwirtschaftskrise meisterte
      Von Bernd Grashoff

      Redaktion und Regie: Ulrich Klenner

      Personen:
      Erzähler: Detlef Kügow
      Erzählerin: Ruth Geiersberger
      Michael Unterguggenberger: Hubert Mulzer
      Sprecher I und Ezra Pound: Horst Raspe
      Sprecher II: Hans Jürgen Stockerl



      MUSIK: Unterguggenberger Marsch, der zweite Teil, langsamer
      Satz, getragenes Motiv
      ZURÜCKNEHMEN / UNTERLEGT

      ERZÄHLER
      Er starb am 19. Dezember 1936, im 52. Lebensjahr, nach Mona-ten schwerer Krankheit, an einem Lungenleiden. Bei der Trauerfeier spielte man diesen Marsch, den er selbst, als noch junger Mann, l912 komponiert hatte. Ehrende Nachrufe erschienen in zahlreichen Zeitungen der ganzen Welt. Der amerikanische Dichter Ezra Pound widmete ihm bewundernde Anerkennung im Cantus 74 seiner Pisaner Gesänge:

      ERZÄHLERIN
      Michael Unterguggenberger ...

      ERZÄHLER
      Von dem man wird sagen dürfen, dass er bis heute der berühm-teste Bürger der kleinen Tiroler Gemeinde Wörgl ist, gelegen im Inntal, auf halbem Weg zwischen Rosenheim und Innsbruck.

      ERZÄHLERIN
      Auf dem dunkelblauen Tuch, das Unterguggenbergers Sarg be-deckte und das die Witwe extra für diesen Anlass genäht hatte, war dreimal der Buchstabe "F" eingestickt, in groß - für FREILAND, FESTWÄHRUNG und für FREIGELD.

      MUSIK HOCHZIEHEN UND WEGBLENDEN

      ERZÄHLER
      Das Freigeld von Wörgl: Symbol der Vita dieses Mannes und Kern jener außergewöhnlichen Geschichte, die sich 1932 in dieser Stadt ereig-nete ? damals, während der Weltwirtschaftskrise, die im Oktober 1929 an der New Yorker Börse ihren Anfang genommen hatte, am legendären Schwarzen Freitag. Und kurz bevor ein Hitler als Folge dieser Krise an die Macht kam. Auch in Wörgl eine katastrophal hohe Arbeitslosenquote, die Gemeinde verarmt, der allgemeine wirtschaftliche Niedergang, die Schließung aller Industriebetriebe. Eine Zuckerfabrik, das Zementwerk, die Brauerei ? alle geschlossen, das Erwerbsleben zu völligem Stillstand gekommen ...

      ERZÄHLERIN
      Um das Unheil zu überwinden, das nicht nur auf Österreich lastete sondern genauso auf Deutschland und der ganzen westlichen Welt, versuchte Michael Unterguggenberger einen neuen Weg zu beschreiten - einen einzigartigen, wie wir heute wissen. Anhand der schriftlichen und mündlichen Überlieferung, anhand der Dokumente aus jener Zeit, gesammelt im örtlichen Museum wie auch im Gemeindearchiv, kann man sich heute ein Bild davon machen, wie es damals war ...

      MUSIK ? kurz frei, dann unter Text langsam ausblenden

      EINBLENDEN WIE EIN O-TON-INTERVIEW (andere Tonebene)

      ERZÄHLER
      Mein Großvater arbeitete im Eisenbahnknotenpunkt Wörgl, wo sich die Strecke von München mit der aus Salzburg über Kitzbühl vereinigt, als Assistent im Stellwerk. So wie Unterguggenberger ursprünglich auch Eisenbahner war, Lokführer, stationiert in Wörgl. Mein Großvater wurde schon 1931 ar-beitslos, gerade zwei Jahre verheiratet, das erste Kind unterwegs, nach 12 Monaten Arbeitslosenhilfe, die von der Gemeinde getragen wurde, ?ausgesteuert?, wie man das nannte. Da gab?s dann überhaupt nichts mehr.

      ERZÄHLERIN
      Das schlimmste war wohl, was man als Deflation bezeichnete.

      ERZÄHLER
      Richtig. Die Leute gaben nichts mehr aus. Weil sie nichts zum Ausgeben hatten. Das griff wie eine Seuche um sich. Weil die Geschäfte kaum etwas verkauften, mussten sie mit den Preisen runter-gehen. Das Resultat: die Leute warteten immer länger mit dem Geldausgeben, weil alles ja bald noch billiger werden könnte.

      ERZÄHLERIN
      Ein Teufelskreis: der Absatz geht zurück - im Handel, im Gewerbe, in der Industrie ...

      ERZÄHLER
      ... am Ende über 20 Prozent Arbeitslose - eine Abwärtsspirale ohne Ende. Und kein so-ziales Netz, wie man es heute kennt. Das einzige Guthaben der Gemeinde: die Steuerschulden der Bürger - auf dem Papier!

      ERZÄHLERIN
      Da trat Unterguggenberger auf den Plan ...

      ERZÄHLER
      Der war seit einem Jahr Bürgermeister, auf der Liste der Sozialistischen Partei. Ein belesener Mann, der sich aus kleinsten Verhältnissen hochgearbeitet hatte: Mechaniker-lehre, die er damals, um 1900, noch selbst bezahlen musste. Dann zur Bahn. Und über die Tätigkeit in der Gewerkschaft in die Kommunalpolitik. Seine These: man muss die Leute dazu bringen, ihr Geld nicht nur wieder auszugeben, sondern das möglichst schnell zu tun. Man muss das Geld wieder laufen lehren. Sagte er.

      ERZÄHLERIN
      Aber es herrschte doch gerade Mangel an Geld?

      ERZÄHLER
      Man musste Geld schaffen. Eine neue Art Geld.

      ERZÄHLERIN
      Notgeld? Wie während der schlimmsten Phase der Inflation?

      ERZÄHLER
      Eben nicht! Man musste etwas schaffen, das die Menschen als Wertausgleich akzeptieren - für geleistete Arbeit, die von der Gemeinde vergeben wurde und womit sie ihre Bediensteten, ihre Lie-feranten und alle diejenigen bezahlte, die in ihrem Auftrag Notarbeiten verrichteten.

      ERZÄHLERIN
      Das nannten die Leute "Schwundgeld".

      ERZÄHLER
      Sie nannten es so. Um diesem Geld - das freilich nicht so heißen durfte, um keine irrigen Assoziationen zu wecken ? um also diesem Geld auf die Sprünge zu helfen, um den Anreiz zu erhöhen, es so schnell wie möglich wieder auszugeben, und damit die Zirkulation zu beschleunigen, verfiel Unterguggenberger auf die Idee ... besser gesagt: er griff auf die nationalökonomische Theorie eines Mannes zurück, der heute als Prophet eines dritten Weges zwischen Sozialismus und Kapitalismus gilt.
      Studieren wir das Protokoll jener legendären Gemeinderatssitzung vom Juli 1932, auf der Unterguggenberger seinen Plan erläuterte und um die Zustimmung des 32 Mitglie-der verschiedener Parteien umfassenden Gemeinderats warb ...

      SZENISCH ANGEDEUTET

      UNTERGUGGENBERGER
      Während des Krieges, als ich im Feld lag, kam mir eine volks-wirtschaftliche Schrift in die Hand, von einem gewissen Silvio Gesell, aus einer Zeitschrift DER PHYSIOKRAT. Er prophezeite, Jahre bevor es passierte, alle Wirtschaftskrisen und die unheilvolle Inflation der letzten Zeit. Alle Wirt-schaftskrisen sind letzten Endes Geldkrisen.
      Ich will euch das erklären.
      Da ist auf der einen Seite die absolute Vormachtstellung des Geldes. Auf der anderen jedoch lässt sich Geld ohne Wertverlust horten - während die Waren, um die sich der ganze Wirtschaftskreislauf ja dreht, verfaulen, verrotten, veralten.
      So wie es im Moment zum Nachteil der Wirtschaft bei uns der Fall ist.

      SPRECHER I (Zuruf)
      Sehr richtig!

      UNTERGUGGENBERGER
      Das Geld wird jedoch als Fußball der Volkswirtschaft - so hat das Silvio Gesell formuliert - zum Warenaustausch ge-braucht. Vermögende Geldbesitzer, insbesondere die Geldver-walter, die Banken, können jedoch von allen arbeitenden Menschen, Arbeitern wie Unternehmern, Zinsen ohne Gegenlei-stung erpressen.

      SPRECHER II (Zuruf)
      Zinsknechtschaft!

      UNTERGUGGENBERGER
      Diesem leistungslosen Einkommen will Silvio Gesell nun durch dosierte Wertverluste der einzelnen Banknoten beikommen. Das Geld soll "rosten" können. Und überflüssiges Kapital soll ohne Renditeerwartung auf der Bank geparkt werden. Wodurch Unternehmer Kredite gegen langsam auf Null fallende Zinsen aufnehmen können.
      Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit und Inflation verschwin-den dann genauso wie die Kapitalrentner.

      SPRECHER I (Zuruf)
      Wer ist eigentlich dieser Silvio Gesell ?

      UNTERGUGGENBERGER
      Ein gebürtiger Deutscher, der lange in Argentinien als Kauf-mann und Unternehmer erfolgreich war, ein Wirtschaftsfach-mann - der war sogar Finanzminister in Bayern, 1919 ...

      SPRECHER I (Zuruf)
      Während der Räteherrschaft ?

      UNTERGUGGENBERGER
      Von den Sozialdemokraten aufgestellt. Sein Hauptwerk er-schien 1917: "Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Frei-land und Freigeld". Er ist vor zwei Jahren in Berlin gestorben.

      SPRECHER II (Zuruf)
      Und was willst du hier bei uns machen?

      UNTERGUGGENBERGER
      Wir werden unseren Schilling durch Arbeitsbestätigungen er-setzen - mit denen wir Arbeiten für die Gemeinde bezahlen. Zu einem, zu fünf, und zu zehn Schilling.

      SPRECHER II (Zuruf)
      Freigeld?

      UNTERGUGGENBERGER
      Und das - büßt jeden Monat ein Prozent seines Wertes ein.

      OHNE UNTERBRECHUNG / "INTERVIEW"

      ERZÄHLER
      Also - jeder, der zu Monatsbeginn einen Geldschein ...

      ERZÄHLERIN
      Arbeitswertschein!

      ERZÄHLER
      Entschuldigung: Arbeitswertschein besaß - der musste pro Monat eine Notabgabe von einem Prozent des Nennwertes an die Gemeindekasse entrichten. Äußerlich: durch Aufkleben eines Kupons auf eines der zwölf Monats-kästchen.

      ERZÄHLERIN
      Voraussetzung war natürlich, dass alle Geschäfte und alle Bürger mitzogen.


      ERZÄHLER
      Das erreichte man dadurch, dass die Gemeinde den Gegenwert bei der örtlichen Sparkasse hinterlegte. Sodass jeder, der der Sache nicht traute, seinen Wertschein jederzeit in Schillinge umtauschen konnte. Was aber alsbald nicht mehr in Anspruch genommen wurde.

      ERZÄHLERIN
      Jeder wollte möglichst den Schwund vermeiden.

      ERZÄHLER
      Und gab das Geld sofort wieder aus.
      Schauen wir uns das Papier genauer an ...

      ERZÄHLERIN
      Kleine Scheine, etwa in der Größe unserer 5-EURO-Noten.

      ERZÄHLER
      Mit der Aufschrift "Nothilfe Wörgl - bestätigter Arbeits-wert", in gelb die kleinen Noten, die mittleren blau, und die großen rot. Rechts die zwölf Rubriken für die Notabgabe ...

      ERZÄHLERIN
      Genau genommen ist das doch eine 12-prozentige Gemeinde-steuer?

      ERZÄHLER
      Eine Armenabgabe. Die man aber vermeiden kann, wenn man das Geld nicht hortet. Und - was niemand für möglich gehalten hatte, trat ein: der Geldumlauf beschleunigte den Güter-kreislauf, die Arbeitslosenrate ging kontinuierlich zurück, die Gemeindekasse füllte sich wieder - und ein Ort nach dem anderen in der Umgebung akzeptierte das ...

      ERZÄHLERIN
      Schwundgeld?

      ERZÄHLER
      Unterguggenberger verstand es als erste Stufe zum Freigeld nach Silvio Gesell.

      ERZÄHLERIN
      Aber ohne den Begriff GELD zu verwenden.

      ERZÄHLER
      Reine Vorsicht - wegen des Geldprivilegs der staatlichen Notenbank in Wien. Da gab es nämlich ein Beispiel, wenige Jahre vorher, in Schwanenkirchen im Bayerischen Wald. Auf ähnliche Weise hat dort ein Mann versucht ...

      ERZÄHLERIN
      Richtig, ein Ingenieur namens Hebecker ...

      ERZÄHLER
      ... der ein stillgelegtes Bergwerk wieder in Betrieb nahm und damit Hunderten von Arbeitslosen zu Brot und Arbeit verhalf. Wegen der Deflation in Deutschland weigerten sich die Banken, Kredite zu geben. Daraufhin schlossen sich viele Betroffene, Gewerbetreibende, Produktionsbetriebe, Geschäfte, auch Re-staurants zu einer Notgemeinschaft zusammen. Diese gab die sogenannten WÄRA-SCHEINE heraus. Das System breitete sich wie ein Lauffeuer über halb Thüringen bis nach Bayern aus. Aber da der Rücktausch in Reichsmark nicht vorgesehen war - und weil es alsbald sogar hieß: "Die WÄRA ersetzt die Reichsmark" ...

      ERZÄHLERIN
      ... zog die Regierung die Notbremse und verbot dieses Notgeld.

      ERZÄHLER
      Was es de facto war. Unterguggenberger ging geschickter vor. Er ließ sich zunächst die Legalität seines Plans von der Regierung in Wien bestätigen.

      SPRECHER I
      "Die Ausführungen des Wörgler Bürgermeisters, um die Probleme der Wirtschaftskrise und der Arbeitslosigkeit in seiner Gemeinde in den Griff zu bekommen, finden allgemeines Ver-ständnis und Zustimmung. Minister Rintelen sagt hiermit seine Unterstützung zu und versichert, dass die Regierung in Wien die Aktionen der Gemeinde Wörgl nicht stören wird."

      ERZÄHLER
      Danach konnte Unterguggenberger im Gemeinderat zur namentli-chen Abstimmung schreiten. Keine Gegenstimme! In einer wei-teren Sitzung am gleichen Tag, am 8. Juli 1932, wurde die praktische Durchführung verabschiedet, ein Regelwerk in neun Punkten. Der wichtigste am Ende lautete: "Die Teilnahme an der Not-hilfe Wörgl ist freiwillig."
      Wir sollten uns jetzt die Rückseite der Geldscheine anschauen!

      UNTERGUGGENBERGER
      "An Alle! Langsam umlaufendes Geld hat die Welt in eine unerhörte Wirtschaftskrise und Millionen schaffender Menschen in unsägliche Not gestürzt. Der Untergang der Welt hat (rein wirtschaftlich gesehen) seinen furchtbaren Anfang genommen. Es ist Zeit, durch klares Erkennen und entschlossenes Han-deln die abwärts rollende Wirtschaftsmaschine zu retten,
      damit die Menschheit nicht in Bruderkriege, Wirrnisse und Auflösung getrieben werde ...".

      ERZÄHLERIN
      So was auf der Rückseite eines Geldscheins?

      ERZÄHLER
      Weiter bitte!

      UNTERGUGGENBERGER
      "Die Menschen leben vom Austausch ihrer LEISTUNGEN ..."

      ERZÄHLER
      ?Leistungen" in großen Buchstaben!

      UNTERGUGGENBERGER
      "Der langsame Geldumlauf hat den Leistungsaustausch zum großen Teil unterbunden, und Millionen arbeitsbereiter Menschen haben dadurch ihren Lebensraum im Wirtschaftsgetriebe verloren. Der Leistungsaustausch muß daher wieder gehoben und der Lebensraum für alle bereits Ausgestoßenen wieder zurückgewon-nen werden. Diesem Ziel dient der Arbeitsbestätigungsschein der Marktgemeinde Wörgl! ER LINDERT DIE NOT, GIBT ARBEIT UND BROT.?

      ERZÄHLERIN
      Das ist ja fast ein Manifest, ein gesellschafskritisches Programm.

      MUSIKAKZENT

      ERZÄHLER
      Deswegen nochmals ein Exkurs zur Bedeutung von Silvio Gesell und seinem Versuch, einen dritten Weg zwischen Sozialismus und Kapitalismus zu finden. Seine Lehre über die natürliche Wirtschaftsordnung hat bis heute Anhänger in der ganzen Welt. Manche sehen in ihm eine Art Westernhelden der Nationalökonomie, eine Art Old Shatterhand im Kampf um Gerechtigkeit, der den Revolver seiner zielsicheren Argumente manchmal etwas zu locker handhabt.

      SPRECHER II
      Der berühmte amerikanische Wirtschaftsfachmann John Maynard Keynes, auf den immer wieder bei allen möglichen Diskussionen zum Thema Währung und Geld verwiesen wird, sagte:

      SPRECHER I
      ?Von Silvio Gesell kann die Welt tausendmal mehr lernen als von Karl Marx. Für mich ist er der Vorkämpfer der monetären Konjunkturtheorie und damit letztlich der geistige Vater des Internationalen Währungsfonds.?

      SPRECHER II
      Seine Freigeldlehre, obwohl niemals komplett verwirklicht, hat bis auf den heutigen Tag unverkennbar Einfluss auf die internationale Währungspolitik - bis hin zu Helmut Schmidt oder neuerdings Oskar Lafontaine mit ihrer Aufforderung zum "deficit spending " in Zeiten von Wirtschaftskrisen. Auch Franz Josef Strauß forderte als Finanzminister, den Geldum-lauf dadurch abzusichern, dass man ihn dem Großhandelsindex anpasst und, je nachdem ob dieser steigt oder fällt, die Bank-noten-Ausgabe entweder vermehrt oder vermindert.

      MUSIKAKZENT


      ERZÄHLER
      Unterguggenberger trat immer mehr ins Rampenlicht der Öffent-lichkeit. Er hielt landauf, landab Vorträge. Aber je erfolg-reicher die Gemeinde Wörgl die Wirtschaftskrise bewältigte, umso mehr nahm die Zahl der Skeptiker, ja, auch der Gegner zu. Zunächst geriet er in Gegensatz zu seiner eigenen Partei.

      UNTERGUGGENBERGER
      Jawohl, ich kenne keine Heiligen und keine Ewigkeitsgeltung. Ich verehre Marx als Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, aber nicht in blindem Glauben, sondern mit Überlegung. Was wir als falsch erkannt haben, muß fallen. Was unzureichend ist, muß ergänzt werden.

      SPRECHER I
      ?Bei Marx und Engels wird sowas nirgends erwähnt. Deswegen raten wir von dieser höchst fragwürdigen, im Parteistatut der SPÖ nicht vorgesehenen ?Schwundgeldsache? oder wie das heißt, dringend ab."

      ERZÄHLER
      Schweizer Zeitungen wurden deutlicher:

      SPRECHER II
      ?Von dem Bluff von Wörgl. Oder: Der Schwindel mit dem Wörgler Schwundgeld!?

      ERZÄHLER
      Ungerguggenberger hatte ein feines Gespür dafür, dass es ein Wettlauf mit der Zeit werden würde. Zunächst sperrten sich gegen ihn die Behörden in Innsbruck:

      SPRECHER II
      "Dieser Unfug mit dem Schwundgeld muss sofort abgestellt werden!?

      ERZÄHLER
      Und eine Wiener Zeitung schrieb:

      SPRECHER II
      "Wenn der Finanzminister sowas gestattete, könnte ja jede Gemeinde solches Schwundgeld in beliebiger Höhe ausgeben. Dann wird der größte Währungswirrwarr entstehen, was schließ-lich in Inflation enden muß. Diese Zerrüttung unserer Geld-wirtschaft muß energisch verhindert werden. "

      ERZÄHLER
      Es folgten erste behördliche Verbote, zunächst gegen Gemeinden überall in Österreich, die dem Beispiel Wörgl folgten. Unterguggenberger steuerte dagegen und legte gegen entspre-chende Regierungsanordnungen Widerspruch ein.

      UNTERGUGGENBERGER
      "Von Notgeld oder irgendeinem Eingriff in die Währungsho-heit des Staates kann doch keine Rede sein. Es handelt sich um eine Nothilfeaktion, die nichts anderes ist als eine nicht mal allen Gemeindeangehörigen auferlegte freiwillig übernommene und freiwillig zu zahlende Gemeindeabgabe zum Zweck der Armenpflege.?

      ERZÄHLER
      Unterguggenberger wusste sehr wohl, nachdem in Deutschland Reichskanzler Brüning mit seinen Notverordnungen die Deflation auf die Spitze getrieben und damit Hitler an die Macht gebracht hatte, was auch Österreich drohte. Nur wenn sein Experiment gelang, auch nur ansatzweise, dann musste die Regierung nachgeben.

      ERZÄHLERIN
      Aber unverkennbar wuchs die allgemeine Akzeptanz. Wissen-schaftliche Artikel von renommierten Nationalökonomen prie-sen Wörgl als ?Mekka der Freigeldler". Einer der bekannte-sten amerikanischen Wirtschaftsexperten, Professor Irving Fisher, schickte einen Mitarbeiter nach Wörgl. Nach dessen Rückkehr propagierte Fisher die sofortige Einführung des Freigeld-Systems in den USA.

      ERZÄHLER
      In einer NBC-Radio-Reportage - die auch in Deutschland in Übersetzung gesendet wurde - wurden 22 amerikanische Städte aufgelistet, die ebenfalls Marken-Notgeld in Umlauf setzten.

      ERZÄHLERIN
      Aus Frankreich reiste Minister Daladier nach Wörgl - der fünf Jahre später als Ministerpräsident seine Unterschrift unter das Münchner Abkommen von 1938 setzen würde.

      SPRECHER I
      "Ich habe mir die Sache in Wörgl selbst angeschaut und lange mit dem Bürgermeister verhandelt. Das Freigeld hat bemerkenswerte Ergebnisse gezeitigt. Im Fall einer ähnlichen Krise bei uns würde ich dieses System sofort anzuwenden ver-suchen. Ich sage Ihnen, daß in Wörgl unsere eigene Revolution von 1789 in wirtschaftlicher Hinsicht fortgesetzt wird."

      [ERZÄHLERIN
      Ein Schweizer Kantonsrat befragte Fachleute.
      SPRECHER II
      Bestand die Möglichkeit, anders als durch diese spezielle Geldreform aus der schwierigen Lage zu kommen?

      SPRECHER I
      Nein, die Gemeinde war in einer absoluten Zwangslage. Und es war eine gute Idee.

      SPRECHER II
      Wie wurde die Sicherheit dieses Geldes beurteilt?

      SPRECHER I
      Es wurde im Ganzen gut angenommen. Das Geld läuft gut um. Jedes Geschäft wird ermöglicht, was vorher nicht der Fall war.

      SPRECHER II
      Gibt es einen ermittelbaren Zuwachs am Sozialprodukt?

      SPRECHER I
      Das Freigeld hat eine extrem hohe Umlaufgeschwindigkeit von eins zu dreiundsiebzig. Der offizielle Schilling jedoch bringt es derzeit nur auf ein Verhältnis von eins zu 8,55.

      SPRECHER II
      Wie reagieren die Bürger selbst?

      SPRECHER I
      Die Arbeiter sind samt und sonders fanatische Freigeldler. In allen Läden nimmt man die Wertscheine wie das offizielle Geld an. Die Preise sind übrigens nirgends gestiegen.

      SPRECHER II
      Kann man das Experiment als geglückt bezeichnen?

      SPRECHER I
      Die Leute sind begeistert. Sie beklagen sich nur bitter darüber, daß die Notenbank die Sache offensichtlich hinter-treibt.]

      MUSIK ? kurz frei, dann unter Text ausblenden

      ERZÄHLER
      Das Ergebnis des Arbeitsbeschaffungsprogramms in Wörgl konnte sich sehen lassen: viele Gemeindestraßen wurden kanalisiert, es wurde ein Feuerlöschbassin angelegt, für die Wintersporttouristen errichtete man eine neue Skisprungschanze, für die Bevölkerung ein neues Waschhaus, für die Armen eine Notstandsküche, der Bahnhofsplatz erhielt eine neue Beleuchtung, eine neue Brücke wurde gebaut, ein Schwimmbad, es entstanden viele Kilometer Wanderwege und für ruhebedürftige Spazier-gänger 120 Sitzbänke.

      ERZÄHLERIN
      Dennoch mahlten die Mühlen der Justiz unerbittlich weiter. Am 18. November 1933 wurde, auf Betreiben der Regierung in Wien, durch den höchsten Gerichtshof die letzte Beschwerde des Bürgermeisters gegen den Verbotsbeschluss des Finanzministe-riums verworfen. Die Verbreitung der Arbeitsbeschaffungs-scheine wurde endgültig verboten. Sie seien eben doch Geld und griffen in die verfassungsmäßige Kontrollaufgabe der Nationalbank ein.


      UNTERGUGGENBERGER
      Dass mir die Geschichte verboten werden würde, das hab ich vorausgesehen. Ich hab?s aber gemacht, weil ich der Welt ein Zeichen geben wollte, dass es möglich sei. Mir und der Welt hab ich?s bewiesen. Jetzt muss diese Erkenntnis in den Köpfen der Menschen langsam reifen. Die Einführung der Eisenbahn hat man ja am Anfang auch verbieten wollen.

      MUSIKAKZENT

      ERZÄHLER
      Kleiner Exkurs über die von den Kritikern unseres Geldsystems als ?Hauptfehler? apostrophierten Mängel, die bis auf die unmittelbare Gegenwart alle Krisen bewirken.

      SPRECHER I
      Erstens: die scheinbar unendliche Vermehrung des Geldes durch Zins und Zinseszins, wodurch die allgemeinen Schulden ins Unendliche wachsen ? im globalen Beispiel etwa die der Entwicklungsländer bis hin zur totalen Absurdität.

      ERZÄHLER
      Wie es die berühmte Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler anzeigt: zum Jahresbeginn 2003 hatte die Verschuldung der Bundesrepublik Deutschland durch Zins und Zinseszins die unglaubliche Höhe von einer Billion und 239 Milliarden Euro erreicht ? bei einem Schuldenzuwachs pro Sekunde von eintausenddreihundertunddreiunddreißig Euro.

      SPRECHER I
      Zweitens: Zinsen zahlt man keineswegs nur dann, wenn man einen Kredit aufnimmt, sondern permanent. Im Preis für einen durch-schnittlichen Warenkorb sind zu mehr als 40 Prozent die Zinsko-sten anderer Beteiligter enthalten. Im Wohnungsbereich sind das sogar fast 75 Prozent.

      SPRECHER II
      Drittens: nur auf den ersten Blick dient unser Geldsystem allen Beteiligten in gleicher Weise. Die große Masse jedoch gehört zu den permanenten Verlierern - und zwar durch die in allen Produkten und Leistungen versteckten Zinsanteile -, weil sie nicht über große gehortete Geldmengen, auch in Ge-stalt von Aktien oder Immobilien, verfügen. Erst wenn man eine bestimmte Menge an Kapital besitzt, das für einen ar-beiten kann, gehört man zu den Gewinnern.

      SPRECHER I
      Viertens: allein aus diesen Gründen kumulieren die Gewinne Einzelner immer weiter ? wie beim Monopoly-Spiel. Nur deswegen braucht unsere Wirtschaft permanentes Wachstum. Obwohl das gesunde Wachstum der Natur eben keine grenzenlose Ausdehnung kennt.

      SPRECHER II
      Das hat zur Folge, dass in unserer sogenannten Leistungsgesellschaft die höchsten und immer steigenden Einnahmen von denen erzielt werden, die reich genug sind, ihr Geld arbeiten lassen.

      ERZÄHLER
      Soweit die Kritiker unseres Geldsystems und Anhänger von Silvio Gesell. Kehren wir zurück zu Michael Unterguggenberger. Zeitgenossen schildern ihn als einen ruhigen, objektiven Mann, der seine Pflicht mit großer Hingabe erfüllte. Dabei war er von kleiner, ja zierlicher Statur, knapp über einen Meter sechzig groß.

      ERZÄHLERIN
      Auf Fotos kann man an seiner Körperhaltung erkennen, dass sein Brustkorb leicht eingefallen war. Indiz für ein Lun-genleiden, woran damals viele Menschen litten und woran er letztlich auch so früh, mit 52 Jahren, gestorben ist.

      ERZÄHLER
      Er war ein schöpferischer Mensch, der sich nicht auf utopistische Schwärmereien beschränkte, die damals, in dieser unruhigen Zeit nach Krieg, Inflation und der Etablierung eines ersten sozialistischen Staates, in der Welt herumschwirrten. Vielmehr war er bestrebt, das Machbare zu verwirklichen.

      ERZÄHLERIN
      Im Umgang mit den politischen Kräften seiner Umgebung, im Gemeinderat und mit übergeordneten Behörden, bewies er Geduld und Zähigkeit, wie man den Protokollen der Sitzungen ent-nehmen kann. Er konnte überzeugen.

      ERZÄHLER
      Er war überaus musikalisch. Er spielte zwölf Instrumente. Und er komponierte neben dem ?Unterguggenberger Marsch?, der bei festlichen Anlässen in Wörgl nach wie vor gespielt wird, viele Stücke für Zither.

      ERZÄHLERIN
      Nur wenige Wochen nach dem Verbot des Wörgler Experimentes, im Frühjahr 1934, brach in Österreich der Bürgerkrieg aus - als Folge des nationalsozialistischen Putsches, bei dem auch Bundeskanzler Dollfuß ermordet wurde. Das Kriegsrecht wurde verhängt, der Gemeinderat in Wörgl aufgelöst und Unter-guggenberger abgesetzt. Aber das ist eine andere Geschichte - wie der Nationalsozialismus in Österreich immer mehr Boden gewann, bis zur Eingemeindung durch das Deutsche Reich im März 1938.

      ERZÄHLER
      Das sollte Unterguggenberger nicht mehr erleben. Aber kurz vor seinem Tod kam im Juni 1935 noch ein Besucher in sein Haus. Es existiert ein Foto von diesem hochgewachsenen Amerikaner - zusammen mit Rosa Unterguggenberger, aufgenommen vor ihrem Haus in der Jahnstraße 3. Rosa hat einen kleinen Buben auf dem Arm: Silvio - man versteht, warum Michael Unterguggenberger seinem Sohn gerade diesen Namen gegeben hat.

      ERZÄHLERIN
      In den PISANER GESÄNGEN, im Cantus 74, setzt Ezra Pound dem Bürgermeister von Wörgl ein literarisches Denkmal.

      MUSIK ? unter Zitat

      POUND (SPRECHER I)
      Über den Wucherzins, bis sechzig Prozent, oder das
      Verleihen von Geld an den kleinen Mann.
      Wahrlich, das ist der wunde Punkt!
      Der Staat braucht nicht zu borgen,
      wie der Bürgermeister von Wörgl uns zeigte,
      der Milch ausfuhr
      und dessen Weib Hemden und Bundhosen verkaufte.
      Der im Bücherschrank Henry Fords Vita stehen hatte
      die Göttliche Komödie und die Gedichte von Heine.
      Ein schmuckes Städtchen im weit geschwungenen Inntal.
      Aber als ein Wertschein von Wörgl
      über den Schalter in Innsbruck geschoben wurde und
      ein Banker erkannte, was das bedeutete ?
      bekam die Bankmafia Europas das Fracksausen.

      ERZÄHLER
      Epilog:

      ERZÄHLERIN
      Im März 1999 fällt ein japanisches Filmteam in Wörgl ein.

      ERZÄHLER
      Die Japaner haben durchaus Gründe, sich das Beispiel Wörgl etwas näher anzuschauen. In Japan herrscht, nach Jahren wildester Spekulation, die die Grundstückspreise in astronomische Höhen trieb, der Katzenjammer über immer neue Bankpleiten, verursacht durch die notleidend gewordenen Sicherheiten auf Grundstückspreise von bis zu einer Million Euro für einen Quadratmeter. Die darauf lastenden Mieten konnte und wollte niemand mehr bezahlen.

      SPRECHER II
      Man wird an die geplatzte Spekulationsblase auf dem Neuen Markt in Deutschland erinnert.


      ERZÄHLER
      Die Folge allgemeinen Misstrauens gegen diese Art von Geldwirtschaft: das Geld der Japaner verschwindet im Spar-strumpf, die Banken schließen ihre Tresore - es wird nichts mehr ausgegeben, die Nachfrage schrumpft, die Umsätze gehen zurück, es kommt zu Massenentlassungen bei den Firmen ? Deflation! Um die Krise zu beenden, müsste die Kaufkraft erhöht werden. Wie man dem Geld Beine macht - das hat das Beispiel Wörgl gezeigt.

      MUSIK ( UNTERGUGGENBERGER MARSCH ) HOCHZIEHEN UND BIS ZUM SCHLUSS STEHEN LASSEN
      DARUNTER

      UNTERGUGGENBERGER
      Ich hab gewusst, daß es möglich ist. Mir und der Welt hab ich?s bewiesen. Und ich hab?s gemacht, weil ich der Welt ein Zeichen geben wollte.

      MUSIK AUSKLINGEN LASSEN

      E n d e



      Musikausschnitt Marsch, gespielt von der Bundesmusik-kapelle BRUCKHÄUSL, 1996.

      Ausschnitt Zithermusik, ?Von 12 bis 1? von Michael Unterguggenberger, gespielt von Bartl Esser.

      Übersetzung aus PISANER GESÄNGE: Bernd Grashoff

      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 20:39:31
      Beitrag Nr. 31 ()
      deswegen ist es auch die einzige Wissenschaft, die kein Wissen schaft! :p


      Und alle Erklärungsversuche bisher scheiterten!


      Was ist daran verkehrt, gewisse falsifizierte Punkte wegzulassen und dafür andere dazu zu mixen?

      So lange es kein so kapitaler ( ;) ) Fehler wie bei Marx ist, spricht IMO nichts dagegen!


      Salvatorische Klausel.

      Und Keynes scheint mir in einigen Krisenerklärungen sehr wohl der Realität bedeutend nahe gekommen zu sein.

      Das er Staatliches Schuldenmachen als Hilfsmittel ausdachte, dürfte ihm nicht angelastet werden- denn er hat auch schon auf die Antizyklik hingewiesen, unter der dieses nur geschehen dürfe!
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 20:41:30
      Beitrag Nr. 32 ()
      @opti, #24

      Hier noch die neuseste Meldung von T-online
      zur neusten Attacke unserer Regierung.

      Und solchen Leuten traust Du zu, daß die wissen, was eine deflationäre wirtschaftspolitische Maßnahme ist?

      "Rauchen für die Kranken

      Von Thorsten Denkler (Berlin)
      Nach der Sitzung des Koalitionsausschusses gingen die Partei und Frakltionsspitzen von SPD und Grünen zufrieden auseinander. Sie hatten sich zuvor auf Grundzüge der Gesundheitsreform geeinigt und dabei fast nebenbei eine nie dagewesene Erhöhung der Tabaksteuer beschlossen. SPD-Generalsekretär Olaf Scholz durfte sie verkünden. Ein Euro mehr pro Schachtel. Das ist ein Wort, aber kurz danch machte sich Ratlosigkeit breit. Was genau ist da eigentlich entschieden worden?

      Brutto...
      Die Packung Zigaretten soll ein Euro mehr kosten. Netto oder Brotto, ist die Frage. Wird nämlich die Tabaksteuer um einen Euro erhöht, kommen nochmal 16 Prozent Mehrwerteuer drauf. Das wären wenigstens 1,16 Euro mehr pro Packung. Die 16 Cent allein hätten bis vor wenigen Tagen schon einen Skandal ausgelöst.

      ...oder netto?
      Oder soll der Packungspreis um maximal einen Euro steigen? Dann dürfte die Tabaksteuer nur um rund 86 Cent angehoben werden. Plus 16 Prozent Mehrwertsteuer macht dann zusammen einen Euro."
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 20:42:17
      Beitrag Nr. 33 ()
      #29

      Deswegen sage ich ja, dass alle Theorien gut für theoretische Streitigkeiten sind aber in der Wirklichkeit schlecht zu gebrauchen sind. Im nachhinein kann man mit VWL-theorien vieles erklären aber in der Gegenwart helfen sie meist nicht weiter. Wenn du beispielsweise bei den Wechselkursentwicklungen auf die bekannten Theorien (Kaufkraftparitäten, Zinsparitäten, monetäre Theorien)
      gehört hättest wärst du heute ein armer Mann.

      Die grösste Trefferquote was Wechselkursentwicklungen angeht hatte 2001 der Big-Mäc-Index.:laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 21:07:39
      Beitrag Nr. 34 ()
      @kosa, #33
      ist ja ok, wollte nur eine Lanze für die alten VWL-Theoretiker, die ja in der Poltit-Praxis meist von Laien aus dem Hut gezaubert werden, brechen.

      Es gibt aber durschaus modernere Ansätze, z. B. von Hayek und Nachfolger, die diese meist überall zitierten und für alles mögliche auch heute noch mißbrauchten Modellfanatiker sowieso in Frage stellen, die aber für die Erklärung sozialer komplexer Systeme durchaus praktikable Erklärungs- und Prognoseansätze bringen, aber auf einem ganz anderen (und erhebliche Vorkenntnisse verlangenden) Abstraktionsniveau. In den von Wirtschaftsjournalisten oder sonstigen Laien geprägten Medien findest hiervon natürlich nichts.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 22:38:23
      Beitrag Nr. 35 ()
      Warum nicht?

      ich bin der Meinung, es ist ein Kommunikationsproblem, weil man bewußt oder unbewußt selbst einfachere Vorgänge der Wirtschaft nicht wirklich erklären kann/will.

      Und Wirtschaft zu erklären ist ja auch ein herrliches Gebiet, um alles mögliche darin zu verstecken.


      Ich wiederhole meine Frage:

      Warum wird schon in den Texten des Alten Testamentes
      ( ca. 500 v. Chr. ) ein Hall- und Erlaßjahr eingeführt, und der Zins verdammt. Was war wohl der Auslöser für diese Sichtweise?
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 22:45:10
      Beitrag Nr. 36 ()
      Die Herausforderung
      Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen deutlich, dass sich die Globalisierung sehr einseitig und bei weitem nicht zum Nutzen aller Menschen vollzieht. Durch die Ausbreitung des kapitalistischen Wirtschaftssystems werden weltweit immer mehr Menschen der Ausbeutung unterworfen und in Abhängigkeiten getrieben. Selbst ganze Staaten werden Opfer von Verschuldung und auferlegten Strukturanpassungsmaßnahmen und verlieren ihre Handlungsfähigkeit. Aber auch innerhalb der Staaten geht die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auseinander. Die stetige Umverteilung des Reichtums führt zu sozialen Spannungen, zu Flüchtlingsströmen, Kriegen und Terrorakten. Ebenso bleibt die Umwelt auf der Strecke.

      Gigantische Zinsströme sorgen dafür, dass allein in Deutschland Geldbesitzer täglich um rund 650 Millionen Euro reicher werden, aber nur 10% sind wirkliche Gewinner. Kassieren also mehr Zinsen als sie zahlen. Weltweit besitzen heute 358 Milliardäre mehr als die Hälfte des gesamten Welt-Vermögens, während die Hälfte der Menschheit mit zwei Dollar am Tag auskommen muss. Das Bruttosozialprodukt der 42 ärmsten Staaten entspricht dem Vermögen der drei reichsten Männer dieser Welt. Auch Sie werden wahrscheinlich nicht zu den Gewinnern in diesem globalen Monopoly zählen, es sei denn Sie besitzen mehr als 150.000 Euro.

      Die Hintergründe
      Die stetig von "unten" nach "oben" fließenden Geldbeträge müssen natürlich durch Arbeit erwirtschaftet werden und gelangen über Verbraucherpreise und Steuern in die Taschen der Reichen. Dies ist moderne Sklaverei! Durchschnittlich arbeitet jede(r) Deutsche ein Drittel ihrer/seiner täglichen Arbeitszeit nur für das Kapital der Geldanleger. Diese dagegen lassen "das Geld für sich arbeiten".

      Das jährliche Sozialprodukt (BIP) kann - ähnlich einem Kuchen - nur einmal aufgeteilt werden. Was aber die Einen ohne Gegenleistung bekommen, müssen die Anderen von ihren Einkommen abgeben. Um die Arbeitseinkommen trotzdem einigermaßen stabil zu halten und den sozialen Frieden zu wahren, muss der Staat für ein ständiges Wachstum dieses gesamtwirtschaftlichen "Kuchens" sorgen. Dieser Wachstumszwang hat unweigerlich ökologischen Folgen und trägt außerdem zu einer weiteren Staatsverschuldung bei.

      Um die genannten Probleme besser zu verstehen, muss man unser Geldsystem einmal näher betrachten: Geld ist den Waren und Dienstleistungen überlegen, denn es steht nicht unter Angebotszwang. Somit ist es nicht mehr nur Tauschmittel, sondern dient auch der Spekulation.

      Güter müssen, sobald sie hergestellt worden sind, auch angeboten werden, sonst verderben sie oder verursachen Lagerhaltungskosten. Geld hingegen verdirbt nicht, verursacht keine Lagerkosten und wird jederzeit nachgefragt. Da Geld nicht unter Angebotszwang steht, kann ein Geldbesitzer es so lange zurückhalten, bis sich eine rentable Anlagemöglichkeit (Investitionen oder Spekulation) findet oder bis es zu Konsumzwecken benötigt wird.

      Ein Geldbesitzer kann mit zunehmendem Reichtum sein Geld zurückhalten, ohne selbst Schaden zu nehmen. Die Folge einer solchen Hortung ist, dass das Geld, als das "Blut der Wirtschaft", dem Kreislauf entzogen wird und somit nicht mehr dem lebenswichtigen Austausch von Waren zur Verfügung steht. Derzeit bewahren zwei Mechanismen das System vor dem "Kreislaufkollaps": Die Inflation "drückt" das Geld in den Umlauf hinein, der Zins "lockt" es an.

      Zins und Inflation
      Durch die Inflation, auch wenn sie nur schleichend vonstatten geht, verliert das Geld permanent an Wert. Die angeblich so "harte" D-Mark z. B. verlor seit 1950 ca. zwei Drittel ihres Wertes. Unter den Auswirkungen der Inflation auf das tägliche Leben haben in Deutschland schon mehrere Generationen gelitten. Dem erklärten Ziel der Geldwertstabilität wurde die Geldpolitik offensichtlich nicht gerecht. Andererseits konnte sie auch gar nicht, denn die ständig drohende Abwertung ist nötig, um die Hortung von Geld unattraktiv zu machen.

      Eine ähnliche Aufgabe erfüllt der Zins. Er ist einer Prämie vergleichbar, die der Geldanleger bekommt, wenn er sein Geld anderen zur Verfügung stellt. Bei genauerer Betrachtung erscheint dieses Verfahren allerdings als sehr fragwürdig: Der Geldbesitzer, ohnehin schon im Vorteil, wird für das Unterlassen der Hortung belohnt.

      Zunächst ist es wichtig zu verstehen, wie der Zinseszinseffekt zu einem Anwachsen der Geldvermögen, aber auch der Geldschulden führt. Hierzu ein Beispiel: Bei einer jährlichen Verzinsung von 6% wächst eine Anlage von 10.000 Euro in 50 Jahren auf 174.000 Euro an. Immerhin eine Versiebzehnfachung!

      Wem ist diese wundersame Geldvermehrung zu verdanken? Natürlich den Zinszahlern, die diesen Ertrag auf der anderen Seite aufbringen müssen. Das geschieht direkt durch Verschuldung oder indirekt durch Konsum. Denn die Kreditkosten der Unternehmen werden letztlich auf die Endverbraucherpreise aufgeschlagen. Sie machen mittlerweile durchschnittlich 30% jedes Warenpreises aus. Es handelt sich in der Summe dieser Transaktionen um eine sich selbst beschleunigende, d. h. exponentielle Entwicklung. In der Natur führt solches Wachstum, wie z. B. das von Krebszellen, immer zur Zerstörung.

      Die Idee
      Da Inflation und Zins als Umlaufsicherung zu viele schädliche Nebeneffekte erzeugen, braucht es einen besseren Mechanismus, der sicher stellt, dass das Geld zirkuliert, damit die Wirtschaft funktionieren kann. Statt die Freigabe von Geldern durch Zinsgeschenke zu belohnen, ist es sinnvoller, die Hortung mit einer Gebühr bzw. Steuer zu belegen. Zum Beispiel werden Falschparker mit Knöllchen bestraft und nicht Richtigparker mit Bonuspunkten belohnt.

      Für die technische Umsetzung dieser Idee gibt es verschiedene Möglichkeiten. Der wesentliche Effekt ist in jedem Fall, dass das Geld unter Angebotsdruck gerät und keiner mehr Zinsen fordern wird. Die Vermeidung der Gebühr ist Anreiz genug, sein Geld kostenlos zu verleihen. Durch das verstärkte Kreditangebot fällt der Zins gegen Null. Daraus ergeben sich viele Vorteile, die nun im Einzelnen erläutert werden.

      Wirtschaft und Staat
      Für die wirtschaftlichen Abläufe wird sich im Wesentlichen nichts ändern, aber viele Unternehmen, die heutzutage unter ihren Zinslasten ächzen bzw. für "die Banken arbeiten", würden wieder "Luft bekommen".

      Eines der großen Probleme gerade für kleine und mittlere Betriebe ist die "schlechte Zahlungsmoral" der Kunden. Mit einer Umlaufsicherungsgebühr würde dieses Problem verschwinden. Mit dem Wegfall der Zinsen/Zinsgewinne wird es auch keine säumigen Zahler mehr geben. Darüber hinaus lohnt sich sogar vorfristiges Bezahlen der Rechnungen, um die Gebühr zu sparen!

      Der Staat, der in Deutschland schon über 20% seiner Ausgaben nur für die Bedienung seiner Schulden aufwenden muss, würde einen enormen finanziellen Spielraum erhalten. Neben massiven Steuersenkungen für Unternehmen und Haushalte wäre auch die Finanzierung von Kultur, Bildung und dem Sozialbereich ohne Weiteres gesichert.

      Arbeit und Vergnügen
      Auch beim Phänomen der Arbeitslosigkeit spielt der Zins eine wichtige Rolle: Investitionen werden in der Regel nur dann realisiert, wenn damit mindestens soviel Gewinn gemacht werden kann, wie das Kapital bringen würde, wenn es verzinst auf der Bank läge. Kann eine Investition diese Bedingung nicht erfüllen, so wird dafür weder Fremd- noch Eigenkapital zur Verfügung gestellt. Das Kapital verweigert sich, der Zins wird zum Investitionshemmer.

      Die fatalen Folgen dieses Rentabilitätsprinzips lassen sich gerade in Deutschland gut erkennen: Es gibt eine konstant hohe Zahl an Arbeitslosen, obwohl es an Aufgaben nicht mangelt. Geldgeber jedoch, anstatt diesen Aufgaben Kapital zur Verfügung zu stellen, ziehen renditeträchtige Langzeitverzinsungen oder Devisen- und Aktienspekulation vor. Wo das Geld gebraucht wird, ist es nicht, und wo es ist, wird es nicht gebraucht.

      Ein "reformiertes" Geld bietet Unternehmen die Möglichkeit, Kredite mit keinen bzw. sehr niedrigen Zinsen aufzunehmen. Dadurch würden sich viele Investitionen überhaupt erst rechnen und neue Arbeitsplätze entstehen. Statt des Kapitals würde jetzt die Arbeitskraft knapp und damit wertvoller. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt könnte sich dahingehend entwickeln, dass ein Überangebot von Arbeit vorhanden ist, also Vollbeschäftigung herrscht. Der Arbeiter ist nun wirklich in der Position, Arbeitszeiten und Löhne wieder frei zu verhandeln.

      Ein historisches Beispiel belegt diesen Zusammenhang: In der österreichischen Kleinstadt Wörgl wurde während der Weltwirtschaftskrise Anfang der Dreißiger Jahre ein Freigeldexperiment durchgeführt. Ein umlaufgesichertes Geld sorgte in kürzester Zeit für einen "wundersamen" wirtschaftlichen Aufschwung und einen massiven Rückgang der Arbeitslosigkeit. Trotz dieser Erfolge untersagte die Zentralbank das Experiment und setzte ihr Geldmonopol durch. Das "Wunder von Wörgl" wurde weltbekannt, aber im Zuge des Zweiten Weltkrieges und des darauf folgenden Aufschwungs wieder vergessen.

      Wie sieht es nun bei den Privathaushalten aus? Heute wird jeder Haushalt durch eine Zinssumme belastet, die rund 1/3 seiner Ausgaben ausmacht. Dieser Posten übersteigt die Zinsgutschriften auf gewöhnlichen Girokonten um ein Vielfaches. In Wohnungsmieten sind durchschnittlich sogar über 70 Prozent reine Zinsbelastungen! Durch den Wegfall des Zinses entgehen dem Sparer natürlich sämtliche Zinseinnahmen. Dies wird aber leicht verschmerzbar sein, weil ja auch die ungleich höheren Zinsbelastungen beim Konsum wegfallen. Daraus ergibt sich ein deutlicher Nettogewinn für die meisten Menschen.

      Auch die direkte Belastung durch die Gebühr hält sich in sehr engen Grenzen, da nur Bargeld und Girokonten "besteuert" werden sollen, nicht aber längerfristige Anlagen. Sparguthaben bleiben also unbelastet, denn das Geld wird ja von den Banken in den Kreislauf gegeben. Außerdem wird jeder die von der Gebühr betroffenen liquiden Mittel möglichst gering halten, was ja Sinn der Sache ist. Zudem geht die Umlaufsicherungsgebühr an den Staat und kommt damit der Allgemeinheit zugute, im Gegensatz zum Zins, der nur in private Taschen fließt.

      Das "Null-Zins-Niveau" beendet das Primat des Kapitals und rückt den Menschen in den Mittelpunkt gesellschaftlichen Handelns. Dies wäre eine soziale Marktwirtschaft, die ihren Namen verdient.

      Frieden
      Der Traum der Aufklärung vom Frieden durch Fortschritt und Wohlstand ist nicht in Erfüllung gegangen. Stattdessen stellen die ungleich verteilten Reichtümer dieser Welt eine immense Gefahr für den Weltfrieden dar. Ethnische Konflikte, Bürgerkriege und Terror nehmen zu, allein seit 1945 gab es über 200 Kriege weltweit. Der brasilianische Arbeiterführer Luis Ignacio Silva sagt: "Die schärfste Waffe" Im geräuschlosen Krieg gegen die Dritte Welt "ist der Zinssatz, und sie ist tödlicher als die Atombombe."

      Die Entwicklung folgt dem altbekannten Prinzip: Konjunktur - Krise - Krieg: In der Folge von Hochkonjunkturphasen kommt es zur Kapitalanhäufung, gesättigten Märkten und sinkenden Zinsen. Dadurch verschlechtern sich die Anlagemöglichkeiten. Dem kann man durch die Erschließung und Ausweitung von Absatzmärkten begegnen, im schlimmsten Fall in Form von Kolonialismus bzw. Strukturanpassungsprogrammen.

      Einen anderen Ausweg bietet die massive staatliche Nachfrage nach Rüstungsgütern, um die Konjunktur anzukurbeln und die Renditen der Industrie zu sichern. Die Waffen müssen dazu in regelmäßigen Abständen vernichtet bzw. erneuert werden. Dies geschieht am effektivsten in sogenannten Reinigungskrisen, sprich Kriegen, aber auch beim anschließenden Wiederaufbau, der dann als "Wirtschaftswunder" im BSP positiv zu Buche schlägt.

      Die zivile Form der Geldvernichtung besteht aus der Produktion von kurzlebigen Massenkonsumartikeln (Zivilisationsmüll) und staatlich subventionierten Großprojekten. Der Staat verschuldet sich immer weiter, um den Geldfluss zu gewährleisten. Das geht eine Weile gut und die Zinsen steigen wieder - bis zur nächsten Krise. Am Ende steht aber unweigerlich der Staatsbankrott.

      Folgende Relationen zeigen die Absurdität dieses Systems: Die deutschen Rüstungsausgaben sind zehn mal so hoch wie die für Entwicklungshilfe. Über 80% der Entwicklungshilfe wird heute im Süden für Waffen ausgegeben, die zum Teil gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt werden. Aber auch die Völker des Nordens zahlen doppelt: einmal für staatliche Risikofinanzierung von Rüstungsexporten und dann für die kriegerische Vernichtung und das Einsammeln eben dieser Waffen, wie am Beispiel des Golfkrieges und Ex-Jugoslawiens sichtbar geworden ist.

      Globalisierung
      Durch die einseitige Anhäufung von Kapital verschieben sich die Machtstrukturen immer mehr in Richtung Privatwirtschaft, also zu den multinationalen Konzernen. Damit wird politisch sinnvolles Handeln immer schwieriger und Entscheidungen nicht mehr aus dem Volkswillen heraus, sondern aufgrund von Einzelinteressen getroffen. Der Einfluss der politischen Systeme auf die Wirtschaft wird aber auch wegen der wachsenden Staatsverschuldung zusehends geschwächt. Selbst in Deutschland ist die Abhängigkeit der Politik von Medien, Industrie und Banken nicht mehr zu übersehen. Wenn sich die Verhältnisse nicht schnell ändern, haben wir bald die letzten Gestaltungsmittel für die Zukunft verloren.

      Auch im Prozess der Globalisierung der Märkte offenbart der Zinsmechanismus seine negativen Seiten. Denn die Verschuldung der meisten Entwicklungsländer wird zusätzlich beschleunigt durch die Zinsforderungen der "Geberländer", die die Schuldenspirale antreiben und eine sinnvolle Entwicklung verhindern. Globalisiert wird also in erster Linie unser System der monetären Ausbeutung. Eine Geldreform könnte dazu beitragen, neben der dringend notwendigen Entschuldung der Dritten Welt auch die Ursache der Fehlentwicklung anzupacken und den Mechanismus zu stoppen, der immer wieder in die Krise führt.

      Umwelt
      In einem Zinssystem ist die Wirtschaft gezwungen, ständig zu wachsen, um den wachsenden Zins zu bedienen. Vergegenwärtigt man sich, dass die Ressourcen der Erde, auf deren Verarbeitung letztendlich jede Wirtschaft beruht, begrenzt sind und dass in einem begrenzten Raum kein unbegrenztes Wachstum, und sei es nur 3% p. a., möglich ist, wird deutlich, dass ein fortwährendes "Schneller, Höher, Weiter" zwangsläufig zur Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen führt.

      Heute stehen wir vor dem Dilemma, dass ohne Wachstum die soziale Schere noch schneller auseinanderdriftet und soziale Krisen entstehen würden. In dem bestehenden System bleibt demzufolge nur die Wahl zwischen dem ökologischen Kollaps (Wachstum) oder dem sozialen Kollaps (kein Wachstum). Mit einer umlaufgesicherten Währung würde eine stagnierende Wirtschaft (also eine Wirtschaft, in der im laufenden Jahr "nur" genau so viel produziert wird, wie im letzten Jahr) ohne soziale Probleme möglich sein. Ein Beitrag dazu, Mensch und Natur wieder in Einklang zu bringen.

      Die Bodenreform
      Eine notwendige Voraussetzung für die erläuterte Geldreform ist eine Bodenreform. Es ist problematisch, dass Boden Privatbesitz sein kann. Da Boden nicht vermehrbar ist und er von allen Menschen zum Dasein benötigt wird (jeder Mensch braucht ob sitzend, stehend oder liegend mind. ca. einen Quadratmeter Bodenfläche), sollte er nicht von wenigen für Spekulationszwecke missbraucht werden dürfen. Boden sollte wie Luft, Wasser und Nahrung ein gemeinschaftliches Gut sein, auf das jeder Mensch einen Anspruch hat.

      Mit dem Wegfall der Zinseinkünfte würde der Boden um so mehr zur ungerechtfertigten Bereicherung für wenige Besitzende dienen. Auch hier wird systematisch von Arm nach Reich umverteilt. Um dieser grundlegenden Ungerechtigkeit Einhalt zu gebieten, bedarf es einer Bodenreform.

      Die Umsetzung
      Um das Geld allen Menschen dienstbar zu machen, sind keine revolutionären Veränderungen oder Enteignungen nötig. Es müssen auch nicht alle Menschen gut und einsichtig werden. Um den Geldfehler im System zu beheben, ist "lediglich" öffentlicher Druck nötig. Wenn die Chancen und Risiken einer gebührengestützten Umlaufsicherung wissenschaftlich geprüft und breit diskutiert und etwaige Risiken abgewogen werden würden, dann könnten die notwendigen Veränderungen umgesetzt werden.

      Die umlaufende Geldmenge gegen Gebühr zum Umtausch aufzurufen wäre der Zentralbank auch heute schon ohne Gesetzesänderungen möglich, da es ihrem Auftrag der Geldmengensteuerung entspricht. Die heutige Gratwanderung der Zentralbanken zwischen hohen Zinsen und Inflation wäre damit überwunden. Die als gottgegeben hingenommenen Konjunkturschwankungen mit periodisch wiederkehrenden Wirtschaftskrisen ebenso.

      Es spricht also Vieles für die Idee der Geldreform. Machen Sie mit oder unterstützen Sie uns in unserer Arbeit. Jeder Schritt in die richtige Richtung lässt eine bessere Welt näher kommen.


      http://www.geldreform.net
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 23:09:23
      Beitrag Nr. 37 ()
      @sitttin #35

      "Warum nicht?

      ich bin der Meinung, es ist ein Kommunikationsproblem, weil man bewußt oder unbewußt selbst einfachere Vorgänge der Wirtschaft nicht wirklich erklären kann/will." :confused:

      Ich sehe hier nur ein Kommunikationsproblem. Und das hast Du.

      Die wirtschaftswissenschaftliche Lehrmeinung ist in ihrer ganzen Vielfalt offen zugänglich. Sie ist keine Geheimwissenschaft.

      Könntest Du denn überhaupt zuhören?
      Welches VWL- Grundlagenbuch hast Du bisher gelesen?
      Wie sind Deine Kenntnisse der höheren Mathematik (Hilfswissenschaft der Volkswirtschaftslehre)? Totales Differential, Integral, Differenzengleichungen etc. ) Du weißt, ohne rudimetäre Basics , keine Verständigung. Welche Fragen hast Du? Wieviel Jahre Zeit hast Du zu deren beantwortung dafür eingeplant?

      Erwartest Du auch von der Medizin, Physik, Chemie, Mathematik etc. jeweils so weit immer informiert zu werden, daß Du deren wissenschaftlicher Kenntnisstand jederzeit beurteilen kannst?

      Wer hat das Kommunikationsproblem? Die Wissenschaft oder der, der mit der Wisschaft nicht klar kommt, oder glaubt als Laie sie nicht nur beurteilen zu können sondern gar neu erfinden zu müssen?

      Bitte mach Dir mal die Mühe und betrete eine Uni von innen, sprich mit Studenten, Assistenten und Profs. etc. erzähl denen Deine Auffassung von Aufgabe der Wissenschaft und Deinen festgestellten Kommunikationsmankos, aber lerne mal selbst zuzuhören und ziehe Deine Schlüsse. Ich bin sicher nicht der erste, der Dir dies sagt.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 23:22:20
      Beitrag Nr. 38 ()
      #37 jeder, der nicht über die entsprechende vorbildung und die zusammenhänge verfügt, ist in der argumentation schwach.
      das heißt aber nicht, das seine unprofessionalen vorschläge weltfremd sein müssen.
      oft ist ein aus schwarz/weiß denken heraus vorgebrachter anstoß angebracht, um die eingefahrene "wissentschaftliche" diskussion
      zu beleben.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 23:28:35
      Beitrag Nr. 39 ()
      oh KvA,

      ich bin durchaus bereit zuzuhören, und auch meine Meinung zu ändern, wenn etwas unlogisch ist oder falsifiziert werden kann.


      Ansonsten halte ich es sinngemäß mit Buddha: Du kannst zwar Weisheit aus Büchern lernen, solltest aber nie blind auf sie vertrauen.

      Jeder ist fehlbar.

      Und wenn ein Fehler sich seit 4000-5000 Jahren durch die gesamte Geschichte der Welt erstreckt, ist dieser Fehler wohl schon selbst lex logos.

      Ich bin Vernunft-Mensch. Ich liebe Kant.
      Ich lese unendlich viel.
      Ich kann denken.

      Genau wie Descartès.

      Wie Gallileo.
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 23:46:26
      Beitrag Nr. 40 ()
      @stocktrain, sittin,
      nochmals

      Ein Student lernt die ersten jahre seine Uni-Lebens vor allem eins:

      Zuhören können. (über Jahre)

      So hat die Wissenschaftskarriere von Einstein, Heißenberg, Koch, Roentgen und wie sie alle heißen mögen, angefangen.

      Diese jedem namhaften Wissenschaftler anhaftende Eigenschaft vermisse ich bei vielen wissenschaftlichen Laien, die sich anmaßen über Wissenchaftler Urteile zu bilden, die selbst der größte wissenschaftliche Konkurrent sich nie erlauben würde.
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 00:03:31
      Beitrag Nr. 41 ()
      :laugh:

      KvA: Und, es beweist nichts, und es bringt unter Umständen nichts, wenn du jahrelang den falschen Vorstellungen lauschst!


      Der Abschwur des Galileo Galilei
      "Ich, Galileo, Sohn des Vinzenz Galilei aus Florenz, siebzig Jahre alt, stand persönlich vor Gericht und ich knie vor Euch Eminenzen, die Ihr in der ganzen Christenheit die Inquisitoren gegen die ketzerische Verworfenheit seid. Ich habe vor mir die heiligen Evangelien, berühre sie mit der Hand und schwöre, daß ich immer geglaubt habe, auch jetzt glaube und mit Gottes Hilfe auch in Zukunft glauben werde, alles was die heilige katholische und apostolische Kirche für wahr hält. predigt und lehrt. Es war mir von diesem Heiligen Offizium von Rechts wegen die Vorschrift auferlegt worden. daß ich völlig die falsche Meinung aufgeben müsse, daß die Sonne der Mittelpunkt der Welt ist, und daß sie sich nicht bewegt, und daß die Erde nicht der Mittelpunkt der Welt ist, und daß sie sich bewegt. Es war mir weiter befohlen worden. daß ich diese falsche Lehre nicht vertreten dürfe, sie nicht verteidigen dürfe und daß ich sie in keiner Weise lehren dürfe, weder in Wort noch in Schrift. Es war mir auch erklärt worden, daß jene Lehre der Heiligen Schrift zuwider sei. Trotzdem habe ich ein Buch geschrieben und zum Druck gebracht, in dem ich jene bereits verurteilte Lehre behandele und in dem ich mit viel Geschick Gründe zugunsten derselben beibringe, ohne jedoch zu irgendeiner Entscheidung zu gelangen. Daher bin ich der Ketzerei in hohem Maße verdächtig befunden worden, darin bestehend, daß ich die Meinung vertreten und geglaubt habe, daß die Sonne Mittelpunkt der Welt und unbeweglich ist, und daß die Erde nicht Mittelpunkt ist und sich bewegt. Ich möchte mich nun vor Euren Eminenzen und vor jedem gläubigen Christen von jenem schweren Verdacht, den ich gerade näher bezeichnete, reinigen. Daher schwöre ich mit aufrichtigem Sinn und ohne Heuchelei ab, verwünsche und verfluche jene Irrtümer und Ketzereien und darüber hinaus ganz allgemein jeden irgendwie georteten Irrtum. Ketzerei und Sektierer, die der Heiligen Kirche entgegen ist. Ich schwöre, daß ich in Zukunft weder in Wort noch in Schrift etwas verkünden werde, das mich in einen solchen Verdacht bringen könnte. Wenn ich aber einen Ketzer kenne, oder jemanden der Ketzerei verdächtig weiß, so werde ich ihn diesem Heiligen Offizium anzeigen oder ihn dem Inquisitor oder der kirchlichen Behörde meines Aufenthaltsortes angeben.

      Ich schwöre auch, daß ich alle Bußen, die mir das Heilige Offizium auferlegt hat oder noch auferlegen wird, genauestens beachten und erfüllen werde. Sollte ich irgendeinem meiner Versprechen und Eide, was Gott verhüten möge, zuwiderhandeln, so unterwerfe ich mich allen Strafen und Züchtigungen, die das kanonische Recht und andere allgemeine und besondere einschlägige Bestimmungen gegen solche Sünder festsetzen und verkünden. Daß Gott mir helfe und seine heiligen Evangelien, die ich mit den Händen berühre. Ich, Galileo Galilei, habe abgeschworen, geschworen, versprochen und mich verpflichtet, wie ich eben näher ausführte. Zum Zeugnis der Wahrheit habe ich diese Urkunde meines Abschwörens eigenhändig unterschrieben und sie Wort für Wort verlesen, in Rom im Kloster der Minerva am 22. Juni 1633. Ich, Galileo Galilei, habe abgeschworen und eigenhändig unterzeichnet."

      Avatar
      schrieb am 09.05.03 00:12:32
      Beitrag Nr. 42 ()
      @sittin,
      heute ist die Wissenschaft frei, vielleicht ist Dir das schon aufgefallen. :eek:

      Niemand muß unter Gallileos Bedingungen Wissenschaft betreiben.

      Eine Frage
      Willst Du Deinen Thread jetzt zur ernsthaften Diskussion oder zu clownhaften Einlagen haben?

      Der Appell zu Selbsreflexion war natürlich vergebens, an einer Uni würdest Du Deine Blockade natürlich sofort an den ersten Noten widerfinden...
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 00:17:03
      Beitrag Nr. 43 ()
      Meine Gedanken sind frei.

      Weder kontaminiert durch jahrelanges lernen untauglicher Markterklärungsmechanismen.


      Noch durch Interessengesteuertes Wissen.

      Noch durch andere Interessen als der Aufklärung.

      Ich bin auch keinen guten Noten verpflichtet.


      Nur meinem Gewissen. Und das sieht mit altem Indianerherz die Mißstände der Welt, und, Theorie der Freiwirtschaft hin oder her, die Probleme siehst du ja wohl auch!
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 00:22:09
      Beitrag Nr. 44 ()
      Die Wissenschaft ist frei?

      Darüber könnten wir eine philosophische Diskussion in einem Extra-Thread starten.


      Mitnichten ist sie frei.



      Weder frei von Dogmen, noch frei von Kapitalinteressen.

      Und sie wird unfreier.

      Weil Kapitalinteressen sämtliche anderen Interessen verdrängen.

      Was nicht lohnend scheint, wird i.d.R. gar nicht erforscht. Vielleicht weil es keine Forschungsgelder gibt.
      Weil niemand Interesse an dem Ergebnis hat.
      Weil es die eigene Gier kontakarieren könnte.


      Schleißlich sind wir alle käuflich. Was nützt uns aber all das Geld, wenn wir etwas entdecken, was das Wesen des Geldes völlig verändert, um einer altruistischen Gesellschaft näher zu kommen?
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 00:22:53
      Beitrag Nr. 45 ()
      Dann passe endlich Deine Aussagen Deinem (unkontaminiertem) Wissen an.

      wenn Du schon nicht zuhören kannst und willst.
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 01:51:17
      Beitrag Nr. 46 ()
      # sittin jetzt schweifst du aber ab.

      "Um die komplizierten Dinge zu verstehen sollte man zuerst die einfachen verstehen."

      Ich glaube bei der Sache happert es bei dir etwas.
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 06:35:54
      Beitrag Nr. 47 ()
      Ich glaube nicht Tim!


      So lange hier geleugnet wird, wie Geldschöpfung funktioniert, warum Zinsen einen Wachstums- und Verschuldungszwang bedeuten, so lange werde ich euch nerven!
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 06:43:42
      Beitrag Nr. 48 ()
      Lüge und Wahrheit <-> Wahrheit und Lüge
      Rubrik: Manipulation Lüge, Wahrheit, religion, esoterik, macht, manipulation, regierung, staat, bankrott, staatsbankrott, verschwendung,
      20.02.2003 Unser falsches Wissen ist das größte Kapital der Manipulierer, das sie sich über viele Jahre hart erarbeitet haben. Über Werbung, Schulen, Predigten, Reportagen, Nachrichten, Literatur, Zeitschriften, angeblich wissenschaftliche Veröffentlichungen und abhängige Institute wird uns seit Jahrhunderten genau das Wissen vermittelt, welches den Mächtigen nutzt.

      Die Wahrheit stellte somit immer eine Gefahr für die Mächtigen dar. So wurden Bücher verboten oder gefälscht, Autoren mit Klagen überhäuft, Menschen und Theorien verächtlich gemacht und Ketzer ermordet. Es ist gar nicht so einfach, einem Menschen, der die wahre Zusammenhänge kennt, zu versklaven, zu überzeugen, daß er sein Leben für sein Vaterland opfern soll, schlechte Wahren zu verkaufen und im Sinne der Mächtigen funktionieren zu lassen. Ganze Wirtschaftszweige würden zusammenbrechen, auch die Kirchen und das Militär, wenn nur die Menschen die Wahrheit kennen würden. Beispielsweise würde der Milchverbrauch sinken, wenn der Verbraucher wüßte, daß Kuhmilch und Produkte aus Kuhmilch nutzlos und sogar schädlich sind. Aber der Verbraucher weis es nicht und so kann geworben werden für Schokolade, die das Beste aus der Milch enthält und kaum einer merkt den Schwindel. Die Industrie verkauft uns das wertlose Zeug und verdient daran. Kirchen verkaufen uns Ihre gottlosen 10 Gebote. Wüssten die `Gläubigen`, dass 9 der 10 Gebote den einzigen Sinn verfolgen, die Menschheit zu versklaven, gäbe es schon lange keinen Papst mehr, geschweige denn Christentum und Islam.

      Die Mächtigen können durch gezieltes, öffentliches Totschweigen verhindern, daß sich zu viele Leute über ein Thema Gedanken machen. Der Normalbürger lebt in einer ständigen Überflutung an Eindrücken, die er verarbeiten muß, so daß es ihm gar nicht auffällt, daß es auch Themen gibt, über die offiziell geschwiegen wird. Ständig werden Statistiken veröffentlicht, wieviel wir verdienen, wie viele arbeitslos sind, wie hoch die Inflation ist, wie viele am Rauchen, an Drogen, an AIDS und im Straßenverkehr sterben und wie viele Ehen geschieden werden. Da fällt es gar nicht auf, daß keine Statistiken veröffentlicht werden, wie viele Zwangsrekrutierte der Bundeswehr Selbstmord begehen, wieviele Menschen durch Hochspannungsmasten und Handyumsetzer krank werden und wieviele Priester Kinder sexuell mißbrauchen. Würden diese Statistiken monatlich veröffentlicht werden, so wäre die Meinung der Normalbürger wohl klar. Auch die Verhinderung dieser Meinung ist Meinungsmache!

      Dem öffentlichen Totschweigen sehr ähnlich ist die Vorenthaltung von Information.
      Beispiel: David Rockefeller, Ehrenvorsitzender des Council on Foreign Relations und der Trilateralen Kommission, Eigentümer der Chase Manhattan Bank und durch sie einer der Hauptaktionäre der Federal Reserve Bank, taucht in mehr Verschwörungstheorien auf als irgend jemand sonst seit Adam Weishaupt. Selbst bei flüchtigem Hinsehen erkennt man die Rockefellers als Hauptakteure im Spiel der Macht. Schon 1890 raffinierte die Familie 90 Prozent der Rohölförderung der Vereinigten Staaten; ihr Vermögen wächst seit dieser Zeit kontinuierlich. Ein Rockefeller, Nelson, war als Republikaner Gouverneur des Staates New York und Vizepräsident der Vereinigten Staaten; ein anderer war als Demokrat Gouverneur von Arkansas. 1916 betrug das Familienvermögen 500 Millionen Dollar, damals eine astronomische Summe; 1930 gehörte ihnen ein substantieller Anteil an den Aktivposten der 40.000 eingetragenen Firmen in den USA. Die Rockefellers besitzen heutzutage große Anteile an Exxon, am Rockefeller Center, an der Standard Oil of California, IBM, Thyssen, Krupp und der Chase Manhattan Bank, zusätzlich zu ihrem Firmenwert von mehr als zwei Milliarden Dollar und Aktienpaketen in etwa 50 anderen Firmen.
      Sie haben außerdem die Aktienmehrheit in der City National Bank und besitzen Anteile an 50.000 angeschlossenen Banken in mehr als 100 Ländern. Klingt nicht schlecht? Die Rockefellers sind auch noch an den vier größten amerikanischen Versicherungsgesellschaften beteiligt, welche widerum an den gößten deutschen VG’s beteiligt sind und umgekehrt. Und sie haben genug Aktien, um 37 der 100 größten Industriefirmen und neun der 20 größten Transportfirmen zu kontrollieren oder zumindest zu beeinflussen. Dazu kommen viele kleinere Firmen. 1993 gehörten David und andere Rockefellers zu den fünf Spitzenaktionären von 122 der größten und gewinnträchtigsten Firmen und Konzernen (viele viele nette Medienkonzerne weltweit!). Die Verbindung Rockefeller-Thyssen-Bush während des zweiten Weltkrieges und der aus dieser Verbindung entstandene Gewinn und das zugehörige Machtpotential werden totgeschwiegen, schließlich nutzen die Nutzniesser humanitäre Ziele als Alibi (trilaterale Kommission, Bilderberger, CFR, Freimaurerische Verbindungen über den ganzen Globus). Da kann nicht wirklich öffentlich über den Reibach mit der Kriegsmaschinerie der Nazis diskutiert werden, geschweige denn über Pipelineinteressen in Afghanistan, Ölgeschichten im Irak, CIA- Geschichten mit Bush’s und Bin Laden’s, Skull & Bones und das Mr.President-Business. Solch famose Stories sind einfach zu unvorstellbar als dass man sie glauben könnte oder gar wollte.

      Während beim öffentlichen Totschweigen ein Thema erst gar nicht untersucht wird und es somit auch keine Informationen gibt, können Informationen überhaupt erst dann vorenthalten wenn, wenn es sie gibt, sie also gesammelt wurden.

      In Ihrem Ausweis steht als Staatsangehörigkeit „deutsch“. Eine Staatsangehörigkeit „deutsch“ hingegen gibt es nicht! Ein Staat „Deutsch“ existiert nicht! Wäre Ihre Staatsangehörigkeit: „Bundesrepublik Deutschland“, so würde genau dies auch dort stehen! Faktum ist: In Ihrem Ausweis steht unter Staatsangehörigkeit „DEUTSCH“, damit an selbiger Stelle nicht „Deutsches Reich“ stehen muss. Öffentliche Diskussionen kommen erst gar nicht auf, weil Niemand diese Realität wirklich wahr haben will.

      Eine KFZ-Versicherung untersuchte einst anhand von Schadensberichten, wie hoch die Todesrate bei Unfällen in Abhängigkeit vom Modell des Autos ist. Diese Untersuchung wurde nicht veröffentlicht, obwohl sie doch für die Käufer von Neuwagen sehr interessant sein könnte. Auch eine Versicherung müsste doch eigentlich daran interessiert sein, daß es weniger Todesfälle gibt, da diese doch für die Versicherung Kosten verursachen. Offensichtlich hat die Versicherung auch noch andere Interessen.

      Überlastung ist die Kehrseite der Medaille beim Thema Schweigen bzw. Vorenthaltung von Information. Die Überlastung an Nachrichten hat zu Folge, daß über alte, unbewältigte Skandale bald keiner mehr redet.

      Durch Tabuisierung verhindern die Mächtigen, daß sich bestimmte Meinungen in der Bevölkerung durchsetzen. Wenn immer wieder behauptet wird, daß jeder, der gegen den ständigen Zuzug von Ausländern nach Deutschland ist, ein Ausländerfeind oder gar Nazi sei, so soll damit verhindert werden, daß diese Meinung zu oft geäußert wird. Diese Meinung wird somit tabuisiert. Der brave Bürger möchte natürlich kein Ausländerfeind sein, empört sich auch völlig zu Recht über die Straftaten von wirklichen Ausländerfeinden und könnte vor seinem eigenen Gewissen nicht verantworten, eventuell auch so ein schändlicher Ausländerfeind zu sein, der sich gegen den Zuzug von Ausländern wehrt. Bei dieser moralischen Tabuisierung des Themas gehen die wirklichen Gründe der Mächtigen völlig unter. Unser Wirtschaftssystem ist nach dem Wachstumsprinzip organisiert. Es bricht zusammen, wenn nicht ständig der Bedarf steigt. Wenn man schon die Kauflust der Bürger nicht steigern kann, so kann man doch durch Zuzug die Menge der Bürger steigern. Auch unser Rentensystem ist nach dem Wachstumsprinzip organisiert. Es bricht ebenso zusammen, wenn es nicht genug Betragszahler gibt. Wenn nicht genug Kinder geboren werden, müssen halt ausländische Arbeitnehmer zuziehen. Ausländer arbeiten oftmals für weniger Geld und nutzen daher der Industrie beim Drücken der Löhne. Das Wachstumsprinzip hat nur einen gewaltigen Fehler: Ständiges Wachstum führt zum Kollaps, denn unser Land wächst nicht mit!!!

      Bereits tabuisierte Themen und Personen lassen sich zur Ausweitung der Tabuisierung auf weitere Themen mißbrauchen. Ein typisches Beispiel hierfür ist die Sterbehilfe. Der medizinische Fortschritt ermöglicht es, daß Menschen oftmals unter größten Schmerzen weiterleben müssen, obwohl eine Heilung ausgeschlossen ist (z.B. Krebs im Endstadium). Viele Leidende haben daher den Wunsch zu sterben, da sie bessere Zeiten sowieso nicht mehr erleben werden. Von Gegnern der Sterbehilfe wird oftmals ein Zusammenhang zwischen Sterbehilfe und Euthanasie konstruiert. Die Tabuisierung der Euthanasie wird damit auf die Sterbehilfe ausgedehnt. Beide Themen unterscheiden sich aber in einem Punkt grundsätzlich:
      Bei der Sterbehilfe entscheidet einer selbst, daß er sterben will. Bei der Euthanasie entscheidet ein anderer, welches Leben lebensunwert ist.

      Eine frei erfundene Behauptung wird bei ständiger Wiederholung immer glaubhafter. Seit Jahren kommt die Kirchensteuer immer wieder ins Gerede. Manche würden sie gerne abschaffen, was natürlich die Finanzierung der Kirchen deutlich erschweren würde. Die Kirchen wehren sich dagegen mit der ständigen Wiederholung der Behauptung, daß viele soziale Einrichtungen bei einer Abschaffung der Kirchensteuer in Gefahr wären. Das klingt auch im ersten Moment logisch, ist aber eine hinterhältige Manipulation. Die kirchlichen Altersheime, Kindergärten, Krankenhäuser und Schulen werden nämlich nur zu einem sehr
      geringen Prozentsatz von der Kirchensteuer bezahlt. Die Hauptlast tragen der Staat, die Krankenkassen (somit die Beitragszahler) und bei Kindergärten auch die Eltern. Geradezu haarsträubend wird diese Manipulation, wenn konservative, kirchentreue Politiker behaupten, auch Konfessionslose sollten ersatzweise eine Sozialsteuer in gleicher Höhe wie die Kirchensteuer entrichten, um ebenfalls an den sozialen Einrichtungen beteiligt zu werden. Der Zusammenhang zwischen Kirchensteuern und sozialen Einrichtungen wird so oft wiederholt, daß die meisten Menschen davon tatsächlich überzeugt sind.

      Wenn man eine Behauptung von vielen, scheinbar unabhängigen Seiten hört, so klingt sie glaubhaft. Was alle relevanten Experten sagen, kann doch nicht falsch sein. Wenn eine Talk-Show oder Podiumsdiskussion ein Thema behandelt, kann der Veranstalter schon durch die Zusammensetzung der Experten eine Mehrheitsmeinung und eine Außenseiterposition im Voraus festlegen.

      Manchmal reicht es dem Manipulator sogar, eine frei erfundene Behauptung ohne jede Untermauerung oder zusätzliche Tricks zu veröffentlichen. Vielleicht wird sie irgendwann widerlegt, aber es finden sich bestimmt einige, die trotzdem felsenfest davon überzeugt sind. Viele Überzeugungen halten sich, obwohl sie eigentlich klar widerlegt sind, doch sehr hartnäckig. Manche wollen auch, nachdem sie sich erst eine Meinung gebildet haben, davon nicht wieder abweichen. Manche kriegen auch gar nicht mit, daß das, woran sie glauben, schon längst widerlegt ist.

      Die Vermischung einer Aussage mit ähnlichen, aber völlig absurden Aussagen hilft dem Manipulierer bei der Verunglimpfung dieser Aussage bzw. Meinungsäußerung. Als Beispiel möchte ich das UFOPhänomen nennen. Es gibt Fotos, Berichte von Entführten unter Hypnose, Ufos, die von vielen Menschen gleichzeitig gesehen wurden, Radaraufzeichnungen und vieles mehr. Eigentlich dürfte die Beweislage doch klar sein. Trotzdem macht man sich immer noch lächerlich, wenn man sich dazu bekennt, daß man das UFOPhänomen als real betrachtet. Es reicht für die Manipulierer hierbei schon völlig aus, einige offensichtlich gefälschte Bilder zu veröffentlichen und einige Spinner und Wichtigtuer in Talk-Shows vorzuführen. Für den Betrachter, der sich mit dem Thema nicht ernsthaft beschäftigt hat, erscheint das Ganze dann ziemlich lächerlich und die wenigen Fakten gehen bei den vielen Pseudofakten unter.

      Eine Steigerung ist die Desinformations-Politik, die gezielt falsche Informationen verbreitet. Wenn einem Nachrichtenmagazin eine geschickt gefälschte Urkunde zugeschoben wird, welche die Verstrickung eines Politiker in eine strafbare Handlung beweisen soll, und das Nachrichtenmagazin dieses scheinbare Wissen zu Umsatzsteigerung veröffentlicht, kann das dem Ruf dieses Politiker schon deutlich schaden, auch dann wenn die Fälschung später entdeckt wird.

      Es gibt für den Manipulator diverse Methoden, eine Aussage zu verfälschen. Durch Simplifizierung kann er die Aussage je nach Zielsetzung schnell beweisen oder widerlegen. Durch Überspitzung kann er sie ad absurdum führen. Durch Verkomplizierung oder Mystifizierung kann er von der eigentlichen Aussage ablenken und den Manipulierten verwirren. Mit Polemik und rhetorischen Tricks kann er die Aussage lächerlich machen.

      Eine Wahrheit läßt sich verfälschen, indem man von der Unwahrheit mehrere Varianten in Umlauf bringt. Wer sich eine Meinung bilden will, wird sie unter den Unwahrheiten suchen, denn die Wahrheit stellt eine Außenseiterposition dar. Es kann aber auch für den Manipulator sinnvoll sein, von der Wahrheit mehrere Varianten, die alle etwas Unwahrheit enthalten, in Umlauf zu bringen. Dadurch kann er die Aussage verwässern. Welcher Version soll man denn glauben? Die Wahrheit geht in beiden Fällen unter.

      Wenn der Manipulierer die Meinungsäußerung eines Menschen sachlich nicht oder schlecht entkräften kann, so wird er auf einen Nebenschauplatz ausweichen. Die Glaubwürdigkeit dieses Menschen soll erschüttert werden. Jede mögliche Schwäche kann dabei ausgenützt werden, sei es eine Vorstrafe, die (zeitweise) Zugehörigkeit zu einer radikalen Gruppe, Zitate aus früheren Interviews, die aus dem Zusammenhang gerissen ein falsches Bild ergeben oder Veröffentlichungen über seine Sexualpraktiken.

      Ein Manipulator kann eine Gruppe, die ihm wenig Möglichkeiten zur Verunglimpfung gibt, unterwandern und radikalisieren. Dadurch kann er erst Argumente schaffen, die gegen diese Gruppe sprechen. Eine Variante wäre, die schlechten Eigenschaften dieser Gruppe zu fördern.

      Die Neugier von Menschen kann der Manipulator durch Scheinwahrheiten befriedigen, damit diese Menschen aufhören, nach den wirklichen Wahrheit zu suchen.

      Wenn eine Beeinflussung direkt schwer zu erreichen ist, so kann der Manipulator indirekt vorgehen. Eine Variante ist die Meinungsbildung über das Gegenteil. Will ein Manipulator einem einreden, daß man mit einem Duftwässerchen besser riecht, so wird das mögliche Opfer vielleicht der Meinung sein, auf diesen Duft verzichten zu können. Wenn man aber den unangenehmen Körpergeruch in der Werbung betont, so ist es unwahrscheinlich, daß das Opfer der Meinung ist, diesen üblen Geruch behalten zu wollen.

      Eine weitere Variante ist die Bildung von Meinungen zu unterschiedlichen Einzelthemen, die in der Summe zu einem gemeinsamen Ziel führen. Für einen Hersteller von PKWs ist es wohl kaum möglich, mit einer einzelnen Werbekampagne ein neues Modell so überzeugend darzustellen, daß ein Normalbürger spontan bereit wäre, ein Jahresgehalt für das neue PKW-Modell auszugeben, obwohl sein alter PKW noch sehr gut fährt. Statt dessen werden dem Opfer häppchenweise und gut verdaulich die einzelnen Argumente geliefert, zu denen er sich eine Meinung machen soll. Kann man als Deutscher ein ausländisches Auto kaufen, wo doch im Inland viele Arbeitsplätze direkt und indirekt an der Automobilherstellung hängen? Wie lange möchte man noch mit dem Risiko leben, keinen Airbag zu haben? Wenn man schon eine Neuwagen kauft, soll man dann auf einen Full-Size-Airbag verzichten? Wie lange kann man es noch verantworten, ein Auto ohne Katalysator zu fahren? Was passiert, wenn man mit einem ausländischen Auto eine Panne hat und man findet keine Werkstatt? Die Liste an Einzelthemen könnte man beliebig fortsetzen. Der Unterschied zwischen echten Argumenten und unhaltbaren Pseudoargumenten ist oftmals nicht klar erkennbar. Nachdem die Manipulation der Meinung durch Artikel in Fachzeitschriften und durch Fernsehsendungen zu diversen Einzelthemen erfolgreich war, darf sich das Opfer zum Thema Autokauf nun seine eigene Meinung machen und glaubt wahrscheinlich sogar, daß es wirklich die eigene Meinung ist. Die Werbung braucht die Themen nur noch aufzugreifen.

      Sofern man direkt seine Meinung äußert, so muß man sich für diese Meinung eventuell rechtfertigen, da ein Widerspruch möglich ist. Einfacher ist es da schon, die Meinung eines Anderen zu äußern, denn für diese braucht man sich weder zu rechtfertigen noch zu entschuldigen. Der Widerspruch kann einen nicht treffen. Wenn man es gar schafft seine Meinung durch das Zitieren allgemein anerkannter Autoritäten darzustellen oder sogar aus der Bibel, so ist Widerspruch kaum zu erwarten. Die Meisten kennen ohnehin nicht alle Textstellen so genau, daß sie erkennen würden, daß sehr selektiv aus dem Zusammenhang
      heraus zitiert wurde. Auch Gutachten, Gerichtsurteile und Statistiken sind hierfür geeignet. Beliebt im Fernsehen ist die Umfrage auf der Straße. Durch gezielte Auswahl der Antworten kann man eine Meinung des Volkes beliebig vorgaukeln. Solche Zufallsumfragen mit Kindern erwecken den Eindruck, daß sie wirklich ehrlich sind und so elementar, daß jedes Kind es kapiert. Eine Häufung der gewünschten Meinung bei Straßenumfragen läßt sich erreichen, indem die Umfrage an einem Ort durchführt, wo eine bestimmte Meinung zu erwarten ist, etwa am Rande einer Demonstration oder vor einer Kirche nach dem Gottesdienst. Journalisten haben die Möglichkeit, ihre Meinung durch gezielt ausgewählte Fallbeispiele und Interviews zu beweisen. Wenn man Personen zitiert, so sollten sie allgemein anerkannt sein, doch hierfür gibt es kein absolutes Kriterium. Gerne werden verliehene Preise, Titel und frühere Leistungen hierfür herangezogen. Es klingt doch ganz anders, ob ein Herr X etwas sagt oder der Sonstwas-Preisträger und Leiter des Dingenskirchen-Instituts Prof. Dr. X.

      Ungewünschte Meinungen können am wirksamsten schon dann bekämpft werden, wenn sie der Bevölkerung noch nicht voll bewußt sind. Wenn ein Politiker seinen Wählern zu kalt und herzlos erscheint, so kann durch eine Sendung, bei der er im Kreis seiner Familie als fürsorglicher Familienvater gezeigt wird, diese Meinung korrigiert werden. Glauben die Wähler, er sei von der Wirklichkeit abgehoben, so zeigt man, wie er am Supermarkt in der Warteschlange an der Kasse steht. Die Kunst des Manipulators ist es hierbei, die Meinung der Bevölkerung zu erkennen und zwar schneller als es die Bevölkerung selbst tut. Durch tiefenpsychologische Interviews von repräsentativ ausgewählten Gruppen ist dieses relativ einfach. Diese Art der Manipulation ist dadurch besonders erfolgreich, weil sie mit geringen Mitteln auskommt, denn es muß nicht gegen ein gefestigtes Vorurteil vorgegangen werden. Diese geringen Mittel fallen als Manipulation nicht auf.

      Kostenlose Helfer
      Manipulation ist ein aufwendiges Geschäft. Wenn jemand Werbung für sein Produkt betreibt, hat er das Ziel, durch die Werbung mehr zu verdienen. Doch die Werbung kostet erst einmal Geld. Es liegt daher im Interesse des Manipulierenden mit dem geringsten Aufwand den größten Erfolg zu erreichen. Besonders angenehm ist es für ihn, wenn er kostenlose Helfer hat, deren Manipulation einfacher ist als die Manipulation der eigentlichen Zielgruppe. Ein Beispiel hierfür ist Werbung für Herrenmode in Modezeitschriften für Damen. Manche Männer
      sind für Mode schwer zu begeistern. Diese Zielgruppe ist somit über Werbung direkt nur mit sehr großem Aufwand zu erreichen. Aber diese Männer haben möglicherweise Ehefrauen, deren modische Beeinflussung deutlich einfacher ist und die dann wiederum ihre Männer beeinflussen. Diese Frauen werden somit als kostenlose Helfer mißbraucht und sind sich oftmals dieser Aufgabe noch nicht einmal bewußt.
      Die kostenlosen Helfer glauben sogar, daß es ihre eigenen Interessen sind, welchen sie verfolgen. Aber auch derjenige, der eine Revolution plant oder eine Religion oder Weltanschauung über die Welt verbreiten will, braucht diese kostenlosen Helfer. Alleine sind solche Pläne nicht durchführbar.

      Beispiele:
      Eine besonders bibeltreue Sekte erwartet von ihren Mitgliedern, daß diese regelmäßig Missionierungsarbeit leisten. Schließlich müsse doch die Menschheit errettet werden und das sei doch die Aufgabe eines jeden wahrhaft Gläubigen. Die Mitglieder werden somit als kostenlose Helfer benutzt.

      Bei den großen Kirchen wird die Manipulation von Kindern oftmals von kostenlosen Helfern erledigt. Das ganze wird hier als Jugendarbeit und ehrenamtliche Tätigkeit bezeichnet. Auch Eltern helfen hier kostenlos mit, indem sie ihren Kindern den Kirchgang, die Werte und die Ziele der Kirche nahelegen. Und so wird die nächste Generation an Kirchensteuerzahlern herangezogen.

      Kinder werden zum kostenlosen Helfer der Industrie, indem sie ihren Eltern einreden, daß das Schaumbad mit dem Quitsche-Entchen viel besser riecht und auch nicht so in den Augen brennt wie das Konkurrenzprodukt ohne das Spielzeug.

      Frauen werden zum kostenlosen Helfer der Industrie, indem sie ihren Männern einreden, daß deren alter Anzug nun wirklich nicht mehr modisch sei.

      Männer werden zum kostenlosen Helfer der Industrie, indem sie lernen, gegenüber ihrer Familie zu rechtfertigen, daß alle zwei bis drei Jahre unbedingt das neuste Auto angeschafft werden muß. Über entsprechende Fachzeitschriften, die fast ausschließlich von Männern gelesen werden, gibt es die notwendigen Argumentationshilfen (Airbag, Sicherheitsfahrwerk, Benzinverbrauch, Pannenstatistik).

      Mitglieder der Ortsgruppe einer Partei helfen kostenlos beim Wahlkampf mit, indem sie kostenlos Plakate kleben und Zettel verteilen.

      Reporter, die immer auf der Suche nach dem neusten Skandal sind, und Politiker, die alles ausnutzen, was dem politischen Gegner schadet, sind die kostenlosen Helfer für die Abteilungen für Desinformations-Politik in den Geheimdiensten feindlich gesinnter Staaten bzw. Organisationen, denn sie machen aus einem gefälschten Dokument erst den politischen Skandal, indem sie ohne Prüfung der Echtheit dieses Dokument für ihre Ziele ausnutzen. Und was haben alle diese kostenlosen Helfer gemeinsam? Alle glauben, daß sie im eigenen Interesse handeln oder ihre Tätigkeit einem höheren Ziel dient. Die wenigsten erkennen, daß sie für die Ziele eines anderen benutzt werden.

      Je größer die abgezielte Macht und die einhergehenden wirtschatlichen Ziele, desto immenser die Darstellung humanitärer Ziele und die Präsentation theosophischen `Wirkens`.

      Was also war das große humanitäre Ziel bei der Unterstützung der Nazis durch Thyssen, Bush, Rockefeller?

      Antwort: Die Ausweitung Ihrer Macht nach Europa! (Die amerikanische Wirtschaft war damals am Boden)

      Was war das Ziel der Zulassung oder gar Inszenierung??? des WTC-Anschlages?

      Antwort: Realisierung einer Massentraumatisierung zum offenen Kampf gegen den Terror unter Berufung auf humanitäre Ziele mit dem Ziel weltweiter Erdölkontrolle und der einhergehenden „Einigung“ der Völker unter einer einheitlichen, „freiwilligen“ Weltregierung. George Orwell’s 1984 ist Nichts im Vergleich zur Realität.

      Die Schulden der Bundesregierung betragen mehr als 2,2 Billionen € (2.200 Milliarden €;). Sie werden niemals zurückgezahlt werden können! Wieviele Zinsen haben Sie in Ihrem bisherigen Leben bereits gezahlt und wie viele Zinsen werden Sie in Zukunft noch zahlen?
      Herzlich Willkommen in der Realität der zinseszinsversklavten Seelen.

      Haben Sie wirklich solch ein beschissenes Karma? Dass ein nicht zu unterschätzender Anteil Ihrer werten Existenz einzig und allein dazu dient, zwei Familien mit permanent wachsender Macht und steigendem Status zu versorgen?
      Ok, ok, vielleicht haben Sie ja auch nur ein total beschissenes Geburtshoroskop?
      Vielleicht haben sie es sich aber auch redlich verdient? Vielleicht ist gerade das Ihre wahre Berufung? Vielleicht ist dies der wahre Sinn Ihres Lebens (inklusive ab und zu mal bisschen Poppen, alle paar Jahre eine neue „Penisverlängerung“, ab und zu die eine oder andere Neuverschuldung zum Statuserhalt (oder gar Verbesserung des selbigen)? Vielleicht spielen Sie aber auch ein ähnliches Spiel, im Kleinen versteht sich? Klar, im Masturbationskonklav ethischer, moralischer und wirtschaftlicher Gegenseitigkeitsbefriedigung nach dem altbewährten Radfahrer- und Marionettenprinzip. Wer weiß?

      Audiovisuelle Dauerberieselung, totalitärpermanente Gehirnentspannung, „uneigennützige“ Standardverhaltensschemata, dauerhaftes Verantwortungsgefühl, allgegenwärtige Wohltätigkeit und Humanitarismus – wie könnte ein verantwortungsbewußter Mensch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte darauf verzichten wollen? Nicht auszuma(h)len!

      Könnte ein Leben schöner sein? Wohl kaum.

      Bitte, versuchen Sie niemals Ihre oder die Meinung eines Anderen zu hinterfragen und vor allem nicht, den Ursprung dieser Meinungen herauszufinden.

      Passen Sie gut auf sich auf
      Ihr B.Nefiz

      Quellen:
      Niccolo Machiavelli: Der Fürst, Reclam
      Vance Packard: Die geheimen Verführer
      Vance Packard: Die große Verschwendung
      Ole Olsen: Der Ejakulator lacht, er hat die Macht
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 08:03:26
      Beitrag Nr. 49 ()
      oder anders:

      Woher kommt letztlich, in letzter Quintessenz, Geld für Zinsen, die ein Kreditnehmer zu zahlen hat.


      Er kann es zwar mit Gewinn oder Arbeit erwirtschaften, doch woher kommt das Geld dafür in den Kreislauf und vor allem wie!


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