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    Warum Denken unmodern ist - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 15.06.04 20:11:04 von
    neuester Beitrag 17.06.04 13:31:54 von
    Beiträge: 28
    ID: 870.536
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      schrieb am 15.06.04 20:11:04
      Beitrag Nr. 1 ()
      Von Norbert Bolz

      In der von den Massenmedien formatierten Öffentlichkeit ist Kritik durch Moralisierung ersetzt worden: Zwischen den Polen Lob und Tadel wird das Nachdenken eingespart, in Feuilletons und Talkshows wird längst nicht mehr diskutiert, sondern nur noch emotionalisiert.

      Am Anfang war das Kraulen: Den Zusammenhalt der Gruppe sicherten die Affen durch gegenseitige Fellpflege. Aus diesem sozialen Schmusen hat sich vermutlich die Sprache entwickelt; denn in der sehr viel größeren Lebenswelt der Menschen kann das Funktionieren einer Gemeinschaft nur durch Sprache gewährleistet werden. Wir kraulen uns nicht mehr gegenseitig, sondern wir klatschen und tratschen übereinander.

      Sobald es der Gesellschaft dann gelingt, dieses Geschwätz kritisch zu sondieren, wird Aufklärung möglich, und an die Stelle des Gossip, also des Klatschs und Tratschs, tritt der Diskurs. So lässt sich die Evolution des Sozialen von den Menschenaffen zu Habermas auf drei Etappen reduzieren: Am Anfang war das Schmusen, dann kam das Geschwätz und schließlich die Diskussion.

      Dieses - zugegebenermaßen sehr holzschnittartige - Schema ist deshalb interessant, weil die Geschichte der Massendemokratie seit Kants seligen Zeiten den Eindruck vermittelt, als würde die evolutionäre Entwicklung wieder zurückgedreht. Moderne Streitkultur, der Stolz der westlichen Welt, hat sich längst in Talk aufgelöst; und dieser nimmt neuerdings einen Aggregatzustand an, den man als neue Flauschigkeit bezeichnen könnte. Wir haben es offensichtlich mit einer Devolution vom aufgeklärten Streit, der soziale Konflikte artikuliert, zum Geschwätz der Talkshows und schließlich zur Schmusewelt des Politainment zu tun. Die Diagnose lautet ganz einfach: Ende der Kritik.

      In der von den Massenmedien formatierten Öffentlichkeit wird Kritik durch Moralisierung ersetzt. Statt über die komplexen Sachverhalte der modernen Welt zu diskutieren, erspart uns der einfache Code der Moral, nämlich Loben oder Tadeln, das Nachdenken. Loben heißt konkret Marketing. Das Tadeln wird als Skandal inszeniert. Bücher, Theateraufführungen und Ausstellungen werden nicht mehr kritisch rezensiert, sondern enthusiastisch angepriesen. Die Folge: Elke Heidenreich hat mit ihrer Wohlfühl-Literatursendung "Lesen!" mehr Einfluss auf die Bestsellerlisten, als dem lautstark diskutierenden "Literarischen Quartett" von Marcel Reich-Ranicki je vergönnt war.

      Andererseits werden Figuren des öffentlichen Lebens, die durch eine Kleinigkeit das Ressentiment der Political Correctness reizen, als Sündenböcke zur Strecke gebracht. Der von den Massenmedien liebevoll gehegte Skandal ist der demokratische Schauprozess - der nach dem Wirbel um seine gesponserten Hotelkosten gefeuerte Bundesbankchef Ernst Welteke kann ein Lied davon singen.

      Im Skandalkonsum goutiert das Publikum die soziale Lust des Moralischseins. Welche Romane der vergangenen Jahre fanden in den Feuilletons die größte Aufmerksamkeit? "Tod eines Kritikers" von Martin Walser, in dem es um die fiktive Ermordung eines jüdischen Großrezensenten (gemeint war Marcel Reich-Ranicki) ging; und Thor Kunkels Nazi-Porno-Buch "Endstufe", bei dem die einen sich darüber erregten, dass der Rowohlt Verlag es herausbringen wollte, und die anderen "Zensur" schrien, als der Verleger schließlich von einer Veröffentlichung absah. "Sociopleasure" hat der amerikanische Anthropologe Lionel Tiger das genannt. Gemeint ist die gute Unterhaltung durch die Spielformen von Moral und Gefühlen, also Sentimentalität und Sensation.

      Dazu passt das "Celebrity Design" in der öffentlichen Darstellung von Politik. Berühmtheiten dürfen Schwachsinn äußern, ohne damit störend aufzufallen. Wer unlängst Peter Maffay bei "Sabine Christiansen" gesehen hat, ahnt, was hier noch auf uns zukommen kann. In jedem Fall prämiert die Medienöffentlichkeit Typen ohne Ecken und Kanten - man denke nur an den als Talkmaster firmierenden Traumschwiegersohn Reinhold Beckmann oder an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, den die Berliner nur deshalb gewählt haben, weil er so "knuffig" ist.

      Wer dies kritisch sieht, sollte die Intelligenz des Nettseins nicht unterschätzen: Politiker und Journalisten, die sich gegenseitig die Hände waschen, können enorme Kooperationsgewinne abschöpfen. Prominente sind nämlich Eigenwerte der Massenmedien, die das Chaos der Welt wie seltsame Attraktoren ordnen. Das erklärt, warum das Fernsehen so beliebt ist, obwohl alle über das niveaulose Programmangebot klagen. Hier kann ich mir ein Bild von der Welt machen; hier gibt es noch Unmittelbarkeit und Dramatik. Hier bin ich Mensch, hier darf ich`s sein.

      Seit es Privatfernsehen gibt, sehen wir zwar nicht mehr dieselben Sendungen. Doch gleichgültig, welchen Sender wir einschalten - überall erwartet uns Gerhard Schröder. Nicht dass er uns etwas zu sagen hätte. Fernsehen ist der schlichte Körperkult der Prominenz. Und der gemeinsame Bezug auf Prominente hält die Gesellschaft zusammen. Wer etwa seinen Sonntagabend der ARD opfert, erlebt alles, was unsere moderne Welt im Innersten zusammenhält. Zunächst den "Tatort" als unwiderstehliche Propaganda der Political Correctness, der, wie alle Fernsehserien, die soziale Lust des Moralismus bietet: Man kann zusehen, wie Gerechtigkeit geschieht. Und dann "Sabine Christiansen" - Talk als Kult unserer Staatsreligion. Früher hat man das richtige Verhalten in der Polis gelernt; heute genügt es, den Fernseher einzuschalten.

      Doch in Talkshows werden nicht nur Prominente ausgestellt; sie befriedigen auch die Ausdrucksbedürfnisse moderner Subjektivität. Wichtiger als die Information ist die Beteiligung an Kommunikation: Reden wir miteinander! Talk heißt Klatsch und Tratsch. Und Klatsch ist die Art von Konversation, in der es um Standards und Werte geht. Sie trennt innen und außen. Massenmedien weiten den Klatsch-Mechanismus auf Fremde aus. Das heißt, Prominente und Politiker werden von den Zuschauern als wichtige Gruppenmitglieder behandelt. Ob ich das Tun und Treiben von Dieter Bohlen und Gerhard Schröder nun in der ARD oder in den Lifestyle-Magazinen verfolge - stets arbeite ich am "updating" meiner gesellschaftlichen Landkarte. Insofern entspricht die Unterhaltungsformatierung aller Ereignisse in den Massenmedien nicht nur unseren tiefsten Wünschen, sondern auch einer sozialen Notwendigkeit. Konsum von Klatsch ist das Genießen der Unterwürfigen - und zugleich die Form, in der sie soziale Intelligenz ausbilden.

      Wie gesagt: Schimpansen kraulen sich, wir schwätzen miteinander. Beides hat denselben sozialen Sinn: den Gruppenzusammenhalt zu sichern. Im Medium von Klatsch und Tratsch beobachten wir die soziale Komplexität unserer Welt und trainieren so unsere soziale Geschicklichkeit. Wer hat was mit wem? Statt also, wie es die Vertreter der Gutenberg-Galaxis ganz selbstverständlich unterstellen, die Massen zu verblöden, funktioniert Fernsehen als Schule der sozialen Intelligenz. Was soll ich glauben? Was kann ich hoffen? Was darf ich begehren?

      Die Antworten darauf gibt die gute Unterhaltung in den Massenmedien, die uns mit einem Set von Überzeugungen und Wünschen versorgen. Das ist der praktische Humanismus des Fernsehens. Es leistet konkrete Lebenshilfe bei der Flucht aus der Komplexität. Vorm Fernseher und im Kino haben wir gelernt, was uns keine Schule und kein Elternhaus beibringen konnte: So also geht man mit Frauen um; so funktioniert die Welt; das ist Glück! Das war und ist die Welt der Stars, die Geburt der großen Gefühle von Ruhm und Ehre - und natürlich der demokratische Mythos des Erfolgs. Was man von Film und Fernsehen derart lernen kann, nennen Anthropologen "behavioral literacy".

      Seit das Fernsehen nicht mehr von einem "Kulturauftrag" faselt, sondern um Kunden konkurriert, kann man deutlicher erkennen, wie die technische Entwicklung der Medien mit den Kundenerwartungen in der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts und dem Selbstverständnis demokratischer Bürger harmoniert. Der Zuschauer rückt ins Zentrum der Medieninszenierung. Man kann es auch so sagen: Die auf den Märkten heute selbstverständliche Kundenorientierung hat jetzt auch die Massenmedien erreicht. Man hat endlich begriffen, dass der Medienkunde selbst das eigentliche Produkt einer Sendung ist. So wird Fernsehen zum Event. Das ist das Eine.

      Zum andern entsprechen die Massenmedien dem wachsenden Wunsch der Bürger nach politischer Partizipation. Formen direkter Demokratie werden wieder attraktiv. Das ist natürlich nur mit den Medien und in den Medien möglich. Man denke nur an die wachsende Bedeutung der Meinungsumfragen, die mittlerweile den Rahmen für alle politischen Entscheidungen abgeben. Natürlich hat dieses Mehr an Unmittelbarkeit seinen Preis. Besonnenheit und Geschmack haben in unserer Kultur kaum mehr eine Chance. Doch ist das ein Grund für Kulturkritik? Auch wenn es weh tut: Wir müssen lernen, mit Geschmacklosigkeiten zu leben. Denn Geschmack diskriminiert - und das ist in Massendemokratien unerträglich. Deshalb haben demokratische Kulturen den Geschmack durch die öffentliche Meinung ersetzt, die von den Medien inszeniert wird.

      Das Internet und das Fernsehen präsentieren Information als Fetisch und Kommunikation als Kult - man denke nur an Talkshows und Chatrooms. Nicht was, sondern dass geredet wird, zählt, und je mehr, desto besser. Kommunikative Lust hat mit Information nichts zu tun. Es geht um Geschwätz, Dabeisein - "Hallo, ich bin`s ..." Kein Mensch strebt, Aristoteles zum Trotz, von Natur aus nach Wissen. Und außer einigen Geschäftsleuten und Wissenschaftlern will auch niemand ständig Informationen abrufen. Informationen verunsichern nämlich. Kommunikationen dagegen verleihen Sicherheit, und zwar gerade durch das Gegenteil von Information: Redundanz, Resonanz - kurz: Geschwätz.

      Um Informationen kommunikationstauglich zu machen, werden sie von den Massenmedien emotionalisiert. Der amerikanische Ökonomie-Nobelpreisträger Herbert Simon hat das einmal "Hot Dressing" genannt: Information im Kontext von Emotion. Zugleich funktioniert diese Emotionalisierung als Unterbrechungsmechanismus, der es den Medien erlaubt, von einem Thema zum nächsten zu kommen. Wir haben es also mit einer Art "Emotional Design" der öffentlichen Meinung zu tun, der es nicht um die Lösung von Problemen, sondern um die Klärung von Gefühlslagen geht.

      Der Kulturanthropologe Clifford Geertz hat darauf hingewiesen, dass wir wissen müssen, wie wir über einen Sachverhalt fühlen, um uns über ihn eine Meinung bilden zu können. Und um das herauszufinden, brauchen wir die öffentlichen Gefühlsmuster, die früher von Mythen, Ritualen und der Kunst verordnet wurden, heute aber vor allem von den Massenmedien angeboten werden. Gefühle wurden schon immer moralisch bewertet und rituell sanktioniert. Heute sehen die Hohenpriester dieses Kults aber nicht mehr hieratisch streng, sondern ganz harmlos, nett und freundlich aus. Und sie haben Namen wie Jürgen Fliege oder Sandra Maischberger.

      Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,302357,00.h…


      So isset.
      Man merkt das auch in der politischen Diskussion. Z.B. zum Zuwanderungsgesetz: Hauptthema der Medien war nicht der Inhalt des Gesetztes, sondern die Großwetterlage zwischen den Parteien und wer wen (angeblich) brüskiert.

      Schöne Aussichten... :(

      Wynt
      Avatar
      schrieb am 15.06.04 20:34:05
      Beitrag Nr. 2 ()
      @ Wynt

      Nicht nur denken, auch lesen ist unmodern.
      Also bitte nicht so ´nen langen Text hier reinstellen.:D
      Avatar
      schrieb am 15.06.04 20:37:39
      Beitrag Nr. 3 ()
      Schreiben ist auch unmodern.
      Viele Threaderöffner bringen nur kopierte Beiträge.

      ;
      Avatar
      schrieb am 15.06.04 22:58:07
      Beitrag Nr. 4 ()
      Warum hat er nicht Hohmann als letzten großen moralischen Schaukampf von Politik und Medien erwähnt. Emotionalisierung statt Diskurs.
      Aber da stand dem Spiegelautor ebenfalls die Political Correctness im Wege,- schließlich möchte dieser trozt seiner Kritik ja auch noch "gekrault"werden. Immerhin ist auch er Teil des Medienapparates und braucht das Lob seiner Kollegen und der Öffentlichkeit! :D
      Ansonsten nicht schlecht der Bericht.
      Avatar
      schrieb am 15.06.04 23:17:21
      Beitrag Nr. 5 ()
      Spiegel Redakteure tragen doch selber die moralische Gutmenschen Fahne vor sich her.:mad:

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      schrieb am 16.06.04 12:05:03
      Beitrag Nr. 6 ()
      Lösung: Fernseher und Computer verkaufen?
      Avatar
      schrieb am 16.06.04 16:37:09
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hat ganz gut angefangen, aber dann stark nachgelassen.

      Insgesamt enttäuschender Artikel.
      Avatar
      schrieb am 16.06.04 16:55:45
      Beitrag Nr. 8 ()
      Wenn selbst die duemmsten Bewerber um einen Ausbildungsplatz nach Vorstellung der SED, aaeeeh sorry, SPD einen Azubi-Platz garantiert bekommen, dann sieht man, dass Verdummung nicht nur modern ist, sondern sich auch noch auszahlt.
      Avatar
      schrieb am 16.06.04 17:33:14
      Beitrag Nr. 9 ()
      #8,

      Was soll Deiner Meinung nach mit den "Dummen" geschehen?

      Wer soll feststellen, ob ein Jugendlicher ein Anrecht auf einen Ausbildungsplatz bekommt der nicht?

      Etwa die "Ausbildungsplatzbefürwortungsbehörde" oder das "Amt für Jugendliche, die für alles zu doof sind".

      Oder gleich Arbeitslagermäßige Zuteilung zur Umsonstarbeit?
      Avatar
      schrieb am 16.06.04 17:44:27
      Beitrag Nr. 10 ()
      Ausbildungsplatzabgabe schadet Wirtschaft und jungen Menschen

      Die von Rot-Grün geplante Ausbildungsplatzabgabe ist kontraproduktiv, lenkt von den eigentlichen Problemen ab und dient nur dazu, einige Parteilinke zu besänftigen. Um Ausbildungsplätze zu schaffen, brauchen wir vielmehr eine kompetente Wirtschafts- und Bildungspolitik. Diese Ansicht vertritt die CSU Landtagsfraktion zu den Forderungen aus den Reihen der SPD. Dazu sei die Bundesregierung angesichts der Wirtschaftsdaten offensichtlich nicht in der Lage. Die schlechte Konjunktur, ein Nullwachstum, 40.000 Unternehmenspleiten und steigende Arbeitslosenzahlen seien die Hauptursachen fehlender Ausbildungsplätze.
      Eine solche Strafgebühr gefährdet weitere Unternehmen in ihrer Existenz. Gleichzeitig wird ein kostenintensiver, bürokratischer Apparat geschaffen, um Abgabequoten der Betriebe zu berechnen, Gelder einzutreiben und zu verteilen. Neue Ausbildungsplätze werden dagegen nicht geschaffen. Die betriebliche Ausbildung wird immer weiter in umlagefinanzierte Ausbildungszentren verlagert und damit die erfolgreiche duale Ausbildung ausgehöhlt. Mit praxisorientierter Ausbildung hat das nach Ansicht der CSU Fraktion nichts mehr zu tun.“
      Die Wirtschaft hat mit der Nachvermittlungsaktion schon erfolgreiche Anstrengungen unternommen, um noch nicht vermittelte Bewerber unterzubringen. Leider gibt es dabei aber mehrere Probleme: Angebot und Nachfrage passten oft strukturell und regional nicht zusammen. Einige Bewerber sind ausbildungsunwillig, andere ausbildungsunfähig. Bei den Nachverhandlungen sind nach Angaben der Arbeitgeber nur gut die Hälfte der Bewerber zu Gesprächen erschienen. 90.000 Jugendliche verlassen die Schule ohne Schulabschluss. Diese Jugendlichen müssen zum großen Teil in berufsvorbereitenden Maßnahmen erst fit für eine Ausbildung gemacht werden. Deshalb brauchen wir zum einen eine Bildungspolitik, die den Jugendlichen hilft, ihren Schulabschluss zu erreichen. Zum anderen brauchen wir gerade für diese Jugendlichen Ausbildungsmodelle, die mit weniger Theorie auskommen. Anstrengen muss sich jetzt die Bundesregierung.
      thomas obermeier
      Avatar
      schrieb am 16.06.04 18:01:22
      Beitrag Nr. 11 ()
      #9

      Wenn sie gut reden können, können die Dummen ja in die Politik gehen. Das hat bisher doch auch ganz gut geklappt.

      #10
      Wenn 90.000 Schüler von ihrer Schule keinen Schulabschluß erhalten, wird es Zeit hier was zu tun: Her mit Schulabschlußabgabe! Jede Schule, muß pro Schüler, der die Abschlußprüfung nicht besteht, 10000 Euro zahlen. Das Geld wird in einem Ausgleichtopf verwaltet und die Schule, die alle Schüler mit guten Noten entläßt, erhält daraus Gelder, die unter dem Lehrerkollegium, großzügig aufgeteilt wird.


      ;
      Avatar
      schrieb am 16.06.04 18:04:45
      Beitrag Nr. 12 ()
      Semi,
      in Bremen gibt es das angeblich schon.
      Avatar
      schrieb am 16.06.04 18:21:41
      Beitrag Nr. 13 ()
      #11,

      Aus meiner Erfahrung liegt das Problem woanders.

      1) In den 70er und 80er Jahren wurde gerne ausgebildet, da eine gute Ausbildung ja auch eine Investition in die Zukunft des Unternehmens ist.

      2)In den 90ern hat man ausgebildet, um vorrübergehend billige Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben. Weit mehr als die Hälfte aller Ausgebildeten wurde nicht übernommen.

      3)Heute sehen Unternehmen Azubis nur noch als Unkostenfaktor (wie auch das Gros der Beschäftigten), die auch noch teure und erfahrene Kräfte von Ihrer ursprünglichen Arbeit abhalten.

      Punkt 1 interressiert heute die wenigsten.

      Die ehemaligen Azubis unter Punkt 2 weichen den von den Arbeitsagenturen und Zeitarbeitsfirmen billigst zur Verfügung gestellten Arbeitskräften, denen man im Schnellsiedeverfahren das Wichtigste step-by-step beibringen kann. Und noch dazu den Vorteil haben, jederzeit gegangen werden zu können.:laugh:

      Wo man Verständnis mit der Arbeitgeberschaft haben kann, sind die Vergütungen.
      Für jemanden der (noch) nichts kann und erst lernen muß sind diese zu hoch. Vor allem im Vergleich zu den festangestellten, erfahrenen Kräften.

      Der Ausbildungspakt wird gar nichts bringen, denn er ist unverbindlich. Ein letter of intend, nicht mehr.
      Avatar
      schrieb am 16.06.04 19:01:24
      Beitrag Nr. 14 ()
      @ derdieschnautzelangsamvollhat

      Was soll Deiner Meinung nach mit den " Dummen" geschehen?

      Das wozu sie zu gebrauchen sind: Ungelernte Arbeiter. Niedriglohnsektor. Arbeit gibt’s genug.


      Wer soll feststellen, ob ein Jugendlicher ein Anrecht auf einen Ausbildungsplatz bekommt der nicht? Etwa die " Ausbildungsplatzbefürwortungsbehörde" oder das " Amt für Jugendliche, die für alles zu doof sind" . Oder gleich Arbeitslagermäßige Zuteilung zur Umsonstarbeit?

      Du schreibst wie jemand, der in der DDR aufgewachsen ist. DER MARKT soll es feststellen. Der Markt, das (zumindest im Osten) unbekannte Wesen. Der kann das viel besser als die deutsche Buerokratie.
      Im freien Markt fallen dann die “Verdummten” durch’s Sieb, weil sie beim Einstellungstest nicht einmal Prozentrechnung meistern koennen, weil sie keine Rechtschreibung beherrschen, weil sie ganz einfach nur dumm und faul sind und weil deshalb niemand in ihre Ausbildung investieren will.
      Avatar
      schrieb am 16.06.04 19:12:43
      Beitrag Nr. 15 ()
      #14,

      Wenn jemand nicht Prozentrechnen kann, hat er auch keinen positiven Schulabschluß.Ergo wird Ihn/Sie niemand zu einem Gespräch einladen.

      Die Vermutung, daß hier mit Absicht mit Negativbeispielen gearbeitet wurde um die Regierung zum einlenken zu bewegen, liegt wohl auf der Hand.

      Man hat sich mit diesem "Pakt"( erinert mich immer an den "Stahlpakt") auf etwas geeinigt, daß beide Seiten als Erfolg verkaufen können.
      Avatar
      schrieb am 16.06.04 19:38:46
      Beitrag Nr. 16 ()
      Hier wird Sie bestimt gehelft:

      refferrat-einstellungstest uebungsaufgabe eroertern ...... geschichte1weltkrieghausarbeit sydneyenglischschulvortrag doktorarbeit-prozentrechnen- aufsätze-china zusammenfassungdrucker zusammenfassung-2003-politik ...
      www.hausaufgabedownloads.de/ zusammenfassungenblind_86041.html - Ähnliche Seiten
      Avatar
      schrieb am 16.06.04 19:42:15
      Beitrag Nr. 17 ()
      @ derdieschnautzelangsamvollhat

      Dein Vergleich in #13 hat was für sich. Natürlich sind so ewtas immer subjektive Eindrücke, da genaue Untersuchungen bei so etwas kaum möglich sind.

      Aber ergänzen sollte man noch, dass früher sicher nicht so viele (Prozentual betrachet) Jugendliche keinen Abschluß hatten und die Motivation auf jeden Fall arbeiten zu wollen war sicher größer. Wenn ich an meine Jahrgangskameraden aus der Grundschule denke, waren es doch gerade die allerschlechtesten Schüler die nach Hauptschule in lehre im Baubetrieb oder sonstwo richtig aufblühten und richtig arbeiten wollten, statt an der ungeliebten Schule zu büffeln. Wenn man Berichte über heutige Schulabgänger und -abbrecher hört und liest, dann erkenne ich doch gewalteige Unterschiede zu früher.

      Das zweite ist, dass auch heute noch die Anstellung eines Lehrlings neben einer passablen Ertragssituation einen langen Planungshorizont über die Zukunft der Firma und zukünftige Auftragslage bedeudet. Diese Planungssicherheit hat heute in vioelen Branchen niemand mehr, da poltischerseits mit zu vielen Änderungen und Unwägbarkeiten gerechnet werden muß. Die Poltitik
      greift immer mehr ins Wirtschaftsgeschehen ein (S. neue A-Abgabe, Hickhack um Abschaffung der 630 Mark-Jobs und dann spätere Wieder-Einführung, Scheinselständigkeit, Ich-AG-Subventionierung, LKW-Maut und dann doch wieder nicht, Basel II und Folgen etc. etc.) und niemand weiß mehr mit welchen Kostengrößen im nächsten Jahr gerechnet werden muss oder kann und die konjunkturelle Lage spricht Bände, niemand investiert und damit kein Wachstum.

      Für mich ist die Ausbildungsplatz-"Misere" kein Wunder.


      Zur rechtlichen Thematik dieses seltsamen "Paktes", der die Abgabe ersetzen soll, habe ich einen eigenen Thread. Dass er nichts bringen wird, sehe ich genauso. Aber auch die Abgabe würde nichts bringen.

      Auf jeden Fall sehen damit die deutschen Unternehmer einmal das wahre Gesicht der regierenden Sozialisten. Denen ist unser auf freies Unternehmertum basierende Wirtschaftsordnung völlig schnuppe. Die wollen die Unternehmen nicht nur als ewige Melkkuh sondern auch als Erfüllungsgehilfen zentralstaatlicher Ziele haben und dem Unternehmer nun gar vorschreiben, wieviel Leute er wann einstellen muss. Ich wünsche jedem Unternehmer, dass er die finanzielle Kraft hat, diese Regierung zu überstehen und verstehe Jeden, der hier ganz dicht macht und seinen Betrieb so gut es geht verlegt.

      ;
      Avatar
      schrieb am 16.06.04 20:00:18
      Beitrag Nr. 18 ()
      @ derdieschnautzelangsamvollhat

      Wenn jemand nicht Prozentrechnen kann, hat er auch keinen positiven Schulabschluß.Ergo wird Ihn/Sie niemand zu einem Gespräch einladen.

      :laugh::laugh::laugh:

      Lange nicht mehr so gelacht. Laaange nicht mehr so gelacht. Ich kenne Abiturienten, die keine %-Rechnung koennen. Ich kenne Studenten, die keine %-Rechnung koennen. Wie muss es da an Haupt- und Realschulen aussehen? Wie muss es dann erst an Gesamtschulen aussehen?
      Die Negativbeispiele sind leider nicht die Ausnahme. Von den ca. 300000 Azubi-Bewerbern haben etwa 30000 oder 10% keine Stelle bekommen. Wie dumm muessen die duemmsten 10% wohl sein? Offensichtlich duemmer als die duemmsten 10% in meinem Abi-Jahrgang, und die waren schon schon voll daneben.

      auf etwas geeinigt, daß beide Seiten als Erfolg verkaufen können.


      Jaja, die Rechtschreibung. Die Unterscheidung von “dass” und “das” ist schon schwierig.
      Avatar
      schrieb am 17.06.04 01:10:59
      Beitrag Nr. 19 ()
      semikolon bringt es in #18 auf den Punkt.

      Das Problem liegt nicht bei den Ausbildungsbetrieben. Viele
      suchen händeringend Lehrlinge und finden sie nicht.

      Und dieses Problem gründet sich in den Jugendlichen selbst.
      Null-Bock-Menthalität und die Frage nach den Urlaubstagen
      sind nicht der richtige Einsteiger bei einem Bewerbungs-
      gespräch.

      Höre mir da fassungslos die Berichte meines Schwiegersohnes
      an. Er ist Betriebsleiter des Werkzeugbaus einer namhaften
      Fabrik, die sich mit Schließtechniken befaßt. Geplant war
      die Einstellung von 6 Lehrlingen zum Werkzeugmacher.

      60 Bewerber. Man hat sich aber entschieden, von denen keinen
      auszubilden. Die Erfolgsaussicht, daß einer von denen die
      Prüfung besteht ging gegen Null.

      Was deutsche Politiker nicht sehen ist die einfache Tat-
      sache, daß es keine Ausbildungsplatzmisere, sondern eine
      Voraussetzungsmisere bei Jugendlichen gibt.

      Die Zahlen dieses Jahres müssen doch zu denken geben. Wenn
      man denken kann.

      330.000 Jugendliche haben die Schulen verlassen. Davon
      90.000 ohne Abschluß. 20.000 haben keinen Job gefunden.

      Heißt ja wohl, 70.000 Jugendliche ohne Schulabschluß haben
      trotzdem einen Job gefunden.

      Das ist 1. eine grandiose Leistung der Wirtschaft und
      2. könnt ihr euch vorstellen, wie die Übriggebliebenen
      aussehen?

      Auch wenn es mir schwerfällt, muss da mal Helmut_Kohl
      Recht geben.

      Wer keinen Bock hat zu lernen, der muß eben einen schlecht
      bezahlten Job inkauf nehmen.

      Wer Abi hat, und trotzdem nichts kann (ich habe solche Leute
      reihenweise kennengelernt) den trifft das gleiche Schick-
      sal.

      Jetzt hoffe ich, die sz-Regel überall beachtet zu haben,
      das ist nämlich Helmut´s Steckenpferd!
      Avatar
      schrieb am 17.06.04 09:05:26
      Beitrag Nr. 20 ()
      #18,

      scheint sich an den Schulen ja allerhand geändert zu haben.:D:laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.06.04 11:48:32
      Beitrag Nr. 21 ()
      "Helmut´s Steckenpferd"

      Der Apostroph zeigt an, dass in einem Wort ein oder mehrere Buchstaben ausgelassen worden sind.
      Der Apostroph steht zur Kennzeichnung des Genitivs von Namen,
      die auf s, ss, ß, z, tz, x enden und keinen Artikel bei sich
      haben (Duden, K 16).

      Also Helmuts Steckenpferd
      Goldless` Rechtschreibkenntnisse

      Alles klar?!
      :kiss:
      [/B]
      Avatar
      schrieb am 17.06.04 12:20:13
      Beitrag Nr. 22 ()
      330.000 Jugendliche haben die Schulen verlassen. Davon 90.000 ohne Abschluß.:eek::eek::eek:

      Stimmt das????

      Wären fast 30%, ich dachte solche Quoten gibt es nur bei unseren türkischen Freunden (30-40%)

      Ich hätte ehr vermutet, der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss liegt bei unter 10%
      Avatar
      schrieb am 17.06.04 12:28:14
      Beitrag Nr. 23 ()
      Avatar
      schrieb am 17.06.04 12:34:49
      Beitrag Nr. 24 ()
      @22: Das stimmt nicht, in dem Artikel hat sich irgendwer -absichtlich oder versehentlich- in der Zahl der Jugendlichen geirrt.
      930000 haben 2003 die Schule verlassen, du liegst also mit den 10% richtig.
      Avatar
      schrieb am 17.06.04 12:56:44
      Beitrag Nr. 25 ()
      #22,23 danke!
      Avatar
      schrieb am 17.06.04 13:14:31
      Beitrag Nr. 26 ()
      Der Markt regelt also alles?

      Leute seid froh, dass Eure genetischen und familiären Voraussetzungen so sind, dass bei Euch der Markt nicht alles regelt.

      Ich bin echt schockiert und das soll nicht heißen, dass ich bei Kindern und Jugendlichen jedwedes Versagen auf Elternhaus und Umstände zurückführe und dieser Gruppe keine Eigenverantwortung zugestehe!
      Avatar
      schrieb am 17.06.04 13:26:56
      Beitrag Nr. 27 ()
      @19

      6 Stellen und 60 Bewerber?

      Zwei Gedanken gehen mir da ja doch durch den Kopf:

      Ist das Unternehmen so unattraktiv, dass es keinen einzigen vernünftigen Bewerber bekommt (und die gibt es ja schon auch noch!)?

      Oder sind die Ansprüche einfach zu hoch?
      Avatar
      schrieb am 17.06.04 13:31:54
      Beitrag Nr. 28 ()
      27,

      natürlich sind die Anforderungen hoch.

      Die Bewerber sollten nicht älter als 25 sein, ein abgeschlossenes Studium haben, 15 Jahre Berufserfahrung und möglichst umsonst arbeiten.:D


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