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    Warum der Crash nicht kam - Analyse - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.03.00 22:55:47 von
    neuester Beitrag 19.03.00 20:37:29 von
    Beiträge: 5
    ID: 97.516
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      Avatar
      schrieb am 17.03.00 22:55:47
      Beitrag Nr. 1 ()
      Warum der Crash nicht kam - Analyse.


      Die Crash-Gefahr schwebte in der Luft, wie die Bewertung
      vieler Aktien - so wird es zur Zeit gesehen. Differenziert
      betrachtet, sind viele Aktien, vielleicht sogar die meisten,
      überhaupt nicht überbewertet. Sogar am Neuen Markt gibt
      es noch manche Perle, die Gewinnwachstum >100 % und
      KGV 2001 von 20 - 40 hat. Erschreckend ist nur, wenn in
      n-tv der Fahnenstangen-Chart des Nemax gezeigt wird, der
      aber auch hauptsächlich wegen der ungünstigen Darstellung
      so erschreckend aussieht. Wahr ist, daß es Analystenlieblinge
      und Momentumwerte unter den Aktien gibt. Das heißt, die
      Aktien laufen nur deshalb gut, weil sie gut laufen. Das
      ist jedoch immer noch die Minderheit im Nemax. Im Falle eines
      Crashs dürften sie aber die anderen Werte mit nach unten ziehen.
      Ich bin nicht der Meinung, daß der Neue Markt überall
      ungesund überbewertet ist. Warum soll die Aktie eines
      Unternehmens, das jährlich über 100 %
      wächst, nicht auch um über 100 % an Wert zulegen?
      Das ist nicht falsch, sondern nur ungewöhnlich.
      Wir befinden uns in einer Umbruchzeit und diese
      riesigen Gewinn und Umsatzsteigerungen sind wohl nur
      noch einige Jahre möglich. Gut, wer bei der Ralley
      schon frühzeitig dabei war.

      Börse ist Psychologie. Das die Fundamentaldaten nicht
      immer viel zählen, zeigt schon die Entwicklung der wahn-
      witzig bewerteten Momentumwerte. Solange die Anleger
      der Meinung sind, das es in Ordnung ist, wenn sich die
      Aktienkurse am Neuen Markt verfielfachen, geht es
      gut. Genauso "grundlos" können die Aktien aber auch
      fallen, sogar die wertvollen, wenn die Anleger das
      Vertrauen verlieren. Nochmal: Fundamental sehe ich viele
      Aktien auch am Neuen Markt nicht als überbewertet an.
      Beispiele:
      Nemetschek, Infor, IPC Archtec, bis heute morgen Cinemedia ;)
      Senator Film, Hancke & Peter, SVC... Cybermind ist auch
      interessant (nicht Neuer Markt).

      Gegenbeispiele: ADVA, United Internet, Aixtron, Heyde,
      Norcom, Consors... Im Dax: SAP, Deutsche Telekom,
      Siemens. Gemeinsam ist diesen Unternehmen, dass
      sie tolle Namen haben.


      Und jetzt die spannende Geschichte:

      Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass
      Clinton und Blair besprochen hätten, dass auf das
      menschliche Erbgut keine Patente erteilt werden sollen.
      Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit und sehr
      positiv für den Biotech-Bereich zu werten, da die Entwicklung
      hier durch freien Wissenstransfer beschleunigt wird und die
      Unternehmen schneller in ihre hohe Bewertung hineinwachsen
      können.

      Leider haben wohl die meisten Anleger, die Biotech kaufen,
      keine Ahnung von der Materie. Es kam zu panikartigen
      Verkäufen. Eine Mehrheit dachte, wenn das Wissen im
      Biotechbereich nicht mehr patentierbar ist, werden
      die Firmen kein Geld an Patenten verdienen können.
      Beachtet wurde nicht, daß es nur den kleinen Teil der
      Genomik-Firmen betrifft und auch noch nichts über die
      von ihnen entwickelten Verfahren aussagt.
      Geld kann nicht nur mit dem Wissen über das Genom, sondern
      vielmehr mit den daraus entwickelten Verfahren und
      Anwendungen verdient werden. Eigentlich wäre die Meldung ein
      Grund für Käufe gewesen, da der freie Wissenstransfer der ganzen
      Biotech-Branche "Flügel" verleihen kann.

      Durch die falch gedeutete Meldung gaben die Biotechwerte
      an der Nasdaq um bis zu 30 % nach. Die Meldung war
      allerdings nur ein willkommener Anlass, um der Angst
      im Markt Luft zu machen. Wie hoch dürfen die Kurse
      der Biotechs steigen, dass man von einer fairen
      Bewertung sprechen kann? Die Leute bekamen Angst
      und haben umgeschichtet: Raus aus den Hi-Techs, rein in
      den Dow Jones. Der Fall der Biotechs hat in einer zweiten
      Welle den ganzen Nasdaq mit nach unten gezogen.
      Durch die Umschichtung stieg der Dow-Jones. Viele Leute
      vor allem in Amerika sahen, wie günstig die Dow-Werte
      waren und warteten nur auf den richtigen Einstiegszeitpunkt
      (never catch a falling knife). Der Anstieg des
      Dow führte dazu, daß die Wartenden auch einstiegen, denn
      das Messer fiel nicht mehr.
      Durch die Neueinsteiger stieg der Dow noch weiter ohne dass
      aber weiter unverhältnismäßig viel Liquidität an der Nasdaq
      abgezogen werden musste.

      Der rasante Anstieg des Dow hat deshalb die Nasdaq
      stützen können, weil frisches Geld in den
      Markt gebracht wurde. Das führte dazu dass die Angst
      aus den Märkten genommen wurde. Gleichzeitig
      hat sich nach zwei Tagen die Erkenntnis durchgesetzt,
      daß die Meldung von Clinton/Blair falsch interpretiert
      wurde und der massive Kursverlust der Biotechs vielleicht
      etwas übertrieben war. Viele Leute haben sich schon
      seit langem geärgert, in dieser Branche nicht investiert
      zu sein und warteten nur auf einen günstigen Einstiegszeitpunkt.
      30 % gefallen - super Einstiegschance --> die Biotechs stiegen
      wieder, und zwar kräftig. Der massive Anstieg des Dow nahm
      weiter die Angst aus dem Nasdaq-Markt, so dass der Index gestern
      in der Breite steigen konnte und im Handelsverlauf aus einem
      deutlichen Minus in ein deutliches Plus wurde.

      Eine spannende Geschichte... Was ist in Deutschland passiert?
      Der Nasdaq zog zuerst den Neuen Markt nach unten -->
      Minni-Crash. Ziemlich gefährliche Situation, da es im Neuen
      Markt noch keine Unterstützungslinie im Chart gab. Nach etwa
      20 % Fall, würden Stopp-Loss Orders der Fonds ausgeführt werden
      und wir hätten wohl den Crash gehabt. Wegen der Infineon
      Euphorie und der Börseneuphorie allgemein, waren in Frankfurt
      die Router zeitweise ausgefallen. Vielleicht ein Glücksfall.
      Der Handel war gehemmt. Das hat zwar manche Anleger verunsichert,
      aber wohl auch den Abstieg gebremst. Günstig war auch die
      Informationspolitik. Der Ausfall und die Überlastung der
      Frankfurter Börse wurde nämlich erst im Nachhinein
      bekanntgegeben. ;)


      In diesem Umfeld, wo jeder von Überbewertung spricht, hatten
      Institutionen mit viel Geld auf fallende Märkte spekuliert
      (Termingeschäfte). Es schien so logisch zu sein: Eigentlich
      müssten die Märkte doch weiter fallen. Circa 15 % Korrektur
      hatten wir schon und die gefährlichen 20 %, wenn viele Stop-Loss
      Orders greifen würden, waren nicht mehr fern.

      Dann hat Donnerstag, zur Überraschung vieler, die Nasdaq gedreht und
      mit einem guten Plus geendet. Auch in Deutschland gab es noch viele,
      die auf einen günstigen Einstiegszeitpunkt warteten. Die Zeit war
      gekommen. Heute am Freitag stiegen deshalb gleich schon am Morgen
      die Indizes. Sehr zum Bedauern derjenigen, die Termingeschäfte auf
      fallende Märkte getätigt hatten. Heute endete die Frist (Hexensabbat).
      Sie mußten ausgleichen und das bei steigenden Märkten. Das gab dann
      einen richtigen Kick: +6 % beim Neuen Markt.

      Spannend und haarscharf an einer wirklichen Korrektur vorbei.
      Positiv ist nun, dass es im Nemax-Chart eine Unterstützung-
      linie gibt. Die gefährliche Fahnenstange ist Vergangenheit.
      Meine Prognose ist, dass der Markt diese neue Unterstützungs-
      linie noch einige Male testen wird (hecktisch), dann vieleicht
      langsam in eine Seitwärts/Abwärts-Konsolidierung geht (im
      Jahresverlauf auch unter diese Linie, aber ohne Panik), um am
      Jahresende doch wieder mindestens am bisherigen Jahreshöchststand
      zu enden.

      Was ist eure Prognose? Es kann natürlich alles ganz anders
      kommen. Ich will niemanden in seiner Anlageentscheidung
      beeinflussen, sondern mit hoffentlich vielen Interessierten
      die Marktpsychologie diskutieren. Was denkt ihr?


      --------------------------------------------

      Wer meinen Beitrag so weit gelesen hat und immer noch
      dabei ist, hat ja schon einiges an Durchhaltevermögen bewiesen ;-)
      Ich nehme an, dass ihr zu den Menschen gehört, die gerne den Dingen
      auf den Grund gehen und das Leben nicht vor lauter Schnelligkeit
      verpassen möchten.

      Deshalb noch etwas, das in einer anderen Weise mit Geldverdienen
      zu tun hat. Vor wenigen Tagen habe ich endlich eine Multimedia-
      präsentation zum Projekt "Wendepunkt" fertigstellen können
      (Philosophie / Psychologie). Das waren zwei Jahre Arbeit!
      Finanziert zum guten Teil durch die Börse :)
      `Hat also doch was mit Börse zu tun - nur falls sich jemand
      fragt, was dieser Absatz in Wallstreet-Online zu suchen hat...

      Ich habe alles ins Internet gesetzt, damit es sich jeder anschauen
      kann. Mir geht es hierbei um Kommunikation, nicht um Werbung. Zwar
      wird auf den Seiten unter anderem auch ein Buch vorgestellt, doch die
      Texte auf der Homepage kann ja jeder lesen. Wer sich im Verlagsgeschäft
      auskennt, der weiß, dass kontroverse Bücher nicht geschrieben werden,
      um Geld zu verdienen, und das dies auch höchst unwahrscheinlich ist.
      Im Gegenteil: Solche Bücher kosten neben der Zeit auch noch viel Geld,
      das erst mal mit Aktien verdien sein will ;)
      Sie passen nicht in die Marketingkonzepte der Verlage, die nicht das
      verkaufen, was vielleicht gut ist, sondern wo es ein Momentum gibt.
      Das ist ganz ähnlich wie bei den Aktien. - Ein halbes Jahr Börse ist
      besser wie zwei Jahre Psychologie studieren...


      Die Adresse:

      http://Wendepunkt.net

      Ich habe mir da wirklich ein Thema ausgesucht, wo es viel
      Voreingenommenheit gibt. Deshalb ist es auch so wichtig.
      Die Menschen schreien, wenn`s weh tut. Es ist unklug die
      Wunde deshalb zu ignorieren. Wer sich die Seiten dann anschaut,
      wird feststellen, daß er etwas sieht, das ganz anders als
      die ersten Erwartungen ist. Es geht wirklich um Psychologie
      und Philosophie - und das eben nicht nur in der Theorie, sondern
      angewandt.

      Herzliche Grüße,

      Bluetom
      Avatar
      schrieb am 17.03.00 23:07:58
      Beitrag Nr. 2 ()
      schön
      Avatar
      schrieb am 17.03.00 23:13:57
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hallo Bluetom.

      Deine Homepage ist sehr interessant. Kann ich jedem nur empfehlen. Hast Du die selbst erstellt?

      Aber Dein Threadbeitrag ist ein wenig zu lang - sorry. Aber im Ergebnis stimme ich Dir zu. Übrigens ist Cinemedia nicht nur bis heute Morgen unterbewertet gewesen. Sie ist es auch bei 50 Euro noch. Oder wie siehst Du das?
      Avatar
      schrieb am 17.03.00 23:40:33
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hallo Ciscosys,

      auch ich denke, dass Cinemedia noch ausreichend Luft nach oben hat.
      Allerdings hatte die Aktie in der Vergangenheit nie eine lang
      anhaltende Aufwärtsbewegung. Wenn Du sie länger halten willst, ist
      sie ein Kauf. Die jetzige Aufwärtsbewegung kann auch noch andauern.
      Sie steht deshalb auch bei meinen Empfehlungen - die günstigen
      Einstiegskurse - ohne Risiko - sind aber vorbei. Genauso wie bei
      Infor, die eben nochmal in der 3-Sat Börse empfohlen wurden. Beide
      Aktien haben viel Potential.

      Danke für das Lob. Ja, die Website habe ich selber programmiert.
      Ich habe sie an das Ende meines Beitrages gesetzt, dass sie leichter
      gefunden werden kann. Mein erster Beitrag war lang. Ich schreibe
      eher "Spiegel-mäßig" und nicht "Focus-mäßig". Für`s lesen braucht
      man etwas Zeit, dafür hat man aber auch hoffentlich etwas davon.
      Ohne (Zeit)Investition kein Ergebnis - oder?
      Avatar
      schrieb am 19.03.00 20:37:29
      Beitrag Nr. 5 ()
      Ein guter Beitrag mit Substanz. Danke.


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