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    Matthias Beltz ist tot - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 28.03.02 21:43:53 von
    neuester Beitrag 25.04.02 22:22:00 von
    Beiträge: 7
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      schrieb am 28.03.02 21:43:53
      Beitrag Nr. 1 ()
      Gott ist tot.
      Man merkt es an seinen Produkten.

      Schade! Ich war ein echter Fan von ihm. :(

      Es war ein Herzinfarkt, was mich nicht wundert.
      Meinesachtens der weitaus beste Kabarettist, den wir in der Nachkriegszeit hatten. Sein Humor war sehr scharfzüngig, schnell und im wahren Sinne vielschichtig. Er filetierte dabei mit Vorliebe die bequemen Selbstlügen aller Gesellschaftsgruppen.
      Die anspruchvollste Stufe in seinem Programm konnte man meist nur ansatzweise mitbekommen, zum Teil fehlten mir auch einfach die philosophischen Grundlagen. Dennoch konnte er ohne jegliche Probleme auch einen Saal von IG Metall Arbeitern erheitern.
      Ansonsten berichtet die Netzzeitung über die wieder fröhliche und frisch verliebte Naddel, die Ex Eissturzprinzessin Tanja Szewczenko wird Soap-Star bei "Unter uns" und Mette Marit bricht sich ein Bein. Ich denke, es hätte ihm gefallen. :D



      Vom linken Sponti zum politischen Kabarettisten - Zum Tod von Matthias Beltz
      Von Sabine Ränsch, dpa


      28. März 2002 Im Frankfurter Varieté Tigerpalast warteten Kollegen und Publikum vergeblich auf Matthias Beltz. Als die Show am Mittwochabend begann, lag der 57-Jährige tot in seiner Wohnung, offenbar einem Herzinfarkt erlegen.

      Beltz - Weggefährte des heutigen Außenministers Joschka Fischer seit den Hausbesetzerzeiten der 70er Jahre - galt als einer der scharfzüngigsten deutschen Kabarettisten mit politischem Anspruch. In Frankfurt lebte Beltz seit mehr als 30 Jahren, war mit eigenen Programmen aber auch bundesweit und im Fernsehen aufgetreten und gehörte zur Stammbesetzung im Tigerpalast. Dieses moderne Varieté hatte er zusammen mit seinem Freund Johnny Klinke 1988 gegründet.

      Nach dem Jura-Studium in den „Revolutionären Kampf“

      Beltz, der in seiner Rolle als faschistoider Hausmeister Wieland Schmidt mit Hasstiraden auf Ausländer einem großen Publikum bekannt wurde, stammte aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Er wurde wenige Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs am 31. Januar 1945 im hessischen Vogelsbergkreis geboren, wuchs in Gießen auf und schloss sein Jura-Studium in Frankfurt 1969 mit dem ersten Staatsexamen ab.

      Beim „Revolutionären Kampf“ im Frankfurt der 70er Jahre erhielt der Kabarettist seine politische Prägung. In der linksradikalen „Sponti-Szene“ traf er in einer Zeit der Demonstrationen, Hausbesetzungen und wütender Auseinandersetzungen zwischen „Putztruppen“ und der Polizei auf eine aufgewühlte Gruppe. Joschka Fischer, Daniel Cohn-Bendit, Johnny Klinke und der spätere Terrorist Hans-Joachim Klein gehörten dazu. Damals habe ein „unglaubliches Chaos“ geherrscht, sagte Beltz im Dezember 2000 als Zeuge im Prozess wegen des Anschlags auf die Opec-Konferenz gegen Klein.

      „Das Proletariat hat nicht auf uns gewartet“ :laugh:

      Wie Fischer versuchte sich Beltz im proletarischen Kampf als Arbeiter am Fließband bei Opel in Rüsselsheim. Auf Betriebsversammlungen gab er Kostproben seines satirischen Talents - eine erste berufliche Weichenstellung. Der Ausflug in den Produktionsalltag dauerte sechs Jahre und brachte dem Weltverbesserer die Erkenntnis, dass „das Proletariat tatsächlich nicht auf uns gewartet hat, sondern auf den Feierabend und die Rente“. :laugh:

      Den Weg zum Kabarett fand er dann eher zufällig. „Ich hatte Schlappohren und lispelte, war schüchtern und ängstlich. Irgendwann merkte ich, dass mir immer Witze einfielen und dass die Leute zwar immer noch über mich lachten, aber dann, wenn ich es wollte“, erklärte er einmal seinen Werdegang. Gerechtigkeit und Utopie nannte er stets als seine Ideale.

      „Mit seinen Ideen weiterleben“

      Während Beltz nach eigenem Bekunden keine Berührungsängste mit Comedy und Klamauk hatte, sah er das etablierte Kabarett der ersten Nachkriegsjahrzehnte kritisch. Der Münchner Lach- und Schießgesellschaft warf er in einem Zeitungsinterview moralische und intellektuelle Überheblichkeit vor, gegen die er sich mit seinen Auftritten bewusst absetzen wollte.

      Aus dem 1976 gegründeten „Carl Napps Chaos Theater“ entstand 1982 das „Vorläufige Frankfurter Front-Theater“, eine der erfolgreichsten Kabarettgruppen der linken Studentenszene. Solo-Auftritte von Beltz auf Kleinkunstbühnen und zahlreiche Fernsehengagements folgten, darunter im satirischen „Nachschlag“ nach den ARD-„Tagesthemen“ Anfang der 90er Jahre.

      Beltz wurde unter anderen mit dem Adolf-Grimme-Preis (1993) und dem Deutschen Kabarett-Preis (1991) ausgezeichnet. Seine „schwarz und zynisch aufglühenden Monologe“ brachten ihm 1993 den Deutschen Kleinkunstpreis. In tiefer Trauer würdigte die Tigerpalast-Leitung den gestorbenen Freund: „Matthias Beltz hat uns über 30 Jahre lang begleitet. Wir müssen mit seinen Ideen weiterleben.“


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      schrieb am 28.03.02 22:02:45
      Beitrag Nr. 2 ()
      Schade!
      Ich habe ihn immer gern gesehen!
      Avatar
      schrieb am 29.03.02 09:39:22
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ein Meister des politischen Wortwitzes. Zwar manchmal bösartig, aber immer wieder treffend. Schade, sein Tod ist ein schwerer Verlust.
      Avatar
      schrieb am 29.03.02 10:22:11
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ein großer Verlust.

      Beltz war ein genialer und virtuoser Wortakrobat. Leider hab ich ihn nie live gesehen :cry:
      Avatar
      schrieb am 29.03.02 11:36:12
      Beitrag Nr. 5 ()
      Diese Nachricht von seinem Tod hat mich sehr getroffen. Auch mir hat seine Art des Kabaretts gefallen. Er war wirklich nicht überheblich oder arrogant, wie seine Münchner Kollegen, die er ja auch dafür zurecht kritisierte.

      Mir ist er öfter über den Weg gelaufen. Meist ist er am Schweitzer Platz in die U-Bahn eingestiegen in der ich seit dem Südbahnhof schon saß. Dieser Mann hat immer ganz, ganz traurig geguckt. Aber ganz erhrlich, dieses traurige Gesicht war mir hundert mal lieber als die ganzen "keep smiling Fressen" die heutzutage permanent in den Medien gezeigt werden.

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      schrieb am 29.03.02 12:01:50
      Beitrag Nr. 6 ()
      Yes Sir, Mr.JuanLesPins , yes...
      Avatar
      schrieb am 25.04.02 22:22:00
      Beitrag Nr. 7 ()
      Heute ist er nochmal in einer Wiederholung ab 23.10 bei 3Sat zu sehen, also nach dem Kunstvortrag der Heike Bucht umschalten. :D

      Beltz open

      Kabarett-Show mit Gästen

      ARD/SR

      (Erstsendung: 9.3.2002)


      Gäste bei "Beltz open" sind Heinrich Pachl, Tina Teubner und Podewitz:
      Heinrich Pachl, der sich selbst "Spezialist für vertrauensstörende Maßnahmen" nennt, beweist auch in seinem Solo-Programm "Chaos & Spiele" seine Schlagfertigkeit: Kirche, Kanzler, Fußballclub, Immobilienmakler, Börsenbroker, Krankenkassen, Friedensstifter, Sektengurus, Rassisten, Seelenwanderer, Rinderschlachter und was der Quälgeister mehr sind bekommen reichlich und gerecht, was ihnen zusteht.
      Tina Teubners Mischung aus Kabarett und Musik, aus skurrilen Geschichten und poetischen Bildern, aus provokanten Feststellungen und anarchischem Liedgut ist anrührend und amüsant zugleich. Ihr 8. Programm trägt den typischen Teubner-Titel "Ich. Um nur einige zu nennen".
      Podewitz, das sind die Bremerhavener Brüder Willi und Peter Podewitz, die seit 1993 gemeinsam mit abendfüllenden Programmen auftreten. Sie beeindrucken durch virtuoses Sprachgefühl, Witz und Temperament. Mit ihrer ansteckenden Spielfreude und ihrer unbändigen Lust an Sprachspielereien lassen sie die schicksalsschwere Frage "Kabarett oder Comedy" als unwichtig erscheinen.


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