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    Die Krise am Neuen Markt - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.04.02 22:16:27 von
    neuester Beitrag 18.04.02 00:34:34 von
    Beiträge: 4
    ID: 578.193
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      Avatar
      schrieb am 17.04.02 22:16:27
      Beitrag Nr. 1 ()
      Skandale schrecken Investoren ab

      Neuer Markt in tiefer Vertrauenskrise

      Von CHRISTIAN SCHNELL, Handelsblatt

      Am Neuen Markt werden die schlimmsten
      Befürchtungen wahr: Skandale um Comroad,
      Ceyoniq und Phenomedia schrecken vor allem
      institutionelle Investoren ab.

      DÜSSELDORF. Vorstände in
      Untersuchungshaft, gefälschte
      Bilanzen, Forderungsbetrug. Die
      Meldungen der letzten Tage
      belegen: Der Neue Markt steckt
      wieder einmal in einer tiefen
      Vertrauenskrise, vielleicht sogar
      der tiefsten in seiner
      fünfjährigen Geschichte. Denn
      die jüngsten Vorgänge um
      Comroad, Ceyoniq oder
      Phenomedia übertreffen selbst die Befürchtungen derer,
      die dem deutschen Wachstumssegment bisher schon
      skeptisch gegenüberstanden. Verstärkt wird dieser
      Eindruck durch die ungezählten Meldungen und
      Gerüchte über Unternehmen, die auf der Kippe stehen.

      Die Schreckensmeldungen vergrößern noch den
      Schaden für das bereits schlechte Image und haben
      direkte Auswirkungen auf den Handel. Hier bestimmten
      bisher wie in jedem so genannten Qualitätssegment die
      institutionellen Anleger das Geschehen. Etwa 90
      Prozent des Handelsvolumens kommt an normalen
      Tagen von ihnen. Doch die großen Fonds,
      Versicherungen und Banken finden immer weniger
      Werte, bei denen ein Einstieg für sie generell sinnvoll
      erscheint. Zwei Dinge spielen dabei eine Rolle: Erstens
      ist ein Unternehmen erst ab einer Marktkapitalisierung
      von mindestens 50 Millionen Euro für Großanleger
      interessant. Erst dann ist ein problemloser Handel
      größerer Pakete möglich.

      Derzeit bietet zwar noch rund ein Drittel der über 300
      Unternehmen des Neuen Marktes diese Möglichkeit,
      doch beinahe täglich werden es weniger. Hinzu kommt
      die Kapitalvernichtung in den vergangenen beiden
      Jahren. Brachte es das deutsche Wachstumssegment in
      seiner Hochphase im März 2000 noch auf eine
      Marktkapitalisierung von 234 Milliarden Euro bei 220
      Unternehmen, so repräsentieren momentan die 300
      Unternehmen noch eine Marktkapitalisierung von 44,6
      Milliarden Euro.

      Mindestens genauso wichtig wie die nackte Statistik ist
      die Atmosphäre. Auch den institutionellen Anlegern
      stellt sich immer häufiger die Frage, wem denn
      überhaupt noch zu trauen sei. Unternehmenslenker wie
      der hemdsärmelige Ex-Comroad-Chef Bodo Schnabel
      oder die seriös wirkenden Ceyoniq-Gründer Thomas
      Wenzke und Jürgen Brintrup erweckten schließlich
      jahrelang den Eindruck von Solidität, Marktkenntnis und
      Führungsqualität. Bis dato mussten Investoren im
      Wesentlichen zwischen soliden Kaufleuten und
      „Glücksrittern“ unterscheiden, die vor Visionen
      strotzend irgendwann mit der rauen Realität konfrontiert
      wurden.

      Inzwischen gilt es herauszufinden, bei welchen
      Firmenlenkern kriminelle Energie im Spiel sein könnte.
      Zugegeben, Anleger wurden schon in der Vergangenheit
      getäuscht, was die Fälle Infomatec, Metabox oder CAA
      belegen. Allerdings wurde hier mit Ad-hoc-Mitteilungen
      eine falsche Realität vorgegaukelt. Skrupellose
      Bilanzfälschungen stellen aber eine neue Dimension dar.
      Weitere Enthüllungen werden nicht lange auf sich
      warten lassen, und sei es nur, weil die hellhörig
      gewordenen Wirtschaftsprüfer die Bilanzen künftig noch
      genauer unter die Lupe nehmen werden.

      Zockerbörsen-Image verstärkt

      Die Konsequenz: Großinvestoren werden künftig den
      Neuen Markt als Ganzes noch zurückhaltender
      betrachten als sie es bislang schon tun. Das Image der
      „Zockerbörse“, die bestenfalls für den hochspekulativen
      Anleger geeignet ist, wird sich weiter verstärken – sehr
      zum Schaden Dutzender solider Unternehmen, die
      zweifellos noch immer am Neuen Markt vertreten sind
      und eigentlich mehr Beachtung verdient hätten. Auch
      Emissionskandidaten werden sich künftig zweimal
      überlegen, ob sie die Kosten des Neuen Marktes zahlen
      wollen, um sich schließlich dem Negativimage des
      Segments auszuliefern.

      Gefordert ist dabei nun erneut auch die Deutsche
      Börse. Sie sollte im Interesse der Anleger bei Verstößen
      umgehender handeln. Nach dem derzeitigen Stand ist
      beispielsweise Comroad noch bis Mitte Juni im Nemax 50
      gelistet. Vor allem sollte sie sich ernsthafter Gedanken
      darüber machen, wie sinnvoll es ist, in einem
      Wachstumssegment jedes sechste Unternehmen in
      einen Auswahlindex zu stecken. Wie werthaltig die
      Qualität im Nemax 50 ist, haben zuletzt die Fälle
      Biodata, Heyde oder Fantastic gezeigt. In der
      Zwischenzeit sollten die Verantwortlichen wenigstens
      bei Neubesetzungen im Nemax 50 mehr
      Entscheidungsfreude an den Tag legen. Statt auf
      Branchenzusammensetzung und Kontinuität zu bauen,
      ist hartes Durchgreifen gefragt.

      Vorbildfunktion könnte dabei – wieder einmal – die
      US-Technologiebörse Nasdaq haben. Dort bietet der
      Nasdaq 100 eine extrem komprimierte Auswahl aus den
      insgesamt etwa 4300 börsennotierten Werten. Obwohl
      Hunderte von Unternehmen Jahr für Jahr aus dem
      Segment ausscheiden und der Kurseinbruch in den
      vergangenen 25 Monaten fast so hoch war wie am
      Neuen Markt, wurde bislang zu keinem Zeitpunkt die
      Existenzberechtigung der Nasdaq in Frage gestellt.

      Große Fonds finden immer weniger Werte, bei denen sie
      einsteigen können.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 17. April 2002, 19:06 Uhr
      Avatar
      schrieb am 17.04.02 22:56:19
      Beitrag Nr. 2 ()
      Sagte ich gestern schon zu Ari
      NASDAQ für Investoren
      Neuer Markt für http://www.wallstreet-online.de/-"User"

      ACHTUNG
      Avatar
      schrieb am 17.04.02 22:59:17
      Beitrag Nr. 3 ()
      genau darin liegt wohl die Chance, Qualitätswerte jetzt einsammeln.
      Avatar
      schrieb am 18.04.02 00:34:34
      Beitrag Nr. 4 ()
      Dem Anleger ist kaum damit geholfen, wenn die Indizes ausgedünnt werden. Die Werte selbst bleiben erhalten und auch die Gefahr, dass man diesen Werten aufsitzt. Anders gesagt, eine EM-TV z.B. wäre auch in einem Nemax 5 enthalten gewesen. Und man kann nicht so tun, als würde nur in ein Edelsegment hinein investiert. Dann brauchte man die anderen Werte gar nicht. Die Werte außerhalb eines Edelindizes sind ja jetzt schon doch wohl eher dem privaten Anleger zugedacht. Wer sollte dann in Zukunft in diese Werte denn noch investieren. Vermute mal, noch mehr Mitanleger, die versuchen, aus ihrem sauer verdienten Geld ein wenig mehr zu machen.

      Die Debatte möchte gern eine Veränderung. Die Meinung ist im Augenblick, man könne diese Veränderung durch eine andere Abzählfolge herbeiführen. Doch in Wirklichkeit liegt das eigentliche Problem bei uns selbst. Woher kommen denn die Zwänge, ein möglichst großes Wachstum ausweisen zu wollen? Woher die kommt die Gier, die manchen Anleger plagte und für die doch so viele bestraft wurden? Wenn wir darauf Antworten suchen, ersparen wir uns die Hektik, die mit ständig neuen Zählweisen einhergeht. Dann würden auch die institutionellen Nachteile nicht mehr so schwer wiegen, mit denen jedes System ausgestattet ist.

      Als Journalist ist man sicher versucht, sich im Mainstream zu behaupten. So - gewissermaßen ohnehin im Fluss - noch mit einer Botschaft wahrgenommen zu werden, heißt, seinen Fingerzeig überdeutlich hervorzuheben. So geschehen dann Veränderungen, für die später keiner mehr was kann, denen man ja immer schon skeptisch gegenüberstand usw. Kaum einer weiß dann noch, wieso die Verhältnisse so sind, wie sie sind und wie sie sich nur schwer wieder ändern lassen. Übrigens, weiß jemand, warum wir alle schon als Sünder zur Welt kommen? Vielleicht ist ja sogar dieser Teil des Glaubens an all der Gaunerei schuld.

      Was treibt nun einen Publizisten, dem der Zugang zu dieser Art Mainstreamjournalie vorenthalten blieb, und der obendrein seine Sündhaftigkeit vor den Augen aller testiert bekam. Um voran zu kommen, wird er Nebenströmungen nutzen, in denen der dort erhobene Fingerzeig ebenfalls ein Stück weit über die gedachte Richtung hinausweist. Oder anders, in einer Klatsch-Nische muß dieser dann besonders laut klatschen, um wahrgenommen zu werden. Das ist inhärente Kommerzlogik. Und wenn solch ein Randverwerter auf sein Firmenschild "Prior" draufschreibt, ist doch alles klar, oder? Gute Nacht.


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