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    Das Wiedererstarken der Nazi-Ideologie unter jungen Deutschen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 20.06.02 12:24:05 von
    neuester Beitrag 24.06.02 00:38:50 von
    Beiträge: 39
    ID: 599.632
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      schrieb am 20.06.02 12:24:05
      Beitrag Nr. 1 ()
      Dieser Text richtet sich nicht an die, die sich gerne verführen lassen, um ihr eigenes Denken aufzugeben und fortan an ihre abstrusen alten und falschen Theorien glauben, hier mache ich mir keine Hoffnungen, auch wenn sie Hauptthema sind. Er richtet sich an die vielen Meinungslosen hier im Board.

      Begriffs-Verwirrungen in der Politik und das sich Unterdrücktfühlen gegenüber einer geschichtlichen Opfergruppe sind nur die Oberfläche der Eisbergspitze einer neuen Stärke der braunen Bewegung.

      Im Internet werde Nazi-Texte immer mehr verbreitet, selbst auf WO finden sich mittlerweile solche teils unauffällig eingeleitetn Passagen wieder, die 1:1 vom Vokubular eines Goebbels, einer Hitlerrede oder Antijuden-Films stammen könnten.

      Das alles ist meiner Meinung nach ein klares Indiz dafür, daß die Ideen des totalitären Staates und die Sympathien für die Ideologien des Nationalsozialismus immer mehr Anklang finden. Ist es nur fehlende Orientierung? Nein, denn ich behaupt, ohne die passive Zustimmung und den oft fehlenden direkten Einspruch der schweigenden Mehrheit hier im Board und auch in der Gesellschaft hätte die Bewegung für die Wiederholung der Nazididaktur keine Chance. Vor allem, wenn man bedenkt, wie gut es uns heute geht im Vergleich(!) zu den frühen 30er Jahren, wage ich nicht hochzurechnen, was passiert, wenn es Deutschland einmal wirtschaftlich wirklich schlecht gehen sollte. Hochrechnen darf man den aktuellen Trend nicht, ansonsten sieht es leider sehr düster aus, wenn man die geistige und undifferenzierte Haltung vieler Menschen beobachtet.

      Die traurige Volksverdummung einer angeblichen deutschen ewigen Buße wird besonders gerne auch von zahlreichen Usern akzeptiert, die sich zwar nicht als rechtsradikal, aber insgeheim teils unbewußt sympathisierend mit rechtsextremen Gruppierungen zeigen. Genauso wie das Märchen eines angeblichen Verbots einer Kritik Israels. Das allerdümmste Totschlag-Argument der Rädelsführer nationaldeutscher Bünde und ihrer illegaler Organisationen. Die Frage stellt sich, ob nicht ein Teil der Deutschen immer noch unter einem Post-Weltkriegs-Trauma erleidet, statt mit den Erfahrungen der Vergangenheit in die Zukunft zu blicken. Warum sonst nutzen die braunen Schergen gerade die am leichtesten verfüherbaren Jugendlichen für ihre eigenen Zwecke und haben damit Erfolg?

      Dabei liegt das eigentlich Schlimme in dieser willenlosen Passivität und dem stillschwiegen Einverständnis "da muss mal jemand auf den Tisch hauen", dieser heimlichen Zustimmung und damit Mittäterschaft an größtem politischen Rückschritt der letzten Jahrzehnte. Hitlers Machtübernahme und alles, was die Katastrophe später ins Rollen brachte, wäre ohne die passiven still zustimmenden Massen niemals denkbar gewesen, kein Progrom, keine Verschleppung wäre denkbar und möglich, wenn sich die Menschen nicht taub gestellt und lieber an ihre Märchen geglaubt hätten, als die Brandstifter auszuschalten.

      Genau, was hier im Politik-Forum für Gesinnungen auftauchen, ist ein klares Anzeichen und typischer Merkmal der Vertreter der "jetzt ist endlich Schluss"-Fraktion. Schluss womit? Mit der angeblichen Demut der Deutschen? Nein, gemeint ist Schluss mit Toleranz, Demokratie, Frieden, Minderheitenrechten. Was ein ungebildeter der braunen Propaganda erlegene Mensche noch abstreiten würde, steckt natürlich in Wahrheit hinter diesen ganzen Bewegungen.

      Ich klage besonders die Sympathisanten der neuen braunen Bewegungen an, denn sie machen den geschichtliche Zurückgebliebenen bei jedem kleinen Funken Zustimmung extremen Mut, sich doch etwas "mutiger" zu zeigen und aus dem Untergrund der illegalen Internetserver auszubrechen

      Texte, die aus den schlimmsten und verbotenen Hetzschriften des Nazi-Regimes stammen und damit für alle Zeiten bedingungslos zu brandmarken sind, tauchen hier auf und werden zitiert als

      Weltverschwörung der Juden
      Gleichschaltung der Presse
      Ausbeutung der Deutschen
      Degenerierung der Gesellschaft
      Zentrale Verantwortung für Kriege und Leid auf der Welt
      etc....

      Es ist DIE mentale Droge jeglicher Neonazi-Bewegungen, ein dazu noch verbotene, was doppelt wirkt. Ein Verschwörungstheoretiker brachte es mal deutlich auf den Punkt: Das perfide an den Nazi-Verschwörungstexten war, daß sie es geschafft hatten, von der eigentlichen Verschwörung - das 3. Reich und seinen Vernichtungskrieg - abzulenken. Das sollten gerade diejenigen bedenken, die sich leichtfertig von Illuminaten-, Freimaurer- und sonst noch was -theorien beeindrucken lassen, die alle aufs engste verzahnt mit den Nazitexten sind, auch wenn es aus Gründen der offensichtlichen Verfassungswidrigkeit oft getarnt wird.

      Darum bitte ich auch um Verständnis für diejenigen Positionen, die sich am Vokabular weniger deutscher Politiker stören, die eine hohe Aufmerksamkeit genießen. Manchmal ist es doch wichtig, ein Wort auf die Goldwaage zu legen, gerade dann nämlich, wenn es - evtl. auch unbewußt - den seit 57 Jahren überwundenen Geist der totalitären Menschenverachtung widerspiegelt. Man darf ebenfalls nicht vergessen, dass ein Wort genügen kann, eine großen Ruck der braunen Organisationen auszuüben, förmlich eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Solange es diese Antidemokraten und 4.Reich-Vorbereiter in Deutschland und anderen Ländern gibt, sollte man ihnen nicht die Streichhölzer in die Hand geben.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 12:31:43
      Beitrag Nr. 2 ()
      Da ist es natürlich richtig, solche Texte zu zensieren, oder?

      Die poltischen Gutmenschen zerstören das, wofür sie angeblich kämpfen. Diese sogenannten Weltverschwörungstheorien stellen wirklich keine Bedrohung für unsere Demokratie dar.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 12:31:45
      Beitrag Nr. 3 ()
      @Wavetrader:

      Geh nochmal zurück ins Klo und drücke auf die Spülung, damit die braunen Deckmäntelchen-Streifen Deiner pseudopopulistischen "Durch-Deutschland-muß-ein-Ruck-gehen,-und-zwar-nach-reeeeeeeeeeeeeechts!"-Propaganda ins Nirwana der Endzeitkanalisation verschwinden.

      fondast
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 12:35:10
      Beitrag Nr. 4 ()
      zum KOTZEN!!!
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 12:36:03
      Beitrag Nr. 5 ()
      fondast hat recht, da wird pla-pla geschrieben,
      der wavetrader sollte in der Bild-Zeitung posten.

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      Avatar
      schrieb am 20.06.02 12:39:46
      Beitrag Nr. 6 ()
      "wirklich keine Bedrohung für unsere Demokratie dar."

      menacher, traurig, du hast offenbar nicht die Geringste Ahnung von Geschichte. Die Verschwörungstheorien der Judenverschwörung, zusammengefasst in die sogenannten Protokolle von Zion, waren Anfang des letzten Jahrhundert das weltweit meistgelesen Buch nach der Bibel(!), Hitlers Lieblingszitat-Quelle, und einer der Gründe, warum "alle weggeschaut haben". Bedrohung für die Demokratie ist noch direkt untertrieben.

      Die Verbreitung solcher Texte ist in Deutschland strengstens verboten, zu Recht. Sie haben der Welt im Endeffekt mehr Leid und Tote gebracht, als alle harten Körper-Drogen zusammen.

      Ich würde sogar die geistige Zurechnungsfähigkeit eines Menschen daran messen, ob er meint, daß diese Texte harmlos sind.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 12:40:08
      Beitrag Nr. 7 ()
      AM SPD Wesen soll die Welt genesen und willst du kein Genosse sein dann schlagen wir dir die Fresse ein
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 12:40:46
      Beitrag Nr. 8 ()
      Die Nichtangesprochenen reagieren aber allergisch.

      Habe ich ein Wespennest entdeckt?
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 12:42:09
      Beitrag Nr. 9 ()
      Anstatt sich aufzuregen, DASS mehr rechtsradikale Inhalte ins Web kommen (was ich bezweifle, die Prozentzahl zu den Seiten insgesamt ist konstant), sollte man besser versuchen zu verstehen WARUM es so kommt.

      Ich sage nur: Druck erzeugt Gegendruck.

      Und wenn wir schon sagen, dass wir in Freiheit, Demokratie und Toleranz leben, müssen wir eben auch solches tolerieren. Freiheit ist ja immer die Freiheit der anders denkenden.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 12:45:16
      Beitrag Nr. 10 ()
      Mein Text ist keiner Partei zugeordnet, willin, aber ich glaube, daß weißt du schon selbst genau.

      Aber Stammtisch-Sprüche bringen, ist allemal besser, als sich gar nicht zu äußern, oder?

      Die ersten Reaktionen im Thread geben mir traurigerweise Recht, wenn ich ein Widererstarken brauner Strömungen befürchte.

      @SenfDazuGeber: Freiheit, Demokratie und Toleranz braucht Verteidigung. Es ist völlig sinnlos, die erklärten Gegner dieser weltweit anerkannten Maßstäbe des Zusammenlebens frei gewähren zu lassen.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 12:56:17
      Beitrag Nr. 11 ()
      Hi Wavetrader,

      was ist so schlimm an "Meinungslosen"?

      Für dich gibt es wohl keine Stimmenthaltung. Es gibt nur dafür und dagegen, rot oder braun, links oder rechts, Freund oder Feind. Bist du nicht für uns, dann bist du gegen uns.

      Du merkst gar nicht, das DU einem totalitären Denken verhaftet bist, das auch Millionen Tote und unsägliches Leid über die Erde gebracht hat. Polarisieren hilft hier gar nicht weiter.

      Denk mal darüber nach warum Hitler auch an die Macht gekommen ist: weil die zweite große Partei 1933 eine kommunistische war und die demokratischen Parteien sang und klanglos verschwunden waren. Damals wurde auch polarisiert.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 12:58:39
      Beitrag Nr. 12 ()
      @wavetrader

      Das bildest Du dir nur ein. Die Protokolle der Weisen von Zion sind eine Fälschung. Auch wenn sie verboten sind, kann man sie jederzeit übers Internet finden. Für uns heute stellen sie keinerlei Bedrohung dar. Sie sind bestimmt nicht die Ursache für den Nationalsozialismus. Auch glaube ich nicht, daß sie Hitlers-Lieblingszitatquelle sind.

      Was andere Weltverschwörungstheorien anbetrifft, so sind sie eigentlich nur amüsant. Man kann sie statt eines SF- oder Horror-Romans lesen. Wenn sie wirklich so schlimm wären, dann sollte man sie zuerst einmal einer Kritik unterwerfen. Auf jeden Fall wehre ich mich gegen Zensur, die macht die Sache wahrscheinlich nur noch schlimmer.

      Vielleicht ist auch nicht alles falsch, was solche Verschwörungstheorien behaupten. Manchmal ist ganz einfach gut, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen. Dazu kommt, daß nicht alle Verschwörungstheorien rechts sind. Einige stützen eine liberale, andere eine linke Weltsicht. So ähneln die Vorstellungen von Gedankenkontrolle eher einer Orwellschen Vorstellung.

      Andere Länder gehen damit etwas lockerer um. Nur die Wahrheit muß man unterdrücken, die Lüge offenbart sich früher oder später von selbst. An meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit brauchst Du nicht gleich zweifeln. Dir wünsche ich mehr Toleranz und Gelassenheit.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 14:41:08
      Beitrag Nr. 13 ()
      @Wavetrader: ja, man sollte mal darüber nachdenken, warum deutsche Jugendliche sich in Gruppen zusammenschließen!

      Vielleicht, weil es auch Gruppen türkischer, jugoslawischer, russischer Jugendlicher gibt? Druck erzeugt Gegendruck! Und nachdem die Exekutive und die Jurisdiktion meiner persönlichen Meinung nach jeden Tag zeigt, daß sie auf zwei Augen blind gegen gewisse Gruppen ist, wollen die deutschen Jugendlichen vermutlich wieder eine starke Hand, die gleiches Recht für alle wieder herstellt...
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 15:04:00
      Beitrag Nr. 14 ()
      respekt, wavetrader :)

      die reaktion der üblichen dumpfbacken zeigt, wie recht du hast.

      leider hast du damit nicht nur perlen vor die säue geworfen, sondern der herde frisches futter gegeben.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 15:20:46
      Beitrag Nr. 15 ()
      @fast alle ausser Wavetrader:
      Ihr wollt also tatsächlich diesem schön verpackten Weichspüler-Faschismus aus #1 auf den Leim gehen? Bitte schön.

      @Wavetrader:
      Gut gemacht, wirklich. Ich traue Dir zu, daß Du eine Handgranate als Fabergé-Ei unter die Leute bringen kannst. Respekt! Vielleicht bist Du Dir darüber gar nicht im Klaren?!

      Wirklich: wenn ich nicht Physiker bin und gerade im Labor arbeite oder über Energiegewinnung spreche (Kohlevergasung), dann ist das Wort Vergasung eben doch schwer belegt mit der Vorstellung eines "Krematoriums" in Auschwitz. Diese Belegung zu verharmlosen ist "braune Brühe", Wavetrader.

      fondast
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 15:30:30
      Beitrag Nr. 16 ()
      @alle

      Gestern abend wurde aufgrund einer Meldung von @wavetrader ein Thread gesperrt. Der enthielt zwei längere Postings, die eine Art rechte Verschwörungstheorie zum besten gaben.
      Dies ist der Hintergrund dieses Threads und auch meiner Meinung.
      Ich persönlich fand die Sperrung des Threads für überflüssig, konnte aber meine Meinung nicht mehr posten.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 15:44:20
      Beitrag Nr. 17 ()
      Ich lasse mir mein Vokabular doch nicht einschränken, nur weil sie irgendwann in der Geschichte schon mal von den falschen Leuten bentzt wurden....

      In diesem Sinne viel Spaß mit meinen Beiträgen voller Nazivokabular...

      du degenerierter Karnevalsfaschist :D;)

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 15:56:48
      Beitrag Nr. 18 ()
      wavetrader laß uns doch bitte mit Deinem
      Juden-Scheiß in Ruhe. Oder willst Du irgendeine
      Äußerung provozieren, die sich als antisemitisch
      ausschlachten läßt ???
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 15:58:58
      Beitrag Nr. 19 ()
      @Bucket (falls Du mein posting meinst):

      Wenn Du in der Kneipe zu Deinem Kumpel "Na Du kleiner Wicht, schon n`paar hinter die Binde gekippt?" sagst, ist das etwas anderes als morgens, wenn Du zur Arbeit gehst und das zu Deinem Chef sagst. Das meine ich damit.

      fondast :)
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 16:17:00
      Beitrag Nr. 20 ()
      @wavetrader

      Guter Beitrag.

      Auch die Kommentare haben die "richtige" Qualität.

      Wer Grund hat anzunehmen, sich nicht in der Mitte dieser Gefühlsdemokratie zu befinden, sollte auch als Deutscher schauen, ob es woanders nicht wenigstens vom Wetter schöner ist.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 16:39:31
      Beitrag Nr. 21 ()
      Ne, idch miente ich konkret jetzt gar nicht. Aber wo wir gerade dabei sind. Was heißt denn hier auf den Leim gehen?

      Für wie unmündig hälst du denn die Leute? Das Internet bringt nun mal dn freien Informationszugang, da wird man mit leben müssen. Ich habe persönlich über haupt keine Lust auf all die ganzen Betroffenheitsthreads und abstruse Unterstellungen´und Thesen wie sie z.B. in diesem thread zu Tage kommen. Aber so ist das nun mal, wir haben Meinungsfreiheit! Der Rezipient entscheidet letzlich doch selber, was er sich ansieht und was nicht. Ein und die selbe Botschaft wird von verschiedenen Personen mituner komplett anders aufgenommen. Ich fasse dieses "auf den Leim" gehen z.B. als Suggestion auf, daß die Angesprochenen zu dumm sind und eigentlich jemanden brauchen, der ihnen den richtigen Weg zeigt. Das finde ICH wiederum bedenklich!

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 16:51:39
      Beitrag Nr. 22 ()
      der faschismus scheint mal wieder aus der mitte der
      gesellschaft zu kommen...
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 17:19:36
      Beitrag Nr. 23 ()
      bucket,

      dass du hier auftauchst, passt ja. mit schwarz-braunen farbvermischungen kennst du dich aus, und das nicht nur im karneval.

      schlimm nur, dass leute wie du offenbar politische funktionen in deutschland anstreben.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 17:54:39
      Beitrag Nr. 24 ()
      Genova. Haben - nicht anstreben :D:D:D:D:D:D:D:D:D

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 19:13:55
      Beitrag Nr. 25 ()
      25. April 2002, 02:29, Neue Zürcher Zeitung


      Rückfall in die Finsternis?
      Israel fürchtet eine Renaissance des Antisemitismus
      Die Proteste gegen den sich steigernden Konflikt im Nahen Osten nehmen vor allem Israel ins Visier und schaffen einen Nährboden für antijüdische Exzesse. Israeli und Juden in der Diaspora rücken - durch die Angst verbunden - näher zusammen.


      Max kann nachts nicht mehr schlafen. Der 75-Jährige hat die Shoah überlebt, nicht alle aus seiner Familie konnten sich vor den Nazis retten. Der gebürtige Czernowitzer lebt in Tel Aviv, hat einen grossen Freundeskreis - und ist lebenslustig. Das hat sich in den letzten Monaten geändert. Die Bilder der antisemitischen Ausschreitungen in Europa erinnern ihn an verdrängte Zeiten, seitdem wandert er nachts unruhig durch seine Wohnung, schaltet den Fernseher an, zappt durch die Nachrichtenkanäle. Bilder der Vergangenheit holen ihn ein - von verbrannten Synagogen, verbrannten Büchern, verbrannten Menschen. Wenn Max vormittags seine Freunde im Café trifft, reden sie nur noch über Politik, über den auferstandenen Hass gegen Juden in Paris, Marseille und Strassburg, in London, Berlin und Kiew.

      «Der Antisemitismus war immer präsent, durch die Intifada haben einige Europäer wieder einen Vorwand, ihre Vorurteile laut zu äussern», meint Max. Primitives Stammtischgerede sei wieder salonfähig, schimpft sein Freund Paul. Auch er ist Shoah-Überlebender, seine Eltern wurden in Auschwitz vergast. Seit fast täglich jüdische Grabsteine geschändet, jüdische Schulbusse angegriffen und Bethäuser angezündet werden, ist Paul erbittert. Die propalästinensischen Demonstrationen hätten eine beängstigende Färbung, meint er. Es sei wie zu Zeiten des Golfkrieges, wo in den europäischen Metropolen unter dem Deckmantel des Antizionismus gegen den jüdischen Staat demonstriert wurde.

      Schulterschluss mit der Diaspora
      Israel verkörpert für die Generation von Max und Paul mehr als einen Staat, es ist das Land, das ihnen ein neues, menschenwürdiges Leben geschenkt hat, fernab von Verfolgung und Anfeindungen. Doch sind in Israel nicht nur Shoah- Überlebende besorgt über die antisemitischen Ausschreitungen in Europa. Das Thema nimmt einen prominenten Platz in den Medien ein, in den Tageszeitungen und im Fernsehen. Das besondere Augenmerk gilt Frankreich und Grossbritannien, den Ländern mit der grössten muslimischen Minderheit. In der Serie «Der neue Antisemitismus» veröffentlichte die Tageszeitung «Haaretz» mehrere Reportagen aus den jüdischen Gemeinden Europas - Belgien, Frankreich, Holland, Grossbritannien - und zeichnete die antijüdische Stimmung auf.

      In einer Sondersitzung haben Vertreter des israelischen Aussenministeriums und der Jewish Agency beraten, welche Massnahmen zu ergreifen seien, um dem Phänomen entgegenzuwirken. Der Fokus galt nicht nur Europa, sondern auch Amerika. Es wurde bemängelt, dass die Aktivitäten jüdischer amerikanischer Studenten kein Gegengewicht zu den grossen propalästinensischen Kundgebungen auf den Campus amerikanischer Universitäten darstellen.

      Seit Ausbruch der Intifada sind die Beziehungen zwischen Israel und den jüdischen Gemeinden im Ausland enger geworden. Der Schulterschluss ist Ausdruck tiefer Verlustängste um die Existenz des jüdischen Staates. Internationale jüdische Solidaritätsdelegationen bereisen das Land; aus Mexiko, der Schweiz, Kanada, den USA sowie derzeit eine 200-köpfige Gruppe aus Frankreich. Der Vorsitzende des Dachverbandes der französischen jüdischen Gemeinden, Roger Cukierman, sagte in einem Gespräch mit dem renommierten Fernsehmoderator Emmanuel Halperin, er schreibe die antijüdischen Ausschreitungen in seinem Land der gegenwärtigen Lage in Nahost zu, die Taten würden von einer militanten arabischen Minderheit verübt und seien kein Anzeichen für ein Aufflammen des französischen Antisemitismus. Der israelische Aussenminister Peres hatte sich bei seinem letzten Zusammentreffen mit Frankreichs Präsidenten Chirac ähnlich geäussert. Die lange Tradition des französischen Antisemitismus - von den Schriften Charles Maurras über die Dreyfus-Affäre bis nach Vichy - übergehen die offiziellen Vertreter.

      Das Stephen-Roth-Institut für Studien des zeitgenössischen Antisemitismus und Rassismus an der Universität von Tel Aviv hat dieser Tage seinen Bericht zum weltweiten Antisemitismus veröffentlicht. Der Report kommt zu dem Ergebnis, dass es seit Anfang 2002 einen scharfen Anstieg der antijüdischen Übergriffe gibt. Besonders stark hätten diese in Frankreich, Grossbritannien und Russland zugenommen. Die Leiterin des Instituts, Dina Porat, erklärte auf einer Pressekonferenz, dass die meisten gewaltsamen antijüdischen Taten in Westeuropa von Arabern und Muslimen verübt würden. «Juden weltweit zahlen für den Nahostkonflikt als Opfer von Antisemitismus», meinte Porat. Die Mitverfasserin des Jahresberichtes 2001-2002 deutete auf vorausgehende Alarmzeichen, so die zunehmende Islamisierung der Uno und die Ernennung Syriens zum Vizevorsitzenden der Uno-Menschenrechtskommission - ein zynischer Schritt angesichts der eklatanten Menschenrechtsverletzungen unter dem diktatorischen Regime Syriens. Unguter Vorbote sei auch die antijüdische Stimmung auf der Uno- Weltkonferenz gegen Rassismus in Durban gewesen, wo an die Teilnehmer antisemitische Publikationen wie die «Protokolle der Weisen von Zion» unentgeltlich verteilt wurden.

      Transfer des Antisemitismus
      In Durban zeichnete sich eine Tendenz ab, die im propalästinensischen Aktionismus einen immer grösseren Stellenwert einnimmt: die Gleichsetzung der Nazimethoden mit der Behandlung der Palästinenser durch Israel. In ihrem Protest greifen propalästinensische Sympathisanten in das Arsenal des Antisemitismus, bedienen sich alter Stereotype, Argumente und Schriften. Demonstranten halten das mit einem Hakenkreuz versehene Konterfei des israelischen Ministerpräsidenten Sharon hoch, tragen Plakate mit dem Slogan, Israel sei ein Nazistaat. In Berlin wurden auf einer Demonstration palästinensischer Gruppen israelische Fahnen mit Hakenkreuzen verbrannt. «Der Antisemitismus, der aus Europa kam, wurde von den Muslimen dieser Region als Mittel der Argumentation gegen Israel adaptiert», sagt Professor Moshe Zimmermann von der Hebräischen Universität Jerusalem. Was jetzt passiert, sei ein Transfer des Antisemitismus von Europa in die Nahostregion.

      Die unsäglichen Vergleiche mit der Shoah haben auch ins intellektuelle Milieu Einzug gefunden. Auf einer Solidaritätsreise des internationalen Schriftstellerparlaments für die Palästinenser hatte der portugiesische Literaturnobelpreisträger José Saramago die israelische Besatzung in den Autonomiegebieten als «Verbrechen» bezeichnet, «das mit den Schandtaten in Auschwitz und Buchenwald vergleichbar ist». Auch der südafrikanische Autor Breyten Breytenbach, Mitglied der Reisegruppe, beschuldigte Israel in einem offenen Brief an Ariel Sharon des Rassismus, den er mit dem ehemaligen Apartheid-Regime in seiner Heimat verglich.

      Die Äusserungen von Saramago und Breytenbach haben das Misstrauen der Israeli gegenüber dem Ausland verschärft. Intellektuellen und Politikern wird Doppelmoral vorgeworfen. Zum einen beraten die europäischen Länder über mögliche Wirtschaftssanktionen gegen Israel, zum anderen bestehen enge Kontakte zu diktatorischen Regimen in Iran und im Irak, deren erklärtes Ziel es ist, Israel zu vernichten. Die Aussagen europäischer Politiker werden in Israel mit offenen Ohren registriert, so die Anschuldigung des französischen Präsidentschaftskandidaten Jospin, Sharon sei allein an der Eskalation in Nahost schuld, oder der Kommentar des deutschen Politikers Norbert Blüm, Israel führe einen «hemmungslosen Vernichtungskrieg».

      Auch an diesem Morgen trifft Max seine Freunde im Café. Gemeinsam beugen sie sich über eine Meldung in der Zeitung. In einer Berliner U-Bahn-Station wurden eine jüdische Frau und ihre Tochter von zwei Jugendlichen tätlich angegriffen, mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Tochter trug einen Davidstern um den Hals. «Ich hätte nie gedacht, dass es wieder so weit kommt», seufzt Max. Er bange um seine Verwandten im Ausland, die jetzt wieder Angst haben müssen, als Juden erkannt zu werden.

      Naomi Bubis

      -------------------------

      Erkennt hier tatsächlich niemand, was wieder im Begriff der Entstehung ist? Wie deutlich muß es werden? Der Wecker brüllt schon! Sieht niemand dieses Einschleichen durch die Hintertür? Oder seid ihr selbst in der Gruppe der Einschleichenden? Was muß passieren, bevor ihr es richtig einschätzt? Es sucht sich, es findet sich, es bekommt Futter und es nimmt Aufstellung, langsam aber stetig und auf jeden Fall erkennbar.

      Wenn er entsteht, weil immer wieder dieses Kollektiv zur Hand genommen wird, weil immer und immer wieder pauschal verurteilt wird, egal wo sie in der Welt leben, dann wird er auch kommen. Er ist scheinbar gewollt und wird von einer großen Anzahl gesucht.

      Wer? Der Flächenbrand! Entstanden aus dem Nahostkonflikt, dieser nimmt sich dann allerdings als Minimalproblem in die zweite Reihe, denn dann hat man ein ganz anderes Problem an der Hacke.

      #1 Wavetrader: Volle Zustimmung!

      TT
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 19:27:56
      Beitrag Nr. 26 ()
      Haiders Schatten auf Europa

      Zuwanderung, Kriminalität, EU-Erweiterung - Themen einer neuen Protestbewegung von rechts, die Sozialdemokraten wie Konservative das Fürchten lehrt. Beginn einer ZEIT-Serie über den Populismus

      Von Werner A. Perger


      "Ein Linker in Europa kann nur mehr erfolgreich sein, wenn er rechte Ideen akzeptiert. Und das ist eigentlich die beste Bestätigung für unsere Politik"
      Jörg Haider

      Also sprach der Mann, der mit dem neuen Populismus von rechts in Europa als Erster erfolgreich war: Jörg Haider, der Kärntner Pionier der neuen europäischen Rechten. Mit ihm hat alles angefangen, lautet seine Botschaft. Ich war`s.

      Auf seine Reichweite ist Haider stolz, wie man seiner Rede auf dem Parteitag der Freiheitlichen Partei (FPÖ) vor zwei Wochen entnehmen konnte. Und sosehr sein Anspruch auf politische Urheberschaft der politischen Veränderungen in Europa angesichts der wiederholten regionalen Rückschläge, die seine eigene Partei seit Bildung der Wiener Rechtskoalition Anfang 2000 erfahren hat, auch übertrieben wirkt, ganz aus der Luft gegriffen ist er nicht. Der Niedergang der europäischen Sozialdemokratie innerhalb von zwei Jahren und die Rückkehr der Mitte-rechts-Regierungen ist untrennbar verbunden mit dem Aufstieg der Rechtspopulisten auf dem Großteil des Kontinents. Und deren Erfolge, ob in Dänemark - der nächsten EU-Ratsmacht -, Belgien, Holland oder Norditalien, tragen Haiders Handschrift.

      Der Rechtsruck

      Zwar hat es der Front National des französischen Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen, der am 21. April bei der Präsidentenwahl im ersten Durchgang noch triumphieren konnte, jetzt wieder nicht in die Nationalversammlung geschafft. Kein Sitz, nirgends. Aber was sagt das schon? Der Rechtsruck ist dessen ungeachtet unübersehbar, nicht nur aufgrund der Zweidrittelmehrheit für die bürgerlichen Mitte-rechts-Parteien und angesichts des Debakels der Linken. Bedeutsam ist auch, dass zu den Gewinnern vor allem die Themen der neuen Rechten zählen: Immigration, Ausländerkriminalität, Brüsseler Bevormundung.

      Der Boden für diesen Themenwechsel ist lange vorbereitet worden. Zusammengewirkt haben die soziale Wirklichkeit, die Vernachlässigung der Probleme seitens der Regierenden, aber auch die fortwährende Kampagne der neuen Kleinparteien rechts von der Mitte. Haider und seine FPÖ-Garden gehörten unter ihnen nicht nur zu den Ersten und Rabiatesten. Sie waren auch die Effektivsten. Haider hat vorgemacht, wie man ein Land und dessen öffentliche Stimmung verändert. Mit seinem rabiaten Aufstand gegen den Konsens, gegen die Gewohnheiten und die Tabus der Wiener Republik. Mit seinen Kreuzzügen gegen die Etablierten. Mit seinen juristischen Einschüchterungsoffensiven gegen kritische Journalisten. Und mit seinen berüchtigten Verstößen gegen die verbalen Codes der demokratischen, antinazistischen Mehrheitskultur, mal verhüllt, mal unverhohlen.

      Seit mehr als zwei Jahren regiert seine FPÖ gemeinsam mit der ÖVP in Wien, da half kein Protest der EU-Mitglieder, die Anfang 2000 noch mehrheitlich Sozialdemokraten waren. Gleichzeitig befindet Haider sich aber im permanenten Wahlkampf, damit die kleinen Leute nicht vergessen, dass er und die Seinen unverändert an ihrer Seite stehen gegen "die da oben". Er möchte bei der nächsten Wahl 2003 mindestens 25 Prozent schaffen, hat er den Delegierten auf dem Parteitag gesagt (was immerhin fast zwei Prozent weniger wären als beim letzten Mal, als die Partei noch nicht mitregiert hatte und nicht so abgenutzt war, wie sie jetzt wirkt, sehr zu Haiders Kummer). Unrealistisch ist das nicht: Die Erfolgreichsten unter den Neuen am rechten Rand in Europa liegen heute alle um die 20 Prozent. Die Partei des Norwegers Carl I. Hagen, obwohl an der Regierung nur indirekt beteiligt, ist in aktuellen Umfragen zurzseit stärkste Partei des Landes. Die Liste des ermordeten Niederländers Pim Fortuyn wurde in der Wahl Mitte Mai mit 17 Prozent auf Anhieb zweitstärkste Partei. Der flotte Rechtsradikale Filip Dewinter holte in seiner flämischen Hochburg Antwerpen über 30 Prozent, der Hamburger Lokalpopulist Ronald Schill beim ersten Anlauf immerhin 19,4 Prozent.

      Vom Kärntner lernen

      Haider als Vorbild und Risiko: Die neuen Aufsteiger in Europa kopieren und sie scheuen ihn. Pim Fortuyn hatte Haider anfänglich bewundert, ehe er merkte, dass ihm das in den Niederlanden eher schaden würde, weshalb er sich alsbald distanzierte: zu viele braune Untertöne. Ähnlich erging es dem Spieler Jürgen Möllemann, der sich mit seinen antisemitischen Signalen weit auf Haiders schlüpfriges Terrain der codierten Provokation vorwagte, dann aber doch Reißaus nahm und sich dafür Haiders Spott einhandelte. Der Flame Dewinter wirkt auf manche wie ein Klon des Kärntners; er hat mit dessen Neigung zur Revision der Geschichte des Zweiten Weltkriegs auch weniger Probleme. Der bis vor kurzem in Ungarn als Ministerpräsident amtierende Viktor Orbán hatte beim Erlernen des populistischen Verführungshandwerks als Nachwuchspolitiker seinerzeit auch in Haiders Werkstatt vorbeigeschaut. Und der hessische CDU-Ministerpräsident Koch mag sich dagegen noch so wehren: Seine Unterschriftenkampagne von 1999 gegen eine Liberalisierung des Staatsbürgerschaftsrechts war unleugbar inspiriert von Haiders (gescheitertem) Volksbegehren gegen Ausländer (Codename: Österreich zuerst).

      Der Pate und seine Feinde: In Wien, auch in den eigenen Reihen, fürchten sie ihn, sie misstrauen ihm, und nicht wenige hassen ihn, in Brüssel verachten sie ihn, von den europäischen Medien fühlt er sich verfolgt. Der Populist als bedrohte Unschuld, der Tribun, gehetzt von den Mächtigen, von "denen da oben" - ein durchgehendes Motiv auf der neuen Rechten, von Haider zur Perfektion entwickelt. Zuletzt haben auch Westerwelle und Möllemann es ausprobiert, in der Hoffnung, als Opfer von "politisch korrektem" Meinungsterror ein bisschen näher an die 18 Prozent zu robben. Zuvor hatte vor allem Pim Fortuyn damit kokettiert, der dann tatsächlich zum Opfer wurde, im Wahlkampf ermordet, vermutlich von einem Fanatiker aus der Ökoszene. Wozu wieder Haider etwas einfällt. Das mit dem Einzeltäter, sagt er, mag er nicht glauben: "Ich habe da eine ganz andere Interpretation", raunte er auf dem Parteitag der FPÖ vor zwei Wochen und schwieg bedeutungsschwer. Man wird doch noch ein bisschen andeuten dürfen. In derselben Rede auf dem FPÖ-Parteitag dröhnte Haider, der Sprecher des kleinen Mannes, dann im schönsten Populistenpathos: "Im Zweifelsfall dulde ich diesen Hass, dulde ich diese Verachtung, die sie uns entgegenbringen. Aber ich habe dafür ein starkes Wählervertrauen, mit dem ich Österreich verändern kann."

      Nur Österreich? Der wahre Populist will mehr und weiß, es ist möglich. Haiders persönlichen Einzug als Kanzler ins Haus am Ballhausplatz konnten die Europäer zu Beginn des neuen Jahrhunderts mit ihren vorsorglichen Protesten und Drohungen gerade noch verhindern (immerhin hatte die FPÖ an den Urnen ein paar hundert Stimmen mehr bekommen als die ÖVP). Umso eifriger sind die Europäer jetzt gemeinsam dabei, die Forderungen von Haider und den anderen Rechtspopulisten nach einer rigiden Asylpolitik, einem Stopp jeder Zuwanderung und einem Ende für die multikulturelle Liberalität in die Tat umzusetzen. So wird der EU-Gipfel in Sevilla Ende dieser Woche für den Kärntner und seine europäischen Gesinnungsgenossen, Pardon: kameraden, unübersehbar zum Triumph: Die Festung Europa, die in Sevilla einen noch höheren Wall erhält, ist nicht nur der verzweifelte Versuch der Union, einem realen Problem gerecht zu werden. Dieses Abschottungskonzept ist leider auch ein Symbol für die Kapitulation vor der wachsenden Xenophobie in Europa und vor den neuen Populisten. Die haben Grund zur Freude. Die Innenminister haben gründliche Arbeit geleistet, voran die Herren aus den wenigen noch verbliebenen Mitte-links-Regierungen in der Europäischen Union. Die Verhaiderung findet statt.

      Aufstand gegen "das System"

      Wird es zur Europawahl 2004 tatsächlich eine vereinigte Liste der Rechtspopulisten geben? Viel wird gemunkelt darüber, Haider selbst hält sich die Option offen. Seine Gegner richten sich darauf ein. Schon immer war die Europawahl ein idealer Laufsteg für Protestparteien und Extremisten, auch für jene, die in nationalen Wahlen keine Chance hätten. Le Pen und die westdeutschen Republikaner sind die besten Beispiele.

      Eine europäische Liste gegen Fremde und Kriminelle, gegen Eurokraten und den Euro, gegen Sozialstaatsreform und Arbeitslosigkeit, für starken Staat und freien Markt, gegen das, was ist, und erst recht gegen das, was anders wird - diese Mischung, in der nahezu alles zusammenkommt, was nicht zusammengehört, ist die Spezialität der Populisten. Scharfe Kanten und völlige Beliebigkeit, präsentiert von den Showstars des Widerspruchs und der Antipolitik, so etwas kann gar nicht scheitern. Und ein Spitzenduo aus Fortuyn und Haider, der schrille Exmarxist und der erste derbe Rechtsausleger, hätte die Europawahl zum Event gemacht, so gruselig wie unvergesslich.

      Doch abgesehen davon, dass dieses Team nicht mehr gebildet werden kann: Wären Fortuyn und Haider je zusammengekommen? Sind die neuen Rechten überhaupt teamfähig? Viel spricht dagegen. Bei aller thematischen Gemeinsamkeit, eine einige Front sind die Populisten zwischen Norwegen, Italien und Portugal noch lange nicht, ganz zu schweigen von den Demagogen, die in den Beitrittsländern darauf warten, als EU-Bürger endlich gegen Europa ins Feld ziehen zu können.

      So wollen weder Haider, noch die Skandinavier oder der Italiener Bossi mit den Rechtsextremisten in Frankreich, Belgien oder Deutschland gemeinsame Sache machen. Der Chef der italienischen Exfaschisten, Vizeministerpräsident Gianfranco Fini von der Alleanza Nazionale, hat sich zwar bereits mit der nominellen FPÖ-Vorsitzenden, Vizekanzlerin und Haider-Schülerin Susanne Riess-Passer, getroffen - kein Problem. Mit Haider aber mag der zum rechten Demokraten geläuterte Parteiführer sich nicht öffentlich zeigen.

      Haider wiederum äußerte sich zwar vorsichtig positiv über Le Pen, nachdem der den Sozialisten Jospin im ersten Wahlgang aus der französischen Präsidentenwahl gedrängt hatte: "Nur weil jemand Widerstand leistet, ist er noch kein Rechtsextremist"; oft genug sei ihm das selbst widerfahren. Aber ein Bündnis mit Le Pen für 2004? Susanne Riess-Passer, nicht wirklich die Chefin der FPÖ, aber auch nicht ganz machtlos, will mit dem alten Mann von gestern nichts zu tun haben. Pim Fortuyn schließlich wollte weder mit Le Pen noch mit Dewinter verglichen werden. Er stand ihnen - und Haider - an Aggressivität gegen das "politische System", das Konsensprinzip und dessen demokratische Institutionen zwar in nichts nach, ebenso wenig an Selbstüberschätzung und autoritärem Führungsstil. Aber als bekennender Homosexueller befand sich Fortuyn zumindest im Einklang mit der liberalen Tradition Hollands gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen, anders als Le Pen.

      Unter dem Strich und nach Abzug der immensen Eitelkeiten, die dieser neuen Klasse postdemokratischer Rebellen zu Eigen ist, bleibt eine relativ schmale, aber durchaus tragfähige Plattform mit den issues:

      - Zuwanderung und Fremdenangst

      - Innere Sicherheit und Ausländerkriminalität

      - Europa und "die da in Brüssel"

      - Osterweiterung und die Angst vor billigen Arbeitskräften.

      Der französische Autor Pierre-André Taguieff benützt den Begriff Nationalpopulisten, um den Fundus der rechtspopulistischen Gemeinsamkeiten zu definieren. Dieser Fundus könnte für einen gemeinsamen Auftritt innerhalb der Europäischen Union durchaus reichen und beim Thema Erweiterung für Probleme sorgen. Eine derartige europaweite gemeinsame Kampagne der Populisten ist der Alptraum der EU-Regierenden. Haider jedenfalls übt bereits und fordert für Österreich eine Volksabstimmung über den Beitritt Tschechiens (was Kanzler Schüssel ablehnt - noch). In den Niederlanden gibt es im neuen Mehrheitslager (Christdemokraten, Rechtsliberale, Fortuyn-Liste) bereits Zweifel am Zeitplan der Erweiterung. Und sobald der Streit um die Agrarsubventionen danach aussieht, als könnte er wahlentscheidend werden, werden nicht nur die Populisten ihn führen. Das wird dann Chefsache. Die Populisten hätten damit, wie bei der Zuwanderung, wieder einen Erfolg.

      Wim und die Haidermacher

      Die Populisten sind nicht aus eigener Kraft groß geworden und das Zusammentreffen ihres Aufstiegs mit dem Niedergang der Linken ist kein Zufall. "Haidermacher" nannte man nach dem Machtwechsel in Wien die führenden Sozialdemokraten, die mit ihren Fehlern Haiders Erfolge ermöglicht hätten. Man warf ihnen vor, mit dem Versuch, Haider durch Festklammern an der ungeliebten Großen Koalition auszugrenzen und klein zu halten, hätten sie ihn erst groß gemacht.

      "Von Wim zu Pim" lautete eine bittere Parole in den Niederlanden. Die ob ihrer ökonomischen Erfolge weltweit gepriesene Regierung des populären Exgewerkschaftsführers Wim Kok habe den Boden bereitet für den kometenhaften Aufstieg des Exmarxisten Pim Fortuyn. Der eine sei ohne den anderen nicht denkbar. Das von Kok zu höchster Perfektion entwickelte Konsensmodell der etablierten Parteien und Institutionen habe die Demokratie geradezu erstickt. Fortuyn, so der Mythos um den ermordeten Populisten, habe dieses bedrohliche System aufgebrochen. Übertrieben mag das sein, falsch ist es nicht. Wo rechts und links im Gedränge zwischen alter und neuer Mitte nur noch schwer auseinander zu halten sind, haben die eindeutig Rechten es leichter, zu Stimmen und Einfluss zu kommen.

      Zur Ununterscheidbarkeit der Tradtionsparteien hat vermutlich auch die Mehrheitsstrategie der Sozialdemokraten - der viel zitierte Dritte Weg - beigetragen. Linke Politik im Zeitalter der Globalisierung: Sparhaushalte, Arbeitsmarktreformen, Leistungskürzungen, Deregulierungen: Vielleicht unumgänglich, jedenfalls aber leicht denunzierbar als "neoliberal", diese neue Reformpolitik hat die Stammwähler der Regierungslinken nicht fasziniert. Auf ihren Treffen diskutierten die Chefs der "progressiven Regierungen" daher mehrmals das Problem Wahlenthaltung: Wie mobilisiert man in Zeiten wie diesen die Stammwähler? Schwierig.

      Denn sobald die den Eindruck gewinnen, von dem abgemagerten Sozialstaat profitierten "nur noch Ausländer und Randgruppen", so schreibt der Politologe Jean-Yves Camus (in: Rechtspopulismus, Czernin-Verlag, Wien), "dann setzt sich die autoritäre Seite der Arbeiterkultur durch". Und wählt - siehe Antwerpen, Rotterdam, Hamburg - rechts. So wurden die neuen Volkstribune, voran Jörg Haider und der zur mythischen Gestalt gewordene Pim Fortuyn, auch noch zu europäischen Arbeiterführern. Die Demokratie geht geheimnisvolle Wege.

      (c) DIE ZEIT 26/2002
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      schrieb am 20.06.02 19:53:33
      Beitrag Nr. 27 ()
      zu #25

      Dieser Artikel ist nun fast schon zwei Monate und erzählt uns eine tränenreiche Geschichte von Max, die ich für frei erfunden halte. Eins macht er jedoch deutlich: Es gibt einen nicht zu übersehenden kausalen Zusammenhang zwischen der Politik Israels, der Intifada und den antisemitischen Ausschreitungen in Westeuropa. Die Behauptung ein immer schon vorhandener Antisemitismus würde sich nun äußern ist der nur der Versuch, andere für die eigenen Fehler haftbar machen zu wollen.

      Der Wecker sollte klingeln, in der Tat, aber vor allem auf dem Schreibtisch von Scharon. Denn eines muß die israelische Regierung wissen: Wenn sie ihre Politik fortsetzt, dann wird sie die Unterstützung Europas verlieren. Früher oder später wird es zu Boykott-Aktionen kommen müssen. Denn wir Europäer haben ein vitales Interesse daran, diesen Brandherd endlich zu löschen. Dies kann aber nur durch einen gerechten Frieden geschehen: Rückzug auf die Grenzen von 67, Aufgabe der Siedlungen, Palästinenser-Staat, Ausgleich in der Frage der Flüchtlinge.

      Wer immer noch glaubt, er könnte die wachsende Kritik an Israel mit der Ausschwitz- oder Antisemtismus-Keule bekämpfen, fällt einem Irrtum zum Opfer. Dies mag in Deutschland noch länger gelingen als im europäischen Ausland. Aber wenn wir den Terror wirkungsvoll bekämpfen wollen, dann müssen wir einen dauerhaften Frieden in Nahost anstreben. Es wird Zeit, daß unsere Politiker handeln.

      Poster wie @Wavetrader und @Time Tunnel, ihre Motive ihn Ehren, haben das Problem nicht erkannt. Wir wollen hier keinen neuen Antisemitismus und brauchen auch keinen. Wir brauchen aber auch niemanden der uns mit verlogenen Argumenten einreden will, wir sollen die Politik eines Scharon unterstützen.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 20:45:50
      Beitrag Nr. 28 ()
      menacher, wird man Dich fragen, ob ein neuer Antisemitismus gewollt ist? Ob er entstehen darf? Er kommt, baut sich gerade auf und wird nicht fragen, wer ihm Anlass dazu gibt. Sharon und sein Größenwahn ist der Aufhänger, der nun benutzt wird, daß Ewiggestrige ihre Erdlöcher wieder verlassen und gleichzeitig ein hübschen Deckmantel haben. Dein Beitrag über die Ausschreitungen in Belgien im Thread von Sep zeigt mir eigentlich, daß Dir dieses Problem selbst auch bekannt ist. Warum leugnest Du dann den wieder aufkeimenden Antisemitismus? Über Sharon hatte ich mich selbst auch noch gar nicht ausgelassen, also lass Dir hiermit gleich versichert sein, daß ich hier mit Dir nicht einen Deut auseinanderliege. Trotzdem habe ich keine Lösung parat, aber auch kein Problem damit, dies offen zuzugeben. Wenn man hier tief in sich geht, kann man sich gar nicht parteiisch auf eine Seite schieben. Man bekommt sofort die geballte Kritik der anderen Seite zu spüren, steht dann da mit seinem kurzen Hemd und kann nicht wechseln, weil man gerad die Wahrheit vernahm. Und dies seh ich eben auf beiden Seiten angelegt.

      Was ich sehe, ist der Schlepptau, die Pestbakterie Antisemitismus, die sich wieder etabliert. Das allerdings ist ein erkanntes Problem. Und will man es nicht erkennen, so wird es sich noch zu einem wesentlich Größeren aufschaukeln.

      TT
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 21:14:12
      Beitrag Nr. 29 ()
      Genau! Alles Faschos! Alles Nazis!

      Wir deutschen sollten uns wirklich selber vergasen, damit die Welt nicht noch an uns zugrunde geht.
      Was sind wir auch so unmenschlich und wollen jeden der irgendwie anders ist sofort nach dem Leben trachten.
      Nein und wie schlecht es die ganzen Ausländer hier in Deutschland haben. - Ist aber auch fies, dass wir sie hier eingesperrt haben und sie die Zustände hier erleiden müssen. Man müsste dieses Land echt zur Sicherheit unser ausländischen Freunde unter UN-Blauhelmverwaltung stellen, damit wir nicht deren Kinder auffressen.
      Ich binde jetzt mal ein Seil um meinen Schwanz und springe aus dem Fenster, damit wenigstens ich keine Nazideutschen Nachfahren bekomme.......
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 21:34:02
      Beitrag Nr. 30 ()
      @Time Tunnel

      Ich wollte ihn eigentlich nicht leugnen, nur sehe ich die Dinge nicht so dramatisch wie Du. Wir sollten vor allem Dingen Kritik an Israel und Antisemitismus nicht miteinander verwechseln. Darauf kommt es mir an.

      Die Gefahr die ich sehe ist folgende: Eine inflationäre Verwendung dieses Begriffes stumpft ab und macht den Antisemitismus eher hoffähig. Wir dürfen eben nicht, wie @Wavertrader schreibt, jedes Wort auf die Goldwaage legen. Statt sollten wir diesen Vorwurf nur verwenden, wenn wir klare Beweise haben. Eine mißliebíge Person als Antisemiten zu bezeichnen halte ich für höchst gefährlich.

      Insgesamt glaube ich, daß es keinen neuen Antisemitismus geben wird. Hier fehlt sowohl ein gesellschaftliches Interesse als auch eine ideologische Basis. Die meisten Ausschreitungen gehen ja auf Araber zurück und sollten als politische Aktionen gegen Israel gesehen werden. Es handelt sich dabei zwar nicht um Israelis, aber die Unterstützung der Diaspora für Israel ist eine Tatsache und deswegen kann sie auch Ziel solcher Aktionen werden.

      Was hier in Deutschland an Mißstimmung aufgetreten ist, kann leicht beseitigt werden, wenn sich die Vertreter des Judentums etwas zurücknehmen. Man kann eben nicht gleichzeitg als Moralapostel auftreten und über schlimme Vorfälle in Israel schweigen. Die Juden hier sind Deutsche und keine Israelis. So habe ich auch die Frage von Sep beantwortet: Die Juden sollen sich verhalten wie andere vergleichbare Minderheiten auch.

      Auch das Entstehen einer rechten Gefahr wie @Wavetrader schreibt, sehe ich nicht. Diese Verschwörungstheorien sind doch nur hilflose Versuche ins Gespräch zu kommen. Wenn hier ein Poster rechtsradikale Argumentationsmuster verwendet, wie gestern geschehen, so ist das eigentlich kein Grund ihn bzw. den Thread zu sperren. Wenn uns sowas schon umwirft sind wir sowie so schon verloren. Aber so ist es nicht. Mißliebige Meinungen zuzulassen ist vielmehr ein Prüfstein unserer Freiheitsrechte, die wir leicht bestehen können. Rechtsradikale Parteien sind zudem im Abstieg begriffen. Bei den zukünftigen Wahlen werden sie keine Rolle spielen, die etablierten Parteien streiten sich vielmehr schon heftig um die Beute.

      Was mir Sorgen macht, ist die immer weiter gehende Einschränkung unserer Freiheitsrechte in Form von staatlicher Bevormundung, Überwachung und Zensur.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 22:05:19
      Beitrag Nr. 31 ()
      wavetrader hat m.E. sehr viel mehr recht als manche hier ahnen. w:o ist ja noch ein vergleichsweise zivilisiertes Forum, aber selbst hier waren doch vor 2-3 Wochen (Möllemann-Diskussionen) jede Menge antisemitischer Postings zu lesen nach dem Motto: endlich ist Schluß mit der Zurückhaltung ggü den Juden, jetzt gibt es Saures.

      (Besonders einpräsam für mich die Theorie: die Juden sind doch eigentlich ganz normale nette Leute, wenn sie trotzdem von so vielen gehaßt werden, dann muß ja wohl was dran sein....)
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 22:28:53
      Beitrag Nr. 32 ()
      Ich habe gestern ein zweiteiliges Posting mit einer Art Verschwörungstheorie gelesen, das jetzt nicht mehr da ist, also vermutlich das gelöschte, was Menacher in #16 erwähnte. Wenn sich Wavetrader darauf bezieht, teile ich sein in #1 geäußertes Unbehagen, insbesondere wenn man sich vorstellt, daß solche Texte auch von unkritisch eingestellten Personen gelesen werden.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 22:31:18
      Beitrag Nr. 33 ()
      Unter den seriösen Postings ist mir ein Kritikpunkt aufgefallen, auf den ich eingehen möchte. Und zwar die Frage darüber, ob Texte mit Nazi-Gedankengut gesperrt werden sollen oder nicht. Damit meine ich nicht explizit Texte, die antisemitisch sind, sondern allgemein alle Texte, die die Menschenverachtungs-Ideologie des 3. Reiches entscheidet vorbereitet und gestützt haben. Insbesondere aber natürlich die, die bestimmten Gruppierungen ihr Lebensrecht und ihre Würde absprechen.

      Auf jeden Fall möchte ich klarstellen, daß es mir beim Eingangsposting nicht primär um diese Frage ging, sondern ich die vermehrten Erscheinungen solcher Texte als Anzeichen für ein Anschwellen der Neonazi-Einflüsse deute.

      Was die Gefährlichkeit dieser Texte angeht, so werde ich einmal allgemein und einmal konkret begründen, warum bestimmte Inhalte verboten gehören. Wem das Allgemeine zu lang ist, kann es auch überspringen.

      Allgemein gesehen, sind die Grundwerte, auf denen eine freiheitliche Gesellschaft wie die unsere gebaut ist, durch viele Einzelrechte definiert. Ich gehe dabei davon aus, dass hier jeder diese Werte akzeptiert, denn diese tragen unsere Verfassung und das Grunggesetz und damit den Baustein für jede Legitimität und Legalität.

      Zu den Grundwerten gehört u.a. die Unverletzbarkeit der Menschenwürde das Recht auf Meinungsfreiheit. Aber mit der Einschränkung, daß die Meinungsfreiheit nur soweit gehen kann, wie sie die anderen Grundrechte nicht verletzt. Ein Mensch verliert also dann sein Anrecht auf Meinungsfreiheit, wenn er versucht, die Meinungsfreiheit des anderen einzuschränken oder seinem Gegenübers sein Recht auf Menschenwürde abzuerkennen.

      Insofern wird es also immer Inhalte geben, die ein Rechts-Staat per Gesetz verbieten muss, wenn es klar ist, daß dieser Inhalt die eigentlichen schützenswerten Grundwerte ausnutzt, in dem er sich gegen sie selbst wendet. Viele Texte der Nazi-Ideologie entsprechen diesem Schema, teils sehr offen und direkt. Ihre unheilvolle Wirkung und millionenfache Todeskonsequenz ist leider hinlänglich bewiesen, insofern sind Diskussionen, ob man auch extreme Inhalte der Masse nicht zumuten könne, müßig.
      xylophon angesprochene "Logik" des "Juden haben selbst Schuld, wenn man sie hasst" gehörte übrigens zu Hitler Kernthesen und steht zu Recht in der Kritik.

      Jetzt zu meinem konkreten Beispiel. Ich zitiere dabei u.a. Quellen der Webseite www.shoa.de. Diese berichten über die Wirkung eines der widerwärtigsten Propaganda-Mittel des 3. Reiches, den Antijuden-Filmen:

      Jud Süß und Der Ewige Jude verdankten ihren propagandistischen Erfolg einer Gemeinsamkeit: Sie bedienten sich beide aller antisemitischen Stereotypen, die in der Geschichte des Antisemitismus greifbar waren. Das reichte von dem Vorwurf der religiösen Kindesopferung bis zur These einer globalen jüdischen Weltverschwörung. Beide Filme machten so trotz ihrer unterschiedlichen Konzeption eine enorme Fülle von Vorurteilen für die Zuschauer so greifbar, wie es nur das Medium Film vermochte. Jeder konnte nun einen Grund finden, weshalb er nicht half. Und manch anderer konnte einen Grund finden, weshalb er etwas gegen die Juden unternahm. Jud Süß und Der Ewige Jude wurden wiederholt Polizei- und Wehrmachtseinheiten sowie KZ-Wachpersonal vorgeführt, mit furchtbaren Konsequenzen für deren Opfer.

      Genau wie in "Mein Kampf", Propaganda-Reden der NSDAP oder den Film-Inszenierungen der Nazis wurde also auf diese inzwischen "verbotenen Inhalte" zurückgegriffenen.

      Die Perfektion ihrer antisemitischen Argumentation und ihre perfekte psychologische Wirkung macht die Filme auch heute noch zu gefährlicher Propaganda. Es scheint, als ist niemand dagegen gefeit. Als Der Ewige Jude im Oktober diesen Jahres im Zuge eines Publizistikseminars an der Technischen Universität Berlin gezeigt wurde, diskutierte das Publikum nicht über die Propagandawirkung des Filmes, sondern man stritt sich um die angeblich bestialische Grausamkeit der jüdischen Schächtsitte - eine Reaktion, wie man sie auch in Filmkritiken von 1940 lesen kann.. Genau das hatte Hitler vor über fünfzig Jahren von seinem Publikum erwartet. Es bleibt also zweifelhaft, ob es gelingt die antisemitischen Propagandafilme zu entmystifizieren, indem man sie breitem Publikum zugänglich macht. Zu perfekt, zu eindringlich ist auch heute noch die Propagandawirkung, der sich mancher, auch nicht unter sachkundiger Anleitung, entziehen könnte.

      Selbst Akademiker fallen auf simple Propaganda rein, aber nicht, weil sie es durch böse Veranlagung so wollen, sondern weil ohne grundlegende Vorkenntnisse fast jeder Mensch einer geschickten Manipulation erlegen ist. Die Neonazi-Organisationen wissen um ihre Wirkung ganz genau und suchen sich orientierungslose junge Menschen, um ihnen abgewandelte oder ähnliche Texte zu präsentieren, fast immer mit Verschwörungscharakter. Dabei kommt ihnen die aktuelle Politik-Verdrossenheit und die Wirtschaftskrise sehr gelegen. Kritik am System wird von den Neonazi-Führer für ihre Zwecke kanalisiert und spiegelt sich wider in dem vermehte Auftauchen von unreflektiert weitergegebenen Behauptungen aus diesen Texten - auch auf WO. Das beunruhigt mich, und deshalb habe ich diesen Thread eröffnet.

      Wavetrader
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 23:30:05
      Beitrag Nr. 34 ()
      #33
      Wenn die Veröffentlichung bedenklicher Texte verhindert wird, besteht aber möglicherweise die Gefahr, daß sie inhaltlich nicht widerlegt werden können, weil die Zugänglichkeit für eine kritische Leserschaft verhindert ist. Trotzdem finden die Texte irgendwie Verbreitung, bleiben dann aber unwidersprochen. Ob das wirklich der bessere Weg ist? Bin selber ratlos.
      Avatar
      schrieb am 21.06.02 01:28:51
      Beitrag Nr. 35 ()
      @stockaxis,

      „Wenn die Veröffentlichung bedenklicher Texte verhindert wird, besteht aber möglicherweise die Gefahr, daß sie inhaltlich nicht widerlegt werden können, weil die Zugänglichkeit für eine kritische Leserschaft verhindert ist. Trotzdem finden die Texte irgendwie Verbreitung, bleiben dann aber unwidersprochen. Ob das wirklich der bessere Weg ist? Bin selber ratlos.“

      Ja, das ist das Problem.

      Die Vorstellung, man könne über eine kritische Auseinandersetzung einen Inhalt widerlegen, verkennt jedoch, daß der Mensch sich an Inhalten orientiert, auch wenn sie falsch sein könnten. Er läßt es nicht zu, daß sein Weltbild korrigiert wird.

      Er will es so.

      Das findet nicht nur in diesem Bezug seine Bestätigung, sondern wahrscheinlich in allen Belangen, mit denen wir zu tun haben.

      Es gibt als Inhalte, die durch rationales Argumentieren nicht geklärt werden können.

      Beispiel: Religionen.

      Es sind Glaubensinhalte. Glaubst Du das nicht, dann versuche einmal, einen Gläubigen zu überzeugen, daß sein Glaube keine rationale Basis hat.

      Wir sind uns einig, es gibt so viele Religionen mit sich widersprechenden Inhalten, es können unmöglich alle miteinander Recht haben. Wie geht man damit um ?

      Das hat Bezug zu dem, was im Nationalsozialismus angelegt ist. Es sind über weite Teile Glaubensinhalte. Ich unterstelle, daß ich dies hier nicht belegen muß. Übrigens nicht nur von der Ideologie, sondern auch in der Lithurgie deutlich sichtbar.

      Und in der Wirkung. Schau Dir alte Wochenschauen an, die Begeisterung der Menschen. Dann weißt Du, welche Kräfte hier eigentlich wirken.

      Gegen die ist das Mittel der Argumentation völlig stumpf.

      Im Ergebnis bedeutet dies, daß man tatsächlich nicht alle Inhalte offen zugänglich machen kann. Man kann sich nicht kritisch damit auseinandersetzen, wenn man unterstellt, dies würde die Wirkung dieser Inhalte reduzieren.

      Nur: wer soll festlegen, was indiziert gehört, und was nicht ? In welche Hände begeben wir uns, wenn wir uns eine Einschränkung des Informationsrechts auferlegen. Eine Einschränkung im Zeitalter des Internets. Ich bin genauso ratlos wie Du.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 21.06.02 22:30:35
      Beitrag Nr. 36 ()
      Dieser Artikel passt hier als Ergänzung rein, auch wenn es in ihm nicht um die Weiterverbreitung von alten Nazi-Theorien geht.

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      NAZIS UND SATANISTEN

      Gefährlicher Ideologiemix

      Von Nicole Janz

      Diese Verbrüderung lässt Experten Alarm schlagen: Rechtsextreme und Satanisten bilden neuerdings eigenständige Netzwerke. Über die Folgen sind sich die Fachleute uneins.


      "Brüder im Geiste": Satanisten und Nazis

      Berlin - Totenköpfe und Blutstropfen blinken auf der Internetseite der Black Metal Band "Eugenik". Doch die Seite verbreitet nicht nur antichristliche Parolen - sie bietet auch Neonazis ein Forum. Jede Menge Links leiten zu rechten Musikgruppen und Organisationen weiter. So gelangt der User zu Seiten wie "Jüdische Beobachtung" oder "100 % White".
      Die Verwischung der Grenzen zwischen Rechtsextremen und selbst ernannten Satanisten beobachtet der Politologe Rainer Fromm seit zwei bis drei Jahren. "Über 20 Prozent der rechten Bands in Deutschland kommen mittlerweile aus dem Black-Metal-Bereich", sagt er. Es sei ein großer Graubereich zwischen den Jugendsubkulturen gewachsen. Die Internetseiten seien intensiv miteinander verlinkt.

      Auch in einschlägigen Fanheften der Naziszene wie dem "Kreuzritter" haben antichristliche Musikgruppen ihren Platz gefunden - CDs und Bands werden auf extra Seiten vorgestellt. "Es gibt in Deutschland sogar schon Verlage, die sich auf den Graubereich zwischen Nazis und Antichristen spezialisiert haben", sagt Fromm.


      Verurteilte Satanistin Manuela Ruda

      Über die Folgen der Vernetzung sind sich die Experten indes uneins. "Hier ist ein Ideologiecocktail im Gange", sagt Bernd Wagner, Projektleiter des Nazi-Aussteigerprogramms Exit. "Die Bands spielen in den gleichen Proberäumen, besuchen die gleichen Freizeittreffs und ziehen immer mehr 14- bis 15-Jährige an", sagt Wagner. Auch Fromm warnt: "Das ist sehr gefährlich, weil es dadurch mehr Möglichkeiten gibt, an Jugendliche anzudocken", sagt er. Man müsse nur eine einzige Internetseite kennen, um in die gesamte Nazi- und Black-Metal-Szene einzutauchen.

      Skeptisch ist allerdings der Rechtsextremismus- und Internetexperte Burkhard Schröder. Seiner Meinung nach ist das keine neue Entwicklung in Deutschland, eher eine "Heiße Luft"-Diskussion. Schröder warnt vor vorschnellen Schlüssen. "Es gibt keine Nachweise, wie sich Verlinkungen im World Wide Web auswirken", sagt er. Man könne nicht sagen, dass Jugendliche deswegen zu Nazis oder Satanisten würden. Außerdem gebe es in Deutschland keine organisierte satanistische Jugendszene.

      Das bestätigt auch Fromm: "Jugendliche sind meistens unorganisiert." Trotzdem gebe es, allerdings eher bei den Erwachsenen, schon Gruppierungen, die von "rechtsextremen Satanisten" gegründet wurden. Auch die "Deutsche Heidnische Front" (D.H.F.) vereinigt die Ideologien. Das Innenministerium von Thüringen bezeichnete die Organisation, die in Deutschland eine eigene Sektion hat, schon vor drei Jahren als Bewegung, "die altgermanische Mythologie im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus und der rassistischen Bewegung zu bringen versucht". Die Landesregierung schätzt die D.H.F. als rechtsextremistisch ein.

      Die Nazis und Antichristen haben offensichtlich einige Gemeinsamkeiten. "Das Elitedenken steht ganz oben", sagt Fromm. Sowohl Nazis als auch Satanisten wollten einer außerordentlichen Gemeinschaft angehören. Hinzu kämen die ähnlichen Feindschemata: die Unterscheidung in lebenswerte und unlebenswerte Wesen. Auch das geringschätzige Frauenbild spiele eine Rolle. Während bei Nazis die Frau als Gebärmaschine gelte, müsse sie beim Satanismus als "Gebrauchsgegenstand" für Rituale herhalten, so Fromm.

      Mit dieser Entwicklung folge Deutschland einem Trend aus den USA, so Fromm. Dort gibt es mittlerweile eine weitere Musikrichtung: den "Holocaust Metal".

      http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,201861,00.html
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      schrieb am 21.06.02 23:16:43
      Beitrag Nr. 37 ()
      @stockaxis

      Ich würde diese Texte/Filme in Teilen mit harten und körperschädigenden Drogen vergleichen. Auch hier könntest du einwenden, dass durch ein Verbot eine allgemeine Zugänglichkeit für den kritischen Konsumenten verhindert wird. Ebenso, dass diese Drogen trotzdem irgendwie gehandelt und gebraucht werden, aber ohne jede weitere Information über ihre Gefährlichkeit für die Opfer.

      Dennoch sind solche harten Drogen bei uns verboten. Das findet allgemeine Zustimmung, man will ja vor allem unseren Nachwuchs schützen. Aber selbst die Hinweise zu der Gefährlichkeit der "weichen" Drogen (Krebs bei Zigaretten) halten 50% der Jugendlichen nicht vom Einstieg ab. Genau so sind nun die harten "mentalen", bei entsprechender Vorveranlagung "geistig schädigenden" Drogen verboten. (Abgesehen davon, dass es für die Opfer bzw. Hinterbliebenen eine Zumutung wäre, genau die Inhalte mal so eben im Buchladen oder im Fernsehen zu finden, die mitveranwortlich für die Vernichtungsideologie und Holocaust-Kette waren, und von den Nazi der Bevölkerung immer wieder eingetrichtert wurden. Das ist aber nur ein Neben-Effekt, der irgendwann mangels Betroffener nicht mehr zählt).

      Des weiteren würde selbst eine Art Warnhinweis nur sehr wenig bringen. Wer sich dem Abenteuer einer Gefahr aussetzen will, ignoriert alle Warnungen, denn er will ja keine Vorsicht, sondern das Risiko. Wer etwas Verbotenes, etwas Illigitimes glauben will, der setzt sich nicht mit rationalen Erklärungen auseinander. Seps Hinweis auf die Religionen war da sehr gut. Die Nazi-Ideologie war eine Art Religion ("Gott schickte uns den Führer" als gängige Floskel).

      Und wer an eine abstruse Verschwörungstheorie glauben will, der liest sich nicht die Widerlegung durch, vor allem wenn, wie Sep formuliert, "das Mittel der Argumentation völlig stumpf" ist.

      Oder hast du schon mal erlebt, dass die Leute, die an ihre weder belegbaren noch widerlegbaren, weil völlig abstrusen Alien-Theorien festhalten, irgendwie davon abzubringen sind? Nun sind solche Theorien nicht effektiv gefährlich und auch nicht potenziell verantwortlich für Krieg, Mio. Tote und Tyrannen-Dikdatur. Daher auch keine Notwendigkeit für ein Verbot.

      Würdest du also z.B. die sog. Protokolle von Zion zur Veröffentlichung frei geben, so würde sich die Mehrheit an den vermeintlichen Inhalten festhalten, und nicht an der tötlichen Propagandawirkung. Neonazi-Organisationen könnten dann mit ihren als legal "geadelten" Quellen ungehindert versuchen, neue Mitglieder zu werben und dies auch leichter schaffen, denn niemand kann sie zwingen, die Warnhinweise mitzuliefern.

      Möge unsere jetzige Welt auch noch so aufgeklärt und rational wirken, möge die demokratische Erziehung der Barberei einen Riegel vorschieben, unterschätzen sollten wir nicht, dass die meisten Menschen gerade dann mit dem Bauch entscheiden, wenn es um ihr Schicksal und das ihres Volkes geht.

      Hitler selbst wusste, dass die Fälschung der Protokolle bewiesen war. Aber das hielt ihn nicht im Geringsten davon ab, sehr "erfolgreich" die Juden zum größten Sündenbock der Weltgeschichte zu machen. Seine u.a. darauf aufbauenden Hetzreden boten die perfekte Grundlage für die Meinungs-Manipulation einer ganzen Nation. Die direkten und frischen Erfahrungen der überlebenden Opfer und der Neugründer unserer Republik nach der 2.WK-Katastrophe bildeten die Grundlage für die Verbannung von "bösen Inhalten", das Grundgesetz mit der ganz oben angesiedelten Menschenwürde ist eine Gegenantwort zum 3. Reich-Terror und seinem Menschenbild, von ihr leiten sich sehr viele weitere Gesetze ab. Damit sind wir in guten Händen, denke ich, um aufs Sep Frage einzugehen.
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      schrieb am 22.06.02 10:38:18
      Beitrag Nr. 38 ()
      Die historische Opferrolle, kombiniert mit dem Gefühl der Auserwähltheit des jüdischen Volkes trifft auf die Realität in Palästina und diese ist seit Jahrzehnten durch die Nichtachtung von UN Resolutionen durch Israel gekennzeichnet. Der Staat Israel etablierte sich und aus Existenzsicherung wurde Hegemonialpolitik Israels in Nahost. Rechte der Palästinenser gibt es in den Programmen der herrschenden Klasse in Israel nicht, im Alltag singen israelische Kinder Haßlieder auf Palästinenser und umgekehrt.

      Der braune Popanz dient der Deckung der israelischen Politik, ein klassisches Propagandamuster wird funktional für das Ziel Großisrael eingesetzt.

      #1 Zitat: Nein, gemeint ist Schluss mit Toleranz, Demokratie, Frieden, Minderheitenrechten.

      Diese Beschreibung trifft die Realität in Deutschland nicht. Ein Friedman oder ein Spiegel sind die Musterbeispiele für fehlende Toleranz, die Durchdrückung israelischer Interessen in Deutschlands Innenpolitik ohne Rücksicht auf Verluste und dafür werden Begrifflichkeiten mißbräuchlich bewußt verschoben.

      #25 Zitat: Israel fürchtet eine Renaissance des Antisemitismus
      Die Proteste gegen den sich steigernden Konflikt im Nahen Osten nehmen vor allem Israel ins Visier und schaffen einen Nährboden für antijüdische Exzesse. Israeli und Juden in der Diaspora rücken - durch die Angst verbunden - näher zusammen.

      Dem ist nicht so und das ist gut so. Eine breite Mehrheit in der Welt hat nichts gegen Israel oder Juden in der Diaspora, sie wehrt sich jedoch gegen den Mibrauch von Totschlagsargumenten durch Israel und Fans. Historische Verbrechen gehen mit einer Legendenbildung einher, die Realität wird zielgerichtet bewußt verfälscht. Nun gibt es in Israel und den besetzten Gebieten Menschen zweiter Klasse, Menschen ohne eigenen Staat, Menschen mit minderen Rechten, Menschen in Flüchtlingslagern ohne Perspektive. Die Täter sind Juden, auftretend als politische Mehrheit in Israel und als Propagandisten und Demagogen in der Diaspora.

      Die eigene Schuld sehen die selbsternannten "Guten" nicht, die Schuldgebung ist historischer Nebenkriegsschauplatz unlauterer Propagandisten. Das muß einem Friedman auch in Deutschland vorgehalten werden können, in meiner Gedankenlinie stehen Generationen von UN Resolutionen, unveräusserliche Menschenrechte und bestimmt kein braunes Gedankengut. Da machen es sich die Täter von heute und ihre Handlanger bewußt einfach.
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      schrieb am 24.06.02 00:38:50
      Beitrag Nr. 39 ()
      @ Sep

      Ich stimme dem zu, was Du in #35 geschrieben hast. Evtl. sollte man aber die vorbeugende Wirkung der Weitergabe von Resultaten kritischer Auseinandersetzungen ebenfalls berücksichtigen.

      "Die Vorstellung, man könne über eine kritische Auseinandersetzung einen Inhalt widerlegen, verkennt jedoch, daß der Mensch sich an Inhalten orientiert, auch wenn sie falsch sein könnten. Er läßt es nicht zu, daß sein Weltbild korrigiert wird."

      Meine Überlegung: Er lässt es vielleicht doch zu, wenn er vorher auf solche Inhalte in kritischem Sinne vorbereitet und dadurch überhaupt erst kritikfähig wurde.


      "Und in der Wirkung. Schau Dir alte Wochenschauen an, die Begeisterung der Menschen. Dann weißt Du, welche Kräfte hier eigentlich wirken.
      Gegen die ist das Mittel der Argumentation völlig stumpf."

      Dazu folgendes: Ich hatte vor langer Zeit in meiner Jugend in einer mehrteiligen Fernsehdokumentation Auszüge aus solchen Wochenschauen gesehen sowie Bilder von den Aufmärschen in Nürnberg, weiterhin Kriegshandlungen in drastischer Darstellung und schliesslich Aufnahmen von der Befreiung von KZ-Insassen beim Einmarsch der Alliierten. Diese Bilder als Mittel der Argumentation waren nicht stumpf, im Gegenteil, sie haben bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen, nämlich den, dass die Folge eines totalitären Regimes millionenfachen Tod Unschuldiger bedeuten kann. Es bedurfte nicht des Hinweises, dass es Vorfahren waren, die dies bewirkt hatten, die Bilder allein sprachen für sich.

      Das Dilemma, in dem wir uns befinden, hast Du am Ende Deines Postings trefflich formuliert, anders ausgedrückt kann man es auf den Punkt bringen: Fluch und Segen des Internets zugleich.
      Mal sehen, ob der Segen die Oberhand gewinnt.


      @Wavetrader

      Ich bin Dir dankbar, dass Du die Drogenproblematik als Analogie gebracht hast, es vereinfacht die Argumentation. Die mit den harten Drogen verbundenen Probleme sind einer breiten Öffentlichkeit seit den sechziger Jahren bekannt, darauf kann man als Eltern -weil allseits informiert- reagieren. Am besten dadurch, dass man den Kindern schon im Einschulungsalter und nicht erst mit 14, wenn es schon zu spät sein kann, die Folgen der Drogensucht schonungslos klarmacht. In diesem Alter wird die Meinung der Eltern noch akzeptiert.

      Ich als Elternteil kann also agieren, weil ich über die Tatsache der Existenz von Drogen und deren Wirkung informiert bin. Was aber wissen die Eltern über Sekten, Satanisten oder sonstige aktuelle (z.B. totalitäre) Strömungen in der Jugendszene usw. (siehe hierzu treffend Dein Posting 36)?
      Ich glaube, im allgemeinen zu wenig, um sich ein objektives Urteil bilden zu können.
      Ein praktisch kaum lösbares Problem, da man als Erwachsener naturgemäß kein Insider in dieser Jugendszene ist. Also, wie kann ich als Elternteil reagieren, wenn ich über gewisse Strömungen, die ich als Gefahr für Heranwachsende einstufen würde, garnicht informiert bin? Die Möglichkeit der Information u.U. durch staatliche Stellen muß daher m.E.
      prinzipiell gewährleistet sein.

      Um es zusammenzufassen, man sollte als Eltern Heranwachsende möglichst frühzeitig über die Existenz und Problemstellungen von kritischen Dingen wie Drogen, Sekten usw. in Kenntnis setzen, so daß zumindest ein gewisses Maß an Kritikfähigkeit im Ernstfall vorhanden ist. Dazu bedarf es einer ausreichenden Informationsmöglichkeit. Eine Garantie auf spätere Unanfechtbarkeit ist dies natürlich nicht.

      Gruss


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