checkAd

    Börsianer schreiben Greenspan die Hauptschuld am Crash zu - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 19.09.02 21:09:30 von
    neuester Beitrag 29.12.03 21:39:39 von
    Beiträge: 9
    ID: 635.627
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 720
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 19.09.02 21:09:30
      Beitrag Nr. 1 ()
      Börsianer schreiben Greenspan die Hauptschuld am Crash zu
      US-Notenbankchef hat mit seiner Geldpolitik der Spekulationsblase Vorschub geleistet - Aber auch Anleger, Journalisten und Analysten spielten eine Rolle

      US-Notenbankchef Alan Greenspan bekommt von Anlegern den "Schwarzen Peter" zugeschoben.

      Von Holger Zschäpitz

      Berlin - "Der Erfolg hat viele Väter - der Misserfolg nur einen", heißt es im Volksmund. So ist es auch an der Börse. Wenn es um den Verantwortlichen des momentan größten Aktiencrash seit 1929 geht, fällt immer häufiger ein Name: Alan Greenspan. Der amerikanische Notenbankchef, einst als Magier der Märkte gefeiert, wird nun als Zauberlehrling gesehen, dem die Situation längst entglitten ist. "In den Geschichtsbüchern wird der heutige Börsencrash dereinst mit dem Namen Alan Greenspan eng verbunden sein", sagt Wassili Papas, Fondsmanager bei Union Investment. "Seine Geldpolitik hat komplett versagt und die Märkte in die jetzige Situation erst gebracht."

      Der Vorwurf ist hart: Erst habe Greenspan durch die niedrigen Zinsen die größte Spekulationsblase aller Zeiten ermöglicht. Nach dem Einbruch der Märkte habe er die monetären Zügel zu spät gelockert. Papas lässt nicht gelten, dass Greenspan auf Grund diverser Krisen in Asien oder Russland beziehungsweise der Jahr-2000-Umstellung quasi zu rapiden Zinssenkungen gezwungen gewesen war. Der Fed-Chef sei zu einem der enthusiastischsten New-Economy-Cheerleader geworden und habe dabei die Bubble komplett ignoriert. "Jetzt stellt sich heraus, dass das amerikanische Wirtschaftswunder nur eine von der Notenbank finanzierte Fiktion war. Die Nachwehen sind umso schlimmer." "Sicher bin auch ich auf die New Economy hereingefallen. Aber mit 27 Jahren hat man weniger Erfahrung als Greenspan mit 75."

      Mehr Milde für Greenspan lässt Chris Johns, Chef-Stratege bei ABN Amro, walten. Sicher habe Greenspan eine Rolle gespielt. "Der Crash ist aber ein komplexeres Gebilde, dass sowohl auf Politik- als auch Marktversagen zurückzuführen ist."

      Geht es um Crashverantwortliche der Politik nennen viele Börsianer den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Und das nicht ganz zu Unrecht. Während seiner Amtszeit verlor der Dax 20 Prozent an Wert. Damit ist Deutschland nicht nur beim Wirtschaftswachstum sondern auch der Börsenentwicklung das Schlusslicht der westlichen Welt. Der Dow etwa liegt seit Oktober 1998 noch fünf Prozent im Plus. Börsianer kreiden Schröder vor allem Reformattentismus an. Darüber hinaus habe er durch die Verschärfung des Mitbestimmungsrechts dem Image der deutschen Börse gerade bei angelsächsischen Investoren schwer geschadet. "Dax 1000 Punkte - Wir schaffen das", lautet das zynische Resümee eines Händlers in Anlehnung an den SPD-Wahlwerbeslogan, sollte Schröder auch die kommenden vier Jahre Kanzler bleiben.

      Doch auch US-Präsident George W. Bush kriegt von Börsianern sein Fett weg. "Ihm scheint die Börsenentwicklung völlig Schnuppe", so ein Experte der Deutschen Bank. "Erst kümmert er sich nicht energisch genug, um die Bilanzskandale. Jetzt riskiert Bush mit seiner Irak-Politik eine zweite noch heftigere Rezession." Der hohe Ölpreis spreche eine deutliche Sprache.

      ABN-Experte Johns macht jedoch vor allem die Finanzindustrie für den Crash verantwortlich. "Die Unternehmen haben mit aufgeblasenen Bilanzen, die Investmentbanker mit utopischen Analysen und die Anleger mit ihrer Gier die Bubble befördert." Von Unternehmensseite richtete Kenneth Lay, Chef von Enron, großen Schaden an. Er machte aus seiner Bilanz ein Potemkinsches Dorf. Als der milliardenschwere Schwindel aufflog, war Enron Pleite und das Vertrauen in Firmen-Bilanzen dahin. Allein seit dem Enron-Debakel vom letzten November büßte der Dow Jones 25 Prozent ein.

      Doch ohne den Jubel der Investmentbanken wäre es kaum zu der Übertreibung und dem anschließenden Crash gekommen. Besonders virtuos trieb der Telekom-Analyst von Salomon Smith Barney, Jack Grubman, das Spiel aus Analyse und Kommerz. Auf der einen Seite machte er dicke Geschäfte mit Telekom-Riesen, auf der anderen Seite jubelte er deren Aktien in die Höhe. Arglosen Anlegern empfahl er bis kurz vor der Pleite die Aktien von Worldcom zum Kauf. Und Börsenjournalisten transportierten die frohe Kunde nicht nur vom Optimisten Grubman sondern auch anderen Analysten zu den Anlegern.

      Doch die Anleger trifft auch eine Mitschuld am Bärenmarkt. Die Gier vertrieb jegliche Rationalität. Mit unreflektierten Käufen jubelten Investoren die Aktien in die Börsenstratosphäre; die Fallhöhe wuchs. Die Investoren finanzierten jedes Geschäftsmodell. Die aktuelle Pleitewelle ist fast schon zwangsläufig.

      Doch auch abseits der Finanzmärkte lassen sich Mitschuldige am Börsendesaster finden. Etwa der deutsche Wirtschaftsnobelpreisträger Reinhard Selten. Er beriet die Deutsche Telekom bei der Versteigerung der UMTS-Mobilfunklizenzen - ein Milliardengrab wie sich jetzt herausstellt. So warnte Selten die Bonner nicht vor den Folgen eines unkontrollierten Bieterwettstreits während der UMTS-Auktion. Am Ende war der Preis pro Zukunftslizenz bis auf 8,5 Mrd. Euro nach oben gepokert worden. Dabei hätte Selten es besser wissen müssen. Denn der Spieltheoretiker hatte herausgefunden, dass der Sieger in einer Auktion langfristig meistens als Verlierer dasteht. Tendenziell würden nämlich zu hohe Preise gezahlt. "Der Fluch des Siegers", wird das Phänomen in der Wissenschaft genannt.

      Seit der UMTS-Auktion liegt in der Tat ein Fluch über der gesamten Telekombranche. Die milliardenschweren Zahlungen haben die Bilanzen der meisten Gesellschaften ruiniert und kosten Mobilcom möglicherweise sogar das Leben. Das UMTS-Desaster blieb aber nicht auf die Telekommunikationsbranche beschränkt. Vielmehr wurde der gesamte High-Tech-Sektor mit in die Tiefe gezogen. Die Telefongesellschaften haben nämlich nur noch geringen Spielraum für Investitionen. An den Ausgaben hängt jedoch die gesamte Technologiebranche - angefangen vom etwa Telekomausrüster über den Halbleiterkonzern bis zum Softwarehersteller.

      Mitten in der Krise schockten die Terroranschläge zusätzlich die Märkte. Osama Bin Laden beraubten die Menschen der westlichen Welt der Illusion, dass sie und ihre Wirtschaft unverletzlich sind. Seither herrscht permanente Unsicherheit.


      Quelle:
      www.welt.de
      Avatar
      schrieb am 19.09.02 21:21:09
      Beitrag Nr. 2 ()
      kompletter QUATSCH !!

      greenspan hat die wirtschaft und die märkte seit seinem amtsantritt 87 x-mal aus der bredouille geholt.
      und er hat 95/96 vor "irrational exuberance" gewarnt.

      da suchen ein paar unfähige und z.t. betrügerische "berater" und "analysten" einen sündenbock.
      Avatar
      schrieb am 19.09.02 21:21:58
      Beitrag Nr. 3 ()
      und natürlich ein paar sogenannte "manager" mit supergagen.
      Avatar
      schrieb am 19.09.02 21:26:52
      Beitrag Nr. 4 ()
      .
      Wassili Pappas wird sich noch wundern ..

      In Verbindung mit dem Crash werden unternehmerische Bilanzmanipulateure, Wirtschaftsprüfer und Analysten von seinem Schlage und dem eines Blodget gebracht werden.

      Während ein Greenspan die Blase im Allgemeinen diagnostizierte und mit Zinspolitik und Geldmengenverknappung dagegen zu halten suchte, wußte ein Blodget längst, dass er "Dreck" - um in seinem Jargon zu bleiben - hochjubelte. Pappas wußte es nicht weniger, wenn er hinsah. Und daran, dass er hinsah, dürfte kein Zweifel bestehen.

      Im Übrigen sollte dem Herrn nicht entgangen sein, dass die schweren Ausschläge der Indizes in USA (Dow & Nasdaq) verglichen mit den hiesigen (Dax & NM) sich vergleichsweise harmlos ausnehmen.

      Dank Pappas & Konsorten ...
      .
      Avatar
      schrieb am 20.09.02 00:46:38
      Beitrag Nr. 5 ()
      „Börsianer schreiben Greenspan die Hauptschuld am Crash zu“

      Jou! Der war gut!

      Hat sich denn einmal jemand persönlich bei Greenspan bedankt, als sich alleine zwischen 1999 und 2000 etliche Werte extrem rasant nach oben entwickelt haben? Wahrscheinlich dachten alle, okay, Greenspan sieht die Gefahr, er wird schon dafür sorgen, daß alle wieder heil runter kommen. Ist ja sein Job. Also laßt uns die Blase ruhig noch etwas weiter aufpumpen...

      In all den Jahren seit Greenspan ersten mahnenden Worten konnte man durch bequemes „Gewinne aussitzen“ an den Märkten sehr gut verdienen. Diese verdammte Korrektur wollte einfach nicht kommen!

      Und jetzt, ganz plötzlich, ist Greenspan der böse Mann!

      Wer solche Märchen nicht mag, dem empfehle ich „George Soros: Die Krise des globalen Kapitalismus“. Nicht so flott geschrieben wie ein Kostolany, aber jede Menge interessanter Denkansätze.

      Dr.H.Lecter

      Trading Spotlight

      Anzeige
      EV Minerals Corporation
      0,0350EUR 0,00 %
      Massive 1.460% Rallye “ante portas”?!mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 23.07.03 14:18:02
      Beitrag Nr. 6 ()
      Der Zauberer verliert den Stab

      Angesichts des Riesendefizits und wachsender Arbeitslosenzahlen mehren sich die Fragen nach der Schuld des obersten Währungshüters der Welt



      Von Marc Hujer


      Washington, 21. Juli – Ganz oben, ganz links sitzt der Mann, den sie liebevoll Bernie nennen, Bernard Sanders, parteilos und Abgeordneter des Zwergenstaats Vermont. Über die Glatze von Alan Greenspan hinweg sieht man ihn wütend herunterfuchteln, die Wut seines Volkes ausdrückend, das enttäuscht ist über die leeren Versprechen der New Economy. „Mister Greenspan“, ruft Sanders dem Notenbankchef zu, „Sie wissen doch gar nicht, was in der Welt vorgeht“. Rechts neben ihm zuckt eine Kollegin zusammen, und hinter ihm fängt ein Milchgesicht an zu grinsen. Ganz nah fährt die Kamera jetzt an Sanders heran, und der wütende Mann mit dem weißen Flauschehaar ruft: „Mister Greenspan, ich fordere Sie auf: Kommen Sie mit mir nach Vermont, treffen Sie richtige Menschen. Die Country Clubs und Cocktailparties sind nicht das wirkliche Amerika, Mr. Greenspan, die Millionäre und Milliardäre sind die Ausnahme und nicht die Regel.“


      Es ist sehr still geworden im Raum Rayburn 2128, wo Alan Greenspan eben zum 62. Mal die berühmte Humphrey-Hawkins-Anhörung, die wichtigste Wirtschaftsrede der Welt, gehalten hat. 16Jahre lang ist er nun schon Notenbankchef der Vereinigten Staaten, und noch viel länger hat er Erfahrungen im Politzirkus Washingtons, als Berater von Präsident Richard Nixon, als Vorsitzender des Sachverständigenrats, des Council of Economic Advisers, bei Gerald Ford, und schließlich als Chef der Notenbank Federal Reserve unter Ronald Reagan, George Bush senior, Bill Clinton und George W. Bush. Es dauert eine Weile, bis sich Greenspan aus seiner Starre löst, und als er endlich die Lippen bewegt, schmatzt es, als habe er in den Minuten der Majestätsbeleidigung seine Empörung gewaltsam in seine Lippen gepresst. „Herr Abgeordneter“, gibt er mit der Selbstbeherrschung eines Nachhilfelehrers zurück, „Herr Abgeordneter, die Vereinigten Staaten von Amerika genießen den höchsten Lebensstandard in der ganzen Welt.“


      Unerfüllte Versprechen


      Da sitzt er nun, der mächtigste Wirtschaftsmann der Welt, gebeugt über den grünen Filz des Anhörungstischs, und muss erkennen, dass er seine Gefolgschaft verliert. Mit einem Mal steht er für die unerfüllten Versprechen der mächtigsten Wirtschaftsnation der Welt, dafür, dass es jeden Tag mehr Elend gibt, obwohl unablässig neuer Reichtum geschaffen wird. Die Zahlen, seine Zahlen, bedeuten nichts mehr, die Raten und Kenngrößen, die eigentlich Wachstum verheißen. Schon zu lange entsprechen sie nicht mehr dem, was die Menschen jeden Tag erfahren müssen: im Supermarkt, an der Börse, an ihrem Arbeitsplatz. Doch Alan Greenspan lässt sich nicht beirren, dafür steht für ihn viel zu viel auf dem Spiel, der Jahrhundertboom, sein Vermächtnis. „Amerika steht an der Spitze der technologischen Entwicklung“, sagt er trotzig, und seine fistelnde Stimme klingt so fest, so entschlossen wie möglich. „Wir leisten hervorragende Arbeit, und Menschen strömen in Massen hier her. Und warum? Weil Amerika ein wunderbares Land ist.“


      Es scheint, als habe Greenspan die Macht über die Wirtschaft verloren. 13Mal hat er allein seit dem Zusammenbruch der New Economy im Frühjahr2000 die Zinsen gesenkt, von 6,5 Prozent auf ein Prozent, so tief wie seit 45Jahren nicht mehr. Und doch hat er kaum etwas erreicht. Die Börsenkurse haben sich noch immer nicht von den Einbrüchen der vergangenen Jahre erholt, die Investitionen der Unternehmen bleiben aus, die Arbeitslosigkeit kletterte das erste Mal seit zehn Jahren wieder über die Marke von 6,4 Prozent, und Präsident Bush steht vor dem größten Haushaltsdefizit der Geschichte, das Greenspan insofern mitzuverantworten hat, als er Bushs erste, horrend teure Steuerreform unterstützte. Zwischendurch sah es so aus, als könnte Bush den ungeliebten Notenbankchef sogar stürzen, den Mann, der seinem Vater 1992 immerhin die Wiederwahl gegen Bill Clinton verdorben haben soll, weil er nicht rechtzeitig die Zinsen senkte. Doch Greenspan wehrte sich noch einmal erfolgreich.


      Eigentlich hätte Greenspan schon längst aufhören können, weil er alles erreicht hat, was ein Ökonom erreichen kann: Er wurde mächtigster Notenbankchef der Geschichte und Vater des längsten Booms, den Amerikas Wirtschaft je erlebt hat. Doch es muss ihn ärgern, wenn David Wyss, Chefökonom des Finanzinstituts Standard & Poor’s, sagt: „Man glaubt nicht länger, dass Greenspan übers Wasser gehen kann.“ Immer wollte Greenspan der Erste, der Schnellste, der Beste sein. Als Fünfjähriger konnte er schon dreistellige Zahlen addieren, er schaffte die Aufnahmeprüfung auf die renommierte Musikakademie Juillard, trat als Saxophonspieler in die Swing-Band Henry Jerome and His Orchestra ein und hörte mit diesem Job erst auf, als er erkannte, dass er als Musiker immer nur Mittelmaß bleiben würde. Er wechselte zur Ökonomie, weil er, wie er später sagte, „genauso viel Freude dabei empfindet, eine schwere Mathematikaufgabe zu lösen wie ein Haydnquartett zu hören“. 1987 ernannte Ronald Reagan den „Ökonom der Ökonomen“ schließlich zum Notenbankchef der Vereinigten Staaten. Und wenn alles nach Plan läuft, wird er 2006 mit 80 Jahren in Rente gehen, als ältester und zugleich dienstältester Notenbankchef Amerikas.


      Greenspans Büro, berüchtigt für seine Unordnung, liegt im zweiten Stock der amerikanischen Notenbank, rechts neben dem riesigen Aufsichtsratszimmer der Federal Reserve, wo Greenspan als Notenbankchef schon mehr als hundertmal über die Zukunft der Zinsen entschieden hat. Im Zweiten Weltkrieg trafen sich hier die Militärchefs der Briten und Amerikaner, weil es als das wanzensicherste Zimmer der USA galt. Greenspan hat eine eigene Tür zu dem Saal, rechts neben dem monströsen Kamin mit dem Staatsadler Amerikas darüber. An der Decke hängt ein Leuchter, der wie eine übergroße Taufschale aussieht, und darunter steht der ovale Konferenztisch aus feinem honduranischem Mahagoni, an dem die Notenbankgouverneure, die Regionalbankpräsidenten und „Mr. Chairman“, also Greenspan, bei Zinsentscheidungen Platz nehmen.


      Zu den Besonderheiten der Ära Greenspan gehört es, dass die Sitzordnung geändert wurde. Der Chef sitzt nicht mehr wie üblich an der Stirnseite unter dem Staatswappen Amerikas, sondern an der breiten Seite des Tischs. Greenspan ist der Ansicht, die Akustik sei dort besser. Den anderen Notenbankgouverneuren erklärte er das so: „In Anbetracht der begrenzten Geschwindigkeit des Schalls ist Ihr Rat zu spät angekommen, und so sind wir unvermeidlich ins Hintertreffen geraten.“


      Greenspan absolviert gewöhnlich eine Sechs-Tage-Woche. Am Wochenende, sagt seine Exfrau, spielt er Golf oder Tennis. Leicht vorgebeugt, als ziehe ihn eine unsichtbare Kraft durchs Leben, eilt Greenspan durch Washington, über die Gänge auf dem Kapitolshügel und in die Hinterzimmer im Weißen Haus. Aber immer ist er bemüht, schnell wieder in sein Büro zu gelangen. Es heißt, dass Greenspan sich niemals mehr als vier Termine pro Tag außer Haus geben lässt, um nur ja nicht zu lange von seinen Computern und Zahlenreihen getrennt zu sein. Mehrmals schon hat Greenspan einen Mitarbeiter beauftragt, während seiner Reden im Kongress die Kurse zu verfolgen, damit er, Greenspan, notfalls die Richtung seiner Rede korrigieren konnte. Ein Kollege hat ihn einmal den „Anatomisten“ der Ökonomie genannt, und in Washington heißt es, Greenspan sei einer, „der weiß, wie viel Schrauben in einen Chevrolet, Baujahr 1964, gehören, und was es für die Wirtschaft bedeutet, wenn man drei davon weglässt“.


      Greenspan ist ein Konservativer, ein bekennender Anhänger der Republikanischen Partei. Ende der Fünfzigerjahre lernte er die Schriftstellerin und russische Emigrantin Ayn Rand kennen, nachdem er zunächst mit den Lehren des linken Ökonomen John Maynard Keynes sympathisierte, und wurde ein flammender Befürworter des Laissez-faire-Kapitalismus. Greenspan traf sich mit ihr und anderen Gesinnungsgenossen regelmäßig in ihrer Zweizimmerwohnung in der 36. Straße Manhattans. „Ayn Rand hat mir gezeigt, dass Kapitalismus nicht nur effizient und praktisch, sondern auch moralisch ist“, sagte Greenspan später. Im offiziellen Organ der Gruppe, dem Objective Newsletter, schrieb Greenspan einmal, wenn man den Wohlfahrtsstaat von seinem „akademischen Jargon“ befreie, „ist er nichts anderes als ein Mechanismus der Regierung, um den Reichtum der produktiven Mitglieder der Gesellschaft zu konfiszieren“. In einem Leserbrief an die New York Times schrieb er über das Funktionieren des Kapitalismus: „Parasiten, die dauerhaft keine Daseinsberechtigung nachweisen können, gehen zugrunde. Und so sollte es auch sein.“


      Man unterschätzt Alan Greenspan leicht, seine Stimme, seine unscheinbare Gestalt und sein Benehmen, das bisweilen tölpelhaft wirkt. Lange machten skurrile Geschichten über ihn die Runde, etwa die, dass er bei Partys die Bücherregale durchsuche – und wenn er dabei eine neue Ausgabe der Statistical Abstracts entdecke, versinke er in eine abendfüllende Lektüre.


      Schon als Junge hob er sich von den anderen ab. So war er für die Baseballmannschaft der Brooklyn Dodgers und nicht wie alle anderen für die New York Yankees. Man sagte ihm einen Vaterkomplex nach, weil ihn seine Mutter nach der Trennung der Eltern alleine großgezogen hatte. Bei Frauen war er nicht sonderlich erfolgreich, seine erste Frau, die kanadische Kunststudentin Joan Mitchell, lernte er über ein blind date kennen. Bald aber trennte sich das Paar schon wieder. Als er den ersten wichtigen Washingtoner Regierungsposten als Wirtschaftsweiser bekam, tauchten Beamten des FBI bei seiner Exfrau auf, und stellten unangenehme Fragen, bis sie den Grund der Nachforschungen verstand: „Nein, Alan Greenspan ist wirklich nicht schwul.“ Heute lebt er mit seiner zweiten Frau, der NBC-Starkorrespondentin Andrea Mitchell, zusammen in Washington.


      Greenspan wuchs im New Yorker Einwanderungsviertel Washington Heights auf, seine Eltern hatten sich in der Großen Depression nach nur fünf Ehejahren getrennt. Seinem Onkel Wesley sang er regelmäßig das Lied, „Brother, can you spare a dime?“ vor und bekam dafür einen Dime. Als Teenager wurde er vom Militär ausgemustert, weil auf einem Röntgenbild ein Lungenfleck zu erkennen war, der sich später als harmlos herausstellte, und schon früh setzten seine Rückenprobleme ein. Donald Rumsfeld, der heutige Verteidigungsminister, erinnert sich daran, wie Greenspan schon in den Siebzigerjahren, damals als Vierzigjähriger, bei längeren Sitzungen im Weißen Haus einfach am Boden auf dem Rücken lag, um den Rücken zu schonen.


      Aber Greenspan verstand es immer, selbst aus seinen Schwächen einen Mythos zu machen. Um seinen Rücken zu schonen, sitzt er morgens von halb sechs an im Bad, schreibt Reden und denkt nach. Sein IQ, sagte er, sei morgens um sechs 20 Punkte höher als abends um sechs. 1975 schaffte es Greenspan auf das Titelblatt des Magazins Newsweek, als erster Ökonom der Geschichte.


      Die Dicke der Aktentasche


      Die Finanzwelt hat Greenspan an jenem Tag im Dezember 1996 in seinen Bann gezogen, als er in den Räumen des American Enterprise Institutes, eines konservativen think tanks in der Innenstadt Washingtons, seine berühmteste Rede zur „Irrationalen Übertreibung der Aktienmärkte“ hielt. Versteckt in 18 Seiten Redetext, irgendwo in einem Wust von 4500 Worten, ließ Greenspan durchblicken, dass die Aktienkurse in den Vereinigten Staaten überbewertet seien. Als er geendet hatte, waren die Börsen in Amerika schon geschlossen, aber in Australien, Neuseeland und Japan begannen die Kurse zu fallen, dann auch in Deutschland, Frankreich und England, und als am nächsten Tag in New York die Wall Street öffnete, sackte der Dow Jones Index um 145 Punkte ab. Greenspan, der Wächter des geheimnisvollen „Tempels“ der Federal Reserve, wie es ein Reporter der Washington Post einmal nannte, konnte mit wenigen Worten die Finanzmärkte in der ganzen Welt bewegen. Von diesem Tag an versuchten die Experten des Wirtschaftssenders CNBC die Stimmung der Wirtschaft an der Dicke von Greenspans Aktentasche abzulesen.


      Nur ein paar Jahre und eine Rezession später, im Frühjahr diesen Jahres, bei seiner vorletzten Rede zur Wirtschaftslage der Nation, haben sie Greenspan wie immer live im Fernsehen gezeigt, wie er über die Zinsen redete, die Konjunktur und die „Schuldverschreibungen städtischer Gemeinden“. An der Wall Street haben die Händler an diesem Tag wie immer um die Bildschirme gestanden, weil jedes Wort Greenspans noch immer Millionengewinne oder Millionenverluste bedeuten kann.


      Aber dann haben sie im Hintergrund eine Frau entdeckt, eine sehr müde Frau, die möglicherweise zum Personal Greenspans gehörte und sich vergeblich gegen den Schlaf zu wehren versuchte. Jedes Mal, wenn sie hochschreckte, johlten die Händler. Und am nächsten Morgen wurde im CNN-Morgenmagazin gerätselt, warum denn keiner der Greenspan-Getreuen etwas gegen das peinliche Schauspiel unternommen habe. „Wahrscheinlich haben dort einfach alle geschlafen“, sagt Fred Katayama, der Finanzreporter aus New York, und im Studio lachen sie. Was Greenspan danach sagte, interessierte plötzlich niemanden mehr.



      Quelle:
      http://www.sueddeutsche.de/sz/seitedrei/red-artikel1003/


      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 23.07.03 14:44:21
      Beitrag Nr. 7 ()
      Der senile Grünspan hat der amerikanischen Wirtschaft durch seine ständigen Eingriffe zu einem jahrzehntelangem Aufschwung verholfen. Die natürlichen Konjunkturzyklen mit einem ständigem Auf -und Ab wurden ausgeschaltet. Diese verfehlte Finanzpolitik hat zu einem Niedergang der Weltwirtschaft geführt.
      Die Erholung von diesem Crash wird nicht 1 oder 2 Jahre, sondern Jahrzehnte dauern.
      Avatar
      schrieb am 29.12.03 11:42:38
      Beitrag Nr. 8 ()
      US-NOTENBANKCHEF GREENSPAN

      "Jetzt schaltet man ihn ab"

      Wenn er das Wort ergriff, hielten Wall-Street-Banker und Analysten in aller Welt den Atem an. Alan Greenspan konnte mit wenigen Randbemerkungen die Märkte beben lassen. Doch inzwischen hat der US-Notenbankchef einen großen Teil seiner Magie verloren.


      Washington - Lang ist`s her, dass Analysten und Wall Street-Banker in Hab-Acht-Stellung lauerten, wenn wieder einmal eine Rede von US-Notenbankchef Alan Greenspan ins Haus stand. Doch hat der Sockel, auf den Verehrer den inzwischen 77-Jährigen gehoben haben, in den vergangenen Monaten erhebliche Risse bekommen.
      "Es sieht so aus, als klebe Greenspan, der vor wenigen Jahren im Triumph hätte gehen können, zu lange am Job", schrieb US-Finanzminister Allan Sloan in der Zeitschrift "Newsweek". "Früher hat jeder zugehört, jetzt schaltet man ihn ab." Trotz immer unverhohlenerer Kritik denkt Greenspan nicht ans Aufhören. Im April, als er sich gerade von einer Prostataoperation erholte, bot US-Präsident George W. Bush ihm eine weitere Amtszeit an. Greenspan sagte noch vom Krankenbett aus zu.

      Für Bush ist das eine feine Sache. Kein Präsident möchte die Finanzmärkte im Wahljahr mit einem Personalwechsel an der Spitze der wichtigsten Zentralbank der Welt verunsichern. Zumal die Fußstapfen von Greenspan bei aller Kritik ziemlich groß sind. Greenspan wurde jahrelang als unumstrittener Maestro der internationalen Finanzwelt gefeiert. Eine ganze Generationen von Wall-Street-Bankern ist mit ihm als Notenbankchef groß geworden. Der Banker beherrscht die amerikanische Geldpolitik an der Spitze der Notenbank seit 1987.

      Ob Greenspan sich und seinem legendären Ruf mit einer weiteren Amtszeit allerdings einen Gefallen tut, steht auf einem anderen Blatt. Den Zenit seiner Karriere habe Greenspan mit dem scharfen Einbruch der US-Konjunktur Ende 2000 überschritten, meinen Analysten. Bis dahin galt Greenspan als Finanzgenie schlechthin, das mit unfehlbarem Instinkt und der perfekten Zinsdosis den längsten Aufschwung der US-Geschichte fast im Alleingang bewerkstelligte.

      Die Kritik begann mit dem Konjunktureinbruch. Erst hieß es, Greenspan habe das Ende des Technologiebooms Ende der neunziger Jahre zu spät erkannt und mit Zinserhöhungen zu spät reagiert. Dann wurde dem Chairman das Schneckentempo des Aufschwungs nach der milden Rezession 2001 zur Last gelegt. Auf die letzten der elf Leitzinssenkungen des Jahres reagierten die Märkte kaum noch.

      In diesem Jahr trat sogar das Gegenteil ein: die Fed senkte die Leitzinsen am 25. Juni auf 1,0 Prozent, aber am Markt stiegen die Zinsen. Die Bondhändler fühlten sich durch kryptische Deflationsformulierungen in der Fed-Erklärung auf eine falsche Fährte gelockt. Greenspan sah sich zu einer schnellen Klarstellung veranlasst - eine Offensive, die er bis dahin nie nötig gehabt hatte. "Das hat nicht nur der Glaubwürdigkeit der Fed geschadet", kommentierte die "Business Week".

      Auch im Kongress kann Greenspan nicht mehr punkten wie früher. Republikaner verwiesen hinter vorgehaltener Hand auf die Geldpolitik des Fed-Chefs, um den allzu schwerfällig anlaufenden Aufschwung zu rechtfertigen. Demokraten wünschen sich schärfere Kritik an Bushs Steuersenkungen und dem ausufernden Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit.

      Auf Andeutungen, die früher als deutlicher Hinweis verstanden worden wären, reagieren die Oppositionspolitiker aber heute eher genervt. Als Greenspan die Defizitpolitik von Bush mit den Worten kritisierte "Mir wäre eine Situation lieber, in der Steuersenkungen ohne fiskalische Probleme durchgeführt werden können", erwiderte der Demokrat Bradley Sherman spitz: "Und mir wäre eine Welt lieber, in der mich Julia Roberts anruft".


      Quelle:
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,279991,00.html

      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 29.12.03 21:39:39
      Beitrag Nr. 9 ()
      Haltet den Dieb!, riefen die Panzerknacker. :D


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Börsianer schreiben Greenspan die Hauptschuld am Crash zu