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    Neues von der Nachhaltigkeitsfront- Denkmodelle - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.11.02 20:44:32 von
    neuester Beitrag 24.11.02 16:55:33 von
    Beiträge: 27
    ID: 659.771
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      schrieb am 13.11.02 20:44:32
      Beitrag Nr. 1 ()
      Das Netz ist doch immer wieder eine überraschende Quelle für Literatur,
      die anscheinend lesenswert ist.

      Dieses hier kenne ich noch nicht, es hört sich aber überaus interessant an:


      http://www.denkmodelle.de


      Rezension:

      Denkmodelle
      Frank Baldus und die Cronenberger Ranger

      Drei Jahre lang hat Frank Baldus zusammen mit den Cronenberger Rangern an dem vorliegenden Buch gearbeitet.
      Das Wuppertaler Team der Heinz Sielmann Ranger entwirft hier ein Denkmodell der zukünftigen Welt. Denn - so Baldus und seine Kolleginnen und Kollegen: Die Welt muss sich ändern, wenn sie lebenswert bleiben soll. Und wie verändert man die Welt? Indem man Menschen guten Willens eine neue Denkweise zu vermitteln versucht!
      Die Cronenberger Ranger schlagen auf ihrer Gedankenreise einen immensen Bogen: über die großen Philosophen, über scheinbar leicht zu beantwortende Fragen (»Können wir unser Handeln frei bestimmen?«), über sinnvolle Gegenüberstellungen (alte indianische Kulturen - heutige Massenkultur), über Abstecher in die Astrophysik und die verschiedenen Religionen bis hin zur Erkenntnis, dass die sogenannte westliche Technologie ein enormes Zerstörungspotential darstellt.
      Die Ernsthaftigkeit von Baldus und den Rangern ist bemerkenswert. Das Buch ist bei aller »trockener« Materie locker und leicht verständlich geschrieben. Die Auflistung der gesammelten Zitate ist nicht nur eine bewundernswerte Fleißarbeit, sondern nach jedem Kapitel ein sinnvoller Abschluss. Und der Anhang ist ein Beispiel für gelungene Recherche. Professor Heinz Sielmann ließ es sich nicht nehmen, das Vorwort dieses Buches zu verfassen.
      Gerade jetzt, da es den Anschein hat, als sei die Welt (d.h. die Menschen) vollends verrückt geworden, sind wohlüberlegte »Denkmodelle« höchst wichtig.
      Darum ist dieses Buch ein Muss für alle, die die Zukunft aktiv mitgestalten wollen.

      (Cronenberger Anzeiger, 30.01.02)
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 20:57:11
      Beitrag Nr. 2 ()
      in allen Ehren, aber ist es nicht ein wenig naive zu denken, man könne die Welt verbessern. Ich bin Heute auch noch des öfteren auf dem Tripp, doch jedesmal holt mich die grausame Realität wieder ein. Geld & Macht regiert die Welt, bezahlen müssen es die Naiven, Gutmütigen und Ehrlichen. Also was solls. Keiner wird die Welt ändern.
      Wie im Tierleben, die stärkeren gewinnen das Spiel.
      Naturgesetz !!

      akt. Beispiel..Politiker als Vorbilder :D
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 21:01:17
      Beitrag Nr. 3 ()
      Pah, naiv :p

      Eher mit Hindernissen verbunden, aber bestimmt nicht naiv! ;)

      Jeder muss bei sich selbst anfangen und sein Leben erstmal ins Reine bringen!
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 21:04:53
      Beitrag Nr. 4 ()
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 21:11:03
      Beitrag Nr. 5 ()
      :laugh: tschuldigung

      :) ja sit so hab ich dich noch in erinnerung

      wenn man so jung wie du bist, ist man noch voller energie und tatendrang. so war ich auch, nur mit zunehmenden alter wird man ruhiger und vorallem weiser:D
      ich hab mir sogar mal "Global200" reingezogen:cry:

      diese unsere welt ändert niemand mehr, bzw nicht in den nächsten 3 generationen;)

      PS: aber der buchtip ist gut..werde ich mir mal reinziehen bei gelegenheit

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      schrieb am 13.11.02 21:15:30
      Beitrag Nr. 6 ()
      meine erste rebellische Phase liegt schon lange hinter mir-

      ich bin kein Weltverbesserer-
      ich weiß nur, dass man bei sich selbst und seiner Umgebung anfangen kann,
      dann doch etwas zu verbessern... ;)

      Und wenn ihr wüßtet, warum ich diese Google-Sucheergebnisse hatte,
      würdet ihr auch anders denken! ;)

      Sind nur ein Nebenprodukt meiner Reserche! :D
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 21:20:47
      Beitrag Nr. 7 ()
      das war auch in keinster weise negativ gemeint sit;)

      kennst du zufällig GLOBAL2000 ?

      wenn nicht, kannst du ja deine "Reserche" dort mal weiterführen. und gib als stichwort noch NIXON mit ein:D

      jo solange ist es schon her:(
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 21:22:43
      Beitrag Nr. 8 ()
      ne kannte ich noch nicht, danke! :)

      Allerdings wirds heute nichts mehr! ;)
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 21:02:10
      Beitrag Nr. 9 ()
      up! :)


      Wirklich gut, verständlich, interessant, schockierend! :eek:
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 22:43:11
      Beitrag Nr. 10 ()
      Nachhaltige Entwicklung

      Rettungsversuch für eine sterbende Illusion
      von Saral Sakar (in Tarantel 15, S.17) Ro Li B.

      Nachhaltige Entwicklung, wie sie z.B. im Brundtland-Bericht definiert wird, will einerseits ökologische Probleme einer globalen
      Industrialisierung eindämmen, andererseits soll an der Maxime eines weiteren weltweiten Wirtschaftswachstums nicht gerüttelt
      werden. VerfechterInnen einer so definierten nachhaltigen Entwicklung verschließen jedoch die Augen vor einer wesentlichen
      und alten Erkenntnis: Die Erde ist und bleibt begrenzt. Weder verstärktes Recycling noch technologischer Umweltschutz noch
      eine zunehmende Nutzung von Sonnenenergie führen an dem Problem vorbei, dass quantitatives Wirtschaftswachstum an
      stoffliche Grenzen stößt. Selbst wenn die stofflichen Probleme gelöst werden könnten, bleiben soziale und politische Probleme
      der weltweiten Marktwirtschaft ungelöst: die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Ein Ausweg aus dem Dilemma
      könnte in der Schaffung einer nachhaltigen Gesellschaft bestehen, die auf einer nicht-industriellen, stationären Ökonomie, auf
      Herrschaftsfreiheit und gerechter Verteilung basiert.
      Entwicklung war das Rezept gegen zwei alte Konflikte: den zwischen Arm und Reich in jedem Land und den
      Nord-Süd-Konflikt. Als in den achtziger Jahren der Konflikt zwischen Entwicklung und Ökologie manifest wurde, erweiterte
      man das Rezept zur "nachhaltigen Entwicklung". Aber weder das alte Rezept noch das neue funktioniert richtig. Das alte ist
      schon ausführlich kritisiert worden. Ich prüfe hier hauptsächlich das neue Element an dem neuen Rezept.

      Die Zeitdimension der Diskussion

      "Auf lange Sicht sind wir alle tot", sagte Keynes. Wie lange sollte also Entwicklung nachhalten? Die Milliarden Jahre bis zum
      Wärmetod der Biosphäre und die geologischen Zeiträume, in denen neue Lagerstätten von Mineralien entstehen, können wir
      uns nicht vorstellen. Aber geschriebene Geschichte gibt es seit 5000 Jahren. Sollen wir also an weitere 5000 Jahre Entwicklung
      denken? Oder an weitere 200 Jahre, wie es Herman Kahn 1976 tat? (1) Ist das möglich? Ist das wünschenswert? Das hängt
      davon ab, was wir mit "Entwicklung" meinen. Verschiedene Interpretationen des Begriffs sind möglich. Doch ich werde
      hauptsächlich und zuerst die Interpretation prüfen, die sich durchgesetzt hat und populär geworden ist, nämlich wirtschaftliche
      Entwicklung.
      Die Grundidee des Begriffs "nachhaltige Entwicklung" ist einfach die Versöhnung zwischen Ökologie und Ökonomie sowie die
      Lösung des Ressourcenproblems. Die Idee hat seit Anfang der achtziger Jahre mehrere Ausdrücke gefunden. 1982 schrieb
      Joseph Huber, ein namhafter Publizist der Alternativbewegung: "Die Industrie passt sich ökologisch an, und die Ökologie verliert
      ihre industrielle Unschuld. Wenn die Ökologie eine Zukunft hat, dann nur in industrieller Form ... Es gibt Alternativen in der
      Industriegesellschaft, aber keine zu ihr." (2) Gleiches schrieb der DGB 1985 (3). 1986 erklärten die Grünen, ihr Programm sei
      ökologischer und sozialer Umbau der Industriegesellschaft, und redeten qualitativem und selektivem Wachstum das Wort. (4)
      1987 forderte die World Commission on Environment and Development (WCED) in ihrem "Brundtland-Bericht" weiteres
      weltweites Wirtschaftswachstum, d.h. auch in den hochentwickelten Ländern. Sie meinte, das sei möglich, ohne die Umwelt zu
      zerstören. (5) Die Idee kam auch bei "Sozialisten" an. Jablokow, ein Perestroika-Ökologe, schrieb 1988, "dass der Hinweis auf
      die Unvermeidbarkeit ökologischer Probleme bei der Entwicklung von Industrie und Volkswirtschaft nicht der Kritik standhält"
      (6).
      In all diesen Ausdrücken der Idee heißt Ökonomie industrielle Ökonomie, die nur etwas Umbau und Reform benötigt.
      Nachhaltige Entwicklung heißt also nachhaltige Industriegesellschaft und nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Letzteres soll die
      heute noch unterentwickelten Gesellschaften zu Industriegesellschaften machen. Huber sprach von einer
      Superindustrialisierung, die allerdings dank der modernen Technologien ganz ökofreundlich sein würde. Jablokow meinte, die
      Gesellschaft brauche dazu nur etwas mehr, d.h. 5 - 6% ihres BSP, auszugeben.
      Das Problem ist aber erheblich komplizierter. Denn es gibt nicht nur Probleme des Umweltschutzes, sondern auch
      Ressourcenprobleme. Man kann ausrechnen, welche Menge Ressourcen notwendig sein wird, wenn die Weltwirtschaft jährlich
      um 3 - 4% (WCED) wachsen soll - 5000 oder 200 Jahre lang. Gibt es so viel auf bzw. in der Erde? Und wie viel
      Umweltbelastung wird das verursachen?
      Nun, man könnte sagen, die Gesellschaft soll bis zu einem bestimmten Punkt wachsen und dann nicht mehr - wie ein Baum.
      Auch nach Kahns äußerst optimistischer Prognose werden das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum "in etwa 100 bis 200
      Jahren auf mehr oder weniger natürliche und schmerzlose Weise in einem Null-Wachstum enden" (7). Aber dann ist das
      Attribut "nachhaltig" unsinnig, oder man kann dann nicht mehr von Entwicklung reden. Dann sollte man eher von einer
      "stationären (steady-state) Ökonomie" reden.

      Wieviel Ressourcen gibt es?

      Es ist logisch und methodisch sinnvoll, zwei Aspekte der Kritik auseinander zu halten: den politischen und den stofflichen. Zuerst
      muss geprüft werden, ob nachhaltige Entwicklung überhaupt, d.h. stofflich möglich ist. Wenn ja, dann erst kommt die Frage
      nach ihrem politischen und sozialen Charakter, die Frage nämlich nach der Verteilung, Ausbeutung, Hierarchie, Herrschaft,
      Emanzipation usw. Was die Machbarkeit betrifft, gibt es keine prinzipielle Schwierigkeit seitens der Menschen. In ihrer
      Geschichte hat die Menschheit ja sowohl in stationären als auch in wachsenden Ökonomien gelebt. Aber gibt es eine gesicherte
      stoffliche Basis für nachhaltige Entwicklung?
      Schon am Anfang muss eine wissenschaftliche Binsenweisheit wiederholt und betont werden: Die Erde ist, abgesehen vom
      Sonnenschein, ein geschlossenes System. Sie ist begrenzt und erhält keine Materie von außen. Dies muss wiederholt werden,
      weil einige Leute die Tatsache nicht so richtig zu akzeptieren scheinen. Joseph Huber wetterte gegen die "Ressourcenhysterie".
      Er behauptete: Dass der Planet endlich sei, ist noch nicht einmal geometrisch ganz richtig.
      Kreis und Kugel haben weder Anfang noch Ende. Die Erdoberfläche ist zwar begrenzt, aber deswegen ist das irdische
      Ökosystem noch lange kein geschlossenes System. Die menschliche Gesellschaft ist es noch weniger. Mensch und Umwelt
      sind in Wirklichkeit entwicklungsfähige offene Systeme." (8)
      Ich hörte einmal einen jungen Akademiker sagen, Ressourcen seien kein Problem. Auch Vertrauen sei eine Ressource. Ich
      denke, über solchen Unsinn müssen wir einfach hinwegsehen.
      Es ist aber sinnvoll, einige der frühen Reaktionen auf den Hinweis auf Grenzen des Wachstums in Erinnerung zu rufen. Denn
      auf beiden Seiten werden noch Argumente der siebziger Jahre wiederholt.
      1972 schrieb z.B. Prof. Beckermann optimistisch, dass das gesamte Vorkommen der Ressourcen in der obersten Meile (1,61
      km) der Erdkruste für die nächsten 100 Millionen Jahre ausreichen würde. (9) Einige Ergebnisse wirtschaftsgeschichtlicher
      Forschung über Rohstoffpreise schienen ihm Recht zu geben. Barnett und Morse - haben bereits 1963 - ausgehend von
      Stückkosten des extraktiven Sektors als dem optimalen Knappheitsindikator - gezeigt, dass zwischen 1870 und 1957 im
      extraktiven Sektor im Allgemeinen und im Bereich mineralischer Rohstoffe im Besonderen ein rückläufiger Kostentrend, also
      keine zunehmende, sondern abnehmende Knappheit feststellbar sei. (10)
      Es schien also überhaupt kein Ressourcenproblem zu geben. Wir haben aber Berichte über die jüngste Vergangenheit gelesen,
      die belegen, dass Ressourcen faktisch knapper werden und dass die Ressourcenknappheit verheerende Auswirkungen auf die
      Wirtschaft haben kann. Abel Aganbegyan schrieb 1988 über die sowjetische Bergbauindustrie: "1971 - 1975 stieg die
      Produktion in der Bergbauindustrie um 25%. Aber 1981 - 1985 stieg sie nur um 8%. Die Verringerung der Wachstumsrate ...
      hing hauptsächlich mit der Verschlechterung der geologischen und wirtschaftlichen Bedingungen des Bergbaus zusammen ...
      die Sowjetunion erschöpft rapide die zugänglichsten ihrer Naturressourcen ... es ist notwendig, tiefer zu graben, neue
      Lagerstätten zu entdecken und an ungünstigere Orte zu ziehen. Die Energie- und Rohstofflager in den bevölkerten Regionen
      des Landes sind schon nicht mehr in der Lage, unseren Bedarf zu decken. Es ist also notwendig, ... Transportverbindungen zu
      bauen, neue Städte zu bauen, neue Territorien zu entwickeln und Menschen dahin anzuziehen." (11) Nur eines muss hier
      hinzugefügt werden: Da zuerst die hochwertigen Vorräte abgebaut werden, nehmen im Laufe der Zeit der Erzgehalt des
      Gesteins und der Metallgehalt des Erzes allmählich ab.
      Diese Darstellung der Problematik trifft sicher auch für die Bergbauindustrie des Westens zu. Warum gab es also dort keine
      Ressourcenknappheit? Es gibt einen Unterschied zwischen den zwei Berichten. Während Aganbegyan von tatsächlichen
      Mengen und Schwierigkeiten spricht, sprechen Barnett und Morse von durchschnittlichen Stückkosten. Volker Schneiders
      bemerkt: "Theoretisch können ... die Stückkosten heute geringer sein als gestern, während morgen eine Mine erschöpft ist."
      (12) Stückkosten hängen von vielen Faktoren ab, die nichts mit unserer Fragestellung zu tun haben, z.B. Steuern, Lohnkosten
      inklusive Lohnkosten in der Dritten Welt. Aber die Haupterklärung dafür, warum der Westen keine Ressourcenprobleme hatte,
      ist wie folgt: Während im extraktiven Sektor überall zunehmend widrigere geologische und Naturbedingungen die Produktion
      erschweren, fand im Westen und in seinem Einflussbereich bei "Energiegewinnung als einem zentralen und universellen
      Produktionsfaktor der extraktiven Industrie eine genau umgekehrte Entwicklung der natürlichen Produktivität statt" (13). Mit
      anderen Worten: Das billige, reichlich sprudelnde Öl in Texas, am Persischen Golf usw. machte es möglich. Offensichtlich
      konnte in der letzten Zeit in der Sowjetunion die natürliche Produktivität im Energiesektor die Schwierigkeiten im übrigen Sektor
      nicht kompensieren. Aber F.E. Trainer zitiert Daten aus der Zeit nach 1957, die belegen, dass auch in den USA die
      Produktivität in der Bergbauindustrie besorgniserregend abnimmt. (14)
      Wenn also Energie sehr billig und sehr reichlich vorhanden wäre, wäre es vielleicht möglich, bis zu einer Tiefe von einer Meile
      zu gehen, die Erdkruste zu zermalmen und auch aus minderwertigem Erz alle notwendigen Rohstoffe in jeder Menge zu
      gewinnen. "Alles, was wir zu tun brauchen, ist, dem System genügend Energie zuzuführen, und wir können dann so viel Material
      bekommen, wie wir uns wünschen", so formulieren Brown u.a.15), was Nicholas Georgescu-Roegen "das energetische Dogma"
      nennt. (16)

      Hoffnung Recycling

      Eine alternative Lösung des Problems ist: alles mögliche rezyklieren. In den siebziger Jahren hoffte André Gorz, dass "sämtliche
      Rohstoffe" rezykliert werden könnten. (17) Aber es gibt auch Grenzen des Recyclings. In einem Bericht des Club of Rome hieß
      es 1976: "Während viele Verwendungsarten die Metalle in so konzentrierter Form belassen, dass ... ihrer Wiederverwendung
      nichts im Wege steht, werden bei einer großen Zahl von Metallen diese so eingesetzt (etwa Zink als Farbzusatz), dass jegliche
      Wiedergewinnung praktisch ausgeschlossen ist. (dissipative Verwendung). Zwischen diesen Extremen gibt es zahlreiche
      Verwendungen ..., bei denen die Wiedergewinnung zwar nicht unmöglich, dennoch recht schwierig ist, so dass gegenwärtig
      zumeist aus wirtschaftlichen Gründen auf ihre Wiedergewinnung verzichtet wird ... Von diesen immer knapper werdenden
      Metallen gehen im Durchschnitt gegenwärtig noch etwa 70% der jährlich geförderten Mengen verloren. Auch wenn der Rest
      von 30% früher oder später wiedergewonnen wird, bleiben davon nach zehn ‚Lebenszyklen` nur 0,1% übrig." (18) Dieses Zitat
      sagt fast alles über Recycling. Die Verlustrate wird sich sicher entsprechend der Preis- und Technologieentwicklung ändern.
      Aber grundsätzlich bringt Recycling nur Aufschub, keine Lösung des Ressourcenproblems.
      Was in dem Zitat "dissipative Verwendung" heißt, ist das unvermeidliche Ergebnis des von Georgescu-Roegen formulierten 4.
      Hauptsatzes der Thermodynamik, mit dem er das Entropiegesetz auch auf Materie übertrug. Aber auch hier könnte man
      behaupten, mit genügendem Energieinput lasse sich alles immer wieder rezyklieren. Aber woher soll genügend Energie
      kommen? Energie selbst kann doch nicht rezykliert werden.

      Hoffnung auf Solarenergie

      Der Glaube an unbegrenztes Wachstum kann also nur aufrechterhalten werden, wenn unbegrenzte Energiemengen zu
      spottbilligen Preisen verfügbar wären.
      Mit dem Begriff "nachhaltig" ist zwar eine neue Bedingung hinzugekommen, nämlich dass die Umwelt nicht ruiniert werden
      darf. Aber auch hier könnten Energiedogmatiker behaupten, Umweltschutz sei nur eine Funktion der Energieverfügbarkeit. Mit
      ausreichendem Energieaufwand lasse sich jede Umweltbelastung rückgängig machen oder verhindern.
      Nun, die fossilen Energieträger werden in der Zukunft erschöpft sein. Und die Hoffnung auf Brutreaktoren ist aus bekannten
      Gründen gestorben. (Aber auch sie sind keine unerschöpfliche Quelle. Mit ihrer Hilfe könnte das Uranvorkommen der Erde auf
      nur 3600 Jahre gestreckt werden. (19)). Erneuerbare Energiequellen müssen also her, und die müssen zudem sauber und
      mengenmäßig ausreichend sein. Ob der Fusionsreaktor je klappen wird, weiß niemand. Der einzige Hoffnungsträger zur Zeit ist
      Solarenergie.
      Bei keiner anderen Ressource ist die Diskrepanz zwischen Hoffnung und Wirklichkeit so groß wie bei der Solarenergie. 1976
      behauptete Barry Commoner, "dass die Sonnenenergie nicht nur einen großen Teil und vielleicht sogar sämtlichen derzeitigen
      Verbrauch konventioneller Brennstoffe ersetzen und damit Umweltschäden weitgehend ausschalten, sondern auch den Trend in
      Richtung eskalierender Energiekosten umkehren kann, die das Wirtschaftssystem ernstlich bedrohen" (20). Wasserstoff
      betrachtete er als "den Schlüssel" zur Speicherung. Joseph Huber schrieb: "Durch die automatische Massenproduktion der
      Solarzellen und durch den Umstand, dass sie 20 Jahre lang halten sollen, rechnet die Firma Arco Solar ... damit, dass der
      Sonnenstrom aus ihren Zellen Mitte der 80-er Jahre genauso viel kostet wie herkömmliche Elektrizität." (21) Mitte 1993 sind die
      Produktionskosten des Solarstroms in Deutschland immer noch 2 DM pro KWh. Wie viel mehr werden sie sein, wenn aus
      Solarstrom über den Umweg von Wasserstoff nachts wieder Strom produziert wird?
      Aber es ist nicht nur eine Frage von hohen Preisen. Das Problem ist ein grundsätzliches. Doch zuerst noch das modernste
      Beispiel der diesbezüglichen Illusion. In ihrem jüngsten Werk geben Meadows, Meadows und Randers zustimmend eine
      "einfache Grundregel" von Herman Daly wieder, die eine wunderbare Lösung aller Probleme wäre, wenn sie funktionieren
      würde: "Sich nicht regenerierende Quellen wie Lagerstätten fossiler Energieträger und hochwertiger Erze sowie Vorräte an
      fossilem Grundwasser dürfen nicht rascher abgebaut werden, als gleichzeitig sich regenerierende Quellen für dieselbe Art von
      Nutzung geschaffen werden. Z.B. sollte ein Erdöllager nicht rascher ausgebeutet werden, als man Sonnenkollektoren mit
      derselben Kapazität installiert und aus Erträgen des gewonnenen Erdöls finanziert. Wenn man so vorgeht, wird aus dem Ölfeld
      im Endeffekt eine sich regenerierende Energiequelle: Ist die Ölquelle erschöpft, so liefert dafür die nicht erschöpfbare
      Energiequelle die gleichen Energiemengen." (22)
      Das gleicht einem Glauben an Wunder. Das beinhaltet auch einen Widerspruch. Wenn das möglich wäre, bräuchten wir doch
      überhaupt keine Ressourcen zu sparen, was Meadows und Randers fordern! Auch Umweltschutz als Begründung für
      Ressourcen-Sparen würde entfallen, da bekanntlich sich regenerierende Ressourcen die Umwelt nicht verschmutzen bzw. leicht
      abbaubar sind. Aber wichtiger ist die Frage: Was passiert nach zwanzig Jahren, wenn die Solarzellen und, früher oder später,
      die anderen Teile des Solarkraftwerkes ersetzt werden müssen? Die Sonne scheint zwar fast ewig, aber die Verfügbarkeit der
      Materialien, aus denen das Kraftwerk gebaut ist, ist doch, wie wir gesehen haben, erschöpflich! ("Matter matters", sagte
      Georgescu-Roegen. (23)). Und die Ölquellen, die die erste Generation von Solarkraftwerken finanziert haben, sind doch
      erschöpft! Kann mit der gewonnenen Solarenergie eine zweite Generation von Solarkraftwerken gebaut werden?
      Georgesu-Roegen hat diese Frage untersucht. Seine Antwort ist: nein, zumindest noch nicht. Er unterscheidet zwischen
      "machbaren" und "lebensfähigen" Technologien (das von ihm gebrauchte Wort "viable" kann auch mit "sustainable" umschrieben
      werden). Eine lebensfähige Technologie ist eine, die imstande ist, sich zu reproduzieren, nachdem sie durch die frühere
      Technologie zustande gebracht worden ist. Bei Solarenergie ist das nicht der Fall. Denn jedes gegenwärtige Rezept für die
      direkte Nutzung der Solarenergie verursacht ein Defizit in der allgemeinen Energiebilanz; das heißt, jedes solches Rezept
      verbraucht indirekt mehr Energie in (einer) anderen Form(en) als es direkt produziert." Das ist der Grund dafür, "dass jedes im
      Moment machbare Rezept zur direkten Nutzung der Sonnenenergie .. hauptsächlich auf fossilen Brennstoffen basiert. Die
      gesamte notwendige Ausstattung (einschließlich der Kollektoren) wird mit Verfahren produziert, die auf anderen Energiequellen
      als der Sonne beruhen." Solarenergie ist also nur machbar, solange andere Energiequellen verfügbar sind. Das Problem dürfte
      unlösbar sein, denn "die extrem geringe Intensität der Sonnenstrahlung, die die Erde erreicht", ist "eine kosmologische
      Konstante" jenseits unserer Kontrolle. (24) Es gibt noch eine zweite kosmologische Konstante: Die Sonne scheint nicht in der
      Nacht.
      Der Unterschied zwischen den fossilen Energieträgern und dem täglichen Sonnenschein ist, dass der niedrigentropische Zustand
      der ersteren das Ergebnis jahrmillionenlanger Konzentrierung und Speicherung der Solarenergie durch die Natur ist, während
      das letztere (auf der Erde) im hochentropischen Zustand zu finden ist und daher durch aufwendige künstliche Verfahren und
      durch die Zufuhr von fremder Energie erst konzentriert und gespeichert werden muss. Sogar Pflanzen sind in dieser Hinsicht
      den Solarzellen überlegen. Sie sind auch über längere Zeit durch die Natur konzentrierte und gespeicherte Solarenergie. Wenn
      wir Pflanzen zu schnellerem Wachstum bringen wollen, dann müssen wir auch fremde Energie in Form von Kunstdünger
      zuführen. Aber da gibt es auch eine Grenze. Sollte in der Zukunft kontrollierte Kernfusion machbar sein, würde diese Energie
      auch eine riesige materielle, alle 20 oder 30 Jahre zu ersetzende Ausstattung benötigen, wahrscheinlich so groß wie weiland das
      Manhattan-Projekt. Wer weiß, wie dann die Energiebilanz dieser Technologie aussehen würde? Das Energieproblem des
      Wirtschaftswachstums und der Industriegesellschaft ist also noch lange nicht gelöst, es sei denn, wir akzeptieren radioaktive
      Verseuchung der Welt durch unzählige Brutreaktoren.

      Hoffnung Technologie

      Die Schwierigkeiten mit dem Energieproblem deuten klar auf Grenzen der Technologie.
      Trotzdem wird von ihr die Lösung neuer, schwieriger Aufgaben erwartet.
      In den 70-er Jahren wurde erwartet, dass die Technologie uns ermöglichen würde, alle zur
      Neige gehenden Rohstoffe durch Eisen und Aluminium, die reichlich in der Erdkruste
      vorhanden sind, und durch Kunststoffe zu ersetzen. Zwar braucht man für das letztere Erdöl
      oder Erdgas. Aber Kohlenstoffverbindungen könnten, so die Hoffnung, durch Aufnahme von
      CO2 aus der Luft oder Verwendung von Plankton der Meere hergestellt werden - "genauso,
      wie die fossilen Brennstoffe entstanden sind" (25).
      Da aber der Glaube an eine endgültige Lösung des Energie- und mithin des
      Ressourcenproblems inzwischen schwächer geworden ist, heißt heute die Devise: sparen -
      auch wegen des Umwelt- und Müllproblems. Aber das darf keine Wohlstandsminderung nach
      sich ziehen. Franz Steinkühler forderte 1988, der gleiche Wohlstand müsse mit weniger
      Energie- und Ressourcenverbrauch erzielt werden. (26) Es wird behauptet, das sei möglich.
      Die WCED stellte "ermutigende Trends" fest, die angeblich belegen, dass "künftige Modelle der land- und forstwirtschaftlichen
      Entwicklung, des Energieverbrauchs, der Industrialisierung und menschlichen Besiedlung weniger materialintensiv und damit
      ökonomisch effizienter und ökologisch verträglicher gestaltet werden können" (27). Kapitel 8 ihres Berichts hat die Überschrift:
      "Industrie. Mehr produzieren mit weniger". 1983 hatte André Gorz pauschal vom Wunder der "technischen Revolution"
      geschrieben, die angeblich ermöglicht, "sowohl Investitionen ... und Arbeitskraft als auch Rohstoffe ..., insbesondere Energie,
      einzusparen". Er versprach uns auf deren Grundlage sogar "das Paradies" auf der Erde. (28) Seitdem hört man überall das
      Schlagwort "Effizienzrevolution". Kein Zweifel, in der Wirtschaft gibt es noch Verschwendung, die beseitigt werden kann. Es ist
      wohl noch möglich, dass durch geniale Erfindungen ab und zu die Ressourcenproduktivität schlagartig gesteigert wird. Aber
      normalerweise erreichen alle Technologien irgendwann das Optimum.
      Danach tritt auch bei diesem Produktionsfaktor das Gesetz des abnehmenden Grenzertrags in Kraft. Wir mögen soviel in
      Forschung investieren, wie wir wollen, einen Verbrennungsmotor, der nur mit Luft betrieben wird, wird es nicht geben. 1985
      zitierte Trainer Wissenschaftler, die berichteten, dass technologiebedingter Ertrag im Allgemeinen zurückgehe.(29)
      Wie schon erwähnt, technologischer Fortschritt schafft es nicht mehr, den Produktivitätsrückgang in der Bergbauindustrie zu
      verhindern. Es wird bezweifelt, dass die heutige Effizienz der Energieproduktion (Energie-Output-Input-Verhältnis)
      aufrechterhalten werden kann. (30) In der Nordsee und in Sibirien ist dieses Verhältnis sicher sehr viel schlechter als am
      Persischen Golf. Bei der industriellen Landwirtschaftstechnologie braucht man immer mehr Dünger und nichterneuerbare
      Energie, um gleich viel Getreide zu erhalten. (31)
      Technologischer Fortschritt wurde in der Vergangenheit durch zwei Motoren angetrieben: den Geist und immer üppigeren
      Verbrauch von Ressourcen. Ein Presslufthammer z.B. verkörpert nicht nur höhere Erfindungen, sondern erfordert bei seiner
      Herstellung und seinem Betrieb auch viel mehr Ressourcen als ein einfacher Hammer. Aber die Aufgabe heute ist es,
      Ressourcen zu sparen, d.h. sozusagen auf den zweiten Motor weitgehend zu verzichten. Auch so ist manches möglich. Durch
      die Arbeit des Geistes ist z.B. der Computer kleiner geworden, und die Programme können mehr Daten verarbeiten. Aber in
      einem Computer kann man nicht wohnen, und Daten kann man nicht essen.
      Einzelne Erfolge können uns über die Gesamtlage hinwegtäuschen. Während ein Auto heute weniger Treibstoff braucht als vor
      zehn Jahren, muss die amerikanische Ölindustrie heute mehr Energie und Material aufwenden, um einen Liter Öl von Alaska zu
      holen anstatt von Texas.
      Gelegentliche Innovationen können diesen überall zu findenden säkularen Trend nicht ausgleichen. Technologischer Fortschritt
      kann also das Problem bestenfalls aufschieben, nicht lösen.

      Technologischer Umweltschutz

      Klar, wenn der Ressourcenverbrauch sinkt, sinkt auch die Umweltbelastung. Aber ersteres geschieht per Saldo nicht, erst recht
      nicht, wenn die Wirtschaft wächst. Kann Technologie wenigstens direkt die Umweltbelastung reduzieren?
      Was technologischer Umweltschutz in den meisten Fällen bietet, ist Problemverschiebung - mediale, lokale und temporale.
      Schadstoffe werden von der Luft in die Medien Wasser und Boden verlagert oder umgekehrt. Oder sie werden weiträumig
      verteilt. Stichwort Politik der hohen Schornsteine. Oder sie werden verdünnt durch Hinzufügen von Frischluft oder
      Frischwasser. Helmut Weidner zieht das folgende Fazit: "Die Grenzen einer nicht am ökologischen Gesamtkontext orientierten
      Umweltpolitik sind darin zu sehen, dass sie mit ihren Mitteln des selektiven und peripheren Eingriffs zwar eine kurz- bis
      mittelfristige Entlastung erreichen kann, dass langfristig jedoch die erreichten Erfolge gefährdet werden oder gar die alten
      Sorgen auf einem höheren Niveau wieder auftauchen. Die Erklärung hierfür liegt in dem Prozess der wachstumsbedingten
      Akkumulation der Restschadstoffe (aber das geschieht auch bei Null-Wachstum; S. S.) und vor allem in den Phänomen der
      Problemverschiebung." (32)
      Zudem müssen wir uns vor Augen führen, dass alle Filteranlagen, Vorrichtungen und Bauten, die für diese Art Umweltschutz
      eingesetzt werden, selber Industrieprodukte sind. Deren Herstellung und Betrieb erfordern Ressourcenverbrauch und
      verursachen somit zusätzliche Umweltbelastung - nur anderswo und anderer Art. Und sie müssen auch alle 10, 15 oder 20
      Jahre ersetzt werden. 1988 betrugen in der BRD die "defensiven Ausgaben" für Umweltschutz etwa 3,4% des BSP. (33) Mit
      so viel Aufwand wurde also nur Problemverschiebung erreicht.
      Nun, es ist nicht möglich, Schadstoffe durch chemische Verfahren in unschädliche oder nützliche Stoffe zu verwandeln.
      Petryanov, ein führender Wissenschaftler der alten Sowjetunion, stellte sich 1977 "die Industrie von morgen" als "Fabriken ohne
      Schornstein" vor. (34) Aber erstens können nicht die gesamten Schadstoffe aufgefangen werden (4. Hauptsatz der
      Thermodynamik), und zweitens erfordern solche Verwandlungen einen etwa ebenso großen Energieeinsatz wie zur
      vorangegangenen Herstellung des jeweiligen Produkts. (35) Aber zumindest bis in die absehbare Zukunft wird vermehrter
      Einsatz von Energie vermehrte Emission von CO2 oder radioaktiven Stoffen/Strahlungen verursachen.

      Was bleibt der Menschheit übrig?

      Inzwischen ist wohl klar geworden, dass nachhaltige(s) Entwicklung/Wachstum stofflich nicht möglich ist. Selbst wenn das
      Ressourcenproblem gelöst wäre, stieße eine wachsende Weltwirtschaft gegen die Klimagrenze. Längst bevor der Vorrat an
      fossilen Energieträgern zur Neige geht, müssen wir deren Verbrauch wegen des CO2-Problems stark drosseln. Aber auch ohne
      das CO2-Problem gäbe es bei kontinuierlichem Wachstum eine gefährliche globale Erwärmung, denn wo auch immer Energie
      eingesetzt wird, ... in jedem Falle geht fast der gesamte Energieeinsatz nach kurzer Zeit als Wärme in die Atmosphäre über"
      (36).
      Es gibt aber auch den Begriff "nachhaltige Gesellschaft". Hier wird nicht von Entwicklung oder Wachstum geredet. Wäre also
      eine stationäre Ökonomie nachhaltig? Sofern damit eine stationäre industrielle Ökonomie gemeint ist, wäre auch das nicht
      möglich. Denn eine industrielle Wirtschaft benutzt größtenteils nichterneuerbare Ressourcen, die auch bei Null-Wachstum im
      Laufe der Zeit erschöpft sein werden.
      Durch eine Effizienzrevolution könnte natürlich einiges erreicht werden. Aber alle wissen, dass Effizienzsteigerung nur "bis zu
      einem gewissen Ausmaß realisierbar" ist. (37) Ernst Ulrich von Weizsäcker erwartet "eine Halbierung oder Drittelung der
      Verbräuche"(38). Das kann aber das Ende der industriellen Wirtschaft nur aufschieben, nicht verhindern.
      Eine Gesellschaft ist nur "dann nachhaltig, wenn sie so strukturiert ist und sich so verhält, dass sie über alle Generationen
      existenzfähig bleibt" (39). Im Prinzip kann sie also nur nachhaltig sein, wenn ihre Wirtschaft (wenn nicht ausschließlich, so
      doch) hauptsächlich auf erneuerbaren Ressourcen basiert. Es gibt keine Regel, dass eine Wirtschaft eine industrielle sein muss.
      Industriegesellschaften gibt es erst seit 200 Jahren. Und wenn wir an alle kommenden Generationen denken, dann ist es sicher,
      dass auf lange Sicht die Menschheit wieder in nichtindustriellen Gesellschaften leben wird. Die Wirtschaft einer solchen
      Gesellschaft wird hauptsächlich auf indirektem und langsamem Gebrauch von Solarenergie basieren - in der Form von
      Biomasse, menschlicher und tierischer Arbeitskraft, Wind- und Wasserkraft. Da Eisen auf der Erdoberfläche reichlich
      vorhanden ist, wird es sicher lange und großzügig benutzt werden, wahrscheinlich auch Kohle, für noch ein paar Jahrhunderte.
      Aber die anderen, knapperen, nichterneuerbaren Ressourcen werden nur benutzt werden, wenn sie absolut notwendig sind. Das
      Tempo des Wirtschaftens wird nicht das langsame Tempo überschreiten, in dem regenerierbare Ressourcen sich regenerieren.
      Die Frage "wie viel pro Jahr?" ist also sehr wichtig. Es gibt keine Hoffnung, dass wir die nichterneuerbaren Ressourcen
      mengenmäßig auch annähernd durch die erneuerbaren werden ersetzen können.
      Die Zeit bis dahin ist Übergangszeit. Sparsamkeit und Effizienz bei Ressourcenverbrauch, langlebige Güter, Mehrwegflaschen,
      Reparieren, Bahn statt Auto usw. - das alles sind nur Mittel, um Zeit zu gewinnen und den allmählichen Übergang möglichst
      friedlich und geordnet zu vollbringen. Letzteres ist das wichtigste Kriterium zur Beurteilung der Wirtschafts- und Ökologiepolitik,
      aber auch der Sozialpolitik jeder Regierung der Welt. Die Verteilungsfrage - wer wie viel bekommt und wer auf wie viel
      verzichten muss - ist wohl die wichtigste Frage der Übergangszeit. Das meint auch die Verteilung zwischen Nord und Süd.
      Aber ich kann hier auf diese Frage nicht eingehen. Es gibt auch nichtmaterielle Gründe für den Ausstieg aus der
      Industriegesellschaft. Echte Demokratie, Emanzipation, Herrschaftsfreiheit, solidarische zwischenmenschliche Beziehung usw.
      sind schlecht mit einer solchen Gesellschaft vereinbar. Aber auch dieser Punkt kann hier nicht behandelt werden. (40)
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 22:43:46
      Beitrag Nr. 11 ()
      Ob in einer solchen Ökonomie auch der Wohlstand der Ersten Welt möglich sein wird? Der "Realist" Ernst Ulrich von
      Weizsäcker schreibt: "Europäern, Amerikanern und Japanern zu empfehlen, sich in Sack und Asche zu kleiden und auf
      Wohlstand zu verzichten, ist eine zum Scheitern verurteilte Strategie." Er fordert ein "neues Wohlstandsmodell", das man, "ohne
      die Erde zu ruinieren, auf fünf oder zehn Milliarden Menschen ausdehnen könnte" (41). Um dieses Modell zu konkretisieren,
      gibt er ein Beispiel mit Zeichnung: Kurze "Citycars" und Fahrräder könnten in zweistöckigen Autoreisezügen zusammen mit
      Passagieren befördert werden. (42) So etwas kann der erste Schritt des Übergangs in der Ersten Welt sein, nicht aber ein
      Element einer nachhaltigen Gesellschaft. So etwas kann auch nicht auf 5 Milliarden Menschen ausgedehnt werden, auch nicht
      mit einer "Effizienzrevolution". Das ist einfach ein eurozentristischer Unsinn. Es ist klar: In einer nachhaltigen Gesellschaft
      würde sich die Menschheit mengenmäßig viel weniger leisten können, als das, was sie sich heute dank fossilen Energieträgern
      und Uran leistet. Aber das besagt bekanntlich wenig über die Lebensqualität.
      Die WCED hat eine bessere moralische Grundlage für ihren Wachstumskurs, nämlich Beseitigung der Armut, aber eine
      schlechte Logik. Sie behauptet, Armut sei eine der Hauptursachen der Umweltzerstörung. Das stimmt nur für lokale, nicht aber
      für die globalen Umweltkrisen, für die hauptsächlich die Reichen verantwortlich sind. Wenn z.B. Inder zum Kochen anstatt
      Holz Strom und zum Pflügen statt Tiere Traktoren verwenden würden, würden die indischen Wälder zwar ein längeres Leben
      haben, die CO2-Produktion würde aber erheblich steigen. In einigen wenigen Regionen, die noch sehr unterentwickelt sind, gibt
      es vielleicht noch Spielraum für Wirtschaftswachstum auch bei Beachtung der ökologischen Grenzen und Anwendung
      ausschließlich erneuerbarer Ressourcen.
      Aber im globalen Maßstab ist das nicht mehr möglich. Für die Beseitigung weltweiter Armut bleiben uns also nur gerechte
      Verteilung und Stopp des Bevölkerungswachstums übrig. (43)
      Weizsäcker meint, "mehr und nicht weniger Technologie" sei notwendig, "da in Zukunft die große Fülle der Ressourcen gar
      nicht mehr zur Verfügung stehen wird" (44). Aus einer richtigen Prognose ist hier ein falscher Schluss gezogen worden. Die
      Wirtschaftsweise der Zukunft sollte eigentlich aus diesem Grund mehr arbeitsintensiv sein als technikintensiv, denn auch die
      effizienteren Technologien werden knappe, nichterneuerbare Ressourcen beanspruchen und erschöpfen, viel mehr und viel
      schneller als die arbeitsintensiven Technologien, die in der Dritten Welt schon längst vorhanden sind.
      Niemand weiß, wie viel Wohlstand in einer nachhaltigen Gesellschaft verloren gehen und um wie viel die Lebensqualität steigen
      würde. Niemand weiß, wie viele Stunden pro Woche wir dann arbeiten werden müssen und wie viele von welchen Freiheiten
      dann noch erhalten bleiben werden. Es ist müßig, all das schon jetzt ausrechnen zu wollen. Wenn die Menschheit noch einige
      Jahrtausende existieren will, dann ist eine nachhaltige Gesellschaft eine absolute Notwendigkeit. Und Freiheit ist, sagte Hegel,
      die Einsicht in die Notwendigkeit.
      Eine Freiheit, die unbedingt eingeschränkt werden muss - sowohl in einer nachhaltigen Gesellschaft als auch während des
      Übergangs zu ihr -, ist die des Unternehmertums. In der Marktwirtschaft versteht eine Firma per definitionem nur eine Logik,
      die der Profitmaximierung, Kapitalakkumulation und Expansion, sonst nichts. Auch das Gebot der Armutsbeseitigung durch
      Verteilungsgerechtigkeit statt durch Wirtschaftswachstum verlangt diese Einschränkung. Wie stark sie sein muss und wie viel
      Plan und Kontrolle notwendig ist, kann hier nicht diskutiert werden. Aber zwei Illusionen müssen beseitigt werden: die Illusion
      einer "wirtschaftsverträglichen Strategie" (Weizsäcker) und die Illusion, dass das Markt-und-Preis-System alles bestens regeln
      könne.
      Eine Wirtschaft, in der der Durchsatz von Energie und Materialien zurückgeht, kann dem Unternehmertum als ganzen nicht gut
      bekommen. Zwar werden einzelne Branchen wie z.B. die Fahrradindustrie davon profitieren. Aber die meisten anderen
      Branchen werden Verluste machen. Viele Firmen werden pleite gehen.
      Der auf dem Markt entstandene Preis - selbst wenn er durch Umweltsteuern usw. erhöht wird - kann die Probleme nicht lösen.
      Den auch ein solcher Marktpreis kann bestenfalls nur die Nachfragen der jeweils lebenden Generationen berücksichtigen, nicht
      aber die der noch nicht geborenen. Zudem müssen wir zwischen Bedarf und Nachfrage unterscheiden. Bedarf wird nur mittels
      Kaufkraft zur Nachfrage. Der Bedarf der Armen bleibt also ganz unberücksichtigt. Weizsäcker will aber sein neues
      Wohlstandsmodell auf alle 5 - 10 Milliarden Menschen ausdehnen. Wie wird er das können, wenn er auf die Marktwirtschaft
      und freie Preise setzt? Aus allen Gründen sind also eher quantitative Festlegungen notwendig.
      Viele reden heutzutage von Natur, Umwelt, Rechte der anderen Spezies, Solidarität usw. Meadows und Randers reden von
      Visionen, Zusammenarbeit, Wahrheitsliebe und Brüderlichkeit (45), Weizsäcker will eine neue Kultur (46). Wunderbar! Aber
      wie kann das alles mit der Kultur des Kapitalismus, Egoismus und Konkurrenzkampfes um Profit, Job und Aufstieg vereinbart
      werden?

      Anmerkungen

      1. H. Kahn, Vor uns die guten Jahre, Wien 1976.
      2. J. Huber, Die verlorene Unschuld der Ökologie, Frankfurt a.M. 1982, 12 u. 10.
      3. DGB, Umweltschutz und qualitatives Wachstum, Düsseldorf 1985, 7.
      4. Die Grünen, Umbau der Industriegesellschaft, Bonn 1986.
      5. World Commission on Environment and Development, Our Common Future, Oxford 1987.
      6. A. Jablokow, Ökologische Ignoranz und ökologisches Abenteurertum, in: J. Agfanassjew (Hg.), Es gibt keine Alternative zur Perestroika,
      Nördlingen 1988, 311.
      7. Kahn, aaO. 47; Zit. Nach Grün/Wiener, Global denken, vor Ort handeln, Freiburg 1984, 106.
      8. Huber, aaO. 143.
      9. W. Beckermann, Economics, Scientists, and Environmental Catastrophe, in: Ocford Economic Papers, November 1972, 338.
      10. V. Schneiders, Die Ressourcen der Ökonomie, in: J.R. Block/W. Maier (Hg.), Wachstum der Grenzen, Frankfurt a.M. 1984, 81-82.
      11. A. Aganbegyan, The Economic Challenge of Perestroika, Bloomington 1988, 8.
      12. Schneiders, aaO. 83.
      13. AaO. 84-85.
      14. F.E. Trainer, Abandon Affluence!, London 1986, 51-52.
      15. Zitiert nach N. Georgescu-Roegen, Technology Assessment - The Case of the Direct Use of the Solar Energy, in : Atlantic Economic
      Journal, Dezember 1978
      16. Ebd.
      17. A. Gorz, Ökologie und Politik, Reinbek 1977, 77.
      18. D. Gabor u.a., Das Ende der Verschwendung, Stuttgart 1976, 144-145; zitiert nach dem Vorlesungsmanuskript von Professor Theodor
      Ebert (Ethik der Selbstbegrenzung, 1987).
      19. G.W. Sauer, Wiederaufarbeiten, Zwischenlagern oder direkt Endlagern?, in: Frankfurter Rundschau, 18. 2. 1993.
      20. B. Commoner, Energieeinsatz und Wirtschaftskrise, Reinbek 1977, 108.
      21. Huber, aaO. 95.
      22. Meadows/Meadows/Randers, Die neuen Grenzen des Wachstums, Stuttgart 1992, 70.
      23. Georgescu-Roegen, aaO. 20.
      24. Alle Zitate: aaO. 19-20.
      25. P. Daublesky, Technologie und Entwicklung, in: H. v. Nussbaum (Hg.), Die Zukunft des Wachstums, Düsseldorf 1973, 201.
      26. Steinkühler, Rede auf der 1. Umweltkonferenz der IG Metall in F.a.M., Januar 1988.
      27. WCED, aaO. 89-90.
      28. A. Gorz, Wege ins Paradies, Berlin 1984, 49-50; z einer ausführlichen Kritik an diesem Grundsatzwerk von Gorz siehe. S. Sarkar, Das
      Paradies von André Gorz - Fragen, Zweifel, Kritik, in: Kurswechsel (Wien), Nr. 3/90.
      29. Trainer, aaO. 211.
      30. Ebd.
      31. R. Strahm, Warum sie so arm sind, Wuppertal 1985. Siehe auch L.R. Brown, Securing Food Supplies, in.: ders. U.a., State of the World
      1984, New York 1984, 179.
      32. H. Weidner, Von Japan lernen? Erfolge und Grenzen einer technokratischen Umweltpolitik, in: Tsuru/Weinder (Hg.), Ein Modell für uns -
      Die Erfolge der japanischen Umweltpolitik, Köln ‚85, 184.
      33. Ch. Leipert, Die heimlichen Kosten des Fortschritts, Frankfurt a.M. 1989, 126.
      34. I.V. Petryanov, A Story of Man and his Environment, in: N. Semenov u.a., Things to Come, Moskau 1977, 251.
      35. K.M. Meyer-Abich, Die ökologische Grenze des herkömmlichen Wirtschaftswachstums, in: Nussbaum, aaO. 177.
      36. AaO. 172.
      37. Meadows/Meadows/Randers, aaO. 256.
      38. E.U. von Weizsäcker, Erdpolitik, Darmstadt 1989, 265.
      39. Meadows/Meadows/Randers, aaO. 250.
      40. Ich empfehle: Ullrich, Weltniveau - In der Sackgasse des Industríesystems, Berlin ‚79.
      41. Weizsäcker, aaO. 14.
      42. AaO. 234.
      43. Für meine Position zur Bevölkerungsproblematik siehe: Sarkar, Polemik nützt nichts - über den Zusammenhang von
      Bevölkerungswachstum, Ökologie, Armut und Wohlstand, in: Kommune 9/92.
      44. Weizsäcker, aaO. 232.
      45. Meadows/Meadows/Randers, aaO. 267.
      46. Weizsäcker, aaO. 267, 271.
      aus Tarantel (Das Informationsblatt der Ökologischen Plattform), siehe www.oekologische-plattform.de/
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 23:34:49
      Beitrag Nr. 12 ()
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 23:42:18
      Beitrag Nr. 13 ()
      http://www.joytopia.net


      Unsinn oder neue Form des Wirtschaftens?

      Kleiner Auszug...

      DIE NATUERLICHE OEKONOMIE

      Die Natuerliche Oekonomie, auch Joytopia-Modell genannt, hat die Natur zum Vorbild, mit ihrem ewigen
      Kreislauf von Werden und Vergehen. Dieser sich selbst regulierende Kreislauf funktioniert seit Milliarden von
      Jahren. Uebertragen auf die Wirtschaft ist er der Schluessel zu nachhaltigem Wohlstand in Harmonie mit der
      Natur.

      Das bringt uns die Natuerliche Oekonomie:

      - Immer positive Kontostaende (keine Schuld (en) )
      - Geldschoepfung fuer jeden Weltenbuerger, gleiche Rechte fuer alle Staaten
      - Buergergeld fuer alle Menschen weltweit
      - Das einfachste Steuersystem der Welt
      - Grosszuegiger Staatshaushalt fuer alle Laender
      - Einfaches Gesundheits- und Sozialwesen
      - Die Loesung von Arbeitslosigkeit und Schwarzarbeit
      - Geringeres Preisniveau bei deutlich hoeheren Gewinnen
      - Neue "sinnvolle" Maerkte fuer Industrie, Handel und Gewerbe
      - Altersversorgung fuer alle Menschen weltweit
      - Finanzielle Freiheit fuer alle. Geld ist kein Machtmittel mehr.
      - Zinslose Kredite und Geldanlagen, Win-Win fuer alle Beteiligten
      - Einklang von Oekonomie und Oekologie
      - Ausgleich zwischen den bisher "armen" und "reichen" Laendern

      Damit weltweiter Wohlstand in Harmonie mit der Natur.

      Verrueckt? Zu schoen um wahr zu sein? Groessenwahnsinnig? Wir werden im Folgenden die genannten Punkte
      einzeln belegen, und zwar so einfach, dass das jeder Mensch verstehen kann, der es verstehen will.
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 23:51:34
      Beitrag Nr. 14 ()
      Nun, unser Land ist auf den besten Wege, Wohlstandsgefälle abzubauen...

      Hier mal wieder linker Rand:

      ***************************


      Natürliche Wirtschaftsordnung / Silvio Gesell

      Silvio Gesell, ein Kaufmann, der 1862 geboren wurde, hat um die Jahrhundertwerte die
      "Natürliche Wirtschaftsordnung" entdeckt. Doch bevor ich hier in die Details gehe, möchte ich
      zuerst die Funktion des Geldes klären.

      Geld ist der Ersatz für früher übliche Tauschmittel, also ein Zahlungsmittel. Alle sehr frühen
      Tauschmittel, wie z.B. Getreide, hatten die Eigenschaft, dass sie mit der Zeit an Wert verloren,
      z.B. durch Verfaulen, etc. Unser heutiges Geld reagiert genau umgekehrt: es vermehrt sich ohne
      Arbeitsaufwand, über den Zinseszins-Mechanismus. Darüber hinaus ist dieses Wachstum wie das
      Wachstum von Krebszellen (und der Anzahl der Menschen auf diesem Planeten): exponentiell,
      d.h. das Wachstum wird immer rasanter. Im Gegensatz dazu ist das Wachstum in der Natur -
      egal welche Pflanze, welches Tier wir betrachten - zeitlich begrenzt, und mündet schliesslich
      wieder in einem Abbau bis zum Tod. Wir sehen also, dass das heutige Geldsystem der Natur nicht
      entspricht.

      Silvio Gesell hat die grundlegenden Problematiken, die durch diese unnatürliche Form des
      Geldsystems entstehen aufgezeigt. Dazu gehören:

      Die zunehmenden Zinsen, die auf der einen Seite den Geldbesitzern gutgeschrieben
      werden, müssen von jemand anders bezahlt werden. (So stecken heute z.B. in Mieten ca.
      70 % Zinsen, im Durchschnitt aller Waren 30 - 40 %). Um diese stetig zunehmenden Zinsen
      erwirtschaften zu können, muss die Wirtschaft ständig wachsen, mit immer zunehmenden
      Raten. Dies ist nur "ohne Rücksicht auf Verluste", sprich Lebensqualität und Umwelt,
      möglich.
      Die zunehmende Geldmenge muss in regelmässigen Abständen vernichtet werden, um die
      exponentielle Vermehrung zu unterbrechen. Das Mittel dazu ist der Krieg. Anders
      ausgedrückt: unser Geldsystem erzwingt Krieg.
      Damit die Wirtschaft den Faktor Arbeit kostengünstig erhalten kann, ist eine
      Arbeitslosigkeit in der Grössenordnung von 10 % erwünscht.
      Reiche werden immer Reicher, Arme immer Ärmer. Ab etwa 300.000 DM gehört man zur
      Zeit zu den Zinsgewinnern, andernfalls sind die versteckten Zinsen grösser als der
      Zinsgewinn auf der Bank.
      Die Armen müssen immer mehr arbeiten, um die ständig steigende Zinslast, die sich in
      Produkten, Steuern und Abgaben versteckt, und den Reichen zugute kommt, erarbeiten zu
      können. Folgen:
      a) Arbeitslosigkeit - statt dass alle ein wenig arbeiten, arbeiten die meisten zu viel und
      einige gar nicht.
      b) Überarbeitung -> Stress -> teure Gesundheitsschäden
      c) Der Zwang, viel Geld verdienen zu müssen, um sich erhalten zu können, führt dazu,
      dass die meisten Menschen etwas tun, was sie nicht als ihre Berufung ansehen. Folge:
      psychologische Unzufriedenheit -> Stress -> teure Gesundheitsschäden
      Durch das Zinssystem werden künftige ökologische Schäden (Stichwort Abzinsung) äußerst
      verniedlicht. (Beispiel: bei einem Zinssatz von 10 % wird ein Schaden in Höhe von 1 Bio.
      DM, der erst in 250 Jahren auftritt - Stichwort z.B. Kernkraft - heute mit ganzen 44 DM
      bewertet. Allerdings rechnen Banken z.B. mit einer Kapitalverdopplung innerhalb von 5
      Jahren, dies entspricht 14,89 %, damit wäre die Billion heute noch 0,0009 DM Wert). Bei
      einer "Geldentwertungsrate" von 1 % p.a. dagegen wäre die Billion in 250 Jahren heute 12
      Bio. DM "wert".

      Folge: wirtschaftlich ökologische Erfindungen werden unterdrückt (Bsp: Elsbett-Motor, ...),
      die kurzfristige Sichtweise gewinnt gegenüber langfristiger Perspektiven. Bsp:
      Quartalsberichte von Unternehmen werden immer wichtiger statt langfristiger
      Ausrichtungen

      Die Problematik liegt also darin, dass etwas, was nicht arbeiten kann, sich selbst vermehrt.
      Anders ausgedrückt: nur durch Arbeit sollte das Vermögen wachsen können. Oder haben Sie
      bereits einmal gesehen, wie Geld arbeitet?

      Bereits 1918 hatte Silvio Gesell den 2. Weltkrieg vorhergesehen: "Trotz der heiligen Versprechen
      der Völker, den Krieg für alle Zeiten zu ächten, trotz der Rufe der Millionen: Nie wieder Krieg,
      entgegen all den Hoffnungen auf eine schönere Zukunft muß ich sagen: Wenn das heutige
      Geldsystem, die Zinswirtschaft, beibehalten wird, so wage ich es heute schon zu behaupten, daß
      es keine 25 Jahre dauern wird, bis wir vor einem neuen, noch furchtbareren Krieg stehen. Ich
      sehe die kommende Entwicklung klar vor mir. Der heutige Stand der Technik läßt die Wirtschaft
      rasch zu einer Höchstleistung steigern. Die Kapitalbildung wird trotz der großen Kriegsverluste
      rasch erfolgen und durch ein Überangebot den Zins drücken. Das Geld wird dann gehamstert
      werden. Der Wirtschaftsraum wird einschrumpfen und große Heere von Arbeitslosen werden auf
      der Straße stehen. An vielen Grenzpfählen wird man dann eine Tafel mit der Aufschrift lesen
      können: `Arbeitsuchende haben keinen Zutritt ins Land, nur Faulenzer mit vollgestopftem
      Geldbeutel sind willkommen`. In den unzufriedenen Massen werden wilde, revolutionäre
      Strömungen wach werden... Kein Land wird das andere mehr verstehen, und das Ende kann nur
      wieder Krieg sein."

      Die Lösung

      Die Lösung ist ein zinsfreies Geldsystem und eine Bodenreform, die beinhaltet, dass das
      nicht-vermehrbare Gut Boden nicht in privater Hand liegen darf, da es sonst eine ähnliche
      Funktion übernimmt wie das Geld zur Zeit. Darüber hinaus sollte sich das Geld so verhalten, wie
      alle früheren Tauschmittel: es wird mit der Zeit weniger.

      In der schwersten Wirtschaftskrise zwischen 1. und 2. Weltkrieg wurde im österreichischen Wörgl
      ein Experiment durchgeführt mit der Natürlichen Wirtschaftsordnung. Überragende
      Verbesserungen waren die Folge; als die Öffentlichkeit darauf aufmerksam wurde, wurde das
      "Geld" von Wörgl verboten.

      Doch dieses Experiment war nicht das einzige: Im sogenannten "Goldenen Mittelalter" von ca.
      1100 n. Chr. bis 1450 n. Chr. existierte ein sogenanntes "Schwundgeld". Das Ergebnis war die
      größte Entwicklungsperiode der deutschen Geschichte. Damals waren die sozialen Unterschiede
      so ausgeglichen wie nie mehr im historischen Verlauf. Wer viel hatte, erwarb den Wohlstand
      durch Arbeit, nicht durch leistungslose Zinsen. Das Minimum der arbeitsfreien Tage pro Jahr lag
      bei 90, oftmals über 150. Sehr bald wurde auch der Montag als arbeitsfrei eingeführt, damit
      mußten die Handwerker nur 4 Tage in der Woche arbeiten.

      Um 1300 wurde ein Höhepunkt der Städteneugründungen, als Maß für die wirtschaftliche
      Entwicklung, erreicht, welcher in der ganzen Geschichte vor und nach dieser Zeit nie mehr
      erreicht wurde. In der Zeit von 1150-1450 wurden die großen Dome und Kathedralen in Europa
      gebaut. Finanziert durch freiwillige Spenden der Bürger. Allein schon hieraus wird deutlich, wie
      zuversichtlich die Menschen damals gewesen sein mußten. Wer spendet schon für ein
      Jahrhundertprojekt, wenn er schon morgen nicht weiß ob er noch leben wird?

      Was können wir tun?

      Die Frage, die sich jeder stellen muss, der sich für Frieden, für den Abbau des
      Wohlstandsgefälles zwischen verschiedenen Nationen, aber auch innerhalb einer Nation, für
      Umweltschutz und Menschenrechte engagiert, ist: Was kann ich tun, damit mein Geld nicht alle
      meine Bemühungen zunichte macht, indem genau in die Bereiche investiert wird (über den
      Umweg von Fonds, Banken und Versicherungen), die Ausbeutung, Krieg und Umweltzerstörung
      hervorrufen? Diese Frage lasse ich hier unbeantwortet, jeder muss seine persönliche Antwort
      darauf geben.

      www.diealternativen.de
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 00:17:40
      Beitrag Nr. 15 ()
      Alternative Ökonomie im 21. Jahrhundert

      TAK AÖ Workshop in Kooperation mit der Akademie Frankenwarte , 2.-4. März 2001

      Einführung von Theo Krönert

      Die Entwicklung alternativer Ökonomien dürfte zu Beginn des 21. Jahrhunderts die wichtigste Aufgabe
      sein für alle, die das Leben auf unserem blauen Planeten lieben. Jeder Blick auf die globale Lage zeigt
      das aufs Neue.

      Wir können es fast jeden Tag in der Zeitung lesen, zumindest zwischen den Zeilen : Die »Global
      Players« des Großkapitals steuern nach dem proklamierten »Ende der Geschichte« auf ein rasantes
      Finale zu und reißen uns alle mit. Nun werden die Reichen noch einmal um unvorstellbare Milliarden
      reicher, die Armen ums milliardenfache Verrecken ärmer und der Mittelstand bei uns fängt an zu
      schwitzen, wie das schmelzende Eis in der Arktis.

      Dabei läuft ein Spiel voller Paradoxien:

      Denn paradox ist, wenn die moderne Wirtschaft mit Computern und Automaten immer weniger
      Arbeitskräfte braucht und sich trotzdem die Mehrheit von den gerade tonangebenden Ökonomen
      weismachen läßt, mit einer neoliberalen Entfesselung der Produktivkräfte wäre das Problem der
      Millionen Arbeitslosen zu lösen. (Wie das sogenannte Jobwunder der USA in Wirklichkeit aussieht,
      kann beispielsweise bei einem kompetenten Autor wie Edward Luttwak nachgelesen werden -
      Turbokapitalismus, Europa Verlag. Und die Dienstleistungsgesellschaft, von der gerne
      herumgeschwafelt wird, wie von einer Wunderwaffe im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit? Sie dürfte in
      Deutschland höchstens einer Million Menschen Arbeit in Aussicht stellen, davon mehr im
      Niedriglohnsektor als im hochqualifizierten Bereich.) - Ein Beispiel zur ökonomischen Paradoxie!

      Paradox ist, wenn wir von den Ökologen erfahren, daß für unsere Ökosphäre die Grenzen der
      Belastbarkeit bereits überschritten sind und wir uns trotzdem über jedes Prozent Wirtschaftswachstum
      freuen, das die Ökonomen verkünden. (Was nützt mir ein Platz an der Sonne, wenn ich davon
      Hautkrebs kriege?) - Das wäre eine der ökologischen Paradoxien.

      Paradox ist, wenn wir behaupten, weltweit für Solidarität, also für Gerechtigkeit, Frieden und
      Entwicklung zu sein, aber gleichzeitig in einer Weise leben, die als Modell für Entwicklung nicht
      übertragbar ist. (Wenn alle Menschen so viel verbrauchen und so viel Dreck dabei machen würden wie
      wir, dann bräuchte die Menschheit fünf Planeten von der Größe der Erde.) Dies ist eine Paradoxie im
      Bereich Entwicklung.

      Paradox ist, wenn die vorgenannten Paradoxien nicht im Zusammenhang gesehen werden. Dies ist die
      Paradoxie der Ignoranz zwischen den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Entwicklung.

      Paradox ist schließlich, wenn wir zwar nicht wissen, wie es nun weitergehen soll, das aber weder
      eingestehen, noch für Experimente, also für verschiedene Projekte der Wegsuche, offen genug sind.

      Wie kommen wir angesichts dieser Situation zu alternativen Ökonomien, in denen auch unsere
      Kindeskinder genau wie alle anderen ErdbewohnerInnen eine lebenswerte Zukunft finden?

      Das ist die Frage, das Thema unseres Workshops »Alternative Ökonomie im 21. Jahrhundert« vom 2.
      bis 4. März 2001. Als Aufhänger dient die zur Zeit aktuellste Situationsanalyse, die UNEP-Studie
      »Global Environment Outlook -GEO 2000«. (UNEP ist das Umweltprogramm der Vereinten Nationen mit
      Sitz in Nairobi.) Die Forderung, die sich zwingend aus dieser Studie ergibt:

      »Die Industrieländer müssen ihren Rohstoffverbrauch um 90 Prozent senken.«

      Die Forderung ist zwingend, weil »der exzessive Verbrauch einer reichen Minderheit und die anhaltende
      Armut der Mehrheit der Weltbevölkerung die Hauptgründe für Umweltzerstörung sind«.

      Was hier von dem reichen Fünftel der Menschheit, das etwa vier Fünftel aller Ressourcen verbraucht,
      verlangt wird, ist für Problembewußte nicht neu: Die Agenda 21 nach der UN-Konferenz über »Umwelt
      und Entwicklung« in Rio 92 und die Studie »Zukunftsfähiges Deutschland« des Wuppertal-Instituts
      haben bereits ähnliches aufgezeigt. Trotzdem machte auch »GEO 2000« die meisten derart ratlos, daß
      sofort wieder die Verdrängung einsetzte. Unsere Regierung hielt es nicht einmal für notwendig, eine
      deutsche Übersetzung der Studie anzufertigen. Die Medien fanden auch alles andere wichtiger als das.
      Der Mainstream folgt eben zur Zeit noch der Ansicht, daß Neoliberalismus und Globalisierung am
      »Ende der Geschichte« stehen. (Was durchaus sein kann, wenn auch anders, als gedacht ... )

      Im Gegensatz dazu nehmen der Theoriearbeitskreis alternative Ökonomie (TAK AÖ) und die Akademie
      Frankenwarte die Studie »GEO 2000« als erneuten Anlaß zur Reflektion, der weitere Aktivitäten folgen
      sollen. Nach einer Darstellung der UNEP-Studie durch Dr. Stefan Summerer (Umweltbundesamt) und
      Beispielen neuerer Ansätze in der Alternativen Ökonomie durch Dr. Christa Müller (anstiftung) wollen wir
      uns gemeinsam der Situation stellen, anstatt zu verdrängen.

      Wir wollen in dem Workshop endlich Schluß machen mit der Verdrängung der Realität. Wir wollen
      gemeinsam den globalen Istzustand voll zur Kenntnis nehmen, daraus entsprechende
      Schlußfolgerungen ziehen, Ideen entwickeln und erste Schritte zur Umsetzung beschließen.

      Schon die von Misereor und BUND beim Wuppertal Institut in Auftrag gegebene Studie »Zukunftsfähiges
      Deutschland« lieferte nicht nur die Erkenntnis, daß wir im Verbrauch weit zurück müssen, sondern
      auch Ideen, wie das mit einer Effizienzrevolution und einer Suffizienzrevolution zu bewerkstelligen sei.
      Doch während zu der Effizienzrevolution ziemlich konkrete Ansätze vorgeschlagen wurden, blieb der
      wohl noch wichtigere Bereich einer Suffizienzrevolution weitgehend im Dunkeln. Dazu konnten bisher
      auch die vielen Aktivitäten der AG Lebensweise im Forum Umwelt & Entwicklung deutscher
      Nichtregierungsorganisationen und die Lokale-Agenda-21-Bemühungen nur wenig Erhellendes
      beisteuern.

      Den Auftraggebern (BUND und Misereor) und den Verfassern der Studie »Zukunftsfähiges Deutschland«
      (Hauptautoren Ernst Ulrich von Weizsäcker, Reinhard Loske und Reimund Bleischwitz) war
      offensichtlich schon klar, daß der Begriff »Suffizienzrevolution« absolut quer zum derzeit herrschenden
      Mainstream liegt, darum wohl wurde er im Bemühen um eine politisch opportune Präsentation durch die
      umständlichere Bezeichnung »Strategien der Suffizienz« ersetzt. Um noch größere Akzeptanz zu
      finden, wird mit der Studie außerdem beteuert, das alles sei möglich »ohne Wohlstandsverlust«. - Auch
      so eine eine Paradoxie!

      Allerdings: Wenn wir statt auf Wohlstand mehr Wert auf Wohlergehen legen, dann weist das schon
      eher auf den richtigen Weg zum Ziel.

      Also wenn ich beispielsweise in einem Kollektivbetrieb arbeite und mich dort ohne Chef wohler fühle als
      sonst, obwohl ich dort auch weniger verdiene und konsumiere, dann wähle ich den Kurs »Wohlergehen
      statt Wohlstand«. Doch vom »Gut leben statt viel haben«, wie das Ziel auch mit anderen Worten
      formuliert wurde, existiert weitgehend nur eine Blackbox.

      Fast nichts stellt sich bis jetzt dem Konsumismus der Moderne entgegen.

      Wohl auch deshalb erwartet das Forum Umwelt & Entwicklung anläßlich der Vorbereitungen zu »Rio
      +10« (2002 = 10 Jahre nach UNCED), » ... Daß die Bilanz der Umsetzung der Agenda 21 und der
      verschiedenen Rio-Konventionen eher dürftig aussehen wird... Während der Norden kaum bereit ist,
      seine nicht-nachhaltige Wirtschaftsweise grundlegend zu ändern, blockiert der Süden zunehmend
      Fortschritte aus Enttäuschung über nicht eingehaltene Zusagen des Nordens ... «

      Wie wir uns dem schwierigen Thema nähern wollen, um am Ende des Workshops Ergebnisse zu
      erhalten, die weiterführen:

      Der Workshop ist zwar ergebnisorientiert angelegt, doch die Ergebnisse selbst sind offen, sind dem
      Gruppenprozeß überlassen.

      Avatar
      schrieb am 24.11.02 00:18:49
      Beitrag Nr. 16 ()
      Alle wissen ja schon ungefähr, was uns bei der Situationsanalyse erwartet und, daß damit unsere
      bisherige Art zu leben und zu wirtschaften total in Frage gestellt wird. Darum werfen wir schon zur
      Einstimmung am Freitagabend die Frage auf

      »Was gehört zu einem Guten Leben«?

      Zwei erfahrene Experten und Praktiker zum Thema werden dazu ihre Sicht darstellen: die Soziologen
      Wolfram Nolte und Dieter Halbach, beide aus dem Ökodorf Sieben Linden in Poppau/Sachsen-Anhalt.
      (Hier wird ein sozial-
      ökologisches Siedlungsprojekt für 300 Menschen realisiert, um Modelle einer zukunftsorientierten
      Lebensweise für Mensch und Natur schon jetzt zu erproben. Das Projekt ist Preisträger 1996 von
      »TAT-Orte. Gemeinden im ökologischen Wettbewerb« der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in
      Kooperation mit dem Deutschen Institut für Urbanistik.).

      Nach der Situationsanalyse am Samstagmorgen werden wir die Fakten und Folgerungen aus der von
      Dr. Stefan Summerer (Umweltbundesamt) vorgestellten UNEP-Studie »GEO 2000« mit einem
      »Dijzestif« in Fishbowl-Technik erörtern und verdauen. Das soll möglichst vielen TeilnehmerInnen
      ermöglichen, eigene Gedanken klar in die Runde einzubringen.

      Genauso verfahren wir mit den Anregungen, die wir am Samstag nach der Mittagspause von Dr. Christa
      Müller (anstiftung) erhalten - »Neuere Ansätze in der Alternativen Ökonomie« Dabei ist zu erwarten, daß
      diese Anregungen in der anschließenden Runde nicht nur erörtert, sondern vielfältig angereichert
      werden. Denn zu den eingeladenen TeilnehmerInnen gehören:

      TheoretikerInnen und PraktikerInnen einer ökologischen Hauswirtschaft, Betriebswirtschaft und
      Volkswirtschaft.

      Dito aus Alternativen Betrieben.

      Mitglieder aus Kommunen und anderen Gemeinschaften.

      Für Umwelt und Entwicklung engagierte NRO-VertreterInnen.

      Engagierte ChristInnen, andere Spirituelle, AnarchistInnen, MarxistInnen.

      Und auch ein sowohl uns hilfreicher wie erfolgreicher Philosoph der Nachmoderne Wilhelm Schmid
      (»Schönes Leben? Einführung in die Lebenskunst« Suhrkamp).

      Nach all diesen Anregungen werden wir wohl reif sein, um ein Brainstorming zu veranstalten. Neue Ziele
      zur Entwicklung im Norden sollen aufgestellt, neue Wege dahin gefunden werden. Thema: »Unser/mein
      Beitrag zur durchhaltbaren Entwicklung des Nordens«. In der Kreativphase des Brainstormings lassen
      wir die Gedanken frei fliegen; Kritik ist verboten, alles geht, nichts ist unmöglich. Die Vielfalt in der
      Runde läßt erwarten, daß sich Ideen gegenseitig befruchten.

      In der dem kreativen Höhenflug folgenden

      Kritikphase werden wir gemeinsam alles realistisch Erscheinende auslesen. Zu den entdeckten
      Möglichkeiten bilden wir Arbeitsgruppen für den nächsten Tag.

      »Alternative Wege zum Ziel einer durchhaltbaren Entwicklung.« Unter dieser Überschrift treffen sich am
      Sonntagmorgen die Arbeitsgruppen, um erste Schritte zur Umsetzung der entdeckten Möglichkeiten
      vorzubereiten.

      Am Schluß steht eine Runde mit der Forderung »Alternative und herkömmliche Ökonomie auf den Weg
      bringen«. Hier wird geklärt, wie es nun weitergeht und wer was macht. Hoffen wir, daß dabei ein Prozeß
      angestoßen wird, der zur verstärkten Entwicklung von alternativen Ökonomien führt, die wirklich ins 21.
      Jahrhundert passen!

      Erklärungen und Anregungen

      Zu »Experimente und Projekte der Wegsuche«:

      Die Frage, wie wir im industrialisierten Norden zukunftsfähig leben und wirtschaften könnten, sollte nicht
      nur hypothetisch von TheoretikerInnen ausgedacht, sondern auch mit praktischen Experimenten so weit
      geklärt werden, wie es im Rahmen der bestehenden Gesellschaft möglich ist. Praktische Experimente
      anstatt nur Theorie! Weil das Leben immer anders ist als gedacht.

      Selbstverständlich betreffen diese Experimente weniger die Makroökonomie, sondern mehr die
      Mikroökonomie, bis hin zur eigenen Lebensgestaltung. Liegen aus den experimentellen Projekten in
      diesen Bereichen Ergebnisse vor, läßt sich mit mehr Realitätsnähe über eine alternative,
      funktionierende Gestaltung der Makroökonomie nachdenken. Schließlich bauen sich die Bereiche der
      Ökonomie immer noch in folgender Reihe auf: Individuelles Verhalten, Hauswirtschaft,
      Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft.

      Unsere Gesellschaft ist immer noch offen genug, um derartige Experimente und Projekte der Wegsuche
      zu ermöglichen.

      Folglich gibt es auch schon lange welche. Sie zeigen verschiedene interessante Ausgangspunkte und
      Ansätze, dafür nachfolgend ein paar Beispiele:

      Die Kommune Niederkaufungen bei Kassel mit anarchistischen und anderen linkspolitischen Ansätzen.
      Gemeinsamer Besitz, gemeinsarne Kasse, an Subsistenz orientiertes gemeinsames Wirtschaften.

      Das entstehende Ökodorf Sieben Linden in Poppau bei Salzwedel, ein sozial-ökologisches
      Siedlungsprojekt für 300 Menschen mit dem Ziel, eine zukunftsorientierte Lebensweise für Mensch und
      Natur schon jetzt zu erproben.

      Das LebensGut Pommritz bei Dresden, dem für ein subsistenzwirtschaftliches Experiment vom Land
      Sachsen 60 ha gutes Land und jetzt auch die Gebäude als Starthilfe zur Verfügung gestellt wurden.

      Die Beringhof-Gemeinschaft in Wickede/Ruhr, die sich genau wie viele andere Gemeinschaften vom
      Konsumismus befreien will, indem sie versucht, an die Stelle materieller Werte eine in neuer Weise
      ökologisch-spirituelle Ordnung zu setzen.

      ZEGG - das Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung in Belzig bei Berlin mit dem Ziel,
      zunächst Frieden im Zusammenleben der Geschlechter zu stiften. Denn umweltzerstörender
      Überkonsum wird hier als Ersatzbefriedigung für nicht gelebtes Leben erkannt.

      Mit dieser kleinen Auswahl aus der großen Vielfalt soll auch eine Vorstellung davon gegeben werden,
      wie verschieden die Ausgangspunkte und Ansätze sein können, obwohl sie alle auch gemeinsame Ziele
      ansteuern, nämlich zukunftsfähige Lebens- und Wirtschaftsweisen.

      Mit der Aufzählung dieser Beispiele ist nicht gemeint, daß künftig alle Menschen in derartigen
      Gemeinschaften leben sollen.

      (Das wäre unmöglich. Die langjährigen Mitglieder solcher Gemeinschaften können selbst am besten
      bezeugen, daß die meisten von uns die Gemeinschaftsfähigkeit der Urhorde schon lange verloren
      haben.) Vielmehr können wir von den Gemeinschaften etwas ganz anderes erwarten, vorausgesetzt, wir
      lassen genügend viele bei uns entstehen:

      Jenseits des herrschenden Konsumismuses entsteht in diesen Gemeinschaften eine Lebenskultur, die
      in die Gesellschaft hinein ausstrahlt. So könnten gut funktionierende Gemeinschaften in genügender
      Anzahl die gleiche kulturverändemde Wirkung haben, wie sie einst von den Klöstern ausging. Das
      betrifft sowohl das individuelle Verhalten, wie auch die Bereiche Hauswirtschaft, Betriebswirtschaft und
      schließlich auch die Volkswirtschaft. Wenn wir eine andere Lebenskultur brauchen - hier entsteht sie
      schon. Wenn von Subsistenzwirtschaft theoretisiert wird - hier gibt es konkrete Ansätze und
      Erfahrungen dazu. Wenn die Gegenthese zu den alles verheerenden Stoffströmen der Globalisierung
      »Regionalisierung und Reproduktion in der Nahstruktur« heißt - hier kommen dazu eine Menge neuer
      Anstöße her.

      Die Kommune Niederkaufungen berichtet dazu aus ihrer 15jährigen Erfahrung:

      » ... Regionale Strukturen (politische wie wirtschaftliche) werden neu belebt bzw. neu ins Leben gerufen.
      Menschen entdecken verdrängte und verschüttete Ideale wieder und engagieren sich für eine
      menschenwürdige Gesellschaft. ( ... ) Gemeinschaftsprojekte entwickeln und beleben
      Produktionszweige im Bereich der Grundversorgung sowie Vermarktungsstrukturen, die für jede Region
      von großer Bedeutung sind und meist von den überregionalen Strukturen verdrängt wurden. Diese
      Bewegung kann durch das konkrete Vorleben der Grundstein sein zu einem neuartigen
      gesellschaftlichen Gefüge, das sich den Herausforderungen im 21. Jahrhundert stellt.«

      Diese Gemeinschaften sind Experimente, sind Projekte der Wegsuche. Hier werden nicht nur
      theoretisch. sondern 12raktisch Kontrapunkte zur Globalisierung und ihren alles verheerenden
      Stoffströmen gesetzt.

      Wenn wir uns fragen, wie sich zu den einfallslosen wirtschaftspolitischen Konzepten des »Weiter so!«
      Kontrapunkte setzen lassen, dann sollte auch gesehen werden, was sich hier entwickelt. Doch bis jetzt
      werden diese Entwicklungsprojekte für den Norden weitgehend ignoriert. Sie werden bis jetzt von
      unserer uneingestanden ratlosen Gesellschaft weder als Chance wahrgenommen, noch unterstützt (von
      Ausnahmen abgesehen).

      Anzustreben ist, daß Tante Emma und Onkel Hans aus dem Urlaub in so einem Projekt kommen und
      sagen: »Ach ja - eigentlich möchte ich auch gerne so leben, wie die!«. Denn der Wunsch, anders und
      schöner zu leben, kann Welten bewegen. Dagegen können sauertöpfisch vorgebrachte Verzichtparolen
      nur Welten vergraulen.

      Auf dem Weg zu diesem angestrebten Ziel ist erst einmal eine Allianz fördernder Kräfte not wendig" die
      sowohl den bereits entstandenen Projektansätzen wie auch den noch zu gründenden verschafft, was sie
      jetzt brauchen: gesellschaftliche Aufmerksamkeit, Verständnis, Akzeptanz und Zuwendung. Hoffen wir,
      daß sich erste Verbindungen zu dieser Allianz und Kooperationen schon im Workshop anbahnen!

      Vorschläge zur Zusammenarbeit von Entwicklungsprojekten (EP) und Nichtregierungsorganisationen
      (NRO):

      Ideen zur Kooperation wurden bereits früher in der AG Lebensweise des Forum Umwelt & Entwicklung
      deutscher Nichtregierungsorganisationen erarbeitet und am 20. April 1994 vorgetragen. Leider gingen
      diese Vorschläge in der Fülle damaliger Diskussionsbeiträge zum Agenda-21-Folgeprozeß unter. Weil
      sie nach wie vor gültig sind, wird hier zur Anregung nochmals daraus zitiert, denn wenn es auch
      mittlerweile auf bilateraler Ebene zu der einen oder der anderen Kooperation zwischen NRO und EP
      gekommen ist - enerell geschieht hier noch nichts Weltbewegendes. Zitat:

      Möglichkeiten des Austausches:

      Bildungsveranstaltungen der NRO in den Tagungshäusern der EP und umgekehrt.

      Von den NRO, insbesondere von deren Jugendverbänden, könnten Sommerlager und
      Workcamps in den EP durchgeführt werden.

      Ideen zur Zusammenarbeit:

      Gemeinsame Durchführung von Messen zum Thema »Sozial- und umweltverträgliche
      Lebensweise«.

      Verknüpfung des Wissens der NRO und der EP (Informations- und Beratungsbüro, gemeinsame
      Tagungen, projektbezogene gegenseitige fachliche Unterstützung).

      Publizistische Zusammenarbeit und gemeinsame PR.

      Gemeinsame Bildungsveranstaltungen. Die oft selbstgewählte gesellschaftliche Isolation vieler
      EP ist zu überwinden, viele EP müssen für eine Zusammenarbeit erst noch gewonnen werden.
      Es sollte eine Tagung der EP mit dem Thema »Kooperation mit NRO« durchgeführt werden.

      Möglichkeiten der Unterstützung:

      NRO unterstützen die wissenschaftliche

      Begleitung der EP, z.B. durch Erstellung einer Ökobilanz.

      NRO unterstützen einzelne Vorhaben der EP, wie z.B. Bau eines Windrades. (Aktuelle
      Anmerkung: Das ist wohl nicht mehr das beste Beispiel!)

      Einzelne NRO bzw. ihre Unterorganisationen auf Land-, Kreis- oder Stadtebene übernehmen
      Patenschaften für bestimmte EP.

      NRO unterstützen die Neugründung von Projekten durch Hilfe beim Erwerb von Grundstücken,
      durch Fürsprache bei Behörden und in der Öffentlichkeit, durch Bürgschaften gegenüber
      Geldgebern, durch Unterstützung bei der Spendenbeschaffung.

      NRO können EP unterstützen durch die Einrichtung eines Fonds, durch die Beteiligung an
      Selbsthilfe-Netzwerken der EP.

      NRO können die EP oder alternative Betriebe unterstützen, indem sie den Absatz der Produkte
      bei sich selbst und bei ihren Mitgliedern fördern.

      Ideen zur Interessenvertretung:

      Die NRO könnten als Lobby für die Interessen der EP bei Kommunen, Landesregierungen und
      Bundesregierung auftreten, z.B. für die Anpassung der Gesetze und Bestimmungen im
      Baurecht, Steuerrecht, in der Sozialgesetzgebung für gemeinschaftliche Lebensformen. ( ... )

      Die NRO könnten als Lobby für EP bei Stiftungen auftreten.

      Zitat Ende.

      Anmerkungen zum »Konsumismus der Moderne«.

      Es mag erstaunen, daß die Erörterung ökonomischer und ökologischer Probleme hier mit einer
      kulturellen Fragestellung verknüpft wird. Doch sogar die Autoren der Studie »Zukunftsfähiges
      Deutschland« haben sich so weit vorgewagt, wenn auch nur mit einer vorsichtigen Fragestellung, die
      allerdings den zentralen Punkt unserer Probleme berührt Zitat: »Könnte es sein, daß eine Gesellschaft,
      die ihren ganze Energie in die Erzeugung von Reichtümern investiert, kulturell nicht zukunftsfähig ist?«

      Wenn doch die ökonomischen Analysen (und damit übrigens auch die Marketinganalysen und
      -konzepte) bei der individuellen Einstellung anfangen (»Verbraucherverhalten«) und sich über
      Hauswirtschaft, Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft fortsetzen, dann sollte endlich unsere
      Lebenskultur ernsthaft als fundamentaler Ausgangspunkt aller anderen Überlegungen thematisiert
      werden.

      »Die wirkliche Ursache unserer Schwierigkeiten ist philosophischer, ethischer, ja religöser Natur im
      wahrsten Sinne des Wortes. Sie ist zurückzuführen auf die aus unserem Weltbild entwickelte
      Lebensauffassung.« (Jose Lutzenberger, Ex-Umweltminister Brasiliens und Träger des Alternativen
      Nobelpreises.)

      Unser Weltbild und damit auch unsere Lebenskultur begründet sich in der Moderne, die mit der
      Aufklärung und Säkularsierung begann. Der Einfluß der Kirchen und auch der Philosophie als Ratgeber
      zur Lebenskunst ging zurück, die Wissenschaften rückten dafür vor. Die Techniker, Chemiker,
      Mediziner und die Ökonomen traten mit ganz neuen Heilsversprechen an: Wir schaffen den Hunger und
      die Not ab. Glück? Alles ist machbar. Dieser materialistische Machbarkeitsglaube ist zwar inzwischen
      mächtig angekratzt, bestimmt aber immer noch wesentlich unsere Lebenskultur.

      Wenn gesagt wird, »Geld alleine macht nicht glücklich«, dann nicken erst alle weise. Doch danach
      drehen sich die meisten um, versuchen weiter hektisch Karriere zu machen, so viel Geld wie möglich zu
      verdienen und so viel wie möglich zu konsumieren - als ob doch hauptsächlich das glücklich machen
      würde. Und weil sich auf diese Weise zwangsläufig »no satisfaction« einstellt, wird versucht, das mit
      immer mehr vom Gleichen zu betäuben.

      Der Wunsch, möglichst viel Geld zu verdienen und damit Glück kaufen zu können, hat zur
      Monetarisierung aller Lebensbereiche geführt. Das ist, kurz gesagt, der Konsumismus der Moderne, der
      die Lebenskultur unserer Zeit prägt.

      Um mit einer philosophischen Alternative abzuschließen, folgt hier noch ein Zitat von Wilhelm Schmid:

      »Wer die exzessive Verschwendung äußerer Ressourcen nötig hat, um Lüste zu genießen,

      hat keine inneren. Der ökologische Lebensstil aber, der einen Begriff vom schönen und bejahensweiten
      Leben zu geben vermag, mutiert zum existenziellen Argument, das mehr Überzeugungskraft in sich
      birgt, das Leben zu ändern und ökologisch zu gestalten, als so manches Sachargument. Ein eigener,
      exorbitanter Genuss resultiert aus der Wahrnehmung und Reflexion des enormen Reichtums und der
      Vielfalt ökologischer Zusammenhänge sowohl in der Makro- als auch in der Mikroperspektive; dies
      motiviert im Gegenzug wiederum die Sorge, sich die Quelle des Genusses zu erhalten.«

      Zu letzterem bemerkt Wilhelm Schmid an anderer Stelle: »Zur Entfaltung des ökologischen Lebensstils
      ist die Reflexion der eigenen Gewohnheiten erforderlich denn die gedankenlose Wahl und der
      gewohnheitsmäßige Verbrauch von Stoffen und Dingen ist in vielen Fällen ökologisch relevant. Mehr
      noch als übergreifende anonyme Mächte stehen überkommene Gewohnheiten einem ökologischen
      Lebensstil entgegen. Jede noch so unscheinbare Alltagshandlung gilt es daher auf ihre ökologischen
      Konsequenzen hin zu überprüfen - man rührt dabei an die Banalitäten des Lebens, die zu Unrecht als
      trivial abgetan werden. Das bloße Wissen um die Notwendigkeit von Veränderung genügt nicht zur
      Heranbildung eines ökologischen Lebensstils, vielmehr bedarf es der regelmäßigen, nachhaltigen
      Einübung veränderter Gewohnheiten und Verhaltensweisen ... «

      Dazu möchte ich noch ergänzen:

      Zum Erleben einer genußvollen ökologischen Lebenskultur und zum Einüben veränderter Gewohnheiten
      brauchen wir Lernstätten, die wir auch »Entwicklungsprojekte für den Norden« nennen können.

      Das wird einer meiner Beiträge im Brainstorming sein.

      Was der kreativen Runde sonst noch zu dem schwierigen Thema einfällt, und welche ersten Schritte wir
      danach gehen wollen, darauf dürfen alle bis Anfang März gespannt sein.
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 00:21:08
      Beitrag Nr. 17 ()
      Quelle letzter Text:

      http://www.leibi.de/takaoe/93_02.htm

      Weiterer Buchtip:

      E.U.v. Weizsäcker, A.B. und L.H. Lovins - Faktor 4, 1997

      In ihrem Buch „Faktor 4. Doppelter Wohlstand - halbierter Naturverbrauch“ fordern und
      beschreiben die Autoren Ernst Ulrich von Weizsäcker, Amory B. Lovins und L. Hunter Lovins
      "Effizienzrevolution" (Faktor 4) als Instrument auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung.

      "Faktor 4" ist die Formel für eine neue Richtung des technischen Fortschritts, die eine Verdopplung des
      verteilbaren Wohlstands bei gleichzeitiger Halbierung des Naturverbrauchs verspricht. Die effizientere
      Nutzung der natürlichen Ressourcen ist ein wichtiges Instrument auf dem Weg zu einer nachhaltigen
      Entwicklung, muss sich aber auch lohnen. Die Autoren fordern deshalb einen fairen Wettbewerb für
      Effizienz. Vergeudung dürfe nicht mehr subventioniert werden. Notwendig sei außerdem die ökologische
      Steuerreform. Mit der Effizienzrevolution werde Umweltschutz zu einem Nutzenfaktor. NEGA-Watt statt
      Megawatt.

      „Faktor 4“ als Schlankheitsdiät

      Die Effizienzrevolution kann überraschend viel zur Bewältigung der politischen Aufgabe beitragen. Sie
      verringert den Abstand zwischen BSP (Hypertext: Bruttosozialprodukt) und ISEW (Hypertext: Index of
      Sustainable Economic Welfare). Arbeitsplätze zur Umrüstung von Gebäuden auf Energieeffizienz oder die
      Herstellung ressourceneffizienter und langlebiger Produkte würden den ISEW (Hypertext: Index of
      Sustainable Economic Welfare) zweifellos erhöhen, nicht vermindern. Wenn außerdem die ökologische
      Steuerreform (...) hilft, menschliche Arbeitskraft für Arbeitgeber wieder erschwinglicher zu machen und
      gleichzeitig wirtschaftlichen Druck auf den Ressourcenverbrauch ausübt, dann wird es selbst in den von
      der Arbeitslosigkeit schwer gezeichneten Ländern Europas relativ einfach, die Beschäftigungsquote
      anzuheben.“

      (S. 304)

      „Internationale Harmonisierung mit der ökonomischen Schwerkraft“

      (...) Offensichtlich ändert sich das Bild grundlegend, wenn es gelingt, die nachhaltige Entwicklung und
      den Umweltschutz zu einem Wettbewerbsvorteil zu machen. Für die internationale "Harmonisierung" (d.
      h. Verbreitung und technische Standardisierung) der Mikroelektronik waren ja schließlich auch keine
      tränenreichen Harmonisierungskonferenzen nötig, sondern die Mikroelektronik bereitete sich von allein
      über den ganzen Globus aus. Sie bewegte sich mit der ökonomischen Schwerkraft vorwärts, nicht
      dagegen.

      Viele gehen (...) davon aus, dass sich die Effizienzrevolution für jedes Land volkswirtschaftlich lohnt
      (dass allerdings vielfach noch dafür gesorgt werden muss, dass sie sich auch betriebswirtschaftlich
      auszahlt). Unter den voraussehbaren Bedingungen schwindender Ressourcen und sich verschärfender
      Umweltprobleme sollte die Effizienzrevolution uns keine geringeren Vorteile verschaffen als die
      Mikroelektronik. Die "Trendsetter" werden außerdem Prämien für ihre Pionierleistungen gewinnen. Und die
      Nachzügler begeben sich in Gefahr, wenn sie den Zug verpassen.“ (S. 317
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 00:24:03
      Beitrag Nr. 18 ()
      Hawken/Lovins/Lovins: Öko-Kapitalismus, 2000

      Die Autoren des Buches „Öko-Kapitalismus. Die industrielle Revolution des 21. Jahrhunderts. Wohlstand
      im Einklang mit der Natur“
      (Bertelsmann-Verlag. München 2000) formulieren vier Prinzipien des
      Öko-Kapitalismus, die es Ländern, Unternehmen und Gemeinden ermöglichen, sich so zu verhalten, dass
      sie eine dauerhafte Sicherung von wertvollen sozialen und natürlichen Prozessen im Dienste einer
      wachsenden Bevölkerung ermöglichen.

      Die vier Prinzipien lauten:

      „1. Radikale Ressourcenproduktivität

      Radikal erhöhte Ressourcenproduktivität ist der Eckstein des Öko-Kapitalismus, weil die effektivere
      Nutzung von Ressourcen drei signifikante Vorteile hat: Sie verlangsamt den Ressourcenabbau am einen
      Ende der Wertekette, vermindert die Umweltverschmutzung am anderen Ende und liefert die Grundlage
      für eine weltweite Vermehrung von sinnvoller Arbeit. Daraus können niedrigere Kosten für Wirtschaft und
      Gesellschaft resultieren, die dann nicht mehr für die Hauptursachen der Zerstörung der ökologischen und
      sozialen Systeme aufkommen müssen. Fast alle Umweltschäden sind Artefakte der unwirtschaftlichen
      Verschwendung von menschlichen und natürlichen Ressourcen, doch Strategien zur radikalen Steigerung
      der Ressourcenproduktivität können den Verfall der Biosphäre nahezu stoppen, die Anstellung von
      Menschen rentabler machen und uns damit vor dem Verlust wichtiger lebender Systeme und
      gesellschaftlicher Bindekräfte schützen.

      2. Biomimikry

      Durch eine Umgestaltung von Industriesystemen nach biologischen Kriterien, die das Wesen von
      industriellen Prozessen und Stoffen verändern und die beständige Wiederverwendung von Materialien in
      geschlossenen Kreisläufen sowie häufig eine Entgiftung ermöglichen, kann der müllintensive
      Materialverbrauch reduziert - ja sogar die Vorstellung von Müll als solchem ganz beseitigt werden.

      3. Die Service-und-FIow- Wirtschaft

      Diese erfordert eine grundlegende Veränderung in der Beziehung zwischen Hersteller und Verbraucher,
      eine Verlagerung von einer Wirtschaft von Gütern und Konsum hin zu einer von Service und Flow.
      Grundsätzlich kann eine Wirtschaft, die auf einem Strom von ökonomischen Dienstleistungen basiert, die
      Dienste des Ökosystems, von denen sie abhängig ist, besser schützen. Dies bedeutet ei-ne neue
      Wertesicht, eine Verlagerung vom Erwerb von Gütern als Maß des Wohlstands hin zu einer Wirtschaft, in
      der der kontinuierliche Erhalt von Qualität, Nutzen und Leistung das Allgemeinwohl fördert. Das Konzept
      bietet einen Anreiz für die Umsetzung der ersten beiden Neuerungen des Öko-Kapitalismus durch eine
      Umstrukturierung der Wirtschaft. Diese wird dabei auf Beziehungen ausgerichtet, die die sich
      verändernden Bedürfnisse der Kunden besser abdecken, und sie sorgt automatisch dafür, dass die
      Ressourcenproduktivität und geschlossene Materialkreisläufe rentabel werden.

      4. Investitionen in natürliches Kapital

      Diese arbeiten auf die Umkehr der weltweiten Zerstörung des Planeten durch Neuinvestitionen in die
      Wiederherstellung, den Erhalt und die Ausdehnung des Vorrats an natürlichem Kapital hin, so dass die
      Biosphäre reichhaltigere Ökosystemdienste und natürliche Ressourcen produzieren kann.

      Alle vier Veränderungen greifen ineinander und hängen voneinander ab. Sie schaffen zahlreiche Vorteile
      und Chancen in Bezug auf Märkte, Finanzen, Rohstoffe, Vertrieb und Arbeitsplätze. Zusammengenommen
      sind sie unsere einzige Möglichkeit, wie wir die Umweltverschmutzung reduzieren, Wirtschaftswachstum
      schaffen und sinnvolle Arbeit vermehren können.“
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 00:25:31
      Beitrag Nr. 19 ()
      Bossel: Globale Wende, 1998

      In seinem Buch "Globale Wende. Wege zu einem gesellschaftlichen und ökologischen Strukturwandel"
      entwirft Hartmut Bossel ein Bild der möglichen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft in Abhängigkeit
      von den Gesetzen und Grenzen ihrer natürlichen Umwelt. Er stellt zwei Zukunftsfragen im Detail
      gegenüber:

      Weg A: die konsequente Weiterführung heutiger Entwicklungen (Konkurrenz)

      Weg B: eine ernsthafte Umsetzung des Prinzips der nachhaltigen Entwicklung (Partnerschaft).

      Zu Bossels Definition einer nachhaltigen Entwicklung hier.

      In insgesamt sechs Kapiteln beschreibt er für beide Wege den möglichen Zukunftspfad. Die sechs Kapitel
      sind Infrastruktur, Wirtschaftssystem, Sozialsystem, persönliche Entwicklung, Staat und Verwaltung
      sowie Umwelt, Ressourcen, Zukunft.

      Nach einer kurzen Darstellung des jeweiligen Teilsystems beschreibt er den Pfad A - Konkurrenz - und
      unterzieht ihn einer Nachhaltigkeitsprüfung. Konkret untersucht er dabei, wo Pfad A das
      Nachhaltigkeitsgebot bereits verletzt oder in der weiteren Entwicklung verletzen wird. Bei der
      Beschreibung des Pfades B orientiert er sich an der Nachhaltigkeitsprüfung für Pfad A, da für Pfad B die
      verschiedenen Hindernisse auf dem Weg zur Nachhaltigkeit (aus Pfad A) wirksam aus dem Weg geräumt
      oder umgangen werden müssen. Bei der Realisierbarkeitsprüfung für Pfad B wird geprüft, ob die für
      diesen Pfad angenommenen Veränderungen möglich, durchführbar und erreichbar sind.

      Im letzten Teil des Buches vergleicht der Autor die Weltbilder und Prinzipien der beiden Pfade. Daraus
      leitet er einen "Leitfaden zur Nachhaltigkeit" ab, der wichtige Schlussfolgerungen und Ergebnisse
      zusammenfasst und der als Wegweiser für zukünftige nachhaltige Entwicklung dienen kann, so der
      Autor. Der Leitfaden behandelt die Schwerpunkte

      integrierte Problemsicht

      Prinzipien und Eigenschaften physischer Systeme

      Prinzipien und Eigenschaften der Entwicklung von Ökosystemen

      Prinzipien und Eigenschaften der Entwicklung von Humansystemen

      Prinzipien für eine nachhaltige Gesellschaft

      notwendige Schritte für den Wechsel zur Nachhaltigkeit

      allgemeine Schlussfolgerungen

      In einem weiteren Kapitel legt der Autor ein "Programm für den Wandel" vor mit den Schwerpunkten:

      Bereitstellung von Indikatorensystemen

      Entwicklung effizienter Technologien

      Bildung und Informationen

      Regionalisierung ökonomischer Aktivitäten

      Bevölkerungskontrolle

      gerechte Verteilung der Arbeit

      Institutionalisierung der Rechte betroffener Systeme

      Stärkung der partizipativen Demokratie.
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 00:35:32
      Beitrag Nr. 20 ()
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 09:16:55
      Beitrag Nr. 21 ()
      Meine persönliche Meinung:


      Der "Raubtierkapitalismus" gibt derzeit noch immer die Geschwindigkeit der Ressourcenverknappung wieder.

      Das Land, welches diesen am stärksten betreibt, ist unumstritten Supermacht und Weltmarktführer,
      und denkt gar nicht daran, Nachhaltige Entwicklung auch nur am Rande zu beachten...

      Gerade auf den letzten Umweltkonferenzen hat man es gesehen,
      die US-amerikaner traten in Rio gegen alles, was eine Einschränkung ihrer "Lebensqualität" bedeuten würde.

      Dazu noch angeführt von einem Präsidenten, der nur in ganz einfachen Schwarz-Weiß-Strukturen denkt,
      und der IMO niemals im leben so ein komplexes System wie unsere Natur durchschauen würde...
      ( wie war das noch bei einem verheerenden Waldbrand? Fällt die Bäume, dann passiert es nicht nochmal...)

      Die anderen Länder tun zwar schon etwas, aber noch nicht wirklich überzeugend.

      Denkmodelle gibt es genug, viele Menschen, die man nicht einfach als Spinner abtun kann, tragen mit ihrer Einstellung bereits
      zu einer neuen Nachhaltigkeit bei!
      Das ist gut so, und muß dringend noch mehr Gehör in allen Ohren finden.
      Nur weil die düsteren Vorhersagen des "Club of Rome" anfangs der Siebziger bis heute nicht eintrafen,
      heißt es nicht, dass sie falsch waren...

      Unveränderter Wachstumsglauben als Allheilmittel für Wirtschaft und Politik ist auch heute noch grundlegende Ideologie...

      Dabei weiß man, das dies der Weg in den Untergang ist.

      Die System- und Strukturkrisen verbreiten sich immer schneller, der Zins tut ein übriges dazu,
      das der Unterschied zwischen arm und reich immer größer wird,
      aber selbst den reichen Ländern gehts auf Grund der massiven Verschuldung so langsam an den Kragen...

      Sinnentleerung und geistige Abkoppelung von der Natur sind noch nie größer gewesen,
      fragt doch einfach eure Psychater...

      Eines noch: Ist mir schon in meiner Schulzeit untergekommen:
      Nachhaltigkeit bedeutet nicht per sè linker Spinner-
      Ich kann mir durchaus eine Welt vorstellen, die nachhaltig bewirtschaftet wird,
      und in der Firmen Gewinne machen. Allerdings darf das undebingte Wachsen-müssen nicht mehr
      vorhanden sein, weder privat, noch in der Firma, noch politisch, noch staatlich.

      Alle hören einfach auf, ihrem Trieb zum Größenwahn zu frönen ( ich kann auch belegen,
      das Supra-nationale Riesenfirmen rein gar keinen Effizienzgewinn haben- meist wird erst
      wild gewachsen- um sich hinterher auf Kernbereiche gesundzuschrumpfen )

      Es ist schwer, freilich, weil dies ein Trieb des Menschen ist, die Gier,
      der nur schwer zu beseitigen ist.
      Aber wäre der Gedanke nicht schön, wieder etwas für diesen Planeten zu tun,
      anstatt gegen ihn zu arbeiten?
      Und das Argument, wir müssen der 3.Welt zu mehr Wachstum verhelfen, gilt gar nicht,
      es müssen einfach nur die heute bereits vorhanden Mittel besser verteilt werden!


      Und wie gesagt: Das muß keinen Weg in den Kommunismus bedeuten,
      es gibt durchaus marktwirtschaftliche Alternativen!

      Aber die werden sich von allein nie gegen den "Rauptierkapitalismus" durchsetzen,
      das haben schon die Indianer zu spüren bekommen...

      Die Welt heute sind die Indianer von gestern-
      bald wird man nur noch in Reservaten (über-)leben können.

      Wenn überhaupt.

      Wenn sich nichts ändert...
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 10:58:06
      Beitrag Nr. 22 ()
      Weizsäcker, E.U.

      "Die Grenzen des Wachstums" waren der berühmteste Bericht an den Club of Rome...Mit einem Computermodell wurden gigantische Zusammenbrüche vorausgesagt, wenn sich nichts entscheidenes ändert.

      ...Inzwischen hat man zwar viel mehr Rohstoffe aufgestöbert, aber damit nähert man sich nach dem Modell bloß der noch schlimmeren ... Situation.

      Denn die verhängnisvolle Dynamik ist geblieben.

      ...Alle setzen auf Wachstum, Industrie- und Entwicklungsländer, (blühende) wie notleidene Wirtschaften.

      Das Thema Umwelt ist weggerutscht.

      Wer ökologisch Alarm ruft, wird als Schwarzmaler und Wachstumsgegner bekämpft.

      Alarmrufe sind nur noch bei Wirtschaftsthemen gestattet, bei Arbeitslosigkeit,
      Staatsfinanzen oder "Standort Deutschland"

      Und die Medizin für alle drei heißt natürlich: Wachstum
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 11:34:38
      Beitrag Nr. 23 ()
      Wo sind hier die aktiven Mitstreiter und Hinterfrager?


      Alle im Urlaub?


      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 15:51:47
      Beitrag Nr. 24 ()
      etwas wirr, aber dennoch interessant...


      http://www.juekue.de/dr-martin.htm
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 15:53:39
      Beitrag Nr. 25 ()
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 16:07:47
      Beitrag Nr. 26 ()
      Das Glück des Kampfes für eine Veränderung der Welt

      Die unmittelbaren Probleme der meisten Menschen in den kapitalistischen Zentren haben
      sich auf die moralischen Bereiche verschoben, wir leiden an der Sinnlosigkeit des Daseins,
      des ziellosen Kreislaufs von Produzieren und Konsumieren. Wir ekeln uns vor dem
      Zwang, jeden Tag zu einer fremdbestimmten Arbeit gehen zu müssen, vor der
      Verblödung durch die Bewusstseinsindustrie, deren Ablenkung wir dennoch brauchen,
      um weiter mitmachen zu können. Wir treiben Sport und wissen doch nicht, wozu wir
      einen sportlichen Körper brauchen. Wir müssen ständig Rollen einnehmen ohne unser
      Selbst (das ist unsere Vernunft) pflegen zu können, das diese Rollen aller erst
      zusammenhalten könnte. Wir ertrinken in Banalitäten und Langeweile...

      Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass der entscheidende Grund für die praktische
      Notwendigkeit einer Veränderung die Wahrscheinlichkeit der Selbstvernichtung der
      Spezies Mensch ist, auf die der Kapitalismus hintriebt, indem sein Konkurrenzkampf
      immer wieder mit kriegerischen Mitteln fortgesetzt wird und die schleichende Zerstörung
      einer lebenswerten Umwelt durch die naturwüchsige Steigerung der Produktion bereits
      voll im Gange ist. Der Marxsche Imperativ, "alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der
      Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist"
      (Marx: Einleitung, S. 385), gilt heute noch mehr als von 150 Jahren. Statt Rosa
      Luxemburgs Alternative: "Sozialismus oder Barbarei", eine Barbarei, die bekanntlich im
      Faschismus bereits da war, muss es heute in historischer Perspektive heißen: "Sozialismus
      oder Untergang der Menschheit". Der Kampf für eine bessere Welt ist deshalb dem
      Menschen als Pflicht auferlegt, d.h. innere Nötigung durch die Vernunft.

      Die einzige Möglichkeit, aus der bestehenden Apathie zu entfliehen und zumindest
      Momente des menschenmöglichen Glücks zu erfahren, ist der Kampf für eine bessere Welt.
      So sagte der Spanienkämpfer und Mitglied des Widerstandes gegen die faschistische
      Besatzung Frankreichs, Jorge Semprun: "Ich denke, daß ich noch nie, bis jetzt noch nie,
      etwas mit einem Seitenblick auf das Glück oder Unglück, das mir daraus erwachsen
      könnte, unternommen oder beschlossen habe. Ich muß sogar lachen bei dem Gedanken,
      daß mich jemand fragen könnte, ob ich an das Glück gedacht habe, das dieser oder jener
      Entschluß mir bringen könnte, als sei irgendwo ein Vorrat an Glück, eine Art Glückskonto
      vorhanden, von dem man Glück abheben kann, als sei das Glück nicht im Gegenteil etwas,
      was sich oft mitten in der größten Verzweiflung, mitten in der brennendsten Not einstellt,
      nachdem man getan hat, was man zu tun gezwungen war." (Die große Reise, S. 186)




      http://www.schuledialektik.de/politik.htm#Das Glück des Kampfes für eine Veränderung der Welt


      Oha, nun wird in Schulen schon gekämpft! :eek:
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 16:55:33
      Beitrag Nr. 27 ()
      http://www.systemfehler.de/



      Alles paletti?

      keine Probleme?

      Laßt uns drüber reden! :D


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