checkAd

    Das Klonen von Menschen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.12.02 17:28:43 von
    neuester Beitrag 11.03.04 10:43:35 von
    Beiträge: 106
    ID: 677.466
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 7.377
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 17:28:43
      Beitrag Nr. 1 ()

      Wie funktioniert Klonen?




      Frauenarzt Antinori: Erstes Klon-Baby kommt im Januar zur Welt



      Mit der Ankündigung einer bevorstehenden Geburt eines geklonten Menschen hat der umstrittene italienische Mediziner Severino Antinori erneut für Aufsehen gesorgt.

      Antinori kündigte die Geburt des weltweit ersten Klon-Babys für Anfang kommenden Jahres an. „Das Kind ist (derzeit) in der 33. Schwangerschafts-Woche, wiegt 2,5 Kilogramm und wird in der ersten Januarwoche geboren“, sagte er am Dienstag in Rom. „Natürlich wird es ein Junge sein“, ergänzte der Reproduktionsmediziner. Das Kind sei „absolut gesund“. Die Chance, dass alles gut verlaufe, liege zwischen 90 und 95 Prozent.

      Antinori wollte allerdings geheim halten, wo das Kind entbunden werden solle. Er deutete an, die Geburt werde außerhalb Italiens stattfinden. Wenige Wochen später sollten zwei weitere Klon-Kinder auf die Welt kommen, fügte er hinzu.




      „Zwei... in Russland, die dritte in einem islamischen Staat“

      Bereits im April hatte Antinori im italienischen Fernsehen behauptet, es gebe weltweit drei Klon-Schwangerschaften. „Zwei der schwangeren Frauen leben in Russland, die dritte in einem islamischen Staat“, sagte der Fortpflanzungsmediziner in einer Talk-Show. Sie seien jeweils in der sechsten, siebten und neunten Woche schwanger. Später wollte er die Ortsangaben nicht mehr bestätigen.

      Antinori, der in Rom eine private Fortpflanzungsklinik betreibt, hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, zusammen mit dem Klonarzt Panos Zavos aus Lexington (US-Bundesstaat Kentucky) menschliche Embryonen für unfruchtbare Paare klonen zu wollen. Wegen dieser Absicht wird der italienische Arzt von der wissenschaftlichen Welt heftig kritisiert.




      Fehlentwicklungen bei geklonten Tieren

      Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Prof. Klaus Diedrich, äußerte erhebliche Zweifel an der Ankündigung Antinoris. „Ich bin skeptisch, ob seine Ankündigung wirklich stimmt“, sagte Diedrich am Mittwoch. Völlig auszuschließen sei die Existenz einer Klonschwangerschaft allerdings nicht. „Für mich ist Antinori ein Scharlatan, aber er ist natürlich gefährlich.“ Wenn Antinoris Angaben stimmen sollten, „weiß er nicht, was er tut“, kritisierte Direktor der Lübecker Universitätsfrauenklinik.

      „Man kann nicht einfach einen Menschen schaffen, bei dem man nicht weiß, was mit ihm passiert“, betonte Diedrich. Aus Tierexperimenten sei bekannt, dass es bei geklonten Tieren häufig zu Fehlbildungen etwa an Gelenken, im Nervensystem und im Blut bildenden System kommen könne. Außerdem könnten Klontiere vorzeitig altern und früher sterben.




      Deutscher Gynäkologen-Präsident distanziert sich

      Aus diesen Gründen habe auch der Schöpfer des Klonschafs „Dolly“, Ian Wilmut, vor dem Klonen von Menschen zum Zweck der Fortpflanzung gewarnt, sagte Diedrich. „Ich bin froh, dass wir in Deutschland ein - manchmal etwas strenges - Embryonenschutzgesetz haben, das solche Versuche verbietet.“ Ein generelles Problem beim Klonen sei die Verwendung von Zellen, die bereits ein gewisses Lebensalter hinter sich hätten.

      Der Gynäkologen-Präsident distanzierte sich im Namen seiner Fachgesellschaft von Antinoris Klon-Absichten. „Antinori ist derjenige, der mit Großmutter-Schwangerschaften und Klon- Ankündigungen die Reproduktionsmedizin in Verruf gebracht hat.“ Als Reaktion auf Antinoris Ankündigungen bereite Italien derzeit ein Embryonenschutzgesetz vor, das viel strikter sein werde als das deutsche.

      Antinori war weltweit bekannt geworden, weil er durch künstliche Befruchtung Frauen zu Kindern verhalf, die schon längst die Wechseljahre hinter sich haben. Für eine erste Sensation hatte Antinori gesorgt, als er 1994 erstmals einer 63-jährigen Frau durch eine künstliche Befruchtung zu einer Schwangerschaft verholfen hatte.


      Quelle: FAZ, 28.11.02




      Französische Forscherin: Geklontes Mädchen geboren



      27. Dezember 2002 Die französische Wissenschaftlerin Brigitte Boisselier und Chefin des US-Unternehmens Clonaid hat die Geburt eines geklonten Kindes bekannt gegeben. Das kleine Mädchen sei am Donnerstag mit einem Kaiserschnitt auf die Welt gekommen, sagte die Forscherin. Nähere Angaben zum Ablauf der Geburt und zum Geburtsort des Kindes wollte Boisselier zunächst nicht machen.

      Die Forscherin wolle um 9 Uhr Ortszeit (15 Uhr MEZ) am Freitag im US-Bundesstaat Florida vor die Öffentlichkeit treten, kündigte sie an. Das Mädchen sei anscheinend gesund, hieß es in den Berichten. Eine Stellungnahme des Unternehmens war zunächst nicht zu erhalten.

      Sollte die Geburt des Klon-Babys von unabhängiger Seite bestätigt werden, wäre es das erste Kind, das durch Klonen gezeugt und dessen Geburt öffentlich bekannt gegeben wurde. Experten kritisieren das Klonen von Menschen als unverantwortlich und fordern ein weltweites Verbot. Clonaid wird von den meisten Wissenschaftlern skeptisch gesehen. Viele bezweifeln, dass das Unternehmen über die technischen Fähigkeiten zum Klonen von Menschen verfügt.

      Mit Unglauben und Entsetzen hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft auf die Nachricht von der Geburt des weltweit ersten Klonbabys reagiert. „Wir glauben das nicht“, sagte DFG-Sprecherin Eva-Maria Streier am Freitag in Bonn. Und wenn es doch stimmen sollte, dann wäre es „völlig unverantwortlich, es überhaupt versucht zu haben“.




      Ankündigungen geklonter Kinder

      "Es ist gut gelaufen“, kommentierte Boisselier die Geburt. Am 27.November hatte sie erklärt, ein Paar aus den USA erwarte ein geklontes Baby. Das Kind sei eine genetische Kopie der 30-jährigen Mutter. Im Oktober hatte sie angekündigt, mehrere Frauen seien mit geklonten Embryonen schwanger. Eine Sprecherin kündigte an, es würden Videos gezeigt und ein unabhängiger Forscher sollte die DNS der Frau und des Baby untersuchen dürfen.

      Die Chemikerin Boisselier beteiligte sich am weltweiten Wettlauf um das erste Klon-Baby. Boisselier arbeitete früher bei der französischen Air-Liquide-Gruppe als Vizedirektorin der Forschungsabteilung. Sie gehört der Raelianer-Sekte an. Nach Ansicht der Raelianer ermöglicht Klonen den Menschen das ewige Leben.

      Nach der Vorstellung der Raelianer landeten vor 25.000 Jahren Außerirdische auf der Erde und erschufen Mensch, Tier und Pflanze durch Klontechnik aus toter Materie. Die Sekte zählt nach eigenen Angaben 55.000 Anhänger und wurde 1973 von dem „Rael“ genannten Franzosen Claude Vorilhon gegründet, der heute in Kanada lebt.




      Kritik an Klonen

      Streier vermutete hinter der Ankündigung Sensationshascherei Boisseliers und ihrer Raelianer-Sekte. „Die Nachricht passt einfach zu gut in die Zeit, jetzt, wo man eigentlich die Geburt eines anderen Kindes feiert.“ Außerdem hätten nach allen bisherigen Erkenntnissen zwischen 200 und tausend Frauen zur Verfügung stehen müssen, um eine Klonschwangerschaft zu erzeugen. Die wissenschaftliche Methode sei einfach noch nicht ausgereift, betonte Streier. Alle bisherigen Versuche mit Säugetieren, zu denen letztlich auch der Mensch zähle, hätten das gezeigt.

      Neben den wissenschaftlichen Gründen lehne die DFG das Klonen auch aus moralischen Gründen ab, betonte Streier. Es sei einfach nicht einsehbar, warum sich jemand selbst klonen solle. Die Produktion eines identischen Wesens sei Selbstzweck und Egoismus, nichts anderes.

      Im Tierversuchen ist es Wissenschaftlern zwar gelungen, unter anderen Schafe und Mäuse zu klonen. Wie sich später herausstellte, wiesen jedoch einige der Tiere genetische Defekte auf. Wissenschaftler fürchten, dass solche Defekte auch bei geklonten Menschen auftreten könnten.




      Auch andere Forscher arbeiten am Klonkind

      Neben Clonaid arbeiten unter anderen auch Forscher um den US-Mediziner Panos Zavos und ein Team um den italienischen Gynäkologen Severino Antinori am ersten Klon-Baby. Antinori hatte Ende November die Geburt des ersten Klon-Babys für Anfang Januar 2003 angekündigt.

      Der umstrittene italienische Arzt Severino Antinori hatte angekündigt, ein geklontes Baby könne voraussichtlich im Januar zur Welt kommen. Der Arzt befürwortet das Klonen von Menschen, um unfruchtbaren Paaren zu einem eigenen Kind zu verhelfen.

      Beim Klonen wird der Kern einer Zelle eines Lebewesens in eine fremde Eizelle eingesetzt, aus der dann eine exakte Kopie dieses Lebewesens entstehen soll. Experten warnen vor unabsehbaren Folgen des Klonens von Menschen. Frankreich und Deutschland haben bei den Vereinten Nationen eine Initiative gegen das Klonen von Menschen eingebracht. Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn forderte angesichts der ethischen Probleme im Zusammenhang mit dem Klonen ein internationales Verbot.

      Die DFG forderte erneut ein weltweites Klonverbot für den Menschen. Dieses war eigentlich schon unterschriftsreif, scheiterte aber kürzlich vor allem an einem Streit zwischen den USA und Großbritannien. Während Washington ganz strikt für ein Verbot von reproduktivem und therapeutischen Klonen ist, will London eine Tür für das therapeutische Klonen - also für medizinische Zwecke - offen lassen.

      Quelle: FAZ, 27.12.02
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 17:36:06
      Beitrag Nr. 2 ()
      -----

      Klonen - zum Wohle der Menschheit?


      Das Klonen von Embryonen könnte Hoffnung für viele Alzheimer- und Parkinsonpatienten bedeuten. Denn Wissenschaftler möchten aus embryonalen Strammzellen, aber auch aus Erwachsenenzellen, Ersatz für zerschlissenes Gewebe schaffen.

      Forscher haben schon Stammzellen verschiedener ausgewachsener Tiere umprogrammiert und zu anderen Zellen werden lassen. So konnten aus Stammzellen von Mäusehirnen auch Herz- und Lebergewebe entstehen. Doch viele Ethiker warnen davor, Embryos für medizinische Zwecke zu nutzen. Die Diskusion um das Für und Wider des Klonens geht rund um den Erdball:




      Großbritannien

      Das Oberhaus des britischen Parlaments hat einem Gesetz zugestimmt, das therapeutisches Klonen menschlicher Embryos erlaubt. Aber nur solche Forschung ist erlaubt, die eine medizinische Anwendung als Heilmittel für bestimmte Leiden zum Ziel hat. Ein Gesetz gegen „reproduktives Klonen“ ist in Arbeit und soll Missbrauch verhindern. Nach dem aktuellen Parlamentsbeschluss bleibt das „reproduktive“ Klonen verboten. Das therapeutische Klonen soll zwar einen geklonten Embryo erzeugen, er darf aber nicht in eine Gebärmutter übertragen werden und nicht älter als zwei Wochen alt werden.

      Aus dem Inneren dieser embryonalen Kugeln, die weder Nervenzellen noch irgendwelche Organe enthalten, lassen sich dann embryonale Stammzellen absaugen - auf Kosten des Embryos, weshalb man von „verbrauchender“ Embryonenforschung spricht.




      Frankreich

      Während der französische Staatspräsident Jacques Chirac zur Zurückhaltung mahnt, legte Premierminister Lionel Jospin im November vergangenen Jahres der Regierung erste Pläne vor, die das therapeutische Klonen und Forschung an Embryonen zulassen sollen. Chirac warnte, dass es nicht zum Vervielfältigen von Menschen durch das Klonen ganzer Individuen kommen dürfe.

      Jospins Vorschläge enthielten auch wichtige Einschränkungen für den Gebrauch der bio- und gentechnischen Verfahren in der Medizin. Inzwischen stehen die Bioethik-Gesetze zur Revision an. Es wird erwogen, künftig Forschung an Embryonen zu gestatten, die maximal sieben Tage alt sind. Voraussetzung ist das Einverständnis des Paares, von dem die Embryonen ursprünglich stammen.




      Deutschland

      In Deutschland ist durch das deutsche Embryonenschutzgesetz die Herstellung von Embryonen zu Forschungszwecken verboten, aber nicht die Arbeit mit embryonalen Stammzellen. Forscher könnten die Zellen importieren. Allgemein dürfen pluripotente Zellen, also Zellen aus abgetriebenen oder abgegangenen toten Föten, verwendet werden. Sie können sich nicht zu einem ganzen Menschen entwickeln, sondern lediglich zu einigen Geweben.




      Vereinigte Staaten

      In den Vereinigten Staaten wurde das Verbot für die staatlich finanzierte Forschung mit embryonalem Gewebe im Oktober vergangenen Jahres aufgehoben. Die Forschung ist dort jetzt auch in öffentlich geförderten Instituten erlaubt, wenn Wissenschaftler sich große Heilungsmöglichkeiten bei Krankheiten wie Parkinson oder Diabetes durch den Einsatz von Stammzellen versprechen. Unter dem neuen Präsidenten Bush werden aber neue Restriktionen erwartet.




      Japan

      In Japan wird das Klonen von Menschen seit Dezember 2000 mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren oder mit Geldstrafen von mehr als 180.000 Mark geahndet. Im Gesetzeslaut heißt es, das Klonen könne „schwere Auswirkungen auf die Menschenwürde, die biologische Sicherheit des menschlichen Körpers und die öffentliche Ordnung“ haben.

      Damit sollen vor allem die japanischen Konzerne vom Klonen abgehalten werden, die aber vom Bußgeld allein nicht abgeschreckt werden dürften. Das japanische Gesetz untersagt außerdem die Erzeugung von Mischwesen aus Mensch und Tier, der so genannten Chimären oder Hybriden. Es ist auch illegal, einen widerrechtlich erzeugten Klon einer Frau oder einem Tier einzupflanzen, damit er ausgetragen wird.




      Russland

      Russland macht sich die weltweite Debatte um das Klonen wirtschaftlich zunutze. Genforscher umwerben Investoren mit dem Ruf: „Bei uns können Sie mit menschlichen Föten arbeiten!“ In Russland gibt es keine Gesetze, die Genforschung behindern oder beeinträchtigen.


      Quelle: FAZ, 02.03.02




      Avatar
      schrieb am 27.12.02 17:43:18
      Beitrag Nr. 3 ()
      -----


      Dänischer Ethik-Rat schwenkt um

      In einer radikalen Umkehr seiner bisherigen Empfehlungen hat Dänemarks Ethik-Rat seine Zustimmung zum Klonen menschlicher Embryonen zu medizinischen Zwecken gegeben.

      Elf der insgesamt 16 Mitglieder dieses Gremiums, das Regierung und Parlament zu ethischen Fragen berät, sprachen sich am Mittwoch für das Klonen embryonaler Stammzellen aus, wenn dadurch die Heilungsmethoden für Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson oder bestimmter Herz-Erkrankungen verbessert werden könnten. Bedingung dafür seien jedoch strikte Auflagen und Grenzen, hieß es. Einstimmig lehnte der Rat das Klonen von Menschen ab.

      Forschungsministerin Birte Weiss übergab die Empfehlung einer Arbeitsgruppe der Regierung, die einen Gesetzentwurf zum Klonen ausarbeiten soll. Wann der Entwurf dem Parlament vorgelegt werden soll, stand noch nicht fest. Nach Angaben der Tageszeitung „Aktuelt“ hatte sich der Ethik-Rat seit 1997 stets gegen jegliche Form des Klonens ausgesprochen.

      Für den Sinneswandel habe die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes in Großbritannien gesorgt, das das Klonen von Embryonen bis zu 14 Tage nach der Zeugung zu therapeutischen Zwecken genehmigt, berichtete die Zeitung.

      Quelle: FAZ, 02.03.02
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 17:47:47
      Beitrag Nr. 4 ()
      -----

      Europarat verbietet das Klonen von Menschen
      Von Karsten Polke-Majewski

      Der Europarat hat das Klonen von Menschen verboten. Seit dem 1. März ist das Zusatzprotokoll zur Bioethik-Konvention völkerrechtlich wirksam, das das Klonen von „menschlichen Lebewesen“ verbietet. So hoch der Anspruch, so gering ist die Wirkung dieses Protokolls. Denn außer Spanien hat keines der maßgeblichen Länder Europas das Papier ratifiziert.

      Im Januar 1998 beschlossen die Mitgliedsstaaten des Europarats, dass es verboten sein soll, „ein menschliches Lebewesen zu erzeugen, das mit einem anderen lebenden oder toten menschlichen Lebewesen genetisch identisch ist.“ Identisch, so präzisierten die Verfasser des Protokolls, seien Menschen, die dasselbe Kerngenom trügen (ausgenommen eineiige Zwillinge).




      Deutschland unterschrieb nicht

      Das Protokoll ergänzt die Bioethik-Konvention des Europarats und wurde von 24 der 41 Mitgliedsstaaten unterzeichnet. Deutschland verweigerte dem Zusatzprotokoll die Unterschrift, denn das Protokoll gilt nur in Zusammenhang mit der Konvention. Dort aber sei der Schutz von Behinderten nicht ausreichend festgeschrieben.

      In seiner Verweigerungshaltung findet sich Deutschland in trauter Runde mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten; wobei jene beiden Länder wohl eher deshalb nicht unterschrieben, weil sie die biotechnologische Entwicklung in ihren Ländern nicht beschränken wollen.

      Wirksam werden konnte das Protokoll erst drei Monate später, nachdem fünf Länder es auch ratifiziert hatten. Das war im November 2000 der Fall. Georgiens Parlament stimmte dem Text nach Griechenland, der Slowakei, Slowenien und Spanien zu.




      „Instrumentalisierung menschlicher Lebewesen“

      Mit dem Protokoll, so hofften vor allem konservative und grüne Politiker, sollten Versuchen, Menschen zu klonen, von vorne herein verhindert werden. Sie wollten einer „Instrumentalisierung menschlicher Lebewesen durch die bewusste Erzeugung genetisch identischer Lebewesen“ vorbauen, weil solches Verhalten „gegen die Menschenwürde verstößt und somit einen Missbrauch von Biologie und Medizin darstellt“.

      Verhindern wird der Europarat das Menschenklonen aber nicht. Schon hat der italienische Reproduktionsmediziner Severino Antinori angekündigt, innerhalb der nächsten zwei Jahre ein Kind zu klonen. Der amerikanische Genetiker Panos Zavos will seinem Kollegen beispringen. Das einzige, was den Klonversuch aufhalten könnte, scheint noch die mangelhafte Technik zu sein.

      Aber auf diese Hürde ist wenig Verlass. Lange Zeit waren Forscher und Beobachter davon überzeugt, das Klonen von Säugetieren könne nicht gelingen. Doch im Februar 1997 meldeten britische Wissenschaftler die Geburt des geklonten Schafes Dolly.




      Was ist ein Mensch?

      Realitätsverlust ist den Autoren des Protokolls dennoch nicht vorzuwerfen. So legt das Protokoll nicht fest, was genau ein menschliches Lebewesen ist: das befruchtete Ei, der Embryo, oder erst das geborene Kind, wie es die Niederlande in einer Zusatznotiz niederlegten? In Deutschland löste diese Ungenauigkeit heftigen Widerstand aus.

      Embryonen könnten als Ersatzteillager missbraucht werden, fürchten Kritiker. Doch gerade die Ungenauigkeit des Protokolls lässt auch offen, die Chancen zu nutzen, die die Gentechnik birgt.

      Denn, obwohl noch Zukunftshoffnung und wissenschaftlich bisher nicht umzusetzen, könnte die Manipulation genetischen Materials chronische Krankheiten heilen und Erbkrankheiten verhindern. Das hoffen zumindest viele Wissenschaftler.


      Der Fortschritt, den die gentechnische Insulinproduktion für Zuckerkranke brachte, ist kaum zu unterschätzen. Deshalb lässt das Protokoll den Weg für das therapeutische Klonen offen, wie es seit Dezember in Großbritannien erlaubt ist - allerdings verbietet es dazu die Verwendung embryonaler Stammzellen und widerspricht insofern dem britischen Parlamentsbeschluss.




      Die Fronten bröckeln

      Die Wirkung des Protokolls wird zunächst gering bleiben. Zwar beziehen sich Gentechnik-Kritiker immer wieder darauf, doch zu gewinnträchtig und wirtschaftlich bedeutend ist die „normative Kraft des Fiktionalen“ der Biotechnologie, als das die Politik sich eine solche schwere moralische Bürde aufladen möchte.


      Immer stärker bröckeln die Fronten: Großbritannien ist vorausgeeilt, Frankreich plant ein Gesetz zur Nutzung embryonaler Stammzellen und auch Bundeskanzler Gerhard Schröder kokettiert offen mit liberaleren Regeln, als sie das deutsche Embryonenschutzgesetz vorsieht.

      Das Protokoll also ein schönes Stück für die Galerie des Europarats? Die Erfahrung zeigt, dass solche Konventionen indirekt wirken. So ist auch die zentrale Konvention des Europarats, die Menschenrechts-Konvention, lange nicht von allen Mitgliedsstaaten des Europarats ratifiziert worden.

      Aber sie gab auch den Bürgern von Nicht-Unterzeichner-Staaten ein völkerrechtliches Mittel in die Hand, auf das sie sich, mindestens moralisch, berufen konnten. Immerhin steht die Bioethik-Konvention völkerrechtlich auf derselben Stufe wie die Menschenrechtskonvention.

      Hinzu kommt, das die Konventionen des Europarats nur die Grundlage bilden. Sie werden durch Zusatzprotokolle weiter entwickelt. Zurzeit wird an einem Protokoll zum Embryonenschutz gearbeitet.

      So könnte die Bioethik-Konvention und mit ihr das Protokoll zum Klonverbot ein wichtiger Anstoß für eine europäische Ordnungspolitik der genetischen Forschung und biotechnologischen Wirtschaft werden.

      Quelle: 02.03.02
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 17:52:00
      Beitrag Nr. 5 ()
      -----

      Stammzellen: medizinisches Ersatzteillager

      In den Stammzellen, die man erstmals vor knapp drei Jahren in abgetriebenen menschlichen Föten fand, sahen viele Forscher sogleich ein unerschöpfliches Reservoir für die Herstellung maßgeschneiderter Ersatzorgane. Denn diese Zellen vermochten sich in der Zellkultur in viele verschiedene Zellarten zu entwickeln, in Herzmuskelzellen, Blutzellen, Nervenzellen und andere.

      Wenn es gelänge, mit Hilfe von Stammzellen Ersatzgewebe aufzubauen, könnte man vielen Menschen, deren Herz, Leber, Bauchspeicheldrüse oder Gehirn seine Aufgabe nicht mehr erfüllt, auf bislang unerreichte Weise helfen, spekulierten die Wissenschaftler.




      Pluripotenz bleibt erhalten

      Inzwischen hat man große Fortschritte dabei erzielt, menschliche Stammzellen in der Zellkultur zu vermehren und dadurch handhabbar zu machen, ohne dass ihr vielseitiges Entwicklungspotenzial, ihre Pluripotenz, dabei verloren geht. Durch Zugabe bestimmter Wachstumsfaktoren kann man Stammzellen dazu bringen, sich in eine gewünschte Richtung zu entwickeln. Den jeweils optimalen Differenzierungscocktail kennen die Forscher jedoch noch nicht.

      Bei ihren Plänen, Ersatzgewebe mit Hilfe von Stammzellen herzustellen, stehen die Wissenschaftler zudem vor derselben Schwierigkeit wie bei der Organtransplantation. Sofern die Stammzellen von einem fremden Spender stammen, ist mit immunologischen Abstoßungsreaktionen zu rechnen.




      Neuer Zellkern

      Große Hoffnung setzen viele daher in das „therapeutische Klonen“. Bei diesem Klonieren für Therapiezwecke will man embryonale Stammzellen gewinnen, die genetisch identisch mit den Zellen des zu behandelnden Kranken sind. Zu diesem Zweck wird der Kern mit dem Erbmaterial einer Zelle des Kranken in eine zuvor entkernte Eizelle einschleust.

      Wie die Erfahrungen mit dem Klon-Schaf Dolly zeigen, kann man auf diese Weise einen Embryo und sogar ein vollständiges Lebewesen gewinnen, das mit dem Spender des Zellkerns genetisch identisch ist. Beim therapeutischen Klonen geht es ausschließlich darum, aus einem erbgleichen Embryo Stammzellen zu gewinnen, um diese dann therapeutisch weiter zu nutzen.

      Das „reproduktive Klonen“ des Menschen steht nicht zur Diskussion. Es entspräche wie bei Dolly der zeitlich versetzten Geburt eines Mehrlings („Klons“) vom Kernspender.




      Organe bestehen aus vielen Zelltypen

      Was die Konstruktion von Ersatzorganen angeht, steht die Forschung noch ganz am Anfang. Zwar hat man Mäuse beispielsweise durch das Einspritzen embryonaler Stammzellen in die Bauchspeicheldrüse von ihrer Zuckerkrankheit geheilt. Doch dass es in absehbarer Zeit gelingen könnte, ein kompliziertes Organ wie die Bauchspeicheldrüse, die Leber oder das Herz, aus Stammzellen perfekt nachzubauen, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Denn jedes Organ besteht in komplizierter Weise aus vielen verschiedenen Zellarten.

      Die rasanten Fortschritte in der Stammzellforschung haben in der jüngsten Zeit zahlreiche Hinweise erbracht, dass in praktisch allen Geweben des erwachsenen Menschen Stammzellen sitzen. Einige von ihnen scheinen überraschenderweise noch dasselbe Entwicklungspotenzial wie embryonale Stammzellen zu besitzen. Sie könnten das therapeutische Klonen überflüssig machen.


      Quelle: FAZ, 02.03.02

      Trading Spotlight

      Anzeige
      InnoCan Pharma
      0,1775EUR -7,07 %
      CEO lässt auf “X” die Bombe platzen!mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 18:00:35
      Beitrag Nr. 6 ()
      -----

      Ringen um die Menschenwürde

      Spätestens seit das britischen Unterhaus die Forschung an embryonalen Stammzellen und das therapeutische Klonen erlaubt hat, diskutieren Politiker, Genetiker und Ethiker, wo die Grenze zwischen berechtigtem wissenschaftlichen Interesse und der Verletzung der Menschenwürde zu ziehen ist.

      Das Zusatzprotokoll des Europarats zur Bioethik-Konvention sieht vor, dass das Klonen von „menschlichen Lebewesen“ verboten ist, weil „die bewußte Erzeugung genetisch identischer menschlicher Lebewesen gegen die Menschenwürde verstößt“.

      Allerdings ist nicht schlüssig geklärt, was ein Mensch ist, wem also Menschenwürde zusteht: einem befruchteten Ei, dem Zellhaufen der ersten Wochen, dem Fötus? Argumente gibt es viele, die Emotionen gehen hoch. Heftige Reaktionen löste etwa Kulturstaatssekretär Julian Nida-Rümelin (SPD) aus.

      Er schrieb, die Achtung der Menschenwürde sei nur angebracht, wenn einem Menschen die Selbstachtung genommen würde. „Die Selbstachtung eines Embryos lässt sich nicht beschädigen.“ Der Bundestagsabgeordnete Jochen Borchert (CDU) nannte Nida-Rümelin daraufhin einen „Steigbügelhalter von Eugenikern“.

      Die Diskussion um die Menschenwürde berührt den Kern der deutschen Verfassung. Doch es ist unklar, wem Menschenwürde zugestanden werden muss.




      Zwei Bilder des Menschen

      Zwei Menschenbilder stehen sich gegenüber: Die christliche Tradition wurde von den Denkern der Aufklärung übernommen und von der Religion gelöst. Auf der anderen Seite steht der Personenbegriff, der auf John Locke zurückgeht.

      In der christlichen Tradition gilt die Menschenwürde universal, weil der Mensch als Ebenbild Gottes angesehen wird. Kant führt diese Tradition weiter. Die Vernunft gebe dem Menschen als einzigem Wesen die Fähigkeit, moralisch zu handeln und frei über sich selbst zu bestimmen, schreibt er.

      Locke und in der Gegenwart vor allem der australische Philosoph Peter Singer setzen diesem Menschenbild ihren Personenbegriff entgegen. Sie machen das „Personsein“ eines Menschen daran fest, ob er bestimmte nachweisbare geistige Fähigkeiten hat, beispielsweise Bewusstsein oder ein Überlebensinteresse.




      Verfassungsgericht hat Menschenwürde nicht definiert

      Das Grundgesetz steht in der christlich-aufklärerischen Tradition. „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“, lautet der erste Absatz des ersten Artikels des Grundgesetzes. Der Begriff „Menschenwürde“ ist der Angelpunkt der deutschen Verfassung und bildet ihr „oberstes Konstitutionsprinzip“. So hat es das Bundesverfassungsgericht festgestellt.

      Doch die Menschenwürde als Rechtsbegriff besitzt keine scharfen Konturen. Kein Senat des Verfassungsgerichts hat bisher formuliert, was Menschenwürde genau ist. Das Gericht sah ausdrücklich die Unmöglichkeit einer „generellen, positiven“ Begriffsbestimmung.




      Menschenwürde nur in Einzelfällen bestimmt

      In der Rechtsgeschichte der Bundesrepublik ist der Begriff der Menschenwürde jedoch anhand von Einzelfällen genauer gefasst worden. In der Nachkriegszeit interpretierte das Bundesverfassungsgericht den ersten Artikel des Grundgesetzes zunächst nur im Zusammenhang mit den Erfahrungen des nationalsozialistischen Regimes.

      Danach sollte der Schutz der Menschenwürde eine Schranke bilden gegen jeden staatlichen Übergriff auf das Leben oder die körperliche Unversehrtheit eines Bürgers. Gedacht war vor allem an staatlich organisierten Mord und zwangsweise unternommene Experimente an Menschen.



      Mensch darf nicht zum Objekt des Staates werden

      Im Laufe der Jahre differenzierte die Rechtsprechung sich aus. Die Menschenwürde wurde mit der so genannten Objektformel bestimmt: „Es widerspricht der menschlichen Würde, den Menschen zum bloßen Objekt im Staat zu machen.“ Der Einzelne solle Einfluss auf staatliche Maßnahmen nehmen dürfen, die ihn betreffen, ohne dass seine Autonomie unbegrenzt sei, stellte das Verfassungsgericht in mehreren Urteilen fest.

      Die Menschenwürde komme jedem zu, „ohne Rücksicht auf seine Eigenschaften, Leistungen oder seinen sozialen Status“. Menschenwürde könne man sich weder verdienen noch sie verlieren, auch nicht durch schwerste Straftaten, urteilten die Karlsruher Richter.




      Auch Embryonen haben eine Würde

      Die Menschenwürde gilt auch für Embryonen, und zwar ab dem Zeitpunkt ihrer Einnistung in der Gebärmutter. Ob die Menschenwürde auch schon von der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle an gelte, ließ das Gericht ausdrücklich offen. Vom Eintritt der Schwangerschaft an entwickele sich der Embryo jedoch genetisch festgelegt und unteilbar „als Mensch“ und habe den vollen staatlichen Schutzanspruch, urteilte das Verfassungsgericht in seiner Entscheidung zur Neuregelung des Paragraphen 218.

      Deshalb ist ein Schwangerschaftsabbruch weiterhin strafbar, wird aber nicht verfolgt, weil die Schutzrechte des Embryos auf das Freiheitsrecht der Mutter treffen. Auch deren Menschenwürde müsse gewahrt werden, stellte das Verfassungsgericht fest.




      Status von Embryonen außerhalb des Mutterleibes unklar

      Offen ist weiterhin, wie der Status von außerhalb des Mutterleibes gezeugten Embryonen ist. Bisher wird der Embryo durch das Embryonenschutzgesetz geschützt. Das Verfassungsgericht könnte erst eine Entscheidung treffen, wenn entweder Befürworter der embryonalen Stammzellenforschung gegen das Schutzgesetz klagen oder Gegner gegen eine zukünftige Neuregelung vorgehen wollen.

      Bis dahin bleibt es die Aufgabe der politischen Akteure, eine Definition der Menschenwürde in diesem besonderen Fall zu treffen.


      Auelle: FAZ, 02.03.01
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 18:05:54
      Beitrag Nr. 7 ()
      -----


      „Instrumentalisierung des Menschen verstößt gegen Menschenwürde“

      Als Zusatz zur Bioethikkonvention haben der Europarat und die Europäische Union folgendes Protokoll beschlossen, dass das Klonen von Menschen verbietet.

      Zusatzprotokoll zum Übereinkommen zum Schutz der Menschenrechte und der Menschenwürde im Hinblick auf die Anwendung von Biologie und Medizin über das Verbot des Klonens von menschlichen Lebewesen

      vom 12. Januar 1998

      Die Mitgliedstaaten des Europarats, die anderen Staaten und die Europäische Gemeinschaft, die dieses Zusatzprotokoll zu dem Übereinkommen zum Schutz der Menschenrechte und der Menschenwürde im Hinblick auf die Anwendung von Biologie und Medizin unterzeichnen -

      in Anbetracht wissenschaftlicher Entwicklungen auf dem Gebiet des Klonens von Säugetieren, insbesondere durch Embryoteilung und Kerntransfer;

      eingedenk des Fortschritts, den manche Klonierungstechniken an sich für den wissenschaftlichen Kenntnisstand und seine medizinischen Anwendungen bringen können;

      in der Erwägung, dass das Klonen von menschlichen Lebewesen technisch möglich werden kann;

      in der Erkenntnis, dass eine Embryoteilung auf natürliche Weise zustande kommen und manchmal zur Geburt genetisch identischer Zwillinge führen kann;

      in der Erwägung, dass jedoch die Instrumentalisierung menschlicher Lebewesen durch die bewusste Erzeugung genetisch identischer menschlicher Lebewesen gegen die Menschenwürde verstößt und somit einen Missbrauch von Biologie und Medizin darstellt;

      in Anbetracht der ernsten Schwierigkeiten medizinischer, psychologischer und sozialer Art, die eine solche bewusste biomedizinische Praxis für alle Beteiligten mit sich bringen könnte;

      in Anbetracht des Zwecks des Übereinkommens über Menschenrechte und Biomedizin, insbesondere des Grundsatzes in Artikel 1, der den Schutz der Würde und der Identität aller menschlichen Lebewesen zum Ziel hat -

      sind wie folgt übereingekommen:

      Artikel 1

      Verboten ist jede Intervention, die darauf gerichtet ist, ein menschliches Lebewesen zu erzeugen, das mit einem anderen lebenden oder toten menschlichen Lebewesen genetisch identisch ist.

      Im Sinne dieses Artikels bedeutet der Ausdruck „menschliches Lebewesen, das mit einem anderen menschlichen Lebewesen `genetisch identisch` ist“ ein menschliches Lebewesen, das mit einem anderen menschlichen Lebewesen dasselbe Kerngenom gemeinsam hat.

      Artikel 2

      Von den Bestimmungen dieses Protokolls darf nicht nach Artikel 26 Absatz 1 des Übereinkommens abgewichen werden.

      Artikel 3

      Die Vertragsparteien betrachten die Artikel 1 und 2 dieses Protokolls als Zusatzartikel zu dem Übereinkommen; alle Bestimmungen des Übereinkommens sind entsprechend anzuwenden.

      Artikel 4

      Dieses Protokoll liegt für die Unterzeichner des Übereinkommens zur Unterzeichnung auf. Es bedarf der Ratifikation, Annahme oder Genehmigung. Ein Unterzeichner kann dieses Protokoll nicht ratifizieren, annehmen oder genehmigen, wenn er nicht zuvor oder gleichzeitig das Übereinkommen ratifiziert, angenommen oder genehmigt hat. Die Ratifikations-, Annahme- oder Genehmigungsurkunden werden beim Generalsekretär des Europarats hinterlegt.

      Artikel 5

      (1) Dieses Protokoll tritt erst am ersten Tag des Monats in Kraft, der auf einen Zeitabschnitt von drei Monaten nach dem Tag folgt, an dem fünf Staaten, darunter mindestens vier Mitgliedstaaten des Europarats, nach Artikel 4 ihre Zustimmung ausgedrückt haben, durch das Protokoll gebunden zu sein.

      (2) Für jeden Unterzeichner, der später seine Zustimmung ausdrückt, durch das Protokoll gebunden zu sein, tritt es am ersten Tag des Monats in Kraft, der auf einen Zeitabschnitt von drei Monaten nach Hinterlegung der Ratifikations-, Annahme oder Genehmigungsurkunde folgt.

      Artikel 6

      (1) Nach Inkrafttreten dieses Protokolls kann jeder Staat, welcher dem Übereinkommen beigetreten ist, auch diesem Protokoll beitreten.

      (2) Der Beitritt erfolgt durch Hinterlegung einer Beitrittsurkunde beim Generalsekretär des Europarats und wird am ersten Tag des Monats wirksam, der auf einen Zeitabschnitt von drei Monaten nach ihrer Hinterlegung folgt.

      Artikel 7

      (1) Jede Vertragspartei kann dieses Protokoll jederzeit durch eine an den Generalsekretär des Europarats gerichtete Notifikation kündigen.

      (2) Die Kündigung wird am ersten Tag des Monats wirksam, der auf einen Zeitabschnitt von drei Monaten nach Eingang der Notifikation beim Generalsekretär folgt.

      Artikel 8

      Der Generalsekretär des Europarats notifiziert den Mitgliedstaaten des Rates, der Europäischen Gemeinschaft, jedem Unterzeichner, jeder Vertragspartei und jedem anderen Staat, der zum Beitritt zu dem Übereinkommen eingeladen worden ist,

      (a) jede Unterzeichnung;

      (b) jede Hinterlegung einer Ratifikations-, Annahme-, Genehmigungs- oder Beitrittsurkunde;

      (c) jeden Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Protokolls nach den Artikeln 5 und 6;

      (d) jede andere Handlung, Notifikation oder Mitteilung im Zusammenhang mit diesem Protokoll.

      Zu Urkund dessen haben die hierzu gehörig befugten Unterzeichneten dieses Protokoll unterschrieben.

      Geschehen zu Paris am 12. Januar 1998 in englischer und französischer Sprache, wobei jeder Wortlaut gleichermaßen verbindlich ist, in einer Urschrift, die im Archiv des Europarats hinterlegt wird. Der Generalsekretär des Europarats übermittelt allen Mitgliedstaaten des Europarats, den Nichtmitgliedstaaten, die an der Erarbeitung dieses Protokolls teilgenommen haben, jedem zum Beitritt zu dem Übereinkommen eingeladenen Staat und der Europäischen Gemeinschaft beglaubigte Anschriften.

      Quelle: FAZ, 02.03.01
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 19:38:36
      Beitrag Nr. 8 ()
      Ich gestehe:

      ICH BIN EIN KLON! :yawn:
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 19:46:52
      Beitrag Nr. 9 ()
      In diesem Fall, muss ich eingestehen ............WF Du bist ein gelungenes Klon.
      ;)
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 21:09:42
      Beitrag Nr. 10 ()
      @WilmaFeuerstein

      dein "outing" finde ich mutig. :):):)


      @Bodin

      Du bist wieder so charmant.
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 21:12:37
      Beitrag Nr. 11 ()
      :)

      Korrektur: Das Datum der Artikel "Klonen zum Wohle...", "Dän. Ethikrat...", "Europa-Rat..." und "Stammzellmedizin.." stammt vom 02.03.01.
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 21:14:51
      Beitrag Nr. 12 ()
      Anti-Klon-Gesetz im britischen Parlament eingebracht

      Die britische Regierung hat im Schnellverfahren ein neues Gesetz gegen Klonen im Parlament eingebracht. Bei der ersten Lesung im Oberhaus wurde es ohne Gegenstimmen akzeptiert. Wie das Gesundheitsministerium in London am Donnerstag mitteilte, droht nach den neuen Bestimmungen jedem, der künftig das Klonen von Menschen plant, eine hohe Geldstrafe oder Gefängnis. Das Gesetz soll noch vor Weihnachten in Kraft treten.

      Mit der Gesetzesinitiative reagiert die Regierung auf ein Urteil des obersten britischen Zivilgerichts, wonach das Klonen von Menschen zurzeit nicht strafbar ist. Der High Court hatte in der vergangenen Woche entschieden, dass eine befruchtete menschliche Eizelle, in die ein fremder Zellkern eingesetzt worden ist, nach der derzeitigen britischen Gesetzgebung nicht als Embryo betrachtet werden kann. Der von 1990 stammende Gesetzestext beziehe sich noch nicht auf eine solche Technik.

      Die Methode, mit der das Schaf Dolly geklont wurde, könnte nach dieser Rechtsprechung auch beim Menschen angewendet werden. Der italienische Mediziner Severino Antinori hatte daraufhin angekündigt, er wolle die Gesetzeslücke ausnutzen und demnächst in Großbritannien erstmals einen Menschen klonen.

      Quelle: FAZ,24.l1.01
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 21:17:40
      Beitrag Nr. 13 ()
      -----


      Die Chronik des Klonens

      5. Juli 1996: Am Roslin-Institut in Edinburgh wird das Klon-Schaf "Dolly" geboren. Das Zellmaterial, das in eine entkernte Eizelle eingesetzt wurde, stammt aus der Euterzelle eines erwachsenen Tieres.

      Dezember 1997: Der amerikanische Wissenschaftler Richard Seed kündigt an, daß er mit Hilfe der beim Klon-Schaf "Dolly" verwendeten Technik Menschen klonen möchte.

      September 2000: Brigitte Broisselier, eine in den Vereinigten Staaten lebende französische Wissenschaftlerin, kündigt an, ein totes Baby zu klonen, das im Alter von zehn Monaten durch einen ärztlichen Fehler gestorben war. Frau Broisselier ist die Direktorin der Firma Clonaid, die sich selbst als erste menschliche Klonfirma bezeichnet. Gegründet wurde Clonaid von der Rael-Sekte, die das Klonen von Menschen propagiert, um so den Traum vom ewigen Leben wahr zu machen.

      Januar 2001: Der italienische Gynäkologe Severino Antinori und sein amerikanischer Kollege Panayiotis Zavos kündigen die Geburt eines geklonten Babys für den Sommer 2002 an. Antinori rechtfertigt dies mit dem "Menschenrecht auf Kinder".

      August 2001: Der amerikanische Präsident Bush spricht sich gegen das therapeutische und reproduktive Klonen aus. Das Repräsentantenhaus verabschiedet ein Gesetz, das beide Formen des Klonens unter Strafe stellt.

      August 2001: Deutschland und Frankreich starten eine Initiative bei den Vereinten Nationen zur weltweiten Ächtung des reproduktiven Klonens von Menschen.

      November 2001: Dem amerikanischen Unternehmen Advanced Cell Technology (ACT) gelingt erstmals die Produktion menschlicher Embryonen durch Klonen. Allerdings gelingt es den Wissenschaftlern nicht, die Embryonen im Labor heranwachsen zu lassen, so daß keine Stammzellen gewonnen werden konnten.

      November 2001: Die britische Regierung setzt im Eilverfahren ein Gesetz in Kraft, das das Klonen zu Fortpflanzungszwecken verbietet.

      März 2002: Chinesische Wissenschaftler klonieren Dutzende von Embryonen und kultivieren sie bis zu einem zweihundert Zellen umfassenden Zellhaufen. Auch koreanische Wissenschaftler geben bekannt, daß sie einen menschlichen Embryo zu therapeutischen Zwecken geklont haben.

      Juni 2002: Das italienische Parlament verabschiedet ein Gesetz, das das Klonen von Embryonen unter Strafe stellt. In den Vereinigten Staaten kann sich der Senat nicht über ein Verbot des Klonens menschlicher Zellen einigen.

      Juli 2002: Clonaid gibt bekannt, daß eine Südkoreanerin ein Klonbaby austrägt. Zudem will die Firma eine Klonmaschine mit der Bezeichung RMX 2010 auf den Markt bringen und via Internet vertreiben.

      Oktober 2002: Brigitte Broisselier gibt bekannt, daß es mehrere Fehlgeburten von Frauen gegeben habe, die mit klonierten Embryonen schwanger gewesen seien.

      Juli 2002: Auf der Internationalen Bio Expo zeigt Clonaid die ersten Videoaufnahmen eines angeblich geklonten menschlichen Embryos.

      November 2002: Die Verhandlungen bei den Vereinten Nationen über eine internationale Konvention gegen das Klonen von Menschen werden auf den Herbst 2003 vertagt.

      November 2002: Severino Antonori kündigt für Januar 2003 die Geburt des ersten Klonkindes an.

      Eine Chronik des F.A.Z.-Archivs.

      Quelle: FAZ, 28.12.02
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 21:24:08
      Beitrag Nr. 14 ()
      -----

      Ministerin Bulmahn will Klonen von Menschen verbieten

      Nachdem der italienische Arzt Severino Antinori die angeblich bevorstehenden Geburt eines Klonbabys angekündigt hat, hat Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn ein internationales Verbot gefordert.

      Die „Rheinische Post“ zitierte die Ministerin in ihrer Donnerstagausgabe mit den Worten: „Überall auf der Welt muss die Geburt geklonter Menschen verhindert werden.“


      Die Bundesregierung setze sich weiterhin mit Frankreich bei den Vereinten Nationen (Uno) dafür ein, dass das reproduktive Klonen von Menschen international verboten werde. Nach Erkenntnissen ihres Ministeriums werde das Thema im Herbst 2003 bei der Uno wieder auf der Tagesordnung stehen. „Wir werden die Zeit nutzen, um alle Nationen der Welt von der Notwendigkeit eines solchen Verbots zu überzeugen", sagte Bulmahn.




      Kritik an der Regierung

      Zugleich kam massive Kritik von der Union: „Die Strategie der Bundesregierung auf internationaler Ebene ist gescheitert, eine Chance wurde vertan“, kritisierte CDU-Expertin Maria Böhmer. Mit einem „Nein zum reproduktiven Klonen und einem Zögern beim Verbot des therapeutischen Klonens“ habe die Bundesregierung zwiespältig agiert, sagte die Vize-Vorsitzende der Bundestagsfraktion.

      Ein geklonter Junge soll nach Angaben des umstrittenen italienischen Arztes Severino Antinori voraussichtlich im Januar zur Welt kommen. Er selbst habe zu dem Projekt einen „wissenschaftlichen Beitrag“ geleistet, sei aber nicht persönlich beteiligt, sagte der Arzt am Dienstag.


      Weitere Einzelheiten über die werdende Mutter, wie etwa ihre Nationalität oder ihren Aufenthaltsort, nannte er nicht. Die Frau befinde sich in der 33. Schwangerschaftswoche. Das Kind sei „absolut gesund“. Wenige Wochen später sollten zwei weitere Klon-Kinder auf die Welt kommen.



      Skepsis und Kritik gegenüber Antinori

      Mediziner, Ethiker und Kirchenvertreter reagierten mit Skepsis und Kritik auf die Ankündigung Antinoris. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Prof. Klaus Diedrich, äußerte erhebliche Zweifel. „Ich bin skeptisch, ob seine Ankündigung wirklich stimmt“, sagte Diedrich. Der Molekularbiologe Detlev Ganten sagte gegenüber FAZ.NET: „Antinori handelt verantwortungslos“.

      Quelle: FAZ, 29.11.02
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 21:26:21
      Beitrag Nr. 15 ()
      -----

      Stanford-University kündigt Klonen menschlicher Embryonen an


      Die renommierte kalifornische Stanford-University will menschliche Embryonen klonen. Das Projekt wurde den Angaben zufolge von einem anonymen Spender mit zwölf Millionen Dollar unterstützt und soll sich vor allem der Krebs- und Stammzellenforschung widmen. Es ist die erste amerikanische Hochschule, die sich öffentlich zu der politisch umstrittenen Forschungsmethode bekennt.

      Die angesehene Universität schlägt mit ihrer Stammzellforschung einen neuen wissenschaftlichen Weg ein: Bislang sind Embryonen nicht mit dem Ziel der Stammzell-Gewinnung geklont worden. Bestimmte Krebszellen entwickelten sich ähnlich wie Stammzellen, teilte die Hochschule am Dienstag mit. Aus Embryonen hergestellte Stammzellen könnten darum Aufschluss über Krebs, aber auch andere Krankheiten wie Diabetes, Parkinson und Herzstörungen geben.

      Um die Forschung voran zu bringen, hat die Universität ein neues Institut für Krebs- und Stammzellenbiologie gegründet. Als Leiter wurde Dr. Irving Weisman ernannt, der als vehementer Verfechter der Stammzellenforschung gilt. Die Stammzelllinien, die in dem neuen Institut eventuell geschaffen werden, sollen anderen Forschungseinrichtungen zur Verfügung stehen.




      Forschung mit Stammzellen umstritten

      Die Forschung mit embryonalen Stammzellen ist den USA umstritten. Auf Bundesebene wurde sie von US-Präsident George W. Bush stark beschränkt, im Bundesstaat Kalifornien im September hingegen gesetzlich geschützt. Die US- Regierung unterstützt nur die Arbeit mit Zelllinien, die vor August 2001 aus Embryonen gewonnen wurden. Nach den Anweisungen aus Washington sollten keine neuen Embryonen für staatlich finanzierte Forschungszwecke genommen werden.

      Viele Wissenschaftler beklagen die geringe Anzahl vorhandener Zelllinien, von denen sich nur wenige für Experimente eignen sollen. Von dem therapeutischen Klonen und der Erforschung von Stammzellen erhoffen sich die Mediziner schnelle Fortschritte bei der Behandlung von Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson.




      Stammzellen als Schlüssel zur Gesundheit

      Embryonale Stammzellen sind in ihrer Entwicklung noch nicht festgelegt und dadurch eigentliche „Alleskönner“. Binnen weniger Wochen gehen aus ihnen alle rund 200 verschiedene Zelltypen des Menschen hervor. Dieses Potenzial will die Wissenschaft zur Heilung schwerer Krankheiten nutzen. Allerdings müssen die Embryonen zur Gewinnung der Stammzellen getötet werden, weshalb kirchliche Gruppen und Abreibungsgegner gegen diese Forschungen sind.


      Quelle: FAZ, 12.12.02
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 21:35:20
      Beitrag Nr. 16 ()
      -----


      Fürchtet euch nicht - Brief des Klons an seinen Vater

      Von Jens Johler und Christian Stahl


      21.12.2020


      Liebster Vater,


      ich habe nie begriffen, was für eine Aufregung es damals gab um mich und meine Geburt. Als ob mit mir ein neues Zeitalter angebrochen wäre. Als ob ich - was allen Ernstes behauptet wurde - ein neuer Heiland hätte werden müssen: der Begründer einer weltlichen Religion, in der die Menschen nur noch sich selbst und ihre Artefakte anbeten.


      Diese Diskussionen waren absurd, und doch haben sich die Vorurteile bis heute gehalten. Das technische Wissen der Experten schreitet mit ungeheurer Geschwindigkeit voran. Die Mehrheit der Menschen hinkt hoffnungslos hinterher.


      Lieber Vater, Sie wissen besser als ich: Wenn es einen qualitativen Sprung gab, einen nicht wieder rückgängig zu machenden Eingriff in die Natur der Menschenzeugung, dann war das nicht das Klonen. Es war die künstliche Zeugung, die In-Vitro-Fertilisation. Damit fing alles an, im Jahr 1978. Wenn es einen Sündenfall gab, dann damals. Aber schon bald danach durften Hunderttausende von in vitro Gezeugten ein normales Leben führen. Meine Existenz dagegen war von Anfang an ein Skandal.


      Das Klonen, sagte man, sei der entscheidende Schritt zur Eugenik, zur Steuerung und Verbesserung des menschlichen Erbguts. Ein Hohn: Jede andere Form der Vermehrung, gerade die sogenannte natürliche, verändert oder verbessert das Erbgut - das Klonen aber gerade nicht!


      Bei der normalen Zeugung fügen sich die genetischen Informationen der Mutter und des Vaters zu etwas nie zuvor Dagewesenem zusammen: Was für Monster können und konnten da geboren werden. Oder die Präimplantations-Diagnose und die durch die Entschlüsselung des menschlichen Genoms ermöglichte Veränderung einzelner Gene. Was für ein Risiko ging die Menschheit damit ein!


      Wer klont, bekommt nichts Unvorhergesehenes. Er bekommt, was er schon kennt. Worin also lag der Skandal an meiner Geburt?


      Glauben Sie mir, es ist nicht leicht für ein Baby, das zum ersten Mal die Augen aufmacht, in Blitzlichter zu starren. Ich erinnere mich natürlich nicht daran - aber seitdem ich mich erinnern kann, werde ich von Presseleuten und TV-Teams verfolgt. "Ein Jahr im Leben eines Klons": Das war meine eigene Reality-Show. Ich war zu jung, als daß ich mich zu wehren getraut hätte.

      Man gab mir Holzspielzeug, man stellte mir ein Schaukelpferd hin, man brachte mir gleichaltrige Spielkameraden. Es sollte aussehen, als wäre ich ein ganz normales Kind. Hinter der Idylle liefen die Kameras und Mikrophone. Ich war nicht dumm genug dafür. Ich wußte von Anfang an, daß ich etwas Besonderes war.


      Kaum war ich alt genug zum Lesen, habe ich mich nur noch damit beschäftigt. Ich wollte normale Bücher lesen, normale Filme sehen, normale Dinge tun. Es gelang mir aber nicht. Ich las "Das geklonte Paradies", ich sah "The Boys from Brazil". Ich wollte alles wissen über Reprogenetik und Molekularbiologie. Ich wollte wissen, was an mir anders war.


      Lieber Vater, ich habe mich nie darüber beklagt, weil ich wußte, daß dies alles die Bedingung meines Lebens war - aber jetzt darf ich vielleicht einmal sagen, wie sehr ich mich danach gesehnt habe, ein Mensch zu sein, dessen Dasein nicht in erster Linie ein Experiment ist. Noch dazu eines, von dem die Welt erwartet und insgeheim sogar hofft, daß es mißlingen möge.


      Ich war ja nicht blind. Ich sah in die Augen derer, denen ich vorgestellt und vorgeführt wurde: "Nun", schienen sie zu sagen, "wann wirst du das Monster, das du im Grunde bereits bist? Wann wird deine Arthritis ausbrechen wie bei Dolly, dem Schaf? Du bist jetzt sieben Jahre alt und immer noch gesund?"


      Daß ich an meinem Klonsein verzweifeln würde, das wußten sie alle von vorneherein: die katholische und die evangelische Kirche. Die Konservativen, die Progressiven, die Professoren und die Menschenrechtsgruppen. Die Klonpioniere aus Schottland waren davon überzeugt, daß ich ein Krüppel werden würde, von unnatürlicher Körpergröße, mit einem überproportionierten Bauchnabel, einer vergrößerten Leber und einem geschwächten Immunsystem. Zum psychischen Wrack müßte ich ohnehin verkommen, weil ich ohne genetische Identität gar keine Chance auf eine normale menschliche Entwicklung hätte.


      Ich weiß, lieber Vater, Sie haben alles versucht, diese Vorurteile zu entkräften. Aber waren die vielen Psychogramme und Bewußtseinstests unbedingt nötig? Mußte ich wirklich meine halbe Kindheit bei Psychologen, Therapeuten und Gehirnspezialisten verbringen? Hätte es nicht genügt, auf die Psyche eineiiger Zwillinge zu verweisen, die denselben Mangel an genetischer Identität aufweisen wie ich, und die trotzdem ganz gut leben können mit ihrem Dasein als Kopie?


      Sicher, lieber Vater, Sie brauchten, was meine Psyche betrifft, das Qualitätssiegel wissenschaftlicher Objektivität - aber wäre es nicht einfacher gewesen, statt mich mit Testreihen und Psychogrammen zu quälen, der Öffentlichkeit den Spiegel vorzuhalten? Jeder Familienvater ist stolz, wenn sein Sproß ihm ähnelt. "Dem Papa wie aus dem Gesicht geschnitten", heißt es dann, und der so seiner Einzigartigkeit beraubte junge Vater strahlt das Lächeln seines Lebens.


      Bald nach meiner Geburt wurde mein DNS-Spender depressiv und krank. Ich nehme es ihm nicht übel, daß er meine Mutter und mich verließ; er fühlte sich von der Gesellschaft geächtet.Ich dagegenen fand ein gewisses Verständnis. "Du darfst mich ruhig Tante nennen", flüsterte mir die Schwester meiner Mutter einmal zu.


      Und unser Schulleiter tröstete meine Mutter mit dem Satz
      , daß ich manchmal frech und aufsässig sei wie ein ganz normales Kind. Als ich, später dann, von den anderen Kindern als Genkrüppel und Menschenmüll beschimpft, bespuckt und verprügelt wurde, war es unser Priester, der vor die Gemeinde trat und sagte, daß Gott alle Menschen liebe, selbst den Klon.


      Selbst den.


      Die Vereinten Nationen, die zwei Jahre nach meiner Geburt das reproduktive Klonen weltweit ächteten, bekräftigten ausdrücklich, daß mir und meinesgleichen die Menschenwürde nicht abgesprochen werden dürfe. Die weltweite Ächtung hat natürlich nicht dazu geführt, daß das Klonen eingestellt wurde. Es wird jetzt im verborgenen betrieben - oft genug mit verbrecherischem Leichtsinn.

      Und doch beneide ich diese Spätgeklonten darum, daß ihre Entstehung geheimgehalten wird. Daß sie oft nicht einmal selber wissen, auf welche Art sie gezeugt wurden. Ich aber war der erste. Der erste, wie eine Wissenschaftlerin es nannte, "menschliche Unfall der Natur."


      Meine Gesichtsfarbe hat das Weiß der keimfreien Bettlaken angenommen. Jede Bewegung meines chronisch fiebrigen Körpers fällt mir schwer. Das Wuchern der Leukozyten nimmt unaufhörlich zu. Mein Knochenmark wird poröser. Schuld daran, daß sogar die kostspielige Molekular-Therapie bei mir versagt hat, sei meine genetische Disposition, behaupten die Ärzte.

      Sie sagen es nicht offen, aber ich habe mich heimlich in meine Computerakte eingeklinkt. Maximale Lebenserwartung fünf bis sieben Tage, hat der Chefarzt am 12. eingetragen. Ich bin also schon überfällig. Ach ja, und noch ein Eintrag aus meiner Krankenakte hat mir in den letzten Tagen zu denken gegeben. Irreversible krebsige Entartung der Granulozyten des Knochenmarks.

      Ist es nicht Ironie des Schicksals, daß meine weißen Blutkörperchen sich den Vorwurf zu eigen gemacht haben, der mir von Anbeginn an gemacht worden ist? Daß ich, wie es die Päpstliche Akademie für das Leben ausdrückte, entartet sei?


      Genau genommen stellte die Akademie fest: "Im Prozeß der Klonierung entarten die grundlegenden Beziehungen der menschlichen Person - Kindschaft, Blutsverwandtschaft, Familie und Elternschaft."


      Aber ist nicht auch das Wesen, das in einem solchen Prozeß entsteht, entartet, zumindest aus der Art geschlagen? Jedenfalls scheine ich es wirklich zu sein; denn während die Ärzte inzwischen andere Patienten mit Gentherapien von ihren Krebsleiden heilen können, werde ich an meiner, wie sie sagen, genetisch vorbestimmten Weißblütigkeit, der Leukämie sterben.

      Heute früh muß sich Schwester Angelica so über mein Aussehen erschrocken haben, daß sie den Priester bestellte, der mir die letzte Ölung gab. Ich wollte es nicht, aber er bestand darauf.


      Ach ja, die Kirche, unsere heilige Mutter: "Versuche, die darauf abzielen, ein menschliches Wesen ohne jede Verbindung mit der Sexualität mittels Zwillingsspaltung, Klonierens oder Parthenogenese zu gewinnen, stehen im Gegensatz zur Moral, weil sie der Würde der menschlichen Fortpflanzung widersprechen." Das habe ich im Internet gefunden. Johannes Paul II. hat diese Instruktion ausdrücklich gebilligt. Bemerkenswert, daß ausgerechnet die Kirche die Parthenogenese verurteilt: die jungfräuliche Geburt! Wo doch unser Herr Jesus Christus auf keine andere Weise auf die Welt gekommen ist. Hat Maria die Würde der menschlichen Fortpflanzung verletzt, als sie ihren Sohn jungfräulich gebar? Und hat Maria eigentlich ihr Erbgut zu ihm beigesteuert? Wenn nicht, dann wäre doch auch Gottes Sohn eigentlich ein Klon.


      Gottes Klon.


      Und nun, zweitausend Jahre später: des Menschen Klon. Seine Geburt verkündet um die Weihnachtszeit. Seine Existenz Inbegriff einer neuen Trinität: Vater, Sohn und wissenschaftlicher Geist. "Der Mensch wird Gott im Klon" - so wurde gedacht und geschrieben, natürlich nicht von der katholischen Kirche, sondern von Philosophen und Feuilletonisten.

      Mit solchen Argumenten wurde behauptet, ich sei ein neuer Heiland, der Begründer einer neuen Moral: "Lerne deine nächsten Klone, Mutanten und Maschinenmenschen lieben wie dich selbst."


      Ich weiß noch, wie dieser Satz mich zutiefst verletzte, als ich bei meinen Recherchen auf ihn stieß. Klone, Mutanten und Maschinenmenschen - da hatte ich es wieder. Du bist nicht einer von uns. Du gehörst zu den anderen. Du bist ein Fremder, ein irdischer Alien.


      Warum wurde ich in ihren Filmen, Büchern und Essays immer nur als seelenloses Wesen dargestellt? Als Kunst-Mensch, der, in Massenproduktion gefertigt, die Welt mit Angst und Schrecken überzieht? Seht euch die Monster an! Heute denke ich, daß es gar nicht ich bin, den sie so sehr fürchten. Sondern daß sie sich im Grunde ihres Herzens vor sich selbst fürchten. Davor, daß ich das Monster sein könnte, das in ihnen selber steckt. Ja, ich bin ihnen so ähnlich, daß sie Angst vor mir haben. Wie heißt es in der antiken Tragödie? Ungeheuer ist viel, aber nichts ist ungeheurer als der Mensch.



      Und doch, lieber Vater, ich wünsche mir nichts sehnlicher als dies: daß Sie mich noch einmal klonen. Ich weiß, mein zukünftiger Zwilling wäre ein anderer. Und doch würde ich in ihm weiterleben. Ich weiß auch, daß ich Sie um etwas streng Verbotenes bitte. Und doch entspringt dieser letzte Wunsch nur der Hoffnung eines Klons, einmal ein ganz normales Leben zu führen.


      Liebster Vater, ich grüße Sie in tiefer Dankbarkeit und Verehrung


      Ihr Sohn.


      Jens Johler hat zuletzt den Romanthriller "Gottes Gehirn" veröffentlicht. Christian Stahl hat mitgearbeitet an "Keine Macht für Niemand - Die Geschichte der ,Ton, Steine, Scherben`".
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 21:47:14
      Beitrag Nr. 17 ()
      -----

      Sekte: Erstes Klonbaby „Eve“ auf der Welt


      Umstrittene Klon-Wissenschaftlerin Brigitte Boisselier





      27. Dezember 2002 Das erste angeblich geklonte Baby der Welt ist nach Angaben der Ufo-gläubigen Raelianersekte auf der Welt. Das Mädchen sei wohlauf und mit seiner Mutter im Krankenhaus, teilte die Direktorin des von der Sekte gegründeten Unternehmens Clonaid, Brigitte Boisselier, am Freitag in Florida mit. Bereits in der kommenden Woche solle das nächste Klonbaby geboren werden - in Nordeuropa. Die künftigen Eltern seien ein lesbisches Paar, sagte Boisselier.

      Eve, wie das erste angebliche Klonbaby vorerst genannt werde, erblickte laut Boisselier mit knapp sieben Pfund am 2. Weihnachtstag um 11.55 Uhr amerikanischer Ostküstenzeit (17.55 Uhr MEZ) das Licht der Welt. Die Eltern seien Amerikaner. Die 31-jährige Mutter sei geklont worden und habe das Kind selbst zur Welt gebracht. Ihr Lebensgefährte sei unfruchtbar. In welchem Land die Geburt erfolgte, teilte die Biochemikerin nicht mit.

      Das Baby werde in drei Tagen die Klinik verlassen. Dann könnten unabhängige Wissenschaftler eine genetische Probe nehmen und sollten innerhalb von einer Woche den Nachweis führen können, dass das Baby tatsächlich geklont sei, sagte Boisselier. Die Eltern würden sich wahrscheinlich zu gegebener Zeit selbst der Presse stellen.

      Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Prof. Klaus Diedrich (Lübeck), hielt die Berichte über das angebliche Klonbaby für wenig glaubwürdig. „Der Beweis muss erst erbracht werden“, sagte er. Diedrich forderte ein weltweites Klonverbot für Menschen. Der Bonner Reproduktionsmediziner Prof. Hans van der Ven reagierte ebenfalls skeptisch. „Das Klonen ist sehr, sehr aufwendig und erfordert viele Versuche. Dass es wirklich im Labor umgesetzt worden ist, halte ich für sehr unwahrscheinlich.“ Sollte es solche Versuche gegeben haben, handele es sich um „verantwortungsloses Experimentieren mit menschlichem Leben“.

      Nach Angaben von Boisselier wurde bei dem Klonen des Mädchens praktisch dieselbe Methode angewandt wie bei der Produktion des Klonschafs Dolly vor gut sechs Jahren. Der Prozess sei mit einer Hautzelle der Mutter gelungen. Außer „Eve“ habe sie noch weitere vier Babys geklont, die bis Ende Januar zur Welt gebracht werden sollen, außer dem kommende Woche in Europa ein weiteres in Nordamerika und zwei in Asien.

      Sollten auch die anderen Kinder gesund geboren werde, wolle sie demnächst weitere 20 geklonte Embryos austragen lassen, kündigte Boisselier an. Ihr Team habe im August 2001 begonnen, menschliches Erbgut in ausgehöhlte Eizellen von Rindern zu verpflanzen und bei etwa 3000 Versuchen Erfahrung zu sammeln.

      Im Januar dieses Jahres habe sie sich dann auch an menschliche Eizellen gewagt und Frauen nach dreimonatigem Experimentieren erstmals geklonte Embryos eingesetzt. Von diesen zehn Schwangerschaften seien fünf schon nach wenigen Tagen am Ende gewesen.



      „Ergebnis harter Arbeit“

      Boisselier beschrieb die Erzeugung des ersten angeblichen Klonbabys als „Ergebnis harter Arbeit und Entschlossenheit“. Das Kind sei „kein Monster“, sondern ein ganz gesunder Nachwuchs, dessen Geburt den Eltern „den glücklichsten Tag ihres Lebens“ beschert habe. Die Großmutter habe bereits die Ähnlichkeit der kleinen „Eve“ mit ihrer Mutter bestätigt.

      Boisselier, die eine Kilinik auf den Bahamas unterhält, räumte ein, dass Wissenschaft Gutes und Schlechtes hervorbringen könne. Sie habe etwas Gutes getan, sagte sie. „Wenn ich Eltern mit meiner Forschung zu einem Baby verhelfen kann, ist das sicher nicht schlechter als eine Wissenschaft, die Bomben zum Töten entwickelt.“

      Außer Boisselier hatten noch zwei andere Fruchtbarkeitsexperten die Geburt der ersten geklonten Menschen in Aussicht gestellt, der Italiener Severino Antinori und der Amerikaner Panos Zavos.

      Tierzuchtexperten haben seit dem Klon-Schaf „Dolly“ 1997 schon verschiedene Säugetiere geklont, darunter Mäuse, Katzen, Ziegen und Rinder. Sie meinen, dass es theoretisch auch möglich sei, Menschen zu klonen. Allerdings kommen in der Tierzucht Dutzende oder sogar Hunderte missglückter Versuche auf die Geburt eines geklonten Tiers.

      Der Klonforscher George Seidel von der Staatlichen Universität von Colorado bezeichnete eine Erfolgsrate von zwei Prozent als typisch. Das hieße, dass bei Rindern „wenigstens 50 solcher Versuche (auf ein erfolgreich geklontes Tier) kämen“, sagte Seidel der „New York Times“.

      Seinen Ausführungen zufolge sind geklonte Tiere sehr häufig missgebildet und haben Probleme mit den Nieren, dem Herz und der Lunge. Viele sterben in den ersten Tagen nach der Geburt, sagte Seidel. Solch hohe Rate von Abnormalitäten sei „vielleicht noch bei geklonten Rindern akzeptabel, ganz bestimmt aber nicht bei Menschenkindern“.

      Raelianer sind die Anhänger von Raël, dem aus Frankreich stammenden Schlagersänger und Rennfahrer Claude Vorilhon, der in Kanada ein religiöses Zentrum unterhält. Die Sekte gibt die Zahl ihrer Mitglieder mit etwa 55 000 an. Sie glauben, dass das Klonen ihnen die Möglichkeit gibt, Religion und Wissenschaft zu verbinden.

      Quelle: FAZ, 27.12.02
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 21:53:36
      Beitrag Nr. 18 ()
      ------


      Klonen - Millionengeschäft eines halb harmlosen, halb geschäftstüchtigen Zynikers?

      Kommerzkalkül: Wenn eine Sekte Babys klont


      Der Weg von Montreal nach Granby und über den Fluß Noire, sodann sieben Kilometer auf staubiger Piste, hatte uns zu Brigitte Boisselier geführt, der Frau, über deren Wirken nun weltweit spekuliert wird. Zugleich gelangten wir zu Rael, dem Guru einer Sekte, deren Entstehen am Anfang des Wissenschaftsjahrhunderts der Genomsequenzierung, der Stammzellforschung und der Klonierung, fast zwangsläufig scheint.

      Diese naturwissenschaftliche Sekte vermengt die Elemente der biologischen Revolution mit dem Glauben an Außerirdische und dem Versprechen ewigen Lebens. Sie wurde im Juli 2001, als diese Zeitung erstmals über sie berichtete, von anderen als Skurrilität, als Kuriosität behandelt. Wir nahmen sie ernst, auch wenn dies nicht einfach war.

      "Ufo-Land", das Hauptquartier des früheren Rennfahrers Claude Vorilhon in der kanadischen Provinz Quebec, ist kein Forschungslabor mit ausgetüftelter Ausrüstung, sondern ein Landanwesen mit dem Charme eines Jugendheims des achtziger Jahre.

      Es war anstrengend, uns beim Gespräch mit den charmanten Rael-Anhängerinnen nicht einfach über sie und über unser Interesse an ihnen zu amüsieren; schwierig, die einfache Biochemikerin Boisselier als selbsternannte Meisterin der Präimplantationsdiagnostik und der Klonkunst ernst zu nehmen; eine Herausforderung, mit Interviewprofessionalität der Geschichte des Franzosen Rael zu lauschen, wie er am 13. Dezember 1973 bei Clermont-Ferrand von Außerirdischen den Auftrag erhalten habe, Menschen zu klonen.

      Rael erklärte in langen Monologen, warum nur genetische Verbesserung und Klonen die menschliche Kultur auf eine höhere Stufe führen könnten. Er sagte, er habe weltweit 55 000 Anhänger und wolle "die Spiritualität der Menschheit der technologischen Revolution anpassen".

      So wurde deutlich, daß der Mann seine Marktlücke erkannt hat und auszunutzen weiß. Der Eindruck eines halb harmlosen, halb geschäftstüchtigen Zynikers drängte sich auf. Seine "Bischöfin" Boisselier wiederum nahm die Kundenwerbung sehr ernst: "Wenn Sie uns eines Ihrer Haare hierlassen wollen, könnten wir Sie für eine spätere Klonierung vorsehen", sagte sie zum Abschied. Wir stiegen mit zwei Gedanken ins Auto, der erste: "Wir haben uns die vergangenen drei Stunden gemeinsam eingebildet", der zweite: "Man muß das Treiben dieser Leute äußerst ernst nehmen." (F.A.Z. vom 27. Juli 2001.)

      Wenig später sah es so aus, als würden die Raelianer in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Ihr wichtigster Sponsor, ein amerikanisches Ehepaar, das sein verstorbenes Baby klonen lassen wollte, entzog alle Gelder und den Auftrag - zuviel weltweiten PR-Rummel hätte es um das Projekt gegeben, kritisierten sie. Dann hob das FBI zwei angebliche Laboratorien Boisseliers aus und beschlagnahmte die Ausrüstung.

      Sie sind zurück und nun, Ende Dezember 2002, ist die gesamte Weltöffentlichkeit dazu verurteilt, Boisselier und Rael ernst zu nehmen in der Behauptung, das erste geklonte Baby sei in ihrer Obhut geboren worden. Selten waren Journalisten hilfloser als jene, die am Freitag in Miami der Bischöfin lauschten: Niemand hat Erfahrung damit, wie mit einer solchen konkreten Behauptung einer naturwissenschaftlichen Sekte umzugehen sei, wie man einen menschlichen Klon überhaupt erkennen könnte, was die Geburt eines Klonmädchens für dieses selbst und für das Bild des Menschen von sich selbst bedeuten würde.

      Die Ahnung einer neuen Epoche der Erzeugung menschlicher Klone, des Menschseins im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit stand in Miami im Raum.

      Das Erschreckende an diesem 26. und 27. Dezember ist nicht der Zweifel, sondern die Plausibilität der Aussagen: daß nicht einfach alle Journalisten beruhigt den Skeptikern Jaenisch und Wilmut glauben können und den Vorgang als Unterhaltungsgag zwischen den Jahren aufgreifen.

      Daß man es einer kleinen und obskuren Gruppe in der Tat zutrauen muß, eine Premiere in der menschlichen Evolution zu vollziehen und einen Nachkommen zu schaffen, der mit einem Verstorbenen oder einem Erwachsenen genetisch identisch ist.

      Daß es den renommierten Akademien von Naturwissenschaftlern, den zahlreichen besorgten Regierungen, ja auch den Vereinten Nationen nicht gelungen sein könnte, das vorschnelle Menschenklonen zu verhindern.

      Clonaid, der kommerzielle Zweig der Raelianer, ist in Las Vegas beheimatet, in der Hauptstadt des Scheins, des Glücksspiels, der Täuschung. Das Timing zur Weihnachtszeit schürt den Verdacht. Doch wie groß ist die Hoffnung auf einen biotechnisch-kosmischen Scherz, auf eine Bio-Variante des Jahr-2000-Computerschrecks?

      Dies werden erst die nächsten Monate zeigen, wenn Details bekanntwerden und wenn auch der Frauenarzt Antinori mit seinen Klonprojekten an die Öffentlichkeit tritt. In der Vergangenheit verschwindet eine Welt, in der Nachrichten dieser Qualität, von der technischen Erzeugung des Menschen, nur eine kleine Minderheit der naturwissenschaftlichen Elite zu beschäftigen hatte. Das Humangenomprojekt ist eine open source, alle haben den Zugang zu dieser Information.

      Wie das Klonen funktioniert, kann man in "Nature" und "Science" nachlesen und in englischen Übersetzungen im Internet. Erstaunlich ist die Aussicht, daß die Menschen der Zukunft auf die Ängste dieser Tage belustigt zurückblicken könnten, so belustigt, wie man einst meinte, sich den Raelianern nähern zu können.


      Quelle: FAZ, 27.12.02
      Avatar
      schrieb am 28.12.02 15:34:05
      Beitrag Nr. 19 ()
      -----

      Der Mensch Dolly ist geboren - ist er? Das Vergehen an "Eva" ist die Last der Forscher

      Klonwettspiele: Das Vergehen der Raelianer an "Eva"
      v.JOACHIM MÜLLER-JUNG


      Schockieren mußte sie, gewiß, so kurz nach dem christlichen Weihnachtsfest, aber natürlich konnte die Nachricht von der vermeintlichen Geburt des ersten Klonbabys niemanden wirklich überraschen.

      Denn hatte die Wissenschaft, auf die nach solchen unfaßbaren Enthüllungen als die zuständige und kompetente Instanz stets sofort alle Augen gerichtet sind, nicht schon immer bei aller gebotenen Zurückhaltung zugegeben: Wahrscheinlich ist es zwar nicht, aber ja, denkbar ist das trotz der gewaltigen technischen Schwierigkeiten schon.

      Mußten wir also nicht früher oder später - unabhängig vom Wahrheitsgehalt der aktuellen Nachricht - damit rechnen, daß eine dieser fragwürdigen pseudowissenschaftlichen Gruppen das, was in den Labors seriöser und vieler gutmeinender Forscher begonnen worden war, weiterführt? Oder vielleicht treffender im Jargon der vermeintlichen Vollstrecker: das Werk vollendet?

      Waren in den vergangenen Jahren nicht auch deshalb die Augen stets auf die Wissenschaft gerichtet, weil sie eben nicht nur neutrale Bewertungsinstanz ist, sondern weil sie der aktivste und mithin mächtigste Teil der Gesellschaft repräsentiert, der die technischen Voraussetzungen für Experimente dieser Art schafft und immer weiter vorantreibt?

      Natürlich können sie anders als die Klonkonsorten der Raelianer ehrenwerte, zuvörderst medizinische Motive für ihr Tun anführen, und selbstverständlich verurteilen sie geschlossen solche halbseidenen und allen berufsethischen Maßstäben zuwiderlaufenden Experimente.

      Niemand unter ihnen will dem lieben Gott ins Handwerk pfuschen. Und dennoch dürfte es den Biowissenschaftlern kaum gelingen, das läßt sich nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre leicht erkennen, sich weit genug von dem Wildwuchs an Klonexperimenten zu distanzieren, um sich letztlich von jeder Schuld freizusprechen.

      Die jüngsten Fortschritte und Eingriffe gerade auf dem Gebiet der seriösen und medizinisch angetriebenen Bioforschung sind so immens, daß die ganze Tragweite schon für diese Generation nahezu unüberschaubar geworden ist. Allein die Zahl der wissenschaftlichen Durchbrüche zu ermitteln, die seit dem ersten Klonen des Schafes Dolly vor fünf Jahren zu verzeichnen sind, bereitet Schwierigkeiten.

      Die Veröffentlichung des menschlichen Genoms, die nicht umsonst den Charakter des Thesenanschlags von Luther bekommen hatte, erweist sich in diesen Tagen eben nicht nur als Ausweis wissenschaftlicher Höchstleistung genialischer Bioingenieure wie Craig Venter. Sie wird für einen großen Teil der Bevölkerung zum Menetekel einer zügellosen und unkontrollierbaren, jedenfalls unüberschaubaren Entwicklung.

      Die Wissenschaft also wird sich zunehmend in der ungeliebten Rolle des Verdächtigen, wenn nicht eines Mittäters, zumindest aber eines alles andere als arglosen Wegbereiters wiederfinden. Es wird für sie somit geradezu unausweichlich, die Diskussionen, die ihnen suspekte, aber keineswegs gedankenlose Zeitgenossen wie Fukuyama, Stock oder Silver aufzudrängen versuchen, nunmehr ernsthaft zu führen.

      Die übliche Relativierung pseudowissenschaftlicher Umtriebe jedenfalls, wie das Treiben der Raelianer-Sekte, wird nicht mehr ausreichen. Sie ist keine Antwort auf die Frage, wie die Wissenschaft mit ihren "Erfolgen" umzugehen gedenkt.

      Für Akademiker mag der Weg oft das Ziel sein, die Gesellschaft aber interessiert sich nur für das Ergebnis. Ihr Widerstand, so vereinzelt er auch von Zeit zu Zeit erkennbar wird, scheint zunehmend von der Angst gebremst zu werden, die Freiheit der Forschung in toto zu gefährden. In ihrer Brust schlagen zwei Herzen. Aber Eingriffe wie das Klonen, also das Ausschalten der genetischen Lotterie und damit die genetische Formung kommender Generationen, sind eben keine moralischen Bagatellen.

      Quelle: FAZ, 28.12.02
      Avatar
      schrieb am 29.12.02 23:55:34
      Beitrag Nr. 20 ()
      #10

      Zu eine so nette und sympatische Userin, mit so einem wunderschönen Nick, meine liebe Sussana, muss man charmant sein.
      Schade nur, dass so wenige Userinnen, wie Du, hier unterwegs sind.
      Charmeur und nette User, findest Du hier wenige, dafür aber jede Menge "Irren" und "Verrückten", diese gehören selbstverständlich auch dazu, doch sie haben in letzter Zeit überhand genommen! Schade!

      Cest la vie...... Cest la W.O ;)


      Sussana, einen guten Rutsch in das Jahr 2003 :kiss:


      Saluti

      Bodin :)
      Avatar
      schrieb am 29.12.02 23:58:02
      Beitrag Nr. 21 ()
      :confused:
      klonen find ich scheisse :mad:
      ich ,mag die art menschen zu zeugen oder die versuche :D
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 00:01:31
      Beitrag Nr. 22 ()
      Und ich dachte, die Sussana hätte gepostet.........aber nein.............es war nur der sgeler :cry:


      :D
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 00:34:01
      Beitrag Nr. 23 ()
      Es gibt ein Liede von Celentano, mit dem Titel "Susanna".

      http://www.cleope.it/frame2.htm
      (klick auf JUKE BOX, danach auf "Cantati", klick auf "A" für Adriano Celentano...........zu guter Letzt auf Susanna...............ach ja, auf den Dreieck sollten man auch klicken = Start) ;)

      Das lied gefällt mir sehr gut.............hoffe Dir auch "S" ;)


      Hier der Text (in ital. Lingua) :)


      Susanna
      Adriano Celentano

      Sette giorni a Portofino
      piu` di un mese a Saint Tropez
      poi m`hai detto " cocorito "
      " non mi compri col pate`..."
      e sei scappata a Malibu`
      con un grossista di bijoux...
      Susanna, Susanna, Susanna, Susanna mon amour
      io, turista ticinese
      tu regina di Pigalle
      indossavi un pechinese,
      ed un triangolo di strass
      t`ho detto "vieni via con me "
      tu m`hai detto " si` "
      io t`ho detto " ripassero` "
      ma no ! monsieur...
      tu ne preoccupe pas... .
      ma vah !
      Susanna, Susanna, Susanna, Susanna mon amour
      e ora sono sulle spese
      in balia degli usurai
      sovvenziono quattro streghe
      per poi sapere dove vai...
      e tuo marito sta qui da me
      che mangia e dorme come un re
      Susanna, Susanna, Susanna, Susanna dove sei
      son tre mesi che ti aspetto
      in quel solito bistrot
      ho firmato un metro quadro
      di cambiali agli usurai
      ma piu` niente so` di te
      forse un giorno ritornerai
      Susanna, Susanna, Susanna, Susanna mon amour
      io ti aspetto mon amour !




      Bodin :)



      Ps: Habe somit eine gute Seite verraten :)
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 00:36:21
      Beitrag Nr. 24 ()
      Ein Liede :rolleyes: verkaufe ein "e" :D
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 01:11:52
      Beitrag Nr. 25 ()
      @ Bodin

      # 20

      Ich freue mich erneut sehr über Deine liebenswürdigen Komplimente, danke :):):) und Deine Bemühungen, ein nettes Klima hier mitzuschaffen. :):):)

      Zu Deiner Warnung: ich hoffe doch, daß wir hier einigermaßen friedlich miteinander umgehen .:rolleyes::)

      Du hast jedenfalls noch nichts von Deinem Charme hier einbüßen müssen --- oder doch?:rolleyes:


      Ich wünsche Dir auch einen Guten Rutsch in das Jahr 2003.

      Grüße
      Susanna:)
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 01:16:49
      Beitrag Nr. 26 ()
      Ich bin ein Klon, ein seltener Klon, denn bei mir hat man die Erbinformationen von ZWEI Personen gemixt! Was für einen Klon besonders ärgerlich ist, ist das frühzeitige Altern. Schon mit zwanzig sah ich aus wie zwanzig. Nun ja, es gibt "Schönheitschirurgen", Frischzellentherapien (vom Schweinderl, oink-oink!) und nötigenfalls künstliche Zähne, Haare, Busen und Po. Was soll`s also ... man muß nur daran denken, sich rechtzeitig klonen zu lassen.
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 01:19:03
      Beitrag Nr. 27 ()
      @sgeler

      Es bleibt Dir natürlich unbenommen, Dich auf die herkömmliche Art fortzupflanzen. :)

      Aber falls Du nicht zeugungsfähig
      sein solltest oder Deine Partnerin, dann sehe ich im Klonen auch eine Alternative - falls ausgereift -
      zu einem Wunschkind für Dich zu kommen.
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 01:31:56
      Beitrag Nr. 28 ()
      Susanna, Charm betreffend, dessen kannst Du Dir absolut sicher sein ;), so schnell verliert man sein Charm nicht, wenn man eins besitzt ;) :kiss:
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 01:36:16
      Beitrag Nr. 29 ()
      Hallo Bodin :)

      Danke Dir sehr für das Heraussuchen des Liedes "Susanna".:):):)

      Habe es mir gerade angehört, ich höre es in einer instrumentellen Version.
      Ist es das, was Du meintest?:rolleyes:

      "Susanna" heißt eigentlich : Türkischer Marsch oder: rondo alla turca, von Mozart.


      Leider kann ich kein italienisch, obwohl ich die Sprache sehr mag, so daß ich den Liedtext nixi verstehen kann. :(


      Verstanden habe ich: Susanna mon amour. :):):)

      Grüße
      Susanna:)
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 01:52:34
      Beitrag Nr. 30 ()
      Susanna, auf dieser Seite http://www.cleope.it/frame2.htm sind alle Lieder gesungen (keine instrumentellen Versionen).

      Siehe #23, ist gut beschrieben, eigentlich !!!


      Beim Lied geht es um eine Frau (Susanna) die ein Mann finanziell in den Ruin treibt, nach 7 Tage Portofino und über einen Monat Saint Tropez, sagte Sie zu Ihm "Ciao ciao bello, das war`s :( :D

      Cest la vie......


      Bodin :)
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 18:31:41
      Beitrag Nr. 31 ()
      Hallo Bodin:)

      Fehler entdeckt: Ich habe aus Versehen oben links bei dem vermeintlichen "Lautverstärker" auf Nr. 4 geklickt:
      erklingt Türkischer Marsch, der das "Susanna"-Lied überlagerte.

      Die Musik zu "Susanna" gefällt mir gut :)

      ---- der Text dagegen viel weniger.

      Ich hoffe, Du assoziierst ihn nicht mit mir? ;)

      Gruß
      Susanna:)
      Avatar
      schrieb am 31.12.02 00:21:13
      Beitrag Nr. 32 ()
      Susanna,

      nein :D, ich werde es mit Sicherheit nicht tun, Du bist die gute Susanna :kiss:


      Wünsche Dir all das was Du Dir selber wünschst !!!


      Ciao, Bodin :)
      Avatar
      schrieb am 02.01.03 16:05:29
      Beitrag Nr. 33 ()
      Bodin,

      da bin ich aber sehr beruhigt. :):):);)

      Grüße
      Susanna:)
      Avatar
      schrieb am 02.01.03 16:10:53
      Beitrag Nr. 34 ()
      ---


      Klonverbot gefordert


      Die Ankündigung der Raelianer-Sekte, ein geklontes Kind präsentieren zu können, hat in Deutschland die Diskussion um ein Klonverbot erneut angeheizt. Aus Politik und Wissenschaft kommen Forderungen nach einem Verbot.

      Grünen-Fraktionsvize Reinhard Loske hat die Forderung seiner Partei nach einer weltweiten Ächtung des reproduktiven und therapeutischen Klonens unterstrichen. Es sei eine künstliche Scheidelinie, wenn zwischen beiden Klonarten unterschieden werde, sagte Loske am Dienstag. Ähnlich der Konvention zum Schutz der Erdatmosphäre sei eine internationale Vereinbarung zur Ächtung des Klonens nötig.




      Kontakt zu anderen Ländern gefordert

      Es sei verheerend, dass die Verhandlungen über ein Klonverbot auf die nächste UN-Vollversammlung im kommenden November verschoben worden seien, sagte Loske. Der Leiter der Gentechnik-Arbeitsgruppe der Grünen warf Deutschland und Frankreich vor, ihre Haltung im Streit um das Klonverbot sei keine „wirkliche Verhandlungsposition“. Loske forderte die Bundesregierung auf, nicht nur den Kontakt zu Frankreich zu halten, sondern auch Gespräche mit den USA zu suchen - die Vereinigten Staaten seien für ein Klonverbot entscheidend.

      Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, hat ein weltweites Klonverbot verlangt. „Wer Menschen klonen will, muss entweder wahnsinnig sein oder ein kühl berechnender Fanatiker, der jeden Respekt vor dem menschlichen Leben verloren hat“, sagte Hoppe am Dienstag in einem Interview.

      Mit solchen Experimenten wie dem Klonen des Babys "Eve" durch die Raelianer werde der Tod hunderter Embryonen in Kauf genommen, kritisierte der Ärztepräsident. Die Allmachtsfantasien dieser „reproduktionsmedizinischen Amokläufer“ müssten entlarvt und ihre Praktiken geächtet werden.




      Auch das therapeutische Klonen in der Kritik

      Auch beim so genannten therapeutischen Klonen würden Embryonen als Biorohstoff für medizinische Experimente regelrecht verbraucht, betonte Hoppe. Die befruchtete, entwicklungsfähige Eizelle sei aber schützenswertes menschliches Leben, das aus keinerlei Gründen zur Disposition gestellt werden dürfe.

      Der oberste Vertreter der 375.000 Mediziner in Deutschland plädierte zugleich für ein striktes Verbot der so genannten Präimplantationsdiagnostik (PID) - also der Untersuchung künstlich befruchteter Eizellen auf schwere genetische Schäden. Diese Methode sei ethisch nicht vertretbar, medizinisch höchst fragwürdig und berge zudem eine zu große Missbrauchsgefahr, sagte Hoppe.

      PID sei zwar mit dem Ziel entwickelt worden, Eltern mit einem erblichen Risiko zu einem gesunden Kind zu verhelfen. Sie sei damit aber auch eine diagnostische Methode zur Selektion menschlichen Lebens in seinem frühesten Stadium.




      Präimplantationsdiagnostik abgelehnt

      Der Hauptzweck der Präimplantationsdiagnostik bestehe darin, aus einer bestimmten Zahl befruchteter Eizellen einen vermeintlich gesunden oder genetisch unbelasteten Embryo auszuwählen und andere weniger gut ausgestattete Embryonen abzutöten. „Das ist der Kern des Problems: Menschliches Leben wird zur Disposition gestellt, weil es bestimmte, jedoch individuell verschiedene Kriterien nicht erfüllt“, sagte Hoppe.

      Die bewusste Tötung genetisch belasteter Embryonen und damit potenziell behinderten Lebens werde zudem die Akzeptanz von Behinderten in unserer Gesellschaft weiter mindern.

      Von der Einsetzung einer Ethik-Enquetekommission des Deutschen Bundestages im kommenden Jahr verspricht sich Hoppe eine Fortsetzung der Debatte nicht nur um die Präimplantationsdiagnostik, sondern auch um Themen wie Stammzell-Importe und den Abtreibungsparagrafen 218. „Wir finden es gut, dass damit diese Themen am Laufen bleiben“, sagte er.




      Bulmahn sucht Mehrheit für Verbot

      Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hatte am Montag gesagt, sie wolle mit Hilfe einer deutsch-französischen Initiative eine Mehrheit der Länder auf der Welt für ein generelles Verbot reproduktiven Klonens gewinnen. Das therapeutische Klonen, das in Deutschland verboten ist, kann nach Ansicht von Bulmahn kaum weltweit geächtet werden. Zwei Drittel der Länder lehnten ein Verbot des therapeutischen Klonens ab.

      Quelle: FAZ, 31.12.02
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 00:53:21
      Beitrag Nr. 35 ()
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 00:58:23
      Beitrag Nr. 36 ()
      ich denke immer noch es sollte kein genaues abbild eines anderen geben :(
      selbst wenn man nicht zeugungsfähig ist, sollte doch die natürliche art der fortpflanzung das mass sein.
      es soll doch ein neuer mensch entstehen und nicht eine kopie :(
      Avatar
      schrieb am 03.01.03 09:43:47
      Beitrag Nr. 37 ()
      Mit menschlichem Erbgut rumzuspielen ist einfach nur pervers :mad:
      Wer kein Kind bekommen kann, soll halt eins adoptieren.
      Während tausende von Kinder verhungern, sollte man sich lieber um die Prävention des Elends auf der Welt sorgen.
      Denen die das klonen vorantreiben, geht es doch nur um Macht und Anerkennung. Persönlicher Ergeiz wird vor allem anderen gesetzt :(
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 02:25:49
      Beitrag Nr. 38 ()
      -----

      Sekte: Zweites Klon-Baby in Niederlanden geboren

      Die französische Wissenschaftlerin Brigitte Boisselier hat am Samstag in den USA die Geburt des angeblich zweiten Klonbabys verkündet.

      Das Mädchen sei das Kind von zwei niederländischen Lesbierinnen und sei am Freitagabend in einem „nordeuropäischen Land“ zur Welt gekommmen, sagte Boisselier.

      Die amerikanische Firma Clonaid, hinter der die Raelianer-Sekte steht, ist jedoch den Beweis, dass es sich beim ersten Klon-Baby namens Eve tatsächlich um eine Geburt mit kopierten Erbgut handelt, bisher weiterhin schuldig geblieben.

      Dies soll sich am 22. Januar ändern. An diesem Tag sind die Eltern von Eve, Boisselier sowie der Sektengründer Rael vor Gericht geladen, um die Vormundschaft des Kindes zu klären, sollte es sich tatsächlich um einen Klon handeln. Die US-Arzneimittelaufsichtsbehörde hat die Untersuchung des umstrittenen Unternehmens aufgenommen.

      Boisselier, Chefin des mit der Raelianer-Sekte kooperierenden US-Unternehmens Clonaid hatte gegenüber den TV-Sendern „France 2“ und „BBC Two" das zweite Klon-Baby der Geschichte für das Ende der Wocher angekündigt. Angeblich soll das Kind in den Niederlanden geboren worden sein, 2,7 Kilogramm wiegen und damit leichter sein als das erste angeblich geklonte Mädchen.

      „Alles verlief normal“, sagte Bart Overvliet, der Anführer der Raelianer-Sekte in den Niederlanden, am Samstag dem Nachrichtensender CNN. Mutter sei eine lesbische Niederländerin. Overvliet wollte allerdings nicht offiziell bestätigen, dass das Kind in den Niederlanden geboren worden sei.




      DNS-Test bei Eve zunächst nicht geplant

      Derweil hat der Streit um Eve begonnen. Boisselier sagte „France 2", die angekündigten Tests über die DNS-Struktur des angeblich am vergangenen Freitag von einer 31-jährigen Amerikanerin zur Welt gebrachten Mädchens würden vorerst nicht vorgenommen.

      Zur Begründung führte sie den Gerichtstermin an, den Anwalt Bernard Siegel für den 22.Januar anberaumt hat. Dabei soll die Einsetzung eines Vormundes für das Kind diskutiert werden, falls es tatsächlich ein Klon-Baby sei. Sollten die aufgerufenen Parteien nicht vor Gericht erscheinen, käme dies einer Zustimmung zur Vormundschaft gleich, betonte Siegel.

      Der Anwalt hatte am Dienstag Anzeige erstattet. Er wirft den `Eltern` und Urhebern des angeblichen Babys vor, das Kind einem „gefährlichen medizinischen Experiment“ auszusetzen. Eve ist laut Siegel „ein menschliches Versuchskaninchen“, bei dem mit „Mutationen, Mängeln und dauerhaften genetischen Schäden“ zu rechnen sei. Die Eltern fühlten sich dadurch unter Druck gesetzt.

      Boisselier sagte, bei dem bald in Europa zur Welt kommenden Kind stünden die Aussichten vielleicht besser, dass die Eltern des Babys in einem weniger heiklen Umfeld zugänglicher seien. „Ich bin zuversichtlich, diese Tests werden bald ausgeführt und ihnen als Beweis recht bald vorgelegt", sagte die Clonaid-Chefin der BBC über die geplanten DNS-Tests an dem Baby, das in Europa zur Welt kommen soll.



      Arzneimittelaufsicht überprüft Klonaid

      Die US-Arzneimittelaufsichtsbehörde will bei den Untersuchungen von Clonaid zunächst überprüfen, ob die Firma tatsächlich einen Menschen geklont habe. Erst dann sollte festgestellt werden, ob das Unternehmen gegen US-Gesetze verstoßen habe, hieß es.

      Die Raelianer-Sekte, die das Baby geklont haben will, nahm den Eingriff nach eigenen Angaben nicht in den USA vor. In den USA ist das Klonen menschlicher Embryonen nicht verboten, die Food and Drug Administration (FDA) muss jedoch ihre Zustimmung geben.

      Doch Clonaid steht den Beamten der FDA offensichtlich nicht positiv gegenüber. Die Mitarbeiter seien bei ihrem Besuch an die Anwälte der Firma verwiesen worden, teilte Clonaid-Sprecherin Nadine Gary am Donnerstag (Ortszeit) mit.

      Zuvor hatte Bosselier bereits "France 2" gesagt, dass die FDA in den Büros der Firma in Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada vorstellig geworden sei. Die Aufsichtsbehörde bestätigte, dass ihre Mitarbeiter mit Clonaid telefoniert und dem Unternehmen auch „einen Besuch“ abgestattet hätten. Bislang sei dort allerdings nichts durchsucht oder sichergestellt worden, betonte ein Sprecher der Behörde.




      Zweifel an den wissenschaftlichen Möglichkeiten

      In Tierversuchen ist es Wissenschaftlern zwar gelungen, unter anderem Schafe und Mäuse zu klonen. Wie sich später herausstellte, wiesen jedoch einige der Tiere genetische Defekte auf. Wissenschaftler fürchten, dass solche Defekte auch bei geklonten Menschen auftreten könnten. Clonaid kooperiert mit der Sekte der Raelianer, die die Erschaffung der Menschheit durch Außerirdische propagiert und die das Klonen als eine Möglichkeit zur Ausdehnung der menschlichen Lebensspanne betrachtet.

      Clonaid wird von den meisten Wissenschaftlern skeptisch gesehen. Viele bezweifeln, dass das Unternehmen über die technischen Fähigkeiten zum Klonen von Menschen verfügt.

      Quelle: FAZ, 05.01.03
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 02:26:41
      Beitrag Nr. 39 ()
      -----

      Sekte: Zweites Klon-Baby in Niederlanden geboren

      Die französische Wissenschaftlerin Brigitte Boisselier hat am Samstag in den USA die Geburt des angeblich zweiten Klonbabys verkündet.

      Das Mädchen sei das Kind von zwei niederländischen Lesbierinnen und sei am Freitagabend in einem „nordeuropäischen Land“ zur Welt gekommmen, sagte Boisselier.

      Die amerikanische Firma Clonaid, hinter der die Raelianer-Sekte steht, ist jedoch den Beweis, dass es sich beim ersten Klon-Baby namens Eve tatsächlich um eine Geburt mit kopierten Erbgut handelt, bisher weiterhin schuldig geblieben.

      Dies soll sich am 22. Januar ändern. An diesem Tag sind die Eltern von Eve, Boisselier sowie der Sektengründer Rael vor Gericht geladen, um die Vormundschaft des Kindes zu klären, sollte es sich tatsächlich um einen Klon handeln. Die US-Arzneimittelaufsichtsbehörde hat die Untersuchung des umstrittenen Unternehmens aufgenommen.

      Boisselier, Chefin des mit der Raelianer-Sekte kooperierenden US-Unternehmens Clonaid hatte gegenüber den TV-Sendern „France 2“ und „BBC Two" das zweite Klon-Baby der Geschichte für das Ende der Wocher angekündigt. Angeblich soll das Kind in den Niederlanden geboren worden sein, 2,7 Kilogramm wiegen und damit leichter sein als das erste angeblich geklonte Mädchen.

      „Alles verlief normal“, sagte Bart Overvliet, der Anführer der Raelianer-Sekte in den Niederlanden, am Samstag dem Nachrichtensender CNN. Mutter sei eine lesbische Niederländerin. Overvliet wollte allerdings nicht offiziell bestätigen, dass das Kind in den Niederlanden geboren worden sei.




      DNS-Test bei Eve zunächst nicht geplant

      Derweil hat der Streit um Eve begonnen. Boisselier sagte „France 2", die angekündigten Tests über die DNS-Struktur des angeblich am vergangenen Freitag von einer 31-jährigen Amerikanerin zur Welt gebrachten Mädchens würden vorerst nicht vorgenommen.

      Zur Begründung führte sie den Gerichtstermin an, den Anwalt Bernard Siegel für den 22.Januar anberaumt hat. Dabei soll die Einsetzung eines Vormundes für das Kind diskutiert werden, falls es tatsächlich ein Klon-Baby sei. Sollten die aufgerufenen Parteien nicht vor Gericht erscheinen, käme dies einer Zustimmung zur Vormundschaft gleich, betonte Siegel.

      Der Anwalt hatte am Dienstag Anzeige erstattet. Er wirft den `Eltern` und Urhebern des angeblichen Babys vor, das Kind einem „gefährlichen medizinischen Experiment“ auszusetzen. Eve ist laut Siegel „ein menschliches Versuchskaninchen“, bei dem mit „Mutationen, Mängeln und dauerhaften genetischen Schäden“ zu rechnen sei. Die Eltern fühlten sich dadurch unter Druck gesetzt.

      Boisselier sagte, bei dem bald in Europa zur Welt kommenden Kind stünden die Aussichten vielleicht besser, dass die Eltern des Babys in einem weniger heiklen Umfeld zugänglicher seien. „Ich bin zuversichtlich, diese Tests werden bald ausgeführt und ihnen als Beweis recht bald vorgelegt", sagte die Clonaid-Chefin der BBC über die geplanten DNS-Tests an dem Baby, das in Europa zur Welt kommen soll.



      Arzneimittelaufsicht überprüft Klonaid

      Die US-Arzneimittelaufsichtsbehörde will bei den Untersuchungen von Clonaid zunächst überprüfen, ob die Firma tatsächlich einen Menschen geklont habe. Erst dann sollte festgestellt werden, ob das Unternehmen gegen US-Gesetze verstoßen habe, hieß es.

      Die Raelianer-Sekte, die das Baby geklont haben will, nahm den Eingriff nach eigenen Angaben nicht in den USA vor. In den USA ist das Klonen menschlicher Embryonen nicht verboten, die Food and Drug Administration (FDA) muss jedoch ihre Zustimmung geben.

      Doch Clonaid steht den Beamten der FDA offensichtlich nicht positiv gegenüber. Die Mitarbeiter seien bei ihrem Besuch an die Anwälte der Firma verwiesen worden, teilte Clonaid-Sprecherin Nadine Gary am Donnerstag (Ortszeit) mit.

      Zuvor hatte Bosselier bereits "France 2" gesagt, dass die FDA in den Büros der Firma in Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada vorstellig geworden sei. Die Aufsichtsbehörde bestätigte, dass ihre Mitarbeiter mit Clonaid telefoniert und dem Unternehmen auch „einen Besuch“ abgestattet hätten. Bislang sei dort allerdings nichts durchsucht oder sichergestellt worden, betonte ein Sprecher der Behörde.




      Zweifel an den wissenschaftlichen Möglichkeiten

      In Tierversuchen ist es Wissenschaftlern zwar gelungen, unter anderem Schafe und Mäuse zu klonen. Wie sich später herausstellte, wiesen jedoch einige der Tiere genetische Defekte auf. Wissenschaftler fürchten, dass solche Defekte auch bei geklonten Menschen auftreten könnten. Clonaid kooperiert mit der Sekte der Raelianer, die die Erschaffung der Menschheit durch Außerirdische propagiert und die das Klonen als eine Möglichkeit zur Ausdehnung der menschlichen Lebensspanne betrachtet.

      Clonaid wird von den meisten Wissenschaftlern skeptisch gesehen. Viele bezweifeln, dass das Unternehmen über die technischen Fähigkeiten zum Klonen von Menschen verfügt.

      Quelle: FAZ, 05.01.03
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 08:04:26
      Beitrag Nr. 40 ()
      -----

      Eltern der Klonbabys verweigern Tests


      Auch für das zweite angebliche Klonbaby soll es zunächst keinen Gentest geben, der die Abstammung beweisen könnte. Die Eltern des am Wochenende zur Welt gekommenen Babys seien dazu nicht bereit, erklärte Bart Overvliet, Vorsitzender der mit dem Unternehmen Clonaid verbundenen Raelianer-Sekte in den Niederlanden.

      Es sei aber möglich, dass sie ihre Haltung änderten, meinte er am Montag in Amsterdam. Kritiker zweifelten an der Begründung der Eltern, eines lesbischen Paares, ihre Privatsphäre schützen zu wollen.

      Für das erste angebliche Klonbaby „Eve“ ist die Sekte bislang ebenfalls einen DNS-Test schuldig geblieben. Wissenschaftler sprechen daher der Raelianer-Sekte jegliche Glaubwürdigkeit ab. „Da immer noch jegliche wissenschaftliche Beweise fehlen, halte ich die Darstellung der Sekte für falsch“, sagte der Genetik-Experte Rudolph Jaenisch vom renommierten MIT-Forschungsinstitut in den USA.




      Medienbluff oder Werbegag, vermuten Wissenschaftler

      Der Bioethik-Professor Alta Charo von der Universität Wisconsin kritisierte den „Medienbluff“, der der Sekte „ohne wirkliche Informationen eine unglaubliche Aufmerksamkeit“ sichere. Die Chefin des mit den Raelianern verbundenen US-Unternehmens Clonaid, Brigitte Boisselier, hatte in der vergangenen Woche die Geburt eines zweiten Klon-Babys bekannt gegeben.

      Eine 31-jährige lesbische Niederländerin brachte nach Angaben Boisseliers das Mädchen am Freitagabend in einem nordeuropäischen Land gesund zur Welt. In einem BBC-Interview am Sonntag kündigte die Wissenschaftlerin an, bis Anfang kommenden Monats würden drei weitere Klon-Babys zur Welt kommen. Das Geburtsland nannte sie nicht.

      „Wir haben mehrere hundert Embryonen allein zu Testzwecken produziert. Wir haben zehn eingepflanzt, fünf sind erfolgreich gewesen.“ Boisselier ist Mitglied der Raelianer-Sekte, die glaubt, dass Klonen den Menschen das ewige Leben ermöglicht.




      DNS-Tests unbestimmt verschoben

      Boisselier hatte Ende Dezember unabhängige wissenschaftliche Belege für ihre Behauptung angekündigt. Eine entsprechende Untersuchung des ersten Säuglings am vergangenen Dienstag wurde allerdings mit Verweis auf das fehlende Einverständnis der Eltern verschoben worden. Im britschen Fernsehsender BBC sagte sie am Sonntag, sie sei zwar auch dafür, die Untersuchungen so bald wie möglich vorzunehmen. Sie werde jedoch keinen Druck auf die Eltern ausüben. Im Falle einer Untersuchung würden diese ihre Identität preisgeben müssen.




      „Ich habe ihnen nie geglaubt“

      Der Experte Arthur Caplan vom Zentrum für Bioethik der Universität von Pennsylvania kommentierte die Informationspolitik der Sekte mit den Worten: „Jetzt platzt die Klon-Blase.“ Die Raelianer wollten eine unabhängige Untersuchung schlichtweg verhindern. „Ich glaube ihnen nicht, ich habe ihnen nie geglaubt“, sagte Caplan.

      Harry Griffin vom Roslin Institut in Schottland, wo 1996 das geklonte Schaf Dolly geboren wurde, sieht in den Berichten von Clonaid sogar einen Werbegag.

      Die „New York Times“ nährte am Sonntag weitere Zweifel an der Darstellung der Raelianer. Der US-Wissenschaftsjournalist Michael Guillen, den die Sekte als vermeintlich unabhängigen Zeugen für eine wissenschaftliche Untersuchung des angeblichen Klon-Babys „Eve“ benannt hatte, habe die Geschichte bereits vor Monaten mehreren US-Fernsehsendern für hunderttausend Dollar zum Kauf angeboten. Dies lege den Verdacht nahe, dass Guillen Verbindungen zu den Raelianern habe und eigene Interessen verfolge. Die Sender hätten Guillens Angebot abgelehnt.




      Union drängt auf Klonverbot

      Die Unionsfraktion im Bundestag drängte auf ein Klonverbot in Deutschland. „Gleichgültig, ob die Meldungen der Raelianer wahr sind oder nicht: Wir müssen schnellstens Grenzen setzen“, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Maria Böhmer, der Zeitung „Welt am Sonntag“.

      Die Äußerungen von Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) ließen den Eindruck zu, dass „die Bundesregierung sich die Tür für das so genannte therapeutische Klonen offen halten will“. Deshalb müsse der Bundestag nochmal seine Position deutlich machen, an die sich die Bundesregierung dann zu halten habe.

      Bulmahn wiederum sagte der „Bild am Sonntag“, die Nachricht von der Geburt des angeblich ersten geklonten Babys habe sie erschüttert. „Unabhängig davon, ob die Meldungen zutreffen, verletzt allein der Versuch, mit den technischen Möglichkeiten des Klonens genetisch identische Menschen herzustellen und zur Welt zu bringen, die Würde des Menschen.“

      Quelle: FAZ, 07.01.03
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 08:07:53
      Beitrag Nr. 41 ()
      -----

      Gutachter: Klonbaby nur PR-Aktion

      Der US-Wissenschaftsjournalist Michael Guillen, der die DNS-Analyse des vermeintlich ersten Klon-Babys der Welt überwachen sollte, hat seine Untersuchungen vorerst eingestellt.

      Zur Begründung erklärte er, das von ihm geführte Team von Wissenschaftlern habe von der Sekte der Raelianer keinen direkten Zugang zu der Familie des Klon-Babys erhalten. Deswegen sei es weiterhin durchaus möglich, dass es sich um einen „ausgeklügelten Schwindel“ handele, um der Sekte Aufmerksamkeit zu verschaffen.

      „Mit anderen Worten, es ist absolut möglich, dass Clonaids Ankündigung Teil eines groß angelegten Täuschungsmanövers ist, das der (Ufo-gläubigen) Raelianer-Sekte Publizität verschaffen sollte“, heißt es in Guillens Erklärung.




      Unabhängiger Gutachter

      Die Direktorin der Firma Clonaid, Brigitte Boisellier, hatte bei einer Pressekonferenz am 27. Dezember in Florida die Geburt des ersten angeblich geklonten Babys bekannt gegeben. Sie ernannte Guillen zum unabhängigen Gutachter und beauftragte ihn damit, ein Expertenteam seiner Wahl zusammenzustellen.

      Dieses sollte der Mutter der kleinen „Eve“ und dem laut Boisselier aus einer ihrer Hautzellen geklonten Kind je eine Blutprobe entnehmen und das darin enthaltene Erbgut vergleichen.




      Bedenkzeit für Eltern

      Doch nur wenige Tage nach ihrer Aufsehen erregenden Mitteilung nahm Boisselier ihre Zusage zurück und erklärte, die Eltern der kleinen „Eve“ brauchten noch Bedenkzeit. Inzwischen ist nach Angaben Boiselliers ein zweites, angeblich ebenfalls von Clonaid geklontes Baby zur Welt gekommen. Seine Eltern seien ein lesbisches Paar in Belgien, das auch auf seiner Anonymität bestehe.

      Derweil hat ein Rechtsanwalt in Florida bei Gericht beantragt, den Eltern von „Eve“ das Sorgerecht zu entziehen. Klonen sei ein großes Wagnis, das enorme Gefahren für das Kind berge und damit als „Kindesmissbrauch“ einzustufen sei. Der Anwalt will Clonaid zwingen, vor Gericht alle Daten offenzulegen und einen DNA-Beweis für das Klonkind zu erbringen.

      Quelle: FAZ, 08.01.03
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 08:54:28
      Beitrag Nr. 42 ()
      -----





      Klonen soll böse sein? Gregory Stock sagt nein


      Ein Besuch bei dem Biorevolutionär Gregory Stock
      LOS ANGELES, Anfang Januar

      Gregory Stock lächelt fein, wenn er den Namen Leon Kass hört. Kass, Präsident Bushs Chefethiker, versteht Biowissenschaft vor allem als Bedrohung unseres Menschseins. Um seinen Warnungen Nachdruck zu verleihen, erzählt er gern Nathaniel Hawthornes Geschichte "The Birthmark", in der ein Alchimist versucht, das Muttermal seiner sonst makellos schönen Frau zu entfernen, und dabei ihren Tod verursacht.

      Stock hingegen ist davon überzeugt, daß die revolutionären Wissenschaften von heute sich auf unser Leben, unser Selbstverständnis und unsere Zukunft viel günstiger auswirken. Worauf gründet sich sein Optimismus?

      Ein Besuch bei ihm zu Hause in den Hügeln über Los Angeles kommt einer Zeitreise nah. Die Zukunft offenbart sich schon im Wartesaal der Gegenwart. Dabei mag die fröhliche Wissenschaft des Gregory Stock in ihrer radikalen, zukunftsgläubigen Emphase einem bedächtigen Europäer erst einmal den Atem verschlagen. Aber Stock, dessen jüngste Zukunftsvision im Buchformat "Redesigning Humans: Our Inevitable Genetic Future" heißt, ist kein verschrobener Einzelgänger.

      Wenn er sich zur genetischen Verbesserung des Menschen bekennt, die er eingebettet sieht in einen übermächtigen evolutionären Prozeß, spricht aus ihm auch die fortschrittstrunkene Stimme der amerikanischen Wissenschaft.

      Für Seriosität bürgt seine akademische Laufbahn. Stock wurde an der Johns Hopkins University in Biophysik promoviert und verließ die Harvard Business School als Master of Business Administration.
      In seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat er sich mit Entwicklungsbiologie ebenso beschäftigt wie mit Lasertechnik und Software für die elektronischen Netzwerke von Banken.

      Mit "Metaman: The Merging of Humans and Machines into a Global Superorganism" griff er 1993 erstmals in die Diskussion über die Auswirkungen der gentechnischen Revolution ein. Seitdem gehört er zu den talking heads, ohne die sich die amerikanischen Medien nicht auf wissenschaftliches Neuland wagen. Hauptberuflich leitet er die Abteilung "Medicine, Technology, and Society" an der Medizinischen Fakultät der University of California in Los Angeles.




      Eine Umdefinition der Biologie

      Dort scheint er gut ohne Philosophen und Bioethiker auszukommen. Ihnen wirft er vor, im gegenwärtigen Umbruch vor allem seine Symbolik zu sehen. Wissenschaft, sagt er, definiere unsere Biologie derzeit um, und wir sorgten eben nur dafür, daß sie uns nütze.

      Auch wenn es nicht ohne Irrtum, Mißbrauch und Probleme abgehe, überwiege der Nutzen bei weitem die Risiken. Begreift er denn gar nicht, daß angesichts enormer technologischer Gefahren und ethischer Dispute nicht jeder so zukunftsgläubig sein kann wie er? "Es ist sehr leicht, die Zukunft mit abstrakten Argumenten zu verbauen, die immer vage bleiben." Darum vergleicht er einen Francis Fukuyama oder Jeremey Rifkin mit den Alarmisten der vorletzten Jahrhundertwende, als die menschliche Lebenserwartung mit medizinischen Eingriffen verdoppelt werden konnte.

      "Im Rückblick werden auch wir in einer primitiven Epoche gelebt haben. Wir haben kein Monopol auf Weisheit, kennen also auch nicht den möglichen Einsatz der neuen Technologien. Dafür im voraus Gesetze zu verabschieden wäre einfach lächerlich."

      Das klingt fast so, als wolle er dem Laissez-faire-Kapitalismus, der gerade eine spektakuläre Krise zu bestehen hat, die Laissez-faire-Wissenschaft folgen lassen.

      Nun erkennt er aber, wie er in seinem Buch unterstreicht, einige Grenzen an. Die Frage ist, wer sie ziehen soll: Wissenschaftler? Oder Politiker? Oder nicht doch lieber das eigenverantwortliche Individuum?

      Keinerlei Fesseln soll es für die Forschung geben. Wissen sei zu unklar, um uns anzuzeigen, wohin es uns führe. Folglich sollten sich legislative Interventionen auf konkrete, bereits existierende Fälle beschränken.

      Es ergebe keinen Sinn, vorausgeahnte Probleme verhindern zu wollen. Die Zukunft etwa der reproduktiven Medizin komme ganz langsam, und zwischen Laborversuchen und klinischer Anwendung werde genug Zeit verstreichen, um Informationen zu sammeln und dann angemessen handeln zu können.

      Auch dabei sind Richtlinien vonnöten. Wo wären die nun zu finden? "Unsere Gesellschaft hält sich zum Beispiel aus dem Familienleben weitgehend heraus, denn es ist viel zu komplex. Bemerken wir Dinge, die unseren Wertvorstellungen widersprechen, greifen wir jedoch ein.

      Nicht anders wird es bei der reproduktiven Biologie geschehen." Zu vermeiden seien Gesetze auf religiöser Basis, Mechanismen zum Schutz vor jeglicher Herausforderung oder Wertesysteme, die nicht von einer großen Mehrheit der Bevölkerung unterstützt werden.

      Die Lösung im Stammzellstreit hieße also Meinungsumfragen? "Ich finde es fast schockierend, daß in den Vereinigten Staaten über die Verwendung von embryonalen Stammzellen überhaupt eine ernsthafte Diskussion geführt wird."

      Stock kann es verstehen, daß in Deutschland die Nazivergangenheit den Diskurs prägt, auch wenn er es für einen fehlerhaften Ansatz hält. Die Folge sei, daß deutsche Wissenschaftler weltweit keinerlei Einfluß hätten. Zudem kommt ihm die deutsche Haltung unmoralisch oder zumindest heuchlerisch vor, es sei denn, Deutschland würde auf sämtliche Ergebnisse der Stammzellforschung verzichten.

      Das Terrain, sagt er mit einer Selbstverständlichkeit, die jede Brisanz überspielt, sei ungeeignet fürs tiefe Philosophieren: "Anstelle von Philosophie brauchen wir heute Pragmatismus. Der Mann von der Straße, der in der wirklichen Welt lebt, sieht das klarer als der Bioethiker."

      Täten Philosophen und Ethiker demnach am besten daran, den Mund zu halten und sich vertrauensvoll mit dem Rest der Bevölkerung unter die Fittiche der Wissenschaftler zu begeben? Was die Grundlagenforschung angehe, bekräftigt Stock, sollten wirklich nur Wissenschaftler entscheiden. Erst wenn es zur klinischen Anwendung von Technologie kommt, seien wir alle gefordert mitzureden. Dann setze der politische Prozeß ein.

      Er zum Beispiel habe keine Angst vor dem reproduktiven Klonen. Unlängst hat er mit Rudolf Jaenisch, dem Mitbegründer der Transgenen-Forschung, darüber debattiert und ihn gefragt, warum er an der Medienscharade teilnehme, die uns mit Extremisten wie den Realianern Furcht vor der Technik einflöße.

      Von Jaenisch hätte er gern gehört, daß gegen das reproduktive Klonen nichts einzuwenden sei, sobald es sicher und verläßlich durchzuführen wäre. "Was ist daran so abscheulich? Jaenisch hatte darauf keine Antwort."

      Aber kein seriöser Wissenschaftler bekennt sich zum reproduktiven Klonen. Warum nicht? "Weil sie fürchten, es käme zu einem politischen Rückschlag und sie könnten darüber unter anderem auch den Zugang zum therapeutischen Klonen verlieren.

      Sie sagen jetzt nicht, der gesamte Ansatz sei unheilvoll, sondern der Prozeß sei noch zu gefährlich. Die Technik aber ist nicht mehr zu stoppen." In seiner Zwangsläufigkeit soll der Fortschritt sich legitimieren. Stock bettet die Biorevolution in einen historischen Kontext der Veränderungen ein.

      Nach Stock leben wir mitten in einer neuen Art von kambrischer Explosion. Die genetische Revolution sei nur ein kleiner Aspekt eines tiefen Wandels. "Leben hat sich bisher auf sehr klar voneinander getrennten organisatorischen Ebenen abgespielt.

      Es fing mit Bakterien an, worauf komplexe Zellen entstanden, die sich schließlich zu multizellularen Organismen zusammenschlossen. Das ist das mikroskopische Leben, das uns heute bekannt ist. Jetzt befinden wir uns mitten in einer anderen Verschmelzung, der von Leben und Technologie."

      Was wir als natürlichen Ausdruck unserer Humanität begriffen, seien bereits Manifestationen einer höherrangigen Struktur. Heute geschehe in der Tat etwas Fundamentales, etwas so Revolutionäres wie damals, als Einzeller sich zu multizellularem Leben verbanden. Technologie beginne, die Biologie selbst zu prägen.

      Wenn wir also einen kleinen Aspekt, eine kleine Aktivität wie das Klonen oder die Stammzellforschung verhindern oder verlangsamen wollten, dürften wir nicht im Ernst erwarten, damit eine alles umspannende Entwicklung zu beeinflussen.

      Einer solchen Forschrittlichkeitslawine muß jeder Einwand zum Opfer fallen. In unserer Verzweiflung rufen wir die Moralphilosophin Martha Nussbaum zu Hilfe. In ihrem capabilities approach plädiert sie dafür, daß Menschen in einem sozial gerechten Staat die Möglichkeit haben sollten, Fähigkeiten und Kompetenzen zu erwerben, um so zu leben, wie sie es wollen.

      Die Verbesserung des genetischen Codes lehnt sie jedoch ab. Ihrer Argumentation zufolge muß Biotechnologie fragen, was "notwendig" ist für ein derart wunschgemäßes Leben. Stock wendet das Argument gleich ins Pragmatische um.

      Frau Nussbaum, sagt er, würde nicht billigen, daß wir genetisch daran arbeiteten, bei großer Vitalität hundert Jahre alt zu werden oder die menschliche Lebensspanne zu verdoppeln - für ihn ganz klar eine Verbesserung. Aber: "Wenn eine Intervention zur Verfügung steht, die nichts als eine Prävention eines degenerativen Prozesses ist, rät mir der common sense zuzugreifen. Ich sehe nichts Heiliges in der conditio humana heutiger Prägung."




      Politische Umwälzungen

      Und doch könnte es zu ungeheurem Mißbrauch kommen. Fukuyama fürchtet auch politische Umwälzungen. Der genetische Wandel, so prognostiziert er, werde durch die Neuerfindung der Natur des Menschen die Basis unseres modernen demokratischen Selbstverständnisses untergraben.

      Stock hält dagegen, daß in den vergangenen Jahren Außenseiter und Unterprivilegierte sich mehr und mehr Rechte erstritten hätten. Inzwischen würden Menschenrechte für Tiere gefordert. Ein Klon als Ersatzteillager oder als Sklave passe nicht in unser Weltbild.

      Stock verleugnet nicht die amerikanische Komponente der genetischen Revolution. In seinem Buch erinnert er auch an den Pioniergeist seines Landes. "Europäer halten uns deshalb für naiv und werfen uns vor, die drohenden Gefahren nicht zu erkennen.

      Die Zukunft mag unordentlich sein, aber wir werden die Sache schon hinkriegen. Gefährlicher als die Biotechnologien sind allemal die Nuklearwaffen. Nicht in der Präimplantationsdiagnose oder im Klonen sollten wir Gefahr wittern, sondern im Bioterrorismus."


      Für ihn besteht die zentrale Frage darin, ob Leben biologisch bleiben oder von nichtbiologischen Möglichkeiten transzendiert werde. Auch wenn es nicht so schnell gehe, wie Ray Kurzweil sich das vorstelle, könnte es in ein paar hundert Jahren soweit sein.

      Diese Probleme bewegen ihn mehr als die Gefahren, die mit der Erweiterung der Lebensspanne unserer genetischen Konstitution drohen könnten: "Wer so denkt, beweist nur, daß er die kapitalen Veränderungen, die auf uns warten, nicht begreift. Die Möglichkeiten, die sich uns bieten, sind intellektuell ungeheuer aufregend. Wir werden erfahren, wie Leben funktioniert, wie Bewußtsein sich konstituiert.

      Die Entwicklung aufzuhalten käme einer Verleugnung dieser intellektuellen, philosophischen und physischen Entdeckungsreise gleich. Und ich persönlich will einfach so viel wie möglich davon miterleben, bevor ich sterbe."

      JORDAN MEJIAS

      Quelle: FAZ, 03.01.03
      Avatar
      schrieb am 10.01.03 23:12:48
      Beitrag Nr. 43 ()
      -----


      Ethikräte kämpfen für Klonverbot

      Nach Berichten über erste angebliche Klonbabys streben die Ethikräte aus Deutschland, Frankreich und den Vereinigen Staaten ein internationales Klonverbot an. Unterdessen bahnt sich im Bundestag eine schwarz-grüne Allianz für ein umfassenderes Klonverbot an.

      Er habe bereits Kontakt zu seinen amerikanischen und französischen Kollegen aufgenommen, sagte der Vorsitzende des Nationalen Ethikrates in Deutschland, Spiros Simitis, in der „Rheinischen Post“. „Ende des Monats werden wir uns zusammensetzen.“




      Bulmahn: "Taktische Frage"

      Der Nationale Ethikrat lehnt das reproduktive Klonen Simitis zufolge aus „ethischen, wissenschaftlichen und verfassungsrechtlichen Gründen“ ab. „Es darf unter keinen Umständen stattfinden und sollte verboten werden“, betonte er. „Wir müssen sehen, was wir dazu beitragen können, möglichst schnell zu einer internationalen Vereinbarung zu kommen.“ Zum Klonen zu therapeutischen Zwecken äußerte sich Simitis vorsichtiger. Dabei soll - im Gegensatz zum reproduktiven Klonen - kein vollständiger Mensch entstehen.

      Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) sprach sich in Berlin erneut dafür aus, das Klonen von Menschen weltweit zu verbieten. Bulmahn betonte am Donnerstag, es sei eine „taktische Frage“, ob man gleich ein komplettes Verbot fordere oder die Ziele in internationalen Verhandlungen schrittweise zu erreichen versuche.




      UN verhandeln erst im Herbst wieder

      Mitglieder der Raelianer-Sekte hatten in den Vereinigten Staaten und Großbritannien die Geburt der ersten geklonten Babys angekündigt, allerdings keinen Beweis für ihre Behauptung vorgelegt. Der Versuch eines internationalen Klonverbots war im November bei den Vereinten Nationen (UN) gescheitert, weil die Verhandlungspartner sich nicht auf den Umfang einigen konnten.

      Die Bundesregierung hatte sich in New York nur für ein Verbot des reproduktiven Klonens eingesetzt, um, wie es hieß, überhaupt ein Ergebnis zu erzielen. Die UN-Verhandlungen sollen nach bisherigen Planungen erst im Herbst wieder aufgenommen werden.

      Unions-Fraktionsvize Maria Böhmer sagte der „Berliner Zeitung“, im Bundestag könne sie sich eine Kooperation mit den Grünen sehr gut vorstellen, um sowohl das reproduktive als auch das therapeutische Klonen zu unterbinden.

      Die Regierung müsse in einem Beschluss aufgefordert werden, ihre bisherige Verhandlungsstrategie bei den UN zu ändern und sich für ein generelles Klonverbot einzusetzen.

      Der stellvertretende Fraktionschef und Gentechnik-Experte der Grünen, Reinhard Loske, zeigte sich einer Zusammenarbeit mit der Union gegenüber aufgeschlossen. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Jürgen Rüttgers hatte am Mittwoch ebenfalls ein komplettes Klonverbot gefordert.

      Quelle: FAZ, 10.01.03
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 16:00:19
      Beitrag Nr. 44 ()
      -----

      Gentechnik

      Ein Glossar


      Quelle: FAZ




      Gentechnik und Biotechnologie verändern die Welt. Wissenschaftliche Forschungen, die noch bis vor einem Jahr nur wenige Fachleute beschäftigten, rücken ins Zentrum der politischen und gesellschaftlichen Debatte.

      Doch die Themen, die diskutiert werden, sind schwer zu durchschauen. Abgeordnete, Minister, Kommentatoren und Patienten kämpfen mit biologischen und medizinischen Fachbegriffen.

      Das Glossar erklärt, was sich hinter Abkürzungen wie PID und IHGP verbirgt, was ein Blastozyst ist und wie sich embryonale von adulten Stammzellen unterscheiden.



      Zellen und Gene

      Ausgangspunkt aller Forschungen sind die Zellen. Sie enthalten mit der DNA, der Erbsubstanz des Menschen, das begehrte Rohmaterial, mit dem Wissenschaftler arbeiten. Doch es gibt viele verschieden ausgeprägte Zellen mit unterschiedlichsten Funktionen.

      Ihre Entwicklung von der undifferenzierten Zelle eines Embryos bis zur hochspezialisierten Zelle eines Organs zu entschlüsseln gilt ein Augenmerk der Forscher. Ebenso suchen sie nach Wegen, die Zellen Erwachsener beeinflussen zu können.

      Der ethische Streit, der um die Forschung entbrannt ist, verdichtet sich in der Frage, von welchem Stadium eines Embryos an dessen Zellen als Teile eines Menschen geschützt sind und wann sie für die Forschung nutzbar gemacht werden dürfen.




      Diagnose und Therapie

      Die Hoffnungen, die in die Gentechnik gesetzt werden, verbinden sich vor allem mit der Erwartung neuer diagnostischer Möglichkeiten und erfolgversprechender Therapien von chronischen und Erbkrankheiten.



      Organisationen und politische Gremien

      Wissenschaftler in öffentlichen Instituten, aber auch Unternehmer treiben die Forschung voran. Die Politik soll den Rahmen für diese Forschungen setzen.





      Adulte Stammzelle

      Adulte Stammzellen sind körpereigene Stammzellen des erwachsenen Körpers, die beispielsweise aus Rückenmark oder Blut entnommen werden können.

      Adulte Stammzellen sind nicht pluripotent, das heißt, sie können keinen Zelltypus bilden, dem sie nicht selbst entstammen.

      Nach derzeitigem Stand der Forschung ist deshalb umstritten, ob sie eine ethisch unbedenkliche Alternative zu embryonalen Stammzellen sein können, um aus ihnen Ersatzgewebe für erkrankte Organe zu gewinnen.




      Der menschliche Embryo im Alter von viereinhalb Wochen misst sechs Millimeter




      Amniozentese

      Fruchtwasseruntersuchung. Die Amniozentese kann ab der 18. Schwangerschaftswoche vorgenommen werden. Die im Fruchtwasser enthaltenen kindlichen Hautzellen werden im Labor analysiert, um mögliche genetische Schäden des Kindes festzustellen.


      Blastozyst

      Status des wenige Tage alten Embryos („Keimbläschen“). Die Zellen sind noch weitgehend undifferenziert. Die Blastozyste besteht aus einer äußeren Zellgruppe, aus der sich die Plazenta-Anteile entwickeln, und der inneren Zellmasse, aus der sich der Fötus entwickelt.




      Celera Genomics


      Amerikanischer Genforscher Craig Venter


      Das im amerikanischen Bundesstaat Rockville angesiedelte Biotechnologie-Unternehmen wird von dem Wissenschaftler Craig Venter geleitet.
      Unternehmensziel ist die Entschlüsselung des menschlichen Genoms und Vermarktung der gewonnen Daten an Unternehmen der pharmazeutischen und medizinischen Forschung.

      Am 26. Juni 2000 gab Craig Venter zusammen mit Ari Patrinos, dem Direktor des Human Genome Project, im Weißen Haus die vollständige Sequenzierung der menschlichen DNS bekannt.

      Damit ist die Struktur des menschlichen Erbguts vollständig lesbar geworden, die Funktion der meisten Gene ist allerdings noch weitgehend unbekannt.

      Nach Berichten amerikanischer Medien kostet die Benutzung der Celera Datenbank umgerechnet bis zu 33 Millionen Mark. Parallel zu Celera Genomics arbeitet das öffentlich finanzierte Human-Genom-Projekt an der Entschlüsselung des menschlichen Genoms.




      Chromosom

      Chromosomen befinden sich im Zellkern. Sie bestehen aus speziell angeordneter, „aufgewickelter“ DNS mit einem Protein-Anteil. Eine menschliche Körperzelle enthält die Chromosomen in doppelter Ausführung (46 Stück), eine menschliche Keimzelle enthält die Chromosomen in einfacher Ausführung (23 Stück).


      In verschiedene Farbstreifen aufgelöstes Mikroskopbild eines Chromosomenpaars
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 16:08:11
      Beitrag Nr. 45 ()
      -----

      Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

      Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ist die zentrale Selbstverwaltungseinrichtung der Wissenschaft zur Forschungsförderung an Hochschulen und Forschungsinstituten.

      Die DFG fördert das Deutsche Human-Genom-Projekt. Bezüglich der Stammzellenforschung vertritt der Präsident der DFG, Ernst-Ludwig Winnacker, die Position, daß für jedes wissenschaftliche Projekt im Einzelfall zwischen Forschungsfreiheit und Schutz des ungeborenen Lebens abgewogen werden müsse.



      Diagnostik

      Die Fortschritte in der Gentechnik machen neue medizinische Diagnostiken möglich. Doch viele Methoden sind umstritten: Wie weit darf die Pränataldiagnostik gehen? Ist die Präimplantationsdiagnostik ethisch vertretbar? Wie können Erbkrankheiten bekämpft werden?





      Deutsches Human-Genom-Projekt (DHGP)

      Das Deutsche Human-Genom-Projekt befaßt sich sei 1995 mit der Analyse menschlichen Erbguts. Ziel ist es, Struktur, Funktion und Regulation menschlicher Gene systematisch zu identifizieren.

      Die Erkenntnisse sollen der Therapie genetischer Erkrankungen und der pharmokologischen Entwicklung dienen. Forschergruppen des DHGP arbeiten an mehreren Einrichtungen in der Bundesrepublik; zentrale Infrastruktureinheiten sind die zwei Ressourcenzentren am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin und am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.

      Das DHGP wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert und ist Teil des Internationalen Human Genome Project.


      DNA / DNS

      Abkürzung für englisch Desoxyribonucleid acid oder deutsch Desoxyribonukleinsäure, dem Träger der genetischen Informationen.

      Die DNS enthält die Informationen für die Herstellung aller für die Körperfunktionen nötigen Eiweiße. Die DNS besteht aus zwei spiralig angeordneten Ketten von Nukleotiden, die durch vier Basen über Wasserstoffbrücken miteinander verbunden sind. Durch die Basenfolge wird der genetische Code bestimmt


      Menschlicher DNA-Strang mit der doppelten Helix-Struktur
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 16:17:57
      Beitrag Nr. 46 ()
      -----

      Embryo

      Bezeichnet die Leibesfrucht von der Befruchtung der Eizelle bis etwa acht Wochen danach.



      Embryonale Stammzelle

      Embryonale Stammzellen sind aus Embryos gewonnene Zellen mit großem Entwicklungspotential, die sich zu allen Zelltypen des Körpers ausdifferenzieren können. Zu unterscheiden sind pluripotente und totipotente Stammzellen.










      Enquete-Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin“

      Die im Jahr 2000 eingerichtete Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages besteht aus 13 Abgeordneten des Bundestages und 13 Sachverständigen. Die Kommission soll vorbereitende Arbeit für Entscheidungen des Deutschen Bundestages hinsichtlich der Entwicklung und Anwendung der Biotechnologie und der modernen Medizin leisten.



      Entwicklung des Menschen

      Seit Wissenschaftler die menschliche Zellen, vor allem die des sich entwickelnden Lebens, als Ressouce für medizinische Therapien erkannt haben, wird diskutiert, in welchem Stadium der Entwicklung der Embryo zu schützen ist und wo er genutzt werden darf



      Erbkrankheiten

      Krankheiten, die durch eine Veränderungen des Erbguts verursacht werden. Krankhafte Anlagen werden erst manifest, wenn sie homozygot, das heißt in beiden einander entsprechenden Chromosomen gleichermaßen vorhanden sind. Daher kann eine krankhafte Erbanlage auch mehrere Generationen überspringen, bevor sie als Krankheit zutage tritt.



      Ethik

      Die Ergebnisse der genetischen Forschung werfen alte ethische Fragen neu auf. Menschenwürde und Forschungsfreiheit werden diskutiert. Eugenik als Begriff wird immer wieder genannt.




      Eugenik

      Erbgesundheitslehre. Der Begriff Eugenik wurde 1883 von dem britischen Naturforscher Francis Galton geprägt und bezeichnet die Wissenschaft von der Verbesserung des Erbguts. Ziel der Eugenik ist es, den Fortbestand günstiger Erbanlagen zu sichern und die Ausbreitung nachteiliger Gene einzuschränken. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde mit der Eugenik der Mord an geistig und körperlich behinderten Menschen begründet.
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 16:29:48
      Beitrag Nr. 47 ()
      -----


      Forschungsfreiheit

      Die Freiheit der Forschung gehört zu den Grundrechten und wird durch Artikel 5, Absatz 3 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland begründet. Dort heißt es allerdings auch: „Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung“, durch die unter anderem auch das Recht auf Menschenwürde sowie auf Leben und Gesundheit garantiert wird.




      Fötus

      Nach Abschluß der Einnistung in den Uterus (etwa vierzehn Tage nach der Befruchtung) wird die Leibesfrucht als Fötus bezeichnet.






      Gen

      Aus DNS bestehender Abschnitt eines Chromosoms. Jedes der rund 100.000 Gene einer menschlichen Körperzelle enthält die Information zur Produktion eines bestimmten Produkts wie beispielsweise eines Enzyms.



      Gene

      18. September 2001 Gene sind die Bausteine des Lebens. Sie organisieren die Funktionsweisen eines jeden lebenden Körpers und sein Aussehen. Mit der Entschlüsselung der menschlichen Gene hoffen Wissenschaftler, die Grundlage zur Therapie von Erbkrankheiten gelegt zu haben. Neue Medikamente sollen anhand von genetischen Daten entwickelt werden.




      Genetische Beratung

      Genetische Beratung soll Menschen helfen, die angeborene Fehlbildungen, Behinderungen oder genetisch bedingte Erkrankungen haben oder für sich oder ihre Nachkommen befürchten.

      Ausbildungen zum genetischen Berater werden derzeit nur in den Vereinigten Staaten angeboten; in Deutschland werden genetische Beratungen an vielen Universitätskliniken mit humangenetischen Abteilungen angeboten.




      Genom

      Nicht einheitlich gebrauchter Begriff für die Gesamtheit der Erbanlagen (DNS) eines Individuums oder für die Gesamtheit der genetisch informativen DNS-Abschnitte (Gene).



      Entschlüsselt: Genom der Acker-Schmalwand




      Gentherapie

      Korrektur der genetischen Strukturen bei Menschen mit erblich bedingten Erkrankungen. Dazu wird ein DNA-Stück in das menschliche Genom eingesetzt mit dem Ziel, die durch eine erbliche Veränderung des genetischen Materials bedingte funktionelle Störung zu beheben.



      Gentransfer, transgene Wesen

      Die Übertragung von Erbmaterialien eines Lebewesens in Zellen eines anderen, artfremden Lebewesens.

      Auf diese Weise wurden etwa Affen die Erbinformationen einer tropischen Meeresqualle eingepflanzt.

      Die Züchtung transgener Tiere ist mittlerweile gängige Praxis der Forschung.

      Zweck der Versuche ist es, Erkenntnisse über die Keimbahntherapie zur erlangen, mit der genetische Schäden dauerhaft und über die Grenzen von Generationen hinweg ausgeschaltet werden sollen.

      -----
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 16:33:45
      Beitrag Nr. 48 ()
      -----

      Internationales Human-Genom-Projekt (IHGP)

      Das Internationale Human-Genom-Projekt wurde 1989 gegründet; es nehmen Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Japan teil.

      Mit der Sequenzierung des menschlichen Genoms verfolgt das öffentlich finanzierte Projekt das gleiche Ziel wie das privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen Celera Genomics.

      Am 26. Juni 2000 stellten Craig Venter von Celera Genomics und Ari Patrinos vom IHGP im Weißen Haus das entschlüsselte menschliche Genom vor. Im Gegensatz zu Celera Genomics stellt das HGP seine Forschungsergebnisse kostenlos zur Verfügung.


      In-vitro-Fertilisation (IvF)


      Künstliche Befruchtung von Eizellen im Reagenzglas (im Gegensatz zu in vivo, das heißt im lebenden Organismus). Die hierbei anfallenden überzähligen Embryonen werden eingefroren (Kryokonservierung) oder der „verbrauchenden Forschung“ zugeführt, um aus ihnen embryonale Stammzellen zu gewinnen.

      Der Verbrauch der überzähligen Embryonen zu Forschungszwecken ist in Deutschland verboten.
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 16:42:54
      Beitrag Nr. 49 ()
      -----

      Klonen

      Seit Genetiker Wege gefunden haben, Zellen und ganze Lebewesen zu klonen, ist eine heftige Debatte um die ethische Vertretbarkeit solcher Methoden entbrannt. Darf zu therapeutischen Zwecken geklont werden? Werden bald schon Menschen auf künstliche Weise reproduziert?

      ]
      Dolly, das erste aus einer Stammzelle geklonte Schaf






      Menschenwürde


      Der Begriff der Menschenwürde ist juristisch nicht eindeutig abgegrenzt, mehrere Theorien versuchen, ihn genauer zu definieren.

      Die sogenannte „Mitgifttheorie“ geht davon aus, daß die Würde dem Individuum von seinem Schöpfer oder der Natur mitgegeben wird, während die „Leistungstheorie“ davon ausgeht, daß Würde eine Leistung des Individuums ist, die erworben oder verfehlt werden kann.

      Meist wird jedoch darauf verzichtet, Menschenwürde positiv zu fassen.

      Stattdessen wird sie vom Verletzungsvorgang her interpretiert und negativ gefaßt.

      Das Bundesverfassungsgericht bediente sich der „Objektformel“, derzufolge die Menschenwürde dann getroffen ist, „wenn der konkrete Mensch zum Objekt, zu einem bloßen Mittel, zur vertretbaren Größe herabgewürdigt wird“.




      Morula-Stadium

      Das Morula-Stadium ist eine Entwicklungsstufe des Embryos. Im Morula-Stadium entsteht aus der befruchteten Eizelle ein maulbeerähnlicher, kugeliger Zellhaufen.



      Nationaler Ethikrat

      Der Nationale Ethikrat besteht aus bis zu 25 Mitgliedern aus Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Kirche, die der Bundeskanzler für vier Jahre beruft.

      Der Ethikrat soll ein interdisziplinäres Forum für die ethischen Fragen sein, die sich aus der Entwicklung der Gentechnik ergeben.

      Seine Aufgabe besteht außerdem darin, im Auftrag der Regierung und des Bundestages Stellungnahmen zu erarbeiten und Empfehlungen für politisches und gesetzgeberisches Handeln auszusprechen.

      Zu seiner ersten Sitzung trat er am 8. Juni 2001 zusammen.



      Nidation

      Nidation nennt man die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut.

      -----
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 16:52:17
      Beitrag Nr. 50 ()
      -----

      Organisationen

      Die Erforschung des menschlichen Genoms erfordert große Anstrengungen vieler Wissenschaftler. Unterschiedlichste Institutionen und Unternehmen beteiligen sich an dem Forschungsprojekt - aus wissenschaftlichem wie finanziellem Interesse.





      Pluripotente Zelle

      Eine pluripotente Zelle kann sich zu unterschiedlichen Zelltypen entwickeln und beispielsweise genutzt werden, um Ersatzgewebe für Patienten mit multipler Sklerose oder Parkinson zu gewinnen.

      Pluripotente Stammzellen können sich nicht zu einem vollständigen Organismus entwickeln. Einfuhr und Forschung mit pluripotenten Stammzellen sind im deutschen Embryonenschutzgesetz nicht geregelt.






      Politische Gremien

      Die Politik muss entscheiden, was in der Gentechnik zulässig ist und was nicht. Gremien, besetzt mit Politikern und Fachleuten, sollen Grundlagen für diese Entscheidungen schaffen.



      Ernst-Ludwig Winnacker, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)






      Präimplantationsdiagnostik (PID)

      Im Unterschied zur Pränataldiagnostik, mit der Schäden am Fötus während der Schwangerschaft untersucht werden, wird mit der PID die künstlich befruchtete Eizelle auf genetische Schäden untersucht, ehe sie einer Frau zum Zweck der Schwangerschaft eingepflanzt wird. Präimplantationsdiagnostische Untersuchungen sind in Deutschland verboten.


      Menschlicher Embryo im Frühstadium





      Pränataldiagnostik

      Vorgeburtliche Untersuchung zur Feststellung von genetischen Fehlbildungen. Zu pränataldiagnostischen Maßnahmen zählen die Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese), die Entnahme von Mutterkuchengewebe und die Nabelschnurpunktion.


      -----
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 17:02:41
      Beitrag Nr. 51 ()
      -----

      Reproduzierendes Klonen


      Beim reproduzierenden Klonen wird ein vollständiger Organismus durch Zellkerntransplantation dupliziert.

      Der geklonte Organismus ist genetisch identisch mit dem Organismus, dem der Zellkern entnommen wurde. Reproduzierendes Klonen ist in Deutschland verboten.



      Therapeutisches Klonen

      Das therapeutische Klonen nutzt die Zellkerntransplantation zur Herstellung von Ersatzgewebe für erkrankte Organe. Das therapeutische Klonen von menschlichen Zellen ist nach deutschem Recht verboten.





      Therapie

      Die gentechnischen Entwicklungen machen neue medizinische Therapien möglich. Sowohl in der Fortpflanzungsmedizin wie in der Behandlung von Erbkrankheiten entstehen neue Methoden, mit denen Patienten geholfen werden soll.




      Totipotente Zelle

      Eine totipotente Zelle kann sich nicht nur zu einzelnen Zelltypen entwickeln, sondern zu ganzen Organismen. Der Import von totipotenten Stammzellen und die Forschung mit ihnen ist nach dem deutschen Embryonenschutzgesetz verboten.




      Zelle


      Zellen sind die Ressource der medizinischen gentechnischen Forschung. Je nach ihrer Herkunft und ihren Entwicklungsmöglichkeiten ist die Forschung an menschlichen Zellen ethisch umstritten.




      Zelllinie

      Embryonale Zelllinien entstehen, wenn Embryozellen außerhalb ihres gewohnten Aufenthaltsortes im Organismus, beispielsweise in vitro, gezogen werden.

      Unter solchen Bedingungen können sie sich in der Regel nicht differenzieren und behalten ihre Totipotenz.



      -----
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 17:10:40
      Beitrag Nr. 52 ()
      -----


      Lob und Tadel für Ethikrat-Entscheidung

      23. Januar 2003 Der Nationale Ethikrat spricht sich mehrheitlich für eine begrenzte Zulassung gentechnischer Untersuchungen bei künstlicher Befruchtung aus. Das spaltet Befürworter und Gegner der Entscheidung - auch im Ethikrat.

      Diese Präimplantationsdiagnostik (PID) sollte bei Paaren möglich sein, deren Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit an einer Erbkrankheit leiden werden, hieß es in dem am Donnerstag in Berlin vorgelegten Papier. Dies gelte auch, wenn die Embryos genetisch bedingt voraussichtlich nicht lebensfähig sind. Voraussetzung für den Test sei eine umfassende Beratung.

      Mit einer Mehrheit von 15 der 25 Mitglieder unterstützte der Ethikrat seine am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Stellungnahme für die Zulassung der PID, fordert aber auch enge gesetzliche Grenzen. Die endgültige Entscheidung muss der Bundestag treffen.




      Lob und Tadel

      Die Bundesministerinnen Edelgard Bulmahn, Ulla Schmidt und Renate Schmidt haben die Stellungnahme des Ethikrates begrüßt und als "abgewogen" bezeichnet. Die Thematik der PID für Deutschland sei "differenziert aufgearbeitet". "Gerade mit Rücksicht auf die betroffenen Frauen halten wir die Möglichkeit einer PID unter strengen Beschränkungen und Voraussetzungen für vertretbar."

      Die Grünen-Fraktion hat die Aufweichung des Verbots von Gentests bei der künstlichen Befruchtung abgelehnt. Der Bundestag sollte nicht der Empfehlung des Ethikrats folgen, die PID unter bestimmten Bedingungen künftig zuzulassen, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Karin Göring-Eckardt am Donnerstag: „Ich glaube, dass wir damit sehr schnell auf dem Weg der menschlichen Selektion sind.“

      Mit heftiger Kritik haben die bayerische Staatsregierung und CSU auf das Votum des Ethikrats reagiert. Die Diskussion über die PID rühre an die Grundlagen menschlicher Ethik, sagte Gesundheitsminister Eberhard Sinner (CSU) am Donnerstag in München. Zwangsläufig sei mit der PID die Selektion kranken und behinderten Lebens verbunden. Alois Glück, der Chef der CSU-Landtagsfraktion, sprach von einem „schlechten Signal zum ungünstigen Zeitpunkt“.




      Vogel warnt vor „Menschenzüchtung“

      Der Ethikrat-Vorsitzende Spiros Simitis hatte zuvor eine "Bewertung von Argumenten" angekündigt. „Es gibt niemanden im Ethikrat, der der Meinung ist, die PID sei ein Verfahren, das man einfach so akzeptieren und umsetzen könnte“, sagte er.

      Es gebe zunächst nur die eine Meinung: Wenn es überhaupt zur Einführung der PID kommen sollte, müsse es klar sein, dass solche Verfahren nicht dazu benutzt werden dürfen, Kinder nach eigenen Vorstellungen zu planen. Ratsmitglied Hans-Jochen Vogel (SPD) lehnte diese Form der Diagnostik ab und warnte vor einer „Menschenzüchtung“.

      Simitis betonte, dass das Gremium nicht die Aufgabe habe zu sagen, „dies ist die einzige Möglichkeit, und auf die muss man sich konzentrieren, und eine andere kann und darf es nicht geben.“ Der Soziologe Wolfgang van den Daele vom Wissenschaftszentrum Berlin, der auch im Ethikrat sitzt, wollte "zwei verschiedene Positionen ausgewogen darstellen“.




      Ein Schritt in die Warenwelt

      Zum ablehnenden Minderheitsvotum erläuterte der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel, die „Verwerfung“ von Embryonen sei mit der Menschenwürde aus Artikel 1 des Grundgesetzes nicht vereinbar. Vogel wies darauf hin, dass durch die Zulassung der PID die künstliche Befruchtung auch für Paare zugänglich würde, die auf normalem Wege ein Kind zeugen könnten: „Das ist ein weiterer Schritt, der Übergang von Zeugung zur Erzeugung, Produktion, Produktionskontrolle. Ein Schritt in die Warenwelt.“

      Auch dürfe der Abbruch einer Schwangerschaft nicht mit einer Selektion nach einer PID verglichen werden. Der Schwangerschaftsabbruch geschehe unter bestimmten Umständen mit Rücksicht auf das Lebensinteresse der Frau.

      Als diskriminierend für Behinderte nannte der SPD-Politiker die Formulierung einer Liste von Krankheiten, bei deren Diagnose die PID erlaubt werden könnte. „Wenn ein Behinderter in einer Liste liest, dass die Krankheit, unter der er leidet, vom Staat rechtens als Grund für seine Nicht-Geburt gesehen wird, dann ist das schon für den Betreffenden eine schwere Beeinträchtigung seines Lebensgefühls“, betonte Vogel.




      Das „kleinere Übel“

      Ratsmitglied Christiane Woopen sagte zum Mehrheitsvotum, Risikopaare vor die Alternative zu stellen, entweder keine Kinder zu bekommen oder immer wieder schwanger zu werden und den Fötus dann abzutreiben, wäre eine zu große Einschränkung der Fortpflanzungsfreiheit. Die Kölner Medizinprofessorin bezeichnete es daher als das „kleinere Übel“, Embryonen mit schweren Gendefekten nach der PID zu „verwerfen“.

      Der Theologe Richard Schröder, der zu den Befürwortern zählt, verwies darauf, dass mit Hilfe der PID größere Erfolge bei der künstlichen Befruchtung erzielt werden könnten. Die Züchtung von „Designerbabys“ sei aber nicht möglich, da nur genetische Störungen, nicht aber Eigenschaften wie Intelligenz oder Schönheit durch PID diagnostizierbar seien. Daher hielte er es für wünschenswert, „wenn statt der Scheinprobleme die wirklichen diskutiert würden“.

      Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte im Mai vergangenen Jahres den Nationalen Ethikrat als Forum des Dialogs über ethische Fragen ins Leben gerufen.

      Quelle: FAZ, 23.01.03
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 17:14:24
      Beitrag Nr. 53 ()

      Gentechnische Untersuchungen bleiben umstritten






      Elf Wochen alter Embryo






      Quelle: FAZ, 23.01.03
      Avatar
      schrieb am 25.01.03 16:57:48
      Beitrag Nr. 54 ()
      -----

      Deutschland will weltweites Klonverbot erreichen

      Union, SPD und Grüne haben sich auf eine gemeinsame parlamentarische Initiative für ein umfassendes weltweites Klonverbot geeinigt. In dem fraktionsübergreifenden Gruppenantrag wird die Bundesregierung aufgefordert, bei der im Herbst beginnenden zweiten Runde der UN-Verhandlungen eine Konvention anzustreben, „die sowohl das reproduktive wie auch das so genannte therapeutische Klonen verbietet“.

      Die gemeinsame deutsch-französische Verbotsinitiative solle entsprechend weiterentwickelt werden, heißt es in dem Papier, das am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) begrüßte, dass es gelungen sei, „in dieser sensiblen Frage einen breiten parlamentarischen Konsens zu erreichen“.

      Es gehe nun darum, schnell ein möglichst umfassendes und von allen Staaten getragenes Klonverbot zu erreichen. Die Ministerin wies zugleich darauf hin, dass das therapeutische Klonen international unterschiedlich bewertet werde.




      Antrag zielt auf "einstufiges Verfahren"

      Deutschland und Frankreich hatten bislang eine zweistufige Verhandlungsstrategie verfolgt, die aus taktischen Gründen zunächst nur auf ein Verbot des reproduktiven Klonens abzielte.

      Grundlage war ein im Sommer 2002 von der Koalition gegen die Stimmen der Union verabschiedeter Beschluss des Parlaments, in dem zwar auch beide Formen des Klonens abgelehnt, der Weg zu einem Verbot jedoch ausdrücklich offen gelassen wurde.

      Nach dem Scheitern der ersten Verhandlungsrunde Ende vergangenen Jahres ziele der neue Antrag nun auf ein „einstufiges Verfahren“, sagte der Gentechnik-Experte der Grünen, Reinhard Loske, bei der Vorstellung des Papiers.

      Unions-Fraktionsvize Maria Böhmer (CDU) bekräftigte, die Bundesregierung werde „außerordentlich nachdrücklich“ aufgefordert, ein einstufiges Verfahren einzuleiten „und auch abzuschließen“. SPD-Fraktionsvize Gudrun Schaich-Walch, die den Entwurf gemeinsam mit Böhmer und Loske erarbeitet hatte, schränkte allerdings ein, dass der Antrag der Bundesregierung dennoch „einen gewissen Spielraum“ für die Verhandlungen lasse.

      Ein Anlass für die neuerliche Initiative war Schaich-Walch zufolge die von der amerikanischen Raelianer-Sekte behauptete Geburt von zwei Klonbabies. „Wir sind uns im Klaren, dass wir nicht alle Staaten werden gewinnen können, aber wir wollen ein sehr deutliches Signal setzen“, sagte die SPD-Politikerin.

      Quelle: FAZ, 18.01.03
      Avatar
      schrieb am 25.01.03 17:00:31
      Beitrag Nr. 55 ()
      -----

      Clonaid bleibt Beweis für Klon-Baby schuldig

      Die Ankündigungen waren aufsehenerregend, doch die umstrittene US-Firma Clonaid bleibt weiterhin den Beweis schuldig, tatsächlich ein Baby geklont zu haben.

      Das Kind „Eve“ soll aus einer Hautzelle ihrer Mutter entstanden sein; aufgrund der wenigen Angaben bezweifeln Wissenschaftler jedoch die Angaben der Sekte - sie glauben vielmehr an einen Mediencoup, mit dem sich die Raelianer und ihre Firma ins Gespräch bringen wollten.

      Der Familienrichter John Frusciante in Fort Lauderdale (Florida) versucht, Licht in den Fall von „Eve“ zu bringen. Frusciante liegt der Antrag des US-Anwaltes Bernard Siegel aus Miami vor, den Eltern von „Eve“ das Sorgerecht zu entziehen. Sollte das Baby tatsächlich geklont sein, brauche es besondere medizinische Betreuung, argumentiert Siegel und kritisiert das Klonen von Babys wegen des hohen Risikos als „kommerziellen Kindesmissbrauch“.



      Clonaid sei nicht haftbar

      Doch die Rechtslage ist äußert knifflig. Viele Experten zweifeln, dass es dem Richter gelingen wird, die Raelianersekte und ihr Klon-Unternehmen dazu zu zwingen, ihre Karten offen zu legen. Die erste Hürde auf dem Weg zum Prozess ist, die Zuständigkeit des Gerichts in Fort Lauderdale festzustellen. Da der Aufenthaltort von „Eve“ nicht bekannt ist, stützt sich der Antrag von Siegel auf den Nachbarort Hollywood, in dem Boisselier „Eves“ Geburt vor vier Wochen bekannt gab.

      Die rechtliche Lage wird noch bizarrer, seit der Vizepräsident Thomas Kaenzig vor Gericht bekundete, die Firma Clonaid existiere im Grunde nicht. Sie sei kein eingetragenes Unternehmen und damit nicht haftbar, sagte Kaenzig am Mittwoch (Ortszeit) bei der telefonischen Anhörung durch einen Richter in Florida. Weder von der Identität noch vom Verbleib des als „Eve“ bekannten Babys wisse er etwas, erläuterte der Vizepräsident von Las Vegas aus.




      Angeblich drittes Klonkind geboren

      Dafür scheute sich Kaenzig nicht, dem Gericht in Fort Lauderdale von der Geburt eines angeblich dritten Klonkindes zu berichten. Der kleine Junge soll jetzt als Sohn japanischer Eltern zur Welt gekommen sein. Auch von ihm rückt Clonaid weder mit Bild noch Namen, noch Aufenthaltsort oder gar einem genetischen Test heraus.

      Das versteht sich mittlerweile von selbst. Bislang ist die Firma auch zu den anderen beiden von ihr angekündigten angeblichen Klonkindern jeden Beweis schuldig geblieben, dass es sich tatsächlich um geklonte Menschen handelt.

      Clonaid-Vize Kaenzig behauptete in der ersten Anhörung, er habe nie ein Gehalt von Clonaid bezogen und könne daher nicht für die Firma sprechen. Nachdem er am Mittwoch in vielen Punkten mehrmals die (telefonische) Aussage verweigert hatte, lud Frusciante ihn und Boisselier für den kommenden Mittwoch persönlich vor.

      Noch fraglicher ist, ob Boisselier belangt werden kann. Sie hat ihr Klon-Labor laut US-Medien vorsichtshalber gleich in der Karibik - auf den Bahamas - eingerichtet und dürfte damit der amerikanischen Jurisdiktion gar nicht unterstehen.



      Zweifel vieler Wissenschaftler

      Boisselier war am 27. Dezember in Hollywood (Florida) vor Fernsehkameras aus aller Welt getreten und hatte behauptet, das erste Klonbaby „Eve“ sei am Tag zuvor an einem geheimen Ort gesund zur Welt gekommen.

      Eine Woche später ließ die französische Chemikerin, die noch bis Mitte der 90er Jahre in der Industrie gearbeitet hatte und nach Einschätzung von Kollegen über keine Erfahrung im Klonen verfügt, die nächste Geburt mitteilen. Sie habe einem lesbischen Paar in den Niederlanden zum „geklonten“ Wunschkind verholfen.

      Bis zum 5. Februar sollen insgesamt fünf angeblich von ihr geklonte Babys auf die Welt kommen.

      Die Erklärungen von Clonaid sind bei Wissenschaftlern auf Zweifel gestoßen. Weltweit haben Politiker und Geistliche mehrerer Religionsgemeinschaften die Mitteilung des Sekten-Unternehmens kritisiert und ein Verbot von genetischen Experimenten mit Menschen gefordert.

      Quelle: FAZ, 24.01.03
      Avatar
      schrieb am 25.01.03 17:04:47
      Beitrag Nr. 56 ()
      -----

      Japanischer Minister glaubt nicht an angeblich geklontes Baby


      Ein japanischer Regierungsvertreter hat die Behauptung des umstrittenen Unternehmens Clonaid in Zweifel gezogen, ein japanisches Baby geklont zu haben. „Es ist fraglich, ob die Behauptung wahr ist“, sagte der japanische Staatsminister für Wissenschaft und Technologie, Hiroyuki Hosoda, am Freitag Reportern in Tokio.

      Er wies zugleich auf die Notwendigkeit hin, zügig ein internationales Abkommen zum Verbot menschlichen Klonens zu schaffen.

      Auch diesmal sei das der Raelianer-Sekte nahe stehende Unternehmen jeden Beweis für seine Behauptung schuldig geblieben, sagte Wissenschaftsminister Atsuko Toyama am Freitag. „Wir betrachten das nicht als seriöse Mitteilung.“

      Der für Bioethik-Fragen zuständige Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums, Yutaka Hishiyama, sprach von einer „Werbeaktion“. Das Klonen von Menschen ist in Japan verboten.




      Website als Beleg

      Am Vortag hatte die Direktorin der von den Ufo-gläubigen Raelianern gegründeten Firma, Brigitte Boisselier, in der kanadischen Stadt Toronto erklärt, Clonaid habe ein Baby aus der eingefrorenen Zelle seines toten Bruders geklont. Die Eltern seien ein japanisches Paar. Als Beleg verwies die Wissenschaftlerin auf ein Foto auf der Website des Unternehmens (www.clonaid.com).

      Die Eltern könnten unter das in Japan geltende Verbot von menschlichem Klonen fallen, sagte Hosoda. „Wir sollten uns mit der Schaffung eines internationalen Vertrages beeilen“, sagte der Minister. Es sei schwierig, zwischen Gesetzesverstößen zu unterscheiden, die inländisches oder ausländisches Recht betreffen.




      Bis jetzt keinerlei Beweise

      Bisher hat das Unternehmen Clonaid in Las Vegas von keinem der drei Babys, die es geklont zu haben behauptet, die Identität oder die seiner Eltern bekannt gegeben. Es gibt außerdem keinen genetischen Beweis dafür, dass die Kinder tatsächlich geklont worden sind. Im US-Bundesstaat Florida war am Mittwoch der Vormundschaftsprozess um das angeblich erste Klon-Baby „Eve“ ergebnislos vertagt worden.

      Quelle: FAZ, 24.01.03
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 02:09:00
      Beitrag Nr. 57 ()
      -----

      Die Milch der Megaklone

      Ähnlich wie der Inhalt der Trauben die Qualität des Weins bestimmt, kann auch der Käse immer nur so gut sein wie die Milch, die dafür verwendet wird. Mit diesem Schicksal hat der Mensch zu leben gelernt, und noch immer war es bisher jedem beschlagenen Käsehersteller gelungen, das Mögliche aus der angelieferten Milch herauszuholen.

      Doch die moderne Käsefabrikation dürfte sich wohl nicht als solche bezeichnen, wenn sie nicht auch alles technisch Mögliche versuchte, ihren Käse wie ihre Produktion zu optimieren. Gesucht wird die maßgeschneiderte Milch.

      In Neuseeland zumindest reizt man dazu zielstrebig alle Möglichkeiten des Machbaren aus: Gentechnik, Klonen, Hormonstimulation - die Milchforschung im Ruakura-Forschungszentrum der "AgResearch" in Hamilton beherrscht alle Schikanen des biotechnischen Gewerbes.

      Und sie ist damit offenbar keineswegs erfolglos: In der Online-Ausgabe der Zeitschrift "Nature Biotechnology" berichten die Forscher heute über die Erzeugung der ersten elf transgenen Klonkühe, die eine an Casein außerordentlich reiche Milch liefern und damit viele für die Käseproduktion geradezu ideale Eigenschaften mitbringen.

      Die unter der Bezeichnung Casein zusammengefaßten Eiweiße (insgesamt gibt es vier Varianten) machen gut achtzig Prozent der Milchproteine aus. Doch nicht nur deshalb sind sie ein entscheidendes Qualitätskriterium. Der Gehalt und die Zusammensetzung des Caseins bestimmen auch die Verarbeitungseigenschaften der Milch.

      Die vier Casein-Varianten bilden winzige Aggregate, kleine Kügelchen, die als Mizellen bekannt sind. Vor allem auf das sogenannte Kappa-Casein, das in der Hülle dieser Kügelchen verankert ist, haben die Käsehersteller ein Auge geworfen.

      Denn je mehr davon in der Milch vorkommt, desto kleiner und hitzestabiler werden die Mizellen, und desto besser ist die Milch zu Käse zu verarbeiten. Die anderen Caseine im Innern der Mizellen, insbesondere das Beta-Casein, binden die ansonsten unlöslichen Kalziumverbindungen und beeinflussen so entscheidend den Kalzium-Gehalt.

      Die neuseeländischen Forscher haben jetzt in das aus Hautzellen von Kühen entnommene Erbgut zusätzliche Kopien der Casein-Gene eingeschleust. Mit diesen transgenen Zellkernen haben sie ähnlich wie seinerzeit bei dem Klonschaf "Dolly" fremde Eizellen bestückt.

      Aus 636 manipulierten Eizellen wurden elf lebensfähige und offenbar auch nach etwa zwei Jahren gesunde Kühe hergestellt. Damit die Jungkühe rasch ihre enorme Milchleistung unter Beweis stellen konnten, wurde ihre Milchproduktion noch vor der Geburt des ersten Kalbes durch eine Hormonkur beschleunigt.

      Und tatsächlich enthielt schon die erste Klonmilch bis zu zwanzig Prozent mehr Beta-Casein und sogar beinahe doppelt soviel Kappa-Casein. Die Käsemilch ist geboren.

      JOACHIM MÜLLER-JUNG

      Quelle: FAZ, 28.01.03
      Avatar
      schrieb am 03.02.03 15:07:35
      Beitrag Nr. 58 ()
      -----



      Der Griff nach der Schöpfung: Eine Chronologie der Gentechnik

      Die Chronik der Biotechnik: Von der Genforschung Mendels bis zum Klonen von Menschen




      1865

      Die Geburtsstätte der Genetik ist der Garten des Augustinerklosters in Brünn. Hier nimmt der österreichisch-schlesische Mönch Gregor Mendel die ersten systematischen Untersuchungen zur Gesetzmäßigkeit der Vererbung vor. Von seinen Kreuzungsversuchen bei Bohnen und Erbsen leitet er die Gesetze der Vererbung ab ("Mendelsche Gesetze").

      1869

      Der Schweizer Pathologe Friedrich Miescher isoliert einen Stoff aus eitrigen Bandagen, den er "Nuklein", Kernsäure, nennt.

      1893

      August Weismann, ein deutscher Physiologe, stellt fest, daß Vater und Mutter zu gleichen Teilen an der Weitergabe von Erbinformationen" an Kinder beteiligt sind.

      1900

      Unabhängig voneinander entdecken drei Forscher die Mendelschen Gesetze wieder. Es handelt sich um den Deutschen Correns, den Österreicher Tschermak und den Niederländer de Vries. Letzterer berichtet 1901 erstmals über Mutationen.

      1902/1903

      Walter Stanborough Sutton stellt die These auf, daß Mendels "Faktoren" auf den Chromosomen lokalisiert sind.

      1909

      Der dänische Biologe Wilhelm Johannsen verwendet erstmals den Begriff "Gen", um die erbliche Weitergabe eines bestimmten Merkmals von einem Lebewesen auf seine Nachkommen zu bezeichnen.

      1910

      Durch Untersuchungen an der Fruchtfliege Drosophila entdeckt Thomas Hunt Morgan die Position verschiedener Gene auf den Chromosomen.

      1944

      Am Rockefeller Institute in New York gelingt der Nachweis, daß die genetische Information auf der langkettigen Desoxyribonukleinsäure (DNS) transportiert wird.

      1952

      Die amerikanischen Biologen Robert W. Briggs und Thomas J. King führen die ersten Zellkern-Transplantationen durch.

      1953

      Der amerikanische Biologe James Watson und der englische Physiker Francis Crick beschreiben die Struktur der DNS als doppelsträngiges Molekül (Doppelhelix). 1962 erhalten sie dafür den Medizin-Nobelpreis.

      1958

      Arthur Kornberg isoliert die "DNS-Polymerase", das erste Enzym, mit der DNS "im Reagenzglas" hergestellt werden kann.

      1973

      Mikrobiologen der Standford-Universität in Kalifornien schleusen zum ersten Mal fremdes Erbgut in ein Bakterium ein.

      1978

      Herbert Boyer verändert das Bakterium Escherichia coli so, daß es menschliches Insulin produziert.

      1978

      Louise Brown, das erste Retortenbaby, wird in England geboren.

      1985

      Forschern der Harvard-Universität gelingt es, ein menschliches Krebsgen in das Erbgut von Mäusen einzuschleusen. Die so präparierten Tiere sollen mit großer Wahrscheinlichkeit frühzeitig an einem Tumor erkranken und dienen als Modell für das Studium von Krebstherapien. Bekannt wird die sogenannte "Harvard-Krebsmaus" in den folgenden Jahren vor allem durch die Diskussion, inwieweit gentechnisch veränderte Organismen Patentschutz genießen.

      1986

      Die Klonierung (Herstellung einer größeren Anzahl genetisch identischer Nachkommen) hält Einzug in die Tierproduktion.

      1989

      Die Übertragung fremder Gene in menschliche Körperzellen mittels Viren ist in den Vereinigten Staaten erstmals gelungen.

      1990

      Beginn der Gentherapie am Menschen: Forscher schleusen in die Körperzellen eines immunkranken Mädchens neue Gene ein.

      1990

      Start des Humangenomprojekts, eines internationalen öffentlichen Forschungsprojekts zur Erstellung einer Karte des menschlichen Erbgutes.

      1990

      Verabschiedung des deutschen Embryonenschutzgesetzes. Es verbietet die künstliche Veränderung menschlicher Keimbahnzellen.

      1992

      Vollständige Kartierung des menschlichen Chromosoms 21 und des Y-Chromosoms, das beim Menschen das männliche Geschlecht festlegt.

      Juli 1995

      Den Wissenschaftlern Ian Wilmut und Keith Campbell vom Roslin-Institut in Schottland gelingt es erstmals, embryonale Säugetierzellen im Labor zu vermehren. Zwei Schafe, "Megan" und "Morag", kommen lebensfähig zur Welt.

      1996

      Die genetische Struktur von Bierhefe wird entschlüsselt.

      5. Juli 1996

      Das Klon-Schaf "Dolly" wird geboren. Forscher des Roslin-Instituts in Edinburgh hatten das Schaf geklont aus der Euterzelle eines erwachsenen Tieres, die in eine entkernte Eizelle eingesetzt wurde.

      Dezember 1997

      Der amerikanische Reproduktionsmediziner Richard Seed verkündet, er wolle Menschen klonen.

      Januar 1998

      Die beiden männlichen Kälber "George" und "Charlie" werden geboren. Sie sind sowohl geklont als auch gentechnisch in ihrem Erbgut verändert.

      1998

      Mit der Genomanalyse des Fadenwurms Caenorhabditis elegans wird erstmals das Erbgut eines Vielzellers entschlüsselt.

      1999

      Der Genforscher Craig Venter beginnt offiziell mit der Analyse des menschlichen Genoms und tritt damit in Konkurrenz zum Humangenomprojekt.

      Januar 2000

      Das Primaten-Forschungszentrum in Beaverton/Oregon hat mit dem Rhesusaffen "Tetra" erstmals einen Primaten geklont.

      Juni 2000

      Schottischen Forschern in Edinburgh gelingt es, in das Erbgut von Schafen ganz gezielt ein fremdes Gen einzusetzen und daraus ein neues Tier zu schaffen. Die Methode erlaubt es, beliebig viele Schafe mit den gleichen Eigenschaften zu klonen.

      26. Juni 2000

      Das internationale Human Genome Project (HGP) gibt zweieinhalb Monate nach den Erfolgsmeldungen des Genforschers Craig Venter bekannt, daß 97 Prozent des menschlichen Erbgutes entschlüsselt sind.

      Juli 2000

      Der Sprecher des deutschen Genomprojekts, Hans Lehrach, spricht sich für ein Gesetz zum Schutz der genetischen Privatsphäre aus. Es müsse sicher gestellt werden, daß Leute nicht durch Versicherungen oder Arbeitgeber zu Gentests gezwungen würden.

      September 2000

      Brigitte Broisselier, eine in den Vereinigten Staaten lebende französiche Wissenschaftlerin, kündigt an, ein totes Baby zu klonen, das im Alter von zehn Monaten durch einen ärztlichen Fehler gestorben ist. Frau Broisselier ist Mitglied der Rael-Sekte, einer Bewegung, die das Klonen von Menschen propagiert, um so den Traum vom ewigen Leben wahr zu machen.

      26. September 2000

      In einem heftig kritisierten Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" spricht sich der amerikanische Nobelpreisträger James Watson für das Recht der Eltern aus, behinderte Embryonen und Föten nach einem Gentest abzutreiben. Zugleich plädiert er für mehr Aufklärung über die Genetik. Watson hält eine Entwicklung für möglich, nach der es in Zukunft als unmoralisch gelten könnte, die Geburt von behinderten Kindern zuzulassen.

      12. Dezember 2000

      Die Arabidopsis Genome Initiative gibt bekannt, daß mit der Arabidopsis thaliana oder auch Ackerschmalwand die erste Pflanze vollständig genetisch entschlüsselt worden ist.

      13. Dezember 2000

      Das estnische Parlament in Tallin stimmt der Einrichtung einer nationalen Gendatenbank zu. Ziel ist, durch die Auswertung der genetischen Daten der rund 1,4 Millionen Einwohner neue Erkenntnisse über erblich bedingte Krankheiten zu gewinnen und das Wissen für den Aufbau der Biotechnik-Industrie zu nutzen. Eine ähnlich umfassende Datensammlung auf der Basis von DNS-Registern wird bisher lediglich in Island aufgebaut.

      12. Februar 2001

      Craig Venter und das Human Genome Project präsentieren eine detaillierte Karte des menschlichen Erbguts.

      März 2001

      Der italienische Gynäkologe Severino Antinori kündigt die Geburt eines geklonten Babys für den Sommer 2002 an. Er rechtfertigt dies mit dem von ihn proklamierten "Menschenrecht auf Kinder".

      April 2001

      Britische Forscher haben nach eigenen Angaben erstmals fünf gentechnisch veränderte Schweine geklont. Sie werteten dies als wichtigen Schritt auf dem Weg zur Verpflanzung von Tierorganen in den Menschen.

      Juli 2001

      Die amerikanische Firma "Clonaid", ein von der Rael-Sekte gegründetes Unternehmen, das sich als "erste menschliche Klonfirma" bezeichnet, betreibt geheime Versuche mit dem Ziel, Menschen zu klonen.

      September 2001

      Chinesische Wissenschaftler führen umstrittene genetische Kreuzungsversuche zwischen Mensch und Kaninchen durch. Sie ließen eine Entwicklung der Embryonen bis zum 16-Zellen-Stadium zu.

      25. November 2001

      Amerikanische Wissenschaftler klonieren erstmals einen menschlichen Embryo.

      26. Dezember 2002

      In Miami gibt die medizinische Leiterin der Firma Clonaid, Brigitte Boisselier, bekannt, daß das erste Klon-Baby geboren sei und den Namen Eve trage.

      Quelle: FAZ, Bioethik-Chronik
      Avatar
      schrieb am 03.02.03 15:13:43
      Beitrag Nr. 59 ()
      -----

      Alle Grenzen werden fallen

      Gewebe, nicht Babys: Zur aufregenden Zukunft des Klonens /
      Von Ray Kurzweil

      Das Klonen ist eine äußerst bedeutsame Technologie - aber nicht für das Klonen von Menschen, sondern zur Erweiterung unserer Lebensmöglichkeiten.

      Man denke an das therapeutische Klonen der eigenen Organe, an die Erzeugung neuen Gewebes zum Ersatz kranker Gewebeteile und ganzer Organe oder an deren Verjüngung ohne chirurgische Eingriffe.

      Das Klonen bietet möglicherweise sogar eine Lösung für den Hunger in der Welt: durch eine Fleischerzeugung, die ohne Tiere auskommt.

      Alle verantwortungsbewußten Ethiker, darunter auch der Autor, halten das Klonen von Menschen zum gegenwärtigen Zeitpunkt für nicht vertretbar.

      Die Gründe haben jedoch nichts mit der schiefen Ebene zu tun, auf die wir angeblich gelangen, wenn wir menschliches Leben manipulieren.
      Der entscheidende Grund liegt in der gegenwärtigen Unzuverlässigkeit der Technologie. Die Technik der Verschmelzung eines Spenderzellkerns mit einer Eizelle durch schwache Stromstöße führt derzeit noch zu zahlreichen genetischen Fehlern.

      Wissenschaftler haben eine Reihe von Ideen zur Verbesserung dieses Verfahrens entwickelt, zum Beispiel alternative Möglichkeiten zur Verschmelzung des Zellkerns mit der Eizelle.
      Solange die Technologie aber nicht nachweislich sicher ist, wäre es angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit schwerer gesundheitlicher Schäden ethisch nicht vertretbar, auf diesem Wege menschliches Leben zu erzeugen.

      Ganz unabhängig von der Frage, ob die angebliche Geburt des ersten Klonbabys sich als Betrug erweist oder nicht, kann kein Zweifel bestehen, daß man wahrscheinlich schon bald auch Menschen klonen wird, aus all den üblichen Gründen, die von der Publicity bis hin zu dessen Nutzen als sehr schwache Form von Unsterblichkeit reichen.

      Die an höheren Tieren erprobten Methoden lassen sich ohne weiteres auf den Menschen übertragen. Wenn die Technologie erst als sicher gelten kann, werden die ethischen Barrieren sich als schwach erweisen, falls sie denn überhaupt existieren.

      In meinen Augen ist das Klonen eine äußerst bedeutsame Technologie, aber das gilt am wenigsten für das Klonen von Menschen.

      Die unmittelbarste Anwendung des Klonens liegt in verbesserten Zuchtmethoden, die es ermöglichen, Tiere mit erwünschten genetischen Merkmalen ganz direkt zu vermehren. Ein überzeugendes Beispiel ist die Reproduktion von Tieren über Embryonen mit fremden Genen, um pharmakologisch wirksame Stoffe zu produzieren. Ein äußerst vielversprechendes Medikament zur Krebsbehandlung (das aaATIII, das den Tumor daran hindert, die für sein Wachstum erforderlichen Blutgefäße zu entwickeln) wird bereits in der Milch transgener Ziegen erzeugt.

      Eine weitere aufregende Anwendungsmöglichkeit für das Klonen liegt in der Rekonstruktion bedrohter Arten. Wenn man Zellen von Vertretern solcher Arten einfriert, wird die Art niemals vollständig aussterben.

      Möglicherweise wird man auch Tiere aus kürzlich ausgestorbenen Arten rekonstruieren können. Im vergangenen Jahr haben Wissenschaftler die DNS des Tasmanischen Tigers synthetisiert, der vor fünfundsechzig Jahren ausgestorben ist, und sie hoffen, diese Tierart bald zu neuem Leben erwecken zu können.

      Eine Möglichkeit, die sich heute bereits abzeichnet, ist das Klonen der eigenen Organe. Dabei wird nicht der ganze Mensch geklont, sondern nur eines seiner Organe. Den Ausgangspunkt bilden Keimbahnzellen; die Differenzierung (zu verschiedenen Zellarten) wird vor der Herausbildung des Fötus ausgelöst.

      Da die Differenzierung in der präfötalen Phase erfolgt (also vor der Implantation des Fötus), haben die meisten Ethiker keine Bedenken gegen dieses Verfahren, auch wenn die Frage der Embryonennutzung durchaus umstritten bleibt.

      Ein weiterer vielversprechender Ansatz arbeitet allein mit somatischen Zellen und umgeht so den Einsatz embryonaler Stammzellen. Dabei erzeugt man neues Gewebe mit der patienteneigenen DNS, indem man zum Beispiel eine Hautzelle direkt in eine andere Zellart, zum Beispiel des Herzens, umwandelt.

      Im vergangenen Jahr hat es Durchbrüche auf diesem Gebiet gegeben. So gelang es Forschern in den Vereinigten Staaten und Norwegen, menschliche Hautzellen direkt in solche des Immunsystems und in Nervenzellen umzuwandeln.

      Welcher Unterschied besteht denn zwischen Hautzellen und all den anderen Zellen des Körpers? Letztlich haben alle dieselbe DNS.
      Der eigentliche Unterschied liegt in den Proteinsignalfaktoren, die wir langsam zu verstehen beginnen. Durch Manipulation dieser Proteine können wir Zellen einer Art veranlassen, sich in Zellen einer anderen Art umzuwandeln.

      Eine Verbesserung dieser Technologie könnte uns nicht nur vor höchst umstrittenen ethischen und politischen Problemen bewahren, sondern wäre auch aus wissenschaftlicher Sicht die beste Lösung.

      Wenn ich Bauchspeicheldrüsenzellen oder Nierenzellen oder auch ein vollkommen neues Herz benötige, wären mir Zellen mit meiner eigenen DNS sehr viel lieber als solche mit der DNS aus fremden Keimbahnzellen, weil sich so die Abstoßungsreaktion des Immunsystems vermeiden ließe. Dabei entsteht ein Organ mit meiner eigenen genetischen Ausstattung.

      Noch wichtiger dürfte allerdings die Tatsache sein, daß die Telomere dieses neuen Organs ihre ursprüngliche Länge besitzen (die Telomere sind Abschnitte am Ende der Chromosomen, die bei jeder Zellteilung kürzer werden). Das neue Organ wäre dann tatsächlich wieder jung.
      Ein Achtzigjähriger könnte sein altes Herz durch sein eigenes "fünfundzwanzigjähriges" Herz ersetzen lassen.

      Noch aufregender ist die Aussicht, ohne chirurgischen Eingriff eigene Organe oder Gewebeteile durch solche mit "jungen", also wieder verlängerten Telomeren zu ersetzen.

      Wenn man geklonte Zellen mit verlängerten Telomeren in ein Organ einbringt, werden diese Zellen dort neben den älteren Zellen eingebaut. Wiederholt man diese Behandlung, werden die neuen Zellen schließlich in der Überzahl sein.

      Auch unter normalen Umständen ersetzen wir die Zellen unseres Körpers ständig durch neue. Warum nicht durch Zellen mit verlängerten Telomeren statt mit den altersbedingt verkürzten? Es gibt keinen Grund, weshalb wir dies nicht mit allen Organen und Geweben unseres Körpers tun könnten. Und dabei würden wir immer jünger.

      Aufregend neu am Klonen ist schließlich die Möglichkeit, Fleisch ohne Tiere zu gewinnen. Wie beim therapeutischen Klonen würden wir dabei nicht das ganze Tier erzeugen, sondern nur die erwünschten Teile, also das Fleisch. Grundsätzlich ließe sich das gesamte Fleisch - Millionen von Tonnen - aus einem einzigen Tier erzeugen.

      Obwohl der Hunger in der Welt heute gewiß zum Teil auch auf politische Probleme und Konflikte zurückgeht, würde Fleisch auf diesem Weg mit der Zeit doch so billig werden, daß mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die Nahrungsversorgung zu rechnen wäre.

      Eine Fleischerzeugung, die ohne Tiere auskommt, wird auch das Leiden der Tiere verringern. In den heutigen Tierfabriken nimmt man wenig Rücksicht auf das Wohlbefinden der Tiere. Sie sind Rädchen in einem großen Getriebe, und das Leiden ist gewaltig.

      Den Tierschützern wäre es lieber, wenn alle Vegetarier würden, aber das ist wenig wahrscheinlich und auch in gesundheitlicher Hinsicht nicht für alle Menschen ideal, wie neuere Forschungen nahelegen.

      Wenn wir das Fleisch ohne Tiere erzeugten, hätten keine Tiere mehr zu leiden. Mit demselben Verfahren könnten wir auch tierische Nebenprodukte wie Leder und - ich wage, es auszusprechen - Pelze erzeugen.

      Außerdem blieben uns die gewaltigen ökologischen Schäden erspart, die aus der industriellen Tierhaltung erwachsen. Und schließlich könnten wir Fleisch mit ernährungsphysiologisch weitaus besseren Eigenschaften erzeugen.

      Das reproduktive Klonen von Menschen ist meiner Ansicht nach die uninteressanteste Anwendungsmöglichkeit. Wenn die Technologie vollkommen ausgereift ist (und das ist heute nicht der Fall), sehe ich aber weder die schwierigen ethischen Probleme noch die bewegenden Aussichten, über die Gegner und Anhänger dieser Verfahren heute streiten.

      Es wird also genetische Zwillinge geben, die durch eine oder mehr Generationen getrennt sind. Mit solchen Vorstellungen arrangiert sich die Gesellschaft im Schlaf.

      Wir sind weit entfernt vom mentalen Klonen, bei dem die gesamte Persönlichkeit eines Menschen, seine Erinnerung, seine Fähigkeiten und seine Geschichte auf ein anderes und höchstwahrscheinlich leistungsfähigeres denkendes Medium übertragen werden.

      Ein philosophisches Identitätsproblem wirft das genetische Klonen gar nicht auf, denn genetische Klone sind eindeutig verschiedene Menschen, unterschiedlicher sogar als herkömmliche eineiige Zwillinge.

      Wenn wir also das gesamte Konzept des Klonens von der Zelle bis hin zum Organismus betrachten, zeigen sich gewaltige Synergieeffekte mit den anderen Revolutionen in der Biologie und der Computertechnik.

      Wenn wir das Genom des Menschen und der Tiere verstehen lernen und leistungsfähige neue Techniken zur Nutzung der genetischen Information entwickeln, wird das Klonen uns die Möglichkeit eröffnen, Tiere, Organe und Zellen zu replizieren.
      Das wird tiefgreifende Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlergehen des Menschen, aber auch unserer Vettern im Tierreich haben.

      Aus dem Amerikanischen von Michael Bischoff.

      Ray Kurzweil, Jahrgang 1948, gehört zu den führenden Technologiestrategen Amerikas. 1999 ist von ihm "Homo Sapiens. Was vom Menschen bleibt" bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.


      Quelle: FAZ, 12.01.03
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 15:38:19
      Beitrag Nr. 60 ()
      -----

      Über Biopolitik und Bioethik wird der Bundestag am 20. Februar eine grundsätzliche Debatte führen.

      Der stellvertretende Vorsitzenden der Grünen-Fraktion, Loske, sagte, dabei solle über ein internationales Verbot des Klonens von Menschen beraten und eine Enquete-Kommision zu "Ethik und Recht der modernen Medizin" eingesetzt werden.

      Zusammen mit den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Schaich-Walch (SPD) und Böhmer (CDU) regt Loske an, die Kommission solle sich mit der Nanobiotechnik, der Produktion von Arzneistoffen in Pflanzen und der Organtransplantation befassen.

      Bei der Debatte im Bundestag solle auch die Embryonenauswahl bei der künstlichen Befruchtung, für die sich kürzlich eine Mehrheit des Nationalen Ethikrats ausgesprochen hat, zur Sprache kommen.

      Trotz Widerständen aus der SPD-Fraktion und einem Plädoyer von Kanzler Schröder gegen ein Verbot des therapeutischen Klonens bleibt es Loske zufolge bei einem gemeinsamen Antrag von SPD, Grünen und Union für eine umfassende internationale Konvention gegen das Klonen, die auch medizinische Anwendungen einschließe. (csl.)

      Quelle: FAZ, 12.02.03
      Avatar
      schrieb am 13.02.03 16:53:50
      Beitrag Nr. 61 ()
      -----


      Ein vollständiges Klonverbot verstößt gegen die Menschenwürde Von Eric Hilgendorf



      Hilgendorf weist in seinem Artikel zunächst darauf hin, daß sich
      Vertreter von SPD, CDU und den Grünen darauf geeinigt hätten, daß jede Form des Klonens von menschlichen Zellen in Zukunft als Verstoß gegen die auch von den Vereinten Nationen garantierte Menschenwürde geächtet werden soll .

      Die Bundesregierung soll sich für eine entsprechende internationale Konvention einsetzen. Bemerkenswert daran sei für ihn zum einen
      die Vorreiterrolle, die Deutschland in Fragen des Embryonenschutzes offenbar einnehmen soll.

      Zum anderen falle die Rigorosität auf, mit der nicht nur das ( seiner Ansicht nach ohnehin von kaum jemandem ernsthaft empfohlene) reproduktive Klonen geächtet werden soll, sondern auch das therapeutische Klonen von menschlichem Gewebe zu Heilzwecken.

      Dieser Rigorismus ließe sich weder juristisch noch moralisch hinreichend begründen.

      Außerdem sei er mit dem liberalen Abtreibungsstrafrecht Deutschlands nicht zu vereinbaren.

      "Wenn die Tötung von ungeborenem menschlichem Leben bis zum dritten Schwangerschaftsmonat nicht rechtswidrig ist, ja unter Umständen selbst Abtreibungen im achten oder neunten Schwangerschaftsmonat straflos bleiben (§ 218 a Absatz 1 und 2 StGB), so ist es nicht nachvollziehbar, wie die Abtötung von menschlichen Zellen in der frühesten Phase ihrer Entwicklung als Verstoß gegen die Menschenwürde gebrandmarkt werden kann.

      Schon der Ausgangspunkt der überparteilichen Anti-Klon-Initiative ist falsch, denn Embryonen besitzen im Unterschied zu geborenen Menschen keine Menschenwürde.


      Nur diese Ansicht, die sich im juristischen und bioethischen Schrifttum immer mehr durchsetzt, wird der geltenden Abtreibungsregelung gerecht. Die Argumente, die für die Annahme ins Feld geführt werden - nicht nur geborene Menschen - sondern auch befruchtete Eizellen und entwicklungsfähiges menschliches Gewebe besäßen Menschenwürde, sind nicht überzeugend.

      Der Embryonenschutz in der Bundesrepublik Deutschland wird meist auf den Gesichtspunkt der Totipotenz gestützt:

      Kennzeichnend für Embryonen ist demnach ihre Fähigkeit, zu einem vollen Menschen zu werden.

      Das Leitbild dieser begrifflichen Festlegung ist die Vorstellung der befruchteten menschlichen Eizelle, die sich im Mutterleib kontinuierlich zu einem Menschen entwickelt.

      Dementsprechend definiert das Embryonenschutzgesetz in Paragraph 8 Absatz 1, als "Embryo im Sinne dieses Gesetzes" gelte "bereits die befruchtete, entwicklungsfähige menschliche Eizelle vom Zeitpunkt der Kernverschmelzung an, ferner jede einem Embryo entnommene totipotente Zelle, die sich bei Vorliegen der dafür erforderlichen weiteren Voraussetzungen zu teilen und zu einem Individuum zu entwickeln vermag".

      Diese Begriffsbestimmung liegt auch dem 2002 in Kraft getretenen Stammzellengesetz (StZG) zugrunde.

      Während sich pluripotente Zellen (Stammzellen) zwar zu Zellen unterschiedlichster Spezialisierung, nicht jedoch zu menschlichen Individuen entwickeln können, sind totipotente Zellen in der Lage, unter geeigneten Bedingungen (gleich welcher Art) zu einem vollen Menschen heranzuwachsen.

      Das Konzept der Totipotenz ist der tragende Pfeiler des Schutzes von werdendem menschlichem Leben.

      Dieser Pfeiler war jedoch noch nie wirklich tragfähig.

      Durch die jüngsten gentechnischen Entwicklungen ist er vollends brüchig geworden:

      Die These, totipotente Zellen besäßen im selben Maß wie geborene Menschen Würde und ein Recht auf Leben, also die Gleichsetzung von Menschen mit totipotenten Zellen, ist mit dem geistesgeschichtlichen Hintergrund der Menschenwürde und der übrigen Menschenrechte nicht zu vereinbaren.

      Tragende Prinzipien der Menschenwürde sind Autonomie und Ich-Bewußtsein. Dem Vier- oder Achtzeller fehlen diese Eigenschaften vollständig, auch wenn es sich um menschliche Zellen handelt, also Zellen, die unter günstigen Umständen zu einem menschenwürdefähigen Menschen heranwachsen könnten.


      Die Gleichstellung von Menschen und totipotenten Zellen hinsichtlich ihrer Würde und ihres Rechts auf Leben wird in der Regel damit begründet, daß bereits die totipotente Zelle über das Potential verfüge, zu einem vollen Menschen heranzuwachsen.

      Dieses Argument - man spricht vom "Potentialitätsargument" - ist in den biotechnischen und biorechtlichen Debatten aber längst widerlegt worden:

      Aus der Tatsache, daß ein Wesen bestimmte Rechte besitzt, läßt sich nicht folgern, daß diese Rechte auch schon seinen Vorformen zukommen.

      Dies läßt sich an vielen Beispielen verdeutlichen: Aus der Tatsache, daß ein zwanzigjähriger Mensch wahlberechtigt ist, folgt keineswegs, daß er dieses Recht auch schon als Zweijähriger besitzt, obgleich er schon als Zweijähriger das Potential hat, zu einem Zwanzigjährigen heranzuwachsen.

      Für die Menschenwürde gilt nichts anderes.

      Auch hier ist das Potentialitätsargument ungültig. Wer Menschen dennoch mit entwicklungsfähigem menschlichem Gewebe gleichsetzt, argumentiert biologistisch: Das Potential einer Zelle, zu einem vollen Menschen heranzuwachsen, beruht auf ihrem Genom, in dem die kompletten Erbinformationen vorhanden sind.


      Aus (echten oder vermeintlichen) biologischen Fakten lassen sich jedoch nicht ohne weiteres Normen oder Werte herleiten. Biologistische Argumentationsmodelle, die dies übersehen, haben in Deutschland eine ungute Tradition und sollten höchst kritisch betrachtet werden.

      Zellulare Totipotenz ist aber noch aus einem weiteren Grund als Anknüpfungspunkt der genannten Rechte fragwürdig geworden.

      Bei der Klonierung via Kerntransfer wird der Zellkern einer somatischen Zelle in eine entkernte Eizelle eingebracht und dort "reprogrammiert", so daß die neu entstandene Zelle sich wie ein normal befruchteter Embryo zu entwickeln vermag. Beim Klonschaf Dolly wurde dabei der Kern einer Euterzelle verwendet.

      Bemerkenswert daran ist vor allem, daß offenbar nicht bloß Stammzellen bei der Kerntransfermethode verwendet werden können, sondern grundsätzlich sämtliche Körperzellen.

      Dies bedeutet, daß grundsätzlich sämtlichen Körperzellen die Qualität der Totipotenz zukommt, sofern sie nur unter geeigneten Bedingungen in eine entkernte Eizelle eingebracht wurden.

      Wenn aber grundsätzlich jede Körperzelle unter geeigneten Umständen totipotent ist, so hat es keinen Sinn mehr, Totipotenz als Anknüpfungspunkt für besondere Rechte zu verwenden - es sei denn, man wollte ernsthaft behaupten, daß zum Beispiel auch Haut- oder Leberzellen, nur weil sie grundsätzlich zur "Erzeugung" eines vollen Menschen benutzt werden könnten, Menschenwürde besitzen.


      Um den Menschenwürdeschutz schon bei der befruchteten Eizelle beginnen zu lassen, wird häufig argumentiert, die Wahl eines anderen Fixpunktes als der Kernverschmelzung von Ei- und Samenzelle sei willkürlich, da die gesamte Entwicklung des Embryos bis hin zum geborenen Menschen ein Kontinuum bilde, bei dem keine fundamentalen Zäsuren erkennbar seien.
      Nur die Vereinigung von Ei- und Samenzelle komme daher als Anknüpfungspunkt in Betracht.

      Auch dieses Argument ist jedoch nicht überzeugend, weil die Kernverschmelzung ebenfalls keine fundamentale Zäsur im menschlichen Fortpflanzungsprozeß darstellt.

      Die menschlichen Keimzellen sind potentiell unsterblich und damit fähig, eine ununterbrochene Linie zu bilden, die aus einer unbekannten Vergangenheit bis in die fernste Zukunft reicht.

      Ei- und Samenzelle tragen das Erbgut bereits in sich; ihre Zusammenfügung ist nur ein äußerer Vorgang, der zudem bei Verwendung der neuesten Reproduktionsverfahren wie der Kerntransfermethode gar nicht mehr erforderlich ist.

      Die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle ist daher keineswegs der einzige zulässige Anknüpfungspunkt für die Menschenwürde und ein Recht auf Leben.


      Die Befruchtung besitzt keinen grundsätzlich anderen Status als zum Beispiel die Nidation, der Abschluß der Organentwicklung oder die Geburt.


      Erschreckend an dem neuesten Vorstoß zur pauschalen Ächtung des Klonens ist die Gleichgültigkeit, mit der die Möglichkeit, neue, vielversprechende Heilverfahren zu entwickeln, ignoriert wird.

      Die Menschenwürde eines Achtzellers existiert allenfalls potentiell, während das Leiden und die Verzweiflung der Menschen, die auf bessere Medikamente oder Ersatzgewebe bis hin zu neuen Organen warten, sehr real sind.

      Auch ihre Menschenwürde muß berücksichtigt werden.

      Ein Staat, der die medizinische Forschung und die Entwicklung möglicherweise höchst wirkungsvoller medizinischer Heilmethoden blockiert, verstößt nicht nur gegen die grundgesetzlich garantierte Forschungsfreiheit, sondern auch und vor allem gegen die Würde derer, die von diesen Heilmethoden Besserung erwarten.


      Ein Blick in das Grundgesetz zeigt, daß der Staat die Menschenwürde nicht nur achten, sondern auch (aktiv) schützen muß.

      Der Staat darf deshalb die medizinische Forschung nicht blockieren, sondern muß ganz im Gegenteil vielversprechende Techniken, die menschenunwürdige Zustände beseitigen helfen könnten, nach Kräften fördern und unterstützen.

      Die Menschenwürde gefährdet nicht derjenige, der zu therapeutischen Zwecken menschliches Gewebe klont, sondern derjenige, der den medizinischen Fortschritt auf diesem wichtigen Gebiet ohne überzeugende Gründe dauerhaft blockieren will."

      Der Verfasser lehrt Strafrecht, Strafprozeßrecht und Rechtsphilosophie in Würzburg.


      Quelle: FAZ, 13.02.03
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 14:46:49
      Beitrag Nr. 62 ()
      -----

      Mit dem Klonschaf Dolly brach das Team um den Schotten Ian Wilmut 1996 ein biologisches Paradigma: Die Forscher vom Roslin-Institut bei Edinburgh hatten weltweit erstmals eine erwachsene Zelle in das Embryostadium zurück programmiert und daraus wiederum ein Säugetier geschaffen.

      Zuvor hatten Wissenschaftler schon verschiedene Tiere aus dem Erbgut von Föten oder Embryonen geklont. Nach der „Dolly-Methode“ ist inzwischen ein ganzer Zoo von Klontieren entstanden:



      Schaf


      Dolly im Jahr 1997



      Februar 1997: Der erste Bericht im Fachblatt „Nature“ macht das damals sieben Monate alte Klonschaf Dolly mit einem Schlag weltberühmt. Später stellt sich heraus, dass sein Erbgut dem alter Tiere ähnelt und das Schaf frühzeitig Arthritis bekam.



      Rind


      Geklontes Kälbchen


      Juli 1998: Lange Zeit war umstritten, ob Dolly wirklich geklont wurde. Erst am 5. Juli 1998 - exakt an Dollys zweitem Geburtstag - präsentierten japanischen Forscher mit zwei Klonkälbern die nächsten nach der Dolly-Methode geklonten Säugetiere und bestätigten damit, dass die Technik funktioniert.



      Maus

      Juli 1998: Ein Team aus Hawai veröffentlicht eine Arbeit über 22 geklonte Mäuse. 7 von ihnen waren Klonmäuse der zweiten Generation, das heißt Klone von geklonten Mäusen. Klonmäuse sind ebenso wie andere Klontiere häufig dicker als ihre Artgenossen. Einige sterben relativ früh.



      Schwein



      Klonferkel der Firma PPL Therapeutics

      März 2000: Das schottische Forschungsinstitut PPL Therapeutics, das eng mit Ian Wilmut zusammenarbeitet, präsentiert fünf in den USA geborene Klon-Ferkel. Die Forscher erhoffen sich davon einen Durchbruch bei der Transplantation von Tierorganen auf den Menschen.



      Ziege

      Juni 2000: Die erste geklonte Ziege wird in China geboren, stirbt aber 36 Stunden nach der Geburt an Atemversagen durch eine unterentwickelte Lunge. Chinesische Forscher präsentieren noch im Juni eine weitere Klonziege. US-Forscher hatten schon 1999 drei Ziegen geklont, allerdings benutzten sie dafür noch nicht vollständig entwickelte Zellen eines 40 Tage alten Fötus.



      Katze


      Copycat, die erste geklonte Katze



      Februar 2002: Forscher in Texas berichten vom weltweit ersten Klonkätzchen. Sie hatten 87 geklonte Embryonen in insgesamt 8 Katzen eingesetzt, um ein lebend geborenes Tier zu erhalten.




      Kaninchen

      März 2002: Französische Wissenschaftler stellen mehrere geklonte Kaninchen vor, die als schwer künstlich reproduzierbare Säugetiere gelten. Gelungen sei dies dank eines genau festgelegten Zeitpunkts für die Einpflanzung der Embryonen.


      Quelle: FAZ, 15.02.03
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 14:51:31
      Beitrag Nr. 63 ()
      -----

      Good bye, Dolly




      Das schottische Schaf „Dolly“, das weltweit erste Säugetier, das durch Klonen eines erwachsenen Tieres entstand, ist tot.

      Wie das Roslin Institute am Freitag in London weiter mitteilte, wurde das Schaf eingeschläfert, nachdem eine fortschreitende Lungenerkrankung bei ihm diagnostiziert wurde.

      Bis zur Geburt Dollys 1996 galt es als unmöglich galt, ein erwachsenes Säugetier zu klonen. „Dollys“ Erschaffung durch schottische Wissenschaftler war eine wissenschaftliche Sensation, die eine breite öffentliche Debatte über das Für und Wider der Gentechnik anheizte.

      Schottischen Wissenschaftlern war es 1996 gelungen, das Schaf „Dolly“ aus einer Euterzelle zu klonen. 1999 stellten Wissenschaftler dann fest, dass „Dollys“ Zellen Alterungs- und Abnützungserscheinungen zeigten, wie sie normalerweise bei älteren Tieren gefunden werden.

      Vor einem Jahr war Dollys „Schöpfer“, Professor Ian Wilmut, bereits durch eine Arthritis im linken Hinterbein des Tiers aufgeschreckt worden. Er selbst wertete diese typische Alterserkrankung bei dem noch relativ jungen Tier als Indiz dafür, dass die derzeitigen Klon- Techniken „ineffizient“ seien.

      „Wir sind sehr enttäuscht und werden Dolly sehr sorgfältig beobachten müssen“, hatte der Genetiker gesagt. An der Londoner Börse war der Kurs der Firma PPL Therapeutics, die seine Forschungsergebnisse vermarktet, daraufhin um 15 Prozent gesunken.

      „Dolly“ wurde sechs Jahre alt. Harry Griffen vom Roslin Institute in der Nähe von Edinburgh erkläre, dass Schafe elf oder zwölf Jahre alt werden können und Lungeninfektionen normal bei älteren Schafen seien, besonders wenn sie nicht im Freien gehalten werden. „Es wird eine volle Autopsie geben, und wir werden jedes wichtige Ergebnis berichtet“, kündigte Griffin an.



      Erstmalig gelang das Klonen

      Bei der Reproduktion des Schafs entnahmen die Gentechniker des Roslin Instituts dem Euter eines erwachsenen Tieres einen Zellkern mit der Erbinformation und pflanzten diesen in die Eizelle eines anderen Schafes ein.

      Aus diesem Ei war zuvor die eigene genetische Informationen entfernt worden. Das so veränderte Ei wurde einem dritten Schaf eingepflanzt, das es als Leihmutter austrug und schließlich Dolly zur Welt brachte - die exakte Doppelgängerin des ersten Schafes.

      Der wissenschaftliche Durchbruch bestand dabei darin, dass der Zellkern des erwachsenen Tieres in dem fremden Ei die Fähigkeit der embryonalen Keimzelle entwickelte, alle Erbinformationen eines komplexen Organismus weiterzugeben.

      Zahlreiche andere Versuche, Tiere zu klonen, endeten mit Fehlschlägen. Völlig deformierte Föten mit abnormen Organen starben schon in der Gebärmutter, viele wurden auch tot geboren. Andere Klone starben wenige Tage nach ihrer Geburt - oft hatten sie zu diesem Zeitpunkt eine abnormale Größe erreicht.

      Der Begriff „Klonen“, der sich von dem griechischen Wort für „Zweig“ ableitet, bezeichnet die ungeschlechtliche Vermehrung eines Wesens um ein oder mehrere Wesen, die sein exaktes und erbgleiches Abbild sind. Das Roslin Institut ist eines der führenden Zentren bei der Embryonenforschung an Nutz- und anderen Tieren.


      Quelle: FAZ, 15.02.03
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 14:57:29
      Beitrag Nr. 64 ()
      -----

      O Herr, gib jedem Schaf seinen eigenen Tod!

      Viele Schafe sterben vor ihrer Zeit, und noch keines, das in einem unachtsamen Moment von einem Wolf gerissen wurde, sich im Gebirge verirrt hat oder irgendeiner Bakterienattacke erlegen ist, hat damit gesteigerte Aufmerksamkeit auf sich ziehen können, schon gar nicht die der Weltöffentlichkeit.

      Daß man als Schaf ein geklontes Kunstprodukt des Menschen sein muß, um aus der Anonymität der Millionenherden auszubrechen, gehörte zu den Lektionen des Phänomens Dolly, wären Schafe an solchen Lektionen interessiert.

      Da dem nicht so ist, bleibt es der Gemeinde der Klonbiologen und ihrer Beobachter vorbehalten, aus dem überraschenden Tod des ersten geklonten Säugetiers Schlußfolgerungen zu ziehen.

      Eine könnte sein, daß der Tod von Dolly nichts Besonderes ist, da Schafe eben sterben, manche früher, manche später. Der Charme dieser Betrachtungsweise liegt darin, daß sie die seltsamen Erwartungen relativiert, denen Dolly seit ihrer Geburt ausgesetzt war.

      Sie schwankten zwischen dem einen Extrem, quasi minütlich auf ihren Exitus zu warten, und dem anderen, Dolly müsse gegen Krankheiten oder gar den Tod durch ihre innovative Entstehungsweise irgendwie immunisiert worden sein.

      Schon als bei Dolly im vergangenen Jahr Arthritis diagnostiziert wurde, waren die Reaktionen erstaunlich: überrascht, so als ob es bei Schafen keine Arthritis gäbe; enttäuscht, daß ausgerechnet einem Klonschaf so etwas passiert; alarmiert, daß jeder Klon zur Gelenkentzündung verurteilt sein könnte.

      Die Nachricht schickte den Kurs jener Firma, in deren Obhut sich Dolly befand, PPL Therapeutics, in den Keller.

      Heute besteht wenig Spielraum für weitere Kurseinbrüche, was die Manager der Firma aber nur mäßig beruhigen mag.

      Weder ihnen noch Ian Wilmut, dem Wissenschaftler, der Dolly erzeugen ließ, noch der Öffentlichkeit fällt es nach Dollys durch eine Lungenentzündung erzwungener Einschläferung leicht, den Tod des Tieres hinzunehmen, so, als sei er ein durch und durch natürliches Ereignis.

      Dies wirft zusätzlich zu den medizinischen Fragen, die nun erörtert werden müssen, eine weitere, grundsätzlichere Frage auf: barsch formuliert nach der Produkthaftung, etwas nachdenklicher akzentuiert nach der Verantwortung des Menschen.

      Die technische Aneignung des Reproduktionsvorgangs durch den Menschen, den die Klontechnik darstellt, enthebt die Klonierten zum Teil ihrer Naturgemachtheit und verwandelt sie zu echten Geschöpfen. Für ihren Lebensweg ist der Bioingenieur auf eine andere Weise verantwortlich als Eltern für unwissentlich an ihre Kinder vererbte Krankheiten.

      Gibt es Krankheiten, die durch die Klontechnik selbst entstehen, muß der Klonierer sich verantwortlich fühlen. Das Nichtwissen, ob Dollys Arthritis und der Verlauf ihrer Lungenentzündung durch das Klonen befördert wurden, stellt keinen Trost dar.

      Es zeigt vielmehr nur, in welcher Grauzone der Unwissenheit sich die Klonbiologie derzeit noch befindet. Der Weg hin zur Perfektionierung der Technik, soviel steht fest, ist ziemlich blutig.csl

      Quelle: FAZ, 17.02.03
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 15:04:06
      Beitrag Nr. 65 ()
      -----

      Neue Diskussion über Gefahren des Klonens

      Klonschaf Dolly wird obduziert



      Nach dem vorzeitigen Tod des Klonschafs Dolly haben Wissenschaftler Zweifel an der Technik des Klonens geäußert.

      Der schottische Wissenschaftler Ian Wilmut, der das Tier 1996 geklont hatte, sagte am Samstag in einem britischen Radiosender, die Krankheit des Tiers sei möglicherweise durch Gendefekte hervorgerufen worden, die bei dieser Technik entstanden seien. Im Vergleich zu anderen Schafen habe Dolly die Lungenkrankheit etwas zu früh bekommen.

      Er warnte aber vor voreiligen Schlüssen, da die meisten Schafe schon geschlachtet würden, ehe sie Dollys Alter erreichten.

      Schon vor einigen Jahren hatten Wissenschaftler bei dem Tier Arthritis festgestellt. Am Freitag war das berühmteste Schaf der Welt im Alter von sechs Jahren eingeschläfert worden.

      Wissenschaftler des Roslin Instituts in Schottland sagten dem Nachrichtensender BBC, nach der Obduktion solle das Tier möglicherweise im schottischen Nationalmuseum in Edinburgh ausgestellt werden.

      Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Therapeutisches Klonen bei der Royal Society, Richard Gardner, sagte der BBC, mögliche genetische Ursachen wären ein weiterer Hinweis darauf, daß reproduktives Klonen erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben könne.

      In den zurückliegenden Jahren hatten Wissenschaftler in Tierversuchen immer wieder festgestellt, daß geklonte Tiere überdurchschnittlich oft schwere Behinderungen hatten.

      Quelle: FAZ, 17.02.03
      Avatar
      schrieb am 24.02.03 17:52:33
      Beitrag Nr. 66 ()
      -----

      Bundestag spricht sich für weltweites Klonverbot aus

      Der Bundestag hat sich mit breiter Mehrheit für ein weltweites generelles Klonverbot bei Menschen ausgesprochen. Der interfraktionelle Antrag wurde am Donnerstag in Berlin nahezu einstimmig von SPD, Union und Grünen verabschiedet.

      Danach soll das therapeutische Klonen menschlicher Embryonen zu medizinischen und zu Forschungszwecken sowie das reproduktive Klonen zu Fortpflanzungszwecken weltweit verboten werden.

      Die FDP will das therapeutische Klonen dagegen von einem Verbot ausschließen. Das Parlament beschloss außerdem, die Enquete-Kommission „Ethik und Recht der modernen Medizin“ neu einzusetzen, die sich auch mit dieser Frage beschäftigen soll.

      In Deutschland sind derzeit alle Formen des Klonens von Menschen verboten. In dieser Wahlperiode soll jedoch über neue Gesetzesinitiativen in der Fortpflanzungsmedizin beraten werden.

      Die Debatte um das Klonen von Menschen war in den vergangenen Monaten neu entfacht worden, nachdem die von einem Franzosen gegründete Sekte der Raelianer die Geburt mehrerer Klonbabys angekündigt hatte.

      Auch der umstrittene italienische Arzt Severino Antinori, der in Rom ein Fortpflanzungszentrum betreibt, hatte von einer Klon-Schwangerschaft berichtet. Die Ankündigungen waren weltweit auf Proteste gestoßen.




      Breiter Konsens für Verbot

      Der stellvertretende Grünen-Fraktionschef Reinhard Loske warnte im Bundestag vor Tendenzen in der Biomedizin, immer mehr rein wirtschaftlich Aspekte das Thema anzugehen. Wer wirklich in das therapeutische Klonen einsteigen wolle, brauche Hunderttausende von weiblichen Eizellen.

      Frauen würden damit zu Rohstofflieferanten degradiert. Klonen verstoße grundsätzlich gegen die Menschenwürde, da es den Menschen vom Subjekt zum Objekt herabstufe. Loske forderte drastische Strafen für ein Verstoß gegen das Klonverbot.

      Die stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Maria Böhmer (CDU) forderte, der Biomedizin Grenzen zu setzen. Es sei ein Irrweg zu glauben, mit dem therapeutischen Klonen werde die Heilung von Krankheiten greifbar.

      Alle Parteien im Bundestag sprachen sich gegen das reproduktive Klonen aus. Die FDP-Forschungsexpertin Ulrike Flach forderte jedoch, das therapeutische Klonen mit Blick auf Therapiemöglichkeiten und Forschungsvorhaben zuzulassen.

      Die Grünen wollen Loske zufolge demnächst eine neue Initiative für ein Fortpflanzungsmedizingesetz starten. Die Regierung werde in dieser Wahlperiode Vorschläge machen, sagte Loske der „Berliner Zeitung".

      Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat sich bislang noch nicht auf ein generelles Klonverbot festgelegt. Es müsse noch diskutiert werden, ob das therapeutische Klonen von einem Verbot ausgenommen werden könne oder müsse, hatte der Kanzler vor wenigen Wochen erklärt.


      Quelle: FAZ, 21.02.03
      Avatar
      schrieb am 24.02.03 17:55:01
      Beitrag Nr. 67 ()
      -----

      Klon-Debatte spaltet internationale Gemeinschaft

      Bei der Frage nach dem menschlichen Klonen scheiden sich die Geister: Während die Fortpflanzung mittels Klonen in vielen Staaten bereits verboten ist, denken andere darüber nach, wie sich das Klonen zu therapeutischen Zwecken nutzen ließe.

      Nachdem die so genannte Raelianer-Sekte Ende 2002 die angebliche Geburt der ersten geklonten Babys verkündete, gewann das Gesetzgebungsverfahren in mehreren Staaten an Tempo. Das Votum des Deutschen Bundestags vom Donnerstag reiht sich in eine Serie neuer Initiativen.

      In den Vereinigten Staaten forderte Präsident George W. Bush Ende Januar ein vollständiges Verbot des menschlichen Klonens. „Kein menschliches Leben darf als Objekt eines Experimentes beginnen oder enden“, sagte Bush. Das von den Repubikanern dominierte Repräsentantenhaus sprach sich bereits für ein Klonverbot aus. Dieses scheiterte aber zunächst im Senat, wo bis zum vergangenen November die Demokraten die Mehrheit stellten.

      In Frankreich verabschiedete Ende Januar der Senat eine Gesetzesvorlage der rechts-bürgerlichen Pariser Regierung, die das Klonen von Menschen als „Verbrechen gegen die Menschheit“ mit 20 Jahren Haft und bis zu 7,5 Millionen Euro bestrafen will. Eine derartige Straftat soll erst 30 Jahre nach der Volljährigkeit eines geklonten Menschen verjähren.

      Beim therapeutischen Klonen, dem gezielten Züchten embryonaler Stammzellen für die Medizin, waren die Pariser Senatoren gespalten: Die Mehrheit aus Konservativen und Liberalen stimmte gegen die Linksparteien für ein Verbot.



      Protokoll des Europarats

      In rund 30 Ländern ist das Klonen zu Fortpflanzungszwecken wie in Deutschland bereits verboten. Ein solches Verbot gilt zum Beispiel in Australien, Japan und Südafrika sowie in den meisten europäischen Staaten.

      Der Europarat verabschiedete ein Protokoll, das „jeden Eingriff“ verbietet, der „die Entstehung eines Menschen zum Ziel hat, der genetisch mit einem anderen lebenden oder toten Menschen übereinstimmt“. Das Dokument wurde von 29 Staaten unterzeichnet und von acht weiteren ratifiziert. Es trat im März 2001 in Kraft.

      Das britische Oberhaus hingegen gestattete vor einem Jahr das Klonen von Embryonen zu therapeutischen Zwecken. Im Weltmaßstab ist die Gesetzgebung in Großbritannien eine der liberalsten.

      Auch die Forschung ist bei den Briten besonders weit fortgeschritten: In Edinburgh wurde 1996 das Schaf „Dolly“ - das erste geklonte Säugetier der Welt - erzeugt, das in der vergangenen Woche wegen einer fortgeschrittenen Lungenentzündung eingeschläfert werden musste.




      Hoffnung auf neue Behandlungsmethoden

      Bei den Vereinten Nationen war im September ein deutsch-französischer Vorstoß für ein Verbot des reproduktiven Klonen in den Ausschuss-Beratungen stecken geblieben. Unter anderem hatten die Vereinigten Staaten und Spanien darauf gedrängt, auch das Klonen zu medizinischen Zwecken zu verbieten, wie es jetzt auch der Bundestag forderte.

      Neben Großbritannien wollte sich auch China diesen Forschungsweg offen halten. Zum so genannten therapeutischen Klonen werden Embryonen speziell hergestellt und bei der Zellentnahme zerstört.

      Mediziner versprechen sich von der Technik neue Behandlungsmöglichkeiten für bislang unheilbare Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson.


      Quelle: FAZ, 21.02.03
      Avatar
      schrieb am 24.02.03 17:57:39
      Beitrag Nr. 68 ()
      -----

      Schmidt: Klonverbot unrealistisch


      Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat das Votum des Bundestags für ein umfassendes weltweites Verbot des Klonens menschlicher Embryonen als unrealistisch bezeichnet.

      In einem Interview mit dem Inforadio Berlin-Brandenburg sagte sie am Freitag, ein Verbot medizinischer Anwendungen des Klonens werde nicht in allen Ländern der Welt eine Mehrheit finden.

      Viele Staaten, auch in Europa, trieben das therapeutische Klonen voran und würden sich einer Verbotskonvention der Vereinten Nationen mit Sicherheit nicht anschließen. Nur ein Verbot des reproduktiven Klonens, also der Erzeugung geklonter Babys, sei durchsetzbar. Die Äußerungen Schmidts wurden von Politikern der Union sowie der Grünen kritisiert.



      Böhmer: Affront gegen Bundestag

      Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union, Maria Böhmer, sprach von einem Affront gegen den Bundestag. Es sei bezeichnend, daß ein Mitglied der Regierung ein umfassendes Klonverbot als nicht erreichbar einstufe, bevor die Verhandlungen überhaupt begonnen hätten.

      Dies nähre Zweifel, ob die Regierung überhaupt den Beschluß des Bundestages durchzusetzen wolle. Das Demokratieverständnis der Ministerin sei erklärungsbedürftig.

      Der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Loske, sagte, seine Partei gehe davon aus, daß der Bundestagsbeschluß Grundlage des Regierungshandelns sei. Das habe Außenminister Fischer zugesagt.

      Die SPD-Bundestagsfraktion hat am Freitag den Abgeordneten René Röspel zum Vorsitzenden der Enquetekommission "Ethik und Recht der modernen Medizin" gewählt. Der 38 Jahre alte Biologe wird als Nachfolger der früheren Vorsitzenden Margot von Renesse das Gremium führen.

      Röspel gilt als Vermittler zwischen den Bedürfnissen der Wissenschaft einerseits und den Forderungen nach einer ethisch begründeten Begrenzung des Klonens andererseits. Er setzte sich gegen zwei Mitbewerber durch, die Biotechnologin Carola Reimann, die einen freizügigen Kurs in der Biopolitik vertritt, und den Arzt und Gentechnikkritiker Wodarg.



      Quelle: FAZ, 22.02.03
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 14:36:13
      Beitrag Nr. 69 ()
      -----

      Gute Träume vom manipulierten Leben

      Fünfzig Jahre nach der DNS-Entschlüsselung wird das Erbgut zum Gegenstand der Kunst / Von Christian Schwägerl

      Joe Davis als Lebenskünstler zu beschreiben wäre sicherlich nicht falsch. Er greift Gelegenheiten beim Schopf und reißt zur Überraschung der Passanten schon mal einen großen Sonnenschirm aus der Verankerung, um inmitten eines Platzregens trocken von der Terrasse ins Café zu kommen.

      Er läuft mit ziemlich abgerissenen Klamotten durch die Gegend. Und er verdient mit seiner Arbeit nicht allzuviel Geld, doch es mangelt ihm nie daran. Ein Netz von Freunden unterstützt ihn.

      Auch in deutschen Biotechnologieunternehmen und Labors gibt es viele, die so begeistert von seinen Werken sind, daß sie diese auf ihren eigenen Internetseiten dokumentieren.

      Deshalb braucht Joe Davis auch keine eigene Seite, wie sie andere Mitarbeiter des Bostoner Massachusetts Institute of Technology (MIT) ganz selbstverständlich haben - er zieht einfach eine von Bewunderern gelegte elektronische Spur hinter sich her.

      Joe Davis` Selbstbezeichnung, die des "bio-artist", mit Lebenskünstler zu übersetzen wäre aber falsch. Denn hinter der Bio-art verbirgt sich ein nicht mehr ganz so neues, aber immer noch atemraubend avantgardistisches Konzept von Kunst.

      Davis, 51 Jahre alt, gilt als einer der Begründer dieser Richtung, und er kann auf eine wachsende Zahl von Gesinnungsgenossen verweisen. Sie wollen die Begrenzung der Kunst auf Äußerlichkeiten, auf den Phänotyp, nicht länger akzeptieren und machen sich daran, mit Hilfe von Genen und Stammzellen zu gestalten.

      "Über Jahrhunderte ging es um das tiefste Blau, die weichste Seide, die schönste Rose - und jetzt bringen wir die Ästhetik auf die neu eröffnete Ebene der DNS und der Entwicklungsbiologie", sagt Davis.

      Der Künstler wurde zur gleichen Zeit geboren, als die Molekularbiologen Watson und Crick erfolgreich nach der Struktur jener Substanz forschten, mit denen Erbinformationen von Generation zu Generation übertragen werden. Heute vor fünfzig Jahren, am 28. Februar 1953, zwischen halb elf und ein Uhr mittags, durchfuhr James Watson an seiner Wirkstätte im britischen Cambridge ein Geistesblitz: Er sah die Doppelhelix vor seinem geistigen Auge, jene Struktur, nach der Generationen von Biologen gefahndet hatten. Wenig später, Ende April 1953, wurde die Erkenntnis, mit der die Biologie revolutioniert werden sollte, in "Nature" veröffentlicht.

      Seither wurde die Frage, wie sich die Kenntnis des Vererbungsmechanismus auf Medizin und Menschenbild auswirken, ausführlich behandelt. Davis und seine Mitstreiter halten nun die Zeit für reif, die DNS über die Naturwissenschaftn hinauszuführen und als Ausgangspunkt wie Material für Kunstwerke zu begreifen.

      Davis` Arbeitsbedingungen könnten besser nicht sein: Er gehört zur Forschergruppe des bekannten MIT-Biologen Alexander Rich und verfügt inzwischen sogar über ein eigenes Labor, mit allem, was man zum Genmanipulieren so braucht.

      Zu seinen ersten Projekten zählte es, Botschaften im Erbgut von Bakterien zu verschlüsseln. Dabei wird für Buchstaben des Alphabets eine bestimmte Abfolge der vier Bausteine des Erbguts - Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin - festgelegt. Nach Davis` eigenem Codesystem gelangte folgender Satz in das Bakterienerbgut: "Ich bin das Rätsel des Lebens. Erkenne mich, und du wirst dich selbst erkennen."

      Ein anderer eigenhändig von ihm manipulierter Bakterienstamm verschlüsselt in sich Piktogramme, die weibliche Geschlechtsorgane darstellen. Mit der Arbeit will er gegen die Prüderie der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa demonstrieren, sagt er.

      Diese habe mit der Voyager-Sonde Darstellungen des Menschen in den Makrokosmos geschickt, auf denen die Geschlechtsorgane fehlten. Zu seinem Konzept von Aktionskunst gehört es, auf Mitteleinwerbung zu gehen, um eine Rakete mit den fehlenden Bildern, verschlüsselt in den Bakterien, der Sonde hinterherzuschicken.

      Davis hat ein "Audiomikroskop" gebaut, mit dem man über Lautsprecher hören kann, wie Bakterien sich über eine Glasfläche bewegen. "Jede neue Bakterienart, die wir drauflegen, kreiert eine neue Musik", sagt er aufgeregt.

      Die Interaktion mit dem durch die Wissenschaft sichtbar gewordenen Molekularraum treibt er nun mit einem sogenannten Angelmikroskop weiter: Mit einer echten Angel und großem Kraftaufwand kann man einzelne Bakterien aus einer Petrischale fischen.

      Eines seiner neuesten Projekte heißt "Frog Flyer", es handelt sich um eine kleine, bislang nicht besonders erfolgreiche Flugmaschine, deren Flügel mit isolierten Froschschenkeln bewegt werden.

      Daß Tierschützer protestieren, liegt nahe, ficht ihn aber nicht an. Er sei in Pass Christiana groß geworden, einer kleinen Ortschaft im Süden des Bundesstaates Mississippi, wo Frösche in Mengen verspeist würden. Zwei oder drei der Kunst zu opfern, das sei schon in Ordnung. Strengstens würde er sich aber an Laborvorschriften und ethische Auflagen halten - sonst wäre die Arbeit am MIT wohl schnell beendet.

      Seine sumpfig-schwüle Heimat, "wo man das Leben mit den Händen aus der Luft greifen kann", habe auch seinen Weg in die Biokunst befördert, sagt er. Nach einer Laufbahn als Bildhauer und kunsthistorischen Arbeiten am MIT entschied er sich Anfang der neunziger Jahre zum Wechsel in die harte Praxis der Genmanipulation.

      Inzwischen nimmt ihn, auch wenn es von Naturwissenschaftlern weiterhin Anfeindungen gibt, auch die scientific community ernst. In "Nature" erschienen bereits mehrere Artikel über Davis, und nun durfte er für das renommierte britische Journal selbst zur Feder greifen.

      Ein Beitrag über Kunst und Wissenschaft wurde in der "Enzyklopädie des menschlichen Erbguts", die "Nature" zum fünfzigsten Jahrestag der DNS-Entschlüsselung mit Pomp herausbringt, veröffentlicht. Er wurde derselben fachlichen Begutachtung unterzogen wie rein wissenschaftliche Artikel. "Wie ein Wissenschaftler das begutachten sollte, ist mir ein Rätsel", sagt Davis amüsiert.

      Mit dem Beitrag will er sich auch gegen Kritik zur Wehr setzen, die Biokünstler seien in Wahrheit Trendmitläufer, die einfach nur ein bißchen herumspielten. "Es geht darum, die ganze Komplexität des Lebens ästhetisch umzusetzen, und die vielen Dinge - Hoffnung, Sehnsucht, Liebe -, für die man nie ein einzelnes Gen finden wird, dennoch in Beziehung zur Biologie zu setzen", sagt er.

      Zuletzt hat Davis "Wanderers Nachtlied" von Goethe in einem Bakterium verschlüsselt. Heraklits Beschreibung des Orakels von Delphi konnte er in das Erbgut der Fruchtfliege Drosophila einbauen - in jene Gene, die, symbolisch für die Fernsicht des Orakels, für die Ausbildung der Augen zuständig sind.

      Nun will er solche Zeilen auch in das Erbgut von Bäumen integrieren und damit "Bäume der Erkenntnis" schaffen.

      Die Naturwissenschaftler, sagt Davis, hätten kein exklusives Recht auf einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Erbmaterial und anderen biologischen Materialien. Er könne es sich sogar sehr gut vorstellen, daß Biokünstler mit mehr sozialer und ökologischer Sensibilität an ihre Objekte herangingen als mancher Forscher.

      Das Leben sei eben zur "open source" geworden, zur offenen Software also, zum Guten wie zum Schlechten, und er sei froh, daß das gesammelte Wissen "nicht nur Forschern mit ihrem Tunnelblick oder Bioterroristen mit ihren üblen Absichten" zur Verfügung stehe.

      Davis` Grundhaltung zur Gentechnik ist enthusiastisch; für Leute, die Angst vor genetisch manipulierten Lebensmitteln haben, hat er nur ein Lächeln übrig. Daß die Gentechniker auch Albträume wahr machen könnten, sei richtig.

      Darin sehe er ja gerade seine Aufgabe: Gute Träume vom Leben zu haben und zu zeigen. Er plädiert auch für Grenzen der Forschung. Das Babyklonen etwa lehnt er ab: "Das Klonen von Menschen hat keinerlei künstlerischen Reiz", sagt er.

      Der Ausbreitung der Bio-art steht Davis zufolge wenig im Weg. Vor ein paar Jahren hätten die meisten Künstler auch Computer gehaßt, und nun fände man sie überall. Das gleiche werde mit der Biologie passieren.

      In der Tat wächst die Szene der Biokünstler. Eduardo Kac von der School of the Art Institute in Chicago zeigte 1999 seine Installation "Genesis", bei der er Zitate aus der Bibel in DNS-Code übersetzte und im Internet mutieren ließ. Sein genetisch verändertes, mit Hilfe eines Quallengens leuchtendes Kaninchen "GFP Bunny" sorgte in Paris für Aufsehen.

      Über die Arbeit mit dem DNS-Code gehen die Werke von Marta de Menezes hinaus, die am Institut für evolutionäre und ökologische Wissenschaften im niederländischen Leiden gezeigt wurden.

      De Menezes hat die Urzellen von Raupen so manipuliert, daß bei den späteren Schmetterlingen asymmetrische Flügelmuster entstehen, die es in der Natur nie gäbe. "Die Natur wird jeden Tag in Labors erneut erfunden: Fruchtfliegen, die Füße an der Stelle ihrer Antennen haben; extra langlebige Würmer; leuchtende Hühner", schreibt sie.

      Solcherlei sei nötig, um die Grundmechanismen des Lebens zu verstehen. Sinn ihrer eigenen Arbeit sei es, die Ähnlichkeit zwischen unmanipulierten und manipulierten Lebewesen zu betonen und wahrhaft einmalige Schmetterlinge zu schaffen. Diese seien nicht schöner oder besser als natürliche: als Künstlerin wolle sie nur Möglichkeiten und Grenzen biologischer Systeme erkunden. Da die Schmetterlinge die neuen Muster nicht an ihre Nachfahren weitergäben, entstehe Kunst mit einer Lebensspanne, nämlich der des Schmetterlings.

      Es scheint nur zu natürlich, daß mit der Erschließung des molekularen und neuronalen Raums durch die Wissenschaft auch Künstler in diese neue Sphäre eintreten, sich umsehen, sich inspirieren lassen und Werke schaffen. Sie bewegen sich behend auf einer schnell wachsenden Verbindungsfläche, zwischen der überwältigenden Ästhetik, die der Natur ganz ohne ihr Zutun innewohnt, und der rein zweckorientierten Manipulation, der sich die Naturwissenschaft verschrieben hat.

      Es gibt keinen Grund, warum die Biokünstler auf Dauer in einer kleinen Nische verharren müßten: Die Entschlüsselung der DNS vor fünfzig Jahren hat ihnen ein Riesenreich erschlossen.

      gelesen in FAZ, 06.03.03
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 14:40:09
      Beitrag Nr. 70 ()
      -----

      Britney Spears lässt sich doubeln



      Ist Doublen vereinbar mit der menschlichen Würde? Markus Maria Profitlich ist auch Britney Spears


      05. März 2003 Während alle Welt streitet, ob das Klonen von Menschen eigentlich mit der Menschenwürde vereinbar ist, vergessen wir die Sorgen der Originale.

      Manche werden verfolgt von aufdringlichen Fans oder entschlossenen amerikanischen Präsidenten. Für sie wäre das Klonen ihres Körpers zu langwierig, deshalb lassen sie sich von Doppelgängern vertreten.




      Saddam als Vorbild

      Die einundzwanzigjährige Popsängerin Britney Spears hat sich ein Double zugelegt, um aufdringliche Fans und irre Verehrer abzuhängen. Eine Zeitung berichtet, dass der Trick im „White Lotos Club“ von Los Angeles aufflog, als Spears und ihre Doppelgängerin gleichzeitig auf die Damentoilette gingen - identisch angezogen, von der Jeans bis zur Baseballmütze.

      Spears habe sich zum Double entschlossen, nachdem sie monatelang von dem besessenen japanischen Fan Masahiko Shizawa (41) verfolgt worden war. „Einer ihrer Leute hatte die Double-Idee, als er las, dass Saddam Hussein auch mehrere Doppelgänger hat“, schreibt der „Star“.




      Ist der Ruf erst ruiniert, lebste gänzlich ungeniert

      Das Double sei nicht so sehr als „Geheimwaffe“ gegen die Fotografen gedacht, sondern vielmehr ein Schutz gegen aufdringliche Fans. Ähnlich wie das Klonen wirft jedoch auch das Doublen moralische Fragen auf.

      Wer ist für eventuelle Fehltritte des Doppelgängers verantwortlich? Wie lässt sich das Leben des Doppelgängers kontrollieren? Spears hat deutliche Verhaltensregeln ausgegeben.
      Ein Mitarbeiter der Sängerin sagte: „Sie kommt bestens mit ihrer `Zwillingsschwester` zurecht. Aber sie hat klar gemacht, dass diese sich von den Jungs fern halten soll, hinter denen sie her ist.“

      Solche moralischen Appelle würden an einer genetischen Kopie freilich wirkungslos abprallen, denn sie ließe sich durch keinen Arbeitsvertrag verpflichten, unserem Bild von uns selbst zu entsprechen. Dafür könnte sie unseren Ruf aber auch erst mit einem Sicherheitsabstand von etwa zwanzig Jahren ruinieren.

      Quelle: FAZ, 06.03.03
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 00:50:20
      Beitrag Nr. 71 ()
      -----

      Die Sofa-Soldaten an der Front
      Von Heike Hupertz


      Der Irakkrieg für den PC: "Conflict - Desert Storm"





      Als Tom Ridge kürzlich die neue Website seines Ministeriums für Heimatschutz der Presse vorstellte, betonte er wieder und wieder, daß Amerika sich in Zeiten des "War on Terror" nicht nur auf seine Berufsarmee verlassen dürfe.

      Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht meinte er damit jedoch nicht: "Sei ein Soldat zu Hause", heißt der neueste Slogan aus Washington, und unter "www.ready.gov" können die Bürger erfahren, wie sie sich vorzubereiten haben.

      Während also unsereins nun erst lernt, daß es im Falle eines Nuklearangriffes eher förderlich ist, weiter weg als zu nahe dran zu sein, haben mehr als eine Million Heimatfront-Soldaten in den Vereinigten Staaten und Großbritannien ihre mentale Grundausbildung schon vor Monaten beendet und erfolgreich absolviert, was die Falken in der Regierung Bush kaum abwarten können: Sie haben den Irak von Saddam Hussein befreit und tun es vermutlich immer wieder.




      „Authentische Situationen“

      "Conflict - Desert Storm" heißt das Spiel für Playstation, Xbox und PC, das am 13. September 2002, fast pünktlich zum Jahrestag des Attentats auf das World Trade Center, erschien und seitdem mehr als eine Million Mal verkauft wurde.

      Unlängst gab es den angesehenen "Emma"-Award in der Kategorie "Console Games". Unübertroffen realitätsnah ("as real as it gets!") soll der Irak-Krieg für daheim sein. Mindestens vierzig Prozent der Situationen, so die Firmenwerbung, seien authentisch.

      Damit die Einzelkämpfer an Joystick und Tastatur den wahren Golfkriegsgeschmack bekommen, haben sich die Programmierer zudem den "Reality Consultant" und Kriegsveteranen Cameron Spence an Bord geholt, der in Sachen Waffenkunde, Terrain, Spezialeinheiten-Taktik und Feindverhalten das letzte Wort hatte.




      Virtueller Golfstaat ohne Zivilisten

      Das Spiel selbst erinnert an "Rambo" mit drei Klonen: Bradley, Jones, Foley und Connors sind Mitglieder der Eliteeinheit, die, hinter die feindlichen Linien geschmuggelt, ganz auf sich gestellt, mit modernster Ausrüstung versehen, den Irak von Saddam Hussein befreien muß.

      Ein Strategie- und Taktikspiel sei "Conflict: Desert Storm", sagen die Entwickler: "Wir wollten ein spannendes, dabei aber auch unterhaltsames Spiel kreieren." So gehen Jones und Connors im Häuserkampf gegen Partisanen vor und schaltet Scharfschütze Foley mit Nachtsichtgerät irakische Posten aus. Zivilisten sucht man im virtuellen Golfstaat vergebens.

      Bei "Pivotal Games" arbeiten die Programmierer mit Hochdruck an einer aktuellen Neuauflage von "Conflict: Desert Storm". Diesmal sollen es die Soldaten an der Heimatfront mit einer verwirrenden Vielzahl von Saddam-Bodydoubles zu tun bekommen.


      gelesen in FAZ, 16.03.03
      Avatar
      schrieb am 23.03.03 13:19:48
      Beitrag Nr. 72 ()
      -----

      Die Invasion der Klon-Krieger

      Hirngespinst? In Südafrika jagen geklonte Bienen andere Völker

      Die in Südafrika lebenden Honigbienen müssen heute schon erfahren, was in vielen Zukunftsvionen als eines der großen Schreckbilder der Menschheit herhalten muß: Sie sind in Gefahr, von aggressiven Klonen ausgelöscht zu werden.

      Seit mehr als einem Jahrzehnt vermehren sich in dem südlichsten afrikanischen Land echte Klone der sogenannten Kap-Bienen, Verwandte der domestizierten Honigbienen.

      Die genetischen Doppelgänger befallen sukzessive die Stöcke der von Imkern gepflegten Honigbienen und verdrängen die emsigen Arbeiterinnen aus ihren Nestern.

      Damit gefährden die Klon-Insekten die südafrikanische Landwirtschaft offenbar ernsthaft. Stephen Martin von der Universität Sheffield hat nun herausfinden können, auf welchen bizarren Mechanismen die Überlegenheit der Kap-Bienen beruht ("Apidologie", Bd. 33, S. 2002).

      Anfang der neunziger Jahre verlegten die südafrikanischen Bienenzüchter Stöcke der im Süden heimischen Kap-Biene in den Norden des Landes, um sie Seite an Seite an Seite mit der Honigbiene arbeiten zu lassen.

      Diese Handlung löste jedoch eine schicksalhafte Kettenreaktion aus. Die unsichere Zukunft der Honigbiene gründet sich auf der Wechselwirkung einer alten und einer neuen Besonderheit der Kap-Biene.

      Anders als bei anderen Bienen sind die von Arbeiterinnen der Kap-Biene gelegten, unbefruchteten Eier mit einem doppelten Chromosomensatz ausgestattet und entwickeln sich daher zu Weibchen und nicht zu Männchen.

      Diese Weibchen sind exakte genetische Kopien, also Klone, ihrer Mütter. Vor einigen Jahren trat bei der Kap-Biene darüber hinaus wahrscheinlich in einem einzigen Individuum eine Mutation auf, die dafür sorgte, daß die Eier genau wie die von einer gewöhnlichen Honigbienenkönigin gelegten Eier riechen.

      Diese Arbeiterin gelangte in einen Stock der Honigbiene, ihre Eier wurden von den Arbeiterinnen nicht als fremd erkannt und entgingen somit der Vernichtung. Die ersten Klon-Nachkommen und die nachfolgenden Generationen konnten dann den Stock vollständig übernehmen und nach ihrem Ausschwärmen weitere Stöcke parasitieren.

      Die Klone können keine sich selbst erhaltenden Stöcke etablieren und zerstören daher mehr und mehr Kolonien der Honigbiene. Laut Stephen Martin erzeugen domestizierte Honigbienen durch ihren Honig und ihre Bestäubungsleistung jährlich einen Wert von nahezu 2 Milliarden Dollar, der nun von der Kap-Biene bedroht ist.

      Als Hoffnung bleibt, daß bei einem weiteren Verschwinden von Honigbienen die schwärmenden Kap-Bienen keine Stöcke mehr finden, die "Epidemie" damit ein Ende findet, und die wenigen verbleibenden Honigbienenstöcke einer besseren Zukunft entgegensehen.

      DIEMUT KLÄRNER


      Quelle: FAZ, 22.03.03
      Avatar
      schrieb am 11.04.03 13:29:59
      Beitrag Nr. 73 ()
      -----

      Museum in Edinburgh zeigt ausgestopftes Klon-Schaf Dolly


      Bildmaterial: AP
      Professor Ian Wilmut mit der ausgestopften Dolly




      Das Klonschaf „Dolly“ hat seine letzte Ruhestätte in einem schottischen Museum gefunden. Das Roslin Institute, an dem das Tier geklont wurde, spendete „Dollys“ sterbliche Überreste dem Nationalmuseum in Edinburgh.

      Hier wurde das Schaf ausgestopft und steht jetzt auf einem strohbedeckten Sockel. Es war weltweit das erste Säugetier, das durch das Klonen eines erwachsenen Tieres entstand.

      „Dolly“ wurde Sommer 1996 geboren, im Februar 1997 heizte die Bekanntgabe ihrer Erschaffung durch schottische Wissenschaftler Februar 1997 eine breite öffentliche Debatte über das Für und Wider der Gentechnik an. Am 14. Februar diesen Jahres wurde das sechs Jahre alte Tier wegen einer fortschreitenden Lungenerkrankung eingeschläfert.




      Klonen und Krankheit ohne Zusammenhang

      Ihre Schöpfer am Roslin Institute in Schottland sagten, dass es keinen Zusammenhang gebe zwischen „Dollys“ Erkrankung und der Tatsache, das sie geklont sei. Die Lungenadenomatose, unter der „Dolly“ litt, sei üblich bei Schafen höheren Alters. Die Viruserkrankung sei durch ein anderes Schaf im selben Stall übertragen worden.

      Ian Wilmut, Leiter von „Dollys“ Klon-Teams, sagte am Mittwoch beim Anblick des ausgestellten Schafs, er sei stolz, es dort zu sehen, zugleich aber auch traurig über seinen Tod.

      „So wird sie weiterhin die Menschen daran erinnern, dass hier in Edinburgh wissenschaftlicher Fortschritt betrieben wurde, der die Menschen zu verschiedenen Ansichten über diesen Aspekt der Biologie kommen lässt“, sagte Wilmut.




      "Dolly" war eine Sensation

      „Dollys“ Geburt war eine wissenschaftliche Sensation, obgleich schon zuvor Schafe aus Fötus- oder Embryonenzellen geklont wurden. Doch bis dahin war es unbekannt, ob sich auch die Zellen eines schon erwachsenen Tieres in neues Leben verwandeln könnten. Fortan mehrten sich die Bedenken, dass nun auch das Klonen von Menschen nicht mehr weit sei.

      Um „Dolly“ zu erschaffen, entnahmen die Forscher einer Eizelle ihre genetischen Informationen und ersetzte diese durch die einer Zelle eines erwachsenen Schafes. Der daraus im Labor gezüchtete Embryo wurde dann einem lebenden Schaf eingepflanzt, das „Dolly“ austrug.

      „Dolly“ die nach der amerikanischen Country-Sängerin Dolly Parton benannt wurde, hat in ihrem Leben zwei Mal auf natürlichem Wege Lämmer geboren. Das zeigte, dass auch Klone zu einer natürlichen Reproduktion in der Lage sind.

      Im vergangenen Jahr hatten „Dollys“ Schöpfer bekannt gegeben, dass ihr Schützling im relativ frühen Alter von fünfeinhalb Jahren eine Arthritis entwickelte. Einige Genetiker schlossen daraus, dass sich die biologische Uhr nicht durch Klonen zurückdrehen lasse.

      Eine abschließende Beurteilung über „Dolly“ steht noch aus. Das Roslin Institute teilte jedoch mit, dass eine Veröffentlichung in einer Wissenschaftlichen Zeitschrift innerhalb der kommenden Wochen geplant sei.


      Quelle: FAZ, 10. April 03
      Avatar
      schrieb am 11.04.03 13:35:13
      Beitrag Nr. 74 ()
      -----

      Klonen von Menschen aussichtslos?

      Amerikanische Forscher haben bei Experimenten mit Rhesusaffen gezeigt, daß das Klonen von Menschen durch Kerntransfer auf absehbare Zeit wohl ein aussichtsloses Unterfangen ist.

      In den Zellen entsteht schon bei den ersten Teilungen ein molekulares Chaos, das mit den gegenwärtigen Methoden nicht beherrschbar ist. Die Ergebnisse ihrer Experimente erscheinen an diesem Freitag in der international renommierten Zeitschrift "Science".

      "Mit den gegenwärtigen Verfahren", so schließen die Forscher ihre Veröffentlichung in der Zeitschrift "Science", "könnte sich das Herstellen von embryonalen Stammzellen mit der Kerntransfer-Technik", dem sogenannten therapeutischen Klonen, "als schwierig erweisen und das reproduktive Klonen als unmöglich."

      Quelle: FAZ, 11. April 03
      Avatar
      schrieb am 11.04.03 13:38:19
      Beitrag Nr. 75 ()
      -----

      Europaparlament gegen therapeutisches Klonen

      Das Europaparlament hat sich am Donnerstag mehrheitlich gegen das therapeutische Klonen am Menschen ausgesprochen und gefordert, daß jegliche Weitergabe von menschlichem Gewebe freiwillig und unentgeltlich geschehen müsse.

      Ein umfassendes Verbot der embryonalen Stammzellforschung verfehlte wegen eines Patts bei der Abstimmung die Mehrheit, die Entscheidung darüber bleibt den Mitgliedsstaaten überlassen.

      Mit 234 Ja-Stimmen und 217 Nein-Stimmen nahmen die Parlamentarier aber ein Votum gegen die Erzeugung von menschlichen Embryonen zu Forschungs- und Therapiezwecken an.
      Noch im April soll in Brüssel über die Förderung der Forschung an Stammzellen beraten werden.



      Quelle: FAZ, 11. April 03
      Avatar
      schrieb am 10.06.03 00:22:03
      Beitrag Nr. 76 ()
      -----

      Das Klonen am Scheideweg

      Von Joachim Müller-Jung


      Ein Bild für das Poesiealbum der biopolitischen Streitkräfte: "Dolly", das erste Säugetier, das durch die bloße Übertragung eines Zellkerns von einer gewöhnlichen Körperzelle in eine Eihülle hergestellt worden war, steht ausgestopft im Royal Museum of Edinburgh.

      Ein Bild mit Symbolcharakter? Oder eignet sich vielleicht doch mehr dieses als Sinnbild:

      Ein geklontes Banteng-Kalb, eine vor dreißig Jahren ausgestorbene Rinderart aus Java, stiert mit seinen großen schwarzen Augen in die Kameralinse.

      Das Kalb wurde, nachdem vor zwei Jahren ein ähnlicher Klonversuch mit dem schnellen Tod des Tieres geendet hatte, von einem Hausrind ausgetragen, nachdem man das Erbmaterial des Banteng zuvor in die Eizelle der Ammenmutter transplantiert hatte.

      In gewisser Weise eignen sich beide Bilder für die Allegorie des Klonens, beide repräsentieren sie - das eine die Tragik, das andere die Hoffnung - die verfahrene Situation, in der sich eine ganze Branche der Biotechnik und längst auch der biomedizinischen Zunft fand.

      Diese Hängepartie könnte jetzt bald ein Ende finden. Nachdem die Versuche, das Klonen und damit das genetische Vervielfältigen von Tieren und Zellen mit der "Dolly-Methode" voranzutreiben, in den vergangenen Jahren nicht zuletzt heftigem bioethischen Sperrfeuer ausgesetzt waren, folgt jetzt offenkundig das wissenschaftliche Erwachen.

      Vor kurzem hat einer der Pioniere und intimsten Kenner der Szene, der aus Deutschland stammende Rudolf Jaenisch vom Massachusetts Institute of Technology, mit seinen jüngsten Forschungsergebnissen eindringlich auf die genetischen Komplikationen des Klonens hingewiesen.

      Doch was nun eine Gruppe amerikanischer Forscher in der heute erscheinenden Ausgabe der Zeitschrift "Science" (Bd. 300, S. 297) beschreibt, ist mehr als ein dräuendes molekulares Damoklesschwert.

      Manche werden die Veröffentlichung als das Grab der modernen Klontechnik bezeichnen. Und sie könnten, zumindest was das Klonen in bezug auf die menschliche Sphäre betrifft, recht behalten.




      Rhesusaffen statt Menschen

      Die Wissenschaftler beschreiben in der Arbeit ihre fehlgeschlagenen Versuche, geklonte Tiere mit Körperzellen von Rhesusaffen herzustellen. Die Affen sind in diesem Fall bewußt als Stellvertreter des Menschen gewählt worden.

      Denn schon lange hatte man den Verdacht, daß es beim Klonen von Primaten - Affen und Menschen - also möglicherweise abweichende molekulare Mechanismen gibt, die das bei diesem Prozeß unumgängliche Reprogrammieren des Erbmaterials unmöglich macht, jedenfalls das fehlerfreie Reprogrammieren der Gene.

      In der Zeitschrift "Development" (Bd. 130, S. 1673) hat Jaenisch anschaulich solche Artefakte beschrieben. Selbst bei Mäusen, wo die "Erfolgsrate" der Klonierer mit eins bis vier Prozent der manipulierten Eizellen zwar mäßig, aber immer noch feststellbar ist, laufen Dutzende wichtiger Gene des transferierten Zellkerns aus dem Ruder.

      Vor allem das als Oct4 bekannte Gen und ähnliche, für die frühe Entwicklung und die Herstellung einer gewissen Plastizität der Embryonalzellen entscheidende Erbanlagen, scheinen in den übertragenen Kernen fehlreguliert zu werden. 70 bis 80 solcher Gene hat Jaenisch bereits ausfindig gemacht: bei Mäusen, wohlgemerkt.

      Viel schlimmer noch freilich, und darauf sind im Grunde Jaenisch und alle Forscher seit Monaten vorbereitet, ist die Lage offenbar bei den zellulär komplexer aufgebauten Primaten.

      Bisher war es überhaupt nur einmal, Ende der neunziger Jahre, gelungen, mit dem Dolly-Verfahren Klone aus Rhesusaffen herzustellen.

      Seinerzeit wurden aber keine ausdifferenzierten Zellen der Haut oder irgend eines anderen fertigentwickelten Körpergewebes eines ausgewachsenen Tieres benutzt, sondern embryonale Zellen, die man extrem frühen, im Reagenzglas erzeugten Embryonen entnommen hatte.




      Gescheiterte Versuche

      Alle weiteren Versuche, Affen oder Menschenzellen zu klonen, sind seither kläglich gescheitert. Auch die von der amerikanischen Biotechfirma ACT vor knapp anderthalb Jahren präsentierten "Zellhaufen" eines geklonten Menschen hörten in einem sehr frühen Stadium auf weiterzuwachsen.

      Eine Erklärung dafür und für alle anderen Fehlschläge könnten jetzt die Forschungsergebnisse von Gerald Schatten von der University of Pittsburgh School of Medicine in Pennsylvania liefern.

      Wie seine Gruppe in "Science" berichtet, hat sich keine von insgesamt 716 manipulierten Eizellen zu einem Embryo, geschweige denn zu einem fertigen Rhesusaffen entwickelt.

      Mit vier verschiedenen Methoden und unterschiedlichen Ausgangszellen, ob Hautepithel-, Nabelschnur- Cumuluszellen oder embryonalen Stammzellen, war es nicht ein einziges Mal gelungen, die Embryonen über ein frühes Stadium "hinüberzuretten".

      Immerhin 33 erzeugte Embryonen wurden befruchtungsfähigen Affenweibchen übertragen. Doch alle Klone gingen früh zugrunde.

      Oberflächlich betrachtet sahen die "Zellhaufen" völlig normal aus, wie Schatten betont. Doch mit Hilfe verschiedener Färbetechniken haben die Wissenschaftler dann schon unter dem Mikroskop eine unerfreuliche Entdeckung gemacht:

      Nach dem Klonprozeß teilten sich die Zellen anfangs zwar wie erwartet, aber bei der Zellteilung kam es offenbar zu tumultartigen Szenen:

      Die Chromosomen, die Träger des Erbmaterials, waren schon bei der ersten Teilung offenbar nicht in der Lage, sich korrekt in der Mitte anzuordnen.

      Wichtige Proteine, die den Aufbau des dafür nötigen Spindelapparates benötigt werden, fehlten ganz offenkundig.
      Die wie Zugseile die Zellen durchziehenden und an den Chromosomen ansetzenden Spindeln waren vollkommen desorganisiert.

      Das Ergebnis dieses molekularen Tohuwabohus ist, daß das Erbmaterial nicht gleichmäßig auf die Zellen verteilt wird und damit vermutlich auch Fehlsteuerungen im genetischen Programm unvermeidlich sind. Beobachtungen alles in allem, die man bei anderen Tieren so bislang nicht gefunden hat.

      "Mit den gegenwärtigen Verfahren", so schließen die Forscher ihre Science-Veröffentlichung, "könnte sich das Herstellen von embryonalen Stammzellen mit der Kerntransfer-Technik", dem sogenannten therapeutischen Klonen, "als schwierig erweisen und das reproduktive Klonen als unmöglich."


      Quelle: FAZ, 11.04.03
      Avatar
      schrieb am 10.06.03 00:26:47
      Beitrag Nr. 77 ()
      -----


      Klon-Konferenz


      "Ethisch unakzeptabel"

      Bildmaterial: AP
      Ministerin Bulmahn auf dem Klon-Kongreß



      Bundesforschungsministerin Bulmahn (SPD) setzt darauf, daß die Klonforschung medizinische Therapien entwickelt, die nicht die Zerstörung menschlicher Embryonen mit sich bringen.

      Zum Auftakt einer internationalen Konferenz ihres Ministeriums über "Das Klonen in biomedizinischer Forschung und Reproduktion" in Berlin sagte Bulmahn am Mittwoch, es sei "ethisch unakzeptabel", das Klonen zur Herstellung menschlicher Embryonen zu nutzen, die anschließend zur Gewinnung von Gewebe zerstört würden.

      Damit stellte die Ministerin klar, daß die Bundesregierung keine Absicht hat, das therapeutische Klonen in Deutschland zuzulassen.

      Bulmahn sagte, die Forschung könne aber Techniken entwickeln, die dem therapeutischen Klonen ähnlich seien, aber ohne Embryonen auskämen.

      Über solche Verfahren sei eine "gründliche und differenzierte Diskussion" nötig.

      Mit dem sogenannten therapeutischen Klonen wollen Biomediziner für Patienten Ersatzgewebe züchten, das vom Immunsystem des Körpers nicht abgestoßen wird.

      Dazu wird mit Hilfe des Erbguts des Patienten und einer weiblichen Eizelle ein Klonembryo erzeugt. Dieser Embryo, der genetisch mit dem Patienten identisch ist, wird anschließend getötet, um ihm Stammzellen zu entnehmen. Aus diesen Zellen wird Gewebe gezüchtet, das bei einer Reihe von Krankheiten implantiert werden soll, um erkrankte Körperteile zu ersetzen.

      Die Forschungsministerin sagte, alternativ zur Herstellung von Embryonen könne man auch daran denken, Ersatzgewebe direkt aus Stammzellen zu züchten.

      Offen ließ Frau Bulmahn, wie sich die Bundesregierung bei den internationalen Verhandlungen über ein Klonverbot verhalten wird, die im Herbst anstehen.

      Sie sagte, in einer pluralistisch geprägten Welt sei es schwierig, für ethische Zweifelsfragen allgemein akzeptierte Lösungen zu finden.

      Bei den Vereinten Nationen müsse ein Weg gefunden werden, die Souveränität der einzelenen Staaten zu respektieren und trotzdem gemeinsame Standards zu erzielen. Im Mittelpunkt politischer Entscheidungen soll völkerübergreifend der Schutz des Lebens und die Garantie der Menschenwürde stehen.

      Auf der internationalen Konferenz in Berlin debattieren bis Freitag Fachleute aus aller Welt über wissenschaftliche und ethische Aspekte des Klonens. Die Grünen und die Union hatten eine "einseitige Auswahl" von Referenten kritisiert.


      Quelle: FAZ, 15.05.03
      Avatar
      schrieb am 10.06.03 00:33:12
      Beitrag Nr. 78 ()
      -----


      Entzauberte Alleskönner

      Den geklonten Embryonen wird die Totipotenz aberkannt


      Von Joachim Müller-Jung

      An den Schnittstellen der biopolitischen Debatte, wo Ethik, Politik und Naturwissenschaft sich regelmäßig wiedertreffen, prangen inzwischen eine Reihe von Sprachetiketten, deren Klarheit auch durch häufigen Gebrauch nicht größer wird.

      Einige dieser Eckpfeiler des Diskurses sind ungeliebt, und doch will - oder kann - man nicht auf sie verzichten. Das liegt häufig daran, daß die Begriffe in einem anderen als dem ursprünglichen Kontext verwendet werden oder schlichtweg als politisches Schlagwort instrumentalisiert werden.

      Oder aber, wie im Falle der "Totipotenz", weil sich hinter dem vermeintlich arrivierten und seit einer halben Generation im Embryonenschutzgesetz fixierten Begriff ein wissenschaftliches Konzept verbirgt, das durch die Rasanz des Fortschritts so arg strapaziert wird, daß sein Haltbarkeitsdatum mitunter längst abgelaufen scheint.

      An solchen streitbaren Etiketten läßt sich wunderbar die Dringlichkeit der biopolitischen Debatte aufziehen.

      Die Gelegenheit war günstig auf der von der Bundesregierung einberufenen internationalen Klonkonferenz in Berlin, einige dieser alten Zöpfe neu zu flechten. So stieg der Tübinger Bioethiker Dietmar Mieth mit einer Exegese des Sprachgebrauchs in die Diskussion um "reproduktives" oder "therapeutisches Klonen" ein.

      Wer in die Ethik vordringen wolle, sagte er, müsse die eingeführte Sprache stören. Anders gesagt: Biopolitik ist Sprachpolitik. Mieth exemplifizierte das an dem eingeführten Begriffspaar "reproduktives Klonen" und "Fortpflanzungsklonen", das er wegen des wissenschaftlichen Status quo (zumindest beim Tier) und der Aussichtslosigkeit solcher Experimente zum "experimentellen Klonen mit Fortpflanzungsabsicht" umdefinierte.

      Ähnliche Versuche wurden unternommen, das "therapeutische Klonen", also die Nutzung klonierter Embryonalzellen zur Gewebezucht, als "Forschungsklonen" oder - medizinrechtlich - als "Humanexperiment" und eben im gegenwärtigen Zustand als nicht therapietauglichen Ansatz zu demaskieren.

      Von ganz anderer Qualität freilich war die sich mit jedem Vortrag zuspitzende Diskussion um den aus der klassischen Embryologie stammenden Begriff "Totipotenz". Niemand beanspruchte Definitionshoheit.

      Und die Ehrfurcht vor diesem konstitutiven Element des deutschen Embryonenschutzgesetzes war bei einigen so groß, daß sie ihn wie die Tübinger Ethikerin Eva-Maria Engels als "Beschreibung eines empirischen Tatbestandes" ungern als Verhandlungsmasse im Raum stehenlassen wollten.

      Aber in Wirklichkeit war die Debatte an diesem Punkt längst unumkehrbar.

      Totipotenz, wie es das Embryonenschutzgesetz und die hergebrachte embryologische Definition verstehen, beschreibt die Fähigkeit oder das Vermögen ("potentia"), sämtliche ("totus") Zellen des Körpers, also einen Embryo, in einer dafür geeigneten Umgebung bilden zu können.

      Diese Möglichkeiten, dessen war man sich bis zur Geburt des Klonschafes "Dolly" einigermaßen sicher, bringen die befruchtete Eizelle und - beim Menschen zumindest - die Zellen des frühen Embryos bis zum Sechs- oder Achtzell-Stadium mit. Inzwischen aber hat man eine ganze Reihe von Techniken kreiert und damit Zellen im Labor kultiviert, deren entwicklungsbiologisches Potential die Eingrenzung des Totipotenzbegriffs auf diese frühen Embryonalzellen obsolet macht.

      Der Baseler Molekularbiologe und Philosoph Christoph Rehmann-Sutter, Mitglied der Schweizer Nationalen Ethikkommission, faßte die Unsicherheiten am griffigsten zusammen, als er die Totipotenz als "zweifelhaften Begriff" einordnete.

      Das Entwicklungsvermögen einer Zelle sei nicht aus sich heraus, intrinsisch, zu begreifen, sondern "kontextuell" und "relational". Anders gesagt: Ohne die Umstände, unter denen die Zelle gedeiht, und die "Zutaten" und Eingriffsmöglichkeiten, etwa des Biotechnikers, sei das wahre Potential einer Zelle nicht mehr zu verstehen.

      Einen konkreten Fall schilderte der Veterinärmediziner Heiner Niemann von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, der mit "High-Density-Cultures" im Labor das Entwicklungs- und Differenzierungspotential gewöhnlicher Hautzellen außergewöhnlich zu erweitern vermochte.

      Der Charakter der Totipotenz, so Niemann, werde nicht zuletzt auch durch das Kulturmedium bestimmt. Ein aus Sicht des Embryonenschutzes triftigeres Beispiel lieferten der in Berlin abwesende, aber durch Zitierung immer präsente deutsche Stammzellforscher Hans Schöler und seine Assistentin Karin Hübner.

      Die beiden hatten ja vor kurzem (wohlgemerkt: an Mäusen) gezeigt, daß sich durch geeignete Wachstumsbedingungen in der Petrischale aus embryonalen Stammzellen sogar Eizellen oder jedenfalls eizellähnliche Zellen und daraus parthenogenetische, einem Blastozyten ähnliche Embryonalgebilde züchten lassen.

      Daß sich entsprechend auch Spermien herstellen ließen, gilt als ziemlich plausibel. Schöler schließt daraus, daß die embryonalen Stammzellen offenbar tatsächlich totipotente Eigenschaften besitzen.

      Wenn sich aus einzelnen Stammzellen gewissermaßen Embryonen und damit alle drei Keimblätter des werdenden Lebens fabrizieren lassen, so argumentiert er, dann ist ihre Totipotenz nur schwer abstreitbar.

      In aller Ausführlichkeit und Tiefe hat Schöler die Begründung in dem Buch "Principles of Cloning" geliefert. Er postuliert eine "radikale Revision unseres klassischen Konzeptes". Hierbei dürften ihm nur wenige Naturwissenschaftler widersprechen.

      Die Schlußfolgerungen Schölers aus seiner Eizell-Schöpfung freilich teilen längst nicht alle Zell- und Genforscher. Der deutsche Molekularbiologe Rudolf Jaenisch beispielsweise, der seit langem am Bostoner Massachusetts Institute of Technology arbeitet, brachte seine Zweifel vor. Weder die embryonale Ausgangszelle, die Stammzelle also, noch die künstliche "Eizelle" oder die vermeintlichen jungferngezeugten "Embryonen" hätten sich bisher als Alleskönner - als Quelle für voll entwicklungsfähige Embryonen - erwiesen.

      Sogar klonierte Embryonen betrachtet Jaenisch wegen der extremen Fehlbildungs- und Sterberate nur als "Laborartefakte": "Ihnen fehlen wichtige Attribute, die man normalen Embryonen zuschreiben würde, und ihnen fehlt das Potential, normales Leben zu generieren."

      Eine Aussage, die Rehmann-Sutter dahingehend interpretierte, daß der geklonte Embryo offenkundig als nicht totipotent zu betrachten sei.

      Während also einerseits neue Fronten um die Totipotenz von Embryonalzellen sichtbar werden, erweitert man andererseits die Fähigkeiten gewöhnlicher Körperzellen. Was geschieht eigentlich, wenn die zellulären Alleskönner eines Tages - mit oder ohne Kerntransplantation, jedenfalls unter Umgehung des klassischen Embryos - direkt aus den alleralltäglichsten Zellen gewonnen werden?

      Dann dürfte Schölers neues Konzept an Bedeutung gewinnen, das die Potentialität einer Zelle nicht an deren funktionellem Zustand, sondern an dem genetischen Status beziehungsweise dem Zustand einiger ausgewählter und für die Entwicklung essentieller Gene festmacht.

      Wer die richtigen Kniffe kennt, könnte die entsprechenden Schalter im Genom dann auf "back to start" umlegen. Und dann hängen möglicherweise an jeder Haarwurzel totipotente Zellen.


      Quelle: FAZ, 17.05.03
      Avatar
      schrieb am 10.06.03 00:38:03
      Beitrag Nr. 79 ()
      -----

      Stammzellen aus Milchzähnen
      Von Cornelia Pretzer

      Milchzähne enthalten multipotente Stammzellen. Das ist deshalb wichtig und überraschend, weil Stammzellen zwar in Embryonen reichlich vorkommen, nach der Geburt aber fast nirgends mehr anzutreffen sind.

      Und die vielversprechenden Stammzellen, die sich in egal welche Zellsorte entwickeln können, sind in der Gentechnologie heiß gesucht. Denn für viele Menschen steht es außer Frage, Embryonen zu züchten, um Stammzellen zu gewinnen.

      Bisher wurden postnatale Stammzellen im Knochenmark, in der Haut und in Zahnwurzeln von Erwachsenen gefunden. Songtao Shin und seine Kollegen vom amerikanischen National Istitute of Dental an Craniofacial Research fanden sie auch in schon ausgefallenen Milchzähnen.




      Vielversprechende Ergebnisse

      Aus den in den Wurzeln von gerade ausgefallenen Schneidezähnen von Sieben- und Achtjährigen verbliebenen Zellen züchteten die Wissenschaftler Zellkulturen.

      Je nachdem, welchen Wachstumsfaktoren die Zellen ausgesetzt waren, entstanden aus ihnen Nervenzellen, Fettzellen und Vorläufer von Zahn-Zellen.

      Bei Mäusen, denen die Zellen implantiert wurden, wurde die Knochenbildung gefördert. Außerdem wurde Dentin erzeugt, der kalziumhaltige Stoff, aus dem Zähne bestehen. Auch im Gehirn von Mäusen überlebten die Zellen.

      Zudem vermehrten sich die Milchzahn-Zellen im Gegensatz zu den Stammzellen aus Zähnen von Erwachsenen schneller.

      Aus all diesen Ergebnissen folgerten die Forscher, dass Stammzellen aus Milchzähnen eine neue Ressource für die Forschung und daraus die Entwicklung neuer Therapieansätze sein könnte.



      Quelle: FAZ, 22.April 03
      Avatar
      schrieb am 10.06.03 00:46:04
      Beitrag Nr. 80 ()
      -----


      "Perle von Idaho" ist das erste geklonte Maultier

      Bildmaterial: University of Idaho
      "Die Perle von Idaho"





      Die achte Tierart, die erfolgreich mit dem Dolly-Verfahren geklont wurde, ist eine Mischung aus Pferd und Esel:

      Das Maultier ist steril und kann sich nicht auf natürliche Weise fortpflanzen. In einem vorab im Internet verbreiteten Artikel von "Science" berichten jetzt amerikanische Wissenschaftler über die Klonierung des Maultiers.

      "Perle von Idaho", wie das am 4. Mai geborene, 45 Kilo schwere Fohlen getauft wurde, war mit dem Zellkern aus der Haut eines Maultiers kreiert worden. Das Erbmaterial mit seinen 63 Chromosomen wurde in die entkernte Eizelle einer Stute transplantiert.

      Auf diese Weise wurden insgesamt 334 Eizellen am Pferdezuchtzentrum der University of Idaho in Moscow präpariert. Von den 305 in die Ammenstuten übertragenen Embryonen entwickelten sich nur drei länger als ein viertel Jahr.

      Daß die Klonversuche nicht wie alle bisherigen scheiterten, liegt offenbar daran, daß man den Kalziumgehalt im Kulturmedium der Eizellen künstlich erhöht hatte.

      "Perle" kam nach 345 Tagen zur Welt - nach Auskunft der Gruppe um Gordon Woods völlig gesund. Zwei weitere Fohlen sollen im nächsten und übernächsten Monat geboren werden.



      Quelle: FAZ, 01.06.03
      Avatar
      schrieb am 10.06.03 00:49:09
      Beitrag Nr. 81 ()
      -----


      Strenger


      Eines der erfolgreichsten Pferde der diesjährigen Rennsaison ist Funny Cide. Er hat bereits zwei der drei wichtigsten amerikanischen Rennen gewonnen.

      Unglücklicherweise ist Funny Cide ein Wallach, weshalb er für eine Zucht nicht mehr in Frage kommt.

      Dirk Vanderwall von der University of Idaho hat jetzt vorgeschlagen, das Pferd zu klonen. Vanderwall war es Anfang Mai gelungen, auf diese Weise ein Muli fortzupflanzen; Mulis sind ebenfalls unfruchtbar.

      Nach der Satzung des amerikanischen Jockey Clubs, der das Zuchtgeschehen seit 1894 penibel überwacht, wäre ein geklonter Funny Cide allerdings nicht startberechtigt.

      Die Statuten sehen vor, daß ein Rennpferd das Produkt eines "natürlichen Deckungsaktes" sein muß.


      Quelle: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 08.06.2003, Nr. 23 / Seite 58
      Avatar
      schrieb am 18.07.03 02:32:14
      Beitrag Nr. 82 ()
      -----

      Europäische Kommission


      Einigung über Embryonenforschung

      Bildmaterial: AP

      Eine embryonale Stammzelle




      Nach langem internen Streit hat sich die Europäische Kommission auf "ethische Bedingungen" für EU-Beihilfen zur Embryonenforschung verständigt.

      Nach ihrem Vorschlag könnte sich die EU an Forschungsvorhaben beteiligen, wenn die dabei benutzten Stammzellen von Embryonen stammen, die vor dem Stichtag 27. Juni 2002 existierten.

      An jenem Datum war das Sechste Forschungsrahmenprogramm der Gemeinschaft verabschiedet worden, aus dem das Geld für die Embryonenforschung kommen soll. Für die Förderung der Biotechnologie stehen darin bis 2006 insgesamt rund zwei Milliarden Euro zur Verfügung.




      Spitzenplatz in der Forschung

      Forschungskommissar Philippe Busquin sagte, in der Forschung dürften nur "überzählige" Embryonen verwendet werden, die vor dem Stichtag für die künstliche Befruchtung gezeugt, aber von den Eltern nicht genutzt worden seien.

      Weitere Bedingungen seien die Zustimmung der Geberpaare und das Fehlen anderer Forschungsmethoden. Auch in Amerika und anderen Drittländern werde Embryonenforschung betrieben, sagte Busquin. Europa könne sich nicht abkoppeln, sondern müsse seinen Spitzenplatz in der Forschung behaupten.

      Noch bis Ende dieses Jahres gilt ein von den EU-Regierungen beschlossenes Moratorium, das es der Kommission verbietet, EU-Gelder für die Förderung der Embryonenforschung auszugeben. Ob der Kommissionsvorschlag die Zustimmung der EU-Regierungen findet, ist fraglich. Erste Reaktionen von deutscher Seite fielen ablehnend aus.




      Nicht hinnehmbares Täuschungsmanöver

      Mit der deutschen Regelung sei der Vorschlag nicht vergleichbar, weil sich der EU-Stichtag nicht auf die Verfügbarkeit der Stammzellen, sondern der Embryonen beziehe, hieß es.

      Nach dem deutschen Gesetz sind Forschungsarbeiten nur auf der Grundlage importierter Stammzellen erlaubt, die vor dem 1. Januar 2002 existierten.

      Auch Irland, Italien, Spanien, Portugal und Österreich haben sich bisher für strengere Bedingungen eingesetzt. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Bioethik der Christdemokraten im Europäischen Parlament, Peter Liese (CDU), forderte diese Ländergruppe auf, den Brüsseler Vorschlag zurückzuweisen. Die Kommission versuche, die Öffentlichkeit zu täuschen.

      Ihr Vorschlag laufe darauf hinaus, daß vor dem Stichtag gezeugte Embryonen getötet werden dürften, während die Vernichtung von Embryonen zu Forschungszwecken in Deutschland verboten sei.

      Auch die Biotechnik-Expertin der Grünen, Hiltrud Breyer, sprach von einem nicht hinnehmbaren Täuschungsmanöver. Die Kommission degradiere menschliche Embryos zum biologischen Verwertungsmaterial.


      Quelle: FAZ, 10.07.03
      Avatar
      schrieb am 08.08.03 12:13:40
      Beitrag Nr. 83 ()
      Erstes Klon-Pferd der Welt geboren

      In Italien ist das weltweit erste Klon-Pferd geboren worden. Die DNS stammt von der Stute, die das Fohlen auch ausgetragen hat. Der Name des weiblichen Tieres lautet Prometea. Das Forscherteam um Cesare Galli aus Cremona stellt das Fohlen im britischen Fachmagazin "Nature vor. Mit Gentests haben die italienischen Forscher nachgewiesen, dass die Mutterstute und das Fohlen genetisch identisch sind.


      Keine Spitzenzeiten bei Pferderennen durch Klon-Pferde
      Es gelang den Wissenschaftlern bislang nicht, ein männliches Tier zu erzeugen. Das Klonen von Pferden galt lange Zeit als schwierig und riskant. Die Forscher wollen die bei diesem Versuch gewonnenen Erkenntnisse bei der Vermehrung von Renn- und Sportpferden nutzen. Das Klonen könnte es künftig ermöglichen, dass kastrierte Meister-Pferde ihr Erbgut an spätere Generationen weiter geben können, hoffen die Experten. Doch neue Spitzenzeiten bei Pferderennen sind vorerst nicht zu erwarten. Denn nach Angaben des britischen Magazins "New Scientist" gibt es bereits Abmachungen von Rennveranstaltern, dass Klon-Pferde nicht bei kommerziellen Rennen antreten dürfen.

      Erbmaterial aus der Haut und entkernte Eizelle verschmolzen
      Das Forscherteam des Istituto Sperimentale Italiano "Lazzaro Spallanzani" hatte das Erbmaterial aus der Haut einer Haflinger-Stute entnommen und mit einer entkernten Eizelle verschmolzen. Das Verfahren war erfolgreich, am 28. Mai kam das 36 Kilogramm schwere Fohlen zur Welt. Prometea war der einzige erfolgreiche Klon-Versuch der Forscher mit Embryonen einer weiblichen Zell-Linie, 327 weitere schlugen fehl. Auch die rund 500 übrigen Versuche, Embryonen mit dem Erbgut eines Araber-Hengstes zu klonen, waren erfolglos. Zum Vergleich: Für das Klonschaf Dolly hatte das Team um Ian Wilmut 277 Embryonen hergestellt.

      Bereits mehrfach erfolgreich, aber nicht perfekt
      US-Forschern war es im Mai gelungen, ein Maultier erfolgreich zu klonen. Auch das Klonen von Mäusen, Rindern, Ziegen, Kaninchen, Schweinen und Katzen verlief bereits erfolgreich. Völlig zufriedenstellend sind die Klone allerdings bislang noch nicht. Beim Klon-Schaf Dolly beispielsweise ähnelte das Erbgut dem älterer Tiere. Früh litt das Tier an Arthritis, im Alter von sechs Jahren musste es wegen einer Lungenentzündung eingeschläfert werden.


      Stand: 06.08.2003 19:59 Uhr


      Prometea - das erste Klon-Pferd




      http://www.tagesschau.de/
      Avatar
      schrieb am 06.11.03 19:35:17
      Beitrag Nr. 84 ()
      -----


      Bildmaterial: AP
      Negroponte schaut kritisch nach Berlin




      Amerika fordert deutsche Unterstützung für Klonverbot


      Die amerikanische Regierung will Deutschland dazu bewegen, sich der Initiative für ein weltweites Verbot des reproduktiven wie des therapeutischen Klonens anzuschließen.

      Der amerikanische Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Negroponte, sagte in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, er wolle die Bundesregierung ermutigen, gemeinsam mit Amerika einer Konvention den Weg zu bereiten, die "diese unethische Technik weltweit ächtet".

      In Deutschland sei jede Form des Klonens bereits durch nationale Gesetze streng verboten. "Wir würden es sehr begrüßen, wenn die deutsche Regierung auch bei den Vereinten Nationen ihre Unterstützung für ein umfassendes internationales Verbot zum Ausdruck bringen würde", sagte Negroponte.

      Der Appell des Botschafters ist Teil einer diplomatischen Offensive, um eine Mehrheit für ein umfassendes Klonverbot zu erreichen, sollte es in Kürze bei den UN zu einer Abstimmung in dieser Frage kommen.

      Amerika werde keine Abstimmung erzwingen, bereite sich aber auf eine Entscheidung vor, sagte der Botschafter. 58 Staaten zählten bereits zu den offiziellen Unterstützern einer Initiative Costa Ricas für ein umfassendes Klonverbot.

      Die konkurrierende Beschlußvorlage Belgiens, die nach Lesart der amerikanischen Regierung das therapeutische Klonen erlaube, könne derzeit nur auf 23 Staaten zählen.





      Klonverbot erwartet


      "Wir wissen noch nicht, ob es in den nächsten Tagen zu einer Abstimmung kommt, aber sollte sie stattfinden, rechnen wir mit einer Mehrheit für ein umfassendes Klonverbot", sagte der Botschafter.

      Ein Nein zur Anwendung der Klontechnik am Menschen entspreche den rechtlichen, ethischen und religiösen Grundlagen einer überwiegenden Zahl der Staaten weltweit.

      Wie ernst die amerikanischen Regierung die Angelegenheit nimmt, zeigt sich auch darin, daß sie zu einer Konfrontation mit Großbritannien, einem ihrer engsten Verbündeten, bereit ist.

      Notfalls müsse die Konvention ohne jene Staaten weiterverfolgt werden, die das Klonen zu wissenschaftlichen und medizinischen Zwecken gestatten wollten, sagte Negroponte. Dazu zählen unter anderen Großbritannien, China, Singapur, Israel und Schweden.



      Ziel des reproduktiven Klonens ist es, ein Baby zu erzeugen, dessen Erbgut mit dem eines anderen Menschen identisch ist.

      Beim therapeutischen Klonen dagegen geht es um die Gewinnung von Ersatzgewebe, das vom Immunsystem eines Kranken nicht abgestoßen wird.

      Dazu wird ein Klonembryo erzeugt, um seine Stammzellen zur Gewebezucht einzusetzen. Das Gewebe soll bei einem breiten Spektrum von Krankheiten helfen, darunter Diabetes, Herzinfarkte und multiple Sklerose.





      Berlin will Kampfabstimmung vermeiden


      Negroponte äußerte Unverständnis über das deutsche Ziel, eine Kampfabstimmung unter allen Umständen zu vermeiden: "Ein Konsens ist bei solchen Verhandlungen immer besser, aber die Vereinten Nationen sind eine flexible Organisation, und wir sollten uns nicht vor harten Fragen drücken, nur weil sie kontrovers sind", sagte er.

      Das Nein der amerikanischen Regierung zum therapeutischen Klonen sei absolut, da Embryonen zu medizinischen Zwecken erzeugt und getötet würden. "Es ist schwer, sich in dieser Frage einen Kompromiß vorzustellen. Jeder muß sich entweder dafür oder dagegen entscheiden", sagte er.

      Präsident Bush und das Repräsentantenhaus hätten sich unmißverständlich für ein Gesetz ausgesprochen, jede Form des Klonens in Amerika zu verbieten.

      Auch wenn der Senat dem Gesetz bisher nicht zugestimmt habe, gebe es im Land eine klare Mehrheit für ein umfassendes Klonverbot. Diese Mehrheit sehe man auch in der Staatengemeinschaft. Der belgische Entwurf enthalte aber keine klare Verurteilung des therapeutischen Klonens, sondern lasse alles offen, sagte Negroponte.

      In der belgischen Beschlußvorlage, die auch von China, Großbritannien und Schweden unterstützt wird, heißt es, für das therapeutische Klonen kämen "entweder eine Ächtung oder ein Moratorium oder nationale Regeln" in Frage. Negroponte sagte, das sei aus amerikanischer Sicht zu vage. Zwischen den konkurrierenden Beschlußvorlagen bestehe ein "grundsätzlicher philosophischer Unterschied".




      Heilung ohne ethische Probleme


      Die amerikanische Regierung sei überzeugt, daß es andere Wege gebe, neue Therapien für Kranke zu entwickeln, und schreibe der Erforschung adulter Stammzellen, deren Nutzung keine ethischen Probleme aufwerfe, hohe Priorität zu. Gerade angesichts rascher Fortschritte in der Forschung sei es nötig, daß die Vereinten Nationen so bald wie möglich eine Ächtung des Klonens aussprächen.

      "Nach einem Beschluß brauchen wir noch einige Zeit, bis eine Konvention unter Dach und Fach ist. Wir sollten aber fertig sein, bevor es die ersten Klone gibt", sagte er.


      Bisher hat die Bundesregierung offengelassen, wie sie sich verhalten würde, käme es im zuständigen Ausschuß der Vereinten Nationen zu einer Kampfabstimmung.

      Der strikte Vorschlag Costa Ricas wird außer von Amerika und Italien von keiner gewichtigen Forschungsnation, sondern hauptsächlich von sehr kleinen Ländern unterstützt.

      Hinter dem belgischen Vorschlag, der kein klares Werturteil zum therapeutischen Klonen enthält, stehen neben Japan auch mehrere EU-Staaten, darunter Großbritannien und Schweden.

      Frankreich, das gemeinsam mit Deutschland im Sommer 2001 den Anstoß für die Klonkonvention gegeben hatte, dringt dem Vernehmen nach auf eine Enthaltung, weil die Regierung der geplanten Novellierung der nationalen Gesetzgebung zum therapeutischen Klonen nicht vorgreifen will.

      Einer Enthaltung steht nach Ansicht von CDU/CSU und Grünen aber ein Votum des Bundestags entgegen, das die Regierung auffordert, für ein umfassendes Verbot aller Formen des Klonens zu sorgen.

      Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, Deutschland setze sich derzeit aktiv dafür ein, eine Kampfabstimmung zu vermeiden. In der vergangenen Woche seien Einigungsversuche gescheitert, da beide Lager kategorisch zu ihren Beschlußvorlagen stünden.

      Wie Deutschland abstimmen werde, sei derzeit noch nicht entschieden. Inhaltlich stehe man dem Vorschlag von Costa Rica "nahe".



      Quelle: FAZ, 28.10.03
      Avatar
      schrieb am 06.11.03 19:35:44
      Beitrag Nr. 85 ()
      -----


      Bildmaterial: AP
      Negroponte schaut kritisch nach Berlin




      Amerika fordert deutsche Unterstützung für Klonverbot


      Die amerikanische Regierung will Deutschland dazu bewegen, sich der Initiative für ein weltweites Verbot des reproduktiven wie des therapeutischen Klonens anzuschließen.

      Der amerikanische Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Negroponte, sagte in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, er wolle die Bundesregierung ermutigen, gemeinsam mit Amerika einer Konvention den Weg zu bereiten, die "diese unethische Technik weltweit ächtet".

      In Deutschland sei jede Form des Klonens bereits durch nationale Gesetze streng verboten. "Wir würden es sehr begrüßen, wenn die deutsche Regierung auch bei den Vereinten Nationen ihre Unterstützung für ein umfassendes internationales Verbot zum Ausdruck bringen würde", sagte Negroponte.

      Der Appell des Botschafters ist Teil einer diplomatischen Offensive, um eine Mehrheit für ein umfassendes Klonverbot zu erreichen, sollte es in Kürze bei den UN zu einer Abstimmung in dieser Frage kommen.

      Amerika werde keine Abstimmung erzwingen, bereite sich aber auf eine Entscheidung vor, sagte der Botschafter. 58 Staaten zählten bereits zu den offiziellen Unterstützern einer Initiative Costa Ricas für ein umfassendes Klonverbot.

      Die konkurrierende Beschlußvorlage Belgiens, die nach Lesart der amerikanischen Regierung das therapeutische Klonen erlaube, könne derzeit nur auf 23 Staaten zählen.





      Klonverbot erwartet


      "Wir wissen noch nicht, ob es in den nächsten Tagen zu einer Abstimmung kommt, aber sollte sie stattfinden, rechnen wir mit einer Mehrheit für ein umfassendes Klonverbot", sagte der Botschafter.

      Ein Nein zur Anwendung der Klontechnik am Menschen entspreche den rechtlichen, ethischen und religiösen Grundlagen einer überwiegenden Zahl der Staaten weltweit.

      Wie ernst die amerikanischen Regierung die Angelegenheit nimmt, zeigt sich auch darin, daß sie zu einer Konfrontation mit Großbritannien, einem ihrer engsten Verbündeten, bereit ist.

      Notfalls müsse die Konvention ohne jene Staaten weiterverfolgt werden, die das Klonen zu wissenschaftlichen und medizinischen Zwecken gestatten wollten, sagte Negroponte. Dazu zählen unter anderen Großbritannien, China, Singapur, Israel und Schweden.



      Ziel des reproduktiven Klonens ist es, ein Baby zu erzeugen, dessen Erbgut mit dem eines anderen Menschen identisch ist.

      Beim therapeutischen Klonen dagegen geht es um die Gewinnung von Ersatzgewebe, das vom Immunsystem eines Kranken nicht abgestoßen wird.

      Dazu wird ein Klonembryo erzeugt, um seine Stammzellen zur Gewebezucht einzusetzen. Das Gewebe soll bei einem breiten Spektrum von Krankheiten helfen, darunter Diabetes, Herzinfarkte und multiple Sklerose.





      Berlin will Kampfabstimmung vermeiden


      Negroponte äußerte Unverständnis über das deutsche Ziel, eine Kampfabstimmung unter allen Umständen zu vermeiden: "Ein Konsens ist bei solchen Verhandlungen immer besser, aber die Vereinten Nationen sind eine flexible Organisation, und wir sollten uns nicht vor harten Fragen drücken, nur weil sie kontrovers sind", sagte er.

      Das Nein der amerikanischen Regierung zum therapeutischen Klonen sei absolut, da Embryonen zu medizinischen Zwecken erzeugt und getötet würden. "Es ist schwer, sich in dieser Frage einen Kompromiß vorzustellen. Jeder muß sich entweder dafür oder dagegen entscheiden", sagte er.

      Präsident Bush und das Repräsentantenhaus hätten sich unmißverständlich für ein Gesetz ausgesprochen, jede Form des Klonens in Amerika zu verbieten.

      Auch wenn der Senat dem Gesetz bisher nicht zugestimmt habe, gebe es im Land eine klare Mehrheit für ein umfassendes Klonverbot. Diese Mehrheit sehe man auch in der Staatengemeinschaft. Der belgische Entwurf enthalte aber keine klare Verurteilung des therapeutischen Klonens, sondern lasse alles offen, sagte Negroponte.

      In der belgischen Beschlußvorlage, die auch von China, Großbritannien und Schweden unterstützt wird, heißt es, für das therapeutische Klonen kämen "entweder eine Ächtung oder ein Moratorium oder nationale Regeln" in Frage. Negroponte sagte, das sei aus amerikanischer Sicht zu vage. Zwischen den konkurrierenden Beschlußvorlagen bestehe ein "grundsätzlicher philosophischer Unterschied".




      Heilung ohne ethische Probleme


      Die amerikanische Regierung sei überzeugt, daß es andere Wege gebe, neue Therapien für Kranke zu entwickeln, und schreibe der Erforschung adulter Stammzellen, deren Nutzung keine ethischen Probleme aufwerfe, hohe Priorität zu. Gerade angesichts rascher Fortschritte in der Forschung sei es nötig, daß die Vereinten Nationen so bald wie möglich eine Ächtung des Klonens aussprächen.

      "Nach einem Beschluß brauchen wir noch einige Zeit, bis eine Konvention unter Dach und Fach ist. Wir sollten aber fertig sein, bevor es die ersten Klone gibt", sagte er.


      Bisher hat die Bundesregierung offengelassen, wie sie sich verhalten würde, käme es im zuständigen Ausschuß der Vereinten Nationen zu einer Kampfabstimmung.

      Der strikte Vorschlag Costa Ricas wird außer von Amerika und Italien von keiner gewichtigen Forschungsnation, sondern hauptsächlich von sehr kleinen Ländern unterstützt.

      Hinter dem belgischen Vorschlag, der kein klares Werturteil zum therapeutischen Klonen enthält, stehen neben Japan auch mehrere EU-Staaten, darunter Großbritannien und Schweden.

      Frankreich, das gemeinsam mit Deutschland im Sommer 2001 den Anstoß für die Klonkonvention gegeben hatte, dringt dem Vernehmen nach auf eine Enthaltung, weil die Regierung der geplanten Novellierung der nationalen Gesetzgebung zum therapeutischen Klonen nicht vorgreifen will.

      Einer Enthaltung steht nach Ansicht von CDU/CSU und Grünen aber ein Votum des Bundestags entgegen, das die Regierung auffordert, für ein umfassendes Verbot aller Formen des Klonens zu sorgen.

      Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, Deutschland setze sich derzeit aktiv dafür ein, eine Kampfabstimmung zu vermeiden. In der vergangenen Woche seien Einigungsversuche gescheitert, da beide Lager kategorisch zu ihren Beschlußvorlagen stünden.

      Wie Deutschland abstimmen werde, sei derzeit noch nicht entschieden. Inhaltlich stehe man dem Vorschlag von Costa Rica "nahe".



      Quelle: FAZ, 28.10.03
      Avatar
      schrieb am 06.11.03 19:36:23
      Beitrag Nr. 86 ()
      -----


      Bildmaterial: AP
      Negroponte schaut kritisch nach Berlin




      Amerika fordert deutsche Unterstützung für Klonverbot


      Die amerikanische Regierung will Deutschland dazu bewegen, sich der Initiative für ein weltweites Verbot des reproduktiven wie des therapeutischen Klonens anzuschließen.

      Der amerikanische Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Negroponte, sagte in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, er wolle die Bundesregierung ermutigen, gemeinsam mit Amerika einer Konvention den Weg zu bereiten, die "diese unethische Technik weltweit ächtet".

      In Deutschland sei jede Form des Klonens bereits durch nationale Gesetze streng verboten. "Wir würden es sehr begrüßen, wenn die deutsche Regierung auch bei den Vereinten Nationen ihre Unterstützung für ein umfassendes internationales Verbot zum Ausdruck bringen würde", sagte Negroponte.

      Der Appell des Botschafters ist Teil einer diplomatischen Offensive, um eine Mehrheit für ein umfassendes Klonverbot zu erreichen, sollte es in Kürze bei den UN zu einer Abstimmung in dieser Frage kommen.

      Amerika werde keine Abstimmung erzwingen, bereite sich aber auf eine Entscheidung vor, sagte der Botschafter. 58 Staaten zählten bereits zu den offiziellen Unterstützern einer Initiative Costa Ricas für ein umfassendes Klonverbot.

      Die konkurrierende Beschlußvorlage Belgiens, die nach Lesart der amerikanischen Regierung das therapeutische Klonen erlaube, könne derzeit nur auf 23 Staaten zählen.





      Klonverbot erwartet


      "Wir wissen noch nicht, ob es in den nächsten Tagen zu einer Abstimmung kommt, aber sollte sie stattfinden, rechnen wir mit einer Mehrheit für ein umfassendes Klonverbot", sagte der Botschafter.

      Ein Nein zur Anwendung der Klontechnik am Menschen entspreche den rechtlichen, ethischen und religiösen Grundlagen einer überwiegenden Zahl der Staaten weltweit.

      Wie ernst die amerikanischen Regierung die Angelegenheit nimmt, zeigt sich auch darin, daß sie zu einer Konfrontation mit Großbritannien, einem ihrer engsten Verbündeten, bereit ist.

      Notfalls müsse die Konvention ohne jene Staaten weiterverfolgt werden, die das Klonen zu wissenschaftlichen und medizinischen Zwecken gestatten wollten, sagte Negroponte. Dazu zählen unter anderen Großbritannien, China, Singapur, Israel und Schweden.



      Ziel des reproduktiven Klonens ist es, ein Baby zu erzeugen, dessen Erbgut mit dem eines anderen Menschen identisch ist.

      Beim therapeutischen Klonen dagegen geht es um die Gewinnung von Ersatzgewebe, das vom Immunsystem eines Kranken nicht abgestoßen wird.

      Dazu wird ein Klonembryo erzeugt, um seine Stammzellen zur Gewebezucht einzusetzen. Das Gewebe soll bei einem breiten Spektrum von Krankheiten helfen, darunter Diabetes, Herzinfarkte und multiple Sklerose.





      Berlin will Kampfabstimmung vermeiden


      Negroponte äußerte Unverständnis über das deutsche Ziel, eine Kampfabstimmung unter allen Umständen zu vermeiden: "Ein Konsens ist bei solchen Verhandlungen immer besser, aber die Vereinten Nationen sind eine flexible Organisation, und wir sollten uns nicht vor harten Fragen drücken, nur weil sie kontrovers sind", sagte er.

      Das Nein der amerikanischen Regierung zum therapeutischen Klonen sei absolut, da Embryonen zu medizinischen Zwecken erzeugt und getötet würden. "Es ist schwer, sich in dieser Frage einen Kompromiß vorzustellen. Jeder muß sich entweder dafür oder dagegen entscheiden", sagte er.

      Präsident Bush und das Repräsentantenhaus hätten sich unmißverständlich für ein Gesetz ausgesprochen, jede Form des Klonens in Amerika zu verbieten.

      Auch wenn der Senat dem Gesetz bisher nicht zugestimmt habe, gebe es im Land eine klare Mehrheit für ein umfassendes Klonverbot. Diese Mehrheit sehe man auch in der Staatengemeinschaft. Der belgische Entwurf enthalte aber keine klare Verurteilung des therapeutischen Klonens, sondern lasse alles offen, sagte Negroponte.

      In der belgischen Beschlußvorlage, die auch von China, Großbritannien und Schweden unterstützt wird, heißt es, für das therapeutische Klonen kämen "entweder eine Ächtung oder ein Moratorium oder nationale Regeln" in Frage. Negroponte sagte, das sei aus amerikanischer Sicht zu vage. Zwischen den konkurrierenden Beschlußvorlagen bestehe ein "grundsätzlicher philosophischer Unterschied".




      Heilung ohne ethische Probleme


      Die amerikanische Regierung sei überzeugt, daß es andere Wege gebe, neue Therapien für Kranke zu entwickeln, und schreibe der Erforschung adulter Stammzellen, deren Nutzung keine ethischen Probleme aufwerfe, hohe Priorität zu. Gerade angesichts rascher Fortschritte in der Forschung sei es nötig, daß die Vereinten Nationen so bald wie möglich eine Ächtung des Klonens aussprächen.

      "Nach einem Beschluß brauchen wir noch einige Zeit, bis eine Konvention unter Dach und Fach ist. Wir sollten aber fertig sein, bevor es die ersten Klone gibt", sagte er.


      Bisher hat die Bundesregierung offengelassen, wie sie sich verhalten würde, käme es im zuständigen Ausschuß der Vereinten Nationen zu einer Kampfabstimmung.

      Der strikte Vorschlag Costa Ricas wird außer von Amerika und Italien von keiner gewichtigen Forschungsnation, sondern hauptsächlich von sehr kleinen Ländern unterstützt.

      Hinter dem belgischen Vorschlag, der kein klares Werturteil zum therapeutischen Klonen enthält, stehen neben Japan auch mehrere EU-Staaten, darunter Großbritannien und Schweden.

      Frankreich, das gemeinsam mit Deutschland im Sommer 2001 den Anstoß für die Klonkonvention gegeben hatte, dringt dem Vernehmen nach auf eine Enthaltung, weil die Regierung der geplanten Novellierung der nationalen Gesetzgebung zum therapeutischen Klonen nicht vorgreifen will.

      Einer Enthaltung steht nach Ansicht von CDU/CSU und Grünen aber ein Votum des Bundestags entgegen, das die Regierung auffordert, für ein umfassendes Verbot aller Formen des Klonens zu sorgen.

      Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, Deutschland setze sich derzeit aktiv dafür ein, eine Kampfabstimmung zu vermeiden. In der vergangenen Woche seien Einigungsversuche gescheitert, da beide Lager kategorisch zu ihren Beschlußvorlagen stünden.

      Wie Deutschland abstimmen werde, sei derzeit noch nicht entschieden. Inhaltlich stehe man dem Vorschlag von Costa Rica "nahe".



      Quelle: FAZ, 28.10.03
      Avatar
      schrieb am 06.11.03 19:39:32
      Beitrag Nr. 87 ()
      -----


      Kommentar


      Spannungsreich


      Die biopolitischen Entscheidungen der vergangenen Jahre gründen auf der Annahme, daß auch der im Reagenzglas erzeugte Embryo Menschenwürde hat und entsprechend vom Staat zu schützen ist.

      Dieses Fundament wurde in die Beschlüsse des Bundestags zur Stammzellforschung eingezogen und begründet das Nein des Parlaments zur Embryonenauswahl bei der künstlichen Befruchtung.

      Wenn nun die Justizministerin zu dem Schluß kommt, dem Reagenzglas-Embryo komme die Menschenwürde gar nicht zu, weil die Lebensperspektive allein dazu nicht reiche, entsteht eine spannungsreiche Situation.



      Brigitte Zypries unternimmt einen Versuch, diese Spannung zu dämpfen, indem sie sich in den konkreten Fragen der Embryonenauswahl und der Stammzellforschung zurückhaltend bis restriktiv zeigt.

      Doch das kann nichts daran ändern, daß durch ihre Rede im Erdbebengebiet der Biopolitik zwei Kontinente aufeinanderstoßen.

      Es gibt keinen Grund, an der Aufrichtigkeit der Motive der Ministerin zu zweifeln oder gar die Ernsthaftigkeit zu verneinen, mit der sie sich gegen die Präimplantationsdiagnostik oder das therapeutische Klonen ausspricht.

      Auch diesseits der Menschenwürde gibt es Argumente, die für oder gegen bestimmte technische Verfahren sprechen.

      Doch sicher ist, daß die Debatte über PID und embryonale Stammzellen neu aufflammen und die Diskussion über eine Lockerung der Gesetze eine andere sein wird, wenn diese nicht mehr aus dem Justizressort mit dem Vermerk "nicht verfassungskonform" zurückkommen.



      Allen voran wird der Bundeskanzler das von Zypries eröffnete Feld zu besetzen wissen. Mit sicherem Gespür für die politische Provokation hat Gerhard Schröder die Embryonennutzung zum hauseigenen - und falschen - Symbol von Modernität, Wissenschaftsfreundlichkeit und Innovation erkoren.

      Deswegen besteht nun die Gefahr, daß der Kanzler das kommende Jahr, in dem er sich dem Innovationsthema zuwenden will, für eine neuerliche Debatte über die Lockerung des Embryonenschutzes nutzen wird.

      Das aber hätten die deutschen Naturwissenschaftler und Biotechnologen, die zu 99 Prozent in ethisch unproblematischen, forschungspolitisch aber nicht weniger herausfordernden Gebieten arbeiten, nicht verdient.



      Quelle: FAZ, 29.10.03
      Avatar
      schrieb am 06.11.03 19:47:18
      Beitrag Nr. 88 ()
      -----


      Bildmaterial: BPA
      Zypries: Grundsatzrede am Mittwoch




      Bundesregierung vor grundlegender Wende in Biopolitik


      Die Bundesregierung steht vor einer grundlegenden Wende in ihrer Biopolitik.

      Nach Informationen dieser Zeitung will Bundesjustizministerin Zypries (SPD) von einem bisher gültigen Grundprinzip ihres Verfassungsressorts abweichen und dem im Reagenzglas gezeugten Embryo nicht länger vom Zeitpunkt der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle an Menschenwürde zusprechen.

      Weder aus dem Grundgesetz noch aus der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ist der Ministerin zufolge ein solcher umfassender Grundrechtschutz für die frühesten Phasen künstlich gezeugten menschlichen Lebens abzuleiten.

      Nur Artikel 2, Absatz 2 des Grundgesetzes, der das Recht auf Leben verankert, soll für den in vitro gezeugten Embryo gelten.
      Diese Einstufung gibt nach Ansicht der Ministerin dem Staat einen "Spielraum" und erlaubt Abwägungsprozesse, etwa mit den Interessen von Eltern in Fragen der Fortpflanzungsmedizin und denen von Wissenschaftlern und Patienten bei der Stammzellforschung.




      Wandel in Rechtsauffassung


      Zypries will die Neuausrichtung an diesem Mittwoch bei einer Rede an der Humboldt-Universität in Berlin erläutern.

      Ihre Amtsvorgängerin Däubler-Gmelin (SPD) hatte vehement auf einer staatlichen Menschenwürdegarantie von den ersten Momenten menschlichen Lebens an bestanden und hatte dieses Prinzip im Handeln ihres Ministeriums durchgesetzt.

      Als Verfassungsministerium, das alle Gesetzgebungsverfahren auf Verfassungskonformität prüft, kommt dem Justizministerium besondere Bedeutung zu.



      Der Wandel in der Rechtsauffassung des Ministeriums entzieht allen fundamentalen Positionen gegen die Präimplantationsdiagnostik (PID) und die Forschung an menschlichen Embryonen die verfassungsrechtliche Argumentationsgrundlage.

      Bisher hatte das Justizministerium jedes Ansinnen, die Tötung von Embryonen zu wissenschaftlichen oder medizinischen Zwecken zu erlauben, mit dem Hinweis gekontert, das widerspreche Artikel 1, Absatz 1 des Grundgesetzes, in dem es heißt: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt".




      Zuerkennung von Menschenwürde


      Zypries würdigt den menschlichen Embryo zwar mit den Worten, dieser sei auch im Reagenzglas, also außerhalb des Mutterleibs, "kein beliebiger Zellhaufen, über den Eltern, Mediziner und Forscher nach Gutdünken verfügen könnten".

      Doch könne der Staat trotz seiner Schutzpflicht keine Frau verpflichten, einen Embryo auszutragen. Solange sich der Embryo in vitro befinde, fehle ihm die wesentliche Vorraussetzung dafür, sich "aus sich heraus zum Menschen oder ,als` Mensch zu entwickeln."

      Die abstrakte Möglichkeit einer Weiterentwicklung reicht nach Ansicht der Bundesjustizministerin nicht für die Zuerkennung von Menschenwürde aus.

      "Wir können die ,richtigen` Antworten auf die Fragen der Biomedizin nicht einfach im Grundgesetz nachschlagen, sondern müssen uns schon die Mühe machen, für jedes Themenfeld gesondert die Chancen und Risiken der Biomedizin sorgsam zu analysieren und abzuwägen", resümiert Zypries.

      Diese Auffassung teilt auch Bundeskanzler Schröder (SPD), der schon früh in der biopolitischen Debatte gefordert hatte, man solle sich den biotechnischen Neuerungen "ohne Scheuklappen" stellen. Schröder konnte sich bisher jedoch in seiner Koalition und im Bundestag nicht durchsetzen.




      Restriktiver Kurs


      Die Wende ist von grundlegender Bedeutung, doch kommt Zypries nicht zu dem Schluß, es müßten sofort alle relevanten Möglichkeiten der Embryonennutzung eröffnet werden.

      Im Gegenteil plädiert sie für einen restriktiven Kurs. So spricht sie sich, entgegen früheren Äußerungen, nun grundsätzlich gegen die PID aus. Das Verfahren ist für Eltern mit genetischen Risikofaktoren gedacht und ermöglicht es, nach der Erzeugung zahlreicher Embryonen solche ohne eine bestimmte Krankheitsveranlagung auszuwählen und die anderen zu verwerfen.

      Ihre Ablehnung der PID begründet Zypries nicht mit dem Embryonenschutz als solchem, sondern damit, daß es unmöglich sei festzulegen, welches Leben für "aussonderungswürdig" erklärt werden solle und welches nicht.

      Einem Behinderten sei es nicht zuzumuten, in dem Wissen zu leben, daß Embryonen mit ähnlichen Erbanlagen zur Tötung freigegeben seien. Betroffenen Paaren rät die Ministerin, "so schwer das für den einzelnen sein mag", zum Verzicht auf biologische Kinder.



      Aus der Neuinterpretation des Embryonenschutzes ergibt sich der Ministerin zufolge auch kein Ja zum therapeutischen Klonen.

      Gegen das Klonen von Embryonen zu Zwecken der Stammzellzucht spreche, daß sie speziell zu ihrer Tötung erzeugt würden.
      Zudem könne das gewonnene Wissen auch zum reproduktiven Klonen eingesetzt werden.

      Offener bewertet die Ministerin den Umgang mit embryonalen Stammzellen, die mit sogenannten "überzähligen Embryonen" aus Kliniken für künstliche Befruchtung gewonnen werden. Zunächst sollten die Forscher die Möglichkeiten des Stammzellimports ausschöpfen, die das Gesetz gebe.

      Dann würde geprüft, ob eine Lockerung des Gesetzes erforderlich sei. Von Verfassung wegen wäre dies "jedenfalls nicht untersagt." Gesetzlich unterbinden will die Ministerin die anonyme Samenspende zu Fortpflanzungszwecken.



      Quelle: FAZ, 29.10.03
      Avatar
      schrieb am 06.11.03 20:01:42
      Beitrag Nr. 89 ()
      -----

      Bildmaterial: dpa/dpaweb

      Neue Diskussion um den Beginn der "Menschenwürde




      Grüne lehnen Zypries-Vorstoß ab



      Die Bundesregierung möchte über die Möglichkeiten und Grenzen der Gentechnik neu diskutieren.

      Nach Angaben eines Regierungssprechers unterstützt Bundeskanzler Schröder (SPD) einen entsprechenden Vorstoß von Justizministerin Zypries.

      Zypries hatte am Mittwoch in einer Rede an der Berliner Humboldt-Universität gesagt, daß die Grenze hin zur "Menschenwürde" nicht mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle im Reagenzglas überschritten sein müsse. Hier gebe es Abwägungen, bei denen unterschiedliche Interessen etwa der Eltern, aber auch der Forschung Berücksichtigung finden könnten.

      Aus dem Grundgesetz und der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgesetzes sei ein umfassender Grundrechtsschutz für die früherste Phase künstlich gezeugten menschlichen Lebens nicht herzuleiten.




      Zypries Äußerungen, die als grundlegenede Positionsveränderungen gewertet wurden, stießen auf vielfache Kritik.

      Im Justizministerium, das als Verfassungsministerium für Fragen mit Grundrechtsrelevanz Zuständigkeit innehat, war unter der Vorgängerin von Zypries, Herta Däubler-Gemlin (SPD), eine sehr restriktive Haltung eingenommen worden, die im Gegensatz zu der großzügigeren Sichtweise des Bundeskanzler stand.




      „Auch die anderen Steine werden fallen“


      Die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag Göring-Eckardt äußerte sich ablehnend zum Vorstoß der Justizministerin.

      Wenn die Menschenwürde zum Zeitpunkt der Verschmelzung von Ei und Samenzelle zur Disposition gestellt werde, dann werde "die Menschenwürde im allgemeinen" in Frage gestellt, sagte Göring-Eckardt dieser Zeitung. Daran lasse sich auch "mit juristischen Winkelzügen" nichts ändern. Die Grünen-Politikerin sagte, sie könne sich nicht vorstellen, daß das in Zukunft Grundlage der Gesetzgebung werde.

      Als der Bundestag in der Angelegenheit seinen Beschluß gefaßt habe, sei für alle Beteiligten die Grundlage gewesen, daß das menschliche Leben mit der Verschmelzung von Samen und Eizelle beginne.

      Bei der FDP stießen die Äußerungen der Ministerin auf Zustimmung. Die Vorsitzende des Forschungsausschusses im Bundestag, Flach (FDP), sagte dieser Zeitung, die biopolitische Wende sei ihr eine Genugtuung.

      Endlich habe das Justizressort eine vernünftige Haltung zum Embryonenschutz eingenommen.

      Allerdings stoße das Nein der Ministerin zur Präimplantationsdiagnostik (PID) und zum therapeutischen Klonen bei der FDP auf Unverständnis.

      Der Embryonenschutz sollte diesen Verfahren nicht im Weg stehen, forderte Flach.

      Die Position von Zypries ist nach Auffassung der FDP-Politikerin strategisch zu deuten.

      Sie habe nicht sofort Konflikte in allen Bereichen der Biopolitik suchen wollen. "Das ist ein edler Versuch, aber er wird ihr nicht gelingen.

      Doch wenn erst einmal ein Loch in der Mauer ist, werden auch die anderen Steine fallen", sagte Flach. Flach vermutete, daß sich Zypries nur in der Frage der Stammzellforschung offen gezeigt habe, hänge wohl am großen Potential dieser Forschungsrichtung für Arbeitsplätze und Unternehmen.






      Massive Kritik von CDU


      Massiven Widerspruch rief die Neupositionierung bei der CDU/CSU hervor, Die stellvertretende Vorsitzende der Union im Bundestag, Maria Böhmer (CDU), sagte, Zypries mache "aus Menschen Material".

      Das sei aber weder mit dem Grundgesetz vereinbar noch mit dem Embryonenschutzgesetz. Sollte die Bundesregierung beabsichtigen, den großen Konsens, der im Bundestag zu vielen biopolitischen Themen geherrscht habe, aufzubrechen, werde sich die Union dem widersetzen.


      Menschliches Leben, betonte Böhmer, sei von Anfang an zu schützen, egal ob es im Reagenzglas oder natürlich gezeugt würde.

      Die von Zypries beabsichtigte Lockerung des Stammzellgesetzes sei nicht notwendig. Böhmer sagte, sie vermute den Bundeskanzler hinter der Rede der Ministerin. Er habe in den vergangenen Wochen mehrfach erkennen lassen, daß er den Embryonenschutz als Hindernis sehe.

      In dieselbe Richtung äußerte sich die Bayerische Staatsregierung. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Jürgen Rüttgers erklärte, die Menschenwürde vom ersten Moment des Lebens an dürfe nicht zur Disposition gestellt werden. Ein Staats, der den Schutz des beginnenden Lebens lockern wolle, zerstöre seine eigenen moralischen Grundlagen.




      Noch keine neue Position der Regierung


      Der Abgeoprdnete Hüppe (CDU) sprach von einem "bioethischen Offenbarungseid". Der Vorsitzende der CDU-Wertekommission, Böhr, warnte vor einer grundlegenden Wende in der Biopolitik.

      Zypries bringe "ohne Not" die verbrauchende Embryonenforschung ins Spiel. Das künstlich erzeugte Embryo solle "fortan zum Forschungsmaterial ,degradiert` werden. damit kann von der Achtung vor der Würde menschlichen Lebens keine Rede mehr sein".

      Dieser Entwicklung dürfe, so Böhr in einer Pressemitteilung, nicht tatenlos zugesehen werden. Die Bundestagsabgeordnete Reiche (CDU), forschungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion, ließ hingegen Nähe zu Zypries Auffassung erkennen.



      Zurückhaltender äußerten sich Politiker der SPD. Der Vorsitzende der Enquete-Kommission "Ethik und Recht der modernen Medizin", Röspel, sagte, er teile die Auffassung der Justizministerin nicht, sie sei aber "zulässig". Röspel stehe zu jener Position, die auch die frühere Ministerin Däubler-Gmelin bezogen habe.

      Er begrüße aber die klare Ablehnung der PID und des therapeutischen Klonens. Er habe keine Furcht, daß nun eine schleichende oder schnelle Erosion bioethischer Grenzziehungen stattfinde. Dennoch werde sich die Enquete-Kommission mit dem Thema befassen.


      Die forschungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Kressl, sagte, eine neue Position der Justizministerin bedeute noch keine neue Position der Bundesregierung oder der rot-grünen Koalition.

      Hier müsse man einen Klärungsprozeß abwarten. Sicherlich werde die Frage die Fraktion beschäftigen, sie hoffe auf eine sachliche Diskussion. Für eine Änderung des Stammzellgesetzes, die von der Justizministerin in Aussicht gestellt worden war, sehe in der SPD-Fraktion keine Mehrheit.



      Quelle: FAZ, 30.10.03
      Avatar
      schrieb am 06.11.03 20:11:44
      Beitrag Nr. 90 ()
      -----


      Bildmaterial: AP

      Eine embryonale Stammzelle




      Kommentar


      Unwürdig

      Von Christian Schwägerl



      Wer geglaubt hatte, der Embryonenschutz sei ein befriedetes Feld, muß enttäuscht werden. Nur weil der Bundestag lange debattiert und vor eineinhalb Jahren ein Gesetz zur Stammzellforschung verabschiedet hat, bleibt die Welt nicht stehen, weder die der Wissenschaft noch die der Biopolitik.



      Zu welchen Eruptionen die Wissenschaft in der Lage ist, hat jüngst der Molekularbiologe Hans Schöler vorgemacht, dem es gelungen ist, weibliche Eizellen im Labor zu züchten.

      Schölers Durchbruch eröffnet die Möglichkeit, Eizellen und Spermien im Labor zu kreieren und zur Befruchtung zusammenzubringen, also elternlose Embryonen zu erzeugen.




      Homunculus-Projekt

      Dieses Homunculus-Projekt, auf das Bundesjustizministerin Zypries an diesem Mittwoch in einer Rede an der Berliner Humboldt-Universität zu sprechen kommen will, nimmt Gestalt an.

      Die Aussicht beunruhigt die Ministerin, was sie aber nicht davon abhält, dem Reagenzglas-Embryo die wichtigste Schutzhülle zu nehmen: die Aura der "Menschenwürde".

      Viele tun sich intuitiv schwer, diesen großen Begriff auf die kleinste Erscheinungsform des Menschlichen anzuwenden, mit der die Natur noch dazu verschwenderisch umgeht. Solche umgekehrten Größenverhältnisse sind schon im „Faust" beschrieben: „So klein du bist, so groß bist du Phantast", sagt Mephisto an den Homunculus gewandt.

      Der Faust-Homunculus hat also immerhin einen Vorteil im Vergleich zu seinem Gegenstück von heute: Er kann seinen Erzeuger als „Väterchen" anreden, von ihm Vorsicht im Umgang und Zuneigung einfordern und ein erzählerisches Talent zur Schau stellen.




      Wer spricht für den Embryo?


      Der moderne Homunculus, der im Neonlicht der Kliniken für künstliche Befruchtung und der Labors der Gewebezüchter lagert, tritt dagegen als ein stummes Gebilde in Erscheinung.

      Auch seine immer feinere Entschlüsselung durch die Biologie haben ihn bisher nicht zum Sprechen gebracht. Dem isolierten Embryo bleibt nur die Sprache der Moleküle, der energetischen Handlung.

      Er besitzt das DNS-Programm, um seine Entwicklung zur vertrauten menschlichen Erscheinung zu steuern.
      Er ist der Raum von Gen-Protein-Interaktionen, die den Weg zu einem seiner selbst bewußten Gehirn ebnen.
      Er sendet, schon vor der physischen Implantation, Botenstoffe aus, die das Andocken an den Stoffwechsel der Mutter vorbereiten.
      Man könnte dies als Wille zum Menschsein deuten. Ausgerechnet viele Naturwissenschaftler verweigern sich aber dem Zuhören auf dieser Wellenlänge.




      Die Justizministerin nicht


      Das Sprechen bleibt anderen überlassen. Justizministerin Zypries könnte mit ihrer biopolitischen Grundsatzrede einen langen Veränderungsprozeß einläuten.

      Die Menschenwürde, darin widerspricht sie der Neu-Kommentierung des Artikel 1 im Standardwerk "Maunz-Dürig" durch Matthias Herdegen (F.A.Z. vom 3. September), sei nicht antastbar, nicht der Abwägung zugänglich. Wem die Würde aber zukommen soll - diese Frage anzutasten scheut sich die Verfassungsministerin nicht.

      Sie schiebt für einen Moment Wagner beiseite, tritt an die Phiole und sagt dem Embryo: "Artikel 1 ist nicht für dich geschrieben."

      Die Menschenwürde beschreibt Zypries damit als etwas, das von außen zugewiesen wird, durch "Respekt vor dem Eigenwert jeder Person", die "Möglichkeit selbstbestimmten Lebens".

      Für die Zuweisung von Menschenwürde hat ihr zufolge der Reagenzglas-Embryo ebenso nur eine "Perspektive" wie für eine Entwicklung zum ausgereiften Menschen. Besonders perspektivlos erscheint diese Perspektive natürlich, wenn in Kliniken oder Gewebelabors massenhaft Embryonen erzeugt werden, deren Überschüssigkeit der Seinszweck ist. Unnatürlich schwer scheint es, dann die Lebens- und Würdeperspektive einzulösen.




      Menschenwürde für alle Formen menschlichen Lebens

      Eine andere, bislang wohl herrschende Auffassung von Menschenwürde besteht darin, daß sie nicht nach staatlichen Kriterien zugewiesen wird, sondern allen Erscheinungsformen menschlichen Lebens ohne Unterschied von innen heraus zukommt.

      Menschenwürde transzendiert demnach Moden, Anschauungen, Definitionen und kommt gerade dort zum Vorschein, wo das Schwächste, augenscheinlich Unvertrauteste sich zeigt. Das evident Menschliche braucht keinen vom Staat gnadenhalber gewährten Würdeschutz, weil es sich ihn selbst verschafft. Ausgrenzungen aus der Gemeinschaft der Menschenwürdeträger verbieten sich in dieser Sicht. Gerade im Zweifel entfaltet dieses Modell der Menschenwürde seine Kraft.




      Wird das harte Modell im biopolitischen Ringen unterliegen? Die Justizministerin geht behutsam vor, sie erweckt den Eindruck, daß der Entzug der Menschenwürde keine praktischen Folgen hat, weder bei der PID noch mit Bezug auf die Stammzellforschung.

      Zudem beläßt sie mit Artikel 2, Absatz 2 - dem Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit - ein wichtiges verfassungsrechtliches Schutzschild bestehen.

      Die Frage ist aber, mit welchem Argument ein überschüssiger Embryo im Abwägungsprozeß bestehen soll, wenn nicht mit seiner Menschenwürde: Was soll das Recht auf Leben in einer Situation wiegen, in der das Leben des Lebens technisch versperrt wird?

      Vielleicht würde der überzählige Reagenzglas-Embryo, hätte er plötzlich die Ausdruckskraft des Homunculus, sich freiwillig der Verwandlung in eine Spenderniere hingeben. Aber wer will das wissen? Nur ein Recht auf Nicht-Erzeugtwerden, auf Nicht-Leben kann diesen tragischen Gesellen helfen.



      Quelle: FAZ, 29.10.03
      Avatar
      schrieb am 06.11.03 20:18:00
      Beitrag Nr. 91 ()
      -----


      Kommentar


      Sein Gott



      Am Wochenende hatte man den Eindruck eines gewaltigen Déjà-vu:

      Soll nun wirklich das Rad der biopolitischen Debatte neu erfunden werden?

      In Reaktion auf den Einfall der Justizministerin Zypries, der befruchteten Eizelle die Menschenwürde abzusprechen, hagelte es Debattenbeiträge in Zeitungen, Funk und Fernsehen.


      Zwei Beispiele der metaphysischen Art.

      Beispiel eins: Volker Gerhardt reagierte mit einer Vortragsankündigung. Gerhardt, in Schröders Ethikrat Sprecher des Referats therapeutisches Klonen und Euthanasie, will übermorgen am Bodensee das Thema "Gott" behandeln (18 Uhr s.t., Universität Konstanz, Hörsaal A 701).

      Kenner der Kant- und Nietzsche-Forschung gehen davon aus, daß es in Gerhardts Konstanzer Gottesrede nicht um das Aufwärmen alter Brötchen gehen wird, sondern um das Klonen als einem demiurgischen Geschäft.

      Das wäre in der Tat eine lebensdienliche Weise, die antike Gottesidee für eine "Enzyklopädie der Ideen der Zukunft" (Vortragsankündigung) fruchtbar zu machen.


      Frau Zypries soll Gerhardts Gottesprojekt bereits als rechtlich unbedenklich eingestuft haben. Und der Kanzler ließ kurz angebunden wissen, er stehe jeder neuen Zukunftsidee im übrigen positiv gegenüber.

      Ambitionistisch auch das zweite Beispiel aus der Fülle der
      Zypries-Reaktionen.
      Hubert Markl, ehemals Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, zieht in der "Welt" gegen "naive Begriffsnaturalisten" und "krude Biologisten" zu Felde.

      Das sind seiner Meinung nach all jene, die der rechtspolitischen Mehrheitsmeinung in unserem Land anhängen, wonach dem Menschen schon im Stadium der befruchteten Eizelle Würde zukommt.

      Markl ist dafür, daß "Geisteswissenschaftler, die Begriffe wie ,Mensch` definitorisch justieren wollen, nicht einfach auf Naturtatsachen zurückgreifen, als liefere der Blick ins Mikroskop eine Letztentscheidung über Wortbedeutungen".

      So weit, so kulturalistisch aufgeklärt, sollte man meinen. Doch bei näherem Hinsehen hat Markl gar nichts gegen eine biologische Begriffsbestimmung des Menschen.

      Gegen eine biologische Faktensicht ist er nur, wenn sie zur Unzeit erfolgt. Kommt sie zur rechten Zeit, ist sie kein Begriffsnaturalismus, sondern über jeden Zweifel erhaben: "Wenn schließlich ein Baby geboren, abgenabelt und lebensfähig ist, so kann es aus biologischer Faktensicht keinen Zweifel geben: Das ist ein Mensch mit allen Eigenschaften eines neugeborenen individuellen Homo sapiens."

      Markl scheint genau zu wissen, was er erkennen will. Pausbäckiges Geschrei auf dem Wickeltisch ist ihm ein biologisches Faktum, das laut und deutlich zu Wort kommen darf - und uns entzückt "Homo sapiens" ausrufen lassen soll.
      Der Herzton des feingliedrigen Wesens im Ultraschall dagegen ist ihm ein biologisches Faktum, das uns gefälligst nichts sagen darf, das fein stille zu schweigen hat - bei Strafe des Biologismusvorwurfs.

      Markls Erkenntnistheorie ist schwere Babykost. Sie ist so wählerisch wie Gerhardts Gottesrede. Noch liegt der Bodensee still.




      Quelle: FAZ, 03.11.03
      Avatar
      schrieb am 11.11.03 00:37:47
      Beitrag Nr. 92 ()
      -----


      Gutgelaunte Gerontokratie Von Jörg Albrecht


      Nun ist sie plötzlich wieder da, die beinahe zu Tode gerittene Biodebatte.

      Einige sagen, der Kanzler steckt dahinter. Andere wollen ihn biopolitisch erst noch zum Jagen tragen.

      Bis dahin stellt sich die Frage: Hat die kurze Denkpause genützt? Oder werden wieder bloß die alten Argumente vorgetragen, die man aus der Stammzelldiskussion schon kennt?



      Wer heute zu verstehen gibt, er möchte unter anderem den Embryonenschutz lockern, rechtfertigt das mit Begriffen wie Fortschritt und Innovation.

      So, wie man immer bessere Autos baut, müsse man eben immer bessere Therapien entwickeln. Nach dieser Logik funktioniert das wie das Kaminanzünden: Wird auf der einen Seite ordentlich Geld hineingesteckt, raucht auf der anderen Seite irgendwann der Schornstein.
      Die Frage "Fortschritt wohin?" stellt sich da gar nicht mehr.



      Man kann nicht bestreiten, daß das Automobil ein technischer Fortschritt gegenüber der Pferdedroschke war. Ob das Leben dadurch besser geworden ist, steht auf einem anderen Blatt; ein nicht unerheblicher Teil der globalen Energiereserven und ein wachsender Prozentsatz des biologischen Reichtums sind der Mobilität inzwischen zum Opfer gefallen.

      Jetzt sorgt sich die Menschheit um ihre Gesundheit. Muß man nicht alles tun, um künftigen Seuchen und Massenerkrankungen wie Krebs oder Alzheimer vorzubeugen?


      Daran wird man arbeiten, keine Frage. Aber selbst wenn wir damit so weit kämen wie mit der Weiterentwicklung der Dampfmaschine - die Abwesenheit von Leid ist noch kein Glück.

      Das amerikanische President`s Council on Bioethics hat vor kurzem einen bemerkenswerten Bericht vorgelegt ("Beyond Therapy"; www.bioethics.gov). Darin gehen Bushs Berater einmal nicht der Frage nach, ob und zu welchem medizinischen Zweck man Stammzellen klonen soll.

      Sie fragen vielmehr, welchen Beitrag die Biotechnik zum "Pursuit of Happiness" leisten könnte. Also zur Steigerung des persönlichen Wohlbefindens.


      "Beyond Therapy" ist die Bestandsaufnahme eines way of life, der längst nicht mehr auf Amerika beschränkt ist. Glück setzt sich danach aus Elementen wie Schönheit, Attraktivität, Stärke, Intelligenz, guter Laune sowie Erfolg am Arbeitsplatz und bei der Fortpflanzung zusammen.

      Das alles läßt sich heute schon mit den Mitteln der Biomedizin beeinflussen. Assistierte Befruchtung und selektive Embryonenwahl gehören dazu, aber auch maßgeschneiderte Psychodrogen, Ersatzteilmedizin und Schönheitschirurgie.

      Wenn der Nachwuchs in der Schule zappelt, helfen aufmerksamkeitsfördernde Pillen. Gegen Depressionen wird Prozac verschrieben, gegen Impotenz Viagra.
      Gentechnisch erzeugte Blut- und Wachstumsfaktoren können die Leistungsfähigkeit steigern. Botulinus-Toxin, lokal verabreicht, beseitigt unschöne Alterserscheinungen. Selbst Erinnerungen lassen sich positiver gestalten, etwa durch Beta-Blocker.


      Die Gattung Mensch sei in Gefahr, außer Form zu geraten, warnt der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk (S. 68-69). Deshalb müsse sie endlich an ihrer eigenen Perfektionierung arbeiten. Das tut sie längst, aber das Ergebnis könnte alles andere als perfekt ausfallen.

      Eine biologisch immer besser ausgestattete Gerontokratie alternder, aber ewig gutgelaunter Narzißten könnte kommenden Generationen selbstgefällig vorschreiben, wie sie auszusehen haben. Dann ist das Leid des einzelnen vielleicht etwas kleiner, das Leben insgesamt aber sehr viel ärmer geworden.



      Quelle: FAZ, 09.11.03
      Avatar
      schrieb am 11.11.03 00:50:09
      Beitrag Nr. 93 ()
      -----

      Es geht auch ohne


      Was hat sich die Natur beim Sex gedacht?

      Asexuell geht es doppelt so schnell und kostet weniger Energie.

      Warum kommen Tiere und Pflanzen trotzdem zur Sache?




      von Richard Friebe



      Wenn es Herbst wird am und im Bodensee, bekommen die Wasserflöhe Frühlingsgefühle. Sie paaren sich, die Weibchen legen befruchtete Eier. Die Tiere selber sterben im kalten Wasser in Massen.

      Daphnia galeata etwa finden die See-Biologen in ihren Wasserproben dann den ganzen Winter über nicht mehr. Erst im Frühjahr, wenn aus den kälteresistenten Eiern neue Daphnien schlüpfen, erscheinen sie auch wieder unter den Mikroskopen.
      Diese Neugeborenen vermehren sich dann sprunghaft, diesmal allerdings ganz ohne Eier - und ganz ohne Sex.

      Die Wasserflöhe klonen sich selbst, die Weibchen werden einfach schwanger.

      Einfach ist auch genau das richtige Wort, diese Art der Fortpflanzung zu beschreiben - aus Sicht von Evolutionsbiologen zumindest. Die Weibchen müssen sich keinen Partner suchen, keine aufwendigen Annäherungsversuche über sich ergehen lassen.

      Ihr Nachwuchs besteht nur aus Weibchen, die sich auch wieder direkt fortpflanzen können. Auf Männchen, die selber weder Eier legen noch schwanger werden können, "werden keine Ressourcen verschwendet", sagt der Konstanzer Limnologie-Professor Karl-Otto Rothhaupt.


      Stellt man sich zwei Gruppen der gleichen Spezies vor, die eine bestehend aus 50 Prozent Männchen und 50 Prozent Weibchen, die andere nur aus Weibchen, dann müßten sich die Unisex-Tiere doppelt so schnell fortpflanzen.

      Doppelt so viele Weibchen können schließlich auch das Zweifache an Nachwuchs produzieren. Nach ein paar Generationen hätte der Effekt sich so potenziert, daß zweigeschlechtliche Tiere unter der Übermacht der Klone verschwunden wären.



      Die meisten höheren Tiere und Pflanzen vermehren sich aber trotz solcher Gedankenmodelle munter durch Paarungen zwischen den Geschlechtern. Manche tun es zwar nur gelegentlich, wie jene Wasserflöhe oder auch Blattläuse oder Pappeln. Andere aber, der Mensch zum Beispiel, können gar nicht anders. Zumindest solange das Klonen nicht funktioniert.


      Aber wenn es auch ohne geht, und offensichtlich sogar doppelt so effektiv, dann wird die Frage "Wozu ist Liebe da?" erlaubt sein.


      "Warum es Sex gibt, und warum er trotz dieses theoretischen Doppelvorteils der asexuellen Arten auch nicht wieder ausstirbt, ist eins der großen ungelösten Rätsel der Biologie", sagt Dieter Ebert von der Universität Fribourg in der Schweiz.

      Trotzdem kümmern sich weltweit nur ein paar Dutzend Forscher intensiv um die Beantwortung dieser Frage - nicht aus mangelndem Interesse, sondern weil die Mittel fehlen, meint Ebert.


      Auf den ersten Blick drängt sich eine scheinbar logische Erklärung auf: Sex ist gut, weil dabei das Erbgut der beiden Partner durchmischt wird; auch ein geschädigter Gen-Abschnitt vom einen Elternteil kann so durch sein Gegenstück, das der andere Elternteil beisteuert, ersetzt werden.

      Die Rekombination von Chromosomenteilen bei der Bildung der Samen- und Eizellen führt auch dazu, daß es in der nächsten Generation zumindest ein paar Nachkommen geben wird, bei denen sich positive Eigenschaften neu vereint haben und negative aussortiert worden sind.

      Das wäre besonders dann sinnvoll, wenn Pflanze oder Tier sich auf eine veränderte Umwelt einstellen müßten. Populationen, die sich ungeschlechtlich fortpflanzen, laufen dagegen Gefahr, die günstigen Gen-Kombinationen durch den zufälligen Tod ihrer Träger unwiederbringlich zu verlieren. Mit der Zeit müßte also alles schlechter werden.


      Unbeantwortet bleibt trotzdem die Frage nach dem Mechanismus, der den Sex am Leben erhält.

      Das evolutionstheoretische Problem an diesen Erklärungen ist nicht, daß sie nicht plausibel wären, sondern daß es sich um eher langfristige Vorteile handelt.

      Diese Art von vorausschauender Planung ist der Evolution allerdings fremd. Die darwinsche Selektion setzt an Individuen an; die aber profitieren von jenen Vorteilen kaum, sondern eher ganze Gruppen von Tieren oder Pflanzen.

      Der Verdopplungs-Vorsprung der ungeschlechtlichen Fortpflanzung wird dagegen schon innerhalb einer Generation deutlich.



      Besonders raffinierte Arten wie der Wasserfloh Daphnia galeata, die sich mal geschlechtlich, mal ungeschlechtlich fortpflanzen, scheinen also das Gute beider Strategien zu nutzen. Allein das werten Biologen als Hinweis darauf, daß Sex auch jene kurzfristigen Pluspunkte im darwinistischen Selektionsrennen bringen muß, ohne die der Evolutionstheoretiker schlaflose Nächte verbringt.



      Eine andere Art, die sich sowohl ungeschlechtlich als auch geschlechtlich fortpflanzt, ist der Fadenwurm Caenorhabditis elegans, eines der Lieblingstiere der Entwicklungsbiologen.
      Seit man bei ihm sogenannte Langlebigkeits-Gene fand, hat der durchsichtige Winzling so viele Freunde wie nie zuvor. Der Nematode ist allerdings auch sexuell ein Sonderling. In den Laborkulturen finden sich nur etwa 0,1 Prozent Männchen. Der Rest sind Hermaphroditen: Zwitter, die sich selbst befruchten können.


      Veena Prahlad und Elisabeth Goodwin von der University of Wisconsin in Madison haben jetzt etwas ziemlich Überraschendes entdeckt: Frisch geschlüpfte Nematoden können unter bestimmten Umweltbedingungen ihr Geschlecht vom Zwitter zum Männchen umschalten. Sie werfen dafür eines der beiden X-Chromosomen aus ihren Zellkernen heraus.
      Einzige weitere Voraussetzung: Sie selber müssen Produkt einer Kopulation zwischen einem Zwitter und einem Männchen gewesen sein.

      Nachwuchs aus Selbstbefruchtung ist nicht so flexibel. In einem am Freitag in Science veröffentlichten Artikel werten die Forscher diesen Befund als Hinweis darauf, daß Sex eben doch kurzfristig besser als kein Sex sein kann - und so auch von der Evolution begünstigt wäre.

      Männchen, sagt Goodwin, sind "flexibler, leben länger und können auf Nahrungssuche längere Strecken zurücklegen." Sie können also, wenn es in der ökologischen Nische eng wird, ausbrechen und damit "evolutionäre Veränderungen beschleunigen."


      Matthew Meselson von der Harvard University, einer der Experten überhaupt, wenn es um Sex oder Nicht-Sex geht, ist nicht beeindruckt: "Das scheint etwas sehr Spezielles zu sein bei diesem Wurm. Ich wage doch zu bezweifeln, ob die generellen Schlußfolgerungen, die da gezogen werden, die richtigen sind", sagt Meselson.

      Er selber kümmert sich seit Jahren um andere eingeschlechtliche Wesen, die sogenannten bdelloiden Rädertierchen. Die heißen wirklich so und scheinen schon seit 80 Millionen Jahren ohne Sex auszukommen, was nun wirklich aller Theorie zuwider läuft.

      Denn obwohl sich immer wieder und fast überall im Tierreich Arten und Gattungen abspalten, die auf Geschlechtlichkeit und Paarungen verzichten, ist ihnen doch meist kein langes Leben beschieden.

      Wer keinen Sex hat, ist zum Aussterben verdammt - ein Befund, der gut zur Hypothese der sich anhäufenden Negativ-Mutationen passen würde. Von den sexlosen Rädertierchen aber gibt es 370 bekannte, ziemlich verschiedene Arten. "Wir müssen uns diese Ausnahmen von der Regel genau ansehen", sagt Meselson.

      Wüßte man, was sie von ihren nächsten Verwandten, die sich "normal" fortpflanzen, unterscheidet, könnte man die Frage, warum es Sex gibt und warum er nicht wieder abgeschafft wird, vielleicht durch die Hintertür beantworten.

      Meselson glaubt, daß bei der Produktion von Eizellen und Spermien möglicherweise noch etwas ganz anderes passiert als nur die Halbierung der Chromosomenzahl und die Neudurchmischung von Erbgut-Abschnitten.

      Irgendein weiterer Vorteil, zum Beispiel die Stillegung unvorteilhafter Gene, könnte hier versteckt sein. Überzeugende experimentelle Hinweise darauf gibt es allerdings bisher nicht.


      In Dieter Eberts Labor in Fribourg versucht man es auf eher direktem Wege. Für den deutschen Evolutionsbiologen ist die Co-Evolution mit Parasiten und Krankheitserregern als unwillkommenen Partnern der Schlüssel zur Black Box Sex.

      Wenn Parasiten bei der Erhaltung der Zweigeschlechtlichkeit eine Rolle spielen, dann müßte der Parasiten-Streß häufig so groß sein, daß extrem schnell Evolution stattfindet, die auf eingeschlechtlichem Wege nicht möglich wäre.


      Bei Wasserflöhen scheint genau das der Fall zu sein. Auch bei Mehlkäfern, die im Experiment statt Parasiten einem Gift ausgesetzt werden, scheint der Sex solche unmittelbaren Vorteile zu bringen.

      Im sprichwörtlichen evolutionären Wettrüsten wäre die sexuelle Fortpflanzung also genau das richtige Mittel, um möglichst schnell voranzukommen. "Früher dachte man, Parasiten könnten nicht so eine wichtige Rolle spielen", sagt Ebert.
      Inzwischen sieht es allerdings so aus, als gäbe es bei höheren Tieren und Pflanzen kaum eine Art, die nicht ständig einen oder mehrere solcher Feinde im Nacken hätte. Parasitenabwehr wäre mal eine etwas andere Variante von Sex als Waffe.



      Bei Säugetieren und Vögeln kommt asexuelle Fortpflanzung überhaupt nicht vor. Zumindest weiß man nichts darüber. Manche Eidechsenarten allerdings sind reine Klone, die nur aus Weibchen bestehen. So richtig fortpflanzen mögen sie sich trotzdem nur, wenn sie von ihren Schwestern angebalzt werden oder sich gar in "Pseudokopulationen" mit ihnen vereinigen.

      Für David Crews, der an der University of Texas in Austin an diesen Rennechsen forscht, ist solches Verhalten mehr als nur ein Überbleibsel aus Zeiten, als die Vorgänger-Art sich noch geschlechtlich fortpflanzte. "Man muß hier wirklich die Frage stellen, was zuerst da war, der Sex oder das Sexualverhalten", sagt Crews.

      Die Nähe von Artgenossen scheint selbst bei asexuellen Bakterien die Fortpflanzung zu beflügeln. Allein die Tatsache, daß es bei höheren Organismen ein Übergewicht an zweigeschlechtlichen Arten zu geben scheint, ist für ihn noch keine Garantie, daß Sex besser ist.

      Bewiesen ist also nichts.

      "Letztendlich", sagt der Wasserfloh-Experte David Innes von der University of Newfoundland, "ist es immer noch so, daß wir überhaupt nicht wissen, warum Sex jetzt eigentlich gut sein soll. Das ist ein bißchen unbefriedigend."



      Quelle: FAZ, 09.11.03
      Avatar
      schrieb am 11.11.03 00:53:50
      Beitrag Nr. 94 ()
      Ganz liebe Grüße, Susanna, ich hoffe es geht Dir gut :)
      Avatar
      schrieb am 11.11.03 17:39:17
      Beitrag Nr. 95 ()
      Hallo Bodin 1:)

      Danke für Deine lieben Grüße. :):)
      Mir geht es ganz gut :):) und Dir?

      Ja, kennen wir uns denn? :confused:

      Ich kenne einen User bodin.


      Grüße
      Susanna:)
      Avatar
      schrieb am 11.11.03 17:48:33
      Beitrag Nr. 96 ()
      Genau der bin ich, Susanna.

      Liebe Grüsse

      bodin
      Avatar
      schrieb am 11.11.03 18:07:26
      Beitrag Nr. 97 ()
      Grüß Dich, Bodin 1 = bodin,

      da hast Du Dir eine 1 zugelegt, weil Dir bodin so "ohne" nicht zusagt? :O

      Grüße
      von Susanna
      Avatar
      schrieb am 04.01.04 21:46:08
      Beitrag Nr. 98 ()
      -----



      Mäusespermien gibt es jetzt auch künstlich






      Keimzellen müssen nichts mehr mit Lebewesen zu tun haben

      Von Christian Schwägerl


      Die "New Economy" ist totgesagt, doch die amerikanische Wirtschaft hat dank Internet und besserer Software ihre Produktivität gerade in der wirtschaftlichen Krise massiv steigern können.

      Die "New Biology" war auch schon beinahe totgesagt, entlarvt als Angeberei geldgieriger Naturwissenschaftler, doch innerhalb von nur einem Jahr hat die Wissenschaft die Produktivkräfte des Lebens unter ihre Kontrolle gebracht.

      Es muß etwas drangewesen sein am angeblichen "Hype" um das Humangenomprojekt und die Stammzellforschung, an der vielbeschworenen und vielbelachten "gentechnischen Revolution", deren Ausrufung viele schon überdrüssig geworden sind, besonders jene, die der Implosion ihrer Biotech-Fonds zusehen mußten.

      Es ist sehr viel dran, viel mehr sogar, als man selbst auf dem synchronen Höhepunkt medialer Aufmerksamkeit für New Economy und New Biology zu ahnen vermochte. Die New Economy mag nun einen kleinen Aufschwung generieren helfen. Die New Biology verändert gerade die Koordinaten des Menschseins.




      Der nächste Schritt nach künstlicher Befruchtung


      Bisher waren die Keimzellen des Lebens, Eizellen und Spermien, an Lebewesen gebunden.

      Daran hat auch die seit 25 Jahren praktizierte künstliche Befruchtung nichts geändert.

      Jedes Retortenbaby geht auf Eizellen und Spermien zurück, die von einer biologischen Mutter und einem biologischen Vater stammen.

      In Kliniken für künstliche Befruchtung mögen die Keimzellen zwar von anonymen Spendern stammen, aber es gibt sie. Die Kräfte der Menschenerzeugung waren an konkrete Träger und an Erzeuger gebunden.



      Jetzt sind sie freigesetzt.

      Wenn sich die wichtigsten biologischen Experimente des Jahres 2003 auf den Menschen übertragen lassen, könnten Eizellen und Spermien demnächst im Labor entstehen, aus nummerierten Zellkulturen.

      Sie könnten genetisch verändert, verbessert, manipuliert werden, wie immer man es nennen will. Sie könnten in unbegrenzter Zahl nach definierten Qualitätsstandards hergestellt werden.

      Die Kräfte der Menschwerdung gehen in die Hände von Medizinern und Naturwissenschaftlern über. Das muß nichts Schlechtes bedeuten, stellt aber eine völlig neue Qualität von Verantwortung dar.




      Spermien und Eizellen aus dem Labor


      George Daley von der Harvard Medical School hat das Verfahren, mit künstlichen Spermien Embryonen zu erzeugen, nun, wie er in der aktuellen Ausgabe von "Nature" berichtet, an Mäusen erprobt.

      Künstliche weibliche Eizellen sind bereits in einem anderen Labor in Pennsylvania entstanden. Die räumliche Distanz der beiden Kunstkeimzellen wird zu überwinden sein: Dann wäre die erste Maus perfekt, die aus gezüchteter Spermie und gezüchteter Eizelle entstanden ist.

      Im letzten Absatz seines Artikels teilt Daley mit: "Unser Bericht beleuchtet gemeinsam mit der jüngst gezeigten Zucht von Eizellen und Spermien aus embryonalen Stammzellen ein neues Reich der Möglichkeiten, um die Entwicklung von Keimzellen, epigenetische Programmierung und die Modifikation der Keimbahn zu erforschen."

      Hier wird die Forschung als Motiv in den Vordergrund gestellt. Der Mensch wird nicht genannt, aber auch nicht ausgeschlossen.

      Die Herausgeber von "Nature" formulieren in ihrer Ankündigung der Forschungsarbeit deutlicher: "Stammzellen können genetisch modifiziert werden - man kann Gene hinzufügen, löschen oder verändern.

      Wenn man dieselben Stammzellen zur Erzeugung von Spermien benutzen kann, haben Wissenschaftler ein neues Instrument, um Keimbahntherapien zu studieren." Die Redaktion wird dabei wohl kaum an die Therapie von Mäusen gedacht haben.




      Editierung des genetischen Textes


      Die Gedanken sind schon lange in der Welt, nun auch die Werkzeuge. Vielleicht wird man in hundert Jahren über diese Keimbahntherapie ganz anders denken als heute, nämlich als ursächlichste aller ursächlichen Therapieformen.

      Ein Gendefekt wird diagnostiziert, dem Betroffenen geraten, lieber auf eine künstliche Befruchtung zu setzen. Dann werden ihm einige Körperzellen entnommen und durch therapeutisches Klonen in embryonale Stammzellen verwandelt.

      Es beginnt die Editierung des genetischen Textes nach dem Rezept der "Nature"-Pressemitteilung. Die genveränderten Stammzellen werden in Spermien verwandelt, ein Spermium in eine Eizelle injiziert, die Eizelle der Mutter implantiert - und für immer ist die defekte Erbanlage aus dem Genpool der Familie verschwunden.

      Rudi Jänisch, einer der Pioniere der Stammzellbiologie und Verfechter der technischen Erschließung des menschlichen Embryos, liest regelmäßig Aldous Huxley, als ständige Mahnung.

      Niemand will Menschenfabriken, aber viele eine effizientere Medizin.




      Quelle: FAZ, 10.12.03
      Bildmaterial: Science
      Avatar
      schrieb am 04.01.04 22:11:59
      Beitrag Nr. 99 ()
      -----


      Keimzellen aus dem Labor

      Von Christian Schwägerl, Berlin


      Amerikanische Wissenschaftler haben erstmals mit künstlich gezüchteten Spermien weibliche Eizellen befruchtet und dadurch Embryonen erzeugt.


      Die Versuche an Mäusen eröffnen völlig neue Wege, Lebewesen im Labor zu erschaffen und Erbinformationen dauerhaft zu verändern.


      Bereits im Mai hatte der amerikanische Molekulkarbiologe Hans Schöler berichtet, er habe aus embryonalen Stammzellen der Maus zum ersten Mal Eizellen gezüchtet.

      Anfang September vermeldete dann der japanische Forscher Toshiaki Noce die Gewinnung von Spermien.

      Damit wurde erstmals klar, daß die beiden Keimzellen des Lebens, mit denen Erbinformationen von Generation zu Generation wandern, außerhalb des menschlichen Körpers aus Stammzellkulturen erzeugt werden können.

      Ein Team um George Daley von der Harvard Medical School hat nun den nächsten Schritt getan und gezeigt, daß die gezüchteten Spermien auch funktionstüchtig sind. Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift "Nature" schreiben, beobachteten sie zwar sowohl bei der Gewinnung von Spermien als auch bei der Befruchtung eine sehr niedrige Erfolgsrate.

      Doch es sei gelungen, zahlreiche Mäuseembryonen zu erzeugen. Nun will Daley erforschen, ob sich aus den Embryonen gesunde Mäuse entwickeln können.





      Große grundsätzliche Bedeutung


      Die Forschungsarbeiten von Daley, Noce und Schöler haben, auch wenn sie auf wenige Tierversuche begrenzt sind, eine große grundsätzliche Bedeutung.

      Ließen sie sich auf den Menschen übertragen, entstünden zahlreiche neue biomedizinische Möglichkeiten und ethische Herausforderungen. Keiner der beteiligten Forscher propagiert die Schaffung eines "Homunculus", doch ihre Arbeiten eröffnen diesen Weg.

      Würden Eizellen und Spermien aus Stammzellkulturen gezüchtet und dann fusioniert, entstünden Embryonen ohne wirkliche biologische Eltern.

      Derzeit ist es unwahrscheinlich, daß sich jemand an diesem Experiment versucht. Näher liegt, daß die Keimzellzucht eingesetzt wird, um defekte oder unerwünschte Gene dauerhaft aus dem Erbgut zu entfernen.

      Sind Keimzellen im Labor züchtbar und vermehrbar, erleichtert das gentechnische Experimente nämlich ungemein. Außerdem könnte das Verfahren eingesetzt werden, um unfruchtbaren Menschen via therapeutischem Klonen zu Spermien oder Eizellen zu verhelfen.



      Quelle: FAZ, 10.12.03
      Avatar
      schrieb am 10.02.04 22:46:29
      Beitrag Nr. 100 ()
      :)



      Das doppelte Klonchen

      Von Andreas Kilb



      Es ist eine jener Geschichten, die seit Jahren in der Luft
      liegen. Iris, eine Komponistin und Klaviervirtuosin, erfährt, daß sie an
      Multipler Sklerose leidet, und beschließt, ihr Talent in einem Kind zu
      verewigen.

      Sie läßt sich klonen, ein Mädchen entsteht, Siri geheißen, es
      wächst heran, lernt Klavierspielen, wird zur Kopie seiner Mutter, doch dann
      fliegt die Sache auf: Der Wissenschaftler, der das Experiment durchführte,
      hält nicht dicht, er will zum Erfolg auch den Ruhm.

      Siri bricht angesichts
      der Wahrheit zusammen; als sie sich erholt, beginnt sie einen bitteren
      Kleinkrieg gegen ihre Mutter zu führen. Schließlich flieht sie, ohne
      Klavier, in die kanadische Wildnis, wo sie Wapitis beobachtet und ihr
      Alleinsein pflegt.

      Erst als Iris im Sterben liegt, kehrt Siri nach Hause
      zurück, es gibt eine Versöhnung am Totenbett, dann ist die Klongeschichte
      aus.



      Die Autorin Charlotte Kerner hat aus diesem Stoff einen Jugendroman gemacht,
      der bereits zum Unterrichtsstoff für die gymnasiale Oberstufe avanciert ist,
      und der Regisseur Rolf Schübel hat den Roman in Filmbilder gepackt.

      Das ist
      schon das Beste, was man über "Blueprint" sagen kann, denn Schübels
      Verfilmung ist, seinen hübschen kanadischen Landschaftsbildern zum Trotz,
      ein grausam papierenes Stück Antikino, ein wandelndes Dossier im
      Breitwandformat, mit dem man jeden aufmüpfigen Deutsch-Leistungskurs zur
      Räson bringen kann.

      Seit dreißig Jahren gibt es in Deutschland Filme wie
      diesen, Filme, welche die Leinwand in eine Schultafel verwandeln, auf der
      ein gesellschaftlich relevantes Problem in seinen rational vermittelbaren
      Aspekten durchdekliniert wird, und noch immer verleiht ihnen die Wiesbadener
      Filmbewertungsstelle das Prädikat "Besonders wertvoll", und noch immer geben
      alle einschlägigen Filmförderer ihr Geld dazu.



      Film hängt in der Luft


      Man kann auch im einzelnen wenig sagen gegen Schübels Film, gegen die
      feierlich-steife Folge von Rückblenden, in denen er die Geschichte
      abwickelt, gegen den Standort der Kamera oder den Kammerton der Dialoge - es
      ist nur so, daß nichts von alledem, was "Blueprint" zu erzählen vorgibt,
      wirklich anschaulich wird, weder die tödliche Krankheit der Mutter noch das
      Aufbegehren und der Selbsthaß der Tochter, weder die künstlerische noch die
      sexuelle Rivalität der beiden, weder die Tragödie des Klons noch die der
      Geklonten.

      Zur Katastrophe wird diese Hölzernheit in einer Szene, in der
      Siri sich beim Klavierduett mit ihrer Mutter einen Judenstern mit der
      Aufschrift "Klon" ans Kleid heftet.
      So, wie Schübel diesen Moment
      inszeniert, kommt er tatsächlich einer Beleidigung der Opfer des
      Nationalsozialismus nah - nicht, weil er ein Tabu bricht, sondern weil er es
      so brav und bieder bricht, so ohne jedes Gespür für den Schrecken, den er
      beschwört.

      Die beiden Hauptfiguren der Iris und Siri hat Schübel zur Doppelrolle
      zusammengezogen und Franka Potente anvertraut, und das ist der Geburtsfehler
      seines Films.

      Denn Potente, als Siri eine Idealbesetzung, vermag die
      Psychopathologie der Mutter, welche die Geschichte überhaupt erst in Gang
      bringt, keinen Moment lang plausibel zu machen.
      Weil sie keine
      Gegenspielerin hat, hängt ihr Spiel ebenso in der Luft wie der ganze Film.


      Wo Klon draufsteht, muß auch Klon drin sein, mag sich der Regisseur bei der
      Besetzung von "Blueprint" gedacht haben. Es sind solche Kurzschlüsse, die
      einen Film kaputtmachen können. In Deutschland passieren sie immer noch viel
      zu oft.



      Quelle: FAZ, 03.01.04
      Avatar
      schrieb am 12.02.04 18:17:28
      Beitrag Nr. 101 ()
      -----


      Bildmaterial: dpa/dpaweb

      Die Injektion einer Zelle - ein Schritt auf dem Weg zum Klonen



      Bildmaterial: AP
      Acht geklonte Embryonen







      Urknall der „Klontherapie“

      Von Joachim Müller-Jung



      12. Februar 2004 Jahrelang war darüber geredet und gestritten worden, gerade so, als sei das sogenannte therapeutische Klonen schiere Routine in den Labors und Hinterzimmern einer neuen Kaste namens "Regenerationsmedizin".

      Die Idee, aus den geklonten Zellen eines schwer kranken Patienten über den Umweg eines nur wenige hundert Zellen großen Embryos - einer Blastocyste - neue Stammzellen zu gewinnen und diese dann zur Zucht von transplantierbarem, gewebtypisch "eigenem" Ersatzgewebe für den Patienten zu nutzen, diese Idee hatte die Debatte um embryonale Stammzellen stets begleitet, ja auf die Spitze getrieben.

      In der Tat ist sie bioethisch gesehen für viele Menschen so etwas wie der Gipfel des biotechnischen Bosheit. Denn sie enthält nicht nur den Plan, Embryonen im frühen, wenige Tage alten Stadium für die Gewinnung embryonaler Stammzellen zu opfern.

      Sie sieht auch das Klonen menschlicher Zellen vor - nach jenem Mitte der neunziger Jahre mit dem schottischen Schaf "Dolly" berühmt gewordenen Verfahren, das ursprünglich zur Vervielfältigung ertragreicher Nutztiere entwickelt worden war und schon bald die schrecklichsten Phantasien über Menschenzucht provozierte.

      Das Klonen menschlicher Zellen jedoch blieb ähnlich wie jahrzehntelang die Kultivierung humaner embryonaler Stammzeller alles andere als eine leichte biotechnische Fingerübung. Im Jahre 1998 wurde zum erstenmal in Wisconsin/Minnesota eine kultivierbare Stammzellinie aus - noch unklonierten - Blastocysten gewonnen.

      Das Klonen hingegen, das man bald bei Maus, Rind, Kaninchen, Katze, Pferd und anderen Tieren mehr oder weniger erfolgreich durchexerzierte, schien eine weitaus größere Hürde. Nicht wenige Stimmen wurden laut, die die Tauglichkeit des Dolly-Verfahrens bei biologisch so komplexen Organismen wie Menschen grundsätzlich in Frage stellten.




      Südkoreanische Wissenschaftler waren erfolgreich


      Geredet, phantasiert und diskutiert wurde trotzdem. Und mit Recht, wie sich jetzt herausstellte.

      Denn Wissenschaftlern am Hangyang-Universitätskrankenhaus in Seoul ist es nun gelungen, das "therapeutische Klonen", das viele wegen des noch längst nicht therapiereifen Stadiums lieber als "Forschungsklonen" bezeichnen, bei einer Frau bis zu einem gewissen Stadium zu verwirklichen.


      In der Zeitschrift "Science" von heute haben sie ihre Experimente detailliert. Interessanterweise ist in der Gruppe koreanischer Forscher um Woo Suk Hwang und Shin Yong Moon auch ein in der Szene bekannter amerikanischer Klonexperte, Jose Cibelli.

      Er war neben Robert Lanza und Michael West einer der führenden Köpfe der amerikanischen Biotechfirma Advanced Cell Technology, kurz ACT, die vor zwei Jahren mit den ersten Bildern von geklonen menschlichen Embryonen an die Öffentlichkeit getreten war.

      Allerdings entwickelten sich diese in den Labors der ACT-Forscher nicht über das Sechs- bis Achtzellstadium hinaus - ein dürftiges,fehlgeschlagenes Experiment.

      Viele wollten es schon als Hinweis sehen, daß es eine Art biologische Barriere beim Klonen humaner Zellen geben könnte.

      Einen zweiten Hinweis lieferte vor weniger als einem Jahr der amerikanische Wissenschaftler Gerald Schatten. Er hatte versucht, Rhesusaffen zu klonen, war aber mit allen 716 Versuchen schon in frühesten Stadien gescheitert.

      Die Chromosomen in den transplantierten Eizellen waren völlig desorganisiert, weil offenbar beim Kerntransfer der Spindelapparat in den Zellen beschädigt worden war.





      Technische und ethische Probleme gelöst


      Alle diese biologischen und technischen Malaisen hat die amerikanisch-koreanische Gruppe nun scheinbar mit einem Schlag überwunden.

      Die Genehmigung durch das Ethikkomitee der Seouler Klinik war offenbar ebenso leicht zu bekommen wie die Eizellspenderinnen.

      Sechzehn Frauen erklärten sich bereit, die künstliche Hormonstimulation über sich ergehen zu lassen. So wurden 242 Eizellen gewonnen.

      Der Einfachheit halber hat man für das Experiment statt eines fremden Patienten die Frauen jeweils auch als Spenderinnen für den zu übertragenden Zellkern genutzt.

      Ihnen wurden Cumuluszellen - eine Art Nährzellen im Eierstock - entnommen.
      Ein "Schönheitsfehler", wie Klonexperte Rudolf Jaenisch (nebenstehendes Interview) meint. Denn damit besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit, daß man beim Kerntransfer eine Eizelle übersehen und nicht geklont hat.

      Diese Eizelle könnte sich in der Petrischale parthenogenetisch, also ohne Befruchtung, teilen und wachsen - ein unwahrscheinliches Szenario, das die Forscher später durch Vergleich mit Daten aus früheren parthenogenetischen Experimenten und durch Gegenüberstellung der Allelfrequenz und der Aktivität bestimmter Gene fast sicher ausschließen konnten.




      „Innovation“ in drei Details


      Die entscheidende "Innovation" der koreanischen Wissenschaftler betrifft drei Details:

      Erstens wurden die entkernten Eizellen nach der Übertragung des Cumuluszellkerns mindestens zwei Stunden in Ruhe gelassen. Sie hatten somit mehr Zeit als bei anderen Experimenten zum Reprogrammieren des Erbmaterials - eine Modifikation, die sich schon bei dem vergleichsweise erfolgreichen Klonen von Kühen bewährt hat.

      Zweitens hat man zur "Aktivierung" der Eizelle, also zum Einleiten der Zellteilung, einen speziellen chemischen Cocktail zusammengestellt.

      Und drittens hat man die Zusammensetzung vor allem der Nährstoffe in den Petrischalen nach neuen "Rezepten" aus der In-vitro-Fertilisation von Mensch und Rind zusammengestellt. Erwähnt wird zum Beispiel ein "Energiesubstrat", das statt Rinderserumalbumin und Traubenzucker menschliches Serumalbumin und Fruchtzucker enthält.

      Auch eine schonende Entnahme und Transplantation des Zellkerns in die Eizelle sowie der Zeitpunkt, wann die jeweiligen Nährmedien gegeben werden, scheint eine entscheidende Rolle zu spielen.

      Insgesamt haben die Forscher nach einigem "Tüfteln" knapp ein Viertel der klonierten Zellen bis zum Blastozystenstadium kultivieren können. Zwanzig auf diese Weise gezüchtete Embryonen wurden für die Gewinnung von Stammzellen aus der "Inneren Zellmasse" herangezogen. Allerdings gingen die meisten davon zugrunde. Nur eine konnte als Zelllinie etabliert werden.

      Nicht um fertige Ersatzgewebe zu kreiieren, sondern um die Pluripotenz und damit die "Echtheit" der so erzeugten embryonalen Stammzellen zu dokumentieren, hat die Gruppe in der Pertrischale und durch Verpflanzen in Mäuse verschiedene Zelltypen und Gewebe daraus hergestellt: primitive Nervenzellen ebenso wie Netzhautepithel, glatte Muskelzellen, Knochen- und Knorpelzellen, Bindegewebszellen und Drüsenepithel.

      Noch erinnern nur das Aussehen dieser klonmedizinisch erzeugten Ersatzgewebe unter dem Mikroskop und einige molekulare Indikatoren oder "Marker" an die natürlichen Pendants.

      Ihre eigentliche Funktionalität müssen sie erst noch beweisen. Trotzdem spricht Robert Lanza, einer der früher gescheiterten ACT-Forscher, in einem Kommentar für diese Zeitung von einem "medizinischen Meilenstein", vergleichbar der Entwicklung der Antibiotika und Impfstoffe.

      Lanza warnt aber auch: "Nun, da das Verfahren öffentlich zugänglich ist, müssen wir weltweit Gesetze beschließen, um den Mißbrauch der Technik zum reproduktiven Klonen zu verhindern. Wir müssen den ganzen politischen und religiösen Zwist überwinden und das Klonen von Menschen ächten, eine Position, die fast jedes Land und jeder Wissenschaftler unterschreibt."



      Quelle: FAZ 12.02.04
      Avatar
      schrieb am 12.02.04 18:25:56
      Beitrag Nr. 102 ()
      -----


      Rudolf Jaenisch





      „Ein beinahe optimales Ergebnis“



      12. Februar 2004 Der deutschstämmige Molekularbiologe Rudolf Jaenisch ist einer der führenden Köpfe der Klon- und Stammzellforschung. Seit vielen Jahren arbeitet er am Whitehead Institute des Massachusetts Institute of Technology in Cambridge.




      Sind Sie überrascht, daß das Klonen des Menschen bis zum Blastozystenstadium nach den Fehlschlägen doch gelungen ist?


      Nein, überhaupt nicht. Die Berichte, daß es bei Primaten nicht gehen sollte, habe ich nie geglaubt. Es war immer klar, daß die vor einem Jahr bei Rhesusaffen beschriebenen Komplikationen technische Probleme waren. Es gibt überhaupt kein Zweifel, daß das, was uns bei der Maus gelungen ist, auch beim Menschen geht.




      Worin liegt der große Fortschritt dieser Experimente?


      Es ist ein außerordentlich wichtiges Ergebnis.

      Der große Schritt liegt darin, daß die Kerntransplantation zum ersten Mal beim Menschen funktioniert hat.

      Bisher haben die Leute völlige Versager gehabt.

      Die Experimente von ACT vor zwei Jahren zum Beispiel. Es ist unglaublich, welche Resonanz ein derart fehlgeschlagenes Experiment damals bekommen konnte.

      Und dann gibt es da noch diese Raelianer, Zavos und unser anderen "Freunde", von denen wir sowieso wissen, daß sie es können. Alles Lüge.

      Hier ist zum erstenmal eine ernstzunehmende Gruppe, die gezeigt hat, daß sie mit dem Klonen in einer ganz vernünftigen Frequenz Blastozysten bekommen kann.

      Das eigentlich Wichtige dabei aber ist, daß sie diese eine Stammzellinie daraus gewinnen konnten.




      Ist das sogenannte therapeutische Klonen damit endgültig machbar?


      Nein, ich glaube, das Verfahren ist noch nicht optimiert. Aber es ist der erste Schritt der zeigt, daß therapeutisches Klonen im Prinzip beim Menschen funktionieren wird.

      Ein Schönheitsfehler der Arbeit ist, daß man die Eizellspenderin auch als Zellkernspenderin genutzt hat. Das haben sie vermutlich aus logistischen Gründen getan, weil es der unkomplizierteste Weg war.

      Sie können so aber nicht mit allerletzter Sicherheit ausschließen, daß es eine parthenogenetische Vervielfältigung der Zellen ist.




      Nun ist das Verfahren in allen Details nachlesbar. Glauben Sie nicht, daß davon auch die Antinoris und Raelianer dieser Welt rasch profitieren können?


      Sie werden bestimmt daraus eine Bestätigung ihrer Aktivitäten proklamieren. Aber was immer diese Scharlatane sagen, muß man für eine Lüge halten.




      Wären solche Experimente wie in Korea auch bei Ihnen in Massachusetts gestattet?


      Nein, natürlich ginge das nicht, weil wir hier nach der Bush-Entscheidung mit öffentlichen Geldern des NIH nicht solche Experimente vornehmen dürfen. Das ist ein großes Problem.




      Werden die neuen Ergebnisse, die nun schon klar in Richtung klinische Forschung gehen, den Druck auf die Politik wieder verstärken?


      Ich denke schon. Es ist wahnsinnig wichtig, daß diese Forschung von renommierten Einrichtungen gemacht wird, und nicht von irgendwelchen Scharlatanen. Die Politik der Amerikaner und der Deutschen wird dazu führen, daß vieles im Verborgenen gemacht wird, getrieben von kommerziellen Interessen.




      Glauben Sie, daß damit auch die Barrieren zum reproduktiven Klonen gefallen sind?


      Technische Hürden zum Klonen gibt es jetzt vielleicht nicht mehr, aber wir wissen ja auch, was dabei herauskommt.

      Es bedeutet unkalkulierbare Risiken für die Nachkommen, das bedeutet Fehlgeburten, mißgebildete Embryonen, und selbst die oberflächlich gesunden Tiere sind mit großer Wahrscheinlichkeit krank.

      Wir haben diese Erfahrung bei der Maus gemacht, und es gibt keinen Grund, warum das beim Menschen anders sein sollte. Der Fortschritt hier ändert daran überhaupt nichts.


      Die Fragen stellte Joachim Müller-Jung.




      Text: FAZ, 12.02.04

      Bildmaterial: AP
      Avatar
      schrieb am 13.02.04 23:40:11
      Beitrag Nr. 103 ()
      -----










      Menschliche Embryonen in Südkorea geklont


      Wissenschaftlern aus Südkorea und Amerika ist es gelungen, menschliche Embryonen mit Hilfe der Klontechnik zu erzeugen und aus ihnen Stammzellen für die Gewebezucht zu gewinnen.

      Diesen ersten Schritt zum sogenannten "therapeutischen Klonen" haben zahlreiche deutsche Politiker zu Warnungen veranlaßt, der Klonforschung am Menschen müsse nun dringend Einhalt geboten werden.

      Nur Politiker der FDP sagten, das therapeutische Klonen berge enorme medizinische Chancen und müsse auch in Deutschland erlaubt werden, sofern die Experimente auch zu klinischen Erfolgen führten.


      Ein Team um den Biologen Woo Suk Hwang berichtet in der Freitagausgabe der amerikanischen Zeitschrift "Science" detailliert von den Experimenten.

      Zwar war es bereits Ende 2001 der amerikanischen Firma "Advanced Cell Technology" gelungen, geklonte Embryonen zu erzeugen, doch starben diese nach ein oder zwei Teilungsschritten ab.

      Das südkoreanische Team dagegen überführte das Erbgut von Erwachsenen in gespendete Eizellen und gelangte damit zu sogenannten Blastozysten, also fortgeschrittenen Embryonen, die aus etwa 200 Zellen bestehen.

      Aus deren Stammzellen konnten verschiedene Gewebetypen des menschlichen Körpers gezüchtet werden. Grundidee des "therapeutischen Klonens" ist es, für Kranke Ersatzgewebe zu züchten, das nicht von deren Immunsystem abgestoßen wird.

      Wissenschaftler wie der amerikanische Klonforscher Rudi Jänisch bezeichneten die Experimente als "wahren Durchbruch".

      In Zukunft könne für jeden Patienten auch geklonte Gewebekulturen geschaffen werden, um individuell Effektivität und Nebenwirkungen von Medikamenten zu untersuchen, bevor die Wirkstoffe dem Patienten selbst verabreicht werden.




      Berlin reagiert ablehnend


      Dagegen äußerten sich Bundesforschungsministerin Bulmahn, der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Winnacker, sowie Biopolitiker von Union, Grünen und SPD ablehnend. Bulmahn sagte, das therapeutische Klonen sei in Deutschland verboten und werde es auch bleiben.

      Mit dem Embryonenschutzgesetz und dem Stammzellgesetz gebe es eine sichere Grundlage, um Grundlagenforschung zu ermöglichen und mögliche Heilungsperspektiven nicht zu verspielen.

      In einem Beitrag für das Feuilleton dieser Zeitung warnt DFG-Präsident Winnacker vor den Gefahren klinischer Versuche mit dem Klonen und möglichem Mißbrauch für Versuche, geklonte Babys zu schaffen.

      Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union im Bundestag, Böhmer, und der Grünen-Politiker Loske forderten die Bundesregierung auf, bei den Vereinten Nationen für eine baldige Ächtung aller Klonverfahren einzutreten.

      Hier habe es enorme Versäumnisse gegeben. Weiteres Abwarten sei angesichts der aktuellen Geschehnisse nicht zu verantworten.




      „Dolly-Technik“



      In der Ablehnung des "reproduktiven Klonens" ist sich die große Mehrzahl von Biomedizinern und Biopolitikern einig. Das "therapeutische Klonen" dagegen, dem nun in Südkorea der Weg bereitet wurde, hat auch in Deutschland Anhänger.

      Zu diesen zählen der neue Chef der Berliner Charité-Klinik, Detlev Ganten, und die Vorsitzende des Forschungsausschusses im Bundestag, Ulrike Flach (FDP).

      Ganten wies am Donnerstag die Kritik zurück, die südkoreanische Forschung ebne dem Babyklonen den Weg: Weil mit vielen Fehlversuchen, schweren Mißbildungen und Fehlentwicklungen der Kinder gerechnet werden müßte, verbiete sich das Fortpflanzungsklonen von selbst.

      Die menschliche Gesellschaft schütze sich auch in anderen Bereichen durch Gesetze vor Anwendungen, die nicht gewollt seien. "Wenn sich das therapeutische Klonen als machbar erweist, sollten wir es in Deutschland erlauben", sagte die FDP-Politikerin Flach.

      Wenn die Forschung Therapiechancen für kranke Menschen eröffne, müßten diese auch genutzt werden. Die Forschung mache weltweit Fortschritte - das müsse man auch in der deutschen Politik zur Kenntnis nehmen, anstatt an Maximalpositionen festzuhalten.



      Mit den Versuchen in Südkorea wird ein wichtiger Schritt hin zum therapeutischen Klonen unternommen. 16 Frauen spendeten insgesamt 242 Eizellen und eigenes Erbgut.

      Mit der "Dolly-Technik", die 1996 an dem ersten geklonten Schaf demonstriert und 1997 veröffentlicht wurde, wurden dann dreißig geklonte menschliche Embryonen erhalten, aus denen sich eine stabile Kultur embryonaler Stammzellen gewinnen ließ.

      Die südkoreanischen Forscher wollen an diesem Freitag ihre Arbeit beim Jahrestreffen der American Association for the Advancement of Science (AAAS) öffentlich präsentieren.




      „Keine scharfe Grenze“


      Die Gegner des Verfahrens kritisieren, daß Embryonen nur zu dem Zweck hergestellt würden, sie zu Gewebe zu verarbeiten.

      Außerdem seien zum Klonen derzeit noch Eizellspenden von Frauen nötig, was einer Ausbeutung Tür und Tor öffne. Zum anderen, beklagten die Biopolitiker Böhmer und Loske am Donnerstag, könnten mit dem Wissen lebensfähige menschliche Klone entstehen.

      Wie in einem Rezeptebuch, sagte Böhmer, könnten die Mitglieder der Raelianer-Sekte oder der italienische Frauenarzt Antinori nun in "Science" nachlesen, wie man die frühesten Formen menschlichen Lebens durch Klonen gewinne.

      "Wir lernen daraus, daß es keine scharfe Grenze zwischen den beiden Klonverfahren gibt", sagte der Grünen-Politiker Loske.
      Der Obmann der Union im Bundestag, Thomas Rachel, erklärte: "Es zeigt sich, wie fahrlässig die Bundesregierung gehandelt hat, als sie mit ihrem Abstimmungsverhalten auf UN-Ebene ein umfassendes Klonverbot verhinderte und eine Vertagung unterstützte. Eine einzige Stimme - die Deutsche - hatte den Ausschlag gegeben.

      Forscher in Südkorea hatten nun die Zeit, ohne internationale Ächtung durch eine Konvention einen menschlichen Embryo zu klonen und aus ihm Stammzellen zu gewinnen.




      „Machbarkeitswahn stoppen“



      Im vergangenen Herbst hatte eine Gruppe von Staaten vergeblich versucht, die Vollversammlung der Vereinten Nationen zu einer Ächtung aller Formen des Klonens zu bewegen.

      Zu den stärksten Befürwortern der neuen Technologie zählen Großbritannien, Schweden, Singapur und China.

      Im deutschen Bundestag dominieren die Gegner des therapeutischen Klonens, das Parlament hat die Regierung verpflichtet, alles zu unternehmen, um das Verfahren weltweit zu unterbinden.

      Bei der entscheidenden Abstimmung hatte sich Deutschland aber enthalten.



      Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, sagte: "Wir müssen den Machbarkeitswahn stoppen und schnellstmöglich zu einem internationalen Klonverbot kommen.
      Wir dürfen es nicht zulassen, daß Embryonen als Rohstofflieferanten gezüchtet werden. Wenn wir menschliches Leben in die Beliebigkeit kommerzieller Verwendung stellen, dann wird keine Ethik der Welt uns mehr retten."
      Die Forscher dürften sich nicht zu Herren über Leben und Tod menschlicher Embryonen machen. Menschliches Leben, auch im frühesten Stadium - ob durch Befruchtung oder Klonierung entstanden -, dürfe niemals zur Disposition gestellt werden.




      Quelle: FAZ, 13.02.04

      Bldmaterial: F.A.Z.
      Avatar
      schrieb am 14.02.04 10:57:02
      Beitrag Nr. 104 ()
      sehr interessanter thread :)
      Pick mal ,nicht rein zufällig:D , die #93 raus ,wo es heisst :
      zitat Bei Säugetieren und Vögeln kommt asexuelle Fortpflanzung überhaupt nicht vor. Zumindest weiß man nichts darüber. Manche Eidechsenarten allerdings sind reine Klone, die nur aus Weibchen bestehen. So richtig fortpflanzen mögen sie sich trotzdem nur, wenn sie von ihren Schwestern angebalzt werden oder sich gar in " Pseudokopulationen" mit ihnen vereinigen.
      Für David Crews, der an der University of Texas in Austin an diesen Rennechsen forscht, ist solches Verhalten mehr als nur ein Überbleibsel aus Zeiten, als die Vorgänger-Art sich noch geschlechtlich fortpflanzte. " Man muß hier wirklich die Frage stellen, was zuerst da war, der Sex oder das Sexualverhalten" , sagt Crews.
      zitatende

      die Frage ,die sich nach Lektüre von 93 stellt ist doch die ,
      warum brauche ich 2 (sexuelle)Varianten einer Spezies !?
      Klar ist ,ich will keine Selbstbefruchtung !
      Warum statte ich aber nicht mit universellen Befruchtungsorganen aus und lasse dabei Selbstbefruchtung eben NICHT zu !?
      Sollte dieses rein "technische Problem" für die Evolution "zu hoch" gewesen sein :eek:

      Ich denk mal nicht lange nach und entwerfe ein Säugetier,das Vagina UND Penis besitzt und zwar derart platziert ,dass diese miteinander nicht können :laugh:

      abgesehen davon wären -etwa bei höheren Tieren- sogar subtilere Schranken denkbar ,wie etwa Inzesttabu ,also dann "Selbstinzesttabu" ,
      was bei hinreichender Beachtungsrate sogar noch den Vorteil für die Spezies hätte ,dass im Katastrophen-Ausnahmefall Selbstbefruchtung doch möglich wäre !!!

      tja ,
      was sagen da die (Evolutions-)Götter :D
      Avatar
      schrieb am 17.02.04 19:16:34
      Beitrag Nr. 105 ()
      keine Götter hier :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 11.03.04 10:43:35
      Beitrag Nr. 106 ()
      ..nicht mal biologisch Interessierte mehr :( :confused:


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Das Klonen von Menschen