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    Potenzprobleme - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 02.09.04 09:27:48 von
    neuester Beitrag 02.09.04 09:28:42 von
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      schrieb am 02.09.04 09:27:48
      Beitrag Nr. 1 ()
      Potenzprobleme

      Warum ein Argentinier keine Lust mehr hat auf Nachwuchs.



      Díaz mit Kindern
      Wenn ihm eine Frau gefällt, denkt Cleto Ruiz Díaz nicht lange nach. Er war 14, da schwängerte er María, er hätte das Kind mit ihr groß gezogen, doch die Eltern schickten das Mädchen nach Buenos Aires. Die erste Frau, mit der er zusammenzog, hieß Ramona, auch sie wurde schwanger. Dann verliebte er sich in Yolanda und schwängerte sie, Ramona hatte nichts dagegen, dass Yolanda und das Kind einzogen. Die dritte Frau im Haus war María Ester, sie bekam sechs Kinder von Díaz und zog erst aus, als Isabel und ihr erstes Kind einzogen.

      Die Kinder heißen Walter-Horacio, Axel Nahuel, Antonela Fernanda oder Nicolás Ariel. Es gibt viele Kinder in Díaz` Familie, er hat ihnen Nummern gegeben. 1 hat schon lange selbst Kinder und wohnt in Buenos Aires, 38 ist gerade zwei Monate alt. 18 bis 38 wohnen noch zu Hause.

      5 Frauen, 38 Kinder, das ist Díaz` Leben.

      Zu Hause - das sind sechs mal vier Meter, Verbundsteine aufeinander gelegt, der Boden aus Lehm, das Dach aus Stroh. Zu Hause - das ist Santa Lucía, ein Dorf im Norden Argentiniens, Tomatenplantagen ringsum. Die Menschen hier sind Einzelgänger, sie kommen nur zusammen, wenn Gottesdienst ist oder auf dem Marktplatz Filme gezeigt werden. Der letzte war "Terminator 2".



      Aus der "Bild"-Zeitung vom 5. April
      Cleto Ruiz Díaz, 42, war noch nie im Kino, kann nicht lesen, er hatte keine Ahnung, was Verhütung ist. Ihm fehlt ein Schneidezahn. Díaz streicht die Häuser in Santa Lucía, für zehn Pesos am Tag, seine Frauen bügeln manchmal die Hemden der Nachbarn. Seine Kinder schickt er in die Schule, und er hat ihnen verboten zu betteln.

      Nachmittags sitzen Díaz` Mädchen oft vor der Hütte im Kreis auf dem Boden und kämmen sich gegenseitig die Haare. Die Jungs spielen Fußball auf der Wiese gegenüber, die meisten barfuß. Nachts verteilen sich Eltern und Kinder auf sechs Betten. Wer zuerst schlafen geht, darf sich den Platz aussuchen. Der beste ist der vor dem Fernseher, neben dem kaputten Kühlschrank, in dem ein paar Kartoffeln und Suppenknochen liegen. Ohne die Armenspeisung der Caritas müsste die Familie hungern. Díaz ist kein großer Denker, aber eins hat er mit den Jahren gelernt: Je mehr Kinder, desto mehr Sorgen. Zu viele Kinder, zu viele Sorgen.

      Er hört oft Radio, es läuft den ganzen Tag. Vor ein paar Monaten hörte er im Radio die Stimme seines alten Fußballkumpels Gustavo Alvarez. Sie kennen sich schon lange, Gustavo war immer etwas zu langsam und zu dick, um ein guter Fußballer zu sein, aber er hat Karriere gemacht. Zuerst war er Bürgermeister von Santa Lucía, jetzt sitzt er im Provinzparlament.

      Alvarez redete über die großen Probleme der Provinz Corrientes: zu viele Menschen, zu wenig Nahrung und kaum Möglichkeiten, die Geburtenziffern zu senken. Den Krankenhäusern fehlt das Geld, um Kondome zu verteilen. In den Schulen wird keine Sexualkunde unterrichtet, weil diese Gegend Argentiniens sehr streng katholisch ist. Das Einzige, sagte Alvarez im Radio, was helfen könnte, wären Sterilisationen, doch die sind in Corrientes verboten. Deshalb hat er die "Initiative zur Legalisierung von Sterilisierungen durch Unterbrechung von Ei- oder Samenleiter" ins Leben gerufen.

      Díaz war einverstanden mit allem, was Alvarez im Radio sagte. Sie haben sich getroffen, Díaz will sich jetzt sterilisieren lassen. Sie sind ein Team, fast so wie früher, als sie zusammen Fußball spielten. In dem neuen Spiel kennt Alvarez sich besser aus. Er weiß: Die Behörden sind gegen seine Initiative, die Kirche sowieso. Aber wenn er die Bevölkerung für seine Gesetzesinitiative gewinnt, stimmt das Parlament vielleicht dafür. Deshalb bringt er Díaz in die Zeitung, ins Radio und irgendwann ins Fernsehen.

      Díaz schafft es sogar bis ins ferne Buenos Aires. Er wird im Fernsehen interviewt, auf Canal 9, er wirkt verloren, antwortet nur knapp auf die Fragen. In einem Interview wird Díaz ein Kondom gezeigt, ein Journalist drückt es ihm in die Hand. Ob er wisse, was das sei?

      "Ja. Nein. Nicht wirklich", sagt Díaz.

      Er fühlt sich nicht wohl in Buenos Aires, ins Hotel traut er sich nicht allein, das System mit den Chipkarten versteht er nicht. Zwei Nächte schläft er auf der Tagesdecke, rührt das Bett nicht an. Er will keine Umstände machen. Eigentlich will er nur nach Hause.

      Das Provinzparlament will bald entscheiden, über Alvarez` Initiative und Díaz` Leben.

      Es wird Zeit, denn inzwischen weiß Cleto Ruiz Díaz zwar, was Kondome sind, aber leisten kann er sie sich immer noch nicht.
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      schrieb am 02.09.04 09:28:42
      Beitrag Nr. 2 ()


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