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    G8: Make Poverty History oder Machen wir dem Kanzler Dampf! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 08.05.05 15:31:52 von
    neuester Beitrag 22.11.05 21:18:13 von
    Beiträge: 87
    ID: 979.736
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     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 08.05.05 15:31:52
      Beitrag Nr. 1 ()
      Noch 59 Tage bis zum G8 Gipfel in Schottland ...

      Fünf Jahre nach Verabschiedung der Milleniumserklärung
      der Vereinten Nationen, bis zum Jahr 2015 die Zahl der in
      extremer Armut lebenden Menschen zu halbieren, ist es nicht
      gut um dieses Vorhaben bestellt. Und das, obwohl heute die
      Mittel vorhanden sind, die Armut zu beseitigen und damit die
      Wahrscheinlichkeit von Elend, Tod, Flucht und Krieg weltweit zu verringern.

      Wer Lust hat, emailt an Blair http://www.makepovertyhistory.org/mph/campaign.do?code=etb
      und an Schröder http://www.deine-stimme-gegen-armut.de/aktiv_card.html
      und hilft den Druck zu verstärken, ihren Zusagen nachzukommen.
      Das kostet nichts und tut nicht weh.

      chair
      Avatar
      schrieb am 08.05.05 18:39:53
      Beitrag Nr. 2 ()
      ;)Ich will ja nicht lästig sein, aber ...

      Was geschieht, wenn nichts geschieht?

      Bis 2015 werden weitere

      * 45 Millionen Kinder an Unterernährung und Mangelversorgung sterben,
      * 97 Millionen Kinder nicht zur Schule gehen können,
      * 53 Millionen Menschen keine Sanitäreinrichtungen zur Verfügung haben,
      * 80 Millionen Menschen aufgrund fehlender Basis-Gesundheitsversorgung sterben,
      * 247 Millionen Menschen in Afrika südlich der Sahara von weniger als einem US-Dollar am Tag leben müssen.
      Avatar
      schrieb am 09.05.05 00:43:11
      Beitrag Nr. 3 ()
      Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt von weniger als 2 Dollar
      pro Tag, beraubt um eine Zukunft und um die Chance gebracht,
      zu leben, sich selbst zu ernähren und ihre Kinder zur Schule zu schicken.



      Eine der drei Hauptforderungen der globalen Aktion gegen Armut
      ist die Forderung nach einem gerechten Welthandel


      Handelsregeln sollen den Waren- und Leistungsaustausch der
      Länder untereinander bestimmen und sicherstellen, dass sich
      die Länder fair und offen miteinander messen können.
      Das tun sie in Wirklichkeit nicht.
      Warum? Die derzeit geltenden Handelsregeln
      begünstigen die “reichen” Länder und sind nach deren
      Bedürfnissen zurechtgebastelt.

      Die Bosse der Weltbank, der Welthandelsorganisation und
      des Internationalen Währungsfonds bestimmen die Regeln
      des Warenaustausches zwischen den Ländern mit
      Schlagwörtern wie Liberalisierung, Freihandel und
      Selbstregulierung der Märkte.

      Der Druck auf Entwicklungsländer, ihre Märkte für Importe zu öffnen und
      den Ausverkauf der öffentlichen Versorger zu betreiben , wie z. B. von
      Elektrizität und/oder Wasser, schwächt die Konkurrenzfähigkeit der vor Ort
      hergestellten Waren und beraubt die lokalen Regierungen der
      Kontrolle über die öffentlichen Grundversorgungsbedürfnisse
      während die eigenen Landwirtschaften und Industrien der reichen
      Länder weiter subventioniert werden.

      Ändern kann man das durch eine Anpassung der Handelsregeln
      an die Bedürfnisse auch der armen Länder, die es denen
      ermöglicht sich zu entwickeln, eigene Industrien zu bilden und
      eines Tages konkurrenzfähig zu werden.

      Die Regierungen haben die Kontrolle über die Weltbank, WTO
      und IWF; deshalb können Blair, Schröder & Co. Einfluss nehmen
      auf das Geschehen, und an diese Verantwortung sollten sie
      massiv erinnert werden.
      Avatar
      schrieb am 09.05.05 08:15:31
      Beitrag Nr. 4 ()
      danke chair :)
      Avatar
      schrieb am 10.05.05 02:30:23
      Beitrag Nr. 5 ()
      Gute Sache das.
      Z.B. sollte jeder erwerbstätige Europäer verpflichtet werden, 5 Chinesen und 5 Inder zu unterstützen.
      Dann könnten die dortigen Regierungen endlich wieder mehr Geld für Atomwaffen und ihre Armeen ausgeben, anstatt es für Sozialprogramme zu verplempern.

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      Avatar
      schrieb am 10.05.05 11:03:43
      Beitrag Nr. 6 ()
      Da bin ich völlig deiner Meinung, borazon.
      Wie wäre es, wenn du dem geneigten e-mailer eine der
      beiden Forderungen der Aktion, z. B. "Entwicklungsfinanzierung"
      oder noch besser "Schuldenerlass", nahebringen würdest?

      Das wäre mir glatt eine Mass Freibier am Stammtisch wert. :D
      Avatar
      schrieb am 04.06.05 13:07:20
      Beitrag Nr. 7 ()
      Eines der Mittel, die Reduzierung des Hungers und der Armut
      um die Hälft zu erreichen, soll ein umfassender Schuldenerlass
      für die armen Länder sein.

      Zitat aus www.deine-stimme-gegen-armut.de:
      Die bisherigen Initiativen zur Entschuldung haben ihre Ziele nicht erreicht. Ein Großteil der ärmsten Länder versinkt in seiner Schuldenlast, bereits entschuldete Staaten stehen vor einer erneuten Schuldenkrise. Die „Weltweite Aktion gegen Armut“ fordert für die armen Länder ein faires und transparentes Schiedsverfahren und die Beurteilung ihrer Schuldentragfähigkeit durch ein unabhängiges Gremium. Schulden sollen dann zurückgezahlt werden, wenn das Schuldnerland seine Bevölkerung mit dem Nötigsten versorgen kann .



      Darüber kann man nun geteilter Meinung sein. In der Tat
      sehen die Regierungen Frankreichs und Deutschland das anders
      und halten Schuldenerlass nur in Ausnahmefällen wie Tsunami
      oder bei Zusammenbruch der Preise für Grundbedürfnisse für
      gerechtfertigt. Sie wollen den Ländern zu einem “tragbaren”
      Schuldenniveau verhelfen, sind also der Meinung, die Schuldenhöhe
      solle abhängig gemacht werden von der Rückzahlungsfähigkeit der
      Länder.

      Unser Land könnte man aber durchaus daran erinnern, dass wir selbst
      nach dem Krieg in den Genuss von Schuldenerlassen kamen, und
      die Engländer erinnern nicht zu Unrecht daran, dass das deutsche
      Wirtschaftswunder nicht zuletzt auf dem Erlass der Hälfte der
      Schulden und der geplanten Rückzahlung des Restes basiert.

      Die deutsche Regierung sollte zumindest ihre Definition der
      “tragfähigen Schulden” überdenken und die armen Länder
      bei der Beseitigung der Armut aus eigener Kraft unterstützen.

      Eichel und Co. treffen sich 11. Juni in London zur Vorbereitng des
      G8 Gipfels. Wer Lust hat, kann ihn anmailen : http://www.deine-stimme-gegen-armut.de/aktiv_g7.html
      Hier geht es ausnahmsweise mal nicht um euer Geld, sondern um euere Stimme.


      chair
      Avatar
      schrieb am 04.06.05 16:00:47
      Beitrag Nr. 8 ()
      Armut gehört zu unserem System dazu. Nur so kann man die Menschen zwingen, für mehr Wohlstand zu arbeiten...
      Avatar
      schrieb am 04.06.05 16:12:23
      Beitrag Nr. 9 ()
      Wenn es um mehr Wohlstand ginge, könnte man tatächlich
      über die Einführung eines gewissen Armutlevels nachdenken, SittinBull. ;)
      Es geht allerdings mehr um`s pure Überleben.
      Avatar
      schrieb am 04.06.05 16:21:14
      Beitrag Nr. 10 ()
      Du gibst also zu, daß viele Menschen sich nicht mehr um Wohlstand=Einkommen bemühen würden, wenn es die Möglichkeit der Armut nicht gäbe?
      :eek: :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 04.06.05 16:53:52
      Beitrag Nr. 11 ()
      Ich habe SittinBull augenzwinkernd um Einladung zu seinem
      Schriftstellerstammtisch gebeten, borazon. ;)

      Frag ihn! Vielleicht lädt er dich ein.
      Dann könnt ihr gemeinsam darüber diskutieren, wer
      nun mehr Geld für die Rüstung ausgeben soll, Chinesen oder Inder.
      Avatar
      schrieb am 05.06.05 00:32:14
      Beitrag Nr. 12 ()
      #3
      ...Die Regierungen haben die Kontrolle über die Weltbank, WTO
      und IWF; deshalb können Blair, Schröder & Co. Einfluss nehmen
      auf das Geschehen, und an diese Verantwortung sollten sie
      massiv erinnert werden....



      Irgendwo gibts ein Branchenverzeichnis der offiziell registrierten Lobbies in Deutschland.
      Ich fürchte die haben allein hierzuland ein höheres Budget als halb Afrika an Bruttosoz.-Prudukt hat.
      Avatar
      schrieb am 05.06.05 01:13:09
      Beitrag Nr. 13 ()
      Verschwendung
      www.focus.de

      Ein Großteil der Briten will von einer Erhöhung der Entwicklungshilfe für Afrika nichts wissen.

      Sie hielten die Pläne ihres Premierministers Tony Blair, die Gelder für den schwarzen Kontinent in den kommenden Jahren zu verdoppeln, für Verschwendung, berichtete die britische Tageszeitung „The Daily Telegraph“ am Samstag. 83 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage hätten gesagt, sie fänden weitere Hilfen nicht sinnvoll. Rund 79 Prozent der Befragten hätten die Ansicht vertreten, dass die Regierungen in Afrika schuld am Elend des Kontinents seien. 51 Prozent machen der Umfrage zufolge Bürgerkriege für die Probleme Afrikas verantwortlich.

      Jährlich 25 Milliarden Dollar mehr

      Blair will bei einem Gipfeltreffen der G-8-Staaten im Juli durchsetzen, dass die jährliche Entwicklungshilfe für Afrika bis 2010 jährlich um 25 Milliarden Dollar (20 Milliarden Euro) aufgestockt wird. Ab 2010 sollen Blairs Plänen zufolge jährlich weitere 50 Milliarden Dollar gezahlt werden, nachdem die Situation überprüft wurde. Die USA haben bisher skeptisch auf das Vorhaben des Premiers reagiert. Der G-8-Gruppe der führenden Industrieländer gehören neben Großbritannien und den USA auch Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, Japan und Russland an.
      Avatar
      schrieb am 05.06.05 11:02:24
      Beitrag Nr. 14 ()
      [posting]16.804.309 von Groupier am 05.06.05 01:13:09[/posting]Das Argument, Hilfe für Afrika wegen der Schuldfrage des Elends
      und der Bürgerkriege zu verweigern, zeigt m.E. wie wichtig
      es ist, dass solche Entscheidungen nicht auf der Grundlage
      von Umfragen getroffen werden. Afrika gilt nicht umsonst
      als der vergessene Kontinent. Aber um Afrika geht es bei
      der Aktion nicht alleine.

      Wie wäre es wohl unserem Land ergangen, wenn nach dem
      2. Krieg Entscheidungen über Hilfeleistung aufgrund
      von Umfragen erfolgt wären?
      Avatar
      schrieb am 05.06.05 19:25:29
      Beitrag Nr. 15 ()
      Was können die Industrienationen tun um den armen Ländern zu helfen?
      Entwicklungshilfe(wahllose Geldgeschenke) kostet den Industrienationen Kapital und sie schaden sich somit selbst, helfen dabei aber keineswegs den Entwicklungsländern, da diese durch die Geldgeschenke zur Unselbstständigkeit erzogen werden. Mittel- und langfristig schadet somit Entwicklungshilfe den Entwicklungsländern.

      Die Industrienationen können den Entwicklungsländern aber durchaus dadurch helfen, indem sie die eigenen Märkte öffnen, und die Subventionierung eigener Produkte (vor allem Agrarprodukte) einstellen. Davon würde nicht nur die Entwicklungsländer enorm profitieren(von der herrschenden Kaste in den Entwicklungsländern einmal abgesehen), sondern auch die Industrieländer würden davon profitieren(von den Subventionsempfängern einmal abgesehen), in dem sie die Kosten für die irrsinige Subventionierung sparen, und billigere Produkte aus den Entwicklungsländern beziehen könnten.

      Die Entwicklungsländern können sich aber natürlich auch selbst helfen in den sie ihre eigenen Märkte liberalisieren. Tun sie dies, profitieren davon wiederum nicht nur sie selbst, sondern auch die Industrienationen.

      Fazit: Bei einer Öffnung und Liberalisierung der Märkte profitieren sowohl Industrienationen als auch Entwicklungsländer, eine klasische Win-Win-Situation.:)

      Gruß tt
      Avatar
      schrieb am 05.06.05 20:02:56
      Beitrag Nr. 16 ()
      So könnte es wohl sein, tt. :)

      Wenn zum Beispiel der Herr Bush seine
      ca. 25000 Baumwollfarmer nicht mit mehr als
      2 Milliarden USD subventionieren würde, würde
      der Baumwollpreis auf eine angemessene Höhe
      steigen und mehrere Millionen direkt vom Baumwollanbau
      abhängiger Menschen in Zentral- und Westafrika bräuchten
      weder Subventionen noch Entwicklungshilfegelder.
      Avatar
      schrieb am 05.06.05 20:55:54
      Beitrag Nr. 17 ()
      Ja Chair,:)

      das wäre natürlich eine Überlegung wert.:look: Ist es aber nicht so, dass damit auch die Preise für Kleidung (Baumwollprodukte) ansteigt??:mad: Dann müssten viel nackt herumlaufen, weil eben das Geld für die teuren T-Shirts nicht mehr da wäre.:cry: Ich gebe auch zu bedenken, dass nicht jeder Körper unverhüllt nebenwirkungsfrei angeschaut werden kann!:D .... und dann kommt noch die Kälte dazu. :look: Erkältungskrankheiten würden zunehmen.
      Die Nachfrage an T-Shirts würde dann nachlassen und die nun teurer gewordenen Produkte als Ladenhüter verkommen. Die Arbeiter in ärmeren Länder würden dann arbeitslos werden und hätten noch weniger zu schlucken als bisher.

      Gruss
      HELL :D
      Avatar
      schrieb am 05.06.05 21:39:17
      Beitrag Nr. 18 ()
      wenn auch schon ein bißchen älter dieser Bericht, so zeigt er doch auch Hintergründe für Armut auf :
      http://www.iz3w.org/iz3w/Ausgaben/244/LP_s19.html
      Avatar
      schrieb am 05.06.05 21:58:14
      Beitrag Nr. 19 ()
      Lieber Hell,
      du mit deinen Befürchtungen! In afrikanischen Tshirts friert man nicht! :D
      Im Ernst, der Rohstoffanteil in Euro oder Dollar eines Tshirts
      ist so gut wie vernachlässigbar. Mach dir also bitte keine
      Sorge um Absatzrückgang oder Verarmung der tshirtproduzierenden Ländern.

      heisse Grüsse
      chair
      Avatar
      schrieb am 05.06.05 22:00:11
      Beitrag Nr. 20 ()
      Welchen Casus habe ich jetzt vergewaltigt? Ich ziehe verschämt ein n zurück.
      Avatar
      schrieb am 06.06.05 19:38:09
      Beitrag Nr. 21 ()
      :laugh:

      Heisse Grüsse klingt verdammt gut liebe Chair!:kiss:

      .... dann friere ich sicherlich nicht in afrikanischen
      T-Shirts!:D:look::cool:

      .... allerdingx bezweifle ich, dass der Bush auf mich
      hört!;) Er ist schliesslich bekannt für seine
      schlechten Ratgeber. :mad::cry:

      Gruss
      HELL :D
      Avatar
      schrieb am 06.06.05 22:47:11
      Beitrag Nr. 22 ()
      thomtrader: Ich staune, dass es immer noch Menschen gibt die den neoliberalen Mythos glauben. :laugh:


      Wir brauchen mehr Liberalisierung... :laugh: Wir haben noch nicht genug... :laugh:


      :mad: Mann! Was ist mit den Ländern, die sich seit 20 Jahren bedingslos dem Diktat des IWF und der Weltbank unterworfen haben. Du Schlaumeier! Wie sieht es dort jetzt aus? Noch nicht genug Reformen? Nicht genug Privatisierung? Noch nicht genug Anreize für die Mafiöse Finanzoligarchie, alles kaputtzumachen und auszubeuten!

      Du Träumer! :mad:


      :D
      Avatar
      schrieb am 07.06.05 17:36:23
      Beitrag Nr. 23 ()
      Ich staune auch bisweilen - über den absolutistischen Umgang
      mit der Liberalität. :laugh:

      Press Release der EU zu dem altbekannten Baumwollproblem:
      http://europa.eu.int/rapid/pressReleasesAction.do?reference=…
      Avatar
      schrieb am 08.06.05 10:46:42
      Beitrag Nr. 24 ()
      Zur durchaus löblichen Schuldenerlass-Initiative, die
      Blair und Bush heute so werbewirksam anstiessen, ist zu
      sagen, dass dem Irak im Jahre 2005 mehr Schulden erlassen
      wurden, als dem Kontinent Afrika in den letzten 10 Jahren.
      Avatar
      schrieb am 08.06.05 13:03:45
      Beitrag Nr. 25 ()
      Das ist nur Tarnung um wichtigere Dinge zu verstecken. Paß mal auf, das Urteil gegen M. Jackson wird genauso ablaufen.

      Remember: Als Patriot Act 2 durchgeboxt wurde kam davon so gut wie nichts in den Medien- statt dessen Micheals Verhaftung!
      Avatar
      schrieb am 08.06.05 15:18:42
      Beitrag Nr. 26 ()
      Abstimmung der Entwicklungsfinanzierung

      Die weltweite Armut wird nicht ohne zusätzliche
      finanzielle Hilfe der reichen Länder ausgerottet
      werden können. Dennoch kommt es nicht nur
      auf das Loseisen zusätzlicher Entwicklungshilfegelder an.
      Vorrangig ist zunächst, die vorhandenen nicht unerheblichen
      Mittel so einzusetzen, dass sie möglichst effektiv der Bekämpfung
      der Armut entgegenwirken und nicht nach dem Giesskannenprinzip
      verteilt werden. Dazu ist eine Abstimmung der mit Entwicklungshilfe-
      aktionen befassten Institutionen untereinander erforderlich, die
      dafür sorgt, dass Mittel ausschliesslich zur Sicherung der Basisversorgung
      an Nahrung, Bildung und Gesundheit einschl. Wasser/Sanitär verwendet
      werden.

      Was hilft es, Moskitonetze zu verteilen, die bei nächster
      Gelegenheit auf dem Markt verkauft werden, weil halt gerade kein Regen fällt
      und die Moskitos nicht fliegen, dafür aber die Maismühle bezahlt werden
      muss, um ein bisschen Mehl zu bekommen und der unmittelbare Nutzen des
      Moskitonetzes nicht erkennbar ist?
      Was hilft es, wenn der kostenlos verteilte Dünger auf dem Markt verkauft
      wird anstatt das eigene Feld zu düngen, weil man der Nutzen nicht erkannt
      wird oder nicht vermittelt werden kann? Nun könnte man sagen: Wie blöd
      sind die eigentlich?
      So einfach ist das aber nicht. Wenn man kein Geld hat
      Hustensaft, Seife etc zu bezahlen und Geld für alles benötigt wird, was
      neben den selbst angebauten Grundnahrungsmitteln gebraucht wird, dann wird
      eben das verkauft, was keinen unmittelbaren Nutzen bringt. Hier ist
      Technologietransfer nötig, der auch schon durchgeführt wird, aber
      hinsichtlich der Verantwortlichkeit nochmals überdacht werden sollte.

      Um zu verhindern, dass der gesamte Entwicklungshilfeetat der reichen Länder
      durch die geplante Entschuldung der armen Länder aufgezehrt wird, müssen
      auf internationaler Ebene zusätzliche Finanzierungsinstrumente (Kerosinsteuer,
      Kapitalverkehrssteuer etc) gefunden und zur Sicherung der globalen Ziele
      eingesetzt werden.

      Für uns geht es aber zunächst nicht um Geld, sondern um das
      Veranstalten von möglichst viel Lärm (und sei es bei den Live8 Konzerten),
      um den vermeintlich Mächtigen zu zeigen, dass ein grosser
      Teil der Bevölkerung auf die Lösung unseres Teiles der
      Probleme in den armen Ländern drängt.
      Avatar
      schrieb am 08.06.05 23:42:20
      Beitrag Nr. 27 ()
      Dazu ist eine Abstimmung der mit Entwicklungshilfe-aktionen befassten Institutionen untereinander erforderlich, die
      dafür sorgt, dass Mittel ausschliesslich zur Sicherung der Basisversorgung
      an Nahrung, Bildung und Gesundheit einschl. Wasser/Sanitär verwendet
      werden.



      Frage:
      Was würdest ihr, falls ihr nun einer dieser armen Afrikaner, deren Grundversorgung nun sichergestellt ist, den ganzen Tag lang tun?
      Avatar
      schrieb am 08.06.05 23:53:48
      Beitrag Nr. 28 ()
      Na ich würde dann mal meine Familie ernähren, nachdem ich die
      Möglichkeit dazu habe, Mais anbauen, Kinder zur Schule schicken, mich waschen z.B.
      Ist tagfüllend mit ohne fliessend Wasser, Elektro- oder
      Gasherd und ohne Steckdose.

      Diese Möglichkeit des Sich-Selbst-Erhaltens besteht heute
      häufig nicht. Sorry, wenn ich das etwas missverständlich
      ausgedrückt habe. Es geht nicht darum, die Grundbedürfnisse
      zu befriedigen, sondern die Möglichkeiten zu schaffen, dass
      die Menschen sich selbst ernähren, sich bilden und gesunderhalten können.

      chair
      Avatar
      schrieb am 11.06.05 21:31:23
      Beitrag Nr. 29 ()
      Ein Kommentar aus der Sundaytimes vom 2.6.05

      Da ist was dran.

      Aid sounds mighty nice, but it’s trade that feeds Africa
      simon jenkins

      To use the language of the “new” G8, I cannot get my head round next month’s summit at Gleneagles. Ostensibly it is running true to form. G8 summits have become a cynic’s byword for extravagance, platitude and glitz. But since Tony Blair unofficially signed up Bob Geldof as “G9”, the summit’s objective seems to have changed.

      It is no longer to combat world poverty directly but to “raise awareness”. Since this can be defined in terms of airtime and column inches, a summit succeeds by doing what it anyway does best. The more it spends on itself, the more likely the target is met. The G8 is the New G8, with built-in cynicism deflection.

      These gatherings are 30 years old this year. They were founded by the French president, Valéry Giscard d’Estaing, in 1975 as “library chats” between the heads of rich first-world governments. There would be no aides present and agendas would be ad hoc. By keeping meetings small and informal the exalted could commune “above the level of petty bureaucratic concerns”. Like Giscard’s doomed exercise in European constitution-building, things soon got out of hand. The group of five became eight. Canada was included but China, India and anyone black or brown were out.

      Today the G8 outstrips Henry VIII’s Field of the Cloth of Gold in extravagance and posturing. Informality has vanished. Host nations spend lavishly on hospitality and call it “showcasing”. Officials are told to draft statements of stupefying emptiness. Favoured topics include free trade, energy conservation, climate change and, from some sense of shame, poverty. The last has predominated, as George W Bush curtly remarks, “as long as I have been president”.

      Locations have been made ever more inaccessible to protect delegates from infuriated demonstrators. In 2000 the Japanese held a summit “to discuss world poverty” at a cost of £500m on Okinawa. The same theme was proposed for the most outrageous summit, Genoa in 2001, when Silvio Berlusconi regaled delegates with submarine protection, athletic masseurs, three tenors and £10m of security per head. The mob howled on the quayside and were beaten up by the carabinieri.

      This so terrified the Canadians that in 2002 they decided to discuss world poverty deep in the Rocky Mountains. It was there that Blair felt the “hand of history” upon him. He had decided to “halve world poverty within a decade” and would start with Africa. When Blair talks about poverty today we should remember that this is his sixth successive bite at the cherry. The exploitation of global misery to justify a politico/celebrity extravaganza is global diplomacy at its most obscene.

      Gleneagles is reportedly costing even more than Genoa, £12m a head in security. So paranoid are delegates that £50m is being spent on policing alone. Nine million pounds is going on moving, feeding and sleeping eight delegates “informally” for just three days. You need not be a rabid leftwinger to find these sums inexcusable.

      This year’s gimmick is that the G8 will “incorporate its critics” by half-welcoming Bob Geldof’s music festival. Blair is now travelling the world on a pre-conference jaunt with celebrity endorsements from Madonna, Sting, Bono, Elton John, Ms Dynamite, Mariah Carey and a million wristbands. He has a backing track being rehearsed in London, Philadelphia, Berlin, Paris and Rome. Who says G8 is not reaching out? Nor does Geldof even mean to raise money, apart from the £1.6m he must give Prince Charles for evicting his charities from Hyde Park on July 2. He need only show airtime to meet his awareness target. Never say the British, led by the Irish, cannot do chutzpah.

      The rich world has thus attained nirvana. The Good Samaritan need no longer cross the road. He need only be “aware” and cry, “Hey man, wow, right on!” The G8 and Geldof have accepted Margaret Thatcher’s exegesis: the real point of the biblical parable is that the Samaritan had to get rich first.

      The meat in this beanfeast is supposedly supplied by Gordon Brown. His contribution is to repackage the familiar summit trio of aid, debt relief and trade preference. But which? The classic test of any discussion of world poverty is which takes centre stage.

      Aid — Geldof’s “just give us the f****** money” — has become discredited, for reasons that run through Blair’s mostly admirable Commission for Africa report. The Americans have balked at offering more since they already give $7.5 billion and claim to prefer outcomes to inputs. I have some sympathy. The days are gone when the West sees any point in pouring money into Africa with no way of ensuring it is well spent. Blair’s pledge to “double aid in 10 years” is meaningless targetry. Nor have decades of bellyaching about corruption done any good. Why should an African leader promise elections in return for aid to his poor? Elections give someone else the Geneva bank account.

      Debt relief is more complex. Brown’s idea of waiving it for tsunami states vanished when the states realised they might lose credit thereby. His pet international finance facility has been scaled down but remains debt by another name. Nor has anyone come up with a way of ensuring that relieving debt really helps Africa’s poor rather than its rich.

      Debt certainly cripples the so-called Heavily Indebted Poor Countries, but Gleneagles is not needed to progress the existing British/American relief plan. The best way to help these states is not to press them into further debt, which is what Brown seems to propose. It is to help Africans repay their borrowing themselves.

      Which brings us to trade. If the G8 really cares about world poverty, it will avoid Gleneagles and meet instead on a Glasgow dockside. There delegates will watch the unloading of a cargo of sugar, rice, fruit, cotton and coal from the Third World. Afterwards they will sail out into the Clyde and witness the ceremonial sinking of a ship crammed with their own surpluses, about to be dumped on African markets. That is not dumb awareness-raising. It is really tackling world poverty.

      For the past six years the G8 has been preaching relief yet maintaining vicious trade sanctions against Africa and Asia. It has denied them markets for their produce and flooded them with surpluses. At this very moment, millions of tons of subsidised European and American sugar and cotton are being dumped on Africa, destroying local industries and impoverishing populations. This has nothing to do with corruption or lethargy or “ungovernable Africa”. It is economic warfare by the G8 against the poor.

      The best thing Gleneagles could do is announce not another fancy aid package but a revival of Britain’s old imperial preference. This means more than debating the EU’s partnership agreements, promising to buy specific goods from specific poor countries and not dump on them in return. It means actually implementing such agreements. Yet I see from the spin that Britain is downplaying trade in favour of yet more aid and debt relief. The reason, I fear. is simple. Pledging taxpayers’ money costs politicians nothing. Since the pledge is seldom honoured, it also barely costs the taxpayer.

      Trade is a different matter. It means confronting lobbies, upsetting producers, withdrawing subsidies. It means doing, not talking. Its benefits are seen not on western television but in the markets of Lagos, Accra, Abidjan, Mombasa and Dar-es-Salaam. That is why trade reform has no purchase on the White House, Brussels or the Blair/Geldof agenda. Aid is sexy. It makes its recipients dependent and its donors feel good. There is a neo-imperialist streak in the Make Poverty History movement. Trade is mercantile and often “unfair”. It is always scrutinised for a boycott.

      If Blair is serious about “tackling world poverty” he should devote his present junketing to one objective, to a crash programme of preferential, bilateral trade deals with poor countries. This is the only action that offers a robust and lasting cure to world poverty. If, as seems certain, Blair finds all ears deaf to this demand, he has one recourse. He should cancel Gleneagles as pointless. He should send the £100m it will cost straight to Oxfam and present a urgent trade preference bill to parliament. If he and Geldof really need to bask in each other’s glory, they can stage an annual rally in Trafalgar Square naming and shaming the countries that refused at Gleneagles to take poverty seriously. All else is flam.
      Avatar
      schrieb am 11.06.05 22:44:24
      Beitrag Nr. 30 ()
      G8 einigt sich auf Schuldenerlass für Afrika
      Samstag 11 Juni, 2005 15:34 CET





      London (Reuters) - Die acht führenden Industriestaaten (G8) haben sich auf einen Schuldenerlass in Milliardenhöhe für die ärmsten Länder der Welt geeinigt.

      18 Staaten Afrikas würden sofort Kredite in Höhe von mehr als 40 Milliarden Dollar erlassen, sagte der britische Schatzkanzler Gordon Brown beim Treffen der G8-Finanzminister am Samstag in London. Weitere neun Länder könnten sich zudem in zwölf bis 18 Monaten ebenfalls für die komplette Streichung ihrer Schulden bei Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank qualifizieren.

      Über die Ausgestaltung und den Umfang eines Hilfsplans für die ärmsten Länder bestand lange Zeit große Uneinigkeit zwischen den G8-Ländern. Großbritannien und die USA traten für einen fast vollständigen Schuldenerlass ein. Dagegen wollten Deutschland, Frankreich und Japan nur Schuldendienste für zunächst fünf Länder übernehmen, und das nur nach bestimmten Kriterien.

      Der amerikanisch-britische Vorschlag beinhaltete ein Entlastungsvolumen zu Gunsten von zunächst 18, später 27 oder noch mehr Länder von über 40 Milliarden Dollar. Der deutsch-französisch-japanische Vorschlag dagegen würde über einen mehrjährigen Zeitraum nach früheren Angaben deutscher Regierungsbeamter nur ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro erreichen.G8 einigt sich auf Schuldenerlass für Afrika
      Samstag 11 Juni, 2005 15:34 CET
      Avatar
      schrieb am 11.06.05 23:13:10
      Beitrag Nr. 31 ()
      Das ist zwar ein Anfang, aber auch nicht mehr, Groupier.
      Deshalb habe ich auch den Sundaytimes-Kommentar noch mal
      ausgegraben. Das Wichtigste ist der Handel und da wird es hängen.

      Ich habe mal ein Stückchen aus dem Kommentar übersetzt,
      weil nicht jeder ellenlange copypasta lesen mag:

      Sollten sich die G8 tatsächlich für die Armut der Welt interessieren,
      würden sie Gleneagles absagen und sich stattdessen im Glasgower Hafen
      treffen. Dort können sie dann beobachten, wie Container mit Reis, Zucker, Obst,
      Baumwolle und Kohle aus der Dritten Welt entladen werden. Danach können
      sie auf Meer hinaussegeln und der Versenkung eines mit eigenen Überschüssen
      vollgepackten Schiffes beiwohnen, ehe diese auf afrikanischen Märkten ver-
      schleudert werden. Das wäre keine blöde Bewusstsein-Anhebung sondern
      echtes Anpacken der weltweiten Armut.



      Und nebenbei (stammt nicht von mir) : Geldof hat seit mehr als 10 Jahren keinen
      Hit mehr zustandegebracht; und jetzt will er Afrika retten? :eek: ;)
      Avatar
      schrieb am 11.06.05 23:30:30
      Beitrag Nr. 32 ()
      Chair ich war schon in den übelsten Ecken Afrikas!
      Und würde mal meinen der Schuldenerlass bringt für das gemeine Volk absolut nichts.
      Was will man auch eintreiben wo ausser bitterster Armut eeh nichts blüht.

      Die Milliarden sind von den Potentaten längst auf nimmerwiedersehen veruntreut und verbraten.

      Das ganze beweihreuchert doch nur den offiziellen Abschrieb faulster Kredite.
      Avatar
      schrieb am 11.06.05 23:51:56
      Beitrag Nr. 33 ()
      Da hast du wohl leider recht, Groupier
      In ein paar Ecken war ich ja nun auch schon, wenn
      auch vielleicht nicht in übelsten. Merkwürdigerweise wird
      die Art Hilfe, die jetzt forciert wird, vor Ort nicht
      immer positiv gesehen.
      Avatar
      schrieb am 12.06.05 00:00:59
      Beitrag Nr. 34 ()
      Dann ist es vielleicht doch genau die Richtige.
      Avatar
      schrieb am 15.06.05 00:14:43
      Beitrag Nr. 35 ()
      Die Quelle ist zwar die "Sun", erfunden werden sie es aber wohl nicht haben:


      Sagt Putin nach dem Schuldenerlass, der ihm grosses Ansehen
      und den Vorsitz über die G8 nächstes Jahr bringen soll:

      “We all know that African countries used to have a tradition of eating their own adversaries.

      “We don’t have such a tradition or process or culture and I believe the comparison between Africa and Russia is not quite just.”


      Artikel: http://www.thesun.co.uk/article/0,,2-2005270254,00.html

      Rassismus ist das nicht. Oder?
      Avatar
      schrieb am 16.06.05 00:12:37
      Beitrag Nr. 36 ()
      Nein in West/Ost/Zentralafrika ist das eher die Realität!
      Die Ursache liegt heute aber primär klar beim lokalen Establishment,
      Dem ist die eigene Klientel (Ausnahme die eigene Verwandschaft) schlicht Schnurz.
      Man gibt sich lieber willfährigst den Interessen postkolonialer Industriekonzerne hin.


      Beispiele gefällig:

      Ich kam mal durch Malawi das liegt direkt am See gleichen Namens.
      Da hats also Fische und Wasser und Sonne genug.
      Die deutsche Entwicklungshilfe baut Strassen und Infrastruktureinrichtungen.
      Das Land ist an sich sehr Fruchtbar man erwirtschaftet in guten Jahren erhebliche Agrarüberschüsse.
      Die werden dann von der Regierung verkauft das Geld versickert und wenn es mal ein oder zwei schlechte Ernten gibt.
      Dann darf die Nation halt Hunger leiden und der Rest der Welt darf spenden.


      Dann Zimbabwe da wird nach den Regeln der absoluten Herrschaft seiner hochwohlgeborenen unfähigkeit
      Robert Mugabe ein blühendes Land gegen die Wand gefahren.


      Ein anderer Fall Athiopien/Eitrea der klassiche Fall einer echt afrikanisch endlosen Stammesfehde.
      In den Zeiten von Pfeil und Bogen hatte sowas ja noch den Flair echter Romantik aber heutzutage hat ja jeder eritraeische Ziegenhirt eine Kalashnikow.
      Aber die ärmsten haben dort ja wenigstens den Karl-Heinz Böhm.


      Und meine Erlebnisse und Eindrücke in Rwanda/Burundi/Zaire die möchte ich hier nicht unbedingt detailiert Ausbreiten.
      Denn ich war nur knappe 5 Monate zu früh vor Ort
      Als dann in der Gegend die Luzi so richtig abging.


      Aber vielleicht eine Kostprobe aus Zaire gefällig!
      Da durfte ich zusehen wie ein schwarzer Capo leicht erkennbar am teutschen Schäferhund und etwa 1m langen Schlagstock eine Herde 5-10 jähriger Mädchen über eine Teeplantage trieb.
      Der Typ hatte uns wohl längst kommen sehen und es lag ihm wohl daran uns den reichen Mzungus mal zu demonstrieren das er auch seinen Job macht.
      Tee aus Afrika bekomme ich wissentlich jedenfalls nicht mehr runter.


      Ich würde sagen das ist der typisch englische Sarkasmus der "Sun".
      Avatar
      schrieb am 29.06.05 00:08:25
      Beitrag Nr. 37 ()
      Tja, das mit dem Schuldenerlass ist wohl ein zweischneidiges Schwert.
      To be honest, ich habe keine Ahnung, warum meine derzeitige Regierung zunächst nicht dafür war,
      weil sie mich einfach nicht interessiert, allerdings glaube ich, dass ohne
      Beseitigung der Handelsbarrieren sie wohl ziemlich sinnlos ist
      und nur dient dem gerade en-vogueen Charitybedürfnis
      Blairs und Putins und dem Geltungsbedürfnis von Geldof und
      Brad Pitt, George Clooney und Gespielinnen wohl mehr dient als den
      leerbäuchigen Menschen in Dafur, Kongo und Sudan.
      Wenn wir ihnen nicht erlauben, Geld zu verdienen ("wir "
      sind Weltbank und Konsorten),dann schmeissen wir gutes
      Geld dem schlechten nach, um das Gewissen zu beruhigen
      und nachher sagen zu können: "Wir haben doch... ".

      Afrika muss sich selber helfen.
      Avatar
      schrieb am 29.06.05 00:11:52
      Beitrag Nr. 38 ()
      okok, ich hätte noch mal Korrektur lesen können. :O
      Avatar
      schrieb am 29.06.05 17:19:18
      Beitrag Nr. 39 ()
      Dieser Schuldenerlass ist gerade gut genug, sie nicht umzubringen, damit man sie weiter ausbeuten kann.

      Von Toten bekommt man keine Zinsen.

      Weiß jeder Mafiosi. Nichts anderes ist dieser angebliche "Schuldenerlass", der hunderte von Milliarden Dollar Schulden übrig läßt.

      Tja, warum haben die denn überhaupt Schulden gemacht?
      Das sollte man lieber die mafiösen und korrupten Regierungen fragen. Die Menschen hatten bestimmt nichts davon, es ging für die Schaffung ähnlicher Prestige-Klassen wie im "Westen" drauf, für Firmen, die aus allen Kapital schlagen was nicht niet- und nagelfest ist, und der Rest für Waffen in inszenierten Bürgerkriegen.
      Avatar
      schrieb am 29.06.05 20:57:42
      Beitrag Nr. 40 ()
      Ich sehe das nicht ganz so negativ. Natuerlich wird dieser
      Schuldenerlass alleine nicht grundlegend die Situation in
      den aermsten Laendern aendern, aber fuer einige wenige ist
      es vielleicht doch eine Chance. Wenn nur ein Land diese
      Chance auch ergreift und die Verminderung der finanziellen
      Belastung fuer halbwegs sinnvolle Reformen nutzt, dann
      war es die Sache doch wert. Dazu kommt die Verknuepfung
      mit Korruptionsbekaempfung. Natuerlich kommen jetzt in
      Laendern wie Nigeria und Kenia, die wegen der Korruption
      nicht beteiligt wurden, auch Ressentiments auf, aber ich
      glaube auch, dass es den Gruppen, die gegen die Windmuehlen
      kaempfen, etwas helfen wird. Bewusstsein aendert sich nur
      langsam, aber ein kleiner Beitrag kann diese bewusste
      Beschraenkung auf Laender, die etwas gegen die Korruption
      tun, vielleicht doch sein.
      Der Kampf gegen die Armut auf der Welt wird sehr sehr lang
      sein, vielleicht wird man niemals ankommen. Das ist fuer
      mich aber kein Grund, Schritte in die richtige Richtung
      (und ich halte dies fuer einen kleinen solchen) mies zu
      machen.
      Zur Motivation der Beteiligten: Natuerlich ist das bei
      vielen nicht nur die reine Menschenliebe, auch wenn man
      nicht immer das Gegenteil unterstellen sollte. Aber selbst
      wenn sie es nur fuer ihre Publicity tun, dann hilft es
      vielleicht trotzdem ;)

      Xiangqi
      Avatar
      schrieb am 29.06.05 21:29:44
      Beitrag Nr. 41 ()
      Ich sehe den Schuldenerlass keinesweg negativ,
      glaube allerdings heute, nachdem ich mich
      in letzter Zeit etwas intensiver dafür interessiert
      habe, dass der Schuldenerlass alleine wenig
      bringen wird. Diese Erkenntnis ist natürlich nicht
      auf meinem eigenen Mist gewachsen, sondern fusst
      auf der mir eingängigen Meinung vieler Afrikaner,
      die man im wunderbaren www nachlesen kann.

      Man muss dem Kontinent erlauben, Geld zu verdienen,
      d.h. Zugang zu den Märkten verschaffen, die er bedienen kann.
      Dazu wäre es aber erforderlich, Subventionen bspw. im Agrarbereich
      bei uns abzubauen, was so einfach nicht sein wird.
      Ein wirtschaftlich gestärktes Afrika wäre vermutlich
      tatsächlich in der Lage, seine korrupten Regierungen und
      Institutionen zum Teufel zu jagen und seine Probleme
      selber zu lösen.
      Avatar
      schrieb am 29.06.05 21:51:31
      Beitrag Nr. 42 ()
      Das fand ich lustig und in einem afrikanischen weblog zum
      Staraufgebot anlässlich der Konzerte. ;)


      Dear G8 guys,

      Please please please reduce poverty in (A free car)
      (Afrikka) (Africka) Afrika

      Yours,
      [Star Name Here]
      Avatar
      schrieb am 29.06.05 22:04:31
      Beitrag Nr. 43 ()
      Da ist sicher was dran, aber es kommt auch darauf an,
      wie die wirtschaftlichen Erfolge verteilt werden. Nigeria
      mit seinem Oel ist da sicher ein besonders frustrierendes
      Beispiel. Ich koennte mir vorstellen, dass es mit den
      so oft genannten Zuckerexporten von Laendern wie Zimbabwe
      aehnlich laufen koennte, wenn der Markt denn geoeffnet
      wird. Diese Zuckergeschichte, von der ich zu wenig
      verstehe, ist sowieso ziemlich verwirrend. Es gibt ja
      die Planungen der EU, den Markt doch relativ weit und
      recht schnell zu oeffnen. Dagegen protestieren aber nicht
      nur die europaeischen Ruebenbauern, sondern auch andere
      zuckerexportierende nichtafrikanische Entwicklungslaender.
      Quelle habe ich nicht vorraetig, ich habe das nur so im
      Gedaechtnis.

      Das alles kann aber natuerlich keine Ausrede dafuer sein,
      die MAerkte geschlossen zu halten.

      Ich bin nur nicht ganz so optimistisch, dass wirtschaftlicher
      Wohlstand automatisch zur Verringerung der Korruption
      fuehrt. Notwendig ist meiner Ansicht nach auch eine
      Diversifikation (hier ist ja ein Boersenboard :laugh: )
      der Quellen fuer den (bescheidenen)Wohlstand. Monokulturen
      wie das genannte nigerianische Oel sind sehr anfaellig.

      Xiangqi
      Avatar
      schrieb am 29.06.05 23:17:24
      Beitrag Nr. 44 ()
      Woher nehmen wir uns eigentlich heraus, zu bestimmen, was gut für diese Länder ist?

      Fakt ist doch, dass diese Länder erst anfingen zu leiden, seit wir ihnen zu tun haben. Erst unter der Kolonialisierung ( wir waren ja schon immer besser als sie und benutzten sie als Sklaven ) und später mit den neoliberalen "Reformen", die ihren Wohlstand raubten, die Substitenzbasis der Menschen zerstörte, und bei denen alles gnadenlos zum Ausverkauf für die Ausbeutung freigegeben wurde.

      Hilfe zur Selbsthilfe ist angesagt. Und das bedeutet vor allem: Unsere Vorstellungen, wie es "richtig" geht, wegzuwerfen. Kreislaufwirtschaft installieren. Subsistenzbasis schaffen. Private Ausbeutung abschaffen.
      Avatar
      schrieb am 29.06.05 23:23:59
      Beitrag Nr. 45 ()
      Wenn ich das alles so genau wüsste,
      wäre ich wahrscheinlich Weltbankpräsident
      oder ähnliches. Wenn ich schreibe,
      mit Schuldenerlass alleine ist es nicht getan,
      dann meine ich damit (ich glaube, ähnlich wie
      Sittin Bull), dass der Schuldenerlass keineswegs
      garantiert, dass das betreffende Land sich nun
      selbst ernähren, bilden und gesunderhalten kann.
      Es muss halt keine Schuldendienste mehr leisten.
      Wird ihm aber der Zugang zu Märkten verwehrt,
      werden sich neue Schulden aufbauen, und der
      Kreislauf beginnt von Neuem. Das meine ich mit
      "Afrika muss seine Probleme alleine lösen".
      Und natürlich muss der Schuldenerlass verknüpft
      werden mit Kontrolle der Korruption.
      Avatar
      schrieb am 29.06.05 23:25:15
      Beitrag Nr. 46 ()
      #44 Genau das meine ich, SittinBull
      Avatar
      schrieb am 30.06.05 11:25:26
      Beitrag Nr. 47 ()
      Hmmm Sit, ist da nicht ein Widerspruch ;)

      Einerseits willst Du Unsere Vorstellungen, wie es " richtig" geht, wegwerfen.

      Andererseits weisst Du aber, was gemacht werden muss,
      naemlich Kreislaufwirtschaft installieren. Subsistenzbasis schaffen. Private Ausbeutung abschaffen. Sind das nicht
      unsere Vorstellungen, wie es richtig geht??? :D

      In der Sache sind wir uns doch alle drei einig, natuerlich
      reicht der Schuldenerlass nicht aus. Trotzdem ist er ein
      richtiger Schritt oder? Ebensowenig wird aber die Oeffnung
      der Maerkte reichen, dennoch waeren sie ein richtiger
      Schritt! ;)

      Ein weiteres Zitat von Sit mag ich auch nicht so gerne:
      Fakt ist doch, dass diese Länder erst anfingen zu leiden, seit wir ihnen zu tun haben.

      Erstens glaube ich nicht, dass das stimmt. Gelitten wurde
      schon ueberall auf der Welt zu allen Zeiten. Sklaven gab
      es, wenn ich richtig informiert bin, in Afrika schon,
      als Weisse dort noch unbekannt waren. Ich habe im Moment
      wirklich keine Zeit, dafuer Quellen rauszusuchen, aber
      bei Bedarf darsft Du in zwei Wochen mal anfragen. Ebenso
      sind auch frueher Leute in einigen Regionen Afrikas
      verhungert, wenn das Klima seine schlechten Jahre hatte.

      Zweitens ist sicherlich viel dran, dass die Invasion
      der Kolonialstaaten in Afrika ungeheuer viel kaputt gemacht
      hat. Ich halte es aber fuer eine voellige Illusion, dass
      die alten afrikanischen Strukturen weiterbestanden haetten,
      wenn die Weissen nicht gekommen waeren. Das, was man so
      Fortschritt nennt, haette Afrika auch ohne Kolonialisation
      erreicht und viel zerstoert. Anpassungsprozesse waeren
      in jedem Fall noetig gewesen, sie waren es ja auch in Europa.
      Dennoch bestreite ich ja nicht, dass die Kolonialherren
      viel zu den Problemen Afrikas beigetragen haben, aber
      das wurde auch von vielen Herrschern der Nachkolonialzeit
      als willkommene Ausrede genutzt.

      Und natuerlich stimme ich Dir zu, dass Hilfe zur Selbsthilfe
      angesagt ist. Da wird Dir aber niemand widersprechen, in
      der Praxis ist das nicht viel mehr als eine leere
      Worthuelse, da man sich bei fast jedem Programm und jeder
      Hilfsaktion darueber streiten kann, ob denn dieses
      Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" erfuellt ist. Die reine
      Lehre ist da schwer umzusetzen.

      Wie gesagt glaube ich ja eigentlich, dass wir uns
      weitgehend einig in den Zielen und auch in den Wegen
      sind. Schwierig wird es aber immer, wenn es um konkrete
      Entscheidungen geht. Dort, wie fast immer in der Politik,
      kann ich Schwarz-Weiss-Malerei nicht leiden, gerate dadurch
      aber schnell in den Verdacht der Beliebgigkeit.

      Xiangqi
      Avatar
      schrieb am 30.06.05 12:33:29
      Beitrag Nr. 48 ()
      xiangqi: Du hast ein ausgesprochen lineares Geschichts- und Weltverständnis. Wenn die Welt sich wirklich linear entwickeln würde und immer "fortschrittlicher" werden würde, müssten wir dann nicht in der besten aller Welten leben?

      Meinst du wirklich, dem ist so?

      Ich sage nicht, dass ich weiß, wie es richtig geht. Aber es gibt halt überall auf der Welt die gleichen Umstände, wenn man glückliche Menschen trifft. Nur "übersehen" wir die, damit wir nicht auf "dumme" ideen kommen.
      Eines ist bei diesen glücklichen Menschen immer erfüllt: Sie haben volle Seins-Macht, es gibt keine Herrschaftsmacht. Und Subsistenz und Kreislauf etc sind halt die Verwirklichungen dieser Lebensweise

      "Es war schon immer so" Du weißt wie sehr ich diese Extrapolation des heutigen Zustandes hasse. Mit dieser nachweislich falschen Vorstellung von der Welt braucht man sich um nicht kümmern, ändern kann man ja echt nichts. Genau um damit aufzuräumen habe ich mein Buch geschrieben!
      Avatar
      schrieb am 30.06.05 23:25:48
      Beitrag Nr. 49 ()
      #44 @sittin B.

      Woher nehmen wir uns eigentlich heraus, zu bestimmen, was gut für diese Länder ist?

      Mein Eindruck ist die wissen meist gar nicht was für sie gut ist.
      Und wenn sie es wissen dann ist es für die Machthabenden auch meistens die unbequemere Alternative.



      Und @all was den Schuldenerlass angeht scheint hier ein Denkfehler zu herrschen.
      Er ist de fakto nur der kleinste gemeinsame polit. Nenner.

      Nigeria z. B. bekommt mit Absicht nichts.
      Eben weil sie so viel Öl haben und es massive Versuche gibt die islamische Scharia als Gesetz einzuführen.
      Der Minderheitsstamm der das größte Ölfeld besiedelt profitiert finanziell aber am wenigsten vom ganzen Ölboom leidet.
      Ziel des Schuldenerlasses ist es nämlich keinesfalls die internationale Kreditwürdigkeit irgendwelcher brutaler Potentaten anzuheben.
      Avatar
      schrieb am 01.07.05 23:49:30
      Beitrag Nr. 50 ()
      Was Konzertbesucher von Afrika wissen und Afrikaner von Live 8:

      http://www.csmonitor.com/2005/0701/p01s01-woaf.html

      Christian Science Monitor hat Kartenbesitzer zu den
      Live8 Konzerten rund um die Welt und Studenten in Westafrika befragt.
      Eine sicher nicht repräsentative, aber interessante Umfrage. :)

      Groupier, so ganz habe ich dein letztes Posting nicht verstanden.
      Avatar
      schrieb am 01.07.05 23:55:32
      Beitrag Nr. 51 ()
      D. h. die Schulden werden nur denen erlassen die brav und artig sind.

      Böse Buben bekommen mit Absicht nix.
      In der Praxis ist das dann nichs anderes als Sippenhaft für den Rest.
      Avatar
      schrieb am 01.07.05 23:58:30
      Beitrag Nr. 52 ()
      moien @all:)
      sagt mal leute:) fällt euch eigentlich auf? es wird schonmal darüber diskutiert:cool: und genau das ist das anliegen von "live8""schluss mit dem dummrumlabern:D
      mfg.wangert;)
      Avatar
      schrieb am 02.07.05 00:00:15
      Beitrag Nr. 53 ()
      Dumm labern schadet nichts !

      Aber was hilfts.

      mfg. Groupier;)
      Avatar
      schrieb am 02.07.05 00:00:54
      Beitrag Nr. 54 ()
      kusch wangert! ab in den westen! :laugh:
      Avatar
      schrieb am 02.07.05 00:04:32
      Beitrag Nr. 55 ()
      Wenn "brav und artig" heisst, keine neuen Konten mehr in der Schweiz
      für die Führer und ihre Sippen, ist das zwar für die
      notleidenden Bevölkerungen schlecht, aber ein paar Bedingungen
      sind vermutlich unerlässlich.
      Avatar
      schrieb am 02.07.05 00:10:06
      Beitrag Nr. 56 ()
      :confused:

      Nein Schuldenerlass gibt es nur für Länder die politisch u. wirtschaftlich "Fortschritte" im Sinne des WWF, UNO, USA machen.

      Die anderen bekommen nichts weil ein Erlass nur die Regime aufwerten/belohnen würde bzw. von diesen gewissermassen den Druck nähme etwas für die Nation zu tun.

      Also man will vermeiden das man Perlen vor die Säue wirft.
      Avatar
      schrieb am 02.07.05 00:12:30
      Beitrag Nr. 57 ()
      @chair:)
      :laugh:;)
      trotzdem;) trotzdem solle einem zu bedenken geben:eek: die zeit zum lesen der letzten 5 postings ,sind zur selben zeit die nächsten 500 menschen dahin verreckt. ich weiss,du kannst nichts dafür ich auch nicht,also was solls:laugh:
      mfg.wangert;)
      Avatar
      schrieb am 02.07.05 00:17:17
      Beitrag Nr. 58 ()
      Das meinte ich ja vorhin, dieser Druck schadet nicht,
      denn unbestreitbar sind wohl viele Entwicklungsgelder
      und Kredite (die jetzt erlassen werden sollen) in private
      Taschen der Herrschenden geflossen.
      Diese Kredite sollten nur erlassen werden, wenn
      Korruption abgebaut und die Systeme transparenter werden.

      Heute habe ich irgendwo gelesen, dass auch Uganda grosse
      Streichungen der Hilfgelder drohen, weil keine Fortschritte
      bei der Korrutionsbekämpfung gemacht werden.
      Avatar
      schrieb am 02.07.05 00:28:45
      Beitrag Nr. 59 ()
      @chair:)
      egal wie:rolleyes: du und ich werdens wahrscheinlich nicht mehr erleben(das ist vielleicht gut so) aber in hundert jahren (wenn nicht schon früher) haben es die armen einfach satt oder besser gesagt nichtsmehr zu verlieren als an die türen der reichen zu klopfen und wehe es wird ihnen nicht aufgemacht ;) power to the people:D und dann gehts nicht mehr um öl-aktien wieviel jeder gewinnt:laugh: da gehts ums extentiele das grundbedürfniss da gehts um wasser ums überleben und sonst nichts.mfg.wangert;)wir wissen ja alle;) die natur braucht uns nicht,aber wir die natur.darüber wird heut noch genau so drüber gelacht wie vor 20jahren was solls,nur in hundert jahrn lacht keiner mehr drüber.aber ich bin mir sicher george bush s enkelenkelenkelsohn wird uns mal wieder mit ner genialen idee beglücken:laugh:
      mfg.insomnia wangert;) "god is a dj-----for tonight:cool:
      Avatar
      schrieb am 02.07.05 00:37:44
      Beitrag Nr. 60 ()
      Ich habe aber keine Lust, hundert Jahre zu warten, bis die
      endlich kommen, wangert. :D Dann labere ich lieber.
      Und recht viele würden wahrscheinlich dann nicht mehr
      an die Türen der Reichen klopfen können bei den Sterblichkeitsraten.
      Avatar
      schrieb am 02.07.05 00:44:44
      Beitrag Nr. 61 ()
      @chair:)
      :laugh: sparnünftig:D
      mfg.wangert;) ich sag ja;) gut dass unsereins das nicht mehr mitspielen muss;)
      Avatar
      schrieb am 02.07.05 00:49:24
      Beitrag Nr. 62 ()
      chair:) egal wie,wir können uns noch drüber unterhalten und so aber mir wird angst wenn ich seh was da so an menschen rangezüchtet wird:eek: ich sag nur"lad dir den neusten furzton rauf auf dein handy,sei cool:laugh: sowas ist beängstigend:cry.
      mfg.wangert;) drumm "tuma lieber die mörchen;) "
      Avatar
      schrieb am 02.07.05 14:37:55
      Beitrag Nr. 63 ()
      Aus der Welt

      Die Übersetzung ist ein Auszug aus dem Originalartikel „The Tale of the Wabenzi",
      den es hier gibt :
      http://www.ocnus.net/artman/publish/article_18856.shtml



      Vom Stamme WaBenzi


      Gib mir einen Mercedes-Benz: Was afrikanische Führer mit der Entwicklungshilfe machen

      von Aidan Hartley

      "Oh Lord, won`t you buy me a Mercedes-Benz", bat Janis Joplin und der Herr gehorchte. Mit oder ohne göttliche Hilfe - der Papst hatte einen. Die Queen auch. Erich Honecker pflegte nachts auf die Jagd zu gehen, indem er die Hirsche mit den Scheinwerfern seines Mercedes blendete, bis er nahe genug dran war, um sie über den Haufen zu schießen. Mao Tse-tung hatte 23 Mercedes. Kim Jong Il besitzt Dutzende, alle bis zum Rand gefüllt mit importiertem Hennessy Cognac. Hitler, Franko, Hirohito, Tito, der Schah, Ceausescu, Pinochet, Somoza - sie alle schworen auf Mercedes-Benz.


      Heute jedoch gibt es einen Mann, der mehr tut als der Herr selbst, um den führenden Bösewichtern der Welt einen Mercedes-Benz zu besorgen. Dieser Mann ist natürlich Bob Geldof, das Licht unseres globalen Gewissens. Afrikas Führer können es gar nicht erwarten, bis die Vertreter der G-8-Staaten - die von Bob und Live 8 zur bändchentragenden Unterwürfigkeit reduziert worden sind - ihre Hilfsleistungen verdoppeln und dem Kontinent seine Schulden erlassen. Sie wissen, daß solche Großzügigkeit ihre künftigen Einkäufe von sehr eleganten, extra angefertigten Mercedes-Benz-Karosserien finanzieren wird, während 315 Millionen armer Afrikaner ohne Schuhe und westliche Steuerzahler mit Hondas auskommen müssen. So läuft es eben mit den WaBenzi, einem Suaheli-Wort für die Großen Männer von Afrika.


      Die Hinterlassenschaft des Kolonialismus ist ein Kontinent, der von willkürlichen Grenzen in ungefähr 50 Staaten zerlegt wird. Aber die WaBenzi sind ein transkontinentaler Stamm, der auf den staubigen, löchrigen Straßen Afrikas in großem Stil Autorallyes fährt, seit man in den sechziger Jahren die Freiheit an sich gerissen hat. Nachdem sie fröhlich ihre Spritztouren mit Hilfe von Fördergeldern im Wert von sechs Marshallplänen hinter sich haben, ist Afrika heute ärmer als vor 25 Jahren; und jetzt wollen die WaBenzi mehr.


      Nehmen wir zum Beispiel Simbabwe, wo Millionen von Menschen Hunger leiden, 3000 wöchentlich an Aids sterben und die Lebenserwartung auf 35 Jahre gesunken ist. 2005 wird Großbritannien Simbabwe 45 Millionen Euro Entwicklungshilfe geben, wodurch es einer der drei größten Geber wird. Die Regierung wird behaupten, dieses Geld sei für Nothilfe bestimmt. Versuchen Sie das mal den Scharen von Leuten zu erklären, deren Häuser in den letzten Wochen niedergebrannt und plattgewalzt worden sind.


      Wenn man nach Beispielen für Heuchelei sucht, kann man kaum ein besseres finden als die Forderung nach "sauberer Führung" in einer Rede des Genossen Robert Mugabe. Der alte Diktator verurteilt: "arrogante Großspurigkeit und Verschwendungssucht: ein Dutzend Mercedes für eine einzige Person, grotesk riesige Residenzen, ausgefallene kulinarische Vorlieben, die nur von ausländischen Gerichten befriedigt werden können, Gier und Amoral.". Er spricht eindeutig von den WaBenzi und deren Lieblingsversion der Marke, dem S 600 L, eine Limousine mit einem monströsen 7,3 Liter V12 twin turbo betriebenen Motor. Und wer ist der bekannteste Besitzer eines solchen Wagens in Simbabwe? Robert Mugabe selbstverständlich. Mugabes Wagen war eine Extra-Anfertigung aus Deutschland und ist innen beschlagen mit einer Sicherung gegen AK-47-Kugeln, Granaten und Landminen. Er ist ausgestattet mit CD-Player, Filmen, Internet und Antiabhöreinrichtungen. Mit einem Gewicht von fünf Tonnen schafft er etwa zwei Kilometer pro Liter Benzin. Ein Tanklaster muß immer hinter ihm herfahren, weil es in dem ausgebluteten Land nichts gibt. Mugabe hat sich einen ganzen Car Pool mit Dutzenden kleinerer Mercedes S 320 und E 240 für seine Frau, seinen Vizepräsidenten und die Minister zugelegt.


      Sie mögen sich fragen, warum Männer wie Mugabe sich nicht für einen Rolls-Royce, Bentley oder Jaguar entschieden haben. Die Antwort liegt auf der Hand: britische Autos waren immer mit Imperialismus assoziiert. Ein Blick in die Geschichte lehrt, daß der Mercedes-Benz bis in die sechziger Jahre hinein kein besonderer Erfolg war. Im selben Moment, als der "Wind der Veränderung" über Afrika wehte, produzierte Mercedes den Pullman 600, einen sechstürigen Riesen mit einem 6,3-Liter-V8-Motor. Für Afrikas Leittiere war es Liebe auf den ersten Blick. Die WaBenzi waren geboren. Idi Amin schnappte sich drei, Bokassa noch mehr, als er sich selbst zum Kaiser über Zentralafrika krönte. Zaires Sese Seko Mobuto kaufte so viele, daß er allein sechs für seine Sommerresidenz am See Kivu benötigte.


      Seit jenen Tagen hat Afrika 186 Staatsstreiche, 26 Kriege und sieben Millionen Tote zu verzeichnen gehabt, und der Mercedes war ideal - sowohl für die Demonstration von Herrscherwürde als auch für die Flucht.


      Natürlich sind nicht alle Afrikaner, die einen Mercedes besitzen WaBenzi, noch behaupte ich, Daimler-Chrysler sei in irgendeiner Weise schuld. Dank einer gezielten Antikorruptionskampagne der Weltbank ist in den letzten zwei Jahrzehnten in Afrika eine Mittelschicht von hart arbeitenden, begabten Unternehmern entstanden. Afrikas Zukunft hängt von diesen jungen Unternehmern ab, und sie wollen Qualitätsautos aus denselben Gründen wie Leute im Westen. Freier Handel für Afrika würde sicher noch mehr Mercedes-Benz-Besitzer schaffen. Aber die WaBenzi hassen freien Handel. Eine reduzierte Bürokratie bedeutet weniger Gelegenheit für Mauschelei.


      Nehmen wir zum Beispiel Malawis "Benz Aid"-Skandal. Im Jahr 2000 wurde Bakili Muluzi als ein Ebenbild von afrikanischer "Good Governance" gefeiert. Großbritannien versprach seine Entwicklungshilfe von 46 Millionen auf 65 Millionen Euro in einem einzigen Jahr zu erhöhen, um den 65 Prozent der Malawis zu helfen, die mit weniger als 40 Cent pro Tag auskommen mußten. Malawis Regierung feierte diesen Vorgang mit dem Einkauf von 39 hochwertigen Mercedes-Wagen der S-Klasse, Kostenpunkt zwei Millionen Euro. Auf Protest reagierte Claire Short, die damals Entwicklungshilfeministerin war, mit der Ablehnung eines Stopps der Entwicklungshilfe. Das Geld für die Autos stamme nicht aus der britischen Hilfe, sondern aus Spenden.


      Entwicklungshilfe hat nicht funktioniert. Ein Bericht von Merrill Lynch schätzt, daß etwa 100 000 Afrikaner 400 Milliarden Euro besitzen. Gleichzeitig leben über 300 Millionen anderer Afrikaner von 60 Cent am Tag. Vergeßt die Schere zwischen Nord und Süd. Die Reichtumsschere innerhalb von Ländern wie Kenia ist viel, viel größer.


      "Nun hört doch auf mit dieser Korruptionssache", sagt Bob Geldof. Tatsache ist aber, daß bisher noch niemand so recht angefangen hat, darüber zu sprechen. Die Gebernationen tun so, als würden sie hart gegen Korruption vorgehen, während afrikanische Führer so tun, als würden sie sich ändern. Entwicklungshilfebeamte scheren sich weniger um finanzielle Ehrlichkeit als um die Presseberichte, die behaupten, daß die Wirtschaft auf einem guten Weg sei. Damit helfen sie Afrikas jungen Unternehmern nicht. Indem sie fiskalische Disziplin in den Wind schlagen und einfach weiter Hilfsgelder nach Afrika schaufeln, wird die internationale Bürokratie nur für eine Wiederkehr der Korruption sorgen. NGO`s beschäftigen sich nicht mit Korruption, weil das für sie einfach keine Priorität hat. Sie legen die Korruption westlichen Konzernen zur Last. Wohlfahrtsverbände sind ideologische Museen vollgestopft mit Sozialisten und Antiglobalisierungsaktivisten.


      Westliche Experten sagen, daß es WaBenzi gibt, weil die afrikanische Kultur im Innern krank ist. Weil schwarze Afrikaner nicht anders können, als ihre großen Männer anzubeten. Damit tut man gewöhnlichen Afrikanern Unrecht. Der Westen muß ihnen helfen, bessere Führer aufzustellen, bevor die Entwicklungshilfe erhöht wird. Laßt die WaBenzi ihren Reichtum offenlegen. Sorgt dafür, daß nur Politik gemacht wird, die allgemeinen Reichtum schafft, so daß nur noch ehrliche Afrikaner Mercedes kaufen. Bevor das geschieht, wird das neue Hilfspaket nicht Armut, Krankheit und Ignoranz beseitigen, im Gegenteil. Aber was es definitiv erreichen wird, sind noch mehr prunkvolle Limousinen.


      Vom Autor Aidan Hartley erschien zuletzt "The Sansibar Chest".


      Übersetzung: Mariam Lau


      Artikel erschienen am Do, 30. Juni 2005" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener"> http://www.ocnus.net/artman/publish/article_18856.shtml



      Vom Stamme WaBenzi


      Gib mir einen Mercedes-Benz: Was afrikanische Führer mit der Entwicklungshilfe machen

      von Aidan Hartley

      "Oh Lord, won`t you buy me a Mercedes-Benz", bat Janis Joplin und der Herr gehorchte. Mit oder ohne göttliche Hilfe - der Papst hatte einen. Die Queen auch. Erich Honecker pflegte nachts auf die Jagd zu gehen, indem er die Hirsche mit den Scheinwerfern seines Mercedes blendete, bis er nahe genug dran war, um sie über den Haufen zu schießen. Mao Tse-tung hatte 23 Mercedes. Kim Jong Il besitzt Dutzende, alle bis zum Rand gefüllt mit importiertem Hennessy Cognac. Hitler, Franko, Hirohito, Tito, der Schah, Ceausescu, Pinochet, Somoza - sie alle schworen auf Mercedes-Benz.


      Heute jedoch gibt es einen Mann, der mehr tut als der Herr selbst, um den führenden Bösewichtern der Welt einen Mercedes-Benz zu besorgen. Dieser Mann ist natürlich Bob Geldof, das Licht unseres globalen Gewissens. Afrikas Führer können es gar nicht erwarten, bis die Vertreter der G-8-Staaten - die von Bob und Live 8 zur bändchentragenden Unterwürfigkeit reduziert worden sind - ihre Hilfsleistungen verdoppeln und dem Kontinent seine Schulden erlassen. Sie wissen, daß solche Großzügigkeit ihre künftigen Einkäufe von sehr eleganten, extra angefertigten Mercedes-Benz-Karosserien finanzieren wird, während 315 Millionen armer Afrikaner ohne Schuhe und westliche Steuerzahler mit Hondas auskommen müssen. So läuft es eben mit den WaBenzi, einem Suaheli-Wort für die Großen Männer von Afrika.


      Die Hinterlassenschaft des Kolonialismus ist ein Kontinent, der von willkürlichen Grenzen in ungefähr 50 Staaten zerlegt wird. Aber die WaBenzi sind ein transkontinentaler Stamm, der auf den staubigen, löchrigen Straßen Afrikas in großem Stil Autorallyes fährt, seit man in den sechziger Jahren die Freiheit an sich gerissen hat. Nachdem sie fröhlich ihre Spritztouren mit Hilfe von Fördergeldern im Wert von sechs Marshallplänen hinter sich haben, ist Afrika heute ärmer als vor 25 Jahren; und jetzt wollen die WaBenzi mehr.


      Nehmen wir zum Beispiel Simbabwe, wo Millionen von Menschen Hunger leiden, 3000 wöchentlich an Aids sterben und die Lebenserwartung auf 35 Jahre gesunken ist. 2005 wird Großbritannien Simbabwe 45 Millionen Euro Entwicklungshilfe geben, wodurch es einer der drei größten Geber wird. Die Regierung wird behaupten, dieses Geld sei für Nothilfe bestimmt. Versuchen Sie das mal den Scharen von Leuten zu erklären, deren Häuser in den letzten Wochen niedergebrannt und plattgewalzt worden sind.


      Wenn man nach Beispielen für Heuchelei sucht, kann man kaum ein besseres finden als die Forderung nach "sauberer Führung" in einer Rede des Genossen Robert Mugabe. Der alte Diktator verurteilt: "arrogante Großspurigkeit und Verschwendungssucht: ein Dutzend Mercedes für eine einzige Person, grotesk riesige Residenzen, ausgefallene kulinarische Vorlieben, die nur von ausländischen Gerichten befriedigt werden können, Gier und Amoral.". Er spricht eindeutig von den WaBenzi und deren Lieblingsversion der Marke, dem S 600 L, eine Limousine mit einem monströsen 7,3 Liter V12 twin turbo betriebenen Motor. Und wer ist der bekannteste Besitzer eines solchen Wagens in Simbabwe? Robert Mugabe selbstverständlich. Mugabes Wagen war eine Extra-Anfertigung aus Deutschland und ist innen beschlagen mit einer Sicherung gegen AK-47-Kugeln, Granaten und Landminen. Er ist ausgestattet mit CD-Player, Filmen, Internet und Antiabhöreinrichtungen. Mit einem Gewicht von fünf Tonnen schafft er etwa zwei Kilometer pro Liter Benzin. Ein Tanklaster muß immer hinter ihm herfahren, weil es in dem ausgebluteten Land nichts gibt. Mugabe hat sich einen ganzen Car Pool mit Dutzenden kleinerer Mercedes S 320 und E 240 für seine Frau, seinen Vizepräsidenten und die Minister zugelegt.


      Sie mögen sich fragen, warum Männer wie Mugabe sich nicht für einen Rolls-Royce, Bentley oder Jaguar entschieden haben. Die Antwort liegt auf der Hand: britische Autos waren immer mit Imperialismus assoziiert. Ein Blick in die Geschichte lehrt, daß der Mercedes-Benz bis in die sechziger Jahre hinein kein besonderer Erfolg war. Im selben Moment, als der "Wind der Veränderung" über Afrika wehte, produzierte Mercedes den Pullman 600, einen sechstürigen Riesen mit einem 6,3-Liter-V8-Motor. Für Afrikas Leittiere war es Liebe auf den ersten Blick. Die WaBenzi waren geboren. Idi Amin schnappte sich drei, Bokassa noch mehr, als er sich selbst zum Kaiser über Zentralafrika krönte. Zaires Sese Seko Mobuto kaufte so viele, daß er allein sechs für seine Sommerresidenz am See Kivu benötigte.


      Seit jenen Tagen hat Afrika 186 Staatsstreiche, 26 Kriege und sieben Millionen Tote zu verzeichnen gehabt, und der Mercedes war ideal - sowohl für die Demonstration von Herrscherwürde als auch für die Flucht.


      Natürlich sind nicht alle Afrikaner, die einen Mercedes besitzen WaBenzi, noch behaupte ich, Daimler-Chrysler sei in irgendeiner Weise schuld. Dank einer gezielten Antikorruptionskampagne der Weltbank ist in den letzten zwei Jahrzehnten in Afrika eine Mittelschicht von hart arbeitenden, begabten Unternehmern entstanden. Afrikas Zukunft hängt von diesen jungen Unternehmern ab, und sie wollen Qualitätsautos aus denselben Gründen wie Leute im Westen. Freier Handel für Afrika würde sicher noch mehr Mercedes-Benz-Besitzer schaffen. Aber die WaBenzi hassen freien Handel. Eine reduzierte Bürokratie bedeutet weniger Gelegenheit für Mauschelei.


      Nehmen wir zum Beispiel Malawis "Benz Aid"-Skandal. Im Jahr 2000 wurde Bakili Muluzi als ein Ebenbild von afrikanischer "Good Governance" gefeiert. Großbritannien versprach seine Entwicklungshilfe von 46 Millionen auf 65 Millionen Euro in einem einzigen Jahr zu erhöhen, um den 65 Prozent der Malawis zu helfen, die mit weniger als 40 Cent pro Tag auskommen mußten. Malawis Regierung feierte diesen Vorgang mit dem Einkauf von 39 hochwertigen Mercedes-Wagen der S-Klasse, Kostenpunkt zwei Millionen Euro. Auf Protest reagierte Claire Short, die damals Entwicklungshilfeministerin war, mit der Ablehnung eines Stopps der Entwicklungshilfe. Das Geld für die Autos stamme nicht aus der britischen Hilfe, sondern aus Spenden.


      Entwicklungshilfe hat nicht funktioniert. Ein Bericht von Merrill Lynch schätzt, daß etwa 100 000 Afrikaner 400 Milliarden Euro besitzen. Gleichzeitig leben über 300 Millionen anderer Afrikaner von 60 Cent am Tag. Vergeßt die Schere zwischen Nord und Süd. Die Reichtumsschere innerhalb von Ländern wie Kenia ist viel, viel größer.


      "Nun hört doch auf mit dieser Korruptionssache", sagt Bob Geldof. Tatsache ist aber, daß bisher noch niemand so recht angefangen hat, darüber zu sprechen. Die Gebernationen tun so, als würden sie hart gegen Korruption vorgehen, während afrikanische Führer so tun, als würden sie sich ändern. Entwicklungshilfebeamte scheren sich weniger um finanzielle Ehrlichkeit als um die Presseberichte, die behaupten, daß die Wirtschaft auf einem guten Weg sei. Damit helfen sie Afrikas jungen Unternehmern nicht. Indem sie fiskalische Disziplin in den Wind schlagen und einfach weiter Hilfsgelder nach Afrika schaufeln, wird die internationale Bürokratie nur für eine Wiederkehr der Korruption sorgen. NGO`s beschäftigen sich nicht mit Korruption, weil das für sie einfach keine Priorität hat. Sie legen die Korruption westlichen Konzernen zur Last. Wohlfahrtsverbände sind ideologische Museen vollgestopft mit Sozialisten und Antiglobalisierungsaktivisten.


      Westliche Experten sagen, daß es WaBenzi gibt, weil die afrikanische Kultur im Innern krank ist. Weil schwarze Afrikaner nicht anders können, als ihre großen Männer anzubeten. Damit tut man gewöhnlichen Afrikanern Unrecht. Der Westen muß ihnen helfen, bessere Führer aufzustellen, bevor die Entwicklungshilfe erhöht wird. Laßt die WaBenzi ihren Reichtum offenlegen. Sorgt dafür, daß nur Politik gemacht wird, die allgemeinen Reichtum schafft, so daß nur noch ehrliche Afrikaner Mercedes kaufen. Bevor das geschieht, wird das neue Hilfspaket nicht Armut, Krankheit und Ignoranz beseitigen, im Gegenteil. Aber was es definitiv erreichen wird, sind noch mehr prunkvolle Limousinen.


      Vom Autor Aidan Hartley erschien zuletzt "The Sansibar Chest".


      Übersetzung: Mariam Lau


      Artikel erschienen am Do, 30. Juni 2005[/b]
      Avatar
      schrieb am 02.07.05 15:32:46
      Beitrag Nr. 64 ()
      Die Aufmerksamkeit der Medien wird sehr auf Bob Geldof´s PR-Event Live8 liegen, welches massiv von der britischen Regierung und der Wirtschaft gefördert wird. Involviert ist unter anderem Freud Communications, die PR-Firma des Blair-Freundes und Siegmund-Neffen Matthew Freud. Freud war für Labours "Millenium Dome" Projekt zuständig und ist mit Rupert Murdochs Tochter Elisabeth verheiratet. Zur Hochzeit 2001 erschienen politische Großen wie z.B. der Labour-Spin-Doctor und jetziger EU-Handelskommissar Peter Mandelson http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Mandelson
      Werbekunden von Freud Communications sind unter anderem Popstars wie Britney Spears und Marken wie Pepsi, Nestlé, Nike, KFC, AOL... AOL soll Live8 weltweit ins Internet übertragen. Ein weiterer Kunde von Freud ist das britische Central Office of Intelligence (COI) http://www.coi.gov.uk/aboutcoi.php

      Mit der Unterstützung für Live8 sichert sich Labour den Rückhalt der eigenen Bevölkerung. Ziel ist, die selbst generierte, kontrollierte Kritik sofort durch vergleichsweise geringe Schuldenerlässe für Afrika zum Verstummen zu bringen. Gleichzeitig wird so eine Bereitschaft erzeugt, Einschnitte zu tolerieren- die Steuermittel dienen ja dann dem guten Zweck. Die Wirtschaft fördert das Projekt gerne, da die "Hilfen für Afrika" an Strukturanpassungsprogramme geknüpft sind- ein großer Teil der Gelder wird so wieder zurück in die G8-Staaten fliessen.

      Japan und Deutschland möchten allerdings mehr Einfluss darauf, wie das Geld ausgegeben wird. Deshalb sind die beiden Nationen zurückhaltend beim Schuldenerlass.

      Auch in Berlin wird ein großes Live8-Event geben, welches aber weder von der Regierung noch der deutschen Wirtschaft unterstützung erfährt. http://de.news.yahoo.com/050624/286/4lcwq.html
      Im Gegenteil, anscheinend werden dem Veranstalter gezielt Steine in den Weg gelegt: http://www.dw-world.de/dw/article/0,1564,1627961,00.html

      Live8 leitet eine "Kampagne gegen Armut" ein, siehe
      www.weltweite-aktion-gegen-armut.de
      Avatar
      schrieb am 04.07.05 19:41:25
      Beitrag Nr. 65 ()
      Die Zeiten haben sich eben geändert, aber nur was die
      medienwirksame Präsentation angeht.

      Bereits vor 25 Jahren hat Willy Brandt, nicht nur Ex-Bundeskanzler
      sondern auch Friedensnobelpreisträger, in seinem Nord-Süd-Bericht
      besser (entwickelte) und mehr Hilfe für die sog. Dritte Welt angemahnt.
      Willy Brandt hielt es für nötig, dass die Industriestaaten
      bis zum Jahr 2000 1 % ihres BSP für Entwicklungshilfe aufwenden.
      Die Resonanz auf den Nord-Süd-Bericht war nicht schlecht,
      immerhin wurde er in mehr als 20 Sprachen übersetzt und
      mehr als eine Million Mal verkauft. Nur geholfen hat es nicht.

      Es war eine Vision. Brandt war seiner Zeit weit voraus.
      Avatar
      schrieb am 05.07.05 22:15:03
      Beitrag Nr. 66 ()
      Es ist schon erstaunlich, wie die Live8 Aktion kontinental
      unterschiedlich beurteilt wird. Die ganz überwiegende
      Anzahl der von mir gelesenen afrikanischen Einschätzungen
      verurteilen diese Art der Hilfeleistung bzw. des
      Aufmerksamkeiterweckens, finden sie wirkungslos und
      teilweise entwürdigend für die Menschen des afrikanischen
      Kontinentes. Die Kritik bezieht sich immer auf die
      staatliche Hilfe der reichen Nationen, die niemals bei den
      bedürftigen Menschen landet sondern zum guten Teil auf
      Schweizer Konten oder in noch grösserere Wagenflotten,
      pompösere Parlamente und höhere Apanagen fliesst.
      Keiner unterstellt den Konzert-Initiatoren, Akteuren und
      Besuchern unredliche Absicht, die Mehrzahl der
      Konzertgänger und Fernsehzuschauer allerdings werden sich
      wohl in ein paar Wochen mehr an den Mega-Event erinnern
      als an Einzelheiten des Hintergrundes.

      Eine Vielzahl afrikanischer Weblogs haben mich durch die
      Klarheit und Radikalität ihrer Meinung sehr beeindruckt.
      Fantastisch ausgearbeitet finde ich Thinker`s Room
      http://thinkersroom.blogspot.com , der das
      Thema mal wieder auf den Punkt bringt.


      Neben der dort erzählten Geschichte und den daraus
      gezogenen Schlüssen ist mir dieser besonders einleuchtend:


      Es gibt ein berechtigtes Interesse, die Verhältnisse auf
      dem afrikanischen Kontinent (als Abnehmer und Lieferant)
      genau so zu halten wie sie sind. In einer Welt der knappen
      Ressourcen liegt nichts näher als den Status zu
      erhalten, unabhängig davon, was die wohlmeinende
      Bevölkerung denkt. Auch wenn die Bewegung der breiten
      Masse die G8 zum Überdenken zwingt. Nichts zu tun wäre
      politischer Selbstmord. Politischer Selbstmord wäre
      ebenfalls, wenn sie täten, was die Massen von ihnen
      verlangen.

      Das Resultat?

      Schuldenerlass? Ja
      Verdoppelung der Hilfsleistungen? Ja
      Hilfsgüterlieferungen (Moskitonetze, HIV-Medikamente etc)? Ja
      Öffnung der Märkte, um Afrika auf eigene Füsse zu stellen? Nein
      Stop mit der Ausplünderung der Resourcen des Kontinentes? Nein
      Lieferungungsstop für Minen, Waffen und Munition an die Kongos, Sudans und Somalias? Nein

      Drei zu Drei!

      Und richtig ist sicher auch der Schluss, dass es
      vermutlich ein Trugschluss sein wird, gutwillige
      Demonstranten und Künstler könnten Druck auf einen der G8
      Leute ausüben. Die Tatsache der Unwirksamkeit der
      politischen Proteste gegen die Taten im Irak spricht Bände
      über den Einfluss des Volkes auf Politiker und deren
      Demokratieverständnis.

      Optimismus soll allerdings niemals schaden, solange man
      mit den Füssen auf dem Boden bleibt.

      chair
      Avatar
      schrieb am 06.07.05 14:53:24
      Beitrag Nr. 67 ()
      chair, gibt es denn in diesen Weblogs auch Anregungen,
      was konkret gemacht werden sollte?

      Ich nehme mal an, dass grundsaetzlich die Erfuellung aller
      sechs genannten Punkte gefordert wird. Wenn das aber nicht
      durchgesetzt wird, sollte dann auch auf die drei Punkte
      verzichtet werden, bei denen Zusagen erreichbar scheinen?
      Avatar
      schrieb am 06.07.05 16:50:10
      Beitrag Nr. 68 ()
      Nicht als Argument gegen eine Oeffnung von Maerkten,
      aber doch als Hinweis darauf, dass afrikanische Laender
      durch eine zu schnelle Liberalisierung des Welthandels
      ziemliche Probleme bekommen koennen, hier ein Link zu
      einem Artikel ueber die Folgen der Aufhebung von
      Kontingentierung im Textilbereich:

      http://derstandard.at/?url=/?id=2093037
      Avatar
      schrieb am 06.07.05 20:44:44
      Beitrag Nr. 69 ()
      Anregungen gibt es viele, xiangqi, und alle gleichen sich
      in einem Punkt:
      Schuldenerlass ohne damit einhergehende marktpolitische
      Maßnahmen wird nicht nur als wirkungslos sondern als
      schädlich eingeschätzt, weil die Verschuldung sofort wieder
      aufgebaut werden wird und das Rating der entschuldeten
      Länder natürlich extrem Schaden leiden würde.

      Transferleistungen an korrupte Regierungen werden abgelehnt,
      zusätzliche Transferleistungen erst recht, soweit sie
      auf Regierungsebene und auf der Ebene der Legislative verteilt werden
      (vielleicht hast du zufällig gelesen, für wieviel Millionen oder
      Milliarden Shilling das kenische Parlamentsgebäude renoviert werden soll.)

      Man wünscht sich freilich Hilfe, weil man weiss, dass es
      ohne vermutlich nicht gehen wird. Wichtiger erachtet man
      Investitionen (Leistung und Gegenleistung), Unterstützung
      eines Umdenkungsprozesses in der Bevölkerung, Übertragung
      von mehr Verantwortung und Kontrolle an den afrikanischen Staatenbund, Ausbildung,

      Den drei letzten Punkten, deren Erfüllung man als unwahrscheinlich
      betrachtet, wird mehr Bedeutung zugemessen als den drei ersten,
      bei denen es um Geld- und Warenleistungen geht.


      Die Leute, bei denen ich gelesen habe, kann ich schlecht
      einschätzen, es sind sicher nicht die Dümmsten Afrikas.
      Avatar
      schrieb am 06.07.05 21:05:50
      Beitrag Nr. 70 ()
      All das sehe ich ja vollkommen ein, aber ich will immer
      noch so optimistisch sein duerfen, dass sich zumindest
      ein kleiner Teil der westlichen Entwicklungshilfe in eine
      Richtung entwickelt hat, die diesen Forderungen entspricht.
      Natuerlich fehlt noch verdammt viel, aber die Forderung,
      dass besser gar nichts passiert als so ein Schuldenerlass
      oder auch halbwegs durchdachte Hilfsprojekte kommt mir
      immer wie Resignation vor.
      Avatar
      schrieb am 06.07.05 21:07:40
      Beitrag Nr. 71 ()
      Eine Frage zu dem Punkt mit dem Rating: Kann das Rating
      dieser Laender wirklich noch schaden nehmen? :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 06.07.05 21:11:28
      Beitrag Nr. 72 ()
      Und noch ein Punkt, den ich fuer richtig halte, bei dem
      sich mir aber trotzdem alles straeubt:

      Unterstuetzung eines Umdenkungsprozesses in
      der Bevoelkerung


      Ich finde auch ganz unbedingt, dass das noetig ist, komme
      mir dabei aber auch schrecklich arrogant vor. Ist das
      nachzuvollziehen? Schliesslich will ich doch nicht bestimmen,
      wie die Bevoelkerung in Zukunft zu denken hat.:confused:
      Avatar
      schrieb am 06.07.05 21:17:26
      Beitrag Nr. 73 ()
      Ich habe das mit dem Umdenkungsprozess verkürzt hingeschrieben, hingeschludert, xiangqi.
      Gemeint ist, die drohende oder vorhandene Resignation in der Bevölkerung
      aufzuarbeiten - mir fällt jetzt nichts Gescheites ein -
      sie zu ermutigen.

      Im übrigen ist natürlich jede Hilfe willkommen, die der
      Bevölkerung zugute kommt. Das Not herrscht, ist wohl jedem klar.
      Avatar
      schrieb am 06.07.05 21:42:58
      Beitrag Nr. 74 ()
      Zum Rating:
      Es gibt afrikanische Länder, die ihre Schuldendienste bedienen.
      Und ihre Bevölkerungen verhungern und verelenden lassen.
      Avatar
      schrieb am 06.07.05 22:56:00
      Beitrag Nr. 75 ()
      #72

      Die hat wenig zu denken Xi !

      Es gibt ausserhalb der meisten Städte kein geschlossenes Elektrizitätsnetz und in den Städten ist oft ab 22 Uhr Power Cut.

      Nicht jeder hat ein Radio (mit frischen Batterien) und viele lokale Zeitungen lesen sich wie das was sie sind nämlich Provinzblätter.

      Afrikanische TV-Programme kann man hier in Europa besser Empfangen als in Afrika.
      Weil wir optimal im Sat-Empfangsbereich liegen, und die hier lebenden Afrikaner sich eher die Decodergebühren leisten können als die Schwarzen vor Ort.

      Für die meisten Afrikaner ist es absolut unerschwinglich sich ein TV-Gerät + Satschüssel + Decoder/Receiver und eventuell noch einen nötigen Generator zu leisten.

      Und wer es kann dem kann man schon mit einiger Sicherheit unlautere Umtriebe unterstellen.
      Avatar
      schrieb am 06.07.05 22:58:04
      Beitrag Nr. 76 ()
      #72

      Und es hat für gewisse Kreise sicher auch Vorteile wenns Volk gar nicht weis wie bequem es sich ausserhalb Afrika lebt.
      Avatar
      schrieb am 09.07.05 13:06:52
      Beitrag Nr. 77 ()
      [posting]17.154.444 von xiangqi am 06.07.05 16:50:10[/posting]xiangi, wenn ich das mit dem Faserabkommen richtig verstanden
      habe, lag sein vorrangiger Zweck darin, die fernöstlichen
      Textilfabrikanten vom amerikanischen Markt fernzuhalten.
      Um diese Restriktion zu umgehen, haben die Chinesen in
      afrikanischen Ländern wie Namibia und vor allem auch in
      Lesotho eine Textilindustrie aufgebaut, die nach Auslaufen
      des Abkommens überflüssig ist und zurückgefahren wird.

      Diese Textilindustrie hat zwar Arbeitsplätze geschaffen, die
      nun verloren gehen, ihr Ursprungsgedanke war allerdings nicht,
      in Afrika Arbeitsplätze zu schaffen, sondern Haanelsbarrieren
      gegen die Investoren an anderen Plätzen zu umgehen.
      Avatar
      schrieb am 09.07.05 22:26:24
      Beitrag Nr. 78 ()
      9. Juli 2005, Neue Zürcher Zeitung



      Wie Afrika durch Geld gelähmt wird

      Der Schwarze Kontinent braucht nicht mehr, sondern weniger Hilfe


      Nach 40 Jahren Entwicklungshilfe geht es den meisten Afrikanern im Durchschnitt wirtschaftlich meist schlechter als zur Kolonialzeit.
      Dies ist ein beschämender Leistungsausweis nicht nur für die betroffenen Regierungen, sondern auch für die Entwicklungshelfer.
      Im Folgenden werden einige Fehlanreize exemplarisch dargestellt. (Red.)




      Von unserem Afrika-Korrespondenten Kurt Pelda


      Nairobi, im Juli

      Seit mehr als 40 Jahren kämpfen Gutmenschen aus dem Norden in Schwarzafrika für ein hehres Ziel: Sie wollen den Afrikanern helfen, sich selbst zu helfen.
      Kein anderes Schlagwort der Entwicklungshelfer - und es gibt deren viele - geht jedoch so weit an der Realität vorbei wie die «Hilfe zur Selbsthilfe».
      Nach 40 Jahren Entwicklungshilfe muss man sich nämlich fragen, welche schwarzafrikanischen Länder sich denn wirklich selbst geholfen haben.
      Botswana? Südafrika? Oder vielleicht das winzige Mauritius? Wie auch immer die Antwort ausfällt, sie bleibt zutiefst deprimierend.
      Sicher kann Hilfe Menschenleben retten und ist daher manchmal notwendig: zum Beispiel in der westsudanesischen Krisenregion Darfur, wo die Menschen ohne eigenes Verschulden in Not geraten, wo sie der Vertreibungs- und Vernichtungspolitik eines menschenverachtenden Regimes zum Opfer fallen.


      Verheerende «Bettler-Mentalität»

      Es gibt jedoch viele Fälle, bei denen zu fragen wäre, ob der von den Helfern angerichtete Schaden nicht grösser als der Nutzen ist.
      Dass Hilfe auch Schattenseiten hat, ist spätestens seit den äthiopischen Hungerkatastrophen der siebziger und achtziger Jahre bekannt.
      Dort hatte man schon alles gesehen: wie Nahrungsmittelhilfe von der Armee missbraucht wird, wie Regierungen den Hunger als Waffe im Krieg einsetzen, wie gutgemeinte Hilfe wahnwitzige und blutrünstige Diktatoren stützt und Bürgerkriege verlängert.
      Diese und andere schädlichen Nebenwirkungen sind heute so aktuell wie damals.
      Leider werden sie in der gegenwärtigen Diskussion um Schuldenerlass und Aufstockung der Entwicklungshilfe zu oft ausgeblendet.

      Wenn die Regierungen armer Länder die geleistete Hilfe produktiv einsetzen, ist gegen ausländische Unterstützung nichts einzuwenden.
      Doch ist dies in Afrika wirklich der Fall?
      Wo immer die Entwicklungshelfer ihren Fuss auf den Kontinent setzen, passiert meist das Gegenteil: Sie werden immer mehr als - häufig naive - Geber wahrgenommen, die es zu melken gilt.
      Sie zahlen, und die Empfänger legen ihre Hände in den Schoss.
      Dies geschieht derzeit zum Beispiel im Südsudan.
      Die lokalen Bauern haben sich dort derart an die kostenlose Verteilung von Nahrungsmitteln gewöhnt, dass es viele nicht mehr für nötig halten, ihre Felder zu bestellen.
      Das World Food Programme (WFP) der Uno wirft schon seit vielen Jahren Essen aus Flugzeugen ab.
      Es rettet damit zwar manchmal Menschenleben, zerstört zugleich aber die Märkte für lokal produziertes Getreide.

      Die Hände in den Schoss zu legen und Hilfe zu fordern, die sogenannte Bettler-Mentalität, breitet sich nicht nur an der Basis aus.
      Sie ist auch in Behörden und Regierungen weit verbreitet.
      Im Südsudan wird ein rudimentärer Verwaltungsapparat von den ehemaligen Rebellen der Sudan People`s Liberation Army (SPLA) gestellt.
      Nach mehr als 20 Jahren Bürgerkrieg wollen sich die Kommandanten der SPLA jetzt endlich zur Ruhe setzen.
      Dabei gehen sie selbstverständlich davon aus, dass Ausländer nicht nur ihren Ruhestand finanzieren, sondern auch den Wiederaufbau quasi im Alleingang in die Hand nehmen.


      Mit Laptops im Zeltlager

      So einfach geht das allerdings nicht, denn im Südsudan, wo es kaum eine Infrastruktur gibt, sind die Helfer zuerst einmal mit ihrem eigenen Wohl beschäftigt.
      Zum Beispiel in Rumbek, der provisorischen Hauptstadt der SPLA.
      Dort lassen es sich die Helfer, mehrheitlich Angestellte von Uno-Organisationen, in einem für sudanesische Verhältnisse luxuriösen Zeltlager gut gehen.
      Wenn sie nicht gerade in einem «Workshop» sind, sitzen sie an der Bar, trinken kühles kenyanisches Bier und surfen mit ihren Laptops drahtlos im Internet - moderne Satelliten-Technik macht`s möglich.

      Ein grosser Teil des nach Rumbek gepumpten Gelds fliesst sofort wieder zurück in die Nachbarländer Kenya und Uganda, denn praktisch alle Waren müssen von dort importiert werden.
      Kommt hinzu, dass die SPLA dafür bekannt ist, Hilfsgüter zu missbrauchen.
      Den Medien und Hilfswerken führen die Ex-Rebellen Notleidende vor, damit mehr Geld locker gemacht wird.
      Nachher taucht ein Teil der verteilten Hilfsgüter aber in Militärlagern auf.
      Nicht viel anders verhält es sich in Simbabwe.
      Dort lässt der Diktator Robert Mugabe seinen Anhängern Nahrungsmittelhilfe des WFP verteilen, während hungernde Oppositionelle leer ausgehen.


      Teure Autos statt bessere Strassen

      Die verheerende, weil jede Entwicklung lähmende «Bettler-Mentalität» trifft man praktisch überall in Schwarzafrika an.
      Besonders offensichtlich ist das Problem im Strassenbau.
      Es gibt mittlerweile zwischen der Sahara und Südafrika kaum eine neu errichtete Strasse, die nicht von der Entwicklungshilfe bezahlt wird.

      Meist sagen die Empfängerländer zwar zu, sich mit ein paar Prozent an den Kosten zu beteiligen.
      Wenn sie ihren Verpflichtungen aber nicht rechtzeitig nachkommen, wie in Sambia geschehen, dann springt einfach der ausländische Geber - in diesem Fall der deutsche Staat - in die Lücke.
      Wen erstaunt es da, wenn die Empfängerländer kaum etwas für den Strassenunterhalt tun?
      Es ist doch viel angenehmer, das beim Unterhalt gesparte Geld in Luxuslimousinen und Geländewagen zu investieren, die dann gut gefedert über die immer grösser werdenden Schlaglöcher brettern.
      Am besten wartet man dann einfach, bis sich ein Geberland erbarmt und die vernachlässigten Strassen wieder repariert oder neu baut.

      Dabei verdienen korrupte Beamte nicht selten mit, indem sie bei der Auftragsvergabe Kommissionen einheimsen.
      In Nairobi ärgert sich ein europäischer Diplomat darüber, dass die kenyanischen Behörden untätig blieben, obwohl Geberländer die Mittel für die Rehabilitierung eines bestimmten Strassenabschnitts bereit gestellt hätten.
      Der Grund sei das Insistieren der Geber, bei der Auftragsvergabe mitreden zu dürfen, damit kein Geld abgezweigt werde.
      Die Behörden zögerten das Bauprojekt deshalb einfach auf unbestimmte Zeit hinaus, erklärt der Diplomat.


      Armut zahlt sich für Afrikas Eliten aus

      Zwischen 1995 und 2003 lag der Anteil der ausländischen Direktinvestitionen am Bruttoinlandprodukt (BIP) in Schwarzafrika (ohne die Spezialfälle Südafrika und Nigeria) laut Angaben der Weltbank im Mittel bei knapp 2,7%.
      Die gesamten öffentlichen Hilfsgelder machten dagegen 9,5% des BIP aus.
      Wenn Hilfe für afrikanische Regierungen aber so viel wichtiger ist als Direktinvestitionen, dann darf sich niemand wundern, wenn sich die Empfängerländer für die Entwicklungshelfer und nicht für ausländische Investoren attraktiv machen.
      Solange ein Land arm bleibt, kann es auf Hilfe zählen.
      Armut zahlt sich somit für Afrikas tonangebende Eliten aus.



      Hilfsgelder vor Direktinvestitionen

      Wie der kenyanische Ökonom James Shikwati betont, kann Hilfe nicht nur die Korruption fördern, sondern auch wichtige Reformen verhindern.
      Warum soll ein Staat ein effizientes Steuerwesen aufbauen und die Reichen und Mächtigen zur Erfüllung ihrer Pflicht gegenüber dem Fiskus zwingen, wenn doch Hilfsgelder in Hülle und Fülle ins Land strömen?
      So liegt der Anteil der Steuereinnahmen am BIP in Schwarzafrika (ohne Südafrika und Nigeria) durchschnittlich bei lächerlichen 5,5%.
      Wenn die Wirtschaft wächst, steigen gewöhnlich auch die Steuereinnahmen.
      Für die meisten afrikanischen Staaten haben Steuern jedoch einen derart geringen Stellenwert, dass die Regierungen verständlicherweise wenig Interesse an einem Wirtschaftswachstum haben.
      Die Entwicklungshilfe zementiert damit den Status quo.

      Dagegen mag man einwenden, dass ein grosser Teil der Hilfe inzwischen an die Erfüllung gewisser Bedingungen geknüpft ist.
      Doch die sogenannte Konditionalität funktioniert nicht, und zwar aus drei Gründen: Erstens haben die Afrikaner längst Mittel und Wege gefunden, die Bedingungen zu umgehen.
      So brüstete sich ein hoher kenyanischer Beamter öffentlich schon einmal damit, IMF-Kredite mittels gefälschter Wirtschaftsstatistiken erschlichen zu haben.
      Zweitens haben Entwicklungshelfer wenig Interesse, ihre Zelte in einem Land abzubrechen, auch wenn es wichtige Bedingungen wie Achtung der Menschenrechte oder gute Regierungsführung nicht erfüllt.
      Schliesslich hängen die Arbeitsplätze der Helfer von der Fortsetzung der Hilfsprojekte ab.
      Eine erzwungene Rückkehr in das Heimatland hätte auch oft den Verlust von Privilegien zur Folge: Das Heer von Helfern, das zum Beispiel in Nairobi stationiert ist, führt nicht selten einen vergleichsweise luxuriösen Lebensstil mit grossen Häusern, Gärten und Hausangestellten.

      Entwicklungshelfer geben im vertraulichen Gespräch gerne einmal zu, dass sie manche ihrer Projekte für sinnlos halten.
      Die Hilfe fliesse dann aber dennoch, weil ein Teil der Spenden oder staatlichen Zuschüsse die Verwaltung der Hilfswerke alimentiere.
      Dieser Anteil kann wenige Prozent betragen oder im Fall einiger amerikanischer Hilfswerke annähernd 30%.
      Im Vergleich dazu steht die schweizerische Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) mit 7,5% noch gut da.
      Ein dritter Grund, weshalb Konditionalität nicht die gewünschte Wirkung erzielt, ist der sogenannte Mittelabfluss-Druck: Einmal gesprochene Gelder müssen unbedingt ausgegeben werden.
      So beschwert sich der erwähnte europäische Diplomat in Nairobi darüber, dass die EU- Instanzen auf der Auszahlung von zugesagten Mitteln bestünden, obwohl Kenyas Regierung sich nicht wie versprochen bemühe, die Korruption zu bekämpfen.


      Bezahlen, damit man helfen darf

      Zu den bedenklichsten Entwicklungen in der sogenannten Entwicklungszusammenarbeit gehört die Tendenz zur «Per-Diem-Gesellschaft», wie sich ein deutscher Helfer mit Erfahrung am Horn von Afrika ausdrückt.
      Es geht um Taggelder und ähnliche Entschädigungen, die Hilfswerke Empfängern zahlen, damit diese an Kursen und «Workshops» teilnehmen.
      Treibende Kräfte bei diesem Unsinn sind Uno-Organisationen. Die Folge: Wer Bauern zum Beispiel über eine effizientere Anbaumethode aufklären will, muss den Teilnehmern am Lehrkurs ein «Per Diem» zahlen - sonst gehen die Leute zu einem grosszügigeren Hilfswerk.
      Hier treibt der Wettbewerb zwischen den Helfern seltsame Blüten.
      Selbst gut verdienende Behördenmitglieder müssen häufig mit happigen Taggeldern «geschmiert» werden, damit sie sich mit den Helfern an einen Tisch setzen.
      So hat die Deza auch schon einen mosambikanischen Vizepräsidenten für die Teilnahme an einer Sitzung bezahlt, an der ein schweizerisches Hilfsprojekt in Moçambique besprochen wurde.


      Ein Schweizer, der als Berater einer Uno- Unterorganisation in Kenya arbeitet, gibt sich völlig desillusioniert, was die Hilfe an die lokale Bevölkerung betrifft.
      Als Beispiel erwähnt er eine Anzahl von Kleinprojekten, die von der Global Environment Facility finanziert werden und helfen sollen, ein wichtiges Gewässer-Ökosystem wiederherzustellen.
      Die beteiligten einheimischen Organisationen kümmerten sich einen Deut um die Bevölkerung, sondern seien nur an Zuschüssen für «Workshops», Ausbildung und dergleichen mehr interessiert.
      «Die lokalen Partner haben nichts anderes getan, als uns Helfer am Gängelband zu führen und zu melken», sagt der Berater, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung sehen will.

      Dass Hilfswerke bezahlen müssen, damit sie überhaupt Hilfe leisten dürfen, ist durchaus keine Seltenheit.
      Von einem besonders traurigen Beispiel erzählt ein Schweizer, der sich in Somalia mit der Räumung von Minen und Blindgängern beschäftigt hat.
      Einheimische hätten die ausländischen Sprengstoffexperten gebeten, drei aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Fliegerbomben zu zerstören.
      Als das Team bei den Blindgängern eingetroffen sei, hätten drei der Dorfältesten auf den Bomben gesessen und die hohle Hand gemacht.
      Die Begründung: Die Blindgänger seien Teil ihrer Verteidigungsstrategie.
      Deshalb seien sie nur zum Verzicht bereit, wenn sie dafür entschädigt würden.
      Die Helfer zahlten.


      Afrika braucht nicht mehr Hilfe, sondern integre Regierungen.
      Integrität lässt sich aber nicht mit Entwicklungshilfe kaufen.
      Das in Afrika grassierende Problem von Korruption und Amtsmissbrauch können nur die Afrikaner selber lösen.
      Erst wenn in diese Richtung quasi als Vorleistung ernsthafte Anstrengungen gemacht werden, ist Entwicklungshilfe gerechtfertigt.
      Solange afrikanische Politiker Steuergelder aus dem Westen lieber in Mercedes-Limousinen und Präsidenten-Jets stecken, sollten die Helfer ihre Finger von der Sache lassen.
      Avatar
      schrieb am 10.07.05 22:54:28
      Beitrag Nr. 79 ()
      Der NZZ Artikel ist ja interessant, groupier.
      Obwohl der Untertitel auch nicht richtig ist,
      aber auch eine NZZ schreibt schliesslich für ihre Klientel ;)

      ----

      Der Gipfel war ein Erfolg, sagen seine Teilnehmer.
      Was sollen sie sonst auch sagen?
      Was war das jetzt? PR für Blair?
      Geldofs Röhren haben die Mächtigen etwas geflüstert.
      War`s das jetzt?
      Oder ist es ein Anfang?

      :confused:
      Avatar
      schrieb am 10.07.05 23:01:03
      Beitrag Nr. 80 ()
      N´guten abend chair! :)

      Der Artikel reflektiert auch nicht unbedingt meine Meinung, aber er bechreibt die Zustände durchaus treffend.
      Deswegen steht er auch hier.

      Nachdem ich vorhin den Welstspiegel (Reportage über Zimbabwe) gesehen habe, glaube ich nicht an einen Anfang. :(
      Avatar
      schrieb am 10.07.05 23:16:30
      Beitrag Nr. 81 ()
      Guten Abend, Groupier. :)
      Ich mag noch gar nicht glauben, dass die ganze Aktion ein
      Schuss ins Knie gewesen sein könnte.
      Es wäre mehr als töricht, wenn man die große Chance verstreichen
      liesse, die ganze Aufmerksamkeit der Medien, die in der heutigen Zeit
      so wichtig ist ...
      Avatar
      schrieb am 10.07.05 23:23:09
      Beitrag Nr. 82 ()
      Chair Afrika wurde und wird skrupelllos ausgebeutet.
      Nigeria würde auch nicht mehr Öl pumpen wenns den Leuten da gut ginge.
      Avatar
      schrieb am 11.07.05 00:10:10
      Beitrag Nr. 83 ()
      G8-Gipfel

      Erreger der Armut

      Malaria tötet Millionen Kinder in Afrika. Sie zerstört Wachstum und verhindert Wohlstand. Trotzdem bekämpfen G8-Staaten und Entwicklungsländer die Krankheit bisher nur halbherzig.


      Von Fritz Vorholz



      Jeden Abend, wenn es in Afrika dunkel wird, erwacht einer der größten Feinde der Afrikaner.
      Er ist klein, weiblich, hat sechs Beine, kann fliegen – und stechen.
      Ein einziger Stich, kaum merklich, kann tödlich sein.
      Eine Million Afrikaner, vor allem Kinder, fallen dem Killer jährlich zum Opfer.
      Sein Name ist Anopheles.
      Der Kindermörder ist eine Mücke.

      Alle 30 Sekunden hinterlässt das Moskitoweibchen ein Opfer; es saugt Menschenblut, um seine Brut reifen zu lassen.
      Alle 30 Sekunden stirbt deshalb in Schwarzafrika ein Kind an Wechselfieber, das mehr Kinder dahinrafft als jede andere Infektionskrankheit.
      Auch mehr als Aids.

      Früher herrschte der Glaube, der Ursprung der Krankheit sei schlechte Luft in der Nähe von Sümpfen.
      Daher der lateinische Name: mala aria.
      Tatsächlich überträgt Anopheles bei ihrem Blutmahl einen heimtückischen Einzeller, der die Malaria hervorruft.
      Jeder dritte Infizierte stirbt, sofern er nicht rechtzeitig behandelt wird.
      Das Siechtum dauert nur wenige Tage.

      Malaria bedroht die Hälfte der Weltbevölkerung, und nirgendwo ist die Gefahr größer als in Afrika.
      Doch viele Afrikaner wissen nicht, dass ausschließlich Mücken Malaria übertragen.
      In Uganda, ergab vor vier Jahren eine Befragung von 1000 Personen, wusste es nur jeder Fünfte!
      Und das, obwohl Anopheles verhindert, wovon die meisten Afrikaner träumen: bescheidenen Wohlstand.

      Eine »Wunde im Gewissen der Welt« – so redet Tony Blair über Afrika.
      Tatsächlich geht es den Afrikanern nicht einfach nur schlecht, es geht ihnen schlechter als vor einem Vierteljahrhundert.
      Deshalb veranstaltet der britische Premier den G8-Gipfel der Mächtigen diese Woche im Namen der Ärmsten.
      Den Afrikanern soll auch bei der Bekämpfung der afrikanischen Killerkrankheiten geholfen werden: Aids, Tuberkulose und Malaria.

      Den Afrikanern sollte schon oft geholfen werden.
      Pro Kopf erhalten sie auch heute so viel Entwicklungshilfe wie keine andere Region: 34 Dollar im Jahr 2003, etwas weniger als 1990.
      Rund die Hälfte davon für Schulen und Bildung, für Ärzte und Krankenhäuser und für die wirtschaftsnahe Infrastruktur. Offiziell.
      Tatsächlich, berichtete kürzlich die internationale Hilfsorganisation ActionAid, würden mehr als zwei Drittel der Wohltaten als »Phantomhilfe« in der Entwicklungsbürokratie versickern.
      Auch deswegen sind die Länder südlich der Sahara heute ärmer als früher: Ihr jährliches Pro-Kopf-Einkommen ist von 573 Dollar (1980) auf inzwischen 514 Dollar gesunken.
      Die Lebenserwartung von 48 Jahren (1982) auf 46.
      Und die Gesundheitsausgaben von 34 (1988) auf 32 Dollar pro Kopf.
      Derweil erkranken immer mehr Afrikaner an vermeidbaren Krankheiten, nicht zuletzt an Malaria.
      In den vergangenen zehn Jahren ist die Infektionsrate in Uganda um 700 Prozent gestiegen, um 250 Prozent in Burkina Faso und um 175 Prozent in Mali.
      Irgendetwas muss sehr schief gelaufen sein.

      Das Drama begann Ende der 1970er Jahre.
      Der Ölpreis stieg, während gleichzeitig die Preise für die Rohstoffe Afrikas sanken.
      Die Afrikaner konnten ihre Schulden nicht mehr bezahlen, ihre Zahlungsbilanz verschlechterte sich, und sie brauchten neues Geld.
      In dieser Situation wandten sie sich an den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank, die ihnen auch halfen – allerdings mit Rezepten, die Afrika schadeten.
      Um an das harte Geld von IWF und Weltbank heranzukommen, mussten sich die afrikanischen Regierungen zu strukturellen Reformen bereit erklären, die sich die Akademiker der Finanzinstitutionen in Washington ausgedacht hatten.
      Regelmäßig drängten IWF und Weltbank die afrikanischen Regierungen dazu, die Staatsausgaben zu kürzen, die Währungen abzuwerten, die Inflation zu bekämpfen, die Zölle zu senken und öffentliche Unternehmen zu privatisieren.
      Sie sollten sogar Schulgeld verlangen und ihre Gesundheitssysteme mit Gebühren finanzieren.
      Die Idee war, dass mehr Markt die Wirtschaft ankurbeln würde.
      Washington-Konsens hieß die Idee.

      Die Idee war am grünen Tisch geboren.
      Und sie war ein grandioser Misserfolg.
      Sie musste scheitern, weil es in Afrika an elementaren Voraussetzungen für das Funktionieren der Marktwirtschaft fehlt: an geteerten Straßen zum nächsten Markt.
      An Kaufkraft.
      An Schulen.
      An Recht und Gesetz.
      An Trinkwasser.
      An Ärzten.
      Ja selbst an gesunden Menschen.
      Die Strukturanpassungsprogramme halfen den Afrikanern nicht; sie machten sie ärmer.
      Und sie bereiteten den Boden für die Ausbreitung von Krankheiten.
      »Eure Programme töten Menschen«, sagte ein Ökonomieprofessor den Herren beim IWF.
      »Sie sterben, während die Preise stabil sind.«

      Es war »der bekannteste Ökonom der Welt«, der das sagte.
      So titulierte ihn das Time-Magazin.
      Es war Jeffrey Sachs.
      Kurz bevor er den IWF-Leuten ins Gewissen geredet hatte, war der Direktor des New Yorker Earth Institute von UN-Generalsekretär Kofi Annan zu dessen Sonderberater in Sachen Armutsbekämpfung ernannt worden.
      Und seitdem hat Sachs ein Lieblingsthema: Gesundheit.
      Er ist weder Mediziner noch Biologe, doch gehört Sachs zu jener Gemeinde von Wissenschaftlern, die sich der Erforschung der Malaria verschrieben hat.

      Über die todbringenden Mücken ist einiges bekannt: wann sie stechen – nachts.
      Was sie anlockt – Fußschweiß.
      Welches Medikament den von ihnen übertragenen Parasiten tötet – ein chinesisches Kraut.
      Und welcher Stoff den Mückenlarven zusetzt – ein Bazillus.
      Sachs interessiert die Ökonomie der Mücken, der Schaden, den sie anrichten, und der Gewinn, den ihre Bekämpfung verspricht.
      Den Hunderten von Theorien über Armut und Reichtum hat er eine hinzugefügt: Es sei die Malaria, sagt Sachs, welche »die Welt in Arm und Reich teilt«.

      Tatsächlich ist das nach Kaufkraft berechnete Pro-Kopf-Einkommen in Malarialändern nur ein Fünftel so hoch wie in malariafreien Ländern.
      Obendrein wächst das Pro-Kopf-Einkommen langsamer als anderswo.
      Manchmal nur um ein viertel Prozent pro Jahr, manchmal um ein Prozent.
      Nach der Zinseszinsrechnung kann dieser vermeintlich kleine Unterschied über einen Zeitraum von 25 Jahren ein Vermögen kosten: beinahe die Hälfte des Einkommens, hat Sachs ausgerechnet.
      Jährlich summiert sich der Schaden allein in Afrika auf mehr als zehn Milliarden Dollar – fast so viel wie die Wirtschaftsleistung Kenias.

      Armen fehlt das Geld für Chemikalien, Pillen oder Moskitonetze, die vor den Mücken und vor der Krankheit schützen.
      Deshalb erkranken sie leicht an Malaria – und bleiben arm, wie Sachs herausgefunden hat: Weil an Malaria erkrankte Kinder häufig der Schule fernbleiben, leidet später ihre Produktivität.
      Weil viele Kinder an Malaria sterben, sorgen afrikanische Eltern für mehr Nachwuchs.
      Weil sie die Krankheit fürchten, meiden ausländische Investoren Malarialänder.
      Und weil sie Angst vor Malaria haben, machen Touristen einen Bogen um Afrika.
      Malaria macht einsam.

      »Damit Gesellschaften sich entwickeln können, müssen die Menschen am Leben bleiben«, sagt Sachs.
      Eine einfache Wahrheit, die schnell vergessen wird.
      Quick wins, schnelle Erfolge, verspricht er jenen, die sie nicht vergessen, die den Kampf gegen die Mücken organisieren – und finanzieren.
      Im Jahr 2003 hatten die afrikanischen Regierungen und ihre Wohltäter laut Weltgesundheitsorganisation für den Mückenkrieg gerade einmal 100 Millionen Dollar übrig.
      Notwendig wäre laut Sachs ein Vielfaches davon – und, unter anderem, eine Chemikalie namens Dichlordiphenyltrichlorethan, DDT.
      Es sollte kostenlos verteilt werden, fordert Sachs.

      Einer der unbekannten Helden des 20. Jahrhunderts war Fred Soper, der erfolgreichste Moskitokiller aller Zeiten.
      Unter seiner Regie entwickelte sich DDT zu einer Substanz, die Millionen Menschenleben rettete – bevor es in Verruf geriet.
      1893 in Kansas geboren, diente Soper nach dem Studium des öffentlichen Gesundheitswesens der Rockefeller-Stiftung, die vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges eine Art inoffizielle Weltgesundheitsbehörde war.
      Mit ihren enormen Geldmitteln bekämpfte die Stiftung Plagen auf allen Kontinenten: den Hakenwurm in Thailand ebenso wie das Gelbfieber in Kolumbien.
      Sopers Erfolge verglich der New Yorker mit denen von General Patton, der half, Deutschland von den Nazis zu befreien.


      Tatsächlich bekämpfte Soper die Mücke mit militärischer Disziplin – zum Beispiel Ende der dreißiger Jahre in Brasilien.
      Als blinder Passagier auf einem Postschiff war der gefährlichste aller Malariaüberträger, Anopheles gambiae, von Afrika nach Südamerika gereist und richtete dort ein Desaster an.
      Rund 20000 Menschen fielen der Killermücke zum Opfer.
      Soper kartierte sämtliche Pfützen und Tümpel, in denen die Mücken ihre Brut legten, heuerte eine Truppe Insektenjäger an, steckte die Männer in Uniformen und dirigierte sie nach einem minutiösen Einsatzplan von Brutstätte zu Brutstätte.

      Eines Tages explodierte im Operationsgebiet von Sopers Truppe ein Munitionslager.
      Soper hörte den Knall, warf einen Blick auf den Einsatzplan und wusste sofort, welcher seiner Helfer sich gerade in der Nähe des Katastrophenortes aufhalten musste.
      Er müsste ums Leben gekommen sein, dachte Soper, und schrieb umgehend einen Kondolenzbrief an die Witwe.
      Am nächsten Morgen erschien der Mann zur Arbeit.
      Er hatte den Zeitplan nicht eingehalten, was ihm das Leben rettete – aber seinen Job kostete.
      Soper feuerte ihn.
      Im Krieg gegen die Mücken kannte er keine Gnade.
      Sein Ziel war es, Anopheles gambiae von jedem Quadratzentimeter Brasiliens zu eliminieren.
      Nach 22 Monaten hatte er diese schier unmögliche Aufgabe erledigt.
      Ohne DDT – mit Dieselöl und Schweinfurter Grün, einem teuflischen, arsenhaltigen Gift.

      Die insektizide Wirkung von DDT entdeckte der Schweizer Paul Müller 1939.
      Soper setzte die Chemikalie zunächst in Neapel ein, wo 1943 eine Typhusepidemie wütete.
      1947 führte er auf der Mittelmeerinsel Sardinien seinen Kampf gegen die Malaria fort.
      Er befehligte eine Armee von 33.000 Helfern, die er beauftragte, insgesamt 337.000 Häuser zu besprühen.
      Nach vier Jahren war Sardinien malariafrei.
      Und in Sopers Kopf reifte die Idee, die Malaria überall auszurotten.

      Es traf sich gut, dass Soper mit dem Generaldirektor der gerade gegründeten Weltgesundheitsorganisation (WHO) befreundet war.
      Soper überzeugte ihn von seinem Plan, und die Regierung der Vereinigten Staaten spendierte enorme Summen für das Vorhaben.
      Soper wollte nicht sämtliche Moskitos töten, nur jene, die gerade Blut gesaugt hatten.
      Er wollte die Wände von Millionen Behausungen mit DDT besprühen und dafür sorgen, dass die Mücken krepieren, wenn sie sich nach ihrem Blutmahl dort ausruhen.
      Soper hoffte, so den verheerenden Malariakreislauf unterbrechen zu können.


      Soper starb 1975, im gleichen Jahr, in dem die WHO Europa zum malariafreien Gebiet erklärte.


      Gewehrkugeln heißen Neudeutsch »bullets«, silver bullets sind Wunderwaffen, um unheimliche Feinde unschädlich zu machen.
      Nach DDT übernahmen verschiedenen Pillen, die den Malariaparasiten töten sollten, diese Rolle.
      Doch im Kampf gegen die Krankheit gebe es keine Wunderwaffe, sagt Marcel Tanner, der Direktor des Schweizerischen Tropeninstituts.

      Tanner hat keine Angst vor DDT.
      Das bisschen auf Hauswänden sei ungefährlich, sagt er.
      Nur, es wirke eben auch nicht immer und erst recht nicht da, wo es die meisten Mücken gebe.
      1000, manchmal 2000 blutdürstige Anophelesmücken könnten in hoch endemischen Gegenden nächtens in einem einzigen Schlafraum lauern; unmöglich, sie alle mit DDT zu erwischen.
      Moskitonetze seien in diesem Fall der bessere Schutz – wenn sich die Afrikaner die Netze leisten könnten.
      Sie kosten ungefähr vier Dollar.

      Acht Länder setzten zwischen 2001 und 2003 auf DDT, zum Beispiel Südafrika; alternative und weniger umstrittene Chemikalien, so genannte Pyrethroide, hatten in dem Land ihre Wirkung verloren.
      Von den Ländern, die DDT nutzen, berichten drei bereits von Resistenzen.
      Der Chemiekrieg gegen die Mücken hat nur Aussicht auf Erfolg, wenn er abwechselnd mit verschiedenen Chemikalien geführt wird.
      Das allerdings scheitert daran, dass es nicht genug verschiedene gibt – und dass die Industrie auch momentan keine einzige Substanz entwickelt, die für Sprayprogramme geeignet sein könnte.
      Deshalb Moskitonetze.
      Sie seien in Gebieten mit schwerer Malaria »ebenso wichtig wie die Schusswaffe«, heißt es bereits in einem medizinischen Lehrbuch aus dem Jahr 1952.


      Sein Plan schien aufzugehen.
      Auf Taiwan, den karibischen Inseln, auf dem Balkan, in Teilen Nordafrikas, im Norden Australiens und im Südpazifik verschwand die Malaria.
      Ebenso in Indien und auf Sri Lanka.
      Ausgerechnet Schwarzafrika, wo die Plage am verheerendsten wütete, stellte Sopers Truppen allerdings vor schier unüberwindbare logistische Herausforderungen.
      Und einige Reiche wollten ihre Behausungen nicht besprühen lassen, weil DDT auf den Wänden einen gräulichen Schleier hinterlässt; sie bestachen Sopers Männer, damit sie ihre Häuser verschonten.
      Dann musste Soper auch noch feststellen, dass immer mehr Mücken die DDT-Attacken unbeschadet überstanden.
      Natürliche Ausleseprozesse ließen Stämme überleben und sich vermehren, denen DDT egal war.
      Weil nicht nur Soper DDT verwendete, sondern Tausende Bauern zum Schutz ihrer Felder vor Schädlingen, sogar viel größere Mengen davon, beschleunigte sich die Resistenzentwicklung.
      Zu allem Übel entdeckten Umweltschützer in DDT ihren größten Feind.

      Am Ende verlor Soper den Kampf.
      Die Mücken kamen zurück.
      Der WHO ging das Geld aus.
      1969 verabschiedete sie sich förmlich von dem Plan, die Malaria auszurotten.
      Selbst die so genannten Millenniumsziele, auf die sich die Vereinten Nationen vor fünf Jahren einigten, bleiben in puncto Malaria bescheiden: »…eindämmen bis 2015…«
      Avatar
      schrieb am 20.07.05 11:47:00
      !
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      Avatar
      schrieb am 26.07.05 13:22:16
      Beitrag Nr. 85 ()
      Rise up and walk!

      By the editor

      As nobel Peace laureate Wangari Maathai walked into Jameson Hall last week, the crowd rose and applauded for a full minute.

      It was acknowledgement of a woman who embodies a quality that the world needs most: service for the common good.

      Maathai was born into a family of peasant farmers and, through hard work, became the first Kenyan woman to obtain a doctorate. She made it her business to keep contact with the rural poor and to find out for herself what they most needed.

      She is best known for her Green Belt Movement, which trained thousands of women to plant 30 million trees throughout Kenya, where deforestation and soil erosion had turned once productive land into desert. The environmental benefits of her project are enormous. Just as valuable is the extent to which Maathai empowered the rural poor.

      She also initiated education and skills seminars which she believes are critical to equip people to take charge of their own lives.

      Maathai believes debt relief is critical for Africa to prosper, as it would release resources to invest in initiatives which empower the poor. Equally important is the abolition of the rich countries` trade protectionism, such as agricultural subsidies, which are "killing our farmers".

      But one of Maathai`s fundamental beliefs is that the responsibility for lifting Africa out of poverty lies with Africans themselves, with its leadership and with each individual.

      There are simple actions each one of us can take to improve our own lives and those of others, from planting trees in degraded areas to building technical schools, from volunteering time for community initiatives to passing on our skills to others.

      Maathai maintains the real value of service for the common good is that it would eliminate what she believes is the most unrecognised problem in Africa today: the level of disempowerment of ordinary people. It is up to each one of us, she says, to help others to "rise up and walk!"

      Published on the web by Cape Times on July 25, 2005.
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 13:25:53
      Beitrag Nr. 86 ()
      Interview mit Wangari in Südafrika zu G8

      At the G8 summit you made the comment that African leaders should also take responsibility for Africa’s troubles. How would you like to see that happen?

      Africa is a very rich continent resource-wise. It does not make sense that Africans are so poor. We have to ask ourselves what are the reasons.

      I believe one of the reasons is that African leaders have not facilitated the exploitation of the resources in the continent for the majority of the African people. The resources have tended to be extracted at very low prices, and they have tended to benefit very few people.

      This is a governance problem. African leaders must continue to emphasise more democratic [and inclusive] governance, and encourage equitable distribution of resources.

      They must equip their people with skills, knowledge and experience so that they can add value to the resources and … regenerate wealth for the African people.


      http://www.mg.co.za/articlePage.aspx?articleid=246360&area=/…
      Avatar
      schrieb am 22.11.05 21:18:13
      Beitrag Nr. 87 ()
      Für Afrika ist - im Gegensatz zu den Tsunamigebieten - die Hilfe nicht größer als die Not


      Schleppender Kampf gegen Hunger und Unterernährung
      http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1787439,00.html


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      G8: Make Poverty History oder Machen wir dem Kanzler Dampf!