Der Börsenmonat Oktober als Hoffnungsträger
Unsicherheit und
Zurückhaltung: Die deutschen Aktienbörsen haben die vergangene Handelswoche erneut mit einem Minus abgeschlossen, wobei ab Donnerstag eine Erholung eingesetzt und die Höhe der
Verluste merklich reduziert hat. In der ersten Wochenhälfte hatte die Kombination aus Inflations- und Zinssorgen einerseits und Rezessionsängsten in Bezug auf Europa andererseits die ohnehin
vorhandene Verunsicherung der Anleger weiter befeuert und die Kauflaune gestört. Ab Donnerstag hellte sich die Stimmung an den Märkten zumindest etwas auf. Ein wichtiger Grund hierfür waren
Inflationszahlen aus Deutschland und der Eurozone, die deutlicher zurückgegangen waren als erwartet. Allerdings lagen sie unverändert deutlich über der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB)
von um die zwei Prozent.Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
Dax fällt – Kurssprung bei der Commerzbank
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Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor im Wochenvergleich 1,1 Prozent auf 15.386,58 Punkte.
Der MDax gab 1,7 Prozent ab auf 26.075,11 Zähler. Der TecDax ging um 0,2 Prozent zurück auf 3.019,78 Punkte. Der m:access All-Share sank um 1,7 Prozent auf 1.400,34 Zähler.
Für Aufsehen im Dax sorgten die Papiere der Commerzbank, die sich auf Wochensicht um knapp 9,0
Prozent verteuerten. Verantwortlich hierfür war vor allem ein Kurssprung am vergangenen Freitag nach der Ankündigung ehrgeizigerer Ziele und einer neuen Ausschüttungspolitik der Bank. Am Ende der
Wochenverliererliste standen Zalando mit einem Minus von 8,7 Prozent. Der Kurs des
Online-Modehändlers litt unter anderem unter mit Enttäuschung aufgenommenen Zahlen des britischen Onlinehändlers Asos. Immobilienwerte rutschten nach dem Wohnungsbaugipfel der Bundesregierung spürbar ab. Der Kurs von Vonovia reduzierte sich auf Wochensicht um 3,7 Prozent, noch deutlicher abwärts ging es im MDax für TAG Immobilien (-13,4 Prozent) und LEG Immobilien (-10,0 Prozent).
Legte einen Kurssprung hin – die Commerzbank in Frankfurt erfreute Anleger mit zumindest ehrgeizigeren Zielen.
Anleihen: Bundespapiere verlieren an Attraktivität
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche weiter zurückgegangen. Die Aussicht auf länger anhaltend hohe und möglicherweise nochmals steigende Leitzinsen in den USA
und der Eurozone ließ die Bundespapiere für die Investoren unattraktiver werden. Am vergangenen Freitag erhielten die Kurse allerdings Unterstützung durch deutlicher als prognostiziert gesunkene
Inflationsdaten aus der Eurozone. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe bewegte sich dennoch die ganze Woche über auf ihrem höchsten Niveau seit zwölf Jahren, im Wochenvergleich zog sie von
2,72 auf 2,84 Prozent an. Die Umlaufrendite stieg von 2,77 auf 2,82 Prozent.
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USA: Zinssorgen und Haushaltsstreit belasten
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche überwiegend nachgegeben. Zinssorgen und zu Ende der Woche der Haushaltsstreit zwischen Demokraten und Republikanern und die damit
einhergehende Befürchtung eines Regierungsstillstandes belasteten. Der Dow-Jones-Index büßte im Wochenvergleich 1,3 Prozent ein auf 33.507,50 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index ging um 0,7 Prozent auf 4.288,05 Zähler zurück. Der technologielastige Nasdaq-100-Index rückte
minimal um 0,1 Prozent vor auf 14.715,24 Punkte.
Ausblick: Zinserwartung bleibt wesentlicher Faktor
In der aktuellen Woche dürfte es wieder der altbekannte Faktor Zinserwartung sein, der das Geschehen an den deutschen Aktienbörsen maßgeblich bestimmen könnte. Hierbei stehen einerseits
Äußerungen aus den Reihen der US-Notenbank Fed und der EZB an, so gibt es Reden sowohl von Fed-Chef Jerome Powell als auch von EZB-Chefin Christine Lagarde. Zum anderen werden die Anleger auf die
Wirtschaftsdaten achten, die Einfluss auf die künftige Geldpolitik haben könnten. An erster Stelle steht hier der US-Arbeitsmarktbericht, der über die Veränderungen der Beschäftigtenzahlen und
der Löhne Anlass zu Spekulationen über das weitere Vorgehen der Fed geben könnte. Auch die Einkaufsmanagerindizes können sich der Aufmerksamkeit der Märkte gewiss sein. Sollte sich hier die
wirtschaftliche Lage besonders in der EU weiter eintrüben, könnte dies die Hoffnungen auf eine nicht noch straffere Geldpolitik erhöhen.
Einigung im US-Haushaltsstreit
Für Erleichterung dürfte zu Wochenbeginn die Einigung im US-Haushaltsstreit sorgen, die den Regierungsstillstand, den sogenannten Shutdown, in den USA vermeidet. Optimistische Marktteilnehmer
verweisen zudem darauf, dass der Oktober statisch gesehen ein eher starker Börsenmonat sei, wobei auch die zuversichtlich gestimmten Beobachter erst einmal keinen Spielraum für neue
Kurs-Höhenflüge sehen.
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