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    Arbeit für alle! – Das Märchen von der Vollbeschäftigung - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 18.11.05 15:31:51 von
    neuester Beitrag 19.11.05 12:40:58 von
    Beiträge: 19
    ID: 1.021.081
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      Avatar
      schrieb am 18.11.05 15:31:51
      Beitrag Nr. 1 ()
      PANORAMA Nr. 661 vom 17.11.2005

      Anja Reschke:
      „Da harken sie Grünflächen, säubern Kinderspielplätze, werden umgeschult, und dann
      noch mal, und dann noch mal, besuchen immer und immer wieder die gleichen „Wiebewerbe-
      ich-mich-richtig-Seminare“. Und wozu die ganze Qual? Weil man ihnen verspricht,
      dass sie so wieder Arbeit kriegen. Mittlerweile sind es fast 5 Millionen Menschen, die
      darauf hoffen. Doch ihre Jobs haben inzwischen andere übernommen. Roboter zum
      Beispiel. Aber trotzdem werden Politiker aller Parteien und aller Koalitionen nicht müde,
      immer und immer wieder die Vollbeschäftigung zu versprechen. Überraschend eigentlich,
      dass sie anscheinend immer noch daran glauben. Stefan Buchen und Christian Rohde
      meinen, es ist Zeit, aus dem Traum von der Arbeit für alle, endlich aufzuwachen.“
      Es kommt eine neue Regierung, die Versprechen bleiben die alten.
      O-Ton
      Angela Merkel,
      CDU-Vorsitzende:
      „Der eigentliche Sinn natürlich unserer Maßnahmen bedeutet, wir wollen Arbeit schaffen.
      Und ich bin auch ganz sicher oder weiß, dass der Erfolg dieser großen Koalition gemessen
      werden wird an der Frage: Gibt es mehr Arbeitsplätze? Gibt es anspruchsvolle Arbeitsplätze
      in einigen Jahren? Sind die Menschen an dieser Stelle zufriedener?“
      Die alte Regierung hat ihr Arbeitsversprechen überwältigend gebrochen. Die Halbierung
      der Arbeitslosigkeit blieb ein Traum. Die neue Koalition träumt ihn weiter.
      PANORAMA:
      „Ist das Ziel Vollbeschäftigung in Deutschland noch ein erreichbares?“
      O-Ton
      Friedbert Pflüger, CDU:
      „Ich glaube, ja. Vollbeschäftigung ist und bleibt ein Ziel.“
      O-Ton
      Ludwig Stiegler, SPD
      „Wir müssen den Menschen eine Perspektive geben, wir halten an dem Ziel der
      Vollbeschäftigung fest.“
      O-Ton
      Eckert Rehberg, CDU:
      „Wohlstand für alle, Arbeit letztendlich für alle muss Ziel von Politik bleiben.“
      O-Ton
      Prof. Wolfgang Engler,
      Arbeitsmarktexperte:
      „Ich halte das für ganz und gar unrealistisch. Und erstaunlich ist, dass das ja in der Tat
      nicht nur alle Parteien, die im Bundestag vertreten sind, betrifft, sondern da kann man
      getrost die Unternehmerverbände, die Gewerkschaften, ihre Repräsentanten jedenfalls
      einbeziehen. Das ist wie ein Einheitsdenken, wie ein Akt der Gläubigkeit, der da vollzogen
      wird.“
      Auch Elke Jäger hat es geglaubt, das Versprechen auf Arbeit. Seit 1991 schreibt sie
      Bewerbung um Bewerbung, qualifiziert sich, bildet sich aus. Doch die ehemalige
      Chemieingenieurin aus Leipzig bleibt arbeitslos. Nach 14 Jahren Versprechen auf einen
      Arbeitsplatz bleibt nichts als Resignation.
      O-Ton
      Elke Jäger,
      Chemie-Ingenieurin:
      „Dann geht man zum Briefkasten und da ist wieder ein A4-Umschlag drin und das belastet
      ungemein. Da weiß man dann schon, A4-Umschlag bedeutet Bewerbungsmappe zurück,
      also Ablehnung, und wenn man dann so 80 Ablehnungen gelesen hat, dann kommt einem
      das nur noch höhnisch vor , wenn dann da steht: Wir wünschen Ihnen für Ihre Zukunft viel
      Erfolg.“
      Fünf Millionen Menschen in Deutschland geht es ähnlich wie Elke Jäger – sie leben ein
      Leben ohne Erwerbsarbeit. In Berlin dagegen tut man vollbeschäftigt, sind große Ziele
      wichtiger als der Blick für die Realität.
      PANORAMA:
      „Glauben Sie noch immer an das Ziel der Vollbeschäftigung?“
      O-Ton
      Klaus Uwe Beneter, SPD:
      „Na, das ist ein ganz wichtiges Ziel, das wir immer vor Augen haben. Das macht ja keinen
      Sinn, davon abzugehen.“
      O-Ton
      Andrea Nahles, SPD:
      „Auf jeden Fall sollte das Vollbeschäftigungsziel nicht aufgegeben werden aus meiner Sicht
      und das heißt Arbeit für alle.“
      Doch Arbeit für alle: das war einmal, ist lange her. Allein Ende der 60iger Jahre fand jeder,
      der suchte, einen Job. Die Arbeitslosenquote lag unter vier Prozent, Vollbeschäftigung galt
      als erreicht. Doch das Wunder war von kurzer Dauer, an dessen Wiederherstellung Politiker
      seit fast 40 Jahren grandios scheitern.
      O-Ton
      Prof. Georg Vobruba,
      Soziologe:
      „Man hat den Eindruck im internationalen Vergleich, dass Deutschland besonders
      vollbeschäftigungsversessen ist und zugleich genial neben der Vollbeschäftigung liegt.“
      Hände, die bald nicht mehr gebraucht werden: Noch schleifen sie Pinzetten und Scheren.
      Doch im Pfeilringwerk Solingen neigt sich das Zeitalter der Handarbeit dem Ende
      entgegen. Roboter haben Einzug gehalten. Ein Prozess, der in unserem Wirtschaftssystem
      völlig normal ist. In den vergangenen zwanzig Jahren sind so von rund 400, nur noch 100
      Arbeiter übrig geblieben. Bei Qualitätsscheren ist das Pfeilringwerk in Solingen
      Weltmarktführer. Und weil man das bleiben will, wird diese Maschine nie wieder durch
      menschliche Arbeitskraft ersetzt werden. Mittags wird klar, warum.
      O-Ton
      Torsten Korb
      Pfeilringwerk Solingen:
      „Der Roboter macht keine Pause. Wenn man das sieht, bei Pausenzeiten, am Tag eine ¾
      Stunde, da produziert der Roboter weiter. Allein das macht schon eine Menge aus. Und er
      ist nicht auf Arbeitszeit begrenzt, auf eine 35-Stunden-Woche, sondern da kann natürlich
      auch weiter produziert werden. Wie gesagt, theoretisch rund um die Uhr.“
      O-Ton
      Prof. Thomas Straubhaar,
      Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Institut:
      „Es ist ganz wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass der technologische
      Fortschritt weit mehr Arbeitsplätze in Deutschland vernichtet hat als beispielsweise die
      Globalisierung. Und diesen Arbeitsplätzen sollten wir auch nicht groß nachtrauern. Das ist
      ein Fortschritt auch für die Menschheit, wenn wir nicht mehr rund um die Uhr in
      Kohlegruben oder an Fließbändern stehen müssen. Weil diese Arbeitsplätze garantiert
      nicht das große Ziel der Menschheit waren.“
      Doch die Politik klammert sich weiter an eine Illusion.
      PANORAMA:
      „Gib es noch die Chance auf Vollbeschäftigung?“
      O-Ton
      Olaf Scholz, SPD:
      „Ich bin sicher, dass es möglich ist, Vollbeschäftigung zu schaffen. Dazu haben wir mit der
      Politik der letzten Jahre die notwendigen Voraussetzungen geschaffen.“
      O-Ton
      Friedbert Pflügler, CDU:
      „Ich glaube, dass wir bei allen Ländern um uns herum sehen können, dass die wirklich
      große Erfolge haben auf dem Weg der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Deutschland hängt
      weit zurück.“
      Der Fingerzeig ins Ausland - beliebt auch bei der neuen Regierung. Großbritannien ist der
      Musterknabe, dem es nachzueifern gilt. Statistisch hat das Land weniger als fünf Prozent
      Arbeitslose. Also Vollbeschäftigung? Keinesfalls. Der Vergleich mit dem angeblich so
      erfolgreichen „Modell Großbritannien“ hinkt nach Meinung vieler Experten. Denn Millionen
      Briten gelten statistisch nicht als arbeitslos, obwohl sie gar keiner geregelten Arbeit
      nachgehen.
      O-Ton
      Prof. Wolfgang Engler,
      Arbeitsmarktexperte:
      „In Großbritannien reicht es, wenn man ganz wenige Stunden bis hinab zu einer
      wöchentlich arbeitet, um aus der Arbeitslosenstatistik rauszufallen, das heißt, als jemand
      zu gelten, der arbeitet, der Arbeit hat. Zum Zweiten: Wenn man dort aus den
      Fürsorgesystemen herausfällt, dann gilt man, wie früher auch bei der Sozialhilfe in
      Deutschland, schlicht und ergreifend nicht als arbeitslos.“
      Großbritannien ist kein Vorbild für Deutschland. Doch statt nach politischen Konzepten
      jenseits vollmundiger Arbeitsversprechen zu suchen, setzt auch die neue Regierung auf
      Althergebrachtes: Kampf dem Sozialmissbrauch, Reform von Hartz IV und
      Vollbeschäftigung als Ziel, mal wieder. Wirtschaftsexperten halten das für zu kurz
      gesprungen.
      O-Ton
      Prof. Thomas Straubhaar,
      Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Institut:
      „Man kann sehen, dass sich die Parteien sehr viel Mühe geben, das Problem lösen zu
      wollen. Dass es vielleicht mit den getroffenen Maßnahmen auch gelingen wird, die
      Arbeitslosigkeit um ein, zwei Prozentpunkte runter zu fahren, Aber wir dürfen nicht
      vergessen, wir haben 10 -11 Prozent Arbeitslose, minus 1 – 2 Prozent bleiben 7 – 8 Prozent
      Menschen arbeitslos in Deutschland und für die haben wir mit diesen Konzepten keine
      richtigen Antworten.“
      Stattdessen setzt die Politik weiter auf Sinnloses. Den Zwang zur Arbeit zum Beispiel. Im
      Wald von Neustrelitz müssen diese Männer Restholz einsammeln, den Wald fegen, für ein
      bisschen Geld vom Staat. 20 Milliarden Euro gibt Deutschland für solche
      beschäftigungspolitischen Maßnahmen aus. Die Arbeitslosigkeit sinkt dadurch nicht. Nur
      der Druck auf die Menschen steigt. Doch wohin will man sie drücken. Zurück auf den ersten
      Arbeitsmarkt?
      O-Ton
      ABM-Teilnehmer:
      „Das glaub ich nicht, denn hier ist ja keine Arbeit. Wo soll die herkommen? Es ist ja keine
      Arbeit da für uns.“
      O-Ton
      ABM-Teilnehmer:
      „Da hier keine Betriebe entstehen und keine Arbeitsmöglichkeiten weiter, werden wir auch
      nicht zum richtigen Arbeitsmarkt kommen.“
      Der Wald ist aufgeräumt. Die ihn gekehrt haben, bleiben was sie sind: arbeitslos.
      O-Ton
      Prof. Wolfgang Engler,
      Arbeitsmarktexperte:
      „Wenn sich Wirtschaft und Gesellschaft dauerhaft unfähig zeigen, alle Menschen, die das
      wollen oder die das nötig haben, mit anständiger Arbeit zu versorgen, dann muss sie ja
      doch Vorsorge treffen dafür, dass solche Leute leben können, ohne immer wieder das
      Damoklesschwert der Arbeit, die dann doch nicht kommt, über sich zu sehen. Das heißt,
      die Antwort ist, dafür gibt es dann unterschiedliche Ausdrücke: Bürgergeld,
      Grundeinkommen, Mindestsicherung, Basic Income. Das ist die Antwort, ich glaube, man
      kommt darum nicht herum.“
      Doch weil die neue Regierung genau wie die Alte den Traum von der Vollbeschäftigung
      träumt, bleibt alles beim Alten. Es wird nicht weniger Arbeitslose geben, nur der Druck auf
      sie wird weiter steigen. Die Arbeitslosen: Opfer einer Politik, die die Wirklichkeit verleugnet.
      O-Ton
      Prof. Georg Vobruba,
      Soziologe:
      „Ich glaube, die Parteien stecken da in einer Art Falle. Ich denke doch, dass sie alle
      zumindest privat heimlich wissen, das dass mit der Vollbeschäftigung in absehbarer
      Zukunft nichts mehr wird. Aber wer sich zuerst bewegt, hat verloren.“
      Bericht: Stefan Buchen, Christian Rohde
      Schnitt: Nicole Wohlert

      http://www.ndrtv.de/panorama/data/panorama_051117_arbeitfuer…
      Avatar
      schrieb am 18.11.05 16:43:38
      Beitrag Nr. 2 ()
      Prof. Wolfgang Engler,
      Arbeitsmarktexperte:
      „Wenn sich Wirtschaft und Gesellschaft dauerhaft unfähig zeigen, alle Menschen, die das
      wollen oder die das nötig haben, mit anständiger Arbeit zu versorgen, dann muss sie ja
      doch Vorsorge treffen dafür, dass solche Leute leben können, ohne immer wieder das
      Damoklesschwert der Arbeit, die dann doch nicht kommt, über sich zu sehen. Das heißt,
      die Antwort ist, dafür gibt es dann unterschiedliche Ausdrücke: Bürgergeld,
      Grundeinkommen, Mindestsicherung, Basic Income. Das ist die Antwort, ich glaube, man
      kommt darum nicht herum.“


      --------------

      "Bürgergeld,
      Grundeinkommen, Mindestsicherung, Basic Income" heißt die Antwort ganz bestimmt nicht.

      Ein immer größerer Teil der Erwerbsfähigen wird im modernen Produktionsprozess nicht mehr benötigt. Viele wären dazu auch gar nicht geeignet, weil ihnen die geistigen Voraussetzungen fehlen. Um aber allen Bürgern ein Mindestmaß an Teilhabe zu gewähren, ist immer größere Umverteilung notwendig. Das läßt sich der arbeitende Teil der Bevölkerung aber auf Dauer nicht gefallen.

      Es ist doch völlig blauäugig zu glauben, eine hochqualifizierte und hochproduktive Minderheit würde ein immer größer werdendes postindustrielles Proletariat durchfüttern. Man müßte dann schon `ne Mauer bauen.
      Avatar
      schrieb am 18.11.05 16:58:01
      Beitrag Nr. 3 ()
      2,

      was denn? Versklavung? Erschiessen? Outsourcen nach Afghanistan? VERBEAMTUNG?

      was unter 1 steht, poste ich hier auch schon seit 2 Jahren.

      Klar; im gegenwärtigen System wird die Belastung "scheinbar" auf die Beschäftigten umgewälzt.

      In Wirklichkeit wird die Belastung von den Unternehmen die sich der Globalisierung und den dazugehörigen Theorien verschrieben haben, auf die Gesellschaft und Staat gewälzt.
      Der Staat reagiert mit Abgabenerhöhungen an die, von denen am leichtesten was zu holen ist.

      Aber doch nicht nur bei uns. Bush wollte Sozialleistungen kürzen um den Irak-Krieg solange möglich weiterzuführen; die US-Beschäftigten sollen die Pensions-Verpflichtungen der Konzerne übernehmen, die Teil der Gehälter sind.


      Spiel das Spiel weiter und sag mir wo das Ende der Spirale sein soll.
      Avatar
      schrieb am 18.11.05 17:01:46
      Beitrag Nr. 4 ()
      [posting]18.868.608 von smirnow am 18.11.05 16:43:38[/posting]Der Tatsache, das es vermutlich NIE wieder Vollbeschäftigung geben wird, widersprichst du nicht.
      Was wäre dann DEIN Lösungsvorschlag ? :rolleyes:

      Josue de Castro (ehemal. WHO-Präsident):

      In Brasilien kann wegen des Hungers niemand ruhig schlafen.
      Die einen, weil Sie Hunger haben.
      Die Anderen weil Sie Angst vor den Hungernden haben.
      Avatar
      schrieb am 18.11.05 17:14:42
      Beitrag Nr. 5 ()
      Ich hoffe der Arbeitsmarktsexperte Engler oben ist nicht dieser Engler

      Prof. Wolfgang Engler, Kultursoziologe, kürzlich gewählter Rektor der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“

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      Avatar
      schrieb am 18.11.05 17:16:57
      Beitrag Nr. 6 ()
      [posting]18.868.937 von 789456123 am 18.11.05 17:01:46[/posting]Lest mal das folgende Buch;)

      Gabor Steingart

      Deutschland
      Der Abstieg eines Superstars
      Avatar
      schrieb am 18.11.05 17:29:42
      Beitrag Nr. 7 ()
      ich kenne auch keine Lösung. Ich weiß nur, dass `Bürgergeld` auf Dauer nicht funktioniert, weil der produktive Teil der Bevölkerung keinen beliebig hohen Preis für `sozialen Frieden` bezahlt. Auch hier gilt die Laffer-Kurve, man kann den Bogen nicht überspannen. Es gibt ja durchaus Ausweichstrategien, wie z.B. innere oder äußere Emigration, Kapitalflucht u.a.
      Avatar
      schrieb am 18.11.05 17:29:57
      Beitrag Nr. 8 ()
      gutes Buch.

      Zusätzlich lest ihr noch die Bücher von v.Arnim, macht Euch über Bilderberger und Trilaterale Komission schlau, und wühlt in der Bush-Doctrin auf der Website des Weissen Hauses.Und lesst euch in Ruhe die EU-Verfassung durch.;)

      Dann ergeben sich die Zusammenhänge und das "warum ist das so und nicht anders" zwangsläufig.

      Nein; das sind keine Verschwörungstheorien. Das ist Realität.
      Avatar
      schrieb am 18.11.05 17:38:58
      Beitrag Nr. 9 ()
      Ein großes Problem in der Diskussion ist bereits, daß viele ganz offensichtlich meinen, oder schlimmer noch, wider besseres Wissen den Eindruck erwecken wollen, alle Arbeitslosen wären Langzeitarbeitslose.
      Avatar
      schrieb am 18.11.05 17:42:08
      Beitrag Nr. 10 ()
      smirnow,

      eine Lösung kann es nur geben, wenn die großen Kapitale(privat und von Unternehmensseite) zur Sanierung der Staatshaushalte überproportional miteinbezogen werden und die Löhne und Gehälter stärker steigen als die Inflation.


      Sie (große Privat- und Unternehmenskapitale) haben in den letzten 15 Jahren überproportional profitiert. Auf Kosten von uns allen.

      Sie sind das Problem; was den maroden Staat, die hohe Arbeitslosigkeit, die Perspektivlosigkeit unserer Jugend geht.

      Auch wenns in einem Börsenboard nicht gerne gelesen wird; es nützt nichts die Realität immer weiter zu verdrängen und den Menschen das Gegenteil vorzubeten.
      Avatar
      schrieb am 18.11.05 17:48:27
      Beitrag Nr. 11 ()
      So wie jetzt kann es jedenfalls nicht weiterlaufen, wir können nicht die Power von ca. 4 Mio. Arbeitswilligen brach liegen lassen. Es ist ja nicht so als gäbe es in Deutschland nichts zu tun - marode Städte, miese Infrastruktur u. jeder 2. Artikel Made in China.
      Wir müssen wieder klotzen statt kleckern, die Chinesen machen es uns seit Jahren vor.

      Fakt ist, dass in unserer heutigen Dienstleistungs- und Sesselfurzergesellschaft für im weitesten Sinne handwerklich Begabte wenig Bedarf besteht, u.a. weil Produktionsstätten nach Asien und Osteuropa verlegt wurden.
      Warum das so ist, ist bekannt.
      Jetzt heisst es also durch gezielte Maßnahmen diese Menschen wieder in die Arbeitswelt zu integrieren, mit der geplanten MWSt. Erhöhung ist schon mal der erste Schritt in die falsche Richtung getan.:mad: Die Koalition der schlechten Kompromisse macht da weiter wo Schröder aufgehört hat.


      Natürlich wäre ein Basic Income eine feine Sache, aber machen wir uns nichts vor, es ist nicht finanzierbar.
      Avatar
      schrieb am 18.11.05 18:04:24
      Beitrag Nr. 12 ()
      fast4ward,

      ich glaub Du bist der erste der hier im Zusamenhang mit der AL von "Arbeitswilligen" schreibt. Das ist auch so.

      Einige scheinen hier zu glauben, die über 1000 Menschen die täglich arbeitslos werden, tun dies freiwillig und nur um 345€ Taschengeld/Monat zu kriegen.

      Interressant wäre in diesem Zusamenhang auch mal ein Listing, wieviele der 6 Mio. AL ausgebildete Fachkräfte, bessere Qualifikationen usw. aufweisen.
      Das Märchen, es handle sich nur um Niedrigstqualis müsste dann wohl auch noch auf den Müll.

      Grosses Problem ist auch; das sich unsere Politiker diese bitteren Wahrheiten (das ein Rückgang der AL so gut wie unmöglich sein wird; es sei denn man ändert einfach die Definition)nicht an- und auszusprechen trauen.

      Einerseits aus parteitaktischen Gründen, andererseits weil sie keine Lösungen haben. Die Lösungen haben sie durch Gesetze mehr oder weniger selbst verbaut. Hier und auf EU-Ebene.

      Borazon,

      das die Zahl der Langzeitarbeitslosen stetig zunimmt und die der "normal" Arbeitslosen immer mehr übersteigen wird; liegt an unserem System und ist so gesehen normal.
      Avatar
      schrieb am 18.11.05 22:09:21
      Beitrag Nr. 13 ()
      Man kann den wirtschaftlichen Niedergang und die damit verbundene Arbeitslosigkeit doch nicht losgelöst von der millionenfachen Einwanderung in die Sozialsysteme sehen.

      „Von 7.5 Millionen Ausländern stehen heute 73 Prozent dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung“, stellt Klaus Zimmermann vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin fest.
      Drei Viertel der Zuwanderer ziehen es vor, hier zu leben, statt hier zu arbeiten.

      Faktisch betreibt Deutschland seit 1973 eine humanitäre, multikulturelle Einwanderungspolitik, die Parallelgesellschaften duldet und fördert. Während Fachkräfte einen Bogen um Deutschland schlagen, schwillt der Zuzug der „Familienangehörigen“ an......
      Seit 1980 kamen circa 3 Millionen Asylbewerber. Obwohl im Schnitt nur 11,3 Prozent der Anträge positiv beschieden wurden, bleibt der Großteil im Land - legal oder eben illegal.
      Soziologisch gesprochen hat Deutschland eine Unterschicht importiert mit wenig Bildung, wenig Kapital, die auch kaum kulturelle Impulse liefert.......
      Während die westliche Welt auf dem Weg in die Wissensgesellschaft fortschreitet, holte Deutschland Millionen rückständiger, islamischer Unterschichten - viele nur fähig für einfache Anlernberufe."

      Ausländerkinder der dritten Generation können kaum Deutsch und versagen oft in der Ausbildung. Ausländer bevölkern die Sozialämter und Krankenhäuser und stehen in der Arbeitslosenstatistik ganz oben.

      Statt in Infrastruktur, Bildung und Forschung zu investieren (was Arbeitsplätze schaffen würde) und Steuern zu senken, „füttern“ wir immer mehr Wirtschaftsflüchtlinge durch.

      Avatar
      schrieb am 18.11.05 22:22:18
      Beitrag Nr. 14 ()
      Ich kann nur nochmal sagen:

      Lest mal das folgende Buch

      Gabor Steingart

      Deutschland
      Der Abstieg eines Superstars
      Avatar
      schrieb am 18.11.05 22:53:42
      Beitrag Nr. 15 ()
      Klar ist diese Ausbeutergesellschaft schuld an der Arbeitslosigkeit. Ausgebeutet werden alle Arbeitenden, vor allem die nicht im Staatsdienst.
      Also ich kann aus meiner Sicht nur sagen, dass dieser perverse Umverteilungsstaat natürlich Arbeit für viele, nicht nur für den Niedriglohnsektoer unattraktiv macht. Es macht ja einen großen Unterschied für die Lebensqualität, ob man schuften muss oder nicht.


      Konkretes Beispiel: Jurist, arbeitet in Kanzlei, Einkommen 3000-4000 pro Monat, nach Steuer und "Sozialversicherungsabgaben" 1750-2300 durchschnittliche Arbeitszeit 8.30-10.30, viele Wochenenden, sprich locker 60 h pro Woche, effektiver Stundenlohn 8-10 Euro:eek: (Schwarzarbeit bringt mehr)

      Einkaufen wegen Ladenöffnungszeiten unmöglich, nur Samstagswahnsinn, Haushaltshilfe lagal auch fast unmöglich,....

      logische Schlussfolgerung: Emigration dorthin, wo die Arbeitsbedingungen und das Einkommen "sozialer" sind (London, N.Y.,..) oder mal kürzer treten in Arbeitslose in D, in Ruhe einkaufen gehen, in Ruhe mal zum Doktor gehen können, die Kopf und Nackenschmerzen los werden, nicht mehr 50 h pro Woche vor dem Bildschirm, etcetc...
      Avatar
      schrieb am 19.11.05 02:39:36
      Beitrag Nr. 16 ()
      Du beschreibst das, was ich täglich sehe:

      A) Vollbeschäftigt, mind. 50 Std. / Woche, meistens mehr

      B) Arbeitslos, bereit für 1200€ brutto zu Arbeiten, kriegt nix...

      B tauscht jederzeit gerne mit A

      Was meint A ???
      Avatar
      schrieb am 19.11.05 03:16:54
      Beitrag Nr. 17 ()
      A tauscht aus genannten Gründen gelegentlich auch und geht anschließend zum Arbeiten ins Ausland, wo er wenigstens mehr als die Hälfte seines Einkommens behalten darf:(.

      Die Leute, die Arbeit haben, werden auch deshalb so eingespannt, weil für jeden zusätzlich Beschäftigten gleich eine Wahnsinnslatte an neuem Sozialfurz, den der Arbeitgeber zahlen muss, entsteht und deshalb 1*60 ist viel billiger als 2*30 gilt.

      Im übrigen glaub ich nicht, dass es sozusagen nur eine "beschränkte" Anzahl von Jobs gibt (eigentlich ist das aus volkswirtschaftlicher Sicht eine sogar absolut schwachsinnige Behauptung). In D wird ein niedrig qualifizierten Dienstleistungssektor, wahrscheinlich aus ideologischen Gründen, geradezu verhindert (dafür gibts jetzt die völlig absurden und wirklich unsinnigen 1 Euro Jobs, damit der Staat die Leute ein wenig erpressen und ausnutzen kann). In den USA - und nicht nur dort - gibt´s davon viel mehr.
      Personal im Haushalt, personal Trainers, Leute, die im Supermarkt den Einkauf verpacken, private Gärtner, von mir aus auch Schuhputzer usw. - allerdings darf sowas nicht 20 Euro pro h kosten (8 euro Lohn +Pensionsfurz+Umsatzfurz+Sozialfurz+Mehrwertfurz+Versicherungsfurz +was weiß ich noch für furz), sonst kanns eben kaum einer in Anspruch nehmen.
      Avatar
      schrieb am 19.11.05 11:00:15
      Beitrag Nr. 18 ()
      [posting]18.869.557 von derdieschnautzelangsamvollhat am 18.11.05 17:42:08[/posting]Schnauze, weil du ja in vielem Recht hast....

      Frage: Würdest du einem Deutschen Unternehmer zubiligen, in der genau gleichen Art und Weise zu argumentieren, wie du es tust?

      Da ich dich für einen Demokraten halte, unterstelle ich dir ein (zähneknirschendes?) JA.

      Mit dem Ergebnis, daß der sich auch als Getriebener einer internationalen Entwicklung sieht...

      Der Druck kommt kommt allein vom Zins - weil man uns einredet, Geld müßte "Kinder kriegen"...

      Der Druck kommt n u r vom Zins - nehmt den Zins und alle Welt wird befreit aufatmen, "Wachstum" als Aufblähung ist nicht mehr erforderlich.
      Avatar
      schrieb am 19.11.05 12:40:58
      Beitrag Nr. 19 ()
      18,

      Unternehmer wie besagter Hamburger Reeder (Name leider entfallen)sprechen sich offen für höhere Gewinn- und Vermögensbesteuerungen aus.

      Und nicht erst ab 250 000. (die 3% mehr "Reichen"-Steuer betreffen nur den übersteigenden Betrag und wird nicht auf das Gesamteinkommen berechnet.)


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      Arbeit für alle! – Das Märchen von der Vollbeschäftigung