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    Löhne, Steuern, der Arbeitsmarkt und die Immigration - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 26.01.06 13:41:12 von
    neuester Beitrag 28.01.06 15:33:02 von
    Beiträge: 4
    ID: 1.035.653
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      schrieb am 26.01.06 13:41:12
      Beitrag Nr. 1 ()
      Gestern lief eine sehr interessante Diskussion mit dem Chef des ifo-Institutes, Hans-Werner Sinn, auf dem Kanal Phoenix. Auch heute ist er um 17.10 auf dem Kanal N-TV zu sehen. Sollte jeder mal rainschauen.


      Ich fasse hier mal kurz die gestrige Diskussion zusammen:

      In der Diskussion ging es hauptsächlich um Löhne, die Ausgestaltung des Sozialstaates als auch den Arbeitsmarkt und der Immigration in den Sozialstaat. Diese Bereiche sind sehr eng miteinander verbunden.

      Sinn nannte hier mehrere Beispiele. Er sprach zum einen vom neuen Unwort des Jahres, der " Entlassungsproduktivität" und wie diese zustande kommt: Die Löhne werden über das für einen (kleinen odermittleren) Betrieb gesunden Maß hinaus erhöht, was dazu führt, daß besonders Stellen im minderqualifizierten Bereich wegrationalisiert werden. Unterm Strich aber erhöht das die Produktivität gemessen an den noch übrig bleibenden Arbeitnehmern. Dann kommen die Gewerkschaften und sagen " Aha, die Produktivität ist gestiegen, dann müssen auch wieder die Löhne steigen" . Sinn beschrieb dies als irrsinnigen Kreislauf, der bereits über Jahrzehnte so betrieben wurde.

      Ferner räumte er mit dem Argument der Gewerkschafter auf, dass durch höhere Löhne die Binnennachfrage gesteigert würde. Löhne steigern die Binnennachfrage aber nicht, insbesondere dann nicht, wenn die Preise durch höhere Kosten erhöht werden müssen. Verbunden mit der Inflation bliebe hinterher sogar noch weniger an Realeinkommen übrig. Ferner vergessen die Leute immer, so Sinn, daß relativ (gemessen an unseren Nachbarn) zu hohe Löhne Investitionen verhindern. Investoren sehe sich also das Land an, merken daß die Löhne zu hoch sind und gehen lieber nach Österreich oder in die Schweiz. Dadurch verlieren wir Investitionsgüter, die ebenfalls Binnennachfrage sind.

      Dieser Effekt wird noch unterstützt durch die Tatsache dass wir bei Hochqualifizierten mit hohen Einkommen relativ (immer gemessen an unseren Nachbarn) viel Steuern verlangen, im Niedriglohnsektor aber ein relativ hohes Nettoeinkommen gewähren. Das hat zur Folge, daß Hochqualifizierte abwandern und gleichzeitig in die Sozialsysteme immigriert wird.

      Hier wären wir beim Thema der Arbeitslosigkeit und der Rolle des Staates, der sich wie ein Konkurrent zur Wirtschaft verhält. Er legt einen faktischen Mindestlohn fest, den die Wirtschaft übertreffen muß. Gelingt dies nicht, haben Deutsche den Anspruch nichts zu tun. Der Staat subventioniert so das Nichtstun. Dabei soll der Sozialstaat keineswegs abgeschafft werden. Der Staat soll den Menschen helfen, aber nicht so helfen, daß sie sich selbst nicht mehr helfen. Nach Sinn ist es besser die Löhne zu subventionieren. Es gibt also Zuschüße. Zum Lohn der Wirtschaft kommt der Lohn des Staates. Die Hinzuverdienstmöglichkeiten müssen stärker erweitert werden. Derzeit ist es so, daß Hartz4 nur begrenzt Hinzuverdienst (jedenfalls offiziellen) ermöglicht. 100 Euro sind frei, darüber hinaus müssen von jedem hinzuverdienten Euro 80 Cent an den Staat gegeben werden. Das ist viel zu unattraktiv. Er nennt das Konzept aktivierende Sozialhilfe. Es wird ein Niedriglohnsektor geschaffen, bei dem es für die Wirtschaft (hier vor allem die kleinen und mittleren Betriebe und weniger global agierende Aktiengesellschaften) lohnend ist, Stellen im unteren Lohnsektor zu schaffen und so etwa Abwanderung zu verhindern, aber auch Investitionen und damit Binnennachfrage zu schaffen. Dabei würden die Löhne auch nicht ins Bodenlose fallen wie immer wieder behauptet wird. Denn hier greift das marktwirtschftliche Prinzip von Angebot und Nachfrage. Ist Nachfrage der Wirtschaft höher als das tatsächliche Angebot steigen wieder die Löhne. Der Staat legt fortan also nichtmehr Mindestlöhne fest, sondern der Wirtschaftskreislauf. Hier ist es übrigens ein Fehler so herum zu argumentieren, daß Wachstum Arbeitsplätze schaffen würde. Kurzfristig mag das stimmen, aber langfristig ist das Gegenteil der Fall: Nur Arbeitsplätze schaffen auf Dauer Wachstum. Genauso wie nur Unternehmer Arbeitspläte schaffen. Der Staat muß also nicht Feind, sondern Partner sein. Und eben genau hierfür wird so gesorgt. Sozial attraktiv, da durch Zuschüße nicht weniger in der Tasche bleibt. Und teurer wird es auch nicht. Im Gegenteil würde das Gemeinwesen durch höhere Steuereinnahmen noch profitieren und so sogar Steuererleichterungen möglich machen.

      Ich finde seine Ideen sehr interessant und mindestens dazu geeignet, breiter diskutiert zu werden. Aber zerredet werden sollten sie nicht. Man sollte sie einfach einmal umsetzen. Davon würden wir alle sehr profitieren. Gerade Deutschland -und das wurde in der Sendung auch betont- hat einen unglaublichen Standortvorteil, den ein anderen Land so nicht bieten kann. Wir haben eine hervorragende Infrastruktur, hochqualifizierte Menschen und liegen im Zentrum der globalen Wirtschaft. Von hier aus ist es möglich Geschäfte mit den beiden großen Wirtschaftsregionen abzuwickeln. Nordamerika auf der einen, Asien auf der anderen Seite. Allein der Zeitunterschied der beiden Regionen zueinander und die Tatsache, daß wir schneller agieren können, bringt wesentliche Vorteile und damit Chancen, die aber derzeit viel zu wenig genutzt werden. Auch sind unsere Arbeitnehmer nicht faul. Aber es sind zu wenige Jobs vorhanden. Und es sind eben zu wenig Jobs da, weil der Lohnersatz des Staates zu hoch ist. Das ist der eigentliche Kern unseres Problems. Deutsche haben Anspruch auf Sozialleistungen, was ja auch okay ist. Immigranten haben dies aber so nicht. Daher brauchtman sich nur selbst auf der Straße umzusehen. Wo findet man noch deutsche Taxifahrer? Oder habt Ihr euch schon mal damit beschäftigt eine deutsche Haushaltshilfe zu bekommen oder einen deutschen Gärtner? Eben, es funktioniert nicht, weil der Staat Arbeitsplätze in diesen Bereichen abschöpft.

      Okay, es soll jetzt erstmal gut sein. Ich hoffe, daß sich viele an dieser Diskussion beteiligen werden.

      Bis dann

      Sexus
      Avatar
      schrieb am 26.01.06 14:04:22
      Beitrag Nr. 2 ()
      Mir fällt zu dem Mann dieser Vergleich ein:

      Der sitzt im Restaurant-Schaufenst vorm reich gedeckten Tisch, erklärt, warum er den Inhaber (der ihn bezahlt) wegen seiner Diät empfiehlt - und draußen drücken sich Leute um die Mülleimer rum...

      Und das macht er in jedem Restaurant, das gerade en vogue ist
      Avatar
      schrieb am 26.01.06 14:11:56
      Beitrag Nr. 3 ()
      [posting]19.890.735 von webmaxx am 26.01.06 14:04:22[/posting]Es wäre sicherlich nicht schädlich tiefer in die Materie einzutauchen
      Avatar
      schrieb am 28.01.06 15:33:02
      Beitrag Nr. 4 ()
      Tja von wem bekommt der Mann sein Geld? Der erinnert mich immer wieder an Dr. Marlboro.


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