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    Wer weniger als 200 000 Mark auf dem Depot hat, gilt als lästiger Kleinsparer und muß gehen! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 25.03.00 21:27:20 von
    neuester Beitrag 25.03.00 21:45:36 von
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      schrieb am 25.03.00 21:27:20
      Beitrag Nr. 1 ()
      G R O S S B A N K E N

      Die Abschiebung

      Aufruhr im Geldgewerbe: Die Ankündigung von Deutsche Bank und Dresdner Bank, weniger vermögende Kunden in ein Spezialinstitut abzuschieben, empört Millionen von Sparern. Die Konkurrenz will von der Wutwelle profitieren.

      Den Aufreger der Woche lieferte Deutschlands auflagenstärkstes Fachblatt für Finanzen und Volksempfinden: "Immer auf die Kleinen!", titelte "Bild" am Donnerstag vergangener Woche. Die Schlagzeile "Dresdner Bank wirft Millionen Kunden raus" sorgte für Gesprächsstoff in Kantinen und Kneipen.
      Schon beim ersten Glas Kölsch brach am Tresen der "Birke" in Köln-Sülz Empörung aus. Alle waren der gleichen Meinung wie der freiberufliche Unternehmensberater Klaus Michel, Kunde bei der Dresdner und der Deutschen Bank: "Eine Unverschämtheit."

      Der Diplomkaufmann hat sich gerade ein Haus gekauft und ist mit einem deshalb nur noch fünfstelligen Guthaben nicht mehr erwünscht. Michel will zur Commerzbank wechseln: "Ich lasse mich nicht abschieben."

      Den Volkszorn hatte Joachim von Harbou ausgelöst, Vorstandsmitglied der Dresdner: Wer weniger als 200 000 Mark auf dem Depot hat, gilt als lästiger Kleinsparer und soll zur Deutschen Bank 24 gehen, verkündete der Banker vergangene Woche. So sehen es die Verabredungen der Fusionspartner Deutsche und Dresdner Bank vor.

      Die Deutsche Bank hatte im vergangenen Jahr die Bank 24 gegründet, die Durchschnittsverdiener und Firmen mit einem Umsatz unter fünf Millionen Mark betreuen soll. Per Standardschreiben ­ "Herzlich willkommen bei der Deutschen Bank 24" ­ erfuhren die verdutzten Kunden des Kreditinstituts, dass sie hiermit zur Billigtochter abgeschoben werden.

      Reihenweise kündigten die abgewerteten Deutsche-Bank-Kunden ihre Konten und Wertpapier-Depots. Zur Bank 24 werden nun auch die ärmeren Klienten der ­ bald mit der Deutschen vereinten ­ Dresdner geschickt. Das größte Finanzhaus der Welt duldet dann nur noch gut vier Prozent der deutschen Bevölkerung an ihren edlen Schaltern (siehe Grafik).

      Die Kundschaft reagierte verständlicherweise zornig. Tausende beschwerten sich bei ihren Finanzberatern ­ oder machten ihrem Ärger in Briefen Luft.

      "Wir haben sofort Argumentationshilfen an unsere Mitarbeiter ausgehändigt", berichtet ein Niederlassungsleiter der Dresdner, "und wir versichern den Anrufern, dass wir um jeden Kunden kämpfen. Einstweilen zumindest."

      Dabei hat jede Bank ein Zwei-Klassen-System, vornehm "Kundensegmentierung" genannt. Auch die Sparkassen behandeln Chefärzte anders als Krankenschwestern. Allerdings: Keine Sparkasse treibt die weniger gut situierte Kundschaft zu einem Institut, das eigens für die ärmere Mehrheit der Bevölkerung gegründet wurde.

      "Apartheid-Banking", mokiert sich ein Manager der HypoVereinsbank. Vor allem die Peanuts-Grenze von 200 000 Mark, die von Harbou öffentlich setzte, erwies sich als grandiose Fehlleistung. Die Vorstände der beiden Großbanken offenbarten einmal mehr, wie weit sie sich von der Realität der Normalbevölkerung entfernt haben.

      Bei jedem Kauf mit EC-Karte, bei jeder Überweisung zeigt nun jeder Kunde der beiden Großbanken seine Vermögenslage. Auch die Bankverbindung deutet nun schon darauf hin, dass der Konsument mit den hohen Ansprüchen wenig auf dem Konto hat und der Mittelständler offenbar kein Umsatzriese ist.

      Andere Banken praktizieren diese Aufteilung deutlich sensibler. Sparkassen etwa haben sogar die frühere Klassifizierung "Standardkunde" aufgegeben: "Privatkunde" klingt anspruchsvoller. Aber nur der "Individualkunde" hat richtig Geld und damit "erhöhten Beratungsbedarf", wie die Kreditinstitute die bessere Behandlung rechtfertigen.

      Wer ein Depot von einigen hunderttausend Mark hat, wird umworben, gründlicher informiert und freundlicher abgefertigt; er bekommt günstigere Kredite und kassiert höhere Zinsen.

      Ein guter Anlageberater kennt selbstverständlich auch die Geburtstage seiner Individualkunden und schickt dann, je nach Bedeutung, eine Glückwunschkarte oder einen Blumenstrauß.

      Es ist wie bei der Lufthansa: Schampus in der First Class, Bier in der Economy. Doch anders als die deutsche Fluglinie sind bislang als einzige Unternehmen nur die Deutsche und Dresdner auf die Idee gekommen, die weniger betuchte Kundschaft öffentlich bloßzustellen und durch Überweisung an ein Tochterinstitut für jeden erkennbar zu stigmatisieren.

      Sichtlich vergnügt beobachtet Karl-Joachim Dreyer, Chef der Hamburger Sparkasse (Haspa), die Abwanderung von der Deutschen und der Dresdner Bank: "Der Prozess geht langsam los." Deutschlands größte Sparkasse hat in den vergangenen Wochen rund 2000 Konto- und Depotübertragungen registriert, sie rechnet mit insgesamt 10 000 ­ allesamt, wie Dreyer weiß, "gute private Kunden".

      Mit Anzeigen schürt die Haspa die Verärgerung und empfiehlt sich als die bessere Alternative.

      Auch die über 2000 deutschen Volks- und Raiffeisenbanken machen sich jetzt an die abgeschobene Klientel heran, ebenso die Großbanken, allen voran die HypoVereinsbank mit einem "expansiven Kundengewinnungsprogramm".

      Ihre Chancen stehen gut: All die Kunden der Dresdner und Deutschen, die kein Bar- oder Wertpapiervermögen von mindestens 200 000 Mark haben, fühlen sich als "unrentabler Ballast", stellte Dirk Ziems vom Kölner Marktforschungsinstitut IFM fest. Ein Riesenpotenzial für die Konkurrenten der Überfliegerbank.

      Mit der Auslagerung ihres Massengeschäfts wollen Deutsche und Dresdner ihre chronisch defizitären Filialen sanieren. Haspa-Chef Dreyer kann zumindest die "Argumentation nachvollziehen" und rechnet für Hamburg vor: Die beiden Großbanken unterhalten zusammen 99 Filialen und kommen auf einen Marktanteil von zehn Prozent; die Haspa hat doppelt so viele Filialen, aber einen Marktanteil von 55 Prozent.

      Die Deutsche und die Dresdner, so scheint es, haben ihr Filialgeschäft arg vernachlässigt. Für die meisten Kreditinstitute ist schon ein Kunde rentabel, auf dessen Konto monatlich 2000 Mark eingehen. Die beiden Frankfurter Fusionskandidaten, die ihre Filialkosten nicht in den Griff bekommen, brauchen jedoch weit höhere Umsätze pro Kunde.

      Für die meisten Banker sind Filialen "der Königsweg des Bankgeschäfts", so der HypoVereinsbank-Chef Albrecht Schmidt. Über ihre Filialleiter vor Ort erfahren sie frühzeitig von Entwicklungen und Veränderungen. "Wir wissen an jeder Milchkanne der Republik, wer hier welche Geschäfte macht", sagt Bernd Thiemann, Chef der DG Bank, des Spitzeninstituts der Volks- und Raiffeisenbanken.

      Vor allem aber: Der Deutsche wechselt nur dann die Bank, wenn er sich sehr schlecht behandelt fühlt. Der 26-jährige Diplomingenieur, den die Deutsche und Dresdner als Berufseinsteiger nicht haben will, wird als wohlhabender 45-Jähriger nicht zu einer Bank wechseln, der er einst als Kunde zu schäbig war.

      "Das ist gut für uns", freut sich Bernhard Termühlen, Vorstandvorsitzender des Finanzdienstleisters Marschollek, Lautenschläger & Partner (MLP). Termühlen verfolgt höchst erfolgreich den entgegengesetzten Weg, den Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer und sein Kompagnon Bernhard Walter von der Dresdner eingeschlagen haben.

      Die Vermögensberater der MLP ­ laut Eigenwerbung 96 Prozent Hochschulabsolventen ­ gelten als die besten der Branche. Sie gehen gezielt an Kunden heran, die nichts oder wenig auf dem Konto haben: Berufseinsteiger frisch von der Universität.

      An denen verdient MLP zunächst kaum etwas. Aber später, wenn deren Einkommen steigt, gehören sie zu den lukrativsten Kunden ­ Besserverdiener, die ihre Versicherungen und Altersvorsorge ihrem MLP-Berater anvertrauen.

      Auch bei anderen Finanzdienstleistern sorgt die Arroganz der Fusionsbanken für Stimmung. "Wir werden davon profitieren", sagt Reinfried Pohl, Chef der Finanzfirma DVAG, deren 20 000 provisionshungrige Mitarbeiter sich vorzugsweise um Normalverdiener kümmern.

      "Ein Gottesgeschenk" sei die neue Bank, meint auch Carsten Maschmeyer, Herr über 6000 zumindest formal selbständige Anlageberater der AWD. Maschmeyer arbeitet seit einiger Zeit daran, nach dem Vorbild der MLP aus Provisionsjägern kompetente Berater zu machen: "Wir wollen den Kunden ein Leben lang behalten."

      Gute Vermögensberater sind knapp. Aber derzeit häufen sich bei Kreditinstituten Bewerbungen von Anlageexperten der Deutschen und Dresdner. "Eine Menge Anfragen" habe ihre Firma erhalten, berichtet Jutta Fink von MLP, "alles hoch qualifizierte Bewerber".

      Denn niemand weiß, wer bei der fusionierten Großbank als Berater für die wohlhabende Kundschaft bleiben darf und wer für die weniger anspruchsvolle Aufgabe in der Bank 24 abgestellt wird ­ oder wer selbst auf der Straße steht.

      Denn mindestens so verunsichert wie die Kunden sind die Mitarbeiter der beiden Großbanken. Fast jedem ist klar, dass die Ankündigung von 16 000 bedrohten Arbeitsplätzen zu optimistisch ist ­ ebenso wie die interne Annahme, dass nur 50 000 wütende Kunden kündigen, wenn sie zur Bank 24 abgeschoben werden.

      Die Kunden sind selbstbewusster, als die Herren in den obersten Etagen der Frankfurter Banktürme ahnen.

      Vortragsredner und Buchautor Bodo Schäfer, der mit seinen "Werde reich"-Seminaren erfolgreich durch Deutschland tourt, kennt die Stimmungslage der Sparer genau. Die Wut der Leute, prophezeit er, werde für die Geldfürsten unangenehme Folgen haben: "Der Banker denkt, und der Kunde lenkt."

      HERMANN BOTT, WOLFGANG REUTER
      © DER SPIEGEL 13/2000
      Avatar
      schrieb am 25.03.00 21:31:03
      Beitrag Nr. 2 ()
      Avatar
      schrieb am 25.03.00 21:40:27
      Beitrag Nr. 3 ()
      Wo ist das Problem?
      Ich empfehle die Badische Beamtenbank, deren zufriedener Genosse
      ich seit den 80-ern bin, fast seit zwanzig Jahren.
      Daneben gibt es eine Vielzahl deutscher Banken, die auf dem Teppich
      bleiben werden, nur halt nicht die Deutsche Bank.

      P.S.: Ausländische Institute gibt es auch...
      Avatar
      schrieb am 25.03.00 21:45:36
      Beitrag Nr. 4 ()
      Die goldene Eurocard von der DB! Sagt mehr als ne Rolex und ein Porsche, die gibts nämlich nicht auf Kredit!

      Ich wechsele trotzdem!!!
      Avatar
      schrieb am 11.04.00 22:01:44
      !
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