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    Ostberliner Wohnungsgesellschaft vor der Pleite - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 03.02.06 20:09:41 von
    neuester Beitrag 17.02.06 10:54:48 von
    Beiträge: 18
    ID: 1.037.850
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      schrieb am 03.02.06 20:09:41
      Beitrag Nr. 1 ()
      04.02.2006

      Vollkommen aus dem Häuschen
      Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte will 15 000 Wohnungen verkaufen. Politiker fordern Aufklärung

      ...
      Die Lage des Unternehmens ist desaströs. Die WBM drücken rund 1,2 Milliarden Euro Schulden, jedes Jahr muss der Konzern 56 Millionen Euro für den Schuldendienst aufbringen. Am Freitag erklärte die Geschäftsführung dem Betriebsrat, dass es besser sei, jetzt zu verkaufen. Die Nachfrage großer Anlagegesellschaften und Finanzinvestoren ist groß, das garantiere gute Preise. ...


      Wie ist die WBM in diese schwierige Lage gekommen? Vor zehn Jahren war sie eine der reichsten Wohnungsgesellschaften des Landes. Dann versuchte sie sich als Projektentwicklerin, häufig im Auftrag des Senats. Dabei verspekulierte sie sich. Die schwierig zu vermietenden Rathauspassagen und das aufwendig sanierte Haus des Lehrers kosteten ein Vermögen, In-sich-Geschäfte führten dazu, dass die WBM viel Geld verlor. Sie war selbst dann noch Projektentwickler, als damit in Berlin kaum noch etwas zu verdienen war, sagen Branchenkenner. „Die heute amtierenden Senatoren für Stadtentwicklung und Finanzen beurteilen das Geschäft anders“, sagt Manuela Damianakis.

      http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/04.02.2006/2331650.asp
      Avatar
      schrieb am 04.02.06 10:44:21
      Beitrag Nr. 2 ()
      wen überrascht sowas?

      Ich lasse mich über die Misere, speziell am Berliner Immobilienmarkt, schon seit längerem regelmässig aus.

      Aber einige sehen ja immer noch die angeblich so großen Chancen....

      Nicht nur bei einigen Wohnungsbaugesellschaften, besonder auch bei vielen Bauträgern/Promotoren wird die Luft doch immer dünner.

      In Berlin kommt erschwerend hinzu, dass die Stadt jetzt entlich mal richtig disabled wird, was Zuschüsse vom Bund anbetrifft, so dass die Sauwirtschaft bei kommunalen Gesellschaften mal ein Ende hat, mit der Folge, dass die sofort existentielle Probleme bekommen.

      Solange diese Talfahrt anhält, nutzt es garnichts, wenn man Immobilien zu angeblich niedrigen Kaufpreisen erwirbt,
      vor allem dann nicht, wenn die einen Instandsetzungsstau haben, was bei etlichen dieser Objekte der Fall ist.

      Wahrscheinlich wird die Politik den Immobilienbesitzern künftig fette Investitionen bzgl. der Energieeinsparungen aufoktroieren, da darf dann erst mal in Wärmedämmung, neue Heizkessel, individuell ablesbare Warmwasserzähler, etc. investiert werden.
      Das Ganze läuft auf ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für`s Handwerk hinaus.

      Wie das dann die Eigentümer von Mietzinshäusern, angesichts stagnierender/rückläufiger Erträge alles bezahlen sollen (viele dieser Kosten sind nämlich nicht oder nicht vollständig umlagefähig) ist dann deren Problem.

      Es gibt keine Planungssicherheit, wie in anderen Bereichen auch nicht.
      Damit werden auch alle Renditeüberlegungen binnen kürzester Zeit Makulatur.
      Avatar
      schrieb am 04.02.06 11:42:18
      Beitrag Nr. 3 ()
      Alle Infos:

      Platzt jetzt die Blase am Immobilienmarkt in Deutschland ?

      Thread: Platzt jetzt die Blase am Immobilienmarkt in Deutschland ?
      Avatar
      schrieb am 04.02.06 11:49:52
      Beitrag Nr. 4 ()
      [posting]20.034.770 von kohelet am 03.02.06 20:09:41[/posting](04.02.2006 )

      Vollkommen aus dem Häuschen

      Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte will 15 000 Wohnungen verkaufen. Politiker fordern Aufklärung

      Von Matthias Oloew und Lars von Törne

      Das Agieren der hoch verschuldeten landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) verärgert Politiker aller Parteien. Die Empörung führt zu ungeahnten Allianzen: So erwägt Klaus-Peter von Lüdeke von der FDP im Abgeordnetenhaus, wegen politischer und wirtschaftlicher Ungereimtheiten einen Untersuchungsausschuss zu beantragen – und bekommt Unterstützung vom linken „Donnerstagskreis“ der SPD, dessen Vertreter im Abgeordnetenhaus, Hans Georg Lorenz, von „korruptiven Vorgängen“ spricht, die es aufzuklären gelte.

      Gestern wurde bekannt, dass die WBM eine Radikallösung erwägt, um die Insolvenz des finanziell angeschlagenen Unternehmens abzuwenden. 15 200 Wohnungen sollen verkauft werden, dazu 600 Gewerbeeinheiten. Außerdem hat der Betriebsrat bestätigt bekommen, dass von 721 WBM-Beschäftigten wahrscheinlich 260 die Kündigung erhalten.

      Die Abgeordneten der rot-roten Koalition sind über den Umfang der geplanten Verkäufe überrascht, sagt Jutta Matuschek von der Linkspartei/PDS. „Bisher sprach der Finanzsenator von 10 000 Wohnungen, nun ist die Zahl plötzlich um 5000 gewachsen.“ Koalitionsvertreter und Opposition fordern eine schnelle Aufklärung sowie ein Sanierungskonzept vom Senat. Wie die WBM zu retten wäre, darüber gehen die Meinungen in der rot-roten Koalition aber auseinander. Die SPD schließt zur Abwendung der Insolvenz auch den vollständigen Verkauf der WBM nicht aus, sagt deren Stadtentwicklungspolitiker Jürgen Radebold. Ähnlich äußerte sich auch SPD-Landes- und Fraktionschef Michael Müller. Die PDS hingegen beharrt darauf, dass die WBM im Landesbesitz bleiben soll.

      Die Lage des Unternehmens ist desaströs. Die WBM drücken 1,2 Milliarden Euro Schulden, jedes Jahr sind 56 Millionen Euro für den Schuldendienst fällig. Am Freitag erklärte die Geschäftsführung dem Betriebsrat, dass es besser sei, jetzt zu verkaufen. Die Nachfrage großer Anlagegesellschaften und Finanzinvestoren ist groß, das garantiere gute Preise. Eine Sprecherin der WBM rät den Mietern, sich nicht beunruhigen zu lassen: „Wir werden in die Kaufverträge hineinschreiben, dass es nicht zu Eigenbedarfskündigungen oder Luxusmodernisierungen kommen wird.“ Für Hartmann Vetter vom Berliner Mieterverein klingt das wie Hohn: „Die Mieter tragen die Konsequenzen für die katastrophale Lage der WBM.“ Vetter fordert, dass den Käufern in die Verträge diktiert werden müsse, dass sie sich an den Mietspiegel halten und dass sie von den Mietern gemachte Einbauten in den Wohnungen dulden.

      Wie ist die WBM in diese schwierige Lage gekommen? Vor zehn Jahren war sie eine der reichsten Wohnungsgesellschaften des Landes. Dann versuchte sie sich als Projektentwicklerin, häufig im Auftrag des Senats. Dabei verspekulierte sie sich. Die schwierig zu vermietenden Rathauspassagen und das aufwendig sanierte Haus des Lehrers kosteten ein Vermögen, In-sich-Geschäfte führten dazu, dass die WBM viel Geld verlor. Sie war selbst dann noch Projektentwickler, als damit in Berlin kaum noch etwas zu verdienen war, sagen Branchenkenner. „Die heute amtierenden Senatoren für Stadtentwicklung und Finanzen beurteilen das Geschäft anders“, sagt Manuela Damianakis.

      Mehr zum Thema:

      Wie viele Wohnungen behält das Land?
      http://www.tagesspiegel.de/berlin/index.asp?ran=on&url=http:…

      (04.02.2006 )
      WOHNUNGSBAUGESELLSCHAFTEN

      Wie viele Wohnungen behält das Land?
      DIE LAGE

      Sechs Wohnungsbaugesellschaften gehören noch dem Land – alle sind verschuldet. Insgesamt belaufen sich die Verbindlichkeiten auf rund neun Milliarden Euro. Die WBM ist am schlechtesten dran. Mit dem Verkauf von fast der Hälfte ihrer Wohnungen will sie nun die drohende Insolvenz abwenden.

      DIE KÄUFER

      Vor allem amerikanische Investmentgesellschaften interessieren sich für deutsche Wohnungen. Sie gelten im internationalen Vergleich als Schnäppchen. Eine der größten Gruppen ist die Cerberus, die 2004 die GSW erwarb. Aber auch die Apellas, die Wohnungen der Bundesbank übernahm, will weiter kaufen.

      DIE POLITIK

      Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) will zwischen 12 und 15 Prozent der Wohnungen in Berlin im Landeseigentum behalten. Das ist so viel wie in anderen Städten. Für Berlin hieße das: Mindestens 260 000 Wohnungen blieben in öffentlicher Hand. Derzeit sind es rund 300 000. oew
      http://www.tagesspiegel.de/berlin/index.asp?ran=on&url=http:…
      Avatar
      schrieb am 04.02.06 12:52:58
      Beitrag Nr. 5 ()
      das amerikanische Investoren kaufen, ist für viele Immofreaks hier ja sowas, wie ein Hoffnungsschimmer.

      Dabei ist deren Strategie klar:

      -Kauf großer Packete zu saugünstigen Konditionen (wie billig die teilweise wirklich einsteigen, wird wahrscheinlich nicht publiziert) und minimalen Finanzierungskosten.

      -Investiert wird nichts, deshalb kann auch eine vernünftige Rendite erziehlt werden.

      -Wenn der Bonbon gelutscht ist, werden Teile eben wieder verschachert, die Einstiegskosten kommen in jedem Fall wieder rein der Reperaturstau wird gleich mit weitergegeben.

      -Und wenn`s mal nicht so funktioniert wie gewünscht, hat man Abschreibungen, die man ja durchaus auch mal braucht.

      wer so vorgeht/vorgehen kann, kann natürlich mit Immobilien Geld verdienen.
      Mit einer halbwegs seriösen Immobilienbewirtschaftung hat das selbstverständlich nichts mehr zu tun.

      Sobald die Politik versucht, Investitionen zu erzwingen und damit die Renditen gefährdet, wird man von diesen ominösen amerikanischen Investoren wohl nichts mehr hören.
      Da wird dann woanders abgegrast.
      Heuschrecken eben.

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      schrieb am 07.02.06 00:03:55
      Beitrag Nr. 6 ()
      @#5 Jepp! Genau!! Gekauft wird von den sogennanten "Heuschrecken" nur wegen der günstigen Erwerbspreise, aber nicht wegen der zukünftigen rosigen Immoblienaussichten in Deutschland oder gar in Berlin. Ja, ich seh` das ebenfalls so wie du.
      Avatar
      schrieb am 07.02.06 11:03:31
      Beitrag Nr. 7 ()
      #1

      Vielleicht solten die einfach mal alle Mietnomaden konsequent rausschmeissen und alle Mietschulden eintreiben lassen !

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 07.02.06 15:08:56
      Beitrag Nr. 8 ()
      [posting]20.077.543 von Blue Max am 07.02.06 11:03:31[/posting]"Mietnomaden konsequent rausschmeissen und alle Mietschulden eintreiben lassen !"

      So einfach ist das nicht, Räumungsklage kann sich bis zu 12 Monaten hinziehen und die Schulden kannst du dir dann titulieren.

      Dein Schuldner leistet dann die eidestattliche Versicherung ab, sofern er das nicht längst getan hat und deine Forderungen kannst du eigentlich abschreiben.

      Sowas nennt sich dann Rechtsstaat.
      Avatar
      schrieb am 07.02.06 15:42:45
      Beitrag Nr. 9 ()
      #8

      Eben. Allerhöchste Zeit die entsprechenden Gesetze zu ändern und drastisch zu verschärfen.

      Zb zwangsweise per Gesetz festlegen, das jeder Mieter 3 volle Monatsmieten als Kaution zu hinterlegen hat und dass die Kündigungsfrist bei Nichtzahlung der Miete 24 Stunden beträgt.

      Solange der Staat die schiefe Rechtslage nicht ändert haben Mockba-Inkasso und Co weiterhin in D Hochkonjunktur...

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 07.02.06 16:23:26
      Beitrag Nr. 10 ()
      [posting]20.082.340 von Blue Max am 07.02.06 15:42:45[/posting]Mokka - Inkasso ?
      Avatar
      schrieb am 07.02.06 18:07:00
      Beitrag Nr. 11 ()
      [posting]20.082.340 von Blue Max am 07.02.06 15:42:45[/posting]Blue Max, glaubst du da wirklich dran?

      Das ist ein frommer Wunsch.

      m.M wäre es schon ein Fortschritt, wenn wie früher die Miete von den Sozialämtern direkt an den Vermieter überwiesen werden würde.

      Wenn diese an den Berechtigten ausgezahlt wird, kommt die beim Vermieter oft nicht an, sondern wird anderweitig zweckentfremdet auf den Kopp gehauen.

      Aber man will die Individuen ja nicht entmündigen.....lächerlich
      Avatar
      schrieb am 07.02.06 18:45:31
      Beitrag Nr. 12 ()
      #11

      Nö natürlich nicht. Deshalb sag ich ja auch seit Jahren: wer in D noch vermietet ist selber schuld.

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 14.02.06 19:03:09
      Beitrag Nr. 13 ()
      Ausverkauf geht weiter

      Berlin verscherbelt scheibchenweise landeseigenen Wohnungsbestand


      Wenn an diesem Sonnabend unter anderem Mieteraktivisten, SPD-Linke und Mitglieder der Wahlalternative für Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) auf der seit langem geplanten Konferenz »Privatisierung in Berlin« zusammentreffen, hat das Thema eine unerwartet aktuelle Brisanz bekommen. Der öffentliche Wohnungssektor ist wieder zum Thema in der Hauptstadt geworden.

      Mit gleich zwei Beschlüssen hatten SPD und PDS nach dem Verkauf der Wohnungsgesellschaft GSW offiziell den landeseigenen Wohnungsbestand zu sichern versucht. Einerseits sollten keine kompletten Wohnungsgesellschaften mehr veräußert werden, andererseits sollte das Land Berlin 270 000 Wohnungen in seinem Besitz behalten. Doch gleichzeitig hatten die sechs landeseigenen Wohnungsgesellschaften freie Hand, einzelne Bestände zu veräußern. Sollte der Senat damit darauf spekuliert haben, die Öffentlichkeit werde den Verkauf kleinerer Wohnungsbestände nicht wie im Fall GSW mit großer Aufmerksamkeit begleiten, so ist dies gründlich mißlungen: Im Januar wurden weitere geplante Wohnungsverkäufe in Neukölln und im Märkischen Viertel öffentlich. Die Berliner Lokalpresse rechnete dem Senat daraufhin vor, die 270 000-Marke mit den geplanten Verkäufen zu unterschreiten. Seitdem findet der Senat nicht mehr aus den Rechtfertigungsnöten heraus.

      Unter den zum Verkauf ausgeschriebenen Wohnungspaketen befindet sich auch die High-Deck-Siedlung an der Neuköllner Sonnenallee. Nur so sei deren Sanierung zu finanzieren, argumentiert die zuständige Wohnungsgesellschaft »Stadt und Land«. Damit würde erstmals ein Gebiet des Quartiersmanagements, also der besonders geförderten sozialen Brennpunkte der Stadt, auf den freien Wohnungsmarkt geworfen. Dennoch weigert sich Berlins Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) bislang, den Wohnungsbaugesellschaften Vorgaben zu machen, welche Bestände zu halten sind und welcheverkauft werden können.

      Verschärft hat die öffentliche Diskussion schließlich die Krise der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM). Die steht kurz vor der Insolvenz; statt wie urprünglich geplant 10 000 sollen daher nun bis zu 15 000 ihrer 30 000 Wohnungen verkauft werden. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Müller brachte sogar die volle Privatisierung der WBM ins Gespräch. Linkspartei-Fraktionschef Stefan Liebich kommentierte dies als »Akt der Verzweiflung, aber keine politische Abwägung«. Dem Tagesspiegel zufolge wird in Senatskreisen der gesamte WBM-Verkauf allerdings nur zum jetzigen Zeitpunkt abgelehnt: »Erst sanieren, dann verkaufen« sei das Motto.

      Der CDU-Fraktion blieb es vorbehalten, einen sofortigen Verkaufsstopp kommunaler Wohnungen zu fordern, bis ein Gesamtkonzept für die öffentlichen Wohnungsunternehmen steht. Die Grünen dagegen kritisieren zwar die Senatspolitik, halten aber weitere Verkäufe für möglich: »Unverzichtbar ist die dauerhafte Sicherung von mindestens 160 000 entschuldeten kommunalen Wohnungen«, so die Grünen-Abgeordneten Barbara Oesterheld und Claudia Hämmerling – rund 110 000 Wohnungen weniger, als SPD und Linkspartei 2004 beschlossen hatten.

      Sonnabend, 10 bis 18 Uhr, DGB-Haus, Keithstraße 1–3: »Privatisierung in Berlin«, Konferenz der Berliner Mietergemeinschaft
      11.02.2006 / Inland / Seite 5
      http://www.jungewelt.de/2006/02-11/009.php
      Avatar
      schrieb am 16.02.06 17:55:15
      Beitrag Nr. 14 ()
      Berlin ohne seine städtischen Wohnungsbaugesellschaften wäre immer noch Berlin, aber um einige Privatisierungserlöse reicher und einige Sorgen ärmer. Die kommunale Wohnungswirtschaft trägt heute mit ihren Schulden und Verlusten zur weiteren öffentlichen Verschuldung und damit Verarmung Berlins bei. Fünf Argumente machen deutlich, dass eine vollständige Privatisierung aller öffentlichen Wohnungsbestände ohne Alternative ist.
      Erstens, das ordnungspolitische Argument. In der Marktwirtschaft ist der Staat Schiedsrichter, nicht Mitspieler. Versteckte Ineffizienz und teuere Fehlsteuerung zu Lasten der Steuerzahler lassen sich so vermeiden. Nur beim Stichwort Öffentliche Daseinsvorsorge ist der Staat gefordert. Dass Wohnraum in ausreichendem Umfang für die Bevölkerung zur Verfügung steht, gehört sicher zur öffentlichen Daseinsvorsorge. Genauso sicher gehört aber nicht dazu, dass der Staat diese Wohnungen selbst baut und bereitstellt.
      Zweitens, der Blick auf den Berliner Immobilienmarkt. Auf dem Wohnungsmarkt gibt es heute ein Überangebot an Wohnraum. Ein Leerstand von weit über 100000 Wohnungen führt zu kontrolliertem Abriss und einem ungesunden Preisverfall bei Mieten und Wohneigentum. Diese Situation am Wohnungsmarkt wird sich in den nächsten Jahren nicht grundlegend ändern. Nach der Wiedervereinigung hatten wir mit Millionen Neuberlinern gerechnet und wurden mit Wegzug konfrontiert. Erst seit kurzem sind die Bevölkerungszahlen wieder stabil. Aber selbst wenn Wohnraum knapper würde, läge eine marktwirtschaftliche Antwort nah: neu errichteter Wohnraum von privaten Anbietern und eine erhöhte Mobilität. Greift das Land selbst als starker Anbieter in den Wohnungsmarkt ein, schwächt es die marktwirtschaftlichen Anreizmechanismen – mit allen negativen Folgen für Investitionen und damit auch Arbeitsplätze.
      Drittens, Berlins Haushaltsnotstand. Berlin muss den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften Jahr für Jahr Gelder zuschießen, nicht zuletzt wegen des Leerstands, aber auch aufgrund verfehlter Baupolitik in den zurückliegenden Jahren. Zugleich wird jede Berliner Investition über neue Schulden finanziert. Dabei ist der Schuldenberg schon heute übermächtig. Es ist daher finanzpolitisch unverantwortlich, staatliche Millionenbeträge weiter in öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften zu binden, statt sie für Infrastrukturprojekte wie den neuen Flughafen, das Berliner Bildungssystem oder den Schuldenabbau zu nutzen. In Karlsruhe klagt Berlin heute auf Entschuldungshilfe des Bundes. Das kann und wird nur Erfolg haben, wenn Berlin sein Vermögen zur Entschuldung der Stadt einbringt, also auch die öffentliche Wohnungswirtschaft privatisiert.
      Viertens, das Investitionsargument. In der Vergangenheit hat das Land, statt in die Bausubstanz zu investieren, immer wieder hohe Summen aus seinen Wohnungsbaugesellschaften für den Landeshaushalt abgezogen. Eine Privatisierung von Berlins öffentlichen Wohnungsbeständen bietet dagegen die Chance, nicht nur privates Kapital in erheblichem Umfang nach Berlin zu bringen, sondern mit diesem auch die Bausubstanz der Stadt zu verbessern. Dass gerade jetzt ein günstiges Zeitfenster für Privatisierungen ist, zeigen die umfangreichen Verkäufe von Wohnungsbeständen an amerikanische Investoren in ganz Deutschland.
      Fünftens, die neuen Herausforderungen der Stadtentwicklung. Ohne Quartiersmanagement, eine erfolgreiche Jugendarbeit oder die Aufwertung öffentlicher Räume bleibt Stadtentwicklungspolitik in sozialen Brennpunkten heute chancenlos. Hier haben die steuerfinanzierten Wohnungsbaugesellschaften sich große Verdienste erworben. Allerdings trägt der Staat dabei direkt oder über seine Wohnungsbaugesellschaften fast die gesamten Kosten. Heute stehen für diese Aufgaben auch private Dienstleister bereit. Eine Privatisierung würde in erheblichem Umfang private Ideen und privates Geld für eine nachhaltige Quartiersentwicklung mobilisieren.
      Gerade bei den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften kann Berlin ein Zeichen setzen, dass es mit der Haushaltssanierung und einer konsequenten Staatsaufgabenkritik – wie von der Enquetekommission des Abgeordnetenhauses gefordert - Ernst macht. Es gibt keinen Bedarf und keine Rechtfertigung mehr für öffentliche Wohnungsbaugesellschaften. Das Beispiel GSW darf daher Schule machen.

      Jan Eder,
      Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin
      Avatar
      schrieb am 16.02.06 18:17:16
      Beitrag Nr. 15 ()
      http://www.berlin.de/sen/finanzen/vermoegen/beteiligungen/ba…

      "Zu der Verschuldung Berlins, die im Jahr 2006 die Marke von 60 Milliarden € überschreiten wird......":eek:

      das muss man sich mal vorstellen, in 2001 war noch die Rede von 78 Mrd !!DM!!

      nicht 5 Jahre später sind es 60 Mrd. EURO

      Kein Wunder, dass man bereits von Argentinischen Verhältnissen redet.
      Avatar
      schrieb am 16.02.06 22:12:36
      Beitrag Nr. 16 ()
      #15

      schon 1999 analysierte ein jüdischer finanzier die entwicklung so: "Berlin ist Argentinien". Das ist der schnee von gestern.

      Mich interessiert mehr: sind die gegensätzlichen Beurteilungen des Berliner Immobilienmarktes (steigend vs stagnierend bis fallend) nicht darauf zurückzuführen, daß gute Lagen, z B Wilmersdorf, Teile von Charlottenburg, weiter außerhalb z. B. Zehlendorf, sehr gefragt und teuer sind (Tendenz steigend), während man in den problembeladenen Stadtteilen die Wohnungen nachgeworfen bekommt?
      Avatar
      schrieb am 17.02.06 08:03:39
      Beitrag Nr. 17 ()
      [posting]20.245.928 von YAchse am 16.02.06 22:12:36[/posting]Schnee von gestern?

      Wenn die Verschuldung des Landes binnen 5 Jahren um rd. 50% ansteigt.
      60 Mrd. Schulden bei durchschnittlich 8 Mrd. Steuereinnahmen/anno....

      Die Schätzungen für den weiteren Verlauf bei den Einnahmen sind ja zudem auch eher optimistisch:



      -
      Nicht vergessen, die Lebensqualität einer Metropole, wie Berlin, hängt überwiegend vom hochsubventionierten kulturellen Angebot, sowie von der Qualität z.B der Hochschulen und der sonstigen Infrastruktur (Krankenhäuser etc.) ab.
      Dazu ein, speziell in Berlin, überbordender Beamtenapperat.

      Gleichzeitig eine hohe Arbeitslosenquote und ein Ausländeranteil, dessen wares Ausmaß wohl nur geschätzt werden kann, völlig unfähige Komunalpolitik/er.

      Die Pläne bezüglich des Standortwechsels der DB oder von Sony sind ja bekannt, offensichtlich sieht man selbst bei denen keine zwingende Notwendigkeit einer Repräsentanz in der Stadt.

      Das sieht mir nach einem weiteren Abgesang auf Raten aus.

      Man muss es doch einfach ganz klar sagen:
      Die Träume von einer prosperierenden Zukunft der Stadt, die manch Immobilieninvestor da noch vor 10 Jahren hegte, zerplatzen wie Seifenblasen.
      Nach Regierungswechsel/Hauptstadtbeschluss dachten doch viele, hier kann man wohl nichts falsch machen.
      Denkste!
      Avatar
      schrieb am 17.02.06 10:54:48
      Beitrag Nr. 18 ()
      Einfach mal die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst in Berlin mit der Zahl in Hamburg oder anderswo vergleichen...

      :mad:


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