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    Deutsche Bahn AG/ Vollprofis gesucht zwecks Fragen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 26.09.07 10:37:56 von
    neuester Beitrag 30.03.09 13:06:17 von
    Beiträge: 26
    ID: 1.133.268
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      schrieb am 26.09.07 10:37:56
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallo liebe WO-Gemeinde! Nachdem gestern in der Sendung FAKT das Thema Börsengang behandelt wurde und ich davon ausgehe, daß die DEUTSCHE BAHN an die Boerse geht(massivster Lobbyismus und Einflußnahme ehemaliger Politiker pro Börsengang)!

      Man rechnet mit einem Erlös beim Börsengang mit 20 MILLIARDEN €. Der berechnete Wert der BAHN beläuft sich auf (veröffentlichte Zahlen 165-180 MILLIARDEN €(!!!) Auch die Transrapid-Strecke vom Münchener Hauptbahnhof zum Flughafen wird in das BAHN-PROJEKT miteingebunden sein.

      Zu meiner Frage:

      Wenn die BAHN AG an die Boerse kommt, meinetwegen durch den Konsortialführer GOLDMAN SACHS oder Lehman Bros. kann eine Investmentbank sich bezahlen lassen mit beispielsweise 5% Aktienanteil berechnet durch den NENNWERT(1€)?

      Sagen wir mal 1 Milliarde Stücke kämen auf den Markt- davon 5% des Gesamtvolumens- das wären 50 MILLIONEN Shares zu je 1 EURO.

      Wer kann qualifiziert antworten?
      Avatar
      schrieb am 26.09.07 10:58:58
      Beitrag Nr. 2 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 31.745.937 von Dorfrichter am 26.09.07 10:37:56Bin zwar kein Vollprofi aber Vollkaufmann, qualifiziert mich das auch zur Beantwortung der Frage ?
      Avatar
      schrieb am 26.09.07 11:01:46
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 31.746.195 von Gangbangotto2 am 26.09.07 10:58:58Schieß mal los.
      Avatar
      schrieb am 26.09.07 12:53:55
      Beitrag Nr. 4 ()
      Gestern im ZDF bei FRONTAL 21 zum Thema:

      Mehdorns Lobbyisten-Netzwerk
      Ex-Politiker im Dienst der Bahn
      von Christian Esser und Herbert Klar

      Bahnchef Hartmut Mehdorn hat nach Recherchen des ZDF-Magazins Frontal21 mindestens ein Dutzend Ex-Politiker, darunter ein ehemaliger Bundesminister sowie zahlreiche Landesverkehrsminister, in den Dienst der Bahn gestellt.


      Drucken Versenden 25.09.2007 Thilo SarrazinThilo Sarrazin (SPD), Finanzsenator von Berlin, hält dieses Lobbyisten-Netzwerk für fragwürdig: "Wenn ein privates Unternehmen Lobbyarbeit macht, ist das legitim. Wenn ein staatseigener Konzern mit staatlichen Geldern Leute bezahlt, die bei den gewählten Volksvertretern, bei den Ministern Lobbyarbeit machen, dann ist das schon anrüchig."


      Bilderserie Verdecktes Politiker-Netzwerk der Bahn

      Für die Bahn arbeiten unter anderem Reinhard Klimmt (SPD), in der Regierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder ein Jahr Bundesverkehrsminister, Otto Wiesheu (CSU), ehemaliger bayerischer Wirtschafts- und Verkehrsminister, jetzt im Vorstand der Bahn, sein ehemaliger Ministerkollege Georg von Waldenfels (CSU), früher zuständig für die bayerischen Finanzen, Hartmut Meyer (SPD), Ex-Verkehrsminister von Brandenburg, Franz-Josef Kniola (SPD), Ex-Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen, außerdem mehrere ehemalige Beamte aus Verkehrsministerien und Kommunalpolitiker.

      Legal, aber fragwürdig Zitat

      »Ämterpatronage ist praktisch der Halbbruder der Korruption, nämlich zum Filz gehörig.«

      Uwe Dolata Nach Ansicht von Uwe Dolata vom Bund Deutscher Kriminalbeamter ist Derartiges zwar legal, aber höchst fragwürdig. Dolata warnt: "Das Gefährliche ist, wenn Ex-Politiker, Ex-Minister von ihren Positionen in die Bahn überwechseln, hier ein deutliches Delikt der Ämterpatronage vollzogen wird. Und Ämterpatronage ist praktisch der Halbbruder der Korruption, nämlich zum Filz gehörig."

      Kritisch sieht das auch Professor Christian Böttger von der Fachhochschule für Wirtschaft und Technik in Berlin. Er verweist darauf, dass zum Beispiel Otto Wiesheu als bayerischer Verkehrsminister bei den schwarz-roten Koalitionsverhandlungen im Jahr 2005 für die Union den Teil Verkehr verhandelte und nur wenige Tage danach aus dem Dienst des Landes in den Vorstand der Deutschen Bahn wechselte. Wiesheu habe zwar beteuert, dass das seine Verhandlungsposition nicht beeinflusst habe und der Vertrag mit der Bahn erst danach zustande kam. Böttger: "Aber es ist schon überraschend, dass binnen weniger Tage ein solcher Vorstandsvertrag angebahnt und verabschiedet werden sollte. Von daher bleiben Zweifel, dass er so unabhängig gehandelt hat, wie er es immer behauptet".

      Mehdorn gegen BodewigapKurt BodewigBahnchef Mehdorn soll außerdem persönlich dafür gesorgt haben, dass Kurt Bodewig (SPD), unter Bundeskanzler Gerhard Schröder ab dem Jahr 2000 Bundesverkehrsminister, knapp zwei Jahre später aus dem Ressort ausschied. Dies behauptet Thilo Sarrazin, der zu jener Zeit selbst Mitglied des Bahnvorstands war und den Vorgang unmittelbar miterlebt haben will. Bodewig hatte sich gegen die Bahnprivatisierung gestellt. "Daraufhin ist Mehdorn drei Tage später zum Bundeskanzler marschiert und hat gesagt: Er oder ich. Dann hat Schröder gesagt: Jawohl Hartmut, es läuft so, wie Du es willst", so Sarrazin gegenüber Frontal21. Dann sei Bodewig als Verkehrsminister "abgemeldet" gewesen und habe "das Amt noch anderthalb Jahre mühsam vor sich hin verwalte
      Avatar
      schrieb am 26.09.07 14:16:48
      Beitrag Nr. 5 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 31.746.236 von Dorfrichter am 26.09.07 11:01:46Also aus meiner Erfahrung gehen die Emmisionsbegleiter selten finanzielle Risiken ein, in dem sie sich kurz vorab beteiligen oder die Bezahlung in Aktien bekommen. Zumeist wollen die CASH sehen, welches durch den Börsengang dann ja auch definitiv vorhanden ist. Anders verhält sich das bei langfristigen Engagments, hier sind Beteiligungsgesellschaften oder Fonds der Investmentbanken oftmals schon länger engagiert und arbeiten zielgerichtet darauf hin, den Exit zu erlangen.

      Die Saläre werden vorab ausgehandelt, eine zwangsläufig prozentuale Wertigkeit (wie etwa beim Streitwert der Anwälte) ist eher unüblich, zumal die Big Boys in dem Business auch in angenehmer Konkurrenz zueinander stehen und sehr flexibel beim Thema -Höhe der Vergütung- sind.

      Beim Thema Bahn glaube ich, dass ein Konsortium den Zuschlag erhält. Hier zahlt es sich sicher aus, gute Kontakte zur Politik zu haben..... :rolleyes:

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      Avatar
      schrieb am 26.09.07 14:22:54
      Beitrag Nr. 6 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 31.748.837 von Gangbangotto2 am 26.09.07 14:16:48Bei dieser Größenordnung auf jeden Fall. Goldman Sachs bohrt meistens die dicken Bretter. Ganz sicher wird auch die Deutsche Bank mitspielen wollen.

      165-180 Milliarden Wert gegen 20 Milliarden Emissionserlös....das wird eine gigantische Schenkung.
      Avatar
      schrieb am 26.09.07 16:09:47
      Beitrag Nr. 7 ()
      Nein, denn es heißt ja noch lange nicht, daß auch ALLE Aktien an die Börse kommen. Bsp. Wert 100€ Zielemissionserlös 50€, dann werden wohl nur 50% der Aktien verkauft.... :keks:
      Avatar
      schrieb am 28.09.07 09:38:34
      Beitrag Nr. 8 ()
      Der Staat wird 50% behalten(vorerst), das weiß ich auch. Trotzdem wird das eine Schenkung an die Investoren (die wohl zum größten Teil Institutionelle sein werden).
      Avatar
      schrieb am 29.09.07 05:47:12
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 31.772.318 von Dorfrichter am 28.09.07 09:38:34Oberstes Gesetz:

      Investiere nie in ehemalige Staatsunternehmen !!!!!
      Avatar
      schrieb am 29.09.07 08:06:09
      Beitrag Nr. 10 ()
      Ich weiß zwar nicht viel, aber eins weiß ich . Ich fasse mein Leben lang nicht eine einzige Bahnaktie an ! Soll ja auch eine Volksaktie werden. Und dass Volk plündert man bekanntermaßen aus. Für mich ist Bahn, Post, Telekom eine Liga. :cry: Diese Aktie hat also das Potential richtig an Wert zu verlieren. Also ich würde mich mit Bahnaktien im Depot jeden Tag aufs Neue beschi..en fühlen :laugh:

      Der ganze Politiker-Sumpf der sich gesundstoßen will. VOLKSAKTIE HAHAHAHAHA
      Avatar
      schrieb am 01.10.07 18:32:23
      Beitrag Nr. 11 ()
      Natürlich ist das ein Riesenbetrug!

      Ich verstehe nur eines nicht. Warum machen sich die Politiker so breit dafür. Das hat doch Gründe!
      Avatar
      schrieb am 13.10.07 04:52:10
      Beitrag Nr. 12 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 31.808.058 von Dorfrichter am 01.10.07 18:32:23Das frage ich mich auch!!
      Avatar
      schrieb am 04.02.08 11:45:39
      !
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      Avatar
      schrieb am 11.03.08 12:17:34
      Beitrag Nr. 14 ()
      Avatar
      schrieb am 15.04.08 14:38:26
      Beitrag Nr. 15 ()
      Jetzt sollen doch knapp 25 % an die Börse. Glaubt Ihr, dass man mit dieser Volksaktie besser fährt als mit der Delekom. Ich denke, da muß man mal mit spitzen Bleistift nachrechnen:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 15.04.08 14:44:54
      Beitrag Nr. 16 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.888.354 von StillhalterTrader am 15.04.08 14:38:26Man rechnet mittlerweile mit weniger als 10 MRD € Erlös. Warum man auf Biegen und Brechen die Bahn an die Börse bringen will, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich habe aber längst schon einen Verdacht.

      Hier wird das letzte Eigentum verscherbelt- und zwar für ein "Appel und ein Ei"!

      Mir aber egal.
      Avatar
      schrieb am 16.04.08 21:24:52
      Beitrag Nr. 17 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.888.413 von Dorfrichter am 15.04.08 14:44:54Ich gehe davon aus, dass der Ausgabepreis sehr, sehr niedrig angesetzt werden muß, damit man überhaupt Investoren findet; da die privaten Invetoren mit unter 25 % Beteiligung überhaupt keinen Einfluss haben werden, sind sie auch nicht bereit, einen hohen Preis zu bezahlen. Die Fahrpreise für die Bahn sollen niedrig bleiben; andererseits gibt es hohe Lohnabschlüsse für streikerprobte Lokführer. Wie das betriebswirtschaftlich funktionieren soll, wissen die Götter. Solange der Staat mit über 75 % beteiligt bleibt, ist die Bahn weiterhin ein schwerfälliger Staatsbetrieb, der kaum private Investoren begeistern wird.
      Avatar
      schrieb am 05.05.08 11:01:26
      Beitrag Nr. 18 ()
      News - 05.05.08 10:28
      "Niedergang des Vermögens"

      Während die Pläne für die Privatisierung der Deutschen Bahn zunehmend Gestalt annehmen, macht Neuseeland ein solches Vorhaben rückgängig. Für 336 Mill.Euro kauft die Regierung den einstigen Staatskonzern wieder zurück. Der Finanzminister des Landes, Michael Cullen, sprach von einer "schmerzlichen Lektion".



      HB WELLINGTON. Die neuseeländische Regierung kauft für 665 Million Neuseeländische Dollar (336 Mill. Euro) die privatisierte Bahn wieder von der australischen Firma Toll Holdings zurück. Das gab Cullen am Montag bekannt. Dies sei der beste Weg für notwendige Investitionen in diesem Bereich, erklärte Cullen. "Der Verkauf der staatlichen Bahn zu Beginn der 90er Jahre und der danach folgende Niedergang des Vermögens war eine schmerzliche Lektion für Neuseeland", erklärte der Minister.

      Die staatliche neuseeländische Bahn wurde 1993 für 400 Mill. Neuseeländische Dollar (202 Mill. Euro) an private Investoren verkauft, 2003 erwarb die australische Toll Holdings eine Mehrheit. Es habe sich gezeigt, dass es äußerst schwierig ist, ein profitables Unternehmen, das einen Beitrag zur wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung Neuseelands leisten soll, ohne Unterstützung der Regierung zu betreiben, erklärte Cullen. Die Modernisierung der Bahn soll ein Schritt beim Aufbau eines nachhaltigen Verkehrsnetzes sein, erklärte Ministerpräsidentin Helen Clark.

      Die neuseeländische Regierung hatte 2001 auch mit fast einer Milliarde Neuseeländische Dollar (505 Million Euro) die zuvor privatisierte Fluglinie Air New Zealand vor der Pleite gerettet. Die heute profitable Fluglinie ist jetzt weiter zu 76 Prozent in Staatsbesitz.



      Quelle: Handelsblatt.com
      Avatar
      schrieb am 03.07.08 11:39:19
      Beitrag Nr. 19 ()
      098cba 02.07.08 21:42:30 Beitrag Nr.: 34.425.364
      Dieses Posting: versenden | melden

      Die Amerikanisierung der Finanzmärkte und ihre Folgen
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      http://www.wiwo.de/finanzen/die-amerikanisierung-der-finanzm…

      Börsen Die Amerikanisierung der Finanzmärkte und ihre Folgen
      02.07.2008 Daniel Schönwitz, Melanie Bergermann (Frankfurt), Martin Gerth, Andreas Henry (New York), (Hauke Reimer) Frankfurt, Christof Schürmann

      Marktmacht, cleveres Marketing, Rückendeckung durch Regulierer: Wie US-Finanzinstitutionen es schaffen, dass wir nach ihren Regeln spielen – und welche Folgen die Amerikanisierung der Finanzmärkte für Unternehmen und Anleger hat.
      Platzhirsche aus Amerika Bild vergrößern Welche Investmentbanken in Deutschland die meisten Fusionen und Übernahmen betreuen (Klicken Sie auf die Grafik für eine erweiterte Ansicht)

      Da waren’s plötzlich vier: Eigentlich sollten ja Morgan Stanley und die Deutsche Bank den für November geplanten Börsengang der Deutschen Bahn organisieren. Völlig überraschend benannte die Bahn aber von Anfang an vier Banken: UBS und Goldman Sachs rutschten als nahezu gleichberechtigte globale Koordinatoren mit ins Konsortium. „Goldman wurde auf massiven Druck aus dem Kanzleramt mitreingenommen“, sagt ein Frankfurter Investmentbanker. Angela Merkel kann gut mit Goldman-Deutschland-Chef Alex Dibelius. Für den zahlt sich das aus: Jede der vier Führungsbanken dürfte mindestens 15 Millionen Euro einnehmen.

      Zwei US-Banken, ein schweizerisches und nur ein deutsches Institut dominieren den milliardenschweren Börsengang eines Staatsunternehmens – und alle tun dies im Wesentlichen von London aus. Nichts illustriert besser, welchen Einfluss angelsächsische Institute mittlerweile auf dem heimischen Finanzmarkt gewonnen haben. Warum sind Goldman Sachs & Co. derart dominant? Und welche Folgen hat die Amerikanisierung des Finanzmarktes für Unternehmen und Anleger?

      Marketing. Einer der wichtigsten Gründe für die Dominanz: Amerikaner sind geniale Marketingstrategen und Strippenzieher. Gerade die führenden New Yorker Investmentbanken verstehen es meisterlich, Kunden von ihren Vorzügen zu überzeugen und an den richtigen Stellen den Hebel anzusetzen.

      Das haben sie in Deutschland schon lange vor dem Bahn-Börsengang bewiesen. Der Startschuss zur Expansion der US-Finanzinstitute fiel 1985, als die Bundesbank den Anleihenmarkt liberalisierte. Plötzlich standen US-Investmentbanker bei deutschen Unternehmen auf der Matte, eine breite Palette von Angeboten im Gepäck. Vieles wirkte innovativ, überraschend und lukrativ: Swap-Geschäfte, Optionen, Kapitalerhöhungen, die man gleich wieder rückgängig machen konnte, Aktien ohne Stimmrechte. „US-Banken konnten Kunden eine Wundertüte von Finanzinstrumenten anbieten – auch wenn Wunsch und Realität oft nicht übereinstimmten“, sagt ein deutscher Banker. Denn das Problem war: Vieles, was in den USA ging, war nach deutschem Recht unmöglich.

      Selbst als die forschen Investmentbanker merkten, dass etwa Kapitalerhöhungen ohne Bezugsrecht hier nicht funktionierten, warf sie das nicht aus der Bahn. Ein Banker, der lange für US-Institute gearbeitet hat, erklärt das Prinzip so: „Später erklärte man dann, dass es geringfügige Probleme gibt. Doch dann hingen die Fische längst schon an der Angel.“

      Dort hängen sie bis heute, vor allem in der Königsdisziplin des Investmentbanking, dem Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A): Goldman Sachs und Morgan Stanley führen die deutsche M&A-Rangliste an. Nur die Deutsche Bank und die beiden Schweizer Institute UBS und Crédit Suisse – deren Investmentbanking-Arme aber durch Zukäufe in den USA entstanden sind – können da noch mithalten.

      Im Kampf um lukrative Deals hilft eine stolze Riege bestens vernetzter Berater. Bei Lehman Brothers ist etwa Ex-Außenminister Klaus Kinkel mit im Boot, bei Goldman Sachs Ex-EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing und bei Merrill Lynch der frühere Jenoptik-Chef Lothar Späth.

      Aber aggressives Marketing und gute Berater sind nicht alles. Die Investmentbanken profitieren bei der Expansion zudem von ihrer unantastbaren Position auf dem größten Finanzmarkt der Welt, von der Rückendeckung amerikanischer Politiker und vom Flankenschutz mächtiger US-Institutionen.

      Marktmacht. Finanzkrise hin, US-Leistungsbilanzdefizit her: Der Finanzplatz New York bleibt das Maß aller Dinge. Hier ist mit Abstand das meiste Geld zu holen. Allein US-Pensionsfonds managen nach Zahlen der OECD 15,9 Billionen Dollar an Ruhestandsgeldern, das entspricht 61 Prozent des Weltmarktes. Deutsche Pensionskassen kommen auf eine Quote von zwei Prozent.

      Institute wie Goldman, JP Morgan oder Lehman sind seit dem 19. Jahrhundert integraler Bestandteil des Finanzplatzes – und deshalb omnipräsent und bestens verdrahtet. Das garantiert gute Geschäfte, schließlich wollen Unternehmen aus aller Welt möglichst viele und finanzkräftige Investoren erreichen, wenn sie Aktien oder Anleihen platzieren – und Kontakte zu Super-Anlegern wie dem 250 Milliarden Dollar schweren US-Pensionsfonds Calpers und etlichen Hedgefonds laufen eben nur über die US-Investmentbanken.

      Was liegt näher, als sie bei Deals mit ins Boot zu holen? „Vielleicht brauchen wir sie nicht, aber wenn wir sie brauchen und sie nicht dabei haben, haben wir ein Problem“, skizziert ein Frankfurter Investmentbanker die Überlegungen, die so manchem deutschen Finanzvorstand im Kopf herumschwirren.

      Investmentbanken: Platzhirsche aus Amerika

      Goldman Sachs
      Morgan Stanley
      JP Morgan Chase
      Lehmann Brothers

      Hank Paulson: Früher Goldman- Bild vergrößern Hank Paulson: Früher Goldman-Chef, jetzt amerikanischer Finanzminister REUTERS

      Wie unantastbar Goldman & Co. daheim sind, zeigen ihre hohen Gewinnspannen. Für Aktienplatzierungen etwa kassieren sie in den USA einheitlich sechs bis sieben Prozent des verkauften Volumens – fast doppelt so viel wie in Europa. Das sorgt für kräftigen Rückenwind bei der Expansion, die Investmentbanker können hierzulande oft Kampfkonditionen bieten. Einige prestigeträchtige Deals sollen sie sogar nahezu gratis durchgezogen haben, um einen Fuß in die Tür zu kriegen. „Wer eine Trophäe der Deutschland AG erobert hatte, dessen Bonus war gesichert – egal, ob die Bank an dem Deal verdiente oder verlor“, berichtet ein Investmentbanker. So wird Oligopolen der Boden bereitet, die früher oder später dann auch eine Anhebung von Gebühren möglich machen.

      Rückendeckung. Um die starke Heimatbasis müssen sich die Institute nicht sorgen – darüber wacht in den USA die hohe Politik. Die Verbindungen der Investmentbanker nach Washington sind hervorragend, schließlich gehören sie stets zu den größten Spendern im Wahlkampf. Inzwischen ist mit Ex-Goldman-Chef Hank Paulson ein Mann US-Finanzminister, der die Bedürfnisse der Branche bestens kennt.

      Finanzmarktfreundliche Politik hat in Amerika Tradition. So sind strenge Verbraucherschutzvorschriften, die etwa Banken oder Kreditkartengesellschaften ein Korsett anlegen, weitgehend unbekannt. Die Finanzlobby schaffte es vor zwei Jahren sogar, das private Schuldrecht zu verschärfen, das überschuldeten Verbrauchern bis dahin einen einfachen Ausweg aus der Schuldenklemme ermöglicht hatte.

      Auch in der US-Notenbank Fed finden Finanzmarkt-Akteure oft einen hilfsbereiten Partner. Fed-Chef Ben Bernanke und seine Mannen nehmen stärker Rücksicht auf die Interessen der Marktteilnehmer als ihre Pendants bei der EZB. So fädelten sie im März den Notverkauf der Bank Bear Stearns an JP Morgan ein – und sind auch immer schnell zur Stelle, wenn der Ruf nach Zinssenkungen laut wird.

      Dank Politikern und Notenbankern brennt also daheim nichts an – doch sie sind nicht die einzigen Helfer der Investmentbanker. Mindestens genauso wertvoll ist der Flankenschutz der mächtigen US-Ratingagenturen und Bilanzlobbyisten, die dafür sorgen, dass amerikanische Regeln in die Welt exportiert werden – und dass sich New Yorker Banker in Frankfurt, Paris und Tokio gleichermaßen zu Hause fühlen.

      Ratingagenturen. Angela Merkel missfällt die Dominanz. „Wir haben, was die Regulierung, die Transparenz und die Standardsetzung der Finanzmärkte anbelangt, nach wie vor ein sehr stark angelsächsisch dominiertes System“, kritisierte die Bundeskanzlerin Mitte Juni im Interview mit der „Financial Times“. Skeptisch sieht Merkel vor allem die Rolle der US-Ratingagenturen wegen ihres Versagens in der Finanzkrise. Mittelfristig brauche Europa eine eigene Ratingagentur, forderte sie.

      Dieser Wunsch dürfte zwar kaum in Erfüllung gehen, zu etabliert sind die großen amerikanischen Analysehäuser Standard & Poor’s (S&P) und Moody’s. Die Skepsis der Kanzlerin ist dennoch berechtigt, schließlich haben die Institutionen gewaltige Marktmacht – wenn sie den Daumen senken, müssen Unternehmen Anleihekäufern deutlich höhere Zinsen zahlen. Und ob sie ihn senken, entscheiden S&P und Co. auf Basis amerikanischer Regeln. Dass sie dabei wenig zimperlich vorgehen, zeigte sich 2003, als die S&P-Analysten Unternehmen wie ThyssenKrupp und Linde überraschend ein schlechteres Rating verpassten. Der Grund waren hohe Pensionsverpflichtungen der Konzerne, die nach Ansicht der Analysten wie klassische Schulden bewertet werden mussten – und nicht wie zuvor als Rückstellungen. Das vermindert auf dem Papier die Bonität und verteuert die Aufnahme von Fremdkapital. „Wir halten es für anmaßend, dass Standard & Poor’s mitten im Spiel die Regeln ändert“, sagte der damalige ThyssenKrupp-Finanzvorstand Stefan Kirsten.

      Dass die Pensionsrückstellungen in Deutschland Jahrzehnte gut funktioniert hatten, interessierte nicht. „Die Ratingagenturen haben zunächst die Finanzierung der Pensionsverpflichtungen über die Bilanz nicht verstanden“, sagt Thomas Jasper, der das Beratungsgeschäft von Rauser Towers Perrin in Frankfurt leitet.

      Auf Druck der US-Ratingagenturen lagern jetzt immer mehr deutsche Konzerne Pensionsverpflichtungen aus. RWE schaffte 81 Prozent seiner 15,7 Milliarden Euro an Pensionsverpflichtungen aus der Bilanz, MAN sogar 93 Prozent. An der Verwaltung der danach gegründeten Pensionsfonds verdienen wiederum US-Vermögensverwalter wie Black Rock, Goldman Sachs oder State Street. Das lohnt sich – für die Verwalter: Laut einer Studie von Watson Wyatt sind 2007 bei internationalen Pensionsfonds die Kosten von 0,65 auf 1,10 Prozent des betreuten Vermögens gestiegen.

      ThyssenKrupp hielt, anders als RWE oder MAN, dem Druck der US-Ratingagenturen stand. Für die Beschäftigten ist das ein Segen: 2007 schaffte Thyssen eine Rendite von 20,7 Prozent auf das zurückgestellte Kapital – weit mehr als der Durchschnitt, der bei deutschen Pensionskassen bei etwa vier Prozent lag.

      Bilanzierung. Tausende deutsche Mittelständler müssen sich schon bald auf gravierende Änderungen einstellen. Denn die schwarz-roten Koalitionäre unterziehen das gute alte Handelsgesetzbuch (HGB), seit 1897 Grundlage für die Bilanzierung deutscher Kaufleute, derzeit einer Generalrevision. Voraussichtlich im Herbst wird dann das „Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz“ den Bundestag passieren.

      Das neue HGB wird viele Regeln amerikanischen Ursprungs enthalten. So sollen sich auch nach HGB bilanzierende Unternehmen künftig sehr viel stärker an den Marktwerten der Vermögensgegenstände orientieren dürfen. Damit wird das kaufmännische Vorsichtsprinzip aufgeweicht, das Gläubiger schützen soll.

      Wer wissen will, warum das HGB immer amerikanischer wird, findet die Antwort in Delaware an der amerikanischen Ostküste. Hier residiert eine Stiftung, die von großen Banken, Wirtschaftsprüfern und Industriekonzernen finanziert wird und die das International Accounting Standards Board (IASB) in London installiert hat. Das Gremium hat mit den International Financial Reporting Standards (IFRS) Bilanzregeln entwickelt, die seit 2005 für börsennotierte Unternehmen in der Europäischen Union Pflicht sind.

      In das neue Handelsgesetzbuch fließen viele Regeln ein, die an diese Bilanzregeln angelehnt sind – und diese wiederum sind vom US-Bilanzstandard US-GAAP geprägt. „Die IFRS sind praktisch wie ein Trojanisches Pferd, sie beinhalten die US-Regeln, sind nur anders etikettiert“, sagt Karlheinz Küting, Direktor des Instituts für Wirtschaftsprüfung an der Universität des Saarlandes. Kein Wunder, US-Bilanzlobbyisten sind im IASB die treibende Kraft.

      Anlegern machen die neuen Bilanzregeln es keineswegs leichter, die Ertragskraft von Unternehmen einzuschätzen. HGB-Befürworter warnen vor allem vor aufgeblähten Gewinnen.

      Daimler-Aktionäre wissen schon lange, dass die amerikanischen Regeln nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Die Stuttgarter bilanzierten 1994 als erstes deutsches Unternehmen nach US-GAAP, mit dem Ziel, „mögliche Fehlentwicklungen“ bei der Rendite früh zu erkennen. Das ist gründlich schiefgegangen. Als Daimler das erste Zahlenwerk nach US-Vorbild präsentierte, lag der Aktienkurs umgerechnet bei gut 40 Euro – genau wie heute, 15 Jahre später.

      Noch mehr ging beim US-Energiehändler Enron schief, der jahrelang bilanzielle Luftblasen abbildete und Ende 2001 die größte Pleite der US-Wirtschaftsgeschichte hinlegte. Trotz vollmundiger Ankündigungen wurden die Vorschriften seitdem kaum verschärft. Im Zuge der Finanzkrise ging auch Bear Stearns beinahe pleite, vor allem, weil Manager – genau wie die Enron-Chefs – außerhalb der Bilanz riskante Geschäfte eingegangen waren.

      Experten kritisieren den Trend zur Amerikanisierung der Bilanzvorschriften. „Die Neuregelungen können zu Scheingewinnen führen, die Ergebnisse werden sprunghafter. Im alten HGB waren die Gewinne besser nachprüfbar“, sagt Bilanzprofessor Küting. Und Frank Reuther, Leiter Konzernrechnungswesen der Weinheimer Freudenberg-Gruppe, kritisiert: „Es wird zunehmend versucht, über alle Frisuren mit einem Kamm zu gehen. Das kann wegen der unterschiedlichen nationalen Rechtssysteme nicht funktionieren.“

      Die Schwächen vieler neuer Regeln bekommen auch Anleger immer deutlicher zu spüren. Neben weniger aussagekräftigen Bilanzen stört zum Beispiel, dass Privatanlegern wichtige Informationen vorenthalten bleiben.

      Der Bahn-Chef schwitzt; die Frage nach der Zukunft der Deutschen Bahn ist ihm sichtlich unangenehm: „Sie müssen verstehen, ich darf hierzu nichts sagen, die Anwälte haben es mir verboten“, sagt Hartmut Mehdorn. Der Grund: Alles, was zu einem Börsenkandidaten gesagt wird, muss in den Wertpapierprospekt, darüber wacht seit 2005 die BaFin.

      Wieder eine US-Regel, die in deutsches Recht überführt wurde. Oberflächlich betrachtet soll sie den Anleger schützen. Realistisch gesehen führt die aus Furcht vor den rigiden US-Schadensersatzregeln eingeführte Prospektpflicht aber dazu, dass Privatanleger bei Börsengängen keine Informationen über Zukunftsaussichten mehr bekommen. Institutionelle Investoren dagegen spielen über Bande: Sie ziehen Prognosen aus den Analystenstudien der Banken – und die werden unter tatkräftiger Mithilfe der Unternehmen erstellt.


      Dass die US-Regeln den europäischen Regeln keineswegs überlegen sind und Anleger nicht besser schützen, hat die Finanzkrise gezeigt. Die teils kriminelle Energie, mit der Hypotheken an Menschen verkauft wurden, die es sich nicht leisten konnten, war nur möglich wegen weitgehend unkontrollierter Broker, die solche Darlehen vermittelt haben. Ratingagenturen, die Frühwarnsignale geben sollen – gescheitert, weil sie mit den Banken, die mit obskuren Finanzvehikeln ein großes Rad drehten, in einem Bett lagen. Die hohen Schulden vieler Amerikaner – nur möglich, weil Kreditkartenfirmen sie durch scheinbar ewig währende Verfügbarkeit von noch mehr Geld erst angefixt und dann mit Wucherzinsen und Strafgebühren ausgenommen haben.

      Der Internationale Währungsfonds will jetzt untersuchen, inwieweit Institutionen wie die Notenbank oder die Börsenaufsicht „stabil untermauert“ seien, hieß es am vergangenen Mittwoch. Das Ergebnis wird 2010 vorliegen.

      Neben Anlegern und Industriekonzernen leiden vor allem kleinere deutsche Banken – sie haben es immer schwerer gegen die mächtige Konkurrenz aus Übersee. Zurzeit werden sie massiv aus dem momentan ohnehin darbenden IPO-Geschäft gedrängt: Seit der Jahrtausendwende haben US-Banken nach und nach durchgesetzt, dass kleinere Banken in Aktienkonsortien keine Aufträge mehr annehmen, sondern nur noch Zeichnungswünsche an den Konsortialführer durchgeben – möglichst mit Telefonnummer ihrer Großanleger-Kunden.

      Dadurch kann die Großbank Kontakt zum Kunden aufnehmen – und ihn sogar abwerben. Es sei doch viel besser für ihn, heißt es dann, wenn er zum Konsortialführer wechsle. Nur dieser habe schließlich unmittelbar Einblick in alle Zeichnungsaufträge und könne ihm sagen, wie viel er bieten müsse, damit er Aktien bekomme. „Es ist » dann nur eine Frage der Zeit, bis der Kunde zu den Leuten wechselt, die immer an der Spitze der Konsortien stehen“, sagt ein Investmentbanker. „Das System arbeitet wie ein Staubsauger für die Großen, auf die immer mehr Gebühren zufließen – während die kleineren Banken verhungern.“

      „Die Banken verdienten über Börsengänge und die Beratung bei Unternehmensverkäufen viel Geld, das sie wieder in den Ausbau des Geschäfts stecken konnten“, sagt Siegfried Jaschinski, Chef der Landesbank Baden-Württemberg. Sein Institut steht wie andere deutsche Banken vor der Herausforderung, sich im Investmentbanking zu den Profis hochzukämpfen – aber was fehlt, ist ein großer Deal als Referenz, und der ist schwer zu kriegen.

      Dass es den deutschen Banken gelingen wird, Marktanteile zurückzuerobern, halten die Amerikaner nicht für möglich. „Wir haben 30 Jahre gebraucht, um uns diese Marktstellung zu erarbeiten. Dann werden die Deutschen jetzt mindestens noch mal 20 brauchen“, sagt einer, der seit Jahrzehnten im Geschäft ist.

      Auch im Beratungsgeschäft bauen angelsächsische Player ihre Dominanz aus. Schon jetzt haben sieben der zehn größten Wirtschaftskanzleien Deutschlands ihre Wurzeln in Großbritannien – seit jeher Brückenkopf der US-Expansion in Europa – oder den USA.

      Rückenwind gibt ihnen vor allem die starke Position der US-Anwälte im M&A-Geschäft, die sie dem guten Draht zu US-Investmentbankern verdanken. Manche Häuser sind seit Jahrzehnten eng verbunden, etwa Merrill Lynch und Shearman & Sterling. Die Shearman-Anwälte berieten die Banker bereits 1959 beim Börsengang, vertraten sie mehr als 40 Jahre später in einem Prozess wegen der Enron-Pleite und sind noch immer im Dunstkreis anzutreffen – im Mai betreute die Frankfurter Shearman-Filiale beispielsweise die von Merrill Lynch begleitete Milliarden-Kapitalerhöhung der Vienna Insurance Group.

      Ähnlich erfolgreich funktioniert die Symbiose zwischen Investmentbankern und Unternehmensberatern aus Übersee. Die McKinseys und BCGs haben Konzerne seit Mitte der Neunzigerjahre massiv gedrängt, im Kerngeschäft zu expandieren und gleichzeitig Tochtergesellschaften aus Randbereichen abzustoßen – und auf diese Weise jede Menge M&A-Geschäft für befreundete Investmentbanker generiert.

      Die Blütezeit für Banken und Berater brach an, als unter Bundeskanzler Gerhard Schröder Beteiligungsverkäufe von Konzernen steuerfrei gestellt wurden und so die alte Deutschland AG aus miteinander verflochtenen Unternehmen und ManagerNetzwerken zerbrach. Was Fusionen und Übernahmen Unternehmen und Anlegern letztlich gebracht haben, steht auf einem anderen Blatt. Gemäß einer Studie von KPMG vernichteten 59 Prozent der zwischen 1998 und 2001 gelaufenen 154 größeren M&A-Transaktionen deutscher Unternehmen Aktionärsvermögen, „nur 38 Prozent der untersuchten Transaktionen führten zu deutlichen Wertsteigerungen“.

      Legendäre Fehlgriffe waren die von Dibelius eingestielte Fusion von Daimler und Chrysler oder der Komplettumbau des Industriekonzerns Preussag zum Pauschalreiseanbieter TUI. Der Konzern ist seit Jahren eine Bonanza für Banken und Berater – während die Aktionäre leiden. TUI kostet heute mit rund 3,8 Milliarden Euro nur noch halb so viel wie ihre 1998 für 500 Millionen verramschte Stahltochter Salzgitter. Die könnte demnächst sogar die ehemalige Mutter aus dem Dax verdrängen.
      Avatar
      schrieb am 29.10.08 17:48:52
      Beitrag Nr. 20 ()
      ZOFF IM VERKEHRMINISTERIUM

      Tiefensee feuert Staatssekretär wegen Bahn-Boni


      29.10.2008

      Im Streit um die Bonuszahlungen für den Bahn-Vorstand um Hartmut Mehdorn zieht Verkehrsminister Tiefensee personelle Konsequenzen: Der für die umstrittene Entscheidung zuständige Staatssekretär im Verkehrsministerium muss gehen.

      Berlin - Er hatte das Paket abgesegnet, seinem Chef aber nichts davon erzählt: Der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Matthias von Randow, ist über die umstrittene Bonusentscheidung für den Bahn-Vorstand gestolpert. Von Randow scheide im Zusammenhang mit dieser kürzlich im Aufsichtsrat getroffenen Entscheidung aus dem Amt aus, teilte das Ministerium am Mittwoch mit.

      Tiefensee (SPD) "dankte ihm für die geleistete Arbeit in seiner langjährigen Tätigkeit für das Ministerium", heißt es in einer kurzen Erklärung des Ressorts. Bis auf weiteres solle der vor allem für Städtebau zuständige Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup den Geschäftsbereich von Randows mitführen. Randow ist der vierte verbeamtete Staatssekretär, der das Ministerium in dieser Legislaturperiode verlässt.

      Am Wochenende war bekannt geworden, dass der Konzernvorstand für den vollzogenen Börsengang - unabhängig von der Höhe der Erlöse - ein millionenschweres Bonuspaket erhalten soll. Die Sonderzahlungen soll der Bahn-Aufsichtsrat bereits im Juni verabschiedet haben - ohne das Wissen von Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD).

      Tiefensee soll in Aufsichtsrat

      Der Personalausschuss des Bahn-Aufsichtsrats hatte darüber strengstes Stillschweigen vereinbart. Tiefensee zeigte sich in den vergangenen Tagen besonders empört darüber, dass die Bahn für ihre Manager den Geldhahn auch dann aufdreht, wenn der Börsengang nur drei Milliarden Euro einbringt. Im Mai war Tiefensee noch von bis zu acht Milliarden Euro ausgegangen. Die Regierung hatte den Börsengang vor gut zwei Wochen – gegen den Willen von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn – verschoben, weil ein Verkaufserlös von 4,5 Milliarden Euro nicht gesichert schien.

      Anfang vergangener Woche rief Tiefensee den Aufsichtsratsvorsitzenden und Evonik-Chef Werner Müller an und drängte ihn, den entsprechenden Vertrag aufzulösen. Der lehnte das ab. Er könne, so Müller, einen Vertrag, der in Abstimmung mit der Bundesregierung erst Ende Juni geschlossen worden sei, nicht einseitig kündigen.

      Als Konsequenz aus dem Streit um die Boni wollen Teile des Aufsichtsrats einem Zeitungsbericht zufolge Tiefensee in dem Kontrollgremium sehen. "Wenn er selbst mit am Tisch säße, statt seine Staatssekretäre vorzuschicken, könnten wir uns und der Bahn viel Ärger ersparen", zitierte die "Süddeutsche Zeitung" Aufsichtsratskreise. Der Chef des Kontrollgremiums, Werner Müller, stehe diesem Wunsch aufgeschlossen gegenüber.

      Denkbar ist, dass die Vorgänge um den Bahn-Bonus auch ein Nachspiel im Bundestag haben werden. So haben Grüne und Linksfraktion eine Sondersitzung des Verkehrsausschusses verlangt. Auf Antrag der Grünen sollen Tiefensee und Bahnchef Hartmut Mehdorn dort Rede und Antwort stehen.

      ---
      Mit anderen Worten, Manager verhökern die staatseigene Bahn und bereichern sich persönlich daran. In anderen Staaten nennt man so etwas Korruption.



      Was wusste die Politik ? Und wieviele Millionen landen bei einem Bahnbörsengang in den Taschen der Aufsichtsräte der Bahn, zu denen auch Politiker und Gewerkschaftsbonzen zählen ?
      Der Spiegel (Online)
      Avatar
      schrieb am 05.11.08 16:53:13
      Beitrag Nr. 21 ()
      Obama gewinnt :D

      und Goldmann sinkt :mad:
      Avatar
      schrieb am 05.11.08 16:55:38
      Beitrag Nr. 22 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.841.862 von Dinino am 05.11.08 16:53:13Rothschild hält sich aber ganz gut.
      Avatar
      schrieb am 05.11.08 18:31:52
      Beitrag Nr. 23 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.841.893 von Dorfrichter am 05.11.08 16:55:38wer zum Teufel ist Rothschild ?
      Avatar
      schrieb am 19.01.09 15:50:23
      Beitrag Nr. 24 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 31.745.937 von Dorfrichter am 26.09.07 10:37:56Habe auch eine Frage an einen Bahn-Vollprofi :

      Meine Frau hat heute die nachfolgende Mail an das Inkassountenehmen der DB geschickt. Darf man das ?

      Sehr geehrte Damen und Herren,

      Sie und Ihr Auftraggeber passen offensichtlich gut zusammen : Sowohl die DB als auch Ihr Unternehmen sind offensichtlich resistent gegen Argumente. Immerhin haben Sie am Telefon noch den Eindruck erwecken können, als ob Sie sich für meine Gegenargumente gegen die von Ihnen aufgemachte Forderung interessierten.

      Auf Ihre fernmündliche Bitte hin habe ich mit Schreiben vom 07.12.2008 Ihnen noch einmal die alte Korrespondenz mit der DB in dieser Sache zugänglich gemacht, auf die ich ebenfalls nie eine Antwort erhalten habe. Eigentlich hatte ich erwartet, dass Sie sich - wie versprochen - mit dem Sachverhalt auseinandersetzen. Dies war allerdings ein Trugschluss.

      Ohne irgeneine weitere Reaktion Ihrerseits habe ich jetzt einen Mahnbescheid erhalten.

      Sagen Sie bitte dem Management der DB, es solle seine Privatisierungspläne abblasen : In der Normalwirtschaft pflegt man einen anderen Umgangston mit seinen Kunden.

      Den Vorgang werde ich demnächst auf einer verbrauchernahen Internetseite als exemplarisch veröffentlichen. In der Sache selbst habe ich gegen den Mahnbescheid heute Widerspruch eingelegt. Eine mir vor einigen Tagen kommentarlos zugegangene "Ersatz-Bahncard" - was immer das ist - geht direkt an die DB zurück.

      Wenn Sie sich mit dem Vorgang nicht beschäftigen, dann muss es eben ein Gericht tun.

      Ohne freundliche Grüße
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 10:32:12
      Beitrag Nr. 25 ()
      News - 05.02.09 09:58
      Gewerkschaften halten noch zu Mehdorn

      In der Datenschutzaffäre bei der Deutschen Bahn hält der Druck auf Konzernchef Mehdorn an. Zumindest von politischer Seite scheint klar, dass die Tage des Vorstandvorsitzenden gezählt sind. Die Gewerkschaften verhalten sich dagegen auffällig zurückhaltend und machten deutlich, dass eine Personaldiskussion um Mehdorn nicht sinnvoll sei.



      HB BERLIN/FRANKFURT/MAIN. Gleichwohl pochen die Arbeitnehmervertreter weiter auf eine klare Entschuldigung Mehdorns bei den Bahn-Mitarbeitern. "Das ist ein kurzer und knapper Satz", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft GDBA, Klaus-Dieter Hommel, der Nachrichtenagentur dpa. Dies sei eine Grundvoraussetzung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, fügte er hinzu. Hommel äußerte sich nach einem Treffen mit Mehdorn und den Chefs der beiden anderen Gewerkschaften Transnet und GDL am Mittwochabend in Frankfurt.

      Zugleich bekräftigte er die Notwendigkeit einer Sondersitzung des Aufsichtsrats, bei der konkrete Schritte zur weiteren Aufklärung der Affäre beschlossen werden sollten. Es müssten Regeln gefunden werden, damit solch ein Vorfall sich nicht wiederhole. Hommel machte deutlich, dass er eine Personaldiskussion um Mehdorn nicht für sinnvoll hält. Solch eine Debatte verzögere die Aufklärung nur.

      Medienberichte über eine bevorstehende Ablösung Mehdorns wurden am Mittwochabend von Regierungsseite zurückgewiesen. Es gelte, was bereits vom Sprecher von Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) erklärt worden sei: Zunächst gebe es eine gründliche Untersuchung, erst nach deren Abschluss würden weitere Schritte in der Koalition besprochen, sagte ein hoher Regierungsvertreter der dpa in Berlin. Die "Mitteldeutsche Zeitung" hatte unter Berufung auf Koalitionskreise berichtet, der Bahn-Aufsichtsratsvorsitzende Werner Müller werde Mehdorn "womöglich vorübergehend ablösen, bis ein anderer Nachfolger gefunden ist".

      Ein Sprecher Müllers sagte auf Anfrage: "Das ist nicht mal eine schlaue Spekulation, sondern eine doofe." Müller hat eine Sondersitzung des Aufsichtsrats angekündigt, in der über die Datenaffäre beraten werden soll. Das Kontrollgremium werde vollständige Klarheit in der Angelegenheit herbeiführen und Regelungen finden, die eine Wiederholung der Vorgänge ausschließen.

      Nach Bekanntwerden einer weiteren massenhaften Überprüfung von Bahn-Mitarbeitern auf mögliche Kontakte zu Vertragsfirmen im Jahr 2005 hatten am Mittwoch Politiker aller Oppositionsparteien den Rücktritt Mehdorns gefordert. Zuvor hatte die Bahn bereits eingeräumt, in den Jahren 2002 und 2003 Daten von mehr als 170 000 Beschäftigten mit Daten von Auftragnehmern des Konzerns abgeglichen zu haben.

      Nach Angaben des FDP-Verkehrspolitikers Horst Friedrich hat die Bahn ihre Mitarbeiter nicht nur zur Korruptionsbekämpfung überwacht, sondern auch um die Weitergabe von Informationen zu verhindern. Nach seiner Kenntnis seien vor allem die gewählten Telefonnummern der Mitarbeiter mit denen von Politikern und Journalisten abgeglichen worden, sagte das Mitglied des Bundestagsverkehrsausschusses der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Ihm liege auch ein interner Brief von Mehdorn aus dem Jahr 2002 vor, in dem jedem Mitarbeiter mit fristloser Kündigung gedroht werde, der unabgesprochen Informationen an die Öffentlichkeit bringe.

      Auch die Antikorruptions-Organisation Transparency International kritisierte das Vorgehen der Bahn beim massenhaften Abgleich von Beschäftigtendaten. Für die gezielte Kontrolle der Korruptionsrisiken in der Vergabe hätte eine Überprüfung der Mitarbeiter in den damit verbundenen Funktionen ausgereicht, hieß es in einer Stellungnahme der Organisation. Verhältnismäßigkeit und Zweckmäßigkeit der Bahn - Aktionen seien zu bezweifeln.



      Quelle: Handelsblatt.com

      Klar doch, es stehen ja immerhin eine Menge Pöstchen bei der Bahn auf dem Spiel!
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 13:06:17
      Beitrag Nr. 26 ()
      News - 30.03.09 12:25

      Agenda: Mehdorn an der Endstation

      Der Bahn-Chef scheint nicht länger tragbar. Immer neue schmutzige Details belasten ihn, die Politik sucht bereits nach einem Nachfolger.


      Der Tag, der für Hartmut Mehdorn der Anfang vom Ende werden soll, beginnt entspannt: Am Vormittag des 28. Januar besucht der Bahn-Chef an der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin ein Symposium. Das Thema: "Wettbewerb und Regulierung im Eisenbahnsektor". Mehdorn sitzt in der ersten Reihe, hört zu. Nur ab und zu steht er auf und mischt sich ein. Nach den Vorträgen hält der bullige Manager Small Talk, eine Hand lässig in der Hosentasche. Es ist kurz nach 12.30 Uhr, als die Gemütlichkeit ein Ende hat. Ein Securitymann reicht Mehdorn ein Handy. Es ist der Anruf, der Mehdorns Welt aus den Fugen bringt. Der Bahn-Chef hört kurz zu und sagt dann: "Ich mache mich auf den Weg."





      Wenige Minuten zuvor hatte der Korruptionsbeauftragte der Bahn, Wolfgang Schaupensteiner, im Verkehrsausschuss des Bundestags unabsichtlich eine Lawine losgetreten, die Mehdorn in den nächsten Tagen aus dem Amt spülen dürfte. Er hatte eingeräumt, dass die Bahn heimlich die Daten fast aller Mitarbeiter gerastert hat - angeblich, um Korruption zu bekämpfen.





      An diesem Mittwoch im Januar beginnt für Hartmut Mehdorn eine Affäre, die sein Ende als Bahn-Chef besiegelt und die alles zerstören wird, was er für den Konzern geleistet hat. Dass Mehdorn sein Unternehmen seit 1999 von der verlustreichen Behördenbahn zum wirtschaftlich erfolgreichen Servicekonzern gewandelt hat - vergessen! Nicht als der strahlende Manager wird Mehdorn in die Geschichte der Bahn eingehen, sondern als der Mann, dem jedes Mittel recht war, um seine Ziele zu verfolgen. Immer wieder dringen neue schmutzige Details an die Öffentlichkeit. Doch der Bahn-Chef klebt wie Pattex an seinem Stuhl. Rücktritt? Nicht mit ihm!





      Am Freitag dann der vorläufige Höhepunkt: Externe Ermittler zur Affäre berichten, dass E-Mails von Mitarbeitern systematisch nach Kontakten zu Mehdorn-Kritikern durchsucht worden seien. Jetzt wird klar, dass er es maßlos übertrieben hat - dass sein autoritärer Anspruch, alles und jeden im Unternehmen unter Kontrolle zu haben, zu einer Überwachungskultur im Konzern geführt hat. Es hat sich ein "System Mehdorn" entwickelt, "das verantwortlich ist für das, was passiert ist", sagt Alexander Kirchner, Chef der Bahn-Gewerkschaft Transnet.

      Doch Mehdorn streitet die Vorwürfe wieder ab, behauptet weiter, von nichts gewusst zu haben. Für 18.30 Uhr bestellt er die Presse.

      Von dem Raum im 21. Stock des Bahn-Towers am Potsdamer Platz hat man einen weiten Blick über das politische Berlin. Der Bundestag liegt greifbar nahe, und wenn die vielen Journalisten Mehdorn nicht die Sicht versperren würden, dann könnte er sehen, dass im Kanzleramt noch Licht brennt. Mehdorn empfängt die Journalisten in dem Saal mit dem weiten Ausblick, der "Fliegender Hamburger" heißt.





      Mehdorn ist weder Hamburger, sondern Berliner. Noch hat er vor, aus seinem Job zu fliegen. Er will hier öffentlich verkünden, dass an den Vorwürfen gegen ihn nichts dran sei, dass das Protokollieren von Adressen und Betreffzeilen "rechtlich zulässig ist", weil es in der Betriebsvereinbarung vorgesehen sei, dass "die Ermittler nichts strafrechtlich Relevantes festgestellt haben". Das ist ihm wichtig, er wiederholt es viermal. Und dass er nicht vorhat, den neuerlichen Rücktrittsforderungen nachzugeben "Hierfür, das sage ich ganz offen, stehe ich nicht zur Verfügung." Dann lächelt er und nickt nach links. Und wenn nicht die Kameras im Weg stünden, könnte man meinen, es ging in Richtung Kanzleramt.



      Kanzlerin Angela Merkel war bislang immer seine Jobgarantie. Krampfhaft hielt sie an Mehdorn fest. Bis nach der Bundestagswahl wollte sie warten, um den Chefposten im Staatskonzern zu besetzen - ohne auf den jetzigen Koalitionspartner SPD eingehen zu müssen. Doch auch diese letzte Stütze bröckelt. Die Kanzlerin will nicht mehr mit den Worten zitiert werden, sie stünde bedingungslos hinter Mehdorn, heißt es. Seit Samstagnachmittag laufen im Kanzleramt und im Bahn-Aufsichtsrat bereits Gespräche über die Nachfolge Mehdorns. Gewerkschaften, SPD-Basis und Opposition verlangen ohnehin geschlossen seinen Rauswurf.

      Im Berliner Bahn-Tower zählen die Führungskräfte bereits die Tage. "Es ist klar, dass er gehen wird. Die Frage ist nur noch, wann", sagt ein hochrangiger Bahn-Manager. Und schiebt hinterher: "Diese Woche? Nächsten Monat? Spätestens Mitte Mai."



      Bereits am vergangenen Freitag, nachdem die neuen Vorwürfe bekannt wurden, hatten Mehdorns Berater auf ihn eingeredet. Jetzt gebe es eine letzte Chance, um mit Würde den Chefposten aufzugeben, sagten sie. Nun sei eine gute Gelegenheit, dass Mehdorn auf die eigenen, unbestrittenen Verdienste hinweisen könne. Jetzt müsse er für den Datenabgleich, für die Mitarbeiterüberwachungen und Spähaktionen auch gegen Journalisten und Politiker endlich die Verantwortung übernehmen.

      Nicht nur seine Berater wissen: Es geht schon längst nicht mehr darum, dass Mehdorn Schaden von sich abwendet. Viele Manager beklagen sich über eine massive Beschädigung des Bahn-Konzerns, intern und extern. Das Unternehmen steht ständig in den Schlagzeilen, es verliert rapide an Ansehen. Europas größter Bahnkonzern mit 240.000 Mitarbeitern steckt in einer tiefen Führungskrise und droht handlungsunfähig zu werden. "Wir müssen uns in der Wirtschaftskrise dringend um das operative Geschäft kümmern", sagt ein Bahn-Vorstand.

      Mittlerweile schauen auch viele einst loyale Führungskräfte mit blankem Entsetzen auf Mehdorn. Schon in der vergangenen Woche ließ der Bahn-Chef an die erste Riege der Konzernmanager einen Brief adressieren, in dem sie per Unterschrift einen Persilschein in der Datenaffäre für ihren Vorstand und vor allem für ihren Chef abgeben sollten.



      Der Brief wurde ausgerechnet von der Mitarbeiterin verschickt, die auch zuständig ist für die Arbeitsverträge dieser Managerriege. Gut ein Drittel verweigerte den Blankoscheck für Mehdorn, sie wurden dann einzeln abtelefoniert. "Das sind autokratische Methoden", schimpft ein Manager. Gewerkschaftschef und Bahn-Aufsichtsrat Kirchner schüttelt den Kopf: "Ein vernünftiger Vorstand hätte nicht zugelassen, dass die Führungsmannschaft durch so eine Unterschriftensammlung gespalten wird."

      In der Konzernzentrale werden nur noch wenige traurig sein, wenn Mehdorn den Hut nimmt. Überrascht ist kaum jemand über die vielen schmutzigen Details, die in den letzten Wochen ans Licht gekommen sind. Informanten aus dem Bahn-Tower trauen sich bisher kaum, mit Journalisten zu sprechen. Wenn, dann telefonieren sie nie über das Diensthandy. Schon lange gehen sie davon aus, dass auch ihre Verbindungsdaten ausgewertet und ihre Gespräche womöglich sogar abgehört werden. "Mehdorn hat ein Klima der Angst geschaffen", sagt jemand aus dem mittleren Management.



      Scheibchenweise

      3. Juni 2008 Die Bahn räumt ein, für interne Überprüfungen eine Detektei engagiert zu haben.

      21. Januar 2009 Der Konzern bestätigt, rund 800 leitende Mitarbeiter überprüft zu haben.

      28. Januar Im Verkehrsausschuss wird bekannt, dass sogar 173 000 Mitarbeiter überprüft wurden.

      30. Januar Die Bahn schaltet die Berliner Staatsanwaltschaft ein, die die Akten seitdem prüft.

      3. Februar Eine weitere Massenkontrolle wird bekannt. Mehdorn räumt erstmals Fehler ein.

      10. Februar Zwei Aktionen 1998 und 2005/06 werden öffentlich, der Leiter der Revision beurlaubt.

      18. Februar Gerhart Baum und Herta Däubler-Gmelin werden als Sonderermittler engagiert.

      4. März Klagen über Aktenvernichtung und Behinderungen bei den Aufklärungsarbeiten werden laut.

      27. März Die Ermittlungen ergeben, dass systematisch E-Mails überprüft wurden.



      Altgediente Bahn-Vorstände wie Norbert Bensel, Diethelm Sack oder Karl-Friedrich Rausch sitzen am Freitag schweigend in einer Reihe, halten verlegen Kaffeetassen in der Hand, während ihr Vorstandschef per Videokonferenz mit den wichtigsten Führungskräften versucht, sich zu rechtfertigen. Konfus sei Mehdorn gewesen, angeschlagen wie noch nie, sagt einer, der dabei war. Für den Bahn-Chef seien stets nur die anderen schuld. Überall da draußen lauere der Feind. In der "Bild am Sonntag" fabuliert Mehdorn schließlich darüber, dass man seine Ablösung betreibe, um einen "politischen Linkskurs" durchzusetzen. "Mehdorn oder Kommunismus", spottet ein Bahn-Manager.

      Dabei hatte der drahtige Bahn-Chef schon vor einigen Wochen vor Führungskräften angedeutet, dass er seinen bis 2011 laufenden Vertrag nicht erfüllen werde. Als er das gesagt hatte, stand er bereits unter dem Eindruck der ersten Datenaffäre. Mehdorn hatte sich damals bereits ein ihm genehmes Abschiedsszenario ausgemalt, berichten Vertraute. Sein Drehbuch lautete: Würdevoller Abgang im Sommer 2010 - als der strahlende Manager, der die Behördenbahn zu einer Börsenbahn umgebaut hat. Der innerhalb von zehn Jahren aus einem trägen, viele Milliarden fressenden Riesen ein hochattraktives, ertragsstarkes Unternehmen gemacht hat. Der in fremde Märkte vorgestoßen ist. Der einen weltweit tätigen Logistikkonzern zusammengezimmert hat. Der Geschichte wie kein Zweiter geschrieben hat - bei der Bahn und als Chef.

      Dieser Traum wird wohl nicht mehr in Erfüllung gehen. Es ist eine böse Ironie des Schicksals, dass das Ende des Konzernchefs gerade eingeleitet wurde, als er sich bei der ESMT aufhielt - im ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR, der früheren Schaltzentrale des Überwachungs- und Unrechtsstaates.


      Von Ulf Brychcy, Leo Klimm und Falk Heunemann (Berlin)



      Quelle: Financial Times Deutschland


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