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    hypothekenkrise - eine analyse von 2004 aktuell wie nie - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 12.07.08 17:11:01 von
    neuester Beitrag 27.07.08 09:01:46 von
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      schrieb am 12.07.08 17:11:01
      Beitrag Nr. 1 ()
      Gefährliche Geldmaschinen

      Von Heike Buchter | © DIE ZEIT 15.04.2004 Nr.17
      Fannie Mae und Freddie Mac sind die größten Hypothekenbanken der Welt. Jetzt kommen erste Zweifel an ihrer Seriosität auf
      Wie Ginger Rogers und Fred Astaire werden die beiden fast immer in einem Atemzug genannt: Fannie Mae und Freddie Mac. Dahinter verbirgt sich jedoch nicht leichte Muse, sondern komplexe Finanzakrobatik. Fannie Mae und Freddie Mac sind die größten Hypothekenbanken der Welt. Sie halten oder garantieren rund 42 Prozent aller Hypothekendarlehen der Vereinigten Staaten und 75 Prozent aller Darlehen auf Einfamilienhäuser – zusammen rund vier Billionen Dollar. Die beiden Institute haben Anleihen und Schuldverschreibungen in Höhe von 2,4 Billionen Dollar ausgereicht. Das entspricht einem Viertel des Bruttoinlandsproduktes der USA, der größten Volkswirtschaft der Welt. Nur ein Schuldner hat sich weltweit mehr Kapital geborgt: der US-Schatzmeister selbst. 3,6 Billionen Dollar in Staatsanleihen haben die Staaten ausstehen.
      Kein Wunder, dass in Washington die Alarmglocken schrillten, als sich herausstellte, dass bei beiden Giganten die Buchhaltung nicht ganz zuverlässlich zu sein scheint. So musste Freddie Mac im vergangenen Jahr einräumen, fünf Milliarden Dollar mehr Gewinn gemacht zu haben als ursprünglich ausgewiesen. Ein Gewinn, über den sich deshalb niemand so recht freuen mochte. Die Chefetage musste daraufhin gehen. Jetzt berichtet die Aufsichtsbehörde, dass Schwester Fannie Mae möglicherweise zwischen 2000 und 2003 rund sieben Milliarden Dollar Verlust eingefahren hat – von dem offenbar bislang niemand etwas gewusst haben will.
      Zwar sind sich die Experten uneins, ob es sich tatsächlich um unzulässige Buchungen handelt und wie schwerwiegend die Angelegenheit ist. Doch John Snow ging schon einmal auf Distanz. George Bushs Finanzminister sagte bei einer Versammlung amerikanischer Kommunalbanker, die beiden Riesen seien keineswegs „too big to fail“ – nicht zu groß, um zusammenzubrechen. Der Runde blieb daraufhin erst einmal der Bissen im Hals stecken. Denn eigentlich gehen die Marktteilnehmer weltweit davon aus, dass Uncle Sam hinter Fannie und Freddie steht. Im Klartext: Die Finanzmärkte sind überzeugt, dass – sollte eines der Institute zusammenbrechen – die US-Steuerzahler einspringen.
      Snows Mahnungen kamen keine zwei Wochen nachdem Alan Greenspan höchstpersönlich gewarnt hatte. Der US-Notenbankchef, der für seinen orakelhaften Stil bekannt ist, wurde überraschend deutlich. „Die Notenbank ist besorgt über das Wachstum und das Ausmaß der Hypothekenportfolios bei den öffentlich-rechtlichen Instituten“, sagte er. Besonders die wachsende Rolle der beiden auf den Derivatemärkten beunruhigt ihn. Greenspans Angst: Wackeln die beiden Riesen, löst das ein weltweites Beben in den Finanzmärkten aus.
      Dabei müsste Greenspan eigentlich ein starker Befürworter von Fannie und Freddie sein. Denn ihnen verdankt er ein Gutteil seines Erfolges. Greenspan setzte in den Krisenjahren auf die US-Verbraucher, um die US-Wirtschaft vor dem Abrutschen in eine handfeste Depression zu bewahren. „Greenspan beißt die Hand, die ihn füttert“, bemerkte bissig ein Lobbyist der amerikanischen Hausbaubranche. 80 Prozent der amerikanischen Wirtschaft werden vom Konsum getrieben. Greenspan senkte die Leitzinsen auf ein historisch niedriges Niveau. Das macht Hypotheken spottbillig. Viele Hausbesitzer nutzen die Gelegenheit, lösen ihre ursprüngliche Hypothek ab und nehmen eine neue, häufig höhere auf. So münzen sie ihr Eigenheim in Bares um und gehen auf Shopping-Tour: ein neues Bad, eine Yacht oder 14 Tage Karibik. Hypothekendarlehen in Rekordhöhe von 3,8 Billionen Dollar reichten Banken und Finanzdienstleister allein im vergangenen Jahr aus. Rund 66 Prozent davon dienten der Refinanzierung. Der stete Geldstrom verhinderte, dass die USA im Gegensatz zu Deutschland nach dem Platzen der Spekulationsblase in eine Rezession sanken. Und er lies die Geldmaschinen Fannie und Freddie auf Hochtouren laufen.
      Doch nicht nur Alan Greenspan fürchtet nun, dass die beiden Institute Opfer ihres eigenen Erfolges werden könnten. Das liegt an ihrem Geschäftsmodell. Weder Fannie noch Freddie vergeben Kredite direkt an Hausbesitzer. Ihre vom Kongress gegebene Aufgabe ist es, den privaten Banken die Hypotheken abzunehmen – einen zweiten Markt für die Darlehen zu schaffen. Das Geld für ihre Operation besorgen sich Fannie und Freddie am Kapitalmarkt. Der Trick dabei ist, dass dank der von den Marktteilnehmern angenommenen staatlichen Garantie die Kosten der Geldbeschaffung für Fannie und Freddie geringer sind als für private Wettbewerber. Der Unterschied beträgt je nach Schätzung 0,30 bis 0,40 Prozentpunkte.
      Doch die beiden haben auch ein gewaltiges Risiko. Sie reichen langfristige Kredite aus und finanzieren sich selbst günstiger über kürzere Laufzeiten. Solange die Zinsen sinken, ist das kein Problem – anders bei steigenden Zinsen. Um sich gegen dieses Risiko abzusichern, setzen Fannie und Freddie Zins-Derivate ein. Bei Fannie etwa wuchs der Nominalwert für Derivate allein im vergangenen Jahr um 384 Milliarden Dollar auf 1041 Milliarden Dollar – nach Schätzungen rund 5 Prozent des Gesamtmarktes.
      Fannie und Freddie zählen inzwischen zu den größten Akteuren im Derivatemarkt. Derivate – gemeint sind hier Futures und Optionen – sind Finanzinstrumente, mit denen sich Marktteilnehmer gegen Risiken absichern. Für die Kontrakte muss es immer auch einen Vertragspartner geben. Gegenparts von Fannie Mae und Freddie Mac sind internationale Großbanken: JP Morgan, Bank of America und Citigroup. Auch die Deutsche Bank gehört zu den großen Playern. „Weil sie bei den beiden öffentlich-rechtlichen Instituten von einer Staatsgarantie ausgehen, stellen die Banken keine Sicherheiten bei diesen Kontrakten, wie sie es bei privaten Gegenparts tun würden“, sagt Bert Ely, ein langjähriger Kritiker von Fannie und Freddie. Ely – der für sich in Anspruch nimmt, die amerikanische Sparkassenkrise von 1980 vorhergesagt zu haben, die den US-Steuerzahler rund 175 Milliarden Dollar kostete – hält das System grundsätzlich für fehlerhaft.
      Mit Sorge beobachten Experten auch die Konzentration auf eine Hand voll Mitspielern. Patrick Parkinson, stellvertretender Direktor der Abteilung Analyse und Statistik der US-Notenbank, zeigte sich auf einer Branchenkonferenz in Chicago Ende März besorgt über das wachsende Risiko, das die Großbanken akzeptieren. Er fragte sich öffentlich, wie der Markt reagieren würde, sollte einer der Beteiligten in Schwierigkeiten geraten. Freddie-Mac-Sprecher Douglas Robinson wiegelt ab. „Wir haben unsere Derivate-Gegenparts ständig auf dem Kontrollmonitor“, sagte er. Die Skeptiker bezweifeln, dass das wirklich ausreicht. „Alles hängt davon ab, dass die Risikomanager bei Fannie und Freddie immer richtig liegen“, warnt Alan Greenspan. Er fordert deshalb, die Kapitalmindesteinlage bei Fannie und Freddie hochzusetzen und so deren Wachstum zu bremsen.
      Denn fällt nur ein Stein in dem hoch komplexen Zusammenspiel, könnte das einen Dominoeffekt auslösen, der das internationale Finanzsystem nachhaltig erschüttert. Die Bonds öffentlich-rechtlicher US-Institute – von denen Freddie und Fannie den größten Teil darstellen – sind bei Zentralbanken und privaten Kreditinstituten weltweit beliebt und werden wie Staatspapiere behandelt. Im Januar floss von den 100 Milliarden Dollar an ausländischem Kapital, das in den USA investiert wurde, rund ein Viertel in die öffentlich-rechtlichen Anleihen. Wie groß das deutsche Engagement insgesamt ist, lässt sich mangels statistischer Erfassung und wegen der Geheimhaltungspflicht der Zentralbanken kaum erfassen. Freddie Mac reichte nach eigenen Angaben allein im Jahr 2000 von Bonds in Höhe von 45 Milliarden Euro rund 7 Prozent an deutsche Investoren aus. Rund 9 Prozent der 35 Milliarden Dollarbonds desselben Jahres gingen ebenfalls nach Deutschland. Seither hat sich der Schuldenberg der beiden Institute rasant vermehrt.
      In unguter Erinnerung ist die Krise, die der Zusammenbruch des als absolut krisensicher geltenden Hedgefonds Long-Term Capital Management 1998 auslöste. LTC hatte sich auf dem Derivatemarkt verspekuliert. Über Nacht mussten Zentralbanken und private Kreditinstitute Milliarden in das Finanzsystem pumpen, um dessen Kollaps zu vermeiden. Marktteilnehmer betonen zwar, dass sich die Verhältnisse seither verändert hätten. Die Beteiligten am Derivatemarkt hätten viel mehr Erfahrungen und Kenntnisse. Auch die komplexen Vorgänge bei Freddie und Fannie schrecken sie nicht mehr. „Negative Schlagzeilen lösen zwar weiterhin eine Zinsreaktion aus, aber der Markt ist viel stabiler geworden, weil die Teilnehmer mehr über die beiden Institute wissen als noch ein oder zwei Jahre zuvor“, sagt James Rhodes, der zuständige Anleihe-Analyst bei ABN Amro. Auch die Rating-Agenturen sehen keinerlei Grund zur Beunruhigung. „Die Institute verfügen über ein exzellentes Geschäftsmodell“, lobt John Kriz, Analyst bei Moody’s. Die Agentur hat ein „triple A“ an die beiden vergeben, die beste Bonitätsbewertung für Banken. Zwar geht auch Kriz davon aus, dass im Zweifel der amerikanische Staat einspringen würde. Aber er ist auch so überzeugt, dass Fannie und Freddie „sound and safe“ – sicher und stabil – und gut gemanaged sind. Freddie-Sprecher Robinson beruhigt, sein Institut sei ausgelegt, eine zehnjährige Depression überstehen zu können.
      Doch obwohl Wirtschaftsfachleute wie Notenbankchef Alan Greenspan für mehr Kontrolle von Fannie und Freddy plädieren, wird sich wohl auf absehbare Zeit nicht viel ändern. „Alle sechs Sekunden übernehmen wir eine Hypothek“, prahlt Freddie Mac auf der Internet-Seite. Ihnen sei es zu verdanken, dass 58 Millionen Amerikaner ein eigenes Heim hätten, behauptet Fannie Mae. Die Botschaft verbreiten sie in rührenden TV-Spots. Für Politiker ist es ein glattes Parkett. Wer will sich schon dafür stark machen, dass Hypotheken eigentlich teurer sein sollten? In einem Wahljahr ist das so wahrscheinlich wie ein Plädoyer für höhere Benzinpreise. Erik Eisenstein, Analyst bei der Rating-Agentur Standard and Poor’s, geht deshalb auch nicht von grundlegenden Änderungen aus. „Letztlich würden sie gegen den amerikanischem Traum stimmen“, sagt er. „Und wer will das schon?“
      Avatar
      schrieb am 12.07.08 17:29:04
      Beitrag Nr. 2 ()
      Kommt eine Rezession in den USA?

      Rainer Sommer 07.04.2007
      Nach 20 Jahren ununterbrochenem Wachstums des Fremdkapitalanteils könnte nun das "Deleveraging' begonnen haben
      Nachdem der Fremdkapitalanteil bei Investmentunternehmen wie Konsumenten seit 20 Jahren nur steigt, könnte nun ein Wendpunkt erreicht sein. So wurde von den Geldmanagern während der jüngsten Aktienturbulenzen kaum frisches Geld in "sichere Häfen" umgeschichtet, sondern es wurden Fremdfinanzierungen getilgt. Am US-Hypothekenmarkt erfolgt die Entschuldung hingegen zwangsweise.

      Es bedufte nicht mehr als einer kleinen positiven Überraschung am US-Immobilienmarkt und leicht fallender Ölpreise, um zu bewirken, dass die Indizes an der Wall Street am letzten Dienstag auf den höchsten Stand seit fünf Wochen kletterten. Wie an den meisten anderen Märkten sind damit die Verluste von Ende Februar, als die Aktienkurse ausgehend von China weltweit eingebrochen waren ([local] "Goldilocks Economy" in Gefahr?), weitgehend aufgeholt.

      Während die Experten in den Wall Street Banken intensiv darüber rätseln, wie es nun mit Börse und Wirtschaft weitergehen kann, waren sie schon lange nicht mehr so weit von einem Konsens entfernt wie dieser Tage. So sieht etwa der stets skeptische Steven Roach von Morgan Stanley seine düsteren Ahnungen nun endlich bestätigt. Er erwartet ein Übergreifen der Probleme mit Hypotheken schlechter Qualität auf andere Segmente und sieht den US-Konsum in Gefahr. Hingegen erwartet der Chef-Investmentstratege von Merrill Lynch, Richard Bernstein, noch für dieses Jahr einen neuen Kursrekord des US-Aktienindex S&P 500. Unentschieden scheint der Chefvolkswirt von Goldman Sachs, Jan Hatzius, zu sein, der zwar viele Gründe sieht, warum die USA bald in eine Rezession abrutschen könnten, doch wettet er darauf, dass die USA dem nochmals entgehen könnten. Denn die aktuelle Immobilien/Hypothekenkrise sei zwar von der Dimension her mit der New Economy-Krise von Anfang 2000 vergleichbar, nur würde sie viel langsamer verlaufen und könnte von der FED daher viel leichter beherrscht werden. Außerdem setzt er auf die starke Weltkonjunktur.

      Immerhin lassen sich mittlerweile einige Hinweise über das finden, was sich an den globalen Finanzmärkten eigentlich ereignet hat. Es scheint, als häuften sich die Anzeichen einer fast schon epochalen Trendwende in Richtung eines weltweiten "Deleveraging", eines Abbaus der enorm hohen Fremdfinanzierungen, die durch die weltweit so üppige Liquidität ermöglicht wurde. Immerhin werden die Finanzmärkte seit bald 20 Jahren (mehr noch als die Realwirtschaft) von stetig steigenden Fremdkapitalanteilen ("Leverage") beherrscht. Ob Hedge Fonds, Private Equity oder Immobilienentwickler, alle arbeiten mit Fremdkapital, das weniger kosten soll, als die damit finanzierten Investitionen verdienen. Dank der jahrelang sehr freigiebigen Notenbanken und den hohen Ersparnissen wichtiger Exportländer war das Kreditangebot so groß, dass der Wettbewerb unter den Kreditgebern den Kreditnehmern weltweit zu Top-Konditionen verhalf. Institutionelle Finanzinvestoren erhöhten mit geliehenem Geld ihre Eigenkapitalrendite und die dadurch finanzierte Nachfrage nach riskanten und höher verzinsten Finanzanlagen ließ deren Preise in die Höhe schnellen.

      Nun lassen aber die eher geringfügig ausgefallenen Preisanstiege bei Finanzanlagen, die in turbulenten Börsezeiten für gewöhnlich als "sichere Häfen" genutzt werden, darauf schließen, dass während der jüngsten Kurseinbrüche weniger Geld etwa in Gold und erstklassige Staatsanleihen umgeschichtet wurde als bislang üblich, was Skeptiker nun von einem globalen "Deleveraging" sprechen lässt. So konnten zehnjährige Staatsanleihen aus dem Euroraum oder der USA kaum zehn Basispunkte (0,1 Prozent) an Kursgewinnen verbuchen, und der Goldpreis war Anfang März sogar stark eingebrochen. Das könnte bedeuten, dass die Cash-Einnahmen aus dem Abbau der Positionen vor allem zur Tilgung von Krediten verwendet wurden und durch das "unwinding" (rückgängig machen) von Carry-trades also tatsächlich einiges an "Leverage" abgebaut wurde.

      Nun sind solche Schwankungen in der Fremdkapitalnutzung nicht neu und waren erst im Mai letzten Jahres in beträchtlichem Ausmaß zu beobachten. Jedoch erfolgt derzeit gleichzeitig Ähnliches am US-Immobilienmarkt. Auch dort war der Fremdkapitalanteil in den letzten Jahren massiv angestiegen, jetzt scheinen die gravierenden Probleme des schlechtesten Kreditsegments ("Subprime") aber gerade auf die etwas besseren Kredite des so genannten "Alt-A"-Segments überzugreifen ([local] Am amerikanischen Subprime-Hypothekenmarkt droht ein Desaster). Damit müssten weitere Millionen an Zwangsversteigerungen einhergehen, wo doch allein das "Subprime"-Segment für 2,4 Millionen verlorene Eigenheime verantwortlich sein könnte, wie Mike Calhoun, Präsident des Center for Responsible Lending, vergangene Woche im Kongress erklärte. Anderseits werden die Immobilieneigentümer dadurch nicht nur von ihren Immobilien, sondern (mit etwas Glück) auch von ihren Schulden befreit, was auf ein "Deleveraging" hinaus läuft. Das könnte durchaus von globaler Bedeutung sein, bedankt man, dass die USA nach wie vor der Hauptabnehmer der weltweiten Exportüberschüsse sind.

      Während aber im Finanzbereich noch lange nicht klar ist, ob nicht doch bald wieder neue "Leverage"-Rekorde erzielt werden – und die rasche Kurserholung an bevorzugten Carry-trade-Destinationen wie den Börsen der Emerging Markets sprechen eher dafür, - ist dies im Bereich der US-Eigenheimfinanzierung wohl auszuschließen. Es herrschen nicht nur seit kurzem wieder deutlich strengere Kredit-Vergaberichtlinien, wie die FED zuletzt feststellte, es kommen auch die Hypothekenbanken selbst nur noch schwer an Finanzierungen. Denn typischerweise verkaufen diese Hypothekarbanken ihre neu generierten Hypotheken sofort gebündelt an Investmentbanken weiter. Andernfalls versiegt der Geldfluss und es können auch keine Hypotheken mehr ausgereicht werden.

      Als Käufer sind vor allem große internationale Geldhäuser wie HSBC, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Citigroup, Deutsche Bank und Merrill Lynch im Markt, die nun aber zunehmend nervös werden. Dazu kommt, dass diese Hypotheken-Bündel zumeist zurückgenommen werden müssen, sollten die zugrunde liegenden Kredite schlechter als vereinbart bedient werden. Insbesondere diejenigen Hypothekenbanken, die entweder besonders lockere Kreditvergaben vorgenommen oder in ihren Bilanzen nicht ausreichende für etwaige Rücknahmen vorgesorgt haben, sind plötzlich von der an den globalen Finanzmärkten nach wie vor so üppig vorhandenen "Liquidität" abgeschnitten und haben Probleme, die hohen Rückforderungen zu finanzieren. So hat sich mit New Century Anfang der Woche der zweitgrößte Subprime-Lender (mit 225 Mrd. USD an Ausleihungen) in die Insolvenz geflüchtet, der schon im Februar erst im letzten Moment eine fällige fast 700 Mio. USD-Rückzahlung an die Citi Group finanzieren konnte.

      Die US-Konsumenten, auf deren ungebrochene Spendierfreudigkeit Notenbank-Chef Bernanke zuletzt seine Hoffnung auf moderates Wachstum stützte, scheinen sich inzwischen aber doch ein wenig eingebremst zu haben, nachdem im Februar die US-Konsumausgaben ebenso wie die Einkommen noch um forsche 0,6 Prozent zugelegt hatten. Deutlich zurückgegangen ist zuletzt jedoch der Aktivitäts-Index für den Servicebereich des Institute for Supply Management, der von 54.3 im Februar letzten Monat auf 52,4 zurückgefallen ist, den niedrigsten Stand seit 4 1/2 Jahren. Immerhin hatten private Arbeitgeber im März noch 106.000 Jobs geschaffen, trotz schwächerer Auftragseingänge auch der Industrie. Obwohl sich zudem die Unternehmensgewinne noch auf höchstem Niveau befinden, gingen ihre Investitionen im letzten Quartal 2006 zurück und sollen laut Bloomberg-Analystin Caroline Baum im ersten Quartal 2007 noch stärker zurückgegangen sein. Statt in die eigenen Geschäfte zu investieren, hätten die US-Unternehmen zuletzt lieber massiv eigene Aktien zurückgekauft, Baum zufolge 2006 immerhin um 547,6 Milliarden USD - was insgesamt recht wenig Hoffnung auf das Ausbleiben einer US-Rezession macht.

      Fraglich ist auch, ob die Notenbank im Ernstfall tatsächlich so rasch, wie an den Märkten erhofft, zu Hilfe eilt. Denn während Ex-FED-Chef Alan Greenspan wohl kaum Hemmungen gehabt hätte, den Märkten Unterstützung zu geben, ist sein Nachfolger noch damit beschäftigt, sich einen Ruf als ernsthafter Inflationsbekämpfer zu schaffen. Aber wie die OECD am Mittwoch bekannt gab, hat die Inflation im gesamten OECD-Raum zuletzt wieder deutlich angezogen, wobei die 2,4 Prozent Anstieg im Januar-Jahresvergleich der USA unter den großen Industriestaaten nur von Großbritannien (+2,8%) übertroffen wurden.

      Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25033/1.html
      Avatar
      schrieb am 12.07.08 17:38:42
      Beitrag Nr. 3 ()
      US-Hypothekenfinanzierer IndyMac am Ende

      DPA - Samstag, 12. Juli, 10:14 Uhr

      Washington (dpa) - Im Zuge der Immobilienkrise in den USA ist jetzt die amerikanische Hypotheken- und Bausparbank IndyMac zusammengebrochen.

      Wie die Bankenaufsichtsbehörde am Freitagabend (Ortszeit) mitteilte, übernimmt die staatliche Einlagensicherungsbehörde (FDIC) die Kontrolle über die im kalifornischen Pasadena ansässige Bank. Laut FDIC handelt es sich um den größten Banken-Crash in den USA seit dem Kollaps der Continental Illinois National Bank im Jahr 1984.

      Die Aufsichtsbehörde erklärte, IndyMac sei aufgrund einer Liquiditätskrise zusammengebrochen. Besorgte Anleger hätten aus Angst um die Solidität der Bank in den vergangenen elf Geschäftstagen mehr als 1.3 Milliarden Dollar (817 Mio Euro) abgehoben. Die Aktien von IndyMac waren angesichts von hohen Verlusten des Unternehmens wegen der Immobilienkrise eingebrochen.

      Über die Einlagensicherung sind in den USA Guthaben bis zu 100 000 Dollar je Anleger abgedeckt. Die FDIC rechnet mit einer Belastung von vier bis acht Milliarden Dollar durch den Zusammenbruch von IndyMac. Die ausufernden Probleme der beiden größten amerikanischen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac hatten am Freitag bei der US-Regierung bereits die Alarmglocken schrillen lassen. Die Regierung erwägt laut US-Medien, eines oder gar beide Institute unter staatlichen Schutz zu stellen. Die Aktien der beiden Gesellschaften hatten am Freitag ebenfalls dramatische Verluste erlitten.

      Finanzminister Henry Paulson und die Aufsichtsbehörden intensivierten am Freitag ihre Krisengespräche auf höchster Ebene. Im Mittelpunkt stehe eine Unterstützung der beiden Institute in ihrer «gegenwärtigen Form», sagte Paulson.
      Avatar
      schrieb am 12.07.08 19:38:34
      Beitrag Nr. 4 ()
      Interessant, wenn man es noch einmal im Rückblick serviert bekommt, wieviel Jahre es dann doch noch gedauert hat, bis der ganze Schlamassel so langsam sichtbar wurde und nun immer mehr ausgepackt wird.
      Avatar
      schrieb am 13.07.08 08:00:27
      Beitrag Nr. 5 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.495.638 von 098cba am 12.07.08 19:38:34...finde ich auch, zumal wir noch lange nicht am ende sind.
      ...das wird wohl noch ein domino-decade...:D

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      schrieb am 13.07.08 08:57:51
      Beitrag Nr. 6 ()
      Man muss bedenken, dass die Zustände schon sehr schlimm sind und gar nicht mehr viel schlimmer werden müssen. Das wackelige System kann jederzeit zusammenbrechen. Der steigende Ölpreis wäre dann weniger die Ursache, als der Auslöser des Zusammenbruchs.

      Ob es wohl rechtzeitig gelingen wird, Inseln der Stabilität zu schaffen?

      Es könnte keine schlechte Idee sein, sich aus Hedgefonds zurückzuziehen, anstatt weiter dem lachhaften Irrglauben anzuhängen, dass man mit Hedgefond Risiken absicher könnte. Das gilt in erster Linie für den Staat, große Banken und Unternehmen. Der Privaranleger darf gerne weiterzocken.
      Avatar
      schrieb am 13.07.08 09:24:55
      Beitrag Nr. 7 ()
      Die Geschichte von Fannie und Freddie
      von Heiko Metzger

      Von Roosevelts "New Deal" über Milliardengewinne bis hin zum Epizentrum der internationalen Finanzkrise - FTD-Online zeichnet eine Chronologie der 70jährigen Geschichte von Freddie Mac und Fannie Mae.

      1938
      Die FNMA (Federal National Mortgage Association) wird als Teil von Präsident Roosevelts “NewDeal“ gegründet. Damals geben die Banken aufgrund der Wirtschaftskrise nur zögerlich Hypothekenkredite aus. Für Millionen von Familien war der Traum vom eigenen Heim dadurch unerfüllbar geworden. Ziel der Gründung der FNMA (das Kürzel wurde schnell zu "Fannie Mae" verballhornt) war, mehr Hypothekenkredite zu günstigen Konditionen zu vergeben - in allen Gemeinden, zu jeder Zeit, bei allen Wirtschaftslagen.
      1954
      Teilprivatisierung der FNMA
      1968
      Der Kongress wandelt die FNMA in eine Aktiengesellschaft um und privatisiert das Unternehmen. Zudem wird "Fannie Mae" der offizieller Name.
      1970
      Fannie Mae geht an die Börse. Der Kongress gründet die Federal Home Loan Mortgage Corp. (FHLM), die bald "Freddie Mac" genannt wird.
      1988
      Fannie Mae wird in den S&P 500 aufgenommen
      1989
      Freddie Mac geht an der New Yorker Börse.
      1986 bis 1996
      Zehn Jahre in Folge verzeichnet Fannie Mae Rekordgewinne.
      1993
      Das Hypothekenvolumen von Freddie Mac überschreitet die 1000-Mrd.-$-Marke
      1997
      Freddie Mac wird offizieller Name der FHLM.
      Sommer 2000
      Fannie Mae platziert Anleihen im Wert von 11,5 Mrd.$, nachdem der Schuldenstand in den vergangen drei Jahren explosionsartig gestiegen ist.
      2001
      Fannie und Freddie werden zum Zankapfel zwischen amerikanischen und europäischen Wettbewerbshütern.
      Ende 2002
      Fannie Mae beziffert seinen Refinanzierungsbedarf für das Jahr 2003 auf 290 Mrd. $.

      2003
      Bei Freddie Mac werden Bilanzmanipulationen bekannt. Das Unternehmen muss den Gewinn der vergangenen drei Jahre um insgesamt 5 Mrd. $ nach oben korrigieren. Das Management hatte die Gewinne manipuliert und dabei zweimal untertrieben, einmal übertrieben. Im Juni 2003 tritt Freddie-Präsident David Glenn zurück. Später folgten Vorstandschef Leland Brendsel und Finanzchef Vaughn Clarke. Im August zwingt die US-Immobilienmarktaufsicht den neuen Vorstandsvorsitzenden Greg Parseghian, seinen Posten zu räumen. Kongress und US-Regierung diskutieren die vollständige Privatisierung der Hypothekenfinanzierung.
      2004
      Nach Bilanzfehlern bei Fannie Mae treten Vorstandschef Franklin Raines und Finanzchef Timothy Howard zurück. Es entbrennt eine Diskussion über die Aufsichtshoheit über die beiden Hypothekenfinanzierer
      Januar 2005
      Durch jahrelange Falschbilanzierung fehlen Fannie Mae 9 Mrd. $. Durch eine Kapitalerhöhung sollen 5 Mrd. eingenommen werden. Die Bilanzskandale treiben das Vorhaben voran, die Aufsicht über Freddie Mac und Fannie Mae zu verschärfen.
      2006
      Fannie Mae legt die erste Bilanz seit drei Jahren vor. Insgesamt müssen die Ergebnisse von 2001 bis 2004 um 6 Mrd. $ korrigiert werden.
      Ende 2007
      Der Notfallplan der US-Regierung zur Stabilisierung des Häusermarktes sieht vor, dass Freddie Mac und Fannie Mae ihre Obergrenzen für den Ankauf von Hypotheken aufheben.
      1. März 2008
      Die US-Aufsicht hebt die Pflicht für Freddie Mac und Fannie Mae auf, Rückstellungen für mögliche Verluste zu bilden. Ziel ist es, mehr Geld in den Häusermarkt zu pumpen.
      Mitte März 2008
      Die Refinanzierungsschwierigkeiten von Freddie Mac und Fannie Mae sind ein Grund für Interventionen der US-Notenbank Fed. Der Freddie-Mac-Vorstand fordert die US-Regierung auf, Ramschpapiere aufzukaufen.
      19. März 2008
      Mittels Freddie Mac und Fannie Mae pumpt die US-Regierung 200 Mrd. $ in den Hypothekenmarkt. Zudem werden die Kapitalvorschriften für die beiden Häuser gelockert - was die Regierung lange Zeit verhindern wollte.
      Ende März 2008
      Die Aufsicht senkt die Eigenkapitalquote, die die beiden Institute über ihr Mindestkapital hinaus als Rücklagen halten müssen, von 30 auf 20 Prozent
      Mai 2008
      Im ersten Quartal 2008 erwirtschaftet Fannie Mae einen Verlust von 2,19 Mrd. $ - die Dividende wird gekürzt, das Kapital um 6 Mrd. $ aufgestockt - nach 7 Mrd. $ im Dezember 2007. Tage später lockert Fannie Mae die Vergabevorschriften für Hypotheken. In der Folge steigt das Kreditvolumen an. Zudem werden die Kapitalvorschriften weiter gelockert. Im gleichen Monat weist Freddie Mac einen Quartalsverlust von 2,5 Mrd. $ aus.
      Juli 2008
      Einer Lehman-Studie zufolge benötigen Freddie und Fannie 75 Mrd. $. Ein früherer Notenbanker erklärt die beiden Institute für de facto pleite. Die Aktien beider Banken brechen drastisch ein. Regierung, Aufsicht und die Unternehmen selbst bemühen sich, den Markt zu beruhigen und eine Vertrauenskrise zu verhindern. Medien berichten über Verstaatlichungspläne. Dies wird vom Finanzministerium allerdings dementiert.

      FTD.de, 12.07.2008
      © 2008 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 13.07.08 09:35:22
      Beitrag Nr. 8 ()
      Samstag, 12. Juli 2008
      Fannie und Freddie in Not
      Moskau bleibt standhaft

      Russland will trotz der Probleme bei den angeschlagenen US-Immobilienfinanzierern Freddie Mac und Fannie Mae seine milliardenteueren Schuldscheine der halbstaatlichen Banken behalten. "Schuldverschreibungen von Fannie Mae und Freddie Mac sind in ihrer Qualität de facto nicht minderwertig verglichen mit US-Staatsanleihen und verfügen immer noch über die höchste Bonitätsbewertung, die für Investitionen in Gold- und Devisenreserven nötig sind", teilte das russische Finanzministerium mit.

      Russlands Zentralbank, die über Gold- und Devisenbestände im Wert von 574 Mrd. Dollar verfügt, hatte im Mai mitgeteilt, bis Ende 2007 rund 100 Mrd. Dollar in Wertpapiere von US-Hypothekenverleihern investiert zu haben. Dabei handelt es sich vor allem um Schuldverschreibungen mit kurzer Laufzeit. Im Gegensatz zu Aktien blieben die Schuldverschreibungen stabil, da die US-Regierung ihre Hilfsbereitschaft für die Immobilienfinanzierer angekündigt habe, erklärte das russische Finanzministerium seine Pläne.

      Hundert Milliarden Dollar = 100.000.000.00:eek:0 USD

      Mit dem Zusammenbruch des US-Hypothekenfinanzierers IndyMac hatte die Kreditkrise einen neuen Tiefpunkt erreicht. Der größte unabhängige börsennotierte Baufinanzierer wurde am Freitag vom Staat übernommen, nachdem das Institut in massive Kapitalnöte geraten war. Es ist eine der größten Bankenpleiten in der US-Geschichte überhaupt und bereits der fünfte Zusammenbruch eines Instituts in diesem Jahr.

      Die staatliche Übernahme von IndyMac fachte erneut Spekulationen an, dass Freddie und Fannie auf ähnliche Rettung vom Staat hoffen könnten. Nach bislang unbestätigten Informationen plant US-Notenbankchef Ben Bernanke eine Notfall-Finanzspritze für beide Häuser. Freddie Mac und Fannie Mae sind wegen der Kreditkrise in Not. Die beiden Institute dominieren den US-Hypothekenmarkt.
      Avatar
      schrieb am 13.07.08 10:09:36
      Beitrag Nr. 9 ()
      Der Eichelburg sagt , es kommt , auch wenn Fannie und Freddie nun gerettet werden , so oder so zum totalen crash.
      http://www.hartgeld.com/filesadmin/pdf/Art_2008-103_EinHeiss…
      Avatar
      schrieb am 13.07.08 17:06:28
      Beitrag Nr. 10 ()
      Ich behaupte, es kommt nicht dazu sky7H. Kein Land auf der Welt kann es sich leisten, dass die USA Bankrott gehen. Man kann es sich zwar kaum vorstellen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass alle Länder die dazu in der Lage sind, Unterstützung geben würden, bevor das passiert. Wenn die Amis Pleite gehen, sind wir alle pleite. Die Folgen wären fatal, das Weltwährungs- und Wirtschaftssystem würde zusammenbrechen und sogar Kriege könnten deswegen ausbrechen.

      Insofern gehe ich nicht vom totalen Crash incl. Währungsschnitt usw. aus. Was ich allerdings für möglich halte, ist eine drastische Neubewertung von US-Treasuries. Ich bin jedenfalls nicht bereit, eine 10-jährige US-Staatsanleihe mit einer Rendite von derzeit unter 4% zu kaufen - mal ganz abgesehen von den Wechselkursrisiken. Bei 8% Rendite würde ich vielleicht darüber nachdenken - vorher nicht.

      Die Folge wäre natürlich ein deutlicher Zinsanstieg weltweit, mit dem man aber leben könnte. Aktien sind für mich derzeit absolutes No Go Area, das Risiko weiterer Kurseinbrüche wie zu Zeiten des New-Economy Hypes ist extrem hoch.

      Vertrauen ist alles. Solange das Vertrauen in die Zahlungfähigkeit der Staaten bleibt, braucht man sich keine Sorgen zu machen. Und machen wir uns nichts vor, der Wert des Papiergeldes und der Bankguthaben die wir haben, wird nur durch Vertrauen bemessen. Ein Verlust dieses Vertrauens hätte unvorstellbare wirtschaftliche und politische Konsequenzen - das wissen alle Politiker und Notenbanker - deswegen gehe ich davon aus, dass es hart wird, aber nicht zum weltweiten Crash kommt.
      Avatar
      schrieb am 13.07.08 17:38:18
      Beitrag Nr. 11 ()
      #10 Ich bin sehr dafür, dass die USA gerettet werden, siehe

      Wie kann die USA gerettet werden?
      http://www.wallstreet-online.de/diskussion/1140946-1-500/wie…

      aber die USA muss selbst mithelfen.

      Bei einem Militärhaushalt von ca. 500 Milliarden Dollar einem rekordmäßig hohem Ölverbrauch und einem korrupten Finanzsystem (siehe z.B. Derivatenhandel) kann man noch so viel Geld reinpumpen, es würde trotzdem noch schlimmer werden können.
      Avatar
      schrieb am 13.07.08 18:17:34
      Beitrag Nr. 12 ()
      Die USA werden mit Sicherheit ihre militärischen Aktivitäten einschränken, wenn es ans Eingemachte geht. Die Truppen vor Ort sind im Grunde auch nicht notwendig, man hat schliesslich das Drohpotenzial der Atomraketen.
      Avatar
      schrieb am 14.07.08 10:55:10
      Beitrag Nr. 13 ()
      Sehr interssanter Thread !! ;)
      Avatar
      schrieb am 15.07.08 14:23:47
      Beitrag Nr. 14 ()
      Spaniens führende Immobiliengruppe Martinsa insolvent
      Dienstag 15. Juli 2008, 13:34 Uhr

      Madrid (dpa) - Spanien steht vor der bislang größten Firmenpleite seiner Geschichte. Die nach den Vermögenswerten führende Immobiliengruppe des Landes, Martinsa-Fadesa (Madrid: FAD.MC - Nachrichten) , beschloss in der Nacht zum Dienstag, wegen der hohen Schulden Insolvenz zu beantragen.

      Das von der spanischen Immobilienkrise hart getroffene Unternehmen steht mit rund 5,2 Milliarden Euro in der Kreide. Dem Konzern war es nicht gelungen, einen weiteren Kredit über 150 Millionen Euro zu beschaffen. Dieser war notwendig, um ein bereits mit den Gläubigern ausgehandeltes Umschuldungsabkommen in Höhe von vier Milliarden Euro abzusichern.

      Mit mehr als 170.000 Wohnungen und nahezu 29 Millionen Quadratmetern Bauland ist Martinsa-Fadesa der Branchenführer in Spanien.
      Avatar
      schrieb am 15.07.08 23:54:48
      Beitrag Nr. 15 ()
      Spanien ist ein lauer Wind gegen das, was derzeit in den USA stattfindet. Die FED hat für Freddie und Fannie quasi unbegrenzt das Diskontfenster geöffnet ... etwas anders war auch nicht möglich. Heute lese ich in der FTD, dass die Ölstaaten in letzter Zeit die grössten Käufer von Treasuries waren und mit ihren Beständen demnächst Japan überflügeln werden. Entweder sind die bekloppt oder sie wollen die USA aufkaufen.
      Avatar
      schrieb am 16.07.08 08:25:05
      Beitrag Nr. 16 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.516.343 von smondoli am 15.07.08 23:54:48Vertrauen ist alles. Solange das Vertrauen in die Zahlungfähigkeit der Staaten bleibt, braucht man sich keine Sorgen zu machen. Und machen wir uns nichts vor, der Wert des Papiergeldes und der Bankguthaben die wir haben, wird nur durch Vertrauen bemessen. Ein Verlust dieses Vertrauens hätte unvorstellbare wirtschaftliche und politische Konsequenzen - das wissen alle Politiker und Notenbanker - deswegen gehe ich davon aus, dass es hart wird, aber nicht zum weltweiten Crash kommt.


      Das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Staaten.....

      Zahlungsfähig sind die immer, solange die Gelddruckmaschine läuft.
      Die Frage bleibt: wann die Gläubiger zu dem Entschluss kommen,
      das kleine grüne Papierschnipsel nix mehr wert sind. Im Prinzip wird mit "Vertrauen" bezahlt. Und dieser amerikanischen Regierung
      incl. Fed. kann man ja bedenkenlos und unbegrenzt vertrauen.
      Daher auch die "vertrauensbildenden" oder -stärkenden Maßnahmen.

      Ich staune immer nur, daß die anderen Länder das so mitmachen,
      eine Argumentation wie: das können wir uns nicht leisten, daß die pleite gehen, schiebt den BigBang nur auf und potenziert seine Heftigkeit.

      Der Knall kommt, das weiss ich aus ganz anderer, seeeehr zuverlässiger Quelle.

      Gruß
      Sauren
      Avatar
      schrieb am 16.07.08 13:24:47
      Beitrag Nr. 17 ()
      Die Bankenkrise kommt eigentlich am Ende eines Aktiencrashs!
      von Jochen Steffens

      "Die Börse ist ein Theater, in dem immer dasselbe Stück gespielt wird, aber immer unter verschiedenen Titeln und mit unterschiedlicher Spieldauer..."

      Es gibt dabei verschiedene Akte: Euphorie, Panik, Hoffnung, Depression. Im Moment gehen wir an der Börse in den Bereich „Panik“ über. Wie heißt es so schön, kaufe die Panik...

      Die aktuelle Börsensituation zerrt dabei an den Nerven. Nicht ohne Grund. Ich höre von einigen Seiten, dass viele Börsenbriefe durch diesen Markt heftig auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Teilweise sollen Depots von ihren Hochs aus über 60 Prozent abgegeben haben! Andere können sich wenigstens „rühmen“, diesen Crash mit nur einer geringen Investitionsquote miterlebt zu haben. Doch ich lese kaum Erfolgsmeldungen. Wie auch, auf die Short-Seite kann man sich als vernünftiger Anleger nur bei einer Gegenbewegung stellen, aber genau diese Gegenbewegungen, die einen Short-Einstieg ermöglicht hätten, sind gerade in den letzten Wochen ausgeblieben.

      Das liegt daran, dass der Markt seit einiger Zeit nicht das geringste Anzeichen von Stärke zeigt. Jeder Bodenbildungsversuch wird abverkauft. Man merkt es auch in den Gesprächen mit Kollegen. Die Stimmung ist bedrückt bis depressiv, aber auf jeden Fall ratlos. Derweil fallen die Kurse immer weiter und weiter. Als ich gestern schrieb, dass wir auch noch einmal unter die 6000 Punkte-Marke schauen können, hätte ich nicht damit gerechnet, dass wir bereits heute schon im Tief mit 6006,6 Punkten die 6000er Marke erreichen. Ich bin sehr gespannt, ob es nur, wie gestern beschrieben, ein Fake ist, ober ob wir tatsächlich auf die 5200 Punkte fallen.

      Aktuell wird mal wieder die Kreditmarktkrise gespielt. Die Börse scheint nach den schlechten Nachrichten von Freddy und Fannie und einigen regionalen Hypothekenbanken in den USA in Sorge zu sein, dass die Unternehmenszahlen diverser Kreditinstitute patzen werden.
      Das Ende eines Aktiencrash: Die Bankenkrise
      Das Thema Bankenkrise bringt mich aber zum eigentlichen Thema heute, nämlich zu einer alten Bärenregel: Jeder große Aktien-Crash endet (!) erst mit der Bankenkrise. Nur, wir haben in den letzten Jahren keinen großen Aktiencrash gesehen, vielmehr haben wir mehrere Jahre Rally hinter uns.
      Alte ungehörte Börsengurus
      Ich kann mich noch erinnern, dass einige der älteren Analysten in den Jahren 2003-2004 davon sprachen, dass ein Crash immer erst mit der Bankenkrise endet. So lange diese nicht gekommen sei, sei der Bärenmarkt nicht zu Ende. So sehr diese Börsenregel auch in den Medien damals herumgeisterte, die Bankenkrise blieb aus. Diese These der alten Börsengurus geriet mit steigenden Kursen zunehmend in Vergessenheit.
      Was ist aber, wenn die Bankenkrise, die wir aktuell erleben, eigentlich noch zum Aktiencrash 2000-2003 gehört?
      Diese Idee hat einiges für sich. Die US-Notenbank hat in den Crash-Jahren durch eine aggressive Niedrigzinspolitik in den USA nicht nur die Banken gerettet, sondern auch die Grundlage für den ausufernden Immobilienboom in den USA geschaffen. Und war es nicht dieser Immobilienboom, der auf der einen Seite die US-Wirtschaft aus seiner Depression geholt hat und andererseits den Banken über eine aggressive Kreditvergabe Milliarden-Gewinne bescherte? Waren es nicht vielleicht sogar diese beiden Folgen, welche die Bankenbranche damals vor einer solchen Krise bewahrten?
      Ein Art Verschiebebahnhof
      Man kann ein Haus nicht auf Treibsand bauen. Der Boom der letzten Jahre wurde jedoch zumindest zu einem Teil eben aus dem Treibsand maroder Immobilienkredite erschaffen. Kredite, die nur in Folge dieser exorbitant niedrigen US-Leitzinsen möglich waren.
      Und eben diese Kredite (Hypotheken) sind es doch, die heute den Banken das Genick brechen.

      So gesehen, besteht bei der aktuellen Bankenkrise durchaus eine direkte Verbindung zu dem Aktiencrash in den Jahren 2000-2003. Die Niedrigzinspolitik hätte demnach die Bankenkrise nur nach hinten verschoben.

      Und so könnte die alte Börsenweisheit, dass ein großer Aktiencrash mit einer Bankenkrise endet, auch dieses Mal wieder stimmen. Es gab nur eine Verzögerung aufgrund der interventionistischen Niedrigzinspolitik der Fed.
      Was kommt danach?
      Sicher werden Sie nun fragen, was denn nun für eine Börsenphase folgen wird, wenn tatsächlich die aktuelle Bankenkrise den Aktiencrash 2000-2003 beendet. Normalerweise ein starker Aufwärtstrend. Da wir diesen jedoch quasi schon vorweggenommen haben, ist diese Frage wohl nicht so leicht zu beantworten.
      S&P500 immer noch in der Konsolidierung, die im Jahr 2000 angefangen hat
      Schauen wir uns dazu den S&P500 an. Immerhin ist der Sektor Banken und Finanzdienstleistungen mit 12 % die größte Gruppe im S&P500:



      Im letzten Jahr ist dieser Index noch an seinem Allzeithoch aus dem Jahre 2000 gescheitert. Erst mit Überwindung dieser Marke wird ein „neuer Bullenmarkt“ eröffnet. Tatsächlich befindet sich dieser Index also immer noch zumindest in einer Konsolidierungsphase und damit ist der 2000er Crash noch nicht abgeschlossen! Vielleicht führt die Bankenkrise demnach nur zu der notwendigen Bereinigung des Marktes, die ein Überwinden dieser Marke erst möglich macht. Nach einem Doppeltop sieht es jedenfalls nicht aus, dafür ist die rechte Aufwärtsbewegung zum Hoch zu flach.
      Gesamtüberblick
      Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will hier nicht eine trotzige Bullenstimmung verbreiten. Ich habe gestern nicht ohne Grund geschrieben, dass der nachhaltige Bruch der 6200er Marke ein bedenkliches Zeichen ist (mit dem heutigen Abverkauf ist der Bruch eindeutig nachhaltig). Mir geht es wie immer nur darum, ein möglichst umfassendes Bild zu zeichnen und daran lasse ich Sie, liebe Leser, jeden Tag aufs Neue teilhaben.


      Viele Grüße

      Ihr

      Jochen Steffens

      US-Wirtschaftsdaten
      von Jochen Steffens

      Die Erzeugerpreise sind im Juni um 1,8 % gestiegen. Erwartet wurden Werte von 1,3 bis 1,4 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Erzeuger noch um 1,4 % geklettert. Auf Jahressicht lagen die Erzeugerpreise im Juni um 9,2% höher, was der stärkste Anstieg seit Juni 1981 war.

      Die Kernrate ist jedoch nur um 0,2 % gestiegen. Erwartet wurden Werte um 0,3 % nach zuletzt noch 0,2 %.



      Nach wie vor haben die hohen Nahrungsmittel- und Rohstoffpreise keine Auswirkung auf die Kernrate. Das ist schon seltsam und spricht für eine Art verdeckte Deflation. Was passiert wohl, wenn die Rohstoffpreise deutlich einbrechen? Dazu eventuell in den nächsten Tagen mehr.

      Der Umsatz im Einzelhandel ist in den USA im Juni um 0,1 % gestiegen. Analysten hatten jedoch mit einem Umsatzanstieg im Bereich von 0,4 bis 0,5 % gerechnet, nach 0,8 % zuvor.

      Ohne die Autoverkäufe ist der Einzelhandelsumsatz um 0,8 % gestiegen. Gerechnet wurde mit einem Bereich von +0,9 % bis +1,0 %, nach zuvor 1,2 %.

      Die Lagerbestände sind im Mai um 0,3 % angestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,5 %. Die Umsätze sind um 0,8 % gestiegen.
      Avatar
      schrieb am 16.07.08 14:08:47
      Beitrag Nr. 18 ()
      Betrug, Schwindel, fiese Tricks

      Von Marc Pitzke, New York

      Verdacht auf Immobilienbetrug und Insiderhandel: Die Hypothekenkrise hat in den USA eine beispiellose Verhaftungswelle ausgelöst. Unter den 406 Beschuldigten sind zwei prominente Ex-Fondsmanager - und ein Selbsthilfeguru aus Texas, der schnellen Reichtum predigt.

      Eric Farrington kennt die Tricks, reich zu werden. Das zumindest schwört der Texaner in seinen "Motivationsseminaren": Für 299 Dollar lehrt er einem da "die Macht, Wohlstand zu erzeugen", das "wahre Geheimnis lebenslangen Erfolgs".

      Festnahme: Matthew Tannin, Ex-Bear-Stearns-Manager, wird abgeführt
      DPA

      Festnahme: Matthew Tannin, Ex-Bear-Stearns-Manager, wird abgeführt
      Als lebenden Beweis bietet sich der 55-jährige "Selfmade-Millionär" selbst an: Mit "viel Gebet, Vorbereitung und persönlichem Risiko", so prahlt er auf seiner Website, habe er es vom Jeans-Verkäufer zu "einem der erfolgreichsten Immobilienmogule in Dallas" gebracht (und obendrein zum schwarzen Taekwondo-Gürtel).

      Offenbar beruhte Farringtons Erfolg aber auch noch auf anderen, weniger legalen Talenten. Jedenfalls verhaftete das FBI den Selbsthilfeguru diese Woche wegen Hypothekenbetrugs: Er soll jahrelang die Preise von Immobilien künstlich aufgebläht haben, um so höhere Kredite zu erschwindeln und den Überschuss abzukassieren. Bei seiner ersten Vorführung vor Gericht kam dann peinlicherweise auch noch heraus, dass der "nächste Donald Trump" (Eigenwerbung) schon mal 15 Monate im Gefängnis saß - wegen Steuerfälschung.

      Farrington ist nicht der Einzige, der der US-Bundespolizei ins Netz ging. Gestern verkündete FBI-Direktor Robert Mueller die Ergebnisse einer massiven, viermonatigen Fahndungsaktion namens "Operation Malicious Mortgage" - Operation böswillige Hypothek. In landesweiten Razzien, wie sie sonst der Mafia vorbehalten sind, setzte das FBI demnach seit März dieses Jahres 406 Personen wegen Immobilienbetrugs fest - allein 60 davon auf einen Schlag am Mittwoch.

      Damit ist es offiziell: Die Hypothekenkrise hat in den USA eine ganz neue, beispiellose Kriminalitätswelle geschaffen. Die Zahl der diesbezüglichen Ermittlungsverfahren, die beim FBI anhängig sind, hat sich in den letzten drei Jahren auf derzeit mehr als 1400 verdreifacht. "Hypothekenbetrug stellt eine gewaltige Bedrohung für unsere Wirtschaft dar, für die Stabilität unseres Immobilienmarktes und für den Seelenfrieden von Millionen amerikanischer Hausbesitzer", sagte der an der FBI-Aktion beteiligte Staatsanwalt Mark Filip.

      Die US-Immobilienkrise hat bisher Hunderttausende Betroffene um ihren Grund- und Hausbesitz gebracht und an der Wall Street fast 400 Milliarden Dollar an Verlusten und Abschreibungen verursacht. Etliche Konzernchefs verloren ihre Jobs, und die Investmentbank Bear Stearns ging unter.

      So brisant ist die kriminelle Lage inzwischen, dass das FBI sie nun zur Chefsache erklärt hat. Im Tonfall eines Wildwest-Sheriffs gab Mueller eine letzte Warnung aus: "Wir werden euch finden, wir werden gegen euch ermitteln, und ihr werdet angeklagt werden." Wer glaube, mit windigen Tricks davonkommen zu können, möge wissen: "Du wirst im Gefängnis landen."

      An der ausgedehnten Großrazzia beteiligten sich 46 der insgesamt 56 FBI-Filialen im Land, die US-Steuerbehörde IRS, der Zol, die Postermittlungsstelle und weitere Behörden. Mueller schätzte die Gesamtsumme der von den Betrügern verursachten Verluste auf mindestens eine Milliarde Dollar. 173 der Angeklagten seien bereits verurteilt und 60 Millionen Dollar sichergestellt worden.

      SUBPRIME
      Als Subprime werden Schuldner mit niedriger Bonität bezeichnet, arme Menschen, die sich den Kredit, den sie aufnehmen, eigentlich nicht leisten können. Dieser Sektor des Kreditmarktes entwickelte sich seit Anfang Juni 2003 in den USA, nachdem der damalige US- Notenbank- Chef Alan Greenspan den Leitzins auf ein Prozent abgesenkt hatte. Dadurch nahmen plötzlich viele Menschen Kredite für Hypotheken auf - ohne zu bedenken, dass sie diese später, bei höheren Zinsen, wieder zurückzahlen müssten. Der Markt boomt: Allein in den vergangenen zwei Jahren sollen US- Finanzdienstleister 3200 Milliarden Dollar an Hypothekendarlehen ausgegeben haben - rund 20 Prozent an Kunden geringer Bonität.
      Unter den Angeklagten befinden sich Immobilienagenten, Projektentwickler, Broker, Gutachter, Darlehensgeber, Anwälte und "Strohkäufer". Ihre Tricks sind demzufolge längst so vielfältig wie die Branche selbst: Kreditbetrug, Zwangsversteigerungsbetrug, Konkursbetrug, Insiderhandel, Bilanzfälschung, Wertpapierbetrug. Alle Aspekte der Hypothekenkrise haben also inzwischen auch einen zwielichtigen, kriminellen Unterbau.

      Ein besonders dramatischer Fall von potentiellem Aktienbetrug kam gestern in Manhattan ans Licht. Da klagte die Staatsanwaltschaft zwei Ex-Fondsmanager von Bear Stearns an - die ersten derart hochrangigen Anklagen gegen Wall-Street. Ralph Cioffi und Mathew Tannin, deren Hedgefonds mit Subprime-Ramschkrediten spekuliert hatten, sollen ihre Investoren über die Risiken getäuscht haben, auch als das Ausmaß der Katastrophe bereits absehbar war. Die Fonds kollabierten im Frühsommer, bescherten Bear Stearns rund 1,4 Milliarden Verluste und waren der Anfang vom Ende des Traditionshauses.

      Cioffi, der auch des Insiderhandels angeklagt wurde, soll zwei Millionen Dollar seines eigenen Geldes schnell noch in Sicherheit gebracht haben, während die Investoren weiter auf dem todgeweihten Fonds gesessen hätten. Die Anwälte der beiden beteuerten die Unschuld ihrer Mandanten. Die Justiz wolle diese "zwei anständigen Männer" nur zu "Sündenböcken" machen, sagte Cioffis Verteidiger Ed Little.

      Auch 19 größere Unternehmen stehen nach FBI-Angaben im Fadenkreuz: Hypobanken, Investmentbanken, Hedgefonds, Ratingsagenturen, Wirtschaftsprüfungsfirmen. Die beliebtesten Betrugsregionen befänden sich in zehn US-Bundesstaaten: Kalifornien, Colorado, Florida, Georgia, Illinois, New York, Michigan, Minnesota, Ohio und Texas.

      MEHR ÜBER...
      Subprime- Krise Bear Stearns FBI
      zu SPIEGEL WISSEN
      In Texas wartet nun auch der Angeklagte Eric Farrington auf sein Urteil. Sollte er schuldig gesprochen werden, drohen dem selbsternannten Motivationsredner 13,75 Millionen Dollar Geldstrafe - und 600 Jahre Haft. Noch pries seine Web-Seite gestern sein jüngstes Buch an (15,95 Dollar), trefflicher Titel: "Missgeschick schafft Gelegenheit." Für die kommenden Wochen hat Farrington neue Wohlstandsseminare angekündigt, unter anderem in Chicago, Atlanta und Dallas. Weitere Immobiliengeschäfte sind aber nicht geplant.
      Avatar
      schrieb am 16.07.08 14:38:51
      Beitrag Nr. 19 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.497.529 von smondoli am 13.07.08 17:06:28Man kann es sich zwar kaum vorstellen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass alle Länder die dazu in der Lage sind, Unterstützung geben würden, bevor das passiert. Wenn die Amis Pleite gehen, sind wir alle pleite.


      Nonsens, die Amis leben in einer Art und Weise über Ihre Verhältnisse das es schmerzt. Man ist selber in 130 Ländern stationiert und das einzigste was man noch auf Weltniveau herstellt, sind Waffen. Mit so einem Land hat Niemand Mitleid. Und besonders nicht China oder Russland. Als der ehamlige Ostblock zusammen krachte hat auch Niemand geholfen....
      Die USA wird wieder lernen müssen zu arbeiten d.h. mit Ihrer Hände Arbeit konkrete Produkte zu erschaffen. Wie eben alle anderen Länder auch. Und nicht nur mit Geld noch mehr Geld zu machen und übelste Kriege zu führen. Das wird ein schwerer Weg. Zumal eben Geld drucken und damit Ware kaufen einfacher ist, als Ware selbst herstellen zu müssen und dann auf dem Weltmarkt einzutauschen....


      Arthur Spooner
      Avatar
      schrieb am 17.07.08 09:01:17
      Beitrag Nr. 20 ()
      Veröffentlich am 16.07.2008 17:15 Uhr von Klaus Singer

      Während vor einem Jahr die Verluste im internationalen Bankensystem wegen der Hypothekenkrise noch auf 400 Mrd. Dollar geschätzt wurden und sich die Schätzung zur Jahreswende auf 800 Mrd. Dollar verdoppelt hatte, geht Bridgewater Associates jetzt von 1,6 Bill. Dollar aus. Der IWF hatte im März bereits die Zahl von 2 Bill. Dollar ausgegeben worden und war für diese "haltlosen Behauptungen" scharf kritisiert worden.

      Gerüchte bevorstehender Pleiten von Fannie Mae und Freddie Mac machen die Runde, auch GM soll vor dem Aus stehen. Freddie Mac hat 5,2 Mrd. Dollar mehr Schulden als die Assets wert sind, die das Unternehmen im ersten Quartal hatte. Damit wäre es bereits jetzt insolvent, wenn man "normale" Bilanzierungsrichtlinien zugrunde legt.

      Der kürzlich erfolgte Zusammenbruch von IndyMac ist die drittgrößte Bank-Pleite in den US-Geschichte, die größte seit 1984 und die fünfte in diesem Jahr. Sie hat Chancen, sich zur teuersten zu mausern, der amerikanische Einlagensicherungsfonds rechnet mit Kosten zwischen 4 und 8 Mrd. Dollar. Bis jetzt sind hierfür schon 10 Prozent der Mittel des Fonds eingesetzt worden.

      Kurz, die Finanzkrise, die einmal eine Hypothekenkrise war, ist mit Wucht zurück.

      Etwa die Hälfte der Verluste, so schätzt Bridgewater, geht auf das Geschäft mit Unternehmenskrediten zurück. Von diesen rund 800 Mrd. Dollar tauchen erst rund 150 Mrd. Dollar in den Büchern auf - 550 Mrd. Dollar müssen noch abgeschrieben werden. Dagegen sind die Verluste aus dem Subprime-Geschäft bereits zu gut 90 Prozent abgeschrieben. Wie die Schieflage bei Fannie Mae und Freddie Mac zeigt, ist der Funke aus dem Subprime-Bereich auf andere, "bessere" Bereiche der Hypothekenfinanzierung übergesprungen. Deren Volumen ist gut sechs mal so groß wie das der Subprimes.

      Bridgewater kommt zusammen genommen auf 1,1 Bill. Dollar, die noch abgeschrieben werden müssen. Bei den US-Banken soll erst ein Sechstel der erwarteten Verluste abgeschrieben sein.

      Frisches Kapital wird benötigt - Schätzungen kommen auf 400 Mrd. Dollar. Ob das so schnell wird zu bekommen sein, darf bezweifelt werden. Die ersten Finanzspritzen, etwa von ausländischen Staatsfonds vor einigen Monaten verpufften mit den seitdem weiter fallenden Unternehmenswerten der Finanzinstitutionen. Da hält sich die Bereitschaft, nachzuschießen, erst einmal in Grenzen.

      Und hier ist dann der Punkt, wo die Realwirtschaft massiv tangiert wird. Nicht nur, dass die Finanzinstitutionen ihr Tafelsilber verscherbeln müssen, um solvent zu bleiben, was die Marktpreise der entsprechenden "Assets" belastet. Kann kein frisches Kapital generiert werden, könnten Banken auch gezwungen sein, ihre Kreditvergabe einzuschränken, um ihr Kapitalverhältnis zu halten. Geht man von keineswegs aus der Luft gegriffenen zehn zu eins aus, droht eine weitere Kreditverknappung um 10 Bill. Dollar und mehr weltweit.

      Zu diesem "worst case" wird es kaum kommen, aber der Aufwärtstrend in der Kreditvergabe in den USA ist mittlerweile gebrochen. Schätzungen belaufen sich auf einen Rückgang von acht Prozent bis Jahresende, in absoluten Zahlen rund 700 Mrd. Dollar. Seit der im ersten Quartal diesen Jahres erreichten Spitze hat die Kreditvergabe bereits um...

      http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyi…
      Avatar
      schrieb am 21.07.08 16:05:52
      Beitrag Nr. 21 ()
      so geht eine kfw-tochter mit steuergeldern um .....

      Ex-IKB-Chefs kriegen Million


      Die 2007 geschassten Vorstände der Krisenbank IKB haben für das vergangene Geschäftsjahr zusammen noch Gehälter von fast einer Million Euro bekommen. Allein der Ende Juli entlassene Ex-Chef Stefan Ortseifen erhielt knapp 230.000 Euro, darunter aber keine erfolgsabhängige Vergütung, wie aus dem Bericht für das am 31. März beendete Geschäftsjahr 2007/08 hervorging. Zugleich fordert die IKB aber von den damals verantwortlichen Vorständen die im Vorjahr 2006/07 gezahlten erfolgsabhängigen Gehälter von gut drei Mio. Euro zurück. :eek::eek: ( haben die ein negatives gehalt bekommen???) erfolgsabhängig?
      Ortseifen und seine drei damaligen Vorstandskollegen Volker Doberanzke, Frank Braunsfeld und Markus Guthoff mussten nach milliardenschweren Fehlspekulationen mit US-Ramschhypotheken ihren Hut nehmen. Die Verluste aus dem Debakel brachten die IKB an den Rand des Zusammenbruchs.:eek::eek: Sie musste schließlich mit Milliardenhilfen vom staatlichen Großaktionär KfW, des Bundes und anderer Banken vor dem Kollaps bewahrt werden. Die IKB soll nun verkauft werden. Ortseifens Nachfolger an der IKB-Spitze, Günther Bräunig, erhielt für das vergangene Geschäftsjahr rund 940.000 Euro, davon mehr als die Hälfte als erfolgsabhängige Vergütung. :eek::eek::eek:

      Die Aktionäre der IKB hatten im März eine Sonderprüfung beschlossen, um festzustellen, welche Schuld die früheren Vorstände an dem Debakel hatten. Das Ergebnis steht noch aus. Da es noch keine rechtliche Grundlage gebe, sei die Zahlung der Gehälter an die Ex-Vorstände wohl unvermeidlich gewesen, sagte Carsten Heise, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "Die Endabrechnung mit entsprechenden Gegenforderungen der IKB wird aber sicher noch folgen."
      Avatar
      schrieb am 21.07.08 20:16:12
      Beitrag Nr. 22 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.552.285 von bert408 am 21.07.08 16:05:52Findet sich denn keiner, der diese Kapitalvernichter wegen Untreue anzeigt?
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 21.07.08 20:18:24
      Beitrag Nr. 23 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.552.285 von bert408 am 21.07.08 16:05:52Hoffentlich wurden die gezahlten Gehälter auf Sperrkonten gezahlt, damit das Geld noch da ist, wenn Rückforderungen kommen.Aber ich glaube eher, dazu sind die zu deppert.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 22.07.08 12:03:34
      Beitrag Nr. 24 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.554.629 von Wilbi am 21.07.08 20:16:12und so holt sich der staat das geld, dass er für die erfolgsabhängigen vergütungen bei ikb, sachsen lb. west lb, kfw usw. benötiogt:

      Steuerstrafexempel

      Das erste Urteil in Sachen Steueraffäre Liechtenstein ist gefallen. Die staatlichen Richter des staatlichen Gerichtsmonopols haben zu Gunsten ihres sie alimentierenden Hochsteuerlandes Deutschland ein Urteil gefällt und den ersten Steuerflüchtling bestraft. Laut Pressemitteilung ( FAZ vom 19.07.2008 ) soll das Urteil gleich in zweierlei Hinsicht Signalwirkung haben: Steuerzahler sollen von Steuerflucht abgeschreckt werden und "Steuersparer" sollen erkennen, daß eine Zusammenarbeit mit den Steuerbehörden auch im nachhinein sinnvoll ist.
      Adressat dieses Urteils ist also nicht der zu Unrecht Verurteilte ( Steuererpressung ist niemals legitim ), sondern die breite Masse der angeblich potentiell kriminellen Staatspersonen (auch Bürger genannt). Auch hier wurde also nicht Strafmaß an einer Straftat genommen, sondern externe Ziele verfolgt. Damit ist die Existenz eines Rechtsstaates in Deutschland einmal mehr in Frage gestellt. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die Darlegung von Bodo Wünsch, der dies schon vor Jahren beobachtete, im Fall Hoyzer .
      Und wer sich nun trösten mag, daß die Strafe ja an einen gemeinnützigen Verein gehen wird, den darf ich darauf hinweisen, daß die Gemeinnützigkeit der Staat anerkennt, und daß die Verteilung auch der Staat bestimmt. Ein weiterer rechtsverletzender Staatsklüngel und eine staatliche Machtausweitung durch fiskalischen Zugriff auf Privateigentum auch hier.

      http://wort-bild-gedanke.blogspot.com/2008/07/steuerstrafexe…
      Avatar
      schrieb am 22.07.08 14:15:19
      Beitrag Nr. 25 ()
      alle (ohn)macht geht vom volk aus
      und deshalb haben wir auch den salat...


      FTD: Hans Herbert von Arnim - Schluss mit der Entmündigung
      22.07.2008 - 13:33

      Das geltende Recht erlaubt es den Parteien, den Wählern ihre Kandidaten aufzuzwingen.

      Hans Herbert von Arnim ist Verfassungsrechtler und lehrt als pensionierter Universitätsprofessor in Speyer.

      Wir Deutschen haben die Politiker, die wir verdienen, so heißt es häufig leichthin - besonders dann, wenn das Ansehen von Politikern mal wieder im Keller ist. Auf den ersten Blick mag es einleuchten, den schwarzen Peter an die Bürger zurückzureichen. Werden Politiker in der Demokratie nicht vom Volk, also von uns selbst ausgewählt und abgewählt? Sind wir Bürger also für schlechte Politiker nicht selbst verantwortlich?

      Sieht man aber genauer hin, so sind es gar nicht die Bürger, die bestimmen, wer ins Parlament gelangt und dann möglicherweise zu höheren Ehren in Fraktionsführung und Regierung aufsteigt, sondern die Parteien. Wen die etablierten Parteien in sicheren Wahlkreisen aufstellen oder auf sichere Listenplätze setzen, dem kann der Wähler nichts mehr anhaben. Sein Einzug ins Parlament steht fest - lange vor dem Wahltermin. Demokratisch ist das nicht. In einer repräsentativen Demokratie wie der Bundesrepublik sollte es das Recht der Bürger sein, ihre Abgeordneten auszuwählen, frei und unmittelbar, wie es auch das Grundgesetz vorschreibt. Das Minimum der Demokratie besteht nach Karl Popper, dem großen Denker der Freiheit, darin, dass die Bürger schlechte Politiker ohne Blutvergießen wieder loswerden können. Doch genau das können wir Bürger gerade nicht: schlechte Abgeordnete abwählen.

      Dass Abgeordnete auf das Wahlrecht nicht angewiesen sind, wird deutlich, wenn Politiker sich blamiert haben und den Unwillen der Wähler heraufbeschwören. Als es im Mai um die sechsprozentige Erhöhung der Bundestagsdiäten ging, nachdem diese ein halbes Jahr vorher bereits um zehn Prozent erhöht worden waren, sah man in Talkshows zu diesem Thema ausschließlich Abgeordnete, denen ein Fall in der Wählergunst nichts anhaben konnte. Entweder kandidierten sie gar nicht wieder (wie der SPD-Abgeordnete Ludwig Stiegler), oder sie stammten aus derart sicheren Wahlkreisen, dass ihnen ein paar Prozent weniger nichts anhaben können (wie der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer).
      Nicht die Bürger, sondern die Parteien sind für die Qualität der Politiker verantwortlich. Wer ein bezahltes Mandat in Bund, Land oder Europa erlangen möchte, muss vorher meist eine Ochsentour in den Parteien durchlaufen. Das kostet viel Zeit und verhindert Mobilität, was sich gerade die Tüchtigsten oft nicht leisten können. Wir haben also keineswegs die Politiker, die wir verdienen sondern die, die uns die Parteien vorsetzen. Und diese treffen die Auswahl nach ganz anderen Kriterien als die Bürger.



      Vor Kurzem hat nun das Bundesverfassungsgericht das Bundestagswahlgesetz für verfassungswidrig erklärt, weil es in bestimmten Situationen zu dem perversen Ergebnis führt, dass ein Zugewinn an Stimmen einer Partei nicht mehr, sondern weniger Mandate bringt. Der Bundestag muss das natürlich reparieren. Er sollte aber darüber hinaus die Gelegenheit nutzen und das Wahlrecht endlich auch an seiner schwächsten Stelle reformieren. Es ist erforderlich, Vorwahlen einzuführen, damit in sicheren Wahlkreisen die Hochburg-Partei den Wählern nicht länger ihren Kandidaten aufzwingen kann. Franz Müntefering schlug dies vor einigen Jahren vor, drang damit in seiner SPD aber nicht durch. Zudem müsste man die bisher starren Parteilisten, die mit der Zweitstimme gewählt werden, flexibilisieren und dem Wähler eine Auswahl unter den Kandidaten ermöglichen.

      Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse hat sich vehement gegen diesen Vorschlag gewandt. Die Kombination von Erst- und Zweitstimmen bezeichnete er unlängst in der "Passauer Neuen Presse" als "fair und gerecht".

      Wie diese angeblich faire Kombination in der Praxis funktioniert, sieht man am Wahlkreis Hamm-Unna II. Dort kandidierten bei der Bundestagswahl 2005 Dieter Wiefelspütz (SPD), Laurenz Meyer (CDU) und Jörg van Essen (FDP). Da es sich um einen sicheren SPD-Wahlkreis handelt, war klar, dass Wiefelspütz wieder in den Bundestag einziehen würde. Meyer und van Essen zogen den Kürzeren. Aber ihre Niederlage im Wahlkreis tat ihnen überhaupt nicht weh. Sie waren auf den Listen ihrer Parteien abgesichert, weshalb für Kenner von vornherein klar war, dass sie ebenfalls in den Bundestag kommen würden. Der heftige Kampf im Wahlkreis Hamm-Unna II war nur ein vordergründiges Scheingefecht. Der Wähler wird wie in Hunderten anderer Wahlkreise bei seinem wichtigsten demokratischen Recht entmündigt und über die Funktionsweise unseres Wahlsystems im Unklaren gehalten.

      Thierse sagte zur Begründung seines Widerspruchs, er fürchte "eine Entmachtung der Parteien". Jeder Bürger könne ja auch "direkten Einfluss nehmen - indem er in eine Partei eintritt und in den Gremien mitdiskutiert". Doch hier spricht der Vertreter einer politischen Klasse, die ihre selbst geschaffene Alleinherrschaft über den Zugang zu den Parlamenten nicht mit dem Wähler teilen will. In Wahrheit würden die Parteien bei Realisierung der genannten Vorschläge nicht entmachtet, sondern nur auf die Aufgabe zurückgeführt, die ihnen das Grundgesetz zubilligt, nämlich an der politischen Willensbildung des Volks mitzuwirken.

      Im Übrigen zeigt Thierse eine für die politische Klasse typische Arroganz, wenn er die Bürgerrechte nur Parteimitgliedern zugestehen will. Die Parteien und ihre Mitglieder dürfen nach wie vor die Kandidaten aufstellen. Unter den Vorgeschlagenen muss der Bürger aber eine echte Wahl haben. Eine Wahl ohne Auswahl ist nicht nur undemokratisch, sondern auch verfassungswidrig.

      (c) FTD
      Avatar
      schrieb am 22.07.08 14:23:45
      Beitrag Nr. 26 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.560.207 von bert408 am 22.07.08 14:15:19Was wäre denn, wenn man die Zweitstimme ganz weglassen würde?
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 23.07.08 16:43:37
      Beitrag Nr. 27 ()
      Köln (dpa) - Der Schriftsteller Martin Walser hält Bestechung durch deutsche Unternehmen bei der Auftragsbeschaffung für gerechtfertigt. Zudem sieht er Manager wie Heinrich von Pierer oder Klaus Zumwinkel zu Unrecht unter Beschuss.

      «Jeder weiß, dass in vielen Ländern Großaufträge ohne Bestechung nicht zu bekommen sind», sagte der 81-Jährige dem Wirtschaftsmagazin «Capital» (Köln). Während in Frankreich «kein Hahn danach kräht, ob Unternehmen bestechen», sei es «deutsch, deutsch bis ins Mark», dass Manager hierzulande an den Pranger gestellt würden. Ausdrücklich verteidigte er im Zusammenhang mit der Schmiergeldaffäre bei Siemens (Xetra: 723610 - Nachrichten) Anzeige

      den früheren Vorstands- und Aufsichtsratschef des Konzerns, Heinrich von Pierer: «Hier ist eine öffentliche Person in den Medien mehr oder weniger zur Hinrichtung präpariert worden, ohne dass wirklich etwas nachzuweisen ist.»

      Mit «vermutungsverdächtigungsvirtuosen Formulierungen» sei über von Pierer berichtet worden, kritisierte Walser, der mit «Angstblüte» 2006 eine Satire um einen Finanzjongleur veröffentlicht hatte. Zum Fall Siemens meinte er zudem: «Meine Vermutung ist, so ein Unternehmen ist derart konstruiert, dass bis zu einer gewissen Ebene alle wissen, wir müssen bestechen, aber wir müssen für den Fall des Falles die Spitze davon freihalten. Dann ist das eine sehr solide, vernünftige Konstruktion.»

      Auch den früheren Postchef Klaus Zumwinkel, der Steuern von rund einer Million Euro über Stiftungen in Liechtenstein hinterzogen haben soll, nahm der Schriftsteller in Schutz: «Der Staat sollte sich mal überlegen, warum so etwas passiert. Es gibt ja wenige Steuerflüchtlinge vom Ausland in die Bundesrepublik, oder?» Journalisten setzten in ihrer Berichterstattung bei den Lesern ein «wollüstiges Interesse» voraus: «Die wissen, es freut die Leute, wenn man zuerst sagt, das ist einer der am edelsten aussehenden Wirtschaftsmenschen und schau mal da: korrupt, korrupt, Sumpf, Sumpf.» Viele Menschen seien vom Neid befallen, wenn Manager das Hundertfache verdienten.
      Geld sei das einzige Mittel zur Unabhängigkeit, meinte Walser gegenüber «Capital». Er selbst habe materielle Not immer gefürchtet. Statistiken über wachsende Armut in Deutschland wies Walser aber zurück: «Da bin ich absolut erkenntnisabweisend. Wenn es jetzt heißt, jeder achte Deutsche ist arm, und wenn der Staat nicht zuzahlte, dann müsste jeder vierte als arm bezeichnet werden - das kann ich mir nicht vorstellen», zitierte das Magazin den mit zahlreichen Literaturpreisen und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneten 81- Jährigen.
      Avatar
      schrieb am 24.07.08 18:58:57
      Beitrag Nr. 28 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.570.925 von bert408 am 23.07.08 16:43:37Alter schützt vor Thorheit nicht!
      Avatar
      schrieb am 27.07.08 09:01:46
      Beitrag Nr. 29 ()
      US-Kongress beschließt milliardenschweres Hilfsgesetz
      Es ist ein Signal an die nervösen Finanzmärkte - und ein riesiges Hilfspaket für Leidtragenden der Hypothekenkrise: Der US-Kongress hat nach langer Debatte ein Rettungsgesetz beschlossen, das auch die Banken Freddie Mac und Fannie Mae absichert. Präsident Bush will nun doch kein Veto einlegen. ...

      ... dass der Staat Garantien für Immobilienkredite in Höhe von bis zu 300 Milliarden US-Dollar (190 Milliarden Euro) abgibt, um bis zu 400.000 hochverschuldete und von Zwangsversteigerung bedrohte Hausbesitzer eine Umschuldung zu günstigeren Bedingungen zu ermögliche; ... http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,568315,00.html

      Aha. 300 Milliarden US-Dollar für bis zu 400.000 Hausbesitzer sind durchschnittlich $ 750.000 pro Haus. Das Klingt für mich wie ein Subventionsprogramm (Bestechung?) für (ehemalige) Reiche. Anstatt mit den verschuldeten Villen die Lage zu bereinigen und lieber Millionen kleiner Hausbesitzern zu helfen, wird die Situation mit diesem Geld vielleicht sogar verschlimmert.

      Ich sehe in den USA noch keine Anzeichen für eine Umkehr zur Besserung.


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