Peak Oil und die Folgen (Seite 1031)

[Looe]

Antwort auf Beitrag Nr.: 42.293.272 von Urlaub2 am 02.11.11 20:50:00

Als "Gasmann" kann ich berichten, daß in Turkmenistan ein Gasfeld gefunden wurde, das den Gasbedarf von China über 200 Jahre decken kann !

Hallo Urlaub,

darf man höflich fragen, wie hoch der Gasbedarf der Chinesen für die nächsten 200 Jahre sein wird , also bis zum Jahr 2211? Da gibt es sicherlich Planzahlen... die Chinesen planen ja alles sehr weit im voraus.


Ich halte solange schon mal die Russen in Schach.

Hallo Triakel,

bin richtig froh, daß Ihr beide die geostrategische Lage so gut im Griff habt. Könnte sonst nicht mehr ruhig schlafen.

[Triakel]

Antrag:

da vermutlich alle Menschen jeweils einige andere Menschen finden, die zu diesem oder jenem Problem tendenziell ähnliche Meinungen haben, beantrage ich hiermit die Definierung von 7 Milliarden Menschen als Angehörige unzähliger Sekten.
Die zahlenmäßig größte Sekte dürfte dann die "Alles-wird-gut-Sekte" und die "Die-Technologie-wrd´s-schon-richten-Sekte" sein (weitgehend deckungsgleiche Sekten).
Die "Wir-stehen-vor-historisch-einmaligen-Herausforderungen-Sekte" ist dagegen zahlenmäßig weit abgeschlagen und wahrscheilich schon auf Grund ihrer Minorität völlig im Unrecht.

[smiths74]

Hallo SL Gramann,
vielen dank für deine ausführlich Antwort! Ich finde es auch wichtig das es hier im Thread andere, positivere Stimmen gibt, denn du hast Recht wenn du sagst, das es hier manchmal schon "sektenhafte" Züge hat.
Ich versuche jetzt mal meine langfristige Perspektive auszuformulieren:
Fangen wir erstmal mit den heute lebenden Menschen der westlichen Wohlstandsgesellschaften an. Ich habe 3 Vorträge über Peak Oil in den letzten 2 Wochen gehalten, und ich kann aus den Diskussionen sagen, das die meisten nicht einmal einen blassen Schimmer davon haben, wie komplex unsere Zivilisation heute ist, und wie diese Komplextität mit "fossiler" Energie erkauft wird. Hier mal ein Beispiel wie komplex die Herstellung eines "simplen" Erdbeerjoghurts heute ist:


Und das ist nur Erdbeerjoghurt..könnt ihr euch ein solches Diagramm für einen Airbus A380 vorstellen?
Worauf ich hinaus will, ist der Zusammenhang von der Nutzung von Nettoenergie, also der Energie, die wir nicht für die weitere Bereitstellung von Energie brauchen, und wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Komplexität, der uns gar nicht bewußt ist. Wir halten das für "normal" weil wir es nicht anders kennen.
Kommen wir zu einem weiteren wichtigen Punkt: dem Wachstum und dem Chart der Charts:


Und dieses Wachstum ist auf Dauer nicht möglich, und das möchte ich dir an einem anschaulichen Beispiel zeigen. Du erwähnst die gigantische Energie, die die Sonne auf unseren schönen Planeten schickt. Unter der Annahme, das unser Energieverbrauch um 2,3 % weiter wächst, wie er es seit Beginn der industriellen Revolution getan hat, dann geht das wie lange?


Rund 400 Jahre!

Also, Wachstum ist das Problem und solange wir keinen Weg finden, uns so zu organisieren, das wir nicht jedes Jahr mehr Ressourcen unter der Zuhilfenahme von Energie in "Müll" verwandeln, solange bleibe ich, was das langfristige Überleben der Menschheit angeht, sehr skeptisch. Auch aus geologisch/paläontologischer Sicht haben immer die Arten lange überlebt, die perfekt an ihren Lebensraum angepaßt waren, meist recht einfache Wesen wie z.B. der Quastenflosserund nicht die hochspezialisierten!
Der älteste bekannte Quastenflosser ist aus dem Unterdevon (rund 400 Mio. Jahre vor heute) von Australien. Die jüngsten fossilen Zeugnisse stammen aus 70 Millionen Jahre alten Ablagerungen der späten Oberkreide. Ihre Blütezeit lag in der Trias. Daher glaubte man lange, die Quastenflosser wären spätestens mit den Dinosauriern und vielen anderen Lebewesen am Ende des Mesozoikums ausgestorben. Ist er aber nicht!!


Also fassen wir das Ganze mit den Worten von Dennis Meadows zusammen:
We´re precisly on track:


Viele Grüße

smiths74

[Triakel]

Antwort auf Beitrag Nr.: 42.293.927 von grrrrrr am 02.11.11 23:24:39

Was wohl daraus wird?

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,795558,00.html

Hallo grrr,
CO2-freie Mobilität gibt es überhaupt nicht.
1. die "graue Energie", die auch in E-Cars steckt (Herstellung, Gewinnung der dazu notwendigen Rohstoffe, die schon einen beachtlichen Teil der Gesamtemissionen ausmacht, die im Lebenszyklus auch eines Benziners anfallen) sind schon mal nicht CO2-frei zu haben.
2. Außerdem beträgt der Solaranteil am Strom im Solar-Vorzeigeland Deutschland je nach Jahreszeit 1,5 bis 3,5% (also durchschnittlich ca. 1...1,5% des Primärenergiemixes). Der Anteil der Windenergie beträgt 7 bis 8% am deutschen Strom (= ca. 3...3,5% am Primärenergiemix).
Ich wünschte auch, dass der Anteil größer wäre. Allerdings benötigten wir dafür ein völlig anderes Stromnetz und gewaltige Speicherkapazitäten. Schon heute, beim jetzigen sehr bescheidenen Anteil der Windenergie am Gesamtenergiemix müssen 150 Millionen Kilowattstunden Windstrom sozusagen "weggeschmissen" werden, weil die Netze in Spitzenzeiten diese Strommenge nicht mehr aufnehmen können (Stand 2010). Das entspricht dem Jahresverbrauch von fast 40000 Haushalten.
Im vergangen Jahr musste bereits an 107 Tagen insgesamt 1085 mal eingegriffen werden und Windparks vom Netz genommen werden (2009: an 65 Tagen), obwohl es eine Vohrfahrtsregelung für Windstrom im Netz gibt. Die vernichtete Windstrommenge stieg von 2009 auf 2010 um 69%. Dieses Jahr dürfte es einen weiteren starken Anstieg geben. Weshalb ich ja auch für Hybrid-Windkraftanlagen plädiere, die allerdings die Windstromkosten pro KWh deutlich erhöhen. There´s nothing for free!
Die komplette Umgestaltung des Netzes mit Aufbau gewaltiger Speicherkapazitäten ist eine Aufgabe für Jahrzehnte. DANACH können wir davon sprechen, dass es eine CO2-arme Mobilität gibt. CO2-frei NIEMALS!

Und die neuesten Schätzungen der Solarbranche über den Zubau an Solarstromkapazitäten lassen darauf schließen, dass es 2011 einen Einbruch des Zubaus gegenüber 2010 um ca. 50% geben wird, auf 3500 MW installierter Leistung. Nach Jahren des exponentiell steigenden Zubaus also erstmalig ein Einbruch. Ohne Wirtschaftskrise!

Und was die Adaptationsfähigkeit des komplexen Wirtschaftssystems angeht: die wird gerade eindrücklich beim Euro-Desaster demonstriert. Bisher völlig ohne Erosion der physischen Wertschöpfungsbasis.

[Buchfink88]

Antwort auf Beitrag Nr.: 42.294.003 von Algol am 02.11.11 23:58:26

Nun durch Nichtwählen zementierst du die Mißstände bzw gibst den Verräter-Politikern weiterhin freie Hand. Schau dir doch mal die ÖDP an, die dürften deinen Überzeugungen noch am nächsten kommen. Zumindest ist sie nicht schlechter als der sonstige Mist im Bundestag.

http://www.ödp.de/

[Algol]

Antwort auf Beitrag Nr.: 42.293.508 von Triakel am 02.11.11 21:37:40

@ Triakel



@ Aurisa

Auch da stimme ich dir weitgehend zu. In einem Austausch mit Triakel wies ich letztens auch schon auf die merkwürdige Psycho-Struktur von Politikern hin. Wie kann man an die Macht drängen, wenn man in den Augen des "Arbeitgebers", des Wählers, nur versagen kann, angesichts rapide schrumpfenden Wohlstands wegen der bevorstehenden Schuldenimplosion und noch perspektivloser wegen der verknappenden Ressourcen?
Was hältst du, bzw. ihr übrigens von der Prognose in dem Link

http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyi…

dass ca. 2042 der EROI von 3, der für die Aufrechterhaltung einer technischen Zivilisation das Minimum ist, unterschritten werden wird, zu pessimistisch/optimistisch oder aufgrund welcher Faktoren nicht vorhersehbar?

Was ansonsten das Verhältnis Wähler-Politik angeht, sehe ich die ersteren noch kritischer als du. Du beklagst, dass gar keine intelligenten Parteien mit Problembewusstsein zur Verfügung stehen. Das ist richtig, ich bedaure das auch und werde nicht wählen (so lange keine gefährlichen, aggressiven Parteien drohen an die Macht zu kommen). Ich fürchte, das liegt aber auch eher am Wähler. Angenommen, wir beide würden eine Partei gründen, vermitteln was los ist und in Anpassung an die Realität eine drastische Beschneidung des Lebensstandards fordern, um alle Mittel in den Ausbau abmildernder Alternativen zu stecken, wie viele Stimmen würden wir denn bekommen, 0,01% ? Die gesamte Ressourcenproblematik wird doch (unbegreiflicherweise im Gegensatz zu 1972) überhaupt nicht begriffen oder ernst genommen.
Und was den Massenmörder betrifft, so haben die Politiker wenig Möglichkeiten gehabt, angesichts der Reparationszahlungen und der Weltwirtschaftskrise den Lebensstandard zu verbessern, die "Masse" hat sich radikalisiert und den tollwütigen Schwachmaten an die Macht gewählt. Ähnliches werden wir wohl angesichts der unvermeidlichen Einschnitte auch zunehmend erleben, leider.

[grrrrrr]

Ups, in diesem Thread wird schneller dazugeschrieben, als ich mitlesen schaffe!

Großer Lob an SLGramann für die Klarstellung der Dinge aus der Sicht der "nicht-Doomer"! Sehe das ebenso. Viele unterschätzten die Adaptionsfähigkeit eines komplexen Systems wie die Wirtschaft. Aber Veränderungen und Entwicklungen sind ständig im Gange, so lese ich auf der Webseite von E.ON zum Beispiel:

28.10.2011
Pilotprojekt startet mit Audi A1 e-tron in München

- 20 Audi A1 e-tron sind auf Münchens Straßen unterwegs
- TU München erfasst und evaluiert das Mobilitätsverhalten
- CO2-freie Mobilität mit Ökostrom

Den vollen Text kann man bei Interesse hier lesen: http://www.eon.com/de/media/news-detail.jsp;jsessionid=854BF…

Davon ein Zitat, weil wir hier auch Diskussion zur Elektromobilität hatten:

„Aus Sicht der Forschung ist es keine Frage mehr, ob sich die Elektromobilität durchsetzt, sondern nur noch, wann. Doch Elektromobilität bedeutet nicht nur einen Paradigmenwechsel für die Industrie sondern auch für die Gesellschaft. Mit dem Flottenversuch vertiefen wir das Wissen über das Mobilitätsverhalten unter neuen Rahmenbedingungen“, sagt Professor Markus Lienkamp vom Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der TU München. „Auf dieses Wissen können dann überzeugende Konzepte zur nachhaltigen individuellen Mobilität aufbauen.“

Wenn der Prof vom Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik das so meint, dann wird's wohl so sein. Das bedeutet aber auch, dass die Nachfrageseite bei Öl bedeutend entlastet werden kann. Es muss nur genug Druck aus relativ hohen Ölpreisen ausgehen, und in absehbarer Zukunft sehen wir viel mehr Elektrofahrzeuge auf den Straßen als heutzutage... So zumindest die gute Hoffnung. Aber die Hoffnung ist ja nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Im Allgemeinen freut mich, dass wir hier im Thread so einflussreiche Leute wie Urlaub und Triakel haben, dann kann ja nichts falsch gehen.

[Triakel]

"Ich bin dabei, Prominente im Finanzbereich anzusprechen, die eine Änderung bewirken können."

Ach ja, Urlaub,
mach dem Spuk auf den Finanzmärkten ein Ende. Ich hatte so gehofft, dass Du eingreifst und die nötigen Änderungen auf den weltweiten Märkten einleitest.

Und lasse bei der Gelegenheit auch Deine Beziehungen zum turkmenischen Gasministerium spielen. Aber pass auf, dass die Chinesen nichts davon erfahren. Ich halte solange schon mal die Russen in Schach. Wenn die von dem Giga-Fund in Turkmenistan erfahren, marschieren die doch glatt ein.

[Urlaub2]

Sehr gute Beiträge von SL Gramann !

Dafür ausdrücklich danke von mir.

Ich stimme ansonsten mit den meisten Meinungen hier nicht überein und lese deswegen meistens nur etwas mit.

Als "Gasmann" kann ich berichten, daß in Turkmenistan ein Gasfeld gefunden wurde, das den Gasbedarf von China über 200 Jahre decken kann !

Und China selbst wird nach neueren Schätzungen weltweit die größten Schiefergasvorkommen haben.

Ich sage deswegen zum 100. Mal, daß wir nur von Öl auf Gas umsteigen müssen.



Ansonsten stimme ich mit "Meister" Ehrhardt überein.

Die Eurokrise wird (abgesehen vom kleinen Griechenland) gelöst, indem Draghi sein Land durch Anleihenkäufe retten muß.

Er müßte schon gigantisch einkaufen, um Inflation auszulösen, zumal die EZB nach wie vor entsprechende Gegengeschäfte macht.

Nicht gut finde ich, daß Madame Merkel zu abrupt vom schuldenfinanzierten Wachstum zum Sparen umschwenkt und die anderen auch dazu zwingt.
Das gibt Rezession in Südeuropa und noch mehr Schulden.

Ich denke, daß ich im Finanzbereich mehr bewirken kann als die Occupy wallstreet-Bewegung.

Klingt überheblich, aber ich erkläre es:

Es gibt inzwischen Beweise, daß der jetzige (weltweite!) Crash Anfang August durch drei riesige Verkaufsaufträge im Dax-Future aus dem angelsächsischen Bereich ausgelöst wurde, also eine sogenannte Shortattacke.
Die richtige Lösung ist, daß man Dax-Terminkontrakte nur zur Absicherung verwenden darf.
Ich bin dabei, Prominente im Finanzbereich anzusprechen, die eine Änderung bewirken können.
Immerhin wurden inzwischen CDS-Kontrakte (ohne Absicherungskäufe) EU-weit
verboten, wobei ich da schon vor längerer Zeit die EZB zum Shorten aufgefordert hatte, um zu verhindern, daß Italien in Bedrängnis gerät.

[a_bit_fishy]

demnächst auch in deutschland -
yeah das fracked:

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=timfv…