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    BÖERSENGURUS ? - NEIN DANKE ! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.06.00 12:37:06 von
    neuester Beitrag 04.06.00 12:39:54 von
    Beiträge: 2
    ID: 150.544
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      schrieb am 04.06.00 12:37:06
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallo zusammen,

      der moderne Kapitalismus braucht Menschen, die reibungslos und in großer Zahl zusammenarbeiten, die mehr und mehr konsumieren wollen, deren Geschmack jedoch standardisiert, leicht zu beeinflussen und vorauszusagen ist. Bestimmte Börsengurus wissen ganz genau wie sie die Massen zu ihren Gunsten beeinflussen können. Sie nutzen schamlos gewisse Modetrends aus, und die leichtgläubigen Anleger kaufen dann diese Mode-Aktien zu vollkommen überhöhten Preisen. Durch die allgemeine Euphorie werden vernünftige Bewertungskriterien außer acht gesetzt und die Kurse steigen dann in schwindelnden Höhen. Wenn dann noch solche Herren in Fernsehen, Internet, Telefon-Hotlines und diversen Zeitschriften ihre Aktien hochpushen können, so muß man diese Machenschaften als eindeutig kriminell bezeichnen. Gerade unerfahrene Anleger werden häufig Opfer dieser unseriösen Finanzstrategen. Deshalb mein eindringlicher Rat: Macht Euch selber eigene Gedanken und recherchiert selber über die Aktien die Ihr demnächst kaufen wollt. Nicht blindlings den Inhalt der verschieden bundesdeutschen Finanz-Zeitschriften Glauben schenken, denn die Artikelschreiber wissen oft nicht mehr als unsereins.

      Gruß Capoon
      Avatar
      schrieb am 04.06.00 12:39:54
      Beitrag Nr. 2 ()
      Aus dem Spiegel von Montag, 04.06.2000:
      -
      Aktien, Aktien, Aktien

      "Focus" im Zwielicht: Der für Geldanlagen zuständige Redakteur Marian von Korff war anderthalb Jahre lang auch Chef einer Investmentfirma und arbeitete nebenbei monatelang als Berater eines Luxemburger Aktienfonds. Im März 1999 verließ er die Redaktion ­ deutlich wohlhabender als zuvor.


      Wenn es ums Geld geht, versteht der Deutsche Presserat keinen Spaß. Das Selbstkontrollorgan, in dem Verleger und Journalisten gemeinsam die Standesregeln festlegen, besteht darauf, dass Journalisten nur einem dienen dürfen ­ dem Leser.
      Erst kürzlich wurden die Regeln präzisiert. So ist es allen Journalisten untersagt, ihr Insiderwissen, zum Beispiel über die noch vertrauliche Gewinnprognose eines Konzerns oder eine bevorstehende Übernahme, zur privaten Geldvermehrung zu nutzen. Umgekehrt dürfen Journalisten ihre privat gekauften Aktien nicht durch positive Berichte in ihren Blättern befördern.

      "Persönliche Interessen dürfen keinen Einfluss auf die Berichterstattung haben", erläuterte Presseratssprecher Robert Schweizer: "Es liegt in der Luft, dass ein solcher Fall eintreten könnte. Verlage und Journalisten sind so feinfühlig, dass ein Kollege, der gegen die Regeln verstößt, für sie absolut untragbar wird."

      Schweizer ist als niedergelassener Rechtsanwalt zugleich Chefjustiziar des Burda-Verlags in München und assoziiertes Vorstandsmitglied. Ausgerechnet das wichtigste Objekt des Verlags, die 1993 gestartete Zeitschrift "Focus" ("Fakten, Fakten, Fakten. Und immer an die Leser denken"), ist nun auffällig geworden: Der für die Rubrik "Geldanlage" zuständige Redakteur arbeitete, bevor er "Focus" im März 1999 verließ, lange Zeit im Nebenjob als Investmentbanker und als Fondsberater.

      Er kaufte geschäftlich und privat Aktien, deren Kauf seine Zeitschrift den Lesern empfahl. Er beteiligte sich an Firmen, die nach ihrem Börsengang Gegenstand einer positiven "Focus"-Berichterstattung wurden. Als mehrfacher Millionär verließ der Redakteur schließlich das Blatt. Journalismus und Spekulation, Schreiben und Verdienen lagen womöglich dicht beieinander.

      Der Mann mit der Doppelrolle ist ein Adliger mit dem komplizierten Namen Graf Marian von Korff gen. Schmising-Kerssenbrock.

      Der Geldexperte aus dem oberbayerischen Pfaffenhofen gilt als Aufsteiger der Finanzszene: Der von ihm beratene Luxemburger Investmentfonds VMR Strategie Quadrat avancierte mit über 300 Prozent Wertzuwachs zum Shootingstar der Börse, das Anlegermagazin "Finanzen" kürte ihn zum "erfolgreichsten Fonds des Jahres 1999". Seine Finanzgruppe umfasst inzwischen etliche Firmen sowie mehr als ein Dutzend Beteiligungen.

      Der Lebensstil von Multimillionär Korff, 34, ist großzügig: Mit einem Charterjet schwebte er kürzlich zum Fußballspiel des FC Bayern München in Madrid ein, die Yacht von EM-TV-Gründer und Milliardär Thomas Haffa wechselte in seinen Besitz. Beide sind in Pfaffenhofen aufgewachsen.

      Seine Freunde haben von jeher Korffs Talent bewundert, aus jeder Idee Geld zu machen. Auch bei "Focus" erwarb er sich schnell den Ruf, ein goldenes Händchen für Aktien und Geldanlagen zu haben.

      "Focus"-Chefredakteur Helmut Markwort äußerte sich öffentlich lobend über seine Aktienexperten, zu denen ab 1996 auch Frank Pöpsel, ein guter Freund von Korff, gehörte. Am 18. November 1996 notierte Markwort in seinem "Tagebuch":

      "Nachdem wir das Titelthema über Aktien diskutiert haben, werden mehrere Teilnehmer der Redaktionskonferenz beobachtet, wie sie eilig ihre Bank anrufen. Das Vertrauen in die Kollegen, die über nichts anderes recherchieren und schreiben als über Geldanlage, ist seit langem beträchtlich. Erstens, weil sie ihre eigenen Tipps beherzigen, und zweitens, weil sie ganz einfach wohlhabend wirken."

      Von 1993, dem "Focus"-Gründungsjahr, bis zum März 1999 war Korff Redakteur des Münchner Magazins, ausweislich des Impressums seit 1996 mit der Berichterstattung über Geldanlage betraut. Vor allem auf den Geldmarktseiten findet der private Geldanleger bei "Focus" ein Serviceangebot: Dort werden Aktien, Versicherungspolicen und Immobilien empfohlen und die für Haus- und Aktienbesitzer relevanten Gerichtsurteile erläutert.

      Doch offenbar lastete der Journalismus den Redakteur Korff nicht aus. 1994 entstand in seinem Freundes- und Bekanntenkreis die Firma Fair Invest GmbH. "Die Gründung von Fair Invest ging auf meine Initiative zurück", sagte er dem SPIEGEL in einem vierstündigen Gespräch.

      In der Gesellschafterliste tauchte Korff zunächst nicht auf, seine damalige Freundin und spätere Ehefrau Renate Fuchs war laut Handelsregister größte Teilhaberin.

      Fair Invest konzentrierte sich zunächst auf den Verkauf ausländischer Investmentfonds. Die Fondsanteile, so der damalige Geschäftsführer Georg Geiger, wurden von den Gesellschaftern vor allem im Bekanntenkreis vertrieben. Auch ohne teuren Apparat konnten "Fonds im Millionenbereich verkauft" (Geiger) werden.

      Erst 1998, in Deutschland hatte das Börsenfieber begonnen, wurde aus Fair Invest eine Gesellschaft, die sich an anderen Firmen beteiligte ­ möglichst vor deren Börsengang. Solche Beteiligungsfirmen halten oft dutzende von Firmenanteilen ­ sie spekulieren auf Wertsteigerung. Denn vor dem Börsengang sind die Anteile noch billig, später dann, wenn Kleinanleger und Investmentfonds die Kurse treiben, lassen sich enorme Zuwächse erzielen.

      Der Strategiewechsel bei Fair Invest wurde mit einem Wechsel des Geschäftsführers eingeleitet: "Focus"-Mann Korff kam, Geiger ging.

      Am 22. September 1997 besuchte Korff ausweislich eines dem SPIEGEL vorliegenden Protokolls in Vertretung seiner Frau die Gesellschafterversammlung von Fair Invest und wurde zum Chef der Firma bestellt. Im Protokoll der Sitzung, die von 18.10 Uhr bis 20.15 Uhr dauerte, heißt es:

      Es wurde einstimmig der Beschluss gefasst:

      Graf Marian von Korff, gen. Schmissing-Kerssenbrock, Wirtschaftsredakteur, geboren am 17.05.1966, wohnhaft Waldstraße 1, 85304 Ilmmünster, wird zum Geschäftsführer bestellt.

      Ein Dreivierteljahr später wechselte die Firma ihren Sitz, sie wurde von Augsburg nach Ilmmünster bei Pfaffenhofen verlagert, also an den Wohnsitz des "Focus"-Redakteurs. Nun schlüpfte der Journalist auch in die Rolle des Miteigentümers. Er übernahm 50 Prozent der Gesellschafteranteile, darunter die seiner Frau.

      Der Aufbau einer kleinen Firmengruppe begann. Fair Invest beteiligte sich zum Beispiel an dem am 21. Juli 1998 gegründeten Online-Auktionshaus ricardo.de. Im Verkaufsprospekt der Firma für den Börsengang sind die Transaktionen des Marian von Korff exakt aufgezeichnet. Danach hatte er als reiner Finanzinvestor für seinen Fünf-Prozent-Anteil, den er zum ricardo.de-Start übernahm, "ein Aufgeld von DM 46 200,00 zu leisten".

      Am 18. Januar 1999 beschloss ricardo.de eine Kapitalerhöhung, die am 12. März 1999 ins Handelsregister eingetragen wurde. Anschließend wechselte der bisher privat gehaltene ricardo.de-Anteil von Korff in das Eigentum der Firma Fair Invest, an der Korff zu diesem Zeitpunkt offiziell zu 50 Prozent beteiligt war und die ihm heute komplett gehört. In dem Bankendokument heißt es: "In der Folge übertrug Herr Marian von Korff seinen Geschäftsanteil auf die Fair-Invest-Vermittlung von Vermögensanlagen GmbH."

      Ende 1998 war Fair Invest auch beim Online-Reiseunternehmen I:FAO eingestiegen. Am 23. Dezember 1998 kaufte die Firma 5600 Anteile und musste dafür laut Börsenprospekt 6,6 Millionen Mark in die Kapitalrücklage der Gesellschaft einstellen. Nach dem späteren Börsengang hält Fair Invest heute 7,01 Prozent der Aktien.

      Der Neue Markt, jene lange Zeit prosperierende Frankfurter Wachstumsbörse für Hightech-Unternehmen, belohnte die meisten Einsteiger der ersten Monate mit enormen Kurssteigerungen. Selbst kleinste Firmen konnten in kürzester Zeit große Wertsteigerungen verbuchen.

      Die ersten unternehmerischen Erfolge schienen den "Focus"-Redakteur ermuntert zu haben. Immer neue Firmen entstanden unter seiner Führung, die vom beginnenden Börsenboom profitieren sollten.

      Im November 1998, also vier Monate vor seinem Ausscheiden bei "Focus", gründete der Fair-Invest-Geschäftsführer und 50-Prozent-Eigentümer Korff zusammen mit einem Partner in Ilmmünster die "Geld Art GmbH für Finanzanlagen".

      Die Firma wurde von ihm und einem Herrn Kellermann gelenkt, der den "Focus"-Lesern ­ in anderem Zusammenhang ­ Monate zuvor als Anlageberater der Sparkasse Pfaffenhofen vorgestellt worden war. Firmenzweck: "Kauf, Verkauf, Vermittlung und Tausch von Wertpapieren, Firmenbeteiligungen und ähnlichen Anlagen für eigenen Namen und eigene Rechnung".

      Am gleichen Tag wurde zusätzlich ­ wieder mit den Geschäftsführern Korff und Kellermann ­ die "Finanz-Strategie GmbH für Vermögens-Management" gegründet. Deren Aufgabe ist die Vermittlung und der Verkauf von Finanzanlagen sowie die Verwaltung von "Vermögen mit Entscheidungsspielraum". Das Gesellschafterkapital von 100 000 Mark, so ein dem SPIEGEL vorliegender Kontoauszug der HypoVereinsbank, Zweigstelle Pfaffenhofen, zahlte Korff am 17. November 1998.


      © DER SPIEGEL



      Seit Mai 1998 arbeitete der "Focus"-Redakteur auch für die Finanzfirma VMR ­ und zwar als Berater des Luxemburger Fonds VMR Strategie Quadrat. "Die Anlageempfehlungen kommen von Korff, und wir haben sie fast immer befolgt", sagt VMR-Vorstand Kevin Devine.

      Der Fonds schaffte laut Rechenschaftsbericht 1998 ein Plus von 49,5 Prozent, dabei fiel ein Beratungshonorar von 1,34 Millionen Mark an. Der Begünstigte war Fair Invest: Die Korff-Beteiligungsfirma wird im Prospekt von VMR als "Sub-Anlageberater" geführt.

      Die Arbeit des Journalisten Korff und die Tätigkeit als Aktienberater und Investor hatten erkennbar Berührungspunkte. Wichtige Posten des Fonds VMR Strategie Quadrat und wichtige Beteiligungen von Fair Invest waren wiederholt Gegenstand der "Focus"-Berichterstattung.

      Der Leser erfuhr von der Doppelrolle des Redakteurs nichts. Unklar ist bis heute: Wer berichtete da eigentlich? Eine unabhängige Zeitschrift "Focus"? Der Journalist Korff? Oder der angehende Investmentbanker, der auf die Kurssteigerung seiner Fondsanteile hoffte und seinen Ausstieg aus dem Journalismus vorbereitete?


      © DER SPIEGEL



      Dem Kollegen und Freund Pöpsel, ausweislich des Impressums von 1996 ebenfalls für "Geldanlage" zuständig, waren die geschäftlichen Aktivitäten seines Kollegen nicht bekannt, teilte er dem SPIEGEL schriftlich mit. Frage: Wussten Sie von der Tätigkeit für Fair Invest? "Nein." Frage: Wussten Sie von der Beratung für den VMR-Fonds? "Nein", antwortete Pöpsel.

      Korff selbst erklärte dem SPIEGEL mündlich, sein Chef Markwort sei über seine Nebentätigkeiten informiert gewesen. Aber seit wann? Und wie detailliert?

      "Focus"-Chef Markwort, vom SPIEGEL ebenfalls befragt, reagierte ausweichend. Er lässt offen, ob und wann er über die Nebentätigkeiten informiert wurde. Die entscheidende Frage ("Ihr Redakteur wurde 1997 zum Geschäftsführer der Firma Fair Invest ernannt. Wussten Sie davon?") lässt er unbeantwortet.

      Stattdessen schreibt der Zeitschriften-Macher dem SPIEGEL: "Als Marian von Korff mir mitteilte, dass er aus unserer Redaktion ausscheiden und sich in der Finanzbranche eine selbständige Existenz aufbauen wolle, stimmten wir beide sofort darin überein, dass für den Auslauf des Vertragsverhältnisses mögliche Interessenkollisionen ausgeschlossen werden müssten. Marian von Korff hat selbst Wert darauf gelegt, über bestimmte Themen und Sujets nicht mehr zu schreiben. Wir haben deshalb die Übergangszeit bis zu seinem Ausscheiden zeitlich, organisatorisch, redaktionell und hierarchisch in einer Vereinbarung so geregelt, dass alle denkbaren Probleme nicht auftreten konnten."

      Wann diese Übergangszeit begann, wird offen gelassen. Unklar bleibt auch, ob die Vereinbarung schriftlich fixiert wurde.

      Auf die ernst zu nehmende Frage, ob ein für Aktientipps zuständiger "Focus"-Redakteur zugleich professionelle Fonds beraten und eine Beteiligungsfirma führen darf, lässt sich Markwort nicht ein. Stattdessen sagt er:

      "Dass Aktien, die wir auf den von unseren Lesern hoch geschätzten Geldmarktseiten empfohlen haben, hin und wieder auch in diesem oder jenem Fonds enthalten waren, ist mir nicht bekannt, aber durchaus möglich und war nie beabsichtigt. Das einzige Ziel unserer Wirtschaftsredakteure war und ist stets, unsere Leser optimal zu beraten."

      Tatsächlich bewegt sich der Fall des "Focus"-Redakteurs Korff mindestens in einer juristischen Grauzone. Ein Journalist gilt gemäß Paragraf 13 des im August 1998 schärfer gefassten Wertpapierhandelsgesetzes als Insider, wenn er "aufgrund seines Berufs oder seiner Tätigkeit bestimmungsgemäß Kenntnis von einer nicht öffentlich bekannten Tatsache hat, die geeignet ist, im Falle ihres öffentlichen Bekanntwerdens den Kurs der Insiderpapiere erheblich zu beeinflussen".

      Sollte ein Journalist unter Ausnutzung dieses Wissens selbst Aktien kaufen, "ist er tief im strafrechtlichen Bereich", heißt es beim Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel. Selbst das Weiterempfehlen dieser Aktie ist verboten. Es drohen maximal fünf Jahre Haft. Auch das Wissen um eine Veröffentlichung in einer Zeitschrift, die kursbeeinflussende Wirkung hat, gilt als Insidertatbestand. Wer im Vorfeld Aktien kauft, muss mit Strafe rechnen.

      Bisher ist kein Journalist in Deutschland verurteilt worden. Die Richter hier zu Lande verlangen den Nachweis, dass die Absicht besteht, Informationen zur eigenen Bereicherung auszunutzen. Doch Belege hierfür sind schwer zu finden.

      In den USA wird gegen Insider viel härter vorgegangen. Dort drohen Strafgelder bis zum Dreifachen des Profits. Der Ankläger muss den illegalen Handel lediglich als "nahe liegend" nachweisen. Viele Wirtschaftsredaktionen in den Vereinigten Staaten schützen sich vor hohen Schadensersatzklagen, indem sie ihren Journalisten den Besitz einzelner Aktien verbieten.

      Den Verdacht von Insidergeschäften zum eigenen Vorteil weisen bei "Focus" alle Befragten von sich. "Die Empfehlungen, die `Focus` in der Rubrik Geldmarkt aussprach, haben nach meinem Wissen niemals Kurse bewegt. Auch deshalb bestand keine Interessenskollusion", so Pöpsel.

      Korff will ebenfalls von anrüchigen Geschäften nichts wissen: "Nochmals betone ich, dass ich sowohl im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit bei `Focus` als auch bei meiner jetzigen Tätigkeit stets korrekt gehandelt und mir deshalb nichts vorzuwerfen habe."

      Ein Zusammenhang zwischen der Empfehlung einzelner Aktien und ihrer anschließenden Kursentwicklung ist nicht nachweisbar. Fest steht nur: Es handelte sich bei den meisten Kaufobjekten des von Korff beratenen VMR Strategie Quadrat um enge Werte, um Aktien also, von denen nur relativ wenige Stücke im Umlauf sind. Der Fonds ist ausweislich der Eigenwerbung "fokussiert auf den Neuen Markt und kleinkapitalisierte Unternehmen".

      Wenn bei solchen Aktien positive Nachrichten auftauchen, ist ein starker Kursanstieg zumindest zu erwarten. Anders als bei Großkonzernen, bei denen täglich Millionen von Aktien gehandelt werden, sind Kursbeeinflussungen leichter möglich.

      Zufall oder Kalkül? Zumindest tauchten auf den Geldmarktseiten von "Focus" immer wieder jene Werte auf, die gemäß des Rechenschaftsberichts von VMR eine herausragende Rolle in diesem von Korff betreuten Fonds spielten: Die Filmrechtefirma EM-TV (Fondsanteil am Nettovermögen Ende 1998: 22,4 Prozent), der Chip-Händler CE Consumer Electronic (Fondsanteil: 10,8 Prozent), die Beteiligungsfirma UCA (Fondsanteil: 11,3 Prozent) und die Augusta Beteiligungs AG (Fondsanteil: 9,5 Prozent).

      Nahezu alle dem SPIEGEL vorliegenden Artikel oder Meldungen über diese Werte auf den "Focus"-Seiten sind positiv bis euphorisch abgefasst.


      © DER SPIEGEL



      Beispiel: ricardo.de ­ jene Online-Firma, bei der Redakteur Korff vom Firmenstart im Juli 1998 an Mitgesellschafter ist. Auf den Geldmarktseiten taucht das Unternehmen, das in ernste Rechtsstreitigkeiten über seine Geschäftsgrundlage verwickelt war und das lediglich als Kopie des erfolgreichen US-Anbieters eBay gilt, ausschließlich positiv auf. So wird es als "lukrativer Börsenkandidat" (Heft 8/1998) bejubelt.

      Inzwischen ist das Online-Auktionshaus der kleinere Partner in einem Verbund mit dem britischen Rivalen QXL ­ und Korffs Fair Invest gehörte zu den Gewinnern. Die Anteile, die der damalige "Focus"-Redakteur Korff 1998 für wenig Geld erworben und dann auf Fair Invest übertragen hatte, sind heute über 40 Millionen Mark wert.

      Beispiel UCA: Die kleine Münchner Beteiligungsfirma, an der sich Fair Invest nach dem Börsengang vom 8. Dezember 1998 mit rund zehn Prozent beteiligte und in die VMR Strategie Quadrat ebenfalls investierte (Anteil Ende 1998: 11,3 Prozent), erscheint bei "Focus" mehrfach. Kurz vor dem Start von UCA an der Münchner Börse steht auf der Geldmarktseite:

      Mit Neuemissionen lässt sich viel Geld verdienen, nicht nur Privatanleger, sondern mehr noch Unternehmensberater profitieren vom Emissionsboom an der deutschen Börse. Bestes Beispiel: UCA Unternehmer Consult.

      Die klare Empfehlung: "Das Papier ist ein Schnäppchen."

      Es folgten weitere Besprechungen des Wertpapiers. In der "Focus"-Ausgabe 8/1999 hieß es unter der Überschrift "UCA: Lukrative Beteiligungen":

      500 Prozent Kurssteigerungen in zwei Monaten ­ die Performance kann sich sehen lassen. Fazit: Trotz der fulminanten Kursrallye bleibt die Fantasie bei UCA groß.

      Beispiel EM-TV: Bei der Filmrechte- und Merchandising-Firma der Brüder Thomas und Florian Haffa besaß Korff von Anfang an eigene Aktien. Er und seine Frau, so Korff gegenüber dem SPIEGEL, hätten mehr als 1000 EM-TV-Aktien beim Börsengang bekommen, zugeteilt von der Sparkasse Pfaffenhofen. Damals kosteten 1000 Stück rund 34 000 Mark, heute, nach mehreren Aktiensplits, ist das Paket gut 6 Millionen Mark wert.

      Auch der von Korff seit Mai 1998 betreute Fonds VMR Strategie Quadrat kaufte reichlich EM-TV-Aktien. Bis zum Jahresende 1998 investierte er 22,4 Prozent seiner gesamten Mittel in die Haffa-Firma ­ weit mehr als dauerhaft zulässig.

      Korff erklärt den Schwerpunkt mit einer überraschend großen Zuteilung kurz vor Ende 1998. Da hatte EM-TV eine zweite Tranche an der Börse platziert ­ und der von "Focus"-Mann Korff betreute Fonds war unter den glücklichen Zeichnern. Im ersten Halbjahr 1999 baute VMR Strategie Quadrat die Position ab, er kam unter das rechtliche Limit von zehn Prozent.

      Auf den "Focus"-Geldmarktseiten ist von Zurückhaltung in Sachen EM-TV nichts zu spüren. Als Firmengründer Thomas Haffa am 30. Oktober 1997 an die Börse ging, riet "Focus" (43/1997) zum "Zeichnen": Es sei "mit Kursexzessen zu rechnen. Glücklich, wer hier Aktien zum Ausgabepreis erhält ­ wer teuer kauft, ist selber schuld".

      Im selben Heft erschienen ein Interview mit Haffa ("Substanzwert mit Ertragsphantasie") sowie eine Notiz über EM-TV in der Rubrik "Termine, die Kurse machen":

      Zuweilen schrieb das Magazin ganz einfach im Tenor der PR-Prosa von EM-TV. Unter der Überschrift "Heiße Aktien am Neuen Markt" hieß es in Ausgabe 13/1998:

      Dank neuer Abschlüsse im Bereich Trickfilm wird sich der Umsatz in den kommenden Jahren vervielfachen. In den Archiven sammeln sich gewaltige Schätze, denn Kinderfilme veralten nie.

      Bei Thomas Haffa klingt das in Interviews ähnlich: "Kinderserien sind praktisch unvergänglich", sagte er im Oktober 1997 dem "Tagesspiegel". Und gegenüber "Börse Online" im Mai 1998: "Zeichentrickfilme haben den Vorteil, dass sie nicht veralten." Skeptiker wie Ex-RTL-Chef Helmut Thoma verweisen darauf, dass gerade Kinderfilme starken Modeschwankungen unterliegen und sehr wohl schnell veralten können.

      Die Berichterstattung über EM-TV auf den "Focus"-Geldseiten war von Euphorie geprägt. Im Herbst 1998, da hatte die Aktie bei einer Umsatzausweitung um rund 200 Prozent bereits eine Wertsteigerung von 2450 Prozent seit dem Börsengang hinter sich, zitierte das Blatt die Investmentbank Merrill Lynch mit der Einschätzung, die Aktie sei "deutlich unterbewertet". "Focus" macht sich diese Einschätzung zu Eigen und schreibt klipp und klar: "Focus-Tipp: kaufen".

      Auch als sich die Haffa-Firma bei den Anlegern weiter verschulden will, um das Wachstum zu finanzieren, ist "Focus" dabei: Unter der Überschrift "Märchenhafte Zinsen dank EM-TV" wird im Februar 1999 die "gute Bonität des Schuldners" (6/1999) gelobt. Und überhaupt, heißt es, "die Aussichten der EM-Papiere gelten als hervorragend".

      Inzwischen hat es EM-TV mit 226 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 317 Millionen Mark (1999) auf einen Börsenwert von 20 Milliarden gebracht ­ mehr als doppelt so viel wie der Handelsriese Karstadt-Quelle. Dank des Aktienhöhenflugs und weiterer Kredite kaufte sich Haffa in die "Muppets-Show"-Produktionsfirma sowie die Formel 1 ein.

      Kritiker sind sich einig: Bei EM-TV sorgten die ständig steigenden Kurse für Substanzwachstum ­ nicht umgekehrt.


      © DER SPIEGEL



      Beispiel CE Consumer Electronic. An der Firma des Münchners Erich Lejeune, der mit dem Handel von Mikrochips sein Geld verdient, war "Focus"-Redakteur Korff ebenfalls früh beteiligt. Ende 1998 übernahm er mit privatem Geld einige Prozent der Aktien, sagte er dem SPIEGEL.

      Der Fonds VMR Strategie Quadrat kaufte sich ebenfalls bei der Lejeune-Firma ein. Ende 1998 waren ausweislich des Jahresberichts von VMR mehr als zehn Prozent des Fonds-Nettovermögens bei CE Consumer Electronic investiert.

      Die Firma war des Öfteren auf den Geldmarktseiten vertreten: "In Deutschland profitiert CE von steigenden Chippreisen" (32/1998), "die Visionen von Lejeune nehmen Gestalt an" (40/1998), "womöglich Firmenakquisition" (46/1998), so "Focus".

      Zumindest für Korff dürfte sich das Investment gelohnt haben. Vor rund sechs Monaten verkaufte er nach eigenen Angaben sein privat gehaltenes Paket bei einem Kurs von 90 Euro. Spekulationsgewinn: schätzungsweise 30 Millionen Mark.

      Auch nach seinem Ausscheiden als Redakteur ist Korff offenbar nicht ganz ohne Einfluss. Bei "Focus Money" hält er Kontakt zu seinem einstigen "Focus"-Kollegen Pöpsel, der kürzlich zum Chefredakteur des Anlegermagazins aufstieg.

      Das Geldblatt startete vor neun Wochen und verlor ­ nach einer SPIEGEL-Veröffentlichung ­ schon nach Heft eins den Gründungschefredakteur Manfred Schumacher. Der saß im Aufsichtsrat einer Börsenfirma, und seine Frau Claudia machte über ihre PR-Agentur allerlei Geschäfte mit börsennotierten Firmen.

      Nachfolger Pöpsel richtete in der zweiten Ausgabe des Blatts am 6. April dieses Jahres ein "Musterdepot" ein ­ eine Sammlung von Aktien, die "Focus Money" kauft und verkauft. Die bei Lesern beliebte Übung soll beweisen, dass die Redaktion von Aktien wirklich etwas versteht.

      Im Musterdepot fanden sich anfangs unter den vier Werten mit buecher.de, Baader und EM-TV gleich drei alte Favoriten des Geldexperten Korff. Bei der Online-Buchhandlung buecher.de ist er mittlerweile sogar Großaktionär und Aufsichtsrat.

      Ausweislich der Fondsprospekte von VMR gehörten buecher.de, Baader und EM-TV Anfang des Jahres zu den fünf Schwergewichten des investierten Kapitals. In der zweiten Woche des "Focus Money"-Depots stieß auch Lejeunes CE Consumer Electronic wieder dazu.

      Pöpsel, vom SPIEGEL über die aktuellen Verbindungen zu seinem Freund Korff befragt, antwortete ausweichend: "Bei der Zusammensetzung des Musterdepots holen wir eine Vielzahl von Meinungen von Analysten, Vermögensverwaltern und Fondsmanagern ein." Auch von "Focus" selbst darf Korff offenbar weitere Hilfen erwarten. Drei Monate nach seinem Weggang aus der Redaktion lobte das Blatt den von ihm betreuten Fonds:

      Rund drei Viertel der Fondsmanager, die in deutsche Aktien investierten, erwirtschafteten in den vergangenen zwölf Monaten Miese. Dass es auch anders geht, beweist der Fonds VMR Strategie Quadrat (WKN 987581).

      "Focus"-Chef Markwort gibt sich gelassen und steht in Treue fest zu seinem ehemaligen Geldexperten: "Dass Marian von Korff bei seiner neuen Tätigkeit außerordentlichen Erfolg hat, sehen wir mit Respekt und ohne jeden Neid."

      HANS-JÜRGEN JAKOBS, CHRISTOPH PAULY


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