HV-Bericht I-D Media AG - 500 Beiträge pro Seite

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WKN 622860

Am 21. Juni 2000 fand die erste ordentliche Hauptversammlung der I-D Media AG nach dem Börsengang vom Juni 1999 statt. Als Veranstaltungsort diente das Grand Hotel Hyatt am Potsdamer Platz in Berlin. Um 11 Uhr eröffnete der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Dr. Lothar Späth, die Veranstaltung, begrüßte die Aktionäre, Gäste und Pressevertreter und stellte dem Plenum die Teilnehmer vor. Vor dem Bericht des Vorstandsvorsitzenden folgte dann noch eine Videopräsentation des Unternehmens, welche die Qualitäten von I-D Media unter Beweis stellen sollte. Für GSC Research war Mario Balda anwesend, um über die Veranstaltung zu berichten.

Bericht des Vorstands

Der Vorstandsvorsitzende Bernd Kolb begann seinen durchweg mit Bildern unterstützten Vortrag mit einem Rückblick auf 1999. Der Umsatz konnte um 323 Prozent von 9,5 Mio. DM in 1998 auf 30,53 Mio. DM gesteigert werden, während nur 20 Mio. DM geplant waren. Das EBIT verschlechterte sich von minus 1,5 Mio. DM auf minus 3,3 Mio. DM ohne IPO-Kosten und Mitarbeiterbeteiligungs-Programm. Im ersten Quartal 2000 setzte sich der Wachstumstrend fort, der Umsatz wurde sogar im Vergleich zu 2,2 Mio. DM im Vorjahresquartal um 553 Prozent auf 12,1 Mio. DM gesteigert. Auf der Personalseite rechnet man für Ende 2000 mit ca. 500 Mitarbeitern, was ein guter Zuwachs in einem heiß umkämpften Markt sei.

An Produkten bietet I-D Media die Tools für one-to-one business operations, Cycosmos und Living Screen an. Der Bereich ID-Services beinhaltet Integration und Implementierung von Weblösungen und arbeitet bereits profitabel. ID-TV bietet den Kunden Breitbandapplikationen, 3D-Animationen und Avatare. Kommunikation unterliege heute einer Medienrevolution. Die noch aktuelle klassische one-to-many Einbahnstraßen-Kommunikation werde morgen durch eine Kommunikation auf Basis individueller Profile ersetzt. Diese one-to-one-Kommunikation schaffe Mehrwert für alle Teilnehmer, und I-D Media befindet sich hier in Kooperationen mit starken Partnern wie IBM oder dem Otto Versand.

Die Produkte, die I-D Media in diese Kooperationen einbringt, gliedern sich in zwei Bereiche. Auf dem System Level habe man mit Cycosmos eine neutrale Matchmaker-Plattform als integrierten Medien-Kommunikations-Marktplatz entwickelt. Living Screen heißt die entsprechende Channelling-Software. Der Operating Level wird durch ID-Services abgedeckt, wo man ebenfalls mit IBM kooperiert. Konkret bedeutet dies eine gemeinsame Weiterentwicklung der Channelling-Technologie Living Screen, aktive Unterstützung bei der Internationalisierung durch Integration der weltweiten IBM-e-business Innovation-Center und Co-Marketing.

Dadurch habe I-D Media die Chance auf den Markteintritt in den USA trotz der dortigen hohen Eintrittsbarrieren. Aktuell verzeichne man einen sprunghaften Anstieg der Cycosmos-Nutzerzahlen. In England könne man von einem höchst erfolgreichen Start sprechen, da in nur sieben Wochen über 30.000 Registrierungen bei einem großen Presse-Feedback erreicht wurden.

Zum Ende seiner Ausführungen ging Herr Kolb noch auf den Aktienkurs seines Unternehmens ein. Trotz der insgesamt recht erfreulichen Entwicklung der Papiere seit dem IPO sei I-D Media auf aktuellem Niveau niedriger bewertet als die Konkurrenten. Mit einem Preis/Umsatz-Verhältnis von 6,8 sei man deutlich billiger als eine Pixelpark (13,6), Concept! (9,4) oder GFT (11,5). Auch habe man bei einem aktuellen Abschlag vom Alltimehigh von 43 Prozent deutlich mehr Aufholpotenzial im Vergleich zu Wettbewerbern wie ICON Media (33 Prozent), Kabel New Media (33 Prozent) oder Razorfish (33 Prozent). Man sieht dabei klare Unterschiede zur Konkurrenz durch die einmalige Positionierung von I-D Media. Auch durch mehr und bessere Öffentlichkeitsarbeit hofft man, „als Gewinner aus der Schlacht hervorzugehen“.


Allgemeine Aussprache

Die Generaldebatte eröffnete Herr Matthias Görtz von der SdK. Dieser bemerkte, dass die Kursentwicklung Sorge hervorrufe, was erstaunlich sei angesichts des hoch innovativen Geschäfts. Hier stellte er die Frage, wie sich das Unternehmen seine Ziele definiere und welche Produkte zukünftig zu erwarten seien. Zur Kooperationsstrategie stellte er fest, dass man mit IBM, der Bank Vontobel und dem Otto Versand über drei große Partner verfüge. Diesbezüglich fragte Herr Görtz, wo die Perspektiven bei Vontobel liegen und ob weitere Vereinbarungen mit ähnlichen Partnern möglich seien, speziell hinsichtlich der engen Verbindung zu Otto.

Aktuell sei I-D Media wie eine Holding strukturiert, was die Frage aufwerfe, ob hier eine Ausgliederung durch ein IPO von Cycosmos geplant sei. Schließlich ging Herr Görtz noch auf die Personalsituation ein. Bezüglich des Stock Options-Plans wollte er wissen, ob man nur durch diese Maßnahme Mitarbeiter gewinnen könne. Hinsichtlich der Mitarbeiterstruktur stellte der Aktionärsvertreter den Standort Berlin in Frage, und er sprach die aktuelle Diskusssion über die GreenCard an.

In seiner ausführlichen Antwort erklärte Herr Kolb zu den Produkten, I-D Media sei in der Zwischenschicht von old und new economy tätig. Hier entwickle man die Produkte für den größten Wachstumsmarkt. Da Telekomfirmen keine Produkte für diesen Markt anbieten können, sind sie selbst also potenzielle Kunden und Abnehmer für die I-D Media Produkte. Das gelte auch für die Discount Broker, wo man größte Chancen mit den Produkten und dem eigenen Knowhow habe. Bezüglich Vontobel könne man keinerlei Details bekannt geben, da hier alles, wie im Bankensektor üblich, streng vertraulich sei.

Bezug nehmend auf den Aktienkurs gestand der Vorstandsvorsitzende ein, dass dieser gepflegt werden müsse. Man beschäftige sich mit Themen, die nicht einfach zu verstehen seien und müsse somit versuchen, diese Themen öffentlich verständlich zu machen. Was die mögliche Vereinbarung mit Partnern betrifft, meinte Bernd Kolb, hier schütze man sich durch Schnelligkeit. IBM habe nicht die Kultur für die Entwicklung solcher Produkte wie Avatare und brauche I-D Media, um den Kunden end-to-end-Lösungen anbieten zu können. Mit Otto habe man keine Exklusivitätsvereinbarungen abgeschlossen, aber es gäbe gewachsenes Vertrauen.

An Spin-Offs zur Finanzierung des weiteren Wachstums denke man derzeit nicht. Bei den Stock-Options habe man auf den Markt reagieren müssen, es sei hier ein möglichst attraktives Package nötig gewesen. Bei der Internationalisierung könne man eine jahrelange internationale Projekterfahrung vorweisen, und man arbeite auch seit jeher mit internationalen Mitarbeitern. Zur Diskussion über die GreenCard merkte Herr Kolb an, dass man dramatische Auseinandersetzungen mit den Behörden wegen Arbeitsgenehmigungen gehabt habe und dass man hier nun auf Besserung hoffe. Die Expansion nach Großbritannien war auch aus dieser Sicht enorm wichtig. Allgemein werde man immer dann irgendwo Flagge zeigen, wenn es etwas zu verdienen gäbe, „aber nur dann“.

Dr. Späth trug im Anschluss noch die schriftliche Frage eines Aktionärs vor. Dieser wollte wissen, wie wichtig Herrn Kolb die absolute Mehrheit am Unternehmen sei und ob diese nicht durch die Stock Options verwässert werde. Herr Kolb antwortete darauf, ihm sei es mental sehr wichtig, dass dies „sein Laden“ sei, und er möchte von dieser Position nicht abrücken. Das mit der Verwässerung stimme zwar, aber wichtiger als seine Anteile sei ohnehin seine Tätigkeit. Deshalb könne er damit leben, wenn er statt über 50,2 Prozent nur mehr über 49,5 Prozent verfüge. Im Übrigen betonte er, er sei der einzige verbliebene CEO in dieser Branche, der so viele Anteile halte.


Abstimmungen

An der Hauptvesammlung nahmen ca. 60 Aktionäre und deren Vertreter teil, die insgesamt 5.898.839 Stimmen auf sich vereinten. Dies entspricht einer Präsenz von 59,58 Prozent. Vorstand und Aufsichtsrat wurden einstimmig entlastet. Auch bei der Abstimmung über die recht großzügige Vergütung des Aufsichtsrats (30.000 bis 60.000 DM pro Mitglied) waren nur 500 Gegenstimmen zu verzeichnen. Der ebenso großzügig gestaltete Plan für Stock Options wurde bei 1.303 Gegenstimmen und 406.480 Enthaltungen angenommen.


Fazit

Multimedial ist wohl das richtige Wort für diese Hauptversammlung, wie man es von einer Multimediaagentur wohl auch erwarten darf. Die Visionen und Ziele des Unternehmens wurden von Herrn Kolb sehr gut vermittelt. An Fantasie mangelt es hier wirklich nicht, und besonders auf das mit Vontobel entwickelte Produkt darf man gespannt sein. Bei der derzeitigen Marktlage bei den Internetwerten ergeben sich für den dynamischen Anleger interessante Einstiegsmöglichkeiten.

Auch das Material zur HV konnte, wie nicht anders zu erwarten war, voll überzeugen. Der exzellent gestaltete und komplett durchgestylte Geschäftsbericht sucht wohl seinesgleichen. Auch das Büffet, welches traditionsverbunden mit diversen schwäbischen Spezialitäten aufwartete, war der perfekte Ausklang einer wirklich gelungenen Veranstaltung. An Mitarbeitern wurde nicht gespart, das Verhältnis von Betreuerinnen zu Aktionären entsprach fast dem von Flugbegleiterinnen zu Passagieren in der Lufthansa Senator Class.

Weniger gut wurde unser Wunsch nach schneller Übersendung einigen Materials, welches beim Vortrag des Vorstandsvorsitzenden gezeigt wurde, erfüllt. Hier reicht es einfach nicht, wenn auf der Visitenkarte des für Presseangelegenheiten zuständigen Mitarbeiters vollmundig „Corporate Communications“ zu lesen ist, aber dann eine Email mit den angeforderten Attachments nach 6 Arbeitstagen immer noch nicht gesendet ist und auch auf Nachfrage keinerlei Reaktion erfolgt, so dass dieser Bericht nun ohne dieses Material erarbeitet werden musste. So braucht man sich nicht zu wundern, wenn Herr Kolb feststellen muss, dass es mit der Vermittlung der Unternehmensphilosophie noch nicht so recht klappen will.


Kontaktadresse

Investor Relations
Oliver Hornhardt
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http://www.gsc-research.de/hvberichte/neuermarkt/artikel/200…

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http://www.i-dmedia.com/de/press/db/pr_article_detail.php3?f…

und hier das ganze als video