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    Antizyklische - zum Nachdenken - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 22.03.01 22:46:02 von
    neuester Beitrag 27.03.01 22:47:19 von
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      schrieb am 22.03.01 22:46:02
      Beitrag Nr. 1 ()
      NUR MAL SO ZUM LESEN !?
      Serie: Die fnet.de-Erfolgsstrategie - Teil 2
      Mittwoch, 21.03.2001 von Andreas Hoose
      Hört die Signale - Wie Antizykliker die Zeitung lesen



      Im ersten Teil unserer Serie "Die fnet.de-Erfolgsstrategie" hatten wir uns an dieser Stelle zuletzt mit dem Herdentrieb der Anleger beschäftigt. Die jüngste Entwicklung an den Weltbörsen ist ein Paradebeispiel für das geschilderte Phänomen. Anleger tendieren in dramatischen Börsenzeiten dazu, alle zur gleichen Zeit das Gleiche zu tun (und übrigens nicht nur dann, dann aber besonders ausgeprägt). In den vergangenen Tagen hat die Verkaufslawine auch die soliden Standardwerte aus DAX und Dow erfasst, ein gutes Zeichen - jedenfalls für den konsequent antizyklisch vorgehenden Investor. Die Nerven der Anleger liegen blank. Jetzt wird Kasse gemacht, egal zu welchen Kursen.

      Die Kunst antizyklischen Investierens besteht nun darin, zu erkennen, wann die Zeit reif ist, sich strikt gegen die Mehrheitsmeinung zu stellen und genau dann einzukaufen, wenn die Stimmung am Boden ist. Denn darin liegt der Schlüssel zur erfolgreichen Aktienanlage: reich wird an der Börse nur, wer zu niedrigen Kursen einsteigt und später bei wesentlich höheren Notierungen wieder verkauft. Wenn es nur so einfach wäre......und: ist es jetzt vielleicht wieder so weit?

      Im heutigen Teil, unserer Serie wollen wir der Frage nachgehen, woran der antizyklische Investor erkennt, dass eine Aktie, eine Branche oder gar ein ganzer Markt zu stark nach unten übertreibt, eine stärkere Gegenbewegung, vielleicht sogar eine Trendwende, nur noch eine Frage der Zeit sein kann.

      Um zu erkennen, wann die Zeit reif ist, genügt es meist, aufmerksam zu sein und die Augen auf zu machen. Größere Probleme macht da mitunter die eigene psychologische Verfassung. Oftmals ist es nämlich alles andere als einfach, sich gegen den allgemeinen Trend zu stemmen. Doch davon soll in einem späteren Teil unserer Serie die Rede sein.
      In aller Regel ist es nicht zu übersehen, wenn die Stimmung so schlecht ist, dass es bald wieder aufwärts gehen wird. Die Vergangenheit ist reich an derartigen Beispielen. Doch da man gerade an der Börse hinterher natürlich immer schlauer ist, wollen wir zunächst einen Blick auf die gegenwärtige Situation werfen.

      Sex, Gewalt und Angst

      Wer etwa die heutige Ausgabe eines bekannten Börsenmagazins betrachtet, dem springt ein durchaus Emotionen weckender Vergleich ins Auge. In reißerischer Aufmachung wird hier die Frage gestellt, ob sich die Geschichte gerade wiederholt, wir womöglich die dramatischen Entwicklungen des Jahres 1929 noch einmal erleben. Der Vergleich, prominent als Titelstory platziert, ist natürlich völlig abwegig, trifft die Anleger aber genau da, wo sie am empfindlichsten sind. Die Angst der Investoren, derzeit ohnehin allgegenwärtig, wird mit derartigen Analogien noch verstärkt.
      Die geschickten Strategen in den Chefredaktionen machen sich so genau jenen Mechanismus zu nutze, der die ganze Misere hervorgerufen hat. Schließlich will man Auflage machen und dies funktioniert immer wieder mit dem alten Trick: Sex, Gewalt und alles, was Angst macht, verkauft sich eben.

      Wer nun clever genug ist, der lässt solche Postillen erstens links liegen (man spart ja sogar ein paar Mark dabei....) und macht sich zweitens seine eigenen Gedanken zu dem, was er da sieht. Immer dann nämlich, wenn in Presse, Funk und Fernsehen derartige Weltuntergangsszenarien gemalt werden, kann man darauf wetten, dass eine Trendwende nicht mehr allzu weit entfernt ist.
      Leider handelt es sich im geschilderten Fall "nur" um ein Fachmagazin. "Nur" deshalb, weil die Signalwirkung noch wesentlich stärker wäre, würden Magazine vom Schlage eines "Spiegel" oder "Stern" das Thema Börsencrash auf die Titelseite hieven.



      Wenn solche Titelbilder die großen Gazetten schmücken, gehen Antizykliker auf Einkaufstour. Auch die Ausgabe des Spiegel vom Herbst 1998 wäre ein sehr brauchbares Einstiegssignal gewesen.

      Umgekehrt funktioniert die Sache übrigens mindestens ebenso gut. Wer etwa im Frühjahr vergangenen Jahres alle seine Aktien (mit Ausnahme derjenigen natürlich, die seinerzeit antizyklischen Kriterien entsprachen) genau zu dem Zeitpunkt verkauft hätte, als in Deutschlands größter Tageszeitung in riesigen Lettern vom Reichtum durch Börsenengagements schwadroniert wurde, der konnte sich zur glücklichen Minderheit derer zählen, die zu absoluten Höchstkursen ausgestiegen sind.

      Ein weiteres aktuelles Beispiel, aus dem sich eine offenkundige Übertreibung einiger Marktteilnehmer ableiten lässt, ist der Goldpreis. Diesmal jedoch sind es die sogenannten Experten, die übers Ziel hinausschießen.
      Bekanntlich befinden sich die Notierungen für das gelbe Metall seit mehr als zwei Jahrzehnten auf Talfahrt. Nach einem Absturz von fast 850 US-Dollar je Unze Ende der 70er Jahre hat sich die Notierung mittlerweile bei rund 260 US-Dollar eingependelt.
      Angesichts der dümpelnden Kurse haben sich einige Fachleute kürzlich zu der Prognose verstiegen, der Goldpreis werde demnächst unter die Marke von 200 US-Dollar fallen.
      Ohne hier auf fundamentale Argumente eingehen zu wollen, die gegen ein solches Szenario sprechen, sollte man sich die vollmundige Prognose noch einmal auf der Zunge zergehen lassen. Es ist ganz offenkundig, dass hier einige Analysten das Klassenziel verfehlt haben. Zur Erinnerung: der Goldpreis hat innerhalb von zwei Jahrzehnten (!) rund 70 Prozent an Wert verloren. Vor diesem Hintergrund ein weiteres Absacken um nochmals gut 25 Prozent zu prognostizieren, noch dazu "demnächst", kann unschwer als reichlich übertrieben bezeichnet werden.

      Ähnliches galt vor gut zwei Jahren für den Ölpreis. Seinerzeit waren die Notierungen für das schwarze Gold über einen längeren Zeitraum von über 30 auf 14 US-Dollar abgesackt. Wieder waren sich zahlreiche Experten nicht zu schade, einen Tiefflug bis auf neun US-Dollar vorauszusagen. Die Übertreibung in der Analystenmeinung war auch in diesem Fall nicht zu übersehen. Wer seinerzeit massiv in Ölwerte eingestiegen ist, der hat in den beiden darauffolgenden Jahren prächtig verdient.
      Ähnliches könnte sich in naher Zukunft beim Gold abspielen. Zwar sprechen fundamentale Gründe derzeit nicht zwingend für das edle Metall. Die Stimmung ist hier trotz der jüngsten Aufwärtsbewegung jedoch derart schlecht, dass eine Gegenbewegung immer wahrscheinlicher wird.

      Blue-Chip im Tief

      Was für ganze Märkte oder Branchen funktioniert, hat natürlich erst recht für einzelne Aktien seine Berechtigung. Auch hier lassen sich zahlreiche Beispiele finden, die Extremstimmungen der Marktteilnehmer deutlich machen. Aktuell eines der prominentesten, und zudem in unserem antizyklischen Musterdepot vertreten, ist der Tabakkonzern Philip Morris.
      Drohende Schadensersatzklagen hatten die Papiere des Blue-Chips innerhalb von zwei Jahren stark unter Druck gebracht. Im Sommer vergangenen Jahres erreichte die Stimmung ihren Tiefpunkt. Die Meldungen über drohende Klagen geschädigter Raucher häuften sich, es gab keinen einzigen Analysten, der ein Engagement bei dem spottbilligen Unternehmen angeraten hätte.
      Im Gegenteil: die hochbezahlte Gilde der Fachleute war sich einig darin, dass man den Titel schleunigst aus dem Depot werfen sollte. Mittlerweile hat sich das Blatt gründlich gewendet. Nach einer Kletterpartie von mehr als 200 Prozent konnten sich zuletzt fünf Aktienanalysten für Philip Morris erwärmen, sogar auf "strong buy" wurden die Aktien gesetzt. Für ein antizyklisches Investment ist es natürlich längst zu spät.

      Noch wesentlich erfolgreicher hätte abgeschnitten, wer rechtzeitig bei der damaligen Citicorp (heute Citigroup) eingestiegen wäre. Die größte Privatbank der Vereinigten Staaten schien Anfang der 90er Jahre kurz vor der Pleite zu stehen. Das jedenfalls war die vorherrschende Meinung. Die Experten waren sich darin einig, dass Anleger den Titel meiden sollten. Auch die Überschriften in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen malten die Zukunft des Geldhauses in den düstersten Farben. Die Anteilscheine notierten bei etwa neun US-Dollar. Sechs Jahre später war das Unternehmen saniert, die Aktien waren bis auf rund 140 US-Dollar geklettert.

      Kluge Experten?

      Fassen wir also zusammen: Das Ausnutzen extremer Situationen ist der Kern antizyklischen Investierens. Als Käufer sollte man nach Aktien, Branchen oder Märkten suchen, die an der Börse in Ungnade gefallen sind. Dies äußert sich regelmäßig in sehr schlechten Nachrichten.
      Auf der Verkäuferseite dagegen sollte man nach Stimmungen fahnden, in denen sich alle Experten über die positiven Aussichten einer Aktie oder Branche einig sind. Auch diese Übertreibungen sind oft schon bei der täglichen Zeitungslektüre zu erkennen.

      Ein erfolgreicher antizyklischer Investor wird daher die Meinung der Investoren sehr genau beobachten. Sobald sich hier ein unvernünftiger Extremwert abzeichnet, investiert er in die entgegengesetzte Richtung.
      Antizykliker werden also immer dann besonders aufmerksam, wenn sich die Stimmung der Investoren ganz offensichtlich einem Höhepunkt nähert. Dies äußert sich in schöner Regelmäßigkeit in den geschilderten Schlagzeilen, Titelblättern und Expertenmeinungen.

      Die Aussagen hochbezahlter Analysten sollten Kontra-Investoren generell höchst kritisch bewerten. Erfahrungsgemäß traut sich praktisch kein Experte (wenige Ausnahmen betätigen die Regel), eine gegen den allgemeinen Trend stehende Position einzunehmen. Im Gegenteil: hat sich eine Richtung erst einmal etabliert, dann übertreiben die Analysten in ihren Prognosen ganz genauso wie jeder Kleinanleger. Man muss nicht weit zurückblicken, um diese Tatsache wieder einmal bestätigt zu sehen.
      Die Gründe für solche immer wieder kehrenden Fehleinschätzungen liegen auf der Hand. Jeder Analyst käme in allergrößten Erklärungsnotstand, wenn er eine Meinung vertritt, die dem allgemeinen Konsens entgegensteht.
      Ein Bankenvertreter etwa, der den Börsenliebling Nokia vor einem Jahr zum Verkauf gestellt hätte, wäre vermutlich sofort fristlos entlassen worden. Da sich nun aber praktisch alle Experten mit ihren Prognosen gründlich verrechnet haben, kann sich der Einzelne wieder in der Sicherheit der großen Masse wiegen. Oder anders gesagt: wenn alle falsch liegen, muss niemand Angst davor haben, sein Gesicht zu verlieren.

      Welche Schlüsse sollte man nun daraus ziehen? In der Vergangenheit hat es sich immer wieder bewährt, dem "Volk aufs Maul" zu schauen und sich dann seine eigenen Gedanken zu machen. Auch in Zukunft wird es sich lohnen, genau das Gegenteil dessen zu tun, was gerade groß in Mode ist. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan. Welche psychologischen Fähigkeiten Antizykliker mitbringen sollten, werden wir daher im nächsten Teil unserer Serie schildern.
      Avatar
      schrieb am 22.03.01 23:37:39
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hallo,@all
      mehr davon!!!
      Ich für meinen Teil werde morgen den rest von meinem Geld raushauen, und zwar alles!!
      Habe gestern erste Positionen aufgebaut, heute weiter gemacht, und morgen folgt der rest!
      Gruß an alle
      Outsider
      Avatar
      schrieb am 23.03.01 09:27:30
      Beitrag Nr. 3 ()
      Also einen kleinen Rest vom Cash würd ich mir mal nich auf der Seite behalten. Zum antizyklischen Investieren ist die nächsten Wochen bestimmt auch noch gute Gelegenheit.
      gruss schäff
      Avatar
      schrieb am 23.03.01 09:32:37
      Beitrag Nr. 4 ()
      Das sollte natürlich nicht "nich" heissen, sondern "noch".
      Avatar
      schrieb am 27.03.01 22:47:19
      Beitrag Nr. 5 ()
      Und hier also der nächste Teil der Serie. Viel Spass! schäff

      Antizyklik


      Serie: Die fnet.de-Erfolgsstrategie - Teil 3
      Dienstag, 27.03.2001 von Andreas Hoose
      Einsamer Wolf abseits der Herde - Die Psychologie des Antizyklikers



      Dass die antizyklische Anlagestrategie erfolgreicher ist als jede andere, steht außer Zweifel. Ein Blick in unser Musterdepot genügt, um die wissenschaftlichen Untersuchungen, die mehrfach zu diesem Ergebnis gekommen sind, eindrucksvoll zu bestätigen.

      Das Problem dabei ist jedoch, dass man diese Erfolge nur dann hat, wenn man es schafft, sich konsequent gegen die allgemein herrschende Meinung zu stellen. Genau an diesem Punkt aber scheitern viele Anleger. Sicherlich, den Gedanken, man könnte es doch auch einmal mit einer Strategie versuchen, die sich bewusst von allen gerade herrschenden Modetrends abgrenzt, diesen Gedanken hat so mancher - zumal, in Zeiten, wo alles, was vor einigen Monaten noch "in" war, gnadenlos nach unten geprügelt wird.

      Dennoch wird der Versuch, antizyklische Investments überhaupt in Erwägung zu ziehen, bei den meisten Investoren schon im Keim erstickt. Die Ursachen dafür liegen auf der Hand. Bekanntlich ist es wesentlich einfacher, irgend etwas nachzuplappern, als sich seine eigene Meinung zu bilden. Dies übrigens ist einer der Hauptgründe dafür, warum es die antizyklische Strategie relativ schwer hat, große Anlegerkreise zu erreichen.
      Es macht schlicht und ergreifend eine ganze Menge Arbeit, sich mit einem Unternehmen, einer Branche oder gar einem ganzen Markt intensiv zu beschäftigen. Noch dazu, wenn das "Zielobjekt" des Antizyklikers im Moment völlig out ist, man dabei also nicht auf die Dampfplauderer aus dem Börsenfernsehen hören oder irgendeine andere vorgefertigte Meinung übernehmen kann.
      Im Gegenteil: abseits der ausgetretenen Pfade muss man seine Ideen entwickeln, will man als Kontra-Investor erfolgreich sein. Auch der im ersten Teil unserer Serie geschilderte Herdentrieb ist für viele Anleger ein Hindernis, die antizyklische Strategie anzuwenden.

      Und doch gibt es einige wenige Investoren, die große Erfolge feiern, indem sie konsequent gegen den allgemeinen Trend handeln. Die Frage, die sich da stellt, lautet: Was zeichnet diese Strategen aus? Und: kann das jeder oder ist die antizyklische Anlagestrategie nur etwas für ausgebuffte Profis?



      Abseits ausgetretener Pfade suchen Antizykliker nach Investment-Chancen. Ein scharfer Verstand, die Fähigkeit, eigene Ideen zu entwickeln und eine gehörige Portion Skepsis allem gegenüber, was gerade groß in Mode ist, sind dabei sehr hilfreich.

      Wobei an dieser Stelle ein Hinweis wichtig ist: es kommt dem Antizykliker letztlich nicht darauf an, ständig gegen die Masse zu handeln. Erfolgreich kann mit der antizyklischen Methode nur sein, wer Aktien kauft bevor sie von der großen Mehrheit entdeckt werden. Denn bekanntlich werden Kurse nur dann nach oben bewegt, wenn viele Anleger der Überzeugung sind, man sollte die betreffende Aktie im Depot haben.
      Hervorzuheben ist also, dass sich die Kontra-Strategie ausschließlich auf den Zeitpunkt von Kauf und Verkauf bezieht. Anhand der vorherrschenden Meinung kann man erkennen, wann es an der Zeit ist.
      Ist der Antizykliker dann aber eingestiegen, dann möchte er, dass die große Masse ebenso handelt, um den Kurs nach oben zu treiben. Da die Mehrheit der Anleger also nur an den Markthoch- und tiefpunkten falsch liegt (und deshalb, traurig aber wahr, dauerhaft Geld verliert), orientieren sich Antizykliker bei ihren Kauf- und Verkaufsentscheidungen am Herdentrieb und handeln dem genau entgegengesetzt.

      Der Antizykliker stellt sich also vor allem deshalb gegen die vorherrschende Meinung, weil er eine Richtung aufspüren will, die demnächst (dies kann in einigen Wochen, Monaten oder auch Jahren sein) das Börsengeschehen bestimmen wird.
      Die Kunst besteht demnach darin, schneller zu sein, als der große Rest der Investoren. Welche psychologischen Voraussetzungen sind dafür wichtig, und: was macht den erfolgreichen Antizykliker aus?

      Kalte Füße

      Betrachten wir dazu noch einmal die derzeitige Börsenlage. Angesichts der depressiven Stimmung fragt sich mancher vermutlich, ob es denn nicht bald wieder Zeit sein könnte, in größerem Stil bei den Technologieaktien einzusteigen. Im Grunde keine schlechte Idee, jedenfalls aus Sicht eines überzeugten Kontra-Investors.
      Wegen des geschilderten "Herdenphänomens" wird die Zahl derer, die langsam kalte Füße bekommen jedoch auch in den kommenden Tagen und Wochen immer größer werden. Je weiter die Kurse fallen, desto mehr Anleger werden ihr Heil in der Flucht suchen. Auch wenn sich die Notierungen über einen längeren Zeitraum seitwärts bewegen sollten, wird dies die Mehrheit der Investoren mit Verkäufen quittieren. Irgendwann reisst der Geduldsfaden und das Engagement wird mit Verlusten glattgestellt. Fehlendes Sitzfleisch ist übrigens ein weiterer Grund, warum die meisten Menschen an der Börse auf Dauer Geld verlieren.

      Die große Masse dürfte im Moment daher das Desaster mit Schwermut betrachten, mancher mit dem Schwur auf den Lippen: "Nie wieder Aktien". Und nur echte Antizykliker reiben sich die Hände. In diese Hände nämlich verkauft die Schar der gerupften Kleinanleger von schierer Verzweiflung getrieben in diesen Tagen die zuvor für teures Geld erworbenen Aktienpakete. Altgediente Börsianer sprechen davon, dass die Papiere von den zittrigen in die starken Hände wandern.

      Wer sich jetzt an den eigenen Gemütszustand erinnert, als der Blick in diesen schweren Zeiten wieder einmal das zusammengeprügelte Depot streifte, der versteht: es erfordert schon Nerven wie Drahtseile genau in dem Moment zu kaufen, da sich Unsummen an Kapital in Luft aufgelöst haben und die sogenannten "Fachleute" in sämtlichen Medien Untergangsstimmung verbreiten.
      Der umgekehrte Fall ist leider auch nicht von Pappe. Stellen Sie sich vor, Sie werfen genau die Papiere auf den Markt, von denen alle Welt gerade in den höchsten Tönen schwärmt (wer sich solch ein Szenario nach einem Jahr Bärenmarkt nicht mehr vorstellen kann, dem sei versichert: solche Zeiten kommen wieder...).

      "Teilzeit-Antizykliker"

      Ziel des Kontra-Investors ist es daher, eigene Ideen zu entwickeln, ein unabhängiger Denker zu werden. Doch damit nicht genug: wer die antizyklische Anlagestrategie über Jahre erfolgreich anwenden will, der muss sich in seiner Rolle als "einsamer Wolf" auch noch sehr wohl fühlen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass man beim nächstbesten Stimmungsumschwung alle guten Vorsätze über Bord wirft und wieder der großen Masse hinterhergaloppiert. Dies jedoch wäre fatal. Ein Teilzeit-Antizykliker zu sein, ist noch gefährlicher, als gar nicht antizyklisch zu handeln.
      Wer ständig zwischen der Meinung der Masse und der Minderheit schwankt, der wird niemals die Instinkte entwickeln, die antizyklisches Investieren erfordert. Schließlich gilt es, die Stimmungsschwankungen der großen Masse zu erkennen und sich daraus ein eigenes Bild zu machen. Dies gelingt jedoch nur dann, wenn man konsequent bleibt und sich nicht immer wieder von neu aufbrandenden Meinungsextremen anstecken lässt.
      Im nächsten Teil unserer Serie wird es daher darum gehen, wie man sich antizyklisches Denken aneignet und welche Tricks dabei hilfreich sind.


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