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    "Kommissar Dax" , wieimkindergarten, KFM; was sagt der Kritiker der Kritiker? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 16.04.01 10:14:58 von
    neuester Beitrag 07.12.01 00:51:03 von
    Beiträge: 8
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      schrieb am 16.04.01 10:14:58
      Beitrag Nr. 1 ()
      Meine sehr verehrten Damen, meine sehr geehrten Herren, liebes Publikum, lieber Herr KFM!

      Ich heiße Sie alle herzlich willkommen zum heutigen Literarischen Quartett.

      Leider muss ich Ihnen zu Ihrem Bedauern mitteilen, dass das Literarische Quartett an diesem Abend ein wenig reduziert ist. So fehlt die von mir sehr geschätzte Sigrid Löffler. Sie musste sich nach ihrem nicht ganz freiwilligen Ausstieg aus dem Feuilleton der ZEIT nach einer anderen Arbeit umschauen und befindet sich gerade bei einem Bewerbungsgespräch in Berlin, wo sie eine Stelle als Raumpflegerin in der Reichstagskuppel anstrebt.

      Wir wünschen ihr an dieser Stelle viel Erfolg und Glück.

      Ebenso ist heute nicht anwesend mein sehr verehrter Kollege Hellmuth Karasek. Für sein Fernbleiben von der heutigen Veranstaltung gibt es keine plausible Ausrede. Egal. Die Hauptsache ist, dass er ist nicht hier weilt.

      Wie Ihnen weiterhin aufgefallen sein wird, fehlt heute Abend gleichfalls unser Gastkritiker. Trotz aller Bemühungen und finanzieller Lockungen hat sich niemand finden können, der heute den Deppen spielen möchte. Das ist gut so. Freuen wir uns auf diesen ohne Literaturlaien belasteten Abend und kommen schnell zu unserem ersten (und heute Abend auch einzigen) Werk.

      Es ist das Debüt-Werk des jungen rastlosen Schriftstellers "wieimkindergarten", alias KFM.

      Zuerst ein paar Lebensdaten dieses Mannes:
      "wieimKindergarten" wurde am 18.02.2001 irgendwo auf einem Server auf Gut Morph in der Nähe von Düsseldorf geboren.

      Anfänglich fehlgeleitet begann er zuerst als KFM zu posten!

      Eine brotlose Kunst, ein undefinierbarer Wirrwarr von vollkommen uninteressanten und abstrakten Inhalten, die dem Praktiker und Pragmatiker KFM selber nicht so ganz lagen.

      So entschloss er sich nach wenigen Semestern, von diesem Zug abzuspringen und sich der weitaus lukrativeren, angewandteren, inhaltsreicheren und weniger diffusen Postings hinzugeben. Dies war eine der besten Entscheidungen, die der junge KFM bis dahin getroffen hatte. "wieimkindergarten" sollte er sich von nun an nennen!

      Nun – das Posten lief von nun an ohne Störungen, von nun an fing er an auch andere User in senen Bann zu ziehen, natürlich versäumte er es nicht diese und jene und vielleicht sogar wieder eine andere Exkursion in alle Ecken und Zipfel und Breiten und Längen und Kulturen und Temperaturen des Globus und von WO zu unternehmen auch wenn die "Gürtellinie" schon so manches mal wieder erreicht wurde! Bei alledem verlor er die Realität nicht aus den Augen, im Gegenteil. Genug dazu. Bei einem Mann wie "wieimkindergarten" ist es zwar anders zu erwarten, aber dennoch: Er machte schließlich sein Diplom, dessen elementarer Bestandteil seine Diplomarbeit ist. Diese Arbeit – sie ist meiner Meinung nach ein sehr gelungenes Debüt. Leider, leider sind nicht alle Kritiker meiner, d.h. der richtigen und einzig wahren, Meinung.

      Drei Buchstaben reichen wohl zu nennen! DAX

      Das ficht mich nicht an, im Gegenteil. Die Frage ist aber: Ist dies überhaupt eine Diplomarbeit? Ich würde sagen: Nein. Dies ist keine Diplomarbeit! Aber dafür ist sie etwas anderes. Sie ist Literatur! Sie ist ganz großartige Geschichten der Literatur! Diese Arbeiten sind ein Meilenstein. Großartige Geschichten, herausragende Geschichten, besondere Geschichten. Kurz: Die Geschichte.

      Doch ehe ich näher darauf eingehe, schildere ich in Kurzform den Inhalt. Der Titel lautet übrigens ...übrigens ... Wissen Sie – ein Problem habe ich immer mit diesen modernen, neo-konzeptionellen Werken: Ich kann mir den Titel nie merken! Letztens kritisierte ich das Erstlingswerk eines Mannes, der sich den Titel – wie war er noch? – genau! „Stadt Land Fluss“ für sein Buch ausgedacht hatte. Völliger Blödsinn. Konnte ich mir nicht merken. Hab ich mir aufgeschrieben. Genauso ist es mit "wieimkindergarten`s" Werken.

      Der Titel sagt nichts, ist nichts und ein Fehlgriff. Er tut auch nicht zur Sache. Er ist einer der wenigen Schwachpunkte des Werkes. Nun, deshalb nenne ich sie auch nicht, denn sie sind nicht von Bedeutung!

      KFM`s Geschichten sind ein autobiographisch geprägtes, von eigenen Erfahrungen und Erlebnissen getragenes Werk.

      Wissen Sie – es interessiert mich nicht, aber es ist dennoch spannend.

      Es handelt von einem unermüdlich aufdeckenden Kommisar inmitten einer Cyberwelt. "wieimKindergarten" ist gerade wenige Tage alt. Man möchte sagen – erlauben Sie mir diesen frivolen Scherz – noch grün hinter den Ohren.

      Es ist spannend und betörend, geradezu erschreckend, wie "wieimkindergarten" den Inhalt dieser Werke zu gliedern versteht.

      Steinbruchartig bricht er bruchsteinhaft die Bruchstücke der Bruchsteine dieser seiner unbeirrbaren Thematik ab. Er beginnt kurios, furios, grandios, gnadenlos. Er beginnt gewagt und neu: mit der Einleitung! Über die ersten Worte eines Buches ist schon viel philosophiert worden. Es wird behauptet, sie seien alles. Das Portal des Werkes. Nun – dem kann ich mich so pauschal nicht anschließen. Aber speziell in diesem Beispiel muss ich sagen: Ja. Ja, es stimmt. Dieser erste Satz soll Grundlage meiner Werkkritik sein. Denn er ist gewissermaßen das Werk. In ihm finden wir alles, was es zu diesen Geschichten zu sagen gibt. Gutes, viel Gutes und auch kleine Schwachpunkte. Hören Sie, lauschen Sie und fühlen Sie. Der erste Satz:

      [/b]Dax beobachtet aus dem Passat heraus das Mietshaus, dessen gesamte Vorderfront bereits im Dunkeln liegt.[/b]

      Haben Sie es auch gefühlt? Haben Sie es gespürt? Dieses Kribbeln, das einen überkommt, wenn man etwas Vollkommenes zu Ohren, Nase, Zunge oder Gesicht bekommt? Dieser Satz ist ein Universum, dessen Naturgesetze wir nicht kennen. Er ist ein Bild, das wir noch nie zuvor zerrissen haben und das uns doch hypnotisiert. Er ist ein Wein aus Trauben, die noch nie ein Mensch gelesen hat. Er ist eine Laterne im Dunkeln der Unwissenheit, der Torheit und der Schwärze der dumpfen Dummheit, die die Deppen der Dämlichkeit durchdrungen hat. Er ist der Elektrozaun, an dem ein Betrunkener sein Wasser lässt. Er ist Kaffee, den ein Teetrinker gekocht hat, um nie wieder Kaffee kochen zu müssen. Er ist die Billardkugel in unserem Gesicht, der Eisfuß auf unserem Bauch, der Zahnstocher im Ohr, die Nachttischlampe um 6 Uhr morgens, der aus Versehen auf Alarm statt Musik gestellte Radiowecker. Wir werden wach, und wir wissen warum! Aber wir können es nicht benennen, weil unser Verstand nicht ausreicht, diese Tiefe zu erfassen.


      Doch lesen wir weiter, lernen wir den Komiker, den Charmeur, den Spaßvogel, ja, den Entertainer
      "wieimkindergarten" kennen:

      „Dax schlägt den Mantelkragen hoch, ihn fröstelt obwohl die Aussentemperatur sicherlich noch über 20 ° Celsius liegt“

      Als ich diese Stelle das erste Mal las, musste ich schallend lachen. Sie übertrifft Kants „Kritik der reinen Vernunft", sie stellt Scheffer/Schachtschabels „Wetterkunde“ in den Schatten, sie schlägt Fischers „Lineare Algebra“ um Längen. Diese schon vor Schalk und Witz sprühenden Werke werden von ein paar Worten "wieimkindergarten" widerstandslos in die Schranken und auf die Plätze 2, 3 und 4 verwiesen.

      Schaue ich in die Runde – sehe ich eine humorlose Bande! Sind Sie schon so abgebrüht, dass Sie bei einem so pointiert gebrachten „Erforschung der Lebensbedingungen“ kalt bleiben? Was brauchen Sie? Einen platten, dumpfen Witz, der die Pointe mit dem Holzhammer, mit der Dampframme schlägt, damit auch der kleinste und niederste Geist zum Lachen bewegt werden kann? Sollen Sie haben! Sollen Sie haben!

      Neulich war ich mit Hellmuth – Herrn Karasek – in unserer Stammkneipe „Zum alliterierenden Alkoholiker“. Wir saßen am Tresen und unterhielten uns über Belanglosigkeiten. Ich glaube, es ging gerade um Günter Grass. Da öffnete sich die Tür, und mit dem Wind kam eine Person herein, die uns und die Ihnen wohl bekannt ist. Es war, nun, wer kann es sich nicht denken? Genau. Ich war es! Ich kam herein! Ich! Das ist doch eine Überraschung, oder? Ist das keine Pointe nach Ihrem Geschmack? Das war witzig! Das hatte Esprit! Charme! Humoooooor!!!! Ich sehe – so etwas kennen Sie nicht.

      Nun. Dann fahre ich fort, denn jetzt folgt etwas, das Sie wohl alle brennend interessiert, was? Hmmm? Mich auch. Natürlich. Jetzt kommt etwas, das wohl jeden von uns beschäftigt, unsere Gedanken lenkt, unser Handeln bestimmt, die Gesellschaft formt. Etwas, das sicherlich niemanden, naja, ich hoffe jedenfalls niemanden, unberührt lässt. Ein Thema, das die Menschheit seit ihrem Beginn immer beschäftigthat und auch weiterhin immer beschäftigen wird. Jeder (und jede) von uns denkt täglich daran, da bin ich mir sicher. Jeder (vielleicht nicht jede) lässt sich davon leiten. Nun? Können Sie es sich denken, was es ist? Mhm. Sicherlich. Muss ich es aussprechen? Ja? Nein .Muss ich nicht. Ich lese den Rest des Satzes, dann wissen Sie was ich meine: „Der Kleinbauern in Omaheke im Vordergrund stand.“ Hohoho! Da geht der gute Witte aber mächtig zur Sache, was? Sagen Sie mir, wie finden Sie den Satz? Was spüren Sie?

      Ich sage Ihnen, was Sie spüren! Ich sage Ihnen, was jeder spürt, der dies liest oder hört!

      Knisternste Erotik! Fast unverhüllten Sex! Einfach wunderbar dargestellt. Nein – „dargestellt“ ist vielleicht genau das falsche Wort. Denn "wieimkindergarten" stellt nicht dar, er lässt sich den Leser die Darstellung vorstellen! Kongenial! Erhebend! Anregend! Aber nie pornographisch. Nur nahe daran. Das unübertrefflich Geniale ist ja gerade, dass die Grenze nicht überschritten wird. Jeder bekommt zwar Beengungen im Schritt, jede rutscht auf dem Stuhl hin und her, aber doch bleibt "wieimkindergarten" auf der neutralen Seite, bewahrt die Distanz und schaut dem Jugendschutz weiterhin freundlich ins Gesicht. (Und de rlächelt verklemmt, mit leicht rotem Gesicht und machtlos zurück.)

      Dies war der erste, furiose Satz aus KFM!s literarischem Meisterwerk. Zwar kein großer Griff als Diplomarbeit, doch ein epochaler Meilenstein der Gegenwarts- und ich möchte auch sagen Zukunftsliteratur! Und – glauben Sie mir! – die Geschichte geht genauso weiter, wie es begonnen hat! Sie lesen den ersten Satz und können nicht mehr aufhören zu lesen, lesen, lesen. Jeder folgende Satz, die Linie des ganzen Buches ist wie dieser Satz. Auch wenn wir nun schon praktisch alles kennen, so ist alles Folgende dennoch eine Offenbarung.

      Meine Damen, meine Herren. Diese Geschichten werden den Literatur-Nobelpreis bekommen! Wenn selbst ein Günter Grass ihn mit seinem Schund bekommt – dann ein KFM drei Mal!

      Damit wären wir am Ende angelangt.

      Wir sehen betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen.

      Danke.


      :):):)
      Avatar
      schrieb am 16.04.01 12:04:05
      Beitrag Nr. 2 ()
      ich möchte dem kollegen bellmundo zunächst für sein aufwändiges eröffnungsposting danken.

      leider widerspricht er diametral der GOLDHELMschen 3 -sätze-theorie , die da besagt ,
      dass man mit 3 sätzen hierzulande das grösste interesse weckt.
      wahrscheinlich hat ihn demzufolge die smiley-fraktion gar nicht zu ende gelesen.
      und , mit verlaub , einige sätze hätte man durchaus einsparen können.

      " wieimkindergarten" - was für ein name , was für ein werk !
      aber :
      ich gestehe an dieser stelle , dass ich einige folgen der borderstadt-archiv-reihe nicht verstanden habe.
      das macht mich traurig , denn kurusawas schöne sprache bezaubert mich nach wie vor.

      muss ich doof sterben ?
      Avatar
      schrieb am 16.04.01 12:08:34
      Beitrag Nr. 3 ()
      bellmundo - da schrieb ich gestern, dass man gespannt sein dürfte auf den ersten board-kritiker und da bist du schon, gratuliere!!
      Avatar
      schrieb am 16.04.01 12:45:55
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ja,
      MutterErde, du musst doof sterben? Wie soll sich das auch noch ändern? :D

      Jagger2000
      Avatar
      schrieb am 16.04.01 12:50:25
      Beitrag Nr. 5 ()
      Literatur? Soll das heissen, Borderstadt und die Erlebnisse des Kommissar Dax sind frei erfunden? Ich dachte, hier handelt es sich um eine Dokumentationsreihe, an deren Ende die große, von Gut Mops ausgehende Weltverschwörung aufgedeckt wird.

      Gruß
      kpk

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      Avatar
      schrieb am 17.04.01 09:47:25
      Beitrag Nr. 6 ()
      Hallo Herr Jagger,
      Sie sind doch Arzt , Therapeut und , wie man liest , sogar Anal-ytiker.
      Mögen Sie mir nicht mal als Fachmann eine Deutung der Borderstadt-Archiv-Reihe
      geben ?

      Sie werden doch im RL auch nur selten sagen :

      " Tja , gnä´ Frau , da kann ich nichts machen . Sie werden doof sterben müssen."
      Avatar
      schrieb am 17.04.01 21:35:45
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hallo bellmundo,

      das war das beste Posting des Jahres, das ich hier bisher gefunden habe. Du hast eine richtig goldene Feder :)

      ciao
      Ara (sorry für den Smiley)
      Avatar
      schrieb am 07.12.01 00:51:03
      Beitrag Nr. 8 ()
      Danke, Aragorn987! :)

      Wenn es aus Deinem Munde kommt ....

      Hallo KFM :)

      Komm raus, es ist schon dunkel :D


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