checkAd

    Das mag einem objektiven Realisten seltsam vorkommen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 31.07.01 08:11:17 von
    neuester Beitrag 04.08.02 10:31:10 von
    Beiträge: 6
    ID: 446.937
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 499
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 08:11:17
      Beitrag Nr. 1 ()
      Roland Leuschel


      Die Nachbeben dauern an, und die allgemeine Aktieneuphorie steigt!
      Das mag einem objektiven Realisten seltsam vorkommen. Während der Index der Weltbörsen (FTSE World Index) wieder auf sein Niveau von 270 Ende März/Anfang April fällt, nachdem er rasant um 15% auf 310 bis Anfang Juni stieg, während also der vorherige Tiefstpunkt des Jahres 2001 derzeit wieder getestet wird, tragen die Analysten und Aktienstrategen einen ungebrochenen Optimismus zur Schau. Während es also von Gewinnwarnungen seitens der Unternehmen nur so wimmelt, und die vor einem Jahr gemachten Gewinnprognosen der Analysten von der Realität mittlerweile lächerlich gemacht worden sind, soll es nach den neuesten Analysten-Schätzungen für 2002 mit den Gewinnen allgemein rasant nach oben gehen. Wer glaubt, wird selig !, sagte schon meine Urgrossmutter. Laut Analysten-Schätzungen sollen die Gewinne der im S&P 500 vorhandenen Unternehmen um 26% und die der Anbieter von Informationstechnologie im nächsten Jahr um 146% steigen und damit wieder das Niveau vom Jahr 2000 erreichen. « Der Optimismus an der Wall Street ist ungebrochen », schreibt die Financial Times am 23.7., und die FAZ vom 26.7. setzt noch einen drauf und titelt ihren Artikel « Erste Vorboten einer Kurswende in New York - Analysten deuten die starken Kursschwankungen als Auftakt eines Bullenmarktes ». Auf der einen Seite wagt kaum noch ein Unternehmen über die Gewinne der nächsten Zukunft eine Prognose zu veröffentlichen, aber nicht nur die Analysten sind bullisch sondern auch die Aktienstrategen. Der Chefstratege der Investmentbank Credit Suisse First Boston, Tom Galvin, offensichtlich von den 2,1 Billionen Dollar (2.100 Milliarden Dollar), die in Geldmarktfonds schlummern, umnebelt (Kasse macht sinnlich sagte ein Bundestagsabgeordneter in den 50er Jahren) sagt es ganz deutlich : « Sobald die Gewinne auf einen Wandel deuten, wird jeder wieder in den Markt zurückkehren. » Nun diese 2,1 Billionen Dollar repräsentieren fast 20% der Marktkapitalisierung des umfassenden Aktienindex Wilshire 5000, und in der Geschichte der Börsen hat es noch nie so viel Geld im Vergleich zur gesamten Börsenkapitalisierung gegeben, das auf Lauerstellung liegt. Der Realist allerdings stellt sich zwei Fragen : Die KGV auf Basis der geschätzten Gewinne für Ende 2001 beim Standard & Poors 500 liegt jetzt bei 24 (beim Dax 27). Das ist teuer, zumal das Anleihen-KGV unter 20 ist. Greenspan hat es mal wieder geschafft, für eine neue Blase am Aktienmarkt zu sorgen. Er verdient somit zu Recht seinen Titel « Hohepriester der Blasen ». Unterstützung findet Greenspan bei Leuten wie Professor Dr. Rüdiger Irving Dornbusch, der wie wir alle wissen bereits Ende Dezember vergangenen Jahres erklärt hat : « Es wird nie wieder Rezession in Amerika geben, die amerikanische Wirtschaft strotzt vor Kraft. » Jetzt erklärte Paul O`Neill, US-Finanzminister, dass bereits am Ende dieses Jahres die amerikanische Wirtschaft auf ihren normalen Wachstumspfad zurückgekehrt sein wird (road to a golden age of prosperitiy), und auch der deutsche Bundeskanzler weigert sich, seine Prognosen zum Wirtschaftswachstum in der Bundesrepublik zu adjustieren. Übrigens der Vorgänger von O`Neill, Robert Rubin, erklärte in dieser Woche, dass das riesige Leistungsbilanzdefizit der USA (450 Milliarden Dollar oder 4,5% des BSP) nach wie vor eine Riesengefahr für den Dollar darstellt, besonders nach der kürzlich erfolgten Steuerkürzung von 1,35 Billionen Dollar.

      Ich befürchte nach wie vor, dass die Nachbeben vom grossen Crash anhalten werden, zumal die angekündigte Drosselung der Ölproduktion der Opec dafür sorgen könnte, dass die Benzinpreise wieder ansteigen, und der bisherige Motor für die Kursverbesserung an den Aktienmärkten im Zeitraum April bis Juni, die Zinssenkungen, nicht mehr wirksam sind. Also bleiben Sie vorerst in Cash und kurzfristigen Anleihen und nehmen das Risiko in Kauf, die erste Phase am neuen Bullenmarkt zu verpassen.

      Ein Berufsoptimist in Sachen Aktien, vielleicht sogar der grösste Optimist aller Zeiten, verkündete noch vor zwei Jahren über alle Medien, dass zwar der nächste Crash komme, aber nach seinen Berechnungen erst im Jahre 2046, und somit Roland Leuschel aller Wahrscheinlichkeit ihn nicht erleben muss. Dieser Mann schreibt jetzt am 23.7. in der FAZ unter dem Titel « Prognosen erfordern Mut » : « Nach einem nunmehr über 15-monatigen Börseneinbruch, der nur mit dem Börsencrash von 1929 vergleichbar ist … Im nachhinein sei es daher verständlich, dass nach der Euphorie auf den Märkten ein Kurseinbruch ensprechend dramatisch ausfallen musste », und er fügte hinzu : « Hinterher sind offensichtlich alle klüger. » Da würde ich sagen, da hat der Optimist wirklich übertrieben. Nicht alle sind klüger, denn er wagt eine Prognose für den Dow Jones bis Ende dieses Jahres von 12.000, Nasdaq 3.000 und Dax 7.000.

      Roland Leuschel

      27.07.2001
      -----------------------------------------------------
      boerse.de
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 10:48:58
      Beitrag Nr. 2 ()
      Leider bringt dieser in sehr höflichem Ton gehaltene Artikel die Angelegenheit nicht ganz auf den Punkt.
      Klarer wird es, wenn man einmal versucht, die Begriffe Analyst oder Chefanalyst mit Profi-Lügner und Ober Profi-Lügner zu übersetzen.
      Die Finanzindustrie kann nur dann Geld verdienen, wenn die Umsätze hoch sind. Analysten und andere Beschäftigte können ihren Job verlieren, wenn die Geschäfte schlecht gehen. Sie werden alles daran setzen, zu verhindern, daß sich eine schlechte Stimmung an den Boersen breitmacht.
      Und in guten Zeiten? Da empfehlen sie mehrheitlich zuerst die Aktien ihrer Kunden.
      Egal, wie die Boerse läuft, der unbedarfte Anleger wird von diesen Herrschaften skrupellos geschoren.
      Avatar
      schrieb am 03.08.01 08:26:56
      Beitrag Nr. 3 ()
      Freitag, 03. August 2001 Berlin, 08:20 Uhr "Die Welt"


      ------------------------------------------------------
      Chefstratege sagt Crash an Wall Street voraus

      Die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein erwartet nächste Woche Kurssturz von über 20 Prozent an den US-Börsen


      Kommt an der Börse bald der große Crash wie bei der Formel 1 in Hockenheim? Foto: dpa
      Von Holger Zschäpitz

      Frankfurt/Main - Crash-Gurus gibt es viele, aber es gibt nur wenige, die einen Börseneinbruch auf eine Woche genau vorhersagen. Und es ist nicht irgendeiner: Albert Edwards, globaler Chefstratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein, sagt für die kommende Woche einen Börsenkrach an der Wall Street - also einen Einbruch über 20 Prozent - voraus, der weltweit die Märkte zum Beben bringen wird. "Wir haben bisher noch keinen Crash ausgerufen, weil es dafür keinen vorhersehbaren Grund gab", sagt Dresdner-Stratege Albert Edwards. Nun aber sollten sich Anleger den 7. August dick im Kalender anstreichen.
      Als Auslöser für den Einbruch sieht der Experte neue US-Konjunkturdaten. So werden am kommenden Dienstag die Produktivitätszahlen für das zweite Quartal veröffentlicht. Denn eine neue Berechnungsmethode werde zum erschreckenden Resultat führen, dass es doch nicht so weit her ist mit dem amerikanischen Produktivitätswunder. Das Potenzialwachstum, in dem die Wirtschaft zulegen kann ohne Inflation zu produzieren, werde nicht wie bisher angenommen bei 3,5 Prozent liegen, so Edwards. "Es dürfte nur 2,5 Prozent ausmachen."

      Das hätte gravierende Folgen: Denn ein nach unten revidiertes Potenzialwachstum mache es nötig, die gesamte Wirtschaftspolitik einschließlich der geldpolitischen Ausrichtung der Notenbank Federal Reserve zu überdenken. Hat Edwards Recht, dann hat die Fed viel zu spät im vergangenen Jahr die Zinsen angehoben und so entscheidend zur Blase an den Aktienmärkten beigetragen. Das amerikanische Wirtschaftswunder wäre dann nur noch eine von der Notenbank finanzierte Fiktion. Unternehmen hätten auf Grund der falschen Wachstumsannahmen zu viel investiert; und Verbraucher hätten entsprechend zu viel konsumiert: "Die New Economy wird dann endgültig begraben", meint Edwards. "Das ist Dynamit für die Märkte, die Börsianer werden zu Tode erschreckt werden."

      Doch viele Strategen zeigen sich gegenüber Edwards skeptisch. "Er ist der einzige Experte, der dieses Szenario sieht. Entweder der Dresdner-Stratege ist genial oder größenwahnsinnig", so ein Marktbeobachter. Edwards sieht das gelassen: Zwar sei er der einzige Crash-Prophet von 20 weltweit führenden Strategen. Doch das mache einen scharfen Einbruch noch wahrscheinlicher, der aus heiterem Himmel käme.

      Tatsächlich lehnt sich Edwards auch mit Blick auf die jüngste Erholung an den Märkten sehr weit aus dem Fenster und setzt damit nicht nur seine eigene Karriere sondern auch den Ruf von Dresdner Kleinwort Wasserstein aufs Spiel. Schließlich ist er ist nach Ed Yardeni das erste Crash-Orakel. Der Deutsch-Banker hatte Ende 1999 eine Rezession und einen Einbruch an den Börsen vorhergesagt hatte und lag damit völlig daneben.

      Andere ehemalige Crash-Propheten sind deshalb skeptisch. "Einen Börsenkrach kann man nicht auf die Woche genau vorhersagen", sagt Roland Leuschel, der sowohl den Absturz 1987 als auch den jüngsten Abschwung bei den Technologietiteln prognostiziert hatte. Dann würden sich sämtliche Marktteilnehmer inklusive der Notenbanken dagegen stemmen. Leuschel hält deshalb einen Crash derzeit für eher unwahrscheinlich. Dennoch will er auf längere Frist auch angesichts der mittlerweile hohen Bewertungen bei den Standardwerten einen Einbruch nicht ausschließen. "Der Kurssturz hat sich nur die Technologiewerte in die Tiefe gerissen und ist am breiten Markt weitgehend vorbei gegangen."

      Das sehen offenbar selbst die Bullen an der Wall Street ähnlich. So haben in dieser Woche eine ganze Reihe prominenter US-Strategen ihre Prognosen zurechtgestutzt. Doch mit einem publizitätsträchtig vorgetragenen Crash-Szenario traut sich niemand an die Öffentlichkeit.

      Doch Edwards wehrt sich vehement gegen öffentlichkeitswirksame Panikmache. "Unser Job ist auch sonst spannend genug, als dass wir eine solche Sensation grundlos veröffentlichen müssten." In diesem Jahr lag der Stratege jeweils goldrichtig. Sollte er auch jetzt recht behalten, werden Börsianer Edwards eigene Worte im munde führen, der sagt: "Gute Nacht."
      Avatar
      schrieb am 19.08.01 11:57:56
      Beitrag Nr. 4 ()
      aus boerse.de:


      Roland Leuschel


      Sind in Wirklichkeit die aktuellen Nachbeben nur die Vorbeben für den Mega-Crash? Nicht auszuschliessen...
      Meine letzte Kolumne vom 27.7. schloss mit der Empfehlung: "Also bleiben Sie vorerst in Cash und kurzfristigen Triple A Anleihen und nehmen Sie das Risiko in Kauf, die erste Phase am neuen Bullenmarkt zu verpassen." Heute, Mitte August, muss ich gestehen, vielleicht sollten Sie noch lange in Cash (vor allem in Euro) und Triple A Anleihen investiert bleiben. Widerstehen Sie den "Versuchungen" die Ihnen die Märkte in zunehmendem Masse bieten (Deutsche Telekom, Bayer, und viele viele andere). Ich habe das Gefühl, es braut sich ein MEGA-Gewitter zusammen, und das Platzen der Börsenblase am Nasdaq und dem Neuen Markt war nur der erste Teil, dem eine deftige Korrektur der traditionellen Börsenmärkte folgt, und die nächste Etappe könnte das Platzen der amerikanischen "Konsumblase" und der "Dollerblase" sein. Meine Aussagen in dem Interview vom 9. Februar dieses Jahres in der Financial Times Deutschland "Anleihen und Cash für unsichere Zeiten. Kaufen Sie Dax unterhalb von 6.000 Punkten und Dow unterhalb von 8.000", könnten noch zu optimistisch gewesen sein. Mein ungutes Gefühl basiert auf folgenden Beobachtungen:

      Anfang August haben fast einstimmig alle grossen Investmentbanken in Amerika eine U-Form der Konjunktur vorausgesehen und entsprechend optimistische Börsenprognosen bekanntgegeben. Ich wiederhole alle Investmentbanken haben dies getan, und trotzdem haben die Märkte negativ reagiert, das heisst im Klartext, die Gurus konnten die Anleger nicht überzeugen. Hier einige Beispiele aus dieser Liste:

      Gesellschaft Guru Prognose Ende 2001
      Dow Jones S&P500
      A.G.Edwards Mark Keller 12.500 1.450
      Bank America Thomas McManus 11.500 1.350
      CSFB Thomas Calvin 12.000 1.450
      Deutsche Bank Ed Yardeni 11.300 1.320
      Goldmann Sachs Abby J. Cohen 12.500 1.550
      Lehman J. Applegate 12.250 1.450
      Merrill Lynch Christine Callies 12.500 1.550
      Morgan Stanley Peter Canelo 12.000 1.425
      Salomon SB Comite 11.400 1.400
      UBS Warburg Ed Kerschner 1.835

      Durchschnitt 11.895 1.442


      Also dürften Anleger im Durchschnitt Kursanstiege von über 20% bis Ende des Jahres erwarten. Bemerkenswert in der Tabelle ist die Tatsache, dass mehrere Häuser. Darunter Goldman Sachs, Deutsche Bank, Lehman, Morgan Stanley und Salomon SB einen Cashanteil von 0% empfehlen und einen Aktienanteil von 70% und 95%. Mir scheint, als suchen diese Häuser nur nach einem Ziel: maximale Börsenumsätze. Die Belange des Anlegers sind zweitrangig.

      Die offiziellen Konjunkturprognosen sind ohne Ausnahme mehr oder weniger optimistisch. Die OECD hat vor einer Woche Optimismus angesagt, nachdem im Juni der Frühindikator zum ersten Mal seit 13 Monaten wieder leicht gestiegen ist. Heute veröffentlicht das HWWA (Hamburgische Weltwirtschaftsarchiv), dass Deutschland im nächsten Jahr wieder mit einem beschleunigten Wachstum von 2,3% rechnen dürfte und sieht für ganz Europa 2,5% vor. Eine Rezessionsgefahr schliesst das Institut aus und begründet seine positive Sicht der Dinge mit dem Rückgang des Rohölpreises und der baldigen Überwindung der Konjunkturdelle in Amerika. Auch die Bundesrepublik Deutschland sieht sich nicht veranlasst, irgendetwas zu unternehmen (siehe meinen Artikel in Börse Online vom 26.7.: "Lassen Sie einmal nicken, Herr Bundeskanzler").

      Aufmupfende Analysten, die aus welchen Gründen auch immer ihre kritische Meinung zu den Börsenkursen äussern, werden sofort von ihren Häusern zurückgepfiffen, die dann anschliessend behaupten, das Gegenteil sei die Wahrheit. Beispiel: Der Investmentstratege der Dresdner Kleinwort Wasserstein, Albert Edwards, befürchtete Anfang August einen Börseneinbruch von 20% wenn die Öffentlichkeit die richtigen Produktionszahlen der Vergangenheit erfahren würde. Unglücklicherweise hat er Datum für seinen Crash angesagt, denn einen angesagten Crash gibt es nicht. Aber bisher hat noch niemand seine Argumente für eine Korrektur an den Börsen widerlegen können.

      Barten Biggs, der in die Jahre gekommene Investmentstratege von Morgan Stanley Dean Witter, schrieb Anfang des Monats in der Financial Times Deutschland: "Haben wir die vielbeschworene Talsohle wirklich erreicht? Erholt sich die Wirtschaft bald wieder? Ich bin noch skeptisch. Das eine so gigantische Spekulationsblase ohne grössere Auswirkungen in sich zusammen fällt, und alle nach einer gewissen Zeit wieder auf die Erfolgsspur einbiegen, erscheint kaum glaubhaft. Die Welt befindet sich offenkundig in einer Rezession. ... Der vielgerühmte amerikanische Verbraucher, auf den so viele Hoffnungen gesetzt werden, lebt auf Kredit, hat keine Ersparnisse und nur ein geringes Einkommen. ... Falls er sich im Herbst doch noch den Realitäten stellt, könnte die Welt in die schwerste Rezession der Nachkriegszeit schlittern."

      Infolge des grössten Börsenbooms des Jahrhunderts, der 1995 begann, stieg das Gesamtvermögen der Reichen in Amerika auf etwa 28.000 Milliarden Dollar. Es kam dazu, dass die Kuh zwischen Arm und Reichtum immer grösser wurde, und so gibt es Experten, die darauf hinweisen, dass bei solchen extremen sozialen Ungleichheiten nicht nur im Nord-Süd-Gefälle sondern auch innerhalb der reichen Industrieländer kriegerische Auseinandersetzungen, bzw. erhebliche soziale Spannungen zu befürchten sind.

      Fazit: Bleiben Sie in Cash, wobei der Grossteil (75%) in Euro gehalten sein sollte, da ich nicht mit einem starken Euro, aber mit einem Kollaps des amerikanischen Dollars rechne. Bei Anleihen empfehle ich nach wie vor nur Triple A Qualität, und versuchen Sie Geduld zu haben. Ich habe ein paar Bayer und Deutsche Telekom Aktien in dieser Woche gekauft und fürchte, es war zu früh! Diese Aktien kann ich in aller Ruhe noch billiger einsammeln.

      Vorsicht ist auch bei Immobilien angesagt. In den letzten 12 Monaten brach der Nettoreichtum (net wealth) der Amerikaner um 10,45% ein, das heisst der grösste Einbruch nach dem letzten Weltkrieg. In dieser Rechnung ist noch ein Wertzuwachs der Immobilien von 10% eingerechnet. Wir wissen aber heute, dass in der Weltwirtschaftsrezession der 30er Jahre, der Wert amerikanischer Immobilien z.B. um 90% zurückging. Also sein Sie auch bei Immobilien weiterhin geduldig, und warten Sie auf günstige Gelegenheiten.

      Roland Leuschel

      17.08.2001
      Avatar
      schrieb am 19.08.01 12:03:51
      Beitrag Nr. 5 ()
      aus boerse.de

      Albrecht O. Pfeiffer


      Der falsche Prophet
      In der letzten Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" (Nr. 33/2001) wurde Albert Edwards, der Chefstratege der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein in London, als "falscher Prophet" und "Blindgänger" verspottet. Dies nur, weil er den Fehler gemacht hatte, den Zeitpunkt des Börsencrashs auf exakt Dienstag 7. August 2001 um genau 14 Uhr 30 (MEZ) festzulegen. Erfahrungsgemäß lassen sich Börsencrashs nie exakt voraussagen. Sie ereignen sich immer nur dann, wenn niemand daran denkt.

      Natürlich hat Mr. Edwards insofern recht, als die Börsenlage weitaus bedrohlicher ist, als die Experten es allgemein erwarten. Im Mai dieses Jahres hatte ich Gelegenheit, in verschiedenen Großstädten von Texas (Dallas, Fort Worth, El Paso, Austin, San Antonio, Houston) an den Kassen der riesigen Supermärkte die Kundschaft zu beobachten. Im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung, die Amerikaner wären sehr reich, hat in diesem Land niemand Geld. Jede Kundin (meist kaufen nur Frauen ein) bezahlt ihre kleinen Einkäufe in der Größenordnung von 2, 3, 5 oder allenfalls 10 Dollar mit Hilfe von Gutscheinen, Kreditkarten des Supermarktes, Schecks und anderen Papierchen. Fast jede muss einen Schreiberling benutzen, um Zahlungsverpflichtungen mit ihrer Unterschrift zu versehen.

      Die Lage der Banken, die diesen Konsum finanzieren, ist dementsprechend. Die riesige Superior-Bank in Michigan musste bereits wegen Illiquidität den Laden schließen. Andere werden bald folgen. Die Hoffnung der Notenbank, mit Zinssenkungen das Desaster abzuwenden, ist Illusion. In Japan bekommt man bereits negative Zinszahlungen (also richtiges Geld!), wenn man sich zur Aufnahme eines Kredites entschließt.

      Die Ausgaben der Industrie (Corporate Investments) sind auf den niedrigsten Stand seit dem Rezessionsjahr 1990 zurückgefallen. Unter Berücksichtigung der enormen privaten und betrieblichen Verschuldungsprobleme muss man sich fragen, wo das Geld herkommen soll, um einen neuerlichen Börsenaufschwung zu bewirken. Außerdem wird in wenigen Tagen der Monat September beginnen, der schlechteste Börsenmonat in der Geschichte von Wallstreet!

      Albrecht Pfeiffer

      16.08.2001

      Trading Spotlight

      Anzeige
      JanOne
      3,3700EUR -15,11 %
      Die nächste 700% NASDAQ-Crypto-Chance? mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 04.08.02 10:31:10
      Beitrag Nr. 6 ()
      aus boerse.de

      Roland Leuschel

      Das brutale Ende der Kursrallye des DOWN JONES an der FALL STREET


      In dieser Woche lieferten die amerikanischen Behörden neue Zahlen zur Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft, die auf einen Double Dip hindeuten, und alle Anleger zur allgemeinen Skepsis gegenüber allen veröffentlichten Zahlen einladen. Im vergangenen Jahr schrumpfte die Wirtschaft in Amerika in 3 (drei) Quartalen und nicht wie bisher angegeben « nur im ersten Quartal ». Warten wir also geduldig, bis auch die phantastischen Produktivitätszahlen korrigiert werden. Wie bereits erwähnt, sentimentale Anleger dürfen ruhig weiter träumen.

      Seit 1995 kritisiere ich ununterbrochen in den Medien, die bereit sind so etwas zu veröffentlichen (Boerse Online, De Financiele Tijd und gelegentlich andere Zeitschriften, sowie natürlich in meinen Kommentaren in Boerse.de) den amerikanischen Zentralbankchef Alan Greenspan. Sie wissen, ich halte den Hohenpriester der Blasen für den Hauptverantwortlichen nicht nur der Aktienblase, sondern der inzwischen immer grösser werdenden Dollar- bzw. Immobilienblase in Amerika. In einem Punkt kann ich bereits beweisen, dass Alan Greenspan wissentlich die Welt getäuscht hat, und seit September 1996 die Blase am Aktienmarkt eindeutig erkannt und nichts unternommen hat, sie anzustechen, sondern alles, aber auch alles getan hat, um sie zur gigantischsten Blase aller Zeiten werden zu lassen (vergleiche die Sitzungsprotokolle der FOMC-Fed-Sitzungen vom 24.9.1996). Jetzt hat ein anderer Querdenker in Deutschland, Claus Vogt von der Berliner Effektenbank (gehört zur Consors-Gruppe – cvogt@effektenbank.de), der ebenfalls seit Jahren mit spitzer Feder die Politik Greenspans kritisiert, in der neuen Ausgabe seiner Broschüre « Performance » vom August 2002 Alan Greespan scharf attackiert. Sein Artikel titelt « Der Vater der Wirtschaftskandale heisst Greenspan ». Diese Broschüre ist absolut lesenswert, und Sie werden verstehen, dass die Medien darüber kaum berichten.

      In meiner Kolumne Anfang Juni « Zinssenkung der Fed ante portas ? » habe ich nicht nur meine Warnung vor dem « Double Dip » zum x-ten Male wiederholt, sondern auch eine Rallye von 10 bis 15% an den markanten Aktienbörsen angekündigt. Es gab zwei Gründe für diese Rallye : Erstens war vor allem der amerikanische Markt « überverkauft », und zweitens hatte ich das Gefühl (das durch vertrauliche Informationen gestärkt wurde), dass die Federal Reserve direkt und indirekt in das Marktgeschehen einschreitet. Greenspan hat natürlich, wie für alles, was er tut, irgendwo eine rechtliche Grundlage, und wie Sie wissen, wurde von Ronald Reagan nach dem Oktober-Crash von 1987 eine « Working Group on Financial Markets » gegründet (auch PPT genannt – Plunge Protection Team) mit dem Ziel die « Integrität, Effizienz, Wettbewerbsfähigkeit und Fairness der US-Märkte herbeizuführen, um das Vertrauen der Investoren zu bewahren ». Diese « Executive Order No 12631 » könnte dem Hohenpriester aller Blasen die gesetzliche Grundlage liefern, um demnächst von Präsident Bush zum Hohenpriester der Manipulationen befördert zu werden. Sie haben an den Aktienmärkten der letzten Wochen erlebt, was diese Aktivität der Notenbanken bewirkt hat, und es kam zu wilden Kursausschlägen : Am Mittwoch den 24. Juli Dow Jones +6,4%, am Montag 29. 7. +5,4% und Nasdaq 5,8%, der Dax konnte um 7,9% steigen, das war die höchste Zuwachsrate in seiner Geschichte, etc. etc. etc. Natürlich haben die Fondsmanager mitgespielt, schliesslich haben sie seit 1995 die Pawlovschen Reflexe ausgiebig geübt, um sofort die letzten Cashreserven ihrer Fonds in den Markt zu werfen. Schliesslich belebt dies das Geschäft, und die Investmentbanken haben es dringend nötig.

      Am Jahresanfang machte ich hinter der Prognose « Weltwirtschaftskrise II in Sicht ? » noch ein Fragezeichen, das können Sie jetzt streichen. Die Chance für ein Double Dip erhöhten sich mittlerweile laut Stephen Roach von Morgan Stanley auf 65% (CNBC Sendung vom 1.8.) und damit dürfte auch die Erholung der europäischen und japanischen Wirtschaft vorerst reines Wunschdenken sein. Stellen Sie sich darauf ein, es droht die Weltwirtschaftskrise II, und misstrauen Sie Worten eines deutschen Wirtschaftsministers mit dem Namen Müller, der noch Mitte Juli deutlich den Wirtschaftsaufschwung sah und für 2003 ein Wachstum von 3% vorhersagte. (Sie kennen das Volkslied « Das Träumen ist des Müllers Lust ».) Der IFO-Präsident Sinn formulierte es allerdings etwas vorsichtiger (oder war es reiner Zynismus ?) nachdem der IFO-Geschäftsindikator im Juli zum zweiten Male in Folge fiel : « Die Situation japanischer Verhältnisse sei aber noch nicht gegeben ». Sollte er bei der Präsentation das Wörtchen « noch » betont haben, dann war es reiner Zynismus, denn so etwas kann man aus dem geschriebenen Text nicht heraushören. (Mir klingen noch die Worte seines Vorgängers vor 9 Monaten in den Ohren, der von der V-Form der Konjunkturerholung sprach.)

      Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, warum Alan Greenspan und die Heerschar der Ökonomen in der Welt von einer starken Wirtschaftserholung in Amerika ausgingen, getragen von der Solidität und der Ausgabeneuphorie des US-Konsumenten, der mittlerweile total verschuldet ist und alle historischen Grenzen sprengt. In Amerika hat der durchschnittliche Haushalt 11 Kreditkarten, und 60% der Karteninhaber können ihre monatlichen Rechnungen nicht völlig begleichen. (Der Schuldenstand stieg von knapp 3.000 Dollar 1990 auf jetzt über 8.500 Dollar.) Dabei sind die Kreditkarten nur die Spitze des Schulden-Eisbergs. Im Zweiten Quartal 2002 stieg die Verschuldung der US-Haushalte laut Moody’s auf 8 Billionen Dollar, und damit über die Höhe des verfügbaren Einkommens (7,8 Billionen Dollar). Übrigens im Jahre 1982, als der Bullenmarkt begann, lag die Verschuldung unter 80% des Einkommens. Vielleicht ist der amerikanische Konsument weniger unseriös, als wir Europäer glauben. Schliesslich lebt er auch nur einmal und wenn der ganze Kreditapparat und das ganze Wirtschaftssystem ihm erlaubt, über seine Verhältnisse zu leben, und darüberhinaus die gesamte westliche Welt ein Grossteil ihres Sparaufkommens nach Amerika zur Finanzierung des Defizites der Leistungsbilanz schickt, läuft der amerikanische Konsument kein allzu grosses Risiko, denn es gibt für ihn Chapter 7 des US Bankruptcy Codes, nachdem der Konsument sich durch Zahlungsunfähigkeit dem Zugriff der Banken entziehen kann (vergleichbar mit dem Chapter 11 für Unternehemen). Ausserdem hat George W. Bush bereits die wenigen Monate seiner Amtszeit dazu benutzt , um über Steuersenkungen und drastische Militärausgabenerhöhungen den amerikanischen Haushalt ins Defizit zu führen. Bush schafft also das Triplet : Haushaltsdefizit, Leistungsbilanzdefizit und Riesendefizit im privaten Sektor. Oh weh, wenn da die Immobilienblase platzt, und oder die Kapitalmarktzinsen steigen. Das neue Jahrtausend wird sein erstes grosses Spektakel erleben.

      Folgerung für den Anleger : Halten Sie den Aktienanteil Ihres Portefeuilles weiter tief (30%) und setzen auf Cash, bzw. Triple A Anleihen. Ob derzeit die Aktien wieder « günstig » bewertet sind, kann ich, und ich behaupte niemand, beurteilen, dazu sind die veröffentlichten Zahlen noch nicht vertrauenwürdig genug. Aber der geschickte Anleger kann mit Sicherheit Qualitätsaktien in den kommenden Monaten günstig einkaufen. Abby Joseph Cohen von Goldman Sachs sieht den Standard & Poors 500 in einer Zwölfmonatsfrist bei 1.300 und Tom Calvin von Crédit Suisse First Boston bei 1.378. Es lachen Ihnen also über 55% Gewinn ! Meine Grossmutter pflegte zu sagen, wer glaubt wird selig !

      Roland Leuschel



      02.08.2002


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Das mag einem objektiven Realisten seltsam vorkommen