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    Kirch muss an die Börse - und Pro7Sat1 zahlt die Zeche - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 06.09.01 09:33:25 von
    neuester Beitrag 14.06.02 09:05:52 von
    Beiträge: 203
    ID: 467.403
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      schrieb am 06.09.01 09:33:25
      Beitrag Nr. 1 ()
      Aus der FTD vom 6.9.2001

      Kirch Media steht vor Fusion mit Pro Sieben Sat 1
      Von Bertrand Benoit, Frankfurt und Lutz Meier, Berlin

      Die Münchner Kirch-Gruppe will ihren Konzern neu ordnen. Die zentrale Sparte Kirch-Media soll mit der
      TV-Tochter Pro Sieben Sat 1 Media fusionieren.


      Laut Kreisen, die mit dem Geschäft vertraut sind, haben sich die Kirch-Gruppe und Pro Sieben Sat 1 bereits auf den
      Zusammenschluss verständigt. Nur die Aufsichtsräte müssen noch zustimmen. Beide Unternehmen lehnten eine
      Stellungnahme ab. Durch die Neuordnung will Kirch bereits nächstes Jahr mit seinem Kerngeschäft an der Börse
      sein und derart finanzielle Forderungen seiner ausländischen Anteilseigner vermeiden. Pro-Sieben Sat 1 ist bereits
      an der Börse.

      Kirch hatte ursprünglich einen Börsengang der Kirch Media bis Ende dieses Jahres geplant, das Vorhaben aber
      wegen des derzeit schwachen Aktienmarkts verschoben. Der Börsengang war den Fremdinvestoren der
      Kirch-Gruppe jedoch zuvor vertraglich zugesichert worden. Andernfalls können sie möglicherweise ihre Einlagen
      zurückverlangen. Die Mittel dafür kann Kirch aber kaum aufbringen. Mit Blick auf dieses Dilemma hatte
      Kirch-Manager Jan Mojto der FTD schon Ende Juli vieldeutig gesagt: "Wir sind da flexibler als Sie denken."

      Hoher Kapitalbedarf

      Für jeweils dreistellige Millionenbeträge hatte Kirch in den vergangenen Jahren Investoren in die Kirch Media
      aufgenommen, um seinen Kapitalbedarf zu stillen. Dazu zählen die Investmenthäuser Capital Research und
      Lehman Brothers, Firmen von Rupert Murdoch und Silvio Berlusconi sowie der saudische Finanzier Al Walid. Diese
      halten gut 15 Prozent an Kirch Media. Hinzu kommen Anteile von Kirch-Sohn Thomas und der Rewe-Gruppe.

      Die Kirch Media bündelt das profitable Kerngeschäft des gesamten Konzerns. Dazu zählen neben Filmrechten der
      Sportrechtehandel, die Pro-Sieben-Sat-1-Beteiligung sowie die Produktion. Der Umsatz im Jahr 2000 lag bei 6,5
      Mrd. DM, das operative Ergebnis bei 536 Mio. DM.

      Wenn die Fusion vollzogen wird, muss sich die börsennotierte TV-Tochter einmal mehr der Konzernraison beugen.
      Schon die Fusion von Pro Sieben mit Sat 1 hatte dem Unternehmen wenige Vorteile gebracht, sondern war vor
      allem im Interesse der Kirch-Gruppe gewesen.


      © 2001 Financial Times Deutschland

      URL des Artikels:

      http://www.ftd.de/tm/me/FTDFIR6L8RC.html

      ----------------------------------------------------------------------------------------------------

      Kommentar:
      Dies war unausweichlich geworden, nachdem EM.TV als möglicher Mantel für einen Börsengang der Kirch-Media weggefallen ist; dies
      wäre wohl zu teuer geworden - Kloiber und das Kartellamt waren wahrscheinlich nur ein willkommener Vorwand für den Ausstieg.
      Was hier nicht erwähnt wird: Wenn Murdoch Ende 2002 seine Option einlöst und seine Premiere-Investitionen zurückverlangt, wird Pro7
      die Zeche (zumindest zum Teil) zahlen müssen. Wie sonst soll Kirch die Milliarden aufbringen?

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 09:54:24
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Börse scheint auch zu kapieren, was das bedeutet: Heute ist PSM mit über 10% Verlust Topverlierer im MDAX.
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 09:58:04
      Beitrag Nr. 3 ()
      Da gibt`s dann bald kein PRO7, SAT1 und Premiere mehr.

      Die können sich eine Kapitalerhöhung abschminken. Hat doch niemand mehr Interesse an hochverschuldeten Anteilsscheinen eines zukünftigen Pleiteunternehmens.

      Pech für Lehman Brothers. Werden wohl ihr Geld nicht wiedersehen.

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 10:35:56
      Beitrag Nr. 4 ()


      Avatar
      schrieb am 06.09.01 11:04:57
      Beitrag Nr. 5 ()
      oooh wie ist das schön.

      diesen chart an diesem tag zu seeeehn.

      :laugh:

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      Avatar
      schrieb am 06.09.01 11:36:54
      Beitrag Nr. 6 ()
      Sieht so aus, als hätten die ihre Rechnungen ohne die Aktionäre einzukalkulieren aufgestellt.

      Solchen Bockmist konnte man sich als AG vor 2 Jahren noch erlauben. Mittlerweile jedoch sind wir glücklicherweise soweit, daß die Aktionäre auf solche versuchten Abzockmaßnahmen hin umgehend die Konsequenzen ziehen.

      Und noch schöner: So etwas vergißt der Markt nicht mehr.

      :cool:
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 11:47:38
      Beitrag Nr. 7 ()
      @ fsch

      ... selbst die treuen Kirch-Gänger ziehen da nicht mehr mit.

      Ich bin ja mal gespannt auf die ersten "offiziellen" Kommentare zu diesem Bubenstück.
      Berlusconi, Murdoch & Co konnten sich bei ihrem Einstieg noch entsprechend absichern: ein Aktionär kann das nicht.
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 13:47:36
      Beitrag Nr. 8 ()
      AKTIE IM FOKUS: ProSiebenSat1 leidet unter Berichten über Fusion mit Kirch


      FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Aktienkurs von ProSiebenSAT.1 Media brach am Donnerstagnachmittag
      um 17,45 Prozent auf 9,79 Euro ein. Damit war der Titel der mit Abstand schwächster Wert im MDAX .
      Zugleich fiel das Börsenbarometer um 0,82 Prozent auf 4.403,39 Punkte.

      Händler erklärten die Verluste mit Medienberichten, wonach Leo Kirch offenbar eine Neuordnung seiner
      Gruppe plane. Zudem belaste eine Herabstufung der Investmentbank Merrill Lynch den Titel. Die
      Analysten hatten langfristige Einschätzung des Papiers von "Buy" auf "Neutral" heruntergestuft. Demnach
      messen sie der Aktie nur ein begrenztes Wertsteigerungspotenzial bei.

      Das "Handelsblatt" berichtete in der Donnerstagausgabe, dass die Kerngesellschaft KirchMedia mit der
      börsennotierten ProSiebenSAT.1 Media AG (München) fusioniert werden soll.

      Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD) zufolge haben sich die Kirch-Gruppe und
      ProSiebenSat1 bereits auf den Zusammenschluss verständigt. Nur die Aufsichtsräte müssten noch
      zustimmen. Durch den Zusammenschluss wolle Kirch mit seinem Kerngeschäft bereits nächstes Jahr an
      der Börse sein und finanzielle Forderungen seiner ausländischen Teilhaber vermeiden.

      Ursprünglich hatte Kirch den Börsengang bis Ende dieses Jahres geplant, das Vorhaben aber wegen des
      schwachen Aktienmarktes auf Eis gelegt./tw/js


      06.09. - 13:23 Uhr
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 21:07:38
      Beitrag Nr. 9 ()
      Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.
      --------------------------------------------------------------------------------

      München, 6. September 2001. Der Vorstand der ProSiebenSat.1 Media AG und die Geschäftsführungen der KirchMedia GmbH & Co. KGaA
      sowie der KirchHolding GmbH & Co. KG haben sich heute im Grundsatz darauf geeinigt, die ProSiebenSat.1 Media AG auf die KirchMedia
      GmbH & Co. KGaA zu verschmelzen. Nach der Verschmelzung soll KirchMedia in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft als neuer Titel an
      der Börse gelistet werden. Die Aktie der ProSiebenSat.1 Media AG wird in diesem Wert aufgehen. Die Verschmelzung strafft die Strukturen
      und stärkt die Finanzkraft für eine wettbewerbsfähige und erfolgreiche Weiterentwicklung sowie für nachhaltiges Wachstum. Den
      Vorstandsvorsitz des neuen Unternehmens wird Dr. Dieter Hahn übernehmen. Der Vorstandvorsitzende der ProSiebenSat.1 Media AG, Urs
      Rohner, wird im Vorstand des neuen Unternehmens künftig für den Bereich Fernsehen zuständig sein. Mit der Umsetzung des Vorhabens
      wird ab sofort begonnen. Die Fusion soll bis Ende Juni 2002 abgeschlossen sein. Die Verschmelzung steht unter dem Vorbehalt der
      Zustimmung der zuständigen Aufsichtsgremien der beiden Unternehmen und bedarf der Anzeige bei den zuständigen Medienbehörden.

      Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 06.09.2001 -------------------------------------------------------------------------------- WKN: 777 117; Index: MDAX
      Notiert: Amtlicher Handel in Frankfurt; Freiverkehr in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München und Stuttgart

      062032 Sep 01

      --------------------------------------------------------

      Kommentar:
      Wessen Finanzkraft wird hier gestärkt?
      Vor allem geht es wohl darum, dem bis an die Grenze verschuldeten Kirch-Konzern eine Refinanzierungsmöglichkeit über die Börse zu verschaffen. Kirchs Gläubigerbanken dürfte das freuen. Ob das allerdings im Sinne der Anleger ist (die mit ihren Vorzugsaktien nicht einmal Stimmrecht haben) darf bezweifelt werden.
      Ob die Refinanzierung über Kapitalerhöhungen klappt, ist ebenfalls nicht sicher. Was passiert, wenn Kirch Ende 2002 mal schnell 2 Mrd benötigt, weil er Murdochs Anteil von Premiere zurücknehmen muss, kann man sich ausrechnen.
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 22:13:07
      Beitrag Nr. 10 ()
      Hat der Teufel einen Namen? Wenn ja, wie heißt er?
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 22:37:30
      Beitrag Nr. 11 ()
      @ FeuchteHand

      Der Teufel gibts so viele, dass deren Zahl nicht mal nen Namen hat *lol*

      Aber im Ernst: Für Kirch wird es langsam eng. Und das ist gut so.
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 10:46:03
      Beitrag Nr. 12 ()
      Die Kommentare der Wirtschaftspresse bestätigen meine gestrige Einschätzung: die Kapitalbeschaffungsaktion von Kirch wird in erster Linie auf dem Rücken von Pro7Sat1 ausgetragen.
      Das hochdefizitäre PayTV-Geschäft gehört zwar nicht zu Kirch Media. Die Konzernraison hat aber auch schon in der Vergangenheit verlangt, dass Pro7 sich zumindest indirekt an der Finanzierung beteiligt ("ran" lässt grüßen). Das wird in Zukunft für Kirch sogar noch leichter. Und wenn er Premiere retten will, muss er bis Mitte nächsten Jahres noch einige Millionen Abonnenten akquirieren...

      Eine Kostproben aus der Presse:
      ______________________________________________________________

      Handelsblatt:
      ...
      Die Kirch-Pläne stießen bei Analysten auf Ablehnung. Sie kritisierten die mangelnde Transparenz der Kirch Media mit ihrem weit verzweigten
      Beteiligungsnetz. Die US-Investmentbank Merrill Lynch stufte daher gestern die Aktie von Pro Sieben Sat 1 herab. Erst vor wenigen Tagen
      hatte das auch die Düsseldorfer WGZ-Bank getan.

      „Die mangelnde Transparenz des Unternehmens stützt nicht gerade das Vertrauen der Investoren“, sagte auch WGZ-Analyst Erik Heinrich.
      „Die Fusion der beiden Unternehmen sehen wir überwiegend problematisch“, urteilte HSBC-Analyst Markus Wallner. Schwierig sei vor allem
      die Bewertung der Kirch Media für die Fusion. Positiv sehen die Branchenexperten, dass der neue Konzern nicht mehr so stark von der
      Werbekonjunktur abhängen würde wie jetzt Pro Sieben Sat 1.

      Analysten rechnen damit, dass sich Leo Kirch über eine Kapitalerhöhung neue Milliarden an der Börse beschaffen könnte. „Es geht darum,
      Geld zu besorgen, und zwar möglichst schnell“
      , sagte WGZ-Analyst Heinrich. In Bankenkreisen hieß es dagegen, es sei zunächst keine
      Kapitalerhöhung geplant.

      Kirch kämpft derzeit an vielen Fronten: Pro Sieben Sat 1 leidet unter dem flauen Werbemarkt, der Verkauf der weltweiten Fußball-WM-Rechte
      läuft schleppend, und der Filmrechtehandel ist längst nicht mehr so lukrativ wie früher.
      ...


      ftd:
      ...
      Dennoch widersprechen auch Kirch-Vertraute nicht der Vermutung, dass die Fusion dazu dient, die Liquidität der fraglichen Geschäfte von
      Kirch zu sichern. Der Medienkonzern hatte sich zu dem Schritt auch entschlossen mit Blick auf mögliche finanzielle Forderungen der
      verschiedenen Fremdinvestoren in der Kirch Media. Zu den Anteilseignern, die mit jeweils dreistelligen Millionenbeträgen bei Kirch Media
      eingestiegen waren, zählen Investmenthäuser wie Capital Research und Lehman Brothers sowie Medienunternehmer wie Silvio Berlusconi
      und Rupert Murdoch. Ihnen hatte Kirch vertraglich versichert, dass die Kirch Media an die Börse gehen werde - vorgesehen war zunächst ein
      Termin bis Ende dieses Jahres, was aber wegen des Finanzmarktklimas wieder abgeblasen wurde. Sollten die Investoren ihre
      Beteiligungen nicht über die Börse verkaufen können
      , hatte ihnen Kirch eine Rückkaufoption für die Anteile zugesichert.
      ...
      Analysten begründeten die Skepsis der Finanzmärkte gegenüber den Plänen mit den Risiken in einzelnen Kirch-Media-Geschäften und der
      Intransparenz des Imperiums. Die Investmentbanken Dresdner Kleinwort Wasserstein und Merrill Lynch revidierten die Aussichten für die
      Pro-Sieben-Sat-1-Aktie nach unten. Als riskante Geschäfte der Kirch Media werden etwa die weltweiten Fußball-WM-Rechte, der als zu teuer
      bewertet angesehene Formel-1-Anteil sowie die Technologietöchter genannt. Der Londoner Merrill-Lynch-Analyst Thomas Deitz begründete
      die Herabstufung mit "Vorbehalten, die aus der Erfahrung mit der Kirch-Gruppe resultieren". Deitz: "Auch nach der Fusion von Pro Sieben und
      Sat 1 waren die Schulden viel höher, als man uns vorher gesagt hatte." Er habe den Eindruck, dass Kirch gegenüber den Aktionären "zu oft
      macht, was er will". Um börsenfähig zu sein, fehle es der Kirch Media noch deutlich an Transparenz, die Gefahr sei groß, dass die
      Profitabilität von Pro Sieben Sat 1 erneut durch eine Fusion verwässert würde, die vor allem im Interesse Kirchs sei.
      ...
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 10:50:27
      Beitrag Nr. 13 ()
      Als Nachtrag noch zwei ältere Artikel aus dem Spiegel, die die Schweirigkeiten Kirchs bei der Kapitalbeschaffung deutlich machen:
      -----------------------------------
      SPIEGEL ONLINE - 15. August 2001, 15:32
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,150226,00.html

      KirchGruppe

      Banken installieren Aufpasser

      Nach dem "Flop" mit den Fernsehübertragungsrechten für die Bundesliga bekommt der Geschäftsführer
      der KirchGruppe einen Aufpasser. Großaktionär Leo Kirch hat der Einsetzung eines von den Banken
      ausgewählten Finanzvorstands zugestimmt.

      Frankfurt am Main - Wie das Anlegermagazin "Die Telebörse" berichtet, soll der
      Kontrolleur künftig dem Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn "auf die Finger sehen". Die
      Deutsche Bank, bei der die KirchGruppe ihren 40-Prozent-Anteil am Verlagshaus Springer
      als Sicherheit für ein Milliarden-Darlehen hinterlegt habe, dränge auf rasche
      Umfinanzierung für die 360 Millionen Euro teuren Bundesligarechte, so das Magazin.

      Besonders die Hoffnungen der KirchGruppe in die Senderfamilie ProSiebenSat.1 hatten
      sich nicht erfüllt. Die Verlegung des Termins für die Fußballshow "ran" erwies sich als
      Schlag ins Wasser. Die Sportsendung hatte zuletzt kaum mehr als 1,6 Millionen
      Zuschauer. Zum Saisonauftakt am 28. Juli waren es noch 2,22 Millionen.

      Auch das Abofernsehen Premiere World bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Ende
      Juni lag die Abonnentenzahl bei lediglich knapp 2,4 Millionen. Kurz nach Beginn der
      laufenden Saison meldet das Unternehmen zwar 30 Prozent mehr "Saisontickets" (alle
      Bundesliga-Spiele live für 349 Mark) als im Vorjahr (155.000). Doch einen Rückschluss
      auf die Abonnentenzahl lässt das nicht zu, und die angehäuften Verluste belaufen sich längst auf eine Summe in
      Milliardenhöhe.


      -----------------------------

      SPIEGEL ONLINE - 24. August 2001, 18:21
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,152010,00.html

      Formel 1

      Finanzminister bettelte für Kirch

      Medienmogul Leo Kirch hatte Schwierigkeiten, Kredite für den Kauf der Formel-1-Rechte zu bekommen.
      Der damalige bayerische Finanzminister Erwin Huber bemühte sich persönlich um Abhilfe.

      München - Nach Angaben des Finanzministeriums hat sich Huber an die HypoVereinsbank
      gewandt, um die milliardenschwere Finanzierung der Formel-1-Beteiligung zu sichern.
      Damit wollte er offenbar eine Entlastung für die halbstaatliche Bayerische Landesbank
      erreichen, die Kirch bisher die meisten Kredite bewilligt hat.

      Die SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag äußerte sich empört. Wirtschaftsexperte Heinz
      Kaiser warf Huber vor, sich als "Kirch-Lobbyist" zu betätigen. Das Finanzministerium
      rechtfertigte den Einsatz für Kirch dagegen mit der erheblichen medienwirtschaftlichen
      Bedeutung der Formel 1. "Ein Verbleib bei einem bayerischen Unternehmen lag im
      medienpolitischen Interesse des Standortes Bayern", hieß es in einer Erklärung des
      Ministeriums.

      Ein Sprecher der HypoVereinsbank wollte sich unter Verweis auf das Bankgeheimnis nicht
      zu dem Bericht äußern. Laut der "Süddeutschen Zeitung" war Hubers Initiative nicht
      erfolgreich, die Bank habe der Regierung seinerzeit keine Entscheidung mitgeteilt. Bereits
      vor einem halben Jahr war bekannt geworden dass Kirch am Ende von der halbstaatlichen Bayerischen Landesbank
      einen Kredit bekommen habe, der den Kauf der Formel-1-Rechte erst ermöglicht habe.
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 11:34:01
      Beitrag Nr. 14 ()
      Vorläufiger Tiefpunkt: 7,85 Euro.
      Damit hat die Aktie von Pro7Sat1 seit gestern morgen ca. 35 an Wert verloren.

      Ob Kirch sich das bei diesem Desater an der Börse noch einmal überlegt?
      Ich kann mir das nicht vorstellen - aber mit der Kapitalbeschaffung dürfte er seine Probleme haben.
      Und seine Kumpels Berlusconi etc. dürften ebensowenig begeistert sein wie die Bayrische Landesbank und die übrigen Gläubiger.
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 11:41:56
      Beitrag Nr. 15 ()
      ProSiebenSat1 ist weitere 20% im Minus.

      Kirch hat also innerhalb zweier Tage ca. 750 Mio.€ Kapitalisierung mit seiner Fusionswut vernichtet.
      Ich gratuliere ihm für diesen gigantischen, strategischen Schachzug!

      P.S.: Da gab es in der dt. Geschichte mal ein kleines, braunes Männchen. Der wollte auch alles bis zum Endsieg.
      Na, ja! Zehn Jahre später wuchs aus den Ruinen ja dann das Wirtschaftswunder!
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 11:52:48
      Beitrag Nr. 16 ()
      @ W113

      Die Aktionäre sind offenbar aus anderem Holz als Wähler: Sie sind nicht bereit, Kirchs Träume von Medien-Allmacht zu finanzieren.
      Gut so!

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 12:40:03
      Beitrag Nr. 17 ()
      @rv

      Jetzt ist mit auch klar, warum die HypoVereinsbank so abschmiert! (schade um die Bank, die finde ich eigenlich gar nicht so schlecht). Der Filz scheint so dick zu sein, dass es wohl einfacher ist, Japan oder Korea zu sanieren, als die dt. Medienbranche inkl. Politfilz (Bankges. Berlin, Kirch-Bayern).
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 19:03:09
      Beitrag Nr. 18 ()
      Die Aktionäre zahlen überhaupt nicht mehr für die Träume unserer Großkupferten und Abgehobenen Oberkapitalisten.
      Als Beispiel sehe ich da meinen Spezi Alexander Falk ( den eröffneten Thread dazu könnte ich auch mal besser pflegen, ich weiß :( )

      Ich hüte mich vor allen Papieren, die aus dem Dunstkreis solcher Herren wie Falk oder Kirch in die Finger selbiger gelangen könnten. Dies gab auch den Ausschlag, mir nie eine Pro 7 / Pro 7 Sat1 Media - Aktie ins Depot zu holen. Die berühmte Ausnahme von dieser Denke ist bekanntlich EM.TV :rolleyes:

      Egal, besser wirds nimmer

      Gruß Mogul
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 23:18:14
      Beitrag Nr. 19 ()
      Aus der Berliner Zeitung vom 8.9.01

      MEINUNG

      Die Aktionäre misstrauen Kirch VON
      SEBASTIAN WOLFF

      Für Leo Kirch mag es der ganz große Deal sein. Durch die Verschmelzung des
      ProSieben-Konzerns mit der KirchMedia schafft er sich das zweitgrößte
      börsennotierte Medienunternehmen in Europa. Doch bei den Aktionären hat der
      machtbewusste aber zugleich extrem verschlossene Medienmogul mit diesem
      Coup alles andere als Jubelstimmung ausgelöst. Die Anteilseigner laufen ihm
      panikartig davon
      : Schon am Donnerstag hatte die in den vergangenen Monaten
      ohnehin stark gebeutelte ProSieben-Aktie ein Fünftel ihres Wertes verloren, als
      erste Gerüchte über die bevorstehende Verschmelzung auf dem Parkett die
      Runde gemacht hatten. Am Freitag brach dann der Kurs nochmals in dieser
      Größenordnung ein, als das Vorhaben zur Gewissheit geworden war.

      Denn das Kirch-Imperium ist in höchstem Maße zugleich komplex und
      intransparent. Nicht einmal Branchenexperten durchschauen die Struktur des
      Konzerns vollständig. Zudem ist Leo Kirch vielen Anlegern suspekt: Der
      Milliardenpoker um die Fußball-Übertragungsrechte, das Hin und Her um die
      Beteiligung am abgestürzten Filmrechtehändler EM.TV haben von ihm das Bild
      eines Spekulanten geprägt, der stets das höchste Risiko sucht - nicht aber das
      eines seriösen Geschäftsmannes.
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 23:24:51
      Beitrag Nr. 20 ()
      Aus der Wirtschaftswoche:

      07.09.2001 - 15.25

      ProSieben: Deutlich unter den Ausgabekurs gefallen

      Die Börse zeigte sich von der Neuordnung der Kirch-Gruppe nicht
      überzeugt: Der ProSieben-Aktienkurs sank am Freitag noch einmal um
      zeitweise mehr als 17 Prozent auf ein neues Jahrestief von 8,19 Euro.
      Der Ausgabekurs betrug 9,20 Euro. Bereits am Donnerstag hatte die
      Aktie ein Fünftel ihres Werts verloren.

      „Wir sind überzeugt, dass die erstmalige
      Beteiligungsmöglichkeit an einem vertikal
      integrierten Medienunternehmen, das die
      gesamte Wertschöpfungskette der audiovisuellen Industrie
      abdeckt, auf großes Interesse bei den Anlegern stoßen wird“,
      macht sich der neue Chef Dieter Hahn Mut. Die KirchGruppe
      werde die Mehrheit an dem neuen, börsennotierten
      Medienkonzern halten und keine Anteile abgeben, betonte Hahn.
      Eine weitere Kapitalerhöhung sei erst einmal nicht geplant. Es
      werde keine Quersubventionierung anderer Bereiche der
      KirchGruppe geben, antwortete Hahn auf Ängste von Aktionären.

      „Diesen Kursverlauf hat sich Kirch selbst eingebrockt“, sagte ein
      Händler einer Großbank.
      Nachdem klar war, dass die
      KirchMedia AG in ProSieben aufgeht, habe Kirch die Anleger
      zuerst mit der Ankündigung einer Kapitalerhöhung verschreckt.
      Die geplante Ausübung einer bestehenden Kaufoption an der Axel
      Springer Verlags AG „sei ebenfalls ein Witz“. Der von Kirch
      damals ausgehandelte Preis pro Aktie liege drei- bis vier Mal
      höher als der derzeitige Börsenkurs, sagte der Händler.

      „Das Zusammengehen mit KirchMedia wird die Gewinnmarge bei
      ProSiebenSat1 schmälern“
      , sagte Harald Woelfle, Analyst der
      Landesbank Baden-Württemberg. Die Möglichkeit für Kirch mit
      einem Aktienverkauf den verlustträchtigen Pay-TV-Kanal
      „Premiere“ zu finanzieren, könnte auch einen negativen Effekt
      haben.
      Positiv sei hingegen die Kombination von Medieninhalten
      und der Möglichkeit, diese auch zu verwerten, sagte er.
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 23:28:47
      Beitrag Nr. 21 ()
      ANALYSE/ABN: Fusion mit Kirch Risiko für ProSieben-Aktionäre (7.9.)

      Die angekündigte Fusion von ProSiebenSAT 1 mit Kirch Media
      birgt nach Ansicht von ABN Amro deutliche Risiken für die
      ProSieben-Minderheitsaktionäre. Als Gründe nennen die
      Analysten mangelnde Sichtbarkeit des Kirch-Vermögens sowie
      die Kontrolle von Kirch über ProSieben. Das könnte zu einer
      deutlichen Verwässerung führen. Zudem gebe es bei Kirch
      Interessenskonflikte, wie man an dem Beispiel der Sendung
      "ran" gesehen habe.
      Daher behalten die Analysten ihre
      "Reduzieren"-Empfehlung für ProSieben bei. +++Michael Lang

      vwd/7.9.2001/ml/gos
      Avatar
      schrieb am 08.09.01 11:04:15
      Beitrag Nr. 22 ()
      Aus der FR vom 8.9.01:

      Versprochen & verschoben

      Warum Kirch mit Kirch zusammengeht

      Von Ingrid Scheithauer

      "In diesem Jahr nicht mehr", hieß es noch vor wenigen Wochen auf der
      Bilanzpressekonferenz. Das war Ende Juli, und die Welt sah vom Börsenparkett
      aus betrachtet noch ein wenig freundlicher aus als derzeit. Und nun platzt mitten in
      die miese Bären-Stimmung die Nachricht: Die Kirch Media, in der der Münchner
      Medienunternehmer seine Free-TV-Aktivitäten gebündelt hat, geht an die Börse.
      Nicht direkt, sondern per Fusion mit seiner bereits börsennotierten Senderfamilie
      Pro 7 Sat 1 Media AG.

      Warum jetzt, ausgerechnet jetzt dieser Sinneswandel? Eine Antwort heißt
      "Verpflichtung gegenüber Gesellschaftern". Rückblick auf das Jahr 1999: Leo Kirch
      brauchte auch damals Geld, viel Geld.
      Er hatte gerade den Bertelsmännern eine
      "profitable De-Investition" beschert und für 1,5 Milliarden Mark sich den
      Abonnement-Sender Premiere allein ans Bein gebunden.
      Entlastung sollte da "La
      Traviata" bringen. So hieß die Aktion, die Silvio Berlusconi und den saudischen
      Prinzen El Walid zu Mitgesellschaftern der Kirch Media (mit je 3,2 Prozent)
      machte und Kirch 750 Millionen Mark einbrachte
      . Erst im Januar `99 hatte Kirchs
      Manager Dieter Hahn für eine Neustrukturierung des verzweigten Imperiums
      gesorgt und in der Kirch Media sämtliche Free-TV-Aktivitäten gebündelt - vom
      Rechtehandel über Produktion bis zu den Senderbeteiligungen. Weitere 375
      Millionen Mark klingelten in Leo Kirchs Kasse, als im Mai sich die New Yorker
      Investmentbanker Lehman Brothers an der Kirch Media mit 3,2 Prozent
      beteiligen.
      Und schließlich stießen zwei weitere Fonds dazu und brachten entsprechende
      Summen
      mit. Das Versprechen gegeben im damaligen Sonnenschein: Auch die
      Kirch Media geht an die Börse. Das wird nun erfüllt, wenn auch gleichzeitig
      verschoben. Denn eine Kapitalerhöhung ist derzeit nicht geplant.

      Und noch eine Weiche wurde 1999 gestellt: Die Kirch Media wurde
      Mehrheitseignerin an der börsennotierten Pro 7 AG, deren bisheriger Hauptaktionär
      Thomas Kirch war. Der Kirch-Sohn brachte seine Anteile an Pro 7 in Vaters Kirch
      Media ein und erhielt dafür 6,54 Prozent daran.

      Mit dieser Fusion entstand jedoch eine seltsame Konstruktion: Die einzelnen
      Sender der Familie (Pro 7, Sat 1, Kabel 1, N 24) hatten es mit zwei Kontroll- und
      Koordinationsebenen - der Pro 7 Sat 1 Media AG und der darüber stehenden Kirch
      Media - zu tun. Das Ergebnis: Die Kirch Media plante weitgehend die großen
      Linien, dem Vorstand der Pro 7 Sat 1 Media blieb vielfach nur, sich ins
      Tagesgeschäft der Sender einzumischen. Das Gleichgewicht zwischen
      Koordination und Selbständigkeit der Sender mochte sich nicht so recht einstellen,
      es kam zu Fehlentscheidungen, wie der ran-Verlegung, die Sat 1 mehr als ein
      blaues Auge einbrachte.

      Künftig sollen effizientere Strukturen die Wettbewerbsfähigkeit verbessern helfen.
      Das ist auch aus Kirchs Sicht nötig, denn mit dem Auftritt John Malones, dessen
      Liberty Media weitgehend das Kabelnetz übernimmt und selber Programmpakete
      schnüren will, rechnen auch die Münchner mit verschärfter Konkurrenz.

      Und noch einen entscheidenden Vorteil rechnen sich die Kirch-Manager aus: Zwar
      wird der Börsengang per Fusion die Liquidität nicht unmittelbar erhöhen. Doch es
      werden die Strukturen geschaffen, sich im Fall eines günstigeren Börsenklimas auf
      dem Parkett Kapital besorgen zu können.

      Natürlich hat Kirch auch derzeit Geldprobleme. "Wie fast immer", heißt es im
      Unternehmen. Zum einen sind in Kürze 1,5 Milliarden Mark für den
      elf-Prozent-Anteil der Axel Springer AG an der Senderfamilie fällig. Dann schlagen
      die Fußball-Bundesliga-Rechte mit 750 Millionen Mark pro Jahr zu Buche - für drei
      Jahre, also 2,25 Milliarden Mark.
      Dem stehen lediglich jährlich 70 Millionen Mark
      an Einnahmen von Dritten - in diesem Fall ARD und ZDF - gegenüber. Die knapp
      500 Millionen Mark, die Premiere berappen muss, und die 180 Millionen Mark, die
      Sat 1 für seine ran-Sendungen auf den Tisch legt, wandern zwar von einer Tasche
      in eine andere, die Hose aber bleibt dieselbe - die von Kirch.

      Auch der Verkauf der Fußball-Weltmeisterschaftsrechte läuft eher schleppend - vor
      allem in drei wichtigen europäischen Märkten: Italien, Frankreich und
      Großbritannien. Auch da soll mit zwei Milliarden Mark ein erheblicher Finanzbedarf
      bestehen. Und schließlich wachsen Kirch die Kosten aus den sogenannten
      "Output-Deals" mit den großen Hollywood-Studios schier über den Kopf. Sie
      wurden 1996 und 1997 zu "Mondpreisen" abgeschlossen, vor allem um die eigene
      Ausgangsposition gegenüber Bertelsmann zu verbessern. Mehr als eine Milliarde
      Mark pro Jahr sind daraus fällig, und das noch für weitere vier bis fünf Jahre.
      Vor
      allem bei den Pay-TV-Rechten hat Kirch sich kräftig verkalkuliert, denn Premiere
      hat bislang weitaus weniger Kunden als angenommen. Das aber interessiert die
      Studios nicht. Auch für nicht vorhandene, aber damals angenommene
      Abonnements muss bezahlt werden.

      Und noch eine Riesensumme könnte im kommenden Jahr fällig werden, wenn
      Premiere weiter dahindümpelt. Im Dezember 1999 hatte Rupert Murdoch sein
      Füllhorn über dem ebenso ehrgeizigen wie finanzbedürftigen Bezahlfernseh-Projekt
      ausgeschüttet. Fast drei Milliarden Mark ließ er sich damals eine 24-prozentige
      Beteiligung an der Kirch Pay TV kosten, allerdings mit der Option, auch wieder
      aussteigen zu können, falls die Zahl der Premiere Kunden "drastisch unter dem
      Business-Plan" liegen sollten.
      Der Zeitpunkt wurde damals auf Herbst 2001
      festgelegt, in der Zwischenzeit auf Herbst 2002 verschoben. Vielleicht aber hilft da
      John Malone - ganz unfreiwillig. Sein Engagement im deutschen Kabel- und
      Fernsehmarkt könnte Rupert Murdochs Interesse, so die Hoffnung im Hause Kirch,
      an Premiere wach halten.


      Copyright © Frankfurter Rundschau 2001
      Dokument erstellt am 07.09.2001 um 21:30:38 Uhr
      Erscheinungsdatum 08.09.2001

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      Fazit:

      Die Investoren wollen ihre Anteile im Wert von 3,25 Mrd voraussichtlich schnell an der Börse verkaufen.
      Kirch Media selbst hat einen nächstes Jahr einen Finanzbedarf von fast 2 Mrd pro Jahr - die sollen dann wohl mit Kapitalerhöhungen oder Wandelanleihen gedeckt werden.
      Dazu kommen 1,5 Mrd (Springer-Anteil an Pro7Sat1) und 3 Mrd (Murdoch-Anteil an Premiere), die Kirch sich wohl über die Börse durch Verkauf eigener Anteile beschaffen will.

      Das alles sind ziemlich katastrophale Aussichten - auch und für allem für die Anteilseigner.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 08.09.01 12:35:44
      Beitrag Nr. 23 ()
      Noch ein Auszug aus einer vwd-Meldung, die zeigt, wie eilig es mit Kapitalbeschaffungsmaßnahmen ist. Der Börsengang ist zum Juni 2002 geplant; "Wegen des schlechten wirtschaftlichen Umfeldes rechne er aber nicht damit, dass diese [d.h. die Kapitalerhöhung] bis zum Juni 2002 erfolge." Selbst eine Kapitalerhöhung vor der Fusion ist also nicht ausgeschlossen!
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      ProSiebenSat.1 Media schließt Kapitalerhöhung nicht aus

      Zusammenfassung: 18.20 Uhr
      Kirch fusioniert mit Kirch

      Ismaning (vwd) - Die KirchMedia GmbH & Co KGaA (siehe auch
      Unternehemnsporträt unter "Hintergrund") schließt eine
      Kapitalerhöhung nach ihrem geplanten Börsengang des mit
      der Kirch-Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media AG fusionierten
      Unternehmens nicht aus. Die neue Gesellschaft ist so aufgestellt,
      dass eine Kapitalerhöhung machbar ist, sagte ein Kirch-Sprecher
      am Freitag auf Anfrage. Wegen des schlechten wirtschaftlichen
      Umfeldes rechne er aber nicht damit, dass diese bis zum Juni
      2002 erfolge. Gleichzeitig will der Konzern dem Axel-Springer
      Verlag Anteile an Pro-Sieben abkaufen.
      ....
      Avatar
      schrieb am 08.09.01 19:10:26
      Beitrag Nr. 24 ()
      Noch zwei Kommentare zu dieser Fusion.
      Was ich bei den Aussagen Boehms nicht verstehe: Seit wann gibt es im pay-TV Werbeeinnahmen? Und: Ich dachte, das hochdefizitäre PayTV werde nicht in die Fusion einbezogen!?

      -------------------------------------------------------------------

      Boehm (Nordinvest): Kirch durch Fusion finanziell flexibler

      Hamburg (vwd) - Die geplante Fusion von ProSiebenSat.1 Media
      mit der KirchMedia GmbH ist nach Einschätzung von Boris Boehm,
      Fondsmanager und TMT-Experte bei Nordinvest, vor allem für die
      Kirch-Gruppe von Vorteil. "Kirch gewinnt durch das Unterkriechen
      in ein börsengelistetes Unternehmen finanzielle Flexibilität und
      kann beispielsweise eine Kapitalerhöhung durchführen"
      , erklärte
      Boehm im Gespräch mit vwd. Jedoch müsse man abwarten, was
      an weiteren Informationen in den Markt fließe, dabei aber die
      bisher "nicht besonders guten Track Record" von Leo Kirch im
      Hinterkopf behalten.


      Zudem könne es nun bei den von Kirchmedia eingebrachten
      Lizenzen zu Vorsichtsabschreibungen kommen, da deren Werte
      neu festgelegt werden müssten. "Da der Rechtehändler in ein
      marktgehandeltes Unternehmen eingebracht wird, könnte es
      einen Abschlag auf die Lizenzen geben", so Boehm.
      ProSiebenSat.1 Media profitiere eventuell vom Eintritt in den
      Pay-TV-Bereich. "Die Werbeeinnahmen beim Pay-TV sind im
      Vergleich zum Free-TV-Bereich infolge der stärkeren
      Zielgruppenbezogenheit stabiler", erläutert Boehm und fügt
      hinzu: "Dies ist jedoch bisher nur eine Vermutung der Branche."
      +++ Simone Apel

      vwd/7.9.2001/sap/sam



      8.09.2001


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      Aus dem Tagesspiegel vom 8.9.01:

      Leo Kirch in der Klemme

      Thomas Magenheim


      Leo Kirch betreibt mit seiner Kirch Media einen Börsengang, der keiner ist. Zwar wird der
      Konzern Mitte 2002 auf dem Parkett gehandelt, wenn alle Pläne reifen. Als Vehikel dazu
      dient die TV-Gruppe um Pro Sieben und Sat 1. Der eigentliche Sinn eines solchen
      Schritts, nämlich frisches Geld in einen Börsenkandidaten fließen zu lassen, wird aber
      völlig verfehlt.
      Angesichts der Börsenkrise hat der umtriebige Medienkaufmann offenbar
      die Hoffnung aufgegeben, neue Anleger für sein Kerngeschäft begeistern zu können.
      Statt wie ursprünglich geplant rund ein Viertel der Kirch Media am Parkett zu versilbern,
      muss Kirch nun sogar eine immense Kapitalvernichtung in Kauf nehmen. Binnen zwei
      Tagen hat sich der Börsenwert von Pro Sieben Sat 1 als Reaktion auf die Fusion fast
      halbiert.
      Wenn Kirch die Fusion dennoch durchzieht, ist das nur mit dem verbindlichen
      Versprechen an diverse Finanzinvestoren zu erklären, die Kirch Media spätestens 2003
      an die Börse zu bringen.

      Nun wird das Geld knapp. Allein der voraussichtlich im kommenden Frühjahr
      anstehende Kauf der Springer-Anteile an Pro Sieben Sat 1 dürfte Kirch 1,5 Milliarden
      Mark kosten. Hauptproblem ist aber das Debakel im Bezahlfernsehen. Der Aufbau von
      Premiere World hat Milliarden verschlungen. Kirch hat sich zwar mit Rupert Murdoch
      verbündet. Aber wenn Premiere demnächst gemeinsam vereinbarte Ziele nicht erreicht,
      wonach es aussieht, muss Kirch die Anteile Murdochs an der Kirch Pay TV zurückkaufen
      oder ihm das Geschäft überlassen. Doch woher soll Kirch die Milliarden für einen
      Rückkauf nehmen? Es wird eng.
      Avatar
      schrieb am 09.09.01 10:50:33
      Beitrag Nr. 25 ()
      @RV

      "Die Werbeeinnahmen beim Pay-TV sind im
      Vergleich zum Free-TV-Bereich infolge der stärkeren
      Zielgruppenbezogenheit stabiler"

      Wirklich ein wunderschöner Satz:
      Vielleicht wollte der Analyst uns ja einfach nur sagen, das die Werbeeinnahmen im Pay-TV aufgrund der Fixierung auf die Zielgruppe - wir wollen TV ohne Werbung sehen - SEHR SEHR stabil bei NULL liegen - im Gegensatz zu ProSieben sind hier keine Rückgange zu befürchten.
      "Dies ist jedoch bisher nur eine Vermutung der Branche." ;-)
      Avatar
      schrieb am 09.09.01 10:51:06
      Beitrag Nr. 26 ()
      DER SPIEGEL 37/2001
      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,156152,00.html

      Verlage

      Gute Zahlen, schlechte Zahlen

      Die Geldnöte des Kirch-Imperiums werden in der Vorstandsetage des Springer-Konzerns
      aufmerksam beobachtet. Nach Jahren des Konflikts setzt die neue Führungsmannschaft
      darauf, den ungeliebten Großaktionär endlich loszuwerden - eine Strategie mit hohem Risiko.


      Manchmal bedarf es nicht viel, um einen Menschen glücklich zu machen.
      Manchmal reicht eine zarte, schwarze Linie, die steil nach unten zeigt, und
      das Glück ist vollkommen. Manchmal sind schlechte Nachrichten die
      schönsten Nachrichten. So wird der Donnerstag vergangener Woche als
      einer der glücklicheren in das Leben des Mathias Döpfner, 38, eingehen.
      Denn an jenem Tag konnte der zukünftige Chef des Springer-Konzerns
      ("Bild", "Welt", "Hörzu") auf seinem Bildschirm verfolgen, wie die zarte,
      schwarze Kurslinie der ProSiebenSat.1-Aktie steil nach unten ging - 16
      Prozent Kursverlust.


      Leo Kirch wurde an diesem Tag als Großaktionär der Münchner
      Fernsehgruppe um 180 Millionen Mark ärmer. Und das nur, weil am Morgen
      bekannt geworden war, dass er sein Imperium neu ordnen möchte und die
      KirchMedia mit ProSiebenSat.1 verschmelzen will.

      Es kam noch schöner für Döpfner und seine Getreuen: Am Abend stufte das US-Investment-Haus
      Merrill Lynch die Pro-Sieben-Aktie herunter, andere Bank-Analysten gaben ähnlich kritische
      Kommentare zu Protokoll, und so schmierte das Kirch-Papier am Freitag noch einmal um über 20
      Prozent ab.

      Die wunderschön schaurigen Meldungen über den Münchner Medienunternehmer führen in den oberen
      Etagen der Springer-Verlagszentralen in Berlin und Hamburg zu verstärkter Endorphin-Ausschüttung.
      Voller Genugtuung beobachtet die neue, junge Führungsmannschaft von Europas größtem
      Zeitungshaus die wachsenden Probleme des Leo Kirch, der dem Verlag aufs Engste verbunden ist -
      als Großaktionär, der über 40 Prozent der Anteile hält.

      Seit 16 Jahren ist der Münchner Filmhändler an Springer beteiligt, doch auf der
      Beziehung ruhte von Anfang an nur wenig Segen. Vergebens versuchte Kirch
      immer wieder, die Kontrolle über den Hamburger Großverlag zu übernehmen.

      Vergebens aber auch hatte Friede Springer, die als Witwe des Verlagsgründers
      über 50 Prozent der Aktien hält, alles daran gesetzt, den ungeliebten
      Miteigentümer loszuwerden.

      Und so blockierten sich beide über lange Zeit hinweg gegenseitig - und damit auch
      den Verlag, der nun schon seit Jahren innovationsarm und renditeschwach vor sich
      hin dümpelt. Erst unter dem "so nutzlos dahinamtierenden Vorstandschef August
      Fischer" ("manager magazin") entspannte sich das Verhältnis der beiden
      Hauptaktionäre. Doch der ebenso glücklose wie hoch bezahlte Fischer geht Ende
      des Jahres in Rente, und schon droht die Beziehung der beiden Großaktionäre
      erneut zu vereisen.

      Diesmal ist es der designierte Fischer-Nachfolger Döpfner, der den lang ersehnten Befreiungsschlag
      wagen will. Obwohl erst im Januar 2002 im Amt, arbeitet der promovierte Musikwissenschaftler
      bereits seit vergangenem Jahr an dem Bruch mit Kirch, der noch im August 2000 seinem Aufstieg zum
      Vorstandschef zugestimmt hatte.

      Friede Springer, dem jugendlichen Schnellaufsteiger in mütterlicher Freundschaft zugetan,
      unterstützt den Kurs des früheren "Welt"-Chefredakteurs, der im Vorstand mittlerweile das Zeitungs-
      und Multimediageschäft verantwortet.

      Systematisch platziert Döpfner seine Vertrauten in allen Schlüsselpositionen. So muss der bisherige
      Finanzvorstand Ralf Kogeler Ende Oktober Steffen Naumann weichen, den Döpfner bei seinem
      Ex-Arbeitgeber Bertelsmann abwarb. Kogeler gilt in der Hamburger Verlagszentrale als ein Mann Leo
      Kirchs.
      Anfang des Jahres wird mit dem Talkmaster Hubertus Meyer-Burckhardt ein weiterer
      Döpfner-Buddy in den Vorstand rücken, der dann vollständig von den Getreuen des zukünftigen Chefs
      beherrscht wird.

      Auch im Aufsichtsrat versuchen Döpfner und Friede Springer, Männer ihres Vertrauens
      unterzubringen. So löste der frühere Schering-Boss Giuseppe Vita im Frühjahr den langjährigen
      Springer-Veteranen Peter Boenisch ab, der bei der neuen Führungscrew als Kirch-Mann verschrien
      ist, während ihn das Münchner Lager zur Friede-Springer-Fraktion rechnet. Dabei war Boenisch stets
      nur einem verpflichtet: sich selbst.

      Mit dem Werbemanager Thomas Heilmann (Scholz & Friends) sollte die Mehrheit im Aufsichtsrat
      weiter ausgebaut werden, doch dazu kam es nicht. Axel Sven "Aggi" Springer, seiner Stiefgroßmutter
      Friede durch herzliche Abneigung verbunden, pochte auf einen eigenen Sitz. Heilmann zog seine
      Kandidatur zurück.

      Dem Springer-Enkel gehören zusammen mit seiner Schwester Ariane zehn Prozent an der Axel
      Springer Gesellschaft für Publizistik, über die Friede Springer (90 Prozent) ihre Anteile am Konzern
      hält. Die lästigen Nachkommen sollen jetzt ausgezahlt werden. Friede Springer hat den
      Gesellschaftervertrag zum Ende des Jahres gekündigt. Nun wird über den Kaufpreis verhandelt.

      "Aggi", der als erbitterter Döpfner-Kritiker gilt, soll möglichst schnell aus dem Aufsichtsrat
      verschwinden, denn er könnte der Witwe bei dem bevorstehenden Machtkampf mit Leo Kirch
      gefährlich werden. Der Filmhändler kontrolliert drei der neun Mandate. Zieht er auch noch den Enkel
      auf seine Seite, ist Friede Springer auf die Stimme des Hamburger Versandhausunternehmers Michael
      Otto angewiesen, der gern seine Unabhängigkeit betont.

      Döpfner, der bereits jetzt innerhalb des Konzerns über eine beispiellose Macht verfügt, hat nicht
      lange gezögert, alle unternehmerischen Verbindungen zu Kirch zu kappen. Vergebens bemühten sich
      die Münchner um eine enge Zusammenarbeit beider Konzerne im Online-Bereich. Döpfner ließ die
      Gespräche über ein groß angelegtes Joint Venture versanden.

      In der vergangenen Woche gab Springer seinen Ausstieg aus dem gemeinsam mit Kirch betriebenen
      Internet-Portal "Sport 1" bekannt. Auch die Beteiligung an dem defizitären Hamburger TV-Sender
      "Hamburg 1" soll langfristig auslaufen. Der Verlag schießt kein Kapital mehr nach, so dass der ohnehin
      schon kleine Springer-Anteil stetig schrumpft.

      Kirch schlug zurück, in dem er der Springer-Firma Interactive Media, die den Sat.1-Videotext
      produziert, den lukrativen Auftrag entzog.
      Doch Döpfner hat erreicht, was er erreichen wollte: In
      Zukunft wird es keine gemeinsamen Aktivitäten der beiden Konzerne mehr geben, die ihn binden
      könnten.

      Nun warten die Jungmanager in Berlin und Hamburg freudig erregt auf das kommende Frühjahr. Dann
      muss Kirch nach einem bereits ausgehandelten Vertrag knapp 1,6 Milliarden Mark für Springers Anteil
      an ProSiebenSat.1 bezahlen - mehr als das Fünffache des heutigen Börsenwerts.

      "Jahrelang hat Kirch uns vor sich hergetrieben", sagt ein enger Vertrauter des künftigen
      Vorstandschefs, "jetzt hat sich das Verhältnis umgekehrt." Denn Kirch, davon sind die neuen Herren
      bei Springer überzeugt, wird im kommenden Jahr Schwierigkeiten haben, seine finanziellen Pflichten
      zu erfüllen: 1,6 Milliarden Mark für Springer, über drei Milliarden Mark, die er vermutlich an den
      australisch-amerikanischen Medienboss Rupert Murdoch zahlen muss, eine Milliarde Mark Verlust, die
      sein hochdefizitäres Bezahlfernsehen Premiere macht - es wird eng für den alten Fuchs aus
      München, da sind sich Döpfner und seine Vertrauten sicher.
      Börsengang hin, Börsengang her.

      Zudem hat sich der Wert von Kirchs Springer-Anteilen innerhalb von anderthalb Jahren durch den
      katastrophalen Aktienkurs von 4 Milliarden auf 1,7 Milliarden Mark mehr als halbiert. Die Anteile aber
      sind hoch beliehen und komplett verpfändet. Woher also will er das Geld nehmen? Wo er doch
      nächstes Jahr noch nicht einmal seine 38 Millionen Mark Springer-Dividende kassieren wird, die wegen
      ökonomischer Erfolglosigkeit aller Voraussicht nach ausfallen wird.

      Über kurz oder lang wird Kirch seine Springer-Anteile verkaufen müssen. Davon ist man zumindest in
      Hamburg und Berlin überzeugt. Und dann endlich - so die Vision - kann Springer unbeschwert
      wachsen und gedeihen, möglicherweise mit der Hilfe eines deutlich symphatischeren Großinvestors.

      Und Kirch? Der schickt seinerseits seine Getreuen vor und spielt alles herunter. Wir zahlungsunfähig?
      Nie im Leben! Die Springer-Anteile? Werden definitiv nicht verkauft! Unstimmigkeiten mit der neuen
      Führung und der Mehrheitsaktionärin? Ein wundervolles Verhältnis tiefen Vertrauens! Der Döpfner? Ein
      toller Hecht! Hat alle Chancen, hat Freiheiten wie kein Vorstandschef vor ihm, kann den Konzern
      nach Belieben umkrempeln!

      Ach, und auf einen Punkt möchte man noch hinweisen: Wenn von Springer keine unternehmerische
      Zusammenarbeit erwünscht ist, verändert sich natürlich der Charakter des Investments. Keine
      unternehmerische Beteiligung mehr, sondern ein reines Finanz-Engagement, das dann vor allem unter
      Rendite-Gesichtspunkten bewertet wird.

      Da ist sie, die unverhüllte Drohung aus München. Denn Rendite ist bei Springer zurzeit ein Fremdwort.
      Bereits im allgemeinen Boomjahr 2000 ist der Gewinn des Verlags dramatisch eingebrochen: um 35
      Prozent auf 192 Millionen Mark. In diesem Jahr sieht es noch bitterer aus. Vor zwei Wochen hat der
      Konzern eine Gewinnwarnung herausgegeben. Wie alle Medienhäuser leidet auch Springer unter der
      abgeschlafften Konjunktur und den gestiegenen Papierpreisen.

      Besonders hart aber hat es den Verantwortungsbereich von Döpfner getroffen: Nach internen
      Berechnungen wird sich der Gewinn im Zeitungsbereich in diesem Jahr fast halbieren. Allein die "Welt"
      hat im ersten Halbjahr bereits über 50 Millionen Mark Verlust gemacht. Die elektronischen Medien und
      Multimedia, die im vergangenen Jahr noch Gewinne in zweistelliger Millionenhöhe abgeworfen haben,
      liegen nach den ersten sechs Monaten mit sechs Millionen Mark im Minus.

      Kaum vorstellbar, dass Kirch die miesen Zahlen klaglos hinnehmen wird. Im Verlag sorgt bereits ein
      Brief seines Chefstrategen Ruiz de Vargas an den Aufsichtsrat für Unruhe. Darin stellt die
      Kirch-Gruppe detaillierte Fragen nach dem desaströsen Springer-Engagement bei "bild.de", das allein
      in diesem Jahr über 30 Millionen Mark Verlust einfahren wird.

      Bei der Aufsichtsratssitzung im Oktober wird Kirch zum ersten Mal "seine Folterwerkzeuge auf den
      Tisch legen", befürchtet ein Konzernmanager. Gut möglich, dass demnächst die bewährte
      Blockade-Politik wieder einmal den Verlag lähmen wird. Mit seiner Minderheitsbeteiligung kann Kirch
      letzten Endes zwar kaum etwas verhindern, doch durch ständige Störmanöver den Konzern bleibend
      schädigen.


      Der Döpfner-Kurs wird in München mit tiefem Misstrauen beobachtet, seine Hoffnung, Kirch werde
      seine Springer-Anteile irgendwann verkaufen müssen, als naiv belächelt. Bisher habe der Filmhändler
      noch nie etwas verkauft, und das gelte erst recht für das Springer-Paket, das als strategisches
      Engagement betrachtet wird. Nach wie vor macht sich Kirch Hoffnungen, irgendwann einmal den
      ganzen Verlag zu übernehmen - eine optimale Ergänzung zu seinem TV-Imperium.

      Gut möglich, dass inzwischen auch Döpfner erkannt hat, wie riskant seine Strategie ist. "Die in
      München nehmen das doch sportlich", macht sich ein Vertrauter Mut. Vermutlich eine folgenschwere
      Fehleinschätzung. "Kirch", sagt ein langjähriger Bekannter des Filmhändlers, "hat noch nie etwas
      sportlich genommen."


      KONSTANTIN VON HAMMERSTEIN
      Avatar
      schrieb am 09.09.01 11:31:22
      Beitrag Nr. 27 ()
      @ Lisaman

      Irgend jemand schrieb, ein Vorteil der Fusion könnte sein, dass die Firma nicht mehr so sehr wie Pro7Sat1 von der wechselnden Werbekonjunktur abhänge (gemeint war durch die Einbeziehung werbeunabhängiger Geschäftsteile).

      Anscheinend hat der Analyst der NordInvest das missinterpretiert.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 09.09.01 16:27:06
      Beitrag Nr. 28 ()
      Und das schreibt die "Welt" selbst heute dazu:
      ---------------------------------------------------------------------
      ....
      Der «Spiegel» berichtete weiter, der designierte Chef des
      Springer-Konzerns Mathias Döpfner arbeite an einem Bruch mit
      dem Großaktionär Leo Kirch, der 40,33 Prozent hält. In Kreisen
      des Springer-Verlags wurde dies als «absurde These»
      zurückgewiesen. Es gebe niemanden, der so denkt, hieß es.


      16:03 am 09.09.2001 - Ressort: Wirtschaft
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 00:56:15
      Beitrag Nr. 29 ()
      @ rv

      Könnte ein heisses Jahr 2002 werden für die deutsche (kirchsche) Medienwelt.
      Auf der einen Seite Kirch, der seine Geschäfte finanzieren muss und auf der anderen Seite Liberty, die bereits 2002 mit ihren eigenen Programmen auf Sendung gehen wollen. Kann so ziemlich alles auf den Kopf stellen, was derzeit in Deutschland in Sachen TV so läuft, interessant wird auch zu beobachten sein, wie sich Bertelsmann dabei verhalten wird.

      Der Stoff wird uns ganz sicher nicht ausgehen.

      Gruss
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 07:46:41
      Beitrag Nr. 30 ()
      Aus der FR vom 10.9.01 (http://www.fr-aktuell.de/fr/280/t280001.htm):

      Satte Fehleinschätzung - macht nichts

      Für den künftigen Kirch-Media-Chef Dieter Hahn sind die
      schlimmsten Entscheidungen die, die man gar nicht trifft

      Von Ingrid Scheithauer

      "Bitte nicht so viel Persönliches", das mag Dieter Hahn über sich nicht lesen.
      Damit hat der 40-jährige Medienmanager noch etwas mit seinem Chef gemeinsam.
      Auch Leo Kirch mag das Rampenlicht nicht. Der Münchner Medienunternehmer,
      der 1956 mit dem Kauf der Rechte an Federico Fellinis Film "La Strada" den
      Grundstein für sein Imperium gelegt hat, ist darüber hinaus extrem
      öffentlichkeitsscheu. Auch was sein Unternehmen angeht. Das kann man über
      Dieter Hahn nicht sagen, denn Belange der Kirch-Gruppe, für die der Jurist seit
      1993 arbeitet, weiß Hahn sehr gezielt zu präsentieren. Anders als Kirch, der
      Interviews meidet und Fernsehkameras ausweicht, sind für Hahn öffentliche
      Auftritte Teil seines Jobs. Und den macht er gerne. Es sei für ihn "ein Glücksfall",
      auf Leo Kirch getroffen zu sein, "einen der letzten großen Unternehmer".
      Entscheidungsfreude und Risikobereitschaft, das sind die Attribute, mit denen
      Hahn seinen Chef beschreibt, die er besonders an ihm schätzt und die auf ihn
      gleichermaßen zutreffen.

      Hinzufügen möchte man noch: Stehvermögen und - eine manchmal durchaus auch
      brachiale - Durchsetzungsfähigkeit. Beide Eigenschaften hat Hahn mehrfach unter
      Beweis gestellt. Als 1999 eine dringend benötigte Finanzanleihe über zwei
      Milliarden Mark für den Abosender Premiere platzte, sprach man auch in der
      Kirch-Gruppe von einem "Super-Gau" für Hahn. Doch den warf das nicht um. Und
      als im selben Jahr die Fußball-Volksseele kochte, weil Kirch Spiele der deutschen
      National-Elf bei der Weltmeisterschaft nur im Abonnementfernsehen zeigen wollte,
      goss Hahn Öl ins Feuer. Er sprach ungerührt von "Enteignung" der teuer
      eingekauften Rechte, drohte gar mit einem Gang nach Karlsruhe. Das kam nicht
      gut an, aber das macht einem wie Dieter Hahn nichts aus. Auch am jüngsten Flop,
      den sich die Kirch-Gruppe mit der Verschiebung der Sat 1-Fußball-Show "ran"
      leistete, war Hahn nicht unbeteiligt: "Eine satte Fehleinschätzung", sagt er
      rückblickend lapidar dazu. Doch "die schlimmsten Entscheidungen sind die, die
      man gar nicht trifft".

      Nicht zuletzt ob seiner Durchsetzungsfähigkeit ist der "liebe Dieter" seit Dezember
      vergangenen Jahres Leo Kirchs "Nachfolger". Das hatte der Chef selbst auf der
      firmeninternen Weihnachtsfeier proklamiert und damit einen zähen, wenn auch
      durchaus von ihm geschürten Machtkampf beendet. "Leo Kirchs Stellvertreter auf
      Erden", wie die Berliner taz witzelte, hatte von da an die allerhöchsten Weihen.
      Nun, nur ein Dreivierteljahr später, hat der "Nachfolger" das Kernstück von Kirchs
      Imperium beherzt in die Hand genommen: In der Kirch Media, die künftig als
      Aktiengesellschaft geführt wird und in der die börsennotierte Senderfamilie Pro 7
      Sat 1 Media AG aufgehen wird, sind der "Inhaltebereich" (Produktion und
      Rechtehandel) sowie "alle Vertriebsplattformen", also die Sender und "was wir
      künftig noch machen werden" im Multimedia-Bereich zusammengefasst. An der
      Spitze des Sieben-Milliarden-Mark-Riesen wird Dieter Hahn stehen, der zielstrebig
      seit längerem den Umbau der verschachtelten und unübersichtlichen Firmengruppe
      vorangetrieben hat.

      Derzeit betreibt Hahn Überzeugunsarbeit. Nach außen zum Beispiel bei
      institutionellen Investoren, die die Frage umtreibt, ob bei der Fusion der Pro 7 Sat 1
      AG mit der Kirch Media nicht etwa die freien Aktionäre über den Tisch gezogen
      würden. Natürlich findet Hahn solche Fragen absurd, doch sagen würde er das
      nicht. Stattdessen verspricht er "maximale Transparenz" bei diesem
      Fusionsprozess. Denn nicht nur von den beiden Unternehmen ausgesuchte
      Gutachter würden sie bewerten, sondern ein dritter, unabhängiger Gutachter würde
      vom Gericht bestellt. So wie bei der Fusion der Pro 7 AG mit Sat 1. Auch intern
      wird Hahn noch Überzeugungsarbeit leisten müssen. Denn nach der "Überprüfung
      aller Geschäftsfelder" in den nächsten sechs Monaten könnte sich durchaus
      herausstellen, dass die ein oder andere Beteiligung so recht nicht mehr ins
      Portfolio passt. Und schließlich gilt es auch, Personalentscheidungen
      durchzusetzen. Wohl nicht für alle Spitzenmanager der Kirch Media und der Pro 7
      Sat 1 AG wird im neuen Vorstand ein Chefsessel bereitstehen.

      Und auch die Ausrichtung des Unternehmens wird nicht allen passen. Eine
      "Sportagentur mit angeschlossenen Sendern" werde Hahn aus der Kirch Media
      machen, vermuten so manche - kopfschüttelnd. Aber Dieter Hahn glaubt an das
      Zugpferd Sport für das Fernsehen und andere Verbreitungswege. Wie wichtig Sport
      ist, auch für Boulevardblätter, das habe er schon in seiner Zeit bei Springer
      erfahren. Dort hatte er 1990 angeheuert, als Trainee, wurde aber noch im selben
      Jahr Vertriebsleiter von Claro. Zwar reüssierte Springer nicht bei dem Versuch, im
      spanischen Markt Fuß zu fassen, doch für Hahn ging es weiter bergauf. Er wurde
      1992 stellvertretender Verlagsleiter bei der Zeitschrift Super und wechselte ein Jahr
      später zu Kirch. Der erste Posten für den damals 32-Jährigen: Geschäftsführer des
      Deutschen Sportfernsehens.

      Der Sender dümpelte zunächst dahin, machte mit der Verwertung von Zweit- und
      Drittrechten wenig Quote, aber rote Zahlen. Dennoch muss der robuste Macher Leo
      Kirch aufgefallen sein, 1997 holt er ihn in die Geschäftsführung der Kirch-Gruppe.
      Hahn wird für Kommunikation und Sportrechte zuständig. Weder in dem einen
      noch in dem anderen Bereich hat das Unternehmen bis dahin eine besondere
      Stärke. Ein Jahr später erhält Hahn den Ritterschlag: Er wird stellvertretender
      Vorsitzender der Geschäftsführung der Kirch-Gruppe.

      Zunächst einmal gibt Dieter Hahn viel Geld aus - für die Rechte an den
      Fußball-WM-Turnieren 2002 und 2006. Drei Milliarden Mark investiert Kirch und
      seine schweizerische Partneragentur ISL noch einmal so viel für Rechte im
      amerikanischen und asiatischen Raum. Nach der ISL-Pleite sind auch diese
      Rechte bei Kirch gelandet.

      Hahn gibt sich optimistisch, dass der Verkauf der Rechte ein einträgliches
      Geschäft wird. Dass es in den fußballbegeisterten Ländern Italien und Frankreich
      schwierig ist und die Verhandlungen in Großbritannien gescheitert sind, ärgert
      Hahn. Vor allem die Briten: Schon deren gesetzliche Regelung, nach der das
      Abonnementfernsehen und damit Kirchs Partner Rupert Murdoch die
      Fußball-Rechte nicht allein erwerben dürfte und die frei empfangbaren Sender
      mindestens eine technische Reichweite von 95 Prozent haben müssen, ärgert
      Hahn. Damit kämen ja nur die BBC und ITV zusammen in Frage. Und dass die
      beiden Systeme auch noch ein gemeinsames Angebot abgegeben hätte - dazu
      würde der Sportrechte-Mann am liebsten nur noch ein Wort sagen: Frechheit; aber
      das lässt er besser. Aber Dieter Hahn wäre nicht Dieter Hahn und Leo Kirchs
      Nachfolger, wenn er nicht einen Silberstreif am Horizont sähe: Was werden die
      beiden Sender wohl tun, wenn die englische Mannschaft sich für die WM
      qualifiziert hat? Eine rhetorische Frage. Klar, dass sie dann doch die Rechte
      kaufen werden. Dieter Hahn wähnt sich am längeren Hebel.

      Die Fußball-WM 2002 allerdings soll für Kirch mehr sein als nur der Rechtehandel.
      An 200 Sender werde das Unternehmen das Fernsehsignal aus den Stadien
      schicken, "voll digitalisiert produziert". An dieser Stelle gerät Dieter Hahn ein
      bisschen ins Schwärmen. "Wir werden etliche Perspektiven liefern" und zeigen, wie
      sich "die Übertragungstechnik fortentwickelt" hat. In Paris wird derzeit ein
      Unternehmen mit dem Namen Host Broadcasting Services (HBS) aufgebaut, das
      diese Dienstleistung erbringen soll. Wenn in Korea und Japan dann der Ball rollt,
      werden 2000 Leute für die technische Abwicklung sorgen. "Neue Maßstäbe"
      würden da gesetzt. Und das lässt man sich etwas kosten: "Weit über 100
      Millionen Schweizer Franken" werden da hineingesteckt. Schließlich "geben wir
      damit unsere Visitenkarte ab", sagt Hahn.

      Sport und Fernsehen - für Dieter Hahn gehört das zusammen: Sport gehört "zum
      Kerngeschäft" der Kirch Media. Nicht nur Fußball. Die Formel 1 ist ein
      "Must-Have-Content". Hahn freut sich, dass Kirch diese Rechte sein Eigentum
      nennen kann. Und er ist auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern. Produzent
      Eddie Baker sei mit 17 Formel-1-Rennen pro Jahr nicht richtig ausgefüllt, das
      Know-how aber sei durchaus auf Ski-Rennen übertragbar. Und auch die HBS werde
      nicht nichts tun, sondern könne sich um andere Fußball-Turniere - etwa in Asien -
      kümmern.

      Um die Leichtathletik dagegen macht Hahn sich "Sorgen": Keine Stars, aber
      dauernd Doping-Vorwürfe. Diese Tricksereien verzeihe das Publikum nicht. Auch
      der Radsport sei deshalb in Gefahr. Ein Silberstreif am Horizont dagegen beim
      Motorradsport, da könnte mehr fürs Fernsehen drin stecken. Die
      Unterhaltungsmaschine muss gefüttert werden. Und Dieter Hahn weiß
      Verwertbarkeiten zu prüfen.

      Und dass Sport genau das Richtige für das Abonnementfernsehen ist, das glaubt
      Hahn immer noch. Nicht nur, weil er es war, der für Premiere die entscheidenden
      Weichen gestellt hat. Sondern weil es Indikatoren gibt, an die er glaubt. Von der
      Marktforschung zum Beispiel. Danach steige die Zahl von Leuten die Premiere
      abonnieren wollten und eine konkrete Absicht geäußert hätten, stark an. Von
      Rupert Murdoch, der seit Dezember 1999 mit in Leo Kirchs Premiere-Boot sitzt,
      und seinem britischen Bezahlsender Sky wolle man lernen. Zum Beispiel den
      Direktvertrieb. In Zukunft allerdings wird Dieter Hahn nicht mehr im Aufsichtsrat von
      Premiere sitzen. Das wird mit seinem Job als Vorstandsvorsitzender der Kirch
      Media nicht vereinbar sein. Aber auch da wird er sich an seine Dissertation
      erinnern: "Die feindliche Übernahme von Aktiengesellschaften" hieß die 1992
      abgeschlossene Arbeit. So etwas wird Hahn zu verhindern wissen. Egal, wo er
      sitzt.
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 10:24:27
      Beitrag Nr. 31 ()
      Massive Kursstützung:

      Zwischen 9.40 und 10.00 Uhr wurden im Xetra fast 200.000 Stueck zum Kurs von 7,00 gehandelt, ohne dass eine Stueckzahl im bid angezeigt wurde.
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 10:36:57
      Beitrag Nr. 32 ()
      :D

      Das mit der Kursstützung finde ich gut. Die Abzocker kaufen Aktien, werden sie aber nicht mehr los zu diesen Kursen. Bin gespannt, wie lange die das durchhalten.
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 11:49:58
      Beitrag Nr. 33 ()
      Und wieder wird bei 7,00 gestuetzt.
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 12:31:38
      Beitrag Nr. 34 ()
      Und wieder Stützungskäufe bei 7,00.
      Ich bin mal gespannt, wie lange die das durchhalten.
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 12:33:50
      Beitrag Nr. 35 ()
      Das wars dann wohl erst mal: Die 7 ist gefallen.
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 17:46:18
      Beitrag Nr. 36 ()
      "Der Geier der Kapitalerhöhung" :) - so kann man ausdruecken:
      _______________________________________________________________________

      AKTIE IM FOKUS: ProSieben-Aktie sinkt weiter - Angst vor Kapitalerhöhung

      MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die ProSiebenSAT1 Medien AG hat bis Montagmittag angesichts der
      bevorstehenden Fusion mit der Muttergesellschaft KirchMedia ihre Talfahrt fortgesetzt. Der Kurs sank
      gegen 13.30 Uhr um 6,55 Prozent auf 7,13 Euro. Damit gab es bereits den dritten Börsentag in Folge
      herbe Einbußen. Vor einer Woche hatte die Aktie noch einen Wert von 11,50 Euro. Der MDAX , in dem
      die mittelgroßen Standardwerte gelistet sind, sank zur gleichen Zeit um 1,78 Prozent auf 4.218,04 Punkte.

      "Seit der Ankündigung der Zusammenlegung kreist der Geier der Kapitalerhöhung über der Aktie", sagte
      ein Händler. "Auch das generell schlechte Umfeld beeinflusst das Papier." Alle Medienwerte litten auf
      Grund der schwachen Konjunktur unter sinkenden Werbeeinnahmen.

      Die ProSiebenSAT.1 Media AG soll es nicht mehr lange an der Börse geben. Stattdessen soll die neu
      aufgestellte KirchMedia gelistet werden. Der designierte Vorstandsvorsitzende des neuen Konzerns,
      Kirch-Vize Dieter Hahn, str ebt eine Aufnahme in den Deutschen Aktienindex DAX an.

      Kirch und ProSieben hatten die Fusion vergangenen Donnerstagabend nach Börsenschluss offiziell
      bestätigt. Umgesetzt werden soll sie bis spätestens Mitte 2002./bi/DP/ts/av


      10.09. - 13:44 Uhr
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 17:48:48
      Beitrag Nr. 37 ()
      ANALYSE: WestLB Panmure stuft ProSiebenSat.1 Media auf `verkaufen` herab

      FRANKFURT (dpa-AFX) - WestLB Panmure hat die Aktien von ProSiebenSat.1 Media von "neutral" auf
      "verkaufen" gestuft. Damit gehen die Experten in einer am Montag veröffentlichten Studie davon aus,
      dass sich Aktie im Vergleich zum Index um über 20% schlechter entwickeln wird. Die negative Stimmung
      werde vermutlich anhalten, begründeten die Analysten ihre Bewertung.

      Während der Telefonkonferenz von Freitagnachmittag hätte das Unternehmen kaum Antworten auf die
      offenen Fragen gegeben
      , kritisieren sie. Bei den Zahlen von KirchMedia bestehe nur wenig Transparenz .
      Es seien auch keine Einzelheiten über die zukünftige Aktionärsstruktur bekannt gegeben worden. "Auf
      Grund dieser Intransparenz haben wir derzeit keinen fairen Wert für die ProSiebenSat.1-Aktie, sind jedoch
      der Auffassung, dass Investoren in absehbarer Zeit sehr vorsichtig sein sollten", schreiben die
      Analysten./ms/js


      10.09. - 17:08 Uhr
      Avatar
      schrieb am 15.09.01 18:41:13
      Beitrag Nr. 38 ()
      Aus dem Spiegel vom 15.9.01

      Nicht nur die kleinen Lizenzhändler haben Probleme:
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      Wieder Klage gegen Kirch?

      Das Filmstudio Paramount aus dem New Yorker Viacom-Konzern erwägt eine Klage gegen Leo Kirch, 74. Anwälte des drittgrößten Medienkonzerns der Welt haben die erforderlichen Unterlagen schon zusammengestellt. Persönlich drang Viacom-Chef Sumner Redstone, 78, ein versierter Jurist, jetzt in einem Telefonat mit Kirch auf baldige Zahlung. Aus dem langfristigen Liefervertrag ("Output-Deal") mit dem deutschen Konzern sind angeblich über 50 Millionen Dollar an Rückständen aufgelaufen. Man könne über Erleichterungen sprechen, schlug Redstone vor, aber es gehe nicht, dass Kirch gar nichts tue. Der Filmhändler und TV-Unternehmer versprach, er könne Viacom ja auf dem deutschen Markt helfen. "You don`t compromise with us, we compromise with you", so Redstone erbost - eine Lösung sei vom Wohlwollen Viacoms abhängig, nicht von Kirch.
      Der Münchner Konzern sieht den Konflikt gelassen, schließlich verbinde Kirch eine langjährige Geschäftsfreundschaft mit Redstone. Gleichwohl kritisieren die Deutschen intern ein zu geringes Lieferangebot, das offenbar auch Produktionen deutscher Neue-Markt-Firmen wie Senator Entertainment enthält. Mit Columbia Pietures moniert zudem ein weiteres Studio die Zahlungsmoral Kirchs; nach deren Berechnungen sei er in Hollywood mit mehreren hundert Millionen Mark im Rückstand. Betroffen ist auch Universal, mit denen Kirch bereits juristisch über Umfang und Preis der vereinbarten Leistungen streitet. Im November soll das Verfahren vor dem Superior Court in Los Angeles starten.
      Avatar
      schrieb am 20.09.01 08:57:07
      Beitrag Nr. 39 ()
      Nicht nur Kirch geht es schlecht - aber die Probleme bei RTL sind kaum mit den Problemen der Kirch Gruppe vergleichbar (aus der FR):
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      Prinzip Hoffnung bei RTL

      Riesige Verluste im ersten Halbjahr / Werbeflaute


      LONDON / FRANKFURT A. M. (rtr/dpa/fw). Didier Bellens vermag nicht zu sagen,
      wann sich der Werbemarkt wieder erholt. Das hänge vor allem davon ab, wie sich
      die Konjunktur in den nächsten Monaten entwickelt. Aber eins steht für den Chef
      der RTL Group schon jetzt fest: Sein Unternehmen "sei gut positioniert, um zu
      profitieren", wenn die Firmen wieder mehr Geld für Reklame ausgeben. Die
      Gegenwart der RTL Group sieht aber eher düster aus. Der Umsatz des
      Medienkonzerns mit 24 TV-Kanälen und 18 Radiostationen kletterte zwar im ersten
      Halbjahr um drei Prozent auf zwei Milliarden Euro (3,9 Milliarden Mark), aber der
      Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Firmenwerte (Ebita) sackte
      um 27 Prozent auf 235 Millionen Euro ab.

      Zu den schrumpfenden Einnahmen durch die Werbung kommen einmalige Effekte.
      Die Gruppe, die zu 67 Prozent im Besitz des Bertelsmann-Konzerns ist, hat in den
      USA ihr Geschäft umgekrempelt. Die Produktion von Serien und Fernsehfilmen
      haben die Manager zurückgefahren. Stattdessen soll in Zukunft der Schwerpunkt
      bei Unterhaltungsprogrogrammen wie Game-Shows liegen.
      Hinzu kommt, dass
      Anfang des Jahres viel Geld für den Aufbau des Verkaufssenders RTL Shop
      investiert wurde. Der Nettoverlust der Gesellschaft summiert sich auf 2,3 Milliarden
      Euro
      . Größter Brocken ist dabei eine Korrektur des Buchwerts der im Sommer
      2000 übernommenen Vermögenswerte von Pearson TV. Das macht allein 2,27
      Milliarden Euro aus. Ohne die Wertberichtigung würde ein Fehlbetrag von nur 38
      Millionen Euro zu Buche schlagen. Im ersten Halbjahr 2000 hatte die Gruppe noch
      ein Plus von 87 Millionen Euro erwirtschaftet.

      Die Ergebnisprognose für das gesamte Jahr wird die RTL Group erneut nach unten
      korrigieren müssen. Im Juli hatte der Konzern noch mitgeteilt, dass das Ebita um
      zehn bis 15 Prozent niedriger als das Proforma-Ergebnis für 2000 von 555 Millionen
      Euro liegen wird. Nach den Worten von Bellens hat sich die Flaute auf dem
      Werbemarkt seit Juli aber noch ausgeweitet. Und die Folgen der Anschläge in den
      USA seien dabei noch gar nicht veranschlagt (siehe Bericht auf Seite 10).

      Trotzdem gibt es Entwicklungen, die das Prinzip Hoffnung des RTL-Chefs stützen.
      So hat die Firma in Deutschland und Frankreich ihre Marktanteile bei den
      Werbeeinnahmen und bei den Zuschauern im ersten Halbjahr nach oben
      geschraubt.
      Avatar
      schrieb am 20.09.01 18:17:36
      Beitrag Nr. 40 ()
      @rv
      warum auch sollte es Kirch oder RTL besser gehen als der übrigen der Medienbrance.Hier ist eine Blase geplatzt wie in anderen Brancen.Warum sollten gerade hier die Bäume in den Himmel wachsen? Irgendwann lässt sich der Film- und Fernsehkonsum nicht mehr steigern.Die Menschen sind übersättigt.


      Gf
      Avatar
      schrieb am 21.09.01 07:59:58
      Beitrag Nr. 41 ()
      @ geldfalke

      Da kann ich Dir nur zustimmen. Die Folgen sind aber für die Unternehmen unterschiedlich. Einige kleinere und mittlere (z.B. Kinowelt) kommen in existenzielle Schwierigkeiten. RTL resp. Bertelsmann sieht derzeit noch stabil aus.
      Für Kirch wird es aber ebenfalls eng.
      Avatar
      schrieb am 21.09.01 08:13:26
      Beitrag Nr. 42 ()
      Kirch gibt seinen verbohrten und kostspieligen Alleingang mit der d-Box auf. In jedem Fall hat dieser vergebliche Versuch, eine Monopolstellung zu erringen, ihn einige Milliarden gekostet.
      Außerdem hat ihn der proprietäre Standard sicher etliche potenzielle Abonnenten gekostet.
      Ob die Kehrtwende nicht zu spät kommt, um einen Ausstieg von oder eine Übernahme durch Murdoch zu verhindern, muss man abwarten. Die Entscheidung darüber wurde ja erst mal ins nächste Jahr vertagt.

      Aus der FR vom 21.9.01:

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      Ende eines Alleingangs

      Leo Kirch gibt seine d-box auf und baut Premiere um


      Von Ingrid Scheithauer

      Leo Kirch will es nun offensichtlich wissen: Kann er seinen dahindümpelnden
      Pay-TV-Sender nicht doch noch auf Erfolgskurs bringen?
      Der Münchner
      Medienunternehmer hat sich zu einer radikalen Kurskorrektur entschlossen: Das
      heißt zum einen Abschied vom vielfach kritisierten proprietären System des allein
      für Premiere einsetzbaren Decoders d-box und Übernahme des offenen Standards
      für das digitale Fernsehen, MHP. Diese drei Buchstaben stehen für Multimedia
      Home Platform und beschreiben ein offenes Betriebssystem für alle Typen von
      Empfangsgeräten. Ab 2002 sollen darüber Free- und Pay-TV-Programme,
      Zusatzdienste und Internet laufen. Kirch reiht sich damit ein in die Allianz von ARD,
      ZDF, RTL-Gruppe und den Landesmedienanstalten. Am Mittwoch wurde in Mainz
      eine "Erklärung zur zügigen Einführung von MHP" auch von der Kirch-Gruppe
      unterzeichnet.

      Neben dieser "weitreichenden strategischen Entscheidung", wie die Kirch-Gruppe
      das Ende ihres Alleingangs umschreibt, wird zum anderen auch die
      Führungsspitze von Premiere umgebaut. Nach nicht einmal einem Jahr auf dem
      Chefsessel des Abonnementkanals räumt Manfred Puffer seinen Platz. Der
      Banker, der erst im Januar die Leitung der Geschäftsführung übernommen hatte,
      gab keine glückliche Figur ab, wie zuletzt bei der Präsentation des neuen
      Premiere-Programms in Hamburg (siehe FR vom 22. August) zu besichtigen war.

      Zum Sprecher der Geschäftsführung rückt Ferdinand Kayser auf, der seine Karriere
      bei der luxemburgischen CLT begonnen hatte und Premiere durch alle Phasen
      begleitet hat. Finanzmann Michael Börnicke und Programmchef Hans Seger
      bleiben in ihren Funktionen. Doch mit einem Neu-Einkauf dürfte der Kirch-Gruppe
      ein Coup gelungen sein: Helmut Stein, bislang bei Nokia für Produktentwicklung
      verantwortlich, wird als Technischer Geschäftsführer die Premiere-Spitze erweitern.
      Stein, in der Branche geschätzt, dürfte wissen, wie Premiere auf MHP-Kurs zu
      bringen ist. Er gilt als Experte in Sachen Digitales Fernsehen und dieses
      Standards. Zudem kennt Stein die Kirch-Gruppe seit längerem und pflegte intensive
      Kontakte, hatte doch Nokia die erste Million der Decoder des
      Pay-TV-Unternehmens gebaut.

      Auch im Aufsichtsrat des Bezahlfernsehens wird es eine - allerdings erwartetete -
      Veränderung geben: Dieter Hahn, der künftige Chef der börsennotierten Kirch
      Media, in der das gesamte Free-TV-Geschäft der Gruppe gebündelt ist (FR vom
      8.September), gibt den Vorsitz ab. Ihm folgt Peter Mihatsch, der in der
      übergeordneten Holding für den Bereich Technologie und Netze verantwortlich ist.

      Die Kirch-Gruppe proklamiert nun also das "Ende der Technologiestreitigkeiten".
      Diese hätten schließlich "die Entwicklung des digitalen Fernsehens in Deutschland
      und von Premiere nachhaltig behindert"
      . Das ist unerwartet viel Einsicht,
      angesichts des jahrelang verbissen verteidigten Alleingangs. Für Dieter Hahn war
      die Entscheidung allerdings "erst jetzt möglich", denn seit der Berliner
      Funkausstellung im August seien MHP-Geräte marktfähig. Als vor vier Jahren die
      Entscheidung für die d-box gefallen sei, "waren keine anderen Standards außer
      proprietären auf dem Markt", verteidigt Hahn im Rückblick den Weg von Premiere.
      Das Bestreben der Kirch-Gruppe sei immer gewesen, ein gemeinsames System
      zu haben. Auch der künftige Premiere-Aufsichtsratschef Peter Mihatsch findet,
      dass die Zeit für einen gemeinsamen Standard gekommen sei und vergleicht die
      Entwicklung mit der beim Mobilfunk.

      Den Sinneswandel bei Kirch dürfte allerdings auch der Verkauf der Kabelnetze der
      Deutschen Telekom gefördert haben.
      Sechs der neun Regionalgesellschaften
      werden von John Malones Liberty Media übernommen. Das Kabelunternehmen aus
      dem US-Bundesstaat Colorado will einen eigenen Standard durchsetzen. Damit
      aber haben alle Programmveranstalter das gleiche Problem: Wie wird
      gewährleistet, dass ihre Angebote auch tatsächlich beim Publikum ankommen?
      Eine weitere Plattform zu bedienen sei "wirtschaftlich unsinnig", heißt es unisono
      aus Veranstalterkreisen.

      Der Schulterschluss Kirchs mit ARD, ZDF und der RTL-Gruppe ist auch als
      Abwehr gegen Malone zu verstehen. Bei der "bevorstehenden Reorganisation der
      Kabelnetze" sei der "Einsatz von MHP als offene und standardisierte
      Multimedia-Plattform Grundvoraussetzung für den Markterfolg des digitalen
      Fernsehens, das trotz einer Regionalisierung des Kabels immer bundesweit
      gesehen werden muss", heißt es in der Mainzer Erklärung. Dieter Hahn ist sich
      sicher, dass die neuen Herren des Kabels den MHP-Standard, auf den nun alle
      Veranstalter hier zu Lande setzen, "nicht ignorieren können".
      Avatar
      schrieb am 22.09.01 14:53:50
      Beitrag Nr. 43 ()
      @rv
      stimmt,RTL wird wohl das "Tal der Tränen" mehr oder weniger schadlos durchschreiten.Bei Kirch ,dem wie Du schon richtig schreibst das Wasser bis zum Hals steht, bin ich mir nicht sicher.Es ist beinahe unglaublich wieviele Milliarden der Mann investiert hat ohne zu wissen ob und wann er das Geld jemals wieder reinholt.
      Avatar
      schrieb am 28.09.01 08:46:52
      Beitrag Nr. 44 ()
      Für was nicht alles die Terroranschläge herhalten müssen:
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      Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der
      Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.



      MELDUNG NACH § 15 WPHG

      ProSiebenSat.1-Gruppe revidiert Geschäftsausblick 2001
      Terroranschläge in den USA wirken sich negativ auf Werbemarkt aus

      München, 28. September 2001. Nach den verheerenden
      Terroranschlägen in New York und Washington hat die
      ProSiebenSat.1-Gruppe ihre Prognosen für das Geschäftsjahr 2001
      revidiert. Im Vergleich zum Rekordjahr 2000 rechnet das Fernsehunter-
      nehmen jetzt mit einem Umsatzrückgang von vier Prozent. Der
      Jahresüberschuss wird voraussichtlich um rund zehn Prozent, EBIT und
      EBITDA um rund 20 Prozent niedriger als im Vorjahr ausfallen. Das
      Ergebnis vor Steuern wird um rund 30 Prozent sinken. Bisher war die
      ProSiebenSat.1-Gruppe trotz eines schwierigen Marktumfelds davon
      ausgegangen, das Konzernergebnis vor Steuern dank eines straffen
      Kostenmanagements auf dem Vorjahresniveau halten zu können. Das
      Unter- nehmen hatte ursprünglich einen Netto-Rückgang des
      Fernsehwerbemarkts um zwei bis drei Prozent für das Gesamtjahr
      2001 erwartet.

      Infolge der Ereignisse in den USA am 11. September 2001 hat sich die
      rückläufige Entwicklung des deutschen Fernsehwerbemarkts weiter
      verstärkt. Insbeson- dere die großen, traditionsreichen Unternehmen
      aus den USA sowie Werbekunden aus den Bereichen Banken,
      Versicherungen, Tourismus und Luftfahrt haben ihre Buchungen seit
      den Anschlägen storniert oder deutlich reduziert. Angesichts der
      abgekühlten Konjunktur in Deutschland rechnet die
      ProSiebenSat.1-Gruppe nicht damit, dass sich der Fernsehwerbemarkt
      davon bis zum Jahresende erholen wird. Die ProSiebenSat.1-Gruppe
      geht deshalb davon aus, dass der deutsche Fernsehwer- bemarkt im
      Jahr 2001 insgesamt um fünf bis sechs Prozent zurückgehen wird.

      Ansprechpartner: Dr. Torsten Rossmann, Konzernsprecher
      ProSiebenSat.1 Media AG, Medienallee 7, D-85774 Unterföhring Tel.:
      +49 [89] 95 07-11 80, Fax: +49 [89] 95 07-11 84 email:
      Torsten.Rossmann@ProSiebenSat1.com Pressemitteilung online:
      www.ProSiebenSat1.com

      Ende der Ad-hoc-Mitteilung ©DGAP 28.09.2001
      Avatar
      schrieb am 28.09.01 19:20:34
      Beitrag Nr. 45 ()
      Die Terroranschläge müssen nicht nur dafür herhalten, sie sind m.E. tatsächlich die Verursacher dieses Rückgangs. Ich für meinen Teil habe in den Tagen "danach" ein bißchen auf die Werbezeiten geachtet - es gab praktisch keine.

      Wie will man im Angesicht solcher Schreckensnachrichten auch noch die Aufmerksamkeit der Konsumenten auf sich ziehen ? Die eigenen Probleme erscheinen auf einmal unendlich klein. Und der Lust aufs Geldausgeben ist mir ganz persönlich bis heute noch vergangen. Tauchurlaub in Ägypten hat sich für dieses Jahr ebenfalls erledigt ( dann fahr ich halt Ski ;) ).

      Lange Rede, kurzer Sinn: ich kann es nachvollziehen. Dieses Problem dürften aber alle Sender bekommen ( haben ).

      Gruß Mogul
      Avatar
      schrieb am 28.09.01 20:57:55
      Beitrag Nr. 46 ()
      @ Boersenmogul

      Natürlich ist da etwas wahres dran. Einige Tage Werbeausfall macht sich bemerkbar.
      Derzeit wird jede Prognosenkorrektur mit den Terroranschlägen begründet - und niemand fragt mehr, ob die Firma bzw. die Branche nicht auch ohne den Anschlag nahezu dieselben Schwierigkeiten hat. Ich kann und will auch nicht nachrechnen, ob die jetzige Pro7-Korrektur in vollem Umfang mit den Terroranschlägen begründbar ist. Schließlich ist das die dritte Gewinnwarnung in Folge.
      Schau Dir doch den Kursverlauf der Indizes an: der Absturz beschleunigte sich einige Tage VOR dem 11.9.
      Schau Dir die Gewinnwarnungen an: die kamen auch vor den Anschlägen mit etwa derselben Frequenz wie jetzt
      Selbst die amerikanischen Fluggesellschaften hatten schon vor den Anschlägen massive Probleme - jetzt haben sie einen Sündenbock und plausibel klingende Gründe staatliche Hilfen zu fordern.

      Ich leugne nicht, dass der WTC-Anschlag Auswirkungen auf die Konjunktur hat - und auf einige Branchen besonders.
      Ich wehre mich nur gegen diese wohlfeilen Schuldzuweisungen, mit denen sowohl die Regierungen als auch die Industrie leicht und schnell bei der Hand sind.

      Mehr Arbeitslose? Bin Laden
      Steigende Preise? Bin Laden
      Höhere Steuern? Bin Laden
      Sinkende Gewinne? Bin Laden
      Fallende Kurse? Bin Laden

      In allen diesen Fällen wird ein Körnchen Wahrheit dran sein. Aber auch nicht mehr.


      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 28.09.01 21:33:57
      Beitrag Nr. 47 ()
      Die glauben auch nicht, dass der Terror der alleinige Grund für die Gewinnwarnung ist.
      Aus der Platow-Börse vom 1.10.01:
      ___________________________________________________________________________

      ProSiebenSat1: Der kalte Wind vertreibt den Nebel nicht

      Mehrfach musste ProSiebenSat1 (WKN 777 117) in diesem Jahr bereits angesichts des konjunktursensiblen TV-Werbemarktes die Wachstumsprognose
      stutzen. Infolge der Terroranschläge kam es zu Stornos weiterer Werbezeiten. Für den deutschen Markt wird ein Minus von 5 bis 6% erwartet. ProSiebenSat1
      taxiert seine Umsatzeinbußen für 2001 auf 4%. Für 2002 tappen nicht nur die Münchener im Dunkeln.
      Gravierend sind die Auswirkungen auf den Ertrag. Trotz des mehrmonatigen Einstellungsstopps bleiben die Kosten hoch. Die Prognose für 2001: EBT um
      30%, Nettogewinn um 10% runter. Damit wurde das hohe Ziel der Margenverbesserung vom kalten Wind von Konjunktur und Terror schlicht weggeblasen.
      Die ProSiebenSat1-Aktie ist auf historischem Tief und bietet doch keine Einstiegschance. Das „Coming Out“ zeigt die operativen Probleme. Zudem bleibt der
      dichte Nebel über den Verschmelzungsplänen mit KirchMedia. Das Bewertungsgutachten ist „im Entstehen“, hören wir. Erscheinung: „Dieses Jahr“.

      Meiden.
      Avatar
      schrieb am 28.09.01 21:41:40
      Beitrag Nr. 48 ()
      ANALYSE: SEB belässt ProSiebenSat.1 Media bei `Reduce`

      FRANKFURT (dpa-AFX) - Nachdem die ProSiebenSat.1 Media AG am Freitagmorgen ihre eigenen
      Erwartungen deutlich reduziert hat, belassen Analysten der SEB Bank den Titel weiter auf "Reduce". Die Aktie
      erscheint ihnen nach einer am Freitag veröffentlichten Kurzstudie auf dem gegenwärtigen Kursniveau
      unattraktiv. Die Analysten rechnen mit einem negativen Kurspotenzial zwischen 10 und Null Prozent in den
      kommenden 12 Monaten.

      Gleichzeitig senkten die SEB-Analysten ihre Schätzungen für den Gewinn je Aktie (EPS) für 2001 von 0,58
      Euro auf 0,42 Euro. Für 2002 rechnen sie nur noch mit einem EPS von 0,67 Euro statt bisher 0,52 Euro.

      ProSiebenSat.1 Media erwartet nach der Anschlagsserie in den USA einen Umsatzrückgang um 4 Prozent
      sowie einen um 30 Prozent geringeren Jahresüberschuss. Das Vorsteuerergebnis werde um 30 Prozent
      unter dem Vorjahreswert liegen.

      Die SEB-Analysten hätten zwar ebenfalls mit einem Rückgang des Gewinns vor Steuern gerechnet, hieß es.
      Dieser werde allerdings mit 30 Prozent vom Unternehmen selbst sehr hoch eingeschätzt. Das liege daran,
      dass der Großteil der Kosten bei ProSiebenSat.1 Media fix und damit nicht ohne weiteres reduzierbar sei.

      Sie teilen die Meinung des Medienunternehmens, der in 2001 ohnehin schwache Werbemarkt sei wegen der
      Anschläge gänzlich eingebrochen. Das schlage sich in der Bilanz von ProSiebenSat.1 Media nieder. Viele
      Werbekunden hätten Aufträge bereits reduziert oder gänzlich storniert, schreiben die Analysten./km/fn/bi


      28.09. - 19:51 Uhr
      Avatar
      schrieb am 29.09.01 14:54:44
      Beitrag Nr. 49 ()
      @rv
      was ist Deine Meinung zu AOL/TIME-WARNER??

      Gf
      Avatar
      schrieb am 29.09.01 23:43:51
      Beitrag Nr. 50 ()
      @ geldfalke

      Derzeit ist noch kaum abzuschätzen, welche Auswirkungen der Terrorismus und die staatlichen Reaktionen wirklich haben.
      Die AdHoc von Pro7 kam mir nur viel zu schnell, um schon eine seriöse Prognose unter Einbeziehung der (noch weitgehend unbekannten) Terrorfolgen zu sein.

      Grundsätzlich ist die Firma sehr gut positioniert. Mit der Bewertung habe ich mich aber in letzter Zeit nicht beschäftigt. Hinzu kommen die neuen Unwägbarkeiten (s.o.). Sorry - ich kann dazu nichts sagen.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 30.09.01 11:19:30
      Beitrag Nr. 51 ()
      zu #46

      Natürlich ist bin Laden an allem schuld ;)

      Ich persönlich kann Ihm nur die Schuld dafür geben, daß einige wenige börsennotierte Unternehmen sehr viel Geld durch Ihn verloren haben - neben dem Leben der vielen unschuldigen Opfer, denen ich nachwie vor gedenke.

      Alles andere geht auf das Konto der Psychologie.

      Diffizile "Auswirkungen" werden wir noch sehr lange zu hören bekommen,z.B. wenn das Weihnachtsgeschäft ins Wasser fällt.
      Avatar
      schrieb am 30.09.01 15:00:33
      Beitrag Nr. 52 ()
      @Börsenmogul

      Sorry,aber in diesem Fall muss ich RV Recht geben.Pauschal Bin Laden an allem die Schuld zugeben kann es doch wohl nicht sein.Schon vor dem Anschlag steckten nicht nur die Medienwerte in einer tiefen Baisse.Ich bin mir recht sicher ,dass wir auch ohne die Anschläge noch weiter sinkende Kurse gesehen hätten.Das schlechte konjunturelle Umfeld,sowie auch zahlreiche hausgemachte Probleme (z.b.Kinowelt)hätten mit grosser Wahrscheinlichkeit zu einem weiterem negatives Szenario geführt. Die Anschläge haben den Abwärtstrend "nur" verstärkt.
      Avatar
      schrieb am 01.10.01 00:57:04
      Beitrag Nr. 53 ()
      Sorry Geldfalke, ich habe mich nicht richtig ausgedrückt.

      Natürlich kann man jetzt bin laden für alles verantwortlich machen, weil es einfach bequemer ist. Wer aber die Augen offen hat sieht, daß dem einfach nicht so sein kann. In #45 bezog ich mich lediglich auf den revidierten Pro Siebens Geschäftsausblick 2001, nicht auf das, wofür der Anschlag jetzt herhalten muß.

      Ich stimme euch beiden voll und ganz zu. Auch ich rechnete noch mit einer Fortführung des Salamicrashs in allen bedeutenden Indizes dieser Welt, wenn auch nicht mehr in der Deutlichkeit, wie Sie jetzt eingetreten ist.

      Ohne Anschlag hätten wir jetzt nicht eine schlechte Nachricht weniger aus den Unternehmen. Die einzigen, die jetzt unerwartet schlechtere Nachrichten abliefern als ohne Anschlag, dürften wie gesagt die Flugzeuglinien und Rückversicherer sein. Ob es eine Swissair auch ohne Anschlag noch lange geben würde, lasse ich an dieser Stelle mal offen.
      Avatar
      schrieb am 01.10.01 07:57:38
      Beitrag Nr. 54 ()
      @ Boersenmogul & Geldfalke

      Ich sehe, mindestens bei der Bewertung Bin Ladens sind wir uns einig...

      Der Hinweis von Boersenmogul ist natürlich richtig, dass man bei den (Rück-)Versicherern zumindest den Schaden schon abschätzen kann (wobei auch da ein wesentlicher Teil durch höhere Prämien wieder reinkommen sollte).
      Schon bei den Fluglinien sieht die Sache m.E. etwas anders aus: Allzu eilfertig wurden da von einigen Gesellschaften schon unmittelbar nach den Anschlägen Massenentlassungen angekündigt. Die waren mit Sicherheit schon vorher geplant.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 08.10.01 20:34:52
      Beitrag Nr. 55 ()
      Heute schon wieder ein herber Kursverlust bei Prosieben(7,9%).Angesichts der dramatischen Rückgänge in den letzen Wochen möchte ich in Anlehnung an meinem Kinowelt-Thread fragen:"By,by Prosieben +++ Kursziel Pennystock ???.Im Gegensatz zu Kinowelt,bei der ich mir ziemlich sicher war, setze ich hier Fragezeichen.Aber sollte es tatsächlich dazu kommen ,wäre ich nicht überrascht !


      Gf
      Avatar
      schrieb am 09.10.01 21:24:06
      Beitrag Nr. 56 ()
      Wen wundert noch der Kursrückgang ? Leo hat gestern eine Milliarde in die F1 gepumpt. Jetzt ist er Mehrheitsaktionär.

      "Herzlichen Glückwunsch" an Leo und alle Aktionäre - woher soll DAS Geld wieder kommen ?!?

      Gruß Mogul
      Avatar
      schrieb am 10.10.01 01:27:45
      Beitrag Nr. 57 ()
      Wie gut würde wohl eine ProSieben alleine dastehen?

      Eine ProSieben Stammaktie ohne Kirch mit über 25 % ?


      sie wäre eine Perle an der Börse; eine Art Action-Film-Kanal

      mit reltaiv soliden Einschaltquoten und Einnahmen;

      mit zufriedenen Kunden und zufriedenen Aktionären,

      und Leo Kirch könnte mit den Verkaufserlören für sein Packet

      seine anderen Medien-Träume finanzieren.


      Anstatt ein immer größeres, schwach finanziertes Imperium aufzubauen,

      sollte sich Kirch darauf beschränken, Geld zu verdienen. Geld durch

      mit soliden Cash-Cows und Geld durch Verkauf von kleinen, selbständigen

      Perlen wenn die Börse gerade viel dafür bezahlt.

      Das Ganze liefe dann darauf hinaus, daß Kirch nur noch eine

      Art "Medien-Investmentfonds" wäre, dem die Rendite wichtiger ist,

      als die Macht.


      Kirch ähnelt hier wohl eher den japanischen Unternehmen, welche

      Lester Thurow in einem seiner Bücher als "Imperiumbauer" bezeichnet,

      als den gewinnmaximirenden Angel-Sachsen,

      die mit ihren hohen Gewinnen immer dann zugreifen, wenn ein

      Imperium verschleudert werden muß.



      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 11.10.01 20:36:03
      Beitrag Nr. 58 ()
      Hat Kirch etwa meinen Beitrag gelesen und laut über eine

      Änderung seiner Geschätspolitik - Gewinnmaximierung statt

      Machtmaxierung - nachgedacht????? :)

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 14.10.01 20:17:16
      Beitrag Nr. 59 ()
      @ thefarmer

      Kirch ist es noch nie primär ums Geldverdienen gegangen, sondern immer in erster Linie um Macht. Das wird sich kaum ändern.

      Wenn Kirch tatsächlich seine Pläne durchzieht und unter Einbeziehung von Pro7 an die Börse geht, dann ist das eine Alles-oder-Nichts-Strategie: Er gefährdet damit sein gesamtes Imperium.
      Wenn der Börsengang in die nächste Hausse fällt, könnte es gutgehen (profitgenius hat in seinem em.tv-thread schon darauf hingewiesen) und Kirch könnte die demnächst fälligen Auszahlungen an Springer (Pro7) und Murdoch (Premiere) verkraften.
      Wenn der Börsengang scheitert oder oder auch nur so schlecht läuft, dass keine Kapitalerhöhung drin ist, könnte dies das Ende von Kirch einläuten.

      Ich bezweifle allerdings, dass ein Verkauf von Pro7Sat1 genügend einbrächte, um Premiere zu entschulden. Außerdem fiele dies als bequemer Verschiebebahnhohof für Sport- und sonstige Rechte weg.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 15.10.01 14:09:30
      Beitrag Nr. 60 ()
      Eine Sorge weniger:

      Kirch erhält 1,8 Mrd Mark für WM-TV-Rechte in Südamerika

      FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kirch-Gruppe hat die süd- und
      mittelamerikanischen Ausstrahlungsrechte an den
      Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 für rund 940 Mio.
      Euro (1,8 Mrd. DM) verkauft. In Unternehmenskreisen wurde am
      Montag ein entsprechender Bericht der "Financial Times" bestätigt.
      Offiziell werde der Abschluss "in den kommenden Tagen"
      verkündet, hieß es. Den Angaben zufolge erhält der
      Fernsehsender Globo für Brasilien die Senderechte, für Argentinien, Chile, Kolumbien, Mexiko, Uruguay und Venezuela habe
      DirectTV den Zuschlag erhalten./lat/FP/jh/

      Also: 1,8 Mrd. DM hat er hingeblättert für die aussereuropäischen Übertragungsrechte - und das Geld hat er bereits wieder drin. Der ist nicht plattzukriegen
      Avatar
      schrieb am 15.10.01 14:18:47
      Beitrag Nr. 61 ()
      SPIEGEL ONLINE - 15. Oktober 2001, 09:34
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,162449,00.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,162449,00.html

      KirchMedia

      Mit vier Milliarden Schulden an die Börse

      An zwei Dingen mangelt es Leo Kirch nicht: an Selbstvertrauen und Schulden. Um den Börsengang der KirchMedia vorzubereiten, hat er erstmals die Höhe seiner Kredite offengelegt. Es sind 4,4 Milliarden Mark, allein bei der profitabelsten Konzerntochter.

      München - Kirchs rechte Hand Dieter Hahn, Chef der KirchMedia, veröffentlichte in München die Halbjahresbilanz des Film- und Sportrechteunternehmens. Demnach ist die Konzerntochter netto mit 4,412 Milliarden Mark verschuldet, knapp mehr als im Vorjahreszeitraum.

      Die Schulden seien unter anderem angestiegen, weil Kirch höhere Beteiligungen an der Euvia Medien AG und an der Formel 1 übernommen habe. Der Schuldenstand könnte noch einmal um drei Milliarden Mark erhöhen, wenn der australische Medienunternehmer Rupert Murdoch wie letzte Woche angedroht seine Anteile an der KirchMedia zurückgibt.

      Der Umsatz des Medienkonzern sei im ersten Halbjahr 2001 um 15 Prozent auf 3,247 Milliarden Mark gestiegen, hieß es weiter. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen stieg um 42 Prozent auf 514 Millionen Mark (262,80 Millionen Mark). "Die Ergebnisse zeigen deutlich die positive Entwicklung und die solide Finanzstruktur der KirchMedia", befand Hahn. Wie hoch der Netto-Gewinn der Gruppe ausfiel, wurde aber nicht bekannt gegeben.

      "Verschleuderung von Vermögenswerten"

      Die Veröffentlichung der Zahlen folgt dem Ruf vieler Investoren nach mehr Transparenz in der als unübersichtlich geltenden Mediengruppe und ist Vorraussetzung für Kirchs Börsenpläne, die bereits im letzten Jahr einmal verschoben wurden. Derzeit planen Kirch und Hahn, die KirchMedia spätestens im Sommer 2002 an die Börse zu bringen, wo sie möglichst in den Dax-Index aufrücken soll. Der Börsengang soll durch eine Fusion der KirchMedia mit der bereits börsennotierten Kirch-Tochter Pro Sieben Sat 1 Media vonstatten gehen.

      Zugleich hat der Werner Schmidt, Chef der Bayerischen Landesbank, Kritik an den Börsenplänen geübt. Gegenüber dem "Handelsblatt" sagte Schmidt, dessen Bank zu den wichtigsten Kreditgebern Kirchs gehört, angesichts der schlechten Stimmung auf den Kapitalmärkten würde der Gang an die Börse der Verschleuderung von Vermögenswerten gleichkommen. Man müsse erst einmal abwarten, bis sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld normalisiert hat.
      Avatar
      schrieb am 16.10.01 10:22:23
      Beitrag Nr. 62 ()
      HANDELSBLATT, Montag, 15. Oktober 2001

      Kirch Media soll bis Mitte 2002 an die Börse gebracht werden – Münchner Medienkonzern will von Hollywood einen Preisnachlass

      Leo Kirch leidet unter Milliardenschulden


      von CASPAR BUSSE

      Am Montag lüftete die Kirch-Gruppe ein lange gehütetes Geheimnis: Den Konzern drücken Schulden von fast 4,5 Mrd. DM. Dennoch hält das Unternehmen am Börsengang der Kirch Media bis Mitte 2002 fest. sein.

      MÜNCHEN. Leo Kirch bläst der Wind ins Gesicht. Die Marktlage könnte für Medienfirmen derzeit schlechter kaum sein. Der Werbemarkt streckt in einer tiefen Krise, unter der insbesondere die Fernsehsender leiden. Die Kirch-Senderfamilie Pro Sieben Sat 1 musste mal wieder ihre Ziele deutlich nach unten revidieren. Dazu kommt, dass an der Börse Medientitel derzeit kaum gefragt sind. Anleger flüchten angesichts der gewaltigen Kursverfalls aus vielen Film- und Fernsehfirmen.

      Die Kirch-Gruppe hat dazu ein hausgemachtes Problem: Schulden. Wie gestern bekannt wurde, steht Kirch Media mit rund 4,4 Mrd. DM in der Kreide. Noch Ende vergangenen Jahres waren erst 3,1 Mrd. DM Schulden aufgelaufen. Der außergewöhnliche Anstieg wird mit dem milliardenschweren Einstieg in die Formel 1 und dem teuren Experiment beim Home-Shopping-Anbieter Euvia (Neun Live, Reisekanal Sonnenklar) begründet. Angaben zur Verschuldung des gesamten Kirch-Konzerns gab die Konzernspitze wie von Analysten erwartet nicht.

      Ungeachtet des gewaltigen Schuldenberges erklärte gestern Dieter Hahn, der starke Mann nach Leo Kirch: „Das Unternehmen ist dabei, einen weiteren großen Schritt in die Zukunft zu machen.“ Der Vizechef des Medienkonzern bleibt hartnäckig. An den Börsenplänen für die Kirch-Media wird fest gehalten. In dieser Holding sind die Juwelen des Konzerns, also der Sportrechte- und Lizenzhandel sowie die Film- und Fernsehproduktion gebündelt. Durch die Hintertür will Hahn das Börsenengagement ausbauen. Bis Mitte 2002 will er die Kirch Media und mit der Senderfamilie Pro Sieben Sat 1 Media AG verschmelzen und damit an die Börse bringen. Das wäre dann der größte börsennotierte Medienkonzern in Deutschland. Nur noch Bertelsmann könnte mit seinem geplanten Börsengang den Giganten überrunden.

      Die Finanzbranche ist für die Kirch-Pläne alles andere begeisterungsfähig. Der Chef der Kirch-Hausbank Bayern LB, als Werner Schmidt, hatte gegenüber dem Handelsblatt bereits das Timing der Kirch-Börsenpläne in Frage gestellt. Analysten verweisen auf die mangelnde Transparenz der Kirch Media. Nicht nur die Chancen, vor allem die Risiken seien nur sehr schwer einzuschätzen. Die Pro-Sieben-Aktie war nach der Bekanntgabe der Fusionspläne vor sechs Wochen ins Bodenlose gefallen, ging gestern aber wieder nach oben.

      Hahn verwies auf die gute Geschäftsentwicklung der Kirch Media im ersten Halbjahr. Nach den erstmals vorgestellten Sechs-Monats-Zahlen stieg der Umsatz um 15 % auf 3,3 Mrd. DM. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich sogar um 42 % auf 514,4 Mill. DM. Dabei hat das Unternehmen insbesondere im Handel mit Filmlizenzen wieder zugelegt. Die Margen seien wieder deutlich besser geworden, erklärte der zuständige Kirch-Manager Fred Kogel, früher Chef von Sat 1.

      In der Kirch-Gruppe ist die Freude über die Konsolidierung bei den Filmlizenzhändlern groß. In den vergangenen Jahren hatten junge Filmunternehmen insbesondere am Neuen Markt Milliarden eingesammelt und der Kirch-Gruppe das Geschäft verdorben. Inzwischen sind ein Großteil dieser Firmen, etwa Kinowelt, Intertainment oder EM.TV, in schwere Probleme geraten oder stehen kurz vor der Pleite.

      Kirch Media versucht die Gunst der Stunde zu nützen und verhandelt mit großen Hollywood-Studios um Preisnachlässe. Mit Universal-Studios geht der Streit am 13. November vor Gericht. Mit Paramount Pictures gebe es einen „tiefen Dissens“ über die Qualität der Filme, aber derzeit keinen Rechtsstreit, berichtete Inhalte-Spezialist Kogel.

      Auch für den Sportrechtehandel zeigte sich Hahn optimistisch. Zum TV-Geschäft – bei der Kirch Media wird Pro Sieben Sat 1 konsolidiert – sagte Hahn, eine nachhaltige Erholung der Werbemärkte sei erst Ende 2002 zu erwarten. Ab 2003 sei dann erstmals „mehr als ein Lichtstreifen“ in Sicht, sagte Kogel.

      Geplant sei, den Sportsender Deutsches Sport-Fernsehen (DSF) und den Nachrichtenkanal N 24 zusammen zu führen, um Synergien zu heben. Eine Fusion der beiden Spartensender ist aber nicht vorgesehen.

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      Kommentar: Dies ist natürlich nur die halbe Wahrheit, nämlich der Schuldenstand zum 30.9.01. Seit einigen Tagen hat Kirch von EM.TV die Mehrheit an der Formel 1 übernommen und muss sich seitdem nicht nur deren Umsätze sondern auch deren Schulden (5,4 Mrd) zurechnen lassen. Seit einer Woche hat sich die Verschuldung also von 4,4 auf 9,8 Mrd DM mehr als verdoppelt! Dies ist vermutlich auch der Grund, weshalb die Option zur Übernahme der Formel-1-Mehrheit erst im Oktober wahrgenommen wurde.
      Avatar
      schrieb am 16.10.01 21:30:34
      Beitrag Nr. 63 ()
      ;)
      Avatar
      schrieb am 21.10.01 22:26:10
      Beitrag Nr. 64 ()
      http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=564&item=1647…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=564&item=1647…


      Kirch-Sohn soll nicht Kirch-Chef werden
      19. Okt 18:15

      Angeblich trifft Leo Kirch Vorkehrungen, dass sein Sohn Thomas keinen direkten Einfluss auf das
      Management seines Konzerns nehmen kann.

      Sicher ist: Erst kürzlich bekräftigte Leo Kirch in der «FAZ», dass sein Vize-Chef Dieter Hahn einmal sein
      Nachfolger werden soll. Kirchs Sohn Leo indes sitzt zwar im Aufsichtsrat des Kirch-Konzerns, hat aber, wie es die
      «Berliner Zeitung» in ihrer Samstagsausgabe formuliert, «wenig innerhalb der Firma zu entscheiden».

      Darüber hinaus aber wird die Sachlage ist etwas kompliziert: Mitte der 90er Jahre hat Leo Kirch zwei Stiftungen
      gegründet, die gemeinnützige KirchStiftung einerseits, die sich vor allem um das Projekt einer Münchner Pinakothek
      der Moderne bemüht – und andererseits eine Unternehmensstiftung, die, so die «Berliner Zeitung», «in den
      Zukunftsplänen Leo Kirchs eine herausragende Rolle» spiele, weil sie, wenn die KirchGruppe 2002 an die Börse
      geht, den Fortbestand seines Firmengeflechts sichern soll.

      Eine solche Stiftung dient bei Unternehmen oft dazu, Erbschaftssteuern zu sparen, weshalb ihr Kirch vermutlich
      einen Großteil des Kapitals anvertrauen dürfte. Andererseits könnte für die Stiftung aber auch festgeschrieben
      werden, dass sie über keinerlei Führungsrechte verfügt.

      Kirch-Vertrauter macht Andeutungen

      Dass Kirch eine ebensolche Regelung angestrebt, scheint plausibel, wenn die «Berliner Zeitung» hat den engen
      Kirch-Vertrauten Friedrich Carl Rein, Steuerberater und Aufsichtsratsmitglied der KirchMedia befragt: Denn Rein
      bestätigt nicht nur allgemein, dass die Stiftung dazu diene, die Beziehung zwischen Kapital und Eigentümer zu klären,
      sondern er sagt außerdem: Der zukünftige Eigentümer «soll das Management nicht bestimmen» können.

      Der zukünftige Eigentümer aber wird voraussichtlich Kirch-Sohn Thomas sein. Und das wiederum hieße dann, wie
      die «Berliner» spekuliert, dass Leo Kirch bereits jetzt Strukturen schaffen würde, die verhindern sollen, dass sein
      Sohn nach seinem Tod ins operative Geschäft des Unternehmens eingreifen kann.
      (nz)
      Avatar
      schrieb am 24.10.01 08:40:22
      Beitrag Nr. 65 ()
      Ad hoc: ProSiebenSat.1 Media AG

      DGAP-Ad hoc: ProSiebenSat.1 Media AG deutsch

      Schwacher Werbemarkt drückt Erträge der ProSiebenSat.1-Gruppe Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die
      DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.

      MELDUNG NACH § 15 WPHG

      Schwacher Werbemarkt drückt Erträge der ProSiebenSat.1-Gruppe Neun-Monats-Bericht: Konzernumsatz
      geht um 4,5 Prozent zurück München, 24. Oktober 2001. Die Geschäftsentwicklung der
      ProSiebenSat.1-Gruppe wurde in den ersten drei Quartalen des Jahres 2001 durch den rückläufigen
      deutschen Fernsehwerbemarkt und die negativen Folgen der Terroranschläge vom 11. September gebremst.
      Das geht aus dem heute veröffentlichten Neun-Monats-Bericht der ProSiebenSat.1-Gruppe hervor. Das
      Unternehmen erzielte zum 30. September 2001 einen Konzernumsatz in Höhe von 1,419 Mrd Euro nach 1,486
      Mrd Euro im Vorjahreszeitraum. Dies entspricht einem Rückgang von 4,5 Prozent.

      Aufgrund einer Vielzahl von Maßnahmen zur Kostenkontrolle konnten die Umsatz verluste in Höhe von 67,2
      Mio Euro auf der Ergebnisseite jedoch annähernd zur Hälfte ausgeglichen werden: Das Konzernergebnis vor
      Steuern ging nur um 30,8 Mio Euro von 65,4 Mio Euro auf 34,6 Mio Euro zurück. Der Konzernüberschuss
      betrug in den ersten drei Quartalen 22,3 Mio Euro nach 30,6 Mio Euro im Vorjahreszeitraum. Das
      DVFA/SG-Ergebnis je Aktie sank um 33 Prozent auf 0,10 Euro. Der Cash-flow nach DVFA/SG betrug 844,3 Mio
      Euro. Das EBIT-Ergebnis erreichte 67,1 Mio Euro nach 93,6 Mio Euro. Das EBITDA-Ergebnis lag mit 113,5 Mio
      Euro 21 Prozent unter dem Vorjahreswert.

      ^Ansprechpartner: Dr.Torsten Rossmann, Konzernsprecher ProSiebenSat.1 Media AG, Medienallee 7,
      D-85774 Unterföhring Tel.: +49 [89] 95 07-11 80, Fax: +49 [89] 95 07-11 84 email:
      Torsten.Rossmann@ProSiebenSat1.com Pressemitteilung online: www.ProSiebenSat1.com°

      Ende der Ad-hoc-Mitteilung

      DGAP 24.10.2001 ^WKN: 777 117; Index: MDAX Notiert: Amtlicher Handel in Frankfurt; Freiverkehr in Berlin,
      Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München und Stuttgart°


      24.10. - 07:59 Uhr

      ----------------------------------------------

      Kommentar:

      In diesen Zahlen sind praktisch keine Auswirkungen der Terroranschläge vom 11.9. enthalten. Trotzdem ist der Einbruch schon in den 9-Monats-Zahlen weit größer, als in der Gewinnwarnung vom 28.9. für das Gesamtjahr unter Hinweis auf die Terroranschläge prognostiziert (48% statt 30% Rückgang des EBT)!
      Die Zahlen des 3.Quartals alleine sind eine Katastrophe.

      Zur Erinnerung noch mal der Beginn der Gewinnwarnung vom 28.9.01
      -----------------------------------------------------------------

      München, 28. September 2001. Nach den verheerenden
      Terroranschlägen in New York und Washington hat die
      ProSiebenSat.1-Gruppe ihre Prognosen für das Geschäftsjahr 2001
      revidiert. Im Vergleich zum Rekordjahr 2000 rechnet das Fernsehunter-
      nehmen jetzt mit einem Umsatzrückgang von vier Prozent. Der
      Jahresüberschuss wird voraussichtlich um rund zehn Prozent, EBIT und
      EBITDA um rund 20 Prozent niedriger als im Vorjahr ausfallen. Das
      Ergebnis vor Steuern wird um rund 30 Prozent sinken. Bisher war die
      ProSiebenSat.1-Gruppe trotz eines schwierigen Marktumfelds davon
      ausgegangen, das Konzernergebnis vor Steuern dank eines straffen
      Kostenmanagements auf dem Vorjahresniveau halten zu können. Das
      Unter- nehmen hatte ursprünglich einen Netto-Rückgang des
      Fernsehwerbemarkts um zwei bis drei Prozent für das Gesamtjahr
      2001 erwartet.
      Avatar
      schrieb am 24.10.01 23:22:43
      Beitrag Nr. 66 ()
      Wieviel schlechter als die Erwartungen die Zahlen ausgefallen sind, sieht man an der folgenden Prognose (die erst heute bei gatrixx erschien); in eckigen Klammern setze ich die tatsächlich erreichten Zahlen dazu::
      ________________________________________________________________________

      ProSiebenSat.1: Untergewichten

      Die Analysten vom Helaba Trust bewerten die Aktie der ProSiebenSat.1 Media AG mit „Untergewichten“.

      Die ProSiebenSat.1 Media gebe am 24. Oktober Zahlen für das dritte Quartaldes laufenden Geschäftsjahres
      bekannt, so die Analysten. Das Unternehmen habe 98% seiner Umsätze direkt aus Werbeeinnahmen
      generiert. Laut den Analysten waren diese in Deutschland zuletzt stark rückläufig. So seien die Ausgaben für
      TV-Werbung im September um 10,6% gefallen. Entsprechend würden die Quartalsergebnisse von dem
      schwierigen ökonomischen Umfeld geprägtsein. Die Analysten erwarten für die ersten neun Monate einen
      Umsatz von 1,45Mrd. [1,42 Mrd] EUR (VJ: 1,49 Mrd. EUR, % gg. VJ: -2,4 [-4,5%]) und ein Vorsteuerergebnis von
      58 Mio.[35 Mio.] EUR (VJ:65,4 Mio. EUR, % gg. VJ: -11,3 [-47%])
      . Insbesondere der Sender Sat.1 dürfte
      weiterhin enttäuschende Zahlen liefern; aber auch Pro Sieben habe zuletzt Probleme angedeutet,
      seine Marktanteile zu behaupten.

      Daher stufen die Analysten von Helaba Trust die Aktie der ProSiebenSat.1 Media AG - auch vor dem
      Hintergrund der geplanten Fusion mit Kirch Media –in ihrem Rating weiter auf „Untergewichten“ ein.

      24.10. - 10:17 Uhr
      Quelle: Finance-Online
      Avatar
      schrieb am 25.10.01 10:09:00
      Beitrag Nr. 67 ()
      Aus der FTD vom 25.10.2001
      www.ftd.de/prosieben-sat1

      Sat 1 bereitet Kirchs TV-Gruppe Kummer
      Von Thomas Clark, Hamburg

      Hausgemachte Probleme mit Sat 1, eine schlechte Werbekonjunktur sowie die unmittelbaren Auswirkungen der Terroranschläge in den
      USA führten zu einem deutlichen Ertragseinbruch beim Fernsehkonzern Pro Sieben Sat 1 Media.


      Das börsennotierte Unternehmen, zu dem neben Sat 1 und Pro Sieben auch Kabel 1 sowie der Nachrichtensender N
      24 gehören, musste in den ersten neun Monaten einen Umsatzrückgang von 4,5 Prozent auf 1,42 Mrd. Euro
      hinnehmen. Weil bei TV-Sendern zahlreiche Fixkosten anfallen, fiel der Gewinn vor Steuern gar um 47 Prozent auf
      34,6 Mio. Euro.

      Die Zahlen belegen, dass Pro Sieben Sat 1 von der Werbeflaute stärker betroffen ist als die Fernsehbranche an sich.
      Denn laut Marktforschungsinstitut AC Nielsen sank der Werbeumsatz aller TV-Sender in Deutschland im gleichen
      Zeitraum nur um 3,2 Prozent.

      Dass sich der Kurs der Pro-Sieben-Sat-1-Aktie trotz der schlechten Zahlen mit rund 6,5 Euro kaum veränderte, liegt
      daran, dass der Fernsehkonzern Anleger und Analysten bereits Ende September über die eklatanten
      Ertragsrückgänge warnte. Vor einem Jahr lag der Kurs noch bei 35 Euro.

      Für das Gesamtjahr gab das Management damals einen Umsatzprognose von vier Prozent bekannt. Daran halte man
      weiterhin fest, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Das dritte Quartal mit seinen Sommermonaten sei auf Grund der
      "Saisonalität des Fernsehmarktes" immer besonders schwach.

      Sat 1 wird Dauer-Sorgenkind

      Durchgehend schwach ist die wirtschaftliche Entwicklung von Sat 1 in diesem Jahr. Der Sender entpuppt sich langsam zum Dauer-Sorgenkind
      der Gruppe, denn weder ein im Sommer eingeführtes neues Logo und Design noch eine Programmreform haben sich bislang bezahlt gemacht.
      Sat 1 hat seine Verluste im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht.

      Der Berliner Sender gehört erst seit knapp einem Jahr zur Münchner Pro-Sieben-Gruppe. Als Mehrheitseigentümer beider Gesellschaften hat
      der Medienunternehmer Leo Kirch diese zu einer so genannten Senderfamilie zusammengeführt.

      Rückblickend stellt sich die Frage, ob die verbleibenden Pro-Sieben-Aktionäre ohne Sat 1 nicht besser dran wären. Ein Sprecher des Konzerns
      weist das zurück. Mit Sat 1 habe die Gruppe ihre Gesamtposition gestärkt, eine Einzelbetrachtung der Sender würde hier nicht ausreichen. Mit
      konkreten Zahlen wollte er diese Ansicht jedoch nicht belegen.

      Tatsächlich bleibt offen, wie sich die Pro-Sieben-Gruppe ohne Sat 1 entwickelt hätte. Fest steht, dass die Rendite vor der Fusion deutlich
      besser war. Und fest steht auch, dass sich der Sender Pro Sieben gegen den Markttrend in den vergangenen neun Monaten verbessert hat.

      Pro Sieben Sat 1 soll Mitte 2002 mit seiner Muttergesellschaft Kirch Media fusionieren. Inwieweit sich der schwache Aktienkurs auf die
      Bewertung von Pro Sieben Sat 1 auswirkt, konnte ein Sprecher nicht genau sagen. Derzeit liefen die Vorbereitungen für zwei
      Bewertungsgutachten.
      Bei der Kirch Media war bis Redaktionsschluss zur Beantwortung dieser Frage niemand erreichbar.

      Was die Werbeausfälle durch die Terroranschläge betrifft, beziffert Pro Sieben Sat 1 allein die Stornierungen in der ersten Woche mit 15 Mio. Euro.
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 01:27:30
      Beitrag Nr. 68 ()
      Diese Zahlen - ein Desaster !

      Für diese Zahlen kann man bin Laden wirklich nicht verantwortlich machen. Wenn sich die Zahlen im 4. Quartal so weiterentwickeln würden allein aufgrund der Anschläge wie in den letzten 3 Wochen im Q3, dann gute Nacht zusammen !

      Soviel zu unserer kleinen Unterhaltung zu Beginn dieses Threads ;)

      Gruß Mogul
      Avatar
      schrieb am 28.10.01 11:21:59
      Beitrag Nr. 69 ()
      @ boersenmogul

      Dieser Ansicht haz sich ja auch R. Sopella von W:0 angeschlossen:

      -------------------------------
      ProSieben will Aktionäre für dumm verkaufen

      Eigentlich hätte es keine Überraschung mehr geben dürfen. Die Zahlen der ProSiebenSat.1-Gruppe wurden nach der drastischen Gewinnwarnung vor einem Monat ohnehin schwach erwartet. Wir mussten uns leider eines Besseren belehren lassen.

      Die Zahlen der ersten neun Monate waren noch schlechter als befürchtet. Der Umsatz ging um 4,5 Prozent zurück, der Vorsteuergewinn brach um fast 50 Prozent ein. Allein im dritten Quartal schreibt das Medienunternehmen einen Vorsteuerverlust von 54,4 Mio. Euro bei einem Umsatz von 391 Mio. Euro. Schuld an der Misere sind natürlich die Folgen der Terroranschläge in den USA.

      Wie sollte es auch anders sein? „Das Quartal war geprägt durch ein schwieriges Werbeklima und durch die Folgen der Terroranschläge in den USA“, will uns ProSieben-Chef Urs Rohner weismachen. „Der Geschäftsbereich Fernsehen war davon vor allem betroffen“ - Und dort natürlich ganz besonders der Sender Sat1. Die böse lahmende Konjunktur und die Terroranschläge haben das Ergebnis des Berliner Senders verhagelt! Nicht etwa das Quotendesaster der Fußballsendung „ran“, der durch die neue Sendezeit die Zuschauer und damit die Werbekunden weggelaufen sind. Zur Erinnerung: Die Terroranschläge ereigneten sich am 11. September. Das dritte Geschäftsquartal beinhaltet die Monate Juli, August und September. Nur ein Sechstel dieses Zeitraumes ist von den Folgen der Terroranschläge betroffen! Nicht auszudenken, wie das vierte Quartal der Gruppe aussehen wird, wenn sich die Terroranschläge schon in diesem kurzen Zeitraum so drastisch auswirken.

      Urs Rohner versucht sich hinter dem Terror zu verstecken und die Aktionäre für dumm zu verkaufen. Nicht mehr und leider auch nicht weniger.

      Autor: Robert Sopella (© wallstreet:online AG),12:48 24.10.2001
      Avatar
      schrieb am 28.10.01 23:30:34
      Beitrag Nr. 70 ()
      Ich bin zwar nicht Robert Sopella, aber an das Desaster mit "ran" mußte ich auch zuerst denken.

      Es ist aber nicht nur das. Wenn man sich so umhört, sind viele Leute spezielle mit SAT1 sehr unzufrieden. Dies äußere sich darin, daß Sat1 sehr oft Serien auf andere Sendeplätze verschiebt oder stillschweigend beendet, oft mitten in einer Staffel. Ich kann das nicht belegen und weiß auch nicht, ob und wie es sich auf die Zuschauerzahlen auswirkt.

      Schande über Sat1, wenn da aber tatsächlich was dran ist. Gesund kann das nicht sein...;)

      Gruß Mogul
      Avatar
      schrieb am 29.10.01 11:16:55
      Beitrag Nr. 71 ()
      Versteht das jemand? ;)
      _____________________________________________

      ProSiebenSat.1 Media: Market Outperformer

      Die Analysten aus dem Hause Goldman Sachs bezeichnen die Aktie des deutschen
      Broadcastingunternehmens ProSiebenSat.1 Media als ,,Market Outperformer".

      Die Analysten seien der Meinung, dass die Unsicherheiten bezüglich der geplanten Fusion mit Kirch
      Media weiterhin bestehen
      bleiben würden. Der Umsatz in den ersten neun Monaten des laufenden
      Geschäftsjahres sei auf 1,419 Mrd. Euro - nach 1,486 Mrd. Euro im Vorjahr - gefallen, was einen Umsatz
      für das dritte Quartal von minus 9% im Jahresvergleich impliziere. Der Gewinn vor Steuern für die
      vergangenen neun Monate habe 34,6 Mio. Euro betragen. Somit hätten die Zahlen unter den
      Konsensschätzungen und auch unter den Erwartungen der Analysten gelegen. Im Gesamtjahresausblick
      ergebe sich aus Unternehmenssicht ein um 4% niedrigerer Umsatz sowie ein um 30% niedrigerer Gewinn
      vor Steuern. Aus Sicht der Analysten sei mit einem Umsatz von minus 7,3% und mit einem
      Vorsteuergewinn von minus 50% zu rechnen
      . Bei einem aktuellen Aktienpreis in Höhe von 6,32 Euro
      prognostiziere man einen Gewinn je Aktie für 2001 von 0,43 Euro und für 2002 von 0,34 Euro.

      Nach Angaben von Goldman Sachs gestalte sich die Bewertung der Aktie von ProSiebenSat.1 Media
      noch recht schwierig
      . Erst nachdem die Fusion über den Tisch sei, könne man genauere Aussagen
      machen. Solange erachten die Analysten das Votum ,,Market Outperformer" als angebracht.

      ---------------------------------------------------------------

      Kommentar:
      Die Analyse kann ich fast zur Gaenze nachvollziehen. Insbesondere glaube ich auch, dass die letzten reduzierten Prognosen fuer das Gesamtjahr sehr deutlich verfehlt werden. So weit, so gut.
      Aber wie kommt man dann auf die Charakterisierung "Market Outperformer"?
      ;)
      Avatar
      schrieb am 29.10.01 18:07:13
      Beitrag Nr. 72 ()
      Ist ein Schreibfehler, garantiert !
      Dem Text nach kann es sich hierbei nur um einen "Underperformer" handeln.

      Im Hause Goldman Sachs scheint eben der Fehlerteufel umzugehen. Heute kam ein Korrekturdruck der Warrant News Oktober 01 per Post mit dem Hinweis, daß manche Index-OS falsche Laufzeitangaben enthalten.... :laugh:

      Wer damit arbeitet und heute noch keine Post bekam, sei hiermit vorab "gewarnt".

      Gruß Mogul
      Avatar
      schrieb am 02.11.01 08:13:24
      Beitrag Nr. 73 ()
      SPIEGEL ONLINE - 01. November 2001, 11:56
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,165552,00.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,165552,00.html

      Premiere World

      Kirchs D-Box fliegt in den Abfalleimer


      Weil die Schulden drücken, trennt sich Leo Kirchs Bezahlfernsehen Premiere World vom teuren Decodergeschäft.
      Das Ende der umstrittenen D-Box soll pro Jahr eine halbe Milliarde Mark einsparen. Die Suche nach sicheren
      Erlösquellen wird dadurch umso dringlicher.

      München - Inhalte statt Technik und runter mit den Kosten: Das sind die Leitlinien des neuen
      Premiere-Chefs Ferdinand Kayser, der vor kurzem den Posten des glücklosen Manfred Puffer übernahm.
      Deshalb hat nun das Digital-TV-Decodergerät D-Box ausgedient, das Nokia im Auftrag der Münchener
      hergestellt hat.

      Premiere sei kein Spezialist für Unterhaltungselektronik, andere Hersteller sollten die Decoder herstellen
      und vermarkten, sagte Kayser dem "Handelsblatt". Eine radikale Kehrtwende. Bisher hatte die
      Kirch-Tochter das Ziel verfolgt, alle Dienstleistungen und Produkte rund ums Digital-Fernsehen selbst
      anzubieten.

      Premiere-Werbung wird noch aggressiver

      Weil der Pay-TV-Kanal im letzten Geschäftsjahr operative Verluste von 1,6 Milliarden Mark schrieb, wird
      in München derzeit hektisch umstrukturiert, an Konzepten gefeilt und in den Chefetagen umbesetzt.
      Marketing-Chefin Martina Brenner muss nach nur einem Jahr gehen.

      Die neue Werbekampagne vor Weihnachten solle "offensiver und aggressiver werden", sagte Kayer. In wenigen Wochen wird
      Premiere zudem einen neuen Technik-Chef bekommen - den bisherigen Nokia-Manager Helmut Stein. Erstmals verhandelt
      Premiere mit Hotels und Gaststätten über die Übertragung von Sportereignissen vor großem Publikum.

      Leo Kirchs Geduld schwindet

      Medienunternehmer Leo Kirch und Rupert Murdoch, der ebenfalls an Premiere beteiligt ist, erwarten rasche Erfolge. Bis 2004
      soll der Pay-TV-Anbieter die Gewinnzone erreichen, außerdem muss Kayser auf Wunsch Kirchs die Zahl der Abonnenten von
      derzeit 2,2 Millionen auf über vier Millionen steigern.

      Noch vor Weihnachten will Kayser seinen Abonnenten einen E-Mail-Dienst anbieten. Außerdem wolle Premiere
      Teleshopping-Angebote aufbauen und Spiele am Bildschirm ermöglichen. Kayser verspricht: "Die neuen interaktiven Dienste
      werden uns bis Mitte nächsten Jahres einen deutlichen Schub geben." Wenn nicht, dürfte das den Unmut von Kirch und
      Murdoch erregen. Die kurze Amtszeit seines Vorgängers Puffer ist für Kayser sicher eine Mahnung.


      -------------------------------------------------------

      Kommentar:

      Dass die Probleme von Premiere nicht nur indirekt mit dem Thema dieses Threads zu tun haben, wurde durch das Bundesliga-Sat1-Desaster deutlich vor Augen geführt: Derzeit hat eine Rettung von Premiere (und seines pay-TV-Monopols) für Kirch höchste Priorität. Dies könnte den gesamten Konzern ins Wanken bringen.
      Avatar
      schrieb am 02.11.01 23:38:26
      Beitrag Nr. 74 ()
      Neuer Ärger für Kirch und ProSiebenSat1

      Auf Leo Kirch kommen neue Problem zu: Der britische Anbieter von Satelliten TV
      BSkyB will die Kirch-Holding dazu zwingen, die Anteile der Briten an Kirchs
      defizitären Pay-TV zurück zu kaufen. Nach Angabe der Briten besteht das "Recht
      zur Ausübung" einer Verkaufsoption ab 1.Oktober 2002. Das ist schlecht für den
      angeschlagenen Medienmogul Kirch, zumal auch Springer ihm im Nacken sitzt. Der
      Verlagt will sich im kommenden Frühjahr von seinem Anteil an ProSiebenSat1
      trennen. Schlecht für Kirch und die ProSiebenSat1-Aktie.

      © 2001 sharper.de
      Avatar
      schrieb am 04.11.01 23:57:46
      Beitrag Nr. 75 ()
      SPIEGEL ONLINE - 04. November 2001, 15:27
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,166045,00.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,166045,00.html

      Da hat zwar jemand Millionen und Milliarden verwechselt - aber das ist auch schon früheren Wirtschaftsministern passiert ;)
      _________________________________________________________________________________

      Premiere World - Murdoch stellt Kirch Ultimatum

      Rupert Murdoch verliert allmählich die Geduld mit dem defizitären Bezahlfernsehen Premiere World. Jetzt soll er Kirch ein
      Ultimatum gestellt haben: Bis Herbst 2002 müssten mehr Abonnenten her, sonst gebe er Kirch seine Anteile zurück.

      München - Der australisch-amerikanische Medienunternehmer Murdoch behält sich seinen Rückzug aus dem
      defizitären deutschen Bezahlfernsehen Premiere World weiter vor. Nach Presseberichten will Murdoch seinen
      22-Prozent-Anteil an Premiere nur halten, wenn bis Oktober 2002 die Abonnentenzahl gesteigert werden könne.
      Sie liegt nach Schätzungen bei derzeit 2,4 Millionen. "Sollten sich die jetzigen Probleme als unlösbar erweisen,
      werden wir unsere Anteile an Herrn Kirch zurückgeben", habe Murdoch vergangenen Freitag in kleinem Kreis in
      London gesagt. Die Rückgabe würde Kirch etwa drei Millionen Mark kosten.

      Ein Sprecher der Kirch-Gruppe sagte am Sonntag dazu, die Frage ob Murdoch aussteige, sei reine Spekulation. "Es
      ist seit langem bekannt, dass Herr Murdoch eine Ausstiegsoption für Oktober 2002 hat." Daran habe sich nichts
      geändert. Natürlich werde er seine Entscheidung von der weiteren Entwicklung der Geschäfte bei Premiere World
      abhängig machen, sagte der Sprecher.

      Die Mehrheit an KirchPayTV hält mit 69,75 Prozent die Kirch Holding GmbH, 22 Prozent entfallen auf BSkyB
      Germany, ein Tochterunternehmen der britischen Pay-TV-Gruppe von Murdoch.

      Murdoch hält es für «durchaus möglich», dass er mit dem Kabelkonzern Liberty Media auf dem deutschen
      Fernsehmarkt aktiv werde. Liberty habe deshalb um einen Gesprächstermin gebeten. Das US- Unternehmen hatte im September einen
      Großteil der Telekom-Kabelnetze mit Zugang zu zehn Millionen Kunden gekauft.
      Avatar
      schrieb am 07.11.01 19:14:50
      Beitrag Nr. 76 ()
      Analyst: Murdoch-Ausstieg bei Premiere bereitet Kirch Probleme




      Ismaning (vwd) - Im Falle eines Ausstiegs des australischen
      Medienunternehmers Rupert Murdoch aus dem defizitären
      Kirch-Pay-TV-Sender Premiere World drohen der Kirch-Gruppe nach Ansicht
      von Analysten Liquiditätsprobleme. Es stellt sich die Frage, wie Kirch einen
      Rückkauf finanzieren kann, meint Harald Wölfle, Analyst bei der
      Baden-Württembergischen Bank
      . Laut Medienberichten will Murdoch seine
      Premiere-Anteile an den Münchener Medienunternehmer zurückgeben, falls
      Kirch die finanzielle Schieflage bei dem deutschen Bezahl-TV-Sender bis zum
      kommenden Jahr nicht beseitigt.

      Kirch-Sprecher Hartmut Schultz wollte sich zu etwaigen finanziellen
      Konsequenzen nicht äußern. Murdoch habe eine vertraglich zugesicherte
      Option, seinen Anteil bis Oktober 2002 zu verkaufen, bestätigte er erneut am
      Montag auf Anfrage. Ob Murdoch aber davon Gebrauch mache, sei noch offen
      und hänge von der weiteren Entwicklung von Premiere ab. Der nach wie vor
      tiefrote Zahlen schreibende Pay-TV-Sender, braucht nach Angaben von Kirch
      rund vier Millionen Abonnenten, um in die Gewinnzone zu gelangen. Derzeit
      sind es jedoch nur rund 2,4 Millionen Kunden.
      Murdoch ist über BSkyB
      Germany mit 22 Prozent an der KirchPayTV GmbH & Co KGaA, Ismaning,
      beteiligt, zu der Premiere gehört.

      Nach Medienberichten hat er für den Einstieg bei dem Sender rund 1,5 Mrd
      EUR in bar und in Aktien bezahlt. Seit langem wird immer wieder über Kirchs
      finanzielle Lage spekuliert. Anfang Oktober hatte der Medienkonzern wegen
      des bevorstehenden Börsengangs der KirchMedia GmbH & Co KGaA,
      Ismaning, erstmals Neunmonatszahlen publiziert und die Verschuldung mit 4,4
      Mrd DEM angegeben. Doch die Gesamtverschuldung des Medienimperiums
      wurde daraus nicht ersichtlich. Derzeit prüft das Berliner Bundesaufsichtsamt
      für Kreditwesen (BAKred) Umfang und Art der Kredite mehrerer Hausbanken
      von Kirch, darunter offenbar auch die Bayerische Landesbank Girozentrale
      (BayernLB)
      . Der Sprecher des Bundesaussichtsamtes für Kreditwesen, Oliver
      Struck, wollte sich zu der aktuellen Untersuchung bei Kirch nicht äußern.

      Die BayernLB soll laut Branchenkreisen auf Druck der Bayerischen
      Staatsregierung unter anderem das Formel-1-Engagement des
      Medienunternehmers finanziert haben.
      Ein Sprecher der Bank wollte dazu keine
      Stellung nehmen. Die BayernLB äußere sich prinzipell nicht über ihre
      Kundenbeziehungen, sagte er. Kirch hatte Anfang Oktober seine Option
      eingelöst, ein Darlehen über 1,07 Mrd USD einschließlich Zinsen in weitere
      Anteile an der Formel-1-Zwischenholding Speed beim angeschlagenen
      Medienkonzern EM.TV & Merchandising AG, Unterföhring, zu wandeln.


      Die HypoVereinsbank (HVB), ebenfalls ein traditioneller Kreditgeber von Kirch,
      ist von der derzeitigen Prüfung nicht betroffen, hieß es aus Bankenkreisen. Bei
      den HVB-Untersuchungen des BAKred, die bereits im Sommer erfolgten und
      kein Ergebnis gebracht hätten, habe es sich um eine "Routineuntersuchung"
      gehandelt. Diese sei bei Krediten an nicht börsennotierte Unternehmen üblich,
      hieß es weiter. +++ Marion Brucker

      vwd/5.11.2001/mbu/sei

      5. November 2001, 18:25

      --------------------------------------------------------

      Kommentar:
      Die 9-Monatszahlen enthielten noch nicht die Speed-Schulden. Die wirkliche Verschuldung der KirchMedia betraegt also inzwischen mehr als das doppelte der angegebenen 4,3 Mrd.
      Fuer Kirch koennte es sehr eng werden, wenn neben Springer auch Murdoch aus Premiere aussteigt.
      Avatar
      schrieb am 14.11.01 10:48:35
      Beitrag Nr. 77 ()
      Seltsam diese Kursentwicklung ohne jede Nachricht - oder ist mir da was entgangen?

      Fast 50% in 2 Tagen, das ist auch bei dem positiven Gesamtmarkt viel.

      Avatar
      schrieb am 16.11.01 09:02:30
      Beitrag Nr. 78 ()
      SPIEGEL ONLINE - 15. November 2001, 18:38
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,167883,00.html

      Premiere World

      "Darth Vader" will sich bei Kirch einkaufen



      Der US-Unternehmer John Malone will bei Leo Kirchs verlustreichem Bezahlfernsehen Premiere World einsteigen.
      Für Kirch wäre das ein zweifelhafter Segen: Malone gilt als einer der skrupellosesten Akteure im Mediengeschäft.

      Berlin/Denver - Oberflächlich gesehen wäre Kirch ein bedrohliches Problem los, wenn Malone
      Gesellschafter bei Premiere würde: Er hätte endlich einen Abnehmer für den 22-prozentigen Anteil an
      dem Pay-TV-Unternehmen gefunden
      , den derzeit noch der australische Medienunternehmer Rupert
      Murdoch über BskyB Deutschland hält.

      Murdoch hatte Kirch Anfang November ein Ultimatum gestellt: Wenn es der KirchGruppe nicht gelänge,
      die Abonnentenzahlen bei Premiere deutlich zu steigern, werde er seinen Anteil zurückgeben. Kirch wäre
      vertraglich verpflichtet, die Rückgabe zu akzeptieren und müsste Murdoch rund drei Milliarden Mark
      zahlen. Angesichts der geschätzten Gesamtverschuldung der KirchGruppe von bisher bereits sieben
      Milliarden Mark
      wäre das eine mehr als ärgerliche Pflicht für Kirch.

      John Malone allerdings könnte für Kirch ein noch schwierigerer Partner werden als Murdoch - das deutet
      schon Malones Spitznahme "Kabel Cowboy" an. Der frühere US-Vizepräsident Al Gore verglich Malone gar
      mit dem Star-Wars-Schurken "Darth Vader". Der Chef des Unternehmens gilt als Star im Geschäft mit
      TV-Kabeln, das er Anfang der siebziger Jahre mit seiner damaligen Firma Tele-Communications (TCI)
      aufbaute.

      Am Donnerstag bestätigte ein Sprecher von Malones Unternehmen Liberty Media gegenüber Bloomberg, Malone und Murdoch
      seien weitgehend handelseinig über den Anteilsverkauf. Allerdings werde über den genauen Preis des Premiere-Pakets weiter
      verhandelt. Murdoch kann seine Anteile nach Einschätzung von Branchenkennern jedoch nur dann an Malone verkaufen, wenn
      Kirch zustimmt.

      Der Erwerb der Murdoch-Anteile an Premiere World könnte ein Teil der Großeinkaufstour in Deutschland
      sein, die der Kabeltycoon Malone in diesem Jahr begonnen hat. Erst Anfang des Monats hatte er ein
      Geschäft mit der Deutschen Bank beschlossen, die ihm den größten Teil ihres Kabelfernseh-Unternehmens
      Tele-Columbus abtritt.

      Der Deutschen Telekom hatte Liberty im September sechs der neun Kabelnetze für 5,5 Milliarden Euro
      abgekauft. Ende kommenden Jahres will das Unternehmen allen seiner zehn Millionen Kabelhaushalte
      Empfangsgeräte für das digitale Fernsehen schenken. Zusätzlich zu den bestehenden Kabel-Programmen
      will Liberty zunächst rund 40 digitale Programme und einen Hochgeschwindigkeitszugang zum Internet
      über das Fernsehen anbieten.

      Unter anderem für Verhandlungen über die Zukunft des TV-Kabelnetzes in Deutschland ist Malone - trotz
      seiner bekannten Flugangst - am Donnerstag nach Berlin geflogen, wo er auch mit Kanzler Gerhard
      Schröder zusammentraf. Auch mit Leo Kirch, der in Berlin vor dem Spendenausschuss des Bundestages
      über Spenden an Helmut Kohl aussagte, kam der Amerikaner nach Insider-Berichten zusammen.

      Vieles deutet momentan darauf hin, dass auch Kirch dem Murdoch-Malone-Deal zustimmt. Die
      Nachrichtenagentur dpa erfuhr aus Verhandlungskreisen, die Gespräche stünden kurz vor dem Abschluss.
      Die KirchGruppe bestätigte immerhin, dass mit Malones Liberty verhandelt werde. Es sei allerdings vorrangig um mögliche
      Kooperationen zwischen Liberty Media und den Free-TV- und Bezahlsendern der KirchGruppe gegangen, sagte ein
      Kirch-Sprecher. Die Gespräche seien "sehr konstruktiv und sehr positiv" verlaufen. Der Wunsch Libertys an einer Beteiligung an
      Premiere World habe indes nicht im Vordergrund gestanden.

      Branchenkreise glauben, dass ein Einstieg Malones bei Premiere World den Argwohn der Kartellbehörden wecken würde.
      Gleichzeitig wird aber munter darüber spekuliert, warum Malone an einem Einstieg bei Premiere interessiert ist. Schon macht
      das Gerücht die Runde, Malone wolle ganze Teile der KirchGruppe in Liberty Media eingliedern. Das wäre in der Tat eine
      schlechte Nachricht für Leo Kirch. Denn bisher hat der Kabel-Cowboy aus Denver so ziemlich alles erreicht, was er sich
      vorgenommen hat.


      -------------------------
      Kommentar:
      Ist der seltsame Anstieg von Pro7 in den letzten Tagen auf Spekulationen zurückzuführen, Kirch könnte sich die Zwangsfusion jetzt noch mal überlegen? Oder wird spekuliert, mit einem Einstieg Malones bei KirchMedia werde diese Fusion und der Börsengang entschärft?

      Die Schulden von 7 Mrd sind weit untertrieben: Dies ist vielleicht der Stand vom 30.9.01. Allein durch die Übernahme der Mehrheit an Speed sind inzwischen über 5 Mrd hinzugekommen." target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,167883,00.html

      Premiere World

      "Darth Vader" will sich bei Kirch einkaufen



      Der US-Unternehmer John Malone will bei Leo Kirchs verlustreichem Bezahlfernsehen Premiere World einsteigen.
      Für Kirch wäre das ein zweifelhafter Segen: Malone gilt als einer der skrupellosesten Akteure im Mediengeschäft.

      Berlin/Denver - Oberflächlich gesehen wäre Kirch ein bedrohliches Problem los, wenn Malone
      Gesellschafter bei Premiere würde: Er hätte endlich einen Abnehmer für den 22-prozentigen Anteil an
      dem Pay-TV-Unternehmen gefunden
      , den derzeit noch der australische Medienunternehmer Rupert
      Murdoch über BskyB Deutschland hält.

      Murdoch hatte Kirch Anfang November ein Ultimatum gestellt: Wenn es der KirchGruppe nicht gelänge,
      die Abonnentenzahlen bei Premiere deutlich zu steigern, werde er seinen Anteil zurückgeben. Kirch wäre
      vertraglich verpflichtet, die Rückgabe zu akzeptieren und müsste Murdoch rund drei Milliarden Mark
      zahlen. Angesichts der geschätzten Gesamtverschuldung der KirchGruppe von bisher bereits sieben
      Milliarden Mark
      wäre das eine mehr als ärgerliche Pflicht für Kirch.

      John Malone allerdings könnte für Kirch ein noch schwierigerer Partner werden als Murdoch - das deutet
      schon Malones Spitznahme "Kabel Cowboy" an. Der frühere US-Vizepräsident Al Gore verglich Malone gar
      mit dem Star-Wars-Schurken "Darth Vader". Der Chef des Unternehmens gilt als Star im Geschäft mit
      TV-Kabeln, das er Anfang der siebziger Jahre mit seiner damaligen Firma Tele-Communications (TCI)
      aufbaute.

      Am Donnerstag bestätigte ein Sprecher von Malones Unternehmen Liberty Media gegenüber Bloomberg, Malone und Murdoch
      seien weitgehend handelseinig über den Anteilsverkauf. Allerdings werde über den genauen Preis des Premiere-Pakets weiter
      verhandelt. Murdoch kann seine Anteile nach Einschätzung von Branchenkennern jedoch nur dann an Malone verkaufen, wenn
      Kirch zustimmt.

      Der Erwerb der Murdoch-Anteile an Premiere World könnte ein Teil der Großeinkaufstour in Deutschland
      sein, die der Kabeltycoon Malone in diesem Jahr begonnen hat. Erst Anfang des Monats hatte er ein
      Geschäft mit der Deutschen Bank beschlossen, die ihm den größten Teil ihres Kabelfernseh-Unternehmens
      Tele-Columbus abtritt.

      Der Deutschen Telekom hatte Liberty im September sechs der neun Kabelnetze für 5,5 Milliarden Euro
      abgekauft. Ende kommenden Jahres will das Unternehmen allen seiner zehn Millionen Kabelhaushalte
      Empfangsgeräte für das digitale Fernsehen schenken. Zusätzlich zu den bestehenden Kabel-Programmen
      will Liberty zunächst rund 40 digitale Programme und einen Hochgeschwindigkeitszugang zum Internet
      über das Fernsehen anbieten.

      Unter anderem für Verhandlungen über die Zukunft des TV-Kabelnetzes in Deutschland ist Malone - trotz
      seiner bekannten Flugangst - am Donnerstag nach Berlin geflogen, wo er auch mit Kanzler Gerhard
      Schröder zusammentraf. Auch mit Leo Kirch, der in Berlin vor dem Spendenausschuss des Bundestages
      über Spenden an Helmut Kohl aussagte, kam der Amerikaner nach Insider-Berichten zusammen.

      Vieles deutet momentan darauf hin, dass auch Kirch dem Murdoch-Malone-Deal zustimmt. Die
      Nachrichtenagentur dpa erfuhr aus Verhandlungskreisen, die Gespräche stünden kurz vor dem Abschluss.
      Die KirchGruppe bestätigte immerhin, dass mit Malones Liberty verhandelt werde. Es sei allerdings vorrangig um mögliche
      Kooperationen zwischen Liberty Media und den Free-TV- und Bezahlsendern der KirchGruppe gegangen, sagte ein
      Kirch-Sprecher. Die Gespräche seien "sehr konstruktiv und sehr positiv" verlaufen. Der Wunsch Libertys an einer Beteiligung an
      Premiere World habe indes nicht im Vordergrund gestanden.

      Branchenkreise glauben, dass ein Einstieg Malones bei Premiere World den Argwohn der Kartellbehörden wecken würde.
      Gleichzeitig wird aber munter darüber spekuliert, warum Malone an einem Einstieg bei Premiere interessiert ist. Schon macht
      das Gerücht die Runde, Malone wolle ganze Teile der KirchGruppe in Liberty Media eingliedern. Das wäre in der Tat eine
      schlechte Nachricht für Leo Kirch. Denn bisher hat der Kabel-Cowboy aus Denver so ziemlich alles erreicht, was er sich
      vorgenommen hat.


      -------------------------
      Kommentar:
      Ist der seltsame Anstieg von Pro7 in den letzten Tagen auf Spekulationen zurückzuführen, Kirch könnte sich die Zwangsfusion jetzt noch mal überlegen? Oder wird spekuliert, mit einem Einstieg Malones bei KirchMedia werde diese Fusion und der Börsengang entschärft?

      Die Schulden von 7 Mrd sind weit untertrieben: Dies ist vielleicht der Stand vom 30.9.01. Allein durch die Übernahme der Mehrheit an Speed sind inzwischen über 5 Mrd hinzugekommen.[/b]
      Avatar
      schrieb am 18.11.01 20:02:19
      Beitrag Nr. 79 ()
      DER SPIEGEL 47/2001 - 19. November 2001
      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,168277,00.html

      Unternehmer

      Krieg der alten Männer

      Noch wird das kriselnde Pay-TV-Geschäft von Leo Kirch beherrscht. Doch der US-Kabel-Multi John
      Malone lässt keine Zweifel mehr daran, dass er es besser könnte.

      Es sollte ein "Termin zum ersten Kennenlernen" werden. Nichts Besonderes. Medienmanager trifft
      Medienmanager. Leo Kirch im Gespräch mit John Malone. Der Franke, wegen seiner Pay-TV-Abenteuer bei
      Premiere World mit Milliarden von Mark verschuldet, beim ersten Kontakt mit dem großen
      US-Kabelnetzbetreiber aus Denver, dessen Firma Liberty Media selbst in schlechten Börsenzeiten noch mit
      35 Milliarden Dollar taxiert wird.

      Gut eine Stunde saßen die beiden alten Männer am vergangenen Donnerstag
      mit ihrer Entourage in einem Konferenzsaal von Kirchs Sender Sat.1 in
      Berlin-Mitte zusammen. Dann steckte ein nervöser Mitarbeiter dem Kirch-Vize
      Dieter Hahn den Zettel mit einer brisanten Agenturmeldung zu: Liberty Media,
      so war dort zu lesen, plane den Einstieg bei Premiere World, ein Abschluss
      stehe kurz bevor.


      Lachender Dritter in dem gigantischen Medienmonopoly wäre der langjährige
      Malone-Geschäftspartner Rupert Murdoch, der seinen 22-Prozent-Anteil an dem
      hoch verschuldeten deutschen Kirch-Kanal ohnehin abgeben will.

      Gerade erst war das Thema im kleinsten Kreis sondiert worden. Die offenkundig lancierte Agenturmeldung,
      der monatelange Verhandlungen zwischen Murdoch und Malone vorausgingen, wirkte wie ein Schlag ins
      Gesicht.

      Erstmals seit Jahrzehnten musste sich der sonst so gewiefte Kirch wie ein Pennäler gefühlt haben, der
      gerade zwischen zwei weitaus stärkeren Brüdern herumgeschubst wird.
      Erstmals prallten nicht nur die Egos
      der beiden Medienherrscher Kirch und Malone zusammen.

      Auch wurde klar, dass hier zwei Geschäftsmodelle einander gegenüberstehen, die unterschiedlicher kaum
      sein könnten. Und es deutete sich an, wohin das deutsche Pay-TV treiben könnte, von dem die Zuschauer
      bislang allenfalls wissen, dass es erfolglos ist.

      Auf der einen Seite steht Kirch - an der Wand: Seit elf Jahren bringt ihm das Geschäft rund um Decoder
      und Digitales nur Verluste. Mindestens sieben Milliarden Mark sollen es mittlerweile sein
      , munkelt die
      Branche. Allein im vergangenen Jahr kamen rund 1,6 Milliarden Mark Miese dazu, weil es dem sonst so
      geschickten Kirch einfach nicht gelingen will, seinen Kunden ein attraktives Programm zu bieten.

      Nur 2,4 Millionen Deutsche haben derzeit ein Abo: Die Decoder kosteten bislang Miete. Die Technik ist viel
      zu kompliziert. Und die Programmpakete sind mit mindestens 30 Mark pro Monat schon für die Rumpfversion
      vielen schlicht zu teuer.

      Auf der anderen Seite steht der US-Unternehmer Malone - ein Mann, der sich wie Kirch aus kleinen
      Verhältnissen ganz nach oben geboxt hat. Er will seinen deutschen Kunden die kleinen Empfangskisten ab
      nächstem Jahr sogar schenken. Gerade erst zahlte der Mann aus Denver der Telekom rund elf Milliarden
      Mark für einen Großteil von deren Netzen. Jetzt will er sich das Geld so schnell wie möglich wiederholen. Die
      Kunden sollen mit billigen Basis-Programmpaketen gelockt und dann zu zusätzlichen, teureren Offerten
      verführt werden. Mit dieser Strategie will Malone bei den Kunden "zuerst die psychologischen, dann die
      finanziellen" Hemmschwellen überwinden.

      Der Einstieg bei Premiere World brächte ihm gleich an zwei Fronten Geld: Von den TV-Sendern für die
      Verbreitung über seine Netze. Von den Zuschauern fürs Gucken. Bis zum Ende des Jahrzehnts will der
      Amerikaner laut internen Geschäftsplänen acht Millionen zahlende Zuschauer anlocken.

      Die Chancen für Malones verwegenen Plan, die Netze, die Technik, die Inhalte und deren Vermarktung
      künftig in einer - seiner - Hand zu konzentrieren, stehen gut wie nie zuvor. Keiner der anderen Mitspieler am
      Medienmonopoly hat eine große Wahl - weder Kirch noch Murdoch.

      Kirch braucht dringend Geld, nicht erst seit er Murdoch vor zwei Jahren den Anteil an Premiere World
      verkaufte. Für 2,9 Milliarden Mark räumte er dem gebürtigen Australier damals zudem eine riskante Option
      ein: Sollte sich die Geschäftsentwicklung nicht bis Ende 2002 nachhaltig verbessert haben, kann Murdoch
      seine Investition plus Zinsen wieder zurückfordern - insgesamt rund vier Milliarden Mark, die Kirch wohl gar
      nicht hat, Murdoch aber gern möchte.


      Immer wieder deutete er in den vergangenen Monaten an, dass er das deutsche Abenteuer, das ihm die
      Bilanzen verhagelt, beenden wolle. Auch wenn dann neu verhandelt werden müsste, ob die gefährliche
      Option auch auf den nächsten Anteilseigner überginge, wie die Kirch-Seite nun schnell mitteilen lässt.

      "Malone macht gerade echtes Powerplay", so ein hochrangiger Medienmanager, "er will die Grenzen auf dem
      deutschen Markt ausloten."

      Davon konnten sich am Ende vergangener Woche auch deutsche Politiker und Medienwächter ein Bild
      machen: Malones Terminkalender auf seiner ersten Deutschland-Visite nach dem Kabel-Deal glich dem eines
      Staatsgastes: Er traf Bayerns Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) ebenso wie Berlins Regierenden
      Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Sogar Bundeskanzler Gerhard Schröder nahm sich eine Stunde Zeit für
      den neuen Herrscher über das deutsche Fernsehkabel - und das am Tag vor der für ihn so wichtigen
      Vertrauensfrage.

      An seiner Botschaft ließ der selbstbewusste Malone auch dort keinen Zweifel: Er möchte einen möglichst
      großen Teil des brachliegenden deutschen Fernsehkabels für seine digitalen TV-Geschäftsmodelle fit
      machen, und das nach seinen Vorstellungen und möglichst unbehelligt von dem, was er gern abfällig
      "Regulierungskram" nennt.

      Immer wieder mussten amerikanische Medienmanager sich im undurchschaubar scheinenden deutschen
      Paragrafen-, Zuständigkeits- und Länderhoheits-Dschungel geschlagen geben. Ob Disney oder Viacom -
      kaum ein großer Konzern, der hier zu Lande nicht schon Federn ließ. Malone fängt auch das geschickt an.

      So selbstbewusst er am Donnerstag bei Kirch mit der Tür ins Haus fiel, so sicher bewegte sich der
      Unternehmer, zeitweise begleitet von vier Bodyguards mit Knopf im Ohr, auch durch das politische Berlin. In
      seinem Elf-Milliarden-Vertrag mit der Telekom hat der "King of Cable" sich nämlich eine Ausstiegsklausel
      ausbedungen: Sollten sich für ihn ungünstige kartellrechtliche Einschränkungen ergeben, kann er sich von
      dem Deal wieder zurückziehen.

      Kanzler Schröder kann daran nicht gelegen sein. Immerhin ist der Bund noch Hauptaktionär des
      Telefonriesen, und der braucht die Milliarden des US-Investors dringend, um immense Schulden zu tilgen.

      So nutzte Malone seine Visite, um der Politik seine Pläne für eine digitale Vielkanal-TV-Landschaft zusätzlich
      schmackhaft zu machen: Bei seinen Treffen mit Schröder, Wowereit und Stoiber kündigte er neben 10 000
      neuen Arbeitsplätzen für Berlin, Nürnberg und Hamburg neue Technikzentren und München als Ort der Wahl
      für seinen Hauptsitz in Deutschland an - auch räumlich rückt man bei Liberty also nahe an Leo Kirch heran.

      Dort wird dem Management so viel Nähe unheimlich. So unheimlich, dass selbst Kirch, der zeitlebens von
      einem Monopol auf dem Fernsehmarkt träumte, inzwischen auf die Wettbewerbsbehörden hofft. Es gebe, so
      heißt es aus seinem Konzern, "zahlreiche offene kartellrechtliche Fragen". Tatsächlich scheiterte einst ein
      ähnlich gelagertes Joint Venture zwischen Premiere und der Telekom bei der EU-Wettbewerbsbehörde.

      Dennoch, so meinen Experten wie der Berlin-Brandenburger Medienwächter Hans Hege, lägen die Dinge
      diesmal anders: Liberty sei ein US-Unternehmen, es handle sich diesmal also nicht um eine deutsche
      Marktabschottung. Die sich abzeichnende Medienmacht in der Hand Malones sei zwar "sehr problematisch",
      aber nicht dessen Schuld: "Wir bräuchten einfach zwei oder drei Malones mehr, die sich gegenseitig
      Konkurrenz machen." Politisch, so Hege, sei deshalb derzeit kaum mehr zu machen, als "den Zugang für
      Dritte so offen wie möglich zu halten".

      In Kirchs Münchner Chefetage wird bereits diskutiert, die Vermarktung von Premiere künftig zu trennen: Der
      neue Mitspieler Malone, so das Planspiel, könnte den Vertrieb von Premiere im Kabel übernehmen, Kirch
      würde sich vorrangig auf den Satellitenbereich konzentrieren. Da passt es gut, dass Noch-Premiere-Chef
      Ferdinand Kayser zum Jahresbeginn ausgerechnet zum Satellitenbetreiber SES wechselt.

      Um den möglichen neuen Partner nicht vollends zu vergraulen, ließ Malones Europa-Beauftragte, Miranda
      Curtis, Leo Kirch deshalb am Freitag auch flugs eine schriftliche "Entschuldigung" für die
      Schnellschuss-Meldungen vom Vortag zukommen.

      Der Einzige, der es sich momentan aber noch anders überlegen könnte, ist Malone selbst.

      Am Donnerstagabend, als Gastgeber einer gemütlichen Kennenlernrunde für rund 60 Abgeordnete im Berliner
      "Museum für Kommunikation", gab Malone den Anwesenden Anlass für Spekulationen, wie ernst es ihm mit
      dem versprochenen "langfristigen Engagement" in Deutschland wirklich ist. Auf die Frage nach seinen
      Zukunftsplänen antwortete er: "Ich will möglichst viel Zeit auf meiner Ranch verbringen."

      MARCEL ROSENBACH, THOMAS SCHULZ
      Avatar
      schrieb am 22.11.01 21:25:58
      Beitrag Nr. 80 ()
      von Redaktion w :O
      HINTERGRUND: KirchMedia: Die Wahl zwischen Pest und Cholera

      Der mögliche Einstieg von Liberty Media bei Premiere world wäre ein zweischneidiges Schwert

      Sein schönster Traum ist es „einmal ein Monopol zu haben“. Schaut man sich die vereinfachte Darstellung der Unternehmensstruktur der KirchHolding GmbH & Co. KG an, ist man geneigt zu sagen: „Herzlichen Glückwunsch, der Traum ist erfüllt.“

      Der Blick auf die frei zugängliche „vereinfachte Darstellung“ der Konzernstruktur kann einem wahrlich Sorgen bereiten. Gedrängt auf einer DIN A4-Seite werden 81 Unternehmen miteinander verknüpft. Es bedarf schon einiger Mühe durch dieses Dickicht durchzusteigen, wie ein Beispiel aus dem Geflecht der KirchMedia - einer der drei Dachgesellschaften – beweist. So hält KirchMedia 52,52 Prozent an der ProSiebenSat.1 AG. Diese ist wiederum aufgeteilt in die 100-prozentigen Tochtergesellschaften Sat.1, ProSieben, Kabel 1 und N24. Darüber hinaus hält die ProSiebenSat.1 AG 100 Prozent an der SevenOne Media GmbH, an der SevenSenses und den SZM Studios. Zusätzlich gehören 49,9 Prozent der Anteile an der Kirch Intermedia zu ProSiebenSat.1. Unter dem Dach der Kirch Intermedia wurden die ursprünglich zu ProSiebenSat.1 gehörenden Gesellschaften ddp und SevenOne Interactive gebündelt. Zudem gehört die Sport 1 GmbH als Betreiber des Internetportals Sport1 zur Kirch Intermedia. Im September hat Kirch den 25,5 Prozent-Sport1-Anteil des Axel Springer Verlages – an dem Kirch über die Kirch Beteiligungs GmbH 40,08 Prozent hält - zurückgekauft und hält seitdem insgesamt 76,5 Prozent an der Gesellschaft. An der Kirch Intermedia hält übrigens die KirchMedia GmbH 30,1 Prozent der Anteile. Darüber hinaus ist die KirchPayTV GmbH – eine weitere der drei Dachgesellschaften – 20 Prozent an der Kirch Intermedia. Alles klar? – Wohl kaum.

      Angesichts dieser Verflechtungen, die auf den ersten Blick kartellrechtlich bedenklich erscheinen, dürfte es für einige Kirch-Kritiker eine wahre Genugtuung sein, dass ausgerechnet Medienzar Leo Kirch nun zum Bauernopfer in einem gigantischen Machtspiel werden könnte. Der US-amerikanische Mediengigant Liberty Media will offenbar bei Premiere world einsteigen – einem Unternehmen der KirchPayTV GmbH. Dabei geht es um den 22 Prozent-Anteil den bislang der britische Medienkonzern BskyB an dem Bezahlkanal hält. BskyB und sein Chef Rupert Murdoch kokettieren mit der Möglichkeit den Anteil an Premiere world wieder zurück zu geben. Man sei „höchst unzufrieden“ mit der Entwicklung der Abonnentenzahl, heißt es. Premiere arbeitet mit 2,4 Millionen Kunden alles andere als profitabel. Milliardenschwere Verluste werden Jahr für Jahr eingefahren. Von der einstigen Zielgröße von vier Millionen zahlenden Kunden ist man auch Jahre nach dem Sendestart weit entfernt. Diese Größe ist allerdings erforderlich, um profitabel zu arbeiten. Kirch schafft es offensichtlich nicht, den Kunden sein Bezahl-Fernsehen schmackhaft zu machen. 7 Mrd. Mark Verlust soll ihm dieses Geschäft mittlerweile eingebracht haben, munkelt man. Genaues weiß man nicht. Finanzielle Einzelheiten hält Kirch gegenüber der Öffentlichkeit im Verborgenen – er wird schon wissen warum.

      Angesichts dieser Tatsache, käme dem Medienmogul ein Rückzug Murdochs ganz und gar nicht recht. Schließlich müsste Leo Kirch dann das vor zwei Jahren investierte Geld inklusive Zinsen zurückzahlen. Schätzungen zufolge handelt es sich dabei um eine Summe von rund 4 Mrd. Mark. Geld, das auch der potente Leo Kirch nicht so einfach auftreiben kann. Ein Investor käme da eigentlich gerade recht. Liberty Media, das offensichtlich Interesse zeigt, gilt dabei allerdings nicht als der edle Helfer in der Not.

      Für Liberty und dessen Chef John Malone wäre der Einstieg ein weiterer willkommener Mosaikstein auf dem Weg zum Fernsehen aus einer Hand in Deutschland. Schließlich kaufte Malone jüngst der Deutschen Telekom ein Großteil ihrer Netze für rund 11 Mrd. Mark ab. Sein Plan ist einfach: Nach einem Einstieg bei Premiere würde er in Deutschland erheblichen Einfluss auf einen Großteil der Netze, die Technik, die Inhalte und deren Vermarktung nehmen. Dazu will er die von ihm erworbenen Kabelnetze zunächst digital- und damit bezahlfähig machen. Mit Billigangeboten sollen Kunden dann ins Abonnement gelockt werden, bevor sie mit teuren Zusatzangeboten in die Kostenfalle getrieben werden sollen. Kirch würde damit einen großen Teil seiner Macht in Deutschlands Fernsehlandschaft verlieren. Er muss sich nun entscheiden: Ausstieg von Murdoch und Rückzahlung von 4 Mrd. Mark. Oder Übernahme des BskyB-Anteils durch John Malone. – Es ist eine Wahl zwischen Pest und Cholera.

      Doch Kirch wäre nicht Kirch, wenn er nicht schon Pläne schmieden würde, wie es gelingen könnte, Malone bei Premiere einsteigen zu lassen, ohne den Großteil der Fernsehmacht zu verlieren. So wird Medienberichten zufolge bereits darüber nachgedacht Malone die Vermarktung im Kabel-Bereich zu überlassen und sich künftig auf die Vermarktung im Satelliten-Bereich zu konzentrieren. Darüber hinaus – so ist aus dem Mediengeflecht von Kirch angeblich zu hören – gebe es in der Sache Malone ja noch einige kartellrechtliche Bedenken. Es ist schon erstaunlich, dass dieser Hinweis ausgerechnet aus dem Kirch-Imperium kommt.

      Autor: Robert Sopella, 14:50 22.11.01
      Avatar
      schrieb am 22.11.01 22:33:39
      Beitrag Nr. 81 ()
      @ maulaff

      Hast Du rausfinden können, worin die Kooperation besteht?
      Ich konnte in der Hinsicht bei der meldung nichts entdecken.
      Avatar
      schrieb am 22.11.01 22:36:35
      Beitrag Nr. 82 ()
      Sorry - falscher Thread :(
      ---------------------------------------------

      Zu Kirch: Bisher hat er sich aus allen Schwierigkeiten rauswinden können. Trotzdem: jetzt scheint es auch für den alten Fuchs eng zu werden.
      Avatar
      schrieb am 25.11.01 20:54:02
      Beitrag Nr. 83 ()
      ProSiebenSat1-Media dürfte weiter interessant bleiben !

      Der Plan ist klar : Erst erwirbt Liberty Media das Kabelnetz, dann gehts an die eigene Filmeinspeisung für teueres Geld ! Die Amis werden uns schon für´s Bezahl-Fernsehen begeistern ! ;)
      Avatar
      schrieb am 25.11.01 21:05:09
      Beitrag Nr. 84 ()
      @ Naschi

      Das Problem: Pro7Sat1 hat mit dem Bezahlfernsehen nur sehr indirekt zu tun (nämlich dadurch, dass für Kirch Premiere zumindest bisher höchste Priorität hatte und Pro7Sat1 nehmen musste, was übrig blieb).
      Das ändert sich auch nach der Fusion mit KirchMedia nicht: auch dazu gehört Premiere nicht (andernfalls wäre der Kurs auch noch mehr abgestürzt).

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 27.11.01 23:39:24
      Beitrag Nr. 85 ()
      Die Formel 1 kann Kirch sehr teuer zu stehen kommen:
      _____________________________________________________
      SPIEGEL ONLINE - 27. November 2001, 19:10
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,169989,00.html

      Formel 1

      Die Boliden-Bauer steigen aus

      Im Kampf um die Vorherrschaft in der Formel 1 machen die Autokonzerne nun ihre Drohung gegen Leo Kirch und Bernie
      Ecclestone wahr. Bis spätestens 2008 wollen sie mit einer eigenen Rennserie an den Start gehen.

      Turin - Der italienische Autokonzern Fiat, zu dem auch Ferrari gehört, teilte am Dienstag mit, auch BWM,
      DaimlerChrysler, Ford und Renault wollten sich an der Konkurrenz-Serie beteiligen. Die Verträge dieser Konzerne
      zur Teilnahme an der Formel 1 laufen Ende 2007 aus.

      Der Mitteilung zufolge haben sich die Automobilhersteller auf den Aufbau eines Joint-Ventures unter dem Namen
      GPWC Holding verständigt, die seinen Sitz in den Niederlanden haben soll. Der erster Vorsitzende solle der Fiat-
      Generaldirektor Paolo Cantarella sein.

      Die neue Rennserie, die vorerst "New Series" genannt werde, werde für alle Teilnehmer finanzielle Vorteile
      bringen, hieß es. Die Formel 1 wird vom Briten Bernie Ecclestone kontrolliert.

      Es sind vor allem Sorgen um die Zukunft der medien- und werbewirksamen Formel 1, die die Hersteller zu ihrem
      Vorstoß bewegen. Sie fürchten, dass der Medienunternehmer Leo Kirch, der die Mehrheit an der Formel-1-Vermarktungsgesellschaft SLEC
      hält, die Formel 1 künftig ausschließlich im Pay-TV-Kanal Premiere ausstrahlen will.

      Damit könnten Herstellern und Rennställen die Milliarden entgehen, die sie durch die Ausstrahlung im Free-TV einnehmen.
      Fiat,
      DaimlerChrysler und die Partner verlangten in gescheiterten Verhandlungen Garantien dafür, dass die Top-Klasse auch künftig nach
      bewährtem Muster abläuft und nicht kurzfristigen Marktinteressen des Rechtebesitzers unterworfen wird.
      Avatar
      schrieb am 29.11.01 10:47:59
      Beitrag Nr. 86 ()
      Hallo,
      kann mir mal jemand sagen was nun heut wieder passiert ist?! Hab ich was verpaßt?? Die Konsolidierung sollte doch bei ca 7Eu beendet sein (dachte ich). Soo schlimm können auch die Formel1-Entscheidungen nicht für Pro7 sein (dachte ich auch)

      Gruß emes :-(
      Avatar
      schrieb am 29.11.01 18:04:49
      Beitrag Nr. 87 ()
      Da die Autobauer gute Fortschritte bei der Gründung einer eigenen Rennserie machen, ist es irgendwann zu spät für Leo. Dann ist die F1 wirklich nur noch eine leere Hülle, die für dann immer noch gutes Geld "teuer" eingekauft wurde.

      Wenn es soweit kommt, möchte ich wirklich kein Sat1/Pro7/kirchMedia - Aktionär sein.

      Gruß Mogul
      Avatar
      schrieb am 01.12.01 18:27:59
      Beitrag Nr. 88 ()
      Die F1-Geschichte ist ein Grund für den Kursverfall - aber es gibt weitere
      - die miserablen Zahlen von Pro7Sat1, Gewinneinbruch um etwa 50%
      - der schlechte Ausblick auf 2002
      - die bevorstehende Zwangsvereinigung mit KirchMedia
      - deren hohe Schulden (zu den veröffentlichten 4,3 Mrd DM sind inzwischen noch über 5 Mrd aus der Formel-1-Konsolidierung gekommen)
      - die Probleme mit austiegswilligen Großaktionären Springer und Murdoch
      - die Probleme mit ungeliebten Einstiegswilligen (Malone)
      wobei die letzten Punkte das pay-TV betreffen und damit Pro7Sat1 nur mittelbar.
      Im Augenblick scheint allerdings eine Rettung von Premiere und seines Pay-TV-Monopol höchste Priorität bei Kirch zu haben - mit negativen Folgen für seine sonstigen Aktivitäten.

      Natürlich gibt es auch positive Aspekte wie die starke Marktstellung von Kirch (von Lizenzhandel über Sportrechte bis TV-Vermarktung) und seine Seilschaften in der Politik. Aber im Moment überwiegen die negativen Aspekte.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 02.12.01 23:26:24
      Beitrag Nr. 89 ()
      MM teilt mal wieder aus
      Gruß Mogul

      ******************

      Scheinreich

      Leo Kirch (75) hat das Problem aller Spieler: Er kann nicht aufhören. Inzwischen ist der Mann so hoch verschuldet (angeblich zwölf Milliarden Mark), dass die Banken ihn auch gar nicht aufhören ließen, selbst wenn er wollte.


      Leo Kirch und sein auf Pump gebautes Medien-Imperium.

      Die Kirch`sche Art des Wirtschaftens hat den Nachteil, dass sie nicht funktioniert: Das auf Pump gebaute Imperium (Pro Sieben Sat 1 Media, Axel Springer Verlag, Filmhandel) befindet sich quasi seit Gründung im malerischen Zustand des Verfalls.

      So ernst wie heute stand es freilich noch nie: Die Töchter leiden unter der Werbekrise; die Bankenaufsicht prüft die Kredite; für den Ausstieg bei Pro Sieben Sat 1 Media will Springer vereinbarte 1,6 Milliarden Mark; die HypoVereinsbank weigert sich, großzügig Kredite nachzulegen; und nun habe, sagt ein Manager, die Dresdner Bank einen 900-Millionen-Mark-Kredit fällig gestellt.

      Und weiter geht`s: 1999 war Rupert Murdoch mit 22 Prozent bei dem Pay-TV-Sender Premiere eingestiegen. Unter der Bedingung, dass er seine Einlage (mit Zinsen gut 3,6 Milliarden Mark) zurückerhält oder die Mehrheit an Premiere bekommt, falls der Kanal seine Ziele verfehlt. Was er stets tut.

      Murdoch gab Kirch Aufschub ­ gegen dessen Quasi-Kapitulation: "Murdoch hat nicht nur Zugriff aufs Pay-TV", behauptet ein Banker, "sondern auf das Stammhaus selbst."

      Seinen Premiere-Anteil einschließlich dieses Vertragswunderwerks möchte Murdoch ausgerechnet an John Malone weiterreichen. Der besitzt mit der US-Firma Liberty Media mehr als die Hälfte des deutschen Kabelnetzes und hat den schlechtesten Ruf der Szene: Er gilt als einer, der jeden Vertrag beim Wort nimmt.

      Klaus Boldt

      © manager-magazin.de 2001
      Avatar
      schrieb am 03.12.01 08:55:22
      Beitrag Nr. 90 ()
      @ boersenmogul

      Ich hab mich schon lange gefragt, was Murdoch als Gegenleistung für`s Verschieben seiner Option erhalten hat. Er musste sich da ja wohl auf einen Knebelvertrag in der Art einlassen, wie er sie selbst oft genug anderen aufs Auge gedrückt hat (zuletzt noch EM.TV).

      Kirch scheint jetzt seinen Meister gefunden zu haben. Wobei nicht klar ist, wer oder was das geringere Übel für die deutsche Medienlandschaft ist.

      Gruß, rv

      ps: Was meinst Du mit MM? ManagerMagazin oder Murdoch&Malone?
      Avatar
      schrieb am 03.12.01 09:27:21
      Beitrag Nr. 91 ()
      Da ich etwas Propleme hatte, den MM-Artikel vom 24.11. zu finden, hier der link:

      http://www.manager-magazin.de/ebusiness/artikel/0,2828,16920…
      Avatar
      schrieb am 03.12.01 18:44:27
      Beitrag Nr. 92 ()
      hi rv,
      ich meinte natürlich das Magazin - passen tut freilich beides ganz gut. :laugh: Werde demnächst den Link noch mit reinstellen - zumindest klappt es schon mit der Quelle ;)

      Im Fernsehen habe ich am Wochenende eine Äußerung Malones aufgeschnappt: Pay-TV in Deutschland könnte sich ab 3 Euro Monatsgebühr rechnen. Eine Summe, die mit Sicherheit die Mehrheit der Haushalte als Bagatelle gerne bezahlen würde.

      Rein rechnerisch könnte es aufgehen: ein Zehntel der bisherigen Gebühr, dafür 15x mehr Kunden ( soviel TV-haushalte haben wir doch bestimmt ? ).

      Die Frage, welcher von beiden die bessere Wahl wäre erübrigt sich - es gibt keine bessere Wahl. Mir wäre auch als Kunde ein bißchen mehr freier Wettbewerb sympathischer. Kinowelt sieht es bestimmt genauso :D

      Gruß Mogul
      Avatar
      schrieb am 03.12.01 21:51:14
      Beitrag Nr. 93 ()
      @ boersenmogul

      Die Rechnung von Malone kann aber nur ohne Gerätemiete resp. kostenlos gestellte Dekoder aufgehen. Und ob sich dann so viele Leute einen solchen Apparat zulegen?
      Im Rahmen einer Mischkalkulation eines Kabel-Komplettanbieters kann sich eine Monatsgebühr von 6 Euro rechnen: man lässt die pay-TV-Verweigerer die payer subventionieren. Außerdem wird Malone schon dafür sorgen, dass das free-TV-Angebot so schlecht wird, dass am pay-TV kaum ein Weg vorbeiführt.

      Nach dem link hab ich wirklich was gesucht: ich wollte sehen, ob der Artikel insgesamt noch länger ist, aber ich hatte angenommen, er wär aus den letzten 3 Tagen :)

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 04.12.01 12:38:43
      Beitrag Nr. 94 ()
      Aus der FTD vom 3.12.2001
      www.ftd.de/kapital

      Das Kapital: ProSieben Sat1 ist ein Call auf die Güte Leo Kirchs

      Aller schlechten Dinge sind drei. Die Gewinnwarnungen von ProSieben Sat1 werden langsam noch langweiliger als das Programm der Kirch-Sender.
      Spätestens
      nach den jüngsten Zahlen von ACNielsen war klar, dass die Werbewirtschaft tief in der Rezession steckt.

      Der Einbruch der deutschen Fernsehwerbeeinnahmen von 8,6 Prozent im Oktober lässt vermuten, dass Pro Sieben die Risiken weiter unterschätzt. Aber das operative
      Geschäft von ProSieben ist inzwischen ohnehin nebensächlich für den Aktienkurs. Gemessen daran wäre die Firma günstig. Der Unternehmenswert scheint beim 1,1fachen des
      laufenden Umsatzes und dem elffachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern, und Abschreibungen (Ebitda) zu liegen. Internationale Medienriesen kommen im Schnitt auf den
      dreifachen Umsatz und das 14fache Ebitda, kleine europäische Mitbewerber sogar auf noch höhere Bewertungen. Nur die ebenfalls recht undurchsichtigen Fernsehsender
      Mediaset und TF1 sind ähnlich günstig. Aber die Betonung liegt auf "scheint". Als aufrechtes Mitglied der Kirch-Familie hat ProSieben zum dritten Quartal keine Bilanz
      vorgelegt, sondern nur Eckdaten. Der aktuelle Unternehmenswert (Marktkapitalisierung plus Nettoverschuldung) lässt sich also nicht genau bestimmen.

      Hauptsorge der Anleger bleibt, dass ihnen bei der geplanten Verschmelzung von ProSieben und Kirch Media im kommenden Jahr zwecks Tilgung der Kirch-Schulden tief in die
      Tasche gegriffen werden wird. Ohne die Formel 1 hatte Kirch Media im ersten Halbjahr 2,2 Mrd. Euro Schulden, mit ihr gut das Doppelte.
      Der geschätzte
      ProSieben-Unternehmenswert liegt bei etwa 2,2 Mrd. Euro.

      Leo Kirch kontrolliert sowohl Pro Sieben als auch Kirch Media. ProSieben ist der Hauptkunde von Kirch Media. Bei der Bewertung der Rechte von Kirch Media, etwa an der
      Weltmeisterschaft und der Formel 1 gibt es deshalb große Ermessesnspielräume. Da muss man viel Vertrauen in die begutachtenden Wirtschaftsprüfer haben, um auf ein faires
      Ergebnis zu hoffen.

      Einziger Trost ist, dass Gewinnwarnungen kaum mehr erschüttern. Auch wenn ProSieben 2002 bei schlechten Nachrichten neu zu zählen beginnt, wird das Augenmerk der
      Anleger weiter Kirchs Schuldenberg gelten. Es bleibt Überzeugungsarbeit zu leisten: Der erste Schritt wäre eine offenere Information. Denn bis klar ist, dass die Schulden nicht
      zu ProSieben wandern, ist die Firma eigentlich mit null zu bewerten
      - plus eine Option auf ansehnliche Reichtümer, falls Kirch sich als Aktionärsfreund entpuppt. Schließlich war
      er auch bei der Fusion von Pro Sieben und Sat 1 fair - anders als etwa bei EM.TV.


      -----------------------------

      Kommentar:
      - Wenn diese Fusion Kirchs letzter Rettungsanker ist, kann man kaum Fairness erwarten. Die einzige Hoffnung ist, dass Kirch noch nicht gezwungen ist, die Kuh zu schlachten
      - Fair war er nie, wenn es um Interessenabwaegung zwischen senem Lieblings- und Sorgenkind Premiere und Pro7Sat1 ging. Schliesslich bezahlen da ja auch die Aktionaere mit zur Kasse gebeten werden
      - Erstmals wird in der Presse darauf hingewiesen, dass zu den ausgewiesenen Schulden noch 5 Mrd DM aus der Formel 1 kommen. Der Zeitpunkt der F1-Uebernahme war geschickt gewaehlt - unmittelbar nach dem Stichtag fuer die ausgewiesenen Zahlen
      - Bei Veroeffentlichung dieser Zahlen war die Uebernahme laengst vollzogen. Trotzdem fehlte jeder Hinweis darauf, dass sich die Schulden von KirchMedia inzwischen mehr als verdoppelt hatten. Dies laesst bezueglich Transparenz nichts Gutes erwarten.

      Gruss, rv
      Avatar
      schrieb am 10.12.01 07:52:31
      Beitrag Nr. 95 ()
      SPIEGEL ONLINE - 08. Dezember 2001, 11:03
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,171835,00.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,171835,00.html

      Angriff auf Kirch

      Der Druck wächst stündlich

      Der deutsche Medienmarkt im Visier ausländischer Konzerne: Während sich der Amerikaner Malone die Kabelnetze greift, will der Australier Murdoch offenbar die Kirch-Gruppe übernehmen. Schon in der kommenden Woche, so fürchten Kirch-Manager, könne es zur Attacke kommen.

      In der Münchner Firmenzentrale von Leo Kirch, wo man Murdochs Vorstoß offiziell noch als "reine Spekulation" abtut,
      werden bereits Optionen durchgespielt, wie ein Angriff des Australoamerikaners und seines Medienkonzerns News Corp.
      abgewehrt werden kann. Der Druck, so heißt es im Unternehmen, wachse stündlich. Murdochs plötzliches Vorpreschen
      wird bei Kirch in engem Zusammenhang mit der von John Malone und Liberty Media angestrebten Übernahme
      wesentlicher Teile des deutschen Kabelnetzes gesehen: Jetzt werde der britisch-australisch-amerikanische
      Schlachtplan zur Übernahme des deutschen und europäischen Medienmarktes deutlich, heißt es in München.

      Als Speerspitze seines Angriffs nutzt Murdoch mit seinem finanzkräftigen Hauptinvestor Malone im Hintergrund die
      Gläubigerbanken der Kirch-Gruppe
      : Sie sollen den hoch verschuldeten Kirch dazu bewegen, den kapitalstarken Murdoch
      ins Boot zu lassen. Bei Kirch ist von "Angst" vor mangelnder Loyalität der Banken die Rede und von einem "neuen Spiel".
      Nun ist die Kirch-Gruppe hektisch bemüht, die Gläubigerbanken von einem Lagerwechsel abzuhalten und gleichzeitig
      neue Finanzmittel aufzutreiben.


      Eine Übernahme des Kirch-Konzerns würde Murdoch, der schon 22 Prozent an Premiere hält, zum mächtigsten Mann
      der europäischen TV-Branche machen - und den Amerikaner Malone seinem Ziel näher bringen, auch in Europa möglichst schnell zu einem
      führenden Medienanbieter Zu werden.

      ----------------------------
      Fast möchte man schadenfroh reagieren, wenn Kirch jetzt mit seinen eigenen Waffen geschlagen wird. Zimperlich ist er mit Konkurrenten noch nie umgegangen.
      Ob eine Machtübernahme von Murdoch oder gar Malone allerdings positiv für den deutschen Medienmarkt wären, kann man bezweifeln. Da würde dann doch nur Beelzebub vom Teufel das Sagen übernehmen.
      Avatar
      schrieb am 10.12.01 08:13:55
      Beitrag Nr. 96 ()


      SPIEGEL ONLINE - 10. Dezember 2001, 07:53
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,171970,00.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,171970,00.html

      Übernahme-Gerüchte

      Kirch bereitet Abwehschlacht vor

      Für Leo Kirch wird es immer enger. Zeitungsberichten zufolge will Medienmann Rupert Murdoch zusammen mit dem
      Kabelunternehmer John-Malone die KirchGruppe übernehmen - in München bereitet man sich angeblich schon auf die
      Übernahmeschlacht vor.

      München/Sydney - Die News Corporation des australischen Medienunternehmers Rupert Murdoch bereitet nach
      einem Bericht der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" einen feindlichen Übernahmeversuch für die KirchGruppe vor.

      Murdoch arbeite offenbar daran, die Gläubigerbanken der hoch verschuldeten KirchGruppe auf seine Seite zu
      ziehen, heißt es. Dabei gehe er im Tandem mit dem US-Kabelnetzbetreiber Liberty Media vor, der dem
      Unternehmer John Malone gehört. Malone ist einem Anteil von 18 Prozent an der News Corporation beteiligt.

      Entsprechende Branchengerüchte seien am Wochenende von Eingeweihten bestätigt worden. Ein Kirch-Sprecher
      bezeichnete denn Bericht als "Spekulationen, die das Unternehmen nicht kommentiert".

      Hingegen soll sich die KirchGruppe nach einer Meldung der "Financial Times Deutschland" bereits auf eine
      "Abwehrschlacht" vorbereiten. Kirch könnte Unternehmensteile verkaufen, um die eigene Finanzkraft zu stärken,
      schreibt die Zeitung. Die Kirch-Gruppe nehme Murdochs Versuch, die Kontrolle zu übernehmen, sehr ernst, heißt
      es unter Bezug auf Münchener Unternehmenskreise.

      Noch am Freitag hatte Kirch Berichte über Murdochs Übernahmepläne als abwegig dementieren lassen. Seitdem habe es aber
      zahlreiche Hinweise darauf gegeben, dass News Corp tatsächlich aktiv geworden ist, heißt es jetzt.
      Avatar
      schrieb am 10.12.01 11:05:35
      Beitrag Nr. 97 ()
      #1 von Redaktion WO [WO] 10.12.01 09:08:27 Beitrag Nr.:5.079.274 Posting versenden 5079274 KIRCH MEDIA UNTERF. O.N.

      Während auf den Weihnachtsmärkten in ganz Deutschland die Glockenspiele besinnlich läuten, dröhnen bei Leo Kirch die Alarmsirenen. Die Anzeichen, dass News Corp versuchen wird, die Kirch-Gruppe zu übernehmen, verdichten sich.

      Es wird langsam offensichtlich ernst in der möglichen Übernahmeschlacht um die Münchener Kirch-Gruppe. Während aus dem Medienhaus am vergangenen Freitag noch ein entrüstetes Dementi hallte, bereiten sich die Manager nun angeblich bereits auf einen möglichen Angriff von Rupert Murdochs Mediengiganten News Corp vor. Branchenkenner rechnen nun sogar damit, dass ein erster Übernahmeversuch bereits in den nächsten Tagen erfolgen könnte. Frohe Weihnachten wären dann im Hause des Medienzaren Kirch nicht gerade angesagt.


      Dass Leo Kirchs Schicksal in den Händen von Rupert Murdoch und dem Liberty Media-Chef John Malone liegt, hat wallstreet:online bereits in der vergangenen Woche berichtet . Denn das 22-Prozent-Aktienpaket, das Murdoch über die britische BskyB-Gruppe an Kirchs Pay-TV-Sender Premiere world hält, ist mit einer Rücktritts-Option versehen. Demnach müsste Kirch schätzungsweise 4 Mrd. Mark in bar zurückzahlen, wenn bestimmte Zielgrößen im deutschen Bezahlfernsehen nicht erfüllt werden. Eine dieser Zielgrößen dürfte die Abonnentenzahl sein. Die liegt derzeit bei rund 2,4 Millionen. Allerdings sind 4 Millionen nötig, um Premiere profitabel arbeiten zu lassen. Gelingt es Kirch also nicht, bis zum 1. Oktober des kommenden Jahres bei Premiere die Gewinnschwelle zu überschreiten, dürfte Murdoch sein vor zwei Jahren investiertes Geld inklusive Zinsen zurückverlangen. Schließlich hat er sich jüngst des öfteren lautstark über den Verlustanteil beklagt, den BskyB durch das Aktienpaket mittragen musste.

      Dieses Aktienpaket könnte er nun als Druckmittel in einer Übernahmeschlacht einsetzen. News Corp und Liberty Media, die rund 18 Prozent an News Corp hält, haben reges Interesse am deutschen Fernsehmarkt. Nimmt Murdoch die Option wahr, würde er Kirch vor erhebliche Schwierigkeiten stellen. Denn bei der schätzungsweise mit 7 Mrd. Mark verschuldeten Kirch-Gruppe dürfte finanziell eigentlich nichts mehr zu holen sein. Folglich stünde Kirch vor dem Aus. Murdoch und Malone könnten sich die Rosinen aus dem Pleitehaufen herauspicken, oder das Medienimperium ganz aufkaufen.

      Dass Kirch die Zerstörung seines Lebenswerkes verhindern will, liegt auf der Hand. Er muss nun seine Finanzkraft stärken, um sein Imperium gegen den feindlichen Angriff seines einstigen Partners Murdoch zu verteidigen. Seine einzige Möglichkeit dürfte der Verkauf von einigen seiner zahlreichen Beteiligungen sein. Allerdings sind die deutschen „Perlen“ im Kirch-Imperium alles andere als Verkaufsschlager. So warnte der Vorzeige-Fernsehsender ProSiebenSat.1 vor wenigen Tagen zum dritten Mal in diesem Jahr vor weniger Gewinn und Umsatz. Premiere world ist angesichts der mangelnden Akzeptanz des Bezahl-Fernsehens in Deutschland und der um die Hälfte verfehlten Plan-Abonnentenzahl auch nicht gerade prädestiniert für einen lukrativen Verkauf.

      Dennoch bietet sich dem Medienzaren eine Möglichkeit. Schließlich besitzt er rund 25 Prozent an Europas rentabelstem Fernsehsender Telecinco. Ein Verkauf dieser Anteile könnte die Schlinge, die Murdoch immer enger um Kirchs Hals zieht, wieder ein bisschen lösen. Zudem geistert in der Kirch-Gruppe diese Möglichkeit schon seit Längerem durch die Gänge. Schließlich hieß es vor einigen Monaten, dass Kirch sich wieder ganz auf den deutschsprachigen Raum konzentrieren wolle. Allerdings stellt sich hier die Frage, wer dem Münchener das Telecinco-Viertel abkaufen könnte. Hier fallen auf Anhieb zwei Namen ins Gewicht: Rupert Murdoch und John Malone. Diese beiden dürften jedoch kein Interesse daran haben, für Leo Kirch den rettenden Weihnachtsmann zu spielen. Demnach wird das Heilige Fest im Hause Kirch wohl ein „Fest der Hiebe“ statt der Liebe.




      Autor: Robert Sopella (© wallstreet:online AG),09:08 10.12.2001
      Avatar
      schrieb am 10.12.01 13:17:36
      Beitrag Nr. 98 ()
      Servus,

      das ist doch mal eine gute Meldung für das geschundene Anlegerherz. Sicher habt Ihr recht daß der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben wird. Aber bei Lichte besehen: Jetzt endlich muß Kirch (re-)agieren! Er wird sich auf Kernfelder konzentrieren müssen und auf seine Liquidität. Ich (und seine Gläubigerbanken)bin gespannt welches seiner verlustreichen Hobbys er tränenüberströmt schlachten wird. Daß er irgendeines seiner Lieblinge opfern muß steht außer Frage. Aber: egal was er auch tun wird, kann es dem Kurs nur besser gehen. Selbst wenn er nichts macht - als politisch schlechteste variante - wird PRO7 für Institutionelle interessant weil sie in Reichweite von Murdock/Malone gerät infolge Zerschlagung der Kirch-Gruppe. Möglich auch eine Splittung der PRO7-Unternehmen mit nachfolgenden Teilverkäufen durch Kirch selbst um wieder liquid zu werden. Das wäre sicher die übelste Variante für
      uns.
      MfG giaccomo
      Avatar
      schrieb am 10.12.01 16:26:55
      Beitrag Nr. 99 ()
      @ giaccomo

      Ob die Meldung gut ist fuer die Pro7-Aktionaere kann man noch nicht sagen. Sicher nicht, wenn Kirch Anteile abgibt, die dann an der Boerse verscheuert werden (wie z.B. bei EM.TV geschehen). Auch nicht, wenn Pro7Sat1 weitere Lasten uebernehmen muss...
      ------------------------------------------------------------------
      Noch eine weitere Variante zu den Geruechten, diesmal von gatrixx.
      Die "mindestens 7 Milliarden DM Schulden" fuer die KirchGruppe duerften den wahren Wert weit unterschaetzen:
      Bekannt sind 4,3 von KirchMedia (zum 30.9.01). Dazu kommen 5,4 Mrd Speed-Schulden (die wegen der Mehrheit voll konsolidiert werden muessen, aber auch die Anteile von Ecclestone und EM.TV enthalten) und die Schulden von Premiere bzw. KirchPayTV. Zusammen sind das weit ueber 10 Mrd.

      ---------------------------------------------

      KirchGruppe vor Übernahme?

      (gatrixx) Die Kirch-Gruppe rechnet mit einem Übernahmeversuch durch Rupert
      Murdochs News Corp. Der australische Medien-Mogul möchte unter anderem die
      Gläubigerbanken dazu bewegen, Kredite des Medien-Konzerns nicht zu verlängern, will
      die Nachrichtenagentur Reuters erfahren haben.

      In der Zentrale der Kirch-Gruppe werden laut einem Bericht des "Spiegel" schon
      verschiedene Szenarien durchgespielt, wie man sich gegen eine feindlichen Übernahme
      durch Murdoch erfolgreich wehren könnte. Der Münchener Konzern rechne bereits in den kommenden
      Tagen mit einer solchen Attacke, heißt es.

      Zudem könnte Murdoch die Kirch-Gruppe mit einer Ausstiegs-Option unter Druck setzen, die er bei
      Premiere World besitzt, heißt es. Erreicht das defizitäre Pay-TV-Angebot der Kirch-Gruppe bis Herbst
      2002 nicht die festgelegten Ziele, kann Murdoch seinen 22-prozentigen Anteil an der KirchPayTV
      zurückgeben. Und das hieße: Kirch müsste ihm seinen Einstiegspreis plus Zinsen zurückzahlen - rund 2
      Milliarden Euro. Das allerdings könnte für die Gruppe schwierig werden. Sollte Kirch die Forderung nicht
      bedienen können, könnte Murdoch die Kontrolle über den Konzern übernehmen, so die Spekulationen.

      Leo Kirch scheint jedenfalls tief in der Kreide zu stehen: Sein Medienkonzern soll mindestens 7 Milliarden
      Mark Schulden angehäuft haben. Der Verkauf der Anteile an dem spanischen TV-Sender Telecinco steht
      deshalb schon lange zur Debatte: Bereits im Oktober hatte der Konzern angekündigt, sich wieder auf den
      deutschsprachigen Raum zu konzentrieren und die Anteile abzustoßen. Doch ob das reichen wird, um
      eine feindliche Übernahme erfolgreich abzuwehren, bleibt abzuwarten. (dok)
      Avatar
      schrieb am 10.12.01 19:16:31
      Beitrag Nr. 100 ()
      @ ??,

      ich denk schon daß es gut für uns Aktionäre ist. Wie gesagt: das Wichtigste ist ja gerade daß Kirch jetzt etwas tun muß. PRO7 kann mit dem Batzen Schulden nicht belastet werden denn das würde die Gläubigerbanken sofort auf den Plan rufen und das Aus für Kirch bedeuten. Eher wahrscheinlich ist schon der (Teil-?)Verkauf von Pro7 um seine Lieblingsspielzeuge zu retten. Selbst eine Anleihe dürfte ihm mehr schaden als nützen da sein Rating nicht eben vorzeigbar ist. Fakt ist, seine Spanien-TV-Beteiligung reicht nicht zur Schuldendeckung. Im übrigen bin ich - im Gegensatz zu diversen Analysten - nicht der Meinung daß Murdoch/Malone ihm diese nicht gern abkaufen würden, immerhin würden sie`s nie zulassen daß Berlusconi diese bekommt.
      Steht noch die Frage welches seiner Lieblinge (Premiere etc.) er möglicherweise stattdessen opfern könnte.

      Ciao giaccomo
      Avatar
      schrieb am 10.12.01 23:12:24
      Beitrag Nr. 101 ()
      NEW YORK (dpa-AFX) - Der Medienkonzern News Corp ist nach eigenen Angaben nicht an einer feindlichen Übernahme der KirchGruppe interessiert. Das Unternehmen widersprach damit am Montag in New York Presseberichten, es wolle die Kontrolle über das deutsche Medienunternehmen übernehmen.

      News Corp arbeite lediglich mit der KirchGruppe zusammen, um das Geschäft in Deutschland zu stärken. Derzeit hält News Corp eine Minderheitsbeteiligung an dem deutschen Medienkonzern. /FX/sf/ts

      10.12. - 20:57 Uhr
      Avatar
      schrieb am 10.12.01 23:20:11
      Beitrag Nr. 102 ()
      Der Spiegel macht es einem nicht leicht - folgenden Artikel fand ich zuerst nur in der Printversion, erst nach einiger Suche auch online. ( kompletter Bericht )

      Gruß Mogul

      *************

      Deutsche Bank hilft Kirch

      Einen heiklen Auftrag hat Leo Kirch an die Deutsche Bank vergeben. Sie soll eine Bewertung der ProSiebenSat.1 Media AG vornehmen, die Mitte nächsten Jahres mit KirchMedia fusioniert werden soll. Eine sensible Aufgabe, denn die Minderheitsaktionäre von ProSieben fürchten, dass sie bei der Fusion von Kirch über den Tisch gezogen werden. Andere Investmentbanken gehen davon aus, dass die Deutsche Bank sich den Auftrag des hoch verschuldeten Kirch mit Finanzierungszusagen gesichert hat. Neben hohen Verlusten bei Premiere World hat Kirch ein kurzfristiges Problem: Der Springer-Verlag hat das Recht, an ihn ProSieben-Aktien zum Festpreis von 1,5 Milliarden Mark abzugeben. Ab 1. Januar kann ein solcher Verkauf steuerfrei erfolgen. Der Kirch-Auftrag an die Deutsche Bank ist auch aus einem weiteren Grund brisant: Das Institut ist die Hausbank von Bertelsmann, Kirchs Hauptkonkurrenten.


      © DER SPIEGEL 49/2001
      Avatar
      schrieb am 11.12.01 09:07:27
      Beitrag Nr. 103 ()
      Heute gleich drei große Artikel, darunter der Leitartikel in der ftd:
      -----------------------------------------------


      www.ftd.de/kirch

      Murdoch will Kirch nicht feindlich übernehmen
      Von Stefan Biskamp, Hamburg

      Der Münchner Medienkonzern von Leo Kirch ist unversehens Teilnehmer in einem
      grandiosen Verwirrspiel geworden. Im Zentrum dieses Spiels steht die Frage: Ist die
      Kirch-Gruppe ein Übernahmekandidat oder nicht?

      Noch am vergangenen Wochenende war aus Kreisen des Unternehmens zu hören, man
      bereite Abwehrstrategien gegen eine Übernahme der Kontrolle von Kirch durch den
      austro-amerikanischen Medienmagnaten Rupert Murdoch vor.

      Am Montag konterte Murdochs Konzern News Corporation und dementierte: Es gebe keine
      Erwägungen, die Kirch-Gruppe feindlich zu übernehmen. Beide Konzerne seien im deutschen
      Bezahlfernsehen enge Partner und würden weiter zusammenarbeiten.

      Allerdings setzt Murdoch damit das Verwirrspiel nur fort: Denn die feindliche Übernahme von
      Kirch ist gar nicht möglich: Kirch ist nicht an der Börse notiert. Tatsächlich ist im Management
      von News Corp. eine Diskussion darüber im Gang, wie die Kontrolle über den Münchner
      Konzern ausgeweitet werden kann.

      Begehrter deutscher TV-Markt

      Worum geht es dabei? Um nichts Geringeres als die Vorherrschaft auf dem deutschen
      Fernsehmarkt.
      Denn Kirch ist nicht nur Eigentümer der größten Programmbibliothek der Welt.
      Zu seinem Reich gehören mittlerweile auch die Fernsehsender Sat 1 und Pro Sieben sowie die
      einzig ernst zu nehmende Pay-TV-Plattform Deutschlands: Premiere World.

      Murdochs Appetit auf den deutschen Fernsehmarkt ist dabei unbestritten. Schon in der
      Vergangenheit versuchte er immer wieder, hier Fuß zu fassen. Doch seine Beteiligungen an
      den TV-Sendern Vox und TM 3, der unter Murdochs Ägide zum Champions League Sender
      wurde, waren ohne geschäftlichen Erfolg. Ende 1999 legte Murdoch die Weichen für einen
      Ausstieg aus dem deutschen Free-TV-Geschäft. Er arrangierte sich mit dem einstigen
      Konkurrenten Leo Kirch und beteiligte sich mit rund 22 Prozent an dessen Bezahlfernsehen
      Premiere World. Dort hat er sich wichtige Optionen vertraglich zugesichert. Wegen der
      chronischen Erfolglosigkeit von Premiere kann er im Oktober 2002 entweder das vollständige
      Kommando übernehmen oder seinen Anteil wieder verkaufen. Für rund drei Mrd. DM, die Kirch
      in bar bezahlen muss. Damit hat er ein großes Druckmittel gegen die hoch verschuldete
      Kirch-Gruppe in der Hand. Die Uhr tickt.


      Noch am Wochenende sah es ganz danach aus, dass Murdoch offenbar nicht bis Ende 2002
      warten möchte. Am Montag hat News Corp. Pläne für eine feindliche Übernahme von Kirch
      dementiert. Aber Murdoch weiß, dass die Finanzlage bei Kirch im Augenblick so brisant ist wie
      noch nie. Der Schuldenstand dürfte bei mindestens sieben Mrd. DM liegen. Manche Experten
      gehen sogar von zwölf Mrd. DM aus.
      Publik gemacht sind nur die Schulden der Kirch Media, die
      im Sommer 2002 im Zuge einer Verschmelzung mit der Pro Sieben Sat 1 Media AG an die
      Börse gebracht werden soll. Die Gesamtschulden der Kirch PayTV, Betreibergesellschaft von
      Premiere World, sind nicht bekannt. Bekannt ist freilich der Verlust des Vorjahres: satte 1,7
      Mrd. DM. Hinzu kommen die Kredite für das Engagement der Kirch-Gruppe in der Formel
      1-Veranstalterfirma SLEC. Dieses beläuft sich auf über drei Mrd. DM.


      Nervöse Gläubigerbanken

      Bei einem solchen Schuldenberg ist nahe liegend, an wen sich Murdoch mit seinem Bestreben,
      Kirch die Zügel aus der Hand zu nehmen, wenden muss: an die Gläubigerbanken von Kirch.
      Vertreter der Banken gaben am Montag zwar zu verstehen, dass derzeit kein zusätzlicher
      Druck auf Kirch aufgebaut werden solle, dass es keine konkreten Verhandlungen gebe.

      Dennoch: Die Banken sind schon seit längerer Zeit ausgesprochen nervös, was die Finanzlage
      von Kirch betrifft. Denn die Liquidität des Münchner Medienunternehmens dürfte sich
      zunehmend verschlechtert haben.
      Die einstige Cash-Cow Kirch Media leidet unter der Krise im
      Werbemarkt und im Handel mit Filmrechten. Das riskante Investment in die Formel 1 konnte
      noch keine Früchte schlagen, weil die Gewinne der hoch profitablen Rennsport-Holding derzeit
      vollständige für die Rückzahlung einer 1,2 Mrd. $ schweren Anleihe aufgezehrt wurden, die im
      Mai 1999, noch vom damaligen Formel-1-Mehrheitsaktionärs Bernie Ecclestone aufgenommen
      wurden. Auch die 40-prozentige Beteiligung von Kirch am Zeitungsverlag Axel Springer bringt
      Kirch nur wenig Cash. Springer schaffte im ersten Halbjahr gerade mal eine
      Nettogewinnmarge von einem Prozent. Das sind in absoluten Zahlen 14 Mio. Euro. Die Gefahr
      ist groß, dass der Zeitungskonzern bald in die Verlustzone schlittert.

      Fest steht derzeit: Eine feindliche Übernahme von Kirch ist nicht möglich - aber wer beim
      Münchner Konzern in Zukunft die Kontrolle hält, ist noch lange nicht geklärt.

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      Malone und Murdoch haben schon viele Pläne gemeinsam gemacht
      Von Lutz Meier, Berlin

      Kaum vorstellbar, dass der Vorstoß gegen Kirch nicht mit dem Kabelbaron koordiniert ist.
      Aber die beiden führen keine gleichwertige Partnerschaft.

      Wenn John Malone über Rupert Murdoch spricht, dann nur in den höchsten Tönen: "Im
      Mediengeschäft geht es heute nur noch um eines. Wir alle versuchen, mit Rupert
      gleichzuziehen." So listig konnte Kabelbaron Malone einen loben, den er gleichzeitig seit Jahren
      seinen Freund nennt - und seit 1988 seinen Partner. Damals kaufte sich Malone mit 800 Mio. $ in
      Murdochs aufstrebendes Medienimperium News Corporation ein. Ein Aktienpaket, dass
      inzwischen über 2 Mrd. $ wert ist und das Malone längst gründlich aufgestockt hat: Seit
      vergangenen Herbst ist Malone mit 18 Prozent nach der Familie Murdoch der größte
      Einzelaktionär bei News Corp.

      Und es sieht so aus, als ob er längst weiter ist, als nur gleichzuziehen. Analysten spekulieren
      seitdem nur noch, ob Malone selbst Murdochs Nachfolger werden will, oder ob er bestimmt,
      welches der Kinder des Moguls dessen Platz übernimmt. Murdoch selbst wehrte das erste
      Szenario zwar ab, stellte damit aber gleichzeitig heraus, welche Schlüsselstellung Malone für die
      Zukunft des Imperiums hat: Wer behaupte, Malone wolle sein Nachfolger werden "versteht John
      Malone nicht", sagte Murdoch. Und weiter: "Malone bringt seine strategische Vision ein. Er will
      die Firma nicht managen. Er will sein Investment kontrollieren."

      Malone gibt die Richtung vor

      Längst ist also auch Murdoch selbst abhängig von Freund Malone. Es ist kaum vorstellbar, dass
      der neueste Vorstoß Murdochs gegen Kirch nicht eng mit Malone abgestimmt ist. In einem
      verwirrenden Stakkato kommen die Aktionen von Malone und Murdoch seit einigen Wochen bei
      der Kirch-Gruppe an, die öffentlich den Eindruck macht, sie wisse nicht, wie sie reagieren soll:
      Zuerst erklärt Malone nach der Übernahme des deutschen Kabelnetzes, er könne sich auch
      vorstellen, bei Kirch einzusteigen. Dann lässt er wissen, Kirch habe seine Bedingungen zu
      akzeptieren. Partner Murdoch spielt derweil erstmals öffentlich seinen Überdruss an der
      defizitären Beteiligung seines Imperiums an Kirchs Pay-TV aus. Während eines Termins von Leo
      Kirch und John Malone lanciert dieser die Meldung, er sei im Begriffe, Murdochs Premiere-Anteil
      zu übernehmen. Murdoch dementiert. Malone nimmt die Meldung zurück. Und meldet das
      Vorhaben gleichzeitig beim Kartellamt an. Murdoch schweigt. Die Kirch-Gruppe bleibt tagelang
      stumm. Malone beliebt es, frühzeitig zu zeigen, wer die Spielregeln diktiert - nicht nur bei Kirch.

      Wie wichtig John Malone für Rupert Murdoch ist, zeigte sich für eine breite Öffentlichkeit erst als
      Malone seine überragende Position als Anteilseigner festigte - die ihm formal aber bis heute
      keine Stimmrechte bei News Corp. gibt. In einer komplizierten Transaktion schoben Murdoch und
      Malone Beteiligungspakete an einer Firma für elektronische Programmführer hin und her, das
      Ergebnis war die 18-Prozent-Beteiligung Malones bei Murdoch. Dabei ging es vor allem um eins:
      Malone verschaffte Murdoch dadurch das Geld , seinen ehrgeizigsten Plan umzusetzen. Um die
      Sorgen um die stets zu knappe Kapitaldecke für seine ehrgeizigen Expansionspläne dauerhaft
      los zu sein, plante Murdoch ein weltweites Konglomerat an Satellitensendern, das an die Börse
      gebracht werden soll. Mit Malones Geld und Hilfe wollte Murdoch dazu den US-Anbieter DirecTV
      übernehmen einen alten Malone-Konkurrenten.

      Keine Freundschaft

      Es war ein typischer Plan von Murdoch und Malone, und er ist vor einigen Wochen gescheitert.
      Die zwei sind alte Sportsfreunde: Ende der Neunziger zogen sie mit einer gemeinsamen Firma
      durch die USA und boten für Football- und Baseball-Clubs wie die L.A. Dodgers. Es war Malone,
      der später entschied, wann es gut war, aus diesem Geschäft wieder auszusteigen.

      Das Scheitern des DirecTV-Plans zeigt , dass es ein Irrtum wäre, zu glauben, dass alle
      gemeinsamen Träume der beiden älteren Herren aufgehen. Aber Malone lässt Murdoch nicht
      hängen. Denn Murdoch ist auf ihn angewiesen. So sehen Geschäftspartnerschaften aus, nicht
      Freundschaften.

      Malone ist nicht so stark auf Murdoch angewiesen wie umgekehrt. Malone hat mehrere
      Optionen. Als führender Aktionär hat er nicht nur ein Wort beim viertgrößten US-Medienkonzern
      News Corp. mitzureden, sondern als einer der Hauptaktionäre auch beim Größten, AOL Time
      Warner. Er hat Mitte der Neunziger nicht nur Murdochs Nachrichtenkanal Fox News durch die
      Verbreitung in seinen Netzen erst eine Überlebenschance verschafft. Gleichzeitig hat er die
      Kontakte zu Murdochs damaligen Erzrivalen, CNN-Gründer Ted Turner gehalten, an dessen
      Imperium er auch beteiligt war.

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      Aus der FTD vom 11.12.2001

      Leitartikel: Kirchs und Stoibers Scherben

      Jetzt können die bayerische Staatsregierung und die dortigen Steuerzahler offen sehen, wo
      die Medienpolitik des Freistaats hinführt.

      Über vier Mrd. DM wurden mit dem Segen der Landesregierung über die Bayerische Landesbank
      in den letzten Jahren in das Imperium des Medienmagnaten Leo Kirch gepumpt.
      Seit vergangene
      Woche die Diskussion über eine mögliche erzwungene Übernahme des Imperiums durch Rupert
      Murdoch begann, ist klar: Am Ende könnten die Gläubiger mit ihrem öffentlich gestützten
      Investment nur noch eine fatale Wahl haben: Sie können nach den Maßstäben besorgter
      Kreditgeber entscheiden und so vielleicht ihr Geld sichern. Dann müssen sie aber riskieren, dass
      der bayerische Medienkonzern in den Händen von Investoren landet, denen die Wünsche der
      bayerischen Politik egal sind. Oder sie können wie bisher nach den Maßstäben unbesorgter
      Standortpolitik handeln. Dann droht die Gefahr, dass sie das durch den Steuerzahler
      abgesicherte Geld abschreiben müssen.


      Bayerns Regierungschef Edmund Stoiber hat ein Investment riskiert, das sich nicht mehr
      auszuzahlen verspricht - wirtschaftlich ebenso wenig wie politisch. Er hat ein Risiko finanziert,
      das vielleicht glückshungrigen Anlegern am Neuen Markt zuzumuten ist, das sich ein öffentlich
      kontrollierter Fremdkapitalgeber nicht zumuten darf. Jede Horrormeldung über schlechte
      Kundenzahlen und steigende Verluste bei Kirchs Pay-TV Premiere ist eine Horrormeldungen für
      Stoiber. Leo Kirch muss damit rechnen, dass er vor den Scherben seines Imperiums steht. Allein
      das Szenario bedeutet bereits, dass Edmund Stoiber - er war auch als Staatskanzleichef schon
      für Medienpolitik verantwortlich - vor den Scherben dieser Politik steht.

      Es geht nicht um Edmund Stoiber allein. In der ganzen Republik haben Landespolitiker -
      sozialdemokratische wie konservative - seit dem Medienboom der 80er Jahre den
      Kommunikationskonzernen alle Wünsche erfüllt. In Wolfgang Clements Nordrhein-Westfalen
      etwa wird die öffentlich-rechtliche Kölner Stadtsparkasse genauso zur Finanzierung
      landespolitisch gewollter Medieninvestments genutzt wie die Landesbank in Bayern.

      Verhängnisvoll sind nicht nur solche Kredite. Deutsche Medienkonzerne brauchten in den letzten
      beiden Jahrzehnten nur damit zu drohen, ausländische Medienriesen würden den deutschen
      Markt aufrollen, wenn man den deutschen nicht die genehmen Bedingungen schaffe. Schon
      waren die für Medienpolitik zuständigen Landespolitiker bereit, ihre ordnungspolitischen Pläne
      entsprechend zu korrigieren. Das Ergebnis ist eine Medienpolitik, die sich weitgehend davon
      verabschiedet hat, den politischen Rahmen für die die Ordnung auf dem Medienmarkt zu setzen
      - die Grenzen gegen zu viel Medienkonzentration etwa wurden faktisch abgeschafft.

      Zugleich hat die Politik versucht, die gewünschte Medienordnung mit steuerfinanzierter
      Standortpolitik zu schaffen. Kirch versprach, er als Einheimischer bewahre die TV-Landschaft vor
      Verflachung - das ließ die Subventionen sprudeln. Sat 1 und Pro Sieben senden aber, was ein
      Murdoch-Kanal oder ein Disney-Sender auch zeigen würden.

      Ob das Imperium an Murdoch fällt, wird kaum in Staatskanzleien entschieden, sondern an den
      Medienmärkten. Der Druck auf Kirch sollte den Landespolitikern zeigen, dass es höchste Zeit ist,
      Medienpolitik wieder als Ordnungspolitik zu betreiben.
      Und Standortförderung davon zu trennen
      - möglichst unter Verzicht auf Subventionen.

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      Kommentare:

      1. Interessant und neu (für mich allerdings nicht überraschend, s. z.B. Postings #62 oder #99) ist die Aussage: "Manche Experten gehen sogar von zwölf Mrd. DM aus." Dies kommt der Wahrheit sicher näher als 7 Mrd oder gar 4,3 Mrd.

      2. Deutlich wird (vor allem in dem Leitartikel) die ftd als Sprachrohr von Bertelsmann. Deren TV-Sender machen zwar auch kein besseres Programm als die Kirch-Sender, die Bertelsmänner haben sich aber (zumindest verbal) immer für durch staatliche Rahmenbedingungen garantierte Pluralität im TV-Markt eingesetzt.
      Avatar
      schrieb am 11.12.01 10:26:47
      Beitrag Nr. 104 ()
      In der ftd sind heute gleich drei große Artikel zu dem Kirch-Show-Down, darunter der Leitartikel "Kirchs und Stoibers Scherben" über das Desaster der bayrischen Medienpolitik:

      http://www.ftd.de/kirch
      Avatar
      schrieb am 11.12.01 10:35:48
      Beitrag Nr. 105 ()
      Sorry: das letzte Posting sollte in einen anderen Thread!
      Avatar
      schrieb am 12.12.01 11:31:10
      Beitrag Nr. 106 ()
      SPIEGEL ONLINE - 12. Dezember 2001, 10:44
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,172301,00.html

      KirchGruppe

      Noch mehr Gläubiger verlieren die Geduld

      Gerade schien es, als könnte sich Leo Kirch mit dem Notverkauf einer Beteiligung aus akuten Finanzproblemen retten. Nun aber fordern weitere Banken offenbar kurzfristig Großkredite zurück. Rupert Murdochs angeblicher Versuch, die KirchGruppe sturmreif zu schießen, trüge damit weitere Früchte.

      Frankfurt am Main/München - Mindestens zwei Finanzkonzerne würden im ersten Quartal des nächsten Jahres auslaufende Großkredite zurückfordern, berichtet die "Financial Times Deutschland" (FTD) unter Berufung auf Frankfurter Bankenkreise. Der Münchner Medienkonzern stehe unter anderem bei der Deutschen Bank und der Commerzbank mit Beträgen in Milliardenhöhe in der Kreide. Sie würden einen Großteil der Kirch-Schulden ausmachen, die auf mindestens sieben Milliarden Mark geschätzt würden.

      Kirch will mit einem Verkauf seines Anteils am spanischen Sender Telecinco einen Teil seiner unmittelbaren Finanzprobleme lösen. Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" fand die KirchGruppe für ihre 25-prozentige Beteiligung jetzt einen Interessenten, der rund eine Milliarde Mark zahlen wolle. Es handele sich um ein europäisches Medienunternehmen, das nicht zu den führenden Konzernen in dieser Branche zähle. Aus dem Umfeld der KirchGruppe heißt es unterdessen, man arbeite an einer Umschuldung.

      Dresdner will ihr Geld zurück


      Im Hause Kirch sei man zuversichtlich, dass der Vertrag bis Weihnachten unterschrieben werde und der Verkaufserlös rechtzeitig genug eingehe, um die Dresdner Bank auszahlen zu können. Sie hatte zuvor beschlossen, einen 900-Millionen-Kredit an Kirch nicht zu verlängern und zum Jahresende zurückzuverlangen. Bankintern soll dies mit der finanziellen Schieflage der KirchGruppe begründet worden sein.

      Das Problem für Kirch: Mit den Einnahmen aus dem Telecinco-Verkauf wollte er ursprünglich eine andere Forderung begleichen, die wahrscheinlich Anfang 2002 auf ihn zukommt. Der Springer Verlag, der ebenfalls in monetären Nöten steckt, hat eine Option, seinen Anteil an der Kirch-Tochter ProSiebenSat.1 für mehr als 1,5 Milliarden Mark zurückzuverkaufen.

      Banken: Wir sind nicht Murdochs Komplizen

      Bankenvertreter bestritten nach Angaben der "FTD", dass die Rückforderungen im Zusammenhang mit der Offensive des Medienunternehmers Rupert Murdoch zu sehen sind, der offenbar gezielt versucht, finanziellen Druck auf Kirch auszuüben. Murdoch hatte wiederholt gedroht, eine Verkaufsoption zu nutzen und seinen 22-prozentigen Anteil an Kirchs Pay-TV-Kanal Premiere World zurückzugeben. Dafür müsste Kirch rund zwei Milliarden Euro aufbringen.

      Diversen Medienberichten zufolge versucht Murdoch, Kirch zunächst in die Pleite zu treiben, um den Münchener Medienkonzern dann in Gänze übernehmen zu können. Angeblich versucht Murdoch, deutsche Großbanken auf seine Seite zu ziehen.

      Zur KirchGruppe gehören die Fernsehsender ProSieben, Sat.1, Kabel 1 und der Nachrichtenkanal N24. Darüber hinaus betreibt Kirch mit Premiere World das einzige deutsche Bezahlfernsehen. Murdoch gehört unter anderem der britische Pay-TV-Kanal BSkyB.
      Avatar
      schrieb am 12.12.01 23:28:50
      Beitrag Nr. 107 ()
      Einige Stimmen zur Lage bei Kirch.
      Die Spekulation, die Übernahmegefahr-Gerüchte seien von Kirch selbst gezielt gestreut, um mal wieder die bayrische Staatsregierung zum Eingreifen zu veranlassen, halte ich nicht für unwahrscheinlich.
      Die Lage bleibt undurchsichtig - auch bezüglich der Zukunft der Formel 1.

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      Druck auf Medienmogul Kirch verstärkt sich

      VON THOMAS MAGENHEIM, 11.12.01, 20:07h, aktualisiert 22:55h

      Hat der Medienkonzern Gerüchte über eine feindliche Übernahme durch Murdoch gestreut, um
      Kreditverhandlungen zu beeinflussen?


      München - Die Münchner Kirch-Gruppe steht an der Kreditfront stark unter Druck. In diesen
      Tagen läuft bei der Dresdner Bank dem Vernehmen nach ein Kredit über rund 900 Millionen
      DM aus, auf dessen Rückzahlung das Institut pocht. Ein weiterer Kredit in dreistelliger
      Millionenhöhe werde im April 2002 fällig. Kirch möchte beide Verträge verlängern, stößt aber
      damit bei den Bankern bislang auf wenig Gegenliebe. Bleibt es dabei, droht der Kirch-Gruppe
      ein finanzieller Engpass.

      Unklar ist indessen, ob die Haltung der Dresdner auf Medienmogul Rupert Murdoch
      zurückzuführen ist
      . Dieser hat zwar nun offiziell dementiert, aktuell eine feindliche Übernahme
      der gesamten Kirch-Gruppe zu planen, wie es ihm von der Münchner Mediengruppe unterstellt
      worden war. Bei Kirch hält man diese Version aber weiter aufrecht. In der Frage der
      umstrittenen Kredite soll eine Entscheidung binnen zwei Tagen fallen, heißt es aus dem Kreis
      der Verhandlungspartner. Murdoch versuche, diese Gespräche zu torpedieren, um die
      Kirch-Gruppe in Finanznot zu bringen und damit zu einem Übernahmekandidaten zu machen,
      werfen Kirch-Kreise dem Australier mit US-Pass vor.

      Kirch dramatisiere die Lage und entwerfe ein Horrorszenario, um ins Stocken geratene
      Kreditverhandlungen in seinem Sinn zu beeinflussen, lauten dagegen andere Stimmen. Das
      Übernahme-Gespenst sei ein Signal an Politik und Hausbanken nach dem Motto „Ihr könnt uns
      nicht im Stich lassen“.


      Spätestens im Herbst 2002 droht dem Münchner Konzern unweigerlich Ungemach. Dann kann
      der Australoamerikaner die 22 Prozent an Kirchs Dachgesellschaft für Bezahlfernsehen Kirch
      Pay-TV, die er vor zwei Jahren für knapp drei Milliarden DM erworben hat, an den Münchner
      Medienkaufmann zurückgeben. Dazu berechtigt eine Vertragsklausel, die greift, wenn der unter
      dem Dach der Holding operierende Sender Premiere World vereinbarte Abonnenten- und
      Gewinnziele verfehlt, was absehbar ist. Die Kirch-Gruppe müsste dann den damaligen
      Kaufpreis zurückerstatten, was dem ohnehin schon hoch verschuldeten Imperium von
      Beobachern nicht mehr zugetraut wird. Ein weiterer Passus, wonach in diesem Fall Murdoch
      alternativ auch die Mehrheit an Kirch Pay-TV erwerben könnte, ist nach Angaben aus den
      Reihen der beiden Geschäftspartner Kirch und Murdoch inzwischen gestrichen worden.

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      Kirch-Kredit wird verlängert

      BZ München - Die Dresdner Bank hat nach Angaben der Kirch-Gruppe den fälligen Kredit
      über 900 Mill. DM vorerst verlängert. Das Darlehen werde nun erst Anfang des nächsten
      Jahres fällig, hieß es von der Kirch-Gruppe. Mit der Verlängerung des Darlehens erhält Kirch
      für die Suche nach Umschuldungsmöglichkeiten etwas mehr Zeit. Das Medienunternehmen
      steht seit dem vergangenen Wochenende im Zentrum von Spekulationen über seine
      Verschuldungssituation. Unter anderem war der News Corp. von Rupert Murdoch
      nachgesagt worden, sie wolle die Gläubigerbanken zur Fälligstellung von Krediten bewegen
      mit dem Ziel, die Gruppe zu übernehmen. Der Dresdner-Bank-Kredit wurde nach Angaben
      von Bankenkreisen nicht überraschend, sondern planmäßig fällig. Zuletzt hatte es geheißen,
      die Dresdner Bank sei an einer Verlängerung nicht interessiert.

      Börsen-Zeitung, 13.12.2001
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      Machtkampf eskaliert
      "New Series" fährt gegen Formel 1


      Hamburg (dpa) - Die Formel 1 steuert weiter auf einem
      selbstzerstörerischem Kurs.

      Ohne "Wenn und Aber" wollen die in der Königsklasse des
      Motorsports aktiven europäischen Automobilkonzerne
      allerspätestens vom Jahr 2008 an in Eigenregie kräftig Gas
      geben und damit den neuen Besitzer Leo Kirch weiter
      ausbremsen.

      Mit einer vom italienischen Fiat-Konzern, zu dem auch das
      Ferrari-Team um Weltmeister Michael Schumacher gehört,
      in drei Sprachen verteilten Ankündigung wurde der seit
      dem Frühjahr schwelende Streit weiter verschärft.

      "Wir haben", hieß es in der von Fiat-Pressesprecher
      Gualberto Ranieri am Mittwoch verbreiteten Erklärung, "die
      Formel-1- Teams eingeladen, an der neuen Serie
      mitzuwirken."

      Nach den gescheiterten Verhandlungen mit dem neuen
      Eigentümer Leo Kirch wurden in dieser Woche in Genf bei
      einem Treffen der Autobauer und der Rennställe weitere
      Eckdaten vereinbart.

      Chef der neuen Gesellschaft (GPWC Holding B.V) mit Sitz
      in den Niederlanden wird Fiat-Vorstand Paolo Cantarella.
      Als sein Stellvertreter wird Jürgen Hubbert von
      Daimler-Chrysler (Mercedes) fungieren.

      Am Steuer sitzen auch Patrick Faure (Renault), Burkhard
      Goeschel (BMW) und Wolfgang Reitzle (Ford).

      Die Gründung einer Gegenserie sei seit Monaten bekannt,
      beschwichtigte ein Kirch-Sprecher am Donnerstag und
      kündigte an, dass die KirchGruppe ihr Engagement in der
      Formel 1 fortsetzen und diese zum Vorteil aller ausbauen
      wolle.

      Kirch habe den Herstellern ein Angebot gemacht und sei
      weiter gesprächsbereit. Aus Unternehmenskreisen
      verlautete, dass mit einer Einigung gerechnet werde.

      Seit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone die Mehrheitsanteile
      an seiner Gesellschaft (SLEC) an den Münchner
      Medien-Unternehmer Kirch verkauft hat, fürchten Teams
      und Hersteller sehr werbewirksam, dass die Formel 1 im
      Pay-TV verschwindet.

      Allerdings geht es in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vor
      allem um Einfluss und Einnahmen. Schließlich kassiert vor
      allem die Formel- 1-Holding SLEC die Millionengelder aus
      den weltweiten TV-Rechten.

      Als Lockmittel für die Formel-1-Teams hat Cantarella
      schon versprochen, dass es in der "New Series" gerechter
      zugehen solle.

      Für die italienische Sportzeitung "La Gazzetta dello Sport"
      sitzen die Autoherstellter am längeren Hebel. Eine
      Einigung sei nur möglich, wenn die andere Seite "klein
      beigibt".

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      Avatar
      schrieb am 13.12.01 09:37:19
      Beitrag Nr. 108 ()
      Und noch einmal die ftd:
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      Aus der FTD vom 13.12.2001
      www.ftd.de/kirch

      Leos Feuertaufe
      Von Thomas Clark, Hamburg

      Die krisenerfahrene Kirch-Gruppe steht unter Druck wie nie zuvor. Die Gläubiger werden nervös, und
      Geschäftspartner fordern mehr Einfluss ein. Selbst auf alte Freunde kann sich Leo Kirch nicht mehr
      verlassen.


      Ein schlichter, zweistöckige Neubau-Kasten mitten auf der grünen Wiese im Münchner
      Vorort Ismaning: Trostloser als der Verwaltungsbau des Kirch-Konzerns ist eine
      Machtzentrale kaum vorstellbar.

      Und doch ist dies ein Ort von Vergnüglichkeit, wenn man den Kirch-Sprechern glaubt:
      "Der Bericht über die völlige Übernahme hat bei der Kirch-Gruppe für einige Heiterkeit
      gesorgt", gaben sie zu Protokoll, als Gerüchte bekannt wurden, der Medientycoon
      Rupert Murdoch plane, sich die bayerische Mediengruppe einzuverleiben.

      In den Gesichtern einiger hochrangiger Kirch-Manager löste die überraschende Nachricht
      allerdings Grabesblässe aus. Anders als die Sprecher wussten sie genau, dass die so abstrus klingenden
      Kaufgelüste des Australo-Amerikaners schon bald eine reale Gefahr werden könnten.

      Kirch hat Schulden von Schulden von mindestens 7, vielleicht sogar 12 Mrd. DM.
      Die Rückzahlung eines Kredits in
      Höhe von 900 Mio. DM an die Dresdner Bank steht bevor. Sie schritten nicht einmal mit einem Dementi ein, als in
      den Schlagzeilen das Kirch-Imperium, zu dem neben der größten Spielfilmbibliothek der Welt mittlerweile auch die
      TV-Sender Sat 1 und Pro Sieben, die Pay-TV-Plattform Premiere, die Mehrheit an der Formel 1 und 40 Prozent an
      Europas größtem Zeitungsverlag Springer gehören, vom mächtigsten Fernsehkonzern Deutschlands zum
      Übernahmekandidaten degradiert wurde.

      Dabei erreichte der mediale GAU Leo Kirch und seinen gefürchteten Adlatus Dieter Hahn zum denkbar
      ungünstigsten Zeitpunkt. Sind sie doch voll beschäftigt mit dem bevorstehenden Börsengang ihres
      Konzern-Kronjuwels, der Kirch Media.

      Für Branchenbeobachter ist diese defensive Reaktion der Chefetage fast interessanter als die
      Übernahme-Spekulationen. Zeigt sie doch, wie eng die Spielräume für den selbstbewussten Franken geworden
      sind: Während seine Geschäftspartner mehr Einfluss fordern, sind Kirchs Gläubiger zunehmend entnervt. Selbst
      auf seine politischen Seilschaften darf er nicht mehr hoffen. Kirch wird sich künftig verbiegen müssen wie selten
      zuvor. Vom Mythos des durchtrieben Weinbauernsohns, der in fünf Jahrzehnten aus eigener Kraft einen
      Milliardenkonzern aufbaute, wird wenig übrig bleiben.

      Dass Murdoch gemeinsam mit seinem Partner John Malone, der das TV-Kabel der Deutschen Telekom gekauft hat,
      überfallartig den deutschen Fernsehmarkt aufrollt, ist nicht zu befürchten. Die Kirch-Gruppe feindlich zu
      übernehmen ist nicht möglich, schließlich ist sie kein börsennotiertes Unternehmen.

      Allerdings dürfte sich in der New Yorker Zentrale der Murdoch-Medienholding News Corporation viel eher
      Heiterkeit verbreitet haben als in Ismaning. Konnte der 70-jährige Medienmagnat seinem fünf Jahre älteren
      Geschäftspartner doch demonstrieren, wer die Zügel in der Hand hält.

      Cleversten Medienmanager der Welt

      Zuzutrauen ist ein solcher Coup dem aggressiven Murdoch und dem stinkreichen Malone, der zweistellige
      Milliarden-Dollar-Beträge auf dem Konto hat, allemal. "Nicht umsonst gelten sie als die cleversten Medienmanager
      der Welt", meint Bernhard Tubeileh von der Investmentbank Merrill Lynch. Doch gleichzeitig kann sich der Analyst
      nicht vorstellen, "dass Kirch einer feindlichen Übernahme zum Opfer fällt". Vorstellbar ist laut Tubeileh hingegen,
      dass die Banken und Politiker "sanften Druck auf Kirch ausüben", um Murdoch und Malone ins Boot zu lassen.

      Am heftigsten hat dies Kirch von Seiten der Dresdner Bank zu spüren bekommen. Die dortigen Manager ließen
      den Patriarchen im Regen stehen und beharrten zunächst darauf, dass der Kredit von 900 Mio. DM zur Jahresfrist
      zurückgezahlt werden müsse. Erst am Mittwoch sagte die Bank eine Verlängerung zu. Auch die anderen am Main
      ansässigen Banken, etwa Commerz- und Deutsche Bank, haben dem Vernehmen nach vm hochriskanten
      Milliarden-Poker des Leo Kirch langsam die Nase voll und überlegen, ihm den Geldhahn zuzudrehen.

      Frankfurt ist ein kaltes Pflaster. Der frostige Wind, der in den von sterilen Wolkenkratzern umgebenen
      Straßenschluchten des Bankenviertels so oft weht, bläst Leo Kirch derzeit voll ins Gesicht. München ist da anders:
      eine warmherzige Stadt, beschaulich barock, kuschelig.

      Hier sitzen die Hausbanken des umtriebigen Medienmoguls, die Bayerische Landesbank und die
      HypoVereinsbank. Sie stehen bislang zu ihrem Großkunden. Schließlich kennt man sich seit Jahrzehnten, hat gute
      und schlechte Zeiten gemeinsam durchgemacht. Das verbindet.

      Doch viel schlechter dürfen die Zeiten nicht mehr werden: Auch in Bayern ist die Luft dünner geworden für Kirch.
      Die HypoVereinsbank hat sich mit kürzlich geplatzten Krediten anderer Medienunternehmen eine blutige Nase
      geholt.

      Vorbei sind die Zeiten, als der beleibte Direktor ihrer Medienabteilung, Wolf-Dieter Dettweiler, mit leuchtenden
      Augen von Leo Kirch noch als "Visionär", als "Unternehmer des alten Schlages" schwärmte. Der Mann musste
      Mitte des Jahres die Bank aus offiziell nicht bekannten Gründen verlassen. Angeblich soll er zu riskante Geschäfte
      eingegangen sein. Kirch dürfte es schwer haben, seine Kreditlinien bei der Hypo zu erweitern.

      Bei der Bayerischen Landesbank gibt man sich besonders kurz: "Wir geben grundsätzlich keine Auskünfte über
      unsere Kunden." Das Institut ist mit mit geschätzten 4,5 Mrd. DM größter Geldgeber der Kirch-Gruppe. Da die Bank
      zu einem großen Teil Eigentum des Freistaates ist, sind die Kredite an den Medienbaron längst zum Politikum
      geworden. Nach dem grünen Band der Dresdner-Sympathie drohen auch die weiß-blauen Bande brüchig zu
      werden. Die Grünen haben im Landtag eine Debatte angezettelt, warum die halbstaatliche Bank dem "Herrn Dr.
      Leo Kirch" so viel und offenbar schlecht abgesichertes Geld geborgt hat. Das kann Landesfürst Edmund Stoiber
      nicht gefallen, schließlich hat er Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur.

      Schon oft in Schwierigkeiten

      Branchenbeobachter weisen darauf hin, dass Kirch schon oft in der finanziellen Bredouille war. Seit er 1956 als
      frisch promovierter Mathematiker in Rom die deutschen Rechte für "La Strada" gekauft und mit dem Fellini-Film
      den Grundstein für sein Imperium geschaffen hatte, habe Kirch "doch immer kurz vor dem Bankrott gestanden,"
      meint ein langjähriger Kenner.

      In der Tat sind die undurchsichtigen Transaktionen der am liebsten im Dunkeln agierenden Kirch-Gruppe, die
      Michael Radke in seinem Buch "Außer Kontrolle - Die Medienmacht des Leo Kirch" detailgenau niederschrieb,
      legendär. Als Kirch Ende der 80er Jahre vor der Zahlungsunfähigkeit stand und Banker der DG Bank, seiner
      damals größten Hausbank, deshalb kurz vor dem Herzinfarkt standen, war es beispielsweise der Handelsmogul
      Otto Beisheim (Metro-Konzern), der ihm in letzter Minute mit einer steuerrechtlich gefinkelten Transaktion aus der
      Patsche half.

      Dass Kirch keineswegs handlungsunfähig ist , bewies er erst am Mittwoch, als er die Übertragungsrechte für die
      Fußball-Weltmeisterschaft 2002 und in Teilen für 2006 in Italien für 300 Mio. DM an das Staatsfernsehen RAI
      verkaufte.

      Auch weiß der Patriarch offenbar noch genug finanzkräftige Freunde hinter sich. So zeigten sich Vertreter der
      Minderheitsgesellschafter teilweise empört über Anfragen, ob man Kirch fallen lassen würde. Unter diesen
      Minderheitsgesellschaftern befindet sich die Finanzholding des Saudi-Prinzen Al Walid, die New Yorker
      Handelsbank Lehmann Brothers oder die Fernsehfirma des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi.
      Selbst die amerikanische Investmentgruppe Capital Research, die weltweit ein Vermögen von 350 Mrd. $
      verwaltet, hat in Kirch investiert.

      Doch die Nervosität ist auch im Gesellschafterkreis groß. Mit dem Mehrheitserwerb der Formel-1-Holding SLEC für
      über 3 Mrd. DM und einer Komplettierung der Fußball-WM-Rechte 2002 und 2006 mag das laufende Jahr als eines
      der spektakulärsten in die Annalen der Kirch-Firmengeschichte eingehen.

      Den versprochenen Börsengang der Kirch Media, auf den die Minderheitsaktionäre so lange gewartet haben,
      brachte es freilich nicht. Dieser soll jetzt im Sommer 2002 stattfinden - und auch da nur halbherzig: in Form einer
      Verschmelzung mit Kirchs bereits börsennotierter Fernsehtochter Pro Sieben Sat 1 Media.

      Ob die Börsennotierung der erhoffte Befreiungsschlag wird, bleibt abzuwarten. Zwar dürften die Emissionserlöse
      einige Brände löschen. Dafür hat Kirch dann aufmerksame Analysten und Aktionäre im Nacken. Und mit
      Zuwendungen auf dem kurzen Dienstweg dürfte endgültig Schluss sein.


      ----------------------------------------------------------
      Kommentar:

      Wer will jetzt wen unter Druck setzen?

      - Murdoch die Banken (damit sie Kirch in den Konkurs treiben)?

      - Kirch die Politiker (wg. Bürgschaften und/oder ordnungspolitischen Eingriffen gegen Malone & Murdoch)?

      - Die Politiker (und die Banken) Kirch (damit er Murdoch und Malone ins Boot lässt)?

      Offenbar haben hier einige mal wieder ihre Nebelwerfer angestellt.
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 00:09:03
      Beitrag Nr. 109 ()
      SPIEGEL ONLINE - 13. Dezember 2001, 13:19
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,172522,00.html

      Finanznot

      Murdoch hält KirchGruppe für wertlos

      In der kriselnden KirchGruppe wird fieberhaft nach Geldquellen gesucht. Der Medienunterernehmer Rupert Murdoch aber gibt
      den Deutschen offenbar keine Chance mehr. Eine Gläubigerbank versucht Aktionäre damit zu beruhigen, dass Kirch bei ihr
      weniger als eine Milliarde Mark Schulden hat.

      London/München - Der australisch-amerikanische Medienzar Murdoch, der 22 Prozent an Kirchs Bezahlkanal
      Premiere World besitzt, hält diese Beteiligung offenbar für fast wertlos. Nach einem Bericht des britischen "Daily
      Telegraph" will Murdochs Pay-TV-Sparte BSkyB die Anteile voraussichtlich abschreiben.

      Dadurch würde ein drastischer Verlust von 1,1 Milliarden Pfund (3,47 Milliarden Mark) in den Büchern von BskyB
      stehen. Tony Ball, Chefmanager bei Murdochs BskyB in Großbritannien, habe Kirch "aufgegeben", schreibt das
      Blatt.

      HypoVereinsbank: Wir stehen zu Kirch, aber ...

      Eine Distanzierung, getarnt als Unterstützung für Kirch, kommt derweil auch aus München von der
      HypoVereinsbank. Der Aktienkurs des zweitgrößten deutschen Bankhauses hatte in den vergangenen Tagen stark darunter gelitten, dass
      sie als einer der Hauptkreditgeber der KirchGruppe gilt.

      Grund genug für die Münchener, nun gegenzusteuern. Sie verwahrten sich gegen "irreführenden Marktspekulationen" über das
      Gesamtvolumen der aktuellen Kirch-Schulden. Tatsächlich stehe Kirch bei der Bank mit weniger als 500 Millionen Euro in der Kreide. Die
      Kredite seien umfangreich gesichert, es gäbe keine "aktuellen Veränderungen der Bonitätssituation" bei der KirchGruppe.

      Deshalb sei nicht geplant, die Kredite zu kündigen oder früher zurückzufordern. Das heißt aber zugleich: An eine Erweiterung der Kreditlinien
      für Kirch ist wohl kaum zu denken. Nachdem Kredite an andere Medienunternehmen geplatzt sind, dürfte die HypoVereinsbank mit neuen
      Finanzsspritzen für Kirch sehr vorsichtig umgehen. Der frühere Direktor der Medienabteilung der Bank, Wolf-Dieter Dettweiler, der Kirch
      gerne als "Visionär" feierte, verließ die Bank Mitte des Jahres aus offiziell nicht genannten Gründen.

      Nur kurze Atempause

      Die Kirch-Kredite der HypoVereinsbank entfallen laut Mitteilung je zur Hälfte auf die KirchMedia und die KirchPayTV. An der Finanzierung der
      Formel 1-Aktivitäten der KirchGruppe ist die HypoVereinsbank nach eigenen Angaben nicht beteiligt.

      Die Bekanntgabe dieser Details gilt als ungewöhnlicher Schritt. Immerhin musste die Bank das Einverständnis der Kirch-Manager einholen.,
      bevor sie mit den eigentlich vertraulichen Mitteilungen an die Öffentlichkeit trat. Der Kurs der Bank stieg nach der Bekanntgabe um gut ein
      Prozent auf zeitweise 34,25 Prozent. Ende vergangener Woche stand er allerdings noch bei 38 Euro.

      In den vergangenen Tagen hatte die finanzielle Situation der KirchGruppe zu wilden Spekulationen geführt. Demnach
      erwägt Rupert Murdoch eine Übernahme des Kirch-Imperiums. Murdoch könne versuchen, die Gläubigerbanken der
      KirchGruppe auf seine Seite zu ziehen und Kirch so den Geldhahn zudrehen, hieß es in Branchenkreisen.

      Kirch versucht unterdessen, sich neuen Raum zum finanzielle Manöver zu schaffen. Eine Umschuldung werde
      vorbereitet, heißt es aus Unternehmenskreisen. Derzeit scheint es, als habe der Medienkonzern eine kurze Atempause
      gewonnen. Denn nach Informationen der "Börsen-Zeitung" will die Dresdner Bank einen bereits fälligen Kredit über 900
      Millionen Mark an die Kirch-Gruppe vorerst verlängern und erst Anfang des nächsten Jahres zurückfordern. Zuletzt
      habe es geheißen, die Bank sei an einer Verlängerung nicht interessiert.

      Hoffen auf den anonymen Retter

      Zugleich will die KirchGruppe ihre Kasse durch den Verkauf einer Beteiligung am spanischen Fernsehsender Telecinco
      auffüllen. "Die Telecinco-Beteiligung steht zur Disposition", bestätigte ein Kirch-Sprecher. Nach Informationen der
      "Süddeutschen Zeitung" ist auch bereits ein Käufer für den 25-prozentigen Anteil gefunden, der rund eine Milliarde
      Mark zahlen will. Dies wollte der Kirch- Sprecher aber nicht bestätigen.

      Wenn sich, wie die "Frankfurter Allgemeine" berichtet, ein bisher ungenannter Finanzinvestor an der KirchMedia beteiligt, dürfte Kirch noch
      mehr Zeit für die Umschuldung gewinnen, aber an Autonomie verlieren. Es werde bereits mit Spezialisten für nicht börsennotiertes Kapital
      (Private Equity) verhandelt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Finanzkreise. Dabei gehe es um eine Kapitalzufuhr von 300 bis 500
      Millionen Euro.

      Auch mit dem Springer-Verlag, der erstmals in seiner Geschichte Verluste schreibt, soll Kirch über einen Zahlungsaufschub verhandeln. Kirch
      könnte Anfang des Jahres gezwungen sein, etwa 750 Millionen Euro zu zahlen, wenn Springer eine Option zum Verkauf seiner Anteile an
      ProSiebenSat.1 zieht.

      Von "Heiterkeit" ist keine Rede mehr

      Für die KirchGruppe kommen die Spekulationen über eine feindliche Übernahme und eine bedrohliche Überschuldung höchst ungelegen.
      Anfang Oktober hatten Kirch und seine rechte Hand, Dieter Hahn, eine Presse- und Charme-Offensive gestartet, Kirch gewährte erstmals
      seit Jahren ein Interview. So wollten Kirch und Hahn für den im nächsten Jahr geplanten Börsengang des Filmrechtehändlers KirchMedia
      werben. Dass der früher als mächtigster Medienmogul Deutschlands gefürchtete Kirch nun als verletzlicher Übernahme- und Pleitekandidat
      gehandelt wird, ist für die Münchener ein PR-Desaster.

      Noch in der vergangenen Woche hatte ein Kirch-Sprecher einer Nachrichtenagentur gesagt, Berichte über eine Übernahme der Gruppe
      durch Murdoch hätten im Unternehmen "Heiterkeit" ausgelöst. Das aber glaubt den Kirch-Sprechern inzwischen niemand mehr.
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 09:14:13
      Beitrag Nr. 110 ()
      Kich Schulden

      dass Kirch seine Schulden niemals mehr zurückzahlen kann, war Branchenkennern schon lange bekannt. Dass die Banken immer wieder beruhigt haben : wir sind gut abgesichert ! ist auch verständlich, welche Bank will denn nach den grossen Immo- Pleiten ( HypoVereinsbank, Berliner Bank, und viele andere mehr !) mit einer neuen Millarden Pleite konfrontiert werden. Jemand hat mal angefangen zu sagen, Kirch hat das grösste Filmarchiv Europas mit zig- tausend Stunden Programm und das ist ja mindestens 5,6,7, 8 Milliarden wert. Das haben alle immer wieder nachgeplappert und auch die Banken. Niemand ausser Kirch selbst hat mal festgestellt (als er alles digitalisieren wolte ), dass die Hälfte physisch so schlecht ist, dass man es so nicht senden kann. Selbst bei dem Teil, der soweit o.k. ist, ist ein ( Gross ?) Teil unverkäuflich, weil niemand es haben will. Das ist doch der Grund, warum er den ganzen Kinderramsch ( junior ) an Haffa weitergegeben hat. Kirch konnte es nicht oder nur schlecht verkaufen, wieso sollte nun Haffa die tollen Preise erlösen ? Der Aufwand, das alles seriös zu überprüfen, war den Banken zu unbequem bzw. wenn sie einen Verdacht hatten, haben sie sich gehütet, ins Wespennetz zu stechen. Also hat man die Milliarden Bewertung des Rechtebestandes nachgeplappert.
      Die Wahrheit ist: sie sind sehr schlecht abgesichert ! Kirch wird seine Schulden niemals mehr zurückzahlen können. Und BSkyB tut gut daran, die Millarden abzuschreiben, die Banken werden es zum grossen Teil auch müssen. Der Dillentantismus dort muss halt irgendwann, wahrscheinlich sehr bald, teuer bezahlt werden. Und den hochnäsigen Top- Managern bei Kirch wird das Lachen bald vergehen, spätestens wenn sie ihren Job verlieren, denn Murdock oder Malone wird diese Flaschen nicht haben wollen.

      entertime
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 12:24:11
      Beitrag Nr. 111 ()
      @ entertime

      Das sehe ich aehnlich wie Du.

      Mit Zahlen war Kirch ja noch nie freigiebig. Wegen der Publizitaetspflicht muss er ja einige Zahlen fuer Pro7Sat1 rausruecken (ca. 1 Mrd DM Schulden).
      Inzwischen ist er aber so unter Druck (vermutlich auch der Glaeubiger), dass er sich gezwungen sieht, einen weiteren Teil an die Boerse zu bringen: KirchMedia (der dritte Teil, KirchPayTV ist so weit in den roten Zahlen, dass eine solche Aktie niemand anfassen wuerde). Damit musste Kirch auch fuer diesen Bereich ein paar Zahlen angeben.
      Dabei ist das Timing bemerkenswert:
      30.9.01: Stichtag fuer die Zahlen
      ca. 5.10.01: Uebernahme der Formel-1-Mehrheit. Laut AdHoc von EM.TV wandern damit 5,4 Mrd DM Schulden von EM.TV zu KirchMedia
      ca. 15.10.01: Bekanntgabe der Zahlen (Stichtag 30.9.) - 4,3 Mrd DM Schulden
      Kein Wort davon, dass diese Zahl sich inzwischen verdoppelt hat, kein Analyst oder Journalist, der das bemerkt - oder sich traut, das zu sagen.

      Ich denke, man muess abwarten, ob der nach dem Abgang von Kohl verbliebene Maennerfreund Stoiber es sich weiter leisten kann, in dieses Fass ohne Boden zu investieren.
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 13:44:51
      Beitrag Nr. 112 ()
      kirch- und wer bezahlts ?

      natürlich kann sich Stoiber, den ich übriggens Klasse finde, das nicht antun. wenn er nächstes jahr gegen Schröder antritt ( mit Sicherheit er und nicht die ostdeutsche Tante ). D.h. im Klartext: er muss sich da irgendwie rauswinden. Nachdem bei Kirch in Kürze die Karten auf den Tisch müssen, wird die Landesbank die Kröte schlucken müssen, wer sonst ? Also letztendlich doch die Steuerzahler, hast du was anderes erwartet ? Ich bin sicher, jetzt bricht die Panik bei den Gläubigern aus, wer will denn als Letzter das Licht ausmachen ! Wir als Zuschauer fragen uns natürlich : Sind die deutschen Banken zu blöde, um die jahrzehntelangen Tricks des nicht unsympathischen Leos zu bemerken ? Das war doch in den letzten 2 Jahren bei den Medienfirmen genauso. Da wollten sie alle den Amis zeigen wo`s langgeht. Hollywood aufmischen, denkste. Pleite sind sie allesamt, schau sie dir doch an, die EM.TV, Kinowelt, Advanced, Helkon, Senator, Fame, Splendid, you name it. Alle dachten, was Leo kann, können wir auch. Und die Banken waren begeistert dabei, IPOs und Darlehen, wo ist das ganze schöne Geld hin ? Weg ist es nicht, aber in anderen Taschen.
      um beim Thema zu bleiben, wir als Zuschauer sitzen bei der Kirchpleite

      in der ersten Reihe, gottseidank nicht mittendrin.

      entertime
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 20:19:51
      Beitrag Nr. 113 ()
      hier mal ein auszug aus der FTD v. 14.12.01 (nur in der printversion, online nicht verfügbar)Im wesentlichen geht es um vivendi und Murdoch/Malone, könnte aber in hinblick auf kirch durchaus interessant werden:

      "...Den Verkauf der BSkyB-Anteile realisiert Messier(CEO Vivendi) nun über einen eleganten Kniff. Um Murdoch nicht zu verärgern, hatte er diesem versprochen, die 35% nicht über die Börse zu verkaufen - was dem Kurs von BSkyB dauerhaft schaden würde. Wegen der EU_Auflagen hatte Messier das BSkyB-Paket bereits im September an die Deutsche Bank verpfändet, die es nun, zusammen mit Goldmann Sachs verkaufen darf. Die Banken verkaufen nun Zertifikate, die kommenden Oktober in BSkyB-Aktien getauscht werden können."

      Was glaubt Ihr wohl, wird der alte Fuchs Leo tun?? Wo doch die DeuBa das erste Institut war, das vorgestern Kirch rehabilitiert und alle Spekulationen gelangweilt gähnend vom Tisch gewischt hat. Es wird sich zeigen daß Pokerface Leo die besseren Connections hat, scheint mir.
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 21:43:21
      Beitrag Nr. 114 ()
      @ giaccomo

      Ich verstehe nicht, worauf Du hinauswillst.
      Cash für weitere Acquisitionen hat Leo nicht und wird es auch nicht bekommen. Soviel ist wohl klar.

      Gelangweilt kam mir die Stellungnahme der DeuBa übrigens keineswegs vor - eher nervös. Man muss das auch im Zusammenhang sehen mit der Klage der DeuBa-Töchter gegen EM.TV. Da geht es um einen Deal, an dem Kirch höchstwahrscheinlich von Beginn an beteiligt war. Schon deshalb hat die DeuBa noch ein Hühnchen mit Kirch zu rupfen...

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 16.12.01 08:49:22
      Beitrag Nr. 115 ()
      kich- pleite ?

      der spiegel hat heute eine darstellung der kirch- situation gebracht ( 17.12.2001 ), die recht realisitisch ist. dass kirch pleite ist, ist klar, dass viele Banken Geld verlieren werden, ist auch klar. das pikante aber ist die verflechtung der politik in diesen skandal. die landesbank hat milliarden darlehen an die kirch gruppe ausgegeben, als schon privatbanken versucht haben ihren hals aus der todesschlinge zu ziehen. un diese ignoranten sind eh schon sehr spät dran gewesen. wenn stoiber gegen schröder kandidieren will, muss er in sachen kirch ein bauernopfer ( huber ? ) bringen, sonst hat er schon vorher verloren und die spd bleibt dran, was schade wäre. frau merkel braucht garnicht erst antreten, die hat sowieso keine chance. die frage ist dann immer noch, obs überhaupt was nützt. das beispiel kirch zeigt, wie ein grössenwahnsinniger medien- blender die politik eines landes auf jahre beeinflussen kann.

      entertime
      Avatar
      schrieb am 16.12.01 10:10:29
      Beitrag Nr. 116 ()
      @ entertime

      Die Verbandelung zwischen Kirch und der CDU/CSU ist ja viel älter.

      Kohl persönlich hatte zusammen mit der bayrischen Landesregierung seinerzeit die Privatisierung des free-TV ganz auf Kirch zugeschnitten. Hätten nicht im Gegenzug Rau und Clement RTL massiv protegiert, hätte es vielleicht ein Quasi-Monopol Kirchs gegeben.
      Der Dank von Kirch war vielfältig, unter anderem gab es in den Monaten vor der letzten Wahl eine regelmäßige "Stunde des Kanzlers" in SAT 1 (oder war`s in Pro7?). Nie verstummt sind ja auch die Gerüchte, Kirch sei einer der "auf Ehrenwort" verheimlichten CDU-Spender.

      Gruß, rv

      -------------

      Hier der von Dir ziterte Spiegel-Artikel:

      DER SPIEGEL 51/2001 - 17. Dezember 2001
      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,172999,00.html

      TV-Konzerne

      So ernst wie nie

      Die Kirch-Gruppe wackelt. Wenn sie fällt, gerät auch der bayerische Ministerpräsident und mögliche Kanzlerkandidat Edmund
      Stoiber in Bedrängnis.

      Wer dringend gute Nachrichten braucht, hilft der Wahrheit schon mal etwas nach. Und Leo Kirch braucht gute Nachrichten.

      Der Unternehmer hat Angst vor Rupert Murdoch und John Malone. Die beiden Medien-Milliardäre, so fürchtet er,
      wollen ihm sein Lebenswerk rauben, um groß in den deutschen Fernsehmarkt einzusteigen.

      Stolz ließ Kirch deshalb am vergangenen Mittwoch verkünden, die Dresdner Bank habe ihren fällig gestellten
      900-Millionen-Mark-Kredit doch noch verlängert.

      Plötzlich schien alles wie früher. Kirch in Finanznöten? Quatsch. Stets kam die Rettung, wenn auch oft im
      letzten Moment.

      Die zuständigen Banker aber hatten noch gar nichts entschieden. Erst am Freitag waren die Verträge fertig.
      "Kirch hat uns weitere Anteile am spanischen TV-Kanal Telecinco verpfändet", so ein Insider, "jetzt hat er noch
      mal vier Wochen Zeit. Dann aber wollen wir unser Geld sehen."

      Das vorweihnachtliche Vorpreschen zeigt deutlich: Kirchs Lage ist so ernst wie nie. Und nicht nur seine. Die
      Krise Kirchs ist auch ein Problem von Edmund Stoiber.

      Der bayerische Ministerpräsident wird möglicherweise Kanzlerkandidat der Union. Im Wahlkampf will er vor allem als Wirtschaftsfachmann
      punkten.

      Eine Milliardenpleite im angeblichen Wirtschaftswunderland Bayern könnte seine Chancen aber deutlich
      schmälern. Denn zu oft ist der Freistaat für Kirch schon bei Banken in die Bresche gesprungen.

      Kirchs größter Kreditgeber ist die Bayerische Landesbank, die zur Hälfte dem Freistaat gehört. Erst im Februar
      hatte der für Medien zuständige Staatsminister Erwin Huber noch einmal pro Kirch interveniert und seine Banker
      dringend angemahnt, weitere 2,2 Milliarden Mark auszureichen. Die HypoVereinsbank hatte Hubers Ansinnen
      zuvor abgewiesen und weitere Kredite an Kirch, aus wirtschaftlichen Gründen, verweigert.

      Rund 4,4 Milliarden Mark verschaffte die Bayernbank, oft auf Drängen der Politiker, dem Unternehmer - zu
      Zinsen, die deutlich unter Marktniveau liegen. Huber sieht darin nichts Anrüchiges. "Als Minister muss ich
      Standortinteressen im Auge haben, das ist meine Pflicht", sagt er, "und wenn der Kanzler Holzmann retten darf,
      dürfen wir uns auch um Kirch kümmern."

      Insgesamt hat der Medienmogul fast 12 Milliarden Mark Schulden, davon 3 Milliarden Mark bei US-Instituten und 1,3
      Milliarden bei der Deutschen Bank. Von Dresdner Bank und HypoVereinsbank lieh er sich jeweils rund 900 Millionen.

      Auf diese Gläubiger aber haben Stoiber und Co. keinen Zugriff. Sie könnten ihr Geld nach Ablauf der vereinbarten Frist
      zurückverlangen. Kirch aber hat, wie sich jetzt zeigte, schon Probleme, kurzfristig 900 Millionen Mark lockerzumachen.

      Aufmerksam wird in der bayerischen Staatskanzlei derzeit beobachtet, wie Kirch den Axel Springer Verlag um
      Zahlungsaufschub bat. Denn auch die 1,5 Milliarden Mark, die der Medienmann dem Verlag Anfang 2002 für dessen
      11,5-Prozent-Anteil an der ProSiebenSat.1 Media AG bezahlen muss, hat er gerade nicht flüssig.

      Obendrein wartet die Fifa auf eine Rate von 700 Millionen Mark für die WM-Rechte 2002. Und Rupert Murdoch kann,
      wenn er will, im Oktober seinen Anteil am Pay-TV-Sender Premiere World (22 Prozent) an Kirch zurückgeben. Der müsste
      ihm dafür fast vier Milliarden überweisen. Nur: Wie soll er all diese Summen aufbringen?

      "Wenn da was anbrennt", so ein hochrangiger bayerischer Politiker, "haben wir alle ein Problem." Und der
      Kommunikationsberater und ehemalige "Bild"-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje warnt: "Für Stoiber wäre das desaströs."

      Schlimmer jedenfalls als der Einstieg der Medienmultis Murdoch und Malone bei Kirch. Letzterer will, wenn das Kartellamt mitspielt, das
      TV-Kabelnetz der Telekom in 13 Bundesländern für 11 Milliarden Mark übernehmen. Um daraus ein Geschäft zu machen, muss er über das
      Kabel Programm verkaufen. Und das könnte ihm sein Partner Murdoch liefern, wenn er Kirch erst übernommen hat.

      Malone ließ dem klammen Konkurrenten vorigen Donnerstag bereits ein verklausuliertes Übernahmeangebot zukommen.
      "Angesichts Deiner momentanen Situation wäre es doch am besten, wenn Du einen für Dich zweckdienlichen Vorschlag
      machst", schrieb Malones Europa-Chef Dob Bennett per E-Mail an Kirchs Vize Dieter Hahn. Ausdrücklich nicht nur für
      den defizitären Kirch-Pay-TV-Bereich bot er seine "Hilfe" an und bat: "Sag mir, was Du davon hältst."

      Hahn antwortete 56 Minuten später. Es gebe "keinerlei Grund", so der Manager, für weiterführende Gespräche. Die
      freilich hat Malone bereits mit Kirchs bisherigen Protegés geführt. Kürzlich trafen sich Huber und Stoiber mit dem
      US-Milliardär. Dabei ging es auch um einen möglichen Einstieg bei der Kirch-Gruppe. Die Stimmung, so heißt es, sei sehr
      freundlich gewesen.

      WOLFGANG REUTER, MARCEL ROSENBACH
      Avatar
      schrieb am 16.12.01 20:47:19
      Beitrag Nr. 117 ()
      re: kirch- pleite ?

      am donnerstag hatte kirch eine besprechung mit schröder (spd ), um den einstieg von liberty ins deutsche TV geschäft zu verhindern, weil melone nicht nur das kabelnetz von der Telecom übernehmen will, sondern, viel schlimmer auch noch programm an die deutschen TV zuschauer verkaufen will.
      diese woche wird herr kirch wohl eine besprechung mit herrn stoiber ( csu ) haben ( müssen)um zu verhindern, dass die bayer. landesbank ihr geld zurückverlangt.
      ich schlage einen pendeldienst vor mit der magnetschwebebahn vor. Geht nicht, wird ja in China gebaut. Da hätten die Banken ihr Geld reinstecken sollen und nicht bei kirch.

      entertime
      Avatar
      schrieb am 17.12.01 09:18:56
      Beitrag Nr. 118 ()
      aus dem Kölner Stadtanzeiger:
      -------------------------------------------

      KirchGruppe will Zusammenarbeit mit Murdoch fortsetzen

      erstellt 16.12.01, 15:35h, aktualisiert 16:40h

      Frankfurt/Main - Die KirchGruppe will ihre Zusammenarbeit mit dem Medienunternehmer
      Rupert Murdoch beim PayTV-Sender Premiere fortsetzen. Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn
      sagte der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung», man könne und wolle das
      Abonnementfernsehen nicht allein finanzieren
      . Trotz aller Anstrengungen hat es der hoch
      defizitäre Pay-TV-Kanal bisher nur auf etwa 2,4 Millionen Abonnenten gebracht.

      Murdoch ist mit seiner Firma BSkyB zu 22 Prozent an Premiere beteiligt, hat jedoch im Herbst
      kommenden Jahres eine Verkaufsoption über diesen Anteil. Wenn Murdoch nicht an seinem
      Engagement bei Premiere festhält, muss Kirch BSkyB nach Angaben der «Frankfurter
      Allgemeinen Zeitung» (FAZ) bis zu 3,5 Milliarden DM auszahlen.

      Gerüchte, Murdoch wolle die KirchGruppe übernehmen, hält Hahn für falsch. «Es gibt keinen
      Beleg für einen Übernahmeversuch und keine belegbaren Kontakte mit unseren Banken.» Die
      Geldinstitute hielten fest zur KirchGruppe. Zur genauen Höhe der Schulden wollte er nichts
      sagen. Die in Veröffentlichungen genannte Untergrenze von 7,7 Milliarden Euro (rund 15 Mrd
      DM) sei «deutlich zu hoch».


      Hahn warnte vor dem Einstieg des amerikanischen Unternehmers John Malone ins deutsche
      Kabelnetz. «Malone will in seinen Kabelnetzen direkt Programme an die Endkunden
      vermarkten», sagte er. Nach Einschätzung Hahns will Malone mit seinem Unternehmen Liberty
      Media die KirchGruppe aus dem Markt drängen
      .

      Malone hat mit der Deutschen Telekom den Kauf von sechs regionalen Kabelnetzen für 5,5
      Milliarden Euro (10,7 Mrd DM) vereinbart. Gegen die Übernahmepläne von Liberty hat das
      Kartellamt jedoch inzwischen Bedenken geäußert. Das Amt will bis zum 28. Februar 2002 über
      den Antrag von Liberty entscheiden. Malone hat auch Interesse an der Übernahme des
      22-Prozent-Anteils von Murdoch an Premiere. Im November hat Malone, der Großaktionär von
      Murdochs News Corporation ist, dies beim Kartellamt angemeldet.

      Wie die «FAZ» weiter berichtete, hat Leo Kirch am Donnerstagabend bei Bundeskanzler
      Gerhard Schröder seinen Widerstand gegen einen Einstieg von Liberty Media in Deutschland
      deutlich gemacht.
      Ein Sprecher der KirchGruppe bestätigte das Treffen, wollte jedoch keine
      Einzelheiten nennen. (dpa)


      http://www.ksta.de/artikel.jsp?id=1008453763059

      -------------------
      Kommentar:

      Dass Kirch an einer weiteren Zusammenarbeit mit Murdoch interessiert ist, überrascht kaum: schließlich ist die Ausstiegsoption Murdochs eins der Damoklesschwerter über der Firma.

      Ob Schröder sich ebenso für Kirch einsetzen wird wie seinerzeit Kohl?

      Mit der Aussage "15 Mrd DM Schulden sind deutlich zu hoch" kann man ja wohl davon ausgehen, dass es weit über 10 Mrd sind...
      Avatar
      schrieb am 20.12.01 08:23:50
      Beitrag Nr. 119 ()
      Aus der FTD vom 20.12.2001
      www.ftd.de/kirch

      Hollywood-Studio Paramount verklagt Kirch
      Von Thomas Clark, München

      Während die Kirch-Gruppe auf dieser Seite des Atlantiks eifrig dabei ist, ihre finanziellen Probleme in den Griff
      zu bekommen, gibt es auch aus den USA Neuigkeiten rund um die angeschlagene deutsche Mediengruppe.

      Das Hollywoodstudio Paramount Pictures und ihre Muttergesellschaft Viacom haben in New York Klage gegen die Kirch-Gruppe
      eingereicht. Laut FTD-Informationen fordert Viacom darin von Kirch die Zahlung fälliger Schulden in Höhe von rund 100 Mio. $
      aus einem laufenden Filmbezugsvertrag.
      Ein hochrangiger Kirch-Manager bestätigte auf Anfrage den Rechtsstreit und gab an,
      bereits Gegenklage eingereicht zu haben. Zur Forderungshöhe von Viacom wollte er sich nicht äußern.

      Viacom ist der viertgrößte Medienkonzern der Welt. Paramount Pictures produzierte Kinohits wie "Mission Impossible 2" mit Tom
      Cruise sowie TV-Evergeens wie "Star Trek". Der Fall ist nicht der einzige laufende Gerichtsakt der Kirch-Gruppe mit Hollywood.
      Mit den Universal Studios ("Moulin Rouge", Jurassic Park 3" ) des Medienriesen Vivendi-Universal tobt bereits seit Dezember 1999
      ein Rechtsstreit. Dort war es Kirch, der zuerst vor Gericht ging
      und zwei Mrd. $ Schadensersatz verlangte, weil seiner Ansicht
      nach die Film- und Fernsehware aus einem 1996 abgeschlossenen, langjährigen Bezugsvertrag mit Universal nicht mehr den
      vereinbarten Qualitätserfordernissen entsprach. Kirch verlor diese Klage aber in erster Instanz. Inzwischen steht eine
      Gegenklage von Universal kurz vor der Hauptverhandlung. In dieser macht Universal von Kirch ausständige Verbindlichkeiten in
      Höhe von über 100 Mio. $ sowie Schadensersatz geltend.

      Beobachter: Reines Kalkül

      Beobachter beurteilen die Gerichtsquerelen mit den zwei Hollywoodstudios als Taktik von Kirch, aktuellen
      Zahlungsverpflichtungen zu entgehen.
      Anstatt Bargeld an Paramount und Universal zu überweisen, lässt sich die in München
      ansässige Gruppe lieber auf Prozesse ein, bei denen die Schulden zwar als Rückstellungen in der Bilanz verbucht werden
      müssen, tatsächlich aber kein Geld fließt. "Langjährige Gerichtsprozesse sparen Kirch fällige Bargeldzahlungen", so ein
      Branchenkenner.

      Ein solches Kalkül würde durchaus Sinn machen: Kirch braucht im Moment sein gesamtes Geld, um akuteren Verbindlichkeiten
      nachzukommen. Dazu gehören ein Mitte Januar fällig werdender Kredit über 900 Mio. DM bei der Dresdner Bank, eine Anfang
      2002 fällig werdende Rückkaufverpflichtung des rund acht-prozentigen Anteils des Zeitungsverlages Springer bei der
      Kirch-Tochter Pro Sieben Sat 1 über 1,5 Mrd. DM sowie eine Zahlungsverpflichtung beim Fußballverband Fifa über rund 700 Mio.
      DM. Hinzu kommt das Damoklesschwert eines möglichen Ausstiegs von Rupert Murdoch bei Kirchs Bezahlfernsehen Premiere.

      Komplexe Statuten

      In all diesen Fällen ist die Verpflichtung zur Zahlung viel eindeutiger als bei den komplexen Filmbezugsverträgen
      (Output-Deals),
      die viel Spielraum für Gerichtsstreitereien offen lassen. Der Filmbezugsvertrag mit Paramount ist einer der größten, den die
      Kirch-Gruppe abgeschlossen hat. Anders als bei den Verträgen mit anderen Studios hat sich der 75-jährige Leo Kirch hier mit
      seinem langjährigen Freund, dem 78-jährigen Viacom-Chef Sumner Redstone, nicht nur die Rechte für den deutschsprachigen
      Raum gesichert, sondern für ganz Kontinentaleuropa. Dementsprechend sind auch die Summen, um die es geht, besonders
      hoch.

      Mittlerweile braucht Kirch aber die kontinentaleuropäischen Rechte nicht mehr - zumindest nicht für seine eigenen Sender. Denn
      die pan-europäische Strategie hat die Münchner Gruppe längst aufgegeben. Erst am Mittwoch gab sie bekannt, für rund 120 Mio.
      Euro ihre Minibeteiligung von 1,3 Prozent an Berlusconis italienischer TV-Holding Mediaset verkauft zu haben.
      In der Mediaset
      sind die drei wichtigsten Privatsender Italiens gebündelt.

      Auch die Beteiligung am spanischen Sender Telecinco (Tele 5) steht auf der Verkaufsliste. Hier ist das Bankhaus Lehman
      Brothers mit dem Verkauf betraut. Laut FTD-Informationen laufen Verhandlungen mit dem größten französischen Privatsender
      TF1 sowie einigen Finanzinvestoren, darunter dem Investmentriesen Apax. Ob ein Verkauf des 25-prozentigen Kirch-Anteils an
      dem hoch profitablen spanischen Sender für rund eine Mrd. DM bis 15. Januar zustande kommt, ist indes weiter unklar. Kirch
      muss spätestens zu diesem Zeitpunkt seinen Kredit bei der Dresdner Bank begleichen.
      Kirch wollte die Verkaufsverhandlungen
      bei Tele5 nicht kommentieren.


      © 2001 Financial Times Deutschland , © Illustration: FTD

      URL des Artikels:

      http://www.ftd.de/tm/me/FTDZZNZQEVC.html
      Avatar
      schrieb am 20.12.01 08:47:17
      Beitrag Nr. 120 ()
      @ rv

      danke, dass du dir die mühe machst, die relevanten artikel reinzustellen. jedoch wäre deine beurteilung und die auswirkungen auf nahestehende notierte aktien von höchstem interesse. du verstehst eine menge, das habe ich in der kürze schon feststellen können. wer ausser sat1/pro7 kommt in frage ? da man kirch nicht shorten kann, wie kann man an der sicheren pleite profitieren ?

      entertime
      Avatar
      schrieb am 20.12.01 09:38:22
      Beitrag Nr. 121 ()
      @ entertime

      Pro7Sat1 ist natürlich der erste Kandidat, außerdem andere börsennotierte Kirch-Beteiligungen wie Constantin, die zum Verkauf stehen.

      Hinzu kommen die Gesellschaften, die bei Kirch beteiligt sind. (Murdoch hat seine Beteigung bereits als Verlust abgeschrieben). Die meisten Anteilseigner sind allerdings nicht börsennotiert - näheres (mit Stand vom Sommer) unter http://www.kirchmedia.de/neu/shared/data/pdf/organigramm_kir….
      In den Sternen steht, ob Kirch den Anteil von Springer an Pro7Sat1 zum vereinbarten Preis (der weit über dem Börsenkurs liegt) zurückkaufen kann; anderenfalls würde bei Springer ein gewaltiger Verlust anfallen.

      Und last but not least sind da die Kreditgeber - von der Bayrischen Landesbank über die HypoVereinsBank, die Deutsche und Dresdner Bank bis zu Lehman Brothers und CSFB.

      Interessant in diesem Zusammenhang ist der Finanzchef der KirchHolding, der im Frühjahr diesen Posten übernahm, unmittelbar nachdem er (als Manager der CSFB) federführend die Verhandlungen um den Milliardenkredit zur Übernahme der Formel-1 geführt hatte:

      Brian McCamman Cook, 43, ist Geschäftsführer Finanzen (CFO) der
      KirchHolding GmbH & Co. KG und verantwortet den Finanzbereich der
      KirchGruppe mit ihren drei Dachgesellschaften KirchMedia, KirchPayTV und
      KirchBeteiligung. Vor seinem Eintritt in die Geschäftsführung der
      KirchHolding war McCamman Cook Managing Director der Credit Suisse First
      Boston (Europe) Ltd. und als Head of Corporate Banking für das
      Firmenkreditgeschäft der Bank zuständig
      . Brian Cook war bis 1998 General
      Manager der BHF-Bank in New York
      und Experte für Handelsfinanzierung,
      Investment, Akquisitionen und Unternehmensfinanzierung....
      Avatar
      schrieb am 20.12.01 11:09:44
      Beitrag Nr. 122 ()
      @ entertime

      Für sicher halte ich die Pleite von Kirch keineswegs.
      Allerdings glaube ich nicht, dass die Entscheidung noch in seiner Macht steht.

      Ob Kirch selbständig weiterbesteht, ist eine politische Entscheidung zwischen der Bayrischen Landesregierung (vielleicht auch der Bundesregierung, Schröder ist sehr flexibel ;)) und den Hauptgläubigern.
      Wenn die nicht zu einer Rettungsaktion bereit sind (dies zu glauben, dazu neige ich derzeit), bleibt immer noch die Möglichkeit einer (Teil-)Übernahme (z.B. durch Murdoch/Malone).

      Fast in jedem Fall werden die Banken einen Teil ihrer Kredite abschreiben müssen...


      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 20.12.01 11:10:00
      Beitrag Nr. 123 ()
      @ entertime

      Für sicher halte ich die Pleite von Kirch keineswegs.
      Allerdings glaube ich nicht, dass die Entscheidung noch in seiner Macht steht.

      Ob Kirch selbständig weiterbesteht, ist eine politische Entscheidung zwischen der Bayrischen Landesregierung (vielleicht auch der Bundesregierung, Schröder ist sehr flexibel ;)) und den Hauptgläubigern.
      Wenn die nicht zu einer Rettungsaktion bereit sind (dies zu glauben, dazu neige ich derzeit), bleibt immer noch die Möglichkeit einer (Teil-)Übernahme (z.B. durch Murdoch/Malone).

      Fast in jedem Fall werden die Banken einen Teil ihrer Kredite abschreiben müssen...


      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 23.12.01 19:10:49
      Beitrag Nr. 124 ()
      Etwas verspätet auch hier die Zahlen für KirchMedia.
      Die sehen ja auf den ersten Blick nicht katastrophal aus. Der Umsatz-Rückgang und Gewinn-Einbruch bei den TV-Sendern wird weitgehend kompensiert durch gute Geschäfte im Rechtehandel (wobei Abschreibungen noch ausstehen):
      --------------------------------------------------

      ftd.de, Fr, 21.12.2001, 9:44

      KirchMedia: Filmrechte schönen Bilanz

      Die zur Kirch-Gruppe gehörende KirchMedia hat in den ersten neun Monaten 2001 wegen der Flaute auf dem
      deutschen TV-Werbemarkt einen Gewinnrückgang verbucht. Das Geschäft mit Filmrechten lief dagegen gut.

      Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) sei in den Monaten Januar bis September im Vergleich
      zum Vorjahreszeitraum um vier Prozent auf 469 Mio. DM zurückgegangen, teilte KirchMedia am Freitag mit. Der
      Umsatz sei dagegen um sieben Prozent auf rund 4,6 Mrd. DM gestiegen. Dabei habe die positive Entwicklung der
      Sparte Filmrechtehandel den schwächeren Trend beim werbefinanzierten Fernsehen mehr als ausgeglichen. Die
      Nettoverschuldung per Ende September habe sich auf 4,3 Mrd. DM von 4,4 Mrd. DM ein Jahr zuvor verringert.

      In der KirchMedia, die mit ihrer Tochtergesellschaft #Pro Sieben Sat 1# fusionieren und ab Juni 2002 an der Börse
      notieren will, ist die Produktion, Rechtehandel und das werbefinanzierte Fernsehen der Kirch-Gruppe gebündelt.
      Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn, der auch der designierte Vorstandschef des fusionierten Konzerns ist, bezeichnete
      die Finanzstruktur der KirchMedia als solide. Die Verschuldung des gesamten Medienkonzerns Kirch-Gruppe dürfte
      allerdings wesentlich höher liegen und wird auf elf bis zwölf Mrd. DM geschätzt.
      Um fällig werdende Kredite
      zurückzahlen zu können, hat die Kirch-Gruppe bereits mit dem Verkauf von Beteiligungen begonnen, die nicht zum
      Kerngeschäft gehören.

      Handel mit Fimrechten bringt Umsatz

      Die TV-Sender Pro Sieben, Sat 1, Kabel 1, N24 und Deutsches Sportfernsehen (DSF) erwirtschafteten mit 3,1 Mrd. DM
      in den ersten neun Monaten 2001 rund 67 Prozent des Konzernumsatzes
      , trugen aber mit einem Ebitda von 218 Mio.
      DM nur 46 Prozent zum operativen Ergebnis bei. Die Abnahme der Ebitda-Marge auf 7,1 Prozent von 15,6 Prozent im
      Gesamtjahr 2000 sei eine direkte Folge der in Deutschland rückläufigen Werbeeinnahmen, begründete KirchMedia die
      Entwicklung.

      Der Bereich Filmrechtehandel konnte seine operative Umsatzmarge dagegen beträchtlich auf 24,1 (2000: 14,9)
      Prozent steigern. Zusätzliche Abschreibungsbelastungen würden allerdings erst zum Jahresende eingerechnet, hieß
      es in der Mitteilung. In den ersten neun Monaten erzielte KirchMedia mit dem Filmrechtehandel Umsätze von 1,4 Mrd.
      DM und ein Ebitda von 339,5 Mio. DM. Vergleichszahlen nannte KirchMedia nicht, weil der Konzern im vergangenen
      Jahr noch nicht über einzelne Quartale berichtete.

      WM-Fernsehrechte vermarktet

      Einnahmen verzeichnete die Kirch-Gruppe in den vergangenen Monaten vor allem auch aus dem Verkauf der
      weltweiten Fernsehrechte an den Fußballweltmeisterschaften 2002 und 2006. Für die im nächsten Jahr in Japan und
      Korea stattfindende Fußball-WM seien die Rechte bereits in allen wichtigen Ländern vermarktet, teilte KirchMedia mit.
      Bisher belaufe sich der Gesamterlös aus diesen Rechten auf 1,64 Mrd. Schweizer Franken (rund 2,19 Mrd. DM) und
      übersteige damit den Kaufpreis von 1,11 Mrd. Franken. Mit den TV-Rechten für die in Deutschland stattfindende
      Fußball-WM 2006 habe KirchMedia bisher 1,63 Mrd. Franken erzielt. Dem stünden Lizenzzahlungen an den
      Fußballverband Fifa von 1,71 Mrd. Franken gegenüber. Wesentliche Rechte seien hier aber noch nicht verkauft und
      stellten ein erhebliches Potenzial da, hieß es.

      --------------------------------------------------
      Die größten Gefahren resultieren aus vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Minderheits-Anteilseignern:
      - Springer möchte in den nächsten Monaten 1,5 Mrd DM für seinen Anteil an Pro7Sat1 - mehr als die gesamte derzeitige Marktkapitalisierung
      - Murdoch möchte im Herbst 4,5 Mrd DM für die Beteiligung an KirchPayTV (Premiere) - anderenfalls hat er angeblich Zugriff auf den Konzern
      - Gerüchten zufolge versucht Murdoch im Verein mit Malone, Kirch über die Banken (ca. 12 Mrd DM Schulden!) zur Aufgabe zu bewegen und den Laden zu übernehmen

      Diese Unsicherheiten strahlen natürlich auch auf Pro7Sat1 aus und haben Moody´s bewogen, das Rating der Anleihen von Pro7Sat1 gleich drastisch zu reduzieren. Ich hab die Meldung aus dem Pro7-Anleihen-Thread kopiert:
      --------------------------------------------------
      MOODY`S LOWERS RATING OF PROSIEBEN.SAT 1 TO Ba1 FROM Baa2; MAINTAINS REVIEW FOR POSSIBLE DOWNGRADE

      Approximately Euro 400 Million of Debt Securities Affected.
      London, 20 December 2001 -- Moody`s Investors Service lowered to Ba1 from Baa2 the senior debt rating of ProSiebenSat.1 Media AG, and
      maintained the rating on review for possible further downgrade. This rating action represents a stage in the review process initiated in September
      2001 following the announcement that there had been agreement in principle to merge ProSiebenSat.1 Media AG and KirchMedia GmbH & Co. KGaA
      (not rated by Moody`s), ProSiebenSat.1`s major shareholder. The downgrade reflects the combination of the weaker operational outlook for
      ProSiebenSat.1`s core television business, as well as concern about the level of indebtedness and contingent financial obligation of KirchMedia,
      ProSiebenSat.1`s intended merger partner, and within the wider Kirch group.
      Moody`s added that it acknowledges KirchMedia`s continuing intention
      to structure the new group so as to attain an investment grade credit profile.

      Moody`s said that ProSiebenSat.1`s Ba1 rating reflects concerns about the level of indebtedness and contingent financial obligation of KirchMedia, as
      well as the assumption that minority shareholder protection enshrined in German Law remains applicable prior to the planned merger. Moody`s also
      noted the financial pressures currently being experienced by the wider Kirch group
      .

      Moody`s said that the decline in television advertising demand in Germany during 2001 has negatively impacted ProSiebenSat.1`s revenues, which
      according to the company`s earlier statement are likely to be roughly 7% lower than 2000 proforma revenues. Moody`s added that as a broadcaster,
      ProSiebenSat.1`s high operational gearing means that revenue declines are reflected in a reduction in cash flows, and that group Ebitda is expected
      to be roughly 40% lower
      . More positively, the ProSiebenSat.1 Group has begun to realise the revenue synergies from the combination of its four
      channels, Sat.1, Prosieben, Kabel 1 and N24, and has underpinned its leadership position within the German TV advertising market. Moreover the
      Group has acted to conserve cash flow by implementing cost saving initiatives, the full effect of which should be felt during 2002. Although visibility for
      advertising revenues in 2002 remains limited, the outlook is for a modest recovery in revenues and profitability.

      Moody`s said the proposed merger remains subject to approval by the management boards, supervisory bodies and shareholders of both
      ProSiebenSat.1 and KirchMedia, and is expected to be completed by end June 2002. Moody`s added that the ongoing rating review will continue to
      consider the future business risk profile and strategy of the new group, which will likely combine a wide range of free-TV operations, including
      broadcasting, rights trading, sports rights and production. It will also include the operational outlook for its major businesses, against the background
      of a slowing European economy and depressed advertising demand. From the financial risk perspective, the review will take into account the
      prospective financial flexibility and strategy of the combined entity, and the extent to which this might imply a reduction in bondholder security. Finally,
      Moody`s will continue to review the credit implications for the new combined KirchMedia of its position as a subsidiary within the Kirch group.

      ------------------------------------------

      Ich wünsche allen hier ein guten Rutsch (aber bitte nicht ausrutschen!),

      rv
      Avatar
      schrieb am 29.12.01 19:11:15
      Beitrag Nr. 125 ()
      Die Formel 1 war eine weitere Milliardenbaustelle von Kirch. Kirch hat über 4 Mrd DM ausgegeben um mit der Kontrolle über die Formel 1 sein pay-TV zu sanieren. Dafür würde ihm wohl die Zeit bis 2008 reichen - wenn Murdoch ihm so viel Zeit einräumen würde. Danach sieht es aber nicht aus.

      Aus dem "Tagesspiegel" http://195.170.124.152/archiv/2001/12/27/ak-sp-5511728.html:
      ---------------------------------------------------

      28.12.2001

      Leere Schachtel für viel Geld

      Formel-1-Teams setzen Ecclestone und Kirch unter Druck

      Vincenzo Delle Donne


      Maranello. Ferraris gräflicher Herr wird deutlich, wenn es um Geschäftsinteressen geht.
      Nüchtern bilanziert Luca Cordero di Montezemolo: "Die Teams erhalten heute 43 Prozent
      der Einnahmen der Formel 1, während 57 Prozent an Bernie und den
      Weltmotorsportverband FIA gehen. Damit sind wir nur einverstanden, solange
      Ecclestone noch Anteile hält." Klarer kann die Forderung des Ferrari-Chefs an den
      starken Mann der Formel 1 nicht ausfallen. Sowohl Bernie Ecclestone als auch die
      Kirch-Gruppe müssen sich wohl oder übel damit abfinden, schon demnächst auf einen
      Teil ihres ausgerechneten Gewinns verzichten zu müssen
      . Denn die Hersteller wollen
      nicht, dass Ecclestone seine gesamten Rechte an Kirch abtritt, der die Formel 1 dann
      im Bezahlfernsehen anbieten würde. Dann würden die Teams lieber die Organisation
      des Formel-1-Spektakels in eigener Regie betreiben - ab 2008, wenn die derzeit
      geltenden Verträge auslaufen.

      Die Formel-1-Teams haben dafür vorgesorgt. In Genf haben sie eigens für diesen Fall
      die GPWC Holding B.V. gegründet, zu deren Präsidenten nun formell
      Fiat-Geschäftsführer Paolo Cantarella bestellt wurde. Im Direktorium der neuen
      Gesellschaft sitzen Mercedes-Benz-Chef Jürgen Hubbert, Luca di Montezemolo
      (Ferrari-Fiat), Wolfgang Reitzle (Ford-Jaguar), Burkhard Goetschel (BMW) sowie Patrick
      Faure (Renault). Aber auch Honda und Toyota unterstützen das Unternehmen, das unter
      dem Motto steht: "Die Formel 1 den Konstrukteuren."

      "Das ist weder eine Spaltung noch eine alternative Weltmeisterschaft", präzisierte
      Montezemolo. "Alle Konstrukteure haben die Absicht, diese Weltmeisterschaft selbst zu
      organisieren - mit allen Vorteilen auch ökonomischer Natur, von denen derzeit andere
      profitieren." Eine Möglichkeit bestände zudem, die enormen Investitionen wieder
      hereinzuholen, die das Formel-1-Engagement notwendig macht. Montezemolo sagt:
      "Dadurch würde auch den kleinen Teams wie Prost geholfen werden, denen heute die
      Schließung droht."

      Mit allen Mitteln rangen die Emissäre der wichtigsten Teams zuletzt hinter den Kulissen
      um einen größeren Gewinnanteil. Doch die Kirch-Gruppe zeigte kaum
      Gesprächsbereitschaft
      . Daher kam es zur Gründung der neuen Gesellschaft, die die
      Vermarktung der neuen Formel 1 in großem Stil organisieren soll. Die
      Rahmenbedingungen sind lukrativ wie in keinem anderen Sportspektakel: Weltweit
      kleben pro Rennen rund 350 Millionen Menschen an den Fernsehschirmen. Für
      Sponsoren ein unermessliches Potential.

      Ein Trost bleibt Kirch & Co. Bis 2007 haben sie noch das ausdrückliche Sagen über den
      Rennzirkus. Ein vorzeitiger Ausstieg aus dem jetzigen Vertrag wäre nur durch die
      Zahlung einer hohen Konventionalstrafe möglich. Die Organisatoren der neuen WM
      wollen überdies nichts überstürzen und die Planung generalstabsmäßig angehen. Die
      neu gegründete Holding wird erst ab der Saison 2008 vollends in Aktion treten. "Es sei
      denn, wir können uns doch noch mit Kirch einigen", sagte das bei Mercedes für die
      Formel 1 zuständige Vorstandsmitglied Jürgen Hubbert. Derweil witzelt man in der
      Formel 1 mit genüsslicher Schadensfreude, dass die Kirch-Gruppe von Ecclestone für
      teueres Geld wohl eine leere Schachtel erstanden hätte.
      Avatar
      schrieb am 10.01.02 22:28:51
      Beitrag Nr. 126 ()
      wallstreet::Online ANALYSE – Kirch Media: Murdoch treibt Scheidung voran

      Kein Geld mehr für Premiere. Ausübung der Rückverkaufs-Option hängt von PayTV-Geschäftsentwicklung ab.

      Nun ist es ganz offiziell: Rupert Murdoch wird kein Geld mehr in die deutsche Kirch PayTV stecken. Leo Kirch muss nun damit rechnen, dass er im Oktober rund 2 Mrd. Euro an den Medienmogul überweisen muss.

      Rupert Murdoch, Chef des australischen Medienriesen News Corp, hat im Streit mit dem deutschen Medienzaren Leo Kirch weiteres Öl ins Feuer gegossen. Die British Sky Broadcasting Group (BskyB) werde nicht weiter in Kirch PayTV investieren, erklärt er gegenüber Journalisten. Dafür sei die Geschäftsentwicklung des deutschen Bezahl-Fernsehsenders nicht gut genug. Damit wird es immer wahrscheinlicher, dass BskyB die vor zwei Jahren zugesicherte Rückverkaufs-Option wahrnehmen wird. Demzufolge muss Leo Kirch den Briten den 1999 erworbenen 22-Prozent-Anteil an Kirch PayTV wieder abkaufen und die damalige Investitionssumme zuzüglich Zinsen zurückzahlen. Schätzungen zufolge liegt der dann fällige Rückzahlungsbetrag bei rund 2 Mrd. Euro.

      Murdoch wollte allerdings noch nicht ausdrücklich bestätigen, dass die Option im Oktober ausgeübt wird. Das hänge vor allem von der weiteren Geschäftsentwicklung des deutschen Bezahl-Fernsehsenders ab. Dass diese sich allerdings so stark verbessern wird, ist derzeit mehr als fraglich. Schließlich hat der Sender die hausinternen Zielvorgaben seit Jahren nicht erreicht. Zur Rentabilität fehlen Premiere noch etwa zwei Millionen Abonnenten. Die letzte bekannte Abonnentenzahl liegt bei 2,4 Millionen; vier Millionen sind zum Erreichen der Profitabilität notwendig.

      Nun wird es also Zeit für den mit mehreren Milliarden Euro verschuldeten Medienkonzern, sich einen neuen Partner zu suchen, der die Geduld und das Geld mitbringt, das Premiere in den nächsten Jahren verschlingen dürfte. Wer das allerdings sein soll, ist auch weiterhin unklar. John Malone, Chef der amerikanischen Liberty Media zählt sicher nicht zu den Wunschkandidaten für Leo Kirch. Dessen ungeachtet würden ohnehin kartellrechtliche Bedenken einen Einstieg im deutschen PayTV verhindern. Schließlich will Liberty sich große Teile des deutschen Fernsehkabelnetzes unter den Nagel reißen. Schon dieser mögliche Einstieg in den deutschen Fernsehmarkt beschäftigt das Bundeskartellamt, das im Dezember die Überprüfungsfrist in dieser Sache bis zum 28. Februar verlängert hat. Ein zusätzliches Engagement im Bezahlfernsehen wäre somit kartellrechtlich von vorne herein zum Scheitern verurteilt.

      Nichtsdestotrotz befindet sich die Kirch-Gruppe bereits auf eifriger Partner-Suche. „Wir werden sicherlich nicht herumsitzen und warten, bis wir einen Brief mit der Milliarden-Rechnung bekommen“, erklärte jüngst Kirch-Vizechef Dieter Hahn. Wohin die Blicke bei der Suche nach einem Partner allerdings schweifen, ließ er im Unklaren. „Am liebsten wäre uns allerdings eine weitere Zusammenarbeit mit Rupert Murdoch“.

      Diese Variante kann nach den jüngsten Äußerungen des Medienmoguls allerdings ausgeschlossen werden. Die Partnersuche gestaltet sich für Kirch schwieriger denn je. Schließlich hat die Medienbranche im vergangenen Jahr arg unter der Konjunkturschwäche und nicht zuletzt unter den Folgen der Terroranschläge gelitten. Milliardenschwere Investitionen stehen nicht unbedingt auf der Tagesordnung der Branchen-Größen. Schon gar nicht, wenn sie sich vermeiden lassen. So könnte es durchaus passieren, dass Kirch auf seiner Brautschau in die endlose Weite der ausgedörrten Medienlandschaft blickt. Und sollte er einen möglichen Investor gefunden haben, könnte es passieren, dass dieser sich ganz schnell wegduckt.

      Denn wer will sich schon für eine Milliarden-Investition in einen unsicheren Markt wie die deutsche PayTV-Landschaft vor seinen Gesellschaftern und Aktionären rechtfertigen? Selbst Bertelsmann, dem ein Milliarden-Dollar-Regen durch den Verkauf der Anteile an AOL Europe ins Haus steht, dürfte besseres mit dem Geld anzufangen wissen.

      Autor: Robert Sopella, 14:02 10.01.02
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 11:44:26
      Beitrag Nr. 127 ()
      neue partner bie kirch?

      nach allem was man hört und liest, wird es für kirch immer enger. kirch wäre schon längst insolvent, wenn nicht die bayer. landesbank mit ihren milliarden krediten stillhalten würde und ihre fehlentscheidungen mit arbeitsplatz -argumenten in bayern begründet.

      letzlich wird der steuerzahler die kirch schulden übernehmen müssen, ein skandal ! keine andere bank, geschweige denn andere kreditoren würden zuschauen, wie ihre kredite immer unsicherer werden. wenn kirch offenlegen müsste, mit welchen assets er die verbindlichkeiten abdeckt, würden so manchen die augen aufgehen.


      die vorgesehene pro7/sat1- kirch media AG gibt es noch nicht, sonst könnte man bedenkenlos massiv leerverkaufen.

      entertime
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 21:57:11
      Beitrag Nr. 128 ()
      Inzwischen spricht sich ja die reale Verschuldung der KirchGruppe herum...
      ----------------------------------------------

      HANDELSBLATT, Montag, 14. Januar 2002
      Verkauf der Telecinco-Beteiligung an TF 1 gescheitert

      Kreditfrist für Kirch bei Dresdner Bank läuft ab

      Die Finanznot der verschuldeten Kirch-Gruppe hält an.
      Am Dienstag soll nach Informationen aus Finanzkreisen die Verlängerungsfrist eines Kredits der Dresdner Bank über 460 Mill. Euro an den Münchner Medienkonzern ablaufen. Wie aus Bankenkreisen zu erfahren war, ist der Kredit mit der 25 %-Beteiligung am spanischen TV-Sender Telecinco gesichert. Das Paket an dem hochprofitablen Sender gilt als sehr werthaltig. Vorstellbar sei, dass deshalb die Dresdner weiter still halte.

      hps/cbu DÜSSELDORF. Ursprünglich wollte Kirch-Vize Dieter Hahn die Telecinco-Beteiligung schnell veräußern, um sich finanzielle Luft zu verschaffen. Kurz vor Weihnachten sind aber offenbar die Verhandlungen mit dem französischen Sender TF 1 gescheitert. Die Gespräche waren zwar weit fortgeschritten, scheiterten aber letztlich an unterschiedlichen Preisvorstellungen. Derzeit gebe es „verschiedene Gespräche“ über Telecinco, ein Abschluss stehe aber nicht unmittelbar bevor, heißt es in Finanzkreisen. Ein Unternehmenssprecher wollte gestern weder zu den Kreditverhandlungen noch zu den Verkaufsplänen Stellung nehmen.

      Der Wert des Kirch-Anteils von einem Viertel an dem Madrider Sender wird auf mindestens 500 Mill. Euro geschätzt. Telecinco gilt als der rentabelste Fernsehsender Europas. Nach Informationen des „Tagesspiegels“ werden nun die Gespräche mit der Dresdner Bank über den bereits im Dezember 2001 verlängerten Kredit von 460 Mill. Euro wieder aufgenommen. Die Dresdner wollte Ende 2001 den Kredit fällig stellen. Hahn erreichte in intensiven Verhandlungen eine Verlängerung.

      Die Verschuldung der gesamten Kirch-Gruppe liegt bei knapp sechs Mrd. Euro. Der Konzern steht unter Druck. Die hohen Verluste des Bezahlfernsehens Premiere halten an. Jüngst hatte das Pay-TV-Unternehmen eine enttäuschende Bilanz vorgelegt. Die Zahl der Abonnenten sei im vergangenen Jahr nur um 5 % auf 2,41 Mill. gesteigert worden. Die Verluste haben laut Kirch-Vize Dieter Hahn 2001 mehr als 500 Mill. Euro betragen. Zuletzt kam durch den Verkauf des 1,28prozentigen Anteils am italienischen Medienkonzern Mediaset frisches Geld in die Kirch-Kassen. Kirch erhielt damit im Dezember eine Finanzspritze von 120 Mill. Euro. Für Entlastung sorgt der Sportrechtehandel. Der Gesamterlös liegt derzeit bei rund 1,1 Mrd. Euro. Der Kaufpreis lag bei 800 Mill. Euro.
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      schrieb am 14.01.02 23:59:30
      Beitrag Nr. 129 ()
      kirch pleite ??

      die dreba schulden sind das geringste übel, die verbindlichkeiten bei der bayer. landesbank sind ausschlaggebend. da kommt noch was auf kirch zu. wie wird sich dr.stoiber verhalten, wenn feststeht dass diese milliarden nie mehr zurückkommen und 2002 die kanzler wahl ansteht ? stoiber, der aufgrund seiner wirtschaftkompetenz den vorzug erhielt. eine frage der zeit? rettet sich die CSU über den wahltermin ohne dass kirch platzt ? wenn nicht kann es stoiber die wahl kosten. oder er rettet sich mit einem bauernopfer, z.b. huber muss gehen.

      entertime
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      schrieb am 16.01.02 23:01:18
      Beitrag Nr. 130 ()
      Sollen jetzt die Premiere-Abos per Teleshopping verteilt werden?
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      Chef der Teleshopping-Gruppe Hot Networks soll verlustreiches Bezahlfernsehen von Kirch aus der Krise führen

      Georg Kofler wird neuer Premiere-Chef

      Von HANS-PETER SIEBENHAAR

      Der frühere Kirch-Manager Georg Kofler soll das Bezahlfernsehen Premiere World aus der Krise führen. Der jetzige Vorstandschef des Einkaufssender-Holding Hot Networks soll als künftiger Chef möglichst schnell mit mehr Abonnements die hohen Schulden eindämmen.

      HB DÜSSELDORF. Der frühere Kirch-Manager Georg Kofler wird nach Informationen des Handelsblattes Chef des verlustreichen Bezahlfernsehens Premiere World. Der frühere Pro-Sieben-Chef und jetzige Vorstandsvorsitzende der Münchener Teleshopping-Holding Hot Networks AG soll das Pay-TV-Unternehmen in eine bessere Zukunft führen, wie Mittwoch Morgen aus Kirch-Kreisen zu erfahren war.

      Nach dem Abgang von Ferdinand Kayser zum Luxemburger Satellitenanbieter Astra stand Premiere ohne Führung da. Erst am letzten Freitag legte das Unterföhringer Sender katastrophale Zahlen vor. Premiere steigerte die Zahl seiner Abonnenten im letzten Jahr lediglich um 110 000 auf jetzt 2,41 Millionen. Premiere World bringt damit die Kirch-Gruppe mit einem derzeitigen Schuldenstand von rund 6 Mrd. Euro in schwere Bedrängnis. Denn der Bezahl-Sender BSkyB des australisch-amerikanischen Medienunternehmers Rupert Murdoch hält 22 % an Premiere. Im Oktober diesen Jahres kann Murdoch die Anteile für 1,8 Mrd. Euro an Kirch wieder zurückzugeben, falls die Unternehmensziele nicht erreicht werden.

      Der 44-Jährige Kommunikationswissenschaftler gilt als einer der erfahrensten TV-Manager in Deutschland. Der gebürtige Südtiroler betrieb unter anderen den Börsengang von Pro Sieben. Ende 2000 schied er bei dem Kirch-Sender aus. Der einstige Pionier des werbefinanzierten Fernsehens trieb seitdem den Ausbau seines Teleshoppingkonzerns in Europa voran. Der Vorstandschef und Gesellschafter der in München ansässigen Einkaufssender-Holding Hot Networks AG kommt zusammen mit seinen Partnern Thomas Kirch (Sohn von Leo Kirch) und dem US-Unternehmen Home Shopping Network mit seinen Plänen offenbar gut voran. In London startete im Oktober der bereits fünfte Sender von Home Shopping Europe.

      In Kirch-Kreisen wurde zuletzt auch Christiane zu Salm, frühere MTV-Chef und heutige Vorstandsvorsitzende der Pro-Sieben-Tochter Euvía (Neun Live), genannt. Die 35-jährige Ex-Ufa-Manager arbeitet derzeit an dem Aufbau Reiseeinkaufskanal mit 24-Stunden-Programm. Als weiterer Kandidat für eine Führungsposition bei Premiere galt Rainer Hüther. Der frühere Chef des Deutschen Sportfernsehens (DSF) und EM.TV-Vorstandschef wäre eher als Marketingvorstand in Frage gekommen, jedoch nicht als Vorstandsvorsitzender. Der 38-Jährige wechselte zuletzt als Sprecher des Vorstands der Kirch New Media AG, München, zur arg gebeutelten Münchner Medienfirma EM.TV. Hüther gilt als enger Vertrauter des Kirch-Vizes Dieter Hahn.

      Für Kofler geht es nun darum, möglichst schnell die Zahl der Abonnenten nach oben zu treiben. In der Kirch-Gruppe war über die zaghaften, auch widersprüchlichen Marketingmaßnahmen der vergangen Monate enttäuscht. Auch die Preisoffensive vom vergangenen Herbst brachte nicht die gewünschte Wirkung.

      Kofler gilt in der Medienbranche als begnadeter Verkäufer und Marketingstratege. Er verfügt zudem über gute Kontakte zu amerikanischen Medienkonzernen. Zur Zeit sind an der von ihm geführten Hot Networks AG mit rund 46,66 % die amerikanische Home Shopping Network beteiligt. Je 26,67 % gehören ihm und Thomas Kirch.

      Premiere-Sprecher Dirk Heerdegen erklärte gestern noch auf Anfrage: ?Es werden viele Namen gehandelt. Aber Gerüchte über Personen und Funktionen kommentieren wir grundsätzlich nicht. Was gilt, ist unsere Aussage vom Herbst: Wenn sich eine sinnvolle Ergänzung für das Management von Premiere World ergeben sollte, wird man sicher über neue Möglichkeiten nachdenken (wie zum Beispiel im Fall von Helmut Stein). Alles andere ist Spekulation." Noch vor wenigen Wochen galt Ferdinand Kayser, der am 1. Januar nach Luxemburg wechselte, als Hoffnungsträger. Der frühere Bertelsmann-Manager kennt wie kaum ein anderer das schwierige Geschäft mit dem Bezahlfernsehen. Für seinen überraschenden Weggang von Premiere nannte er persönliche Gründe.

      HANDELSBLATT, Mittwoch, 16. Januar 2002, 10:56 Uhr
      Avatar
      schrieb am 16.01.02 23:10:05
      Beitrag Nr. 131 ()
      aus dem Tagesspiegel:
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      Zocker wetten vor der Wahl auf Stoiber-Aktien

      Einzelne Branchen wie Energie oder Biotechnologie könnten von einem neuen Kanzler profitieren, sagen Analysten

      som/HB

      Wer rechtzeitig vor der Wahl in den Vereinigten Staaten auf "Bush-Aktien" gesetzt hat, hat viel gewonnen. Gemeint sind Papiere solcher Unternehmen, die von einem Präsidenten George W. Bush profitieren: Vor allem Tabak-, Rüstungs- und Ölkonzerne. Viele Investmentbanken gaben "Bush-Zertifikate" heraus, mit denen Anleger zum Teil kräftig verdienten. Denn das Konzept ging auf: Die favorisierten Branchen gehören seit dem Amtsantritt des konservativen Texaners tatsächlich zu den Gewinnern der Aktienindizes. Dürfen sich Anleger in Deutschland auf ähnliche Favoritenbranchen einstellen?

      Investmentstrategen sind skeptisch, dass die Kandidaten Gerhard Schröder (SPD) und Edmund Stoiber (CSU) ähnliche Fantasien an der Börse auslösen wie Bush (Republikaner) und Al Gore (Demokraten). Der Grund:Nur in den USA wird schon im Wahlkampf deutlich, welche Unternehmen mit Gegenleistungen rechnen dürfen, weil sie dem Präsidentschaftskandidaten finanziell unter die Arme griffen.
      ....
      Doch ein paar Schlüsse lassen sich auch aus den Äußerungen der deutschen Kandidaten ziehen. "Die Aktien werden steigen, sollte Stoiber die Wahl gewinnen", erwartet Vermögensverwalter Jens Erhardt.
      ...
      Als Stoiber-Aktien sehen Analysten Technologie- und Medienwerte. Hintergrund: Im "Gen-Valley" Martinsried bei München subventioniert der Ministerpräsident junge Biotech-Firmen. Und kein Geheimnis ist, dass die bayerische Landesregierung wiederholt dem finanziell angeschlagenen Kirch-Konzern, zu dem das Medienunternehmen ProSieben Sat1 gehört, aus der (Kredit-)Klemme geholfen hat.
      ....

      "Die Grenzen zwischen den großen Parteien sind stark verschwommen", sagtChristoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe. "Es wird viel gesagt. Auf einem anderen Papier steht, was tatsächlich umgesetzt wird." Dass die Effekte gering bleiben, wenn Stoiber die Wahl gewinnt, glaubt auch Gertrud Traud von der Bankgesellschaft Berlin. "Schröder macht nicht das, was man von ihm erwartet hat. Vielmehr ist er ein Kapitalmarkt-freundlicher Kanzler. Das zeigt die Steuerbefreiung für Verkäufe von Firmenbeteiligungen."

      Stoiber-Branchen

      Energieversorger: Eon, RWE

      Automobil: BMW, Daimler-Chrysler, Volkswagen, Porsche

      Technologie und Medien: Pro Sieben Sat 1 Media

      Schröder-Branchen

      Automobil: BMW, Daimler-Chrysler, VW, Porsche

      Halbstaatliche Unternehmen: Deutsche Telekom, Post

      Konsum und Handel
      Avatar
      schrieb am 19.01.02 14:22:46
      Beitrag Nr. 132 ()
      Rupert Murdoch: ?Kirch hat Fehler gemacht?

      Der Medienunternehmer hat mit der WELT am SONNTAG über seine Expansionspläne in Deutschland, sein Verhältnis zu Leo Kirch und seine Distanz zum Kabelinvestor John Malone gesprochen
      Medienunternehmer Murdoch findet kritische Worte für Kirch und Malone


      Berlin - Der Medienunternehmer Rupert Murdoch strebt eine höhere Beteiligung am defizitären Pay-TV-Sender Premiere von Leo Kirch an. ?Wir wollen eine wichtigere Rolle bei Premiere spielen und den Sender erfolgreich machen?, sagte Murdoch der WELT am Sonntag.

      Auch eine Übernahme von Kirchs Unternehmen im Ganzen schließt Murdoch offenbar nicht aus: ?Wir sind offen für alle Optionen.? Im Fall der Aufstockung der Anteile beansprucht Murdoch die Führung bei Premiere: ?Dann wollen wir das Management übernehmen.? Er werde jedoch ?keine feindseligen Schritte? unternehmen.

      Murdoch sagte, dass er deutsche Partner wolle. Dies könnten Banken, Pensionsfonds oder Verlagshäuser sein. Dabei würde er ?finanziell solide Partner? benötigen. Murdoch kritisierte zugleich das bisherige Management bei Premiere. ?Kirch hat leider Fehler gemacht.? Der größte Fehler sei die Technologie der d-box, ?die zu teuer ist, und wirklich nicht gut?. Murdoch forderte statt dessen die Einführung der satellitengestützten Technik seines britischen Pay-TV Kanals BSkyB bei Premiere. Dies könne Premiere ?einen echten Schub geben?.

      Murdoch erklärte zugleich, dass er ?nicht am Erwerb von deutschen Zeitungen oder Print-Beteiligungen in Deutschland interessiert? sei. Der aus Australien stammende Medienunternehmer ging auf Distanz zum Kabelinvestor John Malone. Murdoch wies zurück, dass er gemeinsam mit Malone vorgegangen sei, um den Einfluss bei Premiere zu erhöhen. ?Es gab das Missverständnis, dass Malone mein Partner in dieser Sache ist.?

      Murdoch bezweifelte zudem, dass Malone seine Pläne zum Erwerb des Kabelnetzes der Deutschen Telekom weiter betreiben werde, selbst wenn das Kartellamt dem Kauf zustimme. Murdoch bekräftigte seine ?völlige Unabhängigkeit von Malone in Deutschland?. WamS
      ---------------------------------------------------------------------

      Kommentar

      Murdoch kann im Herbst auch gegen den Willen von Kirch Premiere ganz übernehmen:
      Wenn Premiere bis dahin nicht die Abonnentenzahl fast verdoppelt hat (und das ist illusorisch), hat Murdoch zwei Optionen:
      - Er kann sein eingesetztes Kapital samt Zinsen zurückverlangen
      - Er kann den Anteil Kirchs übernehmen (ich nehme an, zu den Konditionen seines ersten Anteils).

      Bisher ist in der Presse nur über die erste Variante spekuliert worden. Die zweite dürfte Kirch ebenso wenig gefallen. Vielleicht aber seinen Banken und den Pro7-Aktionären...
      Avatar
      schrieb am 21.01.02 21:20:52
      Beitrag Nr. 133 ()
      Wie war das nochmal ? Sind die 4 Millionen Kunden an eine Umsatzgröße gebunden ?

      Kirch weiß daß er Gefahr läuft, am Ende seines Weges zu stehen. Wird er - auf Kosten der "Margen" - die Premiere Abos zu Hammerpreisen verschleudern ?

      Falls er dies beabsichtigt, wird er sehr bald damit anfangen müssen.

      Gruß Mogul
      Avatar
      schrieb am 21.01.02 23:32:46
      Beitrag Nr. 134 ()
      €boersenmogul

      bei den derzeitigen abo preisen ist der break-even point bei ca. 4 mio abonnenten. dannn schreibt premiere keine operativen verluste mehr. die schulden sind aber dann immer noch da. es hilft also garnichts, wenn die abo-preise drastisch gesenkt werden, um die 4 mio abonnenten zu erreichen. murdock ist doch nicht blöde.

      entertime
      Avatar
      schrieb am 26.01.02 08:16:13
      Beitrag Nr. 135 ()
      Kirch
      Spekulationen über Rückkauf von TV-Aktien

      MÜNCHEN (rtr/fr) Die hoch verschuldete Kirch-Gruppe gerät wegen finanzieller Verpflichtungen offenbar unter Druck. Der Axel Springer Verlag soll auf der Ausübung einer Rückkaufoption für seinen Anteil an der Fernsehfirma Pro Sieben-Sat 1 bestehen. Kirch müsste 767 Millionen Euro dafür überweisen. Ein Sprecher des Münchner Medienkonzerns bestätigte nur, dass es Gespräche gebe. Springer lehnte einen Kommentar ab.

      Der Verlag ist seit der Fusion der Kirch-Sender Sat 1 und Pro Sieben im Sommer 2000 mit 11,5 Prozent an dem Unternehmen beteiligt, das im Juni mit der Kirch-Media, der Kerngesellschaft der Gruppe, verschmolzen werden soll. Damals hatte sich Springer zusichern lassen, die Anteile zum fest vereinbarten Preis von 767 Millionen Euro zurückgeben zu können. Derzeit sind die Anteilscheine nur rund 110 Millionen Euro wert. Die Option kann bis April ausgeübt werden. Springer dürfte das Geld gut gebrauchen können. Das Unternehmen wird für 2001 erstmals in seiner 50-jährigen Geschichte einen Verlust ausweisen.

      In Finanzkreisen hieß es allerdings, der Vorstoß des Verlagshauses könnte Teil einer Verhandlungstaktik sein, die eine Verlängerung der Frist für die Ausübung der Option oder größeren Einfluss auf die Firmenpolitik von Kirch zum Ziel habe. "Eine Ausübung der Option macht keinen kaufmännischen Sinn. Kirch wäre dann wahrscheinlich insolvent, und damit wäre Springer nicht geholfen", sagte ein Insider. Eine Lösung des Problems werde möglicherweise schon bald präsentiert.

      Experten gehen davon aus, dass die Kirch-Gruppe mit mindestens sechs Milliarden Euro verschuldet ist. Im Dezember war der Medienkonzern schon einmal akut bedroht, als die Dresdner Bank einen Kredit über 460 Millionen Euro zunächst nicht verlängern wollte. Nach der Besicherung des Darlehens mit Anteilen an dem spanischen TV-Sender Telecinco, den die Kirch-Gruppe verkaufen will, wurde ein Aufschub bis April gewährt.
      Avatar
      schrieb am 26.01.02 11:54:17
      Beitrag Nr. 136 ()
      betr.: kirch zahlungsunfähig ?

      selbst wenn springer nochmals verlängert, werden die daumenschrauben enger angelegt, d.h. die konditionen verschärft. die springer aktien, die kirch hält, sind schon längst anderweitig verpfändet, sonst wäre das ja eine willkommene absicherung. dass kirch pleite ist, wissen insider schon lange. die frage, wie lange kann der k.o. noch hinausgeschoben werden. wenn man sich die höhe der verschuldung ansieht und den gesamten cash-flow der kirch gruppe, kommt man unweigerlich zum ergebnis: nicht mal die hälfte der zinsen kann bezahlt werde, ganz zu schweigen von einer evtl. amortisation.

      diesmal wird es kirch nicht mehr gelingen, seinen kopf aus der schulden-schlinge zu ziehen, selbst wenn die bayer. landesbank aus politischen gründen sich zurückhält. wir sind in der letzten runde.

      entertime
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 10:29:41
      Beitrag Nr. 137 ()
      Aus der Traum vom PayTV-Monopol

      Ich bin mal gespannt, ob Murdoch da erfolgreicher ist. Schließlich sind seine Bedingungen in Deutschland eher schlechter als die von Kirch:

      - Murdoch kann nicht Sportrechte und FreeTV-Aktivitäten als Verschiebebahnhof benutzen

      - Murdoch fehlen die treuen Männerfreunde in der Politik

      Die zweite spannende Frage ist: Was macht Kirch jetzt mit den weit überbezahlten Formel-1-Anteilen. Sinn haben die nur als letzter Rettungsversuch für Premiere gemacht.

      Kirch hätte es nie so weit kommen lassen, wenn ihm das Wasser nicht bis zum Hals stünde. Ob dies der Befreiungsschlag ist, muss man abwarten. An der Überschuldung ändert sich wahrscheinlich nicht viel - wohl allerdings am laufenden Cash-Burn.

      ------------------------------------------------------------
      Aus der WamS vom 27.1.2002:


      Murdoch bereitet Übernahme von Premiere vor

      US-Unternehmer hat Anteil an der Kirch Gruppe erhöht. Bis zur Verschmelzung der Kirch Media AG mit der Pro Sieben Sat.1 Media AG im Juni soll der Kauf abgeschlossen sein.


      http://a201.g.akamai.net/7/201/2173/1012065649/www.welt.de/d…

      Berlin mw - Der Medienunternehmer Rupert Murdoch strebt offenbar die Übernahme des zur KirchGruppe gehörenden Pay-TV-Senders Premiere World an. Bis zu der geplanten Verschmelzung der Kirch Media AG mit der börsennotierte Pro Sieben Sat.1 Media AG im Juni soll nach Informationen von WELT am SONNTAG der Kauf abgeschlossen sein. Die Deutsche Bank und andere Banken sind von Kirch und Murdoch beauftragt worden, die vertragliche Grundlage für den Deal auszuarbeiten, heißt es aus Verhandlungskreisen.

      Ziel von Murdoch, der über den britischen Bezahl-Fernsehsender BSkyB derzeit einen Anteil von 22 Prozent an Premiere World hält, sei es die Kontrolle zu übernehmen. Ob Kirch noch einen Minderheitsanteil behalten oder seine Beteiligung ganz aufgeben werde, sei noch Gegenstand von Verhandlungen. Fest stehe aber die Übernahme durch Murdoch. [/b]"Kirch wird den Schlüssel abgeben", heißt es aus Verhandlungskreisen.[/b]

      Ziel von Kirch sei es, seine Schulden zu verringern und die finanzielle Belastungen aus dem Engagement bei Premiere World zu verringern. Angesichts längerfristiger Verträge mit den Hollywood-Studios und einer starken Stellung bei den Sportrechten (Fußball-WM, Fußball-Bundesliga, Formel 1) im Pay-TV geht man bei Kirch davon aus, dass die vorherrschende Position im Rechtehandel erhalten bleibe.

      Zudem versuche Murdoch auch seinen Anteil bei der Kirch Media, der derzeit bei 2,48 Prozent liegt, zu erhöhen. Murdoch wolle damit die Abhängigkeit von den TV-Rechten zu Kirch verringern und durch eine eigene, höhere Beteiligung stärker an dem profitablen Handel partizipieren, heißt es.
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 10:41:45
      Beitrag Nr. 138 ()
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 22:42:22
      Beitrag Nr. 139 ()
      Aus der WELT vom 28.1.02
      http://www.welt.de/daten/2002/01/28/0128un310615.htx

      Murdoch will Premiere kontrollieren
      Branchenberichte: Übernahme bis Juni vollzogen - Kirch-Gruppe: Kein Kommentar

      München - Die Kirch-Gruppe hat zurückhaltend auf einen Zeitungsbericht reagiert, wonach der australische Medienunternehmer Rupert Murdoch kurz vor der Übernahme des Bezahlfernsehsenders Premiere World steht. "Das Gerücht ist nicht neu, wir kommentieren derartige Spekulationen grundsätzlich nicht", sagte Kirch-Sprecher Hartmut Schulz. Die "Welt am Sonntag" hatte berichtet, die Übernahme von Premiere World durch Murdoch solle bis Juni abgeschlossen sein. Der Medienunternehmer hält über seinen britischen Pay-TV-Kanal bereits 22 Prozent an dem deutschen Bezahlfernsehsender.

      Die Deutsche Bank und andere Kreditinstitute seien von Kirch und Murdoch beauftragt worden, die vertragliche Grundlage für den Einstieg vorzubereiten, berichtet die Sonntagszeitung und beruft sich dabei auf Verhandlungskreise. Weiter hieß es, Murdoch wolle auch seinen Anteil von derzeit 2,48 Prozent an Kirch Media ausbauen, in welcher der Filmrechtehandel und das werbefinanzierte Fernsehen (Pro Sieben Sat.1) der Kirch-Gruppe gebündelt sind.

      Vor einer Woche schon hatte Murdoch in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" erklärt, er wolle in Deutschland eine wichtigere Rolle bei Premiere spielen und den Sender erfolgreich machen. "Wir sind offen für alle Optionen. Wenn wir unseren Anteil erhöhen, dann wollen wir das Management übernehmen", sagte Murdoch. Man wolle aber auch deutsche Partner. "Das würde selbstverständlich Kirch einschließen." Er sei interessiert, Kirchs Partner in verschiedenen Aktivitäten zu sein. "Aber wir werden keine feindseligen Schritte unternehmen." Murdoch sagte außerdem, wenn er Premiere World führen wolle, würde er in Deutschland "finanziell solide Partner benötigen".

      Jetzt gehe es in den laufenden Verhandlungen nur noch darum, ob Kirch eine Minderheitsbeteiligung an Premiere behält oder nicht. Branchenbeobachter meinen allerdings, dass Kirch nicht ohne weiteres auf Premiere World verzichten werde, weil der Pay-TV-Kanal ein elementarer Bestandteil der Wertschöpfungskette der Kirch-Gruppe ist.


      Murdoch hat für sein 22-Prozent-Paket an Premiere die Option, es im Oktober 2002 zum Preis von rund 1,6 Mrd. Euro an Kirch zurückzugeben, wenn Premiere sich nicht so entwickelt wie geplant. Mit rund 2,4 Millionen Abonnenten liegt der defizitäre Sender weit hinter den Planungen zurück.

      Weitere finanzielle Belastungen würden auf Kirch zukommen, wenn er die 11,5-Beteiligung des Axel Springer Verlags an dem Fernsehkonzern Pro Sieben Sat.1 in diesem Frühjahr für rund 800 Mio. Euro zurücknehmen müsste. Eine entsprechende Option hat sich Springer bei der Fusion von Pro Sieben und Sat 1 im Sommer 2000 gesichert. Derzeit verhandelt die Kirch-Gruppe nach eigenen Angaben mit dem Axel Springer Verlag über diese Beteiligung.

      Die Kirch-Gruppe ist außerdem auf der Suche nach einem Käufer für ihre 25-Prozent-Beteiligung an dem spanischen TV-Sender Telecinco, die früheren Medienberichten zu Folge rund 500 Mio. Euro wert sein dürfte. Ein Kredit der Dresdner Bank über rund 460 Mio. Euro ist mit dieser Beteiligung gesichert. Die Bank hatte den Kredit erst vor kurzem bis April verlängert.
      ehr
      Avatar
      schrieb am 28.01.02 23:11:28
      Beitrag Nr. 140 ()
      Montag, 28.01.2002, 11:53

      AKTIE IM FOKUS: Presseberichte sorgen bei ProSieben-Aktie für positive Impulse

      FRANKFURT (dpa-AFX) - Presseberichte haben am Montag bei der Aktie von ProSiebenSAT1 für positive Impulse gesorgt. Das Papier zog bis 11.45 Uhr um 2,77 Prozent auf 5,20 Euro. Der MDAX lag gleichzeitig nahezu unverändert bei 4.403,24 Punkten.

      Analyst Jan Herbst von Oppenheim Finanzanalyse führte die Gewinne auf zwei Presseberichte zurück. Der Axel Springer Verlag verschiebe demzufolge seinen Ausstieg aus der Fernsehgruppe ProSiebenSat.1 , um die hoch verschuldete Kirch-Gruppe nicht stärker in finanziell Not zu bringen. Springer-Chef Mathias Döpfner werde den vereinbarten Preis von 767 Millionen Euro vorerst stunden, berichtet das "Handelsblatt" (Montagausgabe) unter Berufung auf Kirch-Kreise. Die Münchener Mediengruppe könne den Preis kaum aufbringen, hieß es weiter.

      Nach Informationen der "Welt am Sonntag" strebe der Medienunternehmer Rupert Murdoch zudem die Übernahme des zur Münchner KirchGruppe gehörenden Pay-TV-Senders Premiere World an. Bis zu der geplanten Verschmelzung der Kirch Media AG mit der börsennotierte Pro Sieben Sat.1 Media AG im Juni solle der Kauf abgeschlossen sein, berichtet das Blatt. Premiere gehöre zwar nicht direkt zur Fernsehgruppe ProSiebenSat.1, aber sorgt für eine positive Stimmung im Markt, sagte Herbst./ne/tw

      Gruss Fraktal
      Avatar
      schrieb am 28.01.02 23:38:44
      Beitrag Nr. 141 ()
      Für Pro7Sat1 kann das in der Tat nur positiv sein: schließlich wird Kirch vielleicht dann endlich aufhören, die KirchMedia als Verschiebebahnhof zu nutzen, um den Liebling Premiere zu begünstigen (wie besonders deutlich bei der FußballBundesliga).

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 29.01.02 12:32:33
      Beitrag Nr. 142 ()
      und somit bewahrheitet sich wohl...
      meine vor monaten hier gepostete vermutung daß der kabel-deal mit der telekom nicht genehmigt werden kann. eigenartig nur daß sich news um dieses geschäft (öffentlich) nur bei der telekom und nicht im pro7-kurs niederschlagen, daß man sich hier - relativ engstirnig - "nur" mit den finanziellen dingen befaßt. Dabei könnte gerade hier die crux liegen:
      es ist völlig egal ob der deal genehmigt würde, es war nur der 1.versuch und höchst wahrscheinlich mit der absicht sich dies versagen zu lassen. der eigentliche coup könnte nun starten: murdoch, der offiziell pay-tv per satellit präferiert, könnte sich ungehindert soz. als zweitschiene einen minderheitsanteil am telekom-kabelnetz (vielleicht sogar ungenehmigt) kaufen können, genau wie auch malone. in einem 2.schritt werden beide minderheitsbeteiligungen zwar nicht verschmolzen aber im zuge einer strategischen "interessengemeinschaft" gemeinsam genutzt. wer kann das schon versagen?! :-))
      und bei dieser konstellation ist es völlig wurst ob kirch sein lieblingsbaby premiere verhökert oder auch (und?) pro7. pro7 wird in jedem fall ein gewinner sein.

      fazit: es macht keinen sinn sich um die finanziellen details von kirch den kopf zu zerbrechen, da ist scheinbar selbst eine pleite im kurs eskomptiert - mal abgesehen von kurzfristigen volatilitäten durch "unsichere hände". keine bank der welt würde sich nach fällen wie enron noch engagieren (oder stillhalten), selbst bei vorzüglichsten politiker-connections, wenn da nicht noch etws zu gewinnen wäre! banker sind strategen, keine krümelkacker und peanut-verwalter.
      und was die emtv-"sorgen" betrifft, hilft sicher die frage weiter: welche banken- und versicherungsgeflechte kontrollieren wohl die deutsche (teilweise auch internationale) autobranche / autosport per aufsichtsratsmandat und beteiligung?

      ciao emes
      Avatar
      schrieb am 29.01.02 13:02:18
      Beitrag Nr. 143 ()
      ...und schnell noch etws zu o.g. emtv-"sorgen":

      Für EM.TV-Chef Werner Klatten läuft es glatt

      Ein positives Detail bei EM.TV. Die Amsterdamer Wagniskapitalfirma Constant Ventures, die den Aktienerwerb des neuen Großaktionärs und Firmenchefs Werner E. Klatten über ein Wandeldarlehen finanziert, hat dieses Darlehen bei Finanzinvestoren refinanziert. Das ist ein Zeichen des Vertrauens in die Management-Fähigkeiten Klattens und die geplante strategische Neuausrichtung von EM.TV. Anlass für Euphorie sollte durch diese Meldung beim Anleger nicht aufkommen. Zur Kursstabilisierung kann sie aber allemal beitragen.

      emes
      Avatar
      schrieb am 29.01.02 13:42:41
      Beitrag Nr. 144 ()
      @ giaccomo

      Einige Details sehe ich ein wenig anders - aber im Prinzip stimme ich dir zu:

      Kirch hat i.W. ausgespielt.

      Die Thread-Überschrift und das Eingangsposting ist weitgehend überholt: Pro7Sat1 hat die Zeche gezahlt. Eine Pleite steht da nicht zur Debatte.

      Die Medienpolitik in D wird spannend in den nächsten Monaten/Jahren.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 29.01.02 13:55:11
      Beitrag Nr. 145 ()
      @ rv

      sorry, ich vergaß im emtv-thread anzumerken daß dies ein zitat von "sharper.de" war. entspricht aber im wesentlichen meinen erwartungen.

      im übrigen meine ich schon daß wir beide der zeit etwas voraus sind. dies wird sich in den nächsten tagen zeigen: egal wie die news auch ausfallen (auch wenn`s garkeine gibt), der kurs wird sicher die M-formation beenden und auf ca 3,90 abstürzen. es ist die mentale situation. dann wirds auch für schnäppchenjäger & zocker interessant. also so long bis zum long-gehen

      ciao emes
      Avatar
      schrieb am 30.01.02 11:48:43
      Beitrag Nr. 146 ()
      Getreu dem Motto: "Ich geh mit Sat1(Pro7)unter!" Harald Schmidt läßt grüßen.
      Langsam reicht es mir wirklich. Ich hab die Schnauze von dieser Aktie gestrichen voll und dies alles nur wegen Leo Kirch.

      Wird Leo Kirch nun Premiere (das bodenlose Loch)bitte bitte endlich verkaufen und dies offiziell bekannt geben!!!

      Ich bin sehr gespannt mit welchen Anteil die Pro 7 Aktie in das neue Unternehmen eingehen wird.

      Oder:besteht noch eine Möglichkeit, dass die Fusion nicht zu stande kommt?

      Ich bin der Meinung, dass man trotzdem ein wenig zu viel auf die Pro7Sat1 Media AG eingeprügelt hat,aber so langsam werde ich wirklich nervös, denn ich hab die Aktie bei 6,09€ gekauft. Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass ich mein Geld nicht wiedersehen werde.

      Wie seht ihr die Zukunft von Pro7Sat1? Irgendwelche positiven Stimmen?

      In diesem Sinne "Ich geh mit Sat1(Pro7)unter!"
      Avatar
      schrieb am 30.01.02 13:19:53
      Beitrag Nr. 147 ()
      Axel Springer Verlag AG übt Put-Option für Anteile an ProSiebenSAT.1Media AG aus

      Ad-hoc-Mitteilung verarbeitet und übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.


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      viel spass....


      Axel Springer Verlag AG übt Put-Option für Anteile an ProSiebenSAT.1Media AG aus

      Die Axel Springer Verlag AG wird nach einem Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat die mit der Kirch-Gruppe vereinbarte Option zum Ende der vorgesehenen Frist ausüben und damit ihre mittelbare Beteiligung an der ProSiebenSAT.1Media AG von rund 11,5 Prozent verkaufen. Damit wird die Axel Springer Verlag AG nach Vollzug nicht mehr an der Senderfamilie beteiligt sein. Der Kaufpreis ist nicht sofort, sondern innerhalb von drei Monaten fällig.

      Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 30.01.2002


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      WKN: 550135; ISIN: DE0005501357; Index: Notiert: Amtlicher Handel in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München; Freiverkehr in Hannover

      30. Januar 2002, 13:05
      Avatar
      schrieb am 30.01.02 13:21:00
      Beitrag Nr. 148 ()
      Axel Springer Verlag AG übt Put-Option für Anteile an ProSiebenSAT.1Media AG aus

      Die Axel Springer Verlag AG wird nach einem Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat die mit der Kirch-Gruppe vereinbarte Option zum Ende der vorgesehenen Frist ausüben und damit ihre mittelbare Beteiligung an der ProSiebenSAT.1Media AG von rund 11,5 Prozent verkaufen. Damit wird die Axel Springer Verlag AG nach Vollzug nicht mehr an der Senderfamilie beteiligt sein. Der Kaufpreis ist nicht sofort, sondern innerhalb von drei Monaten fällig.

      Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 30.01.2002


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      Avatar
      schrieb am 30.01.02 16:33:57
      Beitrag Nr. 149 ()
      Hi,

      ich kenne mich mit Pro7 zwar nicht aus (kein Investment).
      Aber Kirch hält 25% an Pro7 (110 Million bei MK von 480)
      oder?

      Das heisst doch es gibt 75% freie Aktionäre, die werden
      wohl kaum einer Fusion zustimmen.

      Es ist doch egal was mit Kirch passiert, Pro7 wird
      dies überleben!

      Hab ich falsche Zahlen, oder warum wird die Aktie so
      gedrückt?

      Grüsse S-Orbital
      Avatar
      schrieb am 30.01.02 17:41:56
      Beitrag Nr. 150 ()
      @ sorbital

      Die freien Aktionäre haben Vorzugsaktien ohne Stimmrecht...
      Avatar
      schrieb am 30.01.02 17:53:24
      Beitrag Nr. 151 ()
      SPIEGEL ONLINE - 30. Januar 2002, 14:05
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,179893,00.html

      Medien-Monopoly

      Showdown zwischen Springer und Kirch


      Zwischen dem Springer-Verlag und Leo Kirch ist ein Krieg um Millionensummen und Aktienpakete ausgebrochen. Der Hamburger Verlag will die KirchGruppe zu einer Ausgabe zwingen, die sie an den Rand des Bankrotts treiben könnte. Kirch bläst zum Gegenangriff und will seine Anwälte auf Springer ansetzen.

      Schuldenkönig Leo Kirch: Jahrzehntelange Erfahrung bei Verhandlung mit Gläubigern

      Hamburg/München - Es ist vorbei mit der Eintracht zwischen dem Münchener Filmrechtehändler und dem Hamburger Verlag, der Ton wird scharf. Am Mittwochnachmittag reagierte die KirchGruppe unversöhnlich auf den Beschluss des Springer-Verlags, seinen 11,5-Prozent-Anteil an Kirchs ProSiebenSat.1 Media zum Dreifachen des Börsenwertes an Kirch zurückzuverkaufen. Die so genannte Put-Option, die Kirch laut Springer zur Rücknahme des Anteils zwingt, ist aus Sicht der Münchener unwirksam. Bei der notariellen Beurkundung der Option seien auf Wunsch des Springer-Verlags wesentliche Vertragselemente bis zum heutigen Tag nicht geregelt worden, teilt die KirchGruppe mit. Kirch wolle daher rechtliche Mittel gegen Springer einlegen, gleichzeitig solle aber weiter verhandelt werden.

      Zuvor hatten der Vorstand und der Aufsichtsrat bei Springer beschlossen, die Ausübung der Option, die offiziell Ende Januar fällig wird, nicht zu verschieben. Damit wollte sich Springer komplett von seiner Beteiligung an der KirchGruppe trennen - eine Brüskierung des hoch verschuldeten Münchners. Eine Springer-Sprecherin sagte, rechtlich und wirtschaftlich gebe es keine Alternative zur Ausübung der Option. In den vergangenen Wochen hatten die beiden Unternehmen Medienberichten zufolge darüber verhandelt, die Schulden zu stunden. Eine Zeit lang sah es so aus, als wollten die Hamburger Kirch aus der Schuldenfalle helfen. Laut Informationen aus Branchenkreisen hatte Kirch dem Verlag angeboten, einen Teil des Kaufpreises in bar und den Rest mit Anteilen an der Kirch Media AG zu zahlen. Sie soll im Sommer mit ProSiebenSAT.1 verschmolzen und so an die Börse gebracht werden.

      Der Springer-Verlag teilte bisher nicht mit, welchen Preis er für sein Anteilspaket gefordert hat. Die Option in ihrer ursprünglichen Form sah aber eine Zahlung von 767 Millionen Euro vor, das dreifache des aktuellen Börsenwertes der Anteile. Die Summe soll in den nächsten drei Monaten fällig werden. Das dürfte Kirch vor einige Probleme stellen: Bei geschätzten sechs Milliarden Euro Gesamtschulden und 2,5 Milliarden Euro weiteren Verbindlichkeiten kann Kirch derzeit finanziell keine großen Sprünge machen, es gibt Zweifel an der langfristigen Handlungsfähigkeit der Gruppe.

      Der Springer-Verlag will sich nach dem Beschluss vollständig von seiner Beteiligung an der KirchGruppe trennen. Leo Kirch wiederum gewinnt drei Monate Zeit. Unklar ist noch, ob es dem Medienunternehmer in diesem Zeitraum gelingen könnte, die Umschuldung erfolgreich voranzutreiben.

      Der Springer-Verlag kann das Geld aus der Optionszahlung gut gebrauchen. Erstmals in seiner Geschichte rechnet er für das vergangene Geschäftsjahr mit einem Verlust. Das Verlagshaus hat zudem ein drastisches Kostensenkungsprogramm und den Abbau von 1400 Arbeitsplätzen in den kommenden Jahren in Aussicht gestellt.

      Wenn Springer seinen Großaktionär durch die Ausübung der Option in eine Krise stürzt, könnte darunter aber auch der Verlag selbst leiden. Kirchs Medienkonzern ist schließlich mit rund 40 Prozent an dem Hamburger Verlagshaus beteiligt. Das heißt im Umkehrschluss aber auch: Wenn es Springer schlecht geht, leidet auch Kirch. Zum Beispiel dann, wenn Springer keine oder weniger Dividende zahlt. Das Schicksal beider Unternehmen war bisher eng miteinander verbunden.

      Eine ebenfalls große Gefahr für Kirch ist eine andere Option, die erst im Oktober fällig wird. Rupert Murdoch besitzt eine 22-Prozent-Beteiligung an Kirchs Pay-TV-Kanal Premiere World. Wenn Murdoch Kirch zwingt, diesen Anteil im Herbst für rund 1,5 Milliarden Euro zurückzukaufen, dürfte das die Münchner in gravierende Liquiditätsprobleme stürzen.

      Murdoch setzt dieses Verkaufsrecht weiterhin als Druckmittel ein. Vor knapp zwei Wochen hatte er öffentlich darüber philosophiert, dass er das Management bei Premiere übernehmen könnte. Daraufhin flogen Kirch und seine Manager der "Financial Times" zufolge zu einem geheimen Treffen mit Murdoch nach London.
      Avatar
      schrieb am 30.01.02 21:03:16
      Beitrag Nr. 152 ()
      rv,

      Danke, jetzt ist mir das auch klarer.


      Grüsse S-Orbital
      Avatar
      schrieb am 30.01.02 23:10:30
      Beitrag Nr. 153 ()
      Das wars, Feierabend, da kommt Leo sein Lebtag nicht mehr raus. Wird er sich und alle Pro/Sat Aktionäre bis zum Gnadenschuß von Murdoch im Herbst quälen ?

      Die Klage gegen Springer ist nur die Einläutung des finalen Showdowns. Ich für meinen Teil hoffe nur, daß Pro7/Sat1 da irgendwie noch rauskommt. Den leidgeprüften Aktionären würde ich es gönnen.

      Gruß Mogul

      @ giaccomo
      Es sind schon ein paar mehr Leute als "wir zwei" ( Zitat ), die den Niedergang seit längerer Zeit nicht nur erahnen...
      Avatar
      schrieb am 30.01.02 23:22:01
      Beitrag Nr. 154 ()
      @ boersenmogul

      Um Pro7Sat1 hab ich nicht solche Angst - dafür finden sich auch andere Partner. Ich nehme zwar an, dass Kirch seine Pro7Sat1-Anteile bis über die Grenze beliehen hat - aber das ist erst mal ein Problem der Holding. Gefährlich wäre es, wenn der Tochter hohe Belastungen (können Töchter z.B. für die Mutter bürgen?) auferlegt wären. Der Bilanz nach, sieht der Schuldenstand von Pro7Sat1 aber gar nicht dramatisch aus.

      In Bezug auf Kirch wird es dich nicht wundern, dass ich die Lage sehr ähnlich einschätze.
      Ich hatte mich sehr gewundert, dass Murdoch im letzten Herbst seine Option noch mal verschoben hatte. Jetzt glaube ich, dass er erst Springer den Laden sturmreif schießen lassen wollte.


      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 31.01.02 00:13:12
      Beitrag Nr. 155 ()
      Gleich 2 ausführliche Artikel im ManagerMagazin:
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      manager-magazin.de, 30.01.2002, 20:14 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/ebusiness/artikel/0,2828,17949…

      K I R C H

      Klamm und heimlich

      Jahrelange Schuldenwirtschaft brachte den verschwiegenen Medienkonzern in eine fast ausweglose Lage. Kirchs Verbindlichkeiten betragen nun fast sechs Milliarden Euro.

      Seit geraumer Zeit schon darf gerätselt werden, ob es Dr. rer. pol. Leo Kirch (75) nicht ziemlich dreckig geht: Unter all den Schulden, die den Münchener Medienunternehmer nachgerade verschütten, verbirgt sich doch mit Sicherheit nicht nur wirtschaftliches, sondern wohl auch wachsendes soziales Elend, oder?

      Mag der Milliardensassa auch in unerforschte Dimensionen des Misswirtschaftens vorgestoßen sein - ihn quälen andere Sorgen: Seine Zuckerkrankheit peinigt ihn; er ist fast blind. Verträge, die er schließt, müssen ihm Vertraute vorlesen. Im Jahr 2000 bekam er Bypässe; neulich erst wurden ihm mehrere Zehen amputiert.

      Doch wie ein Alter am Daddelautomaten in der Bahnhofskneipe hängt Kirch der Zocker-Philosophie an: Der Gewinn ist mir wurscht, solange ich mir den Einsatz pumpen kann.

      Kein schöner Anblick. Aber irgendwie mag man ihn. Irgendwie gehört Dr. Kirch einfach dazu.

      Gewichtige Helfer haben den gottesfürchtigen Mann bislang zuverlässig vor dem Ruin bewahrt und ihm stets höflich salutiert: die Kumpel aus der Münchener Staatskanzlei, die Manager der HypoVereinsbank und der Bayerischen Landesbank und der DG Bank und der Deutschen Bank und der Dresdner Bank und so weiter.

      Nach heutigem Kenntnisstand freilich kann den Altmeister der Heimlichtuerei nur ein Mirakel größten Ausmaßes retten. Mit Kirchs Unternehmungen in ihrer jetzigen Form geht es zu Ende: Tochterfirmen leiden schwer unter Rezession und Werbekrise, alte Kredite laufen aus, neue lassen sich kaum ergattern.

      Nur, wer könnte das Wunder vollbringen? Die Drähte Kirchs ins Kanzleramt baumeln lose, seit Freund Helmut Kohl dort nicht mehr waltet. Und unter Kirchs Höflingen verfügt keiner über jene stechende Raffinesse, die Joachim Theye auszeichnete, den besten Berater, den Kirch je hatte.

      Kanzlerkandidat Edmund Stoiber sucht neue Medienfreunde. Seine Wahlkämpfer fürchten, dass die Bayerische Landesbank, Kirchs größter Gläubiger, in eine Megapleite verwickelt werden könnte.

      Gute Kontakte, ob zur Welt der Banken oder der Politik, würden ohnehin nicht mehr viel nützen. Knapp sechs Milliarden Euro ist Kirchs Schuldenkonto schwer; die Verpflichtungen insgesamt, meldet ein Aufsichtsrat, liegen bei über neun Milliarden.

      Die Dresdner Bank verlängerte ein Darlehen erst in letzter Minute um drei Monate bis April. Und auch die Deutsche Bank macht Kummer: Zwar hat sie ihre Kredite durch die Springer-Beteiligung (Wert: rund 1,7 Milliarden Euro) komfortabel abgedeckt. Doch im Mai tritt Josef Ackermann die Institutsleitung an. Und der gilt als Kirch-Skeptiker.

      Das Kerngeschäft der Gruppe, die Kirch Media (Umsatz 2000: 3,3 Milliarden Euro), in der Rechtehandel und Fernsehen gebündelt sind, rutschte im dritten Quartal 2001 in die roten Zahlen; weitere Abschreibungen auf Filmvermögen belasten das Jahresergebnis. Schulden: 2,2 Milliarden Euro.

      Viel Zoff erwartet Kirch demnächst ausgerechnet von Verbündeten: Verlegerwitwe Friede Springer (59) und ihr Vorstandschef Mathias Döpfner (39) wollen den 11,5-Prozent-Anteil des Axel Springer Verlags an der Pro Sieben Sat 1 Media AG, der keine 300 Millionen Euro wert ist, für vertraglich festgelegte 800 Millionen Euro zurückgeben. Der Verlag, an dem Kirch rund 40 Prozent hält, braucht dringend Geld.

      Hektisch versuchen Kirch-Manager den Springer-Chef davon zu überzeugen, Kirch bei Art und Zeitpunkt der Zahlung entgegenzukommen - bitte nicht bar und bitte nicht im ersten Quartal, wie vorgesehen.

      Doch Mathias Döpfner verstieße gegen geltendes Recht, würde er Rücksicht nehmen zum Schaden des Zeitungshauses. In der Hamburger Zentrale geht die Angst um, Kirch könne bald nicht mehr flüssig sein.

      Der andere Partner, der Leo Kirch mehr als unangenehm werden könnte, heißt Rupert Murdoch . 1999 war der Tycoon mit rund 1,5 Milliarden Euro zu Hilfe geeilt, um sie in Kirchs Milliardengrab, das Pay-TV Premiere, zu schütten. Im Gegenzug erhielt er 22 Prozent und die im Nachhinein eher dämliche Zusage, dass er diese Anteile im Oktober 2002 für knapp 1,9 Milliarden Euro zurückgeben könne, wenn Premiere die Geschäftsziele verfehle. Und dies wird der Sender tun, auch mit dem Vorsteher Georg Kofler (44), einst Pro-Sieben-Chef.

      Wie nur soll Kirch, der Klamme, das Geld beschaffen? Versuche, den Investmentfirmen Warburg Pincus und, wie es heißt, Permira Anteile an Premiere anzudrehen, schlugen fehl.

      Murdoch ist zuversichtlich, dass Kirch die Rückkaufoption nur mit Anteilen am Stammhaus bezahlen kann. Das würde den Medienzar zum größten Gesellschafter bei Kirch Media befördern. Murdoch weiß: So billig kommt er nie wieder in den deutschen TV-Markt. Kirchs Chefmanager Dieter Hahn (40) sucht verzweifelt nach einer verträglichen Lösung. Groß ist die Chance bei einem wie Murdoch gewiss nicht.

      Die Zeit drängt. Im Juni soll Kirch Media mit der börsennotierten Pro Sieben Sat 1 Media AG fusioniert werden. Analysten graut: Wer wollte sein Geld bei Kirch anlegen, der so viel Schulden hat wie Bertelsmann (Börsengang 2004) Bargeld?

      Berater haben Kirch überzeugt, dass er seine - nach eigener Einschätzung 20, nach jener von Bankern allenfalls 5 Milliarden Euro schwere - Gruppe zerlegen muss: Eine Beteiligung am italienischen Medienkonzern Mediaset ging für 120 Millionen Euro weg; die 25 Prozent am spanischen Sender Telecinco stehen für 500 Millionen Euro zum Verkauf.

      Mittlerweile sorgen sich gar Führungskader des Rivalen Bertelsmann (RTL Group) um den Alten aus München. Bertelsmann und Kirch haben den deutschen Privatfernsehmarkt erfolgreich gegen ausländische Konkurrenz abgeschottet.

      "Am schlechtesten ist es, wenn es so weiterläuft", mault ein Bertelsmann-Vorstand. "Wenn Kirch klug ist, meldet er Konkurs an. Dann läuft Murdoch ins Leere." Kirch bliebe der Filmhandel (auch nicht schlecht!), seiner Mitwelt die traurige Lehre: Die Bank gewinnt immer.

      Klaus Boldt

      --------

      Kirchs Kalamitäten:

      * Verbindlichkeiten in Höhe von knapp 6 Milliarden Euro.
      * Milliardenverluste beim Pay-TV Premiere.
      * Verkaufsoptionen der Anteilseigner Rupert Murdoch (Premiere) und Axel Springer Verlag (Pro Sieben Sat 1 Media), die für Kirch kaum finanzierbar sind.
      * Gewinnrückgang im Kerngeschäft.
      * Klagen von Programmlieferanten (Universal, Paramount Pictures) wegen Zahlungsrückständen.
      * Drastischer Kursverfall der Aktie der Pro Sieben Sat 1 Media AG.

      -------------------------------------

      manager-magazin.de, 30.01.2002, 19:17 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/ebusiness/artikel/0,2828,17989…

      A X E L S P R I N G E R V E R L A G

      Kirch muss zahlen

      Keine Gnade mit Kirch. Der Verlag will seine Anteile an ProSiebenSat.1 an Kirch verkaufen. Der steht mit dem Rücken zur Wand, rund 800 Millionen Euro sind fällig. Jetzt zieht er den letzten Joker aus dem Ärmel: die Verkaufsoption sei rechtswidrig, so seine Justiziare.

      Hamburg - Jetzt ist Leo Kirch am Zug. Er will rechtliche Schritte gegen den Axel Springer Verlag einleiten. Die im Jahr 2000 vereinbarte Verkaufsoption für die Springer-Anteile an der ProSiebenSAT.1 Media AG sind nach Ansicht seiern Justitiare unwirksam.

      Dies werde durch ein Rechtsgutachten bestätigt, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. So seien bei der notariellen Beurkundung dieser Option auf Wunsch von Springer wesentliche Vertragselemente bis zum heutigen Tag nicht geregelt. Daher seien in den vergangenen Wochen Verhandlungen über eine Neustrukturierung der Transaktion geführt worden.

      Verhärtete Fronten

      Der Verlag habe die von Kirch unterbreiteten Vorschläge ungeachtet der rechtlichen Bedenken des Münchener Medienkonzerns zurückgewiesen und auf den Vollzug der Option bestanden. Daher müsse KirchMedia nun "die erforderlichen rechtlichen Schritte einleiten". Dennoch sollen die Gespräche zwischen beiden Unternehem fortgesetzt werden.

      Klamm und heimlich
      Jahrelange Schuldenwirtschaft brachte den Kirch-Konzern in eine fast ausweglose Lage. Die Verbindlichkeiten betragen nun fast sechs Milliarden Euro. ...mehr
      Große Teile des Springer-Anteils seien als stille Beteiligungen gehalten worden, hieß es ferner aus Branchenkreisen. Diese seien allerdings nicht beurkundet worden, da sie sonst steuerpflichtig geworden wären, hieß es in den Kreisen.

      Wie der Axel Springer Verlag heute mittag ad hoc mitteilte, will er seine Verkaufs-Option an ProSiebenSat.1 wahrnehmen. Damit wird Kirch in die Enge getrieben. Denn der Medienmann steckt bereits in massiven Finanzproblemen.

      Jahrelang hat Leo Kirch in sein Unternehmen investiert - und dabei Milliardenschulden angehäuft. Nun muss er 800 Millionen Euro zahlen. Dabei ist der Wert der 11,5-Prozent-Beteiligung, die Springer an dem Gemeinschaftsunternehmen bislang hält, keine 56 Millionen Euro schwer.

      Seit Wochen haben die beiden Unternehmen verhandelt. Kirch versuchte Medienberichten zufolge, den Verlag davon zu überzeugen, ihm einen Schuldenaufschub zu gewähren. Doch die Entscheidung des Axel Springer Verlags, der sich selbst einem rigiden Sparkurs verschrieben hat, fiel offenbar gegen Kirch aus.

      Verhandlungen in alle Richtungen

      Wie der Verlag am Mittwoch in einer Ad-hoc-Mitteilung meldete, haben der Vorstand und der Aufsichtsrat beschlossen, die Option auszuüben. Der Kaufpreis sei innerhalb von drei Monaten fällig, hieß es. Wo der Münchener Medienmogul das Geld hernehmen soll, ist unklar.

      Kirch arbeitet bereits seit Monaten daran, irgendwie Geld zusammenzukratzen. Unter anderem versucht er, einen geeigneten Käufer für seinen Anteil an dem profitablen spanischen TV-Sender Telecinco zu finden. Bislang ohne Erfolg - auch wenn Gerüchten zufolge Silvio Berlusconi auf das Angebot eingehen will. Abgeschlossen sind die Verhandlungen noch nicht.

      Doch auch wenn Kirch seine Anteile verkaufen sollte, sie werden kaum ausreichen können, bei den Forderungen, die auf Kirch zukommen werden. Denn nicht nur der Axel Springer Verlag will Geld - demnächst könnte auch Medienmogul Rupert Murdoch von seiner Put-Option bei Kirchs erfolglosem Pay-TV-Sender Premiere World Gebrauch machen.

      Akute Begehrlichkeiten

      Dann stehen rund 1,9 Milliarden Euro im Raum, die bezahlt sein wollen. Murdoch hat aber bereits öffentlich darüber nachgedacht, den Sender ganz übernehmen zu wollen. Bis Sommer soll der Verkauf über die Bühne gegangen sein, hieß es.

      Darüber hinaus stehen auch verschiedene Bankhäuser Schlange, bei denen Kirch mit Millionenkrediten in der Kreide steht. Darunter die Deutsche Bank mit 615 Millionen Euro, die Dresdner Bank mit 460 Millionen Euro und die HypoVereinsbank mit 460 Millionen Euro. Die Dresdner Bank hat dabei die Kreditlinie gerade nur bis April verlängert.

      Aktientausch

      Wie geht es nun weiter? Eine Pleite von Kirch scheint auf den ersten Blick schwerlich abzuwenden zu sein. Zumindest ist eine Aufspaltung des Konzerns kaum zu vermeiden. Wie manager magazin bereits berichtete, sollen Kirchs Berater den Münchener Unternehmer bereits davon überzeugt haben.

      Auch wenn sicherlich nicht alle Kredite und Schulden bezahlt werden können, der Axel Springer Verlag könnte zumindest noch glimpflich davonkommen. Kirch hält ein Aktienpaket von rund 40 Prozent der Anteile an dem Verlagshaus, dass 800 Millionen Euro wert ist. Das könnte der Verlag zum Teil verlangen. Damit hat Kirch jedoch den 615-Millionen-Euro-Kredit Kredit bei der Deutschen Bank gedeckt.

      Alexandra Knape
      Avatar
      schrieb am 31.01.02 17:28:18
      Beitrag Nr. 156 ()
      Und als Nachtrag noch ein Kommentar, der die Lage wahrscheinlich recht zutreffend darstellt.
      ---------------------------------------------------------
      30.01.2002

      K O M M E N T A R

      Ende des Burgfriedens


      Durch den Verkauf der ProSiebenSat.1-Anteile ändert sich nicht nur der Kontostand des Axel Springer Verlags. Der Untergang des Kirch-Imperiums wurde eingeläutet, meint mm.de-Redakteur Karsten Schmidt.


      So also endet der Burgfrieden in der großen, bunten Medienwelt. Schuld daran ist wieder einmal die Frage nach der Macht und die nach dem Geld. Friede Springer lässt ihren ungeliebten Verbündeten Leo Kirch fallen. Nicht sie persönlich hat ihm den Tiefschlag versetzt, sondern ihr Statthalter Mathias Döpfner. Der hatte noch vor kurzem verkündet, der Axel Springer Verlag habe durchaus nicht die Absicht, die Kirch-Gruppe mit der Ausübung seiner Verkaufsoption an den Rand des eh schon dräuenden Ruins zu treiben.

      Alles nur Show?

      Nein, für Leo Kirch hat sich das Blatt gewendet. Er ist so klamm wie noch nie. Die Verbindlichkeiten summieren sich auf geschätzte sechs Milliarden Euro, Premiere schreibt Milliardenverluste, der Kursverlauf der ProSiebenSat.1 Media AG bietet ein Bild des Jammers. All das wog so lange nicht schwer, wie Kirch sich auf seine Verbündeten verlassen konnte. Diese verhinderten Gerüchten zufolge den Einstieg von John Malone in das deutsche Kabelnetz. Durch die Ausübung der Verkaufsoption ist die Allianz der Bündnis-Gefährten zerbrochen. Spätestens in drei Monaten endet der Burgfrieden der deutschen Medienriesen.

      Um die geforderte Summe aufzubringen, muss Kirch seinen Anteil am Axel Springer Verlag verkaufen. Der gehört bereits zum größten Teil der Deutschen Bank, die dann knapp 40 Prozent an dem Hamburger Großverlag halten würde. Auch die Dresdner Bank erhebt Ansprüche, ebenso wie die Bayerische Landesbank, bei der Kirch mit 2,3 Milliarden Euro in der Kreide steht. Deren Entscheidungen sind im Zweifelsfall von Kirchs Duz-Freund Edmund Stoiber mitbestimmt. Sollte es Stoiber nicht gelingen, Kirch die entscheidenden Finanzspritzen zu verschaffen, ist das Ende des Medienimperiums nur noch eine Frage der Zeit.

      Karsten Schmidt

      -------------------------------------

      Noch ein Kommentar zum Kommentar:

      Vor ein paar Monaten hatte der Spiegel gemeldet, der Springer-Chef Döpfner wolle alles tun, um Kirch aus dem Verlag zu drängen. Die Verhandlungen um Springers Put-Option wurden wohl abgebrochen, als klar wurde, dass Kirch nicht zum Rückzug bei Springer bereit ist.
      Vielleicht pokert Kirch nach dem Motto: Für Springer ist Kirch immer noch besser als Murdoch. Wenn andererseits Springer bis zum Herbst stillhält, kommt wahrscheinlich Murdoch ohnedies zum Zuge - und für Stoiber käme das Desaster mitten in Bundestagswahlkampf. Ein schneller Konkurs von Kirch würde Murdoch draußen halten und wäre wohl auch für Stoiber das kleinere Übel.

      rv
      Avatar
      schrieb am 31.01.02 18:52:47
      Beitrag Nr. 157 ()
      @rv

      Es ist klingt plausibel, wie Du es sagts. Murdoch läßt das Imperium sturmreif schießen, muß nach der Drecksarbeit von Springer und wahrscheinlich DreBa nur noch über die Leiche seines Gegners springen und seine Flagge in den Grund rammen.

      Alle Leser mögen mir die etwas flapsige Metapher verzeihen.
      Avatar
      schrieb am 31.01.02 23:13:15
      Beitrag Nr. 158 ()
      Diesmal Auszüge aus der ftd vom 1.2.02 www.ftd.de/kirch

      Seltsam, dass ausgerechnet die Bertelsmann-nahe ftd sich für die Postion Kirchs stark macht. Die Argumentation scheint mir etwas seltsam: Wenn ich einen Kaufvertrag für ein Auto unterschreibe, in dem der Typ der Winterreifen ausdrücklich offen gelassen wird, kann ich nicht mit dem Argument vom Vertrag zurücktreten, ich hätte mich noch nicht bei den Winterreifen entschieden (um die merkwürdige Argumentation des Passauer Rechtsgelehrten aufzugreifen). Und wieso Springer wegen rechtlicher Unsicherheiten "wenig zu gewinnen" hat, sollten die ftd Redakteur(inn)e(n) mal näher ausführen.

      Für möglich halte ich allerdings, dass sich Döpfner in dem Moment kompromissbereit zeigt, in dem Kirch die Springer-Anteile abgibt. Die größte Gefahr für Springer besteht nämlich in einem Zugriff Murdochs auf KLirchs 40%-Springer-Anteil.

      -------------------------------------------------------

      Streit mit Springer bedroht Kirchs Börsenpläne

      Der erbitterte Streit zwischen der Kirchgruppe und dem Springer-Verlag könnte auch die für Kirch lebenswichtigen Börsenpläne bedrohen. Beide Seiten haben in ihrem Kampf wenig zu gewinnen: Springers Position ist rechtlich unsicher, Kirch ist auf Kooperation des Verlags angewiesen.

      Vertraute der Kirchgruppe hielten es am Donnerstag für möglich, dass Springer die geplante Fusion von Kirch Media mit der börsennotierten Fernsehgruppe Pro Sieben Sat 1 zu blockieren versucht. Solange Springer mit knapp 11,5 Prozent bei der Pro Sieben Sat 1 beteiligt bleibt, könnte der Konzern per Anfechtungsklage den Fusionsplan verzögern. Die Fusion ist aber für Kirch existenziell wichtig, weil der Münchner Medienkonzern den Minderheitseignern von Kirch-Media bis Juni einen Börsengang der Gruppe garantiert hatte. ...
      Gleichzeitig stiegen am Donnerstag die Zweifel an der juristischen Position Springers im Streit mit dem Münchner Medienunternehmen. ... Kirch bestreitet nun, dass die Option Springer tatsächlich das Recht zum Verkauf der Anteile gibt. ... Aus Steuerspargründen habe es Springer im Jahr 2000 das Geschäft nicht komplett abgeschlossen.

      Beteiligte an den Verhandlungen sagen, Springer habe damals entscheidende Fehler gemacht. Der Konzern habe auf die übliche anwaltliche Betreuung beim Vertragsabschluss verzichtet und sich auf seine Hausjuristen verlassen. Zudem sei der Vertrag zwischen Springer und Kirch aus Kostengründen bei einem Notar in der Schweiz beurkundet worden, der nicht so weitgehende Belehrungspflicht habe. Ein deutscher Notar hätte auf die Risiken des Vertrages hinweisen müssen...

      Die möglichen juristischen Probleme Springers einerseits und die mögliche Gefährdung von Kirchs Börsenplan andererseits legen nun nahe, dass beide Seiten die von markigen Pressemitteilungen begleiteten Differenzen am Verhandlungstisch beilegen müssen. ...


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      Rechtsexperte stützt Position von Kirch im Streit mit Springer

      Nach Ansicht des Jura-Professors an der Universität Passau, Holger Altmeppen, ist der Vertrag zwischen dem Medienkonzern Kirch und dem Springer-Verlag nicht bindend.

      Kirch könne sich im Streit um die Option zum Verkauf der Anteile an Pro Sieben zu Recht darauf berufen, dass die Vereinbarung unwirksam sei, sagte Altmeppen der Financial Times Deutschland.

      Altmeppen hatte für Kirch ein Gutachten über rechtliche Fragen der Option erstellt. Der Professor verwies auf Paragraf 154 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Darin steht, dass ein Vertrag im Zweifel als nicht geschlossen gilt, solange sich die Parteien nicht über alle Punkte geeinigt haben. Diese Vorschrift gelte unabhängig davon, ob es sich um komplizierte Verträge oder einen schlichten Autokauf handele, sagte Altmeppen: "Selbst wenn sich der Autohändler und der Käufer eigentlich schon über fast alles geeinigt haben und nur die Frage der Winterreifen noch offen ist, kann der Käufer im letzten Moment sagen: Ich will nicht mehr." Ebenso könne sich Kirch auf diese Vorschrift berufen.
      Avatar
      schrieb am 01.02.02 09:18:16
      Beitrag Nr. 159 ()
      nach meinem wissen sind die 40 % springer aktien bei einer bank verpfändet und kommen ohne kreditablöse nicht heraus. könnte die kreditgebende bank diese am markt verkaufen, wenn kirch das darlehen nicht zurückzahlen kann ?

      entertime
      Avatar
      schrieb am 01.02.02 09:44:56
      Beitrag Nr. 160 ()
      @ entertime

      Wenn die Darlehen fällig gestellt werden und Kirch nicht zahlen kann, können die Banken (bei dem Springer-Anteil ist`s wohl vor allem die DeuBa) Insolvenzantrag stellen. Möglicherweise könnten sie auch versuchen, das Pfand direkt zu verwerten - dann muss Kirch aber wohl zum Schutz der anderen Gläubiger Insolvenzantrag stellen; diese können das auch selbst tun.

      Ein Verkauf an der Börse würde aber wenig Sinn machen: wenn`s schnell gehen soll, wäre der Erlös gering.
      Springer selbst ist dringend daran interessiert, das Paket nicht in die falschen Hände fallen zu lassen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie über einen Großaktionär Murdoch glücklich wären.
      Für Springer wäre ein Insolvenzverfahren wohl ganz angenehm: dann würde der Anteil wohl erst mal an die DeuBa fallen und man könnte mit dieser in Ruhe einen strategischen Partner suchen.
      Wenn Kirch bis zum Herbst Zeit bleibt, könnte Murdoch (evtl. gemeinsam mit Partnern wie Malone) die Mehrheit in Kirchs Mutterhaus (und damit die Kontrolle über den Springer-Anteil) erlangen.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 02.02.02 16:39:21
      Beitrag Nr. 161 ()
      #160

      entertime,

      wie wilst du ohne Insolvenz die Aktien verwerten. Die Bank ist nur mit Zustimmung des Eigentümers verfügungsberechtigt.
      Erst nach der platzen des Kreditvertrages -> Insolvenz erwirbt die Bank Eigentum.

      Ein so schweres Paket kansst du an der Börse z. Zt. kaum absetzen, mußt jemand finden der es kauft.
      Aber wer soll das sein, weiß du was Kirch noch alles verpfändet hat??
      Wieviel ist ProSieben denn Wert? Glaubst du ernsthaft das nicht Abnahmeverpflichtungen gg. Kirchs Lizenzhandel bestehen die, beim absehbaren Konkurs von Kirch sicher ans Licht kommend, die "Werthaltigkeit dieses Engagements stark beeinträchtigen"?

      #158

      rv,

      welchen Vertrag hat denn der Passauer Prof. getestet?
      Doch sicherlich den den er von Kirch bekommen hat. Oder?

      ATDT
      Avatar
      schrieb am 03.02.02 19:12:12
      Beitrag Nr. 162 ()
      Auszüge aus zwei Spiegel-Artikeln:
      ___________________________________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 01. Februar 2002, 15:31
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,180236,00.html

      Medien-Gerangel

      Kirchs Pokerspiel und Springers Trumpf

      Von Matthias Streitz

      Im Duell mit dem Axel Springer Verlag greift Schuldenkönig Leo Kirch tief in die Trickkiste. Ein Gutachten und eine Klage sollen beweisen, dass Springers 800-Millionen-Option wertlos ist. Selbst dann hätte Springer noch ein Ass im Ärmel.

      München/Hamburg - Der junge Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner hat dem 75-jährigen, halb blinden Potentaten aus München den Fehdehandschuh hingeworfen - und damit die Auftaktszene zu einem Thriller um Geld, Macht und Millionen geschrieben, wie sie die deutsche Medienszene selten erlebt hat. In den kommenden Wochen werden Springer und Kirch alle Kniffe nutzen, die das Gesetz hergibt, alle Kontakte in den höchsten Etagen der Macht auszuspielen versuchen.

      Schröders Telefonate

      Schon wird spekuliert, Kanzler Schröder habe die Rettung des Kirch-Imperiums als Chefsache deklariert. "Fast täglich" telefoniere Schröder deshalb mit Rolf Breuer, dem scheidenden Chef der Deutschen Bank, einem wichtigen Kreditgeber Kirchs, schreibt die "Süddeutsche Zeitung".

      ...
      Wenn die Option wertlos wäre, hätte Kirch aber kaum Woche um Woche mit Springer um Zahlungsaufschub gestritten.

      Mehr als ein paar Wochen Zeitgewinn würden für Kirch auch dann kaum herausspringen, wenn er Döpfner auf legale Weise um die Millionen bringt. Denn wenn Springer-Chef Döpfner seinen Anteil an ProSiebenSat.1 nicht los wird - dann säße weiter der Kuckuck Springer in Kirchs Nest. Das könnte sich rächen, denn Springer wäre wohl in der Lage, Kirchs überlebenswichtige Börsenpläne zu torpedieren. ... Minderheitseigner der KirchMedia, denen der Münchner Unternehmer einen raschen Börsengang zugesagt hat, könnten dann ihren Einsatz zurückfordern. Solche Geldforderungen sind das Letzte, was Kirch derzeit braucht.

      Schafft Döpfner, was Axel Springer nicht gelang?

      ...
      Manch einer glaubt nun, der junge Springer-Chef wolle die Chance nutzen, den ungeliebten Münchner ein für allemal aus dem Verlagsreich zu verbannen - auch um den Preis einer Pleite Kirchs. Kirch hatte sich 1985 nur gegen den langen Widerstand des Verlagsgründers Axel Caesar Springer bei den Hamburgern einkaufen, sich 40 Prozent der Anteile einverleiben und einen Posten im Aufsichtsrat sichern können.
      Springer-Sprecher betonen zwar, "ein Herausdrängen von Kirch aus dem Springer-Gesellschafterkreis steht überhaupt gar nicht zur Debatte". Doch das ist nur wenig glaubhafter als die Springer-Aussage, man sei "nicht auf Konfrontationskurs" zu Kirch gegangen. Beobachter trauen Döpfner jedenfalls zu, dass er die Monate vor seiner Amtsübernahme im Januar damit verbrachte, seine Strategie gegen Kirch im Details durchzuplanen. ....
      Und selbst wenn Kirchs Unternehmen bis zum Sommer nicht zerfallen ist oder von der Konkurrenz gefressen wurde, könnte der Australo-Amerikaner Rupert Murdoch den lachenden Dritten mimen: Der Gründer und Chef von News Corp., ganz im Gegensatz zu Kirch mit einer vollen Kriegskasse gerüstet, hat eine Option, Kirch Anteile zum Preis von 1,8 Milliarden zurückzuverkaufen. Die infame Strategie, Kirch erst in die Pleite zu treiben, um seine Gruppe dann billig schlucken zu können, ist Murdoch durchaus zuzutrauen.

      Stoibers Sorgen

      ... auch Edmund Stoiber hat ein Interesse daran, dass Kirch nicht in den Bankrott stürzt.
      Stoibers Regierung hat stets behagt, wie Kirch München zu einem der wichtigsten Medien-Metropolen Deutschlands emporgehoben, für ehrgeizige Projekte wie Premiere Arbeitsplätze geschaffen hat.
      Mit dem Medien-Idyll an der Isar aber dürfte es vorbei sein, wenn Kirch seine Kredite von wohl zwei Milliarden Euro nicht an die halbstaatliche Bayerische Landesbank (BLB) zurückzahlen kann. Als andere Kredithäuser abwinkten, weil sie Angst umtrieb, Kirch könnte sich verspekulieren, stand die BLB fest auf der Unterstützerseite. Stoiber selbst sitzt zwar nicht im Kreditausschuss der Staatsbank - dafür aber sein Finanzminister Kurt Faltlhauser.

      Ein Finanzdebakel bei einer öffentlich-rechtlichen Bank hat im letzten Jahr schon den Unions-Landeschef Eberhard Diepgen das Amt gekostet. Nur wollte Diepgen nicht Kanzler werden.


      ---------------------------------------------------

      DER SPIEGEL 6/2002 - 04. Februar 2002
      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,180483,00.html

      Medien

      Murdoch droht Kirch

      Jeder gegen jeden und alle gegen Leo Kirch? Im Krieg zwischen dem Medienhändler und dem Axel Springer Verlag geht es nicht nur um viel Geld. Das Milliarden-Monopoly kann die Neuordnung der gesamten deutschen Medienlandschaft einläuten.

      ...
      Seither herrscht Krieg zwischen dem Axel Springer Verlag und der Kirch-Gruppe, die seit 16 Jahren vielfältig miteinander verflochten sind. Die bislang dramatischste Auseinandersetzung zwischen Europas größtem Zeitungshaus ("Bild", "Welt" ) und Kirchs mächtigem TV-Reich (Sat.1, ProSieben, Premiere World) wird nicht nur die beteiligten Konzerne nachhaltig verändern.

      Pressehäuser von Holtzbrinck bis zur WAZ-Gruppe äugen bereits auf die Filetstücke der angeschlagenen Kirch-Gruppe. Es geht nicht nur um Milliarden. Die gesamte Medienbranche der Bundesrepublik steht vor einem gewaltigen Umbau.

      ... Auf mindestens drei Ebenen wird derzeit gleichzeitig gespielt.

      Ebene eins: Seit Kirch Geschäfte macht, riskiert er Kopf und Kragen. Doch mittlerweile hat sein Reich mehr Verbindlichkeiten, als es wert ist: rund sechs Milliarden Euro. Am schlimmsten drückt die Investitionsruine Premiere World. Insgesamt etwa vier Milliarden Euro ließ sich Kirch seinen Plan bisher kosten, die Deutschen mit digitalem Bezahlfernsehen zu beglücken. Doch Georg Kofler, der vierte Premiere-Geschäftsführer in zwölf Monaten, übernahm am Freitag das größte Sorgenkind im Konzern: Die Abonnentenzahl stagniert bei offiziell 2,4 Millionen. Allein 2001 machte das Unternehmen mehr als 800 Millionen Euro Verlust. "Eine Besserung ist nicht zu erwarten", heißt es beim Gesellschafter Rupert Murdoch.

      Ebene zwei: In seiner Not holte sich Kirch 1999 den Wahlamerikaner ins Beiboot Premiere World. Murdoch übernahm zunächst 24 Prozent der Anteile. Motto: Wenn`s klappt, ist`s recht. Klappt`s nicht, bekommt Murdoch sein Geld samt Zins und Zinseszins wieder zurück. Es klappt nicht. Seither droht auch Murdoch, im Oktober zwei Milliarden Euro zurückzufordern - und Kirch sieht sich neuerdings als Spielball der Global Player. Murdochs größter Einzelaktionär ist John Malone. Der mächtige US-Kabelnetzbetreiber würde über Kirchs Bezahlfernsehen gern das deutsche TV-Geschäft kapern.

      Ebene drei: 2002 wird ein hartes Wahljahr. Einerseits ist der sozialdemokratische Bundeskanzler Gerhard Schröder nicht daran interessiert, dass knochenkonservative Medien-Cowboys wie Murdoch und Malone die Kirch-Krise ausnutzen, um auf dem deutschen Meinungsmarkt Fuß zu fassen. Andererseits weiß Schröder längst um das Verletzungsrisiko seines Konkurrenten Edmund Stoiber (CSU), bei dessen Bayerischer Landesbank Kirch allein mit mindestens 2,2 Milliarden Euro in der Kreide steht. Fällt Kirch, dann strauchelt die Bank, dann erwischt es auch Stoiber.

      Der Filmhändler selbst kann derzeit nur noch zusehen, wie sein Lebenswerk zu verglühen droht. Der 75-Jährige kam schon in den vorigen Wochen mit dem Löschen kaum mehr nach - so schnell loderten in seinem Imperium immer neue Flammen auf. Die Forderung von Springer ist nun der Großbrand, den er unbedingt verhindern wollte.
      ....

      Immer mehr Kirch-Gläubiger wollen ihr Geld sehen. Schon vor Monaten wurden die Kirch-Leute deshalb bei Döpfner vorstellig. Denn auch mit Springer hatte der Münchner im Sommer 2000 ein folgenschweres Geschäft abgeschlossen: 767 Millionen Euro für Springers 11,5-Prozent-Anteil an ProSiebenSat.1. Nicht sofort, sondern frühestens zum 1. Februar 2002.
      ....
      "Wir waren ja zu einem Zahlungsaufschub bereit", sagt Georg Thoma, Partner der US-Kanzlei Shearman & Sterling, die Springer vertritt. Dies hätte aber einen marktgerechten Zinssatz erfordert. Schließlich seien dem Springer-Verlag und seinem 40-Prozent-Aktionär Kirch durchs Aktienrecht enge Grenzen gesetzt. Doch die Münchner verwehrten den Einblick in ihre Bilanzen. "Wir brauchten Transparenz", sagt Thoma, "wir müssen wissen, wie es bei unserem Schuldner aussieht."

      Während man bei Kirch die Causa schon auf einem langen Instanzenweg bis zum Bundesgerichtshof sieht, gibt sich Thoma sicher: "Die Rechtslage ist eindeutig."

      ... Kommt der Deal durch die Kirchsche Zahlungsverweigerung nicht zu Stande, könnte Springer den für Juni geplanten Börsengang der KirchMedia AG torpedieren.

      ... auslaufenden 460-Millionen-Euro-Kredit bei der Dresdner Bank zu verlängern. Das Institut verlangte deutlich höhere Sicherheiten und hielt den Konzern am kurzen Zügel: Zuerst verlängerte es den Kredit nur bis Januar, gerade wurde die Gnadenfrist auf heftiges Drängen Kirchs noch einmal bis April geschoben.

      Die HypoVereinsbank sah sich im Dezember gar zu einer in Bankenkreisen höchst ungewöhnlichen Aktion genötigt: Per Pressemitteilung verkündete das Institut zur Beruhigung der Anleger, sein Kirch-Engagement liege bei "weniger als 500 Millionen Euro". Tatsächlich sind es 460 Millionen.

      Selbst auf erneute Schützenhilfe durch die bisher so zuverlässige Bayerische Landesbank, mit mindestens 2,2 Milliarden Euro größter Kirch-Gläubiger, kann das Unternehmen nicht mehr bauen. Die wiederholten Interventionen der Bayerischen Staatskanzlei zu Gunsten des konservativen Franken gelten in der Wahlkampfmannschaft von Edmund Stoiber längst als eine der größten Gefahrenpotenziale für den Kanzlerkandidaten. ...
      Kein Wunder also, dass man in der Kirch-Zentrale das Gefühl nicht mehr loswird, man befände sich "in einem Haifischbecken" - aber nicht als Fisch, sondern als Futter. Auf nichts und niemanden kann man sich mehr verlassen. Nicht auf die Bayern. Nicht auf die Banken. Und schon gar nicht auf den Axel Springer Verlag, in den sich Kirch seit Mitte der achtziger Jahre teils klammheimlich eingekauft hat.

      Als er dem Aufsichtsrat 1987 deutlich machte, dass er bereits über 26 Prozent der Anteile und damit über eine Sperrminorität verfügte, herrschte vor allem bei den Springer-Erben blankes Entsetzen. Schließlich hatte der Verlagsgründer Axel Cäsar Springer Kirch einst einen "Kriminellen" genannt.
      ...
      Der frisch gebackene Springer-Chef Döpfner hofft nun, kräftig flankiert von der Verlegerwitwe Friede Springer, ihm könne mit der Kampfansage an Kirch gelingen, was vorher kein Vorstandsvorsitzender des Verlags schaffte: den ungeliebten Großaktionär endlich wieder loszuwerden.

      Doch dass das Springer-Paket dann wieder beim Verlag landet, wie man dort hofft, ist keinesfalls gewiss. Denn längst mischen bei dem Medien-Monopoly noch ein paar andere Spieler mächtig mit.

      Die Deutsche Bank etwa, bei der Kirch seine Springer-Anteile als Sicherheiten hinterlegt hat, sähe das Aktienpaket gern bei der WAZ-Gruppe - eine Lösung, die auch dem Kanzler gefallen würde. ...

      Vor allem ein Spieler hat sich in den vergangenen Wochen aber lautstark zu Wort gemeldet: Rupert Murdoch. Der gebürtige Australier, der mit seiner News Corp. mittlerweile ein globales Mediennetzwerk lenkt, hat bei der Kirch-Gruppe noch einen weitaus gewaltigeren Hebel in der Hand als Springer-Chef Döpfner: seinen jetzigen 22-Prozent-Anteil an Premiere.

      Schmerzhaft muss Kirch jetzt erfahren, wie sein Partner mal mit Zuckerbrot, mal mit Peitsche die Machtübernahme in München versucht. Längst hat der Tycoon dabei nicht mehr nur Appetit auf Premiere, wo Kirch ihn gern als "präferierten Partner" begrüßen würde. Murdoch, der bisher nur 2,5 Prozent am wichtigen Herzstück KirchMedia hält, will die Kontrolle über die letzten Schätze des strauchelnden Konzerns erobern.

      ... In harschen Tönen hat Arthur Siskind, Vizepräsident bei Murdochs News Corp., vergangenen Mittwoch finanzielle Ansprüche angemeldet. "News Corp. wäre sehr besorgt", schreibt Siskind in einem Brief an Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn, wenn Kirch ausgewählten Gläubigern oder Aktionären finanzielle Vorzüge gewährte, "ohne News Corp. vergleichbare Rechte einzuräumen". ...
      "Bitte nehmen Sie zur Kenntnis", heißt es in dem frostigen Schreiben ("Yours very truly" ), dass im Falle einer Kirch-Insolvenz "News Corp. alle geeigneten rechtlichen Mittel einlegen wird".

      FRANK HORNIG, MARCEL ROSENBACH
      Avatar
      schrieb am 03.02.02 22:22:33
      Beitrag Nr. 163 ()
      Doch noch ein kleiner Kommentar:

      Der Kampf um die Überreste des Kirch-Imperiums und die Neuordnung der deutschen Medienlandschaft hat begonnen.

      Dagegen ist der Bundestagswahlkampf eher ein Nebenkriegsschauplatz.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 04.02.02 21:05:05
      Beitrag Nr. 164 ()
      Jetzt bekommen auch schon die Sportler Angst - und rufen nach Gebührenerhöhung fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen ...
      ______________________________________________________________

      Liga blickt gebannt auf Kirch - Ohne TV-Gelder droht Debakel

      München/Hannover (dpa) - Gebannt blicken die Verantwortlichen des Profifußballs auf die finanziellen Schwierigkeiten der Münchner KirchGruppe, den juristischen Streit mit dem Springer-Verlag und auf die Entwicklung des Pay-TV-Senders Premiere World.

      Bricht das Imperium des Leo Kirch zusammen, droht auch dem deutschen Fußball ein Desaster. Grund für die Unruhe ist die Abhängigkeit von Kirchs TV-Milliarden, ohne die der Profifußball kollabieren würde. «Das Fernsehgeld ist die wichtigste Einnahmequelle», sagt Michael Pfad, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Insgesamt 1,53 Milliarden Euro (rund 3 Milliarden Mark), so ist es in einem Vierjahresvertrag vereinbart, soll der finanziell angeschlagene Kirch bis 2004 ausschütten.

      «Die Entwicklung ist natürlich überhaupt nicht erfreulich», sagt Dortmunds Manager Michael Meier. Sein Wolfsburger Kollege Peter Pander fragt: «Wenn Kirch ähnlich wie der Schneider-Baukonzern zusammenbricht, was machen wir dann? Wie stecken wir das weg?» Und als Antwort fügt er an: «Bayern kann das vielleicht aushalten, die meisten anderen nicht.» Uli Hoeneß und Rudi Assauer haben vorsorglich schon einmal eine Erhöhung der Rundfunkgebühren gefordert. Die Manager von Bayern München und Schalke 04 haben sich dafür ausgesprochen, dass die Fernsehzuschauer künftig zwei Mark mehr im Monat zahlen sollen, um im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wieder Bundesliga-Berichterstattung sehen zu können.

      Derzeit erhält jeder Erstligist eine Garantiesumme von mehr als acht Millionen Euro, dazu kommt ein erfolgsabhängiger Zuschlag. Für viele Clubs wie etwa Nürnberg, Cottbus oder Wolfsburg macht das TV-Geld ein Drittel des Etats oder sogar mehr aus. In der 2. Liga ist die Situation noch brenzliger. Dort sichert das Fernsehgeld bei einigen Vereinen weit mehr als die Hälfte des Budgets.

      Selbst Kirchs Geschäftspartner wie Rupert Murdoch halten eine Insolvenz nicht mehr für ausgeschlossen, wie der «Spiegel» berichtet. Denn die Lage wirkt bedrohlich: Laut «Süddeutscher Zeitung» drücken Kirch Schulden von mehr als fünf Milliarden Euro, die Kreditlinien scheinen bis zum Anschlag ausgereizt, Gläubiger und Partner werden unruhig.

      Aktuell verschärft hat sich die Situation in den vergangenen Tagen durch die Konfrontation zwischen Springer und Kirch. Der Verlag will eine mit der Kirch-Gruppe vereinbarte Verkaufsoption ausüben und verlangt für ein 11,5-Prozent-Paket am Fernsehkonzern ProSiebenSAT.1 rund 770 Millionen Euro von der KirchGruppe. Kirch erklärte die Option hingegen für juristisch unwirksam und kündigte rechtliche Schritte an.

      «Der weiß schon, warum er klagt», sagt Dortmunds Manager Meier dazu. Für ihn ist es ein Spiel auf Zeit, das Kirch betreibt. Meier hofft auf Kirchs «großen Ressourcen wie etwa die Rechte für die beiden nächsten Weltmeisterschaften». Aus dem Verkauf der WM-Rechte 2002 und 2006, die Kirch nach dem Konkurs der Schweizer Agentur ISL/ISMM weltweit besitzt, kann das Münchner Unternehmen einen Millionengewinn erwirtschaften.

      Den Gau wollen sich die Verantwortlichen lieber nicht vorstellen. «Es ist selbstverständlich, dass wir uns für die finanzielle Situation unserer Partner interessieren, aber wir können natürlich nicht in die Glaskugel schauen», sagt DFL-Geschäftsführer Pfad zur Entwicklung. Bisher sei Kirch aber allen Verpflichtungen nachgekommen, und außerdem sagt Pfad: «Bisher hat Kirch es immer geschafft.»

      Gleichwohl arbeitet die DFL weiter mit Hochdruck daran, von Kirch unabhängig zu werden. Der langjährige Fernsehmann Pfad (Premiere, tm3) wurde vor allem verpflichtet, damit die Liga nach Ablauf des derzeit gültigen TV-Vertrages eine Alternative zum Pay-TV- Monopolisten Kirch hat. Ob es einen eigenen Liga-Kanal oder fertige Sendesignale für den Weiterverkauf geben wird, ist allerdings völlig offen. Sicher ist nur, dass es keine kurzfristige Lösung gibt, wenn Kirchs Imperium zusammenbrechen würde.
      Von Michael Rossmann, dpa, 04.02.2002 16:09
      Avatar
      schrieb am 05.02.02 15:33:23
      Beitrag Nr. 165 ()
      SPIEGEL ONLINE - 05. Februar 2002, 8:53
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,180799,00.html

      KirchGruppe

      Banken brüskieren den Schulden-König

      Die bedrohliche Verschuldung der KirchGruppe treibt den Gläubigern Angstschweiß auf die Stirn. Selbst aus der Bayerischen Landesbank heißt es nun, der Medienmogul bekomme keinen Pfennig mehr auf Pump. Auch der Chef der Deutschen Bank hat die Geduld verloren.


      München/Frankfurt am Main - Die Bayerische Landesbank will dem hoch verschuldeten Film-Unternehmer keine weiteren Kredite mehr geben - das will die "Financial Times Deutschland" aus Bankkreisen erfahren haben. Das Gesamtvolumen der Kredite der BayernLB für Kirch sei etwas geringer als die in Presseberichten genannten 2,2 Milliarden Euro, habe zwar ein Sprecher der halbstaatlichen Bank dem Blatt auf Anfrage gesagt. Der Sprecher habe aber nicht bestritten, dass die BayernLB mit ihrem Kirch-Engagement hart an die Grenze des Zulässigen gegangen sei. Die Bank ist Kirchs größter Gläubiger und hat noch Kredite eingeräumt, als private Großbanken kniffen.

      Nach Ansicht von Finanzexperten habe sich die BayernLB mit ihren Krediten für Kirch ein so genanntes Klumpenrisiko eingehandelt, das dem Institut große Probleme bereiten könnte. Die Darlehen betrügen mehr als 10 Prozent des haftenden Eigenkapitals von derzeit gut 16 Milliarden Euro. Sie überschritten damit den Punkt, an dem die BayernLB die Kirch-Kredite dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen melden muss.

      Das Kreditwesengesetz erlaubt Banken, bis zu 25 Prozent des Eigenkapitals an einen einzelnen Darlehensnehmer auszureichen. "Aus unternehmerischer Sicht ist dies aber völlig inakzeptabel", sagte Hermann Meyer zu Selhausen, Professor für Bankwirtschaft an der Universität München. Bereits weit diesseits dieser Schwelle müsse von Klumpenrisiken gesprochen werden.

      Sollte die Kirch-Gruppe Konkurs anmelden müssen, könnten bei der BayernLB Wertberichtigungen bis zu rund 2 Milliarden Euro fällig werden. Damit würde das Eigenkapital so stark schmelzen, dass die Bank die gesetzlichen Vorschriften zur Unterlegung der Kredite mit Eigenkapital nur mit höchster Not erfüllen könnte. Derzeit habe das Institut noch eine Eigenkapitalquote von rund 10 Prozent. Das Gesetz fordert 8 Prozent.

      Schon am Montag hatte der Vorstandsprecher der Deutschen Bank, Rolf Breuer, öffentlich gesagt, Kirch sei nicht länger kreditwürdig. Im Interview mit dem Informationsdienst Bloomberg sagte Breuer, seines Wissen nach werde derzeit keine Bank dem hoch verschuldeten Filmhändler weitere Darlehen gewähren. "Die Finanzbranche ist unter den gegebenen Umständen nicht bereit, Kirch weitere Mittel zur Verfügung zu stellen". Die Einzigen, die Kirch jetzt noch unterstützen könnten, seien Drittparteien.
      ___________________________________________________________

      Kommentar:

      Stoiber ist am Ende seiner Möglichkeiten angelangt.
      Ob Schröder bereit ist, den Kohl/Stoiber-Mann Kirch zu retten, ist unklar: Kirchs einziger Trumpf sind die Alternativen Murdoch und Malone, die Schröder noch weniger schmecken werden." target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,180799,00.html

      KirchGruppe

      Banken brüskieren den Schulden-König

      Die bedrohliche Verschuldung der KirchGruppe treibt den Gläubigern Angstschweiß auf die Stirn. Selbst aus der Bayerischen Landesbank heißt es nun, der Medienmogul bekomme keinen Pfennig mehr auf Pump. Auch der Chef der Deutschen Bank hat die Geduld verloren.


      München/Frankfurt am Main - Die Bayerische Landesbank will dem hoch verschuldeten Film-Unternehmer keine weiteren Kredite mehr geben - das will die "Financial Times Deutschland" aus Bankkreisen erfahren haben. Das Gesamtvolumen der Kredite der BayernLB für Kirch sei etwas geringer als die in Presseberichten genannten 2,2 Milliarden Euro, habe zwar ein Sprecher der halbstaatlichen Bank dem Blatt auf Anfrage gesagt. Der Sprecher habe aber nicht bestritten, dass die BayernLB mit ihrem Kirch-Engagement hart an die Grenze des Zulässigen gegangen sei. Die Bank ist Kirchs größter Gläubiger und hat noch Kredite eingeräumt, als private Großbanken kniffen.

      Nach Ansicht von Finanzexperten habe sich die BayernLB mit ihren Krediten für Kirch ein so genanntes Klumpenrisiko eingehandelt, das dem Institut große Probleme bereiten könnte. Die Darlehen betrügen mehr als 10 Prozent des haftenden Eigenkapitals von derzeit gut 16 Milliarden Euro. Sie überschritten damit den Punkt, an dem die BayernLB die Kirch-Kredite dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen melden muss.

      Das Kreditwesengesetz erlaubt Banken, bis zu 25 Prozent des Eigenkapitals an einen einzelnen Darlehensnehmer auszureichen. "Aus unternehmerischer Sicht ist dies aber völlig inakzeptabel", sagte Hermann Meyer zu Selhausen, Professor für Bankwirtschaft an der Universität München. Bereits weit diesseits dieser Schwelle müsse von Klumpenrisiken gesprochen werden.

      Sollte die Kirch-Gruppe Konkurs anmelden müssen, könnten bei der BayernLB Wertberichtigungen bis zu rund 2 Milliarden Euro fällig werden. Damit würde das Eigenkapital so stark schmelzen, dass die Bank die gesetzlichen Vorschriften zur Unterlegung der Kredite mit Eigenkapital nur mit höchster Not erfüllen könnte. Derzeit habe das Institut noch eine Eigenkapitalquote von rund 10 Prozent. Das Gesetz fordert 8 Prozent.

      Schon am Montag hatte der Vorstandsprecher der Deutschen Bank, Rolf Breuer, öffentlich gesagt, Kirch sei nicht länger kreditwürdig. Im Interview mit dem Informationsdienst Bloomberg sagte Breuer, seines Wissen nach werde derzeit keine Bank dem hoch verschuldeten Filmhändler weitere Darlehen gewähren. "Die Finanzbranche ist unter den gegebenen Umständen nicht bereit, Kirch weitere Mittel zur Verfügung zu stellen". Die Einzigen, die Kirch jetzt noch unterstützen könnten, seien Drittparteien.
      ___________________________________________________________

      Kommentar:

      Stoiber ist am Ende seiner Möglichkeiten angelangt.
      Ob Schröder bereit ist, den Kohl/Stoiber-Mann Kirch zu retten, ist unklar: Kirchs einziger Trumpf sind die Alternativen Murdoch und Malone, die Schröder noch weniger schmecken werden.[/b]
      Avatar
      schrieb am 05.02.02 21:28:37
      Beitrag Nr. 166 ()
      Wie gesagt, das Finale wurde eingeläutet !

      Da das Thema ( endlich !!! ) mehr und mehr ins Licht der Öffentlichkeit tritt, werden die Banken keine weiteren Zugeständnisse machen und den Hahn zudrehen. Wie sollten sich auch die Vorstände gegenüber Ihren eigenen Aktionären aus der Affäre ziehen ?

      Herrn Assauers Vorschlag, die Fernsehgebühren um 2 DM zu erhöhen, halte ich für schlichtweg lachhaft. Ich brauche keinen Fußball. Was kommt als nächstes ? 5 DM für die Arbeitslosen ? 10 für Afghanistan ? 20 für die Bundestagswahl ?

      Leute wie Assauer sollten mal scharf über Ihe Worte nachdenken. Sie haben sich selbst in diesen Millionenwahn gebracht - jetzt sollen sie ( falls durch Leo´s Niedergang nötig ) gefälligst da auch selber wieder rauskommen.

      Sorry, das lag mir jetzt wirklich am Herzen...

      Gruß Mogul
      Avatar
      schrieb am 05.02.02 22:23:12
      Beitrag Nr. 167 ()
      @ mogul

      Ein Notopfer für den notleidenden Fußball - das wäre wirklich das Allerletzte!

      @ all

      Angeblich formiert sich eine Allianz zur Abwicklung dieses Problemfalls. Ob das Herr Stoiber schmeckt?

      Aus der SZ vom 6.2.02:
      ________________________________________________________

      Politik, Banken und Verlage wollen Rupert Murdoch abwehren

      "Nationale Lösung" für Kirch-Gruppe geplant

      Der Medienhändler soll die Springer-Aktien und andere Bestandteile seines Konzerns verkaufen und sich gesundschrumpfen


      Von Angelika Buchholz und Klaus Ott

      München ? In der Politik, bei den Banken und in der Medienbranche wird eine Auffanglösung für die finanziell in Bedrängnis geratene Kirch-Gruppe vorbereitet. Ziel der Aktion ist es auch, den angloamerikanischen Medienunternehmer Rupert Murdoch aus dem deutschen Zeitungs- und Fernsehmarkt weitgehend fern zu halten.

      Die Krise des Münchner Medienhändlers Leo Kirch, der seine hohen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr alleine bewältigen kann, versetzt die Politik und die Branche in erhebliche Unruhe. Vor allem die Absicht des mit Kirch beim Abofernsehen (Pay TV) bereits verbundenen Medienmagnats Rupert Murdoch, nun in den gesamten Konzern einzusteigen, sorgt für Nervosität. Kirch betreibt neben dem Pay-TV-Kanal Premiere World auch die TV-Sender Sat 1 und ProSieben und ist Großaktionär beim Springer-Verlag (Bild, Welt).

      "Niemand hat ein Interesse, Murdoch den roten Teppich auszurollen", sagte ein führender Vertreter der rot-grünen Regierungskoalition in Berlin am Dienstag der SZ. Das gelte auch für Bundeskanzler Gerhard Schröder. In der Regierung werde deshalb eine "nationale Lösung" für die Kirch-Gruppe favorisiert, die von den Banken und der Medienbranche schnell umgesetzt werden soll, bislang aber an Kirch scheitert. Der Medienhändler soll große Teile seines Konzerns abgeben, darunter die Springer- Aktien und die Formel 1, und das Unternehmen anschließend weiter gesundschrumpfen.

      Formel 1 abgeben

      Die Bedenken gegen Murdoch beziehen sich auf dessen Geschäftsmethoden. Der Angloamerikaner hat seine Zeitungen in England mit Preiskriegen gegen andere Verlage nach oben gebracht und benutzt die eigenen Blätter wie die Sun auch, um Einfluss auf Wahlen zu nehmen. Nun drängt er auch in die Kirch-Gruppe und damit in Kernbereiche des deutschen Medienmarkts. Als Hebel dient ihm der mit Kirch betriebene Abosender Premiere World, der nach wie vor hohe Verluste macht und seine Geschäftsziele weit verfehlt. Murdoch kann laut Vertrag mit Kirch im Herbst aus Premiere aussteigen und bis zu zwei Milliarden Euro zurückverlangen, die der Münchner Medienhändler nach derzeitigem Stand nicht aufzubringen vermag.

      Die "nationale Lösung" für Kirch, die im kleinen Kreise intensiv besprochen und verhandelt wird, sieht nach SZ-Informationen eine weitgehende Aufteilung des Konzerns vor. Die Beteiligung an der Formel 1, die Kirch erst im vergangenen Jahr für mehr als eine Milliarde Euro erworben hat, soll an Autokonzerne wie DaimlerChrysler abgegeben werden. Die Formel 1 hat die finanzielle Not von Kirch, der Bankschulden von 5,5 Milliarden Euro und weitere Verpflichtungen in Milliardenhöhe hat, noch vergrößert.

      Der Medienhändler soll auch aus dem Springer-Verlag aussteigen, bei dem er mit 40 Prozent Großaktionär ist. Die Springer-Aktien sollen von mehreren Großverlagen übernommen werden. Für die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) hat Geschäftsführer Erich Schumann am 7. Januar bei einem Besuch bei Kirch in München bereits Interesse bekundet, im Gespräch sind auch Burda und Holtzbrinck.


      "Wir stehen bereit", heißt es aus den Verlagen. Zuerst müssten aber die Banken den Druck erhöhen und Kirch überreden, sich von Teilen des Konzerns zu trennen. Diese heikle Aufgabe fällt vor allem der Deutschen Bank zu, bei der Kirch für einen Großkredit seine Springer-Aktien verpfändet hat. Außerdem ist die Deutsche Bank an DaimlerChrysler beteiligt und dort im Aufsichtsrat vertreten.

      Der Vorstandschef der Großbank, Rolf-E. Breuer, preschte jetzt vor. Der Finanzsektor sei nicht mehr bereit, "auf unveränderter Basis" weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen, sagte Breuer laut Bloomberg TV am Rande des Weltwirtschaftsforums in New York. Breuer ist auch Chef des Bankenverbandes. Seine Aussage wird als Signal gewertet, Kirch und sein Vizechef Dieter Hahn müssten jetzt nachgeben und einlenken.

      Landesbank drängt

      Ohne zusätzliche Gelder kann der Medienhändler in diesem Jahr nicht mehr bestehen.
      Mit dem Springer-Verlag und dessen Hauptaktionärin Friede Springer streitet Kirch über eine Zahlung von 767 Millionen Euro, die das Zeitungshaus für die zum Verkauf stehende Beteiligung an Sat 1 und ProSieben kassieren will. Hinzu kommt vor allem die drohende Rückzahlung an Murdoch.

      Dem Vernehmen nach drängt auch die halbstaatliche Bayerische Landesbank, die Kirch bisher im Einvernehmen mit Bayerns CSU-Regierung großzügig Milliarden-Kredite gewährt hat, auf eine umfassende Lösung der Probleme bis hin zum Verkauf von Firmenteilen. Die Dresdner Bank hat einen Kredit über 460 Millionen Euro, der ursprünglich Ende 2001 ausgelaufen wäre, zögernd bis zum April verlängert. Voraussetzung dafür waren umfassende Sicherheiten.

      "Kirch muss nicht untergehen, wenn das jetzt vernünftig gemanagt wird", hieß es am Dienstag aus Bankenkreisen. Sein Konzern solle sich auf die profitablen Kerngeschäfte (ProSieben, Film- und Sportrechtehandel) konzentrieren und alles andere abgeben, einschließlich des Pay TV. Bei einer solchen "großen Lösung" sei es auch denkbar, über Medienfonds privates Kapital in die Kirch-Gruppe zu investieren und diese so zu stabilisieren. Dann müssten aber auch Teile des Managements ausgewechselt werden.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 10:05:19
      Beitrag Nr. 168 ()
      Eine recht gute Zusammenfassung der Situation im Online-Spiegel. Erstaunlich, wo all die Kirch-Freunde auf einmal herkommen!
      _______________________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 06. Februar 2002, 8:40
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,180973,00.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,180973,00.html

      Kirch-Krise

      Nationaler Notfallplan soll Murdoch abwehren

      Die Angst vor einem Vordringen ausländischer Medienkonzerne schweißt Politiker, Medien-Macher und Kirch-Gläubiger zusammen. Die Bundesregierung fordert offenbar eine "nationale Lösung", bei der alle anpacken sollen, um Kirch zu retten - und Rupert Murdoch fernzuhalten. Kleines Problem: Kirch spielt nicht mit.


      Unter Artenschutz: Eine große Koalition von Bankern, Politikern und Medienmachern sorgt sich, dass deutsche Medienmogule wie Leo Kirch von großen ausländischen Konzernen verdrängt werden könnten

      München/Berlin - In nur einem halben Jahr ist Leo Kirch vom Inbegriff unkontrollierter Medienmacht zum schützenswerten, deutschen Kulturträger mutiert. Auch die SPD-geführte Bundesregierung, die Kirch eigentlich seine Nähe zur CSU und zur alten Kohl-Regierung ankreiden könnte, sorgt sich um das Schicksal des Münchener Medienmachers.

      Nun drängt die Regierung laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" auf eine Teilung des Kirch-Konzerns, um den Kern des Medienunternehmens vor der Pleite zu retten. Unter Berufung auf einen führenden Vertreter der Regierungskoalition berichtet die Zeitung, Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) favorisiere eine "nationale Lösung" für die KirchGruppe.

      Die Devise: Besser Kirch als Murdoch - und besser, Kirch behält einen Teil seiner Macht, als dass als rücksichtslos geltende Medienmacher wie Rupert Murdoch oder John Malone die Not der bayerischen Gruppe ausnutzen, um einen Brückenkopf auf dem bisher weitgehend von heimischen Unternehmen dominierten deutschen Markt aufzubauen. "Niemand hat ein Interesse, Murdoch den roten Teppich auszurollen", zitiert die Zeitung einen führenden Vertreter der rot-grünen Regierungskoalition in Berlin.

      Dem Bericht zufolge befürwortet die Regierung ein Sanierungskonzept, das von den Banken und der Medienbranche schnell umgesetzt werden solle. Bislang scheitere dies aber an Kirch, hieß es. Das Konzept sehe vor, dass der Medienhändler nach einer Aufspaltung seines Konzerns Beteiligungen verkaufen solle, die nicht zum Kerngeschäft mit TV-Sendern und Filmrechten gehörten. Unter diesen Beteiligungen seien die Springer-Aktien und die Formel 1-Rechte. Anschließend solle das Unternehmen weiter gesundschrumpfen. Auch die halbstaatliche Bayerische Landesbank dringe auf eine umfassende Lösung der Probleme bis hin zum Verkauf von Firmenteilen, hieß es.

      Die Regierung hat dem Bericht zufolge Bedenken gegen die Geschäftsmethoden des australischen Medienunternehmers Rupert Murdoch, der auf den deutschen Markt dränge. Murdoch kann laut Vertrag mit Kirch im Herbst aus Premiere aussteigen und bis zu zwei Milliarden Euro zurückverlangen, die der Münchner Medienhändler nach derzeitigem Stand kaum aufbringen kann.

      Auch der ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen warnte im Berliner "Tagesspiegel" vor einer Pleite der Kirch-Gruppe. Das Fernseh-System aus öffentlich-rechtlichen und privaten Anbietern sei derzeit in einer guten Balance. "Wenn neue Wettbewerber wie Murdoch oder Malone auf den Markt kommen, wird diese Kultur Schaden nehmen", sagte Pleitgen und fügte hinzu: "Wir wünschen uns dass Kirch im Spiel bleibt."

      Auch Thomas Middelhoff, Chef des Bertelsmann-Konzerns, zu dem unter anderem RTL gehört, will laut "Wall Street Journal" die KirchGruppe bewahren. Bei einem Treffen mit Bundeskanzler Schröder im Dezember soll Middelhoff vor einem Vordringen der amerikanischer Konzerne nach Deutschland gewarnt haben. Auch der ehemalige RTL-Chef Helmut Thoma, früher Konkurrent der Kirch-Kanäle SAT.1 und ProSieben, entdeckt sein Herz für den Münchener Medien-Patriarchen: Einen angenehmeren Konkurrenten als Kirch könne man sich nicht vorstellen, wird Thoma im "Journal" zitiert.

      Die Bayerische Landesbank als größter Kreditgeber des Münchner Medienunternehmens verlängerte unterdessen laut "Tagesspiegel" einen zur Rückzahlung fälligen Großkredit bis zum Jahresende. Der Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, hatte zuvor gesagt, nach allem, was man lesen und hören könne, sei die Finanzbranche "unter den gegebenen Umständen nicht bereit, Kirch weitere Mittel zur Verfügung zu stellen". "Handelsblatt" und "Financial Times" berichteten, die Bayerische Landesbank wolle keine neuen Kredite an die Kirch-Gruppe vergeben. Der Sprecher der Landesbank, Matthias Lücke, wollte dazu nicht Stellung nehmen.

      Der "Tagesspiegel" schreibt unter Berufung auf Bankkreise, dass die prekäre Finanzsituation bei Kirch am Dienstag Thema einer Krisensitzung des Kreditausschusses der Bayerischen Landesbank gewesen sei. Dabei habe das Gremium, dessen Vorsitzender der bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser ist, die Verlängerung des fälligen Kredits beschlossen. Dem Bericht zufolge will die BayernLB darüber am Mittwoch die Öffentlichkeit informieren. Die KirchGruppe ist insgesamt mit etwa fünf bis sechs Milliarden Euro verschuldet. Ein Kredit der Dresdner Bank für die Kirch-Gruppe von rund 460 Millionen Euro wurde nur bis April verlängert.

      Die Bedenken gegen Murdoch beziehen sich vor allem auf seinen als rücksichtslos geltenden Geschäftsstil. Murdoch habe seine Zeitungen in England mit Preiskriegen gegen andere Verlage nach oben gebracht und benutze eigene Blätter wie die britische "Sun", um Einfluss auf Wahlen zu nehmen. Auch autokratischen Regimes wie der chinesischen Regierung kam Murdoch entgegen, um Zugang zum dortigen Markt zu bekommen.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 10:29:23
      Beitrag Nr. 169 ()
      Ein Beteiligter hält sich bisher vornehm zurück: Stoiber. Im Augenblick geht die Initiative von Berlin aus.
      Für Stoiber ist die Entwicklung in jedem Fall (gelinde gesagt) problematisch:
      - Finanziell weiter stützen (lassen) kann er nicht - die BayernLB macht nicht mehr mit.
      - Ein Konkurs würde die BayernLB in Schwierigkeiten stürzen und wäre das Ende von seinen Kanzlerträumen.
      - Bei einer Zerlegung würden wesentliche Teile des Konzerns seinem Einfluss entzogen.
      - Ein Konzernchef Murdoch wäre auch für Stoiber nicht berechenbar.
      Trotzdem: von den vier Möglichkeiten ist die dritte für Stoiber wohl die am wenigsten katastrophale und er würde sie wahrscheinlich zähneknirschend mittragen - es sei denn, er lässt sich auf das Abenteuer eines Paktes mit Murdoch/Malone ein.

      Pro7Sat1 kann anscheinend fast nur profitieren. Allerdings gibt es offenbar viele, die zwischen KirchMedia und KirchHolding nicht unterscheiden.
      Ein Risiko bleibt: Bei einer Entflechtung könnten einige Leichen wie (Knebel-)Abnahmeverträge zwischen Pro7Sat1 und KirchMedia oder Lieferverträge zwischen KirchMedia und Premiere hochgespült werden. Da der (sehr niedrige) Kurs der Pro7-Anleihen vor allem von Profis bestimmt wird (und damit ein besserer Indikator für die Einschätzung der Banken ist als der Aktienkurs), würde ich diese Möglichkeit zumindest in Betracht ziehen.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 21:29:02
      Beitrag Nr. 170 ()
      @ rv

      Ich bin gespannt, welche Rolle bei einer allfälligen Zerschlagung von Kirch die Bertelsmann-Gruppe einnehmen wird. Ich höre zur Zeit immer nur Malone oder Murdoch, aber ich denke auch Bertelsmann könnte zum grossen Gewinner der Kirchschen-Krise aufsteigen, zumal sie sich mit dem der Internetsparte an AOL-Time-Warner die Taschen vollgestopft haben.
      Allerdings hat Murdoch mit seiner Premiere-Option wohl die Pole inne und kann mit Kirch tun und lassen was er will. Ich bin zudem gespannt, was Kirch bei den anstehenden Gesprächen über das weitere Verfahren bei Premiere und Murdoch herausholen kann. Eins steht für mich schon jetzt fest. Murdoch wird sein bestes geben und Kirch auf den Zahn fühlen.

      Gruss
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 21:39:38
      Beitrag Nr. 171 ()
      Ob hier ein paar alte Buchhaltertricks angewandt wurden ?

      *******************

      MELDUNG NACH § 15 WPHG

      ProSiebenSat.1-Gruppe erzielt Jahresüberschuss von 68 Mio Euro
      Ergebnis des Geschäftsjahres 2001 liegt deutlich über Erwartungen

      München, 5. Februar 2002. Nach dem vorläufigen, noch nicht testierten
      Jahresabschluss konnte die ProSiebenSat.1-Gruppe im Geschäftsjahr 2001 im
      Konzern einen Jahresüberschuss in Höhe von 68 Mio Euro erzielen. Das entspricht
      einem Rückgang um 27 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2000. Das Konzern-
      Ergebnis vor Steuern betrug 106 Mio Euro nach 205 Mio Euro im Vorjahr. Damit
      hat Deutschlands größtes Fernsehunternehmen das Geschäftsjahr 2001 deutlich
      besser als erwartet abgeschlossen. Der Konzernumsatz lag bei 2,015 Mrd Euro -
      ein Minus von 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Durch ein straffes
      Kostenmanagement konnten jedoch auf der Ergebnisseite knapp 30 Prozent der
      Umsatzverluste in Höhe von insgesamt 140 Mio Euro kompensiert werden.

      Die Geschäftsentwicklung des Jahres 2001 wurde nachhaltig durch den erstmals
      rückläufigen Werbemarkt geprägt. Angesichts der stark gesunkenen Nachfrage nach
      Fernsehwerbung hatte die ProSiebenSat.1-Gruppe mit einem Konzern-Ergebnis vor
      Steuern von 90 Mio Euro gerechnet. Das Unternehmen geht unverändert davon aus,
      dass der deutsche Fernsehwerbemarkt im Jahr 2001 netto insgesamt um sieben bis
      acht Prozent zurückgegangen ist.

      Den vollständigen und testierten Abschluss des Geschäftsjahres 2001 wird die
      ProSiebenSat.1-Gruppe voraussichtlich am 26. Februar 2002 veröffentlichen.

      Ansprechpartner: Dr. Torsten Rossmann, Konzernsprecher
      ProSiebenSat.1 Media AG, Medienallee 7, D-85774 Unterföhring
      Tel.: +49 [89] 95 07-11 80, Fax: +49 [89] 95 07-11 84
      email: Torsten.Rossmann@ProSiebenSat1.com
      Pressemitteilung online: http://www.ProSiebenSat1.com

      Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 05.02.2002
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 22:00:33
      Beitrag Nr. 172 ()
      @ mizuno

      Schön mal wieder was von dir zu hören.

      Bertelsmann hält sich bisher zurück. Größere TV-Teile aus der Kirch-Hinterlassenschaft zu übernehmen, dürfte aus kartellrechtlichen Gründen nicht gehen.

      Der Supergau wäre wohl, wenn Murdoch den Kirch-Konzern komplett (incl. der Springer-Beteiligung) übernähme. Das wird die Politik aber wohl nicht mitmachen.
      Murdoch hat ja offenbar angst, er käme mit seiner Option (die er ja schon im letzten Herbst hätte ziehen konnen) zu spät und Kirch würde den Herbst nicht mehr erleben.

      Vielleicht kommt es ja noch zu Bündnissen mit der Politik Schröder-WAZ/Holtzbrink gegen Stoiber-Murdoch/Malone und einem show-down mitten im Wahlkampf.
      Die nächsten Monate könnten spannend werden.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 04:38:09
      Beitrag Nr. 173 ()
      Aus der FTD vom 6.2.2002, aktualisiert: 6.2.2002
      Griefahn und Lammert warnen vor Einfluss Murdochs durch Einstieg bei Kirch
      Von Peter Ehrlich, Berlin

      Die SPD-Politikerin Monika Griefahn hat davor gewarnt, dass der australische Medienunternehmer Rupert Murdoch durch einen Einstieg bei der Kirch-Gruppe Einfluss auf dem deutschen Medienmarkt gewinnt. Der Medienkonzern Pro Sieben Sat 1, derzeit im Mittelpunkt eines Streits zwischen dem Springer-Verlag und der Kirch-Gruppe, sieht die Fusion mit Kirch Media nicht gefährdet.

      "Die Möglichkeit beunruhigt mich, wenn ich sehe, wie Murdoch den Markt in Großbritannien verändert hat". Kirch sei "immerhin ein deutsches Unternehmen", sagte Griefahn der Financial Times Deutschland.

      Der Kultur- und Medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Norbert Lammert, wandte sich gegen Bemühungen, den australischen Medienunternehmer Rupert Murdoch daran zu hindern, sich durch eine Übernahme der Kirch-Gruppe im deutschen Medienmarkt festzusetzen. "Man kann doch Ausländer nicht grundsätzlich vom Markt ausschließen", sagte Lammert. Sollte Murdoch, der beim Bezahlfernsehen bereits mit Kirch verbunden ist, sich in den gesamten Konzern einkaufen, müsse dies allerdings aus wettbewerbsrechtlicher und medienpolitischer Sicht sorgfältig geprüft werden, so Lammert.


      Die Vorsitzende des Bundestags-Finanzausschusses, Christine Scheel, will prüfen, ob sich die Bayerische Landesbank mit ihrem Engagement bei Kirch überhoben hat. Deshalb will sie mit einer kleinen Anfrage im Bundestag klären, was das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen bei einer Prüfung der Landesbank herausgefunden hat. "Die Prüfung begann im Dezember, aber es ist nicht bekannt, ob sie schon abgeschlossen ist."



      Bundesregierung favorisiert "nationale Lösung"


      Die von der Bundesregierung unterdessen vorgeschlagene "nationale Lösung" sieht eine weitgehende Aufteilung des Münchner Medienkonzerns vor und ist zur Abwehr des Chefs der News Corporation, Rupert Murdoch, gedacht, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". "Niemand hat ein Interesse, Murdoch den roten Teppich auszurollen", zitiert die Zeitung einen führenden Vertreter der rot-grünen Regierungskoalition in Berlin. Die Kirch-Gruppe wollte zu den Spekulationen keine Stellung beziehen. "Das kommentieren wir nicht", sagte ein Kirch-Sprecher in München.


      Die von der Regierung favorisierte Lösung für die Kirch-Gruppe solle von den Banken und der Medienbranche schnell umgesetzt werden. Bisher scheitere sie aber an Leo Kirch. Die "nationale Lösung" sehe vor, den Kirch-Konzern aufzuspalten. Die Beteiligung an der Formel 1 solle an Autokonzerne wie DaimlerChrysler abgegeben werden. Kirch solle auch aus dem Springer-Verlag aussteigen, an dem er 40 Prozent halte.



      Vorwurf: Murdoch nehme Einfluss auf Wahlen


      Mehrere Verlage sollen die Anteilscheine übernehmen. Im Gespräch seien neben der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ) auch Burda und Holtzbrinck. Bertelsmann-Chef Thomas Middlehoff hat nach einem Bericht des "Wall Street Journal" Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bereits in der Weihnachtszeit getroffen, um mit ihm über die Krise des Kirch-Imperiums zu beraten.



      Bedenkliche Geschäftsmethoden


      Die Bedenken gegen Murdoch beziehen sich nach den Angaben auf dessen Geschäftsmethoden. Murdoch habe seine Zeitungen in England mit Preiskriegen gegen andere Verlage nach oben gebracht und benutze eigene Blätter wie die britische "Sun", um Einfluss auf Wahlen zu nehmen. Nun dränge er auch in die Kirch-Gruppe und damit in Kernsegmente des deutschen Medienmarkts.



      Kombinationslösung im Streit zwischen Kirch und Springer


      Im Streit zwischen der Kirch-Gruppe und dem Axel Springer Verlag um eine von Springer ausgeübte Verkaufsoption für Anteile an Pro Sieben Sat 1 ist nach Informationen aus Branchenkreisen noch eine Kombinationslösung denkbar. Eine Kombination aus Cash und Beteiligung an Kirch stehe im Raum, hieß es am Mittwoch. Springer und Kirch lehnten eine Stellungnahme zu den Äußerungen ab. Vor Ausübung der Verkaufsoption hatten Kirch und Springer bereits Alternativen besprochen, die von Springer aber als juristisch und unternehmerisch inakzeptabel abgelehnt worden waren.


      Die Vorbereitungen und Prüfungen für den Zusammenschluss von Kirch Media mit Pro Sieben Sat 1 laufen trotz der Finanzkrise der Kirch-Gruppeweiter. "Wir sind im Zeitplan und gehen davon aus, dass Mitte März die wirtschaftlichen und rechtlichen Prüfungsergebnisse vorliegen werden", sagte am Mittwoch der Konzernsprecher von Pro Sieben Sat 1, Torsten Rossmann. Mitte des Jahres solle die Fusion vollzogen sein.



      Keine Probleme für Pro Sieben Sat 1


      Sollte es entgegen den Erwartungen nicht zu einer Fusion kommen, so würde dies für Pro Sieben Sat 1 keine Gefährdung bedeuten. "Wir sind ein selbstständig finanziertes und profitables Unternehmen", sagte Rossmann. 2001 sei ein "schwieriges Werbejahr" gewesen. Das habe zwar auch Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung des Münchner TV-Unternehmens gehabt, doch sei der Rückgang nicht so deutlich zu spüren gewesen wie der Großteil der Branche.



      Ergebnis übertrifft Erwartungen


      Trotz eines Gewinnrückgangs in 2001 gibt sich Pro Sieben Sat 1 optimistisch. Das Ergebnis sei besser ausgefallen, als zuletzt erwartet, hatte der Konzern am Dienstagabend mitgeteilt. Der Jahresüberschuss sei nur um 27 Prozent auf 68 Mio. Euro gesunken. Noch im November hatte der Konzern ein Minus von 45 Prozent angekündigt. Das Ergebnis vor Steuern brach von 205 auf 106 Mio. Euro ein. Die jüngste Prognose lautete hier 90 Mio. Euro. Diese Prognose, die nun übertroffen wurde, war zuvor allerdings mehrfach gesenkt worden.


      Zum Jahresanfang 2001 hatte Pro Sieben Sat 1 ein prozentual zweistelliges Plus beim Vorsteuergewinn versprochen, wurde dann aber von der Werbeflaute voll erwischt. Für den geringeren Gewinnrückgang machten die Sender ein "straffes Kostenmanagement" verantwortlich. Der Umsatz sank im vergangenen Jahr um 6,5 Prozent auf gut zwei Mrd. Euro.



      Keine Prognose zum Werbemarkt


      Wie sich der Werbemarkt 2002 entwickeln werde, sei derzeit kaum vorherzusagen. Rossmann geht jedoch davon aus, dass es erst in der zweiten Jahreshälfte zu einer Besserung kommt. Insgesamt werde Pro Sieben Sat 1 das laufende Geschäftsjahr wohl etwas besser als 2001 abschließen. Die genauen Zahlen für 2001 wird das TV-Unternehmen voraussichtlich am 26. Februar veröffentlichen.



      © 2002 Financial Times Deutschland


      Aus der FTD vom 7.2.2002 www.ftd.de/kirch
      Angst vor Murdoch gebiert seltene Allianzen
      Von Christoph Keese und Thomas Clark, Hamburg

      Der öffentlichkeitsscheue Leo Kirch steht im Rampenlicht wie nie zuvor. Das unternehmerische Schicksal des 75-jährigen Firmenpatriarchen scheint längst mehr Menschen in den Bann zu ziehen als die zahlreichen Fernsehprogramme der finanziell schwer angeschlagenen Kirch-Gruppe.



      Kirch Media


      Es geht um die Zukunft eines Medienimperiums, das Kirch in 46 Jahren zum mächtigsten deutschen Film- und TV-Konzern aufgebaut hat - und heute trotzdem kurz vor dem Kollaps steht. Der Grund dafür sind Schulden, deren Höhe der Konzern selbst mit 5 bis 6 Mrd. Euro beziffert, sowie eine Besorgnis erregend geringe Liquidität. Die Probleme lassen ernsthafte Zweifel aufkommen, wie lange Kirch noch seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann.


      Milliardenrechnung im Oktober



      Die größte Sorge bereiten Kirch dabei nicht die - zum großen Teil deutschen - Banken, die dem Medienunternehmer Kredite gewährt haben. Die Kunst, dem Druck der Geldgeber standzuhalten oder auszuweichen, hat Kirch perfektioniert. Weitaus gefährlicher für Kirch ist, dass er sich mit einem Konkurrenten anlegen muss, der ihm ähnlicher ist, als ihm lieb sein kann: Rupert Murdoch, der eine kaum weniger fulminante Karriere hingelegt hat als der fränkische Winzersohn Leo Kirch.


      Der ebenso bewunderte und gefürchtete Australier, zu dessen News Corporation unter anderem die Londoner "Times", das britische Bezahlfernsehen BSkyB und das Hollywood-Studio Fox gehören, kann Kirch in zehn Monaten einen Rechnung schicken, die dessen Insolvenz besiegeln würde. Murdoch kann für 1,7 Mrd. Euro seinen Minderheitsanteil von 22 Prozent am Bezahlfernsehen Premiere World an Kirch zurückverkaufen Nach derzeitigem Stand der Dinge kann Kirch einen solchen Betrag nicht aufbringen.


      Murdoch steht es natürlich frei, auf die Verkaufsoption zu verzichten. Es ist auch nicht völlig auszuschließen, dass er statt eines Ausstiegs die Kontrolle bei Kirchs Bezahlfernsehen anvisiert. Zwar hat Premiere World bislang nur Verluste in Milliardenhöhe gebracht (geschätzt werden 4 Mrd. Euro) und kann mit nur 2,4 Millionen Abonnenten auch keine schwarzen Zahlen schreiben. Dazu sind mindestens 3,5 Millionen Abos notwendig.


      Doch Premiere hat seit dem 1. Februar einen neuen Chef. Und dem trauen einige das Wunder zu, doch noch den Durchbruch des Pay-TV in Deutschland zu schaffen: Georg Kofler, Gründer von Pro Sieben und ein berufliches Ziehkind von Leo Kirch.



      Die Furcht des Kanzlers


      Murdoch genießt im Augenblick offenbar seine Schlüsselrolle. Er gibt sich gelassen und sieht sich in Ruhe an, wie es mit Premiere weitergeht. Im Hintergrund schmiedet er längst Pläne, wie er durch seine Verkaufsoption die Kirch-Gruppe in den Griff bekommen kann. Die Kirch Media mit der größten Filmbibliothek der Welt sowie zahlreichen werbefinanzierten TV-Sendern (Pro Sieben, Sat 1, Kabel 1, N 24, DSF) interessiert ihn dabei wohl ebenso wie ein 40-prozentiger Anteil von Leo Kirch an dem Verlagshaus Axel Springer, Herausgeber der mächtigen "Bild"-Zeitung.


      Und wenn es um Springer geht, kommt Bundeskanzler Gerhard Schröder ins Spiel, der mit Kirch schon im Dezember dessen missliche Finanzlage besprochen hat. Schröder weiß, dass die "Bild"-Zeitung im bevorstehenden Wahlkampf ein wichtiges Organ ist. Große Unterstützung kann sich Schröder von dem konservativen Verlag wohl nicht erwarten. Doch eines werden ihm seine Berater gesteckt haben: Wenn Murdoch bei Springer mitzureden hat, dann weht ein noch härterer Wind. Verglichen mit der publizistischen Großfront, die Murdoch in Großbritannien in den 80er Jahren gegen die sozialdemokratische Labour-Partei auffahren ließ, wirken "Bild"-Kampagnen harmlos.


      Murdoch hat sich bereits vor zwei Wochen mit dem neuen Chef bei Springer, Mathias Döpfner, getroffen. Zwar gab er in einem dort eingefädelten Interview mit der Springer-Zeitung "Welt am Sonntag" zu Protokoll, dass er kein Interesse an dem Hamburger Verlag habe. Frankfurter Bankkreisen zufolge hat Murdoch aber bereits die Deutsche Bank mit einem Geschäftsmandat betraut, das auch ein Kaufauftrag der Kirch-Anteile an Springer umfassen könnte. Die Deutsche Bank spielt hier eine zentrale Rolle. Denn ihre Kredite an Kirch in Höhe von 700 Mio. Euro sind mit Kirchs Springer-Aktien besichert. Sobald Kirch seine Darlehensraten und Zinsen nicht mehr pünktlich zahlen kann, könnte die Bank auf eine Verkauf dieses Anteils pochen.


      Derartige Spekulationen sind wohl auch dem Kanzler zu Ohren gekommen. So griff er zum Hörer und rief vor einigen Tagen den Chef der größten deutschen Bank persönlich an.


      Bestätigen will das Kanzleramt den Anruf bis heute nicht. Dementieren aber auch nicht. Andererseits ist die Deutsche Bank seit Jahren die Hausbank der Verlegerwitwe Friede Springer und hat auch den Börsengang der Springer AG bewerkstelligt.


      "Man muss kein Hellseher sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass der Kanzler Murdoch nicht bei Springer will", sagt der Filmhändler und Kirch-Konkurrent Herbert Kloiber.


      Möglicherweise hat Schröder also angefragt, ob nicht die Möglichkeit bestünde, den Australier beim Boulevard-Verlag draußen zu halten. Gäbe es nicht deutsche Interessenten? Vielleicht die mächtige Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ)? Oder der Holtzbrinck-Verlag? In jedem Fall könnte sich Kirch mit einem Verkauf der Springer-Anteile finanziell etwas Luft verschaffen.



      WAZ statt Murdoch?


      Tatsächlich hat WAZ-Geschäftsführer Erich Schumann schon öfter Interesse an der Übernahme von Kirchs Springer-Anteilen gezeigt. Die daraus entstehenden kartellrechtlichen Probleme sind wahrscheinlich gar nicht so unüberwindbar, wie es auf den ersten Blick scheint. Unzulässige Marktdominanz bestünde wohl nur in Thüringen und in Nordrhein-Westfahlen.


      Dass Schröders Rettungsplan für Kirch über die Springer-Anteile hinausgeht, halten viele für unwahrscheinlich. Erstens fehlt das direkte politische Interesse. "Dem Kanzler kann doch nichts Besseres passieren, als wenn Kirch in Konkurs geht und die Bayerische Landesbank als wichtigster Kreditgeber arg in Bedrängnis gerät. Denn damit ist es mit der selbst propagierten Wirtschaftskompetenz von Stoiber vorbei", sagt Ex-RTL-Chef Helmut Thoma, heute Medienberater von Wolfgang Clement.



      Schwieriger Ausverkauf


      Zweitens schafft es wohl nicht mal Schröder, die Banken zu neuen Geldspritzen an Kirch zu überreden. Zu groß ist das Risiko. Ein Ausverkauf der sonstigen Vermögensteile von Kirch an andere Unternehmen ist ebenso schwierig. Den 75-prozentigen Anteil an der Formel 1 kauft ihm keiner für die 1,55 Mrd. $ ab, die Kirch dafür ausgelegt hat - schon gar nicht die Rennställe, die mit einer eigenen Serie gedroht haben. Einen Verkauf unter Wert kann aber die Bayerische Landesbank nicht zulassen, denn deren Kredite sind durch die Formel 1 besichert. Bleiben die profitablen TV-Sender aus dem Hause Kirch.


      Bertelsmann hätte zwar durchaus das Geld und das Interesse, die Sender zu kaufen. Doch um dafür eine kartellrechtliche Genehmigung zu bekommen, reicht nicht einmal der Einfluss eines Kanzlers.



      © 2002 Financial Times Deutschland , © Illustration: AP, Montage: ftd.de
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 13:07:25
      Beitrag Nr. 174 ()
      @all

      so, so, jetzt greifen endlich die super-medien-know-how-spezialisten ein: die schlaue griefrahn und der kompetente lammert. da ist mir um leo nicht mehr bange.

      kirch ist tot, mausetot, die frage ist nur, wer kommt zum begräbnis und welche scheinheiligen sprüche tragen die kränze. der einzige, der durchblickt ist thoma, von dem sollten sich alle erst mal rat holen, bevor sie so einen mist verzapfen.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 14:17:02
      Beitrag Nr. 175 ()
      @ rv

      Ich hab das ganze aus der dritten Reihe verfolgt.

      Die Ausgangslage ist superinteressant, vorallem weil sich neben unternehmerischen Interessen zunehmend auch politische Interessen zeigen. Unter solchen Umständen ist alles möglich auch im Bezug auf die Rolle die Bertelsmann spielen könnte.

      Gruss
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 21:19:53
      Beitrag Nr. 176 ()
      SPIEGEL ONLINE - 07. Februar 2002, 12:28
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,181171,00.html

      KirchGruppe

      Chef-Gläubiger läutet Ausverkauf ein


      Strauchelnder Gigant Kirch: Banken wollen ihm einen Verkauf von Filet-Stücken aufzwingen

      Auch Leo Kirchs größter Kreditgeber, die BayernLB, hat das Vertrauen in die Mediengruppe verloren: Nur der Verkauf von Unternehmensteilen könne Kirch noch retten, warnt der Bank-Chef. Den Fußball-Bundesligaclubs, die von Kirchs Millionen abhängen, verpasst die Gruppe erst einmal eine Beruhigungspille.

      München - Zunächst einmal wollte Werner Schmidt, Vorstandschef der Bayerischen Landesbank, eine "gute" Nachricht los werden: Kirch stehe bei der halbstaatlichen BayernLB nicht mit 2,3 Milliarden Euro in der Kreide, wie oft kolportiert, sondern nur mit 1,9 Milliarden. Ein Teil der Summe werde am 30. Juni fällig, man werde diesen Kredit aber nicht verlängern. Für den alternden Patriarchen Kirch sind die Äußerungen ein erneuter Nadelstich. Er muss sich gefallen lassen, dass bislang verschwiegene Gläubiger öffentlich über seine Finanzlage diskutieren - und so versuchen, ihre eigene Haut und ihren Ruf zu retten.

      Schmidt betonte denn auch, die Schulden seien "zu banküblichen Usancen" vergeben worden und voll abgesichert. Er rechne fest damit, dass die BayernLB ihr Geld wiedersehen werde. Trotzdem ist der wichtigste Gläubiger des Medienkonzerns alarmiert: Seiner Ansicht nach kann die KirchGruppe ihre akuten Liquiditätsprobleme nur lösen, wenn sich ein ausländischer Investor in Kirchs Firmenreich einkauft oder die Gläubigerbanken eine konzertierte Aktion starten und Kirch dazu zwingen, Teile seines Reiches abzutreten. Die Übertragungsrechte an der Formel 1 könnten zuerst abgestoßen werden. "In der KirchGruppe sind einige Perlen, die international und national auf große Nachfrage stoßen", sagte der Landesbank-Chef.

      Schmidt hofft, dass sich die Gläubiger nicht zerstreiten, sondern zueinander finden. "Alles andere wäre Vermögensverschleuderung". Immerhin hat Kirch insgesamt sechs Milliarden Euro Bankschulden bei insgesamt acht Kreditinstituten, sechs davon aus Deutschland. Vorerst gibt sich Schmidt überzeugt, "dass es in den nächsten Wochen zu einer klaren Lösung im Kirch-Imperium kommen wird". Dennoch ist sich Schmidt offenbar nicht ganz sicher, ob die Deutsche Bank bei einer Rettungsaktion mitspielen würde. Vorsichtshalber betonte er, die Frankfurter müssten in jede konzertierte Aktion eingebunden sein. Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer hatte Anfang der Woche Kirch brüskiert, indem er den Medienunternehmer öffentlich für nicht mehr kreditwürdig erklärte.

      Der Chef der BayernLB machte sich für eine "nationale Lösung" bei der Rettung Kirchs stark. Die deutsche Medienlandschaft müsse in ihrer jetzigen Form erhalten werden. Der Einstieg eines ausländischen Investors vom Schlage des Australo-Amerikaners Rupert Murdoch sei nur die zweitbeste Lösung. Ähnlich scheint auch im Bundeskanzleramt, bei Konkurrenten wie Bertelsmann und anderen Banken gedacht zu werden. Nach früheren Berichten arbeiten diese Stellen - bislang ohne Kirchs Einverständnis - an einer Auffanglösung für die KirchGruppe, zu der neben dem Filmrechtehändler KirchMedia unter anderem die TV-Sender ProSieben, Sat.1 und Premiere World gehören.

      Die KirchGruppe steht vor akuten Zahlungsschwierigkeiten, weil der Axel Springer Verlag eine Put-Option ausüben und Kirch damit zur Zahlung von fast 770 Millionen Euro innerhalb der kommenden drei Monate zwingen will. Kirch, der wiederum 40 Prozent der Springer-Anteile hält, nennt die Option unwirksam und will dagegen klagen. Die Wurzeln für Kirchs Finanzprobleme liegen freilich tiefer. Auch die BayernLB wirft dem Medienriesen vor, er habe sich übernommen. Vor allem bei seinen Geschäftsplänen für das hochdefizitäre Bezahlfernsehen Premiere habe sich Kirch geirrt, sagte Schmidt.

      Die BayernLB stand in den vergangenen Wochen wegen ihres Kreditengagements bei Kirch verstärkt unter Druck. Teilweise wurde bei einem Bankrott Kirchs ihr baldiger Zusammenbruch nach dem Vorbild der Berliner Bankgesellschaft prognostiziert - ein Kollaps, der auch den Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber, dessen Finanzminister die Kreditlinien der Bank überwacht, in Bedrängnis bringen würde. Schmidt betonte, die Bankenaufsicht habe bestätigt, dass die BayernLB nicht in Kapitalprobleme geraten werde, das habe auch die Bankenaufsicht bestätigt. Die stillen Reserven der Bank überstiegen das Kreditvolumen bei weitem. Schmidt wies Vermutungen zurück, die bayerische Landesregierung habe Einfluss auf die Kreditentscheidungen genommen. "Die vielen Falschmeldungen sind geschäftsschädigend", sagte er lediglich. Im vergangenen Jahr hat die BayernLB ihre Risikovorsorge mit 1,2 Milliarden Euro mehr als verdoppelt, wohl vor allem als Absicherung gegen eine Zahlungsunfähigkeit Kirchs.

      Dem Medienunternehmer drohen derweil im April noch größere Finanzprobleme: Die Dresdner Bank will nach Informationen des "Wall Street Journal Europe" ("WSJE" ) die Frist für die Rückzahlung eines von ihr gewährten Darlehens in Höhe von 460 Millionen Euro nicht verlängern. Die Bank hatte Kirch bereits im Januar einen Zahlungsaufschub von vier Monaten gewährt und sei nicht bereit, diese Frist erneut zu verhandeln.

      Für den Kredit hat Kirch laut "WSJE" seinen Anteil von 25 Prozent an der spanischen TV-Gesellschaft Telecinco als Sicherheit gegeben. Analysten schätzen den Wert der Beteiligung auf 900 Millionen Euro. Kirch habe bereits versucht, einen Käufer für diesen Anteil zu finden, schrieb die Zeitung.

      Der für Sportrechte zuständige Kirch-Manager Alexander Liegl bemüht sich derweil, die Fußball-Bundesligavereine zu beruhigen: Bis zum Jahr 2004 brauche sich die Bundesliga um ihre TV-Millionen keine Sorgen zu machen, sagte Liegl bei einer Präsentation der WM-Übertragungen: "Ich stehe in engem Kontakt mit Wilfried Straub, dem Direktor der Liga. Er weiß, dass in der KirchGruppe an einigen Stellen geschraubt wird, aber nicht an unserem Bundesliga-Vertrag. Wir sind langjährige Partner, und wir werden diesen Vertrag erfüllen!" Die KirchGruppe zahlt bis 2004 jährlich 750 Millionen Mark an die Profiklubs für die Vermarktung der TV-Rechte im Free- und Pay-TV. In vielen Vereinen vor allem der 2. Liga machen die Kirch-Zahlungen mehr als die Hälfte des Budgets aus. Der Weltfußballverband Fifa teilte letzte Woche mit, Kirch habe alle Rechnungen pünktlich bezahlt.
      ____________________________________________


      Kommentar:

      Wenn die Hausbank öffentlich die Kreditwürdigkeit ihres größten Schuldners in Frage stellt, wird es zappenduster.
      Offenbar soll Druck auf Kirch und die Politiker ausgeübt werden, an einer Lösung mitzuarbeiten.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 23:13:56
      Beitrag Nr. 177 ()
      Aus der FTD vom 8.2.2002 www.ftd.de/kirch
      Stoibers Hausbank

      Von Gerhard Hegmann, München, und Anton Notz, Hamburg

      Die Finanzkrise von Leo Kirch erschüttert zugleich die Bayern-Connection - das Münchner Machtkartell aus Landesbank, Staatskanzlei und dem Medienunternehmer.

      Werner Schmidt gibt sich gelassen. "Ich schlafe ruhig", behauptet er. Der Vorstandschef der Bayerischen Landesbank will partout den Eindruck vermeiden, dass sein Geldhaus wegen der Kirch-Kredite eine Schieflage bekommen haben könnte.

      Die BayernLB hat dem Münchner Kirch-Konzern insgesamt 1,9 Mrd. Euro geliehen - und der blickt nun in den Abgrund.
      Die Kredite seien "nach banküblichen Usancen mit Besicherung vergeben", und "aus heutiger Sicht" bestehe auch kein Ausfallrisiko, versichert Schmidt vor dem Club Wirtschaftspresse München. Welche Sicherheiten die Landesbank aus dem Kirch-Imperium besitzt, will er lieber nicht verraten.

      Allerdings räumt er dann in einem Nebensatz doch ein, dass bei der Einlösung mancher Sicherheiten der Markt sehr klein sei: Die Preise würden vom Kunden abhängen, und einige Teile seien "nicht voll fungibel" - könnten also keineswegs sofort verwertet werden. Dass der Albtraum Kirch ihm sehr wohl den Schlaf raubt, zeigt Schmidt mit seinem Appell an die anderen, immer kritischeren Gläubigerbanken von der Deutschen bis zur Dresdner: "Die Banken müssen gemeinsam mit Kirch eine Lösung finden. Alles andere wäre Vermögensvernichtung."

      Die droht nun dem Münchner Geldinstitut in gigantischem Ausmaß.
      Schuld daran trägt weniger der 58-jährige Schwabe, der erst seit acht Monaten an der Spitze steht, sondern eine uralte Verbindung: die Bayern-Connection aus CSU, Landesbank und Leo Kirch, dessen Finanzdesaster nun das Machtkartell im Freistaat erschüttert.

      Riesiger Schuldenberg

      Im April muss Kirch bei der Dresdner Bank 460 Mio. Euro zurückzahlen - weitere Stundungen seien ausgeschlossen, bekräftigte die Bank. Der Springer Verlag will voraussichtlich noch im Frühjahr von seinem Verkaufsrecht Gebrauch machen und bei Kirch Aktien von Pro Sieben Sat 1 für 770 Mio. Euro einlösen. Im Sommer werden 350 Mio. Euro für die Bezahlung der Bundesliga-Rechte fällig. Im Herbst womöglich 1,8 Mrd.Euro für den Kauf des Premiere-Anteils von Rupert Murdoch. Branchenkenner sind sich einig: Kirch ist nicht mal flüssig, die Springer-Erben auszubezahlen.

      Der Medienzar wankt so stark, dass Deutsche-Bank-Chef Rolf-E. Breuer Anfang der Woche Leo Kirch in einmaliger Offenheit für quasi kreditunwürdig erklärt hat. Ein Schlag ins Gesicht auch für den bayerischen Ministerpräsidenten und seine Landesbank - hatte die doch Stoiber-Freund Kirch noch im vergangenen März 1,1 Mrd. Euro für das zweifelhafte Formel-1-Paket rübergeschoben.

      Nirgendwo in Deutschland ist die Landesbank so sehr verlängerter Arm der Politik wie in Bayern. Immer, wenn?s dem Freistaat dient und der CSU-Regierung passt, muss sie ran. Ist den Geschäftsbanken das Risiko zu hoch, heißt es: Landesbank. Soll um jeden Preis Standortpolitik betrieben werden, macht?s: die Landesbank. So erübrigt sich fast schon die Frage, wer kürzlich eingesprungen ist, als die Schmidt Bank in Hof zahlungsunfähig war - die Landesbank.

      Stoibers Mann im Vorstand

      Einfacher als bei der halbstaatlichen Bank kann Ministerpräsident Edmund Stoiber nur noch in sein Kabinett hineinregieren. Ein Blick in den Beteiligungsbericht des Freistaats vom 22. Januar 2002 sagt alles: Im Vorstand der BayernLB sitzt Rudolf Hanisch, Stoibers enger Vertrauter und ehemaliger Leiter der Staatskanzlei. Außerdem gehört dem Vorstand eine Reihe von Ministerialen an, die sich politisch bewährt haben. "Wie unter Strauß ist es auch unter Stoiber noch gang und gäbe, dass man sich die Posten zuschiebt", sagt SPD-Fraktionschef Franz Maget.

      Der Verwaltungsrat, der die Aufsicht führt, ist ebenfalls politisch korrekt besetzt. Nicht weniger als neun Kabinettsmitglieder sorgen dafür, dass bei der Landesbank nichts schief läuft. Im Falle Kirch von Vorteil: Neben Staatsminister Erwin Huber, der die Medienpolitik der Stoiber-Regierung vorantreibt, gehört auch Finanzminister Kurt Faltlhauser dem Kontrollgremium an. Außerdem ist Faltlhauser auch Chef des Kreditausschusses, der die Milliardendarlehen für den Münchner Medienunternehmer bisher bewilligte.

      Und die wurden immer höher. Für das Abo-Fernsehen Premiere, für den Digitalsender DF 1, für die Formel-1-Rechte. Und bestehende Kredite mussten verlängert werden, weil die Landesbank inzwischen so fest mit Kirch verbandelt war, dass ein Bruch mit dem Medienimperialisten sie selbst in arge Bedrängnis gebracht hätte.

      Kalte Füße und Blabla

      Kalte Füße bekam die Landesbank - und mit ihr die Landesregierung - erstmals im Sommer vergangenen Jahres. Als Leo Kirch sich in der Formel 1 einkaufen wollte und deshalb bei der Landesbank anklopfte, versuchte der Chef der bayerischen Staatskanzlei, Erwin Huber, die HypoVereinsbank mit ins Boot zu holen. Die winkte ab - die Landesbank engagierte sich aber trotzdem mit 500 Mio. Euro. Die Grünen stellten Minister Faltlhauser im Landtag, fragten, wie Kirch dieses Darlehen denn abgesichert habe. "Wir wurden mit Blabla abgespeist und der Ausrede, Kirch habe die Landesbank nicht vom Bankgeheimnis befreit", erinnert sich die Abgeordnete Emma Kellner.

      Aber so wie jetzt haben Edmund Stoiber die Finanznöte des Schuldenkönigs nie zu schaffen gemacht. Noch nicht einmal im Frühjahr 1997, als der Regierungschef wegen Kirch öffentlich schwer unter Druck geriet. Der Medienhändler, wieder einmal klamm, brauchte einen Kredit über 250 Mio. Euro, den die Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA) bereitstellen sollte. Mittelständische Unternehmer beschwerten sich aber reihenweise in den Ministerien und bei der CSU über die Vorzugsbehandlung: Die LfA sei als staatliche Bank zur Mittelstandsförderung verpflichtet, nicht zur riskanten Finanzierung eines Medienriesen, rebellierten sie.

      Leo Kirch verzichtete letztlich lieber auf die Hilfe der LfA. Angeblich soll die Bankgesellschaft Berlin, inzwischen bekanntlich pleite, eingesprungen sein. "Ich vermute stark, dass die Landesbank aushalf", sagt die Grünen-Politikerin Kellner.

      Die aktuelle Kirch-Krise hat mittlerweile solche Ausmaße erreicht, dass sich dem Vernehmen nach gar schon die Bankenaufsicht eingeschaltet hat und bei der Bayerischen Landesbank vorstellig geworden ist. Dabei holte sie eine Beurteilung der Bonität von Kirch ein.

      Mit dessen Klüngelei könnte bald Schluss sein - und Stoibers Bayern-Connection brüchig werden. Wie auch immer die Krise ausgeht, Kirchs Konzern wird aus der fast unabwendbaren Aufsplittung geschwächt hervorgehen. Ein Kanzlerkandidat Stoiber kann sich die zweideutigen Verbindungen weit weniger leisten als ein bayerischer Ministerpräsident. Und Werner Schmidt dürfte bei der BayernLB demnächst neue Saiten aufziehen.

      Risikovorsorge drastisch erhöht

      Dass der Sparkassen-Banker und ehemalige Chef der LBBW in Stuttgart nach München geholt wurde, galt in der Finanzbranche als Signal der konsequenteren Ausrichtung der Landesbank nach ökonomischen Aspekten. Und Schmidt gibt sich alle Mühe aufzuzeigen, dass ausgerechnet im Kanzlerwahljahr in der Landesbank eine neue Ära angebrochen ist. Er versucht, sich Stück für Stück vom Gängelband der Politik zu lösen.

      So sagte er kürzlich auf die Frage, ob die wirtschaftliche Lage nicht immer häufiger Millionenkredite an notleidende Unternehmen notwendig mache und sich dann die Staatskanzlei häufiger melden werde: "Wir tätigen nur Geschäfte mit banküblichen Sicherheiten und Margen. Dies auch deshalb, da wir bis 2004 eine Eigenkapitalrentabilität von 20 Prozent erreichen wollen."

      Bis dahin hat er aber noch ein Filmpäckchen zu tragen. Die nächste Rate für die Landesbank aus den Kirch-Krediten wird am 30. Juni fällig. Der Landesbank-Chef äußerte sich im Münchner Wirtschaftsclub lieber nicht dazu, ob er fest mit einer Rückzahlung rechne. Die Entscheidungen über das Kirch-Schicksal fallen früher. "In den nächsten Wochen wird klar, wie es mit Kirch weitergeht", sagte Schmidt. Vorsorglich hat die Landesbank ihre Risikovorsorge für 2001 schon mal erhöht. Um 100 Prozent.
      ____________________________________________________________

      Das genau ist auch meine Meinung: Stoiber kann es sich nicht leisten, weiter zugunsten von Kirch zu intervenieren.

      Spannend wird es werden, wenn es um die Frage geht, ob Stoiber sich zähneknirschend mit einer Filetierung des Kirch-Konzerns (und eigenem Verlust an Einfluss) abfindet oder sich auf das Abenteuer eines Pakts mit Murdoch/Malone einlässt. Wie würde sich letzteres eigntlich mit Stoibers (zur Schau getragener) Angst vor Überfremdung vertragen?

      rv
      Avatar
      schrieb am 08.02.02 08:36:39
      Beitrag Nr. 178 ()

      Leo und seine Schulden
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      Noch ein Nachtrag aus der SZ vom 7.2.02:

      "Der Pate von Kirch"

      Stoiber kann nicht so reagieren, wie er gerne würde


      Im Umgang mit Skandalen, die das Ansehen von Regierung und Partei gefährden, wendet Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber eine inzwischen vielfach erprobte Taktik an. Wann immer etwas hochkocht, informiert der stets um eine weiße Weste bemühte Landesvater sofort über alle Details. So geschah es bei der Affäre um die Landeswohnungs- und Städtebaugesellschaft (LWS), die mit fragwürdigen Immobiliengeschäften 250 Millionen Euro verlor. Der Ministerpräsident präsentierte der Presse umgehend sämtliche Interna, darunter auch einige für ihn unangenehme Vermerke.

      Bei der Amigo-Affäre vor neun Jahren lud Stoiber, er war damals noch Innenminister, sogar zu einer Pressekonferenz ein, um sich für gesponsorte Urlaubsreisen zu rechtfertigen. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass es lediglich einen kurzen öffentlichen Aufschrei gibt. Danach ist schnell wieder Ruhe, weil den Medien für Fortsetzungsgeschichten der Stoff fehlt. Beim neuesten unerfreulichen Vorfall funktioniert diese Taktik allerdings nicht.

      Die halbstaatliche Bayerische Landesbank hat im Einvernehmen mit der CSU-Regierung Milliarden-Kredite an den konservativen Medienhändler Leo Kirch ausgereicht, dessen Konzern wegen riskanter Geschäfte beim Abofernsehen (Pay TV) und bei der Formel 1 inzwischen überschuldet ist. Von den Banken bekommt der Medienhändler vorerst kein Geld mehr. Bricht sein Imperium zusammen, dann haben auch die Landesbank und Stoiber den Schaden.

      Schon im Herbst, als Kirchs Probleme nicht mehr zu übersehen waren, hatte die Landtags-Opposition die Großkredite der Landesbank kritisiert. Die CSU-Regierung, die an einer "schnellen Beendigung schädlicher Spekulationen" interessiert war, wollte daraufhin umfassend Stellung nehmen. Auf Bitte von Finanzminister Kurt Faltlhauser fragte die Landesbank bei Kirch nach, ob der bereit sei, das Kreditinstitut und die Regierung vom Bankgeheimnis zu befreien. Der Medienhändler antwortete, er bestehe auf seinem "Recht auf Geheimhaltung". Das gilt bis heute.

      Stoiber kann also entgegen seinem Naturell nicht reagieren; er muss tatenlos zusehen, wie die Opposition seine Medienpolitik immer härter attackiert. SPD-Fraktionschef Franz Maget bezeichnet das Engagement der Landesbank bei Kirch als "abenteuerlich", die Abgeordnete Emma Kellner von den Grünen nennt es "in hohem Maße verantwortungslos". Nach Einschätzung der beiden hat das halbstaatliche Finanzinstitut keine ausreichenden Sicherheiten für die Kredite von insgesamt gut 2,3 Milliarden Euro.

      Da ist einiges dran. Für Kirchs Abosender Premiere World hat die Landesbank mit weiteren Geldhäusern einen Betriebsmittelkredit über rund 750 Millionen Euro gewährt. Als Sicherheiten dienen unter anderem Hollywood-Filme, die der Medienhändler für das Pay TV teuer eingekauft hat. Doch Premiere World macht horrende Verluste, die Zukunft des Pay TV ist ungewiss. Insofern sind die Filmrechte für das Abofernsehen einstweilen nicht viel wert. Auch andere Sicherheiten der Landesbank sollen wenig überzeugend sein.

      An dem Desaster sei auch Stoiber schuld, sagt SPD-Fraktionschef Maget. "Erst spielt er den Paten von Kirch, aber jetzt hat er keinen Notfallplan."

      Klaus Ott

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      Die SZ scheint mir ihren Landesvater hier etwas zu sehr als Heiligen zu präsentieren. Bei vergangenen Affären hat er sich vor allem darum bemüht, alle Fakten offenzulegen, die andere belasten.
      Avatar
      schrieb am 08.02.02 13:53:18
      Beitrag Nr. 179 ()
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      Dieser Thread entfernt sich zunehmend vom ursprünglichen Thema, der Fusion mit KirchMedia. Derzeit weiß niemand, ob die überhaupt noch zu Stande kommt. Derzeit halte ich allerdings eine Filetierung des Kirch-Konzerns für das Wahrscheinlichste, wobei Kirch möglicherweise gerade KirchMedia und die free-TV-Sender erhalten blieben.

      Der Casus verspricht, sich zu einem ungemein spannenden "inoffiziellen" Kriegsschauplatz im Bundestagswahlkampf zu entwickeln - mit Auswirkungen auf unser Land, die weit über eine Legislaturperiode hinausgehen.

      In Zukunft möchte ich diesen Thread wieder auf das ursprüngliche Thema beschränken.

      Die allgemeine Diskussion über die Zukunft des Kirch-Konzerns (wenn es die noch gibt) sollte z.B. in Thread: Kirch : Das Ende eines Imperiums "Kirch : Das Ende eines Imperiums" fortgeführt werden.

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      Avatar
      schrieb am 08.02.02 16:38:27
      Beitrag Nr. 180 ()
      15:14 Uhr: Meinung von Christof Schmidbauer


      ProSiebens Wert wird wiederentdeckt


      Die Börse kehrt bei der Aktie von ProSiebenSat1 wieder zur Normalität zurück. Statt sich von der diffusen Angst vor der Pleite des Großaktionärs Kirch leiten zu lassen, schauen die Anleger wieder auf die Fundamentaldaten der Senderkette. Die sind auch für noch höherer Kurse gut. Mit der Veröffentlichung guter Jahreszahlen brach ProSiebenSat1 den Bann. Zuvor hatte sharper.de bereits mit dem Ende des Kursrückgangs gerechnet. Christof Schmidbauer


      Beim Kursverfall der ProSiebenSat1-Aktie konnte der Eindruck entstehen, dass demnächst das Privatfernsehen in Deutschland abgeschafft wird. Dabei besitzt der Medienkonzernen einige der führenden Marken in der deutschen Senderlandschaft.

      Schwächen waren in den Kursen längst berücksichtigt

      Finanziell lief das Geschäft von ProSiebenSat1 nicht unbedingt blendend. Doch die Probleme im Werbegeschäft betreffen die gesamte Medienbranche und waren längst in den Börsenkursen berücksichtigt. Auch die interne Querelen bei der Führung des Senders waren spätestens seit Sommer vergangenen Jahres hinlänglich bekannt.

      Bleibt noch Leo Kirch. Sein Medienunternehmen sollte als bisheriger Großaktionär vollkommen mit ProSiebenSat1 verschmolzen werden. Nicht alle Analysten jubelten bei dieser Meldung. Denn die Kirch-Gruppe ist hochverschuldet und schwer durchschaubar, und das gab zu Denken. Einige Finanzexperten sahen jedoch Vorteile für ProSiebenSat1 aus dem Einstieg in den Handel mit Film- und Übertragungsrechten, der von Kirch betrieben wurde.

      Aktienkurs nahe am Buchwert

      Rechtzeitig vor der Fusion gerät Kirchs Kartenhaus ins wanken. Banken wollen nicht länger Kredite verlängern, Geschäftspartner wenden sich von Kirch ab. Ein Glücksfall für ProSieben. Den wären die Probleme Kirchs erst unmittelbar in der heißen Fusionsphase aufgetreten, hätte dies den Sender wirklich belastet. Stattdessen ist es nun durchaus möglich, das Kirch sich von ProSiebenSat1 trennen muss. Damit schwindet die Angst vor Kirchs undurchsichtigem Imperium.

      Fundamental war ProSiebenSat1 sehr billig geworden. Der Buchwert liegt bei rund 3,60 Euro. Die Aktie fiel auf 4,10 Euro. Der Cash-Flow floss unverdrossen weiter und auch die Stabilisierung des Werbemarktes war absehbar. Deshalb schien aus Sicht von sharper.de das Ende des Kursabschwungs erreicht zu sein. Nur wenige Stunden später lieferte der Medienkonzern mit der Veröffentlichung des Jahresergebnisses die Initialzündung für die Trendwende . Die Zahlen lagen über den Erwartungen des Unternehmens und Analysten. Die Vernunft kehrt zurück.



      Was aus Leo Kirchs Medien-Imperium wird, ist noch nicht klar. Möglicherweise kommt es noch zu einer staatlich koordinierte Rettungsaktion. Die Wahrscheinlichkeit einer Fusion ProSiebens mit der maroden Kirch-Gruppe ist deutlich gesunken. Möglicherweise muss sich Kirch von seinem ProSieben-Paket trennen. Dabei wäre ein deutlich Paketaufschlag fällig. Unabhängig davon sind bei der ProSiebenSat1-Aktie fundamental höhere Kurse gerechtfertigt.


      © 2002 sharper.de
      Avatar
      schrieb am 08.02.02 19:19:27
      Beitrag Nr. 181 ()
      KlaasKaylab ...

      Falls du hier liest, du hast `ne BoardMail :)

      Gruß - Guerilla
      Avatar
      schrieb am 16.02.02 17:15:57
      Beitrag Nr. 182 ()
      Da dieser Artikel aus der sz vom 16.2.02 sich direkt mit Pro7Sat1 und der Fusion befasst, noch mal in diesem Thread.

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      Kampf der Häuptlinge

      Kehrt ProSiebenSat.1-Chef Rohner in die Schweiz zurück?



      In der Schweiz ist Urs Rohner bekannt. Der sportive Fernsehmanager, der derzeit in München im krisengeschüttelten Konzern von Leo Kirch arbeitet, war mal nationaler Meister im Hürdenlauf. Gerade sei er wieder häufiger in der Heimat unterwegs, ?auf Jobsuche?, wie Kirch-Vertraute über den Vorstandschef der ProSiebenSat.1 Media AG berichten. Rohner bestreitet das, doch die Gerüchte wabern durch die Branche.

      Unlängst zog der versierte Jurist in den Verwaltungsrat der Züricher Crossair ein, die mit Bankenunterstützung aus dem traurigen Erbe des abgestürzten Traditionscarriers Swissair eine neue, international bedeutende Fluggesellschaft formen soll. Sicher eine besondere Aufgabe. Eine andere verlangt von Rohner, sich für die Großbank BZ Group als Beirat um zwei Investmentfonds zu kümmern.

      Daheim, in München, soll das Verhältnis zu Kirch-Stellvertreter Dieter Hahn und seinen Leuten im Argen liegen. Wenn die beiden wirklich nicht optimal kooperieren können, wäre das fatal, weil die Pro-Sieben-Gruppe in einer seit Monaten betriebenen Fusion bald Teil eines großen Kirch-Media-Verbundes werden soll. Unter Vorsitz von Dieter Hahn.

      Rohner, der ProSieben und Sat 1 im Herbst 2000 zusammengeführt hat, wäre in dem geplanten Konstrukt nur auf der zweiten Ebene angesiedelt. "Der akzeptiert keine andere Nummer Eins", heißt es bei Kirch. Ein Pro-Sieben- Sprecher dementiert das als "dummes Zeug". Bei Hahns Rechtsexperten sei Rohner in Ungnade gefallen, erzählen Insider, weil er angeblich juristisch klären wollte, welche möglichen rechtlichen Probleme der Zusammenschluss mit Kirch Media wegen der akuten Finanzprobleme Kirchs bringen könne. Rohner lässt Sonderaktionen bestreiten, wohl aber müsse eine solche Fusion "wirtschaftlich und juristisch umfassend geprüft werden", das sei Pro Sieben den Aktionären schuldig. Und es gibt bereits Beschwerden, etwa aus England: Dort verweisen Investoren einer Anleihe über 400 Millionen Euro, die ProSiebenSat 1 im März 2001 herausgegeben hatte, auf eine vertragliche Bedingung, wonach es zu Kirch nur lose Beziehungen gebe. Die Anleger drohen, eine frühere Rückzahlung zu verlangen - was schlimmstenfalls auch eine andere Pro-Sieben-Anleihe gefährden könnte.

      In der neuen KirchMedia soll Rohner nach den Planungen nur einfacher Vorstand sein und neben Fred Kogel sitzen, der für den Filmhandel zuständig ist. Hahn spricht von der Vorteilen eines "integrierten Medienkonzerns", was bedeutet, dass die TV-Stationen vor allem Abspielkanäle für Kirch-Rechte sind. In Rohners Umgebung ist von einem "offenen Verhältnis" zu Hahn die Rede, man sage sich offen die Meinung: Eine nette Umschreibung für unterschiedliche Vorstellungen. Es gehe hart in der Sache zu, aber von persönlichen Zerwürfnissen, die auch schon kolportiert wurden, wollen weder die Rohner- Leute noch Hahns Vertraute etwas wissen.

      Offiziell heißt es bei ProSieben, Rohner und KirchMedia, von Abwanderungsplänen sei nichts bekannt. Die Gefahr ist groß, dass der Manager jetzt beschädigt wird.

      HANS-JÜRGEN JAKOBS/KLAUS OTT
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      In einem anderen sz-Artikel heißt es zu den Anleihen:
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      ....
      Unterdessen will eine Investorengruppe, die hohe Anleihen für die ProSiebenSat.1 Media AG gewährt hat, die geplante Fusion der AG mit der Kirch Media verhindern. Die Kirch Media ist das Kernunternehmen des Medienhändlers. Wegen der hohen Verschuldung des Medienhändlers und der ungewissen Zukunftsperspektive sei der Zusammenschluss nachteilig für die Eigner der ProSieben-Anleihen, sagt die Londoner Anwaltskanzlei Norton Ross, die Gläubiger der ProSieben AG vertritt.
      __________________________________________________________

      Kommentar:
      Offenbar ist die Fusion noch nicht in trockenen Tüchern. Aber das ist bei der tobenden "Schlacht um die Kirch-Gruppe" (sz) nur noch ein Nebenkriegsschauplatz.
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 11:06:02
      Beitrag Nr. 183 ()
      SPIEGEL ONLINE - 18. Februar 2002, 7:57
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,182929,00.html

      KirchGruppe


      Schulden angeblich doppelt so hoch wie bekannt

      Der vorläufige Rettungsplan steht, da kommt für die Sanierer der KirchGruppe ein neuer Tiefschlag: Eine interne Studie einer Gläubigerbank weist offenbar nach, dass das Kirch-Reich unter 13 Milliarden Euro Schulden ächzt.

      Medienmanager Kirch: Im Schuldenmachen ein Meister, im Schuldenverstecken offenbar auch


      München - "Das sind nur die Schulden, die wir nachweisen konnten", zitiert das "Wall Street Journal Europe" ("WSJE" )einen Mitarbeiter der Gläubigerbank. "Es könnte aber noch mehr geben". Bisher waren Bankenkreise und Medien stets davon ausgegangen, dass Kirch sechs Milliarden Euro Schulden angehäuft hat, darunter rund 2,5 Milliarden Verbindlichkeiten für Options- und Lizenzzahlungen, der Rest Bankkredite.

      Das "WSJE" berichtet nun unter Berufung auf "eine der wichtigsten Gläubigerbanken" Kirchs, tatsächlich stehe Kirch mit acht Milliarden Euro Krediten und fünf Milliarden Euro weiteren Verbindlichkeiten in der Kreide. Ein Sprecher der KirchGruppe habe keinen Kommentar zur Höhe der Verschuldung abgeben wollen. Auch ein Mitarbeiter einer anderen Gläubigerbank habe aber gesagt: "Es gibt mehr Schulden, als wir sehen können".

      Obwohl sich die Banken für eine Rettung der KirchGruppe engagieren, falle es ihnen schwer, das wahre Ausmaß der Kreditmisere einzuschätzen, schreibt das Blatt. Anders als in angelsächsischen Ländern üblich erhalten die Banker keinen Einblick in Kirchs Bücher, weil Kirch für Kredite Sicherheiten wie etwa seine Springer-Aktien hinterlegt habe.

      ...

      Unterdessen kriselt es an immer mehr Ecken und Enden des Kirch-Reiches: Der Chef von Kirchs Free-TV-Arm ProSiebenSat.1, Urs Rohner, soll nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" bereits nach einem neuen Job in seiner Heimat Schweiz suchen. Die Chemie zwischen Rohner und Kirchs Vize Dieter Hahn stimme nicht, schreibt das Blatt, auch sei Rohner mit den Börsenplänen der KirchGruppe nicht einverstanden.

      Erstmals ist aber zu hören, Kirch selbst wolle den lange angekündigten Börsengang seines Kernunternehmens KirchMedia aufschieben, das mit Sport- und Filmrechten handelt. Dieser Börsengang war für den Juni geplant und sollte über eine Verschmelzung mit der bereits gelisteten ProSiebenSat.1 Media AG verlaufen. Damit sei auch die Zukunft Hahns zweifelhaft, urteilt das "Handelsblatt" - denn der 41-jährige designierte Kirch-Nachfolger gilt als Architekt der Börsenstrategie. Auch zum Verkauf der Formel-1-Rechte und des Verlustbringers Premiere World sei Kirch - entgegen der Dementis seines Sprechers - nun bereit.

      ...
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 14:58:09
      Beitrag Nr. 184 ()
      Die Börse scheint es einzusehen: Dem Fernsehsender ProSiebenSat1 bleibt die Fusion mit der maroden Kirch-Gruppe erspart. Laut Informationen des "Wall Street Journal Europe" ist Kirch mit 12 Milliarde Euro doppelt so hoch verschuldet, wie bisher angenommen. Nachdem Besitzer von ProSieben-Anleihen gemeinsam Front gegen eine Fusion des Fernsehsenders mit Kirch machen, scheint die Erlösung ProSiebens vom Kirch-Phlegma näher gerückt zu sein. Fundamental bleibt nach wie vor Raum für weitere Kursgewinne bei der ProSieben-Aktie.

      © 2002 sharper.de
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 15:38:21
      Beitrag Nr. 185 ()
      @ rv

      wollte ich auch gerade hier reinstellen. Ist erstaunlich wie sehr sharper.de (= Reuters !)die ProSiebenSat1 Aktie pushen. Ist schon der vierte oder fünfte Artikel, in dem auf ein Abblasen der Fusion und die daraus resultierenden positiven Effekte für die Aktie gesetzt wird.
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 15:41:41
      Beitrag Nr. 186 ()
      ebenfalls auf REUTERS :

      Heute 13:57 Uhr


      FOKUS 1-Kirch steht kurz vor Telecinco-Teilverkauf - Kreise

      München/Madrid, 18. Feb (Reuters) - Die Münchener Kirch-Gruppe[KRCH.UL] steht nach Angaben aus Branchenkreisen kurz vor dem Verkauf von Anteilen an dem spanischen TV-Sender Telecinco, durch den der Medienkonzern einen Teil seiner Schulden zurückzahlen will.

      Zunächst sollten knapp zwei Drittel des 25-prozentigen Kirch-Anteils an dem rentabelsten Fernsehsender Europas abgegeben werden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Montag aus Kreisen in Madrid und München. Mit einem Abschluss der Verhandlungen werde in den nächsten Tagen gerechnet. Das "Wall Street Journal" berichtete unterdessen unter Berufung auf eine interne Studie einer der Gläubigerbanken Kirchs, der Medienkonzern habe Zahlungsverpflichtungen von mindestens 13 Milliarden Euro, davon acht Milliarden Bankschulden. Ein Kirch-Sprecher lehnte einen Kommentar zu beiden Themen ab.

      Die Kirch-Gruppe ist durch die hohen Verluste beim PayTV-Sender Premiere und die anhaltende Werbeflaute in die Krise geraten und versucht nun, durch den Verkauf von Beteiligung ihren Schuldenstand abzubauen. Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn hatte im Dezember die Verschuldung des Medienkonzerns mit rund sechs Milliarden Euro beziffert.

      Von dem Erlös für die Telecinco-Anteile, die der Medienkonzern mit rund 500 Millionen Euro bewertet, muss Kirch einen Kredit der Dresdner Bank über 460 Millionen Euro zurückzahlen, der bis Ende April ausläuft. Den 40-prozentigen Anteil Kirchs am Springer-Verlag will nach Angaben aus Branchenkreisen möglicherweise ein Konsortium der Banken Dresdner Bank, HypoVereinsbank, Commerzbank, Bayerische Landesbank und DZ Bank für mehr als 1,1 Milliarden Euro übernehmen. Dazu erwägt der Medienkonzern offenbar auch einen Verkauf seines 58,3-prozentigen Anteils an der Formel 1, was Experten aber nur als letzte Notlösung werten.

      Die Kirch-Gruppe ist der größte deutsche Filmrechtehändler und kontrolliert die Sendergruppe ProSiebenSat.1. Ein besonderer Schwerpunkt des Konzerns sind Sportrechte. So vertreibt Kirch die weltweiten Übertragungsrechte an den Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006. Daher gehört auch die Beteiligung an der Formel-1-Holding SLEC, die die weltweiten Rechte an der Rennsportserie vermarktet, zum Kerngeschäft.

      TELECINCO-VERKAUF OFFENBAR GREIFBAR
      Die Gespräche über den Verkauf des Telecinco-Anteils der Kirch-Gruppe liefen konstruktiv, sagte ein Kirch-Sprecher, ohne Details zu nennen. In Branchenkreisen hieß es, für eine Einigung über den Verkauf von 16 Prozent an Telecinco müssten nur noch Details geklärt werden. So sollten zunächst zehn Prozent von den übrigen Telecinco-Anteilseignern - der italienische Medienkonzern Mediaset, der derzeit 40 Prozent an Telecinco hält, die spanische Zeitungsgruppe Correro (25 Prozent) und der niederländische Fonds Ice Finance NV (zehn Prozent) - übernommen und in Eigenkapital überführt werden. Mediaset werde zusätzlich noch vier Prozent übernehmen, die restlichen zwei gingen an einen weiteren Investor.

      Die restlichen neun Prozent des 25-Prozent-Pakets werde die Kirch-Gruppe zunächst weiter halten, hieß es in den Kreisen. Sie sollten aber zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls abgegeben werden. Medienberichten zufolge ist Kirch für den Verkauf der restlichen Anteile in Gesprächen mit einer Gruppe spanischer Privatunternehmer. Über mögliche Preise wurde nichts bekannt.

      VERKAUF DES SPRINGER-ANTEILS
      Den Anteil von Kirch am Springer-Verlag will die Gruppe der Gläubigerbanken nach Angaben aus Branchenkreisen als Paket übernehmen und mit Gewinn weiterverkaufen. Allerdings könne der Verkauf der Springer-Anteile nur Teil einer größeren Lösung für den Gesamtkonzern Kirch sein, hieß es in Finanzkreisen. "Das erfordert ein konzertiertes Vorgehen der Banken." Die fünf Banken hätten sich zwar im Grundsatz darauf verständigt, die Sanierung des angeschlagenen Konzerns zu unterstützen. "Da ist aber noch nichts in trockenen Tüchern. Das braucht Zeit."

      Die Deutsche Bank, die bei Kirch mit rund 700 Millionen Euro engagiert ist, sowie ausländische Gläubigerbanken sind an dem Konsortium nicht beteiligt. Dem größten deutschen Kreditinstitut war vorgeworfen worden, auf die Zerschlagung der Kirch-Gruppe hinzuarbeiten, um als Investmentbank beim Verkauf einzelner Bereiche lukrative Geschäfte zu machen. Medienberichten zufolge erwägt die Kirch-Gruppe sogar eine Klage gegen Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer, der die Kreditwürdigkeit des Medienkonzerns öffentlich in Frage gestellt hatte.

      Der Springer Verlag sieht eine Übernahme des Kirch-Anteils durch mehrere Banken offenbar positiv. Auch eine mögliche Notierung weiterer Anteile an der Börse sei ein positives Szenario, hieß es in Branchenkreisen in Hamburg. Absprachen mit den Banken habe es aber nicht gegeben. Für Springer zentral bleibe, dass die Verleger-Witwe Friede Springer vielleicht auch durch ein Aufstocken ihrer Anteile die Mehrheit langfristig behalte. Friede Springer hält gut 50 Prozent der Aktien, Kirch rund 40 Prozent, der Rest ist im Streubesitz.

      bub/mab
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 15:44:52
      Beitrag Nr. 187 ()
      @ Shortguy

      Ich glaube ja auch, dass es nicht mehr zu dem Börsengang kommt. Kirch bekommt dadurch aber zusätzliche Probleme - was ihn vielleicht nicht mehr interessiert.
      Aber es ist schon seltsam: Als ob Reuters-Deutschland da ein Eigeninteresse hätte...

      Gruß, rv
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      schrieb am 18.02.02 16:02:29
      Beitrag Nr. 188 ()
      Seltsam:

      Dieser Reuters-Artikel von 13.57 bringt einiges, was seit gestern Abend bekannt war (Telcinco-Verkauf, ftd vom 18.2.), aber kein Wort zu den viel brisanteren Gerüchten über eine doppelt so hohe Verschuldung.

      Ist Reuters auch mit Kirch verbandelt?
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 16:37:21
      Beitrag Nr. 189 ()
      @ rv

      Weiß auch nicht. Allerdings kam das Gerücht über die doppelt so hohe Verschuldung auch schon auf Reuters/sharper.de um 11:14 Uhr heute morgen (anbei):

      11:14 Uhr: Blitzmeinung von Cora Gutiérrez


      Kirch zerrt Banken in den Morast


      Kirch und kein Ende. Das neueste Gerücht : Der Medienzar soll doppelt so viel Schulden haben wie bisher angenommen, berichtet das "Wall Street Journal Europe". Die Bankenkredite belaufen sich danach nicht nur auf etwa 3,5 Milliarden Euro, sondern auf locker acht Milliarden. Insgesamt stehe Kirch dann nicht mit sechs, sondern mit rund 13 Milliarden in der Kreide. Wenn das stimmt, haben weder die Banken noch Kirch etwas zu Lachen. Denn hilft selbst die von der HypoVereinsbank initiierte und von der Deutschen Bank boykottierte klassische Auffanglösung nichts mehr. Die Bankenpapiere geraten unter Druck.

      © 2002 sharper.de
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      schrieb am 19.02.02 09:01:55
      Beitrag Nr. 190 ()
      Ob Kirch wohl den gewünschten Vorschuss von RTL erhält? Bertelsmann soll ja an einer Sanierung von Kirch interessiert sein (nach dem Motto "ein angeschlagener gegner ist besser als ein frischer").

      Der Einstieg der Minderheitseigner von Berlusconi bis Prinz Walid war damals schon eine Notmaßnahme - gerade war der Versuch geplatzt, eine Milliardenanleihe am Kapitalmarkt zu platzieren. Ich glaube kaum, dass Kirch damals an einen problemlosen Börsengang von KirchMedia geglaubt hat - ebenso wenig, wie ich mir denken kann, dass er beim Einstieg Murdochs ernsthaft geglaubt hat, Premiere werde bis zum Herbst 2001(!) profitabel. Eher wirkt das Verhalten wie das eines Junkies, der zur Finanzierung seiner Sucht immer größere Risiken eingeht (oder auch nur das eines überschuldeten Zeitgenossen, der die Löcher mit einem Schneeballsystem von immer neuen Schulden stopft).
      Jetzt möchte er 2 Mrd frisches Katital für Premiere!!
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      Aus der FTD vom 19.2.2002
      Börsengang von Kirch Media wird verschoben
      Von Thomas Clark, Hamburg

      Für die angeschlagene Kirch-Gruppe tut sich eine weitere Baustelle auf. Der Fahrplan für den Börsengang von Kirch Media ist nicht einzuhalten.

      "Im Grunde genommen haben wir uns vom angepeilten Termin im Juni bereits verabschiedet", sagte ein hochrangiger Manager der Mediengruppe. Kirch Media sollte über die Fusion mit der bereits gelisteten ProSieben Sat1 Media an die Börse kommen. Als neuer Termin wird der Spätsommer angepeilt. Die Verzögerung birgt Brisanz für das hoch verschuldete Unternehmen. Nahezu alle Minderheitsgesellschafter von Kirch Media haben ein Ausstiegsrecht, wenn das Unternehmen bis zur Jahresmitte nicht an der Börse ist. Sollten sie von diesen Optionen Gebrauch machen, würden an die Kirch Holding Rechnungen über 833 Mio. Euro plus Zinsen fällig.

      Kirch versucht, für die Optionen einen Aufschub zu erreichen. Aus diesem Grund pocht die Gruppe bislang offiziell auf das Juni-Datum. Auch am Montag sagte ein Sprecher, die Vorbereitungen liefen plangemäß. Nur wegen der Aussicht auf handelbare Kirch-Aktien haben sich Investoren wie der saudische Prinz Al-Walid, die US-Gruppe Capital Research, die Bank Lehman Brothers oder die Finanzholding von Silvio Berlusconi 1999 jeweils mit dreistelligen Millionensummen bei Kirch Media beteiligt. Damals boomten Medienaktien, ein Börsengang bis Ende 2001, wie zunächst versprochen, schien unproblematisch.

      Als die Lage kippte, überredete Kirch die Aktionäre zu einem Aufschub des Börsengangs bis 1. Juli 2002. Zudem sollte der Börsengang nun über die Fusion mit ProSieben Sat1 Media erfolgen, an der Kirch Media die Mehrheit hält.

      Probleme mit der Börsenbewertung

      Der Hauptgrund für die Verzögerung sind Probleme, derzeit die nötige Bewertung von Kirch Media vorzunehmen. Viele Verträge stehen auf Grund der Gesamtsituation auf wackeligen Beinen. Ein Beispiel ist der Rechtsstreit über eine Zahlung von 767 Mio. Euro an den Springer Verlag. "Bevor dieser Streit nicht gelöst ist, wird die Fusion nicht stattfinden", sagte ein Minderheitsaktionär von Kirch Media. Einer Verschiebung würde er zustimmen, "solange es sich hier nur um einige Wochen handelt". Das nächste Eignertreffen von Kirch Media ist für März anberaumt. Erst danach dürfte die Verzögerung der Fusion offiziell bestätigt werden.

      Die Gesellschafter treffen sich Anfang nächster Woche, um über Kirchs Bezahlfernsehsender Premiere World zu sprechen. Um kurzfristige Verpflichtungen zu erfüllen, versuchte Kirch in den vergangenen Tagen nach Informationen der Financial Times von Fernsehsendern 200 Mio. Euro Vorschuss für eine Verlängerung der Übertragungsrechte der Formel 1 zu bekommen. Kirch habe die Finanzierung von Premiere bis Mitte Juni zugesichert. Doch benötige Premiere weitere zwei Mrd. Euro Kapital, um die Gewinnschwelle erreichen zu können.
      Avatar
      schrieb am 19.02.02 23:57:52
      Beitrag Nr. 191 ()
      Kirch ist in einem unauflöslichen Dilemma zwischen Müssen und Nicht-Können. Da scheint ein Konkurs der einzige Ausweg *g*. Jedenfalls wird Kirch nicht wie Haffa einen Gönner finden, der ihm seine verkauften Optionen einlöst...
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      Aus der FTD vom 20.2.2002 www.ftd.de/kirch
      Ehe wider Willen
      Von Thomas Clark, Hamburg

      Die Fusion von Pro Sieben Sat 1 Media und Kirch Media stößt auf wenig Gegenliebe bei Anlegern und Gläubigern. Nicht einmal Brautvater Leo Kirch ist begeistert. Trotzdem will er die Hochzeit durchziehen - weil er muss.

      Im Mittelalter waren sie gang und gäbe. Heute sollen sie noch in einigen ländlichen Gebieten Indiens vorkommen. In der so genannten zivilisierten Welt dagegen sind sie seit Jahrhunderten ausgestorben - Zwangsehen.

      Doch halt. In einem kleinen bayerischen Landstrich, zwischen Münchner Innenstadt und Franz-Josef-Strauß-Flughafen, laufen derzeit Vorbereitungen, die verdächtig nach einer höchst unfreiwilligen Hochzeit aussehen.

      Die börsennotierte Pro Sieben Sat 1 Media AG mit gläsernem Wohnsitz in Unterföhring, einst stolzeste Fernsehbraut des Freistaats und Börsenpionier der Branche, soll mit einem mysteriösen Dorfnachbarn namens Kirch Media vereinigt werden. Der ist in einem weißen Plattenbau in Ismaning zu Hause, wo in Hochgeschoss-Lagern Tausende Spielfilme von "Casablanca" bis zu "Men in Black" und Hunderte Serien von "Star Trek" bis "Baywatch" lagern.

      Dass diese beiden Unternehmen an der Börse unters gemeinsame Dach schlüpfen sollen, hat sich der 75-jährige Leo Kirch ausgedacht. Die Idee dazu hatte er im vergangenen Sommer. Kurz danach ließ der Medienunternehmer das Aufgebot öffentlich bekannt machen: Im Juni 2002 wird fusioniert. Jetzt will Kirch, in schwersten Finanznöten, den Termin zumindest verschieben. Und Brancheninsider zweifeln, ob dieser Bund fürs Geschäft überhaupt noch zustande kommt.

      Große Euphorie kam schon damals nicht auf, als Kirch seine Pläne kundtat. In der Zwischenzeit hat sich stilles Murren jedoch in lautstarken Protest verwandelt. "Investoren gegen Fusion mit angeschlagenem Kirch" - so ist eine Mitteilung der Anwaltskanzlei Norton Rose vom 14. Februar überschrieben. Die Sozietät vertritt nach eigenen Angaben mehr als ein Viertel der Zeichner einer Anleihe über 400 Mio. Euro, die die Sender Pro Sieben, Sat 1, Kabel 1 und N 24 im März 2001 aufgenommen haben und die bis 2006 zurückgezahlt werden muss. "Unsere Mandanten sind der Meinung, dass die Fusion für die Gläubiger von Pro Sieben Sat 1 in jedem Fall wirtschaftlich nachteilig ist", schreibt Norton Rose-Anwalt Christian Parker.

      Ähnlich kritisch sieht das Klaus Schneider, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. "Dass die Mehrheit diese Fusion nicht will, sehen Sie an der Entwicklung des Aktienkurses von Pro Sieben Sat 1." Tatsächlich ist dieser seit Bekanntwerden der Fusion im September um die Hälfte auf sechs Euro gesunken - deutlich stärker als der Kurs anderer europäischer TV-Konzerne.

      Licht ins Dunkel der Bilanzen

      Selbst Analysten, die der Idee einer solchen Fusion grundsätzlich wohlgesonnen sind, halten eine Verschmelzung in der aktuellen Situation für fatal. "Prinzipiell fände ich es von Vorteil, wenn die Programmbeschaffung und -produktion (der Kirch Media) mit der Programmverwertung (durch die Sender von Pro Sieben Sat 1) zusammengeführt werden", meint Isabel Geigenberger von der DZ Bank. "Aber solange die aktuellen Probleme rund um die Kirch Media nicht gelöst sind, ist so eine Fusion schwer vorstellbar." Ihr Kollege Bernhard Tubeileh von Merrill Lynch sieht das ähnlich: "Wenn die Fusion tatsächlich im vorgesehenen Zeitrahmen durchgezogen wird, ist das eine Zwangshochzeit."

      Solche Kritik prallt an Leo Kirch ab. Zwar ist er sich bewusst, dass der Zeitplan für die Fusion kaum noch einzuhalten ist. An den grundsätzlichen Plänen lässt er jedoch nicht rütteln. "Die Fusion steht nicht zur Disposition", muss sein Pressesprecher aller Welt ausrichten. Wieso hält ein Mann, der knapp sechs Mrd. Euro Schulden hat, der seit Wochen wegen drohender Zahlungen an Gläubiger und Geschäftspartner um die Zukunft seines eindrucksvollen Lebenswerks bangen muss, so stur an dieser Unternehmenshochzeit fest?

      "Kapitalmarkttechnisch macht es keinen Sinn, eine Firma, die laut Presse mit dem Bankrott kämpft (Kirch Media), zu verschmelzen mit einer eigentlich gesunden Firma", sagt Analyst Tubeileh. Kirch weiß das. Frisches Geld darf er in absehbarer Zeit von der Börse nicht erwarten. Eine Kapitalerhöhung zusätzlich zur Fusion kann er im Augenblick vergessen. Solche internen Pläne, die es einst gab, wurden längst verworfen. Trotzdem hält Kirch partout an dieser Fusion fest.

      Die Erklärung für dieses merkwürdige Verhalten lieferte ein hochrangiger Manager der Kirch-Gruppe schon vor Monaten: "Wir gehen mit der Kirch Media nicht an die Börse, weil wir wollen, sondern weil wir müssen." Tatsächlich hat der öffentlichkeitsscheue einstige Filmhändler Kirch keine andere Wahl, als künftig im Quartalsabstand Licht auf seine jahrzehntelang im Dunkeln gehaltenen Bilanzen fallen zu lassen. Denn Leo Kirch hat seinen Partnern einen Börsengang versprochen.

      Es war im Jahr 1999. Leo Kirch war wieder einmal klamm. Da kam sein Kronprinz Dieter Hahn mit einer Idee, die damals fantastisch erschien und heute verheerende Folgen hat. Lass uns kleine Häppchen der Kirch Media an Großinvestoren verkaufen, so Hahns Vorschlag. Die locken wir mit dem Versprechen, dass sie ihre Kirch-Aktien bald für teures Geld an der Börse losschlagen können.

      Die Rechnung ging vorerst auf. Im Laufe des Jahres 1999 stiegen vier Anleger bei der Kirch Media ein. Große Namen, die seitdem den Gesellschafterkreis von Kirch zieren. Silvio Berlusconi etwa, dessen Finanzholding für 191 Mio. Euro gerade mal 2,76 Prozent an der Kirch Media bekam, woraus sich ein Gesamtwert von 13,5 Mrd. Euro für die Kirch Media errechnen ließ. Zu denselben Bedingungen stiegen auch die US-Handelsbank Lehman Brothers sowie der schwerreiche Saudi-Prinz Al-Walid ein. Das Häppchen der US-Gruppe Capital Research, die Fonds im Gesamtwert von 350 Mrd. $ verwaltet und auf die Medienbranche spezialisiert ist, war etwas größer: 260 Mio. Euro für 3,27 Prozent.

      Später stiegen noch Rupert Murdoch mit seiner News Corporation sowie der Handelsriese Rewe ein. Alle rieben sich die Hände. Kirch hatte echtes Geld. Die Investoren träumten den Traum von Kirch-Aktien, die, sobald an der Börse gehandelt, ein Vielfaches ihrer ursprünglichen Investitionen wert sein würden. Alle waren Freunde, alles war nett.

      Dann kam der große Einbruch an der Börse. Und der tiefe Sturz der Medienwerte. Sie waren nach dem Platzen der Spekulationsblase des Neuen Marktes geradezu verpönt - zumindest in Deutschland. Auch die Konjunktur ließ nach. Die Preise für Werbespots im Fernsehen sanken - und damit auch die Erlöse aus dem Verkauf von Spielfilmen und Serien an die Sender.

      Hinzu traten hausgemachte Probleme. Statt sich auf das Traditionsgeschäft Film- und Fernsehhandel zu konzentrieren, baute Kirch mit viel Risiko den Sportbereich aus. 1,55 Mrd. $ ließ sich Kirch die Kontrolle an der Formel 1 kosten. Ebenso kaufte er die weltweiten Übertragungsrechte für die Fußball-WM 2002 und 2006. Parallel dazu fraß sein Bezahlfernsehen Premiere World immer mehr Geld auf.

      Unter diesen Voraussetzungen entpuppte sich der einst so problemlos aussehende Börsengang der Kirch Media plötzlich als Kamikaze-Aktion. Doch die Zeit lief. Bis Ende 2001 sollte das Unternehmen an der Börse notiert sein - wenn möglich in Frankfurt und New York. Im Hochsommer 2001 kam Leo Kirch und seinem Adlatus Dieter Hahn dann die zündende Idee. Eigentlich habe man doch schon ein Unternehmen an der Börse - die TV-Tochter Pro Sieben Sat 1. An der hält die Kirch Media ohnehin 55 Prozent. Warum also nicht die beiden Firmen verschmelzen?

      Die Minderheitsaktionäre waren schon damals nicht begeistert. Nur zähneknirschend ließen sie sich überreden, ihre vertraglich verbrieften Ausstiegsrechte auf Mitte 2002 zu verschieben. Wenn Kirch deren Vertreter nun Anfang März in seinem Münchner Vorort begrüßt, wird die Stimmung gespannt sein. Jeder weiß, dass der Juni-Termin trotz aller Anstrengungen kaum zu halten ist.

      Lustlose Vorbereitungen

      Die Wirtschaftsprüfer, die mit der für die Fusion notwendigen Unternehmensbewertung betraut sind - Arthur Andersen für Pro Sieben Sat 1, Deloitte & Touche für Kirch Media - sind heute schon in Verzug, auch wenn das keiner zugibt. Bis Ende Februar sollten sie ihre Berichte abliefern. Es wird länger dauern. Bei Deloitte & Touche stöhnt man jetzt schon. Wie soll ein Unternehmen bewertet werden, das derzeit mit zwei Hollywood-Studios sowie dem Springer Verlag Prozesse in jeweils dreistelliger Millionenhöhe austrägt? Und was passiert, wenn die Kirch Media ihre Pay-TV-Rechte für die teuer erkauften Bundesliga-Spiele und Hollywood-Blockbuster nicht mehr an Premiere World verkaufen kann, weil der Sender Pleite geht?

      Wenig begeistert sind auch die Banker bei Credit Suisse First Boston und der Deutschen Bank. Sie sollen für Pro Sieben Sat 1 eine so genannte Fairness-Evaluation abgeben. Auf Deutsch: eine Prüfung, wie eine Fusion unter den derzeitigen Marktbedingungen zu beurteilen ist. Die Antwort ist klar: miserabel. Doch wie soll man das dem verbissenen Kunden beibringen?

      Spätestens beim gerichtlich bestellten, unabhängigen Prüfer, der das endgültige Umtauschverhältnis der Pro-Sieben-Aktien in Kirch-Media-Aktien bestimmt, wird?s für Leo Kirch kritisch. Ende März soll der Fusionsbericht vorliegen. Ob die stimmrechtslosen Vorzugsaktionäre dann noch über die Fusion abstimmen dürfen, steht laut Pro-Sieben-Sat-1-Sprecher Thorsten Rossmann nicht fest. Große Hoffnungen sollten sie sich nicht machen. Denn ein "Nein" wäre ein Desaster für Kirch.

      Der hat schon genug damit zu tun, seine Minderheitsaktionäre von einem weiteren Aufschub der Fusion zu überzeugen. "Bei all den schlechten Schlagzeilen über Kirch sind wir natürlich an einer schnellen Börsennotierung interessiert, damit wir auch schnell aussteigen können", erklärt ein Vertreter. Ein anderer lässt seinem Frust freien Lauf: "Leo Kirch muss endlich wie ein ernst zu nehmender Finanzmann agieren. Sonst wird er mehr und mehr Vertrauen verlieren - nicht nur bei zukünftigen Investoren, sondern auch bei den gegenwärtigen."
      Avatar
      schrieb am 20.02.02 14:44:19
      Beitrag Nr. 192 ()
      ...und wieder trommelt sharper.de für die Pro7-Aktie


      12:24 Uhr: Blitzmeinung von Christof Schmidbauer


      ProSieben-Aktien sind auch bei Springer gefragt


      An die Fusion von Kirch-Media mit ProSiebenSat1 glaubt wohl niemand mehr beim Springer-Verlag. Die "Wirtschaftswoche" berichtet vorab, Springer-Chef Mathias Döpfer wolle deshalb nun keine Aktien von Kirch Media sondern von ProSiebenSat1. Eine freudige Nachricht für die ProSieben-Aktionäre. Um so schneller Kirchs Schieflage ihren Höhepunkt findet, um so besser für die Aktie. Zumal ProSieben ohne Kirch das bessere Unternehmen wäre. Diesen Standpunkt vertrat sharper.de vor zehn Tagen. Die ProSiebenSat1-Aktie hat seither deutlich zugelegt, die Kurschancen sind aber noch nicht ausgeschöpft.




      © 2002 sharper.de
      Avatar
      schrieb am 22.02.02 16:43:13
      Beitrag Nr. 193 ()
      Die tägliche ProSieben-Empfehlung in sharper.de:

      14:56 Uhr: Blitzmeinung von Carsten Kaletta


      ProSieben wäre ohne Leo besser dran


      Für ProSiebenSat1-Aktonäre ist das eine freudige Nachricht. Branchenkreisen zufolge will der Aufsichtsrat der Münchener Sendergruppe am Freitag über eine Verschiebung der für Juni geplanten Fusion mit der Kirch-Rechtehandels- und Produktionstochter Kirch-Media entscheiden. Eine Verschiebung, die vielleicht sogar noch in eine Absage mündet, wäre für ProSiebenSat1 eine Wohltat. Denn ProSiebenSat1 wäre ohne den Schuldenklotz Kirch das bessere Unternehmen. Am Dienstag will der Sender seinen Geschäftsbericht für 2001 vorlegen. Bei der ProSiebenSat1-Aktie ist aus fundamentaler Sicht Raum für Kursgewinne.




      © 2002 sharper.de
      Avatar
      schrieb am 22.02.02 18:01:50
      Beitrag Nr. 194 ()
      7,91 - meine kühnsten Träume werden wahr !!!!!
      Avatar
      schrieb am 23.02.02 11:30:40
      Beitrag Nr. 195 ()
      Fusion + Börsengang wird abgeblasen

      Und hier ist die Meldung, auf die wir doch schon seit Wochen warten:

      http://www.ftd.de/tm/me/FTD185JOZXC.html?nv=lnetn
      Avatar
      schrieb am 23.02.02 12:59:19
      Beitrag Nr. 196 ()
      Etwas seltsam ist es schon noch: In verschiedenen Artikel war gemeldet worden, KirchMedia sei zum Börsengang bis Juli 2002 vertraglich verpflichtet. Jetzt hört sich das auf einmal viel weicher an ...
      Die "Branchenkenner", die auf Herbst 2002 tippen haben wohl ne Glaskugel. Ich kann davon noch nichts sehen.
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      SPIEGEL ONLINE - 22. Februar 2002, 19:19
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,184012,00.html

      KirchMedia

      Börsengang vorerst abgesagt

      Die hoch verschuldete KirchGruppe will ihre Kerngesellschaft KirchMedia vorerst nicht an die Börse bringen. Ganz verzichten kann Kirch-Manager Dieter Hahn aber nicht, denn er hat ein Versprechen abgegeben.

      München - "Auf diese Weise ist es uns möglich, die für die Sicherung einer soliden Finanzbasis der gesamten KirchGruppe notwendigen Entscheidungen zu treffen", sagte der designierte Chef der KirchMedia, Dieter Hahn. Die KirchMedia sollte ursprünglich im Juni durch eine Fusion mit dem bereits gelisteten ProSiebenSat.1-Konzern an die Börse gebracht werden. Wegen der finanziellen Probleme des Medienkonzerns und des schwachen Börsenumfeldes war in der Branche seit längerem damit gerechnet worden, dass Kirch die Fusion verschiebt. Hahn will aber nach wie vor an dem Ziel der Fusion festhalten, einen neuen Termin nannte er allerdings nicht.

      "Man kann nichts im Leben ausschließen", sagte ein Sprecher von ProSiebenSat.1 auf die Frage, ob auch eine Absage der Fusion denkbar sei. Branchenkenner gehen jedoch davon aus, dass die KirchGruppe bis spätestens 2003 an die Börse gebracht wird. Das war den außen stehenden Gesellschaftern von KirchMedia wie dem saudischen Prinzen Al Walid und Silvio Berlusconi fest versprochen worden. In Kirch-nahen Kreisen ist von einem Termin im Herbst die Rede.

      Derzeit bereitet die KirchGruppe unter anderem den Verkauf ihrer Beteiligungen am Axel Springer Verlag und dem spanischen Fernsehsender Telecinco vor. Der Verkauf der Telecinco-Anteile stehe kurz vor dem Abschluss, hieß es. Auch die Verhandlungen der Banken über ein gemeinsames Rettungskonzept für den Medienkonzern kommen offenbar voran. "Die Gespräche sind auf gutem Weg", hieß es am Freitag in Finanzkreisen. Ein wichtiger Teil des Bankenkonzepts ist der Verkauf des Springer-Aktienpakets der KirchGruppe. Die HypoVereinsbank hatte Kirch dafür vor zwei Wochen 1,1 Milliarden Euro angeboten. Seit diesem Vorstoß von HypoVereinsbank-Chef Albrecht Schmidt arbeiten acht Gläubigerbanken an einer gemeinsamen Lösung für Kirch.

      Insgesamt steht Kirch bei seinen Gläubigern mit mindestens sechs Milliarden Euro in der Schuld. Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen hat nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" bei den Banken Verbindlichkeiten in Höhe von insgesamt rund sieben Milliarden Euro ermittelt. Ein Sprecher der Behörde sagte am Freitag in Bonn, diese Informationen stammten nicht vom Bundesamt.

      Die KirchMedia ist das Herzstück der KirchGruppe. In der KirchMedia ist das profitable Kerngeschäft mit Film- und TV-Produktionen, Programmlizenzen und Sportrechtehandel gebündelt. Dazu gehören die Sender ProSieben, Sat.1, DSF und N24 sowie die Mehrheit an der Sportrechteagentur ISPR, die unter anderem die Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga hält. Außerdem besitzt die KirchMedia die Übertragungsrechte an den Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006. Kern des Filmrechtehandels der KirchMedia sind eine 11.000 Titel umfassende Spielfilmbibliothek und 40.000 Stunden Fernsehserien.

      Wegen des schwachen Fernseh-Werbemarktes hatte die KirchMedia im vergangenen Jahr mit einem deutlichen Gewinnrückgang zu kämpfen. Bei einem Umsatz von rund 2,35 Milliarden Euro ging das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Firmenwertabschreibungen (Ebita) in den ersten neun Monaten 2001 um neun Prozent auf rund 178 Millionen Euro zurück. Die Netto-Verschuldung der KirchMedia lag Ende September bei rund 2,2 Milliarden Euro.

      Zu den Gesellschaftern der KirchMedia gehört neben der Taurus Holding (72,62 Prozent) auch Leo Kirchs Sohn Thomas Kirch (6,54 Prozent). Außerdem sind der TV-Konzern Mediaset von Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi (2,28 Prozent) sowie die Investmentgesellschaft Kingdom Holdings des saudischen Prinzen Al Walid (2,48 Prozent) und mehrere Finanzinvestoren beteiligt.
      Avatar
      schrieb am 25.02.02 17:46:47
      Beitrag Nr. 197 ()
      16:04 Uhr: Meinung von Christof Schmidbauer


      ProSieben wurde vor dem Löwen gerettet


      Kursrückgang sucht Grund. Immerhin hat die Deutsche Bank den europäischen Medien-Sektor heraufgestuft und die ProSiebenSat1-Aktie verliert zehn Prozent. Neben den traditionell in solchen Fällen bemühten Gewinnmitnahmen finden sich auch einige Analysten, die gerne von der unklaren Zukunft des deutschen Fernsehsenders sprechen. Tatsächlich hat sich der Aktienkurs seit einem Tief am 5. Februar nahezu verdoppelt, da sollte ein Minus von zehn Prozent nicht erschrecken. Eine Pause ist nun angesagt, doch kein Ende des Aufwärtstrends.


      Leo Kirchs Lebenswerk wird möglicherweise zerlegt. Kirch sieht dies in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" gelassen. Ein Verkauf seines Bezahlsenders Premiere an die News Corp. des australischen Medientycoon Rupert Murdoch scheint ihn nicht zu bedrücken. Murdoch leugnet zwar jedes Interesse an Premiere, schrieb gar seine über BskyB behaltene Beteiligung an Premiere gar auf Null ab. Doch in Branchenkreise wird dies eher als Finte angesehen.

      Auslandsbeteiligung an Kirch weiter wahrscheinlich

      Eine Übernahme von Anteilen an der Kirch.-Gruppe durch die kreditgebenden Banken scheint nach Informationen aus Bankenkreisen mittlerweile kein Problem mehr zu sein. Selbst die Deutsche Bank, die bisher auf ein Mandat bei der Zerlegung der Kirch-Gruppe gehofft, soll nun angeblich mitziehen. Die Kirch-Pakete werden dort wahrscheinlich bis nach den Bundestagswahlen überwintern. Dann darf auch wieder über den Einstieg ausländischer Investoren bei Kirch gesprochen werden.

      ProSiebenSat1-Aktie weiter unterbewertet

      Vom Tisch ist seit Freitag die geplante Fusion von KirchMedia mit ProSiebenSat1. Sehr zur Erlösung der ProSiebenSat1-Aktionäre. Eine Option, die sharper.de schon am 5.Februar für wahrscheinlich hielt und deshalb einen Stopp des Kursrückgang prognostiziert hatte. Auch nach einem Kursplus von 90 Prozent hat die Aktie ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Doch angesichts des rasanten Kursanstiegs scheint eine Pause angebracht zu sein. Im Branchenvergleich ist die Aktie immer noch unterbewertet. Nimmt man das Verhältnis Marktkapitalisierung zu Gewinn vor Zinsen und Steuern als Vergleichsbasis, so liegt der Branchendurchschnitt bei rund 18 auf Basis der Prognosen für 2003. ProSiebenSat1 wird gerade bei dem 7-fachem des Gewinns vor Zinsen und Steuern gehandelt. Mutige Seelen leiten daraus ein Kursziel von 20 Euro ab.



      Leo Kirch geht und in die Aktie von ProSiebenSat1 kommt wieder Leben. Die Schuldenprobleme des Münchener Medienmoguls sind nicht mehr die Probleme´der ProSiebenSat1-Aktionäre. Kirch ist zwar Großaktionär, doch wie lange dies so bleiben wird ist offen. Die Banken werden möglicherweise Anteile an der Kirch-Gruppe übernehmen. Sie werden jedoch damit nicht in das Mediengeschäft einsteigen. Wahrscheinlicher werden sie einen Medienkonzern suchen, der bei Kirch einsteigen will. Käufer aus dem Ausland passen zwar derzeit nicht in die vom Wahlkampf geprägte politische Wetterlage. Doch nach den Wahlen könnten dann Kirch-Pakete ins Ausland gehen. Ob dies AOL Time Warner, Vivendi Universal oder wer auch immer sein wird, dürfte den ProSiebenSat1-Aktionär erst mal egal sein.


      © 2002 sharper.de
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      schrieb am 10.03.02 23:11:35
      Beitrag Nr. 198 ()
      Ein Auszug aus einem Artikel aus der sz vom 11.3.02, in dem es um die Vorgeschichte der Fusion geht:
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      On the rocks

      Der Springer-Verlag erwägt notfalls Konkursantrag gegen den eigenen Aktionär Leo Kirch

      Im Umgang mit Finanzen war Dieter Hahn stets erfinderisch.
      Vor einigen Monaten hatte der Vizechef der Mediengruppe des Leo Kirch wieder einmal eine Idee, wie der hochverschuldete Konzern Zeit gewinnen könne. Der Manager, der mit den Milliarden jonglierte, wollte eine größere Verbindlichkeit verschieben, um so die KirchMedia, das Kernstück des Münchner Film- und Fernsehimperiums, für die Börse herauszuputzen.

      Es ging um jene 1,5 Milliarden Mark - oder 767 Millionen Euro -, die Firmenpatriarch Leo Kirch dem Axel Springer Verlag eigentlich zahlen sollte. Deutschlands größtes Zeitungshaus (Bild, Welt) hatte sich ausbedungen, seinen Anteil am Senderverbund von Sat 1, ProSieben und Kabel 1 für diesen Betrag an Kirch zurückzugeben. Das viele Geld wäre zwar erst im Frühjahr 2002 fällig gewesen; doch Hahn wusste schon im Herbst 2001, dass es eng werden könnte mit den finanziellen Ressourcen.

      Der Vizechef des Konzerns plante daher, die hohe Forderung, die der Kirch Media schwer zu schaffen machte, auf die Konzernholding zu verschieben. Für den geplanten Börsengang, mit dem die Holding nicht direkt zu tun hatte, wäre das von großem Vorteil gewesen. Die KirchMedia sollte rechtzeitig vor der geplanten Fusion mit der ProSieben Sat1 Media AG zu einer an den Aktienmärkten notierten Gesellschaft als kerngesundes Unternehmen präsentiert werden. "Damit wird die KirchMedia vor der Fusion um eine finanzielle Verpflichtung in Höhe von 1,5 Milliarden Mark entlastet", notierte Hahn intern. Gleichzeitig versuchte er, die Auszahlung der Summe vom Frühjahr auf den Herbst 2002 zu verschieben. Im Anschluss an den für Juni diesen Jahres geplanten Börsengang wollte die Mediengruppe genügend Zeit für eine "angemessene Umstrukturierung der Kapitalstruktur haben". Im Klartext: Mit der trickreich geschönten Bilanz der KirchMedia sollte genügend Geld an der Börse eingesammelt werden, um Springer hinterher auszuzahlen.
      Doch Hahns Rechnung ging nicht auf.
      Der Springer-Verlag, an dem der Münchner Konzern noch mit 40 Prozent beteiligt ist, hielt die Strategie des Kirch-Vizes für zu riskant. Wahrscheinlich hat der Springer-Vorstand die Lage richtig eingeschätzt. Kirchs Gruppe kämpft ums Überleben, der Firmenpatriarch mag die nun überhaupt nicht mehr zahlen - der Vertrag über den Springer- Ausstieg aus der ProSieben Sat1 Media AG sei wegen Formfehlern ungültig.

      ....

      KLAUS OTT
      Avatar
      schrieb am 21.03.02 15:24:05
      Beitrag Nr. 199 ()
      Nur der Vollständigkeit halber ein Spiegel-Artikel zur Absage der Funktion und damit dem Abschluss dieses Threads.
      Überrascht hat mich an diesem Artikel allerdings die Überschrift des letzten Absatzes: Ich kann mir kaum einen Analysten vorstellen, der von der Absage der Fusion überrascht war.

      Gruß, rv

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      SPIEGEL ONLINE - 20. März 2002, 20:11
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,188206,00.html

      KirchGruppe

      Fusion mit ProSiebenSat.1 geplatzt

      Die Produktions- und Rechtegesellschaft KirchMedia und ihre Tochter ProSiebenSat.1 Media haben ihre geplante Fusion endgültig abgesagt. Auch der Börsengang von KirchMedia ist damit hinfällig.

      München - Die Unternehmen seien gemeinsam zu der Auffassung gekommen, dass eine Fusion im derzeitigen Marktumfeld und wegen der Situation der KirchGruppe auf absehbare Zeit nicht zu machen sei, erklärten die Senderfamilie ProSiebenSat.1 und KirchMedia am Mittwoch. Es werde geprüft, inwieweit sich die geplanten Einsparpotenziale trotz der Absage der Fusion durch eine engere Kooperation realisieren ließen.

      Die ProSieben-Aktien reagierten mit einem Kurssprung von rund 20 Prozent auf 11,35 Euro auf die Nachricht. KirchMedia, in der die Filmproduktion und der Rechtehandel der KirchGruppe gebündelt sind, und ProSiebenSat.1 hatten ihre Fusion im September 2001 angekündigt.

      Vor wenigen Wochen wurde sie aber wegen der finanziell unsicheren Lage der KirchGruppe auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Münchner Medienkonzern kämpft mit einem Schuldenberg von mindestens 6,5 Milliarden Euro und verhandelt derzeit mit Gläubigerbanken über eine Sanierung und die Rettung des Kerngeschäfts. KirchMedia hält an ProSiebenSat.1 52 Prozent.

      Börsengang von KirchMedia ebenfalls hinfällig

      Durch die Verschmelzung der KirchMedia und ihrer börsennotierten Tochter wollte die KirchGruppe eigentlich den Börsengang für ihr profitables Kerngeschäft realisieren, den der Münchner Medienkonzern den KirchMedia-Gesellschaftern zum Teil vertraglich zugesichert hat. Die Investoren seien von der Entscheidung informiert worden, sagte der Kirch-Sprecher. Zu Einzelheiten der Verträge mit den Gesellschaftern wollte er sich nicht äußern.

      Unklar bleibt somit, welche Optionen die Anteilseigner haben, wenn der Börsengang nicht stattfindet. An der KirchMedia halten unter anderem der italienische Medienkonzern Mediaset, die News Corp des Unternehmers Rupert Murdoch sowie die Finanzinvestoren Lehman Brothers und Capital Research Anteile zwischen zwei und drei Prozent.

      Analysten von Entscheidung überrascht

      "Der Markt wertet die Absage als sehr positiv, weil die Fusion die Ertragskraft der ProSieben-Gruppe noch weiter geschwächt hätte", sagte Klaus Kränzle, Analyst bei der Bremer Sparkasse. "Der ProSieben-Kernsender ist ja an sich sehr gesund", fügte er hinzu. "Aus strategischer Sicht wird sich nicht viel ändern, Kirch und ProSieben haben vorher zusammengearbeitet und werden das auch in Zukunft tun", sagte ein Münchner Analyst.

      Von der Fusion hatten sich KirchMedia und ProSieben hohe Synergieeffekte versprochen. Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn hatte im vergangenen Jahr gesagt, das jährliche Einsparungspotenzial liege im dreistelligen Millionen-Mark-Bereich.
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      schrieb am 29.03.02 13:58:59
      Beitrag Nr. 200 ()
      Ich hab gestern meine Aktien zu 10,25 verkauft und hab einen satten Gewinn gemacht. Hätte ich die Aktien ne Woche eher verkauft, wäre es sicherlich besser gewesen, aber man soll es mit der Gier nicht übertreiben.
      Ich hab zu viel Angst vor einer Kirch Insolvenz.
      Es könnten einige Leichen im Keller liegen.
      Des weiteren glaube ich nicht, dass in nächster Zeit positive Nachrichten die Aktie pushen werden.
      Bis dann
      Avatar
      schrieb am 08.04.02 09:23:01
      Beitrag Nr. 201 ()
      Ein kleiner (abschließender?) Kommentar zur Kirch-Insolvenz aus der Sicht von Pro7Sat1:


      Wie verzweifelt die Lage des Kirch-Konzerns schon im letzten Herbst war, kann man jetzt erst ermessen.
      Der Versuch diese Fusion durchzuziehen zeigt deutlich, dass die Einschätzung zu Beginn dieses Threads richtig war: Dies war für Kirch und Hahn der letzte mögliche Versuch, auf Kosten der Pro7-Aktionäre das Steuer herumzureißen.
      Dieses Manöver war aber schon zu durchsichtig - und mit dem Kursverfall der Pro7-Aktie zerstob auch diese letzte Hoffnung.

      Was bedeutet das jetzt für die Pro7-Aktie?

      Zunächst einmal wird sie in den nächsten Wochen/Monaten ein Spielball der Spekulanten: Schließlich steht wahrscheinlich der gesamte Anteil von KirchMedia zum Verkauf. Und Interessenten für diesen hochinteressanten Anteil am deutschen Free-TV-Markt gibt es genug.

      Wie sich die Fundamentaldaten mittel-/langfristig entwickeln ist allerdings unsicherer denn je, da der gesamte deutsche TV-Bereich vor dem größten Umbruch seit Einführung des werbefinanzierten Fernsehens steht.

      - Es ist unsicher, ob das bisherige Duopol in diesem Bereich erhalten bleibt. Die Gewichte zwischen Öffentlich-Rechtlichen und werbefinanzierten Sendern könnten sich verschieben. Mit attraktiveren Programmen könnte sich der gesamte Werbekuchen wieder vergrößern . Das gilt allerdings auch umgekehrt - wie wir in der Vergangenheit beobachten konnten.
      - Die Zukunft des PayTV steht in den Sternen. Wenn Murdoch hier einsteigt, könnten sich die Gewichte zwischen Free- und Pay-TV deutlich verschieben. Allerdings würde ein attraktiveres PayTV (ob Murdoch das bietet, wage ich allerdings zu bezweifeln) vor allem auf Kosten der Öffentlich-Rechtlichen Sender gehen.
      Avatar
      schrieb am 08.04.02 12:46:29
      Beitrag Nr. 202 ()
      Die Banken reagieren schnell:
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      Dresdner stuft Prosieben-Aktien herauf auf "Buy" - Ziel 13 Euro

      London, 08. Apr (Reuters) - Die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein hat die Aktien des TV-Unternehmens ProsiebenSat1 am Montag heraufgestuft auf "Buy" von zuvor "Reduce". Das Kursziel wurde nach Angaben der Bank auf 13 Euro von sieben Euro angehoben, nachdem die Kerngesellschaft des Münchener Krich-Konzerns, KirchMedia, am Montag Insolvenzantrag eingereicht hatte. "Das größte Risiko für Minderheitenaktionäre - eine Bargeldspritze und die mögliche Wiederbelebung einer Fusion mit KirchMedia - ist unserer Ansicht nach relativ gering", sagte Simon Hawkins, Analyst bei Dresdner. Hawkins rechnet mit sinkenden Programmkosten, was sich positiv auf den Aktienkurs niederschlagen könne. akl/rkr
      Avatar
      schrieb am 14.06.02 09:05:52
      Beitrag Nr. 203 ()

      Die Zukunft für Kirchmedia und Pro7Sat1 hat sich ja ein wenig geklärt. Sie sieht mit der (wahrscheinlichen) Übernahme durch WAZ/CoBa/Columbia wieder sehr viel besser aus.

      Ein Verkauf von Pro7Sat1 ist wohl vorerst vom Tisch.

      Die neuen KirchMedia-Eigner müssen den Pro7Sat1-Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Wenn dies attraktiv ausfällt, könnte das einer Fusion (unter anderem Vorzeichen als zu Beginn dieses Threads) hinauslaufen.

      Damit geht die Geschichte etwas anders aus, als es damals zu befürchten war:
      Zwar haben die Pro7Sat1-Aktionäre eine hohe Zeche gezahlt (durch den Kursverfall), aber Kirch hatte nicht mehr die Kraft, das Spiel durchzuziehen und Pro7Sat1 mit in den Ruin zu reißen.
      Neben Kirch schaut jetzt wohl auch Murdoch in die Röhre: Ob er nach diesem Debakel noch Lust auf Premiere hat, darf man bezweifeln.

      Gruß, rv


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      Kirch muss an die Börse - und Pro7Sat1 zahlt die Zeche