Heiliger Krieg" gegen den Westen.Das Gewaltbild des Islam in der deutschen Presse - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 13.10.01 14:44:57 von
neuester Beitrag 05.12.02 20:56:17 von
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Kai Hafez
weiteres zum Thema Islam
Der folgende Artikel stellt die einleitende Analyse einer in dieser Veröffentlichung von
Media Watch als Dokumentation wiedergegebenen Zeitungberichte dar (siehe Aufstellung
am Ende dieses Dokuments). Die vollständige Dokumentation ist erhältlich bei Media
Watch, Brückenstr. 5-11, 50677 Köln (Tel.: 0221/20711-33; Fax: 0221/20711-51). Der Autor
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Orient-Institut in Hamburg. Der Text steht
auch zum Download zur Verfügung.
http://www.asienhaus.org/islam/kaihafez.htm
Inhalt:
Einleitung
Das gewalttätige Bild des Islam in den Medien
Medienkritik - Kritik des Islambildes
Folgende Artikel wurden in die Analyse einbezogen
Einleitung
Als mit der Iranischen Revolution von 1979 und dem Sturz des westlich orientierten Schahs Reza Pahlevi die
"Reislamisierung" der orientalischen Gesellschaften einen ersten sichtbaren Höhepunkt erreichte, reagierten
weite Teile der amerikanischen und europäischen Öffentlichkeit mit Abneigung. Die neokonservativen
Erscheinungsformen des "islamischen Staates", dessen moralisches roll-back zu einer rigiden Form religiöser
Traditionalität führte, die die Frauen wieder verschleierte und viele andere Arten des liberalen Lebensstils zu
ersticken schien, erweckte im Westen starke Widerstände. Dies war um so nachhaltiger der Fall, als der neue
"Fundamentalismus", eine Bewegung die nicht auf Iran begrenzt blieb sondern sich in der gesamten
islamischen Welt ausbreitete, sich ostentativ antiwestlich gebärdete: Ajatollah Khomeini bezeichnete die USA
als "großen Satan", er tolerierte die Besetzung der amerikanischen Botschaft in Teheran 1979-81 und ächtete
den Dichter Salman Rushdie für dessen "Satanische Verse". Eine neue Form des Extremismus tauchte auf der
Weltbühne auf, der "islamische Terrorismus", der westliche Urlauber in Ägypten oder israelische Zivilisten mit
Parolen vom "heiligen Krieg" gegen die "Ungläubigen" bedrohte.
In der Abwehrreaktion "des Westens" - genauer: weiter Teile seiner artikulierten Öffentlichkeit - gegen die
"Reislamisierung" vereinten sich unterschiedliche Elemente. Eng verknüpft und manchmal schwer voneinander
zu trennen waren berechtigte Kritik an staatlichen oder individuellen Gewalttaten im Namen des Islam mit einer
übertriebenen Perzeption der eigenen Gefährdung und, damit zusammenhängend, einer diffusen Wahrnehmung
des "Gegners". Waren es nun Extremisten oder doch die Fundamentalisten oder sogar die Muslime und der
Islam, die zu gewaltsamen Gegenspielern des eigenen postmodernen Daseins geworden waren? Während
eine vereinfachte Betrachtung komplexer westlicher Gesellschaften oder auch des vielgesichtigen Christentums
auf Widerstände stoßen würde, gab und gibt es tatsächlich starke Tendenzen einer Identifikation von Islam und
Gewalt. Hinterfragt man die Gleichung, so stellt sich oft sehr rasch heraus, daß beispielsweise die Zahl
extremistischer Islamisten, die laut Verfassungsschutz in Deutschland bei etwa 1 % liegt, in der Öffentlichkeit
überschätzt wird. Zwar sind bei einer Gesamtzahl von mehr als 2 Millionen in Deutschland lebenden Muslimen
20 000 Extremisten bereits ein ernst zu nehmendes Problem, doch müssen zur Erklärung und Beseitigung
dieses Phänomens in jedem Fall die besonderen Bedingungen der Immigration und die verweigerte Integration
durch den deutschen Staat und Gesellschaft (Stichwort: Ausländerwahlrecht), Generationskonflikte, soziale
Deprivationen und organisierte Propaganda islamistischer Interessenvetreter in Rechnung gestellt werden. Eine
Betrachtung des Islam, d.h. der Religion und Kultur der islamischen Welt allein durch die Brille extremistischer
Minderheiten ist ebensowenig sinnvoll wie ein durch den neuen Rechtsradikalismus geprägtes Deutschlandbild.
Eine weitere Quelle der Gleichsetzung von Islam und Gewalt basiert auf einer Verwechslung von Religion und
Tradition mit Repression. Religion und Tradition können repressiv sein, Frauen, Töchter und Schwestern können
zum Festhalten an Lebensformen gezwungen werden, die sie selbst ablehnen, doch muß dies keineswegs der
Fall sein. Für das Gewaltbild des Islam in der westlichen Öffentlichkeit und in den Medien ist typisch, daß hier
Muslime einerseits zu Tätern, zugleich jedoch zu Opfern immanenter Repression erklärt werden, ohne daß die
Widersprüche dieser geistigen Konstellation hinterfragt werden.
Die Unterscheidung zwischen Religion, Tradition und Repression bedeutet keine Billigung islamisch
begründeter Gewalt in Familien, Gesellschaften und Staaten Nordafrikas, des Orients oder unter den Muslimen
Europas - sie ist keine verschämte Umbenennung der "Gewalt" in "Tradition" unter dem Deckmantel des
kulturellen Werterelativismus. Vielmehr soll der Blick für mehrere wichtige Tatbestände geöffnet werden. Zum
einen ist der Islam ein Oberbegriff zahlreicher Strömungen und Spielarten, die aufgeklärt,
rational-wissenschaftlich, liberal, tolerant, aber auch dogmatisch und repressiv sein können. Trotz aller
sichtbaren Tendenzen eines neuen Dogmatismus muß jeder Versuch, die Lebensrealität von nahezu einer
Milliarde Musliminnen und Muslimen auf der Erde auf ein einziges (gewaltsames) Prinzip beschränken zu
wollen, zwangsläufig scheitern.
Zum anderen trägt die "Reislamisierung" der letzten Jahrzehnte neben der mit ihr einhergehenden Intoleranz
und Gewalt für die Betroffenen - paradoxerweise - deutliche Züge einer Art "Befreiungstheologie", die viele
Ähnlichkeiten mit der Rolle des (gleichfalls konservativen) Katholizismus in Südamerika oder ehemals dem
Ostblock besitzt. Neokonservative Vorstellungen von Moral und Gesellschaft werden dabei zum Rückhalt und
"kleinsten gemeinsamen Nenner" ansonsten disparater Gesellschaftsbewegungen, die in organisierter
(Islamisten/Fundamentalisten) oder nicht-organisierter Form Unbehagen und Widerstand gegen das Versagen
des säkularen Entwicklungsstaates, gegen die "neokoloniale" Politik der westlichen Industriestaaten (wie im
Nahostkonflikt oder zur Zeit des Schahs in Iran) und gegen eine häufig wahrgenommene Bedrohung der
eigenen kulturellen Identität durch die Globalisierung der westlichen Kultur zum Ausdruck bringen sollen. Was
dem westlichen Betrachter als Repression erscheint, ist es in den Augen der Beteiligten häufig nicht. Neben der
notwendigen Kritik an Phänomenen wie Zwangsverschleierung und Folter etwa des iranischen (aber auch des
saudi-arabischen!) Regimes muß man sich daher mit der Tatsache auseinandersetzen, daß sich eine
wachsende Zahl von Musliminnen und Muslimen freiwillig und ohne Zwang traditionalistisch rückorientiert, um
die Gegenwart erfolgreicher zu bewältigen. Wer sich dieser Auseinandersetzung und Differenzierung entzieht,
der läuft Gefahr, den eigenen Blick durch einen "Aufklärungs-fundamentalismus" (Leggewie) zu "verschleiern".
Das gewalttätige Bild des Islam in den Medien
Die vorliegende Dokumentation soll exemplarisch aufzeigen, wie in den deutschen Printmedien, und zwar auch
in der sogenannten seriösen Presse (Der Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung usw.), der Öffentlichkeit ein
Islambild präsentiert wird, in der die Verbindung Islam-Gewalt zu einem primären Wesenszug wird. Die Artikel
des ersten Hauptteils stellen Negativbeispiele der Berichterstattung dar. Zwar läßt sich aus der Perspektive
wissenschaftlicher Methodik nicht beweisen, daß sie repräsentativ für das Islambild sind - doch sie zeigen in
jedem Fall, welche Fehlentwicklungen im Bereich der Religions- und Völkerbilder auch in Massenmedien
demokratischer Gesellschaften erkennbar sind. Ebenso wie andere Untersuchungen des
Forschungsschwerpunktes "Das Nahostbild in der Bundesrepublik Deutschland" beim Deutschen Orient-Institut
in Hamburg, angesiedelt im Rahmen des Forschungsschwerpunkts "Das Fremde und das Eigene" der
Volkswagen-Stiftung, belegen die dokumentierten Artikel folgenden Tatbestand: bei der Berichterstattung über
den Islam und über Muslime werden selbst anspruchsvolle überregionale Presseorgane zu intellektuellen
Sensationsblättern, die historisch vorgeprägte Feindbilder stabilisieren, statt sie zu korrigieren.
Die Gleichsetzung von Islam und Gewalt in der Presse basiert vor allem auf zwei komplementären
Mechanismen. Zum einen konzentriert sich der Journalismus auf den islamischen Extremismus, was dazu
beiträgt, daß die Mehrheit der Muslime, die den Islam weder als politische Ausdrucksform noch als
Gewaltideologie betrachtet, aus dem Öffentlichkeitsdikurs weitgehend ausgeblendet wird und allenfalls im
entkulturalisierten Kollektiv der "Ausländer" in Erscheinung tritt. Zum anderen ist nicht selten eine bewußte
sprachliche und inhaltliche Gleichsetzung von Terror, Gewalt, Extremismus und Fanatismus mit dem Islam per
se zu erkennen. Als ein Phänomen der deutschen (oder westlichen) Medienkultur erweist sich insgesamt, daß
die von einer Minderzahl radikal-extremistischer Islamisten ausgehende Gewalt und deren antiwestlicher Kurs
medial verstärkt werden. Wenn extreme Fundamentalisten in der Lage sind, sich in ihren Heimatländern als die
modernen Repräsentanten eines revitalisierten Islam darzustellen, so verdanken sie diesen Erfolg nicht zuletzt
der Mithilfe westlicher Medien, die ihre Stellung weltweit aufgewertet haben. Ohne die Absicht der Journalisten
entsteht auf diese Weise ein geradezu symbiotisches Verhältnis zwischen westlichen Medien und islamischen
Extremisten, das geeignet ist, die Tendenzen einer politischen und kulturellen Polarisierung zwischen der
islamischen und der westlichen Welt zu fördern.
Exemplarisch soll dies anhand einiger in der vorliegenden Dokumentation zusammengestellter Zeitungs- und
Zeitschriftenartikel verdeutlicht werden. Die Iranische Revolution besaß eine Langzeitwirkung und bestimmte
die deutsche Medienrezeption bis weit in die achtziger Jahre. Die Beiträge über Iran beschäftigten sich häufig
mit Gewaltfragen, wobei die entsprechenden Beiträge oft bezeichnenderweise nicht mit Titeln wie "blutiger
Extremismus", sondern - wie im Fall der Spiegel-Titelgeschichte von 1987 (10.8.1987) - mit "blutiger Islam"
überschrieben waren. Inhaltlich beschäftigte sich der Spiegel-Beitrag nachhaltig mit Fragen des
Glaubensfanatismus, mit fanatischen Schiiten und Märtyrern. Die Verbindung Islam-Blut-Tod schien unmittelbar
zu sein und wurde in Bildern (das Titelbild zeigte Khomeini in einer Grußpose, die Assoziationen mit dem
Hitlergruß hervorrief) und Worten durch die gezielte Hervorhebung von Gewaltaspekten drastisch zum Ausdruck
gebracht. Dieser Art der Berichterstattung ist entgegenzuhalten, daß in Iran zwar tatsächlich ein in vieler Hinsicht
kritisierbares, repressives Regime an der Macht war, daß jedoch die Iranische Revolution - etwa im Vergleich
zu Französischen Revolution - einen relativ unblutigen Verlauf nahm. Der anschließende Iran-Irak-Krieg von
1980 bis 1988 basierte auf einem jahrhundertealten Grenzkonflikt, er war kein Religionskrieg, sondern ein
Konflikt eindeutig benennbarer strategischer, wirtschaftlicher und regionaler Machtinteressen. Auf beiden
(islamischen) Seiten wurden (unterschiedliche) Ideologien zur Massenmobilisierung genutzt, wobei der Irak vor
allem von den USA massiv bei der "Eindämmung" Irans unterstützt wurde.
In den neunziger Jahren beschäftigten vor allem der zweite Golfkrieg und die Algerienkrise die deutschen
Medien. Dabei wurde eine - wohl nicht dominante - Tendenz erkennbar, die Invasion Kuwaits durch den Irak als
"Krieg der Kulturen" und Religionen zu betrachten (Der Spiegel 18.2.1991), was schon deshalb nicht der Fall
sein konnte, weil gerade aus dem Lager der Kriegsbefürworter immer wieder darauf hingewiesen wurde, daß
die Anti-Irak-Allianz mehrere islamische Länder, etwa den ultrakonservativen islamischen Staat Saudi-Arabien
oder das bevölkerungsreiche und kulturell zentrale Ägypten, beheimatete. Saddam Husseins Versuche einer
Funktionalisierung der Religion waren nicht nur aus westlichem Blickwinkel durchsichtig und wurden in den
islamischen Staaten mit nahezu ebenso großer Skepsis betrachtet wie der Krieg selbst. Es ist nicht
auszuschließen, daß die fortschreitende Technisierung des Krieges, der auf den Bildschirmen und in den
Printmedien lediglich noch als Blitzgewitter erkennbar wird, hinter dem das tatsächliche Leiden verschwindet,
mit einer Tendenz einhergeht, archaische Konfliktmuster des religiösen Krieges als Ersatzerklärung für das
Unsichtbare heranzuziehen.
Ähnliches trifft auch auf viele Darstellungen der Algerienkrise zu. Das Szenario, mit dem die Zeitschrift Focus
ihren Artikel über "Islamisten auf dem Weg nach Europa" einleitete (6.2.1995), zielte auf die Ängste der
eigenen Leserschaft vor unberechenbaren Entwicklungen an der benachbarten Mittelmeerküste. In Algerien, so
malte man aus, ergreifen fanatische Muslime die Macht und ein "Strom von Flüchtlingen überrennt
Südfrankreich". Zwar wurde im Verlauf des Textes darauf hingewiesen, daß nur eine Minderheit der Muslime
extremistischer Gewalt zuneigt, doch ist zu fragen, wie solche versteckten Informationen angesichts des
Übergewichts eines in islamisches Grün getauchten Bildberichts, in dem Massendemonstrationen,
Sprengstoffattentate, Weltkarten (die eine Ausbreitung des Islam suggerierten), Massengebete auf
orientalischen Staßen (die man tatsächlich nur selten sieht) und Frauen mit Panzerfäusten zu sehen waren, zur
Geltung kommen sollen? Da sich auch der Text überwiegend mit den Erscheinungsformen des Extremismus
beschäftigte, kaum jedoch mit dessen sozialen Ursachen, wurde das Islambild letztlich nahezu gänzlich aus den
Worten, Taten, Bildern und dem Habitus von Extremisten abgeleitet.
Ein eigenes Phänomen der Verknüpfung von Islam und Gewalt in den Medien ist die Vorstellung einer
islamischen Blockbildung von Marokko bis Indonesien, von der eine Bedrohung für die Politik und Kultur
Europas und des Westens ausgeht. Wie unterschiedlich hier die Berichterstattung verschiedener Zeitungen
über dieselben Ereignisse sein kann, belegt ein Vergleich der tageszeitung (3.4.1995) mit dem Spiegel
(17.4.1995). Karim El-Gawhary, in der Regel gut unterrichteter Korrespondent der tageszeitung mit Stammsitz in
Kairo, berichtete über eine von dem sudanesischen Islamistenführer Hassan al-Turabi einberufene
internationale Konferenz aus einer distanzierten und kritischen Warte, ohne dabei zu Mitteln der negativen
Emotionalisierung seiner Leserschaft zu greifen. Er beschrieb Turabi als Selbstdarsteller, den Konferenzverlauf
als im Tenor moderat, wenngleich, wie er erwähnt, Turabi über den antiislamischen Kurs des Westens
schimpfte (was die oben beschriebene "Symbiose" verdeutlicht). Der Spiegel hingegen gestaltete seinen
Beitrag weitgehend auf der Basis zusammengetragener aggressiver Parolen und Zitate ("Unsere Feinde
werden zittern") und bezeichnete die Teilnehmer als eine "Hitparade internationaler Terrororganisationen", die
eine gemeinsame antiwestliche Strategie suchten.
Wie politisch brisant solche Darstellungen des Spiegel werden können, zeigen drei weitere Beiträge (6.1.1992;
20.1.1992; 16.11.1995). Als nach einem regulären Wahlsieg der Islamisten in Algerien im Übergang der Jahre
1991/92 wenige Wochen später ein zweiter Wahlgang folgen sollte, der aller Wahrscheinlichkeit die
islamistische Majorität bestätigt hätte, veröffentlichte das Hamburger Nachrichtenmagazin mehrere lange
Beiträge über eine angebliche globale Expansion des Islam, die Gefahr der Bildung eines islamischen Blocks
"vom Atlas bis zum Indus" und eines Religionskrieges zwischen Christen und Muslimen in ganz Afrika. Das in
dieser Zeit auch in anderen Medien erkennbare antiislamistische Klima begünstigte schließlich die europäische
Tolerierung des militärisch gestützten Coups und den Abbruch der Wahlen. Ein ähnlicher Fall war die in Bonn
geplante Islam-Konferenz Ende des Jahres 1995, als Der Spiegel schon vor dem Streit um die Einladung des
iranischen Außenministers und der Absage der Konferenz das Meinungsklima durch seinen Beitrag "Europa
erobern" negativ vorprägte.
Bei der Frage islamischer Blockbildungen ist insgesamt zu berücksichtigen, daß es eine Reihe von Konflikten
innerhalb der islamischen Welt gibt, die eine mehr als lockere Solidarallianz, wie sie derzeit etwa im Rahmen
der "Islamischen Konferenz" besteht, nahezu ausschließt: den Konflikt zwischen Iran und Irak; die
unterschiedlichen Interessen der arabischen Staaten im Nahostkonflikt; den Streit zwischen Saudi-Arabien und
Iran um religiös-legitimatorische Führungsansprüche und realpolitische Interessen am "Arabischen" oder auch
"Persischen Golf"; die Grenzstreitigkeiten zwischen Sudan und Ägypten und so weiter. Nicht zuletzt die Kluft
zwischen erdölreichen und erdölarmen Staaten, wobei letztere auf ein Umverteilung des Reichtums drängen,
verhindert aller Voraussicht nach feste supranationale Blockbildungen, die darüber hinaus auch im Fall ihres
Zustandekommens keine große Gefahr für den technisch überlegenen Westen darstellen würden.
Eine reale Gefahr könnte allenfalls von Atommächten ausgehen. So ist die "islamische Bombe" (Süddeutsche
Zeitung 28./29.1.1995) denn auch zu einem Topos der deutschen wie der internationalen Presse geworden.
Doch selbst wenn man davon ausgeht, daß Atomwaffen grundsätzlich einen unkontrollierbaren Zerstörungfaktor
darstellen und daher globale Abrüstung das oberste Ziel sein muß, ist die "Kulturalisierung", die die Bombe
durch das Adjektiv "islamisch" erfährt, kaum zu rechtfertigen. Schließlich ist auch nicht von einer "jüdischen"
oder "christlichen" Atombombe die Rede. Darüber hinaus hat sich im Zusammenhang mit den algerischen
Wahlen ebenfalls gezeigt, daß mit dem Thema der "islamischen Bombe" Ängste bewußt geschürt und
politische Zielsetzungen erreicht werden können. Man kann es kaum als einen Zufall betrachten, daß
ausgerechnet in den für die innere Situation Algeriens sensiblen zwei Wochen der Zwischenwahlperiode - von
der Sunday Times ausgehend - bis heute nicht verifizierte Zeitungsmeldungen über angebliche Uranlieferungen
an Algerien (Frankfurter Allgemeine Zeitung 8.1.1992) um die Welt gingen.
Ein letzter Bereich der hier aufgeführten Beiträge zur Illustration des Gewaltbildes des Islam in den Medien
betrifft den Islam in Deutschland (Die Welt 23.4.1994; Die Welt 9.11.1994; Die Welt 1.11.1995). Dabei soll hier
nicht die Frage erörtert werden, ob und in welchen Ausmaß der Normalität des Alltagsebens der Muslime in
Deutschland von den Medien hinreichende Aufmerksamkeit geschenkt wird. Vielmehr soll die Tatsache
untersucht werden, ob die Berichterstattung über islamischen Extremismus in Deutschland den Anforderungen
an diese Form der Medienvermittlung gerecht wird. Die Ansprüche des Journalismus müssen hier besonders
hoch sein, da dieser Bereich das unmittelbare Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen beeinflussen
kann, bis hin zur möglichen Förderung von Ausländerfeindlichkeit und Rassismus durch undifferenzierte
Vorstellungen über die Gewaltsamkeit von Muslimen. Zieht man die genannten drei Beiträge heran, so ist
zunächst zu konzedieren, daß gegen eine Information über Verfassungsschutzberichte zum Thema islamischer
Extremismus grundsätzlich keine Einwände erhoben werden können. Auffällig ist jedoch in allen Fällen, daß
emotionalisierende Subtexte mitgeliefert wurden. Einmal waren es Überschriften wie "Islamische
Fundamentalisten terrorisieren und morden für Allah", ein anderes Mal Hinweise wie der, daß im Fall einer
islamistischen Machtübernahme in Algerien Deutschland "mit in den Strudel" gezogen würde oder daß der
Extremismus in den größeren Zusammenhang eines Konflikts zwischen dem Islam und dem Westen
einzuordnen sei.
Als besonders problematisch erweist sich der Beitrag "Die Mullahs am Rhein" von Rolf Stolz in Die Welt
(30.3.1994). Stolz rief zur "wehrhaften Demokratie" gegen die Gefahren des Islam auf, wobei er ausdrücklich
darauf hinwies, daß die Auseinandersetzung den Islam in seiner Gesamtheit einschloß und sich nicht auf
extreme Formen des Fundamentalismus beschränkte. Stolz` Fazit lief darauf hinaus, daß die früher gehegte
Hoffnung auf die Integration der Muslime in ein multikulturelles Gemeinwesen durch den Extremismus -
wohlgemerkt: 1 % der Muslime in Deutschland (s.o.) - endgültig enttäuscht wurde. Nach Jahrzehnten der
"unüberlegten und unkontrollierten Einwanderung", so wurde schließlich gewarnt, drohten Überbevölkerung und
Überfremdung Europas durch die Muslime. Erkennbar wird hier, daß die Darstellung des islamischen
Extremismus sich mit rechtskonservativem oder rechtsradikalem Ideengut (Fremdheit und Reinheit der
deutschen Kultur) problemlos vereinbaren läßt. Die Welt lag mit diesem Beitrag auf ihrer alten Linie der
Orientbetrachtung, die in Hans Habes Kommentar in der Welt am Sonntag anläßlich der Erdölkrise von 1973
überdeutlich zum Ausdruck kam: "Seit Jahrhunderten lehrt die Geschichte der Araber, daß die sadistische
Komponente ihres Wesens - wie das nach Freud häufig geschieht - mit der masochistischen parallel läuft: Sie
zeigen den Herrn nur, bis man ihnen den Herrn zeigt."
Medienkritik - Kritik des Islambildes
Ungeachtet der zahlreichen gravierenden Defizite der medialen Behandlung des Themas Islam und Gewalt sind
in der Presse in geringer Zahl medienkritische Beiträge zu finden, die die Verzerrungen des Islambildes in der
deutschen Öffentlichkeit thematisieren. Eine Auswahl dieser Beiträge ist im zweiten Hauptteil der
Dokumentation zusammengestellt worden. Als charakteristisch für das Medienverhalten kann bezeichnet
werden, daß sogenannte Intra-Medien-Kritik zwar vor allem seit dem zweiten Golfkrieg häufiger publiziert wird,
die Redaktionslinien sich jedoch kaum verändert haben. Eine systematische Revision des Islambildes findet,
trotz manch guter Ansätze, nicht statt.
Auf der Suche nach den Ursachen dieses Festhaltens der Medien am Gewaltbild des Islam bieten sich
zumindest drei Erklärungsvarianten an:
1.Individuelle Ebene: Bei der Beurteilung der Medienberichterstattung ist es von großer Bedeutung, Medien
und Journalisten nicht allein für alle Mißstände verantwortlich zu machen. Feindbilder werden vielmehr von
Journalisten und Lesern, d.h. von Produzenten und Konsumenten, gemeinsam entwickelt und stabilisiert,
oder aber sie sind bereits in der vorberuflichen Sozialisation des Journalisten angelegt. Feindbilder sind
in den meisten Fällen, und dies trifft in besonderem Maß auf das deutsche oder europäische Islambild zu,
geschichtsträchtig und weisen starke Beharrungskräfte auf, die sich einem raschen Wandel widersetzen.
Für die weitere Ergründung der Frage, warum Völker-, Nationen- und Religionsbilder einseitige
Negativprägungen tragen können, kann etwa die Theorie des Ethnozentrismus herangezogen werden, die
das Bedürfnis der Definition von Eigen- und Fremdgruppen als grundlegend betrachtet. Aus
sozio-pädagogischer Sicht wäre ein negatives Islambild ein Gegenbild der eigenen Selbstwahrnehmung
oder auch ein pädagogisches Abschrekkungsbeispiel. Gewaltbilder des Islam ließen sich zudem mit
einer Art "Angstlust" (Die Zeit 23.7.1993) erklären, wobei die eigenen Ängste zugleich auf ein Gegenüber
übertragen und dort bekämpft werden. Thomas Scheffler spricht in diesem Zusammenhang von einem
Widerstreit zwischen orientalischen und westlichen "Angstkulturen".
2.Institutionelle Ebene: Die Defizite des Islambildes der Medien sind ein Teilbereich eines größeren
Problems der Darstellung der "Dritten Welt". Große Untersuchungen der UNESCO in den siebziger und
achtziger Jahren sowie eine Reihe medienwissenschaftlicher Arbeiten haben gezeigt, daß Negativbilder,
daß ein Krisen- und Katastrophenjournalismus über Asien, Afrika und Lateinamerika die Regel und nicht
die Ausnahme darstellen. Aus Sicht der privatwirtschaftlich organisierten Presse, die die Nachricht in
letzter Instanz als kapitalistische "Ware" betrachtet, bieten politische und soziale
Hintergrundinformationen, die weit außerhalb des Lebensraums der Leser angesiedelt sind, nur geringe
Verkaufsschancen. Negativereignisse hingegen wirken - nach den oben genannten individuellen
Prinzipien - verkaufssteigernd. Hinzu kommt, daß die globalen Korrespondentennetze nicht nur der
Printmedien, sondern auch der Nachrichtenagenturen im Grunde zu dünn sind, um eine
flächendendeckende Beobachtung "normaler" Alltagsvorgänge und Entwicklungen zu leisten, so daß eine
krisen- und konfliktorientierte Definition der Nachricht den Kapazitäten des Journalismus entgegen
kommt.
3.Internationale Ebene: Das Islambild ist zugleich ein allgemeiner und ein spezifischer Fall der
Medienberichterstattung. Anders als andere Fremdbilder Asiens oder Afrikas suggeriert der Islam in
seiner Mehrfachfunktion als Religion, Kultur und Politikum ideologische Geschlossenheit und wird somit
zu einem bedeutsamen Faktor der Weltpolitik. Er gibt scheinbar Aufschluß über Motivationen und Ziele
eines Gegners, nämlich die ideologisch verankerte expansive Ausweitung über den Einzugsraum der
islamischen Welt hinaus ("heiliger Krieg"). Mit dem Feindbild Islam ist nach dem Ende des
Ost-West-Konflikts ein neuer "sinnstiftender" Gegensatz der internationalen Politik entstanden,
wenngleich die Kulturalisierung der gegenwärtigen Konfliktwahrnehmung unverkennbar ist.
Während die Frage nach den Ursachen des Gewaltbildes des Islam in den Medien ein hochdifferenzierter
Komplex ist, der hier nur angedeutet werden kann, ist eines heute bereits sehr deutlich erkennbar: Die
Massenmedien laufen Gefahr integraler Bestandteil einer geistigen Aufrüstung nach dem Ende des
Ost-West-Konflikts zu werden, in der sowohl in der Innen- wie in der Außenpolitik Auseinandersetzungen
zwischen dem Islam und dem Westen medial verstärkt werden.
Folgende Artikel wurden in die Analyse einbezogen
Das Gewaltbild des Islam in den Medien
Blutiger Islam (Titelstory)/ "Rache für das Blutvergießen von Mekka"/ "Für die Hingabe an das absolute
Sterben"/ "Für uns ist der Tod süßer als Honig", Der Spiegel 10.8.1987
Wasserstoffbombe des Islam, Der Spiegel 18.2.1991
Algeriens Ministerpräsident weist Berichte über Putschplan von Generälen und Uranlieferung zurück, Frankfurter
Allgemeine Zeitung 8.1.1992
"Der Duft des Imam", Der Spiegel 6.1.1992
"Die gewaltigste Seelenernte", Der Spiegel 20.1.1992
Rolf Stolz, Die Mullahs am Rhein, Die Welt 30.3.1994
Karl-Ludwig Günsche, Islam-Terror bedroht Deutschland, Die Welt 23.4.1994
Peter Scherer, Islamische Fundamentalisten terrorisieren und morden für Allah, Die Welt 4.11.1994
Karl-Ludwig Günsche, Moslem-Fundamentalisten rüsten auf, Die Welt 11.1.1995
Tomas Avenarius, Baut Teheran die "islamische Bombe"?, Süddeutsche Zeitung 28./29.1.1995
Evangelos Antonaros, "Lebende Bomben" kommen ins Paradies, Die Welt 24.1.1995
"Märtyrer sterben nicht", Der Spiegel 30.1.1995
Zittern vor Allahs Kriegern (Titelstory)/ Amir Taheri, Wilhelm Dietl, Wolfram Eberhardt, Im Namen Allahs, Focus
6.2.1995
Karim El-Gawhary, Eine islamistische Internationale, die tageszeitung 4.4.1995
Carl E. Buchalla, Der Stratege des heiligen Krieges, Süddeutsche Zeitung 7.4.1995
Wie ein Blinder, Der Spiegel 17.4.1995
Europa erobern, Der Spiegel 16.11.1995
Medienkritik - Kritik des Islambildes
Hadayatullah Hübsch, Die tödliche Gefahr und wie man sie schafft, medium 5/1980
Fritz Steppat, Kein "heiliger Krieg" um Kuwait, Der Überblick 12/1990
Sigrid Hunke, Meint der Heilige Krieg tatsächlich den Kampf mit Feuer und Schwert?, Die Welt 22.1.1991
Die Panikmacher, Süddeutsche Zeitung 16.2.1991
Nadja Odeh, Verteidigung einer Palästinenserin, Die Zeit 22.2.1991
Oliver Fahrni, Der Süden meldet sich zurück, die tageszeitung 10.1.1992
Claudia Ott/ Hubert Mohr, Das Schwert des Experten, Publizistik & Kunst, April 1992
Helmut Mejcher, Die Herausforderung durch den Islam, Das Parlament 23.10.1993
Ulrich Schneckener, Wieder schickt sich eine Gespenst an, im Abendland umzugehen, Frankfurter Rundschau
14.6.1993
Alexandra Senfft, Oh Gott, Scholl-Latour!, die tageszeitung 19.6.1993
Joachim Fritz-Vannahme, Eine Art Angstlust beim Leser, Die Zeit 23.7.1993
A. Ferdowsi, Hat sich das alte Zerrbild zu einem modernen Feindbild gewandelt?, Das Parlament 8./15.10.1993
Walter Saller, Keine Angst vor Allah/ Aufstand der Gotteskrieger, Wochenpost 13.1.1994
Walter Saller, "Islamistische Internationale?", die tageszeitung 17.2.1994
Wolfgang Günter Lerch, Den Islam nicht verteufeln, Frankfurter Allgemeine Zeitung 28.12.1994
Udo Steinbach, "Schwer zu verdauen", Die Woche 6.1.1995
Ahmad Taheri, Im Schatten des Halbmondes, Wochenpost 13.1.1995
Thomas Hartmann, Doppelmoral und Vexierbild, die tageszeitung 7.3.1995
Herbert Conrad, Die Kraft der Unterscheidung, Die Welt 27.4.1995
Zafer Senocak, Zwischen Orient und Okzident, Die Zeit 26.5.1995
Munir Ahmed/ Kai Hafez, Der Fundamentalismus ist vor allem politische motiviert, Frankfurter Allgemeine Zeitung
12.9.1995
Kai Hafez, Hoffnung auf einen Dialog, Süddeutsche Zeitung 30.9./1.10.1995
Stand: 30. August 1998, © Asienhaus Essen / Asia House Essen
Webspace and technical support provided by Asia Point Network
weiteres zum Thema Islam
Der folgende Artikel stellt die einleitende Analyse einer in dieser Veröffentlichung von
Media Watch als Dokumentation wiedergegebenen Zeitungberichte dar (siehe Aufstellung
am Ende dieses Dokuments). Die vollständige Dokumentation ist erhältlich bei Media
Watch, Brückenstr. 5-11, 50677 Köln (Tel.: 0221/20711-33; Fax: 0221/20711-51). Der Autor
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Orient-Institut in Hamburg. Der Text steht
auch zum Download zur Verfügung.
http://www.asienhaus.org/islam/kaihafez.htm
Inhalt:
Einleitung
Das gewalttätige Bild des Islam in den Medien
Medienkritik - Kritik des Islambildes
Folgende Artikel wurden in die Analyse einbezogen
Einleitung
Als mit der Iranischen Revolution von 1979 und dem Sturz des westlich orientierten Schahs Reza Pahlevi die
"Reislamisierung" der orientalischen Gesellschaften einen ersten sichtbaren Höhepunkt erreichte, reagierten
weite Teile der amerikanischen und europäischen Öffentlichkeit mit Abneigung. Die neokonservativen
Erscheinungsformen des "islamischen Staates", dessen moralisches roll-back zu einer rigiden Form religiöser
Traditionalität führte, die die Frauen wieder verschleierte und viele andere Arten des liberalen Lebensstils zu
ersticken schien, erweckte im Westen starke Widerstände. Dies war um so nachhaltiger der Fall, als der neue
"Fundamentalismus", eine Bewegung die nicht auf Iran begrenzt blieb sondern sich in der gesamten
islamischen Welt ausbreitete, sich ostentativ antiwestlich gebärdete: Ajatollah Khomeini bezeichnete die USA
als "großen Satan", er tolerierte die Besetzung der amerikanischen Botschaft in Teheran 1979-81 und ächtete
den Dichter Salman Rushdie für dessen "Satanische Verse". Eine neue Form des Extremismus tauchte auf der
Weltbühne auf, der "islamische Terrorismus", der westliche Urlauber in Ägypten oder israelische Zivilisten mit
Parolen vom "heiligen Krieg" gegen die "Ungläubigen" bedrohte.
In der Abwehrreaktion "des Westens" - genauer: weiter Teile seiner artikulierten Öffentlichkeit - gegen die
"Reislamisierung" vereinten sich unterschiedliche Elemente. Eng verknüpft und manchmal schwer voneinander
zu trennen waren berechtigte Kritik an staatlichen oder individuellen Gewalttaten im Namen des Islam mit einer
übertriebenen Perzeption der eigenen Gefährdung und, damit zusammenhängend, einer diffusen Wahrnehmung
des "Gegners". Waren es nun Extremisten oder doch die Fundamentalisten oder sogar die Muslime und der
Islam, die zu gewaltsamen Gegenspielern des eigenen postmodernen Daseins geworden waren? Während
eine vereinfachte Betrachtung komplexer westlicher Gesellschaften oder auch des vielgesichtigen Christentums
auf Widerstände stoßen würde, gab und gibt es tatsächlich starke Tendenzen einer Identifikation von Islam und
Gewalt. Hinterfragt man die Gleichung, so stellt sich oft sehr rasch heraus, daß beispielsweise die Zahl
extremistischer Islamisten, die laut Verfassungsschutz in Deutschland bei etwa 1 % liegt, in der Öffentlichkeit
überschätzt wird. Zwar sind bei einer Gesamtzahl von mehr als 2 Millionen in Deutschland lebenden Muslimen
20 000 Extremisten bereits ein ernst zu nehmendes Problem, doch müssen zur Erklärung und Beseitigung
dieses Phänomens in jedem Fall die besonderen Bedingungen der Immigration und die verweigerte Integration
durch den deutschen Staat und Gesellschaft (Stichwort: Ausländerwahlrecht), Generationskonflikte, soziale
Deprivationen und organisierte Propaganda islamistischer Interessenvetreter in Rechnung gestellt werden. Eine
Betrachtung des Islam, d.h. der Religion und Kultur der islamischen Welt allein durch die Brille extremistischer
Minderheiten ist ebensowenig sinnvoll wie ein durch den neuen Rechtsradikalismus geprägtes Deutschlandbild.
Eine weitere Quelle der Gleichsetzung von Islam und Gewalt basiert auf einer Verwechslung von Religion und
Tradition mit Repression. Religion und Tradition können repressiv sein, Frauen, Töchter und Schwestern können
zum Festhalten an Lebensformen gezwungen werden, die sie selbst ablehnen, doch muß dies keineswegs der
Fall sein. Für das Gewaltbild des Islam in der westlichen Öffentlichkeit und in den Medien ist typisch, daß hier
Muslime einerseits zu Tätern, zugleich jedoch zu Opfern immanenter Repression erklärt werden, ohne daß die
Widersprüche dieser geistigen Konstellation hinterfragt werden.
Die Unterscheidung zwischen Religion, Tradition und Repression bedeutet keine Billigung islamisch
begründeter Gewalt in Familien, Gesellschaften und Staaten Nordafrikas, des Orients oder unter den Muslimen
Europas - sie ist keine verschämte Umbenennung der "Gewalt" in "Tradition" unter dem Deckmantel des
kulturellen Werterelativismus. Vielmehr soll der Blick für mehrere wichtige Tatbestände geöffnet werden. Zum
einen ist der Islam ein Oberbegriff zahlreicher Strömungen und Spielarten, die aufgeklärt,
rational-wissenschaftlich, liberal, tolerant, aber auch dogmatisch und repressiv sein können. Trotz aller
sichtbaren Tendenzen eines neuen Dogmatismus muß jeder Versuch, die Lebensrealität von nahezu einer
Milliarde Musliminnen und Muslimen auf der Erde auf ein einziges (gewaltsames) Prinzip beschränken zu
wollen, zwangsläufig scheitern.
Zum anderen trägt die "Reislamisierung" der letzten Jahrzehnte neben der mit ihr einhergehenden Intoleranz
und Gewalt für die Betroffenen - paradoxerweise - deutliche Züge einer Art "Befreiungstheologie", die viele
Ähnlichkeiten mit der Rolle des (gleichfalls konservativen) Katholizismus in Südamerika oder ehemals dem
Ostblock besitzt. Neokonservative Vorstellungen von Moral und Gesellschaft werden dabei zum Rückhalt und
"kleinsten gemeinsamen Nenner" ansonsten disparater Gesellschaftsbewegungen, die in organisierter
(Islamisten/Fundamentalisten) oder nicht-organisierter Form Unbehagen und Widerstand gegen das Versagen
des säkularen Entwicklungsstaates, gegen die "neokoloniale" Politik der westlichen Industriestaaten (wie im
Nahostkonflikt oder zur Zeit des Schahs in Iran) und gegen eine häufig wahrgenommene Bedrohung der
eigenen kulturellen Identität durch die Globalisierung der westlichen Kultur zum Ausdruck bringen sollen. Was
dem westlichen Betrachter als Repression erscheint, ist es in den Augen der Beteiligten häufig nicht. Neben der
notwendigen Kritik an Phänomenen wie Zwangsverschleierung und Folter etwa des iranischen (aber auch des
saudi-arabischen!) Regimes muß man sich daher mit der Tatsache auseinandersetzen, daß sich eine
wachsende Zahl von Musliminnen und Muslimen freiwillig und ohne Zwang traditionalistisch rückorientiert, um
die Gegenwart erfolgreicher zu bewältigen. Wer sich dieser Auseinandersetzung und Differenzierung entzieht,
der läuft Gefahr, den eigenen Blick durch einen "Aufklärungs-fundamentalismus" (Leggewie) zu "verschleiern".
Das gewalttätige Bild des Islam in den Medien
Die vorliegende Dokumentation soll exemplarisch aufzeigen, wie in den deutschen Printmedien, und zwar auch
in der sogenannten seriösen Presse (Der Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung usw.), der Öffentlichkeit ein
Islambild präsentiert wird, in der die Verbindung Islam-Gewalt zu einem primären Wesenszug wird. Die Artikel
des ersten Hauptteils stellen Negativbeispiele der Berichterstattung dar. Zwar läßt sich aus der Perspektive
wissenschaftlicher Methodik nicht beweisen, daß sie repräsentativ für das Islambild sind - doch sie zeigen in
jedem Fall, welche Fehlentwicklungen im Bereich der Religions- und Völkerbilder auch in Massenmedien
demokratischer Gesellschaften erkennbar sind. Ebenso wie andere Untersuchungen des
Forschungsschwerpunktes "Das Nahostbild in der Bundesrepublik Deutschland" beim Deutschen Orient-Institut
in Hamburg, angesiedelt im Rahmen des Forschungsschwerpunkts "Das Fremde und das Eigene" der
Volkswagen-Stiftung, belegen die dokumentierten Artikel folgenden Tatbestand: bei der Berichterstattung über
den Islam und über Muslime werden selbst anspruchsvolle überregionale Presseorgane zu intellektuellen
Sensationsblättern, die historisch vorgeprägte Feindbilder stabilisieren, statt sie zu korrigieren.
Die Gleichsetzung von Islam und Gewalt in der Presse basiert vor allem auf zwei komplementären
Mechanismen. Zum einen konzentriert sich der Journalismus auf den islamischen Extremismus, was dazu
beiträgt, daß die Mehrheit der Muslime, die den Islam weder als politische Ausdrucksform noch als
Gewaltideologie betrachtet, aus dem Öffentlichkeitsdikurs weitgehend ausgeblendet wird und allenfalls im
entkulturalisierten Kollektiv der "Ausländer" in Erscheinung tritt. Zum anderen ist nicht selten eine bewußte
sprachliche und inhaltliche Gleichsetzung von Terror, Gewalt, Extremismus und Fanatismus mit dem Islam per
se zu erkennen. Als ein Phänomen der deutschen (oder westlichen) Medienkultur erweist sich insgesamt, daß
die von einer Minderzahl radikal-extremistischer Islamisten ausgehende Gewalt und deren antiwestlicher Kurs
medial verstärkt werden. Wenn extreme Fundamentalisten in der Lage sind, sich in ihren Heimatländern als die
modernen Repräsentanten eines revitalisierten Islam darzustellen, so verdanken sie diesen Erfolg nicht zuletzt
der Mithilfe westlicher Medien, die ihre Stellung weltweit aufgewertet haben. Ohne die Absicht der Journalisten
entsteht auf diese Weise ein geradezu symbiotisches Verhältnis zwischen westlichen Medien und islamischen
Extremisten, das geeignet ist, die Tendenzen einer politischen und kulturellen Polarisierung zwischen der
islamischen und der westlichen Welt zu fördern.
Exemplarisch soll dies anhand einiger in der vorliegenden Dokumentation zusammengestellter Zeitungs- und
Zeitschriftenartikel verdeutlicht werden. Die Iranische Revolution besaß eine Langzeitwirkung und bestimmte
die deutsche Medienrezeption bis weit in die achtziger Jahre. Die Beiträge über Iran beschäftigten sich häufig
mit Gewaltfragen, wobei die entsprechenden Beiträge oft bezeichnenderweise nicht mit Titeln wie "blutiger
Extremismus", sondern - wie im Fall der Spiegel-Titelgeschichte von 1987 (10.8.1987) - mit "blutiger Islam"
überschrieben waren. Inhaltlich beschäftigte sich der Spiegel-Beitrag nachhaltig mit Fragen des
Glaubensfanatismus, mit fanatischen Schiiten und Märtyrern. Die Verbindung Islam-Blut-Tod schien unmittelbar
zu sein und wurde in Bildern (das Titelbild zeigte Khomeini in einer Grußpose, die Assoziationen mit dem
Hitlergruß hervorrief) und Worten durch die gezielte Hervorhebung von Gewaltaspekten drastisch zum Ausdruck
gebracht. Dieser Art der Berichterstattung ist entgegenzuhalten, daß in Iran zwar tatsächlich ein in vieler Hinsicht
kritisierbares, repressives Regime an der Macht war, daß jedoch die Iranische Revolution - etwa im Vergleich
zu Französischen Revolution - einen relativ unblutigen Verlauf nahm. Der anschließende Iran-Irak-Krieg von
1980 bis 1988 basierte auf einem jahrhundertealten Grenzkonflikt, er war kein Religionskrieg, sondern ein
Konflikt eindeutig benennbarer strategischer, wirtschaftlicher und regionaler Machtinteressen. Auf beiden
(islamischen) Seiten wurden (unterschiedliche) Ideologien zur Massenmobilisierung genutzt, wobei der Irak vor
allem von den USA massiv bei der "Eindämmung" Irans unterstützt wurde.
In den neunziger Jahren beschäftigten vor allem der zweite Golfkrieg und die Algerienkrise die deutschen
Medien. Dabei wurde eine - wohl nicht dominante - Tendenz erkennbar, die Invasion Kuwaits durch den Irak als
"Krieg der Kulturen" und Religionen zu betrachten (Der Spiegel 18.2.1991), was schon deshalb nicht der Fall
sein konnte, weil gerade aus dem Lager der Kriegsbefürworter immer wieder darauf hingewiesen wurde, daß
die Anti-Irak-Allianz mehrere islamische Länder, etwa den ultrakonservativen islamischen Staat Saudi-Arabien
oder das bevölkerungsreiche und kulturell zentrale Ägypten, beheimatete. Saddam Husseins Versuche einer
Funktionalisierung der Religion waren nicht nur aus westlichem Blickwinkel durchsichtig und wurden in den
islamischen Staaten mit nahezu ebenso großer Skepsis betrachtet wie der Krieg selbst. Es ist nicht
auszuschließen, daß die fortschreitende Technisierung des Krieges, der auf den Bildschirmen und in den
Printmedien lediglich noch als Blitzgewitter erkennbar wird, hinter dem das tatsächliche Leiden verschwindet,
mit einer Tendenz einhergeht, archaische Konfliktmuster des religiösen Krieges als Ersatzerklärung für das
Unsichtbare heranzuziehen.
Ähnliches trifft auch auf viele Darstellungen der Algerienkrise zu. Das Szenario, mit dem die Zeitschrift Focus
ihren Artikel über "Islamisten auf dem Weg nach Europa" einleitete (6.2.1995), zielte auf die Ängste der
eigenen Leserschaft vor unberechenbaren Entwicklungen an der benachbarten Mittelmeerküste. In Algerien, so
malte man aus, ergreifen fanatische Muslime die Macht und ein "Strom von Flüchtlingen überrennt
Südfrankreich". Zwar wurde im Verlauf des Textes darauf hingewiesen, daß nur eine Minderheit der Muslime
extremistischer Gewalt zuneigt, doch ist zu fragen, wie solche versteckten Informationen angesichts des
Übergewichts eines in islamisches Grün getauchten Bildberichts, in dem Massendemonstrationen,
Sprengstoffattentate, Weltkarten (die eine Ausbreitung des Islam suggerierten), Massengebete auf
orientalischen Staßen (die man tatsächlich nur selten sieht) und Frauen mit Panzerfäusten zu sehen waren, zur
Geltung kommen sollen? Da sich auch der Text überwiegend mit den Erscheinungsformen des Extremismus
beschäftigte, kaum jedoch mit dessen sozialen Ursachen, wurde das Islambild letztlich nahezu gänzlich aus den
Worten, Taten, Bildern und dem Habitus von Extremisten abgeleitet.
Ein eigenes Phänomen der Verknüpfung von Islam und Gewalt in den Medien ist die Vorstellung einer
islamischen Blockbildung von Marokko bis Indonesien, von der eine Bedrohung für die Politik und Kultur
Europas und des Westens ausgeht. Wie unterschiedlich hier die Berichterstattung verschiedener Zeitungen
über dieselben Ereignisse sein kann, belegt ein Vergleich der tageszeitung (3.4.1995) mit dem Spiegel
(17.4.1995). Karim El-Gawhary, in der Regel gut unterrichteter Korrespondent der tageszeitung mit Stammsitz in
Kairo, berichtete über eine von dem sudanesischen Islamistenführer Hassan al-Turabi einberufene
internationale Konferenz aus einer distanzierten und kritischen Warte, ohne dabei zu Mitteln der negativen
Emotionalisierung seiner Leserschaft zu greifen. Er beschrieb Turabi als Selbstdarsteller, den Konferenzverlauf
als im Tenor moderat, wenngleich, wie er erwähnt, Turabi über den antiislamischen Kurs des Westens
schimpfte (was die oben beschriebene "Symbiose" verdeutlicht). Der Spiegel hingegen gestaltete seinen
Beitrag weitgehend auf der Basis zusammengetragener aggressiver Parolen und Zitate ("Unsere Feinde
werden zittern") und bezeichnete die Teilnehmer als eine "Hitparade internationaler Terrororganisationen", die
eine gemeinsame antiwestliche Strategie suchten.
Wie politisch brisant solche Darstellungen des Spiegel werden können, zeigen drei weitere Beiträge (6.1.1992;
20.1.1992; 16.11.1995). Als nach einem regulären Wahlsieg der Islamisten in Algerien im Übergang der Jahre
1991/92 wenige Wochen später ein zweiter Wahlgang folgen sollte, der aller Wahrscheinlichkeit die
islamistische Majorität bestätigt hätte, veröffentlichte das Hamburger Nachrichtenmagazin mehrere lange
Beiträge über eine angebliche globale Expansion des Islam, die Gefahr der Bildung eines islamischen Blocks
"vom Atlas bis zum Indus" und eines Religionskrieges zwischen Christen und Muslimen in ganz Afrika. Das in
dieser Zeit auch in anderen Medien erkennbare antiislamistische Klima begünstigte schließlich die europäische
Tolerierung des militärisch gestützten Coups und den Abbruch der Wahlen. Ein ähnlicher Fall war die in Bonn
geplante Islam-Konferenz Ende des Jahres 1995, als Der Spiegel schon vor dem Streit um die Einladung des
iranischen Außenministers und der Absage der Konferenz das Meinungsklima durch seinen Beitrag "Europa
erobern" negativ vorprägte.
Bei der Frage islamischer Blockbildungen ist insgesamt zu berücksichtigen, daß es eine Reihe von Konflikten
innerhalb der islamischen Welt gibt, die eine mehr als lockere Solidarallianz, wie sie derzeit etwa im Rahmen
der "Islamischen Konferenz" besteht, nahezu ausschließt: den Konflikt zwischen Iran und Irak; die
unterschiedlichen Interessen der arabischen Staaten im Nahostkonflikt; den Streit zwischen Saudi-Arabien und
Iran um religiös-legitimatorische Führungsansprüche und realpolitische Interessen am "Arabischen" oder auch
"Persischen Golf"; die Grenzstreitigkeiten zwischen Sudan und Ägypten und so weiter. Nicht zuletzt die Kluft
zwischen erdölreichen und erdölarmen Staaten, wobei letztere auf ein Umverteilung des Reichtums drängen,
verhindert aller Voraussicht nach feste supranationale Blockbildungen, die darüber hinaus auch im Fall ihres
Zustandekommens keine große Gefahr für den technisch überlegenen Westen darstellen würden.
Eine reale Gefahr könnte allenfalls von Atommächten ausgehen. So ist die "islamische Bombe" (Süddeutsche
Zeitung 28./29.1.1995) denn auch zu einem Topos der deutschen wie der internationalen Presse geworden.
Doch selbst wenn man davon ausgeht, daß Atomwaffen grundsätzlich einen unkontrollierbaren Zerstörungfaktor
darstellen und daher globale Abrüstung das oberste Ziel sein muß, ist die "Kulturalisierung", die die Bombe
durch das Adjektiv "islamisch" erfährt, kaum zu rechtfertigen. Schließlich ist auch nicht von einer "jüdischen"
oder "christlichen" Atombombe die Rede. Darüber hinaus hat sich im Zusammenhang mit den algerischen
Wahlen ebenfalls gezeigt, daß mit dem Thema der "islamischen Bombe" Ängste bewußt geschürt und
politische Zielsetzungen erreicht werden können. Man kann es kaum als einen Zufall betrachten, daß
ausgerechnet in den für die innere Situation Algeriens sensiblen zwei Wochen der Zwischenwahlperiode - von
der Sunday Times ausgehend - bis heute nicht verifizierte Zeitungsmeldungen über angebliche Uranlieferungen
an Algerien (Frankfurter Allgemeine Zeitung 8.1.1992) um die Welt gingen.
Ein letzter Bereich der hier aufgeführten Beiträge zur Illustration des Gewaltbildes des Islam in den Medien
betrifft den Islam in Deutschland (Die Welt 23.4.1994; Die Welt 9.11.1994; Die Welt 1.11.1995). Dabei soll hier
nicht die Frage erörtert werden, ob und in welchen Ausmaß der Normalität des Alltagsebens der Muslime in
Deutschland von den Medien hinreichende Aufmerksamkeit geschenkt wird. Vielmehr soll die Tatsache
untersucht werden, ob die Berichterstattung über islamischen Extremismus in Deutschland den Anforderungen
an diese Form der Medienvermittlung gerecht wird. Die Ansprüche des Journalismus müssen hier besonders
hoch sein, da dieser Bereich das unmittelbare Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen beeinflussen
kann, bis hin zur möglichen Förderung von Ausländerfeindlichkeit und Rassismus durch undifferenzierte
Vorstellungen über die Gewaltsamkeit von Muslimen. Zieht man die genannten drei Beiträge heran, so ist
zunächst zu konzedieren, daß gegen eine Information über Verfassungsschutzberichte zum Thema islamischer
Extremismus grundsätzlich keine Einwände erhoben werden können. Auffällig ist jedoch in allen Fällen, daß
emotionalisierende Subtexte mitgeliefert wurden. Einmal waren es Überschriften wie "Islamische
Fundamentalisten terrorisieren und morden für Allah", ein anderes Mal Hinweise wie der, daß im Fall einer
islamistischen Machtübernahme in Algerien Deutschland "mit in den Strudel" gezogen würde oder daß der
Extremismus in den größeren Zusammenhang eines Konflikts zwischen dem Islam und dem Westen
einzuordnen sei.
Als besonders problematisch erweist sich der Beitrag "Die Mullahs am Rhein" von Rolf Stolz in Die Welt
(30.3.1994). Stolz rief zur "wehrhaften Demokratie" gegen die Gefahren des Islam auf, wobei er ausdrücklich
darauf hinwies, daß die Auseinandersetzung den Islam in seiner Gesamtheit einschloß und sich nicht auf
extreme Formen des Fundamentalismus beschränkte. Stolz` Fazit lief darauf hinaus, daß die früher gehegte
Hoffnung auf die Integration der Muslime in ein multikulturelles Gemeinwesen durch den Extremismus -
wohlgemerkt: 1 % der Muslime in Deutschland (s.o.) - endgültig enttäuscht wurde. Nach Jahrzehnten der
"unüberlegten und unkontrollierten Einwanderung", so wurde schließlich gewarnt, drohten Überbevölkerung und
Überfremdung Europas durch die Muslime. Erkennbar wird hier, daß die Darstellung des islamischen
Extremismus sich mit rechtskonservativem oder rechtsradikalem Ideengut (Fremdheit und Reinheit der
deutschen Kultur) problemlos vereinbaren läßt. Die Welt lag mit diesem Beitrag auf ihrer alten Linie der
Orientbetrachtung, die in Hans Habes Kommentar in der Welt am Sonntag anläßlich der Erdölkrise von 1973
überdeutlich zum Ausdruck kam: "Seit Jahrhunderten lehrt die Geschichte der Araber, daß die sadistische
Komponente ihres Wesens - wie das nach Freud häufig geschieht - mit der masochistischen parallel läuft: Sie
zeigen den Herrn nur, bis man ihnen den Herrn zeigt."
Medienkritik - Kritik des Islambildes
Ungeachtet der zahlreichen gravierenden Defizite der medialen Behandlung des Themas Islam und Gewalt sind
in der Presse in geringer Zahl medienkritische Beiträge zu finden, die die Verzerrungen des Islambildes in der
deutschen Öffentlichkeit thematisieren. Eine Auswahl dieser Beiträge ist im zweiten Hauptteil der
Dokumentation zusammengestellt worden. Als charakteristisch für das Medienverhalten kann bezeichnet
werden, daß sogenannte Intra-Medien-Kritik zwar vor allem seit dem zweiten Golfkrieg häufiger publiziert wird,
die Redaktionslinien sich jedoch kaum verändert haben. Eine systematische Revision des Islambildes findet,
trotz manch guter Ansätze, nicht statt.
Auf der Suche nach den Ursachen dieses Festhaltens der Medien am Gewaltbild des Islam bieten sich
zumindest drei Erklärungsvarianten an:
1.Individuelle Ebene: Bei der Beurteilung der Medienberichterstattung ist es von großer Bedeutung, Medien
und Journalisten nicht allein für alle Mißstände verantwortlich zu machen. Feindbilder werden vielmehr von
Journalisten und Lesern, d.h. von Produzenten und Konsumenten, gemeinsam entwickelt und stabilisiert,
oder aber sie sind bereits in der vorberuflichen Sozialisation des Journalisten angelegt. Feindbilder sind
in den meisten Fällen, und dies trifft in besonderem Maß auf das deutsche oder europäische Islambild zu,
geschichtsträchtig und weisen starke Beharrungskräfte auf, die sich einem raschen Wandel widersetzen.
Für die weitere Ergründung der Frage, warum Völker-, Nationen- und Religionsbilder einseitige
Negativprägungen tragen können, kann etwa die Theorie des Ethnozentrismus herangezogen werden, die
das Bedürfnis der Definition von Eigen- und Fremdgruppen als grundlegend betrachtet. Aus
sozio-pädagogischer Sicht wäre ein negatives Islambild ein Gegenbild der eigenen Selbstwahrnehmung
oder auch ein pädagogisches Abschrekkungsbeispiel. Gewaltbilder des Islam ließen sich zudem mit
einer Art "Angstlust" (Die Zeit 23.7.1993) erklären, wobei die eigenen Ängste zugleich auf ein Gegenüber
übertragen und dort bekämpft werden. Thomas Scheffler spricht in diesem Zusammenhang von einem
Widerstreit zwischen orientalischen und westlichen "Angstkulturen".
2.Institutionelle Ebene: Die Defizite des Islambildes der Medien sind ein Teilbereich eines größeren
Problems der Darstellung der "Dritten Welt". Große Untersuchungen der UNESCO in den siebziger und
achtziger Jahren sowie eine Reihe medienwissenschaftlicher Arbeiten haben gezeigt, daß Negativbilder,
daß ein Krisen- und Katastrophenjournalismus über Asien, Afrika und Lateinamerika die Regel und nicht
die Ausnahme darstellen. Aus Sicht der privatwirtschaftlich organisierten Presse, die die Nachricht in
letzter Instanz als kapitalistische "Ware" betrachtet, bieten politische und soziale
Hintergrundinformationen, die weit außerhalb des Lebensraums der Leser angesiedelt sind, nur geringe
Verkaufsschancen. Negativereignisse hingegen wirken - nach den oben genannten individuellen
Prinzipien - verkaufssteigernd. Hinzu kommt, daß die globalen Korrespondentennetze nicht nur der
Printmedien, sondern auch der Nachrichtenagenturen im Grunde zu dünn sind, um eine
flächendendeckende Beobachtung "normaler" Alltagsvorgänge und Entwicklungen zu leisten, so daß eine
krisen- und konfliktorientierte Definition der Nachricht den Kapazitäten des Journalismus entgegen
kommt.
3.Internationale Ebene: Das Islambild ist zugleich ein allgemeiner und ein spezifischer Fall der
Medienberichterstattung. Anders als andere Fremdbilder Asiens oder Afrikas suggeriert der Islam in
seiner Mehrfachfunktion als Religion, Kultur und Politikum ideologische Geschlossenheit und wird somit
zu einem bedeutsamen Faktor der Weltpolitik. Er gibt scheinbar Aufschluß über Motivationen und Ziele
eines Gegners, nämlich die ideologisch verankerte expansive Ausweitung über den Einzugsraum der
islamischen Welt hinaus ("heiliger Krieg"). Mit dem Feindbild Islam ist nach dem Ende des
Ost-West-Konflikts ein neuer "sinnstiftender" Gegensatz der internationalen Politik entstanden,
wenngleich die Kulturalisierung der gegenwärtigen Konfliktwahrnehmung unverkennbar ist.
Während die Frage nach den Ursachen des Gewaltbildes des Islam in den Medien ein hochdifferenzierter
Komplex ist, der hier nur angedeutet werden kann, ist eines heute bereits sehr deutlich erkennbar: Die
Massenmedien laufen Gefahr integraler Bestandteil einer geistigen Aufrüstung nach dem Ende des
Ost-West-Konflikts zu werden, in der sowohl in der Innen- wie in der Außenpolitik Auseinandersetzungen
zwischen dem Islam und dem Westen medial verstärkt werden.
Folgende Artikel wurden in die Analyse einbezogen
Das Gewaltbild des Islam in den Medien
Blutiger Islam (Titelstory)/ "Rache für das Blutvergießen von Mekka"/ "Für die Hingabe an das absolute
Sterben"/ "Für uns ist der Tod süßer als Honig", Der Spiegel 10.8.1987
Wasserstoffbombe des Islam, Der Spiegel 18.2.1991
Algeriens Ministerpräsident weist Berichte über Putschplan von Generälen und Uranlieferung zurück, Frankfurter
Allgemeine Zeitung 8.1.1992
"Der Duft des Imam", Der Spiegel 6.1.1992
"Die gewaltigste Seelenernte", Der Spiegel 20.1.1992
Rolf Stolz, Die Mullahs am Rhein, Die Welt 30.3.1994
Karl-Ludwig Günsche, Islam-Terror bedroht Deutschland, Die Welt 23.4.1994
Peter Scherer, Islamische Fundamentalisten terrorisieren und morden für Allah, Die Welt 4.11.1994
Karl-Ludwig Günsche, Moslem-Fundamentalisten rüsten auf, Die Welt 11.1.1995
Tomas Avenarius, Baut Teheran die "islamische Bombe"?, Süddeutsche Zeitung 28./29.1.1995
Evangelos Antonaros, "Lebende Bomben" kommen ins Paradies, Die Welt 24.1.1995
"Märtyrer sterben nicht", Der Spiegel 30.1.1995
Zittern vor Allahs Kriegern (Titelstory)/ Amir Taheri, Wilhelm Dietl, Wolfram Eberhardt, Im Namen Allahs, Focus
6.2.1995
Karim El-Gawhary, Eine islamistische Internationale, die tageszeitung 4.4.1995
Carl E. Buchalla, Der Stratege des heiligen Krieges, Süddeutsche Zeitung 7.4.1995
Wie ein Blinder, Der Spiegel 17.4.1995
Europa erobern, Der Spiegel 16.11.1995
Medienkritik - Kritik des Islambildes
Hadayatullah Hübsch, Die tödliche Gefahr und wie man sie schafft, medium 5/1980
Fritz Steppat, Kein "heiliger Krieg" um Kuwait, Der Überblick 12/1990
Sigrid Hunke, Meint der Heilige Krieg tatsächlich den Kampf mit Feuer und Schwert?, Die Welt 22.1.1991
Die Panikmacher, Süddeutsche Zeitung 16.2.1991
Nadja Odeh, Verteidigung einer Palästinenserin, Die Zeit 22.2.1991
Oliver Fahrni, Der Süden meldet sich zurück, die tageszeitung 10.1.1992
Claudia Ott/ Hubert Mohr, Das Schwert des Experten, Publizistik & Kunst, April 1992
Helmut Mejcher, Die Herausforderung durch den Islam, Das Parlament 23.10.1993
Ulrich Schneckener, Wieder schickt sich eine Gespenst an, im Abendland umzugehen, Frankfurter Rundschau
14.6.1993
Alexandra Senfft, Oh Gott, Scholl-Latour!, die tageszeitung 19.6.1993
Joachim Fritz-Vannahme, Eine Art Angstlust beim Leser, Die Zeit 23.7.1993
A. Ferdowsi, Hat sich das alte Zerrbild zu einem modernen Feindbild gewandelt?, Das Parlament 8./15.10.1993
Walter Saller, Keine Angst vor Allah/ Aufstand der Gotteskrieger, Wochenpost 13.1.1994
Walter Saller, "Islamistische Internationale?", die tageszeitung 17.2.1994
Wolfgang Günter Lerch, Den Islam nicht verteufeln, Frankfurter Allgemeine Zeitung 28.12.1994
Udo Steinbach, "Schwer zu verdauen", Die Woche 6.1.1995
Ahmad Taheri, Im Schatten des Halbmondes, Wochenpost 13.1.1995
Thomas Hartmann, Doppelmoral und Vexierbild, die tageszeitung 7.3.1995
Herbert Conrad, Die Kraft der Unterscheidung, Die Welt 27.4.1995
Zafer Senocak, Zwischen Orient und Okzident, Die Zeit 26.5.1995
Munir Ahmed/ Kai Hafez, Der Fundamentalismus ist vor allem politische motiviert, Frankfurter Allgemeine Zeitung
12.9.1995
Kai Hafez, Hoffnung auf einen Dialog, Süddeutsche Zeitung 30.9./1.10.1995
Stand: 30. August 1998, © Asienhaus Essen / Asia House Essen
Webspace and technical support provided by Asia Point Network
Ich amüsiere mich eigentlich bei dem Gedanken daran, wie schnell doch solch ein "HEILIGER" Krieg beendet sein kann, sobald die Schreihälse merken, dass Krieg was anderes bedeutet als Puppen anzünden, Fahnen verbrennen und großmäuligen Schwachsinn durch die Gegend zu brüllen.
Da sind die versprochenen Jungfrauen anscheinend kein besonderer Anreiz mehr, und die stolzen Krieger, die "bis zum letzten Blutstropfen" kämpfen wollten, immerhin ja für keinen Geringeren als Allah und dessen Gesandten auf Erden, Bin Laden, werden zu jämmerlichen Figuren, die zu Kreuze kriechen.
Jaja, wie das Leben so spielt. Den Mund zu voll genommen und an den Brocken erstickt ...
Da sind die versprochenen Jungfrauen anscheinend kein besonderer Anreiz mehr, und die stolzen Krieger, die "bis zum letzten Blutstropfen" kämpfen wollten, immerhin ja für keinen Geringeren als Allah und dessen Gesandten auf Erden, Bin Laden, werden zu jämmerlichen Figuren, die zu Kreuze kriechen.
Jaja, wie das Leben so spielt. Den Mund zu voll genommen und an den Brocken erstickt ...
Da haste Recht!
In Palästina ist es auch so!
Die Großmäuler verschanzen sich im Hinterland neben Kindergärten und Schulen.
Ihre Jugend schicken sie mit Bomben um den Bauch nach Jerusalam und Tel Aviv.
Wehrt sich dann Israel, schreien sie nach Hilfe in der ganzen Welt!
In Palästina ist es auch so!
Die Großmäuler verschanzen sich im Hinterland neben Kindergärten und Schulen.
Ihre Jugend schicken sie mit Bomben um den Bauch nach Jerusalam und Tel Aviv.
Wehrt sich dann Israel, schreien sie nach Hilfe in der ganzen Welt!
Was treibt die Moslems zum Heiligen Krieg ?
Moslems berufen sich in ihren Dialogen mit Christen auf das Neue Testament, in dem es heißt, dass „viele Male und auf vielerlei Weise Gott einst zu den Vätern gesprochen hat durch die Propheten” (Hebräer 1, 1). Dieses einst in Vergangenheitsform verfälschen sie in ein einst der Zukunftsform und behaupten, dass Gott zuerst durch Abraham, dann durch Moses und durch Jesus und zuletzt durch Mohammed geredet habe.
Sie behaupten, Allah sei der Name Gottes. Der Name des monotheistischen und damit einzigen Gottes heißt in der Bibel jedoch JHWH und hat weder sprachlich noch historisch etwas mit dem Begriff Allah zu tun. Wer die Entstehung des Islam kennt, weiß, dass es zur Zeit Mohammeds (570-632 n. Chr.) in Arabien gemäß des arabischen Mondjahres, das 355 bzw. 354 Tage zählt, 355 Stammesgötter gab. Einer davon hieß Allah.
Mohammed gehörte zur Sippe der Haschemiten, die wiederum ein Teil des Stammes Quraysch war. Als die Haschemiten unter der Führung von Mohammed die übrigen Stämme Arabiens besiegt und die Qurayschiten, mit denen sie vorher einen Friedensvertrag abgeschlossen hatten, umgebracht hatten, proklamierte er: „Allah hu-Akbar”, d.h. nicht „Allah ist groß”, sondern „Allah ist größer” im Sinn von Mohammeds Stammesgott ist größer als die Götter der anderen Stämme.
Nachdem Mohammed alle Stämme unter seine Fahne gebracht hatte, zog er aus, um den Rest der Welt zu erobern. Damit begann der Djihad, der Heilige Krieg. Mohammed teilte die Welt in drei Teile ein, in das
1. Gebiet des Islam – Dar al-Islam,
2. Gebiet des Krieges – Dar al-Harb
3. Gebiet des Vertrages – Dar al-Ahd.
Das Gebiet des Islam ist das Gebiet, das rein islamisch ist. Das Gebiet des Krieges muss noch erobert werden. Das Gebiet des Vertrages besteht, wie bei den Qurayschiten, nur solange, bis es, wenn sich die Verbündeten wegen des Abkommens in Sicherheit wähnen, besiegt werden kann.
Warum ziehen die Moslems wegen Israel, das 613 mal kleiner ist als ihr Gebiet, in den Heiligen Krieg? In Israel leben 252 Menschen auf einem Quadratkilometer und in dem Gebiet des Islam nur 18, d.h. es geht ihnen also nicht um Raum. Der wahre Hintergrund, dass Moslems sich als Selbstmordterroristen in den Tod stürzen, hat tiefere Dimensionen. Gemäß islamischem Dogma steht das einmal zum Gebiet des Islam erklärte Land unter dem direkten Schutz Allahs, der persönlich dafür garantiert, dass es auf ewig islamisch bleibt. Allahs Glaubwürdigkeit hängt also davon ab, dass das Gebiet des Islam immer Gebiet des Islam bleibt.
Die Moslems stritten sich permanent mit den Herren des Heiligen Landes, mit Byzantinern und Kreuzfahrern, bis sie 1517 Herr über das Heilige Land wurden. Damit erklärten sie es zum Gebiet des Islam, zum Gebiet, das ihnen nie mehr entrissen werden kann, weil es nun unter Allahs persönlichem Schutz stehen würde. Damit begann der heutige Nahost-Konflikt, denn 400 Jahre später, 1917, besiegte der bekennende Christ, der britische General Allenby, die Türken und entriss den Moslems dieses Gebiet des Islam und 50 Jahre später, 1967, zogen die Juden in Jerusalem ein. Damit brach Allahs Glaubwürdigkeit zusammen.
Im Frühjahr 2002 erklärte der Mufti von Jerusalem, Ikrami Sabri, dass der Aufruf zum Heiligen Krieg der Wiederherstellung des Gebietes des Islam diene, damit Allahs Glaubwürdigkeit wieder hergestellt wird. Bei diesem Symposium wurde auf den christlichen Glauben verwiesen, der auch zunichte wird, sollte sich herausstellen, dass Christus nicht auferstanden sei. So hat der Heilige Krieg um Israel für die Moslems den gleichen Stellenwert, wie für die Christen: „Ist Christus nicht auferweckt worden von den Toten, so ist auch unser Glaube leer und nichtig” (1. Kor. 15, 14).
Das heißt: Moslems stürzen sich nicht in den Tod, um banale palästinensische Erde zurück zu erobern, sondern um die Ehre Allahs wieder herzustellen, weil sonst ihr Glaube vergebens wäre. So steht hinter allem die Dämonie eines Götzendienstes, eine Fiktion am Leben zu erhalten, die nie lebte. Die Moslems streiten für Allah, ganz anders dagegen der Gott der Bibel, der für sein Volk streitet.
Arabischer Text zum Bild: „Wir kehren vom kleineren Heiligen Krieg (Schlacht von Badr, 624) zurück, um in den größeren zu ziehen.”
Moslems berufen sich in ihren Dialogen mit Christen auf das Neue Testament, in dem es heißt, dass „viele Male und auf vielerlei Weise Gott einst zu den Vätern gesprochen hat durch die Propheten” (Hebräer 1, 1). Dieses einst in Vergangenheitsform verfälschen sie in ein einst der Zukunftsform und behaupten, dass Gott zuerst durch Abraham, dann durch Moses und durch Jesus und zuletzt durch Mohammed geredet habe.
Sie behaupten, Allah sei der Name Gottes. Der Name des monotheistischen und damit einzigen Gottes heißt in der Bibel jedoch JHWH und hat weder sprachlich noch historisch etwas mit dem Begriff Allah zu tun. Wer die Entstehung des Islam kennt, weiß, dass es zur Zeit Mohammeds (570-632 n. Chr.) in Arabien gemäß des arabischen Mondjahres, das 355 bzw. 354 Tage zählt, 355 Stammesgötter gab. Einer davon hieß Allah.
Mohammed gehörte zur Sippe der Haschemiten, die wiederum ein Teil des Stammes Quraysch war. Als die Haschemiten unter der Führung von Mohammed die übrigen Stämme Arabiens besiegt und die Qurayschiten, mit denen sie vorher einen Friedensvertrag abgeschlossen hatten, umgebracht hatten, proklamierte er: „Allah hu-Akbar”, d.h. nicht „Allah ist groß”, sondern „Allah ist größer” im Sinn von Mohammeds Stammesgott ist größer als die Götter der anderen Stämme.
Nachdem Mohammed alle Stämme unter seine Fahne gebracht hatte, zog er aus, um den Rest der Welt zu erobern. Damit begann der Djihad, der Heilige Krieg. Mohammed teilte die Welt in drei Teile ein, in das
1. Gebiet des Islam – Dar al-Islam,
2. Gebiet des Krieges – Dar al-Harb
3. Gebiet des Vertrages – Dar al-Ahd.
Das Gebiet des Islam ist das Gebiet, das rein islamisch ist. Das Gebiet des Krieges muss noch erobert werden. Das Gebiet des Vertrages besteht, wie bei den Qurayschiten, nur solange, bis es, wenn sich die Verbündeten wegen des Abkommens in Sicherheit wähnen, besiegt werden kann.
Warum ziehen die Moslems wegen Israel, das 613 mal kleiner ist als ihr Gebiet, in den Heiligen Krieg? In Israel leben 252 Menschen auf einem Quadratkilometer und in dem Gebiet des Islam nur 18, d.h. es geht ihnen also nicht um Raum. Der wahre Hintergrund, dass Moslems sich als Selbstmordterroristen in den Tod stürzen, hat tiefere Dimensionen. Gemäß islamischem Dogma steht das einmal zum Gebiet des Islam erklärte Land unter dem direkten Schutz Allahs, der persönlich dafür garantiert, dass es auf ewig islamisch bleibt. Allahs Glaubwürdigkeit hängt also davon ab, dass das Gebiet des Islam immer Gebiet des Islam bleibt.
Die Moslems stritten sich permanent mit den Herren des Heiligen Landes, mit Byzantinern und Kreuzfahrern, bis sie 1517 Herr über das Heilige Land wurden. Damit erklärten sie es zum Gebiet des Islam, zum Gebiet, das ihnen nie mehr entrissen werden kann, weil es nun unter Allahs persönlichem Schutz stehen würde. Damit begann der heutige Nahost-Konflikt, denn 400 Jahre später, 1917, besiegte der bekennende Christ, der britische General Allenby, die Türken und entriss den Moslems dieses Gebiet des Islam und 50 Jahre später, 1967, zogen die Juden in Jerusalem ein. Damit brach Allahs Glaubwürdigkeit zusammen.
Im Frühjahr 2002 erklärte der Mufti von Jerusalem, Ikrami Sabri, dass der Aufruf zum Heiligen Krieg der Wiederherstellung des Gebietes des Islam diene, damit Allahs Glaubwürdigkeit wieder hergestellt wird. Bei diesem Symposium wurde auf den christlichen Glauben verwiesen, der auch zunichte wird, sollte sich herausstellen, dass Christus nicht auferstanden sei. So hat der Heilige Krieg um Israel für die Moslems den gleichen Stellenwert, wie für die Christen: „Ist Christus nicht auferweckt worden von den Toten, so ist auch unser Glaube leer und nichtig” (1. Kor. 15, 14).
Das heißt: Moslems stürzen sich nicht in den Tod, um banale palästinensische Erde zurück zu erobern, sondern um die Ehre Allahs wieder herzustellen, weil sonst ihr Glaube vergebens wäre. So steht hinter allem die Dämonie eines Götzendienstes, eine Fiktion am Leben zu erhalten, die nie lebte. Die Moslems streiten für Allah, ganz anders dagegen der Gott der Bibel, der für sein Volk streitet.
Arabischer Text zum Bild: „Wir kehren vom kleineren Heiligen Krieg (Schlacht von Badr, 624) zurück, um in den größeren zu ziehen.”
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