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    Die Qualität von Analysen am Beispiel Em.tv - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 06.12.00 18:16:18 von
    neuester Beitrag 18.12.00 14:44:37 von
    Beiträge: 6
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      schrieb am 06.12.00 18:16:18
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ich habe gerade eine Analyse von Morgen Stanley Dean Witter vom 06.12.00 zum Thema Em.tv gelesen. Das haut einem glatt den Stuhl untern Hintern weg. Die erdreisten sich tatsächlich die Firma auf "Outperform" und das Kursziel auf 29,20 Euro zu setzen. Man sollte meinen, der Analyst würde auf den Fidschis sitzen und den ganzen Tag nur an seinem Joint ziehen.

      Em.tv wird als eine der größten Räuberpistolen in die Geschichte des NM eingehen. Noch im Nov. hielt Thomas Haffa es nicht für nötig, seinen Forecast zu aktualisieren und eine Gewinnwarnung auszusprechen. Man fragt sich wirklich wieviel krimminelle Energie diese Leute haben. Diese Typen gehören in den Knast und nur dort hin.

      Entgegen dem Bericht von Morgan Stanley wird die Firma imo bald bei den Penny Stocks zu finden sein. Dafür gibt es folgende Annahmen:

      Em.tv ist ertragsmäßig im Kerngeschäft eingebrochen. Die Erträge aus Lizenzgeschäften waren wahrscheinlich von Anfang an überzogen, nur keiner hat`s gemerkt.
      Die 25% Anteil von Em.tv an der Formel 1 hat oder besser wird Kirch für 550 Mio kaufen. Das sind 300 Mio weniger als Haffa vor einigen Monaten bezahlt hat. Ergibt sich also insgesamt ein Wertberichtigungsbedarf von 600 Mio, da die gesamte Beteiligung von 50% ca. 1.700 Mio gekostet hat.
      Den Anteil von 45% an Tele München wird Kloiber wieder zurückkaufen. D. h., dass die einzige Cash cow dann keine Erträge mehr abwirft. Em.tv hat allerdings z. Zt. 2.300 Mio Verbindlichkeiten, die sich noch einmal um 1.000 Mio erhöhen können, wenn Eccelstone seine Verkaufoption für weitere 25% ausnutzen wird. Dann kann Haffa gleich noch einmal 500 Mio wertberichtigen, was unterm Strich weitere 1.500 Mio Schulden bedeuten würde.
      Die Summen von Kirch und Kloiber reichen nicht einmal aus, um den Wertberichtigungsbedarf zu decken. Ganz zu schweigen von den Schulden, den er dann mit weniger Geschäftpotential tilgen soll?

      Wie kann also in so einer Situation ein renommiertes Investmenthaus wie Stanley Dean Witter Em.tv auf outperform setzen, was so viel wie kaufen heißt? :mad:Mir scheint, dass einige Leute wirklich nicht die blasseste Ahnung von Ihrem Job haben. Es ist schon traurig genug, dass der Blender Haffa nicht viel früher entlarvt worden ist.

      Fazit:

      Man kann keinem trauen!!! Hoffentlich werden die Gesetze nun endlich restriktiver.

      Tequilla, der kein Em.tv Aktionär war, oder ist.:cool:
      Avatar
      schrieb am 07.12.00 07:28:44
      Beitrag Nr. 2 ()
      @Tequilla,

      Du schreibst: "Es ist schon traurig genug, dass der Blender Haffa nicht viel früher entlarvt worden ist."
      Das stimmt so nicht. Ich habe vor vielen Monaten mal einen Bericht gelesen wie EM.TV die Bücher führt und da war mir klar dass der Laden stinkt. Es gab auch hier im Neuen Markt Board ein paar Leute die darauf hingewiesen haben, aber die Reaktionen waren nur Beleidigungen und Beschimpfungen.
      Bei steigenden Kursen will keiner so was hören, es zeigt aber wie wichtig es ist etwas hinter die Kulissen zu blicken und sich seine eigenen Gednken zu machen und die interessengesteuerte Analystenschar zu ignorieren (geht kurzfristig nicht ganz).
      Am NM gibt es noch einige Blender der Kurse immer noch in abenteuerlichen Regionen schweben (z.B. CE Consumer). Da erwischt es schon noch ein paar.

      Allen viel Erfolg
      Alpenkaeptn
      Avatar
      schrieb am 07.12.00 09:12:05
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hallo Tequilla,

      Deinem Posting ist nichts hinzuzufügen.

      zum neuen Markt:
      Hat mir viel Erfahrung gebracht, im Schnitt ca. 40% Minus, zum Glück dank begrenztem Kapitaleinsatz beschränkt auf ca. 6.000,- DM Verlust.
      Ich habe dem neuen Markt jetzt endgültig (!) ade gesagt, da sich hier zu viele Kriminelle tummeln (ein paar hundert Mios beim Börsengang einsacken ist einfach zu verlockend) und ich es leider in der Vergangenheit nicht geschafft habe, diese rechtzeitig zu erkennen (LHSP Totalverlust, EM.TV Reissleine gezogen bei damals 40 Euro mit -40% als ich von zu geringen Abschreibungen auf die Filmrechte erfahren habe). Basierend auf den vorgelegten Zahlen wären beide Aktien hundertprozentig "sichere" Anlagen gewesen...
      Ausserdem stimmt dort, wie Aktienfilter richtig sagt, die Qualität der Investoren nicht, sondern es sind nur Zocker am Werk mit nicht vorhersehbaren Kursschwankungen (z.B. Kretztechnik, erst dahinsiechen, dann +80% in zwei Tagen). So dümpeln gute Werte dahin ohne Chance auf Besserung, und Luftblasen werden gepusht bis zum geht-nicht-mehr. Meine Anlageentscheidungen basieren grundlegend auf Geschäftszahlen (Value-Methode von Volker Gelfarth bzw. "Die Aktien-Analyse"), und wenn diese entweder gefälscht sind oder der Kurs mit den Zahlen auch längerfristig nicht im mindesten korreliert, fehlt meine Entscheidungsgrundlage.

      zu Analysten:
      mit denen habe ich ebenfalls fertig. Auslöser war Abit. Bei ca. 200 Euro am Tag zehn Kaufempfehlungen, man hätte meinen können es gibt nur noch diese Aktie zum Kaufen. Eine Woche später bei einem Kurs von 20 Euro dann pro Tag ebenfalls zehn Verkaufsempfehlungen. Wirklich lustig, das gleiche Produkt zu einem zehntel des Preises muss ja dann wirklich nichts wert sein ;-)
      Wäre fast schon komisch, wenn es nicht auch wieder viele Leute reales Geld gekostet hätte (ich war zum Glück nicht investiert).

      Meine Konsequenz daraus ist, in Zukunft nur noch auf Qualität zu setzen und noch mehr Wert auf fundamentale Analyse zu legen, unabhängig vom derzeitigen Kurs und vor allen Dingen von Analystenempfehlungen.

      Gruß
      Groschensammler
      Avatar
      schrieb am 07.12.00 10:54:28
      Beitrag Nr. 4 ()
      Im Spätsommer/Herbst, als es bei EM.TV nach einer
      Bodenbildung aussah, gab es in den Medien Hinweise,
      die Aktie sei inzwischen fundamental gut (unter-)bewertet,
      so daß ich das Ding auf eine pre-select Liste
      gesetzt habe, für mein konservatives Depot...

      Habe wohl eines Tages schlichtweg vergessen, den Namen
      von einem Notizzettel auf die richtige Watchlist zu übertragen.
      Zumal man sich (bis neulich M-Dax in den Medien auftauchte) immer
      wieder rechtfertigen muß in konservative Titel zu investieren.

      Manchmal entpuppen sich chaotische Orga-Systeme als Goldgrube

      Wie wäre es mit dem Fachthema "chaotische Organisationsstrukturen"
      für ein 50er Treffen ? Mit Werbeinblendung der Firma Autonomy,
      die heute auch in BörseOnline erwähnt wurde.

      Gruß
      Forticuß
      Avatar
      schrieb am 07.12.00 11:26:58
      Beitrag Nr. 5 ()
      @alpenkaeptn

      Du hast natürlich recht, was die psychologische Seite des NM angehet. Viele Kritiker des NM sind übel beschimpft worden. Ich kann mich noch erinnern, dass H.A. Bernecker der meist gehasste Mensch in D war, obwohl er im nachhinein vollkommen recht hatte. Was ich aber nicht verstehe ist, dass sich in der momentanen Situation, bei Kenntnis aller Fakten, ein sehr renomiertes Investmenthaus wie Morgan Stanley Dean Witter zu einer Kaufempfehlung entschließt. Das stinkt doch zum Himmel. So offensichtlich kann doch ernsthaft niemand seine Reputation verspielen wollen. Schließlich leben die Analysten ja auch ein wenig von der Glaubwürdigkeit.

      @Groschensammler

      Ich habe auch schon viel von den Denkanstößen von Aktienfilter gelernt (hoffe ich zumindest). Die wichtigste Erkenntnis dabei ist, seine Gier in den Griff zu bekommen und nur fundamentales zu kaufen. Nur nach Geschäftszahlen zu entscheiden finde ich persönlich allerdings sehr schwer, denn Du weist ja eben nicht, ob eine Firma bei ihrer Bilanzierung eher konservativ, oder sehr risikoreich agiert, wie die Abschreibungsmethodig von Em.tv ja gezeigt hat. Da sollte man doch eigentlich auf die Prüfungsgesellschaft vertrauen dürfen. Doch die bestätigen ja wohl auch den grössten Mist. So etwas ist mir unerklärlich. Wenn jemand Ahnung von der Entertainmentbranche hat, dann weiss er doch, dass man dort die Filmstocks in fünf oder zehn Jahren degressiv abschreiben sollte, da die zukünftigen Lizenseinnahmen sinken werden. Prüfungsgesellschaften sind doch auch haftbar, oder nicht?

      Noch einen weiteren Skandal hörte ich von einem Bekannten, der Wertpapierberater für vermögende Privatkunden bei der Dresdner Bank ist. Dort gab es eine interne Anweisung an die Berater, dass sie ihren Kunden raten sollten Deutsche Telekom zu verkaufen und Verluste zu realisieren, um die Post zu ordern. Und dies, nachdem die selben Kunden im Frühjahr aufgefordert wurden die dritte Tranche der DTE zu odern. So etwas ist doch skandalös. Die Wertpapierberater der Grossbanken sind mittlerweile gleichzusetzen mit Strukturvertrieblern.

      Mich würde noch interessieren ob "Die Aktien-Analyse" von Volker Gelfarth ist, oder diese Publikation von einem anderen Autoren stammt.

      Gruß;

      Tequilla:cool:

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      schrieb am 18.12.00 14:44:37
      Beitrag Nr. 6 ()
      Hier eine gute Recherche zu Em.tv aus der FTD.

      Aus der FTD vom 17.12.2000

      EM.TV: Schlechte Papiere für die Biene Maja
      Von Thomas Clark

      Vom Märchen zum Trauerspiel, vom Traum der schnellen Million zum Alptraum einer Geldvernichtungsmaschinerie - der enorme Kurseinbruch der EM.TV-Aktie wurde in der vergangenen Woche ausgiebig in das Schema eines klassischen griechischen Dramas gepresst.

      Vom "Aufstieg und Fall eines Börsenstars" ist da die Rede; die neueste Studie der Investmentbank Merrill Lynch zu EM.TV betitelt der Analyst und einstige Haffa-Förderer Bernhard Tubeileh gar mit den Worten: "The Story is Over!"

      Doch während beim griechischen Drama nach dem Tod des Helden im fünften Akt endgültig der Vorhang fällt, ist die EM.TV-Story noch lange nicht zu Ende. Jeden Tag findet sie auf dem Börsenparkett eine Fortsetzung. Und so stellt sich sowohl für geprellte Kleinanleger als auch gierige Schnäppchenjäger die Frage: Wird EM.TV jemals wieder aufsteigen; vielleicht gar - um der Analogie mit den Griechen treu zu bleiben - wie Phönix aus der Asche?

      Die Wege der Aktienkurse sind bekanntlich unergründlich und hängen von vielen Faktoren ab. Doch ein Blick auf die Geschäftsfelder von EM.TV lässt den Anleger zumindest erahnen, ob es überhaupt betriebswirtschaftliche Potenziale für eine Kurs-Auferstehung gibt oder die Seifenblase endgültig geplatzt ist. EM.TVs künftige Geschäftsfelder lassen sich in vier Bereiche einteilen: die Produktion und den Handel von Zeichentrickfilmen (TV-Geschäft), den Lizenzhandel mit Comicfiguren (Merchandising), das Geschäft mit der EM.TV-Tochter Jim Henson (Muppets) sowie die Formel 1.

      Üppiger Fundus im TV-Geschäft

      Was das TV-Geschäft betrifft, so hat EM.TV-Boss Thomas Haffa stets auf die riesige Programmbibliothek seiner Firma hingewiesen. Tatsächlich sind die 30.000 halbstündigen Episoden, die EM.TV unter der Marke "Junior-TV" vertreibt, weltweit einzigartig. Nicht einmal Walt Disney (2200 Episoden) und Warner (8500 Episoden) verfügen über einen solch üppigen Fundus. Zwar hinkt der Vergleich etwas, da Disney immer über die weltweiten Rechte verfügt, während die Programmrechte bei EM.TV oft örtlich und zeitlich limitiert sind. Trotzdem: Mit einem solchen Programmvorrat, gespickt mit "Biene Maja", "Heidi" und dem Drachen "Tabaluga" muss sich doch gut Geld verdienen lassen, könnte man auf den ersten Blick meinen. Mitnichten. Denn für Kinderprogramm-Anbieter ist das Geschäft schwierig geworden.

      Mithilfe der Computertechnik entstehen Serien wie am Fließband, es herrscht Überangebot. Allein in Deutschland stehen bei den TV-Sendern sowohl Neuer-Markt-Firmen wie TV-Loonland und Ravensburger-TV als auch Branchengiganten wie Warner und Saban Schlange, um ihre Serien feilzubieten. "Der Markt steht ganz klar im Zeichen der Käufer", meinte die Kinderprogramm-Chefin des ZDF, Susanne Müller, kürzlich. Dabei ist der Kuchen, den es zu verteilen gibt, gar nicht mal so groß: Mit nur 250 Mio. DM wird der heimische Fernsehwerbemarkt für Kindersendungen beziffert. EM.TV hat hier seine Einkommensquellen schon weitgehend ausgeschöpft. Mit Sat 1 schloss Haffa im Juni 1999 einen Vertrag über das Programmfenster Junior. Damit sind bis 2005 die interessantesten 6000 halbstündigen Serien der EM.TV-Bibliothek gebunden. Den Kaufpreis in Höhe von 200 Mio. DM über fünf Jahre hat Haffa zum Großteil bereits großzügig in der Bilanz 1999 verbucht.

      Selbst wenn es EM.TV gelingt, ähnliche Programmfenster im europäischen Ausland zu etablieren - etwa im heftig umkämpften britischen Kid-TV oder in Frankreich - werden die Millionen bestimmt nicht in dreistelliger Höhe fließen. An Europas Kinderprogramm-Markt werden derzeit nur 1,6 Mrd. DM umgesetzt. Und sollte die EU-Kommission wieder einmal ihre Pläne aus der Schublade holen, TV-Spots während Kindersendungen zu beschneiden oder gar zu verbieten, könnte es noch weniger werden.

      Kein leichtes Spiel im Merchandising

      Auch im Merchandising, dem eigentlichen Kerngeschäft der 1989 gegründeten EM.TV, ist längst nicht alles Gold, was glänzt. Geblendet durch Verträge wie jenem zwischen dem Star-Wars-Schöpfer George Lukas und der Spielwarenkette Hasbro, bei dem Hasbro für die Merchandising-Rechte an der
      "Episode 1" eine Garantiesumme von mindestens 500 Mio. $ an den Filmemacher überwies, denken Anleger immer wieder, hier sei leichtes Geld zu machen. Die Realität sieht anders aus. Statt üppiger Garantiesummen wird in der Regel der Merchandising-Geber mit Umsatzbeteiligungen abgespeist. Der Anteil liegt dabei zwischen drei und 15 Prozent - je nachdem, ob es sich um T-Shirts oder Kaffeetassen handelt. Bei solchen Sätzen bleiben Umsatz und Gewinn aber moderat. EM.TV-Chef Haffa, trotz aller Kritik sicher ein talentierter Verkäufer und Vermarkter, weiß um die Schwierigkeiten des Merchandising-Geschäfts. So schrieb EM.TV selbst sieben Jahre nach der Gründung immer noch Verluste. Im Herst 1997, ein Jahr vor dem Börsengang, war Merchandising noch das einzige Geschäftsfeld der Firma. Entschließt sich EM.TV jedoch dazu, in Zukunft auf eigene Faust oder in echter Partnerschaft Merchandising zu betreiben, so steigt das Risiko enorm. Selbst Disney, neben Coca-Cola der erfahrenste Marken-Verwerter, musste in den letzten Jahren schmerzhaft feststellen, wie launisch das Merchandising-Geschäft ist. Im vergangenen Jahr lieferten die Disney-Shops Firmenchef Michael Eisner nicht nur Ladenhüter und dreistellige Millionenverluste. Die Pleite im Merchandising zwang Disney auch dazu, erstmals in der Firmengeschichte Mitarbeiter zu entlassen. Zukünftige Meldungen EM.TVs über eigene Junior-Abteilungen in Kaufhäusern oder einem Netzwerk von Spielzeugläden sollten Anleger also besser mit Vorsicht goutieren.

      Alles in allem ist beim Merchandising und im TV-Geschäft, dem Kerngeschäft von EM.TV, in nächster Zeit nicht mit großen Sprüngen zu rechnen. Moderate dreistellige Millionenumsätze und bescheidene Gewinne sind realistisch.

      Zukunft für Kermit und Co. sieht nicht rosig aus Was die Potenziale der Jim-Henson-Group betrifft, die EM.TV für Aktien im Wert von rund 680 Mio. $ im Februar gekauft hat, ist den meisten Experten die Zukunft von Kermit und Kollegen nicht ganz geheuer. Als die Muppets 1976 erstmals den TV-Zuschauern präsentiert wurden, schlugen sie ein wie eine Bombe. In mehr als 100 Ländern wurden die Scherze von Fozzie-Bär und die Schläge von Miss Piggy gezeigt - das Geld floss; Puppenschöpfer Henson nutzte den Fernseherfolg für Nachfolgeserien wie die Fraggels und brachte die Muppets sogar ins Kino. Nach dem Tod von Jim Henson im Jahr 1990 schlitterte die Muppet-Firma aber in die Krise. Ob Haffa es schafft, diese zu beenden und die Henson-Gruppe bereits nächstes Jahr wie angekündigt in die schwarzen Zahlen zu bringen, ist fraglich.

      Die Muppets waren Stars der 70er und 80er Jahre, eine Revitalisierung der Puppen, wie von Haffa prophezeit, ist aber nicht weniger schwierig als der Comebackversuch eines alten Filmstars. Was aber die Stars der Sesamstraße betrifft, die auch zu Henson gehören, so hat EM.TV diese kürzlich für die nächsten Jahre für 180 Mio. $ lizenziert. Der entstandene Umsatz wird, so wie beim Sat-1-Deal, wieder großzügig in der aktuellen Bilanz verbucht.

      Formel-1-Modekollektion am Start

      Was schließlich die Formel 1 betrifft, wo EM.TV immer noch 25 Prozent hält, so kündigte Haffa beim Milliarden-Einstieg im März großspurig an, den Umsatz um 25 und den Ertrag gar um 50 Prozent zu erhöhen. "Wie" fragten die wenigen Skeptiker, die wussten, dass der bisherige Alleinherrscher Bernie Ecclestone ja nicht gerade als schlechter Geschäftsmann gilt. "Mit Merchandising", antwortete Haffa. Eine Formel-1-Modekollektion will er schaffen, dazu F1-Brillen und ähnlichen Schnickschnack. Doch die Formel 1 als solche ist keine Marke. Die Fans wollen Ferrari-Mützen, um zu sein wie Schumi, oder Mercedes-T-Shirts von Mika Häkkinen.

      Wie schwierig und kostspielig es ist, die Formel 1 als eigenständige Marke aufzubauen, weiß Haffa aber gar nicht. Denn bisher hat er sich darauf beschränkt, etablierte Marken zu verkaufen: "Garfield", "Fred Feuerstein" und auch "Tabaluga" wurden nicht von EM.TV kreiert.

      Trotzdem kann sich EM.TV an der Formel 1 möglicherweise noch eine goldene Nase verdienen. Sind deren Probleme mit den EU-Kartellwächtern über die zentrale Vermarktung nämlich endlich gelöst (die Chancen sind derzeit ganz gut), so steht einem lukrativen und von Ecclestone lange geplanten Börsengang nichts mehr im Wege. Und da das Grand-Prix-Geschäft bereits fantastische Margen abwirft, dürfte es am Anlegerinteresse nicht mangeln. Die Fantasie der EM.TV-Aktionäre und Spekulanten sollte sich jedoch nicht nur auf den launischen Ecclestone beschränken. Auch die Machenschaften eines anderen eigenwilligen 70-Jährigen sind ins Kalkül zu ziehen: Leo Kirch. Der katholische Kirch hat seinem ehemaligen Mitarbeiter Haffa bestimmt nicht aus Barmherzigkeit geholfen, als er trotz unklarer und schlampiger Bilanzen bei EM.TV einstieg. Vielmehr könnte sich die günstige Beteiligung bald als ausgeklügelter Schachzug erweisen. So ist durchaus denkbar, dass Kirch den bislang bis Ende 2001 angekündigten Börsengang seiner Kirch Media absagt und stattdessen alle EM.TV-Aktien gegen Kirch-Media-Papiere austauscht. Der Vorteil: Er würde sich einen teuren eigenständigen Börsengang ersparen, gleichzeitig aber den erwünschten Zugang zu den Kapitalmärkten sicherstellen. Den kann er schnell nutzen, sobald sich die Lage für Medienwerte an der Börse wieder verbessert hat.

      Es wäre für EM.TV-Aktionäre also möglich, dass sie in einigen Monaten Kirch-Media-Aktien in der Hand halten. Und bei aller Kritik über die Machenschaften eines Leo Kirch: Ein Blick auf die Unternehmenswerte der Kirch-Media macht deutlich, dass Anlegern jedenfalls Schlimmeres passieren könnte. Als Mehrheitsaktionär der Sendergruppe Pro Sieben Sat 1, Eigentümer einer Filmbibliothek von knapp 80.000 Stunden, sowie Betreiber eines internationalen Filmproduktionsnetzwerks sind die Zukunftspotenziale von Kirch-Media weitaus größer als die von EM.TV.


      Gruß,
      Tequilla


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