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    Hat einer schon Apocalypse Now Redux gesehen? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 18.10.01 23:15:35 von
    neuester Beitrag 19.10.01 12:22:54 von
    Beiträge: 10
    ID: 490.672
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      schrieb am 18.10.01 23:15:35
      Beitrag Nr. 1 ()
      Nabend...

      Simple Frage: Hat einer den Film gesehen? Und wenn ja ist er noch besser denn je?
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 08:05:15
      Beitrag Nr. 2 ()
      gesehen noch nicht, scheint aber diesmal ein muss zu sein...................und hoffentlich nicht so ein flop wie der directors cut von `blöade runner`

      Größer, böser, wahrer

      Der Film zu jedem Krieg: "Apocalypse Now", Director`s Cut


      Szene aus "Apocalypse Now"
      Foto: Archiv
      Von Helmut Krausser

      Wer wissen möchte, was passieren kann, wenn die amerikanische Armee ein kleines Kommando Soldaten in unbekanntes Terrain in einem fremden Land schickt, um dort einen größenwahnsinnigen, selbsternannten Führer zu liquidieren, der den USA lästig geworden ist - dann sollte man nicht die Afghanistan-Sonder-Sendungen im Fernsehen konsultieren, die nur sorgfältig frisierte Teilwahrheiten aus dem Pentagon und Bin Ladens Höhlen verbreiten. Dann sollte man "Apocalypse Now" ansehen, das die "neue" Art des Kriegführens schon vor 20 Jahren vorweg nahm: ein schemenhafter Gegner, eine moralisch gerechte, aber juristisch zweifelhafte Strafaktion, ein Krieg im Schatten. Der Schriftsteller Helmut Krausser ("Schmerznovelle") hat den Film für uns gesehen.
      Das Wort Antikriegsfilm sollte endlich ad acta gelegt oder nurmehr für Streifen gebraucht werden, in denen partout keine militärische Auseinandersetzung vorkommt. Es gibt Kriegsfilme und kriegsverherrlichende Filme. "Apocalypse Now" ist ein Kriegsfilm, und zwar der radikalste, und gerade, oder trotz seiner Übersteigerungen, der wahrhaftigste.

      Wenn, nach beinahe einem Vierteljahrhundert, der Directors Cut eines längst legendären Films in die Kinos kommt, der gut zwanzig Prozent neues Material enthält, müssen Fragen erlaubt sein wie: Warum nicht früher? Und: Muss das wirklich sein?

      Ist die Veröffentlichung dieses neuen Materials nicht allein ein werbetechnischer Anreiz, Generationen ins Kino zu locken, die "Apocalypse Now" höchstens per Video wahrgenommen haben? Und wenn die Antwort "Nein" lautet, sich also der Directors Cut der bisherigen Fassung wirklich überlegen zeigt, fragt man sich erst recht, weshalb ein Regisseur so lange damit hinterm Berg hielt, warum er überhaupt je eine derartige Verstümmelung seines Schaffens zugelassen haben mag.

      Coppola sagt, er habe damals Angst vor einem Kassenflop gehabt und als Zugeständnis an den Massengeschmack den Film gekürzt. Das ist eine ehrliche, wenngleich beschämende Auskunft. Nun, da er es sich leisten kann, bringt er eine Fassung von 203 Minuten und sagt, er sei endlich zufrieden. Er hat allen Grund dazu, denn er hat sich und uns ein Meisterwerk geschenkt, das so jung und frisch wirkt, als sei es eben erst abgedreht worden. "Apocalypse Now" ist jetzt noch um einiges größer und böser als zuvor.

      Die PR-Maschine der späten Siebziger hielt es wahrscheinlich für politisch korrekt, "Apocalypse" als Verurteilung des Krieges per se zu verkaufen, und viele haben das eifrig nachgeplappert. Tatsächlich wird aber nicht der Krieg für sinnlos erklärt, sondern nur dieser, der Vietnam-Krieg, und das explizit an drei Stellen.

      "Ihr Amerikaner könntet diesen Krieg gewinnen," sagt einer der gespenstischen französischen Kolonialherren, "warum tut ihr es nicht?" Colonel Walter Kurtz entgegnet indirekt, an einer anderen Stelle, noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, man könne keinen Krieg gewinnen, der nicht konsequent geführt würde, schon gar nicht mit frischen Rekruten, die - sinngemäß - durch Drogen, Playboyhefte und Rock `n` Roll verweichlicht seien.

      Später, schon geisteskrank, wird er deutlicher, erzählt von Vietcongtruppen, die in einem Dorf allen von Amerikanern geimpften Kindern den geimpften Arm abgehackt hätten. Und Kurtz sagt: "Diese Leute sind aber keine Unmenschen, sie sind echte Kämpfer, für die es nur Sieg oder Tod gibt. Hätte ich zehn Divisionen solcher Leute, der Krieg wäre schnell zu Ende."

      Das klingt entsetzlich nach einer geheimen Himmler-Rede. Kein Wunder, dass "Apocalypse" sich Vorwürfe faschistoider Tendenzen einfing. Nun kann man entgegnen, dass Colonel Kurtz ja geisteskrank sei. Gewiss, aber unzweifelhaft transportiert der Film die Botschaft, dass der Krieg durchaus hätte gewonnen werden können, von Soldaten, für die der Sieg irgendeinen essentiellen Sinn gehabt hätte.

      Man könnte "Apocalypse", böse interpretiert, als Plädoyer für den totalen Krieg sehen - ganz oder gar nicht - und diese Ansicht wird durch die Langfassung noch um etliches verstärkt. Ob Coppola es so gemeint hat, ist eine nachrangige Frage.

      Ebenso unzweifelhaft wird durch dieses Plädoyer die Sinnlosigkeit des Vietnamkrieges umso grotesker deutlich, gewinnt die Anklage der "Comic-Generäle", wie Kurtz sie nennt, um einiges an Vehemenz, wird zur nur noch radikaleren Abrechnung mit der militärischen und politischen Führung - und schickt den Kinogänger in einen beispiellosen Alptraum, gegen den selbst Filme wie "Die durch die Hölle gehen" oder "The Thin Red Line" beschaulich bis idyllisch wirken. Ein Rausch der bösen Bilder, ein Nachtmarsch in die letzten Winkel der vom Krieg pervertierten, bzw. offengelegten Seele. Aber sind denn wirklich alle neuen 49 Minuten notwendig? Nein, man hat ja gesehen, dass es auch ohne ging. Nur ist beinahe jede der 49 Minuten eine Stufe nach oben auf der Leiter zur künstlerischen Perfektion, und höchstens über den Sinn der kurzen erotischen Eskapade auf der französischen Plantage könnte man streiten.

      Ansonsten kommt einem nach Sichtung des neuen Materials die bisherige Fassung wie eine wirr verstümmelte, verhackstückte Karikatur vor. Alles ist nun viel organischer, auch grausamer. Die Gewaltorgien, die nicht nur im Sinne von Splatter oder Action, sondern schlicht im Sinne von überwältigender Bildgewalt stattfinden, gewinnen enorm durch die Hineinnahme vordergründig ruhiger Phasen, die den Fluss der Verstörung indes an keinem Punkt zum Versickern bringen.

      Besonders die Szene, in der Captain Willard zur Aufheiterung seiner Männer in einem verregneten Außenlager zwei Benzinkanister gegen eine Viertelstunde mit den im Dschungel sitzen gebliebenen Playmates tauscht, gehört zu den schwärzesten und erbarmungslosesten Passagen.

      Es wird Stimmen geben, die die Fortführung der Surfszene, in der dem satirisch überzeichneten Kommandanten der Luftkavallerie das Surfbrett geklaut wird, albern nennen. Aber zur Bösartigkeit des Filmes gehört ja, dass er uns zuerst auf eine Art "M.A.S.H."-Linie führt, uns eine Groteske anbietet, in der wir es uns vorläufig bequem machen können. Bis er uns in die Tiefe stürzt.

      Selbst Marlon Brando, als sehr spät ins Bild kommender Colonel Kurtz hat neue Szenen, deren vorheriges Fehlen nachträglich beinahe unfasslich anmutet. Darin agiert und redet er relativ rational, mit dem Sprachduktus eines politischen Analysten - und gibt der Figur eine ganz neue, paradoxerweise noch abgründigere Tiefenschärfe.

      Bisher konnte man durchaus behaupten, dass Brando nicht viel mehr getan habe, als einen Geisteskranken mit diversen Klischees anzudeuten. Aber nicht er, sondern einer der Franzosen klärt Willard auf: "Die Vietcong sind eine Erfindung der Amerikaner. Ihr habt sie damals Freiheitskämpfer genannt und gegen uns losgeschickt." Da fröstelt es einen.

      Plötzlich stimmt alles. Die hinzugewonnene Epik wirkt nie opulent, jede Einstellung besitzt ihren Sinn. Das Verlassen der letzten zivilisatorischen Grenzmarken ist nicht mehr nur eine Flussfahrt auf dem bunt beleuchteten Styx, sie wird zur inneren Reise in die Geschichte Südostasiens - und in die Atavismen des körpereigenen "Mischwesens aus Tier und Gott". Manches, was zuvor aufgesetzt aussah, erscheint nun als logische Bebilderung dessen, was Joseph Conrad in seinem Roman angestrebt und auf seine Weise erreicht hat. Obwohl die Plots vordergründig weit auseinanderliegen, muss "Apocalypse Now" künftig als eine der gelungensten Literaturverfilmungen überhaupt gelten.

      Die Entwicklung der Charaktere, die Verlagerung des äußeren Geschehens in die Gehirne der einander verwandten Antagonisten Willard und Kurtz, die zum Schluss den Krieg hinter sich lassen, in dem sie ihn zur Auseinandersetzung miteinander reduzieren, und die durch den archaischen Zweikampf (in Wahrheit ein ritueller Selbstmord) zumindest für einen der beiden einen Weg zurück ins Licht finden - all das ist nun zwingend, überzeugend.

      Der Zuseher muss, um den Film zu ertragen, Position beziehen, zwischen zwei soldatischen Denkmustern, die ihm beide unendlich fern vorkommen müssen, im Grunde aber nur die äußersten Konsequenzen eines zu Ende gedachten Stoffes anbieten.

      Wo es sonst für Kriegsfilme so oft fatal wird, nämlich beim Versuch, die Ungeheuerlichkeit der Todesmaschinerie mithilfe eines Gegensatzpaares zweier Individuen wiederzuspiegeln, gewinnt "Apocalypse Now" souverän, weil er - simpel gesagt - von der Selbstverständlichkeit ausgeht, dass ein Phänomen wie der moderne Krieg, in dem das Schicksal von Individuen nichts, aber auch gar nichts zählt, dennoch aus nichts anderem besteht als aus hunderttausenden individueller Leidensgeschichten. Woraus denn sonst?

      Dass das dargestellte Grauen nicht vom Vorwurf der Ästhetisierung frei bleiben dürfte, ist zu erwarten. Das kann allerdings dem Film nur zum Lob gereichen, handelt es sich doch um nichts anderes als ein ästhetisches Produkt, ein Kunstwerk. Im allerbesten Sinne.

      Die Reise, die man mit dem Ansehen von "Apocalypse" antritt, geht noch lange weiter, wenn der Abspann längst durchgelaufen, im Kino die Lichter wieder angegangen sind. 22 Jahre nach seiner Premiere ist "Apocalypse Now" erneut der Film der Saison.
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 09:18:28
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ich bin gespannt, läuft der schon in D?
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 09:20:25
      Beitrag Nr. 4 ()
      starttermin war gestern
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 09:26:49
      Beitrag Nr. 5 ()
      @Gidorah: Du hast den Film "Blade runner" offensichtlich nicht verstanden, sonst würdest Du den directors cut schätzen gegenüber der vom Producer sinnlos zerstückelten Orginalvariante, die nix mit Phillip K. Dicks Roman "Do Androids Dream of Electric Sheep?" zu tun hat.
      Es ist der beste SF-Film neben Dark Star überhaupt IMHO.

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      schrieb am 19.10.01 09:28:23
      Beitrag Nr. 6 ()
      @gidorah, danke! :)
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 09:36:25
      Beitrag Nr. 7 ()
      @puhvogel

      ich kenn den roman nicht und schätze den film als solches


      der direcors cut hat als vorteil das düstere ende, aber für mich den eklatanten nachteil, das der erzähler nicht kommentierend spricht

      das hat mit `verstehen` nix zu tun sondern mit `mögen`

      ...und natürlich ist und bleibt er, egal in welcher version, auch einer meiner abosolut favorisierten filme



      @greentea

      ....er scheint aber zur zeit nur in einigen auserwählten kinos zu laufen, in unserer region isser nich` aufzutreiben


      gruss
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 10:10:06
      Beitrag Nr. 8 ()
      Ich warte lieber gleich auf die US DVD (20.11.01) :)
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 11:04:04
      Beitrag Nr. 9 ()
      @Gidorah: Der Film hat eine versteckte Botschaft, die nur im Directors Cut rüberkommt und die durch den Erzähler zerblabbelt (das Ende!) wird. Achte mal auf die Traumszene, bei der viele Zuschauer lachen, weil die scheinbar sinnlos ist! Es ist aber die zentrale Stelle des Films zusammen mit dem Ende! Eine Vielzahl von SF-Filmen wie zB Matrix bauen auf dieser Idee von Dick auf.

      Philipp K Dick ist im übrigen so ziemlich der anspruchvollste SF-Autor, den es bisher gegeben hat. Leider oft zu anspruchsvoll. ;)
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 12:22:54
      Beitrag Nr. 10 ()
      @#2_Gidorah

      Danke, das war die Information die ich suchte :)
      Mal sehn ob Krausser recht hat, klingt aber vernünftig und nicht wie das übliche Filmgepushe.


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