checkAd

    Nur für hartgesottene Ossis u. Wessis :D - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 26.10.01 11:01:16 von
    neuester Beitrag 26.10.01 14:14:33 von
    Beiträge: 16
    ID: 494.662
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 661
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 11:01:16
      Beitrag Nr. 1 ()
      Zitate

      Karl-Eduard von Schnitzler über Mitmenschen -
      Mitmenschen über Karl-Eduard von Schnitzler

      Konrad Adenauer - `Und so was ist nun Regierungschef, statt
      Stubenältester in einem Altersheim...` (03.09.1962)
      Conrad Ahlers - `Seine oberflächliche Schnoddrigkeit mag
      individuelle Fallschirmjäger-Eigenart sein,...` (25.05.1970)
      Rudolf Augstein - `Rauschgiftschmuggler Augstein` (27.08.1979)
      Heino - `Denn dieser umsatzstarke Wandervogel mit der...immer
      gleich lauten Lederstiefelstimme tappst in Jungvolkpose steifleinen
      durch die Kulissen, die Arme henkeltöpfig wie ein Ostfriese, starr
      wie Frankenstein.... Das gräbt also...aus dem `Liedgut` der
      Vornazi- und Nazizeit bündische Lieder und Fahrtenlieder aus, tut
      dem echten Volkslied Gewalt an...` (25.12.1973)
      Werner Höfer - `Westdeutschlands Fernseh-Fossil Höfer bei
      seinem sonntäglichen Stammtischgeschwätz...` (17.08.1981)
      Helmut Kohl - `Dieser Kohl hat offenkundig gewisse Lücken in
      seiner Ausbildung.` (26.02.1979)
      Gerhard Löwenthal - `...in seiner dümmlich penetranten Art...`
      (03.05.1971); `...Mischung von Demagogie und intellektueller
      Unbedarftheit.` (19.06.1972); `Über Gehirn will ich im
      Zusammenhang mit Löwenthal lieber nicht reden...` (16.02.1976);
      `Pistolenträger Löwenthal` (17.11.1980)
      Golo Mann - `...mißratener Sohn eines großen Vaters`
      (26.09.1977)
      Franz Josef Strauß - `Seine Frechheit hat wahrhaft großdeutsche
      Ausmaße, die Kühnheit seiner Spekulation auf die Vergeßlichkeit
      übertrifft jede Inflation` (30.11.1970)
      Karl-Eduard von Schnitzler
      `...der Mann mit dem kalten Haß in
      der Stimme` (Süddeutsche Zeitung
      21.01.1957)
      `Ulbrichts Starfighter Karl-Eduard
      von Schnitzler` (Der Spiegel
      08.02.1961
      `Rundfunkhetzer von Schnitzler`
      (Telegraf 01.07.1962)
      `Ein intellektueller Komplize der
      Mörder, der drüben für die
      propagandistische Behandlung
      staatlichen Tötens zuständig
      ist,...applaudierte vor den
      Adlershofer Fernsehkameras mit
      Worten dem Blut, das da vergossen
      wurde.` (Berliner Abendschau
      28.12.1965)
      `großmäuligster Polemiker der DDR`
      (Süddeutsche Zeitung 09.01.1972)
      `...propagandistisches
      Maschinengewehr des
      SED-Fernsehens` (taz
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 11:04:45
      Beitrag Nr. 2 ()
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 11:17:44
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hi watto,

      wo liegt Stendal?
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 11:27:19
      Beitrag Nr. 4 ()
      DDR-Fernsehen / Fernseh-Geschichte / Karl-Eduard von Schnitzler /
      Medien-Ikonen



      Horst Rörig

      `Hygiene im Äther` oder die verpaßte Realität
      Karl-Eduard von Schnitzler und der `Der Schwarze Kanal`


      Abstract: Als sich Karl-Eduard von Schnitzler am 30.10.1989 mit seiner Sendung
      ‚Der Schwarze Kanal‘ nach fast dreißig Jahren vom Bildschirm verabschiedete,
      ging eine Ära des DDR-Fernsehens zu Ende. Wohl kaum ein zweiter Journalist
      der DDR erreichte jenen Bekanntheitsgrad, wohl kaum eine andere offizielle
      Stimme sorgte dauerhaft für ähnlich erhitzte Gemüter, wie die
      polemisch-aggressiven Haßtiraden von Schnitzlers. Trotz dieser Begebenheiten
      ist das ‘Phänomen’ dieser Wochenschau ins westliche Fernsehen bisher nur
      ungenügend ergründet, was sich auch daran zeigt, welches Interesse immer noch
      an der Person von Schnitzlers und seiner journalistischen Denkart besteht.
      Obwohl mittlerweile in Rente und keine offizielle Meinung mehr verkündend, wird
      Karl-Eduard von Schnitzler mit seinen mittlerweile 80 Jahren nicht müde, seine
      sozialistischen Gedanken weiter zu verbreiten.

      ”Der Schwarze Kanal, den wir meinen, meine lieben Damen und Herren, führt Unflat und
      Abwässer; aber statt auf Rieselfelder zu fließen, wie es eigentlich sein müßte, ergießt er
      sich Tag für Tag in hunderttausende westdeutsche und westberliner Haushalte. Es ist der
      Kanal, auf welchem das westdeutsche Fernsehen sein Programm ausstrahlt: Der
      Schwarze Kanal. Und ihm werden wir uns von heute an jeden Montag zu dieser Stunde
      widmen, als Kläranlage gewissermaßen."

      Mit diesen Worten begann Karl-Eduard von Schnitzler, Chefkommentator und Mitglied
      des Staatlichen Komitees für das Fernsehen der DDR, am 21.März.1960 jene Sendung,
      die unter dem Titel ‘Der Schwarze Kanal’ in die Geschichte des DDR-Fernsehens
      einging. Die Sendung war fast über dreißig Jahre hinweg nicht nur fester Bestandteil des
      ostdeutschen Fernsehprogramms, sie war vielmehr ein agitatorisches und politisches
      Instrument der SED-Machthaber. Der Name von Schnitzlers und der Titel ‘Der Schwarz
      Kanal’ sind untrennbar miteinander verbunden, ebenso wie die Sendung mit der
      DDR-Fernsehgeschichte und folglich auch mit der gesamtdeutschen Geschichte, denn
      die wöchentlich ausgestrahlte Sendung hatte mindestens ebensoviele Zuschauer im
      Westen (wenn nicht noch mehr), als im eigenen Land.

      Die Person Karl-Eduard von Schnitzler zu beschreiben, seine Lebenslinien aufzuzeigen
      und seine immer noch überzeugte sozialistische Einstellung zu beleuchten, soll mit
      bescheidenem Ansatz hier versucht werden. Dabei kann oft nicht zwischen der
      Privatperson von Schnitzler und dem Moderator unterschieden werden, denn ‘Der
      Schwarze Kanal’ war seine Sendung, welche unmittelbar mit seinem Leben verknüpft ist.
      Eine Behandlung des ‘Schwarze(n) Kanal(s)’ ist immer auch Auseinandersetzung mit der
      Person ‘Karl-Eduard von Schnitzler’. Und andersherum.


      Die Person Karl-Eduard von Schnitzler

      Karl-Eduard von Schnitzler wurde am 28.April1918 in Berlin geboren. Sein Vater war ein
      hoher preußischer Beamter. Nach eigenen Angaben von Schnitzlers stammten seine
      Eltern aus Grefrath im Bergischen Land und wurden später eine großbürgerliche und
      mächtige Familie in Köln. Von Schnitzler war vom Elternhaus - schon allein durch das
      Adelsprädikat ”von” im Namenszug - ein gänzlich anderer Weg beschieden, als er ihn
      später beschritt. Nicht nur, daß seine Herkunft im krassen Gegensatz zu seiner späteren
      politischen, streng sozialistischen und antifaschistischen Auffassung stand, viele seiner
      engsten Verwandten waren machtpolitische Größen im Nazi-Deutschland und wurden
      später als Kriegsverbrecher verurteilt.

      Und das Adelsprädiket ”von” ist auch heute noch in seinem Namenszug. In einer
      Anekdote erzählte er, daß er das Adelsprädikat bei Gründung der DDR ablegen wollte,
      aber von Walter Ulbricht hierzu mit den Worten überredet worden ist: ”Du bist wohl
      verrückt, die Leute sollen wissen, woher man überall zu uns kommt.” Von Schnitzler sagte
      später in einem Fernsehinterview dazu: ”Und er hatte natürlich recht damit, es ist ja ein
      gewisser Anreiz im Fernsehen.”

      Welchen Stellenwert diese Verwandten im Dritten Reich innehatten, schilderte von
      Schnitzler in einem Interview: ”Freiherr Kurt von Schröder, ein Vetter von mir, Bankier in
      Köln, finanzierte Hitler bereits seit 1928 (...). In seinem Hause in Köln-Lindenthal fand die
      Begegnung zwischen Papen und Hitler am 04. Januar 1933 statt, aus der dann die
      Hitler-Regierung am 30. Januar erwuchs. Er war Organisator und Verwalter des
      Sonderkontos S der Freundeskreisstiftung Heinrich Himmler oder so ähnlich, also einer
      von den wichtigsten Bankiers, die Hitler gemacht und gefördert haben. Mein Vetter, Dr.
      Georg von Schnitzler, war Verkaufsdirektor des IG-Farbenkonzerns. Seine Unterschrift
      steht unter den Lieferverträgen Zyklon-B, des Giftgases für die Konzentrationslager; und
      ich habe noch ein paar von der Sorte” (zitiert nach: Ludes, Peter (Hrsg.):
      DDR-Fernsehen intern: von der Honecker-Ära bis ”Deutschland einig Fernsehland”.
      Berlin: Wiss.-Verl. Spiess, 1990, S. 273).

      Ob aus Trotz zu den gegebenen Umständen oder aus innerer Überzeugung sei
      dahingestellt, jedoch tritt von Schnitzler mit 14 Jahren, 1932, in die Sozialistische
      Arbeiterjugend (ASJ) ein, die sein gesamtes späteres Denken prägt. In jungen Jahren
      beginnt Karl-Eduard von Schnitzler sich entgegen seiner familiär gutsituierten
      Ausgangslage mit dem Kommunismus zu beschäftigen, jener Weltanschauung also, die
      all jene materiellen und machtpolitischen Grundwerte beseitigen will, die sein eigenes
      Elternhaus wie nur wenige in Deutschland vertrat. Ein Jahr vor der Machtergreifung
      Hitlers schlägt er sich auf jene Seite des politischen Denkens, der er zeitlebens treu
      bleiben wird, und von der er bis heute keinen Deut abgewichen ist.

      Soweit die genauen Umstände über die Vita von Schnitzlers während der NS-Zeit unklar
      und widersprüchlich sind, sicher ist jedoch, daß er am 07. Juni 1944 zu den Engländern
      übergegangen ist und schon am 10. Juni 1944 seinen ersten Beitrag bei der BBC in
      London gesprochen hat. Dieses Datum darf bewußt als Beginn der journalistischen
      Laufbahn Karl-Eduard von Schnitzlers bezeichnet werden. Von diesem Tag an
      verschmilzt die Privatperson mit dem Moderator bzw. Kommentator von Schnitzler.


      Journalistischer Aufstieg

      Nach seinem Übertritt zu den Engländern beginnt Karl-Eduard von Schnitzler als
      verantwortlicher Redakteur für die tägliche BBC-Sendung ”Hier sprechen deutsche
      Kriegsgefangene zur Heimat” und lernte die Grundregeln für redaktionelles,
      journalistisches Arbeiten, wie die richtige Sprechweise und die psychologische Wirkung
      der Gestaltung von Radiosendungen.

      Aufgrund seiner Erfahrung bei der BBC wurde von Schnitzler kurz nach der Kapitulation
      im Juni 1945 von den Engländern nach Deutschland geschickt, zum damaligen
      Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) nach Hamburg (der neugeschaffene Rundfunk in
      der damaligen Britischen Besatzungszone hieß ab 26. September 1945
      ”Nordwestdeutscher Rundfunk” (NWDR) und setzte sich aus dem heutigen
      Norddeutschen Rundfunk (NDR) mit Sitz in Hamburg und dem Westdeutschen Rundfunk
      (WDR) mit Sitz in Köln zusammen. Hauptsitz des NWDR war damals das alte Funkhaus
      in Köln). Dort zuerst als Kommentator tätig, wurde der überzeugte Kommunist
      Karl-Eduard von Schnitzler am 01. Januar 1946 als erster amtierender Intendant und
      Leiter der politischen Abteilung des NWDR in Köln eingesetzt.

      War er am Anfang wegen seiner Arbeit in London und seiner ”sauberen” Denkweise als
      Journalist geschätzt, geriet er bald mit der britischen Besatzungsmacht auf Grund seiner
      extrem linken Denk- und Arbeitsweise in Konflikt. Von Schnitzler selbst sagt, er ”habe in
      Köln antifaschistisch-demokratische Politik gemacht!” (aus: Bierbach, 1990). In den
      schwierigen und ungewissen Zeiten der ersten Nachkriegsjahre wurde diese Meinung
      jedoch vielseitig ausgelegt. Vor allem bei dem britischen Chefcontroller in Deutschland,
      Hugh Carlton Greene (ein Bruder des Schriftstellers Graham Greene), eckte von
      Schnitzler mit seiner Art von demokratischem Journalismus zunehmend an, bis dieser ihn
      1947 schließlich wieder nach Hamburg zurückversetzte. Die Spannungen zwischen dem
      journalistischen Anspruch der Besatzungsmacht und der Arbeit von von Schnitzler
      wuchsen weiter und führten schließlich, noch im Frühjahr 1947, zur fristlosen Entlassung
      von Schnitzlers.

      Die Vorgänge jener Zeit zeigen deutlich, wie fest Karl-Eduard von Schnitzler schon in
      seiner journalistischen Anfangszeit dem kommunistischen Gedanken folgte, ohne dabei
      auch nur im Geringsten an seiner weltpolitischen Anschauung zu zweifeln. Für ihn war
      demokratische Politik zugleich und ausschließlich sozialistische Politik, und nur in dieser
      Form war - vor allem nach dem nationalsozialistischen Regime - der Aufbau eines neuen
      Deutschlands möglich. Die Alliierten waren dabei für ihn die Mächte, die die Umsetzung
      seiner Ideale verhinderten, vielmehr die Teilung in zwei deutsche Staaten vorantrieben.
      Wie tief von Schnitzler von dieser Meinung überzeugt war, schreibt er in einem ”offenen
      Brief” aus Berlin im März 1947, wo es u.a. heißt: ”Anstatt Objektivität, Fortschritt und
      Frieden zu dienen, hat der NWDR Partei ergriffen und ist eine Bastion gegen den Osten
      geworden” (aus: Bierbach, 1990). Zugleich wird schon in den Anfängen des
      neugegründeten Rundfunks deutlich, wie ‘sensibel’ die alliierten Machthaber auf jedwede
      Form kommunistischen Gedankengutes reagierten, und welchen Stellenwert dabei vor
      allem die Massenmedien in einem im gesellschaftlichen und politischen Aufbau
      befindlichen Land besitzen.

      Logische Folge der Ereignisse war für von Schnitzler sein Weggang von
      Westdeutschland nach Ost-Berlin, wo er von Michael Storm (das journalistische
      Pseudonym von Markus ”Mischa” Wolf), Kommentator beim ”Berliner Rundfunk”, der
      Rundfunkanstalt unter Leitung der Sowjetischen Besatzungmacht, erwartet wurde.
      Wahrscheinlich über diese Beziehungen wurde von Schnitzler nach eigenen Angaben
      dort sofort Festangestellter. Hier befand sich für ihn jene Rundfunkanstalt, die seine
      ”politische Heimat” wurde. Von hier aus habe er ”keine kommunistische Politik”
      betrieben, sondern lediglich ”ein einheitliches antifaschistisch-demokratisches
      Deutschland befürwortet, in dem die Arbeiterklasse unter Führung ihrer Partei um die
      Vormacht kämpft” (alle Zitate: Bierbach, 1990). Wieder zeigt sich deutlich der objektive
      Widerspruch in von Schnitzlers politisch-journalistischer Denk- und Arbeitsweise. Was
      soll seine Tätigkeit gewesen sein, wenn sie nicht kommunistisch, aber die
      Arbeiterklasse zum Sieg führen soll? Wie soll sie objektiv sein, wenn sie an der Führung
      der Partei angelehnt ist?

      Beim ”Berliner Rundfunk” arbeitete von Schnitzler von Anfang an im Fernsehbereich,
      zunächst leitete er neben seiner Kommentatorentätigkeit eine Diskussionsrunde. Dieser
      sogenannte ”Treffpunkt Berlin” war eine Rundfunkdiskussion mit westlichen Journalisten.
      Die zuerst auf Hörfunk ausgerichtete Debatte wurde von Michael Storm (alias Markus
      Wolf) geleitet, erst als 1957/58 eine Fernsehsendung daraus konzipiert wurde, übernahm
      von Schnitzler den Vorsitz des Gesprächs und führte ihn elf Jahre lang. Die eigentliche
      Aufstieg des Karl-Eduard von Schnitzler beginnt an jenem Montag, den 21.März 1960,
      als er mit seiner wöchentlichen Sendung ‘Der Schwarze Kanal’ erstmals auf Sendung
      geht. Von da an sollte der Kommentator von Schnitzler wie kein zweiter Journalist die
      politische Fernsehlandschaft der DDR, bis zu der friedlichen Revolution im Herbst 1989,
      bestimmen.


      Journalistisches Selbstverständnis

      ”Niemals wird am demokratischen Rundfunk ein Volksfeind, ein Friedensfeind
      Gelegenheit haben, die Redefreiheit zu mißbrauchen. Unser Rundfunk, der heute sein
      zehnjähriges Bestehen feiert, ist ein Rundfunk des Volkes. (...) Das ist für uns Auftrag und
      Verpflichtung. Und darum können wir auch nicht objektiv sein, sondern wir sind
      parteiisch. (...) Und wir lehnen es ab, objektiv Meinungen solcher Männer wie Adenauer
      oder Dulles wiederzugeben, denn das würde objektiv den Plänen der Adenauer oder
      Dulles nützen. Wir aber bekämpfen diese Pläne.” [Der Text stammt vom Monitordienst
      des RIAS-Berlin, wo fast alle Kommentare von Schnitzlers archiviert sind. Von Schnitzler
      selbst, auf diese Aussage angesprochen, sagte dazu: ”Also, das müßten Sie mir zeigen,
      diese Bemerkung. In dieser Form kann ich sie garnicht geäußert haben, weil ich mich um
      Objektivität und Parteilichkeit - was kein Widerspruch ist - immer bemüht habe” (aus:
      Bierbach, 1990).]

      Das journalistische Selbstverständnis Karl-Eduard von Schnitzlers setzt sich in erster
      Linie aus Widersprüchen objektiver und subjektiver Sichtweisen zusammen. Wenn er
      selbst sagt, Objektivität und Parteilichkeit sei kein Widerspruch, stellt er zugleich die
      allgemeine Begriffsdefinition der Wörter in Frage. Eine solche Paradoxie zieht sich
      durch sein gesamtes publizistisches Schaffen. Einem freiheitlich denkenden Menschen
      wird eine solch offensichtlich widersprüchliche, trotzdem feste Überzeugung richtigen
      Handelns unverständlich bleiben; es fragt sich allerdings, ob von Schnitzler selbst diese
      Widersprüche bewußt geworden sind; ob er seine Anschauung in bewußter
      Überzeugung oder in unbewußter Verblendung geäußert hat. Er ist immerhin ein
      intelligenter Mensch, belesen, wortgewandt und gebildet. Allein aus seinen Aussagen ist
      sein manifestiertes ‘falsches’ Denken nur schwerlich nachzuvollziehen.

      Eine Trennung von politischem Standpunkt und Pressearbeit fand niemals statt, die
      Unmöglichkeit publizistisch unabhängiger Arbeit in demokratischen Staaten war für von
      Schnitzler kein Argument. Den Vorwurf, er sei ein parteikonfomer Journalist gewesen,
      der im Grunde genommen immer auf der Regierungslinie gelegen habe, kontert er
      lapidar mit der Tatsache, daß sich seine Auffassung lediglich mit der Linie seiner Partei
      und Regierung gedeckt habe. Von Schnitzler unterstreicht dies noch mit einem
      Brecht-Zitat: ”Ich denke nicht so, weil ich hier bin, sondern ich bin hier, weil ich so denke”
      (aus: Bierbach, 1990).

      Von Schnitzlers leitete das Credo seiner Arbeit konsequent aus dem kommunistischen
      Gedanken ab, der vorrangig alle anderen Denkschritte beeinflußte: ”Wo immer ein
      Kommunist arbeitet und lebt - er wird zur Arbeiterklasse und zu den Ideen des
      Kommunismus stehen, er wird offensiv das menschenfeindliche und reaktionäre Wesen
      des Imperialismus enthüllen und konsequent die Auseinandersetzung mit seiner
      Ideologie führen!” (aus dem Programm der SED, Berlin 1976). Der sozialistische
      Grundgedanke prädestinierte also a priori jede Äußerung in seinem Sinne zu einer
      wahrhaftigen, richtigen Aussage. Folglich ändert sich auch die denotative Bedeutung der
      Worte. Von Schnitzler 1990 zu der Frage, ob die Amerikanisierung des Fernsehens jetzt
      auch auf die DDR durchschlage: ”Kommentar heißt ja, ein Ereignis oder einen
      Ausspruch zu erklären, und das ist sträflich mißachtet worden in den letzten Jahren. Der
      einzige, der das machte, war ich im ‘Schwarzen Kanal’” (aus: Ludes, 1990, S. 277).

      Aber nicht der kommunistische Gedanke allein war richtungsweisend für von Schnitzlers
      agitativen ‘Journalismus’. Die zweite Triebfeder war seine Verachtung der westlichen -
      seiner Meinung nach imperialistischen und kapitalistischen - Gesellschaftsformen, im
      Besonderen der Westdeutschlands. So gibt er denn als Anspruch an seine Arbeit an, ”er
      habe immer nur zur ‘Hygiene im Äther’ beitragen wollen, um der ‘Hetze’ der westlichen
      Medien gegen den Sozialismus und speziell den auf deutschem Boden etwas
      entgegenzusetzen” (Stuttgarter Zeitung, 02.11.1989). Auch hier herrscht wieder die
      überzeugte Verblendung bei von Schnitzler vor, die Unwahrheiten seien einzig und allein
      von westlicher Seite verbreitet worden, er habe diese lediglich richtiggestellt: ”Das
      einzige, was im ‘Schwarzen Kanal’ nicht wahr war, waren die Zitate aus dem
      BRD-Fernsehen, die ich zu wiederlegen [sic] versuchte (...).”

      Wie verblendet ”die einstige Nervensäge der Nation” (DER SPIEGEL, 36/1991, S. 78)
      auch heute noch ist, zeigt eine Anekdote, die wie eine Ironie der Geschichte erscheint.
      Karl-Eduard von Schnitzler fühlte sich als Opfer einer Hetzkampagne und richtete
      Vorwürfe gegen eine große deutsche Tageszeitung, weil er ”in einem Artikel auf die
      übelste Weise angegriffen worden” sei (Chemnitzer Morgenpost, 12.04.1994), um im
      nächsten Atemzug zu berichten, daß er den Imperialismus ”niemals übertrieben
      dargestellt” habe und daß man ”erst jetzt am eigenen Leibe erfahre, wie recht er doch all
      die Jahre gehabt habe” (ebd.). Von Schnitzler läßt auch rückblickend keinerlei kritische,
      selbstreflektierende Betrachtung zu, geschweige denn sieht er ein Fehlverhalten oder
      falsche Aussagen seitens seiner Person. Er ist auch heute noch überzeugter Kommunist,
      den keinerlei schlechtes Gewissen wegen der Verbreitung von Unwahrheiten peinigt,
      vielmehr sei ”es bis zum heutigen Tage nicht gelungen, auch nicht einmal der Versuch
      unternommen worden (...), mir nachzuweisen, daß ich jemals etwas aus dem
      Zusammenhang gerissen oder verfälscht hätte” (aus: Ludes, 1990, S. 269). ”Asche
      gehört aufs Glatteis oder in die Urne, nicht aufs Haupt” (DER SPIEGEL, 36/1991, S. 78)
      und außerdem sei der ”zurückgeworfene Sozialismus (...) dem Kapitalismus überlegen”
      und werde ”im nächsten Jahrhundert die Oberhand gewinnen” (ebd.).

      Das journalistische Selbstverständnis Karl-Eduard von Schnitzlers zu erfassen, heißt,
      sich immer wieder fragen, was richtig und was falsch war. Seine Kommentare und
      Meinungen sind hämisch-aggressiv, beleidigend und arrogant, besserwisserisch und
      aufdeckend, dabei - vor allem aus heutiger westlicher Sicht - augenscheinlich falsch.
      Aber sie regen zum Nachdenken an, über die Geschichte zweier deutscher Staaten,
      über die subjektive Sichtweise aus dem Lebensumfeld zweier Seiten einer Todeslinie,
      und sie sind Dokumentation einer Zeit, wie sie in dieser Weise wohl nur der kalte Krieg
      auf einen geteilten Staat und dessen Einwohner projizieren konnte.


      Profil und Machart

      Der ‘Schwarze Kanal’ war eine wöchentliche Sendung, die jeweils Montags um 21.35
      Uhr nach dem Montagsfilm ausgestrahlt wurde und 20 Minuten dauerte. Der Titel bezog
      sich auf die westdeutschen Fernsehsender, die in Anlehnung an die christdemokratische
      Regierung der Bundesrepublik als politisch tiefschwarz bezeichnet wurden. Wie dies in
      den östlichen Medien gesehen wurde, zeigt ein Auszug aus der Sächsischen Zeitung
      vom 25.03.1985, anläßlich des 25jährigen Jubiläums des schwarzen Kanals: ”Der Titel
      bezieht sich bekanntlich auf Fernsehstationen jenseits unserer westlichen Staatsgrenze,
      die sich öffentlich-rechtlich und unabhängig nennen, tatsächlich jedoch als imperiale
      Klassenmedien fungieren. Wie sie diesem Auftrag nachkommen, welche
      antikommunistischen und fortschrittsfeindlichen Auffassungen sie verbreiten, mit welch
      manipulativen Methoden und Tricks das geschieht, wie und in welcher Weise sie sich
      damit verwickeln - das dokumentiert auf unverkennbare Weise im DDR-Fernsehen ‘Der
      Schwarze Kanal’” (ebd). In der Sendung wurden Ausschnitte aus westlichen Nachrichten,
      Reportagen und Polit-Magazinen ausschnittweise gezeigt und von Karl-Eduard von
      Schnitzler im Sinne von ‚Konterpropaganda‘ konterkariert.

      Der Moderator von Schnitzler war dabei jedesmal allein vor der Kamera und
      kommentierte die einzelnen Bildausschnitte ruhig von seinem Sessel aus, aber mit
      aggressiver Polemik, scharfer Zunge und rücksichtsloser, auch persönlich angreifender
      Argumentationsweise, etwa bei Sätzen wie ”da schwitzt zunächst einmal der fette Franz
      Josef Strauß durch den schwarzen Kanal des westdeutschen Fernsehens” (aus:
      SPIEGEL-TV vom 06.11.1989), oder die auf West-TV bezogene Aussage wie ”Man
      kann gar nicht soviel davon fressen, wie man kotzen möchte” (ebd.). Daß dabei sein
      Auftreten nicht unbedingt die Akzeptanz der Bevölkerung erreichte, zeigt ein Rückblick
      auf von Schnitzler in der Chemnitzer Morgenpost von 1994: ”Kennen Sie sein Lächeln?
      Diese Mischung aus Überlegenheits-Gefühl, Arroganz und Besserwisserei und ‘Ihr könnt
      mich sowieso alle mal’?” (Chemnitzer Morgenpost vom 12.04.1994, S. 14).

      Die Resonanz in der Bevölkerung gab von Schnitzler zu Anfang mit 50% und mehr
      Einschaltquote an, die wegen dem schwindenden Interesse am Fernsehen sich dann bei
      rund 30% eingependelt habe (vgl. Ludes, 1990, S. 270f). Dabei muß beachtet werden,
      daß in den ersten Jahren des Rundfunks lediglich ein bzw. zwei Programme zur
      Verfügung standen, und die Einschaltquoten in der DDR niemals offiziell bekannt waren.
      Eine objektive Bewertung dieser Zahlen ist also nicht möglich. Auch die Aussage von
      Schnitzlers, er ”habe nie 3% gehabt wie Herr Höfer in seinem ‘Frühschoppen’ mittags um
      zwölf. Mit 3% Prozent gibt es bei uns keine Sendung, die wäre abgesetzt worden” (aus:
      Ludes, 1990, S. 280), ist insofern vorsichtig zu betrachten und kann unter den
      gegebenen Umständen des Staatsfernsehens der DDR als unwahrscheinlich gelten.


      Funktion und Intention

      Als Funktionsbeschreibung des ‘Schwarzen Kanals’ gibt Karl-Eduard von Schnitzler an,
      es sei eine ”ideologische Auseinandersetzung Sozialismus - Kapitalismus am Beispiel
      westlicher Medien” (aus: Ludes, 1990, S. 280) gewesen. Die ”systematische Enthüllung
      des menschen- und fortschrittsfeindlichen Charakters der imperialistischen
      Klassenherrschaft” sollte durch eine ”scheinbare Entlarvung der politischen Manipulation
      seitens des Westfernsehens” (ebd.) geschehen. Nach außen hin wurde die aggressive
      Form der Auseinandersetzung mit dem sich ”objektiv verändernden Kräfteverhältnis
      zugunsten des Sozialismus” und der ”subjektiv organisierten psychologischen
      Kriegsführung des Imperialismus” begründet (zitiert aus den ”Theoretische[n]
      Grundfragen des sozialistischen Journalismus”, Karl-Marx-Universität, Sektion
      Journalismus, Leipzig 1980, S. 251f).

      Allein diese Begründung entblößt sich bei genauerem Hinsehen als eine
      Anti-Begründung. Denn wenn sich das Kräfteverhältnis zugunsten des Sozialismus
      entwickelt hätte, wäre wohl kaum eine solch propagandistische Form der medialen
      Nachrichtenaufbereitung vonnöten gewesen. Die beeinflussende Wirkung seiner
      Hetztiraden gegen den Westen war Karl-Eduard von Schnitzler nicht nur bewußt, sie
      waren sogar Ziel seiner Agitation. Noch 1985 erklärte er anläßlich der Verleihung des
      Ehrentitels ”Held der Arbeit”, ”der Adressat des ‘Schwarzen Kanals’ ist der DDR-Bürger.
      Und die Zuschauer sind Multiplikatoren, die das Gesehene und Gehörte auf vielfältige
      Weise weitertragen - in Schulen und Versammlungen, in die Zirkel des Partei- und
      FDJ-Lehrjahres, die es nutzen in persönlichen Gesprächen” (FF DABEI vom
      26.05.1985). Wie dieser Nutzen auszusehen hatte, war eindeutig. Die Bürger der DDR
      sollten gegen den Westen aufgestachelt und aggressiv gestimmt werden.

      Die Intention der Sendung wandelte sich allerdings phasenweise. Von Schnitzler selbst
      läßt keinen Zweifel an deren rüder journalistischer Machart, wenn er zugibt, die Sendung
      ”ist ein Produkt des kalten Krieges gewesen, und am Anfang brauchten wir nicht zu
      differenzieren. Da konnte ich montags alle Feinde in einen Sack tun, zumachen,
      draufhauen, immer in der Gewißheit, den richtigen zu treffen” (aus: Ludes, 1990, S. 271).
      Die zweite Phase der inhaltlichen Veränderung führte über eine versachlichte
      Auseinandersetzung zwischen sozialistischem und kapitalistischem Gedankengut; es
      wurden nun keine konkreten Personen - stellvertretend für eine Ideologie - angegriffen.
      Die dritte Phase der Veränderung trat ein mit der Patt-Situation des Nuklearzeitalters.
      Dabei bedeutete friedliche Koexistenz für von Schnitzler nicht ein Ende der
      Auseinandersetzungen. Wie immer war der Westen der Aggressor: ”(...) aber daß diese
      Auseinandersetzung so zu führen ist, daß sie politische und wirtschaftliche
      Verhandlungen nicht störte und die Atmosphäre nicht vergiftete - wir haben uns daran
      gehalten, auch ich in meinem ‘Schwarzen Kanal’. Der Westen hat sich nicht daran
      gehalten” (aus: Ludes, 1990, S. 272).

      Von Schnitzler hielt anscheinend die Bevölkerung der DDR für dumm. Allein die
      Tatsache, daß mehr als zwei Drittel der Ostdeutschen westliches Fernsehen empfangen
      konnte - die eigentliche Grundlage des ‘Schwarzen Kanals’ - hätte ihm vor Augen führen
      müssen, daß seine Argumentationen keinen glaubhaften Anklang fanden. Vielmehr
      führten sie zum Gegenteil. Konnte man seine Sendung aus westlicher Sicht noch
      belächeln, empfanden die DDR-Bürger seine Aussagen als ärgerliche und unverschämte
      Verhöhnung ihrer eigenen Situation, und nicht zuletzt als persönliche Beleidigung. So
      schreibt rückblickend die Freie Presse in Sachsen in einer analytischen Betrachtung:
      ”Brechreiz löst weniger der Inhalt aus als vielmehr von Schnitzlers permanent aggressive
      Sprache, die grobschlächtige Argumentation, die so zur Pseudo-Argumentation wird.”
      Und weiter: ”Von Schnitzler beherrscht meisterhaft die Kunst des Weglassens, des
      Jonglierens mit aus dem Zusammenhang gelösten Einzelheiten und Zitatfetzen. Realität
      ist für ihn ein Vehikel; sie wird benutzt, um Behauptungen an ihr abhandeln zu können”
      (Freie Presse, 08.01.1993).

      So ist es kein Wunder, daß er im Volk den Namen ”Sudel-Ede” innehatte, auch wenn er
      diese Bezeichnung nicht in Verbindung mit seiner journalistischen Tätigkeit brachte - was
      wiederum als Beweis für sein wenig volksnahes Empfinden gelten kann. Ebenso
      deutlicher Beweis seiner Nicht-Akzeptanz ist die Titulierung als ”Karl-Eduard von
      Schni...”, weil der Zuschauer sofort abschaltete, wenn der Chefkommentator auf dem
      Bildschirm erschien.

      Man kann nur eine völlige Fehleinschätzung der Situation konstatieren. Am
      aussagekräftigsten hierfür kann das Statement gewertet werden, das Karl-Eduard von
      Schnitzler, zur Mauer befragt, abgab. Die Grenze war ja bis 1961 bekanntlich offen, und
      Abenteuerlust sei ja kein Motiv gewesen, um abzuhauen. Auf die Gegenfrage des
      Reporters, was man denn hätte tun sollen, wenn man nicht rauskommt, antwortete von
      Schnitzler gereizt, aber symptomatisch: ”Ich sag Ihnen mal was. Diese ganze Diskussion
      um die Grenze kotzt mich auf deutsch an!” (aus: Interview Grimm/Rentner, 1992).


      Umwandlung der eigentlichen Funktion im Herbst 1989

      Die eigentliche Funktion des ‘Schwarzen Kanals’, die polemische Auseinandersetzung
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 11:29:51
      Beitrag Nr. 5 ()
      Der Schwarze Kanal:

      Nach 1.519 Ausgaben wurde seine wöchentliche 25-Minuten-Polemik gegen
      den BRD-Imperialismus am 30. Oktober 1989 zum letzten Mal ausgestrahlt
      und währte nur fünf Minuten. Nach Schnitzlers Angaben hatte sie bis zum
      Schluß eine Einschaltquote von 14 Prozent, und dies montags nach dem
      Abendfilm. In der DDR kursierte dagegen der Witz: Welches ist die kürzeste
      Zeiteinheit in der DDR? Antwort: Ein Schni. Er bezeichnet den Bruchteil
      zwischen einer Ansage Schnitzlers und dem Druck auf den Aus-Knopf des
      Fernsehers.
      Schnitzler betont, daß er die Sendung freiwillig aufgab: "Mein Gesicht ist
      inzwischen zu solch einem Reiz-Gesicht geworden, daß ich der notwendigen
      Erneuerung nur im Wege stehen würde", meinte er gegenüber der taz (Jan.
      90). Länger hätte er sich aber auch nicht halten können, denn die
      Demonstranten in Leipzig und auf dem Alex skandierten schon "Schnitzler in
      die Muppetshow", "Schnitzler weg - Lügendreck" oder "Versetzt die alte
      Lügensau schnellstens in den Tagebau". Der Schwarze Kanal wurde von dem
      neuen Magazin "AK zwo" abgelöst. Kurz nach dem Fall der Mauer erhielt
      "Kled", wie er von seinen Freunden genannt wird, beim DFF zudem
      Hausverbot.
      Schnitzler schloß die letzte Ausgabe mit den Worten: "Es bedarf also der
      Kunst, das Richtige richtig und schnell und glaubhaft zu machen. In diesem
      Sinne werde ich meine Arbeit als Kommunist und Journalist für die einzige
      Alternative zum unmenschlichen Kapitalismus fortsetzen, als Waffe im
      Klassenkampf zur Förderung und Verteidigung meines sozialistischen
      Vaterlandes. Und in diesem Sinne, meine Zuschauerinnen und Zuschauer,
      liebe Genossinnen und Genossen, auf Wiederschaun." (zitiert aus KR, Nov.
      89)
      "Der schwarze Kanal", am 21. März 1960 gestartet, verlief immer nach dem
      gleichen Muster: Schnitzler schnitt willkürlich aus Sendungen von ARD und
      ZDF Passagen raus und legte dann los, "indem er ideologische
      Assoziationsketten improvisierte und ausspuckte, was ihm gerade durch den
      Sinn schwamm. Globke - Filbinger - Goebbels - drüben Faschisten - drüben
      SDI - drüben Arbeitslosigkeit - drüben, hähä, ‘freie’, hähä,
      Marktwirtschaft..." (FAZ, Nov. 95) Der Telefonapparat in seinem Büro
      verband ihn direkt mit dem Zentralkomitee der SED.
      Die Anregung zu dem Format kam "durch den Kollegen Adenauer. Der hat
      damals, 1960, im Bundestag eine ziemlich dreckige Rede gehalten, ich
      brachte daraus abends in der Aktuellen Kamera Auszüge und kommentierte
      sie. Da hieß es: Das muß man öfter machen! Aber wie oft? Einmal im Monat?
      Einmal im Vierteljahr? Darüber wurde heftig gestritten." (FF dabei, 1989)
      Der Titel war das Gegenstück zu der damals im West-TV laufenden "Roten
      Optik" von Thilo Koch.
      Wolf Biermann, auf den Schnitzler nicht gut zu sprechen ist, dichtete in der
      "Ballade von den verdorbenen Greisen": "Hey, Schnitzler, du elender
      Sudel-Ede / Sogar wenn du sagst, die Erde ist rund, / Dann weiß jedes Kind:
      Unsere Erde ist eckig / Du bist ein gekaufter, verkommener Hund / Und wirst
      du bald in der Erde liegen / In dich geh’n nicht mal die Würmer rein / Der
      muß jetzt im Grab noch die Würmer belügen / Wir stehen auf deinem
      Marmorstein. (Refrain:) Wir wollen dich nicht ins Verderben stürzen / du bist
      schon verdorben genug. / Nicht Rache, Nein Rente! / Im Wandlitzer Ghetto."
      Schnitzlers Ansicht nach wäre die Sendung heute "nötiger denn je", denn in
      die "West-Medien" hat er kein Vertrauen. (KR) Doch er ist realistisch genug,
      festzustellen: "So eine Sendung ist historisch notwendig, wie so vieles
      historisch notwendig ist, was in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird." (tip
      19/92) Wäre er wieder auf Sendung, würde er "den Menschen sagen, daß
      man heute nichts mehr glauben darf." (stern, Okt. 93) Doch er gesteht auch
      Fehler ein: "Ich habe im schwarzen Kanal zu wenig differenziert und im
      Westen nur Fehler gezeigt. Obwohl mich die Leute auf der Straße
      ansprechen und feststellen, daß meine Kritik des Kapitalismus so falsch nicht
      war." (stern, Okt. 93) Dennoch wünscht er sich die DDR nicht zurück. "Ich
      bin kein DDR-Nostalgiker, aber auch kein Wendehals." (stern) Vorwürfe, er
      habe in der Sendung die Probleme in der DDR verschwiegen oder geschönt,
      erwiderte er häufig damit, daß Innenpolitik nicht "sein Brot" gewesen sei. "Ich
      war Außenpolitiker und hatte mich mit dem Imperialismus
      auseinanderzusetzen." (taz, Jan. 90)
      Das Neue Deutschland schrieb 1992 über seine Sendung: "Sein Schwarzer
      Kanal mag rechthaberisch und manchmal unfreiwillig komisch gewesen sein,
      und daß er in 1519 Sendungen Gefahr lief, zu seiner eigenen Karikatur zu
      werden, ist unbenommen. Gehaßt aber wurde er dafür, daß er recht hatte,
      daß er die Illusionen des Goldenen Westens, die via West-TV in die Köpfe
      der DDR-Bewohner eingespeist wurden, demontierte und sie als Propaganda
      zurechtrückte. Sein Schwarzer Kanal war, bei aller Biederkeit, ein profund
      gemachtes Gegengift zum Westfernsehen, deshalb im Westen durchaus
      beliebt und in der DDR partiell verhaßt: Wer kann es schon leiden, wenn man
      ihm seine Hoffnungen raubt, und seien sie noch so dumm und falsch. (...) Es
      ist schade, daß er nicht mehr in dem Medium antreten kann, das er routiniert
      beherrscht: im Fernsehen. Wenn der Mann mit der Einmachglasbrille zu einem
      kämpferischen ‘Sooo...das also nennen die Kapitalisten...Freiheit!’ anhub,
      dann verbanden sich aufrichtig gemeinter, kämpferischer Journalismus und ein
      nicht unbedingt beabsichtigter Humor zu einer einzigartigen, unvergleichlichen,
      nicht kopierbaren Mischung." (Sept. 92)
      Am 2. April 1992 strahlte die ARD um 23 Uhr ein ORB-Portrait über
      Schnitzler aus mit dem Titel "Der schwarze Kanal oder Armes Deutschland".
      Schnitzler bekam dabei auch die Chance zu einem allerletzten, auf sechs
      Minuten begrenzten "Schwarzen Kanal". "Was er daraus macht, wird nicht
      verraten", kündigte die taz damals an. "Seine selbsterwählten Themen sind die
      Hauptstadt Berlin und Wolf Biermann. Am Ende liest er Mörike.
      Hinreißend!" Die Ausstrahlung zog Zuschauerproteste nach sich. Die
      ARD-Sender erreichten laut dpa einige hundert Protest-Anrufe. Im Anschluß
      gab es im ORB eine Gesprächsrunde zum Thema "Journalismus in der
      Diktatur", zu deren Gästen auch West-Pendant Gerhard Löwenthal gehörte.
      Insgesamt blieb das Interesse mit einer Einschaltquote von drei Prozent in der
      ARD gering.

      Trading Spotlight

      Anzeige
      East Africa Metals
      0,0785EUR +1,95 %
      Das Gold-Einhorn des Jahres!mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 11:33:05
      Beitrag Nr. 6 ()
      Jajja "DER SCHWARZE KANAL" ... was haben wir gestaunt ...

      Die einzige Satiresendung im DDR-Fernsehen ... (konnte man in Westberlin empfangen)


      Der war dann doch auch noch bei TITANIC ....


      WIR SIND EIN VOLK !!!!!

      techno ;)
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 11:37:00
      Beitrag Nr. 7 ()
      ein damals berühmter Witz über SudelEde

      Pressemeldung: Karl Eduard von Schnitzler ist bei einem
      tragischen Unfall ums Leben gekommen. Er hat einen Kanaldeckel auf
      den Kopf bekommen.
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 11:39:19
      Beitrag Nr. 8 ()
      @lola69

      reicht dir das:confused:
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 11:39:47
      Beitrag Nr. 9 ()
      Edes Lieblingsworte waren immer stinkender fauler parasitärer

      zum Untergang verurteilter Kapitalismus.

      Nach dem er die Wörter ausgesprochen hatte wirkte er

      immer sehr entspannt, ich glaube das war sein Orgasmus.
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 11:42:13
      Beitrag Nr. 10 ()
      #9 :laugh:
      das eingangsintro war auch sehr nervenaufreibend:)
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 11:47:38
      Beitrag Nr. 11 ()
      Hi Watto,

      ich erinnere mich wieder,daß ist doch die Stadt mit

      den zwei Toren ich glaube Uenglinger und Tangermünder

      heißen die Tore.

      Durch die Stadt fließt glaube ich die Uchte einer der

      größten norddeutschen Bäche.

      Einen Dom hat die Stadt auch.

      Eine schöne Stadt watto.
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 11:52:57
      Beitrag Nr. 12 ()
      Ach ja, wie schön doch Fernsehen sein konnte.
      Die einzige DDR-Sendung, die ich mir als Westler relativ häufig angesehen habe (vermutlich war die Einschaltquote bei uns eh höher :D).
      Obwohl, auch die Hauptnachrichtensendung hatte einen gewissen Reiz...

      Gruss
      kpk
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 12:30:10
      Beitrag Nr. 13 ()
      @lola69 du hast recht:D
      einmal im jahr bin ich in dieser schönen stadt für 3 tage:)
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 12:56:04
      Beitrag Nr. 14 ()
      Hi watto,

      ich wohne schon fast 35 jahre in dem Kaff.
      Avatar
      schrieb am 26.10.01 13:23:20
      Beitrag Nr. 15 ()
      War offensichtlich doch nicht immer alles in Ordnung mit dem Kollegen :D

      Avatar
      schrieb am 26.10.01 14:14:33
      Beitrag Nr. 16 ()
      Ich bin mir nicht sicher, aber Ede konnte doch mit seinen Plattitüden
      niemanden hinter dem Ofen vorlocken. Meiner Meinung nach, war das ein dummer
      verblendeter, seniler, debiler alter Mann, dem die Natur einen Streich gespielt hat.

      Mit 14 habe ich den Scheiß, den der erzählt hat, zu den Gebrüdern Grimm verbannt.

      Zu meiner Armeezeit mußten wir jeden Montag kollektiv einrücken im Fernsehraum,
      um Schwarzen Kanal zu gucken, in Wirklichkeit hat das keine Sau interessiert.

      Der Affe soll sich nicht so wichtig nehmen, der ist schon längst vergessen und riecht schon
      nach Erde.

      Nach der Wende hatte seine Alte nichts besseres zu tun, irgendwo in Berlin (glaube es war das KdW)
      den stinkenden Imperialismus zu schädigen, und ist auf Klau-tour gegangen und hat sich dabei auch
      noch erwischen lassen, die Tröde.


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Nur für hartgesottene Ossis u. Wessis :D