checkAd

    Die Verschuldungsgefahren des Dollarsystems - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 26.08.03 11:08:06 von
    neuester Beitrag 29.08.03 11:10:55 von
    Beiträge: 63
    ID: 768.347
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 1.282
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 11:08:06
      Beitrag Nr. 1 ()
      Artikel 1: Zeit-Fragen Nr.31 vom 25.8.2003

      Die Verschuldungsgefahren des Dollarsystems

      von F. William Engdahl, USA

      George W. Bush hat ein paar wirklich grosse Probleme. Der Präsident muss die Wiederwahl im November 2004 gewinnen, und das Problem, über welches die Wähler sich die grössten Sorgen machen, ist die Gesundheit der US-Wirtschaft, nicht die von Saddam Hussein oder seiner Söhne. Um die wirtschaftliche Gesundheit der Vereinigten Staaten steht es schlechter als in den Regierungsstatistiken zugegeben wird. Der Krieg der USA im Irak wurde nicht geführt, weil Amerika so stark ist. Es war ein Eingeständnis der fundamentalen Schwäche, ein hochriskantes Spiel, ein Versuch, die ökonomischen Grundfesten des globalen Dollarsystems zu stabilisieren, welche schwächer denn je sind. Wirft man einen Blick auf den tatsächlichen Zustand der amerikanischen Wirtschaft, dann bekommt man eine Vorstellung davon, wie die Realität aussieht. Der Zusammenbruch des Aktienmarktes 2000 war nur der Anfang einer Serie grösserer finanzieller Schocks, die mit Sicherheit die Dollarwelt bald treffen werden.

      «Ist es für eine Wirtschaft wichtig, eine produzierende Industrie zu haben?»
      Der Chef der US-Notenbank verblüffte den amerikanischen Kongress kürzlich mit einer Aussage. Alan Greenspan gab zu, dass die amerikanische Wirtschaft heute kaum noch irgendeine herausragende Leistung in der industriellen Technologie oder Produktion aufweisen kann. Seine eigentliche Sorge bestehe jedoch darin, wie man ein amerikanisches Finanz-«Kartenhaus» stützen könne (das auf Tricks und Drohungen aufgebaut sei), um den Fluss von wenigstens 1,5 bis 2 Milliarden Dollar täglich an frischem Geld aus dem Ausland am Laufen zu halten, damit die Konsumenten weiterhin Unmengen geborgtes Geld ausgeben könnten.

      In seinem Bericht vor dem Committee on Financial Services im Repräsentantenhaus am 15. Juli stellte Greenspan die schockierende Frage: «Ist es für eine Wirtschaft wichtig, eine produzierende Industrie zu haben? Diese Frage ist sehr umstritten.» Er antwortete: «Wichtig ist, dass die Wirtschaft Werte schafft, und ob diese Werte dadurch geschaffen werden, dass man Rohstoffe nimmt und aus diesen etwas produziert, was die Konsumenten wollen, oder ob Werte geschaffen werden durch verschiedene Dienstleistungen, die die Konsumenten wollen, sollte wahrscheinlich keinen grossen Unterschied in bezug auf den Lebensstandard machen, weil das Einkommen, die Fähigkeit zum Kauf vorhanden ist. Solange man sich nicht um den Zugang zu ausländischen Produzenten von Industriegütern sorgen muss, denke ich, dass man argumentieren kann, dass es keine Rolle spielt, ob man selbst produziert oder nicht.»

      Übersetzt heisst das, dass Greenspan sagt, «es ist egal», ob die amerikanische Industrie sich hin zu billigen Produktionsstandorten in China oder Indien davonmacht. Es ist egal, dass die amerikanische Industrie nicht mehr genug Qualitätsprodukte im eigenen Land produziert oder dass - als Folge der Importe von Erzeugnissen - das amerikanische Handelsbilanzdefizit mit Japan, China, der EU und dem Rest der Welt die rekordbrechende Höhe von 500 Milliarden Dollar jährlich erreicht hat.

      Was für Greenspan und Washington zählt, ist der Umstand, dass Ausländer weiterhin ihren Dollarüberschuss zurück in die US-Wirtschaft führen, eine weitere Form des Dollar-Recycling zusätzlich zum Petrodollar-Recyling. Das gibt dem gewöhnlichen Bürger «das Einkommen, die Kaufkraft», aber mit dem Geld anderer Leute!

      Da sich der Welthandel mit Öl und vielen anderen Dingen in Dollar abspielt, kann die US-Wirtschaft Schulden auftürmen und mit geborgter Zeit und von geborgtem Geld leben, solange die Welt weiterhin den Dollar als Zahlungsmittel akzeptiert. Amerika lebt von geborgtem Geld, das heisst letztlich von den Ersparnissen der Welt, einschliesslich derjenigen Deutschlands, Frankreichs, Japans und Chinas. Da der Dollar immer noch Standard- oder Reservewährung für beinahe 65% des ganzen Welthandels ist, können nur die USA damit durchkommen, von «geborgtem» Geld zu leben. Dabei hilft auch, dass Amerika die einzige verbleibende militärische Supermacht ist.

      1970 waren 30% der gesamten US-Arbeiterschaft in der produzierenden Industrie tätig. Mit dem Trend zum billigen globalen Outsourcing ist diese Zahl auf nur noch 15% gesunken. Multinationale Unternehmen der USA investieren 140 Milliarden Dollar jährlich in die Produktion im Ausland, eliminieren dabei Arbeitsplätze in den USA und höhlen die produzierende Industrie aus. Da bleibt nur eine «Dienstleistungs-» oder Konsumentenwirtschaft übrig, die von ausländischen Geldern und dem Dollar als Weltreservewährung abhängig ist. Eine gefährliche Kombination!

      Greenspan spielt das financial «chicken»
      Die heutige US-Wirtschaft konsumiert mindestens 150 Milliarden Dollar mehr, als im Inland produziert wird. Für Greenspan ist das in Ordnung. Keine andere Nation könnte sich solch ein Handelsbilanzdefizit leisten, ohne mit einer Währungskrise rechnen zu müssen. Ausländische Investoren würden das Risiko als zu hoch erachten, wenn - sagen wir - Deutschland oder Dänemark oder Japan ein Jahr nach dem anderen ein solches Defizit aufweisen würden. Die USA als einzige Supermacht glauben, dass sie es sich leisten können. Bisher haben sich die USA fast jedes Jahr dieses Defizit geleistet, seit Nixon den Goldstandard 1971 aufgehoben hat. Dieses Jahr wird das US-Handelsbilanzdefizit einen noch nie erreichten Rekord von 500 Milliarden Dollar erreichen. Das Finanzministerium lässt einfach Banknoten drucken, um den Prozess in Gang zu halten.

      Die Frage ist, wie lange der Rest der Welt noch akzeptieren wird, dass seine realen Waren vom US-Finanzministerium und der amerikanischen Notenbank mit inflationären Dollars bezahlt werden?

      Mit dem Euro hat die EU nun zum ersten Mal das Potential, eine Alternative zum Dollar zu bilden, die stark genug wäre. Die EU müsste allerdings auch entschlossen danach handeln. Eine knallharte Botschaft aus Washington war der Irak-Krieg. Er war eine Warnung an die EU, nur ja nicht irgendwelche Öl-für-Euro-Ideen zu entwickeln! Japan, China und Asien reden bereits über eine Alternative zum Dollar, scheinen aber das Risiko zu scheuen. Solange der Dollar der König des Welthandels und der Finanzwelt bleibt, wird es mit der Weltwirtschaft langsam bergab gehen, während die Dollarschulden steigen.

      Ausländische Zentralbanken sind heute Gläubiger von mindestens 43% der gesamten Schulden des US-Finanzministeriums. Entschlössen sie sich plötzlich, nur einen kleinen Teil dieser Wertpapiere zu verkaufen und den Dollar fallenzulassen, dann würde das in den USA und anderswo grosse wirtschaftliche Schocks bewirken. Seit 1971 spielt Washington mit seinen Handelspartnern das Spiel financial chicken, das heisst, Washington spielt mit den Ängsten seiner Verbündeten, dass nämlich, falls der Dollar zusammenbräche, Deutschland oder Japan oder andere Hauptgläubiger der US-Schulden ebenfalls zu den Verlierern zählen würden. Dadurch konnte Washington in den vergangenen 30 Jahren weiter auf Pump und weit über seine Verhältnisse leben.

      Die Bank von Japan und die Bank von China und einige andere asiatische Zentralbanken haben mittlerweile schätzungsweise 1,5 Billionen Dollar an US-Staatsanleihen oder Wertpapieren von halbstaatlichen Immobilienfinanziers wie Freddie Mac oder Fannie Mae (siehe Kasten auf Seite 2) gekauft, die hinter der momentanen «Immobilienblase» in den USA stehen.

      Warum führen sie ihre Überschüsse in die USA zurück, indem sie amerikanische Obligationen kaufen? Weil den Ausländern, seit Nixon die Golddeckung des Dollars abschaffte, nichts anderes übrigblieb, wenn sie mit ihren Dollars wenigstens etwas Gewinn erzielen wollten. Sie können sie nicht mehr in Gold umtauschen. Und die «sicherste» Investition sind US-Staatsanleihen oder solche von halbstaatlichen Unternehmen wie diejenigen, die den amerikanischen Immobilienmarkt stützen.

      China besitzt heute 340 Milliarden solcher Dollarreserven, Japan mehr als 200 Milliarden. Wenn ein Teil davon verkauft würde, sänke der Dollarkurs und dadurch entstünden grosse Verluste. Deshalb bleiben sie beim Dollar, sogar wenn dieser schwächer wird. Als Folge steigt die Nettoverschuldung der USA beim Rest der Welt. Heute sind es etwa 3 Billionen Dollar, und diese Summe wird bis Anfang 2004 auf mindestens 3,7 Billionen Dollar anwachsen. Asiatische Zentralbanken halten ungefähr 1,5 Billionen Dollar. Der Rest wird von Europäern oder anderen privaten oder öffentlichen Investoren gehalten.

      Bis jetzt sind die USA in der Lage gewesen, vom Geld anderer Leute zu leben, weil sie wussten, dass der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der Bank von Japan und anderen nichts anderes übrigblieb, als weiterhin mit den Dollars US-Staatsanleihen oder US-Wertpapiere zu kaufen. Denn wenn der Dollar tiefer als bisher fiele, wären auch die chinesischen, japanischen oder europäischen Exporte und Arbeitsplätze betroffen. Um das Risiko zu begrenzen, haben die Europäische Zentralbank und die Bank von Japan seit dem Irak-Krieg sehr viele Dollarwertpapiere gekauft. Mit den so erzwungenen Käufen übernimmt der Rest der Welt die Kosten einer ausser Kontrolle geratenen Verschuldung von Wirtschaft und Staat in den USA - eine De-Facto-«Steuer» für die restliche Welt.

      Gibt es eine Grenze?
      Einige fangen jetzt an zu fragen, ob es eine Grenze dafür gibt, wie lange asiatische oder europäische Zentralbanken und private Investoren noch ihr Geld in den Dollar investieren werden.

      Der US-Wirtschaft ist es nur gelungen, eine ernste Rezession nach dem Kollaps des Aktienmarktes vor drei Jahren zu vermeiden, weil sich die Verbraucher in Rekordhöhe verschuldet haben. «Shop until you drop» (Kauf ein, bis du umfällst!) ist bei den Amerikanern ein beliebter Ausdruck. Die Notenbank hat die Kreditzinsen auf 1% gesenkt, die tiefste Zinsrate seit 45 Jahren. Ziel ist es, die Kosten der Verschuldung gering zu halten, so dass Familien weiterhin Kredite aufnehmen, um Geld auszugeben! Etwa 70% der US-Wirtschaft besteht aus den Ausgaben der Verbraucher. Der grösste Teil davon wird für den Kauf eines Eigenheims ausgegeben. Dieser Teil hat Rekordhöhen erreicht.

      Das Anwachsen der Neuverschuldungsrate bei Familien hat jedoch alarmierende Höhen erreicht, während die produzierende Industrie insgesamt weiterhin stagniert oder sich im Rückgang befindet. Nur 74% der Kapazitäten von US-Fabriken sind momentan ausgelastet, ein beinahe historisches Tief. Bei so viel ungenutzter Kapazität gibt es nur eine kleine Chance, dass Firmen in naher Zukunft in neue Werke oder Arbeitsplätze investieren werden. Deshalb verlässt sich Greenspan weiterhin auf ausländische Gelder, um die aufgeblasene Verschuldung der Verbraucher durch eine niedrige Zinsrate weiterhin abzustützen. Würde kein ausländisches Geld mehr die US-Wirtschaft stützen, wäre die Notenbank gezwungen, die Zinsen zu erhöhen, damit Dollarinvestitionen attraktiver werden. Höhere Zinsen würden eine Krise bei den Verbraucherschulden sowie eine Zahlungsunfähigkeit bei den Hypotheken auslösen, die Deckung von Kreditkarten gefährden und das Autoleasing scheitern lassen. Erheblich höhere Zinsraten würden die US-Wirtschaft in eine tiefe Rezession oder noch Schlimmeres stürzen. Das könnte bald passieren, trotz der Hoffnungen des armen George W. Bush, wiedergewählt zu werden.

      US-Haushalte haben in den ersten sechs Monaten diesen Jahres neue Hypotheken im Wert von 723 Milliarden Dollar aufgenommen. Die Zuwachsrate der Schulden hat sich gegenüber dem Jahr 2000 verdoppelt. Die jetzige Verschuldung durch Hypotheken in den USA beläuft sich auf knapp 5 Billionen Dollar, doppelt soviel wie 1996. Sie ist viel schneller gewachsen als das Pro-Kopf-Einkommen.

      Die 20-Billionen-Dollar-Schuldenblase
      Es gibt keine Erholung in den USA, sondern bloss einen mit Schulden finanzierten Kaufboom, der durch die neue Häuserkaufexplosion zustande kommt. Wenn wir die Millionen amerikanischer Familien einbeziehen, die sich dazu entschliessen, zur Bank zu gehen, um ihre alten Hypotheken zu refinanzieren sowie eine neue Hypothek aufzunehmen, erwartet die Mortgage Bankers Association (Hypothekarbankenvereinigung) für dieses Jahr einen Rekord von 3,3 Billionen Dollar Hypothekenanleihen. Das übersteigt den letztjährigen Rekord von 2,5 Billionen bei weitem.

      Die Gesamtverschuldung der Haushalte hat im Juni die Höhe von 8,7 Billionen Dollar erreicht, das ist doppelt soviel wie 1994. Familien stimmen vermehrt längeren Abzahlungsfristen für ihre Schulden zu, wenn es sich um wichtige Güter wie Häuser oder Autos handelt. Im Durchschnitt beträgt die Dauer der neuen Darlehen für Autos 60,7 Monate, während es Ende 2002 noch 58,9 Monate waren. Die Darlehen für ein Auto belaufen sich im Durchschnitt auf 27970 Dollar. Das heisst, dass durchschnittlich Kredite für fast 28000 Dollar für ein neues Auto aufgenommen werden; ein neues Haus kostet im Durchschnitt 243000 Dollar; insgesamt eine signifikante Wertinflation in den letzten 3 Jahren.

      Am meisten alarmiert die wachsende Verschuldung beim Kauf von Häusern oder Land. Damit der Konsument weiter konsumiert, hat die Zentralbank die Zinsrate seit 2001 dreizehnmal gesenkt, um damit den Hauskauf beim amerikanischen Durchschnittsbürger massiv anzuregen. Wegen der niedrigen Zinsen leihen sich viele Amerikaner Geld, um ein Haus zu kaufen. Die Banken konnten die Hypothekaranleihen an eine halbstaatliche Hypotheken-Garantiefirma «weiterverkaufen», entweder an Freddie Mac oder Fannie Mae. Diese halbstaatlichen Finanziers sind das Herz dieser letzten Blase, einer sich auf einige Billionen Dollar belaufenden Hypothekenblase. Mit extrem niedrigen Zinsraten hat die Notenbank überall in den USA ein Häuserkauffieber ausgelöst.

      Da Freddie Mac dazu bereit ist, Darlehen zu kaufen, sorgen sich lokale Banken nicht über das Risiko der regionalen Häuserkäufe. Manchmal leihen Banken den willigen Konsumenten 100% oder gar 125% des genannten Werts eines Hauses und streichen riesige Zinsgewinne ein. Das einzige Problem ist, dass es auf Grund der steigenden Arbeitslosigkeit und einer Wirtschaft, die nicht wächst, eines Tages einen furchtbaren Zusammenprall mit der Realität geben wird, und zwar dann, wenn der Markt für Immobiliendarlehen seine Grenzen erreicht hat. Dann besteht die Gefahr, dass der Konsument aufhört zu kaufen, aber die produzierende Industrie nicht stark genug ist, neue Jobs und eine wirkliche wirtschaftliche Erholung herbeizuführen.

      Vielleicht haben wir diesen Punkt heute schon erreicht. Vor ein paar Wochen ist die Zinsrate in den USA innerhalb von zwei Wochen stark gestiegen, als Inhaber von US-Anleihen begannen, diese fast panikartig zu verkaufen. Sie befürchten, dass der Immobilienboom vorbei ist, und versuchen deshalb, soviel Gewinn wie möglich herauszuschlagen, bevor die Preise zusammenbrechen. Es wird berichtet, dass die Europäische Zentralbank ihre Mitgliederbanken anweist, wegen des Risikos keine Papiere von Freddie Mac oder anderen Regierungsagenturen zu kaufen. Diese Warnung hat Banken in der ganzen Welt veranlasst, ihre grossen Investitionen in US-Anleihen zu überdenken.

      Die US-Wirtschaft ist auf einer Pyramide von Schulden aufgebaut, insgesamt 20 Billionen Dollar privater und öffentlicher Schulden, was laut der Bond Market Association einem Wachstum von 400% seit 1985 entspricht. Solange Greenspan Ausländer überzeugen kann, weiterhin Dollarschulden zu kaufen, können Amerikaner japanische Autos, chinesische PCs, italienische Schuhe oder deutsche BMWs kaufen, und die ausländischen Zentralbanken werden ihre Dollargewinne wieder in Dollar zurückinvestieren. Wenn die Dollar-Recycling-Kette bricht und das Vertrauen in genau diesen Dollar schwindet, dann können Greenspan oder Bush wenig unternehmen, um das zu stoppen.

      Diese 20-Billionen-Dollar-Schuldenblase - von einigen wird sie auf 34 Billionen Dollar geschätzt - ist eine weitaus gefährlichere Massenvernichtungswaffe, die die Vereinigten Staaten und den Rest der Welt bedroht, als irgendeine militärische Massenvernichtungswaffe im Irak oder Nordkorea. Die Aussenpolitk Washingtons ist ein verzweifelter Versuch zu verhindern, dass diese Massenvernichtungswaffe explodiert.


      --------------------------------------------------------------------------------
      Auch Amerikas private Pensionskassen befinden sich in der Krise
      Ein weiterer Hinweis auf den ungesunden Zustand der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage der Vereinigten Staaten sind die zunehmenden Enthüllungen, wie es tatsächlich um die betrieblichen Pensionskassen steht.

      Die Regierung hat kürzlich die Pension Benefit Guaranty Corporation PBGC (Garantiegesellschaft für leistungsorientierte Pensionsfonds) auf die Liste der «Hochrisiko»-Regierungsorganisationen gesetzt, mit der Warnung, dass das staatlich garantierte System privater Pensionen «leider gefährdet ist». Das ist keine Kleinigkeit. Es betrifft etwa 44 Millionen im privaten Sektor tätige Arbeitnehmer, die über ihre Unternehmen versichert sind. Arbeitgeber sollen in guten Jahren Geld auf die Seite tun, um den Bedarf für die Renten zu decken. Während der Aktienblase von 1997 bis 2001 haben viele Firmen ihre Pensionsverpflichtungen ignoriert und das Geld benutzt, um die Firmengewinne zu schönen, und trieben so ihre eigenen Börsenwerte in die Höhe.

      Jetzt, wo der Aktienmarkt bereits seit drei Jahren zusammengebrochen ist und die Zinsraten der Wertpapiere ihren tiefsten Stand seit 45 Jahren erreicht haben, weisen die Pensionskassen der Firmen ein Loch von ungefähr 350 Milliarden Dollar für die nächsten Jahre auf. Nach dem Bankrott von Enron und WorldCom konnte eine grosse Zahl von Firmen die Zahlungen an ihre Rentenfonds nicht leisten, wodurch die Notreserven des staatlichen Garantiefonds der PBCC geleert wurden.

      Im Kongress und in der Geschäftswelt sowie bei den Gewerkschaften gibt es eine hitzige Debatte über diese wachsende Krise bei den Pensionskassen. Schlussendlich werden wahrscheinlich die Steuerzahler diese privaten Pensionen bezahlen müssen, denn die Firmen haben ihre Ressourcen in der Aktienblase törichterweise verspielt und viel verloren.


      --------------------------------------------------------------------------------
      Fannie Mae und Freddie Mac
      In den vergangenen Jahren erreichte die Zahl der Amerikaner, die ein eigenes Haus besitzen, astronomische Höhen. Viele der Kredite der Hausbesitzer und die damit verbundenen Schulden werden von zwei Gesellschaften gewährt, die von der US-Regierung «gesponsert» werden: Fannie Mae und Freddie Mac. Sie sind auch unter der Bezeichnung Government Sponsored Enterprises (von der Regierung finanzierte Unternehmen) bekannt. Ihr Name wurde aus den Anfangsbuchstaben abgeleitet. Die FNMA oder Bundesweite Hypotheken Agentur - auch als Fannie Mae bekannt - wurde während der grossen Depression im Jahre 1938 gegründet, um Banken beim Verleihen von Geldern beim Hauskauf eine finanzielle Unterstützung zu geben. Die FHLMC, Bundesdarlehenskasse für Eigenheimhypotheken - oder Freddie Mac - wurde 1970 vom Kongress gegründet, um in etwa die gleichen Aufgaben zu erfüllen und einen Wettbewerb mit Fannie Mae zu ermöglichen. Der Kongress rief beide als besondere, von der Regierung finanzierte Unternehmen ins Leben, um mit diesem Trick die Bundesverschuldung kleiner erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich war.

      Beide Firmen sind private Aktiengesellschaften, deren Besitzer grosse Banken oder Finanzinstitute sind. Sie sind dazu da, ihren Aktionären Gewinne zu verschaffen. Dies tun sie, indem sie individuelle Hypothekenanleihen von lokalen Banken kaufen, so dass die lokalen Banken das Anleihenrisiko loswerden und etwas in die Kasse kommt. Heute geben lokale Banken Darlehen an beinahe jeden, der darum ersucht, weil sie billige Kredite zur Ankurbelung des Hauskaufs von der Bundesbank erhalten und gleichzeitig wissen, dass sie das Risiko unmittelbar an Freddie Mac oder Fannie Mae abtreten können. Das heisst, mit zunehmend schwieriger werdender wirtschaftlicher Situation wird wahrscheinlich die Zahl derer, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können, explodieren. Sie sind kaum zu steuern, und nur wenige wissen um die Details ihrer finanziellen Transaktionen.

      Fannie Mae zahlt für diese Bankhypotheken mittels einer Technik, die man «Sicherheit» nennt, bei der Hunderte oder Tausende individueller Eigenheimhypotheken mit ihren monatlichen Zahlungen in grossen Anlagefonds zusammengefasst und dann verkauft werden. Die Fannie-Mae-Anleihe wird an private Investoren oder in vielen Fällen an ausländische Zentralbanken verkauft, die auf der Suche nach sicheren Dollar-Investmentgeschäften sind. Von den Anleihen glaubt man, sie seien so sicher wie die Anleihen der US-Schatzkammer.

      Der Unterschied besteht aber darin, dass die Finanzmärkte automatisch annehmen, dass diese Garantie «stillschweigend» existiert, während der Kongress sich geweigert hat, die volle Regierungsgarantie für Fannie Mae oder Freddie Mac zu übernehmen. So lange Mae oder Mac Profite machen, ernten deren private Besitzer die Gewinne. Aber wenn es einmal eine wirkliche Finanzkrise gäbe und die Hausbesitzer, deren Hypotheken von Freddie Mac gekauft worden sind, in Verzug kommen, weil sie ihren monatlichen Zahlungen nicht mehr länger nachkommen können, dann ginge das Risiko an die Steuerzahler. Die Regierung müsste dann eingreifen, so wie sie es in den 80er Jahren tat, als die Krise der Spar- und Hypothekenbank auftrat und sie Milliarden Dollar schwere defizitäre Anleihen kaufen musste, um eine Panik auf dem Finanzmarkt zu vermeiden.

      Das ist es auf jeden Fall, worauf Finanzinvestoren bei Freddie Mac setzen. Die Steuerzahler bezahlten 180 Milliarden Dollar für das Spar- und Hypothekenbank-Debakel. Heute beträgt der Gesamtwert der von Freddie Mac und Fannie Mae garantierten Hypotheken weit über 2,6 Billionen Dollar. Das macht einige Leute ziemlich nervös. Viele der Hypotheken sind «regulierbare Hypothekenzinssätze», was bedeutet: Wenn der Zinssatz jetzt steigt, dann steigen auch die monatlichen Zinszahlungen. Das könnte der Auslöser für eine Flut von zahlungsunfähigen Schuldnern sein. Dieses Risiko ist einer der Gründe, warum die Europäische Zentralbank kürzlich ihre Mitglieder davor warnte, die Anleihen von Freddie Mac oder anderer von der Regierung gesponserter Unternehmungen zu kaufen.

      http://www.zeit-fragen.ch
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 11:47:40
      Beitrag Nr. 2 ()
      Sehr interessanter Artikel! Mich würde interessieren, wie hoch der Anteil der Kredite ohne Zinsbindung ist. "Viele" ist mir etwas zu ungenau:eek:
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 11:55:39
      Beitrag Nr. 3 ()
      aufwachen !

      die immer lauter tickende bombe wird explodieren.

      irak, ist nur ein ablenkungsmanöver.

      es gibt tatsächlich eine gigantische:
      weapon of massdestruction -bush, du depp, sie liegt vor deiner haustür: u. du weisst es !

      die namensgebung ist ironischerweise voll treffend -
      sozusagen ein volltreffer : moab !!!

      mother of all debts !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

      amerika,
      ein schleimbeutel, schmarotzer, weltweiter sozialhilfebezieher aller erster güte.

      aufwachen !

      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 11:56:13
      Beitrag Nr. 4 ()
      Wirklich sehr gut Artikel. Ich hoffe die EZB verpulvert unser Geld nicht mit wertlosen Dollars!

      mfg

      Fuller
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 12:07:12
      Beitrag Nr. 5 ()
      @Fuller81 zu "ich hoffe....." Guck lieber mal auf den WECHSELKURS, dann wirst Du mit Entsetzen feststellen, daß der US$ immer noch vieeeeeeel zu hoch bewertet wird. Das ist unser Beitrag zur Stützung der US-Wirtschaft.

      Aber...auch wir sehen nicht gerade gut aus. Hierzulande wachsen die Schulden wie die Schwammerl bei naß/feuchter Witterung.

      Trading Spotlight

      Anzeige
      InnoCan Pharma
      0,1930EUR -4,93 %
      Neuer Rekord – Innocan Pharma ver-4-facht den Quartalsumsatz! mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 12:10:24
      Beitrag Nr. 6 ()
      Der Dollar ist die gute Seele der ganzen Welt !

      Euro endlich abschaffen, Dollar weltweit einführen !


      Wer gegen die USA und den Dollar hetzt ist extremistisch und muss zur rechenschaft gezogen werden !


      Dollar immer, Euro nimmer !
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 12:53:20
      Beitrag Nr. 7 ()
      Sehr guter Artikel!

      Thnx

      Good Trades
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 13:34:26
      Beitrag Nr. 8 ()
      kurzem hat der amerikanische Autobauer General Motors eine Anleihe begeben. Nichts besonderes, denkt man da. Das geschieht doch heute laufend. Jedes große Unternehmen macht das. Sicher. Aber bei einem Schuldenstand von sage und schreibe 202 Mrd. US-Dollar sollte man selbst beim größten Automobilhersteller der Welt hellhörig werden. Jeder US-Dollar Eigenkapital von General Motors ist mit 29,63 US-Dollar Schulden "gedeckt". Zum Vergleich hierzu: Das "bankrotte" Argentinien hatte lediglich etwas mehr als 180 Mrd. US-Dollar Schulden. Oder noch besser: Die GM-Schulden übersteigen den addierten Schuldenstand folgender Länder:

      - Kanada,
      - Österreich,
      - Ungarn,
      - Belgien,
      - Holland,
      - Schweiz,
      - Tschechien,
      - Finnland,
      - Norwegen
      - Irland
      - Dänemark,
      - sowie vier weiterer europäischer Länder.

      Hieran ist leicht zu erkennen, welchen Stellenwert öffentliche (Staats-) Schulden im Gegensatz zu privaten Schulden besitzen. Diese zwei Schuldenkategorien sind die vorherrschenden im angelsächsischen Wirtschaftsraum. Staatsschulden bzw. öffentliche Schulden gelten bei weitem als das größere Übel, auch wenn sie die Wirtschaftskraft und durch die Verbesserung der Infrastruktur auch langfristig die Steuerkraft des Volkes erhöhen (sollen). Negativ betrachtet sollen öffentliche Schulden den Zinssatz in die Höhe treiben, private Investitionen verdrängen und gelten darüber hinaus als Indikator für die ausufernde Einflussnahme des Staates. In einer globalisierten Wirtschaftswelt stellen sie ein Graus dar und sind als kontraproduktiv anzusehen. Das ist die auch in den deutschen Universitäten vorherrschende Meinung. Nicht umsonst wird auf die berühmten drei Prozent Nettoneuverschuldung immer wieder hingewiesen, die zu den EU-Stabilitätskriterien zählen. Ansonsten, so meinen die Architekten des Euro, sei die Geldwertstabilität in Gefahr.

      Private Verschuldung indes gilt regelrecht als Vertrauensbeweis. Zukünftige steigende Gewinne und somit auch steigende Einkommen werden mit ihnen assoziiert. Dabei ist es egal ob ein Unternehmen, wie z. B. General Motors seine Schuldenlast erhöht, oder Herr Müller bzw. Mr. Smith von nebenan. Besonders letzterem gebiert im anglo-amerikanischen Wirtschaftsbereich eine wichtige Rolle. Kreditkartenschulden und Konsumkredite, sowie Hypothekenkredite erlauben es Mr. Smith, seine Verbrauchsausgaben auch dann noch auszuweiten, wenn sein Einkommen stagniert oder sogar bereits schrumpft. Sollte dann trotzdem mal das Geld knapp werden, ist die Zentralbank an der Reihe und sorgt mit Zinssenkungen wieder für einen gewissen Spielraum beim Schuldenrausch. Was aber passiert, wenn die Zinsen wieder erhöht werden???

      Bereits Ende Juni veröffentlichte die Bank of England Zahlen zu diesem Thema. Die Neuverschuldung in Großbritannien lag Mitte der 90er Jahre noch bei Werten von zwei bis drei Mrd. Pfund im Monat. Nunmehr hat sich dieser Wert vervierfacht. Um mehr als zehn Mrd. Pfund monatlich steigt die private Neuverschuldung. Dabei entfallen etwa 2,2 Mrd. Pfund auf Konsumkredite und 7,8 Mrd. Pfund auf Hypothekenschulden. Während das Wirtschaftswachstum sich bei Werten um 0,3 Prozent für die ersten beiden Quartale bewegte, wächst die private Verschuldung um 14 Prozent per anno. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf nahezu 900 Mrd. Pfund. Der durchschnittliche Haushalt in Großbritannien ist deshalb mit 45.000 Pfund, etwa 63.000 Euro verschuldet. Dies entspricht etwa 130 Prozent des durchschnittlichen verfügbaren Jahreseinkommens. Trotz niedriger Zinsraten stieg die Zahl der privaten Bankrotte im zweiten Quartal auf ein Neun-Jahres-Hoch: um 14 Prozent.

      Ein ähnliches Bild zeichnet sich in "Gods-own-country", den Vereinigten Staaten von Amerika ab. Seit Ende der 90er Jahre wächst dort die private Verschuldung um rund zwei Bill. US-Dollar pro Jahr. Die Wirtschaft konnte selbst in den Boomjahren zum Ende des vergangenen Jahrtausends lediglich um ein paar hundert Mrd. US-Dollar im Jahr wachsen. Zu den privaten zwei Billionen US-Dollar Neuverschuldung kommen in diesem Jahr bereits knapp 500 Mrd. US-Dollar neue Staatsschulden hinzu, die zum Großteil aus der Bushschen Wirtschaftspolitik resultieren. Steuersenkungen für Besserverdienende fressen einen Großteil dieser Steuersenkungen auf. Auch in Amerika stellen die Hypothekenschulden den größten Privatschuldenteil dar. Von 1985 bis 1997 bewegte sich die Neuverschuldung bei Hypotheken um jährliche 200 Mrd. US-Dollar. Im Jahr 2000 waren es bereits 375 Mrd. US-Dollar. Noch ein Jahr später stieg der Wert auf nunmehr 480 Mrd. US-Dollar. Im Jahr 2002 waren es dann 667 Mrd. US-Dollar. Den bisherigen Höhepunkt erreicht man in diesem Jahr. Mit 723 Mrd. US-Dollar Neuschulden durch Hypotheken wird gerechnet. Die privaten Gesamtschulden belaufen sich auf 8.776 Mrd. US-Dollar (8.776.000.000.000!!!). Die Verschuldung der amerikanischen Haushalte beträgt im Schnitt 104 Prozent des verfügbaren Einkommens. Den jährlichen Schuldendienst beziffert man auf 14 Prozent. Da verwundern auch die 1,6 Mill. Gläubigerschutzanträge nicht, die in den vergangenen zwölf Monaten bis zum März diesen Jahres gestellt wurden. Und das obwohl die Hypothekenzinsen so niedrig sind, wie seit fünfzig Jahren nicht mehr.

      Unter diesem Blickwinkel sieht man auch das unangetastet Lassen der Zinsen von Alan Greenspan unter einem anderen Licht. Denn obwohl die Zinsen auf einem historisch niedrigem Niveau belassen wurden, steigen die Marktzinsen für langfristige Schulden bei Regierungs- und Hypothekenanleihen. Die mittlere Zinsrate für 30jährige Hypotheken stieg innerhalb nur eines Monats von knapp fünf Prozent auf nunmehr 6,37 Prozent.

      Zum Vergleich die Situation in Deutschland. Hier sieht die Sachlage etwas anders aus. Zum einen sind die Zahlen von Eigenheim-Neubaus seit mehreren Jahren rückläufig, zum anderen versucht der Deutsche an sich, seine Hypothekenschulden nicht ausufern zu lassen, sondern sie so schnell wie irgend möglich wieder abzubauen und zurückzuzahlen. So sank die jährliche Neuverschuldung der privaten Haushalte in Deutschland von 80 Mrd. Euro in den 90ern auf 17 Mrd. Euro im Jahr 2002. Trotzdem belaufen sich die privaten Gesamtschulden auf 1,54 Bill. Euro oder umgerechnet 39.600 Euro pro Haushalt, was rund 111 Prozent des durchschnittlichen verfügbaren Jahreseinkommens entspricht.

      Die Fülle der obigen Zahlen soll eins verdeutlichen. Schulden gelten heute vielerorts als "chic". Es ist normal Schulden zu haben. Trotzdem stellt es einen großen Unterschied dar, ob man als Staat oder als Privatmann bzw. Unternehmer Schulden hat. Auf die Unterscheidung in einzelne Wirtschaftsregionen wurde zum Großteil verzichtet. Das Beispiel Argentiniens im Vergleich mit dem Schuldenstand bei GM soll dahingehend ausreichen. Während Staatsschulden überwacht und reglementiert werden, stellen private Schulden kein Problem dar. Das kann sich jedoch sehr schnell ändern, wenn der Ernst der Lage sich weiter steigern sollte. Die New-Economy-Blase ist im Nachhinein betrachtet nahezu lautlos geplatzt. Sollte die Hypothekenblase in Amerika oder in Großbritannien platzen, könnte das Schreien, Wehklagen und Lamentieren um einiges heftiger und lauter ausfallen.

      Quelle: http://www.investorweb.de
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 13:38:56
      Beitrag Nr. 9 ()
      wer glaubt denn das GM wirklich soviele schulden hat???

      die haben wahrscheinlich 2500 Wirtschaftsprüfer und Accountants die Ihnen die Bilanz so schreiben wie sie sie haben wollen. da werden alle Verbindlíchkeiten reingestellt, Umsätze ans Ende des Quartals gebucht, ganze Werte rausgerechnet, ihr kennt doch die Tricks... ist doch gängiges verfahren
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 13:41:22
      Beitrag Nr. 10 ()
      die amis sind sich wenigstens nicht zu schade dafür auch mal Big player wie enron und mci worldcom über die Klinge springen lassen. Die ziehen ihre freie Marktwirtschaft bis zum ende durch. hier kommt direkt gerd und bürgt mit Bundesmitteln... super!
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 13:54:29
      Beitrag Nr. 11 ()
      #10 ...ja tom, es kann nicht sein, was darf nicht sein darf.
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 14:00:26
      Beitrag Nr. 12 ()
      ihr experten. GM ist hat als autokonzern eine besondere struktur, bzgl verbindlichkeiten UND forderungen.


      wenn ihr wirklich an euer zeugs glaubt, dann deckt euch doch mit dollar-puts, gold etc ein ;) :D
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 14:02:38
      Beitrag Nr. 13 ()
      mein reden

      allein die immobilien dessen wert man sich schön rechnen kann. redet mal mit nem steuerberater was es da alles für möglichkeiten gibt.
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 14:24:12
      Beitrag Nr. 14 ()
      wie opa alan schon sagte:
      ...us - produktion...:confused: -lassen wir doch lieber produzieren...uns finanzieren: u. immer schön die bedrohung aufrechterhalten, damit keiner ausbüchst...!

      malochen u. kinderarbeit in der "3: WELT - FÜR UNS = AMERIKA", denn wir meinen es ja sooooo
      guuuuut mit allen:
      solange sie ihre "knechtschaftssteuer"zahlen.
      wer nicht mitmacht wird befreit!


      scheisst die bürger mit konsumpflicht &gier zu,
      lasst das ausland bezahlen.
      erhöht die schulden -was kümmerts uns- lasst das ausland zahlen.

      bewahrt die goldbestände des auslands gut in fort knox -
      es traut sich sowieso kein land sein gold zurückzuholen.

      kurzum:
      produziert wird im us - knast,
      die geldeintreibungen werden ausgegeben vor ort,
      der rest wird mit krieg u. sanktionen bedroht.
      also,
      was wollt ihr: unsere wirtschaft läuft doch bestens, u.
      der schnürsenkel - indikator schiesst auch wieder in die höhe!
      apropos "schiessen" -klingt gut: irgenwie so heimisch !

      gelobt sei der rinderwahnsinn, der konum = volksbeglücker.
      gelobt seien die schulden:

      wer am meisten in kürzester zeit aufhäufen kann hat gewonnen!

      gelobt sei unser brennmaterial:
      das bunte klopapier "dollar" & das schmiermittel "öl" -u. siehe alan -diebs!!-wunderlampe wird ewig brennen !


      er sprach`s, u. die welt lag ihm zu füssen, u. pries den meister für seine himmlischen versprechungen -in god we trust.

      ave alan, ave dabeljau:

      morituri te salutant in aeternum..........oder doch nicht ?

      aufwachen
      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 14:40:32
      Beitrag Nr. 15 ()
      #14

      Wer die USA hasst der hasst die Freiheit !!

      Du bist ein ganz Schlimmer du !
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:03:58
      Beitrag Nr. 16 ()
      Die Frage die sich stellt:

      Welches ist die beste Strategie ?

      1. Keine amerikanische Aktien!

      ....aber nützt das was ?
      2. Ein Teil in Gold investieren 5 % 15 % 25 % ?

      3. Was machen mit dem Bargeld ?

      Ist der Euro was wert? Was ist er wert?

      Die letzte Weltwirtschaftskriese hat der Dollar
      überstanden, aber die Reichsmark?
      Wie wäre jetzt der Fall ?:eek:
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:12:04
      Beitrag Nr. 17 ()
      Ich vergesst in eurem blinden Hass auf die Guten das nicht der Dollar sondern die Rohstoffe den Crash im Finanzwesen einleiten werden. Steigender Verbrauch - schwindende Ressourcen. Öl wird dabei die grösste Rolle spielen !
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:12:13
      Beitrag Nr. 18 ()
      da es ziemlich dunkel um die freiheit ist, sehe ich mich veranlasst: aufzuhellen, aufzuwecken....

      wer die amerikanische regierung, tumb, verehrt, "glorifiziert" das recht des stärkeren -
      nicht die stärke des rechts!

      ohne recht keine gerechtigkeit, sondern unterdrückung: ohne recht & gerechtigkeit -keine freiheit !!!

      so einfach ist das.
      und ich finde es auch okay, dass schmeissfliegen, gerne
      zum "licht" fliegen:
      aber ich finde es halt scheisse, wenn sie das taschenlampengefunzel, für die sonne hält.

      anders formuliert:
      wer die lüge als instrument der macht verehrt, der sollte
      von mir aus weiter "die us - beglücker" hofieren -aber
      es unterlassen, sie mit freiheit gleichzusetzen.
      einfach nur peinlich. :D



      :p

      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:12:53
      Beitrag Nr. 19 ()
      Warum die deutsche Bundesbank noch immer den Grossteil ihrer 3600 Tonnen an Goldreserven in New York aufbewahrt, ist mir unter den gegeben Umständen ein Rätsel.
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:13:38
      Beitrag Nr. 20 ()
      Ich glaub schon, dass GM tatsächlich so viel Schulden hat.
      Der Schuldenberg ist vermutlich in der gesamten Geschichte der Firma kontinuierlich gestiegen.

      Allerdings werden die niemals zurückgezahlt.
      Entscheidend ist, dass die Firma ihre laufenden Verbindlichkeiten, d.h. die Zinsen, Tilgungen etc. bezahlt.
      Solange das geschieht, besteht kein Problem.

      Sollte der Schuldenberg eines Tages so gross sein, und das Geschäft über lange Zeit so schlecht, dass die Verbindlichkeiten nicht mehr bezahlt werden können, muss die Firma in Konkurs gehen.

      Dann wird tabula rasa gemacht, die Gläubiger verlieren ihr Geld, und das Spiel beginnt mit einer neuen Firma von vorne.

      So geht das im Gabbidalismus!

      ;)
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:16:24
      Beitrag Nr. 21 ()
      #16 von codiman

      Überlege zuerst wer in der besseren position ist??

      Die schwache, uneinige und militärisch restliche welt, die den amerikanern ihr geld zur verfügung stellt und damit die rolle des gläubigers übernommen hat

      Oder, ein militärisch dominierendes mächtiges land in der rolle des schuldners.

      Ich würde mal aus eigener erfahrung sagen, der gläubiger, der seine forderungen nicht durchsetzen kann sieht sehr alt aus.

      Der mächtige schuldner, hier in der position des militärisch starken, kann seinen gläubigern zu jeder zeit die berühmte nase drehen.

      Nun rate mal, wo man sein geld investieren sollte????
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:20:01
      Beitrag Nr. 22 ()
      Vom Wirtschaftswunder zur Stagnationskrise:
      Wie stabil ist der heutige Kapitalismus?

      Die FAZ sah sich unlängst in einem großen Artikel genötigt zu betonen, daß die Welt nicht vor einer Weltwirtschaftskrise à la 1929 steht. Das neoliberale Kieler Institut für Weltwirtschaft führt aus, daß den USA trotz "vordergründig ... auffallender Parallelen" keine Dauerstagnation droht, wie sie in Japan nun schon seit 1990 herrscht. Daß solche Untergangsthemen den rechten bürgerlichen Rand erreicht haben, zeigt, wie tief sich die Probleme des Marktes in den Mainstream eingefressen haben. Immer noch glauben aber viele Linke, die Marktwirtschaft wäre "zu stabil" oder "zu stark", um sie zu "überwinden". In den folgenden, sich aufeinander beziehenden zwei Artikeln wird diese These von Tobias ten Brink und Thomas Walter überprüft.
      Erstens werden die Prozesse beschrieben, die den Kapitalismus aus einer langen Boomphase der Nachkriegsjahrzehnte in eine Situation führten, in der seit den 70er Jahren eine Phase tiefer Probleme auftrat - regelmäßig wiederkehrende und zum Teil verheerende Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit und größeres soziales Elend waren und sind der Ausdruck dieser stagnativen Phase. Zweitens wird der Frage nachgegangen, inwiefern die seit den 70ern andauernden Versuche des Kapitals, den Kapitalismus umzustrukturieren, etwas gegen die Instabilität des Systems ausrichten konnten.

      1. Vom Wachstum zur Stagnation
      Wenn man anhand einiger wichtiger volkswirtschaftlicher Daten die Situation der Menschen im Kapitalismus in der Zeit zwischen 1949 bis 1973 (erste sog. Ölkrise) mit der Situation von heute vergleicht, kann man deutliche Veränderungen feststellen: Zu der damaligen Zeit, im sogenannten "Wirtschaftswunder", galt der Kapitalismus als ein System, welches funktionierte. Zwar haben der erste Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise ab 1929, Faschismus und Zweiter Weltkrieg eigentlich bewiesen, daß es mit dem "Funktionieren" des Kapitalismus so nicht ganz stimmen kann, doch gab es nach dem Zweiten Weltkrieg ein vergleichsweise kräftiges bzw. stabiles Wachstum. So nahm das Wirtschaftswachstum, genauer das Bruttoinlandsprodukt (BIP), nach Abzug von Preissteigerungen, also "real", von 1950 bis 1960 jahresdurchschnittlich in der BRD um 8 % zu, in den 90er Jahren dagegen nur noch um rund 1,5 %.1 Von diesem hohen Wachstum fiel auch etwas für die Arbeitnehmer ab. Real nahmen die Nettolöhne je Kopf in den 50er Jahren um 5,4 % jahresdurchschnittlich zu, in den 90er Jahren gingen sie dagegen jährlich um 0,4 % zurück! Eine Studie stellt für die damalige Zeit fest: "[D]ie durchschnittliche tarifliche Wochenarbeitszeit des Arbeitnehmers [konnte gleichzeitig] von 48 Stunden im Jahre 1953 auf 41 Stunden im Jahre 1970 herabgesetzt werden."2
      Angesichts eines solchen Wirtschaftswachstums schmolz die anfangs hohe Nachkriegsarbeitslosigkeit in der BRD dahin wie Schnee in der Frühlingssonne. 1950 betrug die Arbeitslosenrate noch 11 %, Anfang der 60er Jahre nicht einmal mehr 1 %. Weniger als 200.000 waren arbeitslos, ab 1960 wurde sogar auf "Gastarbeiter" zurückgegriffen. In der ersten Krise nach dem Krieg, 1967, schnellte die Arbeitslosigkeit auf 2 % hoch. Doch schnell war diese Rezession überwunden. Die Arbeiter hatten damals das Gefühl, von Jahr zu Jahr mehr Möglichkeiten zu haben, ohne den Kapitalismus in Frage stellen zu müssen. Die hohen Wachstumsraten waren von kräftigen Gewinnen begleitet, was es dem Kapital gestattete, einige Stücke vom Profitkuchen "abzugeben". Es schien eine kooperative Politik zwischen Kapital und Arbeit möglich - Arbeitgeber und Gewerkschaften arbeiteten "sozialpartnerschaftlich" zusammen. Gewerkschaftskämpfe wurden mit zum Teil großzügigen Zugeständnissen beantwortet. Resultat war die Integration großer Schichten der Arbeitnehmer und der Arbeiterbewegung in eine kapitalismusfreundliche Ideologie, die ihnen großartige Wachstums- und damit Wohlstandsaussichten versprach - eine Illusion, wie sich später herausstellte.
      Inzwischen hat sich die Lage kräftig verändert. Die Wachstumsraten des "goldenen" Zeitalters sind vorbei, der Kapitalismus lahmt. Auch die Politik hat sich geändert. Statt der damaligen Ausweitung des Sozialstaates (freilich unter dem Druck der Gewerkschaften, der z. B. zur Einführung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle führte) gibt es seit der Krise in den 70er Jahren jetzt laufend Versuche, soziale Errungenschaften abzubauen und zu "sparen". Galten in der Rezession 1967 eine halbe Million Arbeitslose als viel, sind es heute rund vier Millionen offizielle Arbeitslose. Die arbeitssparenden Rationalisierungen führen nicht, wie es in einer vernünftigen Welt möglich wäre, zu einem höheren Lebensstandard und einer kürzeren Arbeitswoche, sondern zu mehr Armut in einer an sich reichen Gesellschaft. Statt mehr Freizeit werden mehr Überstunden gefahren.
      Der "Irrsinn der Marktwirtschaft" wird immer deutlicher: Die Herrschenden klagen über die hohen Lohnkosten, dabei steigen die Gewinne im Vergleich zu den Löhnen seit zwanzig Jahren stärker. Der Sozialstaat sei zu teuer, dabei bleiben die Löhne einschließlich sämtlicher Sozialabgaben hinter dem Wachstum des BIP zurück. Die Rentner werden angeblich zu teuer, dabei zeigen überschlägige Rechnungen, daß jährlich ein zusätzliches Wachstum von 0,5 % des BIP ausreichte, um die Verschiebung im Altersaufbau aufzufangen. Die Renten sollen über die Finanzmärkte sicherer gemacht werden, dabei fahren die Aktienkurse Achterbahn. Zwar hat sich das BIP je Kopf seit den 50er Jahren von sehr niedrigem Niveau aus kräftig erhöht, und dies hat eine Reihe neuer Konsumgüter auch für die Arbeiter und Arbeiterinnen gebracht, doch gerade im existenziellen Bereich, im Bereich der sozialen Sicherung, hat sich im Vergleich der heutigen Zeit zu damals wenig getan. Der Zwang, daß fast alle arbeiten müssen, um zu überleben, damit wenige ihre Profite einstreichen können, ist geblieben. Der Widerspruch zwischen den technischen und kulturellen Möglichkeiten einerseits und den damit verbundenen potentiellen Möglichkeiten zur Befriedigung der Wünsche der Bevölkerung und dem tatsächlich Erreichten ist größer geworden.
      Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern für die Welt insgesamt. Gab es in den 60er Jahren noch die an den Schulen gelehrte Hoffnung, daß die "Entwicklungsländer" bald die reichen Länder eingeholt haben würden, so ist heute Afrika abgeschrieben und Südamerika da, wo es schon immer war - ein ewiges "Schwellenland". Auch der Zusammenbruch des Erzfeindes im Ostblock hat den Kapitalismus nicht humaner gemacht. Im Gegenteil, die Jahre nach 1989 waren alles andere als friedlich, worüber unzählige Kriege, Bürgerkriege und eine dramatische Zuspitzung der Armut gerade in den ehemaligen Ostblockstaaten Zeugnis ablegen.
      Dementsprechend findet man heute viel weniger Menschen als früher, die optimistisch in die Zukunft blicken, wenn es um ihre sozialen Perspektiven geht. Das Vertrauen in die Marktwirtschaft zeigt Risse. In einem Artikel der Christlich Demokratischen Arbeitnehmer (CDA), dem "Arbeitnehmerflügel" der CDU, wird festgestellt: "Bis in die neunziger Jahre glaubte eine Bevölkerungsmehrheit an die gemeinsame Interessenlage zwischen Wirtschaft und Bürgern. Das ist umgeschlagen: Jetzt ist die Mehrheit der Bevölkerung überzeugt, daß sich die Interessengemeinschaft zwischen Bevölkerung und Wirtschaft am Standort Deutschland auflöst."
      71 % der Bevölkerung seien überzeugt, die Zukunft werde unsicherer, die Gesellschaft härter. Und weiter: "Die Demonstrationen in Seattle und Davos um die Jahrhundertwende 2000 gegen die Welttreffen der ‚Globalisierer` waren Vorboten für eine politische ‚Klimaerwärmung`."3 Die Frage, die sich stellt, ist die nach den Gründen für die Veränderung eines Kapitalismus, der die Menschen integrierte, hin zu einem Kapitalismus, der sie ausspuckt.

      Das Ende des Wirtschaftswunders
      Was hat sich verändert, daß aus dem stabilen Wirtschaftswachstum der Nachkriegszeit eine Situation erwuchs, die immer mehr im Gegensatz zu den Interessen der überwältigenden Mehrheit der Weltbevölkerung steht?
      Um das zu beantworten, muß zuerst die Frage nach den enorm hohen Wachstumsraten geklärt werden. Ein Wirtschafts-"Wunder" war es nämlich nicht, was sich in der Welt nach 1945 abspielte. Eine wichtige Ursache für den Boom war die Vernichtung und Abnutzung von Kapital im Krieg. Die Verwüstung von Produktionsanlagen, Städten und ganzen Regionen in Europa und der Kapitalverschleiß in den USA ermöglichte dem Kapitalismus eine neue Runde wirtschaftlichen Wachstums.
      Die Kriegsindustrie wurde aber, anders als nach dem ersten Weltkrieg, nicht auf zivile Produktion umgestellt. Statt dessen setzte mit dem Kalten Krieg ein gigantischer Rüstungswettlauf ein. Staatliche Investitionen füllten die Auftragsbücher der Kriegsindustrie wie zu besten Weltkriegszeiten. In den USA ging jeder fünfte Steuerdollar in Rüstungsaufträge, was - wegen der stabilen Nachfrage nach Rüstungsgütern und Gütern der damit verbundenen Industrien - einen stabilen Aufschwung ermöglichte.4 Das Wirtschaftswunder basierte also genaugenommen auf der Zerstörungsorgie des Zweiten Weltkriegs und dem Schrecken der Atombombe im Rüstungswettlauf.5 Diese besondere Konstellation zwischen den von den USA und der UdSSR geführten Blöcken war jedoch nicht von Dauer - es entwickelten sich Widersprüche, die die ökonomischen Auswirkungen dieser politischen Konstellation untergruben.
      Die Rüstungsausgaben waren nämlich ungleich verteilt. Da Deutschland und Japan als Weltkriegsverlierern die Aufrüstung in großem Maßstab verboten war, hatten sie viel geringere Rüstungsausgaben als die USA oder die UdSSR und konnten so ihre zivile Industrie schneller aufbauen. So eroberten sie Segmente des Weltmarkts (z. B. die Automobilindustrie) und erlebten eine anhaltende, vor allem auf dem Export gründende Konjunktur, die noch stärker als die der USA war. So wurden die schnellstwachsenden Ökonomien zu harten Konkurrenten der unmittelbar nach 1945 komplett dominierenden USA, was die amerikanische Wirtschaft zu einem Schwenk zwang, der die Stabilität auf den Weltmärkten untergrub: Die Rüstungsausgaben konnten in dieser Form nicht mehr aufrechterhalten werden, die Investitionen in die Zivilwirtschaft wurden gesteigert. Waren bisher die USA mit ihren Rüstungsausgaben Zugpferd der Weltwirtschaft, so meldeten sie sich jetzt als Konkurrent zurück.
      Die neue Situation ließ die hohen Gewinne, genauer gesagt die Profitraten - ähnlich wie in früheren Zeiten - jedoch wieder schneller fallen, und die Weltwirtschaft geriet ins Wanken. Ab 1973 brach die erste ernsthafte Wirtschaftskrise seit dem Krieg aus, die in ihrem Verlauf auch die BRD traf.6 Infolge der Krise kam auch das sogenannte Bretton-Woods-System fester Wechselkurse an sein Ende.7
      Die 70er - die Krisen melden sich zurück "In marktwirtschaftlich-kapitalistischen Ordnungen dreht sich letztlich alles um die Rentabilität des eingesetzten Kapitals, hier als Profitrate bezeichnet. Sie bestimmt die Höhe der Investitionen und damit das Wirtschaftswachstum sowie die Beschäftigung."8.
      Was Prof. Heinz-J. Bontrup schreibt, bedeutet, daß im Falle des Sinkens der Profitraten die Wirtschaft in ernste Schwierigkeiten gerät. Genau das passierte mit der Auflösung der Konstellation der 50er und 60er Jahre.
      Mit der Wirtschaftskrise in der ersten Hälfte der 70er Jahre und spätestens in der nächsten weltweiten Krise zu Beginn der 80er Jahre wurde deutlich, daß die alten Krisenmerkmale wieder da waren. Grundsätzliches Problem waren die seit den 60ern gesunkenen Profitraten. Es entstand ein Problem, welches im Kapitalismus immer wieder auftritt, wenn die Investition in die Produktion zu einem nicht mehr so sicheren Mittel wird, das Kapital zu expandieren, d. h. Profite zu realisieren: Ein enormer Kapitalüberschuß wuchs an. Es existierte zuviel Kapital für zu wenig lohnende Investitionen. Es war also schwieriger als vorher, profitable Investitionen zu tätigen, weil die Profitraten gefallen waren.
      In solchen Szenarien, und diese tauchen seit dem Bestehen des Kapitalismus immer wieder auf, wird eine Umstrukturierung notwendig, eine Tatsache, die Marx schon 1848 betonte: "Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftliche Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren."9 Als Reaktion auf die Krise der 70er Jahre versuchte das Kapital nun mit allen erdenklichen Mitteln Wege zu finden, die Rentabilität des eingesetzten Kapitals wieder zu erhöhen - die neoliberale Wende seit Ende der 70er war der ideologische Ausdruck dieses Versuchs.10 Grundlage für diese Wende war die Erfahrung des mißlungenen Versuchs, mit Hilfe keynesianischer, staatsinterventionistischer Methoden die Krisen zu bekämpfen. Die damals noch vorherrschende Wirtschaftslehre - der heute seitens der Konzerne oft verpönte Keynesianismus - wurde durch den Neoliberalismus, auch als Monetarismus bezeichnet, ersetzt.

      Wie reagierte das Kapital, um die Profite wieder zu heben?
      Im wesentlichen gab es zwei Wege, durch die das Kapital versuchte, die Instabilität wieder in den Griff zu bekommen11 - im eigenen Staat (nach innen) und über die Staatsgrenzen hinweg (nach außen).
      Der Angriff nach innen: Überall auf der Welt wurde - ideologisch unterstützt durch neoliberale Propaganda - seit den 70er Jahren eine massive Umverteilung von Reichtum durchgesetzt, die sich in der BRD vor allem ab den 90ern immer drastischer bemerkbar machte. Aus Sicht des Kapitals "unnötiger Ballast", wie erkämpfte soziale Rechte, der Sozialstaat, bestimmte Bildungsmöglichkeiten usw., wurde weltweit zum Teil sehr erfolgreich "abgeworfen".
      In den USA beweisen Studien, daß ein Arbeitnehmer 1997 im Vergleich zu 1983 zwischen 158 und 223 Stunden - also zwischen 4 und 6 Wochen jährlich! - mehr arbeiten muß, um den Lebensstandard in etwa zu halten.12 In Deutschland betragen die Lohnsteuern 270 % des Niveaus von 1980. Im Gegensatz dazu wurden die Unternehmenssteuern gesenkt, um die Profitraten zu subventionieren.13 Aber auch neue Arbeitsverhältnisse wurden durchgesetzt. Unter dem wohlklingenden Stichwort Flexibilisierung verbargen sich Angriffe auf die Arbeitszeiten, die Arbeitsbedingungen, etc. Hinter den Privatisierungen von Staatsbetrieben lag ebenfalls das Vorhaben, der Wirtschaft profitträchtige Bereiche zum Geschenk zu machen.
      Die Wende nach außen und die Finanzmärkte: Das Kapital wandte sich aber auch verstärkt nach außen. Es schwärmte bildlich gesprochen aus: Wie bei den Bienen, wenn es nicht mehr genug Honig im Bienenstock gibt, um eine expandierende Population zu nähren, ein Teil wegfliegt auf der Suche nach einer neuen Behausung, internationalisierte sich ein Teil des Kapitals. Es nahm und nimmt die flüssige Form von Geld an und durchströmt die Welt nach Wegen, neue Profite zu realisieren.14 Kapitalexport: Neben dem Export von Waren kam etwas neues hinzu - der direkte Export von Kapital, um die Wettbewerbsposition zu verbessern, so z. B. durch Übernahmen von Firmen im Ausland, Aktienbeteiligungen, von Zweigwerken usw. Sogenannte Direktinvestitionen (bei denen im Gegensatz zu einfachen Geldanlagen bei ausländischen Banken Anteile von anderen Unternehmen erworben werden) stiegen von 32,2 Mrd. DM 1973 auf 543,9 Mrd. DM 1997 an.15 Um das weltweit im Interesse der großen Wirtschaftsnationen durchsetzen zu können, mußten alte Barrieren gebrochen und neue technische Voraussetzungen (die Verbreitung von elektronischen Informations- und Kommunikationsmedien) geschaffen werden. Auch dies geschah - die sogenannte Deregulierung der Weltmärkte, beispielsweise die Abschaffung von Kapitalverkehrskontrollen, bediente die neuen Wünsche der Konzerne und der ihnen helfend beiseite stehenden jeweiligen Nationalstaaten.
      Finanzmärkte: Viele Kapitalisten suchten ihr Glück an den internationalen Finanzmärkten in der Aktien- und Devisenspekulation. Wieso wurde verstärkt an Börsen "gewettet", anstatt in die eigene Produktion zu investieren? Die größere Bedeutung der Finanzmärkte und als wichtige Voraussetzung dafür deren Liberalisierung ist ebenfalls als ein Resultat einer sich seit den 70er Jahren tendenziell verschärfenden Situation auf den "realen" Weltmärkten zu verstehen. Die größere Bedeutung international nach Anlage suchender Kapitalströme und deren oftmals spekulative Beschäftigung resultiert im wesentlichen aus den Problemen im Wirtschaftskreislauf der Industriestaaten: Vor dem Hintergrund eines international bestehenden erhöhten Konkurrenzdruckes seit den 70er Jahren aufgrund insgesamt allgemein gesunkener Profitraten, wurde die Anlage von Kapital im produktiven Sektor stärker als noch in den 50er/60er Jahren zum Risiko, und die Bereitschaft, sich über Finanzanlagen an den Profiten anderer zu beteiligen, wuchs. Rainer Roth schreibt:
      "Kapital wird überschüssig, wenn es aufgrund des selbstverursachten Falls der Profitraten nicht mehr ausreichend verzinst wird. ... Das überschüssige Kapital will mit produktiven Investitionen nichts mehr zu tun haben. ... da der heimische Markt für das zunehmend beschäftigungslose Kapital relativ immer kleiner wird, wandert es mehr und mehr aus. Firmenübernahmen, Privatisierungen, Kredite und Finanzanlagen aller Art sind seine Arbeitsmethoden ... Der Kapitalüberschuß drängt international seit Mitte der 80er Jahre in die Aktienanlage."16
      Dritte Welt: Um dem tendenziellen Fall der Profitrate entgegenzuwirken, haben die kapitalistischen Länder seit den 80er Jahren zudem ihre Bemühungen, die "Dritte Welt" auszubeuten, verstärkt - mit Erfolg. Weltbank, Internationaler Währungsfonds (IWF) und internationale Handelsabkommen, z. B. im Rahmen der WTO17, verschärften die Ausbeutung der "Dritten Welt" im Interesse der stärksten Länder. Unter dem Schlagwort des Freihandels und der Globalisierung wurden die Märkte der "Dritten Welt" rücksichtslos für die Wirtschaftsmächte geöffnet.18
      Ob die gesamten Umwälzungen im Kapitalismus eine wieder erhöhte Stabilität bewirkt haben, ist die Fragestellung des folgenden Artikels.



      1 Statistisches Bundesamt: Fachserie 18
      2 A. Klönne, H. Reese: Kurze Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung, Frankfurt/M. 1986, S. 237
      3 H. C. Lange: "Chance für einen Neuanfang", Soziale Ordnung 5-6/2000
      4 In der Kürze kann hier kein umfassender Überblick über die Erklärung der Stabilisierung des Kapitalismus durch eine permanente Rüstungswirtschaft gegeben werden. Zum Weiterlesen empfiehlt sich: Michael Kidron: Rüstung und wirtschaftliches Wachstum. Ein Essay über den westlichen Kapitalismus nach 1945, Frankfurt 1971; Chris Harman: Explaining the crisis, London 1999 (1984); Tony Cliff: Die Ursprünge der Internationalen Sozialisten, Frankfurt 1999; H. Grossmann: Das Akkumulations- und Zusammenbruchsgesetz des kapitalistischen Systems, Frankfurt/M. 1970 (Leipzig 1929)
      5 D. h. auch, daß alle, die heute glauben, man müßte einfach wieder den "guten alten Kapitalismus der 50/60er" einschalten, fehl liegen. Eine Wiederholung dieser Art von Konjunkturprogramm kann man sich wohl kaum wünschen! Es wäre allerdings auch aus ökonomischen Gründen nicht wiederholbar.
      6 In der Geschichte des Kapitalismus tauchen wirtschaftliche Krisen ständig auf. Sie sind keine Betriebsunfälle, sondern entstehen aus der inneren Logik der Marktwirtschaft selbst. Außerdem unterliegen die Krisen einer Tendenz, sich zu verschärfen. Derjenige, der dies am klarsten verstand und niederschrieb, war Karl Marx. Seine Analyse der Krisen im Kapitalismus, in der er Theoreme wie den "tendenziellen Fall der Profitrate" als Erklärung der Tendenz zu sich verschärfenden Krisen erläutert, liegen auch diesem Text zugrunde. Wer sich eingehender mit der (hochaktuellen) marxistischen Kapitalismusanalyse auseinandersetzen möchte, der/die sei auf folgenden Texte verwiesen: K. Marx: Das Kapital, Bd. 1 (Marx-Engels-Werke, Bd. 23), Berlin 1964; Ders., Das Kapital, Bd. 3, (MEW, Bd. 25), Berlin 1964, S. 221-277; F. Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, Kap. III, Frankfurt/M. 1997 (Nachdr.). Gute marxistische Analysen des heutigen Kapitalismus schrieben z. B.: Chris Harman: Der Irrsinn der Marktwirtschaft, Frankfurt/M. 2000, Pete Green: Grundlagen der marxistischen Ökonomie, Frankfurt/M. 1996
      7 Eine Rückkehr zu festen Wechselkursen (Bretton-Woods-System) wäre daher nur Symptombekämpfung.
      8 H.-J. Bontrup, "Zur säkularen Entwicklung der Kapitalrentabilität", in: WSI-Mitteilungen, 11/2000
      9 K. Marx/F. Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, in: MEW, Bd. 4, Berlin 1959, S. 465
      10 Natürlich wurden in unterschiedlichen Teilen der Erde auch jeweils spezifische Maßnahmen ergriffen. Die generelle Linie blieb aber ähnlich.
      11 Wenn wir von Situation des Kapitals sprechen, meinen wir hier die durchschnittliche Situation des gesamten Kapitals. Es gab natürlich einzelne Betriebe, Branchen oder Länder, die höhere Profitraten realisierten, wie auch andere, die noch unter der Durchschnittsrate lagen.
      12 Collins, Hutman, Sklar: Divided Decade, Boston 1999
      13 Siehe R. Roth: "Bildung für alle?", in: HLZ, Zeitung der GEW Hessen, 12/2000, S. 22
      14 Hierin steckt also ein reales Element der sog. "Globalisierung der Weltwirtschaft". Aber Achtung: Um sich der "Globalisierungs"-Ideologie der Neoliberalen widersetzen zu können - der Propaganda, die zur Begründung und Legitimierung von allerhand "Sachzwängen", von denen es angeblich abhängt, ob der vermeintlich schwer angeschlagene "Standort Deutschland" wieder fit gemacht werden und damit "unser aller Wohlstand gesichert" werden kann - ist es wichtig, bestimmte Fakten nicht aus den Augen zu verlieren: Der größte Teil der Produktion verbleibt heute weiterhin im Heimatstaat. Die Konzerne sind längst nicht so ungebunden, wie sie vorgeben zu sein. Vielmehr dient die Argumentation "Wenn ihr (gemeint sind die Beschäftigten) nicht spurt, dann gehen wir halt ins Ausland" der Angstmache, um im Heimatstaat (nach innen) Kürzungen betreiben zu können. Auch existiert eine ungleiche Qualität der Internationalisierung, einige Autoren sprechen daher, wenn sie den schwammigen Begriff "Globalisierung" erfassen wollen, von einer Regionalisierung (in drei Wirtschaftsblöcke, zwischen denen 80 % der Kapitalströme fließen). Viele Länder, darunter fast der gesamte afrikanische Kontinent, fallen völlig aus der angeblichen Globalisierung heraus.
      15 Kredite von Banken/Unternehmen und Wertpapieranlagen im Ausland legten noch mehr zu: Zusammen von 93,8 Mrd. 1970 auf über 2 Bio. DM Ende der 90er. Siehe: R. Roth: Das Kartenhaus. Ökonomie und Staatsfinanzen in Deutschland, Frankfurt/M. 1999
      16 Ebenda, S. 315-324
      17 A. Bakan: Nach Seattle: Die Politik der Welthandelsorganisation WTO, Frankfurt/M. 2000; A. Freeman: "Crisis and the Poverty of Nations: Two Market Products Which Value Explains Better", Historical Materialism 2000, No. 5, S. 66-69
      18 Freilich auch mit Zustimmung der dortigen Kapitalisten, die auf einen Anteil an den Profiten hoffen (z. B. in China).
      2. Wie stabil ist der Kapitalismus heute?
      Seit den 70er Jahren bemühen sich die Kapitaleigentümer, die Profitraten wieder auf ein höheres Niveau zu heben. Mit Hilfe neoliberaler Ideologien wurde versucht, diese Politik zu untermauern. Das Vorhaben scheiterte jedoch. Die Konzerne gehen zwar brutaler als früher gegen die Menschen vor, um möglichst viel aus ihnen herauszupressen, ihre Probleme (und erst recht die Probleme der Mehrheit) haben sie aber in keiner Weise gelöst:

      1. Klappt es in den USA?
      Als Argument für einen wieder stabilisierten Kapitalismus wird häufig auf die USA verwiesen. Dank neoliberaler Politik seien die USA Vorbild für den Rest der Welt und machten vor, wie Marktwirtschaft nach wie vor funktioniert. Dies hält jedoch einer näheren Betrachtung nicht stand.
      Das konservative Wirtschaftsforschungsinstitut RWI in Essen kommt zu einem nüchternen Ergebnis.1 In den 90er Jahren war der Aufschwung in den USA schwächer als in den 60er oder den 80er Jahren, sowohl was das Bruttoinlandsprodukt als auch was die Zahl der Arbeitsplätze betrifft. Auch bei der Produktivitätsentwicklung kann das RWI trotz "New Economy"-Computertechnik in den USA für die 90er Jahre nichts entdecken, was bedeutend besser als in früheren Aufschwüngen gewesen wäre. Im übrigen nützen Produktivitätssteigerungen dem Kapitalismus wenig, weil es auf die Werte (Tauschwerte), nicht auf die Gebrauchswerte ankommt. Der Neue Markt stürzt nicht deshalb ab, weil die Firmen der neuen Technologie zu wenig produzieren, sondern weil sie zu wenig verdienen.
      Doch was hat es mit den Erfolgen der USA bei den Arbeitslosen auf sich? Immerhin waren Ende der 90er Jahre in den USA mit sechs Millionen eine Million Menschen weniger arbeitslos als noch Anfang der 90er Jahre. Doch dem steht gegenüber, daß Ende der 90er Jahre fast eine Million mehr Menschen im Gefängnis saßen, inzwischen rund zwei Millionen2 bei einer Bevölkerung von rund 270 Millionen (zum Vergleich BRD 1998: 70.0003 bei einer Bevölkerung von rund 80 Millionen). Statistisch betrachtet kamen die Arbeitslosen einfach in den Knast.
      Die USA schnitten in den 90er Jahren, vor allem Ende der 90er Jahre, auf einzelnen Gebieten besser ab als die Konkurrenz. Sie schnitten aber schlechter ab im Vergleich zu früheren Jahrzehnten. Die USA scheinen derzeit der "Einäugige unter den Blinden" zu sein. Die Frage, ob der Konjunkturabschwung, der seit Ende 2000 die Diskussionen in den Wirtschaftszeitungen prägt, zu einer echten Krise oder zu einer "weichen Landung" führt, erinnert daran, daß die "New Economy" kein neues System dauerhaften Wohlstands ist. Übrigens: Auch in den 20er Jahren, als eine ähnlich umfassende technologische Revolution stattfand (Telefon, Lastkraftwagen usw.), dachte man nicht mehr an die Krisenhaftigkeit des Marktsystems. 1926 wurde im "Wirtschaftsdienst" über die USA festgestellt: "Die stete Erwartung aller europäischen Betrachter, daß die durch Spekulation immer höher getriebene Produktion keine Abnehmer findet, das ganze auf Kredit errichtete Gebäude der Überproduktion in einer gewaltigen Krisis zusammenbricht, ist immer enttäuscht worden."
      Dem wurde von Henryk Grossmann, einem marxistischen Wissenschaftler, kurz vor der Weltwirtschaftskrise 1929 entgegnet: "Trotz des Optimismus mancher bürgerlicher Theoretiker, welche glauben, daß es den Amerikanern gelungen ist, das Krisenproblem zu lösen und die Wirtschaft zu stabilisieren, sprechen viele Anzeichen dafür, daß wir uns dort einem Zustand der Überakkumulation nähern."4 Die gleich folgende Weltwirtschaftskrise gab ihm recht.

      2. Wie steht es um die Wachstums- und Profitraten?
      Tatsächlich schwächeln die Wachstumsraten des Weltkapitalismus stärker denn je seit 1945. Insbesondere Japan, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, stagniert seit zehn Jahren. Die Aufregung um das amerikanische Wirtschaftswunder macht also nur Sinn angesichts der schwachen Konkurrenz. Sie ist aber fehl am Platz vor dem Hintergrund anderer Entwicklungen: "Wären die westlichen Ökonomien während dieser Jahre [70er bis 90er] in demselben durchschnittlichen Tempo wie in den 20 Jahren zuvor gewachsen, dann hätte die Gesamtproduktion um 40 Prozent über den tatsächlichen Werten gelegen. Die aus Wirtschaftskrisen resultierende weltweite Verschwendung ist viel größer als die, die durch alle Naturkatastrophen zusammen [...] verursacht wird."5
      Dies liegt weniger an natürlichen "Grenzen des Wachstums", als vielmehr an den von Marx herausgearbeiteten inneren Widersprüchen des Kapitalismus. Bürgerliche Ökonomen können z. B. nicht (ohne weiteres) erklären, weshalb die sogenannte "Kapitaleffizienz" ständig zurück geht. Das heißt, um eine bestimmte Vergrößerung des Bruttoinlandsprodukts zu erreichen, muß immer mehr investiert werden. Infolgedessen liegen die Profitraten z. B. in Deutschland Ende der 90er Jahre - so die Deutsche Bundesbank - niedriger denn je. Weltweit kann man bezüglich der Profitraten feststellen, daß die aggressive Politik der Kapitalisten Anfang der 80er Jahre durchaus eine Erholung bei den Profitraten gebracht hat, auch in Deutschland. Doch hielt sich diese Erholung verglichen mit den 60er Jahren in Grenzen, um inzwischen wieder tendenziell zu sinken - ein Beweis für die erhöhte Instabilität des Systems und damit der Gefahr von tieferen Rezessionen am Beginn des 21. Jahrhunderts.
      Aber sind die Gewinne nicht doch horrend gestiegen? Zu Recht weisen Gewerkschaftler auf die rasante Profitentwicklung hin, damit verweisen sie allerdings nur auf die gesteigerte Profitmasse. Profitmasse meint die absolute Summe der Profite in DM. Aber der erforderliche Kapitalaufwand für Produktionsmittel ist noch stärker gestiegen, die Profitrate, die Summe der Profite im Verhältnis zum eingesetzten Kapital, also gesunken. Was nutzen einem Unternehmer 4 Mio. DM Profit(masse), wenn er dafür immer größerer Beträge für Kapitaleinsatz aufwenden muß, die Rendite (Profitrate) also sinkt?6

      3. Fusionen - Die Konzentrationstendenz und ihre Folgen
      Für die verschärfte Instabilität des Kapitalismus spricht auch die anhaltende Konzentrationstendenz - die Fusionswelle.7 So erleben die USA derzeit ihre fünfte und größte Fusionswelle seit 100 Jahren.8 Jede dieser Wellen endete bisher in einer Krise. Dem "schwarzen Freitag" der Weltwirtschaftskrise 1929 und der ersten und zweiten Ölkrise gingen jeweils Fusionswellen voraus. Was folgt der jetzigen, der mit über 10.000 Fusionen jährlich bisher größten Fusionswelle?
      Nebenbei bemerkt: Vor dieser Fusionswelle haben die bürgerlichen Ideologen völlig kapituliert. Früher haben konservative Ökonomen gegen Fusionen als Einschränkung des "Wettbewerbs" gewettert und hielten hier sogar Staatseingriffe für zulässig. Seitdem die Fusionswelle richtig rollt, hüllen sich diese Kritiker in schamhaftes Schweigen. Fusionen sind kein Zeichen von Stabilität, sondern verweisen auf Probleme der Konzerne. Hintergrund sind die niedrigen Wachstumsraten. Das bedeutet: Die Nachfrage an den Märkten ist gesunken, was wiederum heißt, die Konkurrenz verschärft sich - wenn die Märkte sich nicht ausdehnen, wird der Kampf um den größtmöglichen Teil des Kuchens härter. Ein Weg, sich dem zu widersetzen, ist der Versuch, zu fusionieren. Bei Fusionen wird zum einen ein Konkurrent geschluckt, Belegschaften bis hinauf zum Management haben vor Fusionen Angst, weil die jetzt "doppelten" Arbeitskräfte, z. B. in Verwaltung, Vertrieb und Werbung, entlassen werden können.
      Verschaffen Fusionen dem einzelnen Konzern eine Verschnaufpause, so wird dadurch bzw. durch die Konzentrationstendenz der Kapitalismus instabiler. Geht angesichts der weiter anhaltenden Krisentendenz einer dieser Giganten pleite, droht er die ganze Wirtschaft mitzureißen. Der Staat muß dann dem Konzern helfen. In den USA heißt das: "too big to fail" (zu groß zum scheitern). Motto: die Gewinne bleiben privat, wenn die Geschäfte klappen, die Verluste werden sozialisiert, der Steuerzahler springt ein, wenn der Konzern in eine "Schieflage" gerät. Das Problem dieser staatlichen Eingriffe ist, daß die Kapitalisten sich immer mehr auf solche Rettungsaktionen verlassen und bei ihren Investitionen immer waghalsiger werden, was die Stabilität des Gesamtsystems nicht gerade fördert. Dieses Spekulieren der Konzerne auf Rettung durch den Staat wird als "moral hazard" (die Konzerne sind "moralisch gefährdet") bezeichnet, ein unlösbares Problem, weil der Staat ja im Krisenfalle helfen muß, um das System zu retten.

      4. Konnte der Staat helfen?
      Das Moral-Hazard-Problem veranschaulicht, daß die Hilfe des Staates die grundsätzlichen Widersprüche nicht lösen kann. Und die Erfahrung zeigt, daß Krisen durch staatliche Eingriffe bestenfalls aufgeschoben werden können. Staat? Muß der Staat im Neoliberalismus überhaupt noch eingreifen? Und wie! Schon unter dem neoliberalen Reagan in den 80er Jahren wurde über gewaltige Rüstungsprogramme die Nachfrage gestützt, inzwischen senkt die staatliche Zentralbank die Zinsen, was eine größere Verschuldung der Unternehmen und Haushalte erlaubt, so daß die Nachfrage kreditfinanziert weiter ausgeweitet werden kann. So betrug die Verschuldung der nichtfinanziellen Unternehmen in den USA 4,5 Bio. US-$, was drei Viertel ihres Umsatzes oder beinahe die Hälfte des BIP entspreicht, Konsumkredite haben einen Umfang von 6,5 Bio. US-$ erreicht!
      Auch Japan ist ein Paradebeispiel für das Eingreifen des Staates als Konjunkturmotor, um zu verhindern, daß die Wirtschaft kollabiert. Seit 1995 wurde die unglaubliche Summe von 2,1 Bio. DM in die Ökonomie gepumpt. Wirklich gelöst ist dort aber nichts - die Stagnation hält an, und Japan steht einem Staatsbankrott nahe.

      5. Konnten die Finanzmärkte helfen?
      Angesichts niedriger Profitraten und sinkender Kapitaleffizienz sucht das Kapital verzweifelt nach Anlagemöglichkeiten: "Anlagenotstand" herrscht. Der Versuch, Profite nicht in der Realwirtschaft zu investieren, endet damit, daß Aktien zu immer höheren Preisen gekauft werden, weil nichts Besseres zu haben ist.9 Anlagesuchendes Geld wird angeboten wie Sauerbier, d. h. der Preis von Geld, der Zinssatz, sinkt.10 Seit Anfang der 80er Jahre sind deshalb die Zinssätze gesunken11 und andererseits - damit verbunden - wurde immer mehr für Aktien bezahlt. Wie man an Japan sehen kann, sind aber niedrige Zinsen keine Garantie für steigende Aktienkurse. Es müssen schon auch noch Profite gemacht werden. Eine derzeit in den USA drohende harte Landung der Konjunktur könnte die Profite so schmälern, daß, wie jetzt schon in Japan, eine staatlich verordnete Nullzinspolitik die Aktien nicht mehr retten kann; mit vermutlich starken Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft. Schön, daß in der BRD die Vertreter des Finanzkapitals auf die "kapitalgedeckte Rentenversicherung" hoffen. Die Einzahlungen der Arbeitnehmer sollen die Börsen retten, besser gesagt, es erlauben, wackelige Aktien schnell noch los zu werden, bevor es kracht.
      Das Ausweichen auf die Finanzmärkte kann lediglich einzelnen Kapitalisten helfen, nicht aber den Kapitalisten als Gruppe. Für auf den Finanzmärkten angelegtes Geld gibt es drei Möglichkeiten:
      (1) Horten: Das Geld bleibt im Finanzmarkt. Die Profite werden wie eine heiße Kartoffel von einer Hand zur anderen weitergereicht. Das so "beschäftigte" Geld ist dem produktiven Bereich entzogen. Es wirkt, wie wenn es in Tresoren oder in Omas Sparstrumpf still gelegt worden wäre. Es fördert somit die Stagnation.
      (2) Eigentlich sollen die Finanzmärkte aber nur zwischen Geldgeber (z. B. Käufer einer Aktie) und -nehmer (z. B. Verkäufer einer Aktie) vermitteln. Die Geldnehmer können das Geld im realen Bereich investieren. Dann fließt das Geld in den produktiven Bereich, nur um von den dortigen Problemen wieder eingeholt zu werden, was die zahlreichen Bauruinen in Südostasien und anderswo bezeugen.
      (3) Das durch Verkauf eines Finanzpapiers erhaltene Geld wird konsumiert. Die einen, die Käufer von Finanzpapieren, "investieren" auf dem Finanzmarkt, die anderen, die Verkäufer, konsumieren das Geld aber. So ist die inländische Sparquote in den USA nahe null. Hier bauen sich neue Widersprüche auf. Insgesamt wird an der Börse kein Wert geschaffen, sondern Wert, der in anderen Wirtschaftszweigen geschaffen worden ist, umverteilt.
      Auch die Internationalisierung der Finanzmärkte hat die Stabilität des Kapitalismus nicht erhöht - im Gegenteil: die einzelnen Volkswirtschaften sind aufgrund höherer Verflechtungen auf den Finanzmärkten abhängiger von der Entwicklung anderer Wirtschaften, was es den Staaten und ihren internationalen Organisationen (v. a. dem IWF) schwieriger macht, notfalls helfend einzugreifen. Die Asienkrise ab 1997 z. B. entwickelte sich rasend schnell von einem Land zum nächsten. Hier zeigt sich schlagend der Widerspruch, daß im Kapitalismus zwar gesellschaftlich produziert wird - dies kommt z. B. in der Kapitalverflechtung zum Ausdruck - aber privat über die Produktion verfügt wird - jeder sucht seine Haut einzeln zu retten und reißt die anderen mit.

      Wie wird es weiter gehen?
      Wenn weder die "Old Economy" noch die "New Economy" den Kapitalismus auf Dauer stabilisieren, was bleibt dann noch als Ausweg für diejenigen, die ein materielles Interesse am Bestehen der Marktwirtschaft haben?
      Nur noch, die Angriffe auf die Dritte Welt, auf Konkurrenten und auf die Arbeiterklasse zu verstärken. So schrieb schon kurz vor der Weltwirtschaftskrise 1929 Henryk Grossmann: "[Aus der Krisentendenz] erklärt sich die aggressive Politik im Innern: die Verschärfung des Druckes gegen die Arbeiterklasse, um durch die Lohnsenkung die Verwertung zu heben; [aus der Krisentendenz] ergibt sich die aggressive Politik nach außen, um sich fremde Nationen zu demselben Zweck tributpflichtig zu machen."12 Genau dies ist auch heute zu beobachten, und diese Entwicklung wird sich in Zukunft fortsetzen, wenn die Kapitalisten freie Bahn erhalten.
      Aggressive Politik nach außen: Der Druck auf die Dritte Welt wird anhalten, allenfalls gemildert durch die Angst vor einer weltweiten Finanzkrise.
      Nichtprofitable Gebiete werden immer tiefer im Elend und in der Barbarei versinken (z. B. Afrika, Südamerika, Teile Asiens, des Nahen Ostens, auch die Zukunft des Kosovos sieht trübe aus). Zwischen den mächtigen Ländern findet zudem ein zäher Konkurrenzkampf statt. So verhinderte z. B. die USA "japanfreundliche" Lösungen der Asienkrise 1997/98. Die EU befindet sich immer wieder in Handelskonflikten mit den USA. Winfried
      Wolf schreibt: "Trotz des länderübergreifenden Fusionsfiebers und trotz der weltweit operierenden Konzerne verläuft die gegenwärtige Bildung von immer größeren Konzernen, Banken und Versicherungen fast ausschließlich im nationalstaatlichen Rahmen. Dieser Prozeß ist verbunden mit einer Zunahme der Konkurrenz zwischen den Nationalstaaten, zwischen Blöcken von Nationalstaaten [z. B. der EU und der NAFTA, dem US-Block], und mit einer neu beginnenden Aufrüstung und Militarisierung mit wachsenden Kriegsgefahren."13
      Allerdings scheint die Angst der herrschenden Klasse vor der kritischen Öffentlichkeit noch größer zu sein als vor der Konkurrenz. Deshalb wird über solche Konkurrenzkämpfe nicht oder nur spärlich berichtet.
      Aggressive Politik nach innen: Während der interimperialistische Konkurrenzkampf derzeit noch eher unter dem Tisch stattfindet, sind die Angriffe auf die moderne Arbeiterklasse um so offener. Das schon von Altbundeskanzler Helmut Schmidt vorgebrachte Argument, daß Opfer bei den Löhnen über höhere Gewinne und Investitionen zu mehr Arbeitsplätzen führen, stimmt gerade in den letzten Jahrzehnten nicht. Niedrige Löhne führen zu höheren Profiten, aber wegen des Anlagenotstands zu höherem Konsum der Kapitalisten, nicht zu höheren Investitionen. Das Handelsblatt schreibt: "Während Luxusmarken neue Ertragsrekorde melden, stagniert der Verkauf bei Massenherstellern wie Opel, Ford oder Volkswagen."14 Neben den Angriffen auf Einkommen und Sozialstaat der Arbeiter und Angestellten gibt es die Angriffe auf den Konsum. Haushalte in Kalifornien sitzen abends bei Kerzenlicht, weil die deregulierten Stromkonzerne keinen Strom liefern. In Europa machen BSE und die mittelalterliche Maul- und Klauenseuche den Menschen zu schaffen. Die Verschlechterung des Weltklimas wird nicht alle gleich treffen, es wird eine Frage des Geldbeutels sein, wer hauptsächlich die Folgen zu tragen hat. Nicht zuletzt sollten Maßnahmen zur "inneren Sicherheit" erwähnt werden. So manches, was heute gegen das "organisierte Verbrechen", gegen Rechtsextremismus und Kinderpornografie vom Staat unternommen wird, läßt sich auch gegen andere mißliebige Bürger einsetzen.

      Fazit
      Ob sinkende Profitraten oder Konzentrationstendenz, schon lange nicht mehr hatten die Marx`schen Thesen so recht wie heute: Die von ihm kritisierte Produktion für Profit, nicht für Bedürfnisse, die aus der Situation einer privaten Verfügungsgewalt des Kapitals über die Mittel der Produktion herrührt, führt zu regelmäßigen Krisen. Darüber hinaus führt der schon damals beschriebene tendenzielle Fall der Profitrate zur Verschärfung der Probleme der kapitalistischen Entwicklung. Aufgrund dieser Widersprüche hat es das Kapital nicht geschafft, sich wieder zu stabilisieren. Es wird daher noch verstärkt die Mehrheit der Menschen angreifen müssen, um überleben zu können.
      All das wird die soziale und politische Polarisierung der Welt tendenziell verschärfen, auch die der einstmals "sozialpartnerschaftlichen" BRD. Vieles erinnert an die 20er Jahre vor der Weltwirtschaftskrise. Aber ein wirtschaftlich angeschlagener Kapitalismus wird nicht einfach freiwillig abtreten, wie die 30er Jahre gezeigt haben. Es bedarf der organisierten Gegenwehr. "Heute sollte es mehr als je offenkundig sein, wie es für Marx und Engels war, daß eine von den Geboten der Kapitalakkumulation getriebene Gesellschaft einer humanen und demokratischeren Gesellschaftsordnung weichen muß."15 Ist die Erreichung einer solchen alternativen, sozialistischen Gesellschaft utopisch? Noam Chomsky zufolge, einem prominenten Vertreter der neuen antikapitalistischen Bewegung, muß man die Frage verneinen. "Angesichts der technischen Möglichkeiten zur Verbesserung der Lage der Menschheit muß die Behauptung, es gebe keine überzeugende Alternative zum Status Quo, besonders befremdlich erscheinen. [...] Aber jeder Fortschritt in der Geschichte, von der Abschaffung der Sklaverei und der Errichtung der Demokratie bis zur offiziellen Beendigung der Kolonialherrschaft, wurde irgendwann einmal für unmöglich gehalten, weil es für ihn keine Vorbilder gab."16 Es hängt an uns, ob sich diesmal eine andere Entwicklung durchsetzt als in den gesellschaftlichen Krisen des 20. Jahrhunderts.



      1 RWI-Mitteilungen 2000, Jg. 51, Heft 1
      2 US Department of Justice, zitiert nach: Lance Selfa: "The Price of Lesser Evilism - Eight Years of Clinton-Gore", in: International Socialist Review, August-September 2000, S. 7ff.
      3 Statistisches Bundesamt, Fachserie 10, Reihe 4.2, 1998
      4 H. Grossmann: Das Akkumulations- und Zusammenbruchsgesetz des kapitalistischen Systems, Frankfurt/M. 1970 (Leipzig 1929), S. 557f.
      5 Chris Harman: Der Irrsinn der Marktwirtschaft, Frankfurt/M. 2000, S. 35
      6 Mit letzterem haben v. a. die Gewerkschaftsführungen Schwierigkeiten, weil gegen einen "schwachen" Kapitalismus ihrer Meinung nach nichts durchgesetzt werden kann bzw. mehr gekämpft werden müßte.
      7 In Wirklichkeit handelt es sich in der Mehrheit um Firmenübernahmen.
      8 S. A. Jansen/G. Müller-Stewens: "Endet die fünfte Welle auf dem Markt für Unternehmensübernahmen in einer neuen Rezession?", in: FAZ, 4. 10. 2000, S. 49
      9 Der starke Anstieg der Aktienkurse seit 1982 ist nicht einfach nur irrational, oder "überschwenglich" (so vor ein paar Jahren US-Notenbankchef Greenspan, inzwischen hat der "unfehlbare Papst der Finanzmärkte" seine Meinung den Gegebenheiten angepaßt), sondern hat seine eigene "Logik". Zum einen sind die Gewinnsummen (das ist die Profitmasse, nicht die Profitrate) ja gestiegen, und außerdem wird z. B. der DAX von Großunternehmen mit eher überdurchschnittlicher Gewinnentwicklung bestimmt, zum anderen aber hat die Stagnation zu einem Rückgang der langfristigen Zinssätze seit 1982 geführt, was sich unmittelbar günstig auf die Aktienkurse auswirkt. Ein bestimmtes jährliches Einkommen aus Aktiendividenden, Grundstücksmieten oder ähnlichem ist umso mehr wert, je niedriger der Zinssatz (siehe z. B.: H.-J. Jarchow, Theorie und Politik des Geldes, Bd. I: Geldtheorie, Göttingen 1974, S. 81).
      10 Wer ein Sparbuch hat, bekommt z. B. 2 % (= Zinssatz) Zins, jährlich also 2 DM Zinsen, wenn er 100 DM angelegt hat. Für langfristig geliehenes Geld zahlte der Staat 1981 (Zinsgipfel) 11 %, heute etwa 5 %.
      11 Die Zinssätze sanken wegen des Anlagenotstands und weil in Krisenzeiten wie z. B. beim weltweiten Börsenkrach 1987 oder bei den Finanzkrisen in der zweiten Hälfte der 90er Jahre (Mexiko, Russland, Japan, Tigerstaaten, Südamerika usw.) die US-Zentralbank als Weltleitbank die Leitzinsen senken und Geld drucken mußte, um Schlimmeres zu verhindern. Die rückläufigen Inflationsraten, die zum Zinsrückgang beigetragen haben, hängen wohl auch mit der Stagnation zusammen.
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:23:34
      Beitrag Nr. 23 ()
      FINANZ-SKANDALE

      Freddie und der Furcht-Reflex

      Von Matthias Streitz, New York

      Freddie Mac, eine der einflussreichsten Finanzfirmen der USA, produziert einen Skandal nach dem anderen - in nur drei Monaten wurden zwei Chefs und zwei weitere Vorstände geschasst. Schon entwerfen Freddies Kritiker wieder Horror-Szenarien vom möglichen Konjunktur-Crash.


      Washington - Der Anzug fahlgrau, die Brille nicht wirklich schick, die Frisur lieblos gekappt: Schon auf den ersten Blick sieht Gregory J. Parseghian aus wie einer, dem der Beruf und die Welt der Zahlen immer mehr bedeuteten als profanere Genüsse. Eine Arbeitsmaschine, eine ernste Natur. Einer, der immer viel auf seinen Intellekt hielt - und den mancher Kollege für genial erklärte.
      Seine geschäftige Art hat diesen Mann auf einen Karrierepfad katapultiert, der anderen Ehrfurcht, gar Angst einjagen konnte. MBA-Examen mit 21, dann rasch Führungsjobs in Wall-Street-Häusern wie Salomon. Mit Mitte 30 folgt der erste Vorstandsposten. Nur eine Elite versteht so viel von komplexen Derivate-Geschäften wie er. Im Juni 2003 der Gipfelpunkt: Mit 42 Jahren wird Parseghian Chef des viertgrößten Finanzkonzerns der USA.

      Wie "Steady Freddie" ins Schlingern geriet

      Hier aber bricht die Erfolgsbiographie. Parseghian hielt sich nicht einmal drei Monate an der Spitze des Hypothekenfinanzierers Freddie Mac - demütigend kurz. Am Freitag vergangener Woche hat die zuständige Regulierungsbehörde den Aufsichtsrat gezwungen, das Finanz-Wunderkind fallen zu lassen. Ein Nachfolger wird noch gesucht.

      Greg Parseghians Entlassung ist nur das jüngste Nachbeben des bisher größten Finanzskandals, den Amerika 2003 erlebt hat. Seit dem Frühjahr schon ergießt sich ein steter Strom von Negativnachrichten aus der Freddie-Firmenzentrale in McLean bei Washington. Bis zu 4,5 Milliarden Dollar soll die Gesellschaft falsch verbucht haben. Parseghian, seit sieben Jahren im Top-Management, habe von den Tricks gewusst, befand im Juli sogar ein Untersuchungsbericht, den Freddie selbst in Auftrag gab.

      Bilanz-Trickserei paradox

      Dazu kommen noch der Verdacht auf Insider-Verkäufe von Aktien und ein 20-Millionen-Abschiedsgeschenk für Parseghians Vorgänger Leland Brendsel. So schaffte es die Firma, die offiziell Federal Home Loan Mortgage Corp. heißt und lange im Verborgenen operierte, immer wieder an die Top-Position der Finanznachrichten. Staatsanwälte und die Börsenaufsicht SEC ermitteln. Der Aktienkurs gab seit Juni, als Brendsel und zwei Vorstände flogen, um rund 15 Prozent nach.


      Dabei steht Freddie Mac für einen eher kuriosen Fall von Bilanztrickserei: Dem 4000-Personen-Konzern wird mitnichten vorgeworfen, seine Geschäftszahlen aufgeblasen zu haben - im Gegenteil. Mit mindestens vier komplexen Finanzmanövern soll Freddie Derivate verschoben und falsch verbucht haben, um die Profite geringer erschienen zu lassen und sie auf spätere Quartale zu verteilen. Der Konzern wollte so sein Image als "Steady Freddie" wahren, als sicherer Kantonist, der die Wall Street durch Beständigkeit beglückt.



      Einen Pleite-Kollaps wie bei WorldCom, das ist der positive Aspekt des Skandals, befürchtet denn auch niemand. Selbst der Freddie-Kritiker und Hypothekenexperte John Talbott, Autor des Buches "Der kommende Crash des Häuser-Marktes", sagt zu SPIEGEL ONLINE: "Eine Firma dieser Art und Größe in den Bankrott zu treiben ist fast unmöglich. Da müsste man schon ziemlichen Mist bauen." Noch-Chef Parseghian sandte Anfang August im Interview des Fachblattes "Mortgage Banking" eine beruhigende Botschaft aus: "Unsere fundamentalen Geschäftsdaten haben sich nicht verändert, sie bleiben stark."

      Trotzdem ist die Affäre Freddie mehr als bloß Lärm um nichts - der Konzern ist für viele Außenstehende eine unheimliche Kreatur. Talbott formuliert es im Telefongespräch so: "Freddie Mac ist ein gutes Beispiel für das Insider-Spiel (von Politikern und Konzernen), das in Washington gespielt wird." Nach dem Bilanzskandal gebe es eine historische Chance, die Hypotheken-Agentur an die Kette zu legen und ihre Macht zu begrenzen.

      Hoch droben in der Schulden-Stratosphäre

      Macht hat Freddie Mac in Mengen - das Unternehmen entscheidet mit über Wohl und Wehe der US-Konjunktur. Zusammen mit der größeren und älteren Schwester Fannie Mae dominiert Freddie den Billionenmarkt für Hausfinanzierungen. Das Duo hilft im Auftrag des Kongresses, möglichst vielen US-Bürgern den Weg zum vergleichsweise günstigen Eigenheim zu ebnen. Freddie und Fannie verleihen dazu nicht etwa selbst Geld an Privatleute, sondern kaufen Hypotheken-Portfolios von Banken auf. Diese können - dank der reichen Geldquelle - weitere Kredite vergeben, zu relativ günstigen Zinsen.

      Das Geschwisterpaar mit den volkstümelnden Namen bündelt die Hypotheken in Paketen, nutzt sie als Sicherheit und begibt auf dieser Basis Anleihen - so genannte Asset-Backed Securities (ABS), wie sie sich in Europa erst allmählich einbürgern. Fast ein Fünftel aller US-Hypotheken wird von Freddie Mac direkt gehalten oder in ABS-Form garantiert - allein 2002 kaufte die Agentur für 642 Milliarden Dollar Hypotheken. "Zahlen wie diese kann sich niemand vorstellen - das sind große, große Summen", erinnert Talbott. Nirgendwo sonst gibt es einen vergleichbaren Zweitmarkt für Immobilien-Darlehen.

      Der Behördenzwerg und die Monster-Twins

      Trotz ihrer titanischen Potenz würden Freddie und Fannie nicht strikt beaufsichtigt, monieren Kritiker wie Talbott und schwächere Konkurrenten. Schuld sei die Zwitterstellung der Geschwister: Einst als Regierungskonzerne gestartet, wurden sie an die Börse gehievt, behielten aber diverse Privilegien. So zahlen Freddie und Fannie nur eingeschränkt Steuern, das Finanzministerium hält stets eine Notkreditlinie von 2,25 Milliarden Dollar bereit. Der US-Präsident höchstselbst bestimmt in der Regel zumindest einen Abgesandten im Aufsichtsrat.

      Als wichtigster Kontrolleur der Riesen fungiert ein Zwerg - die Behörde Ofheo, die dem Ministerium für Wohnungen und Entwicklung angegliedert ist. Jahr für Jahr muss Ofheo beim Kongress um sein Budget bitten. "Und Freddie betreibt intensive Lobby-Arbeit, damit Ofheo möglichst wenig bekommt", sagt Talbott. Freddie-Cheflobbyist Mitchell Delk lädt laut "Washington Post" so viele Parlamentarier zum Dinner ein, dass er bei einem Nobelitaliener Mengenrabatt bekomme. Dass Ofheo, wie jetzt im Fall Parseghian, eines der Geschwister aktiv maßregelt, ist selten vorgekommen.

      "Selbst ich verstehe Freddies Bilanzen nicht"

      Pessimisten wie Talbott wird schwindlig bei dem Gedanken, dass Freddie Mac doch einmal "ziemlichen Mist bauen" könnte. Die Regulierer würden die Signale für eine Finanz-Katastrophe glatt übersehen, fürchtet er - auch weil Fannie und Freddie zur Absicherung gegen Zinsschwankungen Swaps und andere Derivate aufkaufen wie kaum eine zweite Finanzinstitution auf der Welt. Diese Instrumente sind schwer zu bilanzieren, in ihrer Wirkung schwierig einzuschätzen. Talbott: "Ich war fast zehn Jahre an der Wall Street (bei Goldman Sachs) - und selbst ich verstehe Freddies Bilanzen nicht."

      Hinzu kommt, dass Fannie und Freddie gemessen am Eigenkapital mehr Schulden aufnehmen dürfen als jede Bank - "ein sehr, sehr riskantes Geschäft", wie Talbott findet. Dieses Risiko beunruhigt auch Willliam Poole von der Federal Reserve in St. Louis. Sollte sich eine der Agenturen verspekulieren oder ein Schock eintreffen, sagte der Notenbanker noch vor dem Chef-Kehraus - dann könnte eine Krise in "Tagen, wenn nicht Stunden" zur Gefahr für die US-Konjunktur eskalieren. Der Kongressabgeordnete Richard Baker verglich Freddie und Fannie gar mit dem Hedge-Fonds LTCM, der nach der Asien- und Russlandkrise 1998 mehrere Banken mit in den Strudel zu reißen drohte.

      Bond-Beben auch in Frankfurt am Main

      Der Bilanzskandal 2003 wird schwerlich zum großen Knall führen, das räumt selbst Unheilsprophet Talbott ein - immerhin hat Freddie 2002 sogar nach den zu konservativen Zahlen 5,75 Milliarden Dollar Gewinn eingesammelt, seine Risiken bislang erfolgreich begrenzt. Trotzdem kommt der Aufruhr zur Unzeit - er trägt nach Ansicht Talbotts und selbst des Fannie-Mae-Chefs zum jüngsten Anstieg der Hypothekenzinsen bei.

      Bisher musste Freddie für seine Anleihen einen nur wenig höheren Zins zahlen als die US-Regierung. "In den letzten Wochen aber hat sich dieser Aufschlag verdoppelt", beobachtet Talbott - nach dem Image-Schaden verlangten Investoren mehr Rendite. Obwohl Freddie sein makelloses Bonitätsrating verteidigt hat, soll die Europäische Zentralbank ihre Freddie- und Fannie-Anleihen jüngst abgestoßen und gegen "seriösere" Papiere getauscht haben. Muss Freddie aber für den Schuldendienst drauf zahlen, drückt das indirekt auf den Immobilienmarkt - seit langem ein Motor der US-Konjunktur.

      Bomben und Black Boxes

      Selbst im günstigsten Fall dürften neue Nachbeben des Bilanzskandals Freddie Mac noch Monate lang erschüttern. Schon haben die Pensionsfonds der Bundesstaaten West Virginia, Ohio und der Teamster-Gewerkschaft wegen der Wertverluste ihrer Freddie-Aktien Klagen eingereicht. Auch der bisher wohl gesonnene Kongress hält nach den Ferien Anhörungen ab. Langjährige Kritiker wie Baker wollen Freddie Privilegien abnehmen, die Aufsicht vielleicht dem mächtigeren Finanzministerium übertragen. Am liebsten würde der Parlamentarier Freddie und Fannie in mehrere Teile zerschlagen.

      Buchautor John Talbott bleibt Fatalist - er mag nicht glauben, dass nun ein Tsunami des Reformeifers über Washington hinwegrollt. Dank der Kongress-Connection werde sich Freddie gegen einen Verlust seiner Privilegien zu wehren wissen. Talbott sagt es so: "Bomben werden in Amerika erst entschärft, wenn die ersten schon hochgegangen sind."
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:23:59
      Beitrag Nr. 24 ()
      #21 Interessante Überlegung !
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:24:12
      Beitrag Nr. 25 ()
      und die rechnung bekommt mal wieder:
      na, wer wohl ?

      genau: der "freie" bürger -hüben, wie drüben. :rolleyes:

      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:43:26
      Beitrag Nr. 26 ()
      # 17
      in sorge um viele gute bürger -hüben wie drüben- ist der
      dollar sehr wohl als eingesetzte waffe zu sehen:

      ohne dollar:
      kein "us -währungsmonopol", ohne währungsmonopol: kein leben mehr als faulenzer in der hängematte -jährlich vom ausland gespendet u. brav instandgehalten

      ohne petrodollar:
      keine öl - kontrolle
      die resourcen schwinden -richtig:
      wer ist der grösste skrupellose verprasser von treibstoff u. wasser !!!?

      rohstoffe:
      warum glaubst du, dass afrika "befreit" wird , nachdem
      vorher massiv waffen dorthingeliefert werden, warum glaubst
      du dass bush in seinen "ehemaligen sklavenstaat" geflogen
      ist ?
      was glaubst du, wo taylor (ex - liberia -chief) ausgebildet
      wurde: das land fängt mit u.. an, u. hört mit a.. auf !

      warum,
      glaubst du wurde von den usa die goldbindung aufzuheben -
      zwangsverordnet ! obwohl sie keiner danach gefragt hat, u.
      niemand wollte.

      wegen des dollarmonopols = kloopapiervertriebs -druckmonopol !

      fiat money

      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 18:01:26
      Beitrag Nr. 27 ()
      Dienstag 26. August 2003, 16:49 Uhr

      USA mit Rekorddefizit von 480 Milliarden Dollar 2003

      Washington (dpa) - Das Defizit des Staats-Haushalts der USA droht in diesem Jahr die Rekordhöhe von 480 Milliarden Dollar zu erreichen. Diese Zahl nannte die Etat-Abteilung des Kongresses in Washington. Die Zeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs in den USA sind nach Ansicht von Wirtschaftsexperten nicht ausreichend, um die Staatseinnahmen ausreichend zu erhöhen und das Defizit einzudämmen.
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 19:25:54
      Beitrag Nr. 28 ()
      @ODDLOT #19 diese Frage stellte ich schon einige Male. Ich denke dieses Gold ist als "Staatssicherheit" für die FED-Banken gedacht. Denke an die ANLEIHEN!! Da läuft derzeit der TOTALE WAHNSINN ab!!!

      OB GM, DEITSCHE TELEKOM, DIE BANKEN, VERSICHERER oder aber der STAAT!!!!! Alle verschulden sich derzeit dermaßen krass, daß jeder der auch nur einen Funken Verstand hat sieht, daß das niemals gutgehen kann!!!

      Dazu bräuchten wir mindestens 7-8% WIRTSCHAFTSWACHSTUM!!! Und was haben wir?!

      EINE REZESSION.:(
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 22:15:48
      Beitrag Nr. 29 ()
      keine Ahnung, ob dies schon jemand gepostet hat....


      Arme Rentner
      Die Deckungslücken der Pensionskassen sind - neben der Irak-Krise - die größte Zeitbombe am Kapitalmarkt - Gastkommentar von Michael Margules



      Die Börsenbaisse hat tiefe Löcher in die Guthaben der internationalen Pensionskassen gerissen. Zudem werden die Kurseinbussen bei Aktien derzeit nicht (mehr) durch höhere Anleihen-Renditen kompensiert, eine im Bereich des Vermögensaufbaus wenig erbauliche Kombination. Und zu allem Überdruß führt das aktuell tiefe Zinsniveau zu einem niedrigeren Abzinsungsfaktor, der den heutigen Wert der künftigen Verpflichtungen zusätzlich erhöht. Die Löcher in den Pensionskassen müssen - sofern die Unternehmen ihre Verpflichtungen einhalten - früher oder später gestopft werden. Dies belastet nicht nur die künftigen Gewinne, sondern hat direkte Auswirkungen auf den Kapitalmarkt, falls die Kreditqualität der Unternehmen unter Druck gerät. Experten glauben, daß das Thema der Deckungslücken am Kapitalmarkt zunehmend brisant werden kann. Investoren müssen und sollten diesen Aspekt künftig stärker in ihre Anlageentscheide einbeziehen.

      Zeitbombe Unterdeckung

      Die Folgen der Pensionskassendefizite für die US-Unternehmen sind für die Investoren seit Monaten ein brisantes Thema. Die Buchungsvorschriften in den USA förderten Unterdeckungen rascher zu Tage als in Europa. Anlaß zur Sorge gibt die dreijährige Börsenbaisse, die das Fondsvermögen schrumpfen ließ, denn ein Teil der Vorsorgegelder wurde in Aktien angelegt. So beziffert Credit Suisse First Boston in einer Studie die Unterdeckung der S&P-500-Unternehmen Ende 2002 auf insgesamt 242 Milliarden Dollar. Den europäischen Gesellschaften ergeht es nicht besser: das Brokerhaus Dresdner Kleinwort Wasserstein schätzt das Defizit der 300 größten Unternehmen Europas auf 267 Milliarden Dollar, wovon alleine die Finanzierungslücke für die Unternehmen des britischen Marktindexes FTSE-100 auf 155 Milliarden geschätzt wird. Nach einer Studie von PricewaterhouseCoopers vom vergangenen November waren die britischen Pensionskassen noch immer zu durchschnittlich 69 Prozent in Aktien investiert.

      (Aktueller)Wert sinkt – (Aktuelle)Verpflichtung steigt

      Zwei Faktoren vergrößern in jedem Fall das Defizit der Pensionskassen. Die Vorsorgegelder wurden teilweise in Aktien angelegt und litten daher unter der Börsenbaisse. Dem sinkenden Fondsvermögen stehen zunehmende Verpflichtungen infolge steigender Lebenserwartung sowie tiefer Zinsen gegenüber. Denn zur Berechnung der PK-Verpflichtungen werden die zukünftigen Forderungen zum Marktzins abdiskontiert. Je tiefer der Zins, desto höher ist der errechnete Gegenwartswert der Verpflichtung. Der Deckungsgrad zeigt das Verhältnis zwischen dem jeweils vorhandenen Vorsorgevermögen und dem notwendigen Deckungskapital, dem Anteil am Vermögen, der bereits verteilt wurde. Wegen der unterschiedlichen Entwicklung dieser Vergleichsgrößen werden mehr oder weniger große Schwankungen des Deckungsgrads erwartet. Zurzeit sind die Vermögen so weit geschrumpft, daß sie vermeintlich nicht mehr ausreichen, alle Verpflichtungen zu decken.

      Untersschiedliche Systeme

      Ähnlich wie in den USA sind die britischen Unternehmen mit wachsenden Löchern in den Pensionskassen (PK) konfrontiert. Die Investoren erleben zurzeit teilweise böse Überraschungen, denn im Jahresergebnis 2002 müssen die Gesellschaften ihre PK-Vermögen offen legen. In Europa realisieren die Anleger das Problem erst seit kurzem. Unterschiedliche Vorsorgesysteme erschweren die Einschätzung: Jedes Land besitzt ein eigenes System, das erst verstanden werden muß, bevor beantwortet werden kann, ob den Firmen dereinst finanzielle Verpflichtungen entstehen. In der Schweiz sind die Pensionskassenfonds juristisch vom Unternehmen getrennt. Vor allem Schweizer Gesellschaften mit einem hohen Anteil Beschäftigter im Ausland riskieren, daß die Defizite ihren Gewinnausweis belasten. Anders ist es in Deutschland und Österreich. Dort bilden die Firmen Rückstellungen für zukünftige Forderungen und bezahlen die Leistungen aus dem Betriebsergebnis. So bereitet in unseren Breitengeraden auch den Unternehmen weniger die Börsenbaisse Sorgen, sondern vielmehr die steigende Zahl Pensionierter. In Frankreich ist die Unterdeckung von Pensionskassen deshalb kein Thema, weil die Vorsorge nach dem Prinzip des Umlageverfahrens funktioniert.

      (Vorangegangene)Anleihen-Hausse + Aktien-Baisse = Mühsame Ausgangsbasis

      Es ist absehbar, daß Gewinnreduktionen, Rückstellungen und Rückstufungen des Kreditratings im Zusammenhang mit den immer größer werdenden Defiziten der Pensionskassen noch auf einige Zeit hinaus für Schlagzeilen sorgen werden. Ein bescheidener Börsenaufschwung reicht nicht, um das Problem zu beseitigen, würde das Bild jedoch etwas aufhellen. Ein gleichzeitiger Zinsanstieg würde das aus Vermögen und zukünftiger Verpflichtung errechnete Defizit zusätzlich verringern. Ob allerdings die derzeitige Mischung aus Hoffnung auf bessere Wirtschaftszahlen und damit wahrscheinlich wiederum zumindest leicht steigendem Zinsniveau auch auf den Finanzmärkten und ebenso von den Pensionskassen in die sehnsüchtig erwartete Aufhellung münden wird, darf allerdings insbesondere mit Bedacht auf die Anleihemärkte angezweifelt werden.
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 22:16:47
      Beitrag Nr. 30 ()
      mahlzeit !




      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 23:58:54
      Beitrag Nr. 31 ()
      #28 Schinderluder, auch die Schweizer machen sich schon Gedanken um ihr Gold, das in Fort Knox lagert, zumal sie sich während des Irakkrieges ungebürlich gegenüber den Amerikanern benommen haben.
      So wurde der Wunsch Washingtons verworfen, irakische Diplomaten auszuweisen, und amerikanischen Militärmaschinen waren die Überflugrechte verweigert worden. Darüberhinaus verliess Mitte März US-Botschafter Mercer Reynolds überraschend den Posten in Bern.

      Nun wollte die Finanzdelegation der Eidgenössischen Räte wissen, ob das schweizer Auslandsgold vertraglich vor dem Zugriff Dritter geschützt ist. Abgeordnete befürchten, dass amerikanische Bundesrichter Schweizer Gold beschlagnahmen könnten. Finanzminister Kaspar Villiger tat auf eine Anfrage im Parlament geheimnisvoll: «Wo diese Barren liegen, kann ich Ihnen leider nicht sagen, weil ich es auch nicht weiss, es nicht wissen muss und es nicht wissen will.»

      Ähnliches wird wohl auch der deutsche Finanzminister bzw. die Bundesbänker verlauten lassen.
      Mysteriöse Geschichte!
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 09:54:20
      Beitrag Nr. 32 ()
      27. August 2003, 02:28, Neue Zürcher Zeitung


      Dunkelrote Zahlen am US-Budgethorizont
      Fehlbetrag von gegen einer halben Billion Dollar für 2004

      Sna. Washington, 26. August

      Das überparteiliche Haushaltsbüro des US- Kongresses (CBO) zeichnet in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht die zuletzt drastische Verdüsterung des zusehends aus dem Lot geratenen Bundeshaushalts. In der alle sechs Monate stattfindenden Aufdatierung seines rollenden, jeweils die kommenden zehn Jahre umfassenden Ausblicks auf die Budget- und Wirtschaftsentwicklung des Landes prognostiziert das CBO für 2004 einen rekordhohen Fehlbetrag (was die absolute Zahl, nicht jedoch dessen Anteil am Sozialprodukt betrifft) von 480 Mrd. $. Für das am 30. September endende Fiskaljahr 2003 geht man dagegen weiterhin von einem Ausgabenüberschuss von 401 Mrd. $ aus, nachdem man im vergangenen Jahr ein Defizit von 158 Mrd. $ registriert hatte. Für die Zeitspanne zwischen den Jahren 2004 und 2013 unterstellen die Budgetexperten des Kongresses ferner einen kumulierten Passivsaldo von knapp 1,4 Bio. $. Der ohne Berücksichtigung allfälliger neuer Gesetzesinitiativen berechnete Reigen jährlicher Bundesdefizite würde dabei 2004 seinen Höhepunkt erreichen, ehe sich die Fehlbeträge in den nachfolgenden Perioden allmählich zurückbildeten. Ab dem Jahr 2012 resultierten dann wieder Budgetüberschüsse in dreistelliger Milliardenhöhe.

      Mannigfache Hintergründe
      Das rasante Tempo, mit dem der noch vor drei Jahren tiefschwarze Zahlen schreibende US- Staatshaushalt in eine krasse Schieflage geraten ist, könnte der nächstjährigen Wiederwahlkampagne von Präsident Bush etliche Probleme sowie unangenehme Fragen bescheren. Aus Sicht der oppositionellen Demokraten ist, allem voran, den milliardenschweren Steuersenkungen der gegenwärtigen Administration die Schuld am Verschwinden der einst auf 5,6 Bio. $ geschätzten Überschuss-Saldi (kumuliert über zehn Jahre) zuzuschreiben. Für die Republikaner stellt hingegen die präsidiale Fiskalpolitik eine valable Rezeptur dar, um den lahmenden Wirtschaftsgang anzukurbeln. In der Tat gehen die jüngsten Fehlbeträge zu einem grossen Teil auf die zuletzt sehr unstete und wiederholt schwache Konjunktur zurück, was zu einem scharfen Einnahmenrückgang geführt hat. So dürfte 2003 der Anteil der Steuereinnahmen am Sozialprodukt mit 16,5% den tiefsten Stand seit 1959 verzeichnen, nachdem man noch im Rekordüberschuss-Jahr 2000 (Saldo: 236 Mrd. $) einen Spitzenwert von 20,8% registriert hatte. Eingedenk der in der Zwischenzeit eingetretenen Aufhellung der Wachstumsperspektiven unterstellt denn auch der Bericht für 2004 eine Beschleunigung des Expansionsrhythmus von heuer 2,2% auf 3,8%.

      Zügelloses Ausgabengebaren
      Anderseits ist als ebenso mächtige Quelle der jüngeren Defizitentwicklung die unselige Befriedigung diverser Ausgabengelüste durch die Administration sowie den Kongress zu nennen. Seit dem Amtsantritt der Regierung Bush verzeichnete das Wachstum bei den sogenannt ungebundenen Ausgaben zweistellige Steigerungsraten. Gerade in diesem Bereich verheisst der Ausblick in die Zukunft wenig Gutes. So sind in den Voraussagen des CBO weder die Kosten einer längeren US- Präsenz in verschiedenen Krisenherden wie etwa in Afghanistan oder im Irak noch die von Politikern aller Couleurs bereits fest eingeplanten Zusatzauslagen im Gesundheitswesen enthalten. Ebenfalls schwer ins Gewicht fallen würde ferner eine definitive Verankerung der sich zurzeit über einen Zeitraum von maximal zehn Jahren erstreckenden Steuersenkungen Bushs (berechnet ab dem Zeitpunkt der jeweiligen Verabschiedung). Deren gestaffeltes Auslaufen, beginnend im Jahr 2011, zeichnet nicht zuletzt für die ab 2012 ausgewiesene Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Laut Ansicht des CBO würde allein die Erneuerung sämtlicher fiskalischer Entlastungen die geschätzte Neuverschuldung der Union über das kommende Dezennium von zurzeit 1,4 Bio. auf 3,7 Bio. $ ausweiten.
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 10:02:35
      Beitrag Nr. 33 ()
      oleee...oleee oleee oleee.....
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 10:06:34
      Beitrag Nr. 34 ()
      Hiobsbotschaft

      Milliardendefizit bei den Krankenkassen


      Die gesetzlichen Krankenkassen schreiben weiter tiefrote Zahlen. Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" schlossen sie das erste Halbjahr erneut mit einem Milliardenverlust ab. Allein das Minus der AOK liegt demnach bei 900 Millionen Euro. Die Ersatzkassen hätten einen Verlust von 700 Millionen Euro eingefahren. Auch die Betriebs- und Innungskassen wiesen hohe Fehlbeträge auf.


      Der Zeitung zufolge ist das Minus damit ähnlich dramatisch wie noch vor einem Jahr, trotzdem die meisten Kassen ihre Beiträge in den vergangenen Monaten angehoben hatten. Mit der nun geplanten Gesundheitsreform sollen die Krankenkassen in den nächsten Jahren um 200 Milliarden Euro entlastet werden. Im Gegenzug wird von ihnen erwartet, dass sie die Beiträge senken.

      27.08.2003 | 07:3

      www.mdr.de
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 10:14:55
      Beitrag Nr. 35 ()
      Münchener Rück schürt Ängste an der Börse
      Mögliche Kapitalerhöhung verschreckt Anleger - Trotz Kostensenkungen drohen weiteren Dax-Unternehmen Bonitätsabstufungen
      von Jan Dams und Holger Zschäpitz

      Frankfurt/Berlin - Der Ifo-Konjunkturindex auf Höhenflug, die Firmengewinne legen zu, die Kurse steigen unaufhörlich. Doch die Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung an den Börsen kommt zu früh. Denn einige Unternehmen werden noch von Altlasten des vergangenen Abschwungs geplagt. Etwa die Münchener Rück: Dem Rückversicherungsriesen droht eine Bonitätsherabstufung durch die Agentur Standard & Poor`s (S&P) - sollte er seine Kapitalbasis nicht schleunigst aufbessern. "Der Druck ist groß. Bevor die S&P-Analysten ihr Rating senken, würde das Management der Münchener Rück aber sicher das Kapital aufstocken", hieß es in Branchenkreisen.


      Das Unternehmen bestätigte dies indirekt. "Wenn es nötig ist, werden wir Kapital am Markt aufnehmen", sagte ein Sprecher. Er reagierte damit auf Marktspekulationen, wonach der Konzern eine Kapitalerhöhung über die Ausgabe neuer Aktien im Volumen von bis zu vier Mrd. Euro plant. Auslöser war eine S&P-Mitteilung, in der die Rating-Agentur in 2003 noch weitere Kapital steigernde Maßnahmen beim Rückversicherer erwartet.


      Dabei hatte die Münchener Rück erst im Frühjahr den Markt über die Ausgabe einer Anleihe um 3,4 Mrd. Euro angezapft. Zuvor hatte S&P das Rating um zwei Stufen auf AA- herabgesetzt. Der Crash der Börsen und damit der Wertverlust der Unternehmensbeteiligungen haben an der Substanz gezehrt. Branchenkreise glauben allerdings nicht an eine unmittelbar bevorstehende Kapitalmaßnahme. "Und sie hätte sicher nicht die Größenordnung von vier Mrd. Euro", hieß es.


      Analysten sehen das anders: "Eine Kapitalerhöhung um drei bis vier Mrd. Euro ist wahrscheinlich", sagt Michael Haid von Sal. Oppenheim. Nach seiner Rechnung sind die einzelnen Geschäftsbereiche derzeit insgesamt mit rund 125 bis 130 Prozent des benötigten Kapitals unterlegt. Für ein AA-Rating brauche das Unternehmen 150 Prozent. Eine Kapitalerhöhung von vier Mrd. Euro würde die Quote auf 152 Prozent katapultieren. Auch die Experten von Lehman Brothers sehen Geldbedarf. "Die aktuelle Kapitalbasis reicht lediglich für ein einfaches A-Rating. Zur Beibehaltung der AA-Bonitätsnote brauchen die Münchener 2,5 Mrd. Euro frisches Kapital."


      Auf ein AA-Rating aber kann der Konzern nicht verzichten. Schon heute steht der größte Konkurrent, die Swiss Re, mit AA besser da. Eine Herabstufung in den einfachen A-Bereich würde nicht nur die Refinanzierung verteuern. Teile des Rückversicherungsgeschäfts gingen dann an die Konkurrenz verloren. Denn für die Übernahme teurer Großrisiken aus dem Erstversicherungsgeschäft, etwa bei der Rückversicherung von Flut- oder Waldbrandschäden, können im Ernstfall oft nur Konzerne mit einer erstklassigen Bonität wirklich haften.


      Für die Anleger wäre eine Kapitalerhöhung aber keine gute Nachricht. "Die Münchener Rück wäre nicht in der Lage, auf das zusätzliche Kapital einen Gewinn von zwölf oder sogar 15 Prozent zu erzielen", sagt Haid. Am Rückversicherungsmarkt würde mit einer Kapitalerhöhung Kapazität an Versicherungssumme steigen und damit die Prämien sinken. Andererseits würde mit einer Kapitalerhöhung die Marktkapitalisierung gesteigert, was die Chance auf den Verbleib der Aktie in wichtigen europäischen Indizes erhöhen könnte.


      Münchener Rück ist aber längst nicht die einzige Dax-Gesellschaft, die unter den Altlasten zu leiden hat. Insgesamt elf der 30 Top-Konzerne stehen auf der schwarzen Liste bei einer der beiden führenden Bonitätsagenturen Moody`s und S&P. Am wackeligsten sieht die Lage in der Finanzbranche aus. Trotz deutlich verbesserter Zahlen haftet sämtlichen Häusern ein "Kreditausblick Negativ" an. Das heißt, es droht eine Rückstufung, sollten die Institute durch Kosteneinsparungen oder Kapitalmaßnahmen ihre Bilanzen nicht verbessern. Am ehesten rechnen Experten noch bei der Hypo-Vereinsbank mit einer Anzapfung des Marktes. Dagegen seien Kapitalmaßnahmen bei der Commerzbank oder der Deutschen Bank nahezu ausgeschlossen. Die Allianz scheint mit der 4,4 Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung vom April die Zweifel an der Finanzausstattung vorerst ausgeräumt zu haben.


      Dagegen müssen die Versorger aufpassen, nicht herabgestuft zu werden. Zwar rechnen Experten nicht mit einer Kapitalerhöhung, aber insbesondere RWE müsse nun stärkeres Kostenbewusstsein an den Tag legen. Vorerst aus dem Schneider scheint die Deutsche Telekom. Hier hat der neue Vorstand die Verschuldung auf mittlerweile 52,6 Mrd. abgebaut. Selbst die Tatsache, dass die Telekom nun für eine Mrd. Euro den polnischen Mobilfunkanbieter ganz übernehmen will, lässt die Agenturen kalt. "Wir sehen die Offerte nicht als unvereinbar mit dem geplanten Schuldenabbau der Deutschen Telekom an", heißt es bei S&P. Zum Jahresende werde der Schuldenstand die geplante Obergrenze von maximal dem Dreifachen des Cash Flow nicht überschreiten. Genau diesen Schwellenwert sollten die Anleger stets im Kopf haben. Holger Bosse von Helaba Trust: "Bei einem Wert über drei ist das Verhältnis zwischen Leistungsfähigkeit des Unternehmens und Verschuldung nicht mehr gesund."


      Artikel erschienen am 27. Aug 2003

      © WELT.de 1995 - 2003
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 16:33:19
      Beitrag Nr. 36 ()
      Gerhoch Reisegger - Status der gegenwärtigen Wirtschaftslage
      27. August 2003


      Status der gegenwärtigen Wirtschaftslage


      „Dies ist keine normale Regierungspolitik. - Nun ist es an der Zeit, daß sich die (amerikanischen) Menschen in zivilem Ungehorsam engagieren. Ich glaube, die Zeit zu protestieren ist gekommen – und zwar so stark als möglich.“
      - Prof. Akerlof, Nobelpreisträger und Lehrer an der Universität von Berkeley in Kalifornien.

      "Gerade in dem Augenblick, als George Bush seine kriegerische Botschaft hervorgrollt, ist sein Land in einem derart entkräfteten Zustand wie noch nie zuvor."[1]


      "Versucht Bush, das Land in den Abgrund zu führen", fragt William Thomas[2]. Der jüngste Steuer-Winkelzug aus des Knaben Wunderwelt, mit dem einem Prozent der herrschenden Elite Amerikas ein weiteres 470 Mrd. $-Steuergeschenk gemacht wurde, hatte unlängst eine ganzseitige Annonce in der New York Times zur Folge, die von 40 Nobelpreisträgern und 400 der führenden US-Ökonomen unterzeichnet war, die vor der Katastrophe warnen. Als den kanadischen Radiohörern die Bedenken der Unterzeichner dargelegt wurden, bezeichnete einer der Sponsoren dieser Anzeige Bushs Wirtschaftspolitik als "fiscal madness".[3]

      Die gegenwärtige US-Wirtschaftslage[4] bietet nur zwei Auswege: inflationieren oder untergehen. – Was dies bedeutet? Eine – eigene und die der Kinder – Zukunft haben wir nur durch: Inflation oder Nichtanerkennung der Schulden.

      Unter Greenspan erlebten wir, die USA und die ganze westliche Welt, eine Dekade der schrankenlosen Ausgaben, eines Lebens über unsere Verhältnisse und der grenzenlosen Verschuldung. Die Hälfte der US-Bundesschulden wurde in den 1990-ern angehäuft, nämlich 2,87 Billionen $ neuer Schulden; dies ist mehr, als alle Schulden zusammen seit Gründung der Vereinigten Staaten.

      Das ist freilich nur ein Teil der Geschichte. Insgesamt handelt es sich um unbedeckte Verbindlichkeiten in Höhe von ungefähr 43 - 44 Billionen $[5], inkl. des Bereichs der Sozialversicherung (Pension und medizinische Vorsorge), der üblichen Regierungsausgaben und natürlich der Zinsen auf die nationale Schuld. Wie soll eine 10 Billionen-Volkswirtschaft je diese Billionen Dollar Schulden bedienen?

      Der frühere Treasurer Paul O´Neill hatte gebeten, die wahren langfristigen Verpflichtungen der US-Regierung zu erfahren. Sie sollten in der Budget-Vorschau als “generational accounting” – also der Generationen-Bilanz, aufscheinen, sie wurden jedoch aus dem Budget-Dokument entfernt, als die Dimension sichtbar wurde: ca. 43 Billionen $, zum Barwert gerechnet.

      Diese Schätzungen sollten die formalen Schulden des US-Treasury – jene offiziell berichteten etwa 3,8 Billionen $, die „von der Öffentlichkeit” in Form von Regierungsobligationen gehalten werden, plus die verpflichtenden Regierungszusagen enthalten, also Pensionen und medizinische Versorgung.

      Die Autoren jener Studie waren Dr. Jagadeesh Gokhale, ein führender Ökonom der Federal Reserve Bank von Cleveland und der andere an diesem Projekt arbeitende Ökonom, Dr. Kent Smetters, ein Fachmann für Soziale Sicherheit und Medicare, von der Wharton School der Universität von Pennsylvania in Philadelphia. Der Bericht ist zwar aus dem Budget-Voranschlag verschwunden, nicht aber die Verpflichtungen der US-Regierung.

      Es gibt also nur diese beiden Wege: Nichtanerkennung eines Großteils dieser Schuld oder wenigstens deren drastische Beschneidung, oder sie über die Notenpresse zu bedienen. Welche der beiden Möglichkeiten wird die US-Regierung wählen? – Nun die Notenpresse läuft bereits auf Hochtouren, und dabei sind die wirklich großen Ausgaben Amerikas noch gar nicht schlagend geworden. In diesem Fall wird eine noch nie gesehene Inflation einsetzen.

      Im Augenblick sehen wir nur die Spitze des Eisbergs. Das Budget-Defizit des Bundes beträgt eine halbe Billion $[6], das Leistungsbilanz-Defizit ist ebenfalls in dieser Höhe. Schlimm genug, aber es ist nichts verglichen mit dem, was noch kommen wird.

      Ironie des Schicksals: die am meisten verschuldete Nation – USA - meint den Weltpolizisten spielen zu müssen, und belastet sich pro Monat mit 3,9 Mrd. $ Kosten alleine für den Irak, und stationiert das Militär überall auf der Welt. Die politische Führung ignoriert nicht nur dieses Problem vollkommen, sondern macht es täglich nur noch schlimmer.

      Der bisherige „Erfolg“ der USA verdankt sich einem außergewöhnlichen Phänomen: der Akzeptanz des Dollars als Welt-Reserve-Währung. Bisher waren die USA in der Lage, ihre Schulden per Notenpresse buchstäblich wegzudrucken, weil die Welt willens war, die Dollar als Bezahlung für ihre Waren und Handelsgüter zu akzeptieren. Aber der Berg an Dollar wächst, und es erhebt sich längst die Frage, ob der Dollar überhaupt noch eine gültige Währung ist[7]. Wenn dies einmal in Frage gestellt ist, ändert sich alles. Bzw. es ist wie mit des Kaisers neuen Kleidern: wenn aus einem „dummen Zufall“ heraus der Bann gebrochen ist, ist – was ohnedies den Wissenden einsichtig war – keine Frage mehr, sondern es ist aus mit dem Betrug.

      Die Besitzer von Bonds beginnen sich bereits abzuseilen, sie verlassen das sinkende Schiff. Die 30-jährigen Bonds sind auf neue Tiefststände gesunken, d.h. die Zinsen für Hypothekardarlehen gehen in die Höhe, Schulden werden teurer. Die Pensions- und Versicherungsfonds, die langfristige Bonds halten, sind seit Mitte Juni inzwischen um 15% und mehr gefallen.

      Die FED hatte die Sparer gezwungen, entweder riesige Verluste hinzunehmen oder mit T-Bills (Schatzscheinen) und CD´s praktisch nicht zu verdienen. Die Niedrigzinspolitik der FED hatte die Älteren gezwungen, ihre Ersparnisse aufzubrauchen oder mit den Bonds das Hemd zu verlieren.

      Die Zukunft sieht also so aus: die Regierung wird die Notenpresse massiv anwerfen, um Federal Reserve Notes (Dollar genannt) zu drucken, um die Schulden, und bei Fälligkeit die unbedeckten Verbindlichkeiten abzuzahlen. Die Zukunft heißt Dollar-Verfall, damit verbunden eine Flucht aus dem Dollar und Finanzpapieren in Handfestes. Die Zukunft wird durch einen Abfluß des Papiers aus den Funds in echte Werte – Gold und Silber – gekennzeichnet sein.

      Die FED hatte einen Zustand sich aufzubauen erlaubt, den man nur als „technischen Bankrott“ bezeichnen kann. Die USA – aber mutatis mutandis ist diese Situation in allen „westlichen“ (= kapitalistischen) Ländern die gleiche – haben eine 10 Billionen-Volkswirtschaft, aber sie sind mit unbedeckten Verbindlichkeiten von über 40 Billionen $, zusätzlich zu den „normalen“ geradezu unerhörten Budget- und Leistungsbilanz-Defiziten, konfrontiert.

      Wo wäre da ein Ausweg? Gibt es noch Fluchtmöglichkeiten?


      BBC: Muslime rufen auf, dem Kapitalismus einen Strich durch die Rechung zu machen.

      Wie von Mark McCullum der BBC berichtet wurde[8], hatte ein Sprecher einer Islamischen Konferenz zum Thema: „Islam in Europa“, im spanischen Granada die Muslime in aller Welt aufgerufen, beizutragen den Kapitalismus zu überwinden. Diese Konferenz wurde von 2000 Muslimen besucht.

      Der Hauptredner, Omar Ibrahim Vadillo[9] von der Organisation Murabitum, sagte, daß die amerikanischen Wirtschaftsinteressen zur Religion für die ganze Welt wurden und die Menschen ihre Lebensart sklavisch dem kapitalistischen Modell angepaßt hätten.

      Er sieht den IMF und die Weltbank faktisch als Washingtons bezahlte Agenten an, die sowohl die Erste als auch die Dritte Welt auf den inoffiziellen Dollarstandard als Reserve-Währung festgelegt haben, ein Umstand, der sich nun rächt. Es scheine, daß die Entwicklungsländer all jene westlichen Ideen begierig aufnahmen, die zu den schlechtesten gehören. Als kleines Beispiel erwähnt er indische junge Frauen in Designer-Jeans auf einem Motorrad mit ihrem Ehemann fahrend, mit verkehrt aufgesetzten Baseball-Kappen: dies sähe - in Erinnerung an Shri-Shri Ghandi - für den Redner wie ein obszöne Geste aus. Dabei war die indische Gesellschaft eine der wenigen, die ihr kulturelles Erbe vor der Auflösung in eine westliche Welt aus Plastik geschützt hatte. Das sei aber nicht mehr so. Indien existiere in seinen großen Städten nicht mehr und es überlebe kaum auf den Dörfern.

      Er habe in eindeutigen Worten dargetan, die Welt sei geradewegs im Dritten Weltkrieg, und der Dollar das Ziel der Zerstörung. Aber wer braucht noch einen Feind, wenn wir selbst die Waffen zur eigenen Massenvernichtung in Form von OTC-Derivaten[10] geschaffen haben. In Wahrheit hat der Kapitalismus nicht über den Kommunismus gesiegt. Der Kommunismus ging zuvor (von allein) zugrunde.

      Er kommt zum archimedischen Punkt, den wir auch schon bei der Betrachtung der „wahren Gründe des Irak-Krieges“ behandelt haben[11], als er auf der Konferenz die Muslime aufforderte, die weitere Verwendung des Dollars zu beenden. Möchte noch jemand lange in einer Dollar-Rallye involviert sein? Kaum. Man sollte schleunigst versuchen – wenn möglich am Höhepunkt (des Dollarkurses) - zu verkaufen. Wer Dollar hat, hat dann auch das absolute Ziel von Saddam Hussein und Bin Laden[12].

      Derselbe Redner begrüßte die Einführung des malaysischen Gold-Dinars in die Weltwirtschaft und bezeichnete dies als das bedeutendste Ereignis für Muslime in moderner Zeit.


      Conclusio
      Der rabiate, als „Reform“ etikettierte Abbau der österreichischen oder deutschen Sozialsysteme hängt mit diesem US- bzw. weltwirtschaftlichen, apokalyptischen Zustand unmittelbar zusammen. Die „Deckung“ unserer Währung, solange sie noch Schilling und D-Mark hieß, bestand immer schon zum größten Teil nur noch in Devisen, und hier hauptsächlich im Dollar. Das wird Folgen haben – und hat sie bereits.

      Die Deutsche Bundesbank hatte unter Ludwig Erhard aufgrund ihrer Außenhandelsüberschüsse, die damals noch zur Hälfte in Gold ausgeglichen wurden (der andere blieb als Kredit – und „Entwicklungshilfe“ - für die Schuldnerländer stehen), einen Goldschatz im Umfang von 3.701 to angehäuft. Allerdings liegt dieser deutsche Goldschatz nicht in den Tresoren der Deutschen Bundesbank und schon gar nicht in Deutschland, sondern in London und New York. Angeblich hat die BB einstelligen Prozentsatz des Goldes „ausgeliehen“. Das dürfte aber nicht stimmen. David March, der einflußreiche Korrespondent der Financial Times schrieb in seinem Buch „Die Bundesbank – Geschäfte mit der Macht“, daß sie nur kleine Teile auf eigenem Gelände aufbewahre. „Der Rest ist auf die Tresore der FED in New York, der Bank of England und zu einem kleinen Teil auch in der Banque de France verteilt. In den Tresorräumen der Bundesbank liegen nur etwa 80 Tonnen, d.h. knapp über 2% des Gesamtgoldes.“

      Der amerikanische Goldexperte James Turk behauptet gegenüber G&M[13], die Bundesbank habe bereits 1700 to Gold, also die Hälfte ihrer Reserven, auf amerikanischen Wunsch hin ausgeliehen.

      D.h. das Gold ist faktisch nicht mehr im Besitz der Deutschen Bundesbank. Und man bekommt es u.U. nicht mehr zurück; bei einem Bankrott z.B. Die Notenbanken Portugals und Polens erlebten dies, als deren Vertragspartner, das US-Haus Drexel, vor vielen Jahren in Konkurs ging. Kein privater Investor würde Gold in New York lagern, warum dann die Bundesbank?

      Washington wünscht nicht, daß Deutschland seine Goldbestände abzieht, die Amerikaner betrachten sie – nach einem früheren Regierungsmitglied sozusagen als eine Art Pfand. Der frühere Vorstand der Bundesbank, Karl Blessing, (1958 – 1970), schrieb auf amerikanischen Druck hin jenen Brief – ein geheimes Abkommen -, in dem er die „Immobilisierung“ der deutschen Reserven gegenüber der FED versprach. Er versprach, daß die Bundesbank die Reserven aus den USA nicht abziehen werde, solange die USA Stützpunkte in Deutschland unterhalte. Es ist schon unerhört, daß die „deutsche“ Bedingung für eine solche Ungeheuerlichkeit die fortgesetzte Besetzung Deutschlands durch die Besatzungsmacht USA ist.

      Wenn, was oben gesagt wurde und ja längst als Faktum feststeht, der Dollar kollabiert, werden weltweit alle Banken schließen, weil sie dann auch sichtbar bankrott sind. Dann steht die Deutsche Bundesbank mit ihren Devisenreserven, die zu 99% (!) in Dollar „angelegt“ sind, ohne jegliche Deckung der Währung da. (Das gilt in praktisch derselben Weise für die EZB, die ja auch kaum eine echte Deckung der Währung besitzt. Hier wurde schon bei ihrer Schaffung Kritik geübt, weil sogar Aktien – die doch oft großen Kursschwankungen unterliegen – als Reserven angeführt wurden, zu einem Zeitpunkt, als die garantierten Staatsobligationen u.ä. allein dafür gehalten werden konnten.) Gerade in so einem Augenblick wäre die Golddeckung nötiger denn je, nur es liegt außer Reichweite der Bundesbank.

      Als Charles de Gaulle die französischen Goldreserven aus den USA zurückholen wollte – und sich anders als die Deutschen davon nicht abbringen ließ – hatte die CIA dem französischen Präsidenten die von Cohn-Bendit[14] angeführten Mai-Unruhen von 1968 angezettelt, die schließlich zu seinem Sturz führten!

      Zurück zum Geschehen hierzulande: es ist doch erstaunlich, was Deutschland und Österreich nach dem Krieg und unter großen Entbehrungen in der Lage waren aufzubauen. In die Geschichte ging dieser Wiederaufbau als Wirtschaftswunder ein. Parallel dazu wurden eine vorbildliche Sozialversicherung, Arbeitsschutz- und Arbeitsrechtsgesetze, Reduktion der wöchentlichen und täglichen Arbeitszeit, Kündigungs- und Arbeitslosenschutz, usw. geschaffen. Dies alles soll in einer entwickelten Wirtschaft angeblich nicht mehr leistbar sein.

      Oder hängt es nicht viel eher damit zusammen, daß die ganze Welt – insbesondere Deutschland mit seinem hohen Exportanteil – Güter liefert, dafür aber - zumindest was die USA betrifft - nur bedrucktes Papier bekommt. „Fiat money“, wie es die FED aus dünner Luft und in rasender Geschwindigkeit produziert. Die jüngsten Meldungen über die Zunahme der amerikanischen M3-Geldmenge um 60 Mrd. $ sind ja atemberaubend. Deutschland und Österreich zahlen auch den Löwenanteil der EU-Kosten; angeblich für das größte „Friedensprojekt“. Es hat aber eher den Anschein, daß es ein zweites Versailles ist: Reparationszahlungen in unbegrenzter Höhe und von unbegrenzter Dauer. (Erinnern wir uns noch jener EU-Ratssitzung unter deutschem Vorsitz, zu der Schröder noch mit der Forderung „Ende der Scheckbuch-Diplomatie“ angetreten war? Die mit dem merkwürdigen, CIA-inszenierten Rücktritt Lafontaines destabilisierte Bundesregierung stimmte allen Forderungen der EU-Finanzierung zu und ließ sich obendrein in den Kosovo-Krieg manövrieren, der am selben Tag von den USA ausgebrochen wurde.) Neben diesen noch öffentlich „argumentierten“ Tributzahlungen werden Deutschland und Österreich aber nun schon seit Kriegsende „Wiedergutmachungs-Leistungen“ abgepreßt, zuletzt unter dem Vorwand von „Sklaven-Arbeit“, für die es außer Anlaßgesetzgebung keine wie immer gearteten Rechtsansprüche gibt.

      Es dürfte einem Familienerhalter und Alleinverdiener auch schwerfallen mit seiner Familie durchzukommen, wenn er seit Jahren und mit immer größerer Unverschämtheit vorgetragene Forderungen einer schier unbegrenzten Zahl von Nehmern mit Vorrang nachkommen müßte. Das ist aber im Großen der Zustand unserer Volkswirtschaft und unseres Volkes. Nur ist es auch damit noch längst nicht am Ende, denn delegitimierte „Volksvertreter“, in Wahrheit die Beauftragten Libinterns, in unseren landesverräterischen Regierungen puschen immer noch und immer unverschämter die längst bankrotten neoliberalen Ideologien von der Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung. – In Österreich wurde zuletzt (mithilfe der Deutschen Bank) ein großes Aktienpaket (10%) der VOEST-Alpine in einem Sekunden-Deal bei Tiefstständen des Aktienkurses verhökert. Die in den USA eben ad oculos vorgeführte Wirkung des privatisierten Energiesektors, ist nach wie vor politisches Ziel einer anscheinend bestochenen Bande von Helfershelfern, die die letzten Assets unserer Volkswirtschaft auch noch in fremde Hände spielen wollen. Die neuen „Freihandels“-Regeln für Services entrechten uns längst bezüglich unserer letzten und ureigensten Ressourcen, des Wassers.

      All dies zusammen sind die Folgen der vom Finanzkapital dominierten, globalen Wirtschaft. Es wäre an der Zeit, dies zu erkennen und eine andere Diskussion über die angeblich nötigen „Reformen“ zu führen. Die islamische Welt hat es anscheinend begriffen. Sie führt mit der Ablehnung des Dollars – Husseins Weigerung, Dollar für das Öl zu nehmen, und Mahathirs Schöpfung[15] des Gold-Dinars und des Silber Dirhams – den einzig wirksamen Krieg gegen den einzigen Super-Rogue USA und seinen weltweiten Terror. Der Rest ist Larifari. Das Experiment John Law´s ist auch unter dem FED-Vorsitzenden Alan Greenspan ein weiteres Mal gescheitert.


      --------------------------------------------------------------------------------

      [1]The Observer, 26.1.2003: "Even while George Bush growls out his bellicose message, his country has never been in such an enfeebled state."

      [2] William Thomas, The Bucks Stop Here (Es geht nichts mehr), www.Lifeboatnews.com, 26.5.2003.

      [3] CBC Feb. 11, 2003, "fiscal madness" - finanzwirtschaftlicher Wahnsinn.

      [4] www.LeMetropolCafe.com berichtet Ende Juli 2003 und zitiert den hier mit Anmerkungen auszugsweise wiedergegebenen Kommentar von Richard Russel.

      [5] 44 Billionen = 44.000 Mrd. $. In US-Terminologie: 44 Trillionen $.

      [6] Dies sind die offiziellen Daten des Budgets mit den nach und nach zusätzlich bekanntgewordenen Kriegskosten im Irak, die im Entwurf ja noch gar nicht enthalten waren. Nach Schätzungen der FED sind unbedeckte, außerbudgetäre, jedoch fällige Ausgaben zusammen mit dem offiziellen Budget-Defizit ca. eine Billion $, d.h. ~50% des Budgets.

      [7] Manche haben den Dollar schon seit langem als „legales Falschgeld“ bezeichnet, weil es zwar von der FED mit Billigung des Treasury ausgegeben wird, also „legal“ ist, aber nichts destoweniger ein Falschgeld ist, weil es ja mangels Deckung und insbesondere dem Willen, mit echten Leistungen zu bezahlen, in Wahrheit keinen Wert hat. Als am 15. Aug. 1971 die Einlösepflicht in Gold ganz aufgehoben wurde, ist aus diesem Kreditgeld "fiat money", ungedecktes legales Falschgeld geworden. Es ist aber nicht etwa deshalb Falschgeld geworden, nur weil die bisherige minimale Golddeckung von - sagen wir 10% - nicht mehr da ist, sondern ganz einfach, weil beim Gelderzeuger die Absicht zur Leistung weggefallen ist.

      Über dieses Thema hat Dipl.-Kfm. Reinhard Deutsch in der Islamischen Zeitung - http://www.islamische-zeitung.de -einen höchst aufschlußreichen Artikel verfaßt, der in klarer Weise die Zusammenhänge erklärt. Er ist die Wiedergabe eines Referates, Reprivatisierung des Geldes, das er anläßlich des Elliott-Treffens im Februar 2001 in Ochsenfort gehalten hatte.
      [8] Jim Sinclair´s Mineset http://www.jsmineset.com vom 30. Juli 2003.

      [9] Siehe auch FN 15.

      [10] OTC: Over the Counter; d.h. von jeder beliebigen Bank „über den Tresen“ in den Verkehr gebracht und nicht einmal nach Art und Umfang mehr erfaßt.

      [11] Gerhoch Reisegger, Wir werden schamlos irregeführt, Hohenrain-Verlag Tübingen, 2003.

      [12] Sofern diese CIA-gemachte Wunderfigur überhaupt eine reale Rolle im US-Krieg „gegen den Terror“ gespielt hat, was uns mehr als zweifelhaft erscheint.

      [13] www.bandulet.de/Text-Seiten/GoldMinen.htm , G&M-Serie: Das Gold der Deutschen, April 2003.

      [14] Dieser Zusammenhang wurde durch einen Vorfall in Italien blitzlichtartig sichtbar. Ca. 10 Jahre nach den 68er-Revolutionen in ganz Europa fand in Rom ein Vortrag von Herbert Marcuse statt. Bei diesem war die schon verstorbene Nichte Graf Plettenbergs, Frau Elisabeth Gagern, als Dolmetscherin der ital. Regierung anwesend. Hiervon berichtete sie folgendes: Cohn-Bendit war auch zugegen und griff in der Diskussion Herbert Marcuse mit den Worten an: „Sie haben uns an der Nase herumgeführt. Sie waren/sind ein Agent der CIA.“ - Woher wußte er das so genau? – Man muß dazu in Erinnerung rufen: die ganze Frankfurter Schule ist nach dem Krieg als Instrument der Psychologischen Kriegführung gegen die Deutschen ("Umerziehung") in Deutschland re-implantiert worden. Natürlich waren diese Leute alle Exponenten der US-Politik und wurden von jenen gesteuert, plaziert und protegiert, die dieses Programm bis heute in und mit Deutschland exekutieren! Interessant ist freilich, daß hier offenbar durch einen Regiefehler die inneren Streitereien der US-gesteuerten europäischen Destabilisierung mit einem kurzen Blitzlicht sichtbar wurden. Selbstverständlich wurde ob dieser Anmerkung Cohn-Bendit umgehend aus dem Saal hinauskomplimentiert. (Pers. Mitteilung Graf Plettenberg)

      [15] Im Gegenwert von 4,25 Gramm 22-karätigem Gold wurde der Gold-Dinar von Prof. Omar Ibrahim Fadillo inspiriert, dem Gründer einer Organisation, die - nach IslamOnline - "glaubt, daß die Einheit der Islamischen Welt sich nur durch eine Vereinigung auf wirtschaftlicher Ebene erreichen lasse. Er fordert ebenfalls die Errichtung eines islamischen Marktes mit einer Währung, dem Gold-Dinar, von dem er hofft, daß er den Dollar ersetzen wird".


      © 2003 / V.i.S.d.P. Gerhoch Reisegger

      [25.8.2003]
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 16:43:27
      Beitrag Nr. 37 ()
      3) G&M-Serie: Das Gold der Deutschen


      Die Leihgeschäfte der Bundesbank


      Die offiziellen deutschen Goldreserven, knapp 3500 Tonnen im Gegenwert von gut 35 Milliarden Euro, sind ein Schatz mit vielen Attributen: Lohn und Symbol des Wirtschaftswunders unter Ludwig Erhard; eiserne Reserve Deutschlands für den Fall, daß der Euro scheitert; Objekt der Begierde für sozialistische Politiker; möglicher Schlüsselfaktor für den Goldmarkt nach 2004; und nicht zuletzt ein partielles Staatsgeheimnis, das von Bundesregierung und Bundesbank gleichermaßen hartnäckig verteidigt wird.


      Letzteres mußte auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann erfahren, als er im August 2002 eine Reihe von Fragen an die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, Dr. Barbara Hendricks, richtete. Am 1. Oktober 2002 antwortete die Staatssekretärin, sagte aber nur das, was ohnehin öffentlich bekannt war. Den heiklen Fragen wich sie aus, oder sie gab irreführende Antworten. Dabei müßte Berlin eigentlich genau wissen, was in Frankfurt vor sich geht, denn das Grundkapital der Deutschen Bundesbank gehört allein dem Bund.


      Korrekt war die Auskunft, daß sich der physische Goldbestand der Notenbank Ende Juli 2002 auf 110,8 Millionen Unzen Feingold oder 3446 Tonnen belief. Ende 1998 waren es noch 3701 Tonnen gewesen, wovon 232 Tonnen in der ersten Januarwoche 1999 an die Europäische Zentralbank übertragen wurden. (Diese 232 Tonnen stehen seitdem als Forderung in den Büchern der Bundesbank, seltsamerweise aber als Forderung in Euro.) Außerdem flossen bis 2002 kleinere Mengen ab, die zur Prägung von DM- und Euro-Goldmünzen verwendet wurden.


      Soweit geht alles mit rechten Dingen zu. Was hingegen im dunkeln bleibt, ist 1) wieviel genau vom deutschen Gold verliehen ist und 2) wo die Reserven liegen.


      Zu Punkt 1 antwortete Dr. Hendricks am 22. August 2002: "Von diesem Gesamtbestand (von 3446 Tonnen) wird ein sehr geringer Teil im einstelligen Prozentbereich im Goldleihegeschäft eingesetzt. Das genaue Volumen kann von der Deutschen Bundesbank aus geschäftspolitischen Gründen nicht veröffentlicht werden."

      Eine seltsame Begründung. Warum sollte es der Geschäftspolitik der Bundesbank schaden, wenn sie diese Angaben macht? Nicht nur das: würde die Bundesbank ebenso sorgfältig bilanzieren wie jede normale Aktiengesellschaft, dann müßte se selbstverständlich zwischen Gold als Eigentum und Goldforderungen unterscheiden und dies auch korrekt publizieren.


      Was mir meinen, zeigt ein Vergleich älterer und neuerer Bundesbankbilanzen. Noch zum 31. Dezember 1998 stand an erster Stelle der Aktiva der Posten mit der Bezeichnung "Gold" mit einem Gegenwert von 17,1 Milliarden Mark. Das waren die bereits erwähnten 3701 Tonnen, die damals noch zu den Anschaffungskosten von ca. 144 DM pro Feinunze bewertet wurden. Dieses Gold war der einzige nennenswerte Posten in der Bilanz, der keine Forderungen an Dritte darstellte und somit auch nicht notleidend werden konnte. Gold kann bekanntlich nie pleite gehen.


      Ganz anders die letzte uns vorliegende Bilanz, die zum 31. Dezember 2001. Jetzt nennt sich der erste Posten auf der Aktivseite nicht mehr "Gold", sondern "Gold und Goldforderungen". Hier werden zwei Positionen, die nicht im geringsten identisch sind, miteinander vermengt. Keine Aktiengesellschaft würde mit diesem Trick durchkommen. Denn Goldforderungen haben eine ganz andere Qualität als Goldeigentum. Manchmal sogar bekommt man das verliehene Gold nicht zurück. Genau dies wiederfuhr vor vielen Jahren den Notenbanken Portugals und Polens, als deren Vertragspartner, das US-Haus Drexel, in Konkurs ging.


      Der Verdacht liegt nahe, daß die Bundesbank mit dieser seltsamen Bilanzierungsmethode etwas verbergen will. Aber was? Erstens die Höhe der Ausleihungen, zweitens den Zeitpunkt. Wenn man beides wüßte, könnte man Rückschlüsse darauf ziehen, ob sich die Bundesbank an einem amerikanischen Komplott beteiligt hat: an dem Komplott, den Goldpreis tief zu halten, indem der Markt jahrelang mit Leihgold überschwemmt wurde.


      Entsprechende Gerüchte kursieren seit langem in den USA. Es wurde auch der Verdacht geäußert, Washington hätte auf deutsches Gold zurückgegriffen, um damit am Markt zu intervenieren. Tatsächlich gibt es gravierende Ungereimtheiten in den offiziellen amerikanischen Goldstatistiken. Die Bundesbank selbst hat mit ihrer Geheimniskrämerei die Gerüchteküche angeheizt.


      Die Auskunft der Staatssekretärin, wonach im einstelligen Bereich verliehen wurde (also zwischen 1% und 9%), ist jedenfalls extrem vage. Frankfurter Goldhändler, mit denen G&M sprach, tippen seit langem auf etwa 10%. Mit dieser Menge kann man am Goldmarkt schon etwas bewegen. Völlig ins Schwimmen geriet Dr. Hendricks aber erst, als Hohmann wissen wollte, wo die deutschen Goldreserven genau liegen. (G&M, Februar 2003)



      Berlin verheimlicht, wo die Reserven liegen

      Als der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann von der Bundesregierung wissen wollte, wo sich das Gold der Bundesbank befindet, erhielt er am 22. August 2002 folgende Antwort:


      "Die Deutsche Bundesbank hält einen großen Teil ihrer Goldbestände in eigenen Tresoren im Inland. Sie läßt allerdings auch Goldbestände an wichtigen Goldhandelsplätzen wie z.B. London von den dort ansässigen Zentralbanken, z.B. die Bank of England, verwahren. Dies hat sich historisch und marktbedingt so ergeben, weil die Deutsche Bundesbank das Gold an diesen Handelsplätzen übertragen bekam. Es macht aber auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen Sinn, solange die Lagerung dort kostengünstiger ist als der Transport nach Deutschland und der Bau zusätzlicher Tresoranlagen."


      Eine Antwort, von der im wesentlichen nichts stimmt. Alle Insider, mit denen G&M sprach, haben keinen Zweifel daran, daß der allergrößte Teil der deutschen Goldreserven in den USA liegt. Und zwar nicht in Fort Knox, wie oft kolportiert wird, sondern im Keller der Federal Reserve Bank in New York, also unter dem Straßenpflaster von Manhattan. Wenn wirklich ein "großer Teil" des deutschen Goldes in inländischen Tresoren läge, wie Dr. Hendricks behauptet, dann wäre dies eine, bisher unbemerkte, Sensation.


      Offiziell hat die Bundesbank zur Lagerung des Goldes nie Angaben gemacht. Sie hat freilich einmal aus dem Nähkästchen geplaudert, und zwar gegenüber David Marsh, der von 1986 bis 1991 die einflußreichste Wirtschaftszeitung Europas, die Financial Times, in Deutschland als Korrespondent vertrat. Daß Marsh immer eine Vorzugsbehandlung genoß, erklärt sich daraus, daß die Bundesbank bei der Pflege ihres Mythos auf niemanden mehr angewiesen war als auf ausländische Blätter vom Kaliber der Financial Times.


      1992 veröffentlichte Marsh sein Buch "Die Bundesbank - Geschäfte mit der Macht", bis heute ein Standardwerk. Auf Seite 82 erfahren wir folgendes über die damaligen 3701 Tonnen bzw. knapp 300 000 Barren à 12,5 kg: "Unter den führenden Zentralbanken mit Goldbesitz ist die Bundesbank die einzige, die nur einen kleinen Teil ihrer Goldbarren auf eigenem Gelände aufbewahrt. In den Tresorräumen in Frankfurt liegen nur etwa 80 Tonnen, d.h. knapp über 2% des Gesamtgoldes. Der Rest ist auf die Tresore anderer Zentralbanken, der Federal Reserve Bank in New York, der Bank of England und zu einem kleineren Teil auch der Banque de France verteilt."


      Marsh findet es bemerkenswert, daß die Bundesbank als "einzige" der führenden Zentralbanken so verfährt. Das ist es in der Tat. Weder die USA noch Frankreich noch England kämen auf die Idee, ihr Gold in Deutschland zu bunkern. Schon die Idee ist widersinnig, denn der einzigartige Vorzug des Goldes besteht ja darin, daß es keine Forderung an Dritte darstellt. Diesen Vorteil kann es aber nur voll ausspielen, wenn man es zuhause hat. Devisenreserven hingegen, einer der anderen großen Aktivposten in der Bundesbankbilanz, können im Kriegs- oder Krisenfall jederzeit gesperrt und im übrigen nach Belieben abgewertet werden. Deswegen sind die Barren im eigenen Keller durch nichts zu ersetzen.


      David Marsh mutmaßte denn auch, die Bundesbank könne nach der Wiedervereinigung "mit gutem Grund darauf pochen, zumindest einen Teil des Goldes nach Frankfurt zu holen". Ihm schwante aber schon 1992, daß die Deutschen dies nicht wagen würden. "Im Interesse guter Beziehungen zur internationalen Finanzwelt werden die großen Mengen von Goldbarren wahrscheinlich bleiben, wo sie sind."


      An dieser Stelle verschwimmt die Diktion des Autors Marsh. Denn tangiert waren natürlich nicht die Beziehungen zur "internationalen Finanzwelt" (was ist das eigentlich?), sondern ganz konkret diejenigen zu den USA. Marsh wollte wohl sagen, daß die USA gegen die Rückkehr des Goldes etwas einzuwenden hätten und daß sich die Bundesbank den amerikanischen Wünschen fügen würde.


      Da kommt natürlich ein Verdacht auf. Warum legen die USA so großen Wert darauf, die deutschen Goldreserven bei sich zu haben? Ein exzellenter Kenner der Verhältnisse und früheres Mitglied der Bundesregierung meinte gegenüber G&M: "Die Amerikaner betrachten das deutsche Gold als eine Art Pfand." Er hätte auch sagen können: als eine Art Geisel für deutsches Wohlverhalten.


      Ein heikles Thema, dem der Bundesbankkenner Marsh elegant auswich. Zum Verständnis des Ganzen müssen wir zurückblenden auf das Wirtschaftswunder der fünfziger und sechziger Jahre, auf die Exportüberschüsse, die sich damals in Gold verwandelten, auf die Besatzungskosten - und vor allem auf den berühmt-berüchtigten "Blessing-Brief", der nie veröffentlicht wurde, mit dem aber jeder intime Kenner der Frankfurter Szene vertraut ist. (G&M, März 2003)



      New York ist der falsche Platz

      Theoretisch war die Reichsmark, was wenig bekannt ist, bis zu ihrem Ende 1948 durch Gold gedeckt. Theoretisch, weil sich die einmarschierenden Amerikaner 1945 des Reichsbankgoldes bemächtigt hatten. Die D-Mark-Eröffnungsbilanz zum 21. Juni 1948 wies denn auch kein einziges Gramm Gold auf. Aber schon Ende 1958 konnte die erst ein Jahr zuvor gegründete Bundesbank eine Goldreserve im Wert von 11,1 Milliarden Mark melden! Dieses Gold war dank der hohen Exportüberschüsse im Rahmen der Europäischen Zahlungsunion (EZU) nach Deutschland geflossen.


      Dazu muß man wissen, daß Außenhandelsüberschüsse in der 1949 gegründeten EZU zu über 50% in Gold und Devisen beglichen wurden. Der Rest wurde als Kredit stehengelassen und kam den Ländern zugute, die Defizite hatten (anfangs war das Deutschland, später Frankreich). Die EZU war nichts anderes als ein Verrechnungs- und Beistandskreditsystem. 1958, als 14 westeuropäische Länder die Konvertibilität ihrer Währungen einführten, wurde sie überflüssig. Nach Mitte der sechziger Jahre wurden die deutschen Goldreserven nicht mehr wesentlich erhöht.


      Wichtig ist, daß der größere Teil der heutigen deutschen Goldreserven vor der Gründung der Bun-desbank angehäuft wurde. Ihr Vorläufer war die Bank deutscher Länder, deren Grundkapital vollständig im Besitz der elf Landeszentralbanken war. Das sollten z.B. die Ministerpräsidenten Stoiber und Koch wissen für den Fall, daß sich Eichel am Gold vergreifen will.


      Zurück zu Karl Blessing, der von 1958 bis Anfang 1970 der Bundesbank vorstand. Zwischen ihm und der Bundesregierung existierte ein geheimes Verwaltungsabkommen, wonach die Bundesbank bei gewissen Kabinettssitzungen hinzugezogen wurde. Besonders gefragt war die Kooperation zwischen Frankfurt und Bonn, als Gold wieder einmal in den Mittelpunkt der Währungspolitik rückte und als die US-Regierung Ende der sechziger Jahre einen neuen finanziellen Ausgleich für ihre Stationierungskosten in Deutschland verlangte.


      Bonn war zahlungsunwillig, Resultat des amerikanischen Drucks war der bereits erwähnte Blessing-Brief. Darin sicherte der Bundesbankpräsident seinem Gegenüber bei der Federal Reserve die "Immobilisierung" der deutschen Goldreserven zu. Er versprach, daß die Bundesbank die Reserven nicht aus den USA abziehen werde, solange die USA Stützpunkte in Deutschland unterhalten. Dies eine Konzession, auf die die Amerikaner allergrößten Wert legten.


      Zum Hintergrund des "Blessing-Briefes" gehört auch, daß Frankreich unter de Gaulle die Dollar-Hegemonie offen herausforderte und tonnenweise Gold von New York nach Paris überführen ließ. Washington befürchtete zeitweise, die Deutschen könnten ebenso verfahren. In diesem Zusammenhang kam auch ein dezenter Hinweis aus Washington, daß Bonn doch am Verbleib amerikanischer Truppen in Westberlin interessiert sein müßte.


      Was in den letzten Jahren mit dem deutschen Gold passiert ist, konnte G&M trotz intensiver Recherchen nicht definitiv herausfinden. Auch im Goldhandel kursieren verschiedene Nachrichten und Gerüchte:


      * In Frankfurt erfuhr G&M, daß die Bundesbank einen neuen Tresorraum gebaut hat. Dort könnte sie bei Bedarf mehr Gold als bisher einlagern.


      * Offenbar hat die Bundesbank erheblich mehr als die oft zitierten 10% ihrer Reserven ausgeliehen. Nach G&M-Schätzungen sind es eher 20%, also rund 600 Tonnen.


      * Die Bundesbank ist nach Informationen aus einer zuverlässigen Quelle nicht frei in ihrer Entscheidung, wann sie wieviel Gold ausleiht. Gesteuert werden die Leihgeschäfte von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel. Dort hat der amerikanische Einfluß stark zugenommen.


      * Ein früheres Mitglied des Zentralbankrates meinte gegenüber G&M, die Bundesbank könne ihr Gold allenfalls unter einem Vorwand und nur in kleinen Mengen aus New York abziehen - alles andere werde als Mißtrauensbekundung aufgefaßt. (Er selbst hatte einmal Gelegenheit, die bei der Federal Reserve in Manhattan liegenden deutschen Goldbarren zu besichtigen.)


      * Der amerikanische Goldexperte James Turk behauptete gegenüber G&M, die Bundesbank habe bereits 1700 Tonnen Gold, also ungefähr die Hälfte ihrer Reserven, auf amerikanischen Wunsch hin ausgeliehen. Turk ist ein seriöser Marktkenner.


      Wie auch immer, in New York liegen die Goldbarren bis heute. Sie lagen dort auch, als am 11. September 2001 der Terroranschlag gegen das World Trade Center die Welt erschütterte. Ein Jahr später zitierte die Neue Zürcher Zeitung den legendären amerikanischen Investor und Milliardär Warren Buffett mit der Prognose, daß es binnen zehn Jahren zum ersten Terroranschlag mit Atomwaffen auf amerikanischem Boden kommen werde.


      Würde die Bombe in New York gezündet, dann wären die dort lagernden Goldreserven verstrahlt und wertlos. Mehr noch: weltweit würden die Banken schließen, der Dollar würde kollabieren - und mit ihm leider auch die Devisenreserven der Bundesbank, die zu 99% (!) in Dollar angelegt sind. Die in Deutschland zirkulierende Währung wäre dann weitgehend ihrer "Deckung" beraubt. Genau dies wäre der Tag, an dem die Bundesbank ihr Gold bräuchte. Nur liegt es dann leider am falschen Platz.


      Man kann nur hoffen, daß sich ein solcher Terroranschlag nie ereignet. Aber entbindet dies die Bundesbank von der Pflicht, das ihr anvertraute Volksvermögen mit der größtmöglichen Vorsicht zu verwalten und vorstellbare Risiken nach Möglichkeit auszuschließen? Anders gefragt Würde ein sicherheitsbewußter Privatinvestor sein Gold in New York lagern, wo es doch genug Alternativen dazu gibt? Mit Sicherheit nicht. Warum tut es dann die Bundesbank?


      Eine ganz andere Frage ist, ob die Bundesbank nach 2004, wenn das Goldabkommen der europäischen Zentralbanken ausgelaufen ist, selbst als Verkäufer auftritt. Im Monatsbericht Januar 2003 schrieb sie, die deutschen Goldbestände könnten nach 2004 "nur ganz allmählich" reduziert werden. Jedenfalls müssen wir uns darauf einrichten, daß die Goldpolitik der
      Bundesbank - vielleicht ab dem Winter 2003/2004 - zu einem wichtigen Thema am Markt werden wird. (G&M, April 2003)
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 17:32:33
      Beitrag Nr. 38 ()
      übernommen von W-O-Startseite:

      Mittwoch, 27. August 2003 | 15:32 Uhr

      Wichtiges Ereignis am heutigen Tag ...


      Auktion von US-Staatsanleihen im Wert von $25 Milliarden ...

      Auktion von US-Staatsanleihen im Wert von $25 Milliarden.

      Die Nachfrage nach den Staatsanleihen wird zeigen, wie sehr Investoren bereit sind, die massive Verschuldung der US-Regierung noch zu tragen.
      Gestern teilte die unabhängige Haushaltsbehörde des US-Kongresses mit, dass sie das Haushaltsloch in den USA in diesem und im nächsten Jahr auf $401 Milliarden respektive $480 Milliarden schätzt.
      In diesem Jahrzehnt wird es kein Plus mehr im Haushalt geben – stattdessen schätzen die Experten, dass der amerikanische Staatshaushalt am Ende des Jahrzehnts mit neuen $1.4 Billionen Milliarden in der Kreide stehen wird.
      Der Euro kann vor dem Hintergrund kritischer Kommentare des Internationale Währungsfonds (IWF) heute um 0.17% auf $1,0895 ansteigen. Anfang der Woche notierte die Gemeinschaftswährung zeitweise unter $1.08. Der IWF warnte vor möglichen „ungewöhnlichen“ Bewegungen an den Währungsmärkten in der Antizipation eines sehr hohen Haushaltsdefizits in den USA.



      Live Intraday Market Track & professionelles Trading mit mehreren Musterdepots u.v.m. / Trading von Aktien, Optionsscheinen, Hebelzertifikaten, Futures. Aggressiv und konservativ geführte Musterdepots. Handel im kurz-, mittel- und langfristigen Zeitfenster. Für professionelle Marktteilnehmer und Laien.

      http://www.godmode-trader.de
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 17:47:36
      Beitrag Nr. 39 ()
      EICHEL-RAPPORT

      Haushaltsdefizit deutlich über dem Limit

      Von Christian Reiermann

      Nun gibt es auch die Bundesregierung zu: Deutschland wird nach Informationen von SPIEGEL ONLINE in diesem Jahr die von der EU festgesetzte Obergrenze für das Staatsdefizit mit 3,8 Prozent deutlich überschreiten.


      Berlin - Das Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen wird nach Berechnungen des Bundesfinanzministeriums (BMF) in diesem Jahr 3,8 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt erreichen. Diesen Wert will das BMF am kommenden Freitag an die EU-Kommission melden.
      Damit gesteht die Bundesregierung ein, dass Deutschland zum zweiten Mal in Folge die Drei-Prozent-Grenze des Stabilitäts- und Wachstumspaktes verletzen wird. Als Ursache für die abermalige Überschreitung wollen die Mitarbeiter von Finanzminister Hans Eichel die hohen Defizite in den Sozialversicherungskassen anführen. Noch im Juni hatte der Finanzplanungsrat von Bund und Ländern ein Defizit von 3,5 Prozent für 2003 vorausgesagt. Für das aktualisierte Defizit des vergangenen Jahres gibt das Schreiben an Brüssel einen Wert von 3,6 Prozent an.

      Die Mitgliedsländer an der Währungsunion müssen zweimal im Jahr gegenüber Währungskommissar Pedro Solbes darüber Bericht erstatten, wie sie die Entwicklungen ihrer öffentlichen Haushalte einschätzen. In diesem Jahr wird Eichel die Meldung pünktlich bis Ende August abliefern. 2002 hatte er sie mit der Begründung, wegen der Flut im Osten seien die Daten nicht rechtzeitig verfügbar gewesen, bis zwei Tage nach der Bundestagswahl verzögert.


      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,263152,00.html
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 17:52:11
      Beitrag Nr. 40 ()
      @GJauch danke für diesen Artikel. Ein zentraler Satz spricht Bände.......haben keinen Zweifel daran, daß der allergrößte Teil der deutschen Goldreserven in den USA liegt. Und zwar nicht in Fort Knox, wie oft kolportiert wird, sondern im Keller der Federal Reserve Bank in New York, also unter dem Straßenpflaster von Manhattan......Ende

      Genau diese Vermutung hege ich. Deshalb in schöner Regelmäßigkeit die Frage nach dem BUNDESVERMÖGEN. Wenn es denn bei der FED liegen sollte, dann beudeutet dies eigentlich ALARMSTUFE ROT.

      Über die FED-Banken wurde hier ja schon ausgiebigst gepostet. Mein Verdacht liegt nahe, daß dieses Gold als SICHERHEIT dienen soll/oder besser WIRD!

      Was das bedeutet, wenn die Weltwährungen platzen, könnt Ihr Euch alle ausmalen. Dann wäre das Bundesvermögen über Nacht von den Jüdischen Privatbanken beschlagnahmt.
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 18:00:04
      Beitrag Nr. 41 ()
      Da das BIP in den USA bei etwa 10.000 Milliarden $ liegt, haben also die USA und Deutschland im Moment etwa die gleiche Defizitquote von rund 4 %.
      Die Staatsverschuldung im Vergleich zum BIP wächst allerdings dabei in Deutschland leider noch etwas schneller als in den USA, weil wir deutlich weniger Wachstum haben. Ausserdem ist die USA in der Lage, in besseren Zeiten Haushaltsüberschüsse zu generieren. In Deutschland ist das in den letzten 30 Jahren nie gelungen.

      Wenn man dann noch bedenkt, welche Pensions- und Rentenlasten unsere öffentlichen Haushalte in Zukunft belasten werden, während in Amerika die Altervorsorge auf Vermögen in Pensionsfonds beruht, dessen Gewinne bei Auflösung im Rentenalter dem Staat sogar jede Menge Steuern auf Veräusserungsgewinne in den Säckel spülen, kann man sich mal überlegen, wo die Lage am bedrohlichsten ist. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 18:05:54
      Beitrag Nr. 42 ()
      !!!!!!!!!!!!!!!!!!!Devisenreserven der Bundesbank, die zu 99% (!) in Dollar angelegt sind.!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!:eek: :eek: :eek: :eek:
      ALARM!!!
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 18:17:35
      Beitrag Nr. 43 ()
      @gjauch: Darf man mal nach der Quelle des Berichts in #36 fragen?
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 18:25:01
      Beitrag Nr. 44 ()
      # 43

      ...sicher darf man das....


      http://www.bandulet.de/Text-Seiten/GoldMinen.html
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 18:28:53
      Beitrag Nr. 45 ()
      @gjauch: Danke, aber da sehe ich nur den aus #37. Mich hat eigentlich mehr die Quelle des Artikels aus #36 interessiert.
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 18:51:16
      Beitrag Nr. 46 ()
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 18:52:53
      Beitrag Nr. 47 ()
      Die Defizitquote in den USA erreicht im nächsten Jahr 4,2% des GDP.

      Das Congressional Budget Office gab gestern bekannt, dass das Defizit des US-Haushaltes sich in den nächsten 10 Jahren auf 5 Billionen Dollar aufsummieren könnte, wenn alle momentan vom Präsidenten und Kongress diskutierten Massnahmen umgesetzt werden.

      Und 38 Billionen Staatsschulden hat man anscheinend ja bereits angesammelt.

      Da nehmen sich die Schulden des deutschen Staates mit 1,2 Billionen Euro bescheiden aus, wobei da auch noch i. Ggs. zu den USA die Schulden der Länder und Gemeinden beinhaltet sind.

      Und dass der amerikanische Bürger auch noch bis über beide Ohren verschuldet ist, passt zu dem ganzen Schlamassel.

      http://www.nytimes.com/2003/08/26/business/26CND-BUDGET.html
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 19:07:53
      Beitrag Nr. 48 ()
      38 BILLIONEN diese Zahl stimmt unmöglich!@Oddlot hier ist ein ganz krasser Fehler!
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 19:22:06
      Beitrag Nr. 49 ()
      Schinderluder du hast recht, es fehlt das Komma für 3,8 Billionen Dollar, die der US-Haushalt offiziell als Schulden ausweist.
      Aber interressant ist folgender Passus, der aus einem Posting weiter unter stammt und bei dem die 38 Billionen nicht aus der Luft gegriffen zu scheinen.
      ---

      Die FED hatte einen Zustand sich aufzubauen erlaubt, den man nur als „technischen Bankrott“ bezeichnen kann. Die USA – aber mutatis mutandis ist diese Situation in allen „westlichen“ (= kapitalistischen) Ländern die gleiche – haben eine 10 Billionen-Volkswirtschaft, aber sie sind mit unbedeckten Verbindlichkeiten von über 40 Billionen $, zusätzlich zu den „normalen“ geradezu unerhörten Budget- und Leistungsbilanz-Defiziten, konfrontiert.
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 19:45:00
      Beitrag Nr. 50 ()
      #47

      Die USA haben zur Zeit ca. 6,1 Billionen Dollar Staatsschulden.
      Mir unerklärlich wie du auf 38 Billionen kommst !
      Ich hoffe nicht das es absichtliche Hetze gegen die USA war von dir, denn das käme einem unrechtmässigem Kämpfer gleich, und hier müsste King George massiv eingreifen !
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 20:29:41
      Beitrag Nr. 51 ()
      Um der Schuldenkrise in den USA Herr zu werden, muss ich jetyt doch mal einen Chart bemühen.


      Bei der Betrachtung des US-Schulden-Charts fällt auf, dass in der USA ab 1982 so etwas wie eine Wiedervereinigung stattgefunden haben muss, da ab diesem Zeitpunkt der Schuldenstand gewaltig ansteigt. Seltsamerweise war zu dem Zeitpunkt ein Republikaner namens Reagan Präsident.

      Der deutsche Schulden-Chart sieht ähnlich aus, steigt aber erst mit der Wiedervereinigung in 1991 steil an, und es war Theo mit seinem Bruder Helmut, der den deutschen Schuldenstand auf bisher nicht gekannte Höhen hievte. Hans und Gerhard führen diese Tradition jetzt fort.
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 20:35:44
      Beitrag Nr. 52 ()
      Überschuldetes Imperium
      Von FREDERIC F. CLAIRMONT *
      * Wirtschaftswissenschaftler

      DIE Militärausgaben der Vereinigten Staaten haben mit 400 Milliarden Dollar jährlich eine Höhe erreicht, die den kumulierten Militärausgaben aller übrigen Länder der Erde entspricht. Das wirft die Frage auf, wie stabil die finanzielle Basis des Imperiums ist, das sich zunehmend für allmächtig hält. Bereits die Spekulationswelle der 1990er-Jahre hatte die Finanzarchitektur der USA ernsthaft erschüttert und kriminelle Aktivitäten ans Licht gebracht, in die unter anderem die weltgrößten Investitionsbanken, die fünf (heute nur noch vier) führenden Wirtschaftsprüfungsunternehmen, die renommiertesten Anwaltskanzleien, Public-Relations-Firmen und die Giganten der Werbebranche verwickelt waren.

      Zu den bedenklichsten Aspekten der brüchigen Finanzstruktur gehört die Verschuldung. 2001 beliefen sich die akkumulierten - öffentlichen und privaten - Schulden der US-amerikanischen Gesellschaft auf 31 Prozent des Weltsozialprodukts; die entsprechenden Zahlen für Europa und Japan sind 26 bzw. 12 Prozent. In allen drei Wirtschaftsregionen geht das Gespenst der Deflation um, weil sowohl die Produktion als auch der Handel zu schrumpfen drohen. Die globalen Industriekapazitäten (ohne China) sind derzeit nur zu 65 Prozent ausgelastet. Die Aktienmärkte befinden sich im dritten Jahr auf Talfahrt. Der Conference-Board-Index des Verbrauchervertrauens fiel vom Jahr 2000 bis Anfang 2003 von 145 Punkten auf nur noch 80 Punkte (Basisjahr: 1985). Und was den Dollar betrifft, so hat er seit Januar 2002 gegenüber einem Index ausgewählter anderer Währungen 12 Prozent, gegenüber dem Euro seit 2000 sogar 26 Prozent eingebüßt. Das ist einer der stärksten Kursverluste der Nachkriegszeit. Ergänzt man das Bild noch durch die steigende Arbeitslosigkeit(1), die stagnierenden Löhne und das sich nur mühsam haltende Konsumniveau, so gibt es wenig Anlass zu Optimismus.


      Um auf die Schulden zurückzukommen: Sie haben inzwischen gigantische Ausmaße erreicht und müssen mit Zins und Zinseszins zurückgezahlt werden. Im aktuellen deflationistischen Umfeld wird der Schuldendienst besonders teuer. Die folgende Analyse konzentriert sich auf drei Probleme der US-Verschuldung. Erstens die Entwicklung der Gesamtverschuldung in den letzten vierzig Jahren, bei der wiederum fünf Aspekte zu unterscheiden sind: die öffentliche Verschuldung, die Verschuldung der Privathaushalte, die Unternehmensverschuldung, die nicht finanziellen Schulden und das Verhältnis von Inlands- und Auslandsverschuldung. Das zweite Problem ist die Entwicklung der Zahlungsbilanz, das dritte die Entwicklung der offiziellen Netto-Auslandsverschuldung der USA.


      Die Gesamtverschuldung wuchs zwischen 1964 und 2002 von 10 Billionen Dollar auf 30 Billionen Dollar. Innerhalb dieses allgemeinen Rahmens sticht vor allem ein Detail ins Auge: die stark zunehmende Kreditaufnahme der Privatwirtschaft auf den inländischen Geld- und Kapitalmärkten. Sie stieg von 53 Milliarden Dollar auf 7,62 Billionen Dollar, was 72 Prozent des jährlichen US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Ursache der sprunghaften Zunahme sind unter anderem die zahlreichen kreditfinanzierten Unternehmensfusionen und -übernahmen. Besonders auffällig war dieser Zusammenhang in den 1980er- und 1990er-Jahren, namentlich im Bankensektor, wo die Fusionen und Akquisitionen ein Volumen von 2,4 Billionen Dollar erreichten - wobei das Konzentrationspotenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist.


      Ausmaß und Tempo der kreditfinanzierten Annexionswut suchen in der Geschichte des Kapitalismus ihresgleichen. Doch die daraus resultierende Kapitalkonzentration ist höchst ungleich über die Welt verteilt. Die Entwicklungsländer, in denen 84 Prozent der Weltbevölkerung leben, sind stark unterrepräsentiert. Nach der Rangliste der Financial Times sind unter den 500 weltgrößten Unternehmen lediglich 16 aus der Dritten Welt.


      Die Schwindel erregende Zunahme der Verschuldung der Privathaushalte zeigt, dass die amerikanischen Verbraucher auf Kredit leben. Innerhalb der letzten vier Jahrzehnte stiegen die privaten Schulden von 200 Milliarden Dollar 1964 auf 7 200 Milliarden Dollar 2002 (72 Prozent des jährlichen BIP). 1985 lagen sie bei 26 Prozent des Pro-Kopf-Einkommens, Ende 2002 bereits bei 40 Prozent.


      Die erstaunliche Verschlechterung der Sparquote ist symptomatisch für den Verfall des US-amerikanischen Kapitalismus, denn die Kapitalakkumulation hängt wesentlich von den Faktoren Ersparnisse und Investitionen ab. Nach Angaben der Morgan-Stanley-Bank fiel die Nettosparquote - das Verhältnis der kumulierten Ersparnisse von Haushalten, Unternehmen und Staat zum BIP - im dritten Quartal 2002 auf das Rekordtief von 1,6 Prozent, also auf ein Drittel des Niveaus der 1990er-Jahre und auf ein Sechstel im Vergleich zu den 1960er- und 1970er-Jahren. Die fortlaufende Erhöhung des Haushaltsdefizits, die von der Bush-Administration angekündigt wurde,(2) wird hier zu weiteren Einbrüchen führen. Die jüngsten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im 1. Halbjahr 2000 wies der Staatshaushalt einen Überschuss in Höhe von 2,3 Prozent des BIP aus, und die Sparquote lag bei 6,4 Prozent. Im dritten Quartal 2002 war das Budget schon um 1,3 Prozent des BIP im Minus.


      Ein Kernelement der US-amerikanischen Verschuldung ist die rapide Verschlechterung der US-Leistungsbilanz.(3) Lehrreich ist hier ein Vergleich mit dem britischen Empire auf dem Höhepunkt seiner Macht vor 1914. Während die Leistungsbilanz Großbritanniens in den letzten Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg einen Überschuss von 4 Prozent des BIP aufwies, verzeichnet das US-Imperium mit seinen fragilen Finanzstrukturen derzeit ein Dauerdefizit in Höhe von 5 Prozent des BIP.


      Die wachsende Binnennachfrage in den 1990er-Jahren wurde durch eine unkontrollierte Zunahme der Außenverschuldung ermöglicht, mit deren Hilfe man die Einfuhren finanzieren konnte. Letztere haben in den vergangenen 15 Jahren unaufhörlich zugenommen und übersteigen heute den Wert der Ausfuhren um 42 Prozent. Eine Verringerung des Handelsbilanzdefizits scheint angesichts der geringen Wettbewerbsfähigkeit von US-Erzeugnissen auf dem Weltmarkt selbst bei einem schwächer werdenden Dollar so gut wie ausgeschlossen. Um das jährlich um 10 Prozent wachsende Leistungsbilanzdefizit auszugleichen, müssen die USA an jedem Werktag fast 2 Milliarden Dollar im Ausland aufnehmen. Selbst auf kurze Sicht lässt sich diese Situation schwerlich aufrechterhalten. Zwar fließen nach wie vor erhebliche Kapitalsummen aus dem Ausland auf die US-Finanzmärkte, doch die Tendenz ist fallend. Während die privaten Auslandsaktiva seit Mitte der 1990er-Jahre stark zunahmen und im Jahr 2000 mit 1 Billion Dollar ihren Höhepunkt erreichten, gingen sie nach dem Nasdaq-Krach(4) im selben Jahr kontinuierlich zurück und liegen heute bei 500 Milliarden Dollar.


      Schon gibt es erste Anzeichen, dass sich das Auslandskapital von den US-Finanzmärkten zurückzieht. Es ist zunächst nur ein Rinnsal, das aber könnte aufgrund der Kriege, die die Bush-Administration nach dem Irakkrieg im Nahen Osten und anderswo ins Auge fasst, rasch zu einer Flutwelle anwachsen. Wie ein Drogenabhängiger auf seinen Stoff sind die Vereinigten Staaten auf den ständigen Zustrom von Auslandskapital angewiesen, um ihre großzügige Ausgabenpolitik finanzieren zu können. Über 18 Prozent des Börsenkapitals auf den amerikanischen Aktienmärkten und 42 Prozent der US-Schatzbriefe liegen in der Hand ausländischer Investoren. Angesichts des wachsenden Budgetdefizits und der defizitären Leistungsbilanz wird der Finanzierungsbedarf im laufenden Jahr auf mindestens 6 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts ansteigen.


      In den letzten Jahrzehnten finanzierten die Vereinigten Staaten ihr Auslandsdefizit über die Kapitalmärkte, die wegen ihrer vergleichsweise hohen Renditen für das Ausland relativ attraktiv waren. Doch diese Attraktivität geht nach und nach verloren. Allein die USA haben das Privileg, Kredite in eigener Währung aufnehmen zu können, mithin auch die Möglichkeit, ihre Schulden abzuwerten. Von dieser Möglichkeit haben sie durchaus schon Gebrauch gemacht, indem sie die Notenpresse anwarfen und ihre Importe mit bedrucktem Papier bezahlten. Doch bei der derzeitigen Konjunktur mit ihren schrumpfenden Finanzmärkten könnte sich diese Methode schon bald als hinfällig erweisen. Rechnet man die genannten Defizite zusammen, so ergibt sich für die USA eine Verschlechterung ihrer globalen Finanzposition (Saldo von Auslandsforderungen und Auslandsverbindlichkeiten). In dem relativ kurzen Zeitraum zwischen 1999 und 2002 stieg der Negativsaldo infolge der kumulierten Leistungsbilanzdefizite von 1,9 auf 2,5 Milliarden Dollar.


      Parallel zu dieser Entwicklung haben sich die Einkommensunterschiede innerhalb der amerikanischen Gesellschaft dramatisch verschärft. Zwar haben durch das jüngste Finanzdebakel ganz ohne Zweifel auch viele vermögende Leute viel Geld verloren, doch die 10 000 reichsten Familien besitzen noch immer ebenso viel wie die 20 Millionen ärmsten. In den 500 führenden Unternehmen, die das Wirtschaftsmagazin Fortune auflistet, wuchs die Diskrepanz zwischen dem Jahreslohn eines einfachen Arbeiters und dem Jahreseinkommen des Generaldirektors von 1970 bis heute (inflationsbereinigt) immens: von 1:40 auf 1:1 250. Und während 1950 noch 25 Prozent der Staatseinnahmen aus Kapitalsteuern stammten, gilt dies 2001 nur noch für 8,9 Prozent.


      Die unkontrollierte Verschuldung und die drastischen Einkommensdiskrepanzen stellen keine punktuellen Fehlentwicklungen dar. Sie sind vielmehr die entscheidenden Symptome einer Krankheit, von der die US-amerikanische Gesellschaftsordnung seit einiger Zeit geplagt wird. Sogar die Märkte beginnen, sich um die Gesundheit des Imperiums zu sorgen, wobei der Dollarkurs als Fieberthermometer fungiert. Christian de Boissieu, Professor an der Universität Paris-I und Vizepräsident des französischen Sachverständigenrats, meint zu dem Kursverlust der US-Währung: "Im Frühjahr 2002 hat sich etwas verändert. Plötzlich erfolgte auf den Märkten ein Paradigmenwechsel. Sie machten sich Sorgen um die amerikanischen ,Zwillinge`: das seit Jahren beträchtliche Zahlungsbilanzdefizit und das neuerliche Haushaltsdefizit, das aus Steuersenkungen und wachsenden Ausgaben resultiert. Die amerikanische Wirtschaft dürfte 2003 doppelt so stark wachsen wie die unsrige, doch die Beunruhigung über die Defizite bleibt. Die Vereinigten Staaten haben eine psychologische Schwelle überschritten. Ab einem bestimmten Niveau wiegt die Besorgnis über die Ungleichgewichte schwerer als der Optimismus hinsichtlich der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit."(5 )Dass US-Präsident George W. Bush dem Kongress eine abermalige Erhöhung des Verteidigungshaushalts vorlegen will, scheint darauf hinzudeuten, dass er die Gefahren noch nicht erkannt hat.


      deutsch von Bodo Schulze

      Fußnoten:
      (1) Nach offiziellen Angaben des US-Arbeitsministeriums - die das wahre Ausmaß noch unterschätzen - stieg die Arbeitslosigkeit von 4,4 Prozent im Februar 2000 auf 6,4 Prozent im Februar 2003.
      (2) Die Schätzungen variieren zwischen 304 und 375 Milliarden Dollar für das Jahr 2003 bzw. zwischen 307 und 425 Milliarden Dollar für das Jahr 2004. Die Kosten des Irakkriegs sind hierbei nicht berücksichtigt.
      (3) Die Zahlungsbilanz setzt sich aus der Handels-, Dienstleistungs-, Übertragungs- und Kapitalverkehrsbilanz zusammen. Wenn ein Land im Ausland mehr einkauft, als es ans Ausland verkauft, muss es die Differenz durch Kreditaufnahme finanzieren, womit die Auslandsschulden steigen.
      (4) Der Nasdaq-Index für Technologiewerte erreichte seinen Höchststand am 10. März 2000 (5 048 Punkte). Derzeit hat er sich unter der 1 300-Punkt-Marke eingependelt.
      (5) Interview mit Christian de Boissieu unter dem Titel( )()"Voilà que les marchés redécouvrent les déficits américains", Le Figaro Economie, 19. März 2003.


      Le Monde diplomatique Nr. 7028 vom 11.4.2003, 324 Zeilen, FRÉDÉRIC F. CLAIRMONT

      http://monde-diplomatique.de/pm/2003/04/11.mondeText.artikel…
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 20:39:59
      Beitrag Nr. 53 ()
      Vergesst mal nicht, dass allen Schulden ein Guthaben gegenübersteht.

      Beispiel:
      Ich schulde dir 1000 Euro, du schuldest mir 1000 Euro.
      Ergebnis:
      Gesamtverschuldung laut Statistik: 2000 Euro. Oh Schreck!

      Tatsächliche Verschuldung saldiert jedoch: 0 Euro. Hurra!

      :D
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 20:47:55
      Beitrag Nr. 54 ()
      US-Schuldenbombe vor Explosion
      Sogar das Hausorgan der Wall Street warnt jetzt vor hausgemachten Schuldenbomben und einer neuen Großen Depression in den USA.
      Während amerikanische Politiker bereit sind, die Errungenschaften des angeblich erfolgreichsten Wirtschaftssystems aller Zeiten notfalls mit Gewalt auf der ganzen Erde zu verbreiten, geschieht daheim in New York Merkwürdiges. Ausgerechnet das Hausorgan der Wall Street, das Wochenmagazin Barron`s, greift plötzlich ein Thema auf, das bislang fast ausschließlich in Lyndon LaRouche nahestehenden Publikationen behandelt wurde. Barron`s hat mit einem Mal herausgefunden, daß die USA nicht nur von finsteren Mächten in Arabien und Asien bedroht werden, sondern auch von hausgemachten Schuldenbomben und einer neuen Großen Depression.

      Ausführlich schildert Barron`s in der Titelgeschichte vom 20.Januar unter der Überschrift "Die Schuldenbombe" das vorliegende Zahlenmaterial: Die Gesamtverschuldung der USA ist auf 31 Billionen Dollar angestiegen; das entspricht 295% des Bruttoinlandsprodukts (BIP), im Vergleich zu lediglich 160% im Jahre 1980. Damit sprengt die US-Wirtschaft nicht nur in absoluten Zahlen alle historischen Schuldenrekorde, auch im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung wurde der bisherige Rekord von 264% zu Beginn der Großen Depression in den 30er Jahren übertroffen. Diese beispiellose Schuldenmaschine, insbesondere angetrieben über Kreditkarten, Hypotheken und Unternehmensanleihen, war bislang das Lebenselixier der amerikanischen Wirtschaft. Aber mit jedem neuen Tag mehren sich die Anzeichen, daß diese Maschinerie in Kürze auseinanderfliegt.

      Wie Barron`s betont, haben die Zahlungsunfähigkeiten auf Kreditkartenschulden in den letzten Monaten dramatisch zugenommen und diejenigen bei Hypothekenkrediten den höchsten Stand seit 30 Jahren erreicht. "Zweifellos haben wir es mit einer Schuldenbombe zu tun", wird der Morgan-Stanley-Ökonom Stephen Roach zitiert. Sollte sie detonieren, "werden wir das dunkelste Szenario einer Schuldendeflation erleben." Schuld daran sei "die schlimmste Ansammlung von Fehlentscheidungen der Federal Reserve seit der Großen Depression".

      Auch der Unternehmenssektor ist hoffnungslos überschuldet. Insbesondere in den Sektoren Energiehandel, Telekom und High-Tech, so Barron`s, sei das Volumen fauler Schulden explosionsartig angestiegen. Die Fähigkeit der Unternehmen zur Schuldenrückzahlung, gemessen am Verhältnis zwischen jährlichen Gewinnen und Schuldenvolumen, sei mittlerweile so schlecht wie zuletzt während der Großen Depression, wird ein Experte der Ratingagentur Moody`s zitiert.

      Und was könnte die Bombe zünden? Barron`s beweist auch hier profunde Kenntnis von Analysen, die jüngst in EIR oder Neue Solidarität erschienen: "Sollte die US-Schuldenbombe jemals explodieren, wird der Zünder vermutlich der Häusermarkt sein." Der rasante Anstieg der Häuserpreise in den vergangenen sechs Jahren sowie die Zinssenkungen der Fed hätten es den Privathaushalten ermöglicht, ihre Hypothekenkredite gewaltig auszuweiten. Allein im letzten Jahr nahmen die US-Privathaushalte zusätzlich 320 Mrd. Dollar an Krediten auf ihren Immobilienbesitz auf, die fast vollständig für den Konsum verwendet worden seien. Unter allen Umständen müsse daher das "Platzen der Immobilienblase" verhindert werden, denn nur dadurch könne Amerika vor der "Detonation der Schuldenbombe" und dadurch vor dem Sturz in den Abgrund und eine neue Depression bewahrt werden.

      Besorgte Warnungen gab es auch am 18.Januar in der dänischen Tageszeitung Politiken. Prof. Jakob B. Madsen von der Universität Kopenhagen warnt mit großem Nachdruck, die Weltwirtschaft sei unmittelbar vom Abrutsch in eine neue Depression bedroht, mit dramatisch anschnellender Massenarbeitslosigkeit in den USA, Europa und Japan. Die Warnsignale seien unübersehbar und erinnerten an die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre. Ungleichgewichte riesigen Ausmaßes hätten sich gebildet, darunter das Außenhandelsdefizit der USA und die erst zum Teil geplatzte Aktienmarktblase. Früher oder später werde das Vertrauen in die US-Wirtschaft völlig zusammenbrechen. Die unmittelbare Folge wären dann extreme, unkontrollierbare Verwerfungen an den Aktien- und Währungsmärkten. Ähnlich wie in den 30er Jahren könnte der Börsensturz dann eine langanhaltende Depression einleiten.

      Das globale Spielkasino
      Zweifellos verfügen die erwähnten spekulativen Blasen an den Aktien- und Immobilienmärkten zusammen mit der globalen Schuldenbombe unbezahlbarer Verbindlichkeiten von Unternehmen, Privathaushalten und Regierungen über ausreichend Sprengkraft, um das Weltfinanzsystem in Schutt und Asche zu legen. Die Vergleiche mit den finanziellen Ungleichgewichten zu Beginn der Großen Depression sind aber in einem wichtigen Punkt unzureichend. Denn anders als vor 70 Jahren befindet sich das System längst in den Fängen einer zusätzlichen finanztechnischen Errungenschaft, deren potentielle Sprengkraft die der bisher genannten Brandherde noch einmal vervielfacht - Finanzderivate. Und siehe da: In ihrem Monatsbericht Januar 2003 beschäftigt sich die Deutsche Bundesbank in einem 14seitigen Aufsatz mit dem Thema "Rolle und Bedeutung von Zinsderivaten".

      An jedem einzelnen Tag, bemerkt die Bundesbank, werden weltweit 3000 Mrd. Dollar an Kontrakten mit Zinsderivaten umgesetzt, rund doppelt so viel wie Mitte der 90er Jahre. Zinsderivate bilden den überwiegenden Teil der weltweit gehandelten Finanzderivate. Darüber hinaus gibt es natürlich noch unzählige andere Kategorien von Finanzwetten, in der Regel Termingeschäfte oder Optionen, auf Währungen, Aktien, Rohstoffe oder Schweinebäuche. Die Dimensionen der ausstehenden Verbindlichkeiten bei Finanzderivaten sind astronomisch. Die Bundesbank schreibt: "Der Nennwert aller offenen Zinskontrakte - börslich und außerbörslich - lag Ende Juni 2001 mit 93 Billionen US-$ um ein Mehrfaches über dem Nominalwert aller ausstehenden Anleihen (36 Billionen US-$)."

      Zwar gibt es Finanzderivate verschiedenster Art schon seit Jahrhunderten. Aber den "Durchbruch" schafften sie erst mit der "Ablösung des Bretton-Woods-Systems durch freie Wechselkurse Anfang der 70er Jahre, was die Nachfrage nach Absicherungsinstrumenten sprunghaft anstiegen ließ". Aufgrund der Schwankungen von Devisenkursen, Zinsen und anderen finanziellen Parametern sehen sich heute rund drei Viertel aller mittleren und größeren Unternehmen in Deutschland genötigt, Derivatkontrakte abzuschließen. Schon 1972 wurden in New York die ersten Währungsfutures gehandelt. 1973 entwickelten die späteren Nobelpreisträger Black und Scholes ihre Formel zur objektiven Bewertung von Optionen - das war der Startschuß für den computergestützten Derivatehandel. Bekanntlich benutzte Myron Scholes später seine genialen Fähigkeiten, um im Herbst 1998 den von ihm mitgeleiteten Spekulationsfonds LTCM zu versenken und damit das globale Finanzsystem unmittelbar an den Rand des Zusammenbruchs zu bringen.

      Während der historische Rückblick der Bundesbank diese Episode verschweigt, hat er immerhin zur deutschen Derivategeschichte Interessantes zu berichten. Denn während in London (1982) und Paris (1986) in den 80er Jahren umsatzstarke Derivatbörsen aus dem Boden gestampft wurden, gab es für den Derivatehandel hierzulande ein fundamentales Problem: Nach deutscher Gesetzeslage "wurden Termingeschäfte von Privatanlegern als Spiel oder Wette eingestuft, mit der Folge, daß die Verbindlichkeiten hieraus nichtig waren". 1989 mußte eine Börsengesetznovelle dieses offenkundige Hindernis für ein billionenschweres Wettgeschäft beseitigen. Umgekehrt bietet damit die deutsche Gesetzeslage bis 1989 einen Ansatzpunkt für das von LaRouche im weltweiten Maßstab geforderte Bankrottverfahren für spekulative Finanztitel.

      Die Bundesbank macht sich vor allem Sorgen um die außerbörslichen Derivate (OTC-Derivate - over the counter). Abseits irgendwelcher Regulierungen durch Zentralbanken oder Aufsichtsbehörden findet hier das rasanteste Wachstum des Derivathandels statt, der weitaus größte Teil davon zwischen international tätigen Banken oder sonstigen Finanzinstituten. "Der Markt ist sehr konzentriert: Gut die Hälfte aller Transaktionen in außerbörslichen Zinsderivaten finden zwischen rund 60 Instituten - davon sieben aus Deutschland - statt." In einzelnen Bereichen macht eine Handvoll Akteure den Großteil der Umsätze unter sich aus. Daraus ergeben sich "mögliche Risiken für die Stabilität des Finanzsystems". Häufig würden Finanzderivate zudem in einer Weise eingesetzt, etwa beim sog. "dynamischen oder Delta-Hedging", daß Kursbewegungen noch weiter verstärkt würden und dadurch Kettenreaktionen ausgelöst werden könnten.

      Bislang, so die Bundesbank, gebe es keine gesicherten empirischen Erfahrungen über die "Auswirkungen, die der plötzliche Zusammenbruch eines bedeutenden Marktmachers auf die Stabilität des Finanzsystems haben kann". Es gebe Anzeichen dafür, daß das System einen einzelnen großen Zusammenbruch verkraften könne. Problematischer wären allerdings "Schieflagen, die mehrere Institutionen betreffen. Die Erfahrungen vom September und Oktober 1998 zeigen, daß in diesen Fällen die Resistenzfähigkeit der Märkte schnell erreicht werden kann."

      Lothar Komp

      Quelle: Neue Solidarität Nr.5 29.1.2003 http://www.solidaritaet.com/neuesol
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 21:07:16
      Beitrag Nr. 55 ()
      Das Kreditkartenhaus
      Nirgendwo ist die Kreditkarte so allgegenwärtig wie in den USA. Das Land und sein Leben basieren auf einem Haufen bunter Karten mit großen Versprechungen. Die große Kunst des schnellen Schuldenmachens wird von den Kreditkarten-Konzernen mit allen Tricks und Mitteln unterstützt. Das Ende ist oft bitter: viele Schulden und zerbrochene Existenzen.

      Text: Gerhard Waldherr,

      ----- Wie der amerikanische Traum aussieht? Am besten Marilyn fragen. Sie hat laut Guinness Buch der Rekorde den höchsten jemals gemessenen IQ und zerschlägt in ihrer Kolumne „Ask Marilyn“, die in hunderten von US-Tageszeitungen erscheint, von Berufs wegen gordische Knoten. Marilyn vos Savant sagt: „Der amerikanische Traum umfasst heute ein Haus in der Vorstadt mit einer Allee davor und einem Garten dahinter, eine Veranda für Barbecues, Campingausflüge, Angeltouren, zwei Autos, schlaue, folgsame Kinder und Internetanschluss.“
      Eine gute Antwort. Aber was ist mit den vier Fernsehern, drei Computern, zwei Mobiltelefonen, Videospielen für die Kids, Restaurantbesuchen, Kinoabenden, Shopping am Wochenende und dem Kurztrip auf die Bahamas? Was ist mit dem Diamantring zum Hochzeitstag, dem Klavier für die Tochter, den Baseball-Tickets für den Sohn, der privaten College-Ausbildung für beide, der neuen Polstergarnitur alle zwei Jahre? Und was ist, wenn der Nachbar plötzlich den größeren Chevy Suburban fährt?
      Amerika glaubt an Freiheit und Individualismus, an zweite Chancen und daran, dass es dort allen besser geht als anderswo. Hier kann jeder alles haben, und deshalb glaubt Amerika vor allem an Konsum. Lendol Calder sagt: „In dieser Kultur ist der ideale Mann, die ideale Frau ein Konsument. Und beim Konsumieren fühlen sie sich lebendiger und menschlicher als am Arbeitsplatz, im Gebet, auf einem Berg oder bei einem Akt der Nächstenliebe.“ Calder hat das Buch „Financing the American Dream – A Cultural History of Consumer Credit“ geschrieben und meint: „Der amerikanische Traum ist ein Paradox, das so tief in das alltägliche Leben dieses Landes eingegraben ist, dass eines völlig übersehen wird: Er ist fabelhaft teuer und dennoch erschwinglich für jedermann.“ Wie? Mit Kredit und mehr noch Kreditkarten.

      Was mit verlockenden Angeboten beginnt, endete in den USA im vergangenen Jahr 1,4 Millionen Mal in der privaten Pleite.

      So fing alles an bei Michael und Cynthia P., beide Ende 20 und beschäftigt bei der Gefängnisverwaltung in Huntsville, Texas. »Money Magazine« hat ihren Fall exemplarisch nacherzählt. Das Ehepaar P. verdiente zusammen 40000 Dollar im Jahr und finanzierte mit insgesamt 60 Kreditkarten derart ungehemmt seine Wünsche und Michaels Fortbildung, dass es nach drei Jahren nicht mehr in der Lage war, die monatlich geforderten Mindestbeträge mit dem gemeinsamen Einkommen zu bestreiten. Am Ende standen 34500 Dollar Ausstände zu Buche, und Michael sagt heute: „Wir wollten alles und möglichst sofort. Dabei haben wir das Geld, das wir noch gar nicht verdient hatten, ausgegeben für Dinge, die wir längst benutzt hatten.“ Endstation Konkursrichter. Keineswegs ein tragisches Einzelschicksal.
      1,4 Millionen Pleiten von Privatleuten wurden in den USA vergangenes Jahr registriert, statistisch gesehen doppelt so viele wie in Kanada, zwölfmal mehr als in Großbritannien. Und die meisten beginnen wie bei Familie P. mit verlockenden Angeboten. Sie kommen meistens per Post, zwei- bis dreimal pro Woche. Sie versprechen Kredit von 5000, 10000, sogar 100000 Dollar zum Einführungszins von 1,9 Prozent, freie Flugmeilen, Gratisreisen, sie locken mit Rückzahlungen und Verlosungen für häufige Benutzung, manchmal mit Krimskrams, manchmal mit Pfandbriefen. Was viele dabei ignorieren, ist das Kleingedruckte: bis zu 25 Prozent Zinsen nach der Startphase, Strafgebühren für verspätete Rückzahlung des Mindestbetrages oder Überziehung des Limits, Androhung von Gerichtsverfahren und Pfändung. Wer kapiert schon, dass die Bonusmeile pro ausgegebenen Dollar nur zwei Cents wert ist, aber 2,17 Cents Zinsen kreiert? Und wer denkt schon daran, dass es 47 Jahre dauert, mit den vorgeschriebenen Mindestbeträgen 8000 Dollar abzubezahlen?
      Ein Dollar produziert in diesem Fall drei Dollar Zinsen. Doch wer will das schon wahrhaben?

      Kreditkartenregel Nummer eins: Don’t leave home without it – aber wenn du das tust, pass auf dich auf.

      Nichts prägt das tägliche Leben in Amerika so sehr wie das kleine bunte Stück Plastik. 1,5 Milliarden sind derzeit im Umlauf, benutzt von 158 Millionen Personen. Sie kommen in normierter Form und allerlei Farben, werden ausgestellt von Firmen wie Visa, Mastercard, American Express und allen Bankunternehmen, aber auch von Großfirmen wie General Electric, Mineralölkonzernen, Großhandelsketten und Kaufhäusern. Kein Hotel lässt sich ohne sie buchen, kein Mietwagen bestellen, kaum ein größerer Einkauf tätigen. Denn Bargeld hat im Land der unbegrenzten Möglichkeiten den Ruch des Bankrotteurs, dem niemand Kredit gewährt. Selbst Kioskbesitzer sind bewaffnet mit braunen Filzstiften, die jede Banknote über 20 Dollar auf ihre Echtheit überprüfen. „Aber haben Sie erst einmal ein oder zwei dieser Plastikdinger, dann sind Sie zum Schuldenmachen nachgerade berechtigt“, schreibt der Psychotherapeut Paul Watzlawick in seinem Bestseller „Gebrauchsanweisung für Amerika“, „die Art und Weise, wie dabei aus nichts etwas (Ihr Kredit) entsteht, ist … sozusagen ein Akt der Urzeugung.“
      Die Kreditkarte entspringt dem Bedürfnis der Amerikaner nach bequemen, schnellen Lösungen und ist überdies Ausdruck ihres Unternehmergeistes. Just do it, formuliert es der Sportartikelhersteller Nike. Just charge it, lautet die abgewandelte Losung, die zahlreiche Kreditkartenfirmen ausgeben in pausenlosen Werbekampagnen, mit 3,5 Milliarden Postwurfsendungen jährlich, 37 pro Haushalt. Fast eine Milliarde verschlingt die Werbeschlacht pro Jahr mittlerweile, niemand entgeht der Berieselung, keiner den Verlockungen.
      Visa verspricht: „Have it your way with Visa.“ American Express garantiert: „Your key … opens doors for you all over the world.“ Discover lockt mit: „It pays to Discover.“ Eine Einladung zum Geldausgeben ohne Rücksicht auf den nächsten Tag. Im Schnitt hat jeder Amerikaner derzeit 11 575 Dollar Kreditkartenschulden.
      Eric Simons betreut mit seiner New Yorker Firma Simons Financial Network etwa 70 Privatkunden, denen er bei der Planung und noch öfter der Reparatur ihrer Finanzen beisteht. Er sagt: „Mit Geld umgehen bedeutet mathematisch denken, der menschliche Kosmos wird hingegen dominiert von Gefühlen.“ Weshalb, wie Simons meint, die Leute mehr von Fitness und Rosenzucht verstünden als von ihren eigenen Finanzen. „Kredite gibt es seit Menschengedenken“, sagt Simons, „aber hier sind sie längst tägliche Routine, ohne dass sie nachvollziehbar wären. Wir haben keinen Kontakt mehr zu dem, was passiert.“ Das liegt nicht zuletzt am elektronischen Zeitalter, das auch eine amerikanische Erfindung ist. Simons: „Heutzutage können Sie im Internet ein Vermögen ausgeben.“ Bezahlen mit etwas, das nicht da ist im virtuellen Niemandsland. Die perfekte Illusion.
      „Think of it as Money“, fordert Mastercard seine Kunden auf. Denk an die Konsequenzen, steht nicht dabei. Deswegen hat der leitende Redakteur Vince Passaro von »Harper’s Magazine« einen Essay zu Papier gebracht, in dem sich der Satz findet: „Interessant an meiner Art und Weise des Verschuldens war, dass ich keine realistische Vorstellung davon hatte, wie ich das alles jemals wieder abzahlen wollte.“ Passaro hatte über 63000 Dollar Schulden angehäuft, 28000 davon auf Kreditkarten. Das ist insofern bemerkenswert, weil er und seine Frau über ein Jahreseinkommen von 110000 Dollar verfügten. Doch die Schulgebühren für die Töchter, die Dinners in eleganten Lokalen, die Prada-Schuhe für Mrs. Passaro – der Wunsch nach einem gehobenen Lebenswandel war stärker als die Vernunft des hoch begabten Denkers, der kein Sparbuch besaß. Wer hat das in den USA schon? Wozu auch? Passaro: „Amerikaner leben für den Moment, die spirituellen und psychologischen Kosten dieses endlosen Kreislaufs von ständig steigenden Ausgaben sind ihnen nicht bewusst.“

      Die meisten Kreditkartenopfer sind keine Shopaholics, keine verrückten Schuldenmacher – sondern biedere Bürger.

      1958 betrug die Gesamtverschuldung der US-Bürger 45 Milliarden Dollar, 30 Jahre später 666 Milliarden, und inzwischen sind es 6,5 Billionen. Zwei Drittel davon wurden geborgt für Eigenheime, der nächstgrößere Posten sind Darlehen für Autos. Jeder Amerikaner träumt zunächst von den eigenen vier Wänden und kann ohne seine vier Räder nicht leben. Da das aber schon einen Großteil seines Einkommens verschlingt, liegt Amerikas Obsession für Kreditkarten geradezu auf der Hand. Sie schaffen Abhilfe, wo immer das Verlangen zu konsumieren groß ist. „In einem System, das soziale Verantwortung nie gewollt hat und die Freiheit des Individuums über alles stellt“, sagt Mary Johnson, „hat das dazu geführt, dass 80 Prozent aller Amerikaner inzwischen nur einen Notfall vom wirtschaftlichen Kollaps entfernt sind. Krankheit, Totalschaden, Arbeitslosigkeit – und das Kreditkartenhaus bricht in sich zusammen.“
      Johnson ist Sprecherin des gemeinnützigen Consumer Credit Counseling Service (CCCS) in New Jersey. 1200 Büros betreibt der CCCS in den USA, er stellt Entschuldungsprogramme zusammen und Verbindungen her zu karitativen Organisationen, die Kleidung, Nahrungsmittel und billige Wohnungen anbieten, er vermittelt auch Kinderkrippenplätze, damit Mütter dazuverdienen können. „Am schlimmsten trifft es die Mittelklasse und die unteren Einkommensschichten“, sagt Johnson, „für die geht es nur mit harten Einschnitten.“ Sie hat in ihrem Büro in Cedar Knolls alles vor dem Schreibtisch gehabt: erfolgreiche Geschäftsleute, Priester, Schauspieler, sogar Politiker. Allesamt verantwortungsbewusste Eltern, keineswegs dumm, selten Shopaholics. „Amerikaner können nicht mit Geld umgehen“, sagt Johnson, „denken Sie nur an Donald Trump.“ Der hätte beinahe das vom Vater ererbte Immobilien-Imperium verzockt.

      Es ist leicht, ein Kartenlimit von 5000 Dollar zu erreichen – auch dann, wenn man erst drei Jahre alt ist.

      Sicher, Trumps Problem waren nicht Kreditkarten. Auf Leute wie ihn hat es die Branche auch nicht abgesehen. Wer Geld hat, für den ist Plastik eine wunderbare Sache. Bei pünktlicher Rückzahlung in voller Höhe, kommt man zinsfrei davon. Solvente Klienten werden „Deadbeats“ genannt. Penner.
      Lukrativ sind einzig „Revolver“. Es handelt sich dabei um Menschen, die sich quasi um die eigene Achse drehen, weil sie nie mehr Geld haben, als sie brauchen und dadurch auf hohen Schuldständen sitzen bleiben. Die perfekten Opfer sind mittlere Angestellte, Arbeiter, Beamte, Kleinunternehmer, Senioren und immer häufiger Studenten. Visa und Konsorten mogeln sich mit Spenden in die Hörsäle der Universitäten, ihre Verkaufs-Shows tarnen sie als Crash-Kurse für den vernünftigen Einstieg in die Welt des Geldes. „In Wahrheit ist es verantwortungslos, Jugendliche zu ködern“, meint Johnson. „Sie haben nie gelernt, Finanzen zu managen und bürden sich oft Belastungen auf, die sie ihr ganzes Leben lang begleiten.“ Was man so gesehen von Visa Buxx zu halten hat, der neuesten Kreditkarte für Teenager, muss einem tatsächlich Angst machen.
      Nicht selten bedient sich die Branche noch dreisterer, teils sogar illegaler Methoden. Das Unternehmen Providian wurde unlängt zu 105 Millionen Dollar Schadensersatz verurteilt, weil es schamlos unberechtigte Strafgebühren – 29 Dollar ist die Regel – verhängte und Zinssätze manipulierte. Überhaupt ist das Geschäft von einer Aura aus Skrupellosigkeit und Chaos umgeben. Alessandra Scalise erhielt von der Charter One Bank eine Karte mit 5000 Dollar Limit. Alessandra war zu diesem Zeitpunkt drei Jahre alt. Die Finanzexpertin Terry Savage, oft zu Gast in Talkshows zu diesem Thema, befürchtet angesichts der aufziehenden Rezession in Amerika nun eine weitere Flut von privaten Pleiten: „Der Wohlstand des vergangenen Jahrzehnts beruht auf Kredit, unsere Schulden werden uns irgendwann beerdigen.“ Passaro meint: „Ich kann den Firmen nur viel Glück wünschen. Dass wir überhaupt noch etwas zurückzahlen, wundert mich.“
      Wie? Ganz einfach. Das Spiel heißt „Credit Card Shuffle“. Mit anderen Worten, wie auf einem beliebten Autoaufkleber zu lesen steht: „I pay my Visa with Mastercard.“ Daniel C. war ein Meister im Credit Card Shuffle. Es fing an mit 600 Dollar, als er noch studierte. Er bekam seine erste Kreditkarte ohne Sicherheiten und gegen Vorlage des Studentenausweises, der in jedem Kopierladen hätte gefälscht sein können. Als das Geld ritsch, ratsch verbraucht war, stellte sich Daniel auf magere Zeiten ein. Und wurde für seine Unbedarftheit mit einem neuen Limit belohnt: 5000 Dollar.
      Er benutzte das Geld für seine Ausbildung zum diplomierten Buchhalter, gönnte sich ein paar Vergnügungen, was man so braucht. Man ist schließlich nur einmal jung. Vier Jahre später hatte er fünf Kreditkarten und 15000 Dollar Schulden. „Ich dachte mir“, sagt Daniel, „ich zahle das ab, wenn ich einen Job finde.“ Er fand keinen. Seine Plastiksammlung und seine Ausstände wuchsen auf 20000 Dollar. Längst bezahlte er mit neuen Karten alte Rückstände. Das Karussell dreht sich. Der Berg wächst. Die Karte triumphiert immer.
      Als Daniel endlich eine Anstellung fand mit 50000 Dollar Jahresgehalt, kaufte er sich ein Apartment. „Ich betrachtete es als lukratives Investment, die Zinsen für das Darlehen konnte ich von der Steuer absetzen.“ Er erwarb ein Auto auf Kredit. Ein Träumer auch er. Kassensturz: 30000 Dollar minus. „Am Schluss konnte ich mit meinem Gehalt nur noch die Kosten für die Wohnung und die Mindestbeträge der Kreditkarten bezahlen. Für den Supermarkt, das Kino, an der Tankstelle benutzte ich Kreditkarten.“ Die logische Folge: Konkurs, Apartment weg, Auto weg, alles weg.
      Daniel hat während dieses ganzen Schlamassels gearbeitet, er hat auch jetzt wieder einen passabel dotierten Job und will erneut Kreditkarten beantragen, wenn der Vermerk über seinen Finanz-Crash nach sieben Jahren aus dem Credit Report getilgt ist. Den Kollegen hat er nichts davon erzählt: „Ich will nicht, dass jemand glaubt, ich sei nicht vertrauenswürdig oder Geldprobleme würden meine Arbeit beeinflussen.“

      Amerikanische Kreditkarten-Logik: Die Bank verweigert die Ausstellung einer Karte, weil das Konto nicht im Minus ist.

      Als ich im Oktober 1996 nach Amerika zog, war es mir anfangs nicht möglich, eine Kreditkarte zu bekommen. Mein Name war auf dem Credit Report nicht verzeichnet, ich hatte keine Credit History. Meine Bank weigerte sich trotz einer Bareinlage von 15000 Dollar, mir ihre Karte auszustellen. Anträge, deren Formulare jeder Zeitschrift beiliegen, wurden stets mit der grotesken Begründung auf den fehlenden Nachweis von Verschuldung in Amerika abgelehnt. Mein erstes Plastik amerikanischer Prägung kam von Providian. Deren Werbeslogan: „No Credit, bad credit, no problem“. 300 Dollar Limit, 24,99 Prozent Zinsen plus monatlich sieben Dollar Pflichtversicherung, falls ich zahlungsunfähig werden sollte. Nach meinen ersten drei vollständigen Rückzahlungen, erhielt ich innerhalb der nächsten zwei Monate 17 Kreditkartenangebote. Ich nahm einige an, wenngleich ich die Offerte von First USA ausschlug, ein Foto meines Haustieres in die Karte einarbeiten zu lassen.

      Kreditkartenunternehmen und ihre Schuldner – wer nichts mehr hat, wird mit Schecks gefüttert.

      Neulich klingelte das Telefon. Dran war ein gewisser Randy von Integrated Credit Solutions in Florida und bot mir Hilfe an, da ich „zu den vielen Amerikanern gehöre, die eine harte Zeit haben, ihre Rechnungen zu bezahlen“. Randy eröffnete mir, dass die ausstehenden Beträge auf meinen US-Karten das Guthaben auf meinem New Yorker Bankkonto um 4000 Dollar überstiegen, ich über keine Ersparnisse, kein Haus, kein Auto und damit keine Sicherheiten verfüge. Woher er das wüsste? „Wir haben Ihre Daten wohl gekauft, vielleicht auch von Ihren Kreditkartenfirmen bekommen, keine Ahnung.“ Von meinem Bankkonto, Sparbuch, Aktienportfolio und meiner Lebensversicherung in Deutschland konnte Randy natürlich nichts wissen. Er sagte: „Sie passen in das Muster unserer Fälle.“ Ich sagte, er solle am nächsten Tag wieder anrufen.
      Auf der Website der Firma fanden sich keine brauchbaren Hinweise, was sich hinter dem Unternehmen verbirgt und mit wem es kooperiert.
      Ein Bankgeheimnis wie in europäischen Ländern gibt es in den USA nicht. Zugang zum Credit Report, einer Auflistung von Schulden, Zahlungsgewohnheiten, Konkursen, Offenbarungseiden und dergleichen, hat praktisch jeder, der sich für die finanzielle Situation eines x-beliebigen US-Bürgers interessiert: Arbeitgeber, Vermieter, Banken, Behörden, Geschäftspartner. Randy bot mir anderntags einen Kredit über 10000 Dollar an, rückzahlbar in sechs Jahren, mit dem ich meine Ausstände tilgen und „ganz von vorn anfangen“ könne. Integrated Credit Solutions arbeite mit den Ausstellern meiner Kreditkarten zusammen und habe bereits deren Einverständnis eingeholt. Der Zinssatz lag bei knapp über zwölf Prozent, sechs Prozent unter dem durchschnittlichen Zinssatz meiner Kreditkarten und deutlich über dem gängigen Zinssatz der Banken. „Ich bin stolz, hier zu arbeiten“, sagte Randy, „ich rette lieber das Leben von Menschen, als es zu zerstören, wie die Kreditkartenfirmen es machen.“
      Randys Anruf machte Sinn. In den Augen meiner Kreditkartenfirmen war ich ein Problemfall geworden, einen Verdienstausfall, kostspieligen Krankenhausaufenthalt oder eine unüberlegte Anschaffung vom Pleitegeier entfernt. Man wollte mich loswerden. Was weniger Sinn machte, war die Post, die in den folgenden zwei Wochen in meinem Briefkasten lag. Ein Angebot für eine Delta Sky Miles Gold Card von American Express, obwohl ich bereits selbige, allerdings in Platinum, besitze; eine Gold AAdvantage World Mastercard der Citibank, obwohl ich exakt dieselbe schon habe und mir für diese von der Citibank gleichzeitig ein Gutschein über zehn Dollar zuging; dieser würde bei Einlösung eine Versicherung gegen Liquiditätsprobleme nach sich ziehen. Dazu erhielt ich Antragsformulare für eine Business Card von Mastercard, bis zu 100000 Dollar Limit, Zinssatz je nach Höhe zwischen 9,99 und 24,99 Prozent; und Discover lud mich ein, die Privilegien seiner Gold Card zu testen.
      Überraschende Vertrauensbeweise für einen Problemfall. Doch damit nicht genug. Die Household Bank schickte einen Scheck über 5000,31 Dollar, rückzahlbar in 60 Monatsraten, insgesamt 7858,80 Dollar. Als ich dort anrief und fragte, wie ich denn dazu käme, sagte eine nette Dame: „Sie sind uns als verantwortungsvoller Schuldner empfohlen worden.“ Eine charmante Lüge. Wenig später erreichte mich ein Scheck von H.C.G. Financial Services in Höhe von 29500 Dollar, wofür ich mir bei einem Autohändler in New Jersey einen Toyota hätte kaufen können, monatliche Belastung 600 Dollar. Johnson: „Es ist, als gäbe man einem Alkoholiker eine Flasche und sagte: ,Betrinke dich nicht‘.“ Terry Savage sagt: „Kreditkartenschulden bringen einen um, es ist die bittere Wahrheit.“
      Erst kürzlich hat ein Mann in einem Postamt in New Jersey mehrere Menschen und dann sich selbst erschossen, weil er seinen Job als Briefträger wegen persönlicher Finanzprobleme verloren hatte.

      Kreditkarten können ihre Beziehung verändern – money can’t buy you love – aber Kreditkarten möglicherweise schon.

      Das ist er also, der amerikanische Traum. Geborgt, gepumpt, geliehen. Ein endloses Konsumfestival bis zum bösen Erwachen. Eric Simons erzählt: „Als ich 21 war, dachte ich, ich werde Millionär, das Glück liegt nur um die Ecke.“ Auch er ist ein Opfer des Wohlstandswahns Amerikas. Als seine erste Firma Pleite machte und er wegen ausstehender Kreditkartenschulden vor dem Nichts stand, verließ ihn seine Frau. „Sie sagte, weil ich ihr meine Vermögensverhältnisse nicht korrekt offenbart hätte, sei die Grundlage unserer Ehe nicht mehr gegeben.“ Er hat nie wieder geheiratet. Simons: „Heute weiß ich, wahrer Reichtum bemisst sich nicht in Dollars und Dingen.“
      Zwischen den Kontaktanzeigen des »Washington City Paper« fand sich vor einiger Zeit eine Annonce. Sie war von einer Kreditkartenfirma. Der Text: „Money can’t buy you love, but a Credit Card can get you started.“ -----|



      --------------------------------------------------------------------------------
      Copyright © 1999-2003 brand eins Verlag GmbH & Co. oHG, Alle Rechte vorbehalten.
      URL dieses Artikels: http://www.brandeins.de/magazin/archiv/2001/ausgabe_07/schwe…
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 21:45:18
      Beitrag Nr. 56 ()
      Und jetzt kommt auch noch der US-Verwalter im Irak namens Bremer daher und sagt er braucht allein im nächsten Jahr "mehrere 10 Milliarden Dollar aus dem Ausland" um im Irak die Infrastruktur aufzubauen.

      Darüber freut sich hoffentlich der amerikanische Steuerzahler ganz besonders.

      Ich hoffe der deutsche Steuerzahler lässt sich nicht in die Pflicht nehmen.
      Aber alle Bush-Vasallen können natürlich gerne ihr Scherflein beitragen.

      http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A50396-2003Aug…
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 22:11:49
      Beitrag Nr. 57 ()
      # 56

      ...ach...auf ein paar mehr oder weniger kommt´s jetzt auch nicht mehr an...

      ...muss man alles locker sehn...javascript:smilie(`:cry:`)
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 22:45:26
      Beitrag Nr. 58 ()
      #53 @ bofex: Die summe aller Energien im Universum ist null,trotzdem gibt es uns ;)

      Es kommt halt auf die Verteilung an. Freut mich, dir diesen tiefen Einblick verschafft zu haben :D
      Avatar
      schrieb am 28.08.03 10:03:11
      Beitrag Nr. 59 ()
      Wer sich für einen internationalen Vergleich der Entwicklung der Staatsverschuldung in verschiedenen Ländern interessiert, hier ist eine seriöse Quelle:

      http://www.wko.at/statistik/Extranet/Bench/schuld.pdf

      Ich weiss nicht, von wann genau die Zahlen sind, aber wie man der Tabelle entnehmen kann, sind die Zahlen für 2002 und 2003 Prognosen, die natürlich längst von der Wirklichkeit überholt sind.
      Verlässlich sind deshalb nur die Zahlen bis 2001. Aber die sollte man sich durchaus mal ansehen.

      Wie hier schon richtig erwähnt wurde, gab es in den USA in den 80ern die Reagonomics, wobei die Staatsverschuldung stark erhöht wurde. Deshalb hatten die USA Anfang der 90er Jahre eine deutlich höhere Verschuldung als Deutschland. Ende der 90er Jahre in den Boom-Zeiten haben aber die USA und viele andere Länder ihre Schulden auch wieder drastisch abgebaut, während in Deutschland sich da nichts getan hat.
      Avatar
      schrieb am 28.08.03 12:50:41
      Beitrag Nr. 60 ()
      @Oddlot die FED hat ganz sicher keinen Fehler gemacht. Sie ist die eigentliche Macht in den USA. Die WESTLICHEN REGIERUNGEN sind ihnen aufgesessen!! Sie sitzen in der Schuldenfalle.

      Die FED-Banken versuchen m.EA. an sämtliche Rohstoffe zu gelangen. Erfüllungsgehilfen sind vor allem die Administration in den USA. Sie kommen zum Betteln um weitere Kredite und wissen jedoch wohl, daß dies den Untergang bedeutet.

      Das deutsche Gold ist ebenfalls wohl verpfändet...
      Die nächste Währung wird eine westliche Gemeinschaftswährung unter maßgeblicher Federführung der FED-Banken- und das stimmt sehr gut mit einem Szenario überein, das ich hier unmöglich posten darf, da die Gefahr besteht, daß ich gesperrt werde.
      Avatar
      schrieb am 29.08.03 01:08:47
      Beitrag Nr. 61 ()
      @58

      warum ist die energie im universum gleich null? mal wieder ne meinung eines laien? ;)

      aber die masse ist ungleich null?! (E=m*c^2)

      gruß, CONQUER
      Avatar
      schrieb am 29.08.03 02:33:38
      Beitrag Nr. 62 ()
      Schinderluder &@all,
      im
      Goldboard Thread von ThaiGuru (~Urlaub?) gab es schon vor länger Zeit die aktuell wieder aufkommenden Fragen zum Geldwert/Goldwert, und den Einlagerungsmodalitäten.

      Eviva
      Avatar
      schrieb am 29.08.03 11:10:55
      Beitrag Nr. 63 ()
      @Eviva das Thema köchelt "und steht auf dem Herd". Warum?! Ganz einfach- es rechnen viele hier, daß unsere Währungen platzen. Denn eines dürfte wohl klar sein, wenn der Dollar baden geht, gehen wir mit!

      Und dann brauchen wir unser Gold. Wir haben keine nennenswerten Rohstoffe, die den wahren Reichtum eines Landes ausmachen.


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Die Verschuldungsgefahren des Dollarsystems