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    ...und noch ein SPD - "Topmanager": Florian Gerster - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 30.11.03 20:22:13 von
    neuester Beitrag 01.12.03 10:22:18 von
    Beiträge: 3
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      schrieb am 30.11.03 20:22:13
      Beitrag Nr. 1 ()
      Helmut Markwort (Focus) über Florian Gerster:

      "Die Bundesanstalt für Arbeit habe ein gewaltiges Kommunikationsproblem nach innen und nach außen, sagt ihr Chef Florian Gerster. Da hat er Recht. Die Selbsterkenntnis reicht aber nicht so weit, dass er sich selber als Kern dieses Problems definiert. Der Behördenchef Florian Gerster, der sich selber so gern als Vorstandsvorsitzender sieht und sich auch so inszeniert, hat zwar Psychologie studiert, merkt aber nicht, dass er die dringend notwendigen Reformen seiner Anstalt durch seinen Führungsstil nach innen und nach außen gefährdet.

      Auch ein großer Boss, der er gern sein möchte, kann nur ein erfolgreicher Boss sein, wenn er außer über einen funktionierenden Verstand auch über emotionale Intelligenz verfügt. ... aber alle Einzelheiten über den luxuriösen Beratervertrag „zur Unterstützung im Bereich der Kommunikation und bei der politischen Lobbyarbeit“ belegen einen auffälligen Mangel an sozialer Intelligenz.

      Erst hat er den Millionenvertrag unter Umgehung aller Ausschreibungsvorschriften freihändig vergeben mit der kühnen Begründung „Eilbedürftigkeit“. Dann setzt er den Oberberater seinen Mitarbeitern vor die Nase und degradiert sie damit zu Statisten.

      Als das Parlament wegen der Vorgänge Aufklärung verlangt, brüskiert er auch noch die Abgeordneten. Sie seien nicht zuständig und hätten kein parlamentarisches Kontrollrecht, argumentiert er, weil der Berater nicht aus Steuermitteln bezahlt werde.

      Wörtlich erklärte der ehemalige SPD-Minister Gerster im Bundestagsausschuss für Wirtschaftsfragen: „... das ist nicht die Zuständigkeit parlamentarischer Gremien, denn hier geben wir ausschließlich Versichertengelder aus.“ Weiter: „Nicht einmal dem ganzen Verwaltungsrat, sondern nur dem Präsidium werden wir berichten.“

      Wer so auftritt, dem kann kein Imageberater helfen. „Ausschließlich Versichertengeld“ hat er auch schon für die teure Renovierung seiner Vorstandsbüros ausgegeben, für Dienstwagenallüren und für Selbststilisierung. Jetzt kalkulieren die Aufseher der BA, wie viel Versichertengeld die Ablösung des „VV“ Florian Gerster kosten könnte."

      Quelle: Focus Online
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      schrieb am 30.11.03 22:36:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ging doch in erster Linie darum, Versichertengelder in die richtigen Hände zu transferieren. Wieviel für Gerster dabei abgefallen ist, wird wohl noch ans Tageslicht kommmen.
      Wer dieses Handeln auch noch versucht zu decken, macht sich mitschuldig an Veruntreung. Auf der Ebene von Gerster heutzutage ein Kavaliersdelikt, daß keinen Parlamentarier großartig berührt.
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      schrieb am 01.12.03 10:22:18
      Beitrag Nr. 3 ()
      Gersters saubere Geschäfte
      Der Chef der Bundesanstalt wäre gerne Unternehmer. Ein Mißverständnis. Die Anstalt ist ein Staatsbetrieb - zum Wohle der großen Arbeitslosenindustrie. "Schröder hat seinen besten Mann nach Nürnberg geschickt. Dort wurde er sogleich einbetoniert." Ursula Engelen-Kefer beaufsichtigt die Anstalt seit 1978. Die Gewerkschaften profitieren davon gut.

      Von Rainer Hank
      Der Mann versteht seinen Job nicht gut. Für eine "völlig neue Bundesagentur" wirbt Anstaltsleiter Florian Gerster: "Die müssen wir den Kunden und Arbeitgebern nahebringen." Das klingt, als solle die Bundesanstalt für Arbeit privatisiert werden. Wird sie aber nicht. Sie bekommt nur einen neuen Namen. Und allein der kostet, wie zu hören ist, zusätzlich 2,5 Millionen Euro.
      Doch allein mit einem neuen Namen werden aus Arbeitslosen noch lange keine Kunden. "Sollen sie auch gar nicht", sagt Dirk Niebel, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Denn die Bundesanstalt ist erfolgreich, wenn sie "Kunden" los wird. Ein Privatunternehmen hingegen muß seine Kunden halten.
      Daß Gerster so redet, wie er redet, liegt nicht an Gerster. Auch wenn er wahrscheinlich glaubt, was er sagt. Das ganze Managementchinesisch aber wurde von der Hartz-Kommission erfunden. Kostprobe: "Die Integration arbeitsloser Kunden soll beschleunigt werden und nachhaltig sein." Die Hartz-Kommission hat der deutschen Arbeitsverwaltung eine neue Kosmetik verpaßt. Das Staatsunternehmen soll so angemalt werden, als ob es ein privates Unternehmen wäre. Gerster muß das umsetzen: "Zielvereinbarungen für Mitarbeiter", "erfolgsorientierter Einsatz" oder "modulare Qualifizierung" heißen die Worthülsen. Gerster hat die Sprache gelernt, welche ihm für rund 60 Millionen Euro jene externen Berater (McKinsey, Roland Berger) eingeflüstert haben, die in der Hartz-Kommission das ganze Konzept geschäftsfördernd erfunden haben.
      Doch die Institution selbst wird nicht reformiert. "Schröder hat zwar mit Gerster den besten Mann auf seine wichtigste Baustelle geschickt. Aber dort wurde er sogleich einbetoniert", sagt Arbeitsmarktexperte Niebel. Und Betonarbeiter gibt es in der Anstalt nicht wenige: Die meisten finden sich in einem Gremium, das schönfärberisch Selbstverwaltung heißt und so etwas wie ein Aufsichtsrat sein soll. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die Herrschaft der Verbände: Der dreiköpfige Vorstand der Anstalt wird überwacht von einem Verwaltungsrat, der drittelparitätisch aus Gewerkschaftern, Arbeitgeberfunktionären und Regierungsvertretern zusammengesetzt ist. Ursula Engelen-Kefer zum Beispiel hat hier seit 1978 ununterbrochen Sitz und Stimme für den DGB. Der Ex-Chef der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, Roland Issen, gehört dem Gremium seit 1980 an.
      Dieser Verwaltungsrat hat die Macht über die Verteilung der Mittel. Und bedient dabei vor allem die eigene Klientel. Denn von der sogenannten aktiven Arbeitsmarktpolitik, all den vielen "Maßnahmen" der Fort- und Weiterbildung, profitieren die Bildungswerke der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände am meisten. Das ist eine grandiose Arbeitslosenindustrie, die aus nachvollziehbaren Gründen am Abbau der Arbeitslosigkeit wenig Interesse hat. Dann hätte sie schließlich auch keine "Kunden" mehr. Immerhin 13,5 Milliarden Euro gibt die Anstalt 2003 für "Ermessensleistungen" (darunter fällt im Amtsdeutsch auch die Fort- und Weiterbildung) aus. Zählt man 8,5 Milliarden Euro "sonstige Leistungen" hinzu, kommt ein Betrag von rund 22 Milliarden Euro des 46,5- Milliarden-Etats der Bundesanstalt zusammen, der nicht für die Auszahlung von Versicherungsleistungen verwendet wird. Effizient ist das Weiterbildungsgeschäft nicht, wie die Wirtschaftsforschungsinstitute beklagen. Die Mißerfolgsquote der Weiterbilder - also der Prozentsatz derer, die trotz Fortbildung keine Arbeit finden - liegt im Schnitt bei über 60 Prozent.
      Um so lukrativer ist das Geschäft für die Fortbilder. Mit 3000 Mitarbeitern erwirtschaften allein die Bildungswerke der Bayerischen Wirtschaft - "Partner der Arbeitsämter" nennen sie sich - in diesem Jahr 210 Millionen Euro. Rund die Hälfte davon stammt aus den Nürnberger Töpfen, berichtet der Chef der Unternehmensgruppe, Herbert Loebe. Bis zu zwei Prozent vom Umsatz verbleiben den Bayern als Gewinn, wiewohl Loebe über diesen Teil des Erfolgs ungern redet. Lieber redet er davon, daß die Wiedereingliederungsquote seiner Unternehmen mit 67 Prozent weit über den Bildungswerken der Gewerkschaft liegt.
      Seit freilich Gerster verordnet hat, daß künftig Geld aus Nürnberg nur gezahlt wird, wenn 70 Prozent der Absolventen sechs Monate nach Kursende nicht mehr arbeitslos sind, und außerdem alle Weiterbildung vom kommenden Jahr an landesweit ausgeschrieben werden muß, zittert die Branche. Denn sie ahnt, daß sie schrumpft. "Der Markt wird sich bereinigen", sagt Loebe. Kein Wunder, wenn Gerster nun vermutet, daß gerade die Agenten dieser Arbeitslosenindustrie im Verwaltungsrat der Anstalt die Beratungsgeschichte ins Rollen gebracht haben könnten.
      Nach einer Woche Debatte um Gerster dämmert vielen: Nicht Gerster ist das Problem, sondern die Bundesanstalt für Arbeit selbst. Zweifel kommen auf, ob die Anstalt überhaupt reformierbar ist. Ludwig-Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, will Nürnberg zur reinen Versicherungsagentur zurückstutzen. Der Arbeitslosenindustrie wäre die Finanzierungsgrundlage entzogen. Die FDP hat schon im September einen Antrag zur Neuordnung der Bundesanstalt für Arbeit in den Bundestag eingebracht, wonach die Arbeitslosenindustrie ausgetrocknet werden soll. Unterstützung erhalten die Kritiker von Ökonomen: "Die Bundesanstalt für Arbeit gehört abgeschafft", sagt schnörkellos der Hannoveraner Finanzwissenschaftler Stefan Homburg.


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