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    Kempinski AG - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.09.02 21:43:46 von
    neuester Beitrag 06.09.02 17:33:43 von
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      schrieb am 04.09.02 21:43:46
      Beitrag Nr. 1 ()

      Unauffälligkeit als Trumpf

      Aus den Ablagen: Leise pflegt die Kempinski AG die Arisierungsnachfolge

      Die BRD profitierte von nazistischer "Arisierung", Judendeportationen und Zwangsarbeit, denn mit ihrer Verjährungsgesetzgebung verhinderte sie die Rückgabe geraubten Eigentums. Das beweist der Fall Kempinski, dem das SWR-Fernsehen gestützt auf neues Material am Sonntag nachmittag eine zwar kurze, aber aufschlußreiche Sendung widmete. Die für den Aschinger-Konzern 1937 tätigen "Arisierungs"-Vollstrecker Steinke und Spethmann hatten sich das geraubte Kempinski-Eigentum nicht nur über das Kriegsende zu sichern gewußt, vielmehr wurden die beiden Handlanger von Todesdeportationen in der Bundesrepublik als verdienstvolle Persönlichkeiten gefeiert und gefördert. Der SWR-Film wurde im Rahmen der Serie "Ich trage einen großen Namen" mit Mela Kempinskis Bruder Fritz Teppich gesendet. Er könnte Anstoß für eine ausführliche Darstellung des exemplarischen Falles sein, dokumentarische Unterlagen sind reichlich vorhanden, schlummern jedoch weitgehend in Ablagen, so im Berliner Handelsregister. Daraus geht hervor, daß "Arisierer" Steinke von Reichssicherheitshauptamt- (RSHA)-Chef Kaltenbrunner noch im Sommer 1944 - offensichtlich für große Verdienste im Rahmen der Ausschaltung des konkurrierenden Canaris-Spionageapparates - den zum RSHA gehörenden Kempinski-Teil nebst wertvollen Berliner Grundstücken in aller Form übereignet erhielt. Gestützt auf seine Agentenbeziehungen in Politik und Justiz gelang es Steinke nach dem Krieg, die ins Ausland entkommenen Erben nach Hans Kempinski per Bruch des Erbschaftsgesetzes auszuschalten. Die damalige jüdische Familienfirma war ein Unternehmen der Restaurant- und Weinhandelsbranche, keine Hotelfirma. Zu der wurde sie erst nach 1945 durch die Ex-"Arisierer" gemacht. 1937 war nach langer Drangsalierung die "Entjudung" zugunsten des Aschinger-Konzerns unter den Managern Spethmann und Steinke erfolgt. Das eingedeutschte Unternehmen wurde als GmbH mit den Betrieben unter Spethmann sowie einer OHG mit den Auslandsfilialen unter Steinke weitergeführt. Streng konspirativ wurde die OHG vom RSHA zum Spionage- und Überwachungsstützpunkt ausgebaut. Schwerpunkt im System war das renommierte Kempinski-Restaurant in Amsterdam. Dort wurde der jüdische Geschäftsführer Danby belassen während in Deutschland der Kempinski-Mitinhaber Dr. Walter Unger aus dem KZ entlassen und als Pro-Forma-Chef eingesetzt wurde. So wurde nach außen hin der Eindruck erweckt, Kempinski sei weiter jüdisch. Eine Hauptaufgabe bestand in der Kontrolle der Abwehr des Admiral Canaris, die zahlreiche ihrer Aktionen über Amsterdam abwickelte. Das Kempinski-Amsterdam war dazu bestens geeignet. Währenddessen waren im Berliner Stammhaus in der Leipziger Straße mit seinen ausgedehnten unterirdischen Weinkellern, Vorratsräumen, Wäschereien usw. nahezu tausend Zwangsarbeiter eingespannt. Es gab eine KZ-ähnliche Schlafbaracke und eine uniformierte Betriebspolizei. Besonders miserabel erging es dort schuftenden jüdischen Zwangsarbeiterinnen. Im Winter 42 wurden diese unter den "Arisierungs"-Chefs Spethmann und Steinke von der Leipziger Straße aus gen Osten deportiert und vergast. Nachdem die jüdische Tarnung nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte, wurden auch Danby und Dr. Unger 1944 verschickt und ermordet, wobei im Falle Unger dem Steinke besondere Schuld zukommt. Nach 1945 wurden Spethmann und Steinke nie zur Verantwortung gezogen, vielmehr konnten sie die GmbH und die OHG in die "Hotelbetriebs AG" überführen und zum Hotelunternehmen umformen. Spethmann war zu diesem Zweck zum Vorstandsvorsitzenden der "H. AG" berufen worden. Diese Gesellschaft hatte vor 1933 zum Aschinger-Konzern gehört, die Hitler in der Weimarer Endzeit ihr "Hotel Kaiserhof" als Berliner Generalquartier zur Verfügung gestellt hatte. Goebbels jubelte: "Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei!" In den fünfziger Jahren gelangte die Firma nach mehrmaligem vernebelndem Namenswechsel als "Kempinski AG" wesentlich in Besitz der bundeseigenen "Lufthansa". Vielfache Bemühungen der Familie Hans Kempinski, ihr Eigentum zurückzuerhalten, scheiterten. Das weiter in "arischen Händen" befindliche Unternehmen stieg zum Flaggschiff der bundesdeutschen Hotelerie auf und besitzt weltweit rund zwei Dutzend Luxushotels an den wichtigsten Plätzen der Welt, versteckt unter jüdischem Namen. Doch von der Kurfürstendamm-Passage des "Bristol Hotel Kempinski" konnte bis Mitte der neunziger Jahre ungeachtet heftiger Proteste der Familie Hans Kempinski unangefochten das "Arisierungs"-Signet mit der sogenannten Hitlertraube grüßen. Angesichts der familiär-kempinskischen Beharrlichkeit wurde von Managerseite ein undurchsichtiges Besitzerwechselkarussell zum Rotieren gebracht. Unauffälligkeit als Trumpf. Das neue Berliner Renommierhotel "Adlon" wird nur noch diskret von der "arisierten" Firma Kempinski betrieben, in ihm finden Empfänge der Bundesregierung statt. Eine Initiative des Bundespräsidenten Rau ließ aufhorchen: Er strich das "Adlon" als präsidialen Veranstaltungsort und wählte statt dessen das "Haus der Kulturen der Welt" im Tiergarten. Sollte das eine Abwendung von bisher leise gepflegter "Arisierungs"-Nachfolge symbolisieren? Wann aber wird die durch Vergasungen, Deportationen, Zwangsarbeit belastete Hotelkette entsprechend dem Verlangen der Familie Hans Kempinski endlich den als weltweiten Türöffner mißbrauchten jüdischen Namen Kempinski ablegen?

      junge Welt, Di., 02.05.2000, Nr. 101, S. 12
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      schrieb am 06.09.02 17:33:43
      Beitrag Nr. 2 ()
      Was soll diese alte Meldung? Aktuell ist das doch eher eine Spekulation auf eine höhere Abfindung...


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