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    das unreflektierte Geschwätz vom Aufschwung - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 09.11.02 10:02:46 von
    neuester Beitrag 11.11.02 19:17:28 von
    Beiträge: 6
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      schrieb am 09.11.02 10:02:46
      Beitrag Nr. 1 ()
      Die Neue Formel ...oder das unreflektierte Geschwätz vom Aufschwung

      Ich leide im Moment unter der senilen Bettflucht und sitze schon morgens um sechs Uhr an meinem Arbeitsplatz. Behindert die Rallye, die wir seit 2 Wochen beobachten, etwa meinen Bärenschlaf?

      Nein - Es sind vielmehr die ständigen Emails von Lesern, die unter Rallye-Qualen zu leiden haben und wissen wollen (bei jeder Rallye übrigens dasselbe), wie weit das noch hochgeht und ob es eventuell nicht sein könnte, dass ....

      Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Anfragen beantworte ich gerne. Nur stellt sich mir manchmal die Frage: Hab ich mich bisher nicht verständlich genug ausgedrückt? Rede ich nicht bereits seit Monaten darüber, dass diese Baisse noch lange nicht beendet ist?

      Für das heutige Special habe ich deswegen versucht, mit meinem bescheidenen ökonomischen Sachverstand den Dingen mal aus fundamentaler Sicht auf die Schliche zu kommen. Vielleicht sind wir ja hinterher etwas schlauer, was die ökonomischen Realitäten betrifft.



      Sind Zinssenkungen das Viagra für den Aktienmarkt?

      Seit Beginn des Abstieges der Aktienmärkte vom Olymp der Exzesse hat die amerikanische Notenbank die Zinsen bereits 11mal gesenkt. Wie sich Zinssenkungsphasen in der Vergangenheit ausgewirkt haben, können wir im folgenden Bild sehen. In der Anfangsphase der Jahrhundert-Hausse war die Wirtschaft noch ein zartes Pflänzchen und wurde bis Mitte der 90iger Jahre mit Zinssenkungen gehätschelt. Sie wurde nach und nach robuster und der Herr des Geldes legte eine Pause ein bis 1999, sicherlich um Überhitzungen zu vermeiden. Doch bereits 1998 hatte die Real-Wirtschaft ihren Zenit, wie wir mittlerweile wissen. Es folgte die Phase von `Lug und Trug`, von getürkten Bilanzen, überdimensionalen Gewinnschätzungen, von Gier und Hirnlosigkeit in den Bank- und Vorstandsetagen und - last not least - bei den Anlegern.



      Der Total-Return-Index des S&P 500 zeigt seit 2000 nur noch stramm nach Süden. Wer also 1998 den S&P 500 gekauft hat, liegt bereits heute im Minus (was die Erträge aus dem S&P betrifft). 11 Zinssenkungen konnten bisher die Talfahrt nicht aufhalten, obwohl die Zinsen mittlerweile niedriger sind als 1993.

      Also nix Viagra?

      Die Erklärung liegt beim Wort `Überkapazitäten`. Karl Marx hat es schon vor über 200 Jahren beschrieben. Die Schaffung von Überkapazitäten ist dem Kapitalismus immanent und führt darum immer wieder zu zyklischen Kontraktionen der Wirtschaft. Solange die Phase der Expansion noch nicht beendet ist, scheinen Zinssenkungen den Aktienmarkt anzutreiben. Doch mit Beginn der Kontraktionsphase scheint das Viagra nutzlos.

      Benutzt man einen 10jährigen Durchschnittswert für den Return des S&P und schaut sich sehr lange historische Zeiträume an, wie im folgenden Bild von contraryinvestor.com, dann sind die zyklischen Kontraktionsphasen gut zu erkennen. Sie scheinen immer dann zu enden, wenn der Return des S&P bei Null angelangt ist. Dass wir ins nicht in einem kleinen Abschwung inmitten eines großen Aufwärtszyklus befinden (Herr Thieme und Herr Heller bitte zweimal lesen) ist ebenfalls zu erkennen. Der große (Aufwärts-)Zyklus endete mit dem letzten Jahrhundert. Man ist geneigt anzunehmen, dass wir erst wieder bei der Null-Linie landen müssen, bevor ein neuer großer Zyklus beginnt. Steigende Kurse dürften somit - anders als bisher - als Bearmarketrallies gelten (Im großen Maßstab natürlich). Die Herren von contraryinvestor drücken sich da vorsichtig aus: Wird es wieder so kommen?

      Aber ich denke, diese Vorsicht ist unnötig. Nach allem, was wir inzwischen von der gesamtwirtschaftlichen Lage wissen, wird es zwangsläufig wieder so werden.

      Städte am Rand der Pleite

      Länder und Kommunen am Rand der Pleite

      Rentenversicherung am Rand der Pleite

      Arbeitslosenversicherung am Rand der Pleite

      Krankenkassen am Rand der Pleite

      Staaten am Rand der Pleite (Argentinien, Japan, USA usw.)

      Ich vermute, dass die Kontraktion weiter voranschreitet, unaufhaltsam - egal welche Regierung regiert - bis die Pleite selbst am Rand der Pleite ist.



      Niedrige Zinsen sollen die Wirtschaft ankurbeln

      Betrachten wir die Nachfrage nach neuen Krediten bei großen und mittelgroßen US-Firmen, so fällt auf, dass sie trotz billigem Geld erheblich gesunken ist. Dafür kann es mehrere Gründe geben. Aber mit Sicherheit liegen die wesentlichen Ursachen in den Überkapazitäten, die noch nicht abgebaut wurden. Hinzu kommen steigende Insolvenzzahlen - wer pleite ist, braucht keinen Kredit mehr - und restriktive Kreditvergabe der Banken. Die Gründe für letzteres werden darin zu suchen sein, dass Banken sich wie eh und je prozyklisch verhalten. Bei schönem Wetter geben sie dem Kunden einen Regenschirm, bei schlechtem Wetter nehmen sie ihm diesen wieder weg.

      Die Möglichkeit, dass viele Unternehmen genügende Cash-Reserven besitzen und somit auf keine Kredite angewiesen sind, kann man getrost ausschließen bei der Betrachtung.



      Somit hätten wir schon eine erste Annäherung der Formel für den neuen Aufschwung. Wie jeder weiß, braucht man für die Produktion von Waren in erster Linie Rohstoffe. Der Total-Return Index für den Rohstoffindex (CRB) ist - hoppla - im steigen begriffen. Damit haben wir den nächsten Baustein für unsere Formel und können sie erweitern. Jetzt wird der Aufschwung schon wahrscheinlicher.



      Sollten die Zinssenkungen vielleicht doch - nur mit verzögerter Wirkung - greifen?

      Zu diesem Zweck schauen wir uns die Zinsen etwas genauer an. Zur Zeit ist in Amerika ein geschichtliches Phänomen zu beobachten. Die gesamte Volkswirtschaft soll mit einem boomenden Immobilienmarkt wieder auf die Füße kommen. Billige Hypothekenzinsen und hohe Preise für Eigenheime als Synonym für Reichtum und Wohlstand. Jo, sagt der Schwabe - das kenn ich. Eine gute Sache so ein Häusle.

      Betrachtet man die Hypothekenzinsen nicht allein, sondern auch die Veränderungsrate (das Momentum sozusagen), dann fallen Divergenzen auf. Diese Divergenzen, das kennen wir aus der Aktienanalyse, haben die Angewohnheit sich in der Form aufzulösen, dass der Preis dem Indikator folgt. So führten negative Divergenzen der Änderungsrate in der Vergangenheit immer wieder zu stark steigenden Zinsen für Immobilienkredite. Dies hat seine Ursache im Anstieg der allgemeinen langfristigen Zinsen, denn die Institute, die diese Kredite an Immobilienkäufer herausgeben, müssen sich am Kapitalmarkt refinanzieren.





      Unsere Formel kann nun wiederum erweitert werden. Ein wesentlicher Bestandteil des ökonomischen Cocktails wird dazu gegeben und nachdem wir das Reagenzglas gut geschüttelt haben, können wir notieren:



      Die Neue Formel
      Nachlassende Investitionstätigkeit
      + Überkapazitäten
      + Steigende Rohstoffpreise
      + Steigende Zinsen
      = Aufschwung

      Ich mache mir keine Illusionen - dann werde ich weiterhin besorgte Emails beantworten :)

      In diesem Sinne, der Weg ist das Ziel ;)
      wir werden noch viele Kauf-& Verkaufszenarien erleben :D

      Gruß
      yoyostock

      Ach ja, eins hatte ich ja noch vergessen. Wenn schon neuer Aufschwung, dann bitte unter dem alten Motto von früher: Lets go parabolic.

      Avatar
      schrieb am 09.11.02 10:42:18
      Beitrag Nr. 2 ()
      vielleicht mal noch zur besseren Veranschaulichung:



      PS: für alle die, die jetzt ein wenig geschockt und depressiv geworden sind....
      ..auf dem Weg in den Keller, findet man hier und da noch ein kleines Goldstück...man muß es nur aufheben ;)
      Avatar
      schrieb am 09.11.02 11:09:48
      Beitrag Nr. 3 ()
      Sehr konstruktiver Beitrag. Mit unseren zusätzlichen Problemen in Deutschland dürfte der Dax noch für Jahre im Keller bleiben. Wenn man noch das Problem der Pensionsfonds in den USA hinzuaddierst dann sieht man, dass das ganze System bald in sich zusammenbrechen könnte.
      Oder mainst du (Yogostock) dass es nur eine vorübergehende Phase ist? Bei den ganzen Problemen sehe ich nicht aus welchen Gründen ein Wirtschauftsaufschwung in kürze kommen sollte?
      Avatar
      schrieb am 09.11.02 11:20:12
      Beitrag Nr. 4 ()
      ..ich werde heute Nachmittag, hier einen Chart reinstellen, an dem man sieht, wie die ganze Sache sich entwickeln wird.
      Ein wirtschaftlicher Aufschwung...dieses Wort müßte man eigentlich analysieren..was versteht diese Wirtschaft unter einem W.-Aufschwung.
      Laß es mich so formulieren..wir versuchen den Abschwung im Zeitraffer gesehen, abzufedern.
      Die ganzen Dinge sollte man nicht im Zeitraum von Wochen,Monaten, schon garnicht in Tagen sehen.
      Wie schon erwähnt, ein globales Problem von Überkapazität etc. das auseinander klaffen der "Schere"...Reichtum/Armut.
      Gruß
      yoyostock
      Avatar
      schrieb am 09.11.02 13:06:19
      Beitrag Nr. 5 ()
      Ausbildung eines Rounding Bottoms


      Der Nikkei hat seine Talfahrt verlangsamt und die Dynamik des Marktes nimmt ab. Die Fanlines und die Ellipse legen eine mehrjährige Bodenbildung des japanischen Aktienmarktes nahe. Allerdings dürften noch mindestens 2 Jahre in`s Land gehen, bis der gesamte Markt wieder interessant wird. Unter Umständen dürfte es sich lohnen, bestimmte Einzelwerte unter die Lupe zu nehmen und dort nach einer abgeschlossenen Bodenbildung zu suchen. Nach unten scheint der Markt aus charttechnischer Sicht gegen größere Einbrüche abgesichert. Wer langfristig investiert, sollte im nächsten Jahr ausgewählte Titel einsammeln. Im Vergleich zum amerikanischen Markt erscheint Japan als der interessantere Markt für Langfrist-Investoren.

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      schrieb am 11.11.02 19:17:28
      Beitrag Nr. 6 ()
      ..die 3.000er wird nicht kampflos fallen, also stellt Euch morgen auf leicht steigende Kurse ein, es sei denn, Saddam funkt wirklich noch dazwischen. Bis jetzt nur "Säbelrasseln"


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