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    +++ Senator +++ Von der Rolle !!! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 16.06.03 17:52:01 von
    neuester Beitrag 16.06.03 22:46:02 von
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      schrieb am 16.06.03 17:52:01
      Beitrag Nr. 1 ()
      Senator Entertainment

      Von der Rolle

      Der jähe Absturz der Berliner Film- und Börsenfirma Senator Entertainment: Es sei schon „dramatisch“, sagt selbst Vorstandschef Huth.

      von Ulf Brychcy und Hans-Jürgen Jakobs



      (SZ vom 17.06.2003) — Wenn eine börsennotierte Aktiengesellschaft etwas Brisantes lieber nicht so groß in der Zeitung sehen möchte, empfiehlt sich eine Veröffentlichung zum Wochenende hin.

      Die Redaktionen sind schlecht besetzt, manches läuft kurz durch. Senator Entertainment hat am vergangenen Freitag um 21.39 Uhr, gut versteckt, erschütternde Zahlen zum Geschäftsjahr 2002 vorgelegt. Am Montag fanden sich dann kleine Einspalter in der Presse – und doch handelt es sich hier um einen jähen Sturz, der an Firmen wie EM.TV erinnern lässt.



      Ein Notfall

      Danach ist die Senator-Gruppe, die mit manchen bekannten deutschen Filmstars (Til Schweiger) und Produktionen (Aimée und Jaguar, Comedian Harmonists) zu tun hat, ein Fall für die Sanierungsbranche – das Unternehmen ist von der Rolle. Hängt es damit zusammen, dass erstmals nach drei Jahren keine Rechentricks festzustellen sind?

      Der Umsatz jedenfalls sackte mit einem Male von 140,1 Millionen auf nur noch 63,6 Millionen Euro, ein weiterer Rückgang ist angekündigt. An Gesamtverlusten meldet Vorstandschef Hanno Huth die Rekordmarke von 178,2 Millionen Euro (Vorjahr: 4,2 Millionen minus).

      Erst jetzt korrigierte er beispielsweise den Wert seiner 25-Prozent-Beteiligung an der kriselnden Cinemaxx-Kinokette und schrieb fast 69 Millionen Euro außerplanmäßig ab. Das eigene Filmvermögen wurde um 142,6 Millionen Euro nach unten korrigiert – ein Notfall.

      Die erst jetzt Mitte Juni – also auffallend spät – veröffentlichte Bilanz sei ein „Desaster“, räumt Huth gegenüber der Süddeutschen Zeitung ein. Er habe sich deshalb entschlossen, „die Dinge wieder selbst in die Hand zu nehmen“.

      Ein einstiger Mitarbeiter befürchtet jedoch das Schlimmste: „Der ist weder Unternehmer, noch kann er mit Geld umgehen.“ Wenn man den bald 50-Jährigen auf die drückend hohen kurzfristigen Bankschulden von knapp 153 Millionen Euro anspricht und darauf, wie lange die deutschen Kreditinstitute noch stillhalten, wird der Senator-Chef einsilbig: „Das sind doch Firmeninterna.“



      Silly Money

      Den atemberaubenden Konzernverlust kann Huth umso besser erklären: Ja, es liege an Cinemaxx, aber auch am fehlgeschlagenen Bündnis mit dem US-Filmproduzenten Joe Roth (Black Hawk Down). Und dann habe es da noch umfassende Abwertungen auf das eigene Filmvermögen gegeben: „Das ist schon dramatisch.“

      Und wohl auch seine Schuld. Der Mann, der gern mit Fahrer und Limousine vor der Berliner In-Kneipe Paris Bar aufkreuzt, um dort mit dicker Zigarre den erfolgreichen Filmproduzenten zu geben, hat das Geld seiner freien Aktionäre verbrannt. In Hollywood hat man vor Jahren dafür den Begriff „silly money“ geprägt, und nun ist die Stunde der Wahrheit gekommen.

      Der Kauf der Cinemaxx-Beteiligung für 87 Millionen Euro, das Abenteuer mit Joe Roth – alles Entscheidungen von Huth, der zumindest nach außen den Laden führt. „Impulsiv, aufbrausend und manchmal irrational“, wie ein einstiger Vertrauter behauptet.

      Wobei offen ist, ob nicht doch Huths Ziehvater Michael Krohne, Firmengründer und derzeit einflussreicher Mitaktionär und Aufsichtsratschef, die große Richtung vorgibt. Den Aktionären dürfte dies egal sein: Der Kurs von Senator Entertainment dümpelt bei 40 Cent.

      Strippenzieher Krone hinterlässt selten Spuren. Und doch weisen manche Dokumente zurück auf Skandale in den Achtzigern und Neunzigern, als die Vorläuferfirmen Deveco und Sedeco Geld von Anlegern einsammelten. In einem Zivilprozess vor dem Oberlandesgericht Frankfurt offenbarte Ex-Aufsichtsrat Karl-Jürgen Schmutzler Anfang 2002, dass etwa Fonds Nummer 36 nach einem halben Jahr 6,87 Millionen Mark ausschüttete, obwohl nur ein Gewinn von 120.722 Mark verbucht war.

      In jenen Prozesstagen war Senator Entertainment schon lange von der Bayerischen Landesbank an die Börse gebracht worden, wo sie mit stürmischen Prognosen auffiel. Doch wie konnten Wünsche zur Wirklichkeit werden?Im Jahr 1999 wurde aktenkundig, dass Senator Filme an die Firma Central verkaufte, die ihr damals zu 25 Prozent gehörte.

      Das war Umsatz. Später dann kaufte Senator die Beteiligung einfach ganz und konnte schön konsolidieren. Im Herbst 2000 wurde ein dickes Filmpaket für 106,5 Millionen verkauft – nicht etwa an TV-Sender wie ProSieben oder das ZDF, die zu diesem Zeitpunkt das Sparen entdeckten. Nein, Abnehmer war eine andere Firma, deren Namen Vorstandschef Huth beharrlich verschwieg. Es soll sich dabei um einen Ableger der Hamburger Albis Leasing handeln, die bis dato im Filmwesen nicht aufgefallen war.

      Wurde Senator-Ware, gegen Gebühr, geparkt? Fürs Jahr 2001 meldete die Entertainment-Firma aus Berlin schließlich 90 Millionen Mark Umsatz im Weltvertrieb, was bei einzelnen Analysten auch zu Fragen führte.

      Wegen des mutmaßlichen Deals mit Albis ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft. Der Verdacht: Es könnte ein Scheingeschäft sein. Vorstandschef Huth dementiert ausdrücklich.

      Der großbebrillte Manager, der auf eine Bilanzpressekonferenz verzichten will, kann die ganze Aufregung kaum verstehen. „Das hat doch auch mit dem miserablen Medienmarkt zu tun und nicht damit, dass wir alle doof sind.“ Er denkt lieber an die Zeit vor dem Börsengang zurück: „Da war Senator profitabel.“

      Eine Botschaft ist ihm noch wichtig, bevor er wieder nach Mülheim an der Ruhr fährt, wo er mit seinem Freund Helge Schneider einen neuen Film dreht, der im Herbst in die Kinos gebracht werden soll. „Von Senator wird man in Zukunft wieder Positives hören.“ Dazu gehört auch der Verleih für einen Film von Sönke Wortmann über die 1954er Nationalmannschaft mit dem schönen Titel: Das Wunder von Bern. Wunder gibt’s ja immer wieder.
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      schrieb am 16.06.03 17:54:11
      Beitrag Nr. 2 ()
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      schrieb am 16.06.03 18:57:24
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ohne Aktivierung latenter Steuern wäre der Konzern überschuldet. Der Umsatz im 4. Quartal 2002 betrug nur 3 Millionen €, und war damit nochmals dramatisch schlechter als die Vorquartale. Spürbare Kostensenkungen dagegen bleiben aus, insbesondere beim Personal (& Vorstand!).

      Trotz emsigen Suchens (der Börsenkurs scheint ja verlockend) finde ich nichts Positives in diesem Jahresabschluß. Das Überleben dieses Unternehmens hängt nun ausschließlich vom Wohlwollen der kreditgebenden Banken ab.

      Reiner Zock denkbar, aber (für mich) sicher nicht über 0,40.
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      schrieb am 16.06.03 22:46:02
      Beitrag Nr. 4 ()
      Seh ich genauso. Fundamental betrachtet müsste Senator in Kürze die 10-cent-Marke tangieren. Bin gespannt ob der - nach wie vor bekannte - Markenname solche Tiefen verhindert.
      War ja selbst immer wieder mal in Senator investiert, wollte zweimal sogar (bei kanpp 2 Euro und bei 0,4) eine Langfristposition aufbauen. Hab´s dann zum Glück bei netten Trades belassen.
      Derzeit seh ich hier aber wirklich schwarz. Zumal die Filme, die sie in der Pipeline haben, niemals ausreichen um mit den Schulden zurande zu kommen. Und wenn jetzt Kirch-Media seine Bibliothek auflöst dann wird es längere Zeit keine grossen TV-deals mehr geben.
      Möchte wissen was die den Banken erklären, damit die den Hahn nicht ganz abdrehen.
      Wäre trotz allem schade um das Unternehmen, einige Filme waren wirklich gut. Und Hr. Homburg - auch wenn er hier offensichtlich keine Groupies hat - ein ganz sympathischer Gesprächspartner. ( Ist halt sein Job das Unternehmen positiv zu sehen und zu kommunizieren. )

      Wie dem auch sein: Bei 10 cent werde ich mir vielleicht mal ein paar Tausend Stück isn Depot legen - sollten sie´s wider Erwarten doch noch schaffen.
      Die momentane MK von 15 Mio Euro ist aber um Eckhäuser zu hoch.


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