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    - Keine Beschleunigung des US-Wirtschaftswachstums in Sicht - - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.07.03 20:15:51 von
    neuester Beitrag 11.07.03 21:24:18 von
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      schrieb am 11.07.03 20:15:51
      Beitrag Nr. 1 ()
      Freitag, 11. Juli 2003

      Keine Beschleunigung des US-Wirtschaftswachstums in Sicht

      von Dr. Kurt Richebächer

      Mr. Greenspan hat die neue Unverwüstlichkeit der US-Wirtschaft gelobt,
      die sich sowohl gegenüber dem Platzen der Spekulationsblase am
      Aktienmarkt als auch gegenüber diversen Terrorattacken und dem
      Irakkrieg sehr widerstandsfähig gezeigt hat.

      Aber die Sache ist offensichtlich. Was eine tiefere und längere
      Rezession vermieden hat, ist die neue Spekulationsblase des
      "Konsumenten-Verschulden-und-Konsumieren". Dies hat das
      US-Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren angetrieben.

      Allerdings haben sich zwei Dinge geändert. Zunächst einmal hat sich
      eine Quelle hinter dieser Spekulationsblase geändert. Die steigenden
      Aktienkurse sind durch steigende Immobilienpreise ersetzt worden. Das
      zweite ist, dass man immer mehr neue Schulden braucht, um nur
      marginales Wirtschaftswachstum erzielen zu können.

      Meine sehr kritische Untersuchung der wirtschaftlichen Entwicklung der
      USA in den letzten 2 bis 3 Jahren findet eine gefährliche Diskrepanz,
      die sich zwischen den extrem freizügigen monetären und fiskalischen
      Impulsen und deren extrem armseligen Auswirkungen auf das
      Wirtschaftswachstum gezeigt hat.

      Zwischen 2000 und 2002 hat sich beim US-Bundeshaushalt der Überschuss
      von 295 Mrd. Dollar in ein Defizit von 257 Mrd. Dollar verwandelt. Und
      im laufenden Jahr könnte nimmt das Defizit Kurs auf 400-500 Mrd.
      Dollar. Seit 2000 ist die gesamte Verschuldung auf 4,4 Billionen
      Dollar gestiegen.

      Was hat diese Kredit und Schulden Überschwemmung für einen Effekt auf
      das Wirtschaftswachstum gehabt? Nun, das amerikanische
      Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs in diesen zwei Jahren um reale
      248 Mrd. Dollar, nominal lag das Wachstum bei 621 Mrd. Dollar. Für
      mich ist das ein komplettes Versagen der Schuldenpolitik.

      Und Mr. Greenspan und die Fed sind auch etwas zurückhaltender
      geworden, wenn es um die Aussichten der Wirtschaft geht. Im letzten
      "Beige Book" der Fed wird eingeräumt, dass die wirtschaftliche
      Aktivität zäh bleibt. "Obwohl das Verschwinden der kriegsbedingten
      Bedenken das Konsumentenvertrauen und das Vertrauen der Unternehmen
      etwas gebessert hat, war dieser Effekt nicht dramatisch", so der
      Bericht.

      Die Konsumausgaben "blieben trübe". Der Arbeitsmarkt wird als
      "schwach" beschrieben, und die Aktivität im produzierenden Gewerbe als
      "gemischt". Besonders eine Bemerkung in Bezug auf die Konsumausgaben
      schockierte mich: "Die Konsumausgaben waren im April und Mai insgesamt
      schwach. Die Einzelhandelsumsätze erhöhten sich nach den
      Schlussverkäufen im März, aber die meisten Berichte zeigen, dass die
      Umsätze unter dem Niveau vom letzten Jahr blieben."

      Diese Schwäche der Konsumausgaben ist ominös, wenn man bedenkt, dass
      das Schuldenmachen und Hypotheken-Erhöhen neue Rekorde erreicht hat.
      Sowohl die Umsätze mit neuen als auch die mit existierenden Häusern
      sind im letzten Jahr auf Rekordwerte gestiegen, mit neuen Hypotheken
      im Wert von 2,5 Billionen Dollar. Laut den Schätzungen der "Mortgage
      Bankers Association" könnten in diesem Jahr Hypotheken im Wert von
      sogar 3 Billionen Dollar vergeben werden, davon über 1,7 Mrd. Dollar
      als Erhöhung bestehender Hypotheken.

      Wohin ging und geht all dieses Geld? Ich habe mir das Muster der
      Konsumausgaben von 2002 bis ins erste Quartal 2003 hinein angesehen.
      Und ich habe etwas gefunden, was mich deutlich überrascht hat.

      Neben einem temporären, kleineren Anstieg der Zahl der Autoverkäufe
      waren die Ausgaben für dauerhafte Konsumgüter ziemlich unverändert
      gegenüber den jeweiligen Vorjahreswerten. Bei den nicht dauerhaften
      Konsumgütern gab es größere Zuwächse bei den Ausgaben für Nahrung und
      Benzin. Aber 63 % der zusätzlichen Konsumausgaben entfielen auf den
      Bereich Dienstleistungen - und dabei hauptsächlich auf die Bereiche
      "Wohnen" und "Gesundheitskosten".

      Ich habe dann die Zahlen zum BIP in Bezug auf eine breite Erholung der
      Unternehmensinvestitionen untersucht. Diese sehe ich nicht. Zu den
      Fakten:

      Die Unternehmensinvestitionen für Ausrüstung und Software haben sich
      um 1,2 % bzw. um 10,0 Mrd. Dollar erhöht (in heutigen Dollar), was
      fast eine Stagnation ist. Ein Bereich hat allerdings deutlich zugelegt
      - Computer und IT-Zubehör -, hier gab es einen Anstieg um 56 Mrd.
      Dollar oder um 21 %. Für viele Bullen ist das ein Lichtstreif am
      Himmel der sonst verdunkelten Wirtschaftslage. Aber ich sehe nichts
      als Preiserhöhungen. Denn in heutigen Dollar sind die Ausgaben für
      Computer nur um 4,4 Mrd. Dollar gestiegen.

      Wenn es um die Wahrscheinlichkeit einer breiten Erholung der
      Unternehmensinvestitionen geht, dann kann ich nur das wiederholen, was
      ich schon oft betont habe. Die Gewinnaussichten der Unternehmen sind
      das, worauf es ankommt. Positive Effekte auf makroökonomischer Ebene
      waren im letzten Jahr die steigenden Staatsausgaben und die steigende
      Zahl der Haus-Neubauten. Größere negative Effekte waren der
      kontinuierliche Anstieg des Handelsbilanzdefizits und die
      zurückgehenden Netto-Investitionen, was zum größten Teil dem
      kontinuierlichen Anstieg der Abschreibungen zuzuschreiben war.

      Fakt ist, dass es keine vernünftigen Gründe für eine unmittelbar
      bevorstehende Erholung des US-Wirtschaftswachstums im Allgemeinen und
      der Investitionen im Besonderen gibt. Alle optimistischen Prognosen
      basieren auf der Überzeugung, dass die Fed und die US-Regierung die
      Fähigkeit haben, eine Erholung unter allen Umständen herbeizuführen.
      Der Chor, der die Fed dazu auffordert, den Geldhahn noch weiter
      aufzudrehen, ist ohrenbetäubend geworden.
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 20:58:16
      Beitrag Nr. 2 ()
      Meine persönliche Vermutung ist, daß die amerikanische Wirtschaft niedrige Ölpreise wie zur Zeit der Asienkrise oder phantasieanregende Innovationen auf dem Gebiet der Energiewirtschaft braucht, um wieder auf manisches Wachstumstempo einzuschwenken.
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 21:24:18
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ich denke, USA hat bereits versagt. Noch einige Zeit hilft „Täuschen und Abschrecken“, aber langsam wird Lage immer ernsthafter. Irgendwann sogar überzeugte Optimisten, sozusagen geborene Idioten werden vorsichtiger. Dann geht Konsum nur in eine Richtung, nämlich nach unten.
      Niedrige Zinsen bedeutend in Prinzip nicht weiteres, das es sinnlos ist, Geld auszugeben. Geld pumpen geht wie immer mit 90-95% in die Taschen von Superreichen, nur Staatsverschuldung steigt.
      Wenn irgendwann WTC2 kommt, wird es alles für den USA verloren, weil alle werden danach WTC3 und 4 erwarten. Danach wird aber gesagt, das Terroristen ganze Schuld an der Wirtschaftmiesere tragen.


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