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Freitag, 11. Juli 2003
Keine Beschleunigung des US-Wirtschaftswachstums in Sicht
von Dr. Kurt Richebächer
Mr. Greenspan hat die neue Unverwüstlichkeit der US-Wirtschaft gelobt,
die sich sowohl gegenüber dem Platzen der Spekulationsblase am
Aktienmarkt als auch gegenüber diversen Terrorattacken und dem
Irakkrieg sehr widerstandsfähig gezeigt hat.
Aber die Sache ist offensichtlich. Was eine tiefere und längere
Rezession vermieden hat, ist die neue Spekulationsblase des
"Konsumenten-Verschulden-und-Konsumieren". Dies hat das
US-Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren angetrieben.
Allerdings haben sich zwei Dinge geändert. Zunächst einmal hat sich
eine Quelle hinter dieser Spekulationsblase geändert. Die steigenden
Aktienkurse sind durch steigende Immobilienpreise ersetzt worden. Das
zweite ist, dass man immer mehr neue Schulden braucht, um nur
marginales Wirtschaftswachstum erzielen zu können.
Meine sehr kritische Untersuchung der wirtschaftlichen Entwicklung der
USA in den letzten 2 bis 3 Jahren findet eine gefährliche Diskrepanz,
die sich zwischen den extrem freizügigen monetären und fiskalischen
Impulsen und deren extrem armseligen Auswirkungen auf das
Wirtschaftswachstum gezeigt hat.
Zwischen 2000 und 2002 hat sich beim US-Bundeshaushalt der Überschuss
von 295 Mrd. Dollar in ein Defizit von 257 Mrd. Dollar verwandelt. Und
im laufenden Jahr könnte nimmt das Defizit Kurs auf 400-500 Mrd.
Dollar. Seit 2000 ist die gesamte Verschuldung auf 4,4 Billionen
Dollar gestiegen.
Was hat diese Kredit und Schulden Überschwemmung für einen Effekt auf
das Wirtschaftswachstum gehabt? Nun, das amerikanische
Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs in diesen zwei Jahren um reale
248 Mrd. Dollar, nominal lag das Wachstum bei 621 Mrd. Dollar. Für
mich ist das ein komplettes Versagen der Schuldenpolitik.
Und Mr. Greenspan und die Fed sind auch etwas zurückhaltender
geworden, wenn es um die Aussichten der Wirtschaft geht. Im letzten
"Beige Book" der Fed wird eingeräumt, dass die wirtschaftliche
Aktivität zäh bleibt. "Obwohl das Verschwinden der kriegsbedingten
Bedenken das Konsumentenvertrauen und das Vertrauen der Unternehmen
etwas gebessert hat, war dieser Effekt nicht dramatisch", so der
Bericht.
Die Konsumausgaben "blieben trübe". Der Arbeitsmarkt wird als
"schwach" beschrieben, und die Aktivität im produzierenden Gewerbe als
"gemischt". Besonders eine Bemerkung in Bezug auf die Konsumausgaben
schockierte mich: "Die Konsumausgaben waren im April und Mai insgesamt
schwach. Die Einzelhandelsumsätze erhöhten sich nach den
Schlussverkäufen im März, aber die meisten Berichte zeigen, dass die
Umsätze unter dem Niveau vom letzten Jahr blieben."
Diese Schwäche der Konsumausgaben ist ominös, wenn man bedenkt, dass
das Schuldenmachen und Hypotheken-Erhöhen neue Rekorde erreicht hat.
Sowohl die Umsätze mit neuen als auch die mit existierenden Häusern
sind im letzten Jahr auf Rekordwerte gestiegen, mit neuen Hypotheken
im Wert von 2,5 Billionen Dollar. Laut den Schätzungen der "Mortgage
Bankers Association" könnten in diesem Jahr Hypotheken im Wert von
sogar 3 Billionen Dollar vergeben werden, davon über 1,7 Mrd. Dollar
als Erhöhung bestehender Hypotheken.
Wohin ging und geht all dieses Geld? Ich habe mir das Muster der
Konsumausgaben von 2002 bis ins erste Quartal 2003 hinein angesehen.
Und ich habe etwas gefunden, was mich deutlich überrascht hat.
Neben einem temporären, kleineren Anstieg der Zahl der Autoverkäufe
waren die Ausgaben für dauerhafte Konsumgüter ziemlich unverändert
gegenüber den jeweiligen Vorjahreswerten. Bei den nicht dauerhaften
Konsumgütern gab es größere Zuwächse bei den Ausgaben für Nahrung und
Benzin. Aber 63 % der zusätzlichen Konsumausgaben entfielen auf den
Bereich Dienstleistungen - und dabei hauptsächlich auf die Bereiche
"Wohnen" und "Gesundheitskosten".
Ich habe dann die Zahlen zum BIP in Bezug auf eine breite Erholung der
Unternehmensinvestitionen untersucht. Diese sehe ich nicht. Zu den
Fakten:
Die Unternehmensinvestitionen für Ausrüstung und Software haben sich
um 1,2 % bzw. um 10,0 Mrd. Dollar erhöht (in heutigen Dollar), was
fast eine Stagnation ist. Ein Bereich hat allerdings deutlich zugelegt
- Computer und IT-Zubehör -, hier gab es einen Anstieg um 56 Mrd.
Dollar oder um 21 %. Für viele Bullen ist das ein Lichtstreif am
Himmel der sonst verdunkelten Wirtschaftslage. Aber ich sehe nichts
als Preiserhöhungen. Denn in heutigen Dollar sind die Ausgaben für
Computer nur um 4,4 Mrd. Dollar gestiegen.
Wenn es um die Wahrscheinlichkeit einer breiten Erholung der
Unternehmensinvestitionen geht, dann kann ich nur das wiederholen, was
ich schon oft betont habe. Die Gewinnaussichten der Unternehmen sind
das, worauf es ankommt. Positive Effekte auf makroökonomischer Ebene
waren im letzten Jahr die steigenden Staatsausgaben und die steigende
Zahl der Haus-Neubauten. Größere negative Effekte waren der
kontinuierliche Anstieg des Handelsbilanzdefizits und die
zurückgehenden Netto-Investitionen, was zum größten Teil dem
kontinuierlichen Anstieg der Abschreibungen zuzuschreiben war.
Fakt ist, dass es keine vernünftigen Gründe für eine unmittelbar
bevorstehende Erholung des US-Wirtschaftswachstums im Allgemeinen und
der Investitionen im Besonderen gibt. Alle optimistischen Prognosen
basieren auf der Überzeugung, dass die Fed und die US-Regierung die
Fähigkeit haben, eine Erholung unter allen Umständen herbeizuführen.
Der Chor, der die Fed dazu auffordert, den Geldhahn noch weiter
aufzudrehen, ist ohrenbetäubend geworden.
Keine Beschleunigung des US-Wirtschaftswachstums in Sicht
von Dr. Kurt Richebächer
Mr. Greenspan hat die neue Unverwüstlichkeit der US-Wirtschaft gelobt,
die sich sowohl gegenüber dem Platzen der Spekulationsblase am
Aktienmarkt als auch gegenüber diversen Terrorattacken und dem
Irakkrieg sehr widerstandsfähig gezeigt hat.
Aber die Sache ist offensichtlich. Was eine tiefere und längere
Rezession vermieden hat, ist die neue Spekulationsblase des
"Konsumenten-Verschulden-und-Konsumieren". Dies hat das
US-Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren angetrieben.
Allerdings haben sich zwei Dinge geändert. Zunächst einmal hat sich
eine Quelle hinter dieser Spekulationsblase geändert. Die steigenden
Aktienkurse sind durch steigende Immobilienpreise ersetzt worden. Das
zweite ist, dass man immer mehr neue Schulden braucht, um nur
marginales Wirtschaftswachstum erzielen zu können.
Meine sehr kritische Untersuchung der wirtschaftlichen Entwicklung der
USA in den letzten 2 bis 3 Jahren findet eine gefährliche Diskrepanz,
die sich zwischen den extrem freizügigen monetären und fiskalischen
Impulsen und deren extrem armseligen Auswirkungen auf das
Wirtschaftswachstum gezeigt hat.
Zwischen 2000 und 2002 hat sich beim US-Bundeshaushalt der Überschuss
von 295 Mrd. Dollar in ein Defizit von 257 Mrd. Dollar verwandelt. Und
im laufenden Jahr könnte nimmt das Defizit Kurs auf 400-500 Mrd.
Dollar. Seit 2000 ist die gesamte Verschuldung auf 4,4 Billionen
Dollar gestiegen.
Was hat diese Kredit und Schulden Überschwemmung für einen Effekt auf
das Wirtschaftswachstum gehabt? Nun, das amerikanische
Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs in diesen zwei Jahren um reale
248 Mrd. Dollar, nominal lag das Wachstum bei 621 Mrd. Dollar. Für
mich ist das ein komplettes Versagen der Schuldenpolitik.
Und Mr. Greenspan und die Fed sind auch etwas zurückhaltender
geworden, wenn es um die Aussichten der Wirtschaft geht. Im letzten
"Beige Book" der Fed wird eingeräumt, dass die wirtschaftliche
Aktivität zäh bleibt. "Obwohl das Verschwinden der kriegsbedingten
Bedenken das Konsumentenvertrauen und das Vertrauen der Unternehmen
etwas gebessert hat, war dieser Effekt nicht dramatisch", so der
Bericht.
Die Konsumausgaben "blieben trübe". Der Arbeitsmarkt wird als
"schwach" beschrieben, und die Aktivität im produzierenden Gewerbe als
"gemischt". Besonders eine Bemerkung in Bezug auf die Konsumausgaben
schockierte mich: "Die Konsumausgaben waren im April und Mai insgesamt
schwach. Die Einzelhandelsumsätze erhöhten sich nach den
Schlussverkäufen im März, aber die meisten Berichte zeigen, dass die
Umsätze unter dem Niveau vom letzten Jahr blieben."
Diese Schwäche der Konsumausgaben ist ominös, wenn man bedenkt, dass
das Schuldenmachen und Hypotheken-Erhöhen neue Rekorde erreicht hat.
Sowohl die Umsätze mit neuen als auch die mit existierenden Häusern
sind im letzten Jahr auf Rekordwerte gestiegen, mit neuen Hypotheken
im Wert von 2,5 Billionen Dollar. Laut den Schätzungen der "Mortgage
Bankers Association" könnten in diesem Jahr Hypotheken im Wert von
sogar 3 Billionen Dollar vergeben werden, davon über 1,7 Mrd. Dollar
als Erhöhung bestehender Hypotheken.
Wohin ging und geht all dieses Geld? Ich habe mir das Muster der
Konsumausgaben von 2002 bis ins erste Quartal 2003 hinein angesehen.
Und ich habe etwas gefunden, was mich deutlich überrascht hat.
Neben einem temporären, kleineren Anstieg der Zahl der Autoverkäufe
waren die Ausgaben für dauerhafte Konsumgüter ziemlich unverändert
gegenüber den jeweiligen Vorjahreswerten. Bei den nicht dauerhaften
Konsumgütern gab es größere Zuwächse bei den Ausgaben für Nahrung und
Benzin. Aber 63 % der zusätzlichen Konsumausgaben entfielen auf den
Bereich Dienstleistungen - und dabei hauptsächlich auf die Bereiche
"Wohnen" und "Gesundheitskosten".
Ich habe dann die Zahlen zum BIP in Bezug auf eine breite Erholung der
Unternehmensinvestitionen untersucht. Diese sehe ich nicht. Zu den
Fakten:
Die Unternehmensinvestitionen für Ausrüstung und Software haben sich
um 1,2 % bzw. um 10,0 Mrd. Dollar erhöht (in heutigen Dollar), was
fast eine Stagnation ist. Ein Bereich hat allerdings deutlich zugelegt
- Computer und IT-Zubehör -, hier gab es einen Anstieg um 56 Mrd.
Dollar oder um 21 %. Für viele Bullen ist das ein Lichtstreif am
Himmel der sonst verdunkelten Wirtschaftslage. Aber ich sehe nichts
als Preiserhöhungen. Denn in heutigen Dollar sind die Ausgaben für
Computer nur um 4,4 Mrd. Dollar gestiegen.
Wenn es um die Wahrscheinlichkeit einer breiten Erholung der
Unternehmensinvestitionen geht, dann kann ich nur das wiederholen, was
ich schon oft betont habe. Die Gewinnaussichten der Unternehmen sind
das, worauf es ankommt. Positive Effekte auf makroökonomischer Ebene
waren im letzten Jahr die steigenden Staatsausgaben und die steigende
Zahl der Haus-Neubauten. Größere negative Effekte waren der
kontinuierliche Anstieg des Handelsbilanzdefizits und die
zurückgehenden Netto-Investitionen, was zum größten Teil dem
kontinuierlichen Anstieg der Abschreibungen zuzuschreiben war.
Fakt ist, dass es keine vernünftigen Gründe für eine unmittelbar
bevorstehende Erholung des US-Wirtschaftswachstums im Allgemeinen und
der Investitionen im Besonderen gibt. Alle optimistischen Prognosen
basieren auf der Überzeugung, dass die Fed und die US-Regierung die
Fähigkeit haben, eine Erholung unter allen Umständen herbeizuführen.
Der Chor, der die Fed dazu auffordert, den Geldhahn noch weiter
aufzudrehen, ist ohrenbetäubend geworden.
Meine persönliche Vermutung ist, daß die amerikanische Wirtschaft niedrige Ölpreise wie zur Zeit der Asienkrise oder phantasieanregende Innovationen auf dem Gebiet der Energiewirtschaft braucht, um wieder auf manisches Wachstumstempo einzuschwenken.
Ich denke, USA hat bereits versagt. Noch einige Zeit hilft „Täuschen und Abschrecken“, aber langsam wird Lage immer ernsthafter. Irgendwann sogar überzeugte Optimisten, sozusagen geborene Idioten werden vorsichtiger. Dann geht Konsum nur in eine Richtung, nämlich nach unten.
Niedrige Zinsen bedeutend in Prinzip nicht weiteres, das es sinnlos ist, Geld auszugeben. Geld pumpen geht wie immer mit 90-95% in die Taschen von Superreichen, nur Staatsverschuldung steigt.
Wenn irgendwann WTC2 kommt, wird es alles für den USA verloren, weil alle werden danach WTC3 und 4 erwarten. Danach wird aber gesagt, das Terroristen ganze Schuld an der Wirtschaftmiesere tragen.
Niedrige Zinsen bedeutend in Prinzip nicht weiteres, das es sinnlos ist, Geld auszugeben. Geld pumpen geht wie immer mit 90-95% in die Taschen von Superreichen, nur Staatsverschuldung steigt.
Wenn irgendwann WTC2 kommt, wird es alles für den USA verloren, weil alle werden danach WTC3 und 4 erwarten. Danach wird aber gesagt, das Terroristen ganze Schuld an der Wirtschaftmiesere tragen.
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