warum fallen wir heute ? nach der vorgabe der amis! - 500 Beiträge pro Seite

[kristopher]

bitte um hilfe,da ich die börse heute nicht verstehe.

gestern sind doch die amis gestiegen,sogar auf neue hights.
warum fällt dann der dax und seine brüder.
wird die börse heute noch drehen?
oder kommen gewinnmitnahmen in den usa,und wir fallen noch viel tiefer?

danke
krisi

[matthiasch]

dreifacher Hexensabbat

[kristopher]

was heißt das ?


steigen wir denn wieder?

[znaips]

LOL

[matthiasch]

Heute ist großer Verfallstag. Ich hoffe, das hilft jetzt

[kristopher]

sorry,ich hoffe ich nerve nicht.
aber wär verfällt?
die aktien sind doch nicht weg.
also warum verfall?
sorry aber den kenn ich nicht.
danke
krisi

[matthiasch]

Hallo

Sorry,war gerade was essen.

Wäre jetzt etwas zu ausführlich, aber lies dir mal von dem Test den oberen Teil durch. Wenn noch Fragen sind..



Daytrader aufgepaßt: Ölt schon heute Eure Rechner und putzt die Monitore, denn morgen ist ein ausgesprochen Weiser Tag: Der sogenannte dreifache Hexensabbat an der Terminbörse Eurex, auch großer Verfallstag genannt, steht an. Im Umfeld dieses Tages kommt es immer wieder zu überraschenden Verwerfungen am Aktienmarkt, die scheinbar keine Erklärung haben. Dafür sind die Kräfte des Terminmarktes verantwortlich, die um diese Zeit entfesselt werden. Wer nicht weiß, was da vor sich geht, kann von den Kursausschlägen sehr überrascht werden. Zocker hingegen, die die schnelle Mark vom Infineon-IPO rasch loswerden wollen, beschaffen sich jetzt rasch noch eine Termingeschäftsfähigkeit. Alle anderen Normalsterblichen ziehen es vor, an Verfallstagen bildschirmabstinent zu bleiben und zu warten, bis die erratischen Intradaycharts wieder abebben.

Warum? Was tun Daytrader, Hexen, Zocker und sonstige Apologeten heißer Luft an der Terminbörse? Was ist überhaupt eine Terminbörse? An der Terminbörse Eurex werden nicht Aktien, sondern Futures und Optionen gehandelt, sogenannte Derivate. Terminbörsen unterscheiden sich von Börsen dadurch, daß es auf den Termin ankommt. Das Timing, also der systematische Versuch, schlauer als der Rest der Welt sein zu wollen, ist Grundlage der Logik, auf der der Handel an Terminbörsen basiert: Ein Futurekontrakt ist im Grunde ein Kauf, der an einem Tag vereinbart wird, aber erst zu einem deutlich späteren Zeitpunkt, dem Termin, ausgeführt wird. Die deutschen Börsen wickeln einen normalen Aktienhandel innerhalb von zwei Tagen ab. Bei einem Futurekontrakt vereinbart man außer dem Preis und der Menge einen späteren Termin, an dem die dem Kontrakt zugrundeliegende Transaktion tatsächlich stattfinden soll. Man trennt also den Geschäftsabschluß, den sog. Kontrakt, von der eigentlichen Ausführung des Geschäfts.

Prinzipiell könnte man für die Ausführung eines Futurekontraktes jeden beliebigen Tag wählen. Damit aber nicht für jeden Handel erneut eine Übereinkunft für den Ausführungstermin und den Preis gefunden werden muß, bietet eine Terminbörse standardisierte Kontrakte an. Die Eurex vermittlet also nur Geschäfte zu bestimmten vorgegebenen Preisen und mit bestimmten vorgegebenen Abwicklungsterminen, den sogenannten Verfallstagen oder Abrechnungstagen. Einer dieser Tage ist jeder dritte Freitag im Monat, der uns morgen ins Haus steht. Noch ein Hinweis: An der Eurex werden keine Futures auf einzelne Aktien, sondern nur auf Indizes gehandelt. Der Handel damit funktioniert genauso, nur daß man einen Index nicht an der Aktienbörse handeln kann, da man einen Index nicht anfassen kann.

Beim Abschluß eines Futurekontraktes müssen beide Geschäftspartner bei der Eurex eine Sicherheitsleistung hinterlegen. Sie müssen einige Prozent des Kontraktwertes anzahlen. Das nennt man einen Einschuß. Am Abwicklungstag können die Futurehändler aber gar keinen Warenaustausch vornehmen. Stattdessen zahlen sie sich gegenseitig den Gewinn, der entstehen würde, wenn das Geschäft möglich wäre, und dann der Index sofort an der normalen Börse verkauft würde.

Ein Future funktioniert wie eine Wette auf einen Indexstand am Abwicklungstag. Ein Beispiel verdeutlicht das Prinzip: Ein Futurekontrakt hat einen Wert von 25 Euro pro DAX-Punkt. Stellen wir uns vor, wir würden den DAX direkt kaufen, z. B. mit einem Indexzertifikat, das ebenfalls 25 Euro je Punkt zahlt. (In Wahrheit zahlen Zertifikate oft aber nur einen Cent je Punkt.) Wenn nun der DAX am 1. Februar z. B. bei 7000 Punkten gestanden hätte, hätte man ein solches Zertifikat für 175.000 Euro kaufen können. Steht der DAX am Abrechnungstag bei 7.700 Punkten, hat man 10% verdient, oder 700 x 25, also 17.500 Euro.

Kauft man hingegen statt des Zertifikates einen Futurekontrakt mit dem Preis 7.000 und demselben Abrechnungstag, so braucht man nur einen Einschuß von einigen Prozent zu zahlen, z. B. 10% oder 17.500 Euro. Am Abrechnungstag ist der Kontrakt aber ebenfalls 192.500 Euro wert. Man müßte den vereinbarten Preis von 25 x 7.000 Euro = 175.000 Euro bezahlen, der Gewinn wäre also ebenfalls 17.500 Euro, genauso wie bei dem Zertifikat. Mit einem Unterschied: Man hat im zweiten Fall nicht 10% auf das eingesetzte Kapital verdient, sondern 100%.

Klar, wir alle freuen uns über Gewinne. Noch wichtiger aber ist, zu verstehen, wie sie zustandekommen. Deshalb habe ich dieses Thema heute gewählt, auch wenn es viele von uns sicher nicht unmittelbar betrifft. Auch kann ich in diesem Artikel viele wichtige und grundlegende Dinge zum Thema Futures nicht abdecken. Wichtig ist mir aber, auf die enorme Hebelwirkung von Futurekontrakten hinzuweisen. In unserem Beispiel ist der Hebel 10, nämlich eine Steigerung von 10% auf 100% in bezug auf das eingesetzte Kapital. Die Hebelwirklung sorgt gewissermassen für den Turboeffekt auf dem Finanzrummelplatz. Deshalb wundert es mich nicht, daß sehr viel Kapital, "Spielgeld", an die Terminbörsen strömt. Tatsächlich wird über die Terminbörsen heutzutage mehr Geld bewegt als über die Aktienbörsen.

Nun werden die Gewinne und Verluste an der Terminbörse aber von den Kursen an der Aktienbörse bestimmt. In der Nähe des Abrechnungstags versuchen daher die Akteure an der Terminbörse, die Aktienkurse an der Börsen durch Käufe und Verkäufe in die ihnen angenehme Richtung zu manipulieren, weil für sie durch die Hebelwirkung an der Terminbörse wesentlich größere Beträge auf dem Spiel stehen. Besonders wild geht es bei den Schwergewichten des DAX zu, weil man mit deren Hilfe den Index am besten manipulieren kann. Im Grunde wedelt also an der Terminbörse der Schwanz mit dem Hund.

Bei einer anderen Gelegenheit werde ich auf Optionen eingehen. Auch diese verfügen über Hebelwirkung und feste Ablauftermine, die Verfallstage. Deswegen treiben auch die Optionshändler kurz vor dem Verfallstag das Manipulationsspiel an der Aktienbörse. Alle drei Monate ist es besonders schlimm, weil da die Ablauftermine aller Arten von Optionen und Futures zusammenfallen. Morgen ist es wieder soweit. All jene, die auf den Turboeffekt dennoch nicht verzichten wollen, sollten für morgen lieber eine Probefahrt in einem Autohaus vereinbaren ...

Und zum Schluß ...
... gratulieren wir der Spezialchemiefirma SKW Trostberg zum besten Firmenergebnis ihrer Geschichte. Freilich hat man dieses Ergebnis nach neuen Bilanzierungsregeln ermittelt, nämlich nach den International Accounting Standards, die an den US-Rechnungslegungsbestimmungen, den US-GAAP angelehnt sind. Daß dies zur Verbesserung beigetragen haben könnte, ist freilich reine Spekulation. Ein paar Unterschiede zwischen deutscher Buchführung und US-GAAP könnt Ihr hier nachlesen.

Über Terminmärkte, Eure Erfahrungen mit Verfallstagen und Bildschirmabstinenz unterhalten wir uns im Forum Närrische Sicht.

[kristopher]

danke,
ein schönes wochenende
krisi
ps.
meine steigen schon wieder,ein bißchen jedenfalls.